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Full text of "Freiburger Diözesan-Archiv"

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Freiburger 
Diozesan-Arc... 


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Verein für 
Geschichte, ... 











IN COMMEMORATION OF THE VISIT OF 
HIS 


ROYAL HIGHNESS 
PRINCE HENRY OF PRUSSIA 
MARCH SIXTH,1902 
ON BEHALF OF HIS MAJESTY 
THE GERMAN — 


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> PR ESENTEDBYARCHIE 









ED CARY COOLIDGE PH. 
‚ASSISTANT PROFESSOR OF HISTORY. 


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Freiburger 


Diöceſan-Archivb. 


no 


Organ 
des kirchlich-hiſtoriſchen Vereins 
für 
Geſchichte, Alterthumskunde und Hriftlide Kunft 
ber 
Erzdiöcele Freiburg 
mit Beruhfihtigung der angrenzenden Diöceſen. 


—_— — — 


Siebzehnter Band. 


Mit einer lithographirten Beilage. 


Freiburg im Vreisgan. 
Herder’she Verlagshandlung. 
1885 


Zweignieberlaffungen in Straßburg, Münden und St. Louis, Mo. 


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Das Recht der Ueberſetzung in fremde Sprachen wird vorbehalten. 


PER = = — — — — — 


Buchdruderei der Herder' ſchen Verlagsbandlung in Freiburg. 


B3orwort. 


— — 


In dem Erſcheinen des gegenwärtigen ſiebzehnten Bandes iſt eine 
ſtarke Verſpätung eingetreten; über die Urſache davon hat der Unter— 
zeichnete ſeiner Zeit die verehrlichen Mitglieder anderwärts benachrichtigt: 
die Amtsführung als Prorector der Univerſität für 1884—85 machte 
es vor Neujahr nicht möglich, auch die Geſchäfte der Redaction des 
Diöceſan-Archivs zu beſorgen. Die Verſpätung ſoll, wie ich hoffe, 
durch das raſchere Erſcheinen der nächſten Bände wieder ausgeglichen 
werden. 

Im Uebrigen hat ſich der Verein auf ſeinem befriedigenden Stande 
erhalten: wir haben allerdings auch dieſes Mal eine beträchtliche Zahl 
von Todesfällen unter unſern Mitgliedern zu beklagen, — die dadurch 
entſtandenen Lücken ſind jedoch zum großen Theile durch Neuanmeldungen 
wieder gedeckt worden. 

Das Necrologium Friburgense, welches im vorigen Bande be: 
gonnen wurde, ift im gegenwärtigen nad dem projectirten Umfange (als 
Nefrologium de erjten halben Jahrhunderts der Erzdiöceſe) zum Ab— 
ſchluß gebradt. Da auch eine Separatausgabe beabjichtigt war, jo wäre 
eine weitere Theilung und damit eine längere Verſchiebung jtörend ge: 
worden. 

Wie in dem Nachwort bemerkt iſt, gedenke ich das Nekrologium 
von 1878 ab im Diöceſan-Archiv fortzuſetzen und ſpäter dem jeweiligen 
neuen Bande ein Jahres-Nekrologium anzuſchließen. Damit bietet ſich 
die Möglichkeit, die Angaben im Einzelnen zu erweitern, die beſonderen 
Erlebnijfe, Bemühungen, Verdienſte u. ſ. m. der Verjtorbenen zu wür— 
digen und hervorzuheben. Zu diejem Zwecke richte ich an Alle, melde 
es in Zukunft angehen wird, das freundliche Geſuch, bei vorkommenden 


iv 


Todesfällen von Bekannten und Freunden mir die nöthigen Mittheilungen 
über Leben und Wirken berjelben zugehen zu Lafien. 

Shlieklid werben jene Herren Mitarbeiter, deren Beiträge für 
dieſes Mal zurüdgelegt bleiben mußten, nochmals um Geduld und Nach— 
fiht erſucht; das rajchere Erſcheinen der nächſten Bände wird ihren 
Wünſchen gerecht werden koͤnnen. 


Sreiburg i. B., im Juni 1885. 


Prof. Dr. König. 





Verzeihniß 
der Mitglieder im Jahre 1885. 


»rotectoren. 


©. Ercellenz der hochwürdigſte Erzbiihof Dr. Johannes Baptiita 
Drbin zu Freiburg. 

S. Biſchöfliche Gnaden ber hochwůrdigſte Biſchof Andreas Räß 
zu Straßburg. 

S. Durchlaucht der Fürſt Karl Egon zu Fürſtenberg. 

S. Durchlaucht der Fürſt Karl von Löwenſtein-Wertheim— 
Roſenberg. 


— — —— 


Ehrenmitglieder, 


Die hochwürdigſten Herren 
Dr. Karl Joſeph v. Hefele, Biſchof von Rottenburg. 
Dr. Anton v. Steichele, Erzbiſchof von München-Freiſing. 


Somite- Mitglieder. 


Herr Dr. 5. 2. Baumann, f. f. Arhivar in Donauefhingen. 
„ Dr. 2. 8. Käftle, Pfarrer in Grunern. 
„ Dr. A. Kaufmann, fürfl. Archivar in Wertheim. 
„ Dr. 3. König, Profefior an ber Univerfität Freiburg. 
„ Dr. 3. Köffing, Domcapitular in Freiburg. 
-» 3. Marmon, Domcapitular if (Freiburg. 
„ Dr. 9. Rolfus, erzb. Geiftl. Rath und Pfarrer in Sasbach am Rhein. 
„ €. Sänelf, fürftl. Arhivar in Sigmaringen. 


Ordentliche Mitglieder. 


Herr Fr. Abele, Pfarrer in Eljenz. 


P. % Albert, Pfarrer in Doffenheim. 

G. Amann, Decan, Pfarrer zu Waldkirch bei Walbshut. 
%. Amann, Stabtpfarrer in Billingen. 

P. Anaftafius, Kapuziner in Luzern. 

D. Anjelm, Piarrer in Schutterwalb. 

W. Anjelm, Pfarcer in Bamlach. 

E. Armbrujter, Oberamtsrichter in Bruchſal. 

R. Bader, Pfarrer in Zeuthern. 

G. Balzer, Pfarrer in Nordrad). 

.v. Banf, Pfarrer in Herbiwangen, 

Fr. Baumann, Pfarrer in Bobman. 

A. Baur, Pfarrer in St. Trubdpert. 

P. 3. B. Baur im Gapucinerflofter zu Briren, Tirol. 
$ Baur, Pfarrer in Dietershofen (Hobenzollern). 

. Baur, Pfarrer und Decan in Schwörſtetten. 

. Bed, Decan und Stabtpfarrer in Triberg. 

. Bed, Pfarrer in Mühlenbach. 

R. Behrle, Domcapitular in — 

Dr. v. Bendel, Domdecan in Rottenburg. 

% Benz, Decan und Stabtpfarrer in Karlsruhe. 

W. Berger, Pfarrer in Prinzbadh bei Lahr. 

M. Bernhard, Pfarrer in Stimpfadh, D.:A. Krailsheim, 
F. Beutter, Dompräbendar in Freiburg. 

K. Beyerle, Anwalt in Gonftanz. 

P. Beyerle, Pfarrer in Eichtersheim. 


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Bibliothek bes Gapiteld Biberach (Württemberg). 


„Capitels Conſtanz in Allensbad. 

f. f. Arhivs in Donauejdhingen. 
Bened.-Etiftes Einfiedbeln, 2 Expl. 
Bened.»Stiftes Engelberg. 

Gapiteld Engen (in Mauenheim). 

Gapitels Ettlingen. 

ſtädtiſchen Archivs in Freiburg. 
„ Gapitels Gmünd (Württemberg). 

der fönigl. Univerfität Göttingen. 

bes Gapıtels Haigerlod in Haigerlod. 

„ Eapiteld Hechingen in Groſſelfingen. 

ber Verbindung Hercynia in Freiburg. 

bes Gapiteld Horb in Altheim (Württemberg). 

„ fath. Oberftiftungsraths in Karlsrube, 
Gapiteld Lahr in Lahr. 

Gapitels Lauda in Grünsfeld. 

Capitels Linzgau in Salem. 

Gapiteld Mergentheim in Nieberftetten, D.:A. Gerabronn (Wribg.). 
Gapitels Mühlhauſen in Neuhaufen, A. Pforzheim. 
Bened.:Stiftes zu St. Bonifaz in Münden. 
Capiteld Oberndorf (Württemberg). 
Capitels Offenburg. 

Gapiteld Philippsburg in Oberhaufen. 
Gr. Gumnafiums in Raftatt. 

Gapitel8 Ravensburg (Württemberg). 
„ Gapiteld Riedlingen (Württemberg). 

ber Bisthumspflege in Rottenburg. 

bes Gapiteld Rottweil (Württemberg). 

„ Lereins „Schau in’s Land“ in Freiburg. 


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Bibliothek des Gapiteld Schömberg in Margaretenhaufen (Württemberg). 
" „ erzb. Seminars in St. Peter. 

„ Eapitels Sigmaringen in Zafertsweiler. 

„ Gapiteld Spaichingen. 

„ Domcapiteld Speier. 

„ Eapiteld Stodad in Bodman. 
ber Univerfität Straßburg. 
des Capitels Stuttgart zu Cannſtatt (Württemberg). 

„ Kantons Thurgau (in Frauenfeld). 

„ Wifhelmitiftes in Tübingen. 
ber Leop.-Sopb.»Stiftung in Leberlingen. 
des Gapitels Ulm in Söflingen (Württemberg). 

„ Gapiteld Beringen in Trochtelfingen. 

„ Gapitele Villingen in Löffingen. 

„ Lehrinitituts Et. Urſula in Billingen. 

„ Gapiteld Waldfee in Untereilendorf (Württemberg). 

„ Gapitels Wiblingen bei Ulm in MWiblingen. 

„ fürftl. Arhivs zu Wolfegg, DA. Waldſee. 

„ Gapitels Wurmlingen in Nendingen, D.:A. Tuttlingen. 
Herr M. Binder, Pfarrer in Echwerzen. 

» 8. €. Birk, Pfarrer in Großſchaffhauſen, D.:A. Laupheim, 

„» & Birf, Pfarrverweſer in Müllheim. 
J. N. Birkle, Pfarrer in Krauchenwies. 
M. Birkler, Decan und Pfarrer in Ohmenheim, O.⸗A. Neresheim (Wrtbg.). 
A. Boch, Pfarrer in Dörlesberg. 
A. Bock, Pfarrer in Salem. 
Freiherr J. Fr. v. Bodman zu Bodman. 
A. Böhler, Piarrer in Hofsgrund. 
K. Bopp, Decan und Pfarrer in Handſchuchsheim. 
F. Boſcher, Piarrer und Schulinfpector in Gosheim, O.“A. Spaichingen. 
E. Boulanger, Domcapitular in Kreiburg. 
&. Braun, Pfarrer in Erzingen. 
Dr. St. Braun, Redacteur in freiburg. 
MA. Brengartner, Pfarrer in Gottmadingen. 
MA. Breunig, Geiftl. Lehrer am Gymnaſium in Raftatt. 
F. Brommer, Pfarrer in Sasbachmwalden. 
&. Brugier, Münflerpfarrer in Gonftan;. 
F. Brunner, Pfarrer und Camerer in Ballrechten. 
%. Brunner, Piarrer in Iffſezheim. 
J. Bud, Stadtpfarrer in Oberfird. 
Dr. 4. Bühler, Profeſſor an ber Univerfität Zürich. 
&. Buhl, Pfarrer in Böttingen, O.⸗“A. Spaihingen (Württemberg). 
R. Bumiller, Pfarrer in ronftetten (Hohenzollern). 
2. Bundſchuh, Stabtpfarrer zu St. Stephan in Conſtanz. 
K. Bunkofer, Pfarrer in Vimbuch. 
&. Burger, Pfarrer in Rorgenwies bei Stochach. 
M. Burger, Pfarrer in Kreenheinitetten. 
Th. Burger, Stadtpfarrer in Hüfingen. 
Dr. Burkhart, Pfarrverweier ın Neuenburg. 
H. Ehrift, Pfarrverweſer in Pforzheim. 
%. Chriſtophl, Pfarrer in Ofterburfen. 
Dahl, Pfarrer in Kirrlach. 
. Dammert, Director des Gymnaſiums in Freiburg. 
. Danner, Stadtpfarrer in Sädingen. 
K. Dieſſenhofer, refign. Piarrer von Hochemmingen, 3. 3. in Conſtanz. 
A. Dietrich, Pfarrer in Niederrimfingen, 
J. Ehr. Diez, Stabtpfarrer und Decan in Wallbürn. 
N. Diez, Geiftl. Rath und Stadtpfarrer in’ Stodad), 
. Difch, Pfarrer in Dttersdorf. 
C. Diſchinger, Alte-Bürgermeifter in Bolljchweil. 


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Herr %. Döbele, Pfarrer in Görwihl. 
» 8. ©. Dold, Pfarrer in Birndorf. 
Dr. Tb. Dreber, Religionslebrer am Gymnaſium in Hedingen. 
A. Dreier, Pfarrer in Hödingen, db. 3. in Raithaslach. 
A. Dürr, Pfarrer in Unterbalbad, A. Biſchofsheim. 
W. Dürr, Hofmaler in Freiburg. 
E. Eckhard, Pfarrer in Yautenbad). 
F. W. Edert, Pfarrer in Königheim. 
. Eggmann, Pfarrer und Schulinfpector in Bergatreute, D.:A. Walbfee. 
. Eglau, Pfarrer in Unzhurſt. 
G. Ehrat, Piarrer in Merzbaujen. 
9. Ehrensberger, Profeflor am Progymnafium in Tauberbiſchofsheim. 
J. Einhbart, Pfarrer in Noggenbeuren. 
Dr. F. Eifele, Hofrath, Profeſſor an der Univerfität — 
Aug. Eiſele, Pfarrer in Friedenweiler. 
Em. Eiſele, Pfarrer in Bettmaringen. 
Eug. Erfere, Pfarrer in Reiſelfingen. 
8. Eifen, Pfarrer in VBermatingen. 
3. Eifen, Stabtpfarrer in Ueberlingen. 
r. Elble, Piarrer in Großſchönach. 
en. Engert, Pfarrer in Waldmühlbad). 
. B. Engefier, Gaplan in Neudingen. 
.H. Engelfer, Privatdocent und praft. Arzt in Freiburg. 
© Erdrich, Pfarrer in Ulm. 
Faldner, Pfarrer in Neuweier. 
Bu Pfarrer in Dos. 
ehrenbach, Pfarrer in Gündelwangen. 
5. Fehrenbach, Pfarrer in Erlach. 
Fehrenbacher, Decan und Pfarrer in Banfholzen. 
. Fink, Piarrer in Oberlaudringen. 
Flum, Pfarrer in Böhringen. 
Fräßle, Pfarrer in Gurtweil. 
rev, Pfarrer in Appenweier. 
riſch, Pfarrer in _Kolbingen, DA Zuttlingen. 
Fritz, Pfarrer in Speſſart, Decanat Ettlingen. 
. Fri, Pfarrer in Hügelsheim. 
Fröhlich, Pfarrer in Bühl, Decanat Klettgau. 
. Fuchs, Caplan in Oberwinden. 
. Gänsbirt, Pfarrer in Eppingen. 
r. F. Gagg, prakt. Arzt in WMeßkirch. 
. M. Gaiſer, Gymnaſiums⸗ Rector in Ellwangen. 
. Gamp, Pfarrer in Bernau. 
. A. Gehr, Gorrector in Freiburg. 
.Gehri, Pfarrer in Eitenheimmünfter. 
€. Geiger, Pfarrer in Hobentbengen. 
Th. Gerfelbart, erzb. Geiſtl. Rath und Stadtpfarrer in Cigmaringen. 
J. Geier, Pfarrer in Degernau. 
A. George, Pfarrer in Lottftetten. 
Ph. Gerber, Pfarrer in Frieſenheim. 
F. Giefler, Pfarrer in Oppenau. 
©. Göjer, Pfarrer in Ahlen, DA. Biberach. 
V. Goͤlinger, Pfarrer und Decan in St. Leon. 
Bened. Gottwald, im Bened.-Stift Engelberg (Schweiz). 
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A. Grimm, Pfarrer in Grießen. 
. Groß, Pfarrer in Rohrbach bei Triberg. 
. Groß, Pfarrer in Watterdingen. 


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J. N. Gſchwander, peni. Pfarrer in Gottenheim. 
W. Guſtenhoffer, Pfarrer in Eſchbach. 

J. Guth, Pfarrer in Riegel. 

Th. Guͤlgefert, Pfarrer in Lichtenthal. 


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ämmerle, — in — 
ättich, Pfarrer in Nußbach bei Triberg. 
afen, Stabtpfarrer in Stüblingen. 
Dr. ©. Hafner, praft. Arzt in Klofterwald. 
Hagg, Pfarrer in Feldkirch (Vorarlberg), Generalvicariatsrath. 
albig, Stabtpfarrer und Gamerer in Lauda. 
anjer, Decan und Pfarrer in Bleihheim. 


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Dr. 9. Hansjatob, Etadipfarrer von St. Martin in Freiburg. 
F. X. Hauenitein, Pfarrverweier in Zunsweier. 

9. Haug, Pfarrer in Hochdorf bei Freiburg. 

U. aury, Pfarrer in Lienheim. 

G. 8 aujer, Dompräbendar in Freibutg. 

— auſer, Decan und Pfarrer in Ehingen bei Engen. 


. & Hausmann, Biarrer, 5. 3. in Leben. 
aufcel, Piarrer in — DU. Rottweil (Württemberg). 
eisler, Pfarrer in Volfertshaufen. 
ennig, Pfarrer in Selbach. 
— Kaufmann in Freiburg. 
dt-Vanotti v. Pflummern, in Rom. 
pler, Pfarrer und Decan in Pülfringen. 

‚ PBlarrverwefer in Oberhauſen. 
erlin, Decan und Pfarrer in Allensbach. 
ofele, Piarrer in Ummendorf (Württemberg). 
önig, PBiarrer im Hattingen. 
örnes, Pfarrer in Möggingen. 
BlIe, Piarrer in Hoppetenzell. 
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. Ebr. Hofmann, Pfarrer in Hemsbach. 
er Pfarrer in Pfaffenweiler. 
‚ Stadtcaplan in Rottweil a. N. 
— Pfarrer in Schuttern. 
. ©. Hubersislorsperg, f. württ. Major a. D. in Bregenz. 
ber, Pfarrer in Bellingen. 
g, Oberfliftungsrarb in Karloruhe. 
mmel, Pfarrer in Ebnet. 
nd, Pfarrer in Elzach. 
ger, Secretär und Stadtarchivar a. D. in Freiburg. 
äger, Pfarrer in Kirchzarten. 
. Jagemann, Oberamtmann a. D. in Freiburg. 
örger, Pfarrer in Mörſch bei Mühlburg. 
ärcher, Gapları in Debningen. 
raf Heinrich v. Kagened im jfreiburg. 
Graf Dear dv. Kagened in Freiburg. 
A. Kaier, Decan und Stadtpfarrer in Löffingen. 
A. Kamm, refign. Pfarrer in Gengenbadh. 
E. Karcher, Cooperator ber St.-Martinspfarrei in Freiburg. 
Dr. 3. 9. Keller, Pfarrer in Gottenheim. 
J. N. Keller, Pfarrer in Sidingen. 
DM. Keller, erzbifchöfl. Regiftrator in Freiburg. 
D. Keller, Pfarrer in Breitnau. 
K. Rerber, Pfarrer in Hodenheim. 
AH. Kern, Pfarrer in Oberharmersbac. 
W. Kernler, Pfarrer in Steinhofen, A. Hebingen. 
X. Kefler, Pfarrer in Dettlingen. 
Kepler, erzbiihöfl, Hofkaplan in Freiburg. 
J Kilſperger, Pfarrer in Scherzingen. 


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Herr 2 Kibling, Stadtpfarrer in Zell im Wieſenthal. 

„ 8 Klaiber, Dean und Stabtpfarrer in Mengen. 
1 Klein, Pfarrer in Ortenberg. 

rx. F. J. Knedt, Münfterpfarrer und Domcapitular in Freiburg. 

EN Knieriem, Pfarrer in Glotterthal. 

Knittel, Seiftt. Rath und Regens im erzb. Seminar zu St. Peter. 
J. P. Knittelmaier, Lehrer in Moosbach in Niederbayern. 
Dr. 4. Knöpfler, Lycealprofeſſor in Paſſau. 
C. Koch, Stadtpfarrer in Mannheim. 
D. Koh, Piarrer in Steinhaufen (Württemberg). 
3 Koch, Pfarrer in Kappel a. Rh. 
A. Köhler, Pfarrer in Zußdorf bei Ravensburg (Württemberg). 
A. König, Pfarrer in Sedad), 
A. Kohl, Decan und Pfarrer in Tafertsweiler. 
A. Koltef ratb, Pfarrverweſer in Wohl. 
%. G. Kollmann, Decan und Pfarrer in Unterfoden, DO.:A. Aalen (Wrtbg.). 
V. Kräutle, Pfarrer in Fulgenftadt, O.⸗«A. Saulgau. 
Dr. %. & Kraus, Profejlor an der Univerfität Freiburg. 
P. ee Decan und Pfarrer in Denfingen, O.A. Spaichingen. 
M. A. Krautb, Geiſtlicher Rath und Ordinariats-Aſſeſſor in — 
J. Krebs, Banquier in Freiburg. 
A. Krieg, Pfarrer in Hedlingen. 
Dr. 6. Krieg, Profeſſor an der Univerfität Freiburg. 
4 X. Rriegiii ötter, Stadtpfarrer in Munderfingen, DA. Ehingen. 

. K. Krizowoky, Piarrer in St. Georgen. 
4 Krug, Pfarrer in Nedarbaufen, A. Ladenburg, 

Kurz, Stadtpfarrer in Kippenbeim. 
9. Kuttruff, Decan und Pfarrer in Kirchen. 
. Ruß, Pfarrer in Bohlsbach. 
. Lanbdherr, Pfarrer in Münchweier. 
. Lanz, Pfarrer in Empfingen. 

aubis, Geb. Hofrath in Sreiburg. 


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auer, "Pfarrer in Hilsbadı. 
audert, Curat in Laiz. 
. Rederle, Pfarrer in Wehr. 
. Leibinger, Pfarrer in Dingelsborf. 
gender, Geiftl. Rath, Decan und Pfarrer in Sasbadı. 
ender, Geiſn. Rath, d. 3. in Sigmaringen. 
o, Dompräbendar in Freiburg. 
eggus, Piarrer in Möhringen. 
iehl, Pfarrer in Jehtingen. 
ienbard, Pfarrer in Weiher bei Bruchſal. 
indau, Kaufmann in Heidelberg. 
indner, Eooperator in Thaur bei Hall (Tirol). 
ipp, Parrer in Heidelsheim. 
er, Pebrer in Sigmaringen. 
öf fet, Pfarrer in Heimbach. 
öffler, Pfarrer in Zell a. U. 
J G. Lorenz, Pfarrer in Neuſatz. 
W. lumpp, ven!. Pfarrer in Breiſach. 
Dr. 9. Maas, erzb. Officialatsrath in Freiburg. 
% Mader, DOberftiftungsratb in Karlsruhe. 
Dr. Ad. Maier, Geijtl. Rath und Profeffor an der Univerfität Freiburg. 
E. Maier, Pfarrverweier in Schwarzach. 
L. Marbe, Anwalt in Freiburg. 
J. Martin, Decan und Pfarrer in Göggingen. 
Th. Martin, . f. Hofcaplan in Heiligenberg. 
% P. Marg, Pfarrer und Gamerer in Altfchweier. 
Dr. ®. Mattes, Stabdtpfarrer in Weingarten (Württemberg). 
8. Maurer, Pfarrer in Wöſchbach. 


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Hear C. Mayer, Dompräbendar in —— 


U UT ET Ra HH RU Ta U a U ESEL ST RR AT RZ RR CS CR GR I CR CK DR GR CK CI DI GR TI I GR RR CR TI CR GR II CR IT RR TI TR I U a a a 


V 


Fr. Meapver, Pfarrverweſer in 
Mayer, Pfarrer in Oberurnen, Canton Glarus (Schweiz). 


oll bei Hechingen. 


Dr. J. Mayer, Vicar in Raſtatt. 

HH. Weergele, Pfarrer in Haueneberſtein. 

A. Weg, Stadtpfarrer in Bräunlingen. 
- X. Miller, Stabtpfarrer in Gamertingen. 
. Mobr, Pfarrer in Leipferbingen. 


Dr. 
®. 


. Mone, Gymmnafialprofeflor a. D. in Karlsrube, 
orent, Decan und Stadtpfarrer in Tettnang. 


K. Mojfer, Stabtpfarrer in Gttenheim. 
A. Müller, Pfarrer in Limpad. 

B. Müller, PBiarrer in Riedern. 

ZH. Müller, Pfarrer in —— 


2. I 


urat, Stabtpfarrer in Kenzingen. 


%. Murd, Pfarrer in Sclettitadt. 

I. Nabım, Pfarrer in Mauenheim, Bez. Engen. 

R. Menning, Pfarrer in Oberried. 

G. Neugart, Piarrer in Singen. 

Wreiberr 7%. v. Neveu, in freiburg. 

B. Millius, Pfarrer in Horn. 

Dr. K. Nörber, Kloiterfeelforger in Baben, 

3. €. Notbhelfer, Pfarrer in St. Ulrich. 

Arn. Nüjchelersüfteri, Secretär der Finanzdirection in Zürich. 
G. O berle, Stabtpfarrer zu Er. Paul in Bruͤchſal. 


. NM 
u 


. Oberle, Pfarter in Dauchingen. 


. Dberle, Pfarrer in Marlen. 


Pfeter, Pfarrer in Thannheim. 
2 x. Pfirfig, Geiftl. Rath, emer. Decan und Piarrer’ in Ebersweier. 
F. Pfiſter, Pfarrer in Betra. 
r. Pfiſter, Pfarrer in Nußloch. 
F Pfifter, Pfarrer in Heiligenzimmern. 
S. Pfreundſchuh, Pfarrer in Gommersborf. 
3. PBrailes, Pfarrer in Richen. 
E. Pyhrr „zum Kopf“ in Freiburg. 
R. NRauber, Pfarrer in Schapbad. 
I. Meeß, Piarrer z. 3. in Herrenwies, 
K. Meich, Stadtpfarrer in Schönau. 
GE. Reinfried, Pfarrer in Moos. 
Graf P. v. Reiſchach, päpftl. Hausprälat in Jartberg bei Künzelsau. 
%. N. Renn, pen. Pfarrer und Gamerer in Kirchhojen. 
$. Rhomberg, Pfarrer in Ridenbad,. 
&. Nieder, Pfarrer in Wolfach. 
. &. Ries, Pfarrer in Werbadhhaufen. 
& Miefterer, Pfarrer, d. 3. in Elchesheim. 
5. NRiefterer, Pfarrer in Liptingen, d. 3. in freiburg. 
Aa. MRimmele, Pfarrer in Bombadı. 
H. v. Rint, Freiherr, in Freiburg. 
PR. v. Rint, Freiherr, Pfarrer in Sandweier, 
SM. Mintenburger, Pfarrer in Altheim, A. Ueberlingen. 
E. Riſtzenthal er, Kloſterbeichtvater in Offenburg. 


8 


9. R. Rochels, Stadtpfarrer in Buchen. 
EHr. Roder, Profefjor in Villingen. 


Öberer, Pfarrer in Stein am Kocher. 


Xu 


Herr J. Rotbenbäusler, Pfarrer in Laimnau, O⸗A. Tettnang. 
„ 8. Rothenhäusler, Pfarrer in Egisheim, O.“A. Spaichingen. 

9. Rubdiger, Stabtpfarrer in Meersburg. 

F. Rudolf, Stabdtpfarrer in Rabolfszell. 

Dr. K. Rüdert, Profefior am Gymnafium in Freiburg. 

Dr. 4. v. Rüpplin, Pfarrverwejer in Hagnau. 

€. Ruf, Pfarrer von Menningen, 3. 3. in Immendingen. 

Pb. Ruppert, Profejior am Gymnaſium in Mannheim. 

I. G. Sambetb, Piarrer und Schulinipector in Ailingen (Württemberg). 

Dr. 3. G. Sauter, Stabtpfarrer und Schulinfpector in Laupheim. 

R. Sauter, Pfarrer in Obereggingen. 

B. Sauter, Pfarrer in Imnau— 

2. Sayer, Stabtpfarrer in Meßkirch. 

Dr. 8. 5. Schäfer, Fünigl. Divifionspfarrer in Gonftanz. 

D. Schäffner, Pfarrer in Schönwalb. 

M. Schäfle, Pfarrer in Grafenhaufen. 

. Schhaufler, Pfarrer in Schludjee. 

. Schele, Piarrer in Gündlingen. 

Schell, Pfarrer in Pe 

Schellbammer, Pfarrer in Buchenbach. 

Schellhammer, Stadtpfarrverwejer in Hedingen. 

Shen, Pfarrverweſer in Gonftanz. 

Schenz, Piarrer in Roth a. d. R. (Württemberg). 

Scherer, Pfarrer in Ruolfingen. 

Scherer, Stadtpfarrer in Todtnau. 

r. A. Schill, Director, und Privatdocent der Theologie in Freiburg. 

. Schill, Stadtpfarrer und Decan in Tbiengen. 

. Sıilling, Kaplan in Biberadh (Württemberg). 

r. 9. Schindler, Geifll. Lehrer in Sasbach. 

. Shirmer, Echulinipector und Pfarrer in Emmerfeld (Württemberg). 

. Schlee, Pfarrer in Arlen bei Singen. 

Schlotter, Plarrer in Meldingen. 

Schmalzl, Pfarrer in Heudorf, A. Stodad. 

Schmieder, Dompräbendar in freiburg. 

Schmieberer, Pfarrer in Durmersheim. 

r. Schmid, Piarrer in Lommis. 

. Shmidt, Dombecan in Freiburg. 

. Th. Schmidt, Beneficiat in Ueberlingen. 

' mibdt, Pfarrer, 3. 3. in NReihenau:Oberzell. 

mitt, Pfarrer in Ottenböfen. 

Schneiderhan, Pfarrer in Steiklingen. 

chnell, Decan und Stabtpfarrer in Haigerloch. 

chober, Beneficiat in Conſtanz. 

t. Schöttle, Pfarrer in Oberrimfingen. 

töter, Stabdtpfarrer in Rheinfelden, Canton Aargau. 

hroff, Piarrer in Todtnauberg. 

uler, Pfarrverweſer in Stein. 

. Schultes, Pfarrer in Helméheim. 

ulz, Pfarrer in Oberweier bei Labr. 

wab, Pfarrer in Schienen. 

. Schweiger, Pfarrer in Wichre. 

. Schweizer, Pfarrer in Merdingen. 

. Shwörer, Pfarrer in Hilzingen. 

eldner, Profeſſor am Gymnaſium in Freiburg. 

. F. Sibenrod, Pfarrer in Oſtrach. 

Siebold, Pfarrer in Rötbenbadh. 

K. Siegel, Stadtdirector in Pforzbeim. 

5. Späth, Pfarrer in Forbach. 

U. Spiegel, Decan und Stabtpfarrer in Mosbach. 

El. Sprich, Pfarrer in Dürrheim, 


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5. Sprid, Pfarrer in Lippertsreuthe. 
Dr. 3. Sprotte, Religionslehrer am Gymnafium in Oppeln (Schlefien). 
%. Stapf, Piarrer in Altheim. 
&E. Start, Pfarrer in Aſſamſtadt. 
PB. Staubdenmaier, Pfarrer in Sulz. 
IR. Stau, Stabtcaplan und Schulinfpector in Rottweil (Württemberg). 
AH. Stehle, Pfarrer in Gruol. 
9. Steiert, Profefjor am Gpmnafium in — 
P. Benvenut Stengele im Minoritenkloſter in Würzburg. 
E. Stern, Pfarrer in Plittersborf. 
. Stodert, Stabtpfarrer in Burfheim. 
TB. Störf, Pfarrer in Bleibad. 
. A. Storz, Pfarrer und Decan in Oberhaufen bei Wagbäufel, 
Rob. v. Stogingen, Freiherr, in Steißlingen, 
K. Strattbaus, Piarrer, mit Abſenz in Karlsruhe. 
H. Straub, Domcapitular in Straßburg. 
K. Straub, Stadtpfarrer in Donauefhingen. 
N. Straub, Pfarrer in Diftelhauien. 
8. Streider, Pfarrer in Munbdelfingen. 
A. Striegel, Piarrer in Altenburg. 
K. Strittimatter, Pfarrer in Kürzel, 
K. Suibter, Pfarrer in Seefelden. 
%. Thoma, Pfarrer in Beuggen. 
FB. Tbummel, Stabtpfarrer in Böhrenbad. 
$. Treiber, Gamerer, Pfarrer in Mühlhauſen bei Engen. 
J. B. Trenkle, Secretär am Verwaltungshof in Karlsruhe. 


F. X. Urnauer, Decan und Pfarrer in Schömberg, DA. Rottweil. 
J. D. Usländer, Pfarrer in Güntersthal. 

B. Bivell, Piarrer in Biberad. 

A. Bögele, Secretär bei d. erzb. Orbinariat in Freiburg. 

Dr. 3. Bohezer, Pfarrer in Schweinbaufen, Poſt Biberach. 

A. WBogel, Gaplan in Eigeltingen. 

K. Bo Pfarrer in Hondingen. 

J. R. Wagner, Pfarrer in Kappelwinded. 

TR. Wagner, Pfarrer in Herdern. 


A. Wahl, Gamerer und Pfarrer in Deißlingen, O.“A. Rottweil, 
. Waldmann, erzb. Geiftl. Rath und Pfarrer in Orfingen. 
A. Walt, Pfarrer in Oberfädingen. 
FB alter, Pfarrer in Gutmabdingen. 

- Walter, Pfarrer in Hollerbad). 
Wambold, Freiherr, in Groß-Umftabt. 
FB arth, Stabtpfarrer zu St. Damian in Bruchſal. 
FB asmer, Kreisfhulratb in Bruchſal. 
FB ebinger, Pfarrer in Ling (Baden). 
Sm. Wehrle, Pfarrer in Griesheim bei Offenburg. 
5. Beidum, Official und Domcapitular in Freiburg. 
Th. Weiler, Pfarrer in Deggenhauien. 
x. Weiß, Pfarrer in Balg. 
Dr. 3. B. Beiß, Ef. E. Regierungsratb und Profeſſor der Geſchichte in Graz. 
IB. eiß, Piarrer in Urfeffen. 
K. Welte, Pfarrer in Kappel bei Lenzkirch. 
Dr. F. ®. Werber, Gaplaneiverwejer in Rabolfszell. 
KH. Werni, Pfarrer in Achdorf. 
5. Werr, Pfarrer in Rohrbach bei Heidelberg. 

NM. Widmann, Pfarrer, d. 3. in Offenburg. 

. Wiehl, Pfarrer und Camerer in Langenargen, O.A. Tettnang. 

&. Wiefer, Decan und Stabtpfarrer in Markdorf. 
Sr. Wielie, Pfarrer in Nußbach bei Oberkirch. 
Dr. 3. Wörter, Profeffor an ber Univerfität Sreiburg. 
8. Zängerle, Pfarrer in Oberbergen. 


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Herr K. 8%. Zapf, Pfarrer in Urach. 
. Zeitoogel, Pfarrer in Oberfchopfbeim. 

$ elt, erzb. Ardivar ın Freiburg. 

.Th. Zerr, Pfarrer in Muggenfturm. 
Fr. Zimmerle, Kirchenrath, Stadt: und Garnifons-Pfarrer in Stuttgart. 
H. Zimmermann, Pfarrer in Ulm bei Lichtenau. 
K. Zimmermann, Stabtpfarrer in Gernsbad. 
R. Zimmermann, Decan und Stabtpfarrer in Bruchſal. 
P. Zureich, Decan und Stabtpfarrer in Staufen. 


22 


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Geſtorben find jeit Ausgabe des vorigen Bandes: 


Bon den Fit. Herren Protectoren: 
©. Königl. Hoheit der Fürft Karl Anton von Hohenzollern, den 2. Juni 1885. 


Bon den Mitgliedern: 


. W. Amling, Pfarrer in Mali, 15. März 1885. 

. Baumann, Pfarrer und Decan in Leben, 3. Juli 1884. 

. G. Birf, Pfarrer in Müllheim, 23. Febr. 1884. 

. BÖLL, Privatpriefter in Goldbach bei Ueberlingen, 27. Dec. 1883. 

Chryſoſt. Burkhardt, Pfarrer in Wyhlen, 15. Juni 1885, 

. Deder, Pfarrer in Ichenheim, 2. Nov. 1884. 

. Dienger, refign. Stabtpfarrer von Neuitadt, 16. Febr. 1885. 

. Edelmann, Stiftungsverwalter in Gonftanz, 23. April 1885. 

. Faller, Pfarrer und Decan in Langenrain, 10. Mai 1885. 

. Fifhinger, Pfarrer in Ebersbach, D.:U. Saulgau. 

ambert, Pfarrer in Ilmſpan, 29. Juni 1834. 

ehr, Pfarrer und Gamerer in Zell a. H., 10. Juni 1884. 

. Grafmüller, Decan und Pfarrer in Baben, 1. April 1885. 
Hagg, Piarrer in Hepbach, 22, Aug 1884. 

aufer, Stabtpfarrer und Decan in Waldfird, 16. Oct. 1884, 

. X. Hosp, Piarrer in Böhringen, 6. Juli 1834. 

uggle, refign. Pfarrer von Ringsheim, 3. Jan. 1885. 

ulier, refign. Pfarrer von Zuzenhauſen, 24. Mai 1885. 

erler-Mallebrein in Karlsrube. 

E rzel, Pfarrer in Ettenheimmünfter, 27. Mai 1884. 

. %. Linz, Geiftl. Rath und Pfarrer in Kuppenheim, 8, Mai 1884. 

. Biobl, Pfarrer in Hofweier, 2. Mai 1885. 

. A. Rimmelin, Pfarrer in Hambrüden, 15. Dec. 1334. 

el. v. Röder, ;sreiberr, Oberft und Kammerberr in Karlsruhe, 3. Jan. 1885. 

oggenbach, Freiherr, in Krogingen, 1. Sept. 1884. 

auter, Decan und Pfarrer in Trochtelfingen, 3. Jan. 1885. 

. E. Schöttle, Pfarrer in Seekirch bei Buchau, 18. Dct. 1884, 

r. D. v. Wänker, Rechtsanwalt in Freiburg, 17. Febr. 1885. 


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Nachtrag aus früheren Jahren: 


Gſell, Pfarrer in Fiſchingen, 18. Juni 1882, 

Auftus Landolt, Gapitular in Einfiebeln, 15. Nov. 1883, 
Ignaz Ddermatt, Gapitular in Engelberg. 
€, 


m. 
P. 
P. 
52 Valois, Piarrer in Oberbaufen, 5. Mat 1882, 





1. 
2. 
3. 


4. 
5. 


6. 
7. 


XV 


Bereine und gelehrte Inſlitute, 
mit welchen der kirchl.-hiſt. Verein in Schriftenaustauſch ſteht: 


Allgemeine geſchichtsfotſchende Geiellichaft der Schweiz, in Bern. 

Hißoriſcher Verein für ben Niederrhein, insbefondere die Erzdiöcefe Köln, in Köln. 
Hiflorifcher Verein der fünf Orte Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, in 
Luzern. 

Hiftorifcher Berein des Gantons Glarus, in Glarus, 

Verein für Geſchichte und Altertbumsfunde in Hohenzollern, in Sigmaringen. 
Hiftorifcher Verein des Gantons Thurgau, in Frauenfeld. 

Germaniihes Mufeum zu Nürnberg. 


8. Gefellichaft für Beförderung ber Geihichte u. f. w. von fFreiburg, dem Breisgau 


9. 


10. 
11. 


12. 


29. 
30. 


und ben angrenzenden Lanbichaften, in Freiburg. 

Berein für Kunft und Altertbum in Ulm und Oberfhwaben, in Ulm. 
Hiftorifcher Verein für Unterfranken und Afchaffenburg, in Würzburg. 
Berein für Gefhichte und Naturgefhichte der Baar und ber angrenzenden Land: 
Ichaften, in Donauejdhingen. 

Berein für Gejchichte des Bodenſees und feiner Umgebung, in Tettnang und 
Sriebrihshbafen. 


. Hiftorifcher Verein für Oberpfalz und Negensburg, in Regensburg. 

. Königl. Württemb. Geb. Haus: und Staatsardiv, in Stuttgart. 

. Königl. Baver. Acabemie ber Wijienichaften, in Münden. 

. Berein für Erhaltung ber biftorifchen Denkmäler bes Elſaßes, in Straßburg. 
. Königl. Württemb, ftatiftifchtopograpbiiches Bureau, in Stuttgart, 

. Berein für Chemniger Gefhichte, in Chemnitz. 

. Maatschappij der nederlandsche Letterkunde, in Leyden. 

. Berein für Gefhichte der Stabt Nürnberg, in Nürnberg. 

. Berein bes „deutſchen Herold“ in Berlin., 

. Mufeums:PBerein für Vorarlberg, in Bregenz. 

. Verein für Thüringiſche Gefhichte und Altertbumsfunde, in Jena. 

. Görres-Gefellihaft, in Münden. 

. Gefellihaft für Salzburger Landeskunde, in Salzburg. 

. Verein für Gedichte ber Stabt Meißen, in Meißen. 

. Kongl. Vitterhets Historie och Antiquitets Akademien, in Stodbolm. 

. Comite d’histoire ecclösiastique et d’archeologie religieuse, zu Romans, 


Dep. Droöme. 
Hiftorifche und antiquarifhe Gefellihaft in Baſel. 
Hiſtoriſche Geiellfchaft für die Provinz Pofen in Bofen. 


Inhaltsangabe. 


Necrologium Friburgense. 
Profeflor Dr. König 
Ergänzungen und Beridhtigungen zur — Abteilung 
Statiftifche Ueberfiht nah Jahrgängen und Jahrzehnten 
Alphabetifches ee mit as des — 
Nachwort 
Beiträge zur Geſchichte der —— in den — — und 
Ettlingen (Fortſetzung und Schluß). Bon Secretär J. B. Trenfle 
Die Reliefbilder am ſüdlichen Hahnenthurme des Münſters zu Freiburg. 
Bon Hoffaplarn X. Kepler. (Mit einer litbogr, Beilage.) 
Beiträge zur Geſchichte der Orden in der Didcefe —— Von Dom: 
capitular Dr, v. Banotti 
Beiträge zur Chronif der vorberöfterreichifchen —— — 
bis zur Aufhebung. Von P. J. B. Baur in Brixen 
Kleinere Mittheilungen. 
1. Die Univerſitäts-Kapelle im a Müniter. Von Proefr 
Dr. König 
2, Beiträge zur Chronif bes P. — weüller. 
venut Stengele 
3. Urkundliches über die Pfarrei urlau. Bon Arqivar 6. Soneli 
4. Weber den Minoriten Albert, Biſchof von Pomeſanien. Von 
P. Konrad Eubel 
5. Literariſche Anzeige 


Zweite et 1847— 1877, Bon 


1744 


— P. en 


Seite 
1111 
112—114 

115 
116—127 
123—130 
131—151 
153—195 
197—243 


245—289 


290—292 


292—298 
208-301 


301—306 
306 


Necrologium Friburgense. 
1827—1877. 


Berzeihnik der JPriefier, welde im erfien Semifäculum des Befiandes der 
Erzdiöcefe Areiburg im Gebiete und Pienfte derfelden verfiorden find, 
mit Angabe von Jahr uud Tag der Geburt, der Priefierweiße 
und des Todes, der Erte ihres Wirſtens, ißrer Stiftungen 

und literarifgen Leitungen. 


Beitrag zur Perſonalgeſchichte und Statiſtik der Erzdiöcefe. 


Gefammelt und herausgegeben 


von 


Profefior Dr. I. König. 


Zweite Abtheilung: 1847— 1877. 


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184%. 


1. Amann Joſeph Anton, geb. zu Renzing (Vorarlberg) 1784, 
orb. 14. Sept. 1808, Pfarrverwefer und 1823 Pfarrer in Zimmern, Gap. Geifingen; 
gef. 9. Det. 


2. Aufelment Johann Nepomuk, geb. zu Offenburg 13. Ian. 
1806, orb. 6. Aug. 1830, Bicar in Oberſchopfheim, Eooperator zu St. Martin in 
Freiburg, 1834 Pfr. in Dogern, in abs. Pfmw. in Schöllbronn, Neutharb und 
Hobenfachjen; gef. 1. Mai, 


3. Baumann Johann Joſeph, geb. zu Weiler am Steinäberg 


16. Nov. 1787, orb. 19. Sept. 1812, Pro. in Neunkirchen, 1825 GStabtpfr. in 
Durlach, 1828 in Wiefenthal, 1843 in Roth; geft. 25. Juni. 


4. Bechtold Johann Joſeph, geb. zu Königheim 6. Fehr. 
1794, orb. 25. Juli 1817, Vic. zu Külsheim, 1823 Pfr. in Kupprihhaufen, 1830 
in Diftelhaufen, 1839 in Iffezheim; gef. 28. März. 

° Stiftung in ben Armenfond und für Erficommunicanten zu Iffezheim. 


5. Beuder (Beiher?) Jakob, geb. zu Rittersbach 29. Aug. 
1802, orb. 19, Sept. 1826, Pfr. in Ripperg, 1829 Pfr. in Walbftetten, 1834 in 
Riechen, 1838 in Unterbalbad, 1847 Pfrw. in abs. in Rohrbachz geft. 8. Oct. 


6. Bentter Ignaz, geb. zu Conſtanz 27. Juni 1771, orb. 
21. Sept. 1794, Vic. in Leupolz (jet Cap. Wangen, Diöc. Rottenburg), 1795 Vic, 
in ber Reidsftabt Biberah, 1800 Pfr. und 1812 zugleich Eapitelabec. in Roggen» 
beuern, 1817 Stadtpfr. und Schuldec. in Radolfzell; gefl. 28. Nov. 

Bol. Südt, kath. Kirchenblatt 1844 Nro, 33 über bie 31. Juli 1847 begangene 
Secundizfeier. 

** Beiträge in das Conſtanzer Paftoral:Arhiv 13. 


7. Erhart Bernard, geb. zu Schlettftabt 19. Dec. 1773, ord. 
10. Yan. 1797, Conv. in St, Blafien, 1810 Profeffor am Lyceum in Gonftanz, 1817 
Pfr. in Kippenhaufen, 1826 Pfr. und Beichtvater des Frauenconvents in Berau; 
geft. 21. Apr. 


8. Haug Johann Evang, geb. zu Muggenfturm 5. Der. 
1772, orb. 2. Zuni 1798, Vic. in Baden, 1811 Pfr. in Eberfteinburg, 1821 in 
Haueneberftein; geft. 29. Apr. (7. Dec.?). 


9. Hegi Peter, geb. zu Pfaffnau 16. Nov. 1769, ord. 21. Dec, 
1793, feit 1802 Pfr, in Altenburg, Gap, Klettgau; geft. 17. Febr. 
1* 


4 1847, 


10. Hermes Iſidor, geb. zu St. Leon 7. Mai 1772, orb. 
7. Juni 1800, Eonv. in Ettenheimmünfter, Vic. zu Roth bei Wiesloh, Kapl, und 
1812 Pfr. in Rauenberg, 1828 in Schöllbronn, 1833 in Zeuthern; gef. 27. Dec. 

* Stiftung an ben Orden ber barmherzigen Schweftern (424 fl.); zur Gründung 
eines Armenfonbs in St. Leon. 


11. Ho Johann Georg, geb. zu Freiburg 21. Juni 1796, 
ord. 24. Sept. 1820, Vic. in Heitersheim und Breifah, 1826 Kapl; in Kirchhofen, 
1837 Pfr, in Hügelsheim, 1842 in Forft; geil. 23. Dec. 

12. Hug Leonarb, geb. zu Bleibadh 4 Nov. 1779, ord. 
21. Sept. 1805, Eooperator am Münfter in Freiburg, 1812 Brunner'ſcher Beneficiat 
bafelbft, jeit 1817 Pfr. in Urloffen; gef. 5. Apr. 

* Baramente in bie Kirche zu Urlofien; St. in ben Armenfond zu Bleibach. 


13. Keim Johann Michael, geb. zu Walldürn 81. Mai 1777, 
ord. 15. Juni 1802, Pfrv. und 1827 Pfr. in Altheim, Gapitelsdec., 1843 Pfr. in 
Hundheimz gef. 21. Febr. 

14. Krocer Romuald Zojeph Alois, geb. zu Ochſenhauſen 
18, Juni 1781, 1798 Profeß in Petershaufen, orb. 20. Sept. 1806, Bic. in Hener, 
Euratfapl. in Riedheim, 1814 Pfr. in Binningen, 1843 penfionirt; geft. in 
Schaffhaufen 25. Febr. 

* Anniverjarftiftung in Binningen. 

** Siehe deſſen Schriften Didc.-Arhiv 13, 257. Dazu: Beiträge in das Con— 
ſtanzer Paſtoral-Archiv 23, 

15. Landherr Johann Bapt., geb. zu Raſtatt 24. Dec. 1780, 
ord. 16. Sept. 1804, Profeſſor am Gymnafium in Brudfal, ſeit 1821 Pfr. in 
Beuren-Lichtenthal; geft. 23. Oct. 

* Stiftung in ben Armenfondb Beuren-Lichtentbal, Anniverfar in ben dortigen 
Kirchenfond. 

16. Lenz Matthäus, geb. zu Schöllbronn 10. Aug. 1771, 
ord. 22. Sept. 1797, ſeit 1799 Profeſſor der Mathematik am Lyceum in Rafftatt, 
1818 Pfr. in Oberweier, 1824 in Bühl, zugleich Schuldec.; geft. 4. Apr. 

17. Leute Johann Nepomuk, geb. zu Villingen 16. Mai 
1786, ord. 21. Apr. 1810, 1817 Brofeffor am Lyceum in Eonftanz, 1823 Pfr. in 
Blumenfelb, 1826 in St. Georgen, 1837 in Krotzingen; geft. 16. Apr. 

* Stiftung in ben Armenfond zu Kroßingen. 

18. Martin Ignaz, geb. zu Geifingen 30. Juli 1805, orb. 
6. Aug. 1830, Vic. in Möhringen, 1835 Pfr. in Bethenbrunn; geft. 9. Oct. 

19. Mohrenhofen Franz Joſeph, geb. zu Bregingen 30. Der. 
1764, ord. 17. Dec. 1791, Pfarrcurat zu Eubigheim, 1814 Pfr. in Werbadhhaufen, 
1819 in Berolzheimz geft. 8. Jan. 

20. Montfort Zojeph Anton, geb. zu Freiburg 21. Febr. 
1805, ord. 3. Sept. 1832, Vic. in Hugftetten, in Oberhaufen, an Tegterem Orte feit 
1837 Pfro., als folder dann in Schelingen, 1840 Kapl. in Endingen, 1845 Pfr. in 
Haufad; get. 16. Apr. 


1847. 5 


21. Münzer Balthaſar, geb. zu Gutmadingen 14. Aug. 
1777, oxd. 21. Sept. 1805, 1811 Kapl. in Altglashütte, 1815 Pfr. in Reifelfingen; 
get. 4 Mär. 

* Gründer und Stifter des Armenfonds in Reifelfingen; Stiftungen für bie 
barmperzigen Schweftern, bas Lanbesfpital in Geifingen, bie Armenfonds in Steinach, 
Bollenbach, Schnellingen und bie Kirche in Altglashütte, 


22. Nägele Anton Fintan, geb. 21. Apr. 1766 zu Grafen 
baufen, orb. 20. Sept. 1788, Gonv. in St. Bhhfien, feit 1796 Profeffor und 1803 
Präfect des Lyceums in Gonftanz, 1808 Pfr. und feit 1816 zugleich Eapitelsbec, in 
Dingelsborf; gef. in Rabolfzell 7. März. 


23. Reis Karl Georg, geb. zu Mannheim 25. März (Mai?) 
1807, ord. 6. Aug. 1830, Bic, in Schwetzingen, Pfrv. in Ketſch, Speffart, Lehrer am 
Pädagogium in Ettlingen, Pfrv. in Rofenberg, Buchen, Fautenbach, Bretten und 
Stettfelb, 1844 Pfr. in Rohrbachz; geſt. 23. Apr, 

* Anniverfarftiftung in ben Kirchenfond Rohrbach. 


24. Scherer Anton, geb. zu Zunsweier 5. Febr. 1777, ord. 
20. Sept. 1800, Pfrv. in Hofweier, 1822 Pfr. in Heimbach; gef. 26. Apr. 

* Erbaute auf eigene Koften ein Armenhaus in Heimbah und fliftete 300 fi. 
in ben dortigen Armenfond; in ben Schulfond 1000 fl.; in ben Armenſond zu 
Nordweil. 

»Beitrage in das Conſtanzer Paſtoral⸗Archiv 23. 24. 


25. Schmidt Joſeph, geb. zu Wolfach 6, Oct. 1778, ord. 20. Der. 
1801, Kapl. in Hauſach, 1812 Pfr. in Weiler, 1821 in Haufadh, zugleid Schuldec., 
1832 Stabtpfr. in Zell a. Harmersbadh; geft. 12. Apr, 

26. Späth Gabriel Engelbert, geb. zu Conſtanz 7. Nov. 
1785, ord. 23. Sept. 1809, Bic. und Pfrv. in Dogern, Wilflingen, Nieberalpfen, 
Renzingen, 1811 Pfrv. in Leutfich, 1817 Kapl. in Stetten a. f. M., 1824 Pfr. in 
Worndorf, 1835 in Kirchzarten; geft. 7. Febr. 

27. Banotti Karl Anton, geb. 5. Nov. 1778 in Leberlingen, 
ord. 29. Juni 1802, Pfr. in Großſchönach, 1816 Mart. v. Maber’icher Beneficiat in 
Ueberlingen, 1820 Stabtpfr. und Schulbec. in Stodah, refignirte bie Pfarrei 1841, 
wurbe wieder Beneficiat in Neberlingen; geft. 28. Febr. 


28. Bogler Joſeph Anton Ludolph, geb. zu Dffenburg 
21. Dec. 1771, orb. 24. Sept. 1798, Conv. in Allerheiligen, Lehrer am Päbagogium 
zu Malberg und am Gymnafium zu Offenburg, 1815 Pfr. in Schenheim, 1823 in 
Dittersmweier, Gapitelöbec.; geft. 30. Juni als letzter Gonv. von Allerheiligen. 

* Stiftung von 6181 fl. für arme gefittete Zünglinge in Ditersweier behufs 
Erlernung eines Hanbwerfes unb zur Bekleidung armer Schulfinber. 

* Beiträge in bas Conſtanzer Paſtoral⸗Archiv 16. 

29. Winter Johann Nepomuk, geb. zu Heiligenberg 23. Mai 
. 4765, ord. 7. Apr. 1792, Vic. in Kirchen, feit 1798 Pfr. in Gutmabdingen; geſt. 

16. Juli. 

* Stiftung in ben Armenfond Gutmabingen. 


Geftorben: 29. — Neupriefter: 15. — Abgang: 14. 


6 1848, 


1848. 


1. Allgeier Johann Michael, geb, zu Würzburg 11. Jan. 
1766, ord. 29. Sept. 1790, 1800 Pir. in Redarelz, 1810 in Hedfeld, 1816 in Ilm⸗ 
van 1824 Stabtpfr. und Gapitelödec. in Weinheim, lebte zuletzt als Penſionär 
in Karlsruhe; geft. 17. Mai. 

* Stiftung für Erridtung einer Kleinkinderbewahranftalt zu Weinheim und 
Nedarelz; zur Unterftügung Fatholifcher Armen in Karlsruhe und Hedfelb (je 1000 fl.). 


2. Bader Ladislaus, geb. zu Burgan 30. Nov. 1780, ord. 
17. März 1804, Francisfanerorbens in Kenzingen, functionirte 10 Jahre als Capitele- 
vicar in ben Gapiteln Endingen, Freiburg und Lahr, dann Kapl, in Sinsheim, 1816 
Pir. in Oefflingen, 1822 in Oberbergen, 1833 in Kiedlinsbergen, feit 1836 
Gapitelsbec.; geft. 8. März. 


* Stiftung in den Schulfond zu Oberbergen und Kiechlinsbergen. 


3. Bauer Johann Nepomuf, geb. 13. Mai 1759 zu Meßkirch, 
ord, 24, Sept. 1786, jofort Euratfapl. in Ruelfingen, feit 1805 Pfr. in Menningen, 
Cap. Meßkirch; geft. 31. Jan. 


4. Baumann Johannes, geb. zu Daudingen 29. Aug. 1785, 
ord. 21. Sept. 1813, Bic. in Furtwangen, 1828 Pfrv. in Oberfimonswalb, 1829 
in Thunfel, 1831 Pfr, und Schulbec. in Ettenheim; gef. 28. Ang. 


5. Bremneifen Peter, geb. zu Strümpfelbrunn 30. Nov. 1774, 
orb. 22. Dec. 1809, 1822 Pfr. in Klepsau, 1824 in Bargen, 1826 in Wieblingen; 
geft. 21. San. 


6. Ebner Anton, geb. zu Niederhof 13. Jan. 1802, ord. 
19. Sept. 1829, Vic. in St. Trudpert und Luttingen, Pfro. in Nieberwihl, 1838 
Pir. in Denkingen; gefl. 23. März. 


7. Hermanuz Raimund, geb. zu Stodad 6. März 1800, ord. 
21, Sept. 1826, von ba bis 1829 Eooperator zu St. Martin in freiburg, ſodann 
bis 1833 Pro. dafelbit, 1833 Pfr. in Horben, 1839 Director bes Lehrerfeminars 
in Ettlingen; geft. 24. Sept. 

»Verfaſſer mehrerer päbagogifcher Schriften; vgl. bie Ettlinger Schul-Pro- 
gramme 1842-1848, 


. Hirfh Adam, geb. zu Mönchberg 25. Juni 1766, ord. 
17. Dec. 1790, feit 1800 Pfr. in Königshofen; gefl. 21. Mär. 


9. Koch Stephan, geb. zu St. Georgen 5. Dec. 1798, ord. 
21. Sept. 1821, Bic. in St. Märgen und Todtnau, Kapl. und Lehrer an ber Lateins 
ſchule in Villingen, 1825 Profeffor und Director des Gymnafiums in Offenburg, 
1829 Profeſſor am Lyceum in Raftatt, Beneficiumss:Berweier in Leberlingen, 
1845 Lehrer und Vorftand der höheren Bürgerfchule bafelbft; geft. 30. Dec, 


10. Kohler Ulrich, geb. zu Haigerlod 7. Dec. 1786, fupplirte 
als abjolvirter Theologe 2 Semefler an ber Univerfität Freiburg ben hebräiſchen 


1848, 7 


Spradunterricht im Auftrage Hugs, ord. 17. Apr. 1813, Bic. in Zimmern und 
Sigmaringen, Kapl. in Laiz, 1817 Pfr. in Thalheim, in Blatt, 1826 in Dietere- 
bofen, 1835 in Ruelfingen, 1843 in Stetten bei Haigerloch; gef. 3. Mai, 


11. Merkel Simon, geb. zu Riedheim bei Villingen 10. Oct. 
1739, ord. 14. Dec. 1814, Kapl. in Dettighofen, 1823 Pfr, in Wiehlen, 1826 in 
Mörſch, 1837 in Büßlingen; geft. 9. Det. 

* Anniverfar in den Kirchenfond zu Büßlingen, 


12. Reiner Franz Anton, geb. zu Hehingen 4 Dct. 1766, 
ord. 24. Sept. 1791, 1792 Bic, in Leinfletten (damals Gap. Ebingen), jobann in 
Steinbofen, 1805 Pir. in Thanheim, 1808 in Owingen, 1809 in Steinhsfen, 
Gap. Hechingen; geft. 18. März. 

13. Rudloff Franz Anton, geb. zu Honau 21. Dec. 1795, ord. 
23. Sept. 1820, Pfrv. in Oberharmersbadh, 1829 Pfr. in Bohlsbach, 1835 in Kürzel, 
1842 in Langenbrüden; gef. 15. Apr. 

* Stiftung in ben Armenfonb in Honau. 


14. Schefold Zojeph, geb. zu Markdorf 25. Febr. 1802, orb. 
21. Sept. 1826, bierauf Cooperator und Lehrer an ber Lateinſchule in Weberlingen, 
1831 Pfr. in Berfheim, 1844 Stadtpfr. und Schulbec. in Walbshut; gef. 
25. Rov. 


15. Seyfried Ferdinand, geb. zu Meersburg 21. Sept. 1803, 
oxd. 19. Sept. 1829, Bic. in Furtwangen, Bic. und Pfr. in Watterbingen, Bir. 
in Seftetten, Dürrheim, Kluftern, Berfheim, Zimmern, 1841 Pfr. in Welſchingen; 
geft. 31. Der. 

16. Troll Anjelm, geb. zu Salem 21. Jan. 1771, ord. 29. Sept. 
1794, Kapl. in Debningen, Engen, Meßkirch, Pfro. in Unterfiggingen, Allens- 
bad, Gutenftein, Leibertingen, Nachprebigerfapl. in Markdorf; gef. 20. Aug. 


17. Weggler Raimund, geb. 15. Oct. 1778 zu Emmingen ab 


Egg, ord. 8. März 1800, Vic. in Honftetten, Kapl. und Pfrv. in Engen, 1814 
Pfr. in Neuftabt, 1822 Stadtpfr. und Schuldec. in Meßkirchz get. 27. Oct. 


Beinmann Anton, Privatpriefter in Tauberbiihofsheim; 
geit. 29. Aug. 

18. Werner Franz, geb. zu Raftatt 5. Aug. 1820, ord. 31. Aug. 
1845, Bic. in Rothenfels, in Folge Erkrankung Zifchtitulent in Raflatt; geſt. 
23, Mai. 

19. Winterhalter Karl, geb. zu Urach 7. Sept. 1805, ord. 
20. Sept. 1834, Bic. in Staufen, in Griefien, in Welſchenſteinach, Kapl.verw, in 
Stodad, 1844 Pfr. in Worblingen; geft. 2. Mär. 

* Stiftung in ben Armenfondb zu Urach, Friedenweiler und Worblingen. 

20. Woheler Franz Sales, geb. zu Ballrehten 31. Mai 


1778, ord. 12. Juni 1802, Gonv. in St. Georgen (Billingen), 1809 Pfr. zu Pfaffen- 
weiler und Profeffor am (damaligen) Gymnafium in Billingen, 1811 Pfr. in Kappel 


8 1848. 1849. 


bei Freiburg, 1817 in Thiengen, 1820 Stabtipfr. und Schulbec. in Leberlingen;z 
geft. 8. Mai. 


* Mehrere milde Stiftungen und Gründung. ber Stadtbibliothek in Ueberlingen, 
wo ihm 1879 ein Denkmal errichtet wurde. 


Geftorben: 20. — Neupriefter: 15. — Abgang: 5. 


1349. 


1. Adam Leopold, geb. zu Offenburg 13. Jan. 1803, ord. 
19. Sept. 1829, Bic. in Ulm, in Donauefhingen, daſelbſt fürftl. Hoftapl., feit 1848 
Pfrv. in Elgersweier; geft. 2. Sept. 


2. Arnold Konrad, geb. zu Engen 30. Sept. 1785, ord. 17. Apr. 
1813, Vic. in Deggenhaufen, in Donaueſchingen, Pfrv. in Buchenbach, 1815 Guratfapl. 
in Altglashütte, 1818 Kapl. in Meßkirch, 1821 Pfr. in Unterfiggingen, 1828 in 
Sürftenberg, 1833 in Sumpfohren; geft. 3. Aug. 


* Anniverfar in den Kirchenfond zu Sumpfohren. 


3. Bauchetet Franz, geb. zu Dijon 29. Sept. 1760, ord. 26. März 
1785, Vic. zu St. Nikolaus in Dijon, emigrirte 1792 in bie Schweiz, feit 1798 in 
Karlsruhe, 1804 Profeffor der franz. Sprade am bortigen Lyceum, 1807 Ehren⸗Cano⸗ 
nicus zu Straßburg, viele Jahre (feit 1806) Aumonier der Großherzogin Stephanie, 
lebte jeit 1847 in Heidelberg; geft. 13. Aug. 


4. Bauer Franz Joſeph, geb. zu Pfullendorf 4. Febr. 1783, 
ord. 21. Dec, 1805, Vic. in Pfullendorf, Pfro. in Altheim, Umfirh, 1812 Pfr. in 
Stahringen, 1825 Pfr. und Schuldec. in Wolfah, 1842 in Griesheim (Gap. 
Offenburg); geft. 10. Mai. 


* In den Armenfonb Griesheim, 


5. Brehm Georg Peter, geb. zu Bamberg 26. Dec. 1766, 
ord. 20. Dec. 17%, Kapl. in Neunkirchen, 1814 Pfr. in Oberpredithal, 1821 in 
Helmsheim, 1834 in Jöhlingenz geſt. 21. Apr. 

” Beiträge in das Gonftanzer Paſtoral⸗Archiv 19, 

6. Eytenbenz Joſeph Anton, geb. zu Möhringen 24. Aug. 
1779, orb. 18. Dec. 1802, 1806 Kapl. in Hammereifenbah, 1809 Profefjor am 
GSymnafium zu Donaueihingen, 1816 Profefior am Gymnafium zu Heidelberg, 1819 
Pfr. in Bietbingen;z geft. 15. Apr. 

** Ueber bie Höhlen bei Bermatingen. Römiſche Nieberlafiungen bei Meß: 
firh. 1836. 


7. Fauſt Johann Georg, geb. zu Heidelberg Nov. 1774, 
ord. 20. Dec. 1800, 1812 Pfr. in Ilvesheim, 1828 in Seckenheim; geft. 12, Aug. 


* Anniverfar und Stiftung für die Schule in Zlvesheim und Seckenheim. 


1849. 9 


8. Fink Johann Bapt., geb. zu Ueberlingen 14. Mai 1786, 
ord. 1. Apr. 1809, Bic. in Breitnau, Urberg, Riebern, Pfr. in Schienen, Mübl- 
haufen, Gooperator in Weberlingen, 1819 Pfr. in Hemmenbofen, 1827 in Hagnau; 
gef. 8. Febr. 

* Stiftung in den Spitalfond zu Hagnau. 


9. Fiſcher Martin, geb. zu Walldürn 4. Nov. 1813, orb. 
7. Eept. 1839, Bic, in Feudenheim, Geifll. Lehrer am Oymnafium zu Brudfal, 
Beneficiumöverwefer in Buchen; geit. 23. März. 


10. Gräffer Johann Nepomuk, geb. zu Mali 17. Mai 1798, 
ord, 19. Sept. 1826, Pro. und 1830 Pr. in Schönau, Gap. Weinheim, 1834 in 
Nedargemünd, 1840 in Elcheoheim, Gap. Gernsbadh; geft. 25. Nov. 


11. v. Gſchwender Franz Konrad, geb. zu Meersburg 25. Nov. 
1776, ord. 19. Eept. 1801, 1799 bon Biſchof Mar Ehriftoph zum Ehorberen in Zurs 
sah ernannt, aber von ber belvet. Regierung nit anerfannt, feit 1803 Beneficiat 
der von Pflummer’ihen Kaplanei in Leberlingen; geft. 26. Mär. 


12. Häring Michael Jldephong, geb. zu Herbolzheim 
27. Sept. 1777, orb. 18. Sept. 1802, Gonventual in Ettenheimmünfter, Vic. in 
Shweigbaufen, Schutterzell, Oppenau, 1816 Pro, und 1825 Pfr. in Walbulm, 1832 
in Oberſchopfheimz geft. 8. Febr. 

* Stiftung in die Kirche zu Oberfchopfheim und in ben Armenfond. 


13. Handtmann Fidel, geb. zu Villingen 30. März 1775, ord. 
2. Sept. 1799, Pro. in Niederwafler, 1809 Pfr. in NReufirh, 1827 in Siegelau, 
1834 in Ebnet; geft. 16. Mai. 

° Stiftung in ben Armenfond zu Neufich, Villingen, Nieberwafler (je 100 fl.), 
Ebnet (400 fl.). 

** Beiträge in bas Gonftanzer Paftoral-Archiv 18, 

14. Hermann Michael, geb. zu Thennenbrunn 26. Juli 1794, 
ord. 20. Sept. 1823, Vic. in Müncdweier, Pfro. in Plittersborf, Hügelsheim, Iffez⸗ 


beim, 1827 Pr. in Honau, 1833 in Oberprehtbal, 1839 Kapl. in Watterbingen, 
1847 Bir. in Güttingen, Gap. Stodach; geft. 5. Nov. 


15. Hipp Job. Bapt. Kaſpar, geb. zu Empfingen 21. Mai 
1777, ord. 6. Juli 1800, Pro. in Reringen (Württemberg), 1808 Pfr. in Wahl 


wies, 1314 in Gt. Blafien, 1818 Stabtpfr. zu St. Stephan in Gonftanz und 
Schuldec., 1838 Pfr. in Luttingen; geft. 17. Apr. 


”* Beiträge in das Conſtanzer Paftoral:Arhiv 26, 
Holzmüller Anton, Privatpriefter in Mannheim; geft. 18. Sept. 
16. Jädle Ferdinand, geb. zu Freiburg 10. März 1810, ord. 


16. Aug. 1833, Vic. in Heitersheim, Neuenburg, Eljah, 1843 Bir, in Ober 
limonswalbd; geft. 25. Juli. 


17. Jörger Franz Joſeph, geb. 11. Mai 1815 zu Baden, 
ord. 5. Sept. 1840, Vic. in Wyhl, in Offenburg, 1844 Kapl. in Villingen, Vorftand 
der höhern Bürgerfhule in Ettlingen; geft. 23. Aug. 


10 1849, 


- 18. Kärder Martin, geb. zu Brudjal 25. Jan. 1781, orb. 
25. Febr. 1804, Pfrv. in Hebbesheim, 1827 Pfr. in Hohenſachſen, 1838 in Hebbe# 
heim; gef. 2. Mai. 
* Anniverjaritiftung in Hebdesheim und Paramente in bie Kirche. 


19. Kleber Berengar Benedict, geb. zu Oberjulmetingen 
27. März 1780, orb. 22. Sept. 1804, Conventual in St. Blafien, 1807 Bic. in 
Berau, 1810 in Schönau, 1810 Pfr. in Dogern, 1833 in Lottſtetten; geſt. 15. Dec. 

»In ben Armenfonb in Lottftetten und zur Gründung einer Schulbibliothef 
daſelbſt; in ben Schulfonb Dogern. 

** Beiträge in bas Gonftanzer Paftoral-Archiv 24. 26, 


20. Landwehr Johann Nepomuk, geb. zu Thiengen 23. Mai 
1789, folgte als abfolvirter Theologe 1813 bem landesfürſtlichen Aufruf zu ben Waffen 
und biente zwei Jahre als Seconbelieutenant im 3. Landwehrbataillon, wurbe orb. 
28. Sept. 1815, Bic. in St. Peter, Gottenheim, Ebnet, Grafenhaufen, Kapl.verw. in 
Hagnau, Pirv. im Biefendorf, Kaplverw. zu Markdorf, Pfrv. in Haufen an ber 
Aach (1819—20), in Mühlingen, 1823 Pfr. in Berfheim, 1825 in Shwanborf, 
1848 penflonirt; geft. in Conſtanz 22. Juli. 


21. Langenbah Michael, geb. in Buchholz 25. Aug. 1810, 
ord. 19. Sept. 1835, Vic. in fFriebenweiler, Neuenburg, Lehramtspraftitant am 
Lyceum in Freiburg, befinitiv angeftelt 1842, 1846 Profeffor am Gymnafium in 
Donaueſchingen, 1847 an jenem in Offenburg; geft. 19. Zuni. 


22. Martin Franz Andreas, geb. zu Ueberlingen 13. Nov. 
1768, ord. 7. Apr. 1792, nad bem Gatal. v. 1794 Vic. in Braunenmweiler, Gap. 
Saulgau, feit 1805 Pir. in Bonndorf, Eap. Stocach; geft. 29. Dec. 


23. Martin Julian, geb. zu Ueberlingen am Ried 9. San. 
1792, ord. 28. Sept. 1815, Vic. und 1821 Pfro. in Endingen, in Güttingen, in 
Ippingen, 1835 Pfr. in Herbolzbeim; gef. 8. Oet. 


24. Pfeiffer Blajius, geb. zu Haigerlod 2. Febr. 1776, orb. 
23. März 1799, jeit 1806 Pfr. in Trillffingen, 1832 in Hartbaufen, Gap. Be 
ringen in Hohenzollern; get. 10. Juni, 

* Stiftungen in bie Armenfonds zu Haigerloh, Trillfingen und Harthaufen. 


25. Raſch Benedict Philipp, geb. zu Shomburg (Schöm- 
berg ?) in Württemberg 17. Mai 1807, ord. 20. Sept. 1834, Bic. in Görwihl, Bren- 
ben, Beitmaringen, Füetzen, Oberried, Pfro. in Mauenbeim, Dillenborf, Schluchfee, 
zulegt Zehntablöfungscommiflär in Elzach; geft. 26. Yan, 


26. Reißlein Johann Evang., geb. zu Sundhauſen 2. Nov. 
1764, ord. 22, Juli 1789, Bic. in Hüfingen, 1791 Profefior in Donaueſchingen, 
1794 Pfr. in Hüfingen, 1808 Director des Gymnafiums in Donauefhingen, 1816 
Pfr. in Möhringen, Schul: und Eapitelsbec.; geft. 12. Nov. 

* Stiftung in ben Armenfond zu Möhringen (15 000 fl.) in jenen von Sund— 
haufen (300 fl.), Kapellenfond in Möhringen, Kirhenfond in Hüfingen. Vgl. den 
Bericht über die Yubelfeier ben 25, Juli 1838 im Bab. Kirchen: und Schulblatt 
b. %. Neo. 35. 


1849. 11 


27. Reit, Joſeph, geb. zu Raftatt 28. März 1812, orb. 27. Aug. 
4836, Vic. in Oberweier, Pfrv. in Moos, Bulach, Wöſchbach; gef. 4. März. 


28. Sälinger Joſeph, geb. zu Weierbach 8. Jan. 1778, orb, 
2. Juni 1802, 1806 Pfr. in Bohlsbach, 1823 in Bühl bei Offenburg; geft. 
28. Jan. 

* Stiftung eines Familienflipendiums (2000 fl.), Anniverfarien in den Kirchen: 
fond zu Weingarten. 

29. Schaumann Leopold Bonifaz, geb. zu Lackendorf bei 
Rottweil 11. Oct. 1772, ord. 17. Sept. 1800, Gonventual in Salem, 1806 Pfr. in 
Hattingen, 1817 in Untermettingen, 1834 in Unadingen; geft. 11. Jan. 


30. Scheidet Johann Baptift, geb. zu Bühl 19, März 1762, 
ord. 8. Juni 1787, Gonventual des Klofters Ettenheimmünfter, Pfr. zu Schweig- 
haufen, 1815 Stadtpfr. und Schuldec, in Oberfird; geil. 30. Sept. 

* Stiftung in ben Armenfond zu Gaisbad). 


31. Schilling Karl Ehriftoph, geb. zu Vöhrenbad 10. Okt. 
1788, ord. 19. Sept. 1812, Bic, in Weilheim, Hochſal, 1814—15 Lehrer am Päba- 
gogium zu Philippsburg und Ettlingen, 1817 Kapl. in Mannheim, 1819 Brofeflor 
am Gumnafium in Bruchfal, 1824 als folder in Freiburg, 1831 in Heidelberg, 1841 
Etadipfr. in Steinbad; gefl. 13. Apr. 

”* Beilagen zu ben Schulprogrammen in Freiburg und SHeibelberg. 


32. Schneider Anton, geb. zu Zimmern 12. uni 1796 
(26. Juni 17952), ord. 9. Sept. 1824, Bic. in Oppenau, 1834 Pfr. in Sandmweier, 
1840 in Steinmauern; gef. 31. Mai, 


33. Shoh Judas Thadd. Erasſsmus, geb. zu Leberlingen 
25. Oct. 1777, ord. 19. Dec. 1802, 1808 Pfr. zu Lippertsreute, 1815 zu Bobman, 
1820 zu Raithaslah und Dec. des Cap. Etodad, 1839 in Steiflingen; geft. in 
Bohlingen 24. Febr. 
» * Stiftung in ben Armenfond zu Bohlingen und Bodman, in den Kirchenfond 
zu Lippertsreute. 
* Beiträge in das Gonftanzer Paſtoral⸗Archiv 23. 


34. Schulte® Joſeph, geb. zu Unterſimonswald 12. Sept, 
1808, orb. 16. Aug. 1833, Vic. in Marlen, Oberwolfah, Pfrv. in Bobman, 1839 
Pfr. in Wangen, Cap. Conftanz, 1843 in Jach; geft. 1. Aug. 


35. Senbert Bonifaz, geb. zu Külsheim 2. Juni 1778, ord. 
1802, Grconventual des Kloflers Erbach; gef. in Külsheim 18, Mai, 


36. Stett Zojeph Anton, geb. zu Ueberlingen 1. Juni 1787, 
orb, 22, Sept. 1810, Vic. zu Immenſtaad, 1816 Pfr. in Heinftetten, 1829 in Bud 
beim, 1839 in Hinbelwangen; get. 23. Juni, 


37. Ußländer Bonaventura, geb. zu Oberndorf (MWürttem: 
berg) 3. Mai 1810, ord. 20. Sept. 1834, Vic. im Oberried, zeitweife auch Pfrv. in 
Kirchzarten, Bic, in Haslach, 1838 Kapl. in Gengenbad; geil. 19. Febr. 


12 1849, 1850. 


38. Bol; Georg Anton, geb. zu Mosbad 21. Jan. 1772, 
ord. 18. Oct. 1796, Bir. in Hilbbah, 1809 Pfr. in Eberbach, 1816 in Rohrbach, 
1822 in Spechbach, 1833 in St. Leon, 1839 in Waibſtadt; geft. 2. Apr. 

® Stiftung in ben Kirchenfond Waibftabt für Erftcommunicanten, in das Armen 
baus und ben Schulhausbaufond (837 fl.) daſelbſt. 


39. Walter Anton, geb. zu Würzburg 29. Apr. 1780, ord. 
22. Febr. 1804, Pfr. in Gerhsheim, 1819 Pfr. in Ballenberg, 1833 in Bildband; 
geft. 2. Aug. 


40. Zangerer Joſeph, geb. zu Radolfzell 2. Mai 1810, orb. 
1. Sept. 1838, Bic. in Möhringen, Tobtmoos, Kapl.verw, in Stüblingen; geft. 
23. Mai. 


41. Zidel Joſeph, geb. zu Neuftadt 6. März 1794, orb. 
9, Sept. 1824, Bic, in Glotterthal, Oberwinden, Stühlingen, Gremmelsbadh, Pfrv. 
in Unterkirnach, Rieböfhingen, 1831 Kapl. ber Frühmeßpfründe in Meßkirch; 
geft. 7. Febr. 


Geftorben: 41. — Neupriefter: 17. — Abgang: 24. 


1850. 


1. Baumann Balentin, geb. zu Tauberbiſchofsheim 19. Mai 
1792, ord. 31. Aug. 1816, Kapl. und Lehrer am Päbdagogium in Ettlingen, 1824 
Pfr. in Durlach, 1831 Pfr. und Schulbec. in Sinsheim, 1840 in Zuzenhauſen; 
geft. 18. Jan. 


2. Bechtold Joſeph Ignaz, geb. zu Rinſchheim 22. Aug. 
1799, ord. 20. Sept. 18233, Vic. in Külsheim, Krautheim, Pfrv. in Werbadh, 
Windiſchbuch, 1829 Pfr. in Hochhauſen, 1834 in Külsheim; geft. 26. Nov. 


3. Bleiher Sigißmund, geb. zu Obereſſendorf 2. Aug. 1777, 
orb, 27. Mai 1809, Franciscaner-Orbens, viele Jahre Beichtvater in Abdelbaufen zu 
Freiburg; gefl. 29. Okt. 


4. Brauch Johann Michael, geb. zu Einbach 1. Aug. 1781, 
ord. 23. Dec. 1806, Pfrv. in Unterwittighaufen, in Eberbad, 1821 Pfr. in Nedarelz, 
1834 in Hollerbadh, 1844 in Pülfringen;z geft. 2. Jan. 


5. Bruderhofer Joſeph Alois, geb. zu Conſtanz 18. März 
41798, ord. 1. Jan. 1824, Vic. in Zell i. W., 1827 Pfr. in Hoppetenzell, 1834 
Kapl. in Watterdingen, Pfr. in Darlanden, 1843 in Oberſpitzenbachz geil. 
23. Sept. 


6. Buhlinger Ferdinand, geb. zu Gernsbach 17. Sept. 1803, 
orb. 20, Sept. 1827, Vic. in Mannheim, 1829 Pfrv. und im Dec. dieſes Jahres 
Pfr. in Ilvesheim, 1835 in Dilsberg, 1844 in Leimen; get. 26. Oct. 


1850, 13 


7. Dallmann Petrus Ludwig, geb. zu Conftanz 15. Aug. 
1787, ord. 11. Apr. 1811, Bic. in Tobtmoos, 1816 Pfr. in Harbbeim, 1820 in 
Allensbach, 1835 in Simondwalb, 1842 in Oberachern, 1848 in Ottersmweier; 
geft. 26. Nov. 

** Beiträge in bas Gonftanzer Pafloral-Arhiv 22, 23. 24. 


8. Diemer Georg, geb. zu Tauberbifhofsheim 21. Oct. 1773, 
ord. 30. Mat 1800, Bic. in Königsbofen, 1813 Pr. in Windiſchbuch, 1819 in 
Hilsbach, 1834 in Neubenau; gef. 28. Aug. 


9. Fink Johann Bapt., geb. zu Griesheim 13. Jan. 1793, 
ord. 16. Mai 1818, zuerft Hofmeilter in dem v. Gemmingen'ſchen Haufe in Steined 
bei Pforzheim, hierauf Kapl. und Repetent im biſchöfl. Seminar zu Meersburg, Bic, 
in Ebringen, 1827 Rapl. in Bräunlingen, 1834 Pfr. in Ranbegg, 1844 in Nieber 
wihl; gef. 21. Juni. 

»Lebensbeſchreibung ber HI. Obilia in gebundener Rebe; Fink war ein gründ⸗ 
liher Kenner ber arabilhen Sprade. 


10. Friedrih Nikolaus, geb. zu Röttingen in ranfen 3. Apr. 
1774, orb. 22. Sept. 1798, feit 1809 Pfr. in Bochsthal; geft. 30. Yan. 


11. Hamm Karl Sigmund, geb. zu Nußborf 29. Oct. 1814, 
ord. 1. Sept. 1838, Vic. in Meersburg, Breifah, Pfrv,. und 1846 Pfr. in Orten 
berg; geit. 17. Juli. 


12. Happle Jakob, geb. zu Unadingen 20. Juli 1779, ord. 
4. Juni 1803, 1810 Kapl, in Hammereifenbad, 1814 Pfr. in Blumberg, 1826 in 
Volterbingen unb Gapitelsber.; geft. 13. Nov. 


13. Haslach Alerander, geb. zu Immenſtaad i. U. 2. Febr. 
1776, ord. 21. Dec. 1799, Pfro. und 1813 Pfr. in Langenrainz geft. 24. Nov. 

* Stiftung für die Kirche und Schule zu Pangenrain; in ben Armenfond zu 
Dettingen unb Freubenthal (1239 fl.). 


14. Höfle Martin, geb. zu Mannheim 7. Sept. 1810, orb. 
9. Sept. 1837, Bic, in St. Trubpert, Pfrv. in Steinsfurth, 1848 Pfr. in Eubig- 
beim; geit. 23. Apr. 


15. Knecht Konrad, geb. zu Mimmenhaufen 26. Nov. 1778, 
ord. 24. Sept. 1803, Vic. in Wolfach, 1813 Pfr. in Wornborf, 1824 in Leibertingen, 
1832 in Kabelburg, 1836 in Aach; geit. 19. Dec. 


16. Koch Joſeph Lorenz, geb. zu Miltenberg 3. Dec. 1770, 
ord. 14. Juni 1794, Vic. in Dielsheim, 1814 Pfr. in Jöhlingen und zugleid 
Guratieverweier in Wölhbah, 1821 Pfr. in Wiefenbah, Gap. Heibelberg, 1833 
in Kronau, 1837 in Bauerbad; geft. 4. März. 


17. Kugelmann Johann, geb. zu Käferthal 13. März 1799, 
orb. 6. Aug. 1830, Vic. in Mörſch, 1834 Pfr. in Herrenwies, 1846 in Honau; 
geil. 24, Dich, 


14 1850, 


18. Külöheimer Gottfried, geb. zu Grünsfeld 25. Sept. 1805, 
ord. 16. Aug. 1833, Vic. in Lauda, in Sinsheim, Pfro. in Werbachhauſen, Poppen- 
baufen, 1844 Pfr. in Dittwar, 1847 in Rohrbach; gef. 19. März. 

* Anniverfar in ben Kirchenfond zu Rohrbach. 


19. Lay Fridolin, geb. zu Oberbergen 6. März 1775, orb. 
22. Sept. 1804, Vic. in Oberhaufen, Breitnau, Zobtnauberg, 1809 Kapl. in Villingen 
unb Gurat für Niethen (Riedheim, Filial von Villingen), 1814 Pfr. in Weilheim, 1818 
in Griesheim bei Staufen, 1820 in Tobtnau, 1823 in Gurtweil; geft. 23, Dec. 

* St. in ben Armen und Spitalfonb Thiengen, Armenfond Gurtweil (je 100 fl.), 
Anniverfar in den Kirchenfonb Oberbergen, in ben dortigen Armenfonb (1200 fl.). 


20. Maier Franz Xaver, geb. zu Donaualtheim bei Dillingen 
9. Jan. 1775, ord. 24. März 1798, feit 1816 Pfr. in Langenenslingen, Cap. 
Beringen ; geft. 23. März. 

21. Maier Matthäus, geb. zu Wollmatingen 5. Sept. 1804, 
ord. 19, Sept. 1829, Pic. in St. Trubpert, Breitnau, 1832 Eurat in Bürgeln, 
1842 Pfr. in Reihenau=-Dberzell; gef. 5. Oct. 

22. Martin Johann Adam, geb. zu Heidelberg 23. Gept. 
1767, ord. 18. Sept. 1790, Profeffor am Lyceum zu Mannheim, 1818 Stabtpfr. und 
Schuldec. in Sinsheim, 1827 Domcapitular, 1846 Dombecan in Freiburg; 
geit. 4. Juni. 

* Stiftung für verwahrloste Kinder, in das Blindeninftitut, für ben Orden ber 
barmberzigen Schweftern und das Domcapitel zu Freiburg (Bibliothef). 

23. Mebger Johann Blafius, geb. zu Staufen 8. Juni 1780, 
ord. 4. Juni 1803, Eonv. in St. Trubpert, nad ber Aufhebung 1807—1811 Pic, 
daſelbſt und Pfrv., 1812 Pfr. in Grunern, 1834 in St. Trubpert; gefl. 22. Sept. 

* Stiftung in ben Armenfond Untermünftertbal (220 fl.). 


24. Mol Wunibald, geb. zu Jettweiler (Pfarrei Winter: 
ſpüren) 16. Dec. 1808, ord. 20. Sept. 1834, Bic. in Müblhaufen bei Engen, Laus- 
beim, Kapl. in Villingen; geft. 5. Juni. 

25. Rh Johann Nepomuk, geb. zu Freiburg 23. Mai 1803, 
ord. 17. Sept. 1828, Vic. in St. Trubpert, in Breifah, 1835 Pfr. in Bellingen; 
geſt. 8. Yan. 

26. Roth Georg, geb. zu Brudfal 21. Juni 1799, orb. 
8. Sept. 1824, Beneficiumsverwejer in Tauberbifhofsheim, 1823 Pfr. in Werbach⸗ 
haufen, 1840 in Rauenberg; geft. 23. Juli. 

27. Rudmann Peter, geb. zu Wajenmweiler 4. Juli 1797, orb. 
8. Sept. 1824, Vic. in Bremgarten, 1832 Pfr. in Weilheim; geft. 3. Dec. 


28. Sartori Johann Adam, geb. zu Mannheim 3. Juli 1803, 
ord. 21. Sept. 1826, Vic. in Heibelberg und zugleih Pfro. in Rohrbach, 1838 Pfr. 
in Rohrbach, 1842 Stabtpfr. und Schulbec. in Mosbach; geft. 4. Aug. 


** Deitjaben ber hriftlichen Neligions: und Kirchengefchichte x. 1841. 


1850. 15 


29. Schäbler Augustin, geb. zu Gutenzell i. W. 28. Aug. 1785, 
ord, 13. Apr. 1811, Vic. in Buchenbad, riebenweiler, 1821 Pfr. in Unterfimad, 
1825 in Weilheim, 1831 in St. Ulrid; geil. 26. Juni. 

30. Scherer Anton, geb. zu Bräunlingen 28. Mai 1810, orb. 


16. Aug. 1833, Vic, in Lffingen, Bleihheim, Tobtmoos, Pfrv. in Unzhurft, Zuns—⸗ 
weier, 1843 Pfr. in Bergbaupten; gefl. 6. Juni. 


31. Scherer Joh. Bapt., geb. zu Donaueſchingen 7. März 
1799, ord. 20. Sept. 1823, 1827 Pfr. in Boll, Gap. Meßkirch, 1837 in Ober: 
Homberg; geft. 5. Mär. 


32. Schludi Meinrad Athanaſius, geb. zu Hotberg 14. Aug. 
1779, ord. 27. Febr. 1809, Regularprieſter in Freiburg in der Schweiz, Pfarrvicar 
in Storzingen, feit 1818 Pfr. in Klofterwalb; get. 21. März. 

* Stiftungen in bie Schulfonds zu Klofterwald, Hippertsweiler, Hochberg, 
Rubftetten, Oberſchmeien; in bie Kranfenanftalt zu Klofterwald, in ben Armenfonb 
zu Oberfhmeien. 

33. Schmid Johann Nepomuk, geb. zu Freiburg 24. Mai 
1789, ord. 3, März 1819, Vic. in Löffingen, Steinbach, Hodenheim, Pfrv. in 
Hambrüden, 1831 Pfr. in Moosbronn, Beneficiat in Odenheim; gefl. 9. Aug. 


34. Schmidt Anton, geb. zu Gutenjtein 22. Nov. 1770, orb. 
16, Apr. 1794, 1801 Pfr. in Kirchzarten, 1854 Stadtpfr. und Schuldec. in Bil 
lingen; get. 23. Dec. 

* Anniverfar in bie Pfarrkirche zu Villingen. 


35. Steinmann Franz Joſeph, geb. zu Hengelau bei Stodad) 
29. Dec. 1798, orb. 20. Sept. 1823, Bic. in Seefelden, Kapl.verw, in Owingen 
(Bilafingen), 1825 Kapl in Stetten a. k. M., 1830 Pfr. in Weißenbach, 1841 in 
Elgersweier, 1847 in Haueneberftein; geft. 7. Apr. 

° Anniverfar in ben Kirhenfond Winterfpüren; in die Almofenfonbs zu Hauen- 
eberftein, Reichenthal, Au, Weißenbach, Langenbrand. 


36. Bogelbader Franz Xav., geb. zu Wellendingen 1, Apr. 


1788, ord. 3. Mai 1816, Vic, in Bonndorf, Pro. in Wieche, 1827 Pfr. in Grem⸗ 
melsbach, 1829 in Wieden, 1836 Stabtpfr. in Zelli. W.; geil. 22. Sept. 


37. Bogelbadher Joh. Bapt., geb. zu Unteralpfen 19. Juni 
1785, orb. 28. März 1812, Vic. in Triberg, Neuershaufen, Pfrv. in Umkirch, 1822 
Pfr. in Horben und zugleich mehrere Male Pfro. in Hofsgrund, 1832 Pfr. in 
Erzingen, 1845 in Shwörftetten; get. 14. Apr. 

* Beiträge in bas Gonftanzer Paſtoral⸗Archiv 13, 17. 20, 

38. Waidele Fidel, geb. zu Kaltbrunn, Amt Eonftanz, 9. Jan. 
1814, ord. 7. Sept. 1839, Vic, in Unterfimonswaldb, Beneficiumsverwefer in Offen: 


burg, 1843 Lebramtsgehülfe am Lyceum in Raftatt, Pfrv. in Bombah, Meier, 
Drtenberg, 1850 Pfr. in Wagenftabdt; geft. 2, Oct. 


39. Winter Franz Ignaz, geb. zu Shwarzad 1. Febr. 1788, 
ord, 15. Sept. 1813, feit 1817 Pfr, in Kehl; geft. 3. Juni, 


16 1850. 1851. 


40. Wirz Nikolaus, geb. zu Sarnen (Schweiz) 30. Aug. 1771, 
ord. 8. Nov. 1795, Lehrer an ber Lateinfchule in Lachen, Canton Schwyz, 1802 Kapl. 
in Sädingen, 1813 Pfr. in Oberlaudiringen, 1827 in Beuggen; gefl. 23. Oct. 

* Anniverfarftiftung in Oberlauchringen; zur Ausihmüdung ber Kirhe in 
Oberſchwörſtadt. 


Geſtorben: 40. — Neuprieſter: 14. — Abgang: 26. 


1851. 


1. Baumann Joh. Martin, geb. zu Tauberbiſchofsheim 
13. Apr. 1807, ord. 16. Aug. 1833, Vic, in Grombach, Waibſtadt, 1837 Pfro. in 
Grünsfeld, 1841 Beneficiat in Lauda; geft. 22. Mär. 


2. Becherer Lorenz, geb. zu Obereſchach 28. Jan. 1816, ord. 
31. Aug. 1844, Vic. in Steinenſtadt, Pfrv. in Neuhauſenz geſt. 25. Jan, 


3. Bohlinger Michael, geb. zu Thunſel 18. Sept. 1801, ord. 
21. Sept. 1826, Vic. und au Pro, in Kirhhofen, 1830 Pfarrcurat in Eifenthal, 
1843 Stabtpfr. und Schulbec. in Mannheim; geil. 20. Sept. 

4. Bregenzer Rudolph, geb. zu Pfullendorf 14. Apr. 1815, 
orb, 7. Aug. 1843, Bic. in Hugftetten, Bühl, St. Peter, Bonndorf, Löffingen, Ober⸗ 
ſchopfheim, Gernsbach, Kapl. in Engen; geft. 26. Jar. 

5. Eſchbacher Karl, geb. zu Conſtanz 19. Febr. 1806, ord. 
7. Sept. 1831, Bic. in Ueberlingen, Kapl. in Kirchhofen, 1843 Pfr. in Neflelwangen, 
1845 in Altheim; gefl. 23. Apr. 

6. Faller Kranz Sales, geb. zu Unterſimonswald 14, Juni 
1800, ord. 20. Sept. 1823, Bic. in Endingen, Kapl. in Billingen, 1828 Pfr. und 
Säulbee. in Munzingen; geft. 28. Aug. 

7. Saulhaber Valentin, geb. zu Dienftadt 18. Juni 1800, 
ord. 28. Sept. 1824, Vic. in Buchen, "1829 Pfr. in Borberg, 1830 in Kupprichhaufen, 
1848 in Bildband; geft. 30. Juni. 

* Zur Gründung eines Armenfonds in Kupprichhaufen, 

8. Fiſcher Franz Xaver, geb. zu Offenburg 14. Apr. 1775, 
ord. 21. Sept. 1799, in allen Gatalogen (feit 1821) als Privatpriefter aufgeführt; 
lebte und flarb in Dffenburg 11. März. 

9. Haag Johann Baptift, geb. zu Altheim 21. Juni 1782, 
ord. 28, März 1807, Vic. zu Bräunlingen, 1815 Pfr. zu Raft, 1824 in Riebern, 
1833 in Rreenbeinftetten; geil. ala Penfionär in Meßkirch 23. Nov. 

10. Hübe Joſeph, geb. zu Ehingen (Württemberg) 16. Sept. 
1823, orb. 10. Aug. 1849, Bic. in Rippolbsau; gef. 8. März. 

11. Hahn Johann Baptift, geb. 29. Zuni 1769 in Raſt, ord. 
22. Sept. 1792, Bic. in Dingelsborf, 1793 Pfr. in Walbertsweiler, 1812 in Kluftern, 


181. 17 


1834 Stabtpfr. in Marfborf, refignirt 1837 die Pfarrei, erhält die Kaplanei St. Leon 
barb; geft. 22. Febr. 

* Stiftungen in ben Armenfond zu Kluftern (1000 fL.), in den Armenfond 
Raft (500 fl.), in den Kirchenfond zu Markdorf (3000 fl), in bas Spital dafelbft 
(1382 fl.), in ben Schulfend (1764 fl.). 

*° Beiträge in das Conftanzer Paſtoral⸗Archiv 22. 23. 24. 


12. Heller Nikolaus, geb. zu Speier 20. Oct. 1771, orb. 
10. Juni 1797, penſ. Ganonicus bes ehem. St.:Guibofliftes in Speier, feit 1802 
Beneftciumsverweier in Bruchſal; geil, 22. Aug. 


13. Hirt Joſeph Anton, geb. zu Meßkirch 21. Dct. 1794, 
ord. 20. Sept. 1819, Vic. in Donauefhingen, Kapl. in Trochtelfingen, 1823 Pfr. in 
Pfohren, 1830 in Suntbaufen, zugleih Schulbec., 1841 Stabtpfr. und — in 
Stodad; geſt. 9. Mai. 

* Stiftungen: Stipendium für kathol. Theologieftubirende aus ben Pfarreien 
Plohren und Sunthaufen; ein weiteres Stipendium zu bemjelben Zwede für Bürgers: 
jöhne aus Meßkirch; in den Schulfond Stockach, ebenfo in ben dortigen Armenfond; 
Stipendium für Fathol. Theologieftubirende aus Stodab; Anniverfar in ben Kirchen: 
fond Stodad; für die Pfarrei 500 fl. 

14. Kiener Ludwig, geb. zu Gamertingen 4. Apr. 1783, orb. 
21. Febr. 1807, jeit 1817 Stadtpfr. in feinem VBaterorte, refignirt 1840 als Pfr. und 
wird Beneficiat in Gamertingen; geft. 25. Febr. 

* Kleinere Stiftung in ben bortigen Armen: und Schulfond. 


15. Kirmer Karl, geb. zu Stodad 22. Nov. 1802, ord. 17. Sept. 
1828, Vic. in Unteralpfen, Pfrv. in Tobtmoos, Sentenhart, 1835 Pfr. in Hem- 
menbofen, 1839 in Liptingen; gefl. 26. Febr. 

* Stiftung zur Gründung eines Armenfonds in Hemmenbofen, in den Armens 
fond Stodab und Paramente in bie Kirche. 

16. Kraft Joſeph, geb. zu Grünsfeld 7. Febr. 1802, orb. 
28. Mai 1825, Pro. in MWerbah, 1828 Pfr. in Gerhsheim, 1846 in Weiber, 
Gap. St. Leon; get. in Tauberbijchofsheim 14. Sept. 

* Mitftifter des Keim⸗Kraft'ſchen Familienftipendbiums; Stiftung in ben Almoſen⸗ 
fonb Grünsfelb und Gerchsheim. 

17. Kuppel Mihael, geb. zu Steißlingen 5. Sept. 1800, 
erd. 20. Sept. 1827, Bic. in Unteralpfen, 1828 Kapl. in feinem Heimathsort, 1829 
in Weildorf, 1834 Pfr. in Unterbaldingen, 1845 in Thengenborf; gef. 9. Der. 

18. Maier Joſeph Anton, geb. zu Hehingen 13. März 1797, 
ord. 22. Sept. 1821, 1822 Pfr. in Thanheim, 1826 in Zungingen, 1831 in Rans 
gendingen; geft. 24. Mai. 

19. Marrner Leopold, geb. zu Pfaffenhofen 30. Mai 1772, 
orb. 19. Sept. 1795, Gapuziner:Drbens, lebte feit 1806 in Haslach; geft. 10. Febr. 


20. Meßmer Joſeph Anton, geb. zu Eonftanz 2. März 1797, 
orb. 9. Eept. 1824, Kapl. in Leipferdingen, 1828 Pfr. in Wangen, 1839 in Bob 
lingen; geft. 16. März. 

Freib. Didc»-Nrivd. XVII. 2 


18 1851. 


21. Ortlieb Maurus, geb. zu Grunern 11. März 1780, orb. 
12. Juni 1803, Conv. in Et. Trubpert, 1806 Pfr. in St. Trubdpert, 1834 in Thun 
fel; get. als letzter Gonv. feines Klofters 23. Apr. 

* Stiftung in ben Armenfond zu Ober: und Untermünftertbaf (je 100 fl.), in 
jenen zu Thunfel (400 fl.). 


22. Pammert Heinrih Karl Fidel, geb. zu Sigmaringen 
16. Apr. 1772, ord. 24. Sept. 1796, Kapl. in Bingen und 1827 in Liggersborf, 
lange Zeit Tiichtitulant ; geft. 8. Oct. 


23. Pfiſter Karl, geb. zu Ruelfingen 9. Dct. 1801, or. 
17. Eept. 1828, Bic. in Daudingen, Sigmaringen, 1843 Euratfapl. in Laiz; 
gef. 7. Apr. 


24. Rebſtein Joſeph, geb. zu Donauejhingen 6. Dct. 1778, 
orb. 22. Sept. 1805, Bic. zu Jungnau, 1823 Pir. in Bol, Cap. Meßkirch, 1826 in 
Kürzel, 1832 in Iche nheimz gef. 26. Der. 


25. Schmidt Joſeph, geb. zu Bonndorf 1. Mai 1772, or. 
21. Sept. 1801, 1806 Pir. in St. Märgen, 1842 in Waldkirch, Gap. Waldshut; 
geft. 20, Apr. 


26. Schranz Georg, geb. zu Oppenau 6. März 1801, ord. 
17. Sept. 1828, Vic. in Zell: Harmersbah, Pirv. in Fützen, Staufen, Wöſchbach, 
1838 Pfr. in Neuborf, Gap. Philippsburg, 1851 in Steinmanuern; geft. 
13. Dec. 


27. Staudinger Karl, geb. zu Sigmaringen 27. März 1815, 
ord. 7. Eept. 1839, Vic. in Gruol, Oftrah, Kaplverw. in Sigmaringen, prov. 
Gumnafiallehrer in Hedingen, Pro. in Trilffingen, Hart, Gruol und Dettingen, 
1847 Pr. in Imnau; geft. 20. Juni. 


28. Stemmele Joh. Georg, geb. zu Erbrud (Elſaß) 11. Dec. 
1764, ord. 29. Dec. 1789, Emigrant, Vic. in Hugftetten, Riegel, 1806 Pir. in Bühl, 
Gap. Klettgau, feit 1811 Pfr, in Riegel; geſt. 24. Juni. 


* Stiftung in den Armenfond in Riegel (1000 fl.). 


29. Stiefunter Michael, geb. zu St. Trudpert 28. Juni 1786, 
zur Zeit ber Aufhebung bes dortigen Klofters Noviz, orb. 13. Apr. 1811, Bic. in 
Tobtimoos, Schönau, Eooperator zu Et. Stephan in Conſtanz, 1825 Pfr. in Ober 
winden, 1832 Stabtpfr. und Schuldec. in Kenzingen, 1837 Stabtpfr. in Elzach; 
geil. 22. Mai. 


* Anniverjar in ben Kirchenfond zu Elzach. 


30. Waldbart Simon, geb. zu Allmannsbdorf 31. Dec. 1787, 
orb. 19. Sept. 1812, Vic. in Schönau, 1815—1824 Eooperator am Mimfter in 
Gonftanz, 1824 Pfr. und Echulbec. in Salem, 1831 Stadtpfr. und Schulbec. in 
Pfullendorf; geft. 4. Jan. 

* Stiftung in ben Schulfond Pfullendorf. 

** Beiträge in bas Gonftanzer Pafloral:Arhiv 1827, 2. 


1851. 1852. 19 


31. Weber Peter, geb. zu Kirrlad 21. Aug. 1799, orb. 
20. Sept. 1827, Vic. zu St. Paul in Bruchſal, Pfro. in Mauer, 1831 Pfr. in Tiefen: 
bronn, 1845 in Oberweier, Gap. Gernsbach; gefl. 20. Mai. 


32. Welte Anton, geb. zu Oehningen 20, Oct. 1802, ord. 
20. Sept. 1834, Vic. in Meßkirch, in Gerwihl, 1836 Kapl.verw. in Stetten a. k. M., 
1540 Kapl. in Hagnau; gef. 21. Apr. 


33. Zehnder Andreas, geb. zu Grüngfeld 14. März 1804, 
orb. 25. Apr. 1827, Pirv. zu Meſſelhauſen, 1829 Pfr. daſelbſt, 1841 in Sanb- 
weier; geft. 1. Aug. 


Geftorben: 33. — Neupriefter: 18. — Abgang: 15. 


1852. 


- 


1. Burger Dominicuß, geb. zu Oberjpigenbad 4. Oct. 
1806, ord. 3. Eept. 1832, Bic. in Marlen, Oberfirh, Griesheim, Herbern, 
Glottertgal, Bühlerthal, Pro. in Mahlfpüren, Pfr. in Menningen; geft. 
29. Jan. 


2. Eijele Joſeph, geb. zu Unterbaldingen (Behla?) 18. Kan. 
1800, ord. 21. Sept. 1826, Pro. in Hinterzarien, Gooperator und zeitweife Pfrv, 
zu St. Martin in Freiburg, 1827 Kaplverw. in Nohrborf und zugleid Beneficiat 
zum bl. Georg in Meßkirch, 1835 Pfr. in Tobtmoos; geft. 4. Sept. 


3. Gerfter David, geb. zu Conftanz 23. Aug. 1784, ord. 1808, 
Vic. in Mörbingen, in Feldkirch, 1814 Kapl. daſelbſt, feit 1825 Pfr. in Hertben; 
get. 14. Febr. 


4. Hehn Georg Philipp, geb. zu Krensheim 11. Febr. 1798, 
ord. 8. Apr. 1821, Vic, in Königshofen, Pfro. in Gommersborf, in Ilmſpan, 
in Sedab, 1841 Pfr. in Ottersdorf, 1848 (in abs.) Pfrv. in Wöſchbach; 
geft. 30. Apr. 


5. Heim Johann Bapt., geb. zu Hüfingen 24. Aug. 1792, 
ord. 25. März 1817, Bic. in Hüfingen, Pfrv. in Thannheim, 1819 Bir. in 
Bielenborf, 1824 in Bahheim, 1839 Pfr. und Schuldec. in Kirhborf; gefl. 
13. März. 

* Stiftung in die Schulfonds zu Marbah, zu Ueberauden (je 200 fl.), zu 
Bachheim (240 fl.). 

6. Held Heinrih Eduard, geb. zu Conftanz 4. Juli 1812, 
ord. 6. Dec. 1834, Cooperator zu St. Martin in Freiburg, 1837 erzbifch. Hofkapl. 
und Secretär, 1844 Dompräbenbar in Freiburg; geft. 23. Jan. 


7. Hermann Ferdinand, geb. zu Meßkirch 16. Oct. 1802, 
orb. 6. Aug. 1830, Vic. in Bermatingen, Kapl. in Stetten a. k. M, 1836 Pfr. in 
2* 


20 1852. 


Beuren an der Aa, 1845 Beneficiat in Ballenberg, Pfr. in Steinsfurtb; gef. 
25. März. 

* Schriften: Ruine von Löwenflein. Der Klausner in den Pyrenäen. Glara, 
ober wie Gott die Eeinigen zum Ziele führt; — Jugendſchriften nad bem Vorbild 
der Chriſtoph Schmid'ſchen, in ihrer Zeit viel gelefen. Zahlreihe in ben Tages 
blättern gebrudte Gedichte; Predigten; eine größere Lichtung: „Der bl. Konrab, 
Bifhof von Conſtanz“, als Feitfchrift zur Inthroniſation des Erzbifhofs Hermann. 
Freib. 1843. 


8. Hettih Ambros, geb. zu Triberg 4. Febr. 1814, ord. 24. Aug. 
1842, Vic. in Hüfingen, fodann (1844—1845) Pfrv. bort, Kapl.verw. in Engen, 
Pfarr: und Kapl.verw, in Markdorf; gef. 7. März. 


9. Kern Michael, geb. zu Neuhaufen 10. Febr. 1792, ord. 
16, Mai 1818, Pro. in Ottenau, 1825 Pfr. in Neubaufen, 1842 in Bulach, 1845 
in Ettlingenweier; geft. 29. Nov. 


10. Kiefer Karl, geb. zu Mannheim 3. März 1757, orb. 
2. Juni 1798, Vic. zu Höchsberg, zu Feudenheim, Stabtfapl. zu Sinsheim, 1805 
Pfr. in Schludtern, 1811 in Oberfchefflenz, 1817 in Hedfeld, 1825 Stabtpfr. in 
Grünsfeld, 1837 Domcapitular in Freiburg; geit. 3. Jan. 

* Stiftungen in bad Spital zu Mannheim (7977 fl.), für Erziehung armer 
Söhne und Töchter dafelbft; in den Armenfond zu Paimar (Filial von Grünsfeld) ; 
in ben Almofenfond Mannheim. 

* Schriften: Kathol. Geſangbuch. 1819. Weber den Streit Ulr. v. Huttens mit 
Erasmus. 1822. Katehismus. 1836. Die Augsburgiſche Gonfeffion mit beutfcher 
Ueberſetzung. 1827. Auffäge in Zeitfchriften. 

11. Koler Joh. Bapt., geb. zu Jungingen 28. Oct. 1790, 
orb. 23. Oct. 1823, 1825 Pfr. in Wilflingen, 1831 in Jungingen, 1845 in Stein; 
gef. 12. Yan. 

12. Maier Joſeph, geb. zu Baden 17. Nov. 1824, ord. 30. Aug. 
1851, Vic. in Burbad; gefl. 18. Febr. . 


13. Mitzka Franz Georg, geb. zu Mannheim 15. Febr. 1783, 
ord. 21. Sept. 1806, Profeflor am Fatholifchen und feit 1808 am vereinigten (fath.= 
evang.) Gymnafium in Heidelberg, von 1819 an alternirender Director, 1831 
penftonirt; geit. 15. März. 


14. Mörmanı Ferdinand, geb. zu Rautenbad 30. Mai 1807, 
ord. 16. Aug. 1833, Vic. in Bauerbach, in Weilheim, Pfrv. in Berau, 1847 Pir. in 
Unteribad; geft. 23. Mai. 


15. Oberle Johann Georg, geb. zu Kippenheim 26. Apr. 
1802, orb. 17. Sept. 1828, Vic. in Haslach, 1831 Kapl. und Lehrer am Päbagogium 
in Tauberbifchofsheim, 1842 Pir. in Lautenbach, Gap. Offenburg; geft. 10. Sept. 


16. Orth Felix, geb. zu Kippenheim 18, Mai 1797, ord. 
20. Sept. 1819, Bic. in Durbach, Oppenau, Gengenbach, Pfrv. in Schwarzach, 
1825 Kapl. in Villingen und Lehrer am Päbagogium, 1832 Pfr. und Schufdec. in 
Jeſtetten, 1836 in Staufen; gef. 23. März. 


1852. 21 


17. Reifer Johann Nepomuk, geb. zu Baad bei Zwiefalten 
14, Sept. 1776, orb. 12. Apr. 1800, 1810 Pfr. in Ketienader, 1825 in Neufra, 
Cap. Beringen; geft. 4. Apr. 

18. Rieger Trudpert, geb. zu St. Trudpert 27. Juli 1804, 
ord. 19. Sept. 1829, Vic. in Eichen, in Singen, Pfr. in Deggenhaufen, in 
Blumberg, 1835 Pfr. in Gremmelsbad, 1842 in Eſchbach, Gap. Neuenburg; 
get. 19. Der. 

* Anniverfar in ben Kirhenfond zu Eſchbach. 


19. Schababerle Joſeph Anſelm, geb. zu Villingen 18. Apr. 
1800, ord. 13. Sept. 1826, Pfr. in Ludwigshafen, 1828 Pfr. in Lippertsreute, 
1830 Kapl. in Pfullendorf, 1837 Pfr. in Linz, als Benfionär in Billingen; 
geft. 24. Apr. 

* Anniverfarfiiftung in ben Kirchenfonb zu Billingen. 


20. Schindler Anton, geb. zu Neuftabt 10. Juli 1824, orb. 
10. Aug. 1848, Vic. in Mannheim, Gernsbah, Hülisarbeiter bei ber erzbifchöfl, 
Kanzlei in Freiburg; ge. 6. Sept. 

* Anniverfar in ben Gottesaderfirchenfond zu Freiburg. — Legirte bem bortigen 
Wceum feine Bibliothek. 

21. Schmeh Anton, geb. zu Wellendingen 14. Dec. 1775, 
ord. 1. Sept. 1799, 1821 Pfr. in Ablach, 1823 in Siberatsweiler, 1839 in Liggers 
borf; geft. 28. Apr. | 

22. v. Seethal-Burz Joſeph, geb. zu Heiligenberg 5. Oct. 


1770, ord. 18, Jan. 1802, 1808 Pfr. in Bethenbrunn, 1815 in Limpad, 1822 in 
Burgmweiler, feit 1840 in abs.; geft. 1852 in Conſtanz. 


* Paramente in bie Kirche zu Burgweiler. 


23. Stüble Anton, geb. zu Efjeratsmweiler 1. Nov. 1792, 
ord. 24. Sept. 1825, 1826 Piarrcurat, 1842 Pfr. in Beuron; geft. 18. Nov. 


24. Better Johann Nepomuk, geb. zu Waldkirch 20. Yan. 
3777, ord. 27. Sept. 1803, Pfarrcurat in Nieberwafler, 1814 Kapl. in Kirchhofen, 
1815 Pfr. in Oberbergen, 1819 in Nöggenfhwipl; gefl. 7. März. 

25. Bolt Matthäus, geb. zu Götzingen 21. Sept. 1797, orb. 
18, Febr. 1828, Vic, in Mali, 1831 Pfr. in Borberg, 1840 in Rittersbad; 
gef. 22. Oct. 

* Stiftung in ben Kirchen⸗ und Armenfond in Rittersbach. 


26. Weickgenannt Johann Adam, geb. zu Bruchſal 17. Juni 
1776, ord. 1803, Pfr. in Schöllbronn, 1815 in Bauerbach, in abs. Pirv. zu Schönau, 
Cap. Weinheim, 1828 Kapl. in Markdorf; geft. als Penſionär in Bruchfal 8. März. 


27. Wild Franz Anton, geb. zu Sasbach 18. Juni 1758, 
od, 23. Sept. 1792, Vic. in DObenwinden, in Hugftetten, Kapl. in Endingen 
(24 Jahre), 1820 Pir. in Schlatt, 1824 in Bohlsbach, feit 1828 penfionirt; lebte 
er in Zell am Harmersbadh; geft. 20. Apr. 


22 1852. 1853. 


28. Ziegler Joſeph, geb. zu Mudau 28. März 1805, ord. 
20. Sept. 1834, Vic. in Bregingen, in Hundheim, Pfrv. in Gerlahsheim, Poppen⸗ 
haufen, Krensheim, Ketſch, 1848 Pfr. in Sandhofen; geil. 16. Oct. 


Geftorben: 28. — Reupriefter: 33. — Zugang: 7. 


18593. 


1. Armbrufter Joh. Baptift, geb. zu Oberwolfad 10. Mai 
1788, ord, 5, März 1814, Pfrv. in Thengen, 1821 Pfr. in Waigen, 1830 in 
Schwaningen, 1836 in Heibenhofen; geft. 19. Mai. 


2. Bed Achilles, geb. zu Gmünd (Württemberg) 21. Juni 1771, 
ord. 19. Sept. 1795, Franciscaner-Ordens in Weberlingen, 1811 Pfr. in Altheim, 
1814 Kapl. ad omnes sanctos in Waldshut; geft. 17. Febr. 


3. Buchegger Joſeph, geb. zu Singen 14. Mai 1810, ord. 
16. Aug. 1833, Bic. in Radolfzell, Mannheim, 1844 Pfr. in Schriesheim, 1847 in 
abs. Pfrv. in Seftetten, Untermettingen, Wyhlen, 1850 Stabtpfr. in SEINE 
geft. 27. Aug. 

” Des Ehriften Morgen: und Abendftunde vor Gott. 1841. Heilige Weiher 
ftunden vor Gott; Andachtebuch. 1842, 


4. Buhl Johann Baptift, geb. zu Bühl 12. Apr. 1798, ord. 
20. Eept. 1823, Bic. in Renden, Pie. in Bohlsbah, Waldulm, 1837 Pfr. 
und Schuldec. in Jeſtetten, 1847 Stabtpfr. in Ettlingen; geft. 6. Mai. 


5. Bury Wendelin, geb. zu Heidenhofen 20. Det. 1778, ord. 
9. März 1805, Vic. in Niedböhringen, 1811 Kapl. in Horheim, 1819 Pir. in Für- 
ftenberg, 1827 in ReichenausOberzell, 1841 in Gallmannsweil, 1846 in Wiechs, 
Cap. Hegau; geft. 23. Nov. 

* Stiftung von brei Anniverfarien in ben Kirchenſond zu Heibenhofen und 
Wiechs. Paramente in bie Kirche zu Heibenhofen; dem Orden ber barmberzigen 
Schweitern (932 fl.). 

6. Eaftell Joſeph, geb. zu Eonftanz 8. Aug. 1799, orb. 
21. Sept. 1822, Vic. in Hilgingen, 1823 Pfr. in Riebbeim, 1828 in Saulborf, 1839 
in Bühl, Cap. Klettgau, 1848 in Gottenbeim, zulegt Kapl. in Kuppenheim; 
get. 20. Zuli. 

7. Egler Wendelin, geb. zu Ruelfingen 20. Oct. 1807, orb. 
7. Sept. 1831, Bic. in Untermettingen, in Storzingen, Kapl. und Pfrv. in Bingen, 
1838 Guratfapl. in Ablach, verfah 184445 auch die Pfarrei Ruelfingen; geft. als 
Penfionär in Sigmaringen 4. März. 


8. Engel Fidelis, geb. zu Bingen 18. Juni 1769, ord. 2. Juni 


1793, Bic. in Stetten, Pfr. in Gutenftein, 1810 in Wilflingen, Gap. Riedlingen 
Dide. Rottenburg, 1818 Stabtpfr. und Dec. in Sigmaringen, 1824 Pfr, in Beringen: 


1853. 23 


dorf, viele Jahre Rector bes Gymnaſiums in Hebingen und geiftlicher Regierungs— 
ratb; geft. 13. Juni. 


9 Fiſcher Anton, geb. zu Trodtelfingen 11. Mai 1779, ord. 
4. Sept. 1802, Kapl. zu Untermettingen, 1816 Pir. in Waigen, 1821 in Böhren- 
bad, 1836 in Sentenhart; geil. 2. Aug. 

* Anniverfar in ben Kirchenfond Sentenhart; Stiftung in ben bortigen 
Schulfond. 


10. Ganter Benedict, geb. zu Hochemmingen 15. März 1780, 
rd. 20. Sept. 1806, Bic. in Vöhrenbach, 1809 in Donauefgingen, 1818 Kapl. in 
Möhringen, 1821 in Meßkirch, 1830 Pir. in Gallmannsweil, 1834 Kapl. ad s. Bla- 
sium in Hüfingen; geft. 13. Dec. 


11. Haslander Dominit Michael, geb. zu Ueberlingen 
4. Aug. 1786, ord. 5. März 1814, Vic. in Oberwinden, Pfrd. in Hinterzarten, 
Kapl.verw. in Waldkirch und gleichzeitig Pfro. in Bleibah, 1822 Kapl. in Elzach, 
interimiftifh Vic. in Bleichheim, 1828 Pfr. in Schönwaldz geft. 14. Juni. 


12. Hohl Roman, geb. zu Hiltpoldbämeiler 28. Febr. 1788, 
ord. 2°. März 1812, Pfr, in Beuren, in Trochtelfingen, Kapl. in Straßberg, 1826 
Pfr. in Glart, 1846 in Kettenader; geft. 14. März 


*Hiſtoriſche Auffäge im Sigmaringer Amtsblatt, 


13. Koch Ferdinand, geb. zu Ueberlingen am Ried 19. Oct. 
1801, ord. 20. Eept. 1827, Pic. in Hilzingen, in Wiechs (Kirchſtetten), 1834 Pir. 
in Gottmabdingen, 1846 in Buchheim, Gap. Meßkirch, 1850 in Orfingen;z geft. 
23. Jan. 


14. Kretz Baulin, geb. 20. März 1770 zu Gengenbad, orb. 
10. Juni 1797, Conv. in Et. Blafien, Pfr. in Höhenſchwand, 1815 in Görwihl, 
feit 1852 penfionirt in Freiburg; geft. 2. März. 

* Beiträge in bas Gonftanzer Paſtoral-Archiv 7. 


15. Auenzer Dominicus, geb. zu Freiburg 17. Mai 1793, orb. 
29. Sept. 1815, Bic. in Unteralpfen, in Breifah, 1821 Pfr. in Rohrbach, 1828 
Stabtpfr. und Schuldec. in Bonnborf, 1836 Etabtpfr. zu Et. Auguflin in Conſtanz, 
Mitglied des Frankfurter Parlaments; gef. 11. Apr, 


Münd Matthäus Cornelius, geb. zu Thengenjtadt 14. Sept. 
1774, ord. 22. Sept. 1799, als Pr. in Beuggen ernannt, Kapl. in Liggersborf, 
1805 furze Zeit Pfr. in Glotterthal, trat in württembergiichen Staatsverband, viele 
Jahre Pfr. in Gattnau, 1826 Rector des Lehrerfeminars in Gmünd, 1830 Pfr. in 
Unlingen; geft. 12. Jan. 

* Seine Echriften pädagogifhen und homiletiſchen Inhaltes, Gebettücher u. ſ. w. 
fiehe bei Neher S. 414. 


16. Mut Joſeph, geb. zu Herbolzheim 18. Febr. 1785, ord. 
13. Apr. 1811, Bic. in Baden, 1823 Pfr. in Oos, 1831 in KRippenheim; geft. 
14, Juni. 


In ben Armenfond Kippenhein (600 fl.). Stipenbienftiftung (2676 fl.) für 


24 1853. 


Theologieftubirendbe aus Herbolzheim; ein gleiches für GStubirende aus Kippenbeim 
unb Kippenheimweiler. 


17. Riegger Karl, geb. zu Villingen 24. März 1806, ord. 
6. Aug. 1830, Vic. und Pro. in Daudingen, 1845 Pfr. in Leipferbingen; 
geft. 28. Juli. 


18. Rosmann Pantaleon, geb. 6. Aug. 1776 in Rothmeil, 
ord. 14. Sept. 1802, Vic. zu Waldfirh, Cap. Waldshut, feit 1806 Bic., dann Pfrv. 
und feit 1819 Stabtpfr. und Schulbec. in Breiſach; geft. 5. März. 

* Stiftungen: Für theologifche Preisfragen an der Univerfität Freiburg (2000 fl.); 
in bas Spital zu Breifad (80 000 fl.), in ben bortigen Armenfondb (2000 fl.), in 
den Münfterfirhenfond bafelbft (3000 fl.); zur Gründung eines Kirchen: und Baus 
fonds für die Kirche in Niederrotbweil (1000 fl.), Anniverfar in die Pantaleond- 
fapelle daſelbſt und in den Kirchenfond zu Oberrothweil; für das Blinbeninftitut in 
Freiburg (2000 fl.); dem Präbendenfond in Breifah ein Wohnhaus. 

»Geſchichte ber Stabt Breifah in Verbindung mit F. Ens. 1851. 


19. Schmidle Ignaz, geb. 7. San. 1780 zu St. Peter, orb. 
21. März 1803 im Gonvent feiner Heimath, nad der Aufhebung des Kloſters Vic. 
bafelbft, 1807 Pfr. in St. Ulrich, 1831 in Wettelbrunn; geft. 15. Apr. 


* Stiftung in bie Armenfonds mit Anniverfar zu St. Ulrih, Wettelbrunn 
unb zu Gt. Peter. 


20. v. Schneider Joſeph, geb. zu Hüfingen 29. Sept. 1818, 
ord. 3. Sept. 1846, Vic. in Schwandorf, in Neuftabt, in St. Trubpert, Ettlingen, 
SHerbolzbeim, PBırv. in St. Märgen, Urberg, Wagenflabt, in Saulborf; 
geft. 5. Oct. 


21. Siegle Franz Joſeph, geb. zu Pfullendorf 22. Dec. 
1773, ord. 24. Dec. 1796, Nachprediger zu Pfullendorf, jeit 1818 Pfr. und Capitels⸗ 
decan in Göggingenz geft. 16. Juli. 

* Anniverfar in den Kirchenfond Göggingen, in ben Priefterprocuraturfond 
Pfullendorf; Stiftung zur Begründung einer Pfarrbibliothel; in ben Pfarrfond Gdg« 
gingen (661 fl.); in ben bortigen Armenfond (23 000 fl.). 

** Beiträge in das Gonftanzer Paftoral:Ardiv 13. 17. 


22. Speidel Hieronymus, geb. zu Grofjelfingen 21. März 
1780, orb. 24. Sept. 1803, Gonv. in St. Blafien, Profeffor am Gymnafium in 
Freiburg, 1815 Pfr. in Nichen, 1819 in Unteralpfen, 1845 in Neuershaufen; 
get. 7. Jan. 


* Anniverfar in ben Kirchenfond zu Neuershaufen. 
23. Steinberger Franz Joſeph, geb. zu Bruchſal 21. Aug. 


1767, ord. 6. Sept. 1797, Pfrv. in Weißenbach, 1815 Pfr. in Schöllbroenn, 1825 in 
Dbergrombad; geft. 7. Jan. 


24. Thomas Joſeph Anton, geb. zu Tauberbifhofsheim 
41. März 1811, ord. 20. Sept. 1834, Bic, in Hilsbach, in Zuzenhaufen, Pfrv. 


1853. 1854. 25 


in Grünsfeld, in Hollerbah, 1844 Pfr. in Oberſchefflenz, 1851 in Leimen; 
geit. 24. Sept. 

25. Uebelin Johann Bapt., geb. zu Degerfelden 14. Auli 
17%, orb, 3. Mai 1816, Bic. in Mündweier, Pfro. in Hofweier, in Kappel a. Rh., 
bier feit 1827 Pir.; gefl. 28. Mai. 

® Anniverfar in ben Kapellen und SKirchenfond zu Degerfelden und Kappel, 
Stiftung in den bortigen Armenfond (600 fl); Stiftung für arme Berwanbte, 


26. Wenz Anton, geb. zu Reichenau 21. Sept. 1779, orb. 
24. Sept. 1803, Curat in Bankholgen, 1807 Pfr. in Worblingen, 1814 in Heuborf, 
1826 in Kippenhauſenz gef. 13. Der. 


» Stiftung in den Armenfond Reichenau 3871 fl. 


27. Werner Joſeph, geb. zu Buchen 5. Juni 1805, orb. 14. Febr. 
1828, 1833 Pfr. in Höpfingen, 1844 in DOfterburfen; geft. 8. Apr. 


28. v. Widerfpah Ludwig Seraphim, Baron, geb. zu Landfter 
(Elſaß) 5. Dec. 1772, ord. 20. Sept. 1795, 1805 Pir. in Stetten und Dec. bes 
Eap. Wiefenthal, 1844 Stabtpfr. in Sädingen; gefl. 17. Oct. 

* Stiftete einige Paramente in die Kirdye zu Stetten, 

** Beiträge in das Gonftanzer Paftoral:Arhiv 26. 


29. Zimmermann Franz, geb. zu Betra 4. März 1801, ord. 
18. Sept. 1827, Bic. in Empfingen, Pfrv. in Imnau, 1833 Euratfapl. in Br 
1837 Pfr. in Feldhauſen; geit. 23. Juni. 


Geftorben: 29. — Neupriejter: 23. — Abgang: 6. 


185.4. 


1. Amann Wilhelm Joſeph, geb. zu Ueberlingen 25. Febr. 
1806, orb. 3. Sept. 1832, Vic. in Walbshut, Gengenbah, Schwarzah, Limpach, 
Pro. in Dillendorf, Fautenbah, Bubenbach, Kirchen, Limpach, 1847 Pfr. in Leiber- 
tingen, 1851 in Möggingen; gefl. 29. Jan. 


2. Ap Joſeph, geb. zu Ettenheimmünfter 14. Mai 1802, 
orb. 19. Sept. 1829, Bic. in Zell a. Harmerobach, 1832 Pfrv. in Thennenbronn, 
1838 Pfr. in Wiehre, 1840 in Breitnau, 1853 in Wehr; gefl. 12. Nov. 


* Anniverfar in ben Bruberfchaftsfond zu Ettenheimmünfter. 


3. Bahmann Georg Adalbert, geb. zu Frankfurt 6. Jan. 
1776, orb. 5. Apr. 1800, Gonv. in Amorbach, 1810 Pfr. in Unterfhüpf, 1824 
Stabtpfr. und Dec. in Krautbeim, 1827 Pfr. in Oberbaufen, Gap. Philippsburg, 
1830 in Nedarhaufen, 1837 in Ubſtadt; geft. als Penfionär in Bruchſal 28. Dec. 


4. Barth Johann Michael, geb. zu Unterampringen 6. Juni 
1787, ord. 6. Mai 1812, Bic. in Görwihl, Pro. in Oberbergen, in Rieböfchingen, 


26 1854. 


in St. Blafien, 1822 Pir. in Nußbah, 1829 in Niedberrimfingen;z geil. als 
Penfionär in Freiburg 4. Juli. 

* Etiftung eines Anniverfard mit Almofen in ben Armenfond zu Niebers 
rimfingen. 

"* Beiträge in bas Conftanzer Paſtoral-Archiv 24. 


5. Bartholme Albin, geb. zu Königheim 1. März 1816, orb. 
4. Sept. 1841, Vic. in Zell a. Harmersbad, in Nußloch, Pro. in Dielheim, 1851 
Pr. in Karlsdorfz gefl. 6. Aug. 


6. Beler Johann Petrus, geb, zu Mannheim 20. Febr. 
(März?) 1792, ord. 14. Schr. 1818, 1819 Profeffor und 1827 Präfeet bes Gum: 
nafiums in Bruchſal, 1830 Pir. und Schuldec. in Bretten, 1836 Pfr. in Rothenfels, 
1849 in Roth; geft. 9. Mai. 

* Anniverfar in den Kirchenfond zu Roth. 


7. Benig Johann Bapt., geb. zu St. Peter 5. Juli 1791, 
ord. 22. Sept. 1816, Bic. in Kirchhofen, Curat in SERIE, 1827 Bir. in Ameltesn: 
geft. 16. Mai. 

* Anniverfar in den Kirchenfond zu Amoltern. 


8. Beyhofer Johann Bapt., geb. zu Bilfingen 1. Aug. 1778, 
ord. 9. Dec. 1801, Vic. in Naftatt, 1811 Piarrcurat in Pforzheim, 1814 Stabtpfr. 
und Schuldec. in Nedargemünd, 1819 Stadtpfr. in Heibelberg, 1842 Pfr. und Dec. 
in Walldorf; geft. als Penfionär in Heidelberg 3. Oct. 

* Anniverfar in den Kirhenfond Walldorf; in den dortigen Schulfond zur Ans 
Ihaffung von Büchern für arme Kinder. 

** Beiträge in das Gonftanzer Paſtoral⸗Archiv 16 (mehrere Auffäpe), 17; in 
das Freiburger Archiv für die oberrh. Kirhenprovinz. 


9. Brielmayer Joh. Nepomuk, geb. zu Meersburg 29. Mai 
1796, ord. 22, Sept. 1821, Bic. in Engen, 1822 Kapl. in Bermatingen, 1827 Pir. 
in Norgenwies, 1849 in Oberachernz; geft. 17. Juni. 


10. Broß Michael, geb. zu Zell b. O. 1. Sept. 1793, orb. 
14, Febr. 1818, Vic. in Zell, 1825 Pfr. in Wagshurft, 1833 in Neunfirhen, 1834 
in Bühlerthal, 1842 in Helmsheim; gef. 26. Oct, 

* Anniverfar in den Heiligenfond Helmsbeim, eben dahin Paramente, und zu 
einem Armenfond in Helmsheim; in ben Armeniond Zell b. O. 


11. Depetris Jakob, geb. zu Heiter3heim 15. Oct. 1801, orb. 
20. Eept. 1827, Bic. in Zell i. W., Piro. in Pfaffenhofen, 1835 Pir. in Rohr— 
bach bei Triberg, 1838 Münfterpfr. in Reichenau, 1851 in Grafenbaufen, Gap. 
Stühlingen ; geft. 28. Febr. 


12. Dörle Anton, geb. zu Herbolzheim 17. Febr. 1799, ord. 
21. Eept. 1826, Bic. in Breifadh, 1832 Pfr. in Günterethal, 1853 in Shwörftätt; 
get. 2. Febr. | 

* Anniverfar in den Kirdenfondb Oberſchwörſtadt. 

** Berfafler einer Anzahl in ihrer Zeit gefhägten Jugendſchriften; Erbauunges 
ſchriften: Die verborgene Zelle ber Leiden. 1835. Gottgeweihte Stunden. 1838, u. a. 


1854. 27 


13. Epple Andreas, geb. zu Dettlingen 16. Mär; 1802, 
ord. 17. Sept. 1828, Bic. in Todtnau, in Donaueſchingen, bier auch Pfrv., Kapl. 
in Stodach, 1835 Pfr. in Heinfletten; geft. 1. Sept. 


* Anniverfar in ben Kirchenfond zu Heinfletten. 


14. Greiner Franz Borgias Kofeph, geb. zu Bonnborf 
15. März 1807, orb. 3. Sept. 1832, Vic. in Ewattingen, in Fügen, Pfrv. in Wagen: 
fadt, in Bombad, in Gt. Peter, 1842 Pir. in Bubenbah, 1849 in Gutmabdingen, 
1851 in Achkarren; gef. 8. Aug. 


15. Hauſchel Franz Xaver, geb. zu Schömberg (Württemberg) 
13, Dec. 1802, ord. 17. Sept. 1828, Vic. in Aichen, in Kirchhofen, 1832 Kapl. in 
Radolfzell, 1835 Pfr. in Hubertshofen, 1837 in Weiler, Gap. Hegau, 1842 in Riebern, 
1851 in Kehl; gefl. 26. Dec. 


16. Jacob Johann, geb. zu Hinterhaujen bei Gonftanz 24. Dec, 
1777, ord. 1. März 1806, Bic. in Waldshut, 1816 Pfr. in Eernatingen (ſpäter 
Lubwigsbafen), 1826 Kapl. in Liptingen; geſt. 7. Apr. 


17. Kafpar Franz; Joſeph, geb. 12. Aug. 1778 zu Bleihheim, 
ord. 30. März 1801 im Kloſter Tennenbah, Vic. in Kirhhofen, Pfr. in Günd— 
fingen, Kapl. zu Burfheim, 1810 Pfr. in Kiechlinsbergen, 1832 in Ballrehten; 
get. 16. März. 

* Anniverjarien in ben Kirchenfond zu Kiechlinsbergen, Umfirh und Ballrechten, 
in die Anftalt zur Rettung ſittlich verwahrloster Mädchen in Gonftanz (2000 fl.), in 
den Schul: und Armenfond zu Ballrehten für Lehrgelder armer Knaben (1000 fl.). 

* Beiträge in das Eonftanzer Paſtoral⸗Archiv 1811, 2. 


18. König Jakob, geb. 20. San. 1781 zu Neudorf, orb. 
6. Oct. 1804, 1813 Pro. und 1824 Pir. in Ottenbeim, Gap. Lahr; geft. 26. Oct. 


19. Rürzel Sebaftian Joſeph, geb. zu Freiburg 20. San. 
1783, ord. 16. Apr. 1808, Beneficiat und Profefjor am Gymnafium in Offenburg, 
1824 Pfr. in Ichenheim, 1832 Stabtpfr. und Schuldec. in Raftatt, 1842 Pfr. in 
Nußbach; geft. 28. Aug. 

* Stiftung mit Anniverfar in den Kirchſpiel-Almoſenfond in Nußbach (1200 fl.) ; 
in ben Schule und Lehrgelderfondb Raftatt (400 fl.); in den Piarrfond Ichenheim 
(49 AL); zur Gründung eines Armenfonds in Unterneffelrieb. | 


20. Liber Joſeph Berthold, geb. zu Bonnborf 17. März 
1781, ord. 22. Sept. 1804, Conv. in St. Blafien, 1208 Pir. in Menzenſchwand, 
1820 in Tobtmoos, 1834 in Häner, 1842 in Murg; geit. 8. Juni. 


* Anniverfar in den Kirchenfond zu Murg. 


21. Meißburger Johann Michael, geb. zu Freiburg 24. Sept. 
1782, ord. 22. Sept. 1806, Bic. in Kirhhofen, 1809 Pir. in Adelhauſen (Wichte), 
1812 in Hugfteiten, 1827 Dompräbendar, Domcuſtos und Verwalter ber Münfterfonds 
in Freiburg; geft. 10. März. 

® Stiftung einer Glode in das Münfter zu freiburg. 

”* Beiträge in das Gonftanzer Paſtoral⸗Archiv 23. 


28 1854. 1855. ' 


22. Riehle Martin, geb. zu Ortenberg 8, Oct. 1801, orb. 
20. Sept. 1827, Bic. in Münchweier, Pfrv. in Sasbad, in Kiedhlindbergen, 1835 
Pfr. in Wagshurft, 1840 in Steinach, 1851 in Niederwihlz geft. 9. Apr. 


23. Seit Johann Markus, geb. zu Limbad 25. Apr. 1806, 
ord, 6. Aug. 1830, Vic. in Lauda, Pro. in Külsheim, 1834 Pfr. in Waldfletten, 
1835 Pfr. und Gapitelödec. in Hilsbad; gell. 22. Sept. 


24. Sensburg Ernit, geb. zu Brudfal 3. Jan. 1788, orb. 
22. Sept. 1810, Vic. in Ettlingen, 1816 Profeſſor am Wceum in Raftatt, 1823 
Stadtpfr. in Ettlingen, 1827 Pfr. in Lautenbach, 1841 in Renchen; gef. 19. März. 

* In den Armenfond zu Lautenbach; Anniverfar in ben Kirchenfond zu Renchen; 
in ben Gutleut: und Spitalfond bafelbfi, in ben Spitalfond zu Brudfal, in ben 
Gutleuthausfond zu Ettlingen. 

** Beichreibung ber Kirche zu Lautenbach. Freiburg. 1830. Beitrag in bas 
Eonftanzer Paſtoral⸗Archiv 25. 


25. Söll Alois Oswald, geb. zu Bierlingen (Württemberg) 


4. Zuni 1801, orb. 20. Mai 1826, erfimals genannt (1847) als Pfrv. in Gtein- 
bilben, 1852 als folder in Mimmenbaufen, Kapl. in Salem; gefl. 2. Nov. 


26. Städter Heinrich Alois, geb. zu Regensburg 8. Juni 
1777, ord. 6. Apr. 1801, Stabtfapl. in Mengen, 1828 Pfr. in Levertsweiler, 1834 
Pir. in Einhard, 1849 Kapl. in Straßberg; gefl. am 22. Dct. (Der Katalog 
von 1852 Yat irrig Stabler.) 


27. Stengel Vitalis, geb. zu Stetten 28. Apr. 1799, orb. 
24. Sept. 1825, Pfrv. in Hart, 1828 Pfr. in Kettenader, 1832 in Hart, 1847 in 


BWalbertsweiler, in abs. Pfrv. in Burgweiler, Cap. Meßkirch, in Gruol, Minbers: 
borf; gel. 22. Dec. 


28. Thibaut Wilhelm Arbogaft, geb. zu Straßburg 19. Oct. 
1768, ord. 30. Mai 1795, Conv. in Ettenbeimmünfter, 1806 Bir. in Honau, 1818 


in Ulm bei Lichtenau, refignirte 1836 und Iebte als Penfionär in Baden, war Beichts 
vater des Klofters in Baden und Lichtentbal; geft. 23. Aug. 

Hiernad find bie irrigen Angaben der Klofternecrologien (Didc.:Arhiv 12, 246) 
zu berichtigen: Nr. 26 und 27 find eine Perfon. 


29. Weber Adrian, geb. zu Ringsheim 8. Sept. 1789, orb. 
19. Sept. 1818, Bic. in Fügen, 1827 Pfr. in Lienheim, 1843 in Nollingen; 
geft. 26. Mai. 

* Anniverfar in den Kirhenfond zu Nollingen; in ben bortigen Armenfonb. 


Geitorben: 29. — Neupriefter: 32. — Zugang: 8. 


1855. 


1. Beutter Daniel, geb. zu Bietenhaufen 17. Oct. 1804, ord. 
7. Sept, 1831, Vic. in Friebenweiler, Schlatt bei Krogingen, Lehen, Betra, Haigerloch, 


1855. 29 


Gruol, 1834 Hoffapl. in Jungnau, Pfr. in Dieflen, 1842 Bir. in Benzingen, 1849 
in Betra; geil. 9. Aug. 


2. Bilharz Jakob, geb. zu Kenzingen 9. Apr. 1800, orb. 
17. Sept. 1823, Vic. in Friebenweiler unb Pfullendorf, KRapl.verw. in Billafingen, 
1826—1829 Profefior am Gymnafium in Freiburg, von da am Lyceum in Gons 
fanz bis 1843, dann an jenem in Raſtatt bis 1848, jelt ba Pr. in Kirch— 
jarten;z geft. 25. Febr. 

*°* Weber den Theismus der Platonifhen Philofophie. Freiburg 1842, Bei: 
träge in bie bifl.:pol. Blätter. 


3. Brid Sebaftian, geb. in Gruol 20. Jan. 1781, orb. 
24. Sept. 1805, 1814 Pir. in Jmnau, 1831 in Thalheim, Kapl.verw. in Veringen⸗ 
dorf, ebenfo in Haigerloch; Pfrv. in Zimmern; geft. 11. Mai. 


4. Daniel Gregor, geb. zu Weier 12. März 1788, ord. 19. Apr. 
1813, Vic. in Staufen, St. Peter, Gooperator am Münfter in Conftanz, 1819 Pfr. 
in Allensbach, 1824 Pfr. in Gamshurft, 1845 in Sasbad; geft. 7. Mai. 

* Anniverfar in ben Kirchenfond Weier; Paramente in bie Kirche zu Sasbach; 
Anniverfar in ben Heiligenfond und Armenfondb dajſelbſt. 

** Beiträge in das Conſtanzer Paſtoral⸗Archiv. Unterricht über das bi. Altars⸗ 
jarrament. 1838. : 


5. Dorer Matthias, geb. 22. Juli 1811 zu Triberg, orb, 
1, Sept. 1838, Vic. in Xobtmoos, Pfr. in Gutenftein, Heuborf, Wehr; gefl. 
13. Jan. 


6. Ederle Gerhard, geb. zu Pfaffenmweiler 21. Oct. 1802, 
orb. 17. Sept. 1828, Bic. in Schwenningen, Güntersthal, Staufen, Pfrv. in Herdern, 
Hofögrund, Waldau, Kapl.verw. in Rotbweil, Orfingen, Oberried, 1833 Pfr. in 
Warmbach, 1837 in Urberg, 1850 in Engelwies; geſt. 3. Mai. 


7. Emele Adam Sales, geb. zu Haigerlod 21. Dec. 1796, 
otd. 4. Jan. 1820, Kapl. in Haigerloch, feit 1822 Pr. in Krauchenwies, Gap. 
Der. und Schulcommifjär; get. 25. Ang. 


* Auffäge über Edulfragen im Sigmaringer Wochenblatt. 


8. Götz Kafimir, geb. zu Wettenhauſen in Baiern 29, Det, 
177, ord. 19. Sept. 1802, 1808 Profefior am Gymnafium in Offenburg, 1815 Pir. 
in Ebnet, 1818 Pfarrcurat in Malberg und Lehrer am dortigen Pädagogium, 1821 
Stadtpfr. und Dec. in Ettenheim, 1830 als folder in Ettlingen; geft. 21. Sept. 


9. Hapt Honorat, geb. zu Ottobeuren 26. Nov. 1774, ord. 
5. Det, 1800, Conv. in Salem, Pfrv. zu Hilzingen, 1814 Kapl. zu Stetten a. k. M. 
1817 Pfr. in Mimmenhaufen, 1837 in Salem; geft. 1. Mai. 


10. Harder Matthäus, geb. zu Allensbach 13. Aug. 1801, 
od, W. Sept. 1827, Vic. in Grafenhaufen, 1833 Pfr. in Etahringen, 1850 in 
Rarkelfingen; geft. in Allensbach 23. Mai. 


* Stiftung in den Armenjond Allensbach. 


30 1855. 


11. Hartig Johann Michael, geb. zu Amorbad 27. Aug. 
1795, orb. 7. März 1818, Pfrv. und 1823 Pir. in Borberg, 1824 in Nedargeradh, 
1833 in Heiligkreuzſteinach; geft. 17. Juni. 


12. Heel Theodor, geb. zu Wörishofen (Baiern) 6 Oct. 
1782, ord. 20. Sept. 1806, Franciscaner-Ordens in MWeberlingen, 1811 Kapl. zu 
St. Michael in Pfullendorf, 1824 Pfr. in Aftholderberg, zeitweife zugleih Pfarrver⸗ 
wefer in Großſchönach, 1828 in Birndorf, 1843 in Häner; geft. 2. Juni, - 

* Stiftung in ben Schul: und Armenfond in Wftholberberg; zur Gründung 
eined Armenfonds in Häner und Oberhof; in den Schul: und Armenfond Birfingen, 
Birndorf und Bud (je 200 fl.). 


13. Holzuer Karl, geb. zu Amorbad 5. Jan. 1803, orb. 
47. Sept. 1828, Vic. in Brepingen, Tobtnau, Kapl:Berw. in Elzach, Pfrv. in 
Ilvesheim, Neutbard, Leimen, Rohrbach, Weinheim, 1839 Pfr. in Oberprechthal, 
1848 in Müblenbad; gef. 31. Aug. 

14. Hufſſchmid Joſeph Alois, geb. zu Engen 11. März 1798, 
orb. 23. Sept. 1822, Vic. und Kapl. in Stühlingen, 1825 Pir. in Altglashütte, 
1833 in Lenzfirh, 1842 in Schönah, 1845 in Hüfingen, 1851 in Bietingen; 
gef. zu Brüſſel an ber Cholera 24. Aug. 

15. Itta Joſeph, geb. zu Löffingen 28. Dec. 1769, ord. 
24. Dec. 1797, feit 1802 Kapl. in Horheim (Schwerzen), als folder auch längere 
Zeit Pfrv. in Degernau, Bic. in Seefelden, geft. als Kapl. in Hardheim; 2, Nov. 

16. Keflel Hilar, geb. zu Kifezheim 13. Kan. 1769, ord. 7. Apr. 
1792, Profefior am Gollegiatihulftift in Baden und Schulviſitator, 1809 Pfarrrector 
in Otteröweier, feit 1815 Pfr. in Bietigheim; geft. als PBenfionär in Karlsrube, 
14. Febr. 

17. Laub Joſeph Anton, geb. zu Dietenheim (Württemberg) 
26. Sept. 1783, ord. 18. Apr. 1805, Eonv, in Salem, 1807 Pfr. in Marfelfingen, 
1836 in Biengen, Cap. Breifah, 1855 in Gurtweil; gefl. 14. Juli. 

* Stiftung in ben Armenfond Gurtweil. 


18. Liebler Johann, geb. zu Ladenburg 23. Juni 1823, ord. 
19. Aug. 1847, Bic. in Veberlingen, in Mannheim; geft. 20, Juli. 


19. v. Mader Joſeph Anton, geb. zu Meberlingen 2. Dec. 
1774, ord. 23. Sept. 1798, Pir. zu Einhard, feit 1816 Pfr. in Oſtrach; geft. 
31. März. 

* Zur Gründung eines Armenfonds in Wangen, A. Pfullenborf. 


20. May Jo. Adam, geb. zu Tauberbijhofsheim 15. Aug. 
1815, orb. 7, Sept. 1839, Vic. in Wyhl, Altbreifach, Karlsruhe, 1844 Beneficiat in 
Salem, 1845 Pir. in Wyhl, Gap. Endingen; geil. 29. Nov. in Freiburg. 


21. Mert Koh. Nepomuk, geb. zu Blumenfeld 9. Oct. 1802, 
ord. 20. Sept. 1827, Bic. in Lausheim, Bettmaringen, Breitnau, Kirchhofen, 1832 
Pfr. in Haufen an ber Nah, 1840 Stabtpfr. in Kleinlaufenburg; geft. 21. Apr. 

* Anniverfar in ben Kirchenfond Blumenfeld. 

** Verfafier vieler in ben Tagesblättern ſ. 3. gebrudten Gebichte, 


1855. 1856. 31 


22. Mund Jakob Anton, geb. zu Königheim 22. Oct. 1791, 
orb. 23. Sept. 1815, Pfr. in Waibftadt, 1839 in Schönau, 1850 in Riden; geft. 
30. Mai, 


23. Rod Philipp Joſeph, geb. zu Mosbach 30. Apr. 1775, 
ord. 25. Dec. 1802, 1816 Bir. in Oberſchefflenz, 1833 in Gerichſtetten; geft. in 
Harbbeim als Penfionär 8. Apr. 

24. Süttele Joſeph Simon, geb. zu Stephansfeld bei Salem 
8. Dct. 1787, ord. 16. Mai 1818, Vic. in Schweighauſen, Gengenbach, 1824 Pir. 
in Jnmenftaad; geft. 10. Apr. 

25. Schäffer Anton, geb. zu Ettlingen 3. Nov. 1821, ord. 


19, Aug. 1847, Vie. in Notbenfels, Guratieverw. zu Hölftein, Kapfl.verw. in 
Baldshut, Pfrv. in Günterstbal; geſt. 3. Sept. 


26. Schmeiſſer Joſeph Nikolaus, geb. zu Landshaufen 
9, Dec. 1793, ord. 18, Mai 1818, Vic. in Dielheim und Bretten, proviſ. Lehrer am 
Comnafium im Heidelberg, 1819 Profeſſor am Lyceum in Raftatt, feit Jan. 1827 
RBrofeflor und Präfect des Gymnaſiums und 1839 Director des Lyceums in Freiburg, 
1845 Lyceums-Director in Gonftanz; geft. 19. Jan. 

* Abhandlungen in ben Programmen bes Lyceums in Raftatt 1826 und 1827, 
in jenen von freiburg 1829, 1831, 1840, 1841 (zur Ghronif ber Anftalt), 1845; 
in Gonflanz 1853 und 1854. Lehrbuch ber Rhetorif. 1838. 


27. Schmidt Karl, geb. zu Steinenstabt 19. Nov. 1806, orb. 
7. Sept, 1831, Vic. in Ichenheim, in Haslach, 1836 Pirv. in Merbingen, 1838 Pir. 
in Nußbach, 1845 in Schapbach; geft. 9. Juli. 

* Stiftung in ben Armenjondb in Schapbach (1000 fl.). 

28. Springer Johann Baptift, geb. zu Bühl 21. Sept. 1793, 
erd. 4. Sept. 1822, Vic, in Ettenheim, 1829 Pfr. in Oeflingen, 1833 in Ober⸗ 
barmersbadh, 1851 in Bräunlingen; geſt. 8. Aug. 


* Stiftung in ben Armenfond zu Bräunlingen. 

29. Welte Johann Georg, geb. zu Dittishaujen 20, Apr. 
1814, ord. 7. Sept. 1839, Vic. in Radolfzell, 1843 Gurat ber Strafanftalten in 
Btuchſal, 1848 Curat am Männerzuchthaufe bafelbft, ſeit 1851 mit dem Charakter 
als Pir., 1854 Dompräbenbar in Freiburg; geft. 7. Juli. 

* Verfchiedene Paramente in die Filialfirhe zu Dittishaufen. 

30, Zähringer Franz Xaver, geb. in Schönenbad 2. Dec. 
1827, ord. 10. Aug. 1852, Ric. in Ettenheim, — St. vn geft. 20. Nov. 


Geltorben: 30. — Neupriefter: 42. — Amp: 12. 








1856. 


1. Bed Joſeph Anton, geb. zu Ettenheimmünfter 4. März 
1800, ord. 21. Sept. 1822, Pic. in Hertben, Pfro. in Hofweier, in Moos, in Sulz 


32 1856. 


bei Lahr und 1833 Pfr. daſelbſt, Schuldec., 1837 Br. in Oehnebach, 1844 in 
Ringsheim; gel. 10. Mär, 
* Anniverfarftiftung in ben Piarrfond Ringsheim. 


2. Benig Friedrich, geb. zu St. Peter 26. Oct. 1816, orb. 
5. Sept. 1840, Vic. in Unteralpfen, 1847 Kapl., kurze Zeit auch Pirv. in Eigels 
fingen, Pfrv. in Binningen, Pfr. in Strümpfelbronn, als Penfionär in Freiburg; 
get. 30. Jan. 


3. Eger Benedict, geb. zu Imnau 15. Oct. 1803, orb. 22. Sept. 
1827, Guratieverw. in Pfaffenhofen (Billafingen), 1834 Pfr. in Hoppetenzell, 1839 
in Herbwangen, 1847 in Leutkirch; geft. als Penfionär in Ueberlingen 14. Nov. 

* Anniverjarftiftung in ben Kirchenfond Weberlingen mit Almojenvertheilung. 


4. Erndle Joſeph, geb. zu Klengen 5. Oct. 1789, ord. 25. März 
1817, Bic. in Eſchbach bei St. Peter, in Kirchzarten, Pfro. in Luttingen, in Gütens 
bach, hier 1833 Pfr, 1846 in Minjeln; gef. 7. Der. 

* Stiftungen: Anniverfar in ben Kirchenfond Minfeln, Baramente in die Kirche 
zu Minfeln und Hölftein, Anniverfar in Oberrimfingen, in den Spitalfonb Sädingen, 
Schul: und Armenfond Klengen, Anniverjar in Kirhborf, in Warmbach. 


5. Fechter Hermenegild, geb. zu Hart 13. Apr. 1828, orb. 
9. Aug. 1854, Bic. in Burladingen, Kapl.verw. in Zimmern; geft. 22. Aug. 


6. Fiſchinger Ferdinand, geb. zu Kürzel 11. Sept. 1804, ord. 
6. Aug. 1830, Vic, in Mühlenbach, in Baden, 1841 Lehrer und Vorftand ber höhern 
Bürgerfchule in Baben; geil. 3. Febr. 


Galura Bernhard, Biſchof von Briren, geit. 17. Mai. Geb. zu 
Herbolzbeim 21. Aug. 1764 (der Familienname „Kazenſchwanz“ wurde bei ber 
Promotion in „Galura“ gräcifirt), ord. 27. Zuli 1788, Repetent am Generalfeminar 
in freiburg, 1789 Katechet an der Normaljchule, kurze Zeit Pfr. in Altoberndorf, 
1791 von ber Univerfität als Münfterpfr. in Freiburg präjentirt, 1802 Schulober⸗ 
auffeher über das Breisgau und bie Ortenau, 1805 k. f. Regierungsrath in Günz— 
burg, 1810 Pfr. zu St. Martin in Freiburg und Schulbec., 1815 Gubernialrath in 
Innsbruck, 1819 Weihbiſchof und apoftol. Vic, für Vorarlberg, 1820 Fürſtbiſchof von 
Briren. 

* Reihe Stiftungen für ben Kirchen, Schul: und Armenfond, für Erfticommus 
nicanten ac. in feinem Baterorte Herbolzheim. 

** Seine zahlreichen praktiſch-theolog. Schriften bei Felber, Gelehrtenler. 
I, 258. Allgem. deutſche Biogr. 8, 356. 

7. Gamer Karl, geb. 22. Dec. 1785 zu Freiburg, ord. 21. Apr. 
1810, 1820 Pro. in Oberhaufen, 1821 Pfr. in Griesheim, 1829 in Glotterthal, 
1834 in Nollingen, 1842 in Sölden; geft. 11. Nov. 

° Stiftung in die Blindenanftalt zu Freiburg; in ben Armen unb Pfarrfonb 
zu Sölden; für das Mutterhaus in Freiburg; für die verwahrlosten Kinder, Annis 
verfar in ben Kirchenfond Sölden. 


8. Görlacher Joſeph Andreas, geb. zu Villingen 23. Det. 
1793, ord. 25. März 1817, Vic. und Pfrv. in Schonad, ebenjo in Lausheim, Bräun- 


1856, 33 


fingen, Elzach, Rapl.verw. in Debningen, 1830 Bir. in Furtwangen, 1848 in Reters- 
ihal, 1850 in Debningen; geſt. 7. Apr. 


* Stiftung (1029 fl.) in ben Leprofen: und Spitalfond Villingen. 


9. Grimm Franz Joſeph, geb. zu Külsheim 2. Dec. 1805, 
od, 17. Sept. 1828, Vic. in Ettlingen, Pfro. in Dielheim, 1837 Pir. in Nedaran, 
1844 in Wertheim, 1853 Stabtpfr. in Ettlingen; gef. 2, Juli. 


10. Huml Georg Anton, geb. zu Ueberlingen 31. Jan. 
171, ord. 21. Sept. 1794, Pfr. in Reute, 1809 in Berfheim, 1814 ernannt nad 
Reiterdingen (lehnte ab), 1817 in Hödingen, 1821 in Hagnau, 1827 in Debningen; 
geſt. 10. Juni. 


11. Kramer Bernard, geb. zu Zöffingen 11. Mai 1821, ord. 
3. Sept. 1847, Bic. in Wolterdingen, in Steinenftadt, Pfrv. in Balg; geit. 30. Aug. 


12. Lanz Rudolph, geb. zu Pfullendorf 9. März 1816, ord. 
4. Sept. 1841, Vic. in Glotterthal, Görwihl, St. Peter, Geifingen, Kapl.verw. in 
Billingen, Pfro. in Steinbach, Gutmadingen, Heuborf; geft. 9, Febr. 


13. Mayer Ignaz, geb. in Gaujelfingen 6. März 1827, ord. 
10, Aug. 1852, Vie, in Stetten unter Hoblftein, Kapl.verw. und 1855 Kapl. in 
Ablach; geft. 5. März. 


14. Merk Fr. Anton, geb. zu Offenburg 8. Oct. 1772, ord. 
11. Sept. 1796, Pro. in Hofweier, in Sandweier, 1816 Pfr. in Plittersborf, 1820 
in Gamshurſt, 1824 in Eteinmauern, 1831 in Marlen, 1850 in Bühl bei Offen: 
burg; geft. 25. Apr. 

* Stiftung in ben Kirchen» und Armenjond zu Bühl. 


15. Djer Karl, geb. zu Steinbach 18. Jan. 1808, orb. 16. Aug. 
1833, Vic, in Renden, Pfrv. in Schliengen, 1843 Pir. in Hochdorf, 1849 in Ober: 
prechthal, nach 1852 in Zunmsweier; geit. 16, Sept. 


16. Reize Bonifacius, geb. zu Irrendorf (Württemberg) 
8. Sept. 1801, ord. 21. Eept. 1826, Pirv. in Thennenbronn, 1832 Pfr. in Hödingen, 
1837 in Ludwigshafen, 1849 in Hobenthengen; get. 25. Juli. 


17. R008 Philipp Anton, geb. zu Miltenberg 1. Dec. 1791, 
ord. 30. Sept. 1817, Vic. unb zeitweilig Religionslehrer am Lyceum in Mannbeint, 
1823 Br. in Schludtern, 1826 in Billigheim, 1336 in Oberbaufen, Gap. 
Beilippsburg; geft. als Penfionär in Mannheim 30. Mai. 

* An die Kirche zu Rheinhauſen zur Anſchaffung eines Hochaltars (300 fl.); 
ebenjo in ben Kirchenfond zu Schluchtern. 


18. Scheidegg Joſeph, geb. zu Linz 18. März 1800, ord. 20. Sept. 
1823, Bic, zu St. Stephan in Conſtanz, 1829 Pir. zu Aftholderberg, zeitweilig zu: 
gleih Pro. in Großſchönach, 1835 in Eingen und Dec. des Gap. Hegau, 1848 in 
Zell-Harmersbachz; gef. 14. Sept. 


19. Scherer Marimilian, geb. zu Amoltern 3. März 1804, 
ord, 6, Aug. 1830, Vic. in Friebenweiler, Pfrv. in Sasbach a. Rh., 1835 Pfr. in 
Zobtnauberg, 1839 in Höhenſchwandz geft. 14, Mai. 

Sreib. Dide⸗Archiv. XVII. 3 


34 1856. 


20. Schirmann Franz Xaver, geb. zu Offenburg 9. San. 1786, 
orb. 28. Sept. 1815, Vic. in Dttersweier, Pfrv. in Zunsweier, in Honau, 1825 Pfr. 
in Steinad, 1840 in Wagshurfi; geſt. 27. Juni. 


21. Schreiber Alois, geb. zu Buchheim 15. Dec. 1798, ord. 
21. Sept. 1822, Vic. in Todtnau, Pirv. in Zobtnauberg, 1826 Pfr. dafeleft, 1831 
in Urberg, 1837 in Eichfel und Schulbec.; geft. 27, Dec. 

* Anniverfar in den Kirhenfond Eichſel. 

** Verfajier vieler in ben Tagesblättern erfchienenen Gedichte. 


22. Seger Donat, geb. zu Altdorf 10. Oct. 1797, ord. 22, Sept. 
1821, Pfrv. in Frieſenheim, in Wiehlen, in Minfeln, in Gttenheimmünfter, 1832 
Pfr. in Steinmauern, 1840 in Jöhlingen; geft. 26. März. 


23. Singer Johann Nepomuk, geb. zu Bretten 21. Mai 
1806, ord. 7. Sept. 1831, Pic. in Gamshurft, in Untergrombach, Pirv. in Dofien- 
beim, in Richen, 1840 Pr. in Klepsau, nad 1852 in Kirlachz get. als Beneficiat 
in Krautbeim 28. Nov. 


24. Staudenmaier Franz Anton, geb. 11. Sept. 1800 in Don; 
borf, württemberg. Oberamt Geiplingen, ord. 15. Sept. 1827, Bic. in Ellwangen 
und Heilbronn, 1828 Repetent im MWilbelmesftift in Tübingen, 1830 an ber neu er« 
richteten kathol.theolog. Facultät in Gießen ord. Profeffor ber theolog. Encyklopädie, 
Apologetit und Dogmatik, für biefelben Fächer 1837 an bie Univerſität Freiburg 
berufen, feit 1843 zugleih Domcapitular am Metropolitan-Gapitel; geft. 19. Jan. 

* Anniverfar in den Münfterfond zu Freiburg. 

* Schriften: Geſchichte der Biſchofswahlen. 1830. Joh. Scotus Grigena. 1834, 
Encyklopädie ber theolog. Willenfhaften. 2. Aufl. 1840. Der Pragmatismus ber 
Geiftesgaben. 1835. Der Geift bed Chriftentyums. 1. Aufl. 1835. Geift ber gött: 
lichen Offenbarung. 1837. Ueber das Weſen der Iniverfitäten. 1839. Die Philos 
fophie bes Chriſtenthums. 1840. "Bilder-Eyclus. 1843. Kritif bes Hegel’fhen Syſtems. 
1844. Die Hriftlide Dogmatif. 4 Bde. (unvollfi.). 1844—1852. Das Weſen ber 
fathol. Kirche. 1845. Zum religiöfen Frieden ber Zukunft. 3 Bde. 1846—1851. Die 
firhlihe Aufgabe der Gegenwart. 1849, Außerbem Beiträge in bie Tüb. Quartal: 
ſchrift, Gießener Jahrb. für Theol., Freib. Zeitfehrift für Theol., Katholif, Sengler'ſche 
Kirchenzeitung u. a. Bol. Näheres im Freib. Kirchenlerifon 12, 1151. Bad, Bio: 
grapbien 2, 308. Werner, Geſch. ber Fathol. Theologie S. 487. 


25. Ströbele Joſeph, geb. zu Bietenhaujen 15. Mai 1803, 
ord, 21. Sept. 1826, Vic. im Cap. Sigmaringen, in Trodtelfingen, Pfr. in Zrill: 
fingen, in Beringenftabt, in ronftetten, Kapl. in Inneringen, 1838 Pfr. in Mel: 
hingen; geft. 1. Juni. 


26. Better Johann Michael Matthäus, geb. zu Hüfingen 
27. Sept. 1782, ord. 21. Sept. 1805, Vic. in Möhringen, 1811 Kapl. in Geifingen, 
1815 Pr. in Unterbaldingen, 1820 in Sumpfohren, 1831 in Riebböhringen, in 
Wangen, 1852 Kapl. in Markdorf; geft. 25. Mai. 

* Anniverfar in den Kirhenfond zu Marfoorf. 

* Beitrag in das Gonftanzger Paſtoral⸗Archiv 19. 


1856. 1857. 35 


27. Werl Franz Xaver, geb. 26. Mai 1769 zu Steinbad, 
rd, 2, Juli 1792, Bic. an mehreren Orten, 1800 Ganonicus bei bem Gollegiatftift 
Baden und Profefior der Moral» und Paftoraltbeologie an ber bortigen philoſophiſch⸗ 
tbeologifhen Anftalt (Lyceum), 1804 als Profeſſor diefer Lehrfücher an bie Univerfität 
Heidelberg berufen, Nach ber 1807 erfolgten Vereinigung ber kathol.theolog. Facultät 
mit jener in Freiburg Profefior der Paftoraltheologie in Freiburg; geſt. 26. Dec. 

»*Ueber fein afadem. Wirken und jeine Schriften vgl. Didc.-Arhiv 10, 310 
und Bad. Biographien 3, 199. 


28. Winterhalder Anton, geb. zu Shollad 27. Dec. 1777, or. 
21. Sept. 1803, Bic. in Donaueſchingen, 1808 Kapl. in Reijelfingen, 1814 Pfr. in 
Saig, 1831 in Riebefhingen, 1842 Kapl. in Pfohren; geit. 8. Nov. 

* Stiftungen in ben Schul: und Armenfond und für bie Erficommunicanten 
in Rieböfhingen, Armen: und Schulfond Saig, Krankenfond in Urach und Schollach, 
Anniverfar in ben Schul» und Armenfond in Pfohren; Orden der barmberzigen 


Schweſtern in freiburg. 


29. Zahn Franz Xaver, geb. zu Dettingen 21. Juni 1794, 
ord. 20. Sept. 1819, Kapl. in Laiz und Inzigkofen, 1325 Guratfapl. in Ablach, 
1833 Pfr. in Meilborf, 1845 in Dietershofen; geft. 4. Mai. 


Geftorben: 29. — Neupriejter: 42. — Zugang: 13. 


1857. 


1. Armbrufter Michael, geb. zu Wolfach 29. Sept. 1783, ord. 
28. Sept. 1812, Vic. in Eifel, 1815 Kapl. in Hauſach, feit 1826 Pfr. in Weiler, 
Gap. Lahr; geft. 5. Jan. 

* Anniverjar in ben Bruberfhaftsfond zu Weiler und in ben dortigen Armenfonb. 


2. Arnegger Pelagius, geb. zu Conſtanz 20. Dct. 1814, ord. 
d. Sept. 1840, Vic. in Rickenbach, Todtmoos, Pfrv. in Vimbuch, Görwihl, Frieden: 
weiler; geft. 13. Der. 


3. Baader Martin, geb. zu Hüfingen 30. Jan. 1808, ord, 
16. Aug. 1833, Vic. in Hohenthengen, Tobtnau, Pro. in Hondingen, Kapl. in Hü— 
fingen, 1842 Pfr. in Zimmern, 1846 in $riedenweiler; geft. 7. Sept. 


4. Bulah Hermann Friedrich, geb. zu Hehingen 8. Sept. 
1801, ord. 9. Sept. 1824, Vic. in Hilzingen, Hechingen, Kapl. in Zimmern, 1830 
Stadtpfr. und Gapitelöbec. in Hechingen, Beirath und Vertrauensmann der Fürftin 
Eugenie; gef. 1. Mai. 


5. Feßler Joſeph Anton, geb. zu Meersburg 28. Febr. 1790, 
ord. 24. Sept. 1814, Vic. am biſchöfl. Seminar und Lehrer an ber Lateinfchule in 
Meersburg, 1816 Hoffapl. in Sigmaringen und Lehrer am Gymnaſium im Hedingen, 
auch Chordirectot, 1824 Schulcommifjär, Director des Präparandeninftituts, 1831 

3* 


36 1857. 


Nachprebiger, 1847 Stadtpfr. in Sigmaringen, 1854 Pfr, in Beringenborf; 
geſt. 28. Mai. 
Vgl. Freib. Kirchenbl. 1857. Nr. 4. 


6. Finner Franz Xaver, geb. zu Shuttern 10. Oct. 1791, 
ord. 22. Sept. 1816, Vic. zu Sasbach, 1823 eriter Pfr. in Kapplerthal oder Otten- 
böfen; gell. 5. Oct. 


7. Frank Wilhelm, geb. zu Mejjelhaufen 30. Aug. 1796, 
ord. 14. Sept. 1819, Pic. in Ettlingen, 1825 Pfr. in Dilsberg, 1828 Pr. und 
Schuldec. in Nedargemünd, 1833 in Spehbad; geit. 27. Febr. 

* Anniverfar in den Kirhenfond und zur Gründung einer Pfarre und Volks— 
bibliothef in Spehbah (1000 fl.); zur Ausfteuer eines fath. Brautpaares (1000 fl.). 

* Sebanfen eines Katholiken bei ber neuen Geftaltung der kirchl. Verbältniffe 
in Baben u. f. w. 1827. 


8. Gäßler Joſeph Karl, geb. zu Villingen 31. Aug. 1802, 
ord, 24, Sept. 1825, Eooperator am Münfter in Conftanz und Beneficiat in Peters: 
haufen, Pfrv. zu St. Augufiin in Gonftanz, 1831 Stabtpfr. und Schuldec. in Karls: 
rube, 1835 Pr. in Zells Weingarten; geft. 3. Mai. 

* Stiftung in den Kirchen: (Anniverfar und 24 Meflen) und Armenfonb 
Weingarten. 


9. Geiger Heinrich, geb. zu Altdorf 7. Jan. 1832, ord. 
7. Aug. 1855, Vic. in Kirchzarten, Pfrv. in Zunsweier; geit. 10. Sept. 


10. Gerber Philipp, geb. zu Nedargemünd 17. Sept. 1777, 
ord. 6. Juli 1802, vordem königl. baier. Rath und Hoffapl., feit 1838 Pfr. und 
Schuldec. in Nedarhaufen, 1848 in St. Leon; geft. 1. März. 


11. Häßler Anton, geb. zu Donaueſchingen 12. Jan. 1800, 
ord. 20. Sept. 1823, Vic. in Krenfingen, Kapl. und Pfrv. in Mundelfingen, 1836 
Pfr. und Schuldec. in Stetten a. k. M.; geft. 19. Dec. 


12. Hölzlin Joh. Baptift, geb. zu Schönau 27. Febr. 1785, 
Noviz im Klofter St. Trubpert, orb, 13. Apr. 1811, Vic. in St. Trudpert, Pi. in 
Buchenbach, 1819 Pfr. in Hofsgrund, 1826 in Menzenihwand, 1837 in Mer: 
bingenz geit. 16. Oct. 

* Stiftung von zwei Stipendien für Theologieftudirende aus Schönau (13 937 fl.) ; 
Anniverfar in den Kirchenfond Merdingen. 


13. Keller Friedrich, geb. zu Freiburg 28. Dec. 1806, ord. 
16, Aug. 1833, Bic. in Unterfimonswald, 1845 Kapl. in Walbfirh, 1853 Pfr. in 
Dberwinden;z geit. 9. Mär. 


14. Kerle Anton, geb. zu Ruelfingen 20. Juni 1799, orb. 
21. Sept. 1826, Vic. in Sigmaringendorf, Pro. in Haufen am Andelsbach, in ron 
ftetten, 1834 Pir. in Levertsweiler, in abs. Pfrv. in Bärenthal; geit. 2. Jan. 


15. Killian Eugen, geb. zu Gerichſtetten 11. Xan. 1809, 
ord, 27. Aug. 1836, Vic. und Bro. in Bregingen, 1833 Pfr. in Rinzenhofen, gleich: 


1857. 37 


zeitig 1340—1841 und 18471850 *— in Gommersborf, 1851 Pfr. in Bühler 
thal; get. 8. März. 


16. Kraft Anton Alois, geh. zu Offenburg 13. Aug. 1802, 
ord. 20. Sept. 1827, Bic. in Bühl, Kaplverw. in Bidesheim, Pfro. in Au a. Rh, 
Hügelsheim, Oensbach, 1837 Bir. in Wagenftabt, 1849 Pfr. m St. Märgen, 1857 
in abs. Pfrv. in St. Ulrich; geft. 24. Nov. 


Kütgen Joh. Mich., geb. zu Boulaide bei Luremburg 4. Oct. 
1783, ord. 16. Juni 1810, als Privatpriefter zuerft in Bühl, dann in Offenburg, 
paftorirte zeittweife bie Pfarrei Ortenberg; geft. 9. Mai. 


17. Madert Franz Joſeph, geb. zu Walldürn 19. Apr. 1811, 
erb. 20. Sept. 1834, Bic. in Hodenheim, 1839 Pfr. in Lohrbach, 1843 in Hedfeld, 
1849 in Kupprichhauſen, zeitweife zugleich Pfrv. in Unterfhüpf; geft. 13. Mär. 

* Stiftung in ben Kirhenfond Kupprichhauſen zur Abhaltung eines Engelamtes, 


18. Mißler Franz Michael, geb. zu Schweinsberg 15. Aug. 
1799, ord. 18. Sept. 1824, Pro. in Sandhofen, Geriäftetten, 1830 Pfr. in Eber: 
bad, 1833 in Nedargerad, 1851 in Pülfringen; gefl. 5. Mai, 


19. Müller Franz Valentin, geb. zu Mudau 10. Apr. 1798, 
ord. 2. Sept. 1821, Vic. in Seckach, Brudfal, 1829 Pfr. in Ripperg, 1837 in 
Rothenberg; gef. 9. Oct. 

* Stiftung in ben Kirchenfond zu zwei Anniverfarien, und in ben Almofenfond 
zu Rotbenberg. 


Minh Johann Martin Tobias, geb. zu Thengen- Stadt 
3. Rov. 1775, orb. 4. Aprit 1801, war 1803 kurze Zeit im Gebiete der jepigen Erz: 
diöceſe als Kapl. in Liggersborf, Gap. Sigmaringen, trat in ben württembergifchen 
Staatsverband, war feit 1809 Pfr. in Wurmlingen bei Tuttlingen, 1841 Domcapi- 
tular in Rottenburg; geft. 21. Febr. 

* Stipendienftiftung an ber Univerfität Freiburg (1200 fl.) für Theologie 
Audirende aus feiner Berwandtfhaft oder den Orten Wurmlingen und Gattnau; 
Anniverfar in den Kirchenfond Thengenborf und in den bortigen Armenfond. 

* Schriften praftifchtheologiihen Inhaltes bei Neber ©. 21. 


20. Ochſenreuter Franz Xaver, geb. zu Freiburg 16. Nov. 
1800, ord. 20. Sept. 1823, Vic. in Engen, Pf. in Weiterdingen und Duchtlingen, 
Gropihönah, 1825 Pfr. und Gapitelsbec. in Orfingen, 1850 in Grafenbaufen; 
gi. 28. März. 

* Stiftung in den Schul: und Armenfond Orfingen. 

21. Rheinboldt Johann, geb. zu NRaftatt 8. Det. 1808, ord. 
?. Sept. 1831, Vic. in Unzhurſt, in Söllingen und bier Pfarrer 1840, zeitweife 
zugleich Pro. in Hügelsheim; geft. 6. Juni. 

22. Schlahter Andreas, geb. zu Dörlesberg 19. Mai 1830, 
ne d, Ang. 1856, Vic. in Walldürn, in Königshofen;z geft. in Dörlesberg 

. Nov, 

* Begrünbete einen Fonb zur Unterhaltung des ewigen Lichtes in ber Piarr: 

fire feines Heimathsortes. 


38 1857. 1858. 


23. Zimmermann Joſeph Heinrich, geb. zu Günblingen 
23. März 1801, ord. 21. Sept. 1826, Vic. in Gengenbach, 1836 Pfr. in Ulm bei 
Lichtenau und Schulbee., 1844 Mitglied des katholiſchen Oberfirchenraths in Karls—⸗ 
rube, 1847 Stabtpfr. und Schulvifitator in Bühl; geft. 8. Juli. 

* Etiftung in ben Heiligenfond in Bühl zu einem Anniverfaramt; ebenjo in 
ben Kirhenfond zu Günblingen. 


Geftorben: 23. — Neupriefter: 47. — Zugang: 24. 


1858. 


1. Baron Michael, geb. zu Hambrüden 23. Nov. 1803, ord. 
19. Sept. 1829, Vic. in Schweighaufen, Pfrv. in Rothenfels, Bretten, Kirrlach, 
Iffezheim, Nedarau, 1840 Pfr. in Oberöwisheim, 1851 in Rauenberg; geft. 
26. März (April?). 

* Stiftung in ben Heiligen und Almofenfond zu Rauenberg. 


2. Baur Johann Evang., geb. zu Hagnau 8. Dec. 1781, 
ord. 21. Sept. 1805, Kapf. in Hagnau, 1814 Pfr. in Heinftetten, 1815 in Kom— 
mingen, 1828 in St. Lanbolin, 1836 in Leipferdingen, 1845 in Neffelwangen, 
zeitweilig zugleih Pfrv. in Hödingen; geft. in Ueberlingen 20, Sept, 

* Stipendienftiftung für Theologieftudirende aus Hagnau; Anniverfar in ben 
Kirhenfond zu Heinftetten und Kommingen; eine Glode in die Kirche zu Neflel- 
wangen unb verſchiedene Paramente, Anniverfar in ben dortigen Kirchenfond. 

3. Belfer Gajpar, geb. zu Zimmern 28. Oct. 1798, orb. 
6. Sept. 1824, 1826 Pir. in Thalheim, fpäter in abs. Bic, in Empfingen und 
Klojterwalb; als Tifchtitulent in Sigmaringen geft. 26. Febr. 

4. Beſchle Alois, geb. zu Weiterdingen 20. Juni 1785, ord. 
30, März 1812, Vic, in Deggenhauſen, in St. Blafien, bier auch Pfro., 1817 Pfr. 
in Wahlwies, zeitweilig Pfrv, in Espafingen, 1823 in Möggingen, 1847 in Groß: 
weier; geft. 21. Oct. 

* Anniverfarftiftung in ben Kirchenfond Großweier. 

* Beitrag in das Gonjtanzer Paftoral-Arhiv 19. 

5. Breifinger Jakob, geb. zu Dettingen 18. Juli 1799, ord. 
9, Sept. 1824, Profeffor am Pädagogium zu Hedingen, 1831 Pfr. in Bietenhauſen, 
zulegt Kapl. in Liggersdorf; geit. 20. Febr. 

* Anniverfar in ben Kichenfond zu Liggersborf. 

6. Dold Magnus, geb. zu Rohrhartsberg 16. März 1784, 
ord. 28. März 1812, Pfrv. zu Pfaffenhofen und Curat zu Billafingen, 1823 Pfr. in 
Hinterzarten, 1831 in Bernau; geft. 5. Febr. 

7. Edert Franz Joſeph, geb. zu Urach 26. Yan. 1790, ord. 
5. März 1814, Bic. in Menden, 1820 Pfarrcurat in Neumweier, 1827 Bir, in Wenber 
bei Bruchſal, 1845 in Stettfeld; geft. 21. Nov. 

* Anniverfar in den Kirchenfond und zur Gründung eines Armenfonds zu 
Stettield, Schollah und Urach. 


8. End Franz Jakob, geb. zu Kiechlinsbergen 11. Apr. 
1805, ord. 17. Sept. 1828, Vic, in Neuenburg, 1831 Pro. in Thunfel, 1833 Pir. 
in Bleihheim; geit. 11. Juni. 

* Stiftung eines theolog. Stipendiums an ber Univerfität Freiburg; im ben 
Armenfond zu Norbweil und Bleihheim; in den Kirchenſond daſelbſt. 

** Schriften: Die politifchen Lebensfragen unjerer Zeit im Lichte ber gottgefegten 
Ordnung. 1850. Ueber die gegenwärtige Geftaltung ber Schule und die Hinbernifie 
der Löfung unferer Aufgabe, über zwedmäßige Lehrbücher u. f. w. 


9. Fiſcher Franz Xaver, geb. zu Donaueidhingen 26. Oct. 
1791, ord. 14. Febr. 1818, Vic. in Hilzingen, 1819 Euratfapl. in Horheim (Pfarrei 
Schwerzen), 1824 Pfr. in Döggingen, 1830 in Honftetten, 1840 in Ehingen; 
geh. 15. Aug. 

* Stiftung eines Anniverfars in ben Pfarrfond Ehingen. 


10. Frauk Oswald, geb. in Hügelsheim 11. Dec. 1829, ord. 
7, Aug. 1855, Bic. und Kaplverw. in Steinbad; als Ziichtitulant geft. in 
Lichtenthal 13, Sept. 


11. Kleindienft Matthäus, geb. 7. Sept. 1786 in Offenburg, 
ord. 10, Juni 1811, Bic. in feiner Vaterfladt, 1821 Pfr. in Eberfteinburg, 1828 
in Dttenau und prov. Schuldec., 1844 in Durmersheim; geit. 5. Mai. 

* An den Almofeniond zu Eberfteinburg; Anniverfar in ben Kirchenfond zu 
Durmersheim, in ben Armenfond Würmersheim. 

In der Zeit feiner Pfarrverwaltung bildete fih die Secte der ſogen. „Erleuch— 


teten“, zu welcher 15 Familien aus Durmersheim übertraten. Kirchenblatt 1874, 
Nro. 29 ff. 


12. Yimpert Gottfried Alois, geb. zu Tauberbijhojsheim 
18. Aug. 1793, ord. 21. Apr. 1817, Vic. in Königshofen, Königheim, Grüngs 
ed, Walldürn, Pfrv. in Hettingenbeuren, Gilfigheim, Höpfingen, Oberbaufen, 
Bargen, Mudau, 1825 Pfr. in Waldſtetten, 1828 in Richen, 1832 in Mühlhauſen, 
Amt Wiesloch, 1835 in Bargen, 1840 in Stupferih, 1850 in Neuthardz geil. 
21, Febr. 


* Anniverfaritiftung in die Kirche zu Neutharb. 


13. Metterhaufer Chrijtian, geb. zu Rajtatt 8. Nov. 1814, 
ord. 7, Eept. 1839, Vic. in Wieſenthal, Gernsbach, Pftv. in Lichtenthal, Ulm bei 
Oberkirch, Ottersdorf, 1853 Pir. in Jehtingen;z geſt. 23. Nov. 

* Anniverfarftiftung in den Kirchenfond zu Jechtingen. 


14. Meyer Franz, geb. zu Affenthal 1. März 1806, ord. 
6. Aug. 1830, Bic. in Nußbach, in Hindelwangen, Pfrv. in Ibach, Lehrer am Gym: 
naſium in Offenburg, Kapl. und Lehrer am Pädagogium in Tauberbiſchofsheim, 
1843 Pfr. in Lauda, 1847 in Gommersbdorf; get. 8. Ang. 

* Baramente in die Kapelle zu Affenthal. 


15. Münzer Joſeph, geb. zu Möhringen 20. Nov. 1797, ord. 
22. Sept. 1821, Vic. in Tobtnau, in Haufen i. Th., bier auch Pirv., ebenfo in 


40 1858, 


Kirchdorf, 1823 Kapl. in Engen, 1829 Pfr. in Thannheim, 1839 in Grafenhaufen, 
1850 in Lottftetten; geft. 25. Dec. 
* Anniverfar in den Kirchenfond zu Rottftetten, 


16. Pfreundfhuh Damian Melhior, geb. zu Tauberbiſchofs— 
heim 27. Sept. 1796, ord. 14. Sept. 1819, Vic. in Königshofen, 1828 Pir. in 
Bildband, zugleih Pfrov. in Unterwittighaufen, 1835 in Unterbalbah, 1839 in 
Ilmſpanz als Tifchtitulant in Werbach geft. 22. Zuli, 

* Anniverfar in bie Kirche zu Schweinberg. 


17. Probſt Johann Georg Friedrich, geb. zu Pfullendorf 
27. Dct. 1805, ord. 6. Aug. 1830, Bic. in Riebern, 1832 Kapl. in Pfullendorf (zu 
Maria Schray), 1850 Pfr. in Ilmenſee; geft. 26. Mai. 

* Stiftung einer größeren Glode in bie Kirde zu Ilmenſee und zur Ans 
Ihaffung einer Orgel. 


18. Rappenegger Philipp Wilhelm, geb. 6. Apr. 1788 zu 
Böhrenbad, ord. 13. Apr. 1813, Vic. in Rabolfzell, 1817 Profefjor am Lyceum 
in Conſtanz, feit 1822 Proſeſſor („zweiter Fathol. Lehrer“) am Lyceum in Manns 
beim, 1854 penfionirt; get. 24. Oct. 

* Die römischen Infchriften im Großh. Baben; in ben Beil. zu den Lyc.-Progr. 
4845 unb 1846. — Aurelia Aquensis, bie Stadt Baden als röm. Niederlafjung. 
1853. — Auffäße in den Bonner Jahrb. und in ben Edhriften bes bab. Vereins 
für röm. Alterthümer. 


19. Reiner Joſeph Anton, geb. zu Hehingen 5. Jan. 1795, 
ord. 22. Sept. 1821, Vic. in Hechingen, Beneficiat in Zimmern, 1828 Pfr. in Stein, 
1829 in Dwingen;z geft. 14. Apr. 


20. Schmidle Anjelm, geb. zu St. Peter 19. Febr. 1788, ord. 
19, Sept. 1812, Cooperator, 1814 Präfenzverwefer am Münfter in Freiburg, 1822 
Pir. in Steinenftadt; get. 13. Apr. 

* Anniverfar in ben Kirchenfond zu Steinenftabt. 


21. Seit Adam Joſeph, geb. zu Külsheim 12. Nov. 1799, 
ord. 13. Jan, 1823, 1826 Pfr. in Giffigheim, 1848 in Zeuthern; gef. 19. Jan. 
* Stiftung in ben Almofenfond zu Höpfingen und Eubigbeim, 


22. Strittmatter Balentin, geb. 14. Febr. 1789 zu Strittmatt, 
ord, 17. Dec, 1814, Bic. in Grafenhaufen, St. Beter, Eifel, Pfrv. in Häg, Todt⸗ 
moos, Haufen a. d. Aach, in Iegterem Orte 1825 Pir., 1827 in Heuborf, 1832 in 
Gündelwangen, zugleich Gapitelsdec., 1838 Stabtpfr. und Dec. in Endingen; geil. 
31. Oct. 

* Anniverfar in den Kirhenfond Gerwibl und in den St.:Petersfirchenfond zu 
Endingen; Stiftung in den Schulfond zu Endingen. 


23. Unold Felix, geb. zu Donaueſchingen 13. Febr. 1791, 
ord. 13. März 1813, Vic, in Bleihheim, 1816 Profefior am Gymnaſium in Freis 
burg, 1826 Kapl. in Thiengen, 1831 Pfr. in Scherzingen; geit. 27. Dec. 

Setzte als Univerfalerben feiner Verlaſſenſchaft (circa 7000 fl.) den Orden 
der barmherzigen Schweitern ein. 


1858. 1859. 41 


24. Zimmermann Franz Joſeph, geb. zu Ebringen 1. März 
1803, orb. 9. Sept. 1837, Vic. in Neuenburg, 1845 Pir. zu Tobtnauberg, in abs. 
Pro. zu Bleibach, 1850 in Baldersweil; geil. 2. Mär. 


* Anniverfar in den Kirchenfond zu Baldersweil. 


25. Zimmermann Johann Bapt., geb. zu Ebringen 16. Juni 
1798, orb. 21. Sept. 1822, Bic. in St. Märgen, 1832 Bir. in Bleibah, 1848 in 
Heimbad; als Penfionär in Heitersheim geſt. 3. Jan. 


Gejtorben: 25. — Neupriejter: 39. — Zugang: 14. 


1859. 


1. Abele Gujtav, geb. zu Büchenau 2. Aug. 1835, ord. 4. Aug. 
1859; geft. ald Neupriefter in feinem Heimathsorte Bühenau 14. Nov, 


2. Brüderle Placidus, geb. zu Gengenbad) 23. Aug. 1779, 
erd, 26. Mai 1804, Conv. in Schwarzach, Kapl. in Gengenbad, 1822 Pit. in Meier, 
1840 in Ortenberg, 1845 in Niederbübhl; geft. 29. Juni. 


* Anniverfar in den Heiligenfondb zu Niederbühl, Stiftung für Erficommuni- 
tanten bafelbft. 


3. Bürfle Leo, geb. zu Trillfingen 5. Apr. 1807, ord. 7. Sept. 
1831, Vic. in Schwandorf, Görwihl, Kirchzarten, Pirv. in Buchenbach, Walberts- 
weiler, Troctelfingen, Lehrer am Gymnafium in Hedingen, 1842 Pfr. in Salmen— 
bingen; geit. 19. Apr. 

4. Eihhorn Julius, geb. zu Mannheim 1. März 1823, ord. 
4. Aug. 1858, Kapl.verw. in Endingen; geft. in Freiburg 10. Apr. 

* Stiftung von kirchlichen Requifiten in die St.-Petere- und St.-Martingfirche 
zu Endingen. 

5. Sahrländer Franz Xaver, geb. zu Ettenheim 29. Oct. 1797, 
ord. 21. Sept. 1826, Vic. und Lehrer an ber Lateinfhule in Breifah, 1832 Kapl., 
zeitweife zugleich Pfro. und 1841 Pfr, in Rothweilz geft. 5. Apr. 

* Anniverfarftiftung in den Kirchenfond zu Rothweil. 


6. Heinemann Johann Nepomuk, geb. zu Hüfingen 19. Aug. 
1799, ord. 20. Sept. 1823, Vic. in Möhringen und in Krenfingen, 1824 Pir. in 
Biriendorf, 1826 in Blumberg, 1831 zugleich Pfro. in Riedböhringen, 1832 in Ober: 
eggingen, 1849 in Binningen, 1854 in abs. Pfro. in Bolkertshaufen, lebte bie 
legten Jahre ale Penfionär in Ueberlingen; geft. 18. Mai. 


7. Heller Philipp, geb. zu Heidelberg 29. Nov. 1809, orb. 
20. Sept. 1834, Pic, in Mingolsheim, in Mannheim, 1842 Pir. in Leibertingen, 
1847 in Hohenſachſen; geft. 3. Mai. 


8. Züdle Bonifaz, geb. zu Herdwangen 3. Juni 1800, orb. 
23, Sept. 1826, Vic. in Niederrimfingen, dann Pfrv, bafelbft, 1829 in Merbingen, 


42 1859. 


1830 Kapl.verw. in Stockach, 1833 Kapl. und Vorſtand der höheren Bürgerſchule in 
Villingen, 1842 Pfr. in Unterfimonswald, 1850 in Iſtein, Kapl. in Elzachz geit. 
10. San, 


9. Kehrmann Joſeph, geb. zu Freiburg 19. Jan. 1806, ord. 
16. Aug. 1833, Vic. in Schluchfee, Schweighaufen, Prinzbah, Schentenzel, Pfrv. 
in Hofsgrund, Horben, in Kappel bei Freiburg, Neuershaufen, Rieböfhingen, Neu— 
firh, Kapl.verw. in Meßkirch, in Triberg, in Nah, uratieverw. in Etetten bei 
Engen, in Urach; geft. als Tijhtitulant in Engen 15. März. 


Keller Joſeph, geb. zu Böhringen 10. Aug. 1779, ord. 4. Juni 
1803, war Pfr. zu Günbelhard, Gap. Frauenfeld (Schweiz), privatifirte als Penfionär 
in Arlen; geil. 16. Juni. 


10. v. Kleiſer Joſeph, geb. zu Donauejhingen 23. Jan. 1800, 
ord, 20. Sept. 1823, Gooperator am Münfter in Gonjtanz, 1823 Pfr, in Pfaffen 
weiler; geſt. 28. Apr. 

Stiftung in den Armenfond und in bie Pfarrfirche (Paramente) zu Pfaffen: 
weiler. 


11. Kuntz Joſeph, geb. zu Shöllbronn 13. Aug. 1797, ord. 
24, Sept. 1825, Vic. in Rotbenfels, 1834 Pir. in Epejlart, 1844 in Oehnsbach, 
1853 in Dttersdorfz geft. 19. Oct. 

* In den Heiligen» und Armenfond zu Ottersborf. 


12. Rupferer Franz Joſeph, geb. zu Ulm bei Oberkirch 21. März 
1796, ord. 21. Sept. 1822, Pic. in Mannheim, 1828 Kapl. in Tauberbiichofsheim 
und Lehrer am dortigen Pädagogium, 1830—1834 Profejfor und Präfert am Gym— 
nafium in Brucjal, 1835 Stabtpfr. in Pforzheim, 1839 Pfr. in Waldulm, in abs. 
Prev. und 1848 Pfr. in Au a. Rh; geit. als Penſionär in Durmersheim 14, Febr. 


13. Mühling Eduard Johann Wilhelm Joſeph, geb. zu 
Königheim 28. Aug. 1795, ord. 21. Juli 1818, Vic. in Heidelberg, Pro. in 
Schriesheim, Stadtvic. in Karlsruhe (9 Jahre), 1823 Pfr. in Handſchuchsheim; 
geft. in Frankfurt 9. Apr. 

* Stiftungen: Für bie Blindenanftalt in Freiburg; zur Gründung einer Fatbol. 
Schule auf dem Schwabenheimerhof (300 fl); für den Orden ber barmberzigen 
Schweitern (3000 fl.), für das Sem. puer. (3000 fl.), für den Bonifaciusverein, 
Bincentiusverein, Verein für auswärtige Miffionen, Gefellenverein und anbere gute 
Zwede. In den Kirhenfond Handjhucsheim zu vier Engelämtern. Stipenbien: 
ftiftung (6000 fl.) für Studirende der Fathol. Theologie aus der Verwandiſchaft bes 
Stifters und aus Königheim; eine weitere Stiftung (1000 fl.) für einen Schüler bes 
Gymnaſiums zu Zauberbiihoisheim, der geſonnen ift, Theologie zu jludiren, eine 
jolhe in ben Lyceumsfond Heidelberg (1000 fl.) für einen armen fathol. Studirenden; 
an die Gymnafiumsbibliothef zu Qauberbifchofsheim; zur Errichtung einer kathol. 
Pfarrei in Eandhaufen (18000 fl.) und zur Gründung eines Kirhenbaufonds das 
ſelbſt (300 fl.), zur Gründung eines Schulfonds in Peterstbal, eines Kirchenbaufends 
in Schönau und Wieblingen, zur Erbauung eines kathol. Schulhauſes in Wilhelme: 
feld, für die Taubftummenanftalt in Pforzheim (je 300 fl); für Paramente in 
Königheim und ein Anniverfar in die Kirche daſelbſt (880 fl.); in das Epital zu 


1859, 43 


Ralbürm (1000 fl.), in den Almofens, Kirchen⸗, Bruderſchafts-, Baus und Heiligen: 
tond zu Handſchuchsheim (zufammen 1200 fl.), Anniverfar in ben Heiligenjond zu 
Heidelberg, zur Grünbung eines Familienarchivs und Almojenvertheilung in Könige 
heim (1200 fL), in bie Stulz'ſche Waifenanftalt zu Lichtentbal (1000 fl.), in bas 
pfründnerhaus: Karl-Friedrich⸗Leopold-⸗Sophienſtiftung in Karlsruhe (1000 fl.). 

+ Faftenprebigten. 1821. — Biele Gelegenheitsprebigten. Vgl. Kehrein, Geld. 
I, 422, Gebetbud. 


14. Pichler Franz Seraphim, geb. zu Offenhauſen in Ober: 
Öfterreih 11. Sept. 1814, ord. 29. Juli 1837 (eingewanbert), Vic. und Pfrv. in 
Oterhauſen (Cap. Philippsburg), Pro. in Kronau, 1851 Pr. in Döggingen; 
get. 10. Aug. 


15. Neifer Karl, geb. zu Gamertingen 30. Aug. 1802, ord. 
19, Sept. 1827, Vic. in feinem Baterort, Pfrv. in Hart, in Kettenader, 1850 Kapl. 
in Gamertingen, 1839 Pfr, in Siberatsweiler, 1840 in Betra und Ehulcommiffär, 
1348 Pfr, in Trillfingen; geft. 14. Aug. 


16. Ried Franz Sales, geb. zu Kenzingen 2. Mai 1781, 
erd. 30. März 1805, Com, in Schuttern, Vic, in Echutterzell, 1809 Pfr. zu Scher⸗ 
singen, 1814 in Ebersweier, 1830—1856 Schul: und Capitelsdec.; geil. 20. Oct. 

* Stiftungen: 2 Anniverfarien, Beitrag zu einer Orgel, filbernen Kelch in bie 
Kirhe, in ben Armenfond zu Ebersweier. Beſondere Ries’ihe Stiftung (14.000 fl.) 
für Anihaffung von Paramenten, für Erftcommunicanten; Stipendium für einen 
Etudirenden; in ben Orden ber barmberzigen Schweitern; zur Gründung eines Armen: 
fonds in Scherzingen. 


17. Sauer Anton Michael, geb. zu Höpfingen 14. Apr. 1806, 
ord. 16. Aug. 1833, Vic, in Bregingen, in Raftatt, an letterem Orte 1842 Pfrv., 
1345 Pr. und Schuldec. in Sinsheim, 1851 Pir. in Hemsbachz geft. 24. Dec, 


18. Sauter Franz Xaver, geb. zu Altdorf (Württemberg) 
29. Mai- 1731, ord. 22. Sept. 1804, Conv. in Thennenbach, Pic. in Inzlingen, 
Lehrer an ber Lateinfchule in Gengenbach, 1811 Profeffor am (damaligen) Gymnafium 
zu Dillingen und zugfeih Pfr. in Pfaffenweiler, 1814 Pfr. zu Miüllen, 1821 in 
Veilheim bei Waldshut, 1824 in Wafenweiler, 1834 in Frieſenheimz gefl. 
in Riehre 29. Nov, 

* Stiftung in ben Almojenfond Friefenheim. 


19. Schaffner Georg, geb. zu Buchheim 30. Apr, 1803, ord. 
19, Sept. 1829, Vic, in Unteralpfen, Pfrv. in Kappel bei Freiburg, Niegel, Sas- 
bach b. A., Neutbard, Waldmühlbah, Mostah, Ulm bei Lichtenau, Moos; als 
ſchtitulant in Nofenberg geft. 23. Aug. 


20. Schaller Johann Bapt., geb. zu Riedöſchingen 10. Oct. 
1733, ord. 20. Sept. 1806, Hoffapl. in Thiengen, 1815 Pfr. in Urach, 1823 in Neu: 
Radt, 1834 in Etühlingen, zugleih Schufdee, 1842 in Watterdingen; geft. 1. Sept. 

* Stiftung für GErftcommunicanten in ber Pfarrei Urach und Schollah (zur 
Kaplan Winterhalder'ſchen Stiftung); in die Armenfonds zu Eberfingen, Stühlingen, 
Riedöihingen, Neuſtadt und Bierthäler; in den Schul: und Armenfond zu Watterdingen. 

** Beitrag in das Conftanzer PaftoralArhiv 19, 


44 1859. 1860. 


21. Vögtle Andreas, geb. zu Jechtingen 25. Nov. 1802, orb. 
17. Sept. 1828, Vic, in Leutfich, in Singen, Pfrv. in Seelbach, in Seuttertgt, 
1833 Pfr. und Gapitelsbec. in Prinzbachz; geft. 23. Juli. 

* Anniverfarftiftung in die Kirchenfonds zu Jechtingen und Prinzbach, bier auch 
Stiftung in den Armen: und Schulfond, in ben Kaplaneis und Frühmeßfond zu Seelbach. 


22. Weiland Karl, geb. zu Freiburg 10. März 1806, ord. 


6. Aug. 1830, Vic. in Kiechlinsbergen, Zell a. H., Tobtmoos, Weilheim, St, Trub: 
pert, Pro. in Buchenbachz get. in Hugftetten 19. Dec. 


Geftorben: 22. — Neupriejter: 44. — Zugang: 22. 


1860. 


1. Bärtelin Bartholomäus, geb. 24. Aug. 1772 in Reidenau, 
ord. 24. Sept. 1797, feit 1806 Pir, in Horn, Gap. Hegau; geft. 17. Mär. 
* Anniverfar in ben Münfterfonb zu Reichenau. 


2. Baumann Wilhelm, geb. zu Watterdingen 22. Aug. 1806, 
ord. 3. Sept. 1832, Vic, in Breiſach, Gooperator zu St. Martin in Freiburg, 1840 
Pir. in Horben, 1852 in Vöhrenbach; geft. 1. März. 


3. Bayer Markus Alois, geb. 17. Juli 1787 in Reichenau, 
ord. 20. Sept. 1812, Kapl. (für Baithenhaufen) und Secretär im Priefterfeminar zu 
Meersburg, 1819 Pfrv. bafelbfi, 1825 Pfr. in Wehr, 1833 Stadtpfr. zu St. Martin 
in freiburg, 1844 Pir. in Fautenbach, 1852 in Riegel, refignirte 1857, Tebte ale 
Penfionär in Reichenau und zulegt in Gonftanz; bier geft. 11. März. 

In den Armenfond zu Fautenbah und Anniverfar in den Münfterfond zu 
Reichenau. 


4. Braun Randolin, geb. zu Oppenau 2. Aug. 1802, orb. 
19. Sept. 1829, Pic, in Mannheim, 1834 Pfr. und Schuldec. in Eberbach, 1839 
Pfr. in Weinheim; geſt. 29. März. 

* Anniverfar in ben Almofenfond zu Oppenau; Paramente in die Kirche zu 
Weinheim, 


5. Burger Joſeph, geb. zu Straßburg 7. Nov. 1813, ord. 
6. Sept. 1840, Vic. in Brumatb und Hausgeiftlidher in ber dortigen Irrenanſtalt, 
feit 1851 Beichtvater bes Klofters in Raſtatt; get. 14. März. 


6. Burftert Franz Joſeph, geb. zu Freiburg 10. Juni 1780, 
ord. 22. Sept. 1804, Vic, in Todbtmoos, Kapl. in Wehr, 1811 Pfr. in Hinterzarten, 
1819 in Grießen, 1824 in Ridenbab, 1830 Kapl. in Walbfirh, zugleich Pfrv. in 
Bleibach, 1838 Pir. in Shweighaufen; geil. als Penfionär in Ettenheim 16. Mai, 


7. Dieterle Matthäus, geb. zu Gremmelsbach 21. Sept. 1830, 
ord, 10. Aug. 1857, Vic. in Riebern, in Folge Kränflichkeit Tiſchtitulant; geft. in 
feinem Baterort Gremmelsbach 25. April. 


1860, 45 


8. Dufner Blajius, geb. u Shonad 31. Jan. 1781, ord. 
3%. März 1807, 1814 Pfr. in Minfeln, 1821 in Unterfinonswald, 1833 in Stten- 
berf, 1836— 52 in Grunern; gef. als Penfionär in Freiburg 25. März. 

* Anniverfarfiftung in Unterfimonswald und Schonach. 


9. Ermöberger Johann Michael, geb. zu Walldorf 12. Jan. 
1795, ord. 20. San. 1821, Pfrv. in Grombach, 1825 Pir. in Siegelsbah, 1828 in 
Reudenberg, 1831 in Mali, Amt Wiesloch, 1837 Pfr, und Gapitelsdec. in Deft- 
ringen; geft. 14. Sept. 

* Anniverfar in den Kirchenfond Kirchardt (Pfarrei Grombach) und Walldorf; 
Patamente in Kirchardt. 


10. Farenſchon Maurus, geb. 28. Juli 1780 in Weiſſenhorn 
(Baiern), ord. 14. Sept, 1805 im Klofter St. Georgen Billingen), 1806 Bic. in 
yurtwangen, 1809 Pfr. in Buchenbach, 1814 in Deggenhaufen, 1815 in Thengen, 
1820 in Ortenberg, 1821 in Gurtweil, 1823 in Tobtnau, 1828 in Neunfirh, Gap. 
Baibfladt, 1832 Kapl. in Dehningen, ber letzte Gonv. von St. Georgen; geit. 
1. Mätz. 

(Die Angabe der Klofternefrologien [Didc.Arh. 13], als wäre F. am 27. April 
1851 geftorben, ift unridtig.) 


11. Fechter Franz Anton, geb. zu Hart 13. Jan. 1814, orb. 
7. Eept. 1839, Vic. in Haigerloch, Oſtrach, hier auch Pfrv. 1846 Pfr. in Tafert® 
weiler; get. 24. Jan. 

12. Graf Johann Nepomuf, geb. zu Bühl 22, Mai 1797, 
ord. 20. Eept. 1823, Vic. in Sinzheim, Pfrv. in Wintersborf, in Glotterthal, in 
Erzingen, in Oberfädingen, 1837 Pfr. in Schwarzach, nad 1852 in Heitersheim; 
get. 21. Jan. 

* Anniverfar in ben Kirchenfondb zu SHeitersheim. 


13. Heizmann Joſeph Anton, geb. zu Möhringen 24. Aug. 
1809, orb. 16. Aug. 1833, Vic. in Bonnbdorf, Pfrv. in Unzhurft, 1838 Pfr. in Neis 
dingen, 1852 Stabtpfr. in Hüfingen; geil. 23. März. 

14. Hug Johann Evang., geb. zu Odjenbad 17. Dec. 1801, 
ord. 24. Sept. 1825, Vic. in Pfullendorf, 1827 Curatieverw. in Engelswies, 1828 
Pr. in Auffingen, 1834 in Deggenbaufen; geft. als Tifchtitulant in Burg— 
weiler 20, Juli. 

15. Kleinmann Karl Leopold, geb. zu Baden 22. Sept. 1802, 
erd. 19, Sept. 1829, Vic. in Kappelwinded, Pirv. in Iffezheim, 1839 Pir. in Eber- 
feinburg, 1844 in Michelbach; gef. 12. Oct. 

16. Ranger Dominik, geb. zu Breijad 11. Juli 1803, ord. 
5. Aug. 1830, Vic. in Merdingen, in Kirchhofen, Pirv. in Hofsgrund, 1834 in 
Bolfertshaufen, 1836 Kapl. in Stetten a. k. M., 1340 Pfr. in Dettingen, 1846 in 
Schelingen, nad 1852 in Bötzingen; gef. 2. Apr. 

* Anniverjar in ben Kirchenfond Bötzingen. 

17. Leber Konrad, geb. zu Gais bei Waldshut 8. Juni 1806, 


ord, 20, Sept. 1834, Vic. und 1836 Pirv. in Fügen, Kapl.verw. in Radolfzell, 1844 
Pr. in St, Roman, 1848 in Dingelsdorf; get. 16. Sept. 


46 1860. 


18. Lechleitner Adolf, geb. zu Haigerlod 2. Oct. 1828, orb. 
5. Aug. 1856, Bic. in Bingen, Pfrv. in Trochtelfingen; gef. 7. Febr. 


19. Yeiner Marquard, geb. zu Conſtanz 6. Sept. 1808, orb. 
27. Aug. 1836, Vic. in Müblhaufen bei Engen, Kirchen, Gap. Geifingen, Grafen: 
haufen, 1846 Pr. in Sppingen, 1851 in Raithaslach; geft. 28. Mir. 


20. Link Alois, geb. zu Säckingen 28. Mai 1780, ord. 9. Sept. 
1809, Pfarroicar in Eichfel, 1820 Pfr. in Berfheim, 1823 in Berghaupten, 1830 in 
Rheinheim und Gapitelsbec., 1838 in Brombach, 1842 Beneftciat in Neumeier; 
als Penfionär in Beuggen get. 20. Dec. 


21. Martin Andreas, geb. zu Hondingen 5. Juni 1781, orb. 
30, Mai 1806, Vic. in Offenburg, Pfrv. in Wolfah, Pfr. zu Denfingen, in Ger: 
natingen, Bonnborf (bei Stodah), 1819 in Ettenheimmünfter, 1828 in Grafen: 
haufen, 1835 Pfr. und Schuldec. in Ahern; geft. 16. Dec. 

* Anniverfar in ben Kirhenfond Adern; Paramente in die Kirche; Stiftung 
in ben Armenfonb zu Adern. 

** Beiträge in das Gonftanzer Paſtoralarchiv 14. 15. 16. 18. 21. 24. 


22 Mayer Matthäus, geb. zu Rottweil 8. Sept. 1800, ord. 
21. Sept. 1826, Pic. in Bonnborf, St. Trubpert, Grafenbaufen, 1836 Pir. in 
Wieden, 1844 in Et. Märgen, 1848 in Forftz gef. 27. Juli. 

* Stiftung für die Kirchfpielgemeinde Wieden (1000 fl.); Anniverfar in ben 
Heiligene und Armenfond zu Forft. 


23. Probft Johann Georg, geb. zu Pfullendorf 15. Juli 
1783, orb. 1. April 1809, 1816 Pfrv. und 1822 erfter Pr. in Rippoldsau; 
geit. 9. San, 


24. Reiff Franz Joſeph, geb. 14. Apr. 1801 zu Philipps: 
burg, ord. 25. Sept. 1825, Pirv. in Königheim, 1832 Pfr. in Oberöwisheim, 1840 
in Kirrlach, 1853 Stabtpfr. in Ladenburg; geft. 21. Jan. 


25. Roth Franz Anton, geb. zu Friejenheim 12. Jan. 1791, 
ord. 14. Febr. 1818, Vic, in Zell a. H., in Oppenau, Pro. in Honau, in Lautene 
bad, 1826 Pfr. in Spefjart, 1833 in Ketſch; geit. als Penfionär in Mannheim 
8. Nov. 

* In ben Armenfond zu Oppenau (2000 fl.); Anniverfar in den Kirchenfond 
Friefenheim und Honau, 


26. Süger Barnabas, geb. zu Villingen 28. Mai 1808, ord. 
19. Sept. 1835, Vic. in Grafenhaufen, Breifah, Bonndorf, Kapl. und Pfrv. an 
verfhiedenen Orten: in Müblhaufen, Engen, Lenzkirch, Schwarzach, Burkheim, Jedh: 
tingen, Lippertereutbe, Höbdingen u. a.; zulegt Kapl.verw. in Boblingen; geil. 
30. Nov. 


* Anniverjarftiftung in ben Kirhenfond Hödingen. 


27. Shell Martin, geb. zu Söhlingen 28. Oct. 1801, orb. 
17. Sept, 1823, Vic, in Forbah, in Durmersbeim, in Gernebad, 1840 Pir. daſelbſt 


1860. 47 


und Schuldec., 1848 Pfr. in Beuren (Lichtenthal), 1852 Domcapitular in Frei— 
burg; get. 2. Nov. 

* Anniverlarien in bie Kirhenfonds zu Jöhlingen, Gernsbah und Lichtenthal; 
Raramente in bie Kirche zu Gernsbach; Stiftung in den Armenfend Zöhlingen und 
Beuren. 


28. Schmidt Johann Evang., geb. zu Herbolzheim 18. Dec. 
1807, orb. 7. Sept. 1831, Vic. in Oberſchopfheim, 1834 Gooperator zu St. Martin 
in $reiburg, 1838 Beneficiumsverw,. am Münfter, 1845 Dompräbendar, 1849—50 
zugleich Pro. in Ebnet; geft. 2. Sept. 

*Naturlehre für Echulen. Freib. 1838. 


29. Schmidt Landolin, geb. zu Frieſenheim 1. Oct. 1832, 
erd. 4. Aug. 1859, Vic. in Oberwindenz geft. als Tifchtitulant in feiner Heimath 
Ftieſenheim 20. Sept. 

30. Seither Ferdinand, geb. zu Ettlingen 19. Aug. 1795, 
ord. 23, Sept. 1820, Pic. in Baben, 1831 Pfarrcurat und Lehrer am Pädagogium 
zu Malberg, 1844 Pfr. und Dec. in Wiejentbal, Cap. Philippsburg ; geil. 
22, Jan. 

* Stiftung in ben Kirchenfond Malberg; Anniverfar in den Kirchenfond 
Wieſenthal. 


31. Sprenger Heinrich, geb. zu Bruchſal Aug. 1793, ord. 
Febt. 1818, 1823 Curat an der Zuchthauskirche in Mannheim und Religionslehrer 
am Lyceum, 4844 Pfr. in Dielhbeim; get. 20. Febr. 


32. Stett Joſeph, geb. zu Ueberlingen 14. Febr. 1801, ord. 
20. Sept. 1827, Vic. in Bonnborf, 1831 Kapl. in Waldshut, 1834 Pfr. in Brem: 
garten und Schuldec.; geft. 9. Juli. 

. * Stiftung in ben Armenfond zu Bremgarten zur Unterflügung armer Lehr: 
linge; Anniverfar in ben Kirchenfond zu Bremgarten und Buchheim; in bie Blinden: 
verforgungsanftalt zu Freiburg. 

33. Ströbele Pius, geb. zu Aach (Baiern) 25. Mai 1803, ord. 
13. Nov. 1831, (eingewandert) Vic. in Neuftabt, Kaplverw. in Pfohrenz geit. 
16. Apr. 

34. Ulrich Philipp Jakob, geb. zu Raftatt 16. Apr. 1800, 
erd. 20, Sept. 1823, Vic. in Feudenheim, 1828 Pfr. in Sandhofen, 1833 in Dils— 
betg, 1835 in Ilvesheim, 1838 in Leimen, 1844 in Erfingenz geſt. 3. Mai. 

* Zwei Anniverjarien in den St.-Bernharbsfond zu Raftatt. 


Walter Joſeph Valentin, Privatpriefter in Pforzheim; 
geh. 23. Juni. 
Näheres nicht befannt. 


35. Weiffenberger Joſeph, geb. zu Thiengen 30. März 1789, 
od, 2, Sept. 1816, Gapitelsvic. im Cap. Wiefenthal, 1821 Pfr. in Andelshofen, 
gleichzeitig (1824-27) Pfrv. in Hödingen, 1827 in Blumenfeld, zugleih Schuldec., 
1836 in Schwenningen, 1850 in Griesheim; geft. 24. Juli. 


48 1860, 


* Stiftung in ben Kirchenfond Thiengen (14792 fL) zu folgenden Zwecken: 
Anniverfar; fodann a) Stipendium von jährlid 150 fl. für einen Stubirenden (ine: 
bejondere Theologie) aus ber Verwanbtichaft ober aus Thiengen, b) jährliche Unter: 
Rügung von zwei Mädchen zur Erlernung weiblicher Arbeiten, e) Unterflügung von 
12 armen gejitteten Schulkindern, d) Anſchaffung von Baramenten in die Pfarrkirche 
und zur Unterftügung würdiger Ortsarmen. 


36. Wepfer Johann Bapt., geb. 14. Oct. 1784 zu Diefjen- 
bofen, orb. 28. März 1807, zuerit Lehrer an bem (1806) im Klofter Kreuzlingen 
errichteten Schullehrerfeminar (ſ. darüber Conftanzer Paſtoral-Archiv 1806, 1), 1816 
Beneficiat und Lehrer an der Realihule in Waldshut, 1822 Pfr. in Minfeln, 1831 
Stadtpfr. in Waldshut, 1843 Pir. in Inzlingen, 1848 in Krogingen; geft. in 
Freiburg 24, März. 

* Stiftung in ben Armenfond Krogingen (6000 fl.); Paramente in bie bor: 
tige Kirche. 

** Beiträge in das Gonftanzer Paſtoral⸗Archiv 15, 


37. dv. Weſſenberg Ignaz Heinrich, geb. 4. Nov. 1774 zu Dresden, 
1792 Ganonicus der Hochſtifte Eonjtanz und Augsburg, ſtudirte in Augsburg, Dil 
lingen, Würzburg und Wien, 1799 Affefjor der geiftlihen Regierung in Augsburg, 
1802 Generalvicar bes yürftbifhofs Dalberg für das Bisthum Conſtanz, 
als Priejter ord. Sept. 1812 zu Fulda, 1814 von Dalberg als Goadjutor ernannt, nad 
beiien Tod (10. Febr. 1817) vom Domcapitel in Conftanz zum Gapitularvicar (Big: 
tbumsverwefer) erwählt, aber vom päpſtl. Stuhl als folder nicht anerfannt; nad 
Auflöfung des Bisthums Konftanz 1827 trat er in bas Privatleben zurüd. Im 
Auftrage Dalbergs hatte er 1814 am Wiener Congreß Theil genommen, 1819—1833 
war er Mitglied ber erjten Kammer ber badiſchen Stände; gef. 9. Aug. als bas 
legte Mitglied des ehemaligen Hochſtiftes Conftanz. 


* Stiftungen: in das Blindeninftitut zu Freiburg (4000 fl.), in bie 
Verforgungsanftalt für erwachlene Blinde (4000 fl.); ebenfo für die Taubftummens 
anftalt zu Piorzbeim (4000 fl.). Das von ihm gegründete Rettungshaus fir arme 
verwahrloste Kinder (Mädchen) in Conſtanz wurbe zum Univerjalerben feines Nach: 
laſſes eingefegt. Zur Gründung einer Kleinkinderſchule in Conſtanz (500 fl.); in 
die Volfsihule zu Feldfirh 2000 fl. (für ben Unterricht in weiblihen Arbeiten). 
Anniverfar in den Münjterfond zu Gonftanz. 


** Schriften: Ueber den Verfall ber Sitten in Deutfchland. 1799. Ueber bie 
Folgen ber Sicularifation. 1801. Die deutſche Kirche. 1815. Betrachtungen über bie 
Berbältniffe der kathol. Kirche in Deutfhland. 1818. Mittheilungen über die Ber: 
waltung der Seelforge nad) dem Geiſte Jefu und feiner Kirche, 1832. 2 Bde. Ebriftt. 
Betrachtungen zur Vorbereitung auf die Auferftehung bes Herrn. 1827. Die chriſt⸗ 
lihen Bilder. 1827. Die Kraft des Ehriftentbums zur Heiligung des Sinnes und 
Wandels. 1833. Die Parabeln und Gleichniffe des Herrn. 1835. Die Elementars 
bildung des Volkes, neue Aufl. 1835. Das Volfsieben in Athen zur Zeit des Perifles. 
1823. Ueber den fittlihen Einfluß der Schaubübnen, 1825. Ueber Shwärmerei. 1831. 
Eine Reihe weiterer fleinerer relig. und firchl, polit, Schriften. Die größeren Werfe 
find: Die großen Kirchenverfammlungen des 15. und 16. Jahrh. 1840. 4 Bde. Gott 
und bie Welt, oder das Verhältniß aller Dinge zu einander und zu Gott. 1857. 2 Bbe. 
Ausgewählte Sammlung von Gedichten. 1834—1854. 7 Bde. Unter der Oberfeitung 


1860. 1861. 49 


Refienbergs erfchien auch 1802—1827 das Archiv für bie Pafloral:Gonferenzen im 
Biethum Gonftanz, jährlih 2 Bde. Meersburg und Freiburg im Herder'ſchen Verlag. 
Beiträge in der Hug’ihen Zeitichrift Heft 2, 3, 4, 5. 


38. Wetterer Raulin Bern., geb. zu Oberſchopfheim 10. Oct. 
1781, ord. 21. Dec. 1804, Gonventual in Gengenbab, Vic. in Zell a. H., Profefior 
am Gymnafium zu Dffenburg, 1812 Kapl. in Haufah, 1816 Pfr. in Biberad, 
tefign. 1839, als Penfionär in Gengenbad; geit. 16. Sept. 

* Anniverfar in ben St.-Martinsfonb zu Gengenbah und den Kirchenfond zu 
Biberach; in ben dortigen Armenfond. 


39. Zimmermann Andreas, geb. zu Biezighofen 10. Nov. 
1789, ord. 18. Dec. 1814, Bic. in Ebringen, Pfro. in Breitnau, 1824 Pr. in Raft; 
gef. in Freiburg 12, März. 


Geftorben: 39. — Neupriefter: 33. — Abgang: 6. 


1861. 


1. Anftett Theodor, geb. zu Baden 2. Sept. 1836, ord. 4. Aug. 
1859, Bic. in Hodenheim, Hemsbah, Bic. und Pro. in Haßmersheim; geft. 
16. Aug. 


2. Arnold Joſeph Matthias, geb. zu Conjtanz 12. Dee. 
1799, orb. 24. Sept. 1825, 1826 Vic. und Pfrv. in Watterdingen, 1828 in Böh— 
ringen, 1829 bier Pfr.; geft. 31. Aug. 


* Anniverfar in den Kirchenfondb Böhringen; zur Gründung eines Armenfonbs 
daſelbſt (300 fl.). 


3. Baumann Franz Anton, geb. zu Conſtanz 21. Sept. 1808, 
ord. 7. Sept. 1831, Vic. in Beuren a. db. Aach, 1834 Kapl., 1842 zugleih Pfrv. 
und 1843 Pfr, in Eigeltingen, 1849 in Denfingen; geft. 26, Sept. 

* Anniverfar in ben Kirchenfond zu Denfingen. 


4. Behrle Daniel, geb. zu Herbolzheim 21. Sept. 1781, orb. 
30. März 1805, Kapl. in Hochdorf, 1809 Pfr. in Forchheim, 1813 in Oberweier; 
geft. 26. Oct. 


* Anniverfarien in ben Kirchenfond Oberweier; in ben bortigen Armenfond 
(800 fl.). 

5. Binz Johann Chryfoft., geb. zu Nedargerad 28. Apr. 
1804, orb. 17. Sept. 1828, Vic. in Ladenburg, Pfrv. in Unterwittighaufen, feit 1831 
Pr. in Liffigheim; geft. 27. Dec. 

* St. in ben Kirchenfond Wiffigheim zu vier Quartalämtern und zu Almofen. 

6. Börnfhein Wilhelm Joſeph, geb. zu Tauberbiſchofs— 


beim 1. Sept. 1801, ord. im Sept. 1824, Vic. in Mannheim, 1828 — und Dec. 
Freib. Didc-Urhiv. XVIL 


50 861. 


in Krautheim, 1842 Pfr. und Gapitelsdec. in Malſch, 1851 in Kappelrodeck; 
geft. 24. Oct. 

* Stiftung in das Armenfinderbaus zu Walldürn; in ben Heiligenfonb Kappel: 
roded zu einem Anniverfar und Almofenvertheilung; in den Schulfond bajelbft. 


7. Brüg Karl, geb. zu Conſtanz 12. Febr. 1805, ord. 6. Aug. 
1830, Pic. in Mühlhauſen, Gap. Engen, Kapl.verw. in Meßkirch, Pfrv. in Vöhren— 
bad, 1837 Pir. in Baltersweil, 1849 in Roggenbeuren; geft. 19. Mär;. 

* Anniverfar in ben Kirchenfond NRoggenbeuren, 


8. Dillenz Chryjoftomuß, geb. in Straßberg 10. Dec. 1832, 
ord. 4. Aug. 1858, Bic. in Oftradh, Pfrv. in Thalheim bei Meßkirch; geft. 6. Sept. 


9. Dreher Karl Leopold, geb. zu Oppenau 19. Juli 1804, 
orb. 19. Sept. 1829, Vic. in Bühl, in Weingarten, Pro. in Kappel bei freiburg, 
1834 Beneficiat in Pbilippsburg, 1840 Pr. in Burbach, 1850 in Niederrime 
fingen; gell. 3. Juni. 

* Anniverfar in den Kirchenfond Herbolzbeim; Paramente in bas Münfter zu 
Breiſach. 


10. Graußbeck Bernard, geb. zu Wolfach 19. Sept. 1777, ord. 
19. Dec. 1802, 1806 Curatkapl. in Rothwaſſerdörfle, 1811 Pfr. in Thannheim, 1813 
in Fürftenberg, 1818 in Geifingen, 1848 in Kirchen; geft. 26. Juli. 

” Beitrag in das Gonftanzer Paſtoral⸗Archiv 26. 


11. Haberthür Joſeph Urſus, geb. zu Breitenbadh 3. Juli 
4793, ord. 9. März 1817, Pfr. in Deftringen, 1822 Bir. in Durlach, 1824 in 
Neunfichen, 1828 in Tobtnau, 1843 in Wafenweiler; geft. 21. Xan. 

* Anniverfar in ben Kirchenfond, Stiftung in den Armenfond (250 fl.), in ben 
Schulfond (100 fl.) zu Waſenweiler. 


12. Halbmann Georg Kilian, geb. in Markelsheim (Würt— 
temberg) 8. Juli 1828, ord. 1. Aug. 1860, Vic, in Unteralpfen; geft. als Tiſch— 
titulant in feinem Heimathsorte 26. Juni. 


13. Harder Kajpar, geb. zu Allensbad 5. Jan. 1780, orb. 
21. Sept, 1803, Pfr. in Zimmern, 1815 in Ejpafingen, 1823 in Grafenbaufen, 
Gap. Etüblingen, Iebte als Penfionär in Thiengen und Rheinheim; geit. 23. Juli. 


14. Häfelin Karl, geb. zu Ettenheim 5. Oct. 1795, ord. 
22. Sept. 1821, Vic. in Herrifchrieb,. Pro. in Umkirch, 1831 Pfr. und Schuldec. in 
St. Blafien, 1845 in Kirchhofen, 1851 in Kiehlinsbergen; geft. 8. Febr. 

* Anniverfar in ben Kirchenfonb zu Kiechlinsbergen; zur Unterftügung von 
kathol. Ortsarmen und Kranken (4000 fl). Anniverfar in ben Kirchenfonb zu Etten- 
beim; Beitrag zur Kohler:Hermannftiftung (2000 fl.). 

15. Jäck Friedrich Dominik, geb. zu Freiburg 1. März 1802, 
ord. 24. Sept. 1825, Vic. in Krogingen, 1830 Pfr. in Merzhaufen, 1851 in Aach 
im Hegau; geft. 30. Nov. 

* Anniverfarftiftung in die Kirche zu Aach. 


1861. 51 


16. Joachim Franz Auguft, geb. zu Mannheim 28. Juli 1814, 
on. 5. Sept. 1840, Vic. in Forbach, in Lichtenthal, 1846 Pfr. in Beuren, Gap. 
Engen; get. 6. Apr. 

* Anniverfar in ben Kirchenfond zu Beuren a. b. 4. 


17. Kindler Nikolaus, geb. zu Allensbad 6. Dec. 1806, orb. 
6. Aug. 1830, Bic. in Wehr, in Unteralpfen, bier auch Pfrv., 1845 Pfr. in 
Herriſchried; geft. 18. Apr. 

* Anniverfar in ben Kirchenfonb zu Herrifchrieb. 


18. Kirner Friedrich‘, geb. zu Freiburg 16. Oct. 1812, orb. 
9. Sept. 1837, Vic. bis 1845 in Bleihheim, 1845 Pir. in Eipafingen, wegen Krank— 
heit (in abs.) Kapl. in Eigeltingen, Pfr. in Orfingen; gef. als PBenfionär in 
UÜeberlingen 29. Apr. 


* Paramente in bie Kirche zu Hemmenbofen, 


19. Klausmaun Bernard, geb. zu Niederwinden 3. Nov. 
1800, orb. 21. Sept. 1826, Pic. in Bühl, Pro. in Schwarzah, Jechtingen, Sas— 
bad a. Nb., 1832 Pr. in Hemmenbofen, 1835 in Häg, 1848 in Stetten bei Lörrach, 
152 in Bühl, Gap. Klettgau; get. 2. Juni. 


* Anniverfar in ben Kirchenfond zu Bühl. 


20. Klenker Ignaz, geb. zu Fridingen 11. Sept. 1808, ord. 
7. Sept. 1831, Vic. in Wiechs, Pfrv. in Fridingen, Mauenheim, Beuren a. d. Aach, 
1835 Kapl. in Stühlingen, 1840 Pfr. in Thannheim, 1845 in Röohrenbach, zugleich 
Gapitelsdec., 1849 in Neuftabt; geſt. 21. Apr. 


* Anniverfar in die Kirche zu Neuſtadt. 


21. Knittel Johann Bapt., geb. zu Stettena. k. M. 14. Sept. 
1789, ord. 19. Sept. 1816, von da an Pic, neben Pfr. Amtsbühler und feit 1832 
Pr. in Immendingen; gef. 5. Febr. 

* Anniverfar im den Kirchenfond zu Immendingen; Stiftung in ben Armens 
fond daſelbſt. 

” Bekannt als tüchtiger Botanifer. 


22. Lienert Fridolin, geb. zu Elgerdmweier 6. März 1829, 
end. 7. Aug. 1855, Vic, in ZelsHarmersbah, Pic. und Pfrv. in Ottenhöfen, Pro. 
in Griesheim; gefl. 1. Sept. 


23. Yinder Joſeph, geb. zu Wieblingen 5. Febr. 1815, orb. 
7. Ang. 1843, Vic. in Glotterthal, Balltehten, Breifah, Pfro. zu Volkertsbaufen, 
Binningen, Religionslehrer an ben Gymnafien zu Donauefhingen, Conſtanz unb 
Bruchſal; gef. 6. Dec. 


24. Mau Johann Linus, geb. zu Thengen 23. Sept. 1780, 
und. 22, Sept. 1804, 1806 Pfr. in Biefendorf, 1816 in Emmingen ab Ed, 1823 in 
Achkarrenz gefl. in Rothweil 27. März. 

* Anniverfar in ben Kirchenfond zu Thengendorf und Adfarren, Vermächtniß 


(500 fl.) in den dortigen Schul: und Armenfonb. 
4* 


52 1861. 


25. Meier Johann Bapt., geb. zu Endingen 28. Juni 1807, 
orb. 16. Aug. 1833, Vic. in Furtwangen, in Zell a. H., 1837 Gooperator zu 
St. Martin in Freiburg, 1844 Pr. und Schuldec. in Gerlahsheim, 1849 Stabtpfr. 
in Donauefchingen, 1852 Mitglied bes Oberfirchenraths in Karlsruhe; gefl. 5. Aug. 


26. Müller Michael, geb. zu Hardheim 27. Sept. 1800, orb. 
418. Sept. 1824, Pfr. und 1828 Pfr. in Siegelsbah, 1830 in Limbady, 1837 in 
Werbachz geft. 5. Zuli. 

* An ben Kirchenfond zu Werbah ein Engel: und Frauenamt, in bie Kirche 
zu Harbheim ein Anniverfar. . 


27. Nefielhauff Leopold, geb. 14. Nov. 1809 zu Neumeier, orb. 
16. Aug. 1833, Vic. in Gamshurft, Zmal in Steinbad, in Ettlingen, zugleich Lehrer 
am Pädagogium, 1837 Pfrv. in Unzhurft, 1842 proviforifcher und 1844 befinitiver 
Director des Lehrerfeminars in Meersburg; geft. 12. Sept. 

* Programm über ben Sprachunterricht in ben zwei unteren Schuljahren. 


28. Nautter Anton, geb. zu Donauejdhingen 30. Juli 1806, 
ord. 19. Sept. 1829, Vic. in Engen, bier auch Pfrv., 1835 Pfr. in Mauenbeint, 
1843 Stabtpfr. und Schulbec. in Stühlingen; gell. 21. Febr. 

* Stiftung in ben Schul: und Armenjond in Mauenheim, in ben Armenfondb 
zu Stühlingen; Anniverfar in ben Kirchenfond zu Donauefcingen. 


29. Reifer Johann Nepomuk, geb. zu Bach (Württemberg) 
25. Aug. 1822, ord. 6. Sept. 1847 (in Rottenburg), Vic. und Pfrv. in Neufra, in 
Dieflen, in Dettingen, als Pro. in Fürftenberg geft. 28. San. 


30. Remlinger Karl Ludwig, geb. zu Rohrbad am Gießhübel 
20. Aug. 1806, ord. 20. Sept. 1834, Vic. in Schwarzad, in Odenheim, 1840 Kapl. 
in Stetten a. k. M., 1845 Pfr. in Gutenflein, 1852 in Dilsberg, in abs. Pfro. zu 
Schöllbronnz gef. 3. Juni. 

* Anniverfarftiftung in Gutenftein und Schöllbronn. 


31. Neutemann Bonaventura, geb. zu Rheinau 19. Juni 
1779, ord. 7. Zuni 1801, Pro. in Deflingen, in Oberfädingen (feit 1822), 1828 
Pr. in Degernau; get. 30. Nov. 

* Anniverfar in ben Kirchenfond zu Degernau und kirchliche Mequifiten in bie 
bortige Kirche. 


32. Schmidt Johann Bapt., geb. zu Friejenheim 20. Febr. 
1775, ord. 2. Juni 1798, 1809 Pfr. in Sulz bei Lahr, 1828 in Shwepingen 
und Schuldeec.; geit. als Penfionär in Mannheim 2, Det. 

* Anniverfar in den Pfarrfond zu Sulz, in ben Kirchenfond zu Schwegingen 
und Friefenheim; Stiftung in den Kirchenbaufond zu Schwegingen; zur Gründung 
eines kalhol. Armenfonds in Schwegingen und Oftersheim; für die Kirche in Blank: 
ſtadt und Brühl; in das Kranfenfpital zu Freiburg (1000 fl.). 


33. Schott Anton, geb. zu Offenburg 5. Nov. 1808, ord. 
27. Aug. 1836, Vic. in Gamshurft, Pro. in Mörſch, 1850 Pfr. in Weingarten, 
Amt Durlach; geil. 15. Nov. 


* Anniverfarftiftung in ben Kirhenfond zu Weingarten (1026 fl.). 


1861. 1862, 53 


34. Siebenrod Joſeph, geb. zu Egg, Pfarrei Allmannaborf, 
10. März 1803, ord, 6. Aug. 1830, Bic. in Schwenningen, Adfarren, St. Trudpert, 
Pfro. in Singen, Meersburg, Aftbolderberg, Watterdingen, Neulich, Haufen a. b. Aach, 
Kaplverw. in Boblingen und anderen Orten, zulegt zur Ausbilfe bei jeinem Studien⸗ 
genofien und Freunde Pfr. Kindler in Herrifhried; geſt. zwei Tage nach ihm 
X. Apr.; fie wurden zufammen in einem Grabe beerdigt. 


35. Silberer Alois, geb. zu Schuttern 7. Det. 1800, orb. 
%. Sept. 1827, erzbiſchöfl. Hoffapl. und Secretär in Freiburg, 1837 Pfr. in Ober: 
ſchopfheim, 1856 Domcapitular und Münfterpfr. in Freiburgz geit. 30. Zuli. 


36. Städele Johann Bapt., geb. zu Gottmadingen, Gap. 
Hegau, W. Nov. 1810, orb. 19. Sept. 1835, Vic. in Furtwangen, Merdingen, Karls: 
rube, Beneficiumsverw. in Neumweier, Pro. in Bombach, 1843 Pir. und Schulbec. 
in Weildorf, 1847 Mitglied bes kathol. Oberfirchenrathes in Karlsruhe, 1850 Stadt: 
pft. und Ehulvifitator in Offenburg; gef. 9. Dec. 


37. Stein Johann Joſeph Adam, geb. zu Tauberbiſchofs— 
beim 9, Juni 1796, ord. 14. Sept. 1819, Pfr. in Balzfeld, 1826 in Hettingen, 
1834 in Stein a. K., 1848 in Ketſch, 1854 in Müllen;z geft. 16. Nov. 

* Anniverfar in den Kirhenfond zu Tauberbifchofsheim, ebenjo in den Kirchen: 
fond zu Stein und in ben Armenfond zu Ketfch und Stein. 


38. Unterrheiner Michael, geb. zu Freiburg 29. Sept. 1795, 
ord. 0. Sept. 1823, Vic. in Schenfenzell, Pfrv. in Großſchönach, Illmenſee, Sitten: 
dori, Gwatingen, 1833 Pfr. in Ludwigshafen, 1837 in Füetzen, 1858 Pfrv. in abs. 
in Shölbronn, in Speffart; geft. 22. Nov. 


39. Bierneifel Chriſtoph, geb. zu Lauda 25. Juli 1807, ord. 
T. Sept. 1831, Vic. in Külsheim, Pirv. in Spechbach, in Harbheim, 1838 Pfr. und 
Gapitelödec. in Lim bach; geit. in feinem PVaterort 14. Aug. 


40. Vollert Simon, geb. 21. Sept. 1811 zu Heckfeld, or. 
9, Sept. 1837, Vic. in Grünsfeld, Bruchſal, Heidelberg, 1848 Pfr. und Gapitelsbec. 
in Haßmersheim; geft. 18. Febr. 

* Anniverfarien in ben Kirchenfonb und Stiftung in ben Schulfond zu Haß 
merdbeim, 


41. Will Joh. Nepomuk Rudolph, geb. zu Bonn 5. Nov. 
1793, ord, 31. Mai 1825, Vic. in Karlsrube, 1828 Pfrv. in Handfhuchsheim, 
Schriesheim, 1828 Pfr. in Impfingen, 1834 in Ballenberg, 1852 in Bildband; 
geit. 18. Yan, 





Geſtorben: 41. — Neupriefter: 46. — Zugang: 5. 


1862. 


1. Bed Johann Nepomuk, geb. zu Seelbad 30. Juli 1807, 
ord, 3. Sept. 1832, Vic. in Oberfhopfpeim, Pfro. in Schwarzah, 1841 Pfr. in 


54 1862. 


Reihenbah, in abs. Pfrv. in St. Trubpert, 1852 Pfr. in Honftetten; gef. - 
26. Mai. 


* Anniverjarftiftung in bie Kirche zu Honfletten. 


2. Bed Karl, geb. zu Hechingen 22. Oct. 1782, ord. 21. Sept. 
1805, 1812 Pir. in Bellingen, 1835 in Zunsweier, 1842 in Muggenfturm; gefl. 
in Freiburg 20. Febr. 


3. Binder Gerold, geb. zu Bingen 4. Sept. 1807, ord. 16. Aug. 
1833, Vic. in Ablach, Präceptoratsvermw., Pfrv. in Liggersdorf, Siberatsweiler, 1845 
Pfr in Sigmaringenbdorfz bier geft. 4. Jan. 


4. Birlenmaier Bernard, geb. in Hardheim, Cap. Breiſach, 
21. Febr. 1828, ord. 10. Aug. 1853, Bic. in Oberſchopfheim, geiftlicher Lehrer am 
Gymnafium zu Donauefhingen;z geft. in Kehl 2. Apr. 


5. Birfle Fidelis, geb. zu Bonndorf 6. Apr. 1777, orb. 
28. Sept. 1815, Vic. in Schwandorf, 1822 Pfr. in Vöhringen, 1828 in Schriesheim, 
zugl. 1829 Pirv. in Doffenheim, 1830 Pfr. in Linz, 1837 in Umkirchz geſt. 3. Juli. 


6. Bödel Oswald, geb. zu Mannheim 28. Dec. 1818, orb. 
31. Aug. 1845, Vic. in Ehwegingen, in Feubenheim, Benefic.verw. in Tauberbijchofs: 
beim, 1852—1854 Pfrv. in Grünsfeld, 1854 Pfr. und apitelsdec, in Hardheim; 
gef. 15. Juli. 

* Anniverfar in den Kirchenfonb Harbheims 


7. Braun Joſeph Anton, geb. zu Conjtanz 7. Nov. 1798, 
ord. 9. Sept. 1824, Pirv. in Warmbach, in Wohlen, 1830 Gurat in Bürgeln, 1832 
Pfr. in Heuborf, 1847 in Allensbad; geft. in Conſtanz 10. Juni. 

* Stiftung in ben Kirchen- und Schulfond zu Allensbah; Anniverfar in den 
Kirhen- und Armenfond Heuborf; Altargemälde in bie Kapelle zu Kaltbrunn; Baras 
mente in die Stephanskirche zu Gonftanz. 


8. Brettle Betrus, geb. zu Bruchjal 20. Juni 1805, ord. 6. Aug. 
1830, Vic. in Sinsheim, in Hardheim, 1833 Pfr. in Eubigheim, 1844 in Wieslod, 
1851 in Walldorf; gef. 6. Sept. 

* Anniverjar in den Kirhenfond Mallborf. 


9. Broll Anton, geb. zu Liggersdorf 14. Jan. 1804, orb. 
20, Sept. 1827, Gooperator am Münfter in Conftanz, Pfrv. zu St, Auguſtin daſelbſt, 
1837 Pfr. in Owingenz gefl. als Penfionär in Gonftanz 23, Nov. 


10. Eberle Franz Xaver, geb. zu Eonftanz 19. Juli 1804, 
ord. 19. Sept. 1829, Gooperator zu St. Stephan in Conftanz, 1834 Pfr. in Hofs⸗ 
grund, 1837 Kapl. in Waldkirch, 1850 Pir. in Unterfimonswalbd; geit. 17. März. 


* Anniverfaritiftung in den Kirchenfond am leteren Orte, 


11. Fehnenberger Johann Nepomuk Auguft, geb. zu Gengen- 
bach 2. Jan. 1782, ord. 22, Dec. 1804, Eonventual in Gengenbadh, Pirv. und 1816 
Pfr. zu Petersthal, feit 1835 Beichtiger im Klofter zu Offenburg; geil. 24. Mai, 

* Stiftung in ben Kirchenfond zu Petersthal (1000 fl.); in den dortigen Armen- 
fonb (1760 fl.); in ben Armenfond zu Griesbah (922 fL). 


1862. 55 


12. Filher Anton, geb. zu Bräunlingen 28, Dec. 1798, ord. 
24, Sept. 1825, Pro. in Bonndorf, 1828 Pir. in Unterbaldingen, 1833 in Heuborf 
bei Meßlirch, 1843 in Riedöſchingen; geft. 13. Dec. 


13. Fiſcher Franz Joſeph, geb. zu Hüfingen 11. Nov. 1782, 
erd. 15. Eept. 1813, Guratfapl. in Hammereiſenbach, feit 1818 Pfr. in Fiſchbach, 
Cap. Triberg; geft. 17. Juni. 


14. Freirih Sebaftian, geb. zu Külsheim 16. März 1811, 
ord. 20. Sept. 1834, Vic. in Walldürn, in Buchen, dafelbft aud Pfro., 1840 Pir. 
in Borberg, 1844 in Höpfingen; gef. 5. Nov. 

* Stiftung für die Rettungsanftalt in Walldürn; Anniverfar in ben Kirchen: 
fond zu Höpfingen und in ben Almofenfond. 

\ 


15. Gartb Georg, geb. zu Neuthard 24. Sept. 1788, ord. 
2. Sept. 1810, Vie. in Karlsruhe (1812—1820), 1820 Pfr. in Herdwangen, 1838 
in Reibsheim; geft. 28. Febr. 

In ben Armenfond in Neibsheim und Anniverfar in den bortigen Kirchenfond, 

” Beitrag in das Gonftanzer Paftoral-Arhiv 26. Trauerrede. Karlsr. 1816. 


16. Gugert Joſeph, geb. zu Baden 15. Juli 1797, ord. 21. Sept. 
1822, Pic. und Pfrv. in Karlsruhe (1823—1831), 1830 Stabtpfr. zu St. Paul in 
Bruchſal; gef. 17. März. 


17. Haag Heinrich, geb. zu Offenburg 13. Juli 1835, ord. 
4. Aug. 1858, Bic. in Lauda, Pfrv. in Niedermwaffer; get. 31. Oct. 


18. Haberer Franz Xaver, geb. zu Riegel 5. Jan. 1796, orb. 
23. Expt. 1820, Bic. in St. Märgen, Kapl. in Etilingen und in Baben, Lehrer 
am Pädegogium bafelbfi, feit März 1827 Brofeffor am Gymnafium in Freiburg, 
wegen Erblindung ſeit 1848 penfionirt; geft. 19. Juni. 

* Stiftung für die Vlinden-Berforgungsanftalt in Freiburg und bie Rettungss 
anftalt zu Riegel; Anniverfar in den Münfterfond zu Freiburg. 


19. Hain Joſeph, geb. zu Villingen 14. Fehr. 1799, orb. 
9 Sept. 1824, Bic. in Et. Peter, 1831 Pfr. in Sipplingen, 1842 Stabtpfr. in 
Meersburg; gefl. 3. Dec. | 


20. Höpfnuer Heinrih Valentin, geb. zu Malſch 7. Febr. 
1780, ord. 4. Juni 1803, Vic. und Kapl. in Durmersheim, 1817 Pfr. in Ebnet, 
1833 in Neuthardt, 1836 in Au am Rhein, refign. und war zulegt Beneficiumsverw. 
m Bidesheim; gefl. 8. Mai. 

* Stiftung in ben Bruberfchaftsfond zu Malſch (5049 fl.) zu Anniverfarien und 
Kleidung armer Erftcommunicanten; Anniverfar in ben Kirchenfond zu Ebnet und 
in den Heiligenfond zu Au a. Rh. 


21. Raifer Joſeph, geb. zu Strittmatt 25. Dec. 1805, ord. 

3. Sept. 1832, Vic. in Waldkirch bei Waldshut, Pfro. in Piggeringen, Liptingen, 

— Neuhauſen, Gap. Triberg, in kath. Thennenbronn, in Göggingen; 
Der. 


56 1862. 


22. Kiefer Andreas, geb. zu Mannheim 31. Dec. 1782, orb. 
31. Zuli 1807, Vic. zu Unzhurſt, 1813 Pr. in Hüngheim, 1824 in Elhesheim, 18235 
in Burbad, 1827 in Deftringen, 1836 in Durmersheim, 1842 in Mingolsheim; 
geft. in Karlsruhe 15. San. 

* Anniverfarftiftung im bie obere Stabtpfarrfirhe zu Mannheim und in ben 
Kirchenfond zu Karlsruhe; in bem Iegteren ferner für kath. Hausarme, in ben dortigen 
Waifenbausfond, für den Mufiffond und für arme Erftcommunicanten; Anniverfar 
in ben Kirchenfond zu Elchesheim; für arme Sonntagsihüler in Mannheim (13 700 fl.). 


23. Kohler Joſeph, geb. zu Friefenheim 29. Juni 1775, ord. 
21. Sept. 1799, Gonventual in Schuttern, Pfr. zu Lauf, 1806 Pfr. und fpäter Dec. 
zu Schuttern; geft. 13. Aug. 

* Beträchtliche Stiftung (39500 fl.), vgl. Reg-Bl. 1863 Nro. 33, für Errichtung 


eines Knabenfeminars (KoblersHermann-Stiftung) zu freiburg; in ben 
Kirhenjond zu Friefenheim. 


24. Kriehbaum Konrad, geb. zu Neuenburg 22. Sept. 1799, 
orb. 20. Sept. 1823, Bic. und (1824—1827) Pfrv. in Erzingen, 1827 Repetitor am 


erzbifpäfl. Seminar zu Freiburg, 1833 Pfr. zu Höhenſchwand, 1839 Stabtpfr. in 
Schönau; geft. d. Mai. 


25. Krupp Paul, geb. in Wilflingen 27. Juni 1836, ord. 
6. Aug. 1861, Vic. in Hauſen im Killerthal; geſt. 9. Juni. 


26. Küſtuer Heinrich, geb. zu Mannheim 23. Apr. 1811, ord. 
19. Sept. 1835, Vic. in Mannheim, Pfrv. zu Schriesheim, zu Großmweier, 1843 Pfr. 
zu Leutershaufen, 4850 Hofpfarrer zu Bruchſal und ‚Religionslehrer am Gyms 
nafium; geft. 6. Jan. 

* Stiftung für Fathol. Ortsarme in Leutershaufen; zwei Anniverjarien in bie 
dortige Kirche und eines in ben Prädicaturfond in Bruchſal; in ben Armen: und 
Spitalfond zu Bruchſal. 

* Beitrag in bas (Freib.) Arhiv 3, 


27. Lenz Leo, geb. zu Shöllbronn 10. Apr. 1804, ord. 6. Aug. 
1830, Vic. in Forbach, in Hebbesheim, in Oberbaufen, Pfrv. in Echriesheim, in Roth, 
1843 Pir. in Weingarten, Cap. Bruchſal, 1850 in Malberg; geft. 19. Dec. 

* Zur Gründung eines Kirchenfonds in Abelsheim. 


28. Meifter Johann Martin, geb. zu Achdorf 16. Nov. 1793, 
ord. 25. Mai 1817, Vic. in Bräunlingen, Pfrv. in Thannheim, 1819 Eurat in 
Hammereifenbah, 1820 Pro. in Vöhrenbach, 1821 Pfarr-Eurat in Altglashütte 
(Rothwafierbörfle), 1825 Pir. in Kreenheinftetten, 1833 in Riedern, 1841 in Roggen: 
beuern, 1849 in Volfertshaufen, feit 1859 Penfionär; gef. in Zähringen 
9, Mai. 


29. Neuthard Johann, geb. zu Lautenbach 18. Juli 1792, 
orb. 14. Febr. 1818, Pfro, in Haßmersheim, 1825 Pfr. in Borberg, 1829 in Leimen, 
1837 in Neuthard, 1850 in Altheim; geil. 22, Apr. 

30. Niefterer Auguftin, geb. in St. Trudpert 27. Aug. 1814, 
ord. 7. Aug. 1843, Vic. in Haueneberftein, in Donaueſchingen, in Oberried, Pfrv. in 


1862. 57 


Haueneberftein, in Mali, 1852 Kapl. und längere Zeit zugleih Pfrv. in Neuen: 
burg; get. 27. Dct. 


31. Riefterer Martin, geb. zu Grunern 7. Nov. 1799, orb. 
21. Sept. 1826, Vic. in Staufen, Pfrv. und 1829 Pfr. in Mühlhauſen a. db. W., 
1831 Bir. in Saig, in abs. 1836 Pfrv. in Bolfertshaufen, 1839 Pir. in Kappel 
bei Freiburg, 1844 in Birnborf, in abs, Pfrv. in Waltersweier, in Oberlauchringen, 
Heudorf, Leipferdingen; geft. als Penfionär in Wiehre 11. Aug. 


32. Ritter Ignaz, geb. zu Wehr 24. Dec. 1785, Noviz im 
Kloſter St. Trudpert, ord. 13. Apr. 1811, Bic. in Urberg, in Görwihl, bier auch Pfro., 
1813 Pfr. zu Warmbach, 1822 in Norgenwies, 1827 in Wohlen, Gap. Wiejenthal, 
1843 in Bombach, 1848 in Altenburg; geft. in Gonftany 20. Jan. s 


* Stiftung von Paramenten in bie Kirche zu Altenburg; Anniverfar in ben 
Münfterfond zu Gonftanz. 


33. Rudolph Heinrich, geb. in Buchen 15. Febr. 1827, ord. 
5. Aug. 1856, Vic. in Mudau, Hemsbach, Königheim, Freudenberg; als Tiſch— 
titulant in Freiburg get. 31. Aug. 


34. Schindler Ludwig, geb. zu Freiburg 16. Juni 1774, orb. 
45. Apr. 1797, Deutſch-Ordens⸗Kapl. in Herdern und Ballrehten, bier dann 1802 
Tr, 1831 Stadtpfr. und Schulbec. in Walbfirch; geft. 7. Jan. 

* Anniverfar in die Pfarrkirche zu Waldkirch; in das bortige Spital (1000 fl.) ; 
in den Schul: und Armenfond Ballrechten (600 fl.). 


35. Schleyer Peter Anton, geb. 17. März 1810 zu Groß: 
tiholzbeim, ord. 27. Aug. 1836, in bemfelben Jahre außerorbentl., 1839 ordentl. 
Profefjor ber Eregefe an ber Univerfität Freiburg, 1845 Profeſſor ber Kirchengeſchichte, 
1853 am das Lyceum in Raftatt verfegt, welche Stelle er nicht antrat, 1854 Pfr. in 
. Kappel a. Rh.; geft. in Ettenheim 28. Febr. 


” Mürbigung ber Einwürfe gegen bie altteft. Weifjagungen. 1835. Abhand— 
lungen in ber Tüb. Quartalfchr. (1836), in ber Freib. Zeitfchr. für Theologie (Bb. 4. 
9, 11.12). Beiträge in bas Freib. Kirchenlerifon. Aus Anlaß feiner Entfernung 
vom afadem. Lehramte entftand die Schrift: Die Univerfität Freiburg ꝛc. Schaffs 
baufen 1854. Vgl. Bad. Biographien 3, 138. 


36. Schoner Matthias, geb. zu Wiehre 17. Dec. 1804, ord. 
17, Sept. 1828, Vic. in Zell-Harmersbach, Raftatt, bier auch Pfrv., Pfro. in Iffez⸗ 
beim, 1840 Pfr. in Weiſſenbach, 1844 in Kappel-Winded; geft. 18. Juni am 
Toge des Abzugs nach der ihm verliehenen Stadtpfarrei Bühl. 

* Stiftung in ben Heiligen» und Bruberfchaftsfond zu Kappel-Winded; in ben 
Armenfond zu Altichweier; Anniverfar in den St.-Martinsfond zu Freiburg. 


37. Schweidart Franz Anton, geb. zu Brudfal 28. Febr. 
1805, ord. 7. Sept. 1831, Bic. in Sinsheim, Walldürn, Pfro. in Steinmauern, 
Bietigheim, Stettfeld, 1845 Pfr. daſelbſt, 1847 in Schriesheim, 1852 in Weier; 
geh. 28, Apr, 


* Anniverfar in den Kirchenfond zu Weier. 


58 1862. 1863. 


38. Schweinler Lorenz, geb. zu Hedingen 3. Aug. 1808, ord. 
17. Eept. 1828, Vic. in Möhringen, Hechingen, Eapitelsvic., 1830 Kapl. in Stein- 
bofen, 1839 Bir. in Haufen, Cap. Hedingen; geft. 12. März. 


39. Sedler Ignaz, geb. zu Baden 6. Aug. 1798, ord. 21. Sept. 
1822, Vic. in Malih, Grüngfeld, bier auch Pfro., 1827 Pfr. in Plittersborf, 1845 
in Dettigbeim; geft. 19. Dec. 

* Drei Anniverlarftiftungen, Stiftung für arme Erftcommunicanten, in ben 
Armen: und Schulfond zu Dettigheim; zur Gründung eines Armenfonds zu Plitters: 
borf (1000 fL). " 


40. Stephan Vincenz, geb. 22. Jan. 1836 in Dittwar, or. 
5. Aug. 1862; geft. als Neupriefter in feinem Heimathsort Dittwar 19. Aug. 


41. Strobel Anton, geb. zu Möhringen 13. Juni 1801, orb. 
1. Sept. 1838, Vic. in Schönenbach, in Kirchzarten, 1844 Pro. in Sulz bei Lahr, 
Bic. in Bonnborf, 1847 Pfr. in Zimmern, Gap. Geifingen; geil. 22. Aug. 


42. Werr Florian, geb. zu Tauberbiſchofsheim 3. Dct. 
1826, orb. 10. Aug. 1852, Vic. in Königheim, in Hardheim, * in Unterſchüpf; 
geſt. 1. Jan. 

43. Willin Fridolin, geb. zu Ballrechten 2. Febr. 1789, ord. 
1815, Pic, in Krogingen, Pfro, in Merzbaufen, 1826 Pfr. in Nollingen, 1834 in 
Glotterthalz geft..ald Penfionär in Freiburg 28. März. 

* Stiftung in den Armenfond zu Gflotterthal. 

* Beitrag in bas Gonftanzer Paſtoral-Archiv 18. 


44. Zimmermann Matthäus, geb. zu Ebringen 27. Sept. 1803, 
ord. 17. Sept. 1828, Vic. und Pfro. in Appenweier, Curat in Neuweier, 1842 Pfr. 
in Reihenau-Niederzell; geft. 12. Juli. 

45. Zolg Johann Bapt., geb. 7. Apr. 1802 zu Bonndorf, 


ord, 9. Sept. 1824, Bic. in Ewattingen, Pfro. in Niebböhringen, 1831 Pfr. in 
Aachdorf; geft. 31. März. 


Geftorben: 45. — Neupriefter: 48. — Zugang: 3. 


18695. 


1. Auer Johann Georg, geb. zu Leberlingen 18. Juli 1807, 
orb. 9. Sept. 1837, Vic. in Bühl (Eap. Klettgau), 1842 Kapl. in Stodad, 1845 
Pfr. in Wahlwies, 1849 Kapl. des v. Maber’ihen Benefiiums in Leberlingen; 
geft. 15. Apr. 


* Anniverfar in ben Kirchenfond zu Weberlingen. 


2. Binz Johann Bapt., geb. zu Ettenheim 26, Mär; 1799, 
orb. 20. Sept. 1823, Cooperator zu St. Martin in Freiburg, 1824—1829 Profeflor 


1863. 59 


am Gumnafium in Offenburg, 1829 Etabtpfr., Schul: und Gapiteledec., mebrere 
Jahre auch Gymnafiumsdirector in Tauberbiihofsheim, 1849 Pit. in Rothenfels; 
get. 19. Febr. 

* Anniverfar in die Kirchenfonds zu Ettenbeim, Tauberbiſchofsheim, Rothen⸗ 
fels; Paramente in die Kirche dafelbit; zum Armen: und Epitalfond in Ettenheim; 
zur Kleidung von Grflcommunicanten in Rothenſels, Bilhweier und Gaggenau 


(je 400 fl.). 


3. Birfl Franz Xaver, geb. zu St. Anton (Tirol) 27. Apr. 
1811, ord. 19. Dec. 1840, Kaplverw. in Liggersborf, Stadtpfrv. in Sigmaringen, 
1852 Pfr. in Langenenslingen; geft. 19. März. 


4. Bluft Leo Simon, geb. zu Kapplerthal 17. Sept. 1800, 
erd, 17. Sept. 41828, Vic, in Forchheim, 1829 Pfrv. in Saebach, in Herbolzheim, 
in Petersthal, Herdern, Buchenbach, Kenzingen, 1837 Fr. in Seelbach, 1843 in 
Nünchweier; geft. in Baben 26. Febr. 


5. Booz Joſeph, geb. zu Häner 24. Sept. 1792, ord. 3. Mai 
1816, Vic. in Hochſal, Pirv. in Waldfird (bei Waldshut), in Murg, 1840 Pir. in 
Ebringen; geft. 21. Apr. 

* Anniverfar in ben Kirchenfonb zu Ebringen und in ben bortigen Armenfond. 


* Reranftaltete auf feine Koften die Herausgabe ber Geſchichte Ebringens von 
Ib. v. Arr. 


6. Burkard Joſeph, geb. 2. Apr. 1792 zu Badenſcheuern, ord. 
14, Febt. 1818, 1824 Kapl. und zugleih Pfrv. in Kuppenheim, 1837 in Sams 
brüden; geft. 24. Det. 


* Anniverfar in den Kirchenfond zu Hambrüden, zur Gründung einer Gemeinbes 
bibliothek und eines Armenfonds daſelbſt (je 200 fl.). 


7. Dieg Fidel, geb. zu Conftanz 17. Febr. 1799, ord. 19. Sept. 
18%9, Vic, in Todtnau, in Löffingen, feit 1834 Kapl. daſelbſt; geft. 9. Juli. 


* Stiftung in ben Armenfond zu Löffingen für Erftcommunicanten. 


8. Doll Hermann, geb. in Elchingen 6. Jan. 1831, ord. 
d. Aug. 1856, Vic. in Limbach, Pfrv. in Haßmersheimz geft. 15. März. 


9. Dorn August, geb. zu Thennenbad 8. Sept. 1804, ord. 
12, Sept. 1829, Bic. in Sädingen, Kaplverw. dafelbft, Kaplverw. in Villingen, 
18348 Gurat an dem MWeiberzuchthaus in Bruchſal, 1854 Pfr. in St. Georgen; 
geh. 20. Juli. 

* Etifiung eines Anniverfars in den Kirchenfond zu Wafenweiler und zu 


Et. Georgen, in den Ießteren weitere 4406 fl., in ben Armen: und Schulfond 
(je 100 fl). 


10. Eifele Joachim, geb. zu Trodtelfingen 15. Aug. 1795, 
ord. 19. Sept. 1818, Kapl. in feinem Heimatbsort, 1821 Pfr. in Ringingen, Gap. 
Beringen; geft. 18. Dec. 

* Anniverfar in den Heiligenfond zu Ringingen; zur Bertheilung an Arme 


30 ft). Ä 


60 1863. 


11. Engler Andreas, geb. zu Haufen an der Möhlin 21. Nov. 
1796, ord. 23. Sept. 1820, Vic. und Pfrv. in Schliengen, 1828 Pfr. in Hugjtetten, 
4838 Pr. und Dec, in Zähringen, nad) 1852 Stabtpir. in Waldkirch; gef. 26. Sept. 

* 2 Anniverfarien in Zähringen; in ben Armen: und Schulfond Wildthal 
(je 200 fl.). 


12. Feßer Johann Berthold, geb. zu Engen 6. Nov. 1807, 
ord. 16. Aug. 1833, Pic. in Grafenbaufen, Pfrv. in Oberhomberg, Hoppetenzell, 
Kaplverw. in Stockach, 1847 Pfr. in Großſchönach, Pfr. in Hüfingen, Horben, 
Oberhauſen, Kaplverw. in Markdorf; get. 24. Sept. 


13. Haud Franz Anton, geb. 31. Dec. 1808 in Külsheim, 
ord. 7. Sept. 1831, Vic. in Mosbach, Karlarube, Pfrv. und 1843 Pfr. und Schulbec. 
in Bretten, 1851 Stabtpfr. und Eapitelsbec. in Heidelberg; geft. 19. Dec. (Nov. ?) 


** Mitherausgeber bed „Neuen Badiſchen Schulboten“. 


14. Hiener Johann Bapt., geb. zu Simonswald 14. Mai 
1799, ord. 21. Sept. 1822, Vic. in Steinadh, 1825 Pfr. in Oberſpitzenbach, 1832 
in Dos, 1845 in Unzhurſt; gef. 21. Aug. 

* Stiftung einer neuen Orgel in bie Kirche zu Unzhurft; in ben Armenfonb 
zu Unzhurſt, Oberwaffer, Unterfimonswald, Breithurft; zur Gründung eines Armen— 
fonds in Zell. 


15. Honidel Philipp Franz, geb. zu Dittwar 18. Dec. 1800, 
orb, 14, Oct. 1823, Vic. in Mannheim, 1826 Pir. in Flehingen, 1837 in Feuden⸗ 
beim, 1847 in Landshauſenz geft. 7. Dec. 

* Anniverfar in den Kirchenfond zu Landehaufen und Flehingen; Anniverfar 
in bie Kirche zu Käfertbal. 


16. Krieg Martmilian, geb. zu St. Blafien 22, Mai 1802, 
orb. 9. Sept. 1824, Vic. in Grafenhaufen, Schwaningen, Pfrv. in Obereggingen, 
1831 Pfr. in Nejielwangen, 1838 in Lausheim, 1849 in Obereggingen, 1855 (?) in 
Göggingenz geft. zu Freiburg 30. Jan. 

* Stiftung für die Mettungsanftalt zu Riegel; in ben Gottesader-Rapellenfonb 
in Freiburg. 


17. Kurz Franz Xaver, geb. zu Villingen 2. Dec. 1789, 
orb. 19. Sept. 1813, Vic. in Kirchzarten, 1821 Pfr. in Nieberwaiier, 1828 in Neu: 
firh, 1830 in Unterfirnah, 1833 in Neubaufen, Cap. Triberg, 1845 als Kapl, 
nad Rabolfzell ernannt, 1851 Kapl. in Watterbingen; gef. 27. Mai als Pen- 
fionär in Villingen. 


* Anniverfarfiftung in Villingen; in ben dortigen Armenfonb. 


18. Menzer Rupert, geb. zu Gaienhofen 29. März 1797, 
ord. 24. Sept. 1825, Vic. in Herrifchried, Pfrv. in Oberfädingen, Kaplverw, in 
Markdorf, 1834 Pfr. in Dettingen, 1839 in Weilersbad, 1850 in Shwanborf; 
geil. in Möhringen 18. Febr. 


19. Megler Karl, geb. in Allensbach 19. Det. 1835, ord. 
1. Aug. 1860, Vic. in Ueberlingen; geft. 16. Apr. 


1863. 61 


20. Michaeli Karl, geb. zu Engen 30. Dec. 1782, ord. 20. Dec. 
1809, Vic. in Rickenbach, Stetten, Heitersheim, 1812 Lehrer der neu errichteten 
Vorbereitungsflaffe am Gymnafium zu Freiburg, 1816 Pfarrvic. in Villingen, dann 
in Büblertbal, Oberbergen, Vöhrenbah, Waldau, Pfrv. in Oberſpitzenbach, Hinter: 
zarten, Oberbergen, Wafenweiler, Blumberg, Oberried, Beuren a. d. A., Weildorf, 
Limpacdh, 1829 Bir. in KRommingen, 1839 in Müblbaufen bei Engen, 1848 Kaplverw. 
in Allensbad; als Tiſchtitulant geft. in Engen 15. Yebr. 


21. Müller Valentin, geb. zu Klepsau 17. Febr. 1817, orb. 
4. Sept. 1841, Bic. in Schönau, 1846 Pfr. in Hüngheim, 1862 Stabtpfr. in La den⸗ 
burg; geil. in Mainz 23. Apr. 


22. Ottmaun Joſeph, geb. zu Raſtatt 6. Dec, 1804, ord. 
17. Sept. 1828, Vic. in Waibfladt, Mannheim, 1834 Pfr. in Bufenbah, 1842 
Hofpfe. in Bruchſal, 1849 in Staufen; get. 30. Juni. 


23. Reebftein Franz, geb. zu Immenftaad 16. Mai 1817, 
ord. 7. Aug. 1843, Vic. in Schwandorf, Meersburg, Pirv. in Sumpfohren, 1851 
Pr. in Unterfiggingen; geft. 2. Der. 


24. Nöslin Fridolin, geb. zu Sädingen 9. März 1808, orb. 
16. Aug. 1833, Vic. in Breiſach, Pfrv. in Oberjädingen, 1849 Pfr, Capitelsdec. und 
Orgelinjpector in Deflingen;z geft. 22. Mai. 


25. Schuider Chriftian Ignaz, geb. zu Gambel (Canton Wallis) 
14. Febr. 1790, ord. 21. März 1818, Cooperator am Münſter und jeit 1827 Dom: 
präbendar in Freiburg; geft. 4. Apr. 


* Stiftung in ben Münfterfond in Freiburg. 


26. Steiger Franz Salefius, geb. zu Schönau 16. Jan. 
1788, ord. 19. Sept. 1812, Vic. in Niedern, paftorirte das Filial Uehlingen, 1814 
bis 1822 Eooperator zu St. Martin in Freiburg, 1822 Kapl. in Waldfirh, 1830 
Pr. und Schuldec. in Staufen, 1835 Pfr. in Grafenbaufen, 1849 in Oberſchopf— 
beim; geſt. 5. Oct. 


* Stiftung in ben Kirchenfond zu Oberfhopfheim. 


27. Sulzer Franz Xaver Anton, geb. zu Conjtanz 26. Apr, 
1803, ord. 21. Sept. 1826, Vic. in Radolfzell, 1833 Kapl. in Villingen, 1836 Pfr. 
in Jttenborf; geft. 19. Nov. 

* Legirte dem Lyceumsfond in Conftanz aftronomiiche Inftrumente und Bücher 


(%0 fl.). 


” Bekannt als fleifiger naturhift. Sammler; von ibm erſchienen: Refultate 
der Witterungsbeobachtungen. Gonftanz bei Etadler. 


28. U Fridolin, geb. zu Degernau 1. Febr. 1801, ord. 
9. Sept. 1823, Vic. in Lausheim, Pfrv, in Beuggen, 1826 Pr. in Grüningen, 
1897 zu St. Georgen, 1852 Stabtpfr. in Stodad; gef. 20. Jan. 

* Stiftung in den Kirdenfond zu Stodad; Beiftiftung zur Herz'ſchen Stife 
tung für arme Bürgersfähne in Stodad (600 fl.). 
” Das Fatholifhe Kirchenweſen in Baden, in mehreren Auflagen; Anhang 


62 1863. 1864. 


29. Waldlirder Joſeph, geb. zu Niederhof 30. Nov. 1797, 
ord, 9. Sept. 1824, Pfrv. in Saulborf, 1828 Pfr. in Riedheim, 1834 in Owingen, 
1836 in Blumenfeld und Schuldec.; geft. im Sommer 1863. XTobestag ? 


* Anniverfar in den Kirchenfond zu Murg. 


30. Welzer Michael, geb. zu Kehl 4. Jan. 1791, ord. 28. Sept. 
1815, Vic. in Bretten, 1817 Pfr. in Flehingen, 1826 in Erfingen, 14830 Stabtpfr. 
und Dec. zu St. Peter in Brucfal; geit. 29. März. 


* Anniverjar in ben Kirchenfond zu St. Peter. 


31. Zeller Georg, geb. zu Mauenheim 14. Apr. 1803, ord. 
17. Sept. 1828, Bic. in Hochſal, Kaplverw. in Steiflingen, Pirv. in Mühlhauſen, 
1832 Kapf. in Untermeitingen, 1835 Pir. in Fürftenberg, 1842 in Shludfee, 
in abs. 1858 Pf. in Hofsgrund, Grafenhaufen, Dttenheim bei Lahr, zur Aushilfe 
in Lautenbach, Bleihheim u. a. D.; als Penſionär in Bargen geft. 13. Juni. 


32. Zimmermann Balentin, geb. zu Freiburg 9. Auli 1784, 
ord. 16. Apr. 1808, Pro. in Wiehre, 1809 Pfr. in Horben, 1821 in Bößingen, 
war 1840 für Ebringen ernannt, nah 1852 Pfr. in Fautenbach; geft. 18. Juni 
in Herbern. 

* Für ben Armenfonb in Bögingen und Fautenbach (je 200 fl.). 

** Beitrag in das Gonftanzer Paftoral-Ardhiv 11. 


33. Zwiebelhofer Ludwig, geb. zu Raftatt 19. Oct. 1806, orb. 
3. Sept. 1832, Vic. in Mörſch, Malſch, Nothenfels, 1845 Pir. in Balg, in abs. 
Pro. in Haueneberftein Zmal, vor und nad dem Tode bes Pfarrers Steinmann, 
1852 Pfr. in Neuhauſen; geft. als Penfionär in Schwegingen 29. Dec. 

* Anniverfar in ben Heiligenfond zu Balg. . 


Gejtorben: 33. — Neupriejter: 52. — Zugang: 19. 


186.4 


1. Amann Franz Xaver, geb. zu Rheinheim 10. Dec. 1790, 
ord. 20. Sept. 1813, Vic. in Schwerzen, Hertben, Schönau, Pfrv. in Gurtweil, 1824 
Pfr. in Grüningen, 1826 in Häg, 1834 in Zftein, 1849 in Inzlingen; geſt. 10. Mai. 

* Stiftungen in ben Kirchenfond zu Inzlingen, befonders zur Ausihmüdung 
ber Kirche; in ben bortigen Armen: und Schulfond; in den Armen: und Kirchenfond 
zu Iſtein, Häg, Hölftein, Ehröberg, Lörrach. 

** Beitrag in das Gonftanzer Paſtoral⸗Archiv 24. 

2. Bad Hermann, geb. in Haigerlod 18. Mai 1837, ord. 
1. Aug. 1860, Vic. in Hechingen; get. 9. März. 

3. Breiel Johann Baptift, geb. zu Merdingen 14. Juni 
1806, orb. 16. Aug. 1833, Vic. in Bremgarten, Inzlingen, Pfrv. in Füetzen, Bett 
maringen, Bombach, Wohlen, Stetten bei Lörrach, Schienen, Lausheim, Nafen, 1853 
Pfr. in Gutenftein; geft. 8 Apr. 


1864. 63 


4. Bremfled Johann Georg, geb. zu Conſtanz 28. März 
1798, ord. 1. Jan. 1824, Bic. in Schönau, Pfrv. in Hinterzarten, 1826 Pir. in 
Hofsgrund, 1830 in Hubertshofen, Kaplverw. in Grünmwalb; lebte als Tifchtitulant 
im Markdorf; geft. 22. Oct. 


5. Bühler Ambrojius, geb. 27. Det. 1807 zu Giſſigheim, 
erd. 16. Aug. 1833, Vic. in Mingolsheim, Grombah, Pfr. in Hettingenbeuern, 
1844 Pfr. in Hollerbad, 1850 in Berolzbeim; gel. 20. Nov. 


* In ben Kirchenfond in Berolzheim zu einem Engelamt. 


6. Carle Karl, Pro. in Trochtelfingen, Levertsweiler, 1860 Kapf. 
in Langenenslingen;z geft. 8. Juli. 
Weiteres nicht befannt. 


7. Ed Melchior, geb. zu Ilmſpan 17. Juli 1809, ord. 3. Sept. 
1832, Vic. in Königbeim, Zöhlingen, Pro. in Grombach, 1844 Pfr. in Buſenbach, 
1862 in Ettlingenweier; geſt. 13. Febr. 


8. Engft Franz Anton, geb. zu Ober: Wilzingen (Württem— 
berg) 21. März 1801, orb. 15. Eept. 1827, Vic. in Kirchbierlingen, 1829 Repetitor 
am Priefterfeminar zu Rottenburg, 1831 Pfr. zu Laudenbach bei Mergentheim, 1839 
wanderte er aus nach Hohenzollern unb wurde 1839 Stabdtpfr. und Gapitelsbec. in 
Haigerloch; get. 12. März. 

* Stiftung für das fhon während feines Lebens von ibm vielfach unterjtüßte 
und erweiterte Stadtipital in Haigerloch; Anniverfar in die Schloßfirchenpflege. 


9. Fiſcher Kaſpar, geb. zu Würzburg 7. Aug. 1794, ord. 
2. März 1822, Vic. in Grüngfeld, 1826 Pfr. in Klepsau, 1839 in Gamburg; 
geft. 29. Jan. 


10. Fleuchaus Andreas, geb. zu Gerlachsheim 18. Juli 1799, 
ord. 18. Sept. 1824, Vic. in Königheim, 1827 Pfr. in Oberwittſtadt, 1843 in Balz 
feld; geft. 4. Febr. 


11. Zliegauf Felician, geb. zu Haufen an der Möhlin 6. Der. 
1846, ord. 31. Aug. 1844, Vic. in Heitersheim, 1845 Gurat in Bürgeln, 1851 Kapl. 
und fängere Zeit auch Pfr. in Waldfirh, 1862 Pir. in Zunsweier; geft. 4. März. 


12. Freund Franz Ignaz, geb. zu Miltenberg 28. Febr. 
17%, ord. 29. Nov. 1820, 1827 Pfr, in Reicholzheim, 1830 in Wieblingen, 1837 
in Kronau, als Penfionär in Aſchaffenburg; gef. 27. Jan. 

* Stiftung in ben Kirdenfond zu Kronau zu einem Engelamt, und zu Ans 
ſchaffung von Paramenten (300 fl.). 


13. Held Johann Evangelift, geb. zu Klengen bei Villingen 
22. Dec. 1791, ord. 25. März 1817, Bic. in Radolfzell, Oberhaufen, 1824 Pfr. in 
Eipafingen, 1831 in Liggeringen, 1844 Pfr. und Gapitelsdec. in Mühlingen; 
geit. 4. Nov. 

* Stiftung von zwei Anniverfarien in den Kircheniond zu Mühlingen; Stiftung 
in ben dortigen Armenfond; in ben Kirchenfond zu Liggeringen für arme Schul: 
Tinder, 


64 1864. 


14. Hettih Alois, geb. u Shonad 19. Auni 1785, orb. 
25. Sept. 1814, Vic. in Triberg, 1821 Pfr. in Dettingen, 1827 in Bollſchweil, paſto⸗ 
rirte längere Zeit zugleih St. Ulrid, 1834 in Oberbergen; geft. 19. Nov. 


15. Illmenſee Nicolaus, geb. zu Leberlingen 18. Aug. 1808, 
ord. 20. Sept. 1834, Vic. in Herbern, bafelbft auch Pfrv. bis 1837, ebenfo in Ober: 
haufen, 1841 Pfr. in Hemmenhojen, 1851 in Beuggen, in abs, Pfrv. in Hödingen 
und Dettingen; geft. 14. Dec. 

* Anniverfar in den Kirchenfond „zu Dettingen; in ben Kirchenfond in Hem— 
menbofen zu Baramenten. 


16. Krauk Anton, geb. zu Dittwar 8. Mai 1808, ord. 9. Sept. 
1837, Vic. in Unterwittigbaufen, 1841 Pfr. in Meffelhaufen, 1845 in Impfingen; 
get. 17. Nov. 

* In den Kirhenfond zu Dittwar Anniverfar und Engelamt; in ben dortigen 
Almofen: und Schulfond, 


17. Link Joſeph Georg, geb. zu Tauberbiſchofsheim 
27. März 1789, ord, 26. Febr. 1814, 1820 Pfr. in Giffigheim, 1826 in Külsheim, 
1832 in Königheim, 1847 in Zunsweier, nad 1852 in Menningen; geft. 17. Febr. 


* Anniverfar in ben Kirchenfond zu Menningen. 


18. Maier Jakob, geb. zu Betra 12. April 1802, ord. 20. Sept. 
1827, Pfarrvic. in Thannheim, Gap. Villingen, in Schwandorf, 1834 Kapl. in Meß— 
firh, 1839 Pfr. in Worndorf, 1849 in Singen; geft. zu Haufen a. db. Aach 22. Dec. 

* Stiftung in den Pfarrfond und in ben Kirchenfond (Anniverfar) zu Singen. 


19. Müller Johann Nepomuk, geb. zu Leberlingen 29. Apr. 
1798, ord. 22. Sept. 1821, Vic. in Berau, Pfro. zu Niebern, 1824 Cooperator am 
Münfter in Gonftanz, 1825 Pfarrcurat in Petershaufen, 1827 Dompräbenbar in 
Freiburg, 1844 Stabtpfr. und Schulbec. in Offenburg, 1849 Etabtpfr. in Weber 
lingen; geft. 2. Juli. 

* Stiftungen in das Waifenhaus zu Ueberlingen. 

** Bablreihe Meinere Schule und Jugendſchriften, Gebetbüdher, Schriften für 
und über Gefangene, über verfchiebene Zweige der Landwirthſchaft — aufgezählt bei 
Jäger, Literar. Freiburg 113—115. Beiträge in das Conftanzer Paſtoral-Archiv 26. 
Geſchichte und Befchreibung ber Stabt Weberlingen. 


20. Pfaff Julius, geb. in Nußbad 12. Apr. 1831, ord. 5. Aug. 
1856, Pic. in Lenzfirh, Stodah, Gooperator zu St. Martin in Freiburg; 
geſt. 5. Aug. 


21. Sattler Johann Baptiſt, geb. zu Bruchſal 9. März 1804, 
ord. 17. Sept. 1828, Vic. in Erfingen, Pfrv. in Pforzheim, Oberhaufen, Weingarten 
(Cap. Brudfal), Tiefenbach, Wöſchbach, 1840 Pr. in Eppingen, 1852 in Wiek: 
lingen; gef. in Schwebingen 30. Dec. 


22. Scherer Johann Ehriftian, geb. zu Borberg 26. März 
1815, orb. 24. Aug. 1842, Vic. in Grünsfeld, Benefiiumsverw. in Tauberbifchofs: 
beim, 1848 Pfr. in Dittwar, zulegt in Bregingen; geit. 25. März. 


1864. 1865. 65 


23. Schindler Franz, geb. zu Oberhauſen 9. Jan. 1807, ord. 
7, Sept. 1831, Vic. in Forchheim, Pfro. in Zftein, 1836 Pfr. in Müblhaufen a. d. W., 
1839 Stadtpfr. und Schuldec. in Pforzheim, 1851 in Hindelwangen; geft.5. März. 
* Anniverfar in ben Kirchenfond zu Hindelwangen. 


24. Tröndle Bartholomäus, geb. zu Dillendorf 19. Aug. 
1789, orb. 25. Sept. 1814, Bic. in Donauefdingen, Löffingen, Untermettingen, 
Valdshut, Schwandorf, Zell a. H., Kaplverw, in Meßklirch, 1823 Kapl. in Billingen, 
1826 Pfr. in Ibach, 1832 in Breitnau, 1835 in Burfheim; refignirte 1856 und 
lebte als Penfionär in Riegel; gef. 10. Jan. 


25. Waldvogel Karl, geb. zu Meersburg 17. Oct. 1816, ord. 
4. Sept. 1841, Vic. in Geifingen, Stetten bei Lörrah, Curat in Steinen, Kaplverw, 
in Thiengen und zugleih Pfrv. in Oberlaudringen, 1852 Pfr. in Blumberg, in abs. 
Pin. in Großweier, Kappel: Winbdbed; geft. 24. Febr. 


26. Warth Bernhard, geb. in Freiburg 10. Juli 1819, orb. 
31. Aug. 1845, Bic. in Ballrehten, Hocfal, Kaplverw. in Watterdingen, Pfrv. in 
Zobtnauberg, Lienheim, 1863 Pfr. in Leibertingen; geft. 4. Yan. 

27. Weltin Franz Karl, geb. zu Conſtanz 16. Nov. 1792, 
or, 20. März 1818, Vic. in Feldkirch, 1823 -28 in St. Trubpert, Pro. in Reichenau, 
129 Pfr. in Hödingen, 1832 in Mühlhaufen bei Engen, 1838 in Müblingen, 1843 
in Dillendorf, 1851 in Mainwangen;z get. 30 Juni. 

* Anniverfar in ben Kirchenfond zu Mainwangen. 


28. Wild Joſeph, geb. zu Freiburg 2. Juli 1783, ord. 23, Mai 
1897, Profefior am Gymnafium in Freiburg, Präfect des Pädagogiums zu Villingen, 
1819 Pfr. und Schuldec. in Kenzingen, 1831 Pfr. in Kirchhofen, 1844 als Pfr. 
in Stettfeld ernannt, penfionirt 1845, Iebte hierauf in Freiburg; geft. 11. Aug. 

* Stiftungen: (1000 fl.) für die Blindenanftalt in Freiburg; (21000 fl.) in 
den Armenfond zu Freiburg, befonders für brave, alte, arbeitsunfähige Dienflboten. 


29. Zepfel Karl, geb. in Babenjheuern 4. Mai 1834, ord. 
4, Aug. 1859, Vic. in Ulm; geft. als Tifchtitulant in Baden 25. Aug. 





Geftorben: 29. — Neupriefter: 44. — Zugang: 15. 


1865. 


1. Benz Franz Joſeph, geb. zu Obrigheim 7. Jan. 1822, 
or. 7. Sept. 1849, Vie. in Bohsthal, Benefiiumsverw. in Tauberbifchofsheim, 
Pr, in Freudenberg; geil. 3. Febr. 


Binmi Karl, Conv. des vormaligen Chorherrenftiftes zu Kreuz 
lingen; geft. in Sreiburg ben 28. Juni, 59 Jahre alt. 


2. Bogner Franz, geb. zu Freiburg 6. Aug. 1796, ord. 21. Sept. 
1822, Bic, in Hodfal, Kapl. in Meersburg, 1831 Pfr. in Dürrheim, 1833 in Vob- 
Greib, Didc-Arhiv. XVII. 5 


66 1865. 


man, 1833 in Niedereſchach, 1844 in Ettenheimmünfter, 1847 in Iffezheim, feit 
1853 an verjhiebenen Orten Pfrv., Tebte in aba. zulegt in Staufen; geft. 6. Jan. 


3. Buchegger Ludwig, geb. 24. Aug. 1796 zu Singen im 
Hegau, ord. 23. Sept. 1820, Cooperator am Münfter in Freiburg, 1821 außerorb. 
Profeffor der Theologie an der Univerfität, 1824 Ordinarius für Dogmatif und 
Apologetit, 1827 Prorector, 1837 Domcapitular und (bis 1845) zugleih Münfterpfr., 
1850 Generalvicar; geft. auf der Reife in Bregenz; 28. Juli. 


* Stiftung in ben Schul: und Armenfond in Singen; eine Stelle in ber 
Sautier-Reibelt’ihen Stiftung, deren Director er mehrere Jahre geweſen war. 

»*Feſtpredigten, 2 Bbe. 1849 und 1850. Beiträge in bie Hug'ſche Zeitfchrift 
und in das Freib. Kirchenlerifon. Vgl. Bab. Biographien 2, 138. 


4. Burdard Joſeph, geb. 7. Mai 1804 zu Liel (Schweiz), ord. 
1831 (in Luzern), Pro. in Beuggen; geft. 10. Sept. 


5. Denz Franz Joſeph Michael, geb. zu Wolpadingen 
1. San. 1810, ord. 7. Sept. 1831, Vic. in Aichen, Pfrv. in Kabelburg, Nöggenſchwil, 
1842 Pfr. in Kommingen, 1850 in Lausheimz; geil. 29. Sept. 


* Anniverfar in den unirten Kirchenfond zu Bonnborf. 


6. Difhler Bernard, geb. zu Freiburg 11. Nov. 1790, orb. 
3. März 1814, Vic, in Kirhhofen, Pfrv. in Neuhaufen, Gap. Triberg, 1822 Br. in 
Gottenheim, 1834 in Eſchbach, 1837 Stadipfr. und Schulbec. in Kenzingen; 
geft. 30. Dec. 


* Stiftung eines Stipendiums an ber Univerfität Freiburg (2400 fl.) für 
Verwandte und Bürgersföhne von Kenzingen. 


7. Eiberle Sebaftian, geb. 21. Jan. 1822 zu Laupheim 
(Württemberg), ord, 2. Aug. 1860, Bic. in St, Trudpert, Staufen, Gutenftein, 
Bettmaringen, Pirv. in Altglashütte; geft. 13. Juli. 


8. Fauler Johann Evang., geb. zu Kaijeringen 1. Febr. 
1802, ord. 21. Sept. 1826, Schloßfapl. in Straßberg, 1834 Pfr. in Fronſtetten; 
geft. 8. Febr. 


9. Felder Rihard, geb. zu Salem 17. März 1823, orb. 
10. Aug. 1850, Vic. in Zell a. H., Pro. in Eſchbach, Güntersthal, Kappel bei 
Freiburg, in Malberg; get. 30. San. 


10. Geißler Adam, geb. zu Leutershauſen 3. März 1798, 
ord. 20, Eept. 1826, Vic. in Schlierftabt, in Dittwar, Nedarau, Rickenbach, 1839 
bis 1841 in Kiechlinsbergen, Curatieverw. in Grünwald, Pfrv. in Eſchach, Pfr. in 
Sedenheim, in abs. Beneficiat in Dittigheim; geft. als Tifchtitulant in feinem 
Heimathsorte 5. Nov. 


11. Heim Balthafar, geb. zu Hüfingen 4. Jan. 1812, orb. 
19. Sept. 1835, Bic, in Herbwangen, in Dudtlingen, Pfrv. in Malfpliren, 1844 
Pfr. in Mauenheim, 1862 in Bonnborf, Gap. Stockach; geft. 22. Oct. 


1865. 67 


12. Hirfder Johann Baptift, geb. 20. Jan. 1788 zu Alter— 
garten in der Pfarrei Bobnegg bei Ravensburg, orb. 22. Sept. 1810, Vic. in 
Röplingen, Oberamt Ellwangen, 1812 Repetent am Priefterjeminar in Ellwangen, 
1816 Lehrer am dortigen Yyceum, 1817 Profejjor am Gymnafium in Rottweil, in 
demjelben Jahre Profejior der Moral und Paſtoral an der Univerfität Tübingen, 
1837 Profefior der Moral und Religionslehre in Freiburg, 1840 Domcapitular, 
18550 Dombecan; geft. 4. Sept. 


* Stiftungen: Für das Konradbihaus in Conſtanz; zur Errichtung von Rettungss 
anftalten für verwahrloste Kinder in Riegel, Walldürn und Schwarzach; für bie 
Blindenanftalt in Freiburg; dem Pincentiusverein in Freiburg; dem Domcapitel und 
Ordinariat für Arme und zw kirchlichen Zweden. 


»Ueber jeine Schriften fiehe Gebädtnißrede von Wörter. Freiburg 1867. 
Missae genuinam notionem etc. 1821. Das Berhältniß des Evangeliums zu ber 
theolog. Scholaftif ber neueften Zeit. 1823. Die Fatholifche Lehre vom Ablaß. 1825. 
6. Aufl. 1855. Betrachtungen über die Evangelien ber Faſtenzeit. 1829. 3. Aufl. 
1852. Betrachtungen über die fonntäglihen Evangelien. 1837. 5. Aufl. 1861. Be 
trabtungen über die ſonntäglichen Epifteln. 1860. Katechetik. 1831. 4. Aufl. 1840. 
Kıtehismus. 1842, Geſchichte Jeſu Ehrifti. 1840, Vergleichende Beurtheilung neuerer 
Katehismen. 1850. Die chriſtliche Moral. 1835. 5. Aufl. 1851. Erörterungen über 
die großen religiöfen Fragen der Gegenwart. 1846. Die focialen Zuftände ber Gegen- 
wart und bie Kirche. 1349. Die Firlichen Zuftände ber Gegenwart. 1849. Ants 
wort an bie Gegner. 1850. Beiträge zur Homiletif und Katechetik. 1852. Das 
Ehen Mariä. 1853. Zur Orientirung über ben derzeitigen Kirchenitreit. 1854. Die 
Sorge für die verwahrlosten Kinder. 1856. Hauptftüde bes chrifilihen Glaubens, 
1857. Selbfitäufhungen. 1865. Beforgniffe binfichtlih der Zweckmäßigkeit unferes 
Religionsunterrichtes. 1863. Beiträge im die Tüb. Quartalfrift und in bie Freib. 
Batigrift für Theologie. 


13. Holzheier Seraphim, geb. 14. März 1828 zu Eſchbach, 
ed, 6. Aug. 1863; geft. als Tifchtitulant in Baden 14. Mai, 


14. Hormuth Martin, geb. zu Wiejenthal 16. Febr. 1801, 
ord, 17, Sept. 1828, Vic. in Helmsheim, 1832 Pfr. in Freudenberg, 1837 in Leuters⸗ 
baujen, 1843 in Strümpfelbronn, 1851 in Kirchhofen; gefl. 11. Mai. 

* Stiftung eines Stipenbiums für Theologen ber Pfarreien Wiefenthal, Strümpfel- 
bonn und Kirchhofen; Anniverfar zu einer Seelenandacht in Kirchhofen (400 fl.), 
in die Nikolaus: und Zohannesfapelle zu Kirhhofen, in den Kirhenfond zu Wiefen: 
tal und Strümpfelbronn. 


15. Huber Johann Nepomuf, geb. zu Reichenau 13, Mai 
1503, ord. 6. Aug. 1830, Vic. in Haslach, in Nußbach, bier auch Pfro., 1841 
Pr. in Waltersweier, 1852 in Oberharmersbah, 1863 in Neuthardz geft. 
B. Oct. 


»Geſanglehre für die Volksſchule. 


16. Jerg Franz Hugo, geb. 9. Jan. 1805 zu Breiſach, ord. 
7. Sept. 1631, Vic. in Inzlingen, Schönau, Pfrv. in Gurtweil, 1845 Pfr. in 
Griefien, (in aba.) Pfrv. in Dietigheim, in Zimmernz geſt. 18, Nov. 
5* 


68 1865. 


17. Kraft Anton, geb. 19. Nov. 1799 zu Spefjart, orb. 9. Sept. 
1824, Pirv. in Obenbeim, 1835 erfter Pfr. in Karlsborft, 1839 in Huttenheim, in 
abs. eine Zeitlang Pfrv. in Neudorf; gef. 4. Yan. 


18. Krämer Johann Georg, geb. zu Hambrücden 13. Apr. 
1805, ord. 17. Sept. 1828, Ric, in Walldorf, Bro. in Walldürn, 1839 Pfr. in 
Speijart, 1844 in Bühlerthal, febte als Penfionär in Heidelberg und Walldürn; 
bier geft. 25. Febr. 

* Anniverfar in ben Kirhenfond Hambrüden; Stiftung zu einem Schulhaus: 
baufond in Speſſart. 


19. Lefrauc Alois, geb. 4. Oct. 1834 zu Malſch, ord. 4. Aug. 
1863; geft. als Tifchtitulant in feiner Heimat Mali 5. März. 


20. Liehner Fidel, geb. zu Haigerlod 14. Mai 1824, orb. 
10. Aug. 1852, Vic. in Stetten unter Hölftein, Pfrv. und 1856 Pfr. in Betra; 
geft. in Folge eines Sturzes vom Münftertburme in Ueberlingen 21. Sept. 


21. Menner Ignaz, geb. 7. Apr. 1802 in Freiburg, orb. 
3. Sept. 1832, Vic. in Unterfimonswald, Pfrv. in Brenden, Kapl.verw, in Grün 
wald, 1840 Kapl. in Debningen, 1845 Pfr. in Dürrheim, 1852 in Altheim; 
get. 24. Juni, = 

* Anniverfarien in den Kirchenfond zu Altheim und in ben Kapellenfonb zu 
Grünwald, 


22. Milz Franz Karl, geb. 14. Mai 1810 zu Conjtanz, ord. 
19. Sept. 1835, Vic. in Hodfal, feit 1843 Pfrv. in Berfheim; geft. 24. Juni. 
* Anniverfar in ben Kirchenfond zu Berkheim. 


23. Müller Kilian, geb. zu Pülfringen 10. Juli 1837, ord. 
9. Aug. 1863, Vic. in Lauda, Karlsdorf, in Freudenberg; get. 4. Dec. 


24. Neichmann Benedikt, geb. zu Aaſen 15. März 1800, ord. 
21. Sept. 1826, Curatieverw. in Engelwies, 1831 Pfr. in Weizen, 1835 in Auls 
fingen, 1848 in Eßlingen, Gap. Geifingen; gef. 17. Mär. 


25. Schaible Franz Michael, geb. zu Offenburg 23. Sept. 
1797, ord. 20. Sept. 1826, Vic. in Haslach, Pro. in St. Roman, Sulz, Oberkirch, 
Sasbach a. Rh., 1832 Pfr. in Nieberwafier, 1837 in Griesheim; als Penfionär 
in Ebringen geft. 25. Oct. 


26. Schanbinger Clemens, geb. zu Sädfingen 30. Aug. 1787, 
ord. 28. Aug. 1812, Pro. in Oberfädingen und zugleih Kaplverw. in Sädingen, 
1822 Pfr. in Deflingen, 1828 Pfr. und Schuldec. in Schönau, 1839 Stabtpfr. zu 
St. Stephan in Eonftanz; geft. 4. Dec. 

** Geſchichte ber Pfarrei Schönau. Freib. 1834. Gefchichte des Stiftes Sädin- 
gen. Einfiebeln, 1852. Beitrag in das Gonftanzer Paſtoral-Archiv 25. 


ı Mit dem Namen „Karlsborf” feit 1813; ber Ort entitand aus ber früheren 
Colonie Altenburg unb dem am Rheine gelegenen, der Ueberſchwemmungen wegen 
hierher verlegten Dorfe Dettenheim. Bis 1833 wurde Karlsdborf von Neutharb aus 
paftorirt. 


1865. 1866. 69 


27. Scherer Philipp, geb. zu Zunsweier 1. Mai 1791, orb. 
5, März 1814, ſeit 1822 Pr. in Windfhläg; geſt. 6. Der. 
” Beitrag in das Gonftanzer Paſtoral-⸗Archiv. 


28. Schuaider Ludwig, geb. in ZelleHarmersbad 27. Non. 
1836, ord. 6. Aug. 1861, Vic. in St. Märgen; gefl. 3. Febr. 


29. Schwarz Georg Joſeph Anton, geb. zu Lauda 17. Apr. 
1773, ord. 21. Mai 1796, eine Reihe von Jahren Pfrv. in Walldürn und Gapitelss 
bec., 1823 Pfr. in Altheim, in abs. Pfrv. in Neudorf und in Hettingenbeuern, 1841 
Pir. in Schlierſtadt; geft. als AQubelpriefter in Walldürn 21. März. 


* Anniverfar in ben Kirchenjond zu Walldürn. 


30. Singer Valentin, geb. 8. Febr. 1806 zu Villingen, ord. 
6. Aug. 1830, Vic. in Unteralpfen, in Donauefhingen, Bird. in Ilmenſee, Sees 
felden, Kirchdorf, 1838 Pir. und VBeirfsihnlvifitater in Menzenfhmwand; geft. 
N. Febr. 

* Stiftung in ben Kirchenfond zu Menzenſchwand zu einem Seelenamt. 


31. Steigneyer Franz Xaver, geb. 28. Sept. 1792 in Klingnau, 
erd, 24. Sept. 1815, Vic. in Donauefhingen, Pfrv, in Eichfel, Nidenbad, Grafen: 
baufen, Pfr. in Luttingen; geft. in Waldehut 8, Apr. 


32. Stoduer Joſeph Rudolph, geb. zu Brixen (Tirol) 10. März 
1812, ord. 23. Sept. 1837, Pfrw. in Gamertingen, 1853 Pfr. in Stein, in abs. 
Pro. in Ablach; gef. 6. Febr. 


33. Bogel Alois, geb. 1. Dec. 1800 in Ettlingen, ord. 24. Sept. 
1825, Vic, in Nothenfels, in Baden, zugleich Lehrer am Pädagogium, 1831 Pir. 
und Schuldec. in Salem, 1834 in abs. proviforifher Negens bes Priefterfeminars 
in Freiburg, 1836 Profeffor der Kirchengeſchichte an der Univerfität, 1843 Prorector, 
1845 Pfr. in Hofweier; gef. 1. Mai. 

Anſehnliche Stiftung in den Kirchenfond zu Hofweier. 

* Auffäge und Mecenfionen in bie Freib. Zeitfchrift für Theologie (Bd. 6, 10). 
Tl, Bad, Biographien 3, 192 


34. Wunſch Adolph, geb. 19. Apr. 1831 zu Forbach (Gaus: 
bach), orb. 5. Aug. 1856, Vic. in Weingarten, Pfro. und 1864 Pfr. in Rothweil; 
ge. 28. Juli. 





Geftorben: 34. — Neupriefter: 41. — Zugang: 7. 


1866. 


1. Bachmann Joſeph, geb. 12. März 1798 zu Degernau, orb. 
8. Sept. 1825, Vic. in Geifingen, Kirchen, Kaplverw. in Bräunlingen, Hüfingen, 
Prev. in Randegg, Buchheim bei Meßkirch, Weiler, Gap. Hegau, 1829 Pir. dar 


70 1866. 


ſelbſt, 1837 in Markelfingen, 1850 in Schienen, 1862 in Ballrechten; gef. 
12. Juni. 

* Stiftung einer Glode und verfchiedener Paramente in bie Kirche zu Ball: 
rechten; Paramente in die Kirche zu Weiler; für bie Erficommunicanten in Marfels 
fingen und Schienen; zur Bergrößerung der Kirche in Ballredten (500 fl.); zur 
Gründung eines Armenfonds in Weiler (300 f1.); zwei Anniverfarien in ben bortigen 
Kirchenfond. 


2. Bedert Leopold, geb. 23. Aug. 1836 zu Bietigheim, ord. 
6. Aug. 1861, Bic. in Mörfh, Ettlingen, Beneficiumsverw. am Münfter zu Frei 
burg; get. 22. Jan, 


3. Boſch Wilhelm, geb. 5. Juli 1819 zu Jungingen, orb. 
31. Aug. 1844, Bic. und Kapl. in Hedingen, Pfrv. in Rangenbingen, lebte zus 
legt als Tifchtitulant im feinem Heimathort; geft. 24. Dec. 


4. Burger Joſeph, geb. zu Oberfpigenbad 9. März 1816, 
ord. 24. Aug. 1842, Vic, in Schutterwald, Schönau, Pirv. in Richen, 1850 Pir. in 
Oberfimonswald, in abs. Kaplverw. in Bohlingen, Pfro. in Allensbach, in Unter 
firma, in Beuren; geft. 11. Jan. 


5. Elavel Karl Valentin Auguft, geb. 14. Sept. 1802 in 
Wolfad, ord. 6. Aug. 1830, Vic. in Oberwolfah, Pfrv. in Heidenheim, Hondingen, 
1836 Pir. daſelbſt, refign. dieſe Pfarrei, 1846 Kapl. in Dehningen;z geft. 12. Apr. 

* Stiftung in ben Armenfond zu Honbingen (1000 fl). 


6. Ederle Wilhelm Wendelin, geb. 7. Dec. 1783 in Beuren 
bei Baden, ord. 10. Mai 1812, Bic, in Heidelberg, 1813 prov. Lehrer am Lyceum 
und Lehrerfeminar in Raftatt, 1818 Profeffor der Phyſik und Naturgefhichte ba= 
felbft, Tebte feit 1845 als Penfionär in Baden; geft. 19. Apr. 

* Anniverfar in den Heiligenfond zu Lichtenthal. 

** Schriften: Eine größere Anzahl naturgefchichtlicher und technologifcher Lehr: 
bücher. S. Univerfalserifon von Baben ©. 313. 


7. Grieshaber Franz Karl, geb. 12. Dec. 1798 zu Endingen 
(nit Breifah oder Freiburg, wie ba und bort angegeben wirb, vgl. Grieshabers 
Schrift: Vaterländifhes S. 213), ord. 22, Sept. 1821, 1821 bis Neujahr 1827 Pros 
feſſor am Gymnafium zu Freiburg, hierauf Profeffor am Lyceum in Raftatt; 1857 
penfionirt, Tebte er in Freiburg; geft. 18. Dec, 

* Etiftungen: 5 Stipendien an ber Univerfität Freiburg (ber Fond beträgt 
36 712 fl.); in ben Epitalfond und das Knabenwaifenhaus zu Raftatt (2000 fl.) 
und zu Breifah; Waifenfond Raftatt; Anniverfar in den Münfterfond zu Breiſach; 
ebenjo in ben Kapellenfond zu Waſenweiler unb zur Herftelung der Kapelle (300 fl.); 
Stiftung einer Orgel in die Spitalfirhe zu Breifah (mit Anniverfar); Glasgemälbe 
in das Münfler; zum Anfauf muſikal. Inftrumente für ben Gottesbienft in Breifadh; 
in ben Heiligenfond zu MRauenberg ein Jahrtag. eine reichhaltige Bibliothek Tegirte 
ber Erblaffer der Univerfitäts-Bibliothet zu Freiburg unb ben Gymnaften zu Raftatt 
und Freiburg. 

** Schriften: Deutfche Predigten bes 13. Jahrh. 1844, 46. Oberrhein. Chronik. 
1850. Vaterländiſches: Sammlung von Abhandlungen, Schulreden, lateiniſchen und 
deutſchen Gedichten. 1842. S. Bad. Biographien und Allgem, deutſche Biographie, 


1866. 711 


8. Haury Alerander, geb. zu Freiburg 10. Sept. 1785, ord. 
24. Sept. 1808, Vie. in Kirchzarten, Kirchhofen, 1814 Pfr. in Buchholz, 1828 in 
Herbolzheim, 1834 Stabtpfr. und Eapitelsdec. in Neuenburg; geft. 25. Nov, 

* Stiftung (16000 fL) für bie Blindenanfalt in Freiburg; in die Sautier- 
Reibelt’iche Stiftung. 

»Geſchichte der Stabt Neuenburg, berausgeg. von Pfarrer Huggle. Beitrag 
in das Gonftanzer Paſtoral-Archiv 22, 


9. Heimlih Eonftantin, geb. zu Conſtanz 4. März 1840, 
ord, 9. Nov. 1862, Bic. in Sasbah, Bam lach, wegen Krömflichfeit bald genöthigt, 
fh auf den Tifchtitel fegen zu laſſen; geft. in Eonjtanz 30, Apr. 


10. Kerler Franz Xaver, geb. 21. Apr. 1793 in Conftanz, 
erd. 20. Sept. 1823, Pic. in Teldfirh, 1827 Kapl. in Rothweil a. K., Pro. in 
Burfheim, 1832 Pr. in Waldau, 1844 in Niedereſchach, 1851 in Möhringen, 
lebte in abs. in Radolfszell; geſt. 19. März. 

11. Kuhn Michael, geb. zu Aihaffenburg 1. Juni 1787, ord. 
1811, Bic. zu Grüngfeld, 1821 Pfr. in Siegelsbach, 1825 in Hakmersheim, 1848 in 
Gamshurjt; gefl. 31. Jan. 

* Stiftung von drei Altarbildbern in die Pfarrfiche zu Gamshurft. 


12, Kühn Karl, geb. 18. Oct. 1832 in Bruchhauſen, or. 
4. Aug. 1859, Vic. in Oberfirc), in aa 1865 Piro. zu Freubenberg; gelt. 
an ber Cholera 6. Sept. 

13. Merz Johann Balentin Mar, geb. 17. Juni 1812 zu 
Schwelm (Preußen), ord. 14. Sept. 1851 (in Eöln), 1863 Pir. in Bölfers 
bad; gefl. 11. Sept. 

14. Niggler Joſeph Anton, geb. 13. Juni 1809 zu Freiburg, 
erd. 19. Sept. 1835, Vic. in Unterfimonswald, Bro, in Unzhurſt, Rohrbach a. ©., 
1852 Pfr. in Beitmaringen, 1865 Stadtpfr. in Aach; get. 17. Jan. 


15. Safferling Johann Karl, geb. 15. Sept. 1839 in Strüm: 
pfelbronn, ord. 6. Aug. 1863, Vic. in Külsheim, Berolzheim, Mannheim, zugleic) 
Religionslehrer an der höhern Bürgerfchule, Vic. in Walldürn; geſt. 1. Sept. 

16. Schäfer Alois, geb. 3. Sept. 1791 zu Betra, ord. 21. Sept. 
1826, Raplverw. in Bingen, 1832 Pfr. in Efferatsweiler; geft. 8. Juni. 
117. Schmid Victor, geb. 9. März 1808 in Steinenjtabt, orb. 
3. Sept. 1832, Bic. in Ebringen, 1839 Pfr. in Oberſpitzenbach, 1843 in Weier bei 
Offenburg, 1862 in Oberachern; gefl. 3. Jan. 

18. Schmith Ambros, geb. 11. Zuli 1798 zu Bruchſal, orb. 
W. Sept, 1823, Pro. in Sedenheim, Ilvesheim, Wieſenbach, 1833 Pfr. in Neuborf, 
1837 in Mali, 1846 in Rheinsheim, Gap. Philippsburg; geft. 18. Apr. 

* Etiftung in ben Schulfond zu Neudorf; in den Kirchenfond zu Rheinsheim. 


19. Shmug Johann Baptift, geb. zu Möhringen 11. Dec. 
1810, od, 27. Aug. 1836, Vic. in Furtwangen, Kaplverw. in Pfullendorf, 1840 


72 1866. 1867. 


Pfr. in Burgweiler, 1851 in Horn, Gap. Hegau, zugleich zeitweife Pfrv. in Hemmen: 
bofen ; geit. auf ber Reiſe, in Züri, 6, Oct, 


* In ben Kirchenfond zu Horn (500 fl.) zu Almofen am Allerfeelentag. 
20. Stolz Johann Alois, geb. 25. Nov. 1807 in Diftel 
baufen, ord. 7. Sept. 1831, Vic. in Freudenberg, Limbach, Schlierftabt, Mosbach, 


Pfrv. in Tiefenbach, Dielheim, 1843 Pfr. in Sedadh, 1849 in Waldmühlbadh, 1862 
Pfr. in Kirrlach; geft. 7. März. 


* Anniverfar in ben Kirchenfond zu Kirrlah und zu Almofen. 


21. Störk Balthajar, geb. 5. Jan. 1804 in Rohrdorf, orb. 
16. Aug. 1833, Vic. in Müblhaufen bei Engen, in Nah und dann bier Pfro., ebenfo 
in Stetten a. k. M., 1838 Pfr. in Unterfiggingen, 1850 in Linz bei Pfullendorf; 
geft. 31. Aug. 


22. Straßer Franz Joſeph, geb. zu Conſtanz 27. März 1801, 
orb. 19. Sept. 1829, Vic. in Untermettingen, Curatieverw. zu Engelwies, wegen 
Gemüthsleiden öfters auf dem Tifchtitel, dann wieber zur Aushilfe an verfchiedenen 
Drten: in Rothweil (1852—1854), Friedingen, Stolbofen, Ulm, Conſtanzz geft. 
in Slenau 11. Nov. 


23. Striegell Johann Philipp, geb. zu Büchenau 1. März 
1800, ord. 17. Sept. 1828, Vic. in Wiefenthal, Mannheim, 1832 Pfr. in Wiejen- 
bad, 1849 in Oberhauſen; geft. 28. Okt. 


* VBaramente in bie Kirche zu Oberhaufen. 
‚24. Taglieber Joſeph Anton, geb. 6. Jan. 1776 in Ulm, 
A. Bühl, ord. 19. Dec, 1801, feit 1814 Beneficiat in Rauenberg; geit. 27. Febr. 
* Anniverfar und Stiftung (500 fl.) zur Gründung eines Almofenfonds in Ulm. 
25. Walzeubach Franz Simon, geb. 4. Oct. 1802 zu Walb- 


ftetten, orb. 19. Sept. 1829, Vic. in Wertheim, 1831 Pfr. in Reicholzheim, 1837 
in Dörlesberg; geit. 18. Mai. 


* Anniverfar in den Kirchenfond zu Dörlesberg und verſchiedene Paramente in 
bie Kirche. 


Geitorben: 25. — Neupriefter: 33. — Zugang: 8. 


18617. 


1. Audrit Nikolaus, geb. 30. Oct. 1803 zu Neisborf (Lurem: 
burg), ord. 1830, eingewandert, Pfrv. in Unterbalbah, Kaplverw. in Ballenberg, 
Krautheim, Pfro. in Bildband, Steinsfurt, Kaplverw. in Weinheim; geft. 
19. März. 


2. Bäder Joſeph, geb. zu Freiburg 6. Nov. 1807, orb. 7. Sept. 
1831, Vic. in Kenzingen, Kirhhofen, Kapl. und Lehrer an ber lat. Schule in Ett⸗ 
lingen, 1833 Kapl. und Lehrer am Pädagogium in Baden, 1835 prov. Lehrer am 


1867. 73 


Eymnaſium in Bruchſal, 1836 als folder am Gymnafium in Freiburg, 1837 Bros 
iefler dafelbit bis 1846, feitdem Pir. in Neufap; geft. 16. Apr. 

° Stiftete bei ber von ihm erbauten Kirche in Neuſatzeck ein Beneficium. 
Stiftung in den Schulfond zu Neufag und Anniverjar in den Kirchenfond. 


»*Berfaßte mehrere Gebetbücder. Siehe feine Biographie von Keller. Frei⸗ 
burg 1878, 


3. Brugger Nifolaus, geb. zu Hammereijenbad 2. Dec. 
1806, ord. 7. Sept. 1831, Bic. in Möhringen, 1836 Kapl. in Untermettingen, Pfrv. 
in Schwenningen, Hainftadt, Grombach, Schwaningen, 1847 Bir. in Neukirch, in abs, 
Pro. in Dilsberg und Ripperg, 1853 in Rittersbah, 1863 Pfr. in Häner, in abs. 
Pi. 1864 in Kleinlaufenberg und dann in Piel; gef. 9. Mai. 


4. Bucher Alexander, geb. zu Kiehlinsbergen 3. Juli 1808, 
ord. 7. Sept. 1831, Bic. in Felbfirh, 1834—37 in Bleihheim, 1837 Pir. in Heus 
weiler, 1845 in Altdorf, 1863 in Kippenbeim; gell. 26. Der. 


5. Büttner Philipp Adam, geb. 20. Mai 1809 zu Dittigheim, 
ord. 20, Sept. 1834, Vic. in Unterwittighaufen, Grüngfeld, 1833 Pfr. in Siegels— 
bad, 1864 in Oberweier, Gap. Gernsbach; geft. 13. Juli. 


* Anniverfar in den Kirhenfond zu Siegelsbach und Oberweier. 


6. Elar Fridolin, geb. 20. Jan. 1812 in Freiburg, orb. 
9. Sept. 1837, Vic. in Glotterthal, Breiſach, Kaplverw. in Rothweil, Bräunlingen, 
Pro. in Gurtweil, Beneficiumsverw. in Neumeier, 1850 Pfr. in Hochdorf, in abs. 
Pro, in Roggenbeuren; geit. ale Penfionär in Breifah 24. Juni. 

* Stiftung in das Lehrfrauen-Inſtitut zu Breifach. 

»Klagelieder als Blüthen in ben Dornenfranz der Martyrer des 19. Zahrh. 
yreiburg 1861. Sonntagsfalender 1859. 


7. Diemer Victor, geb. in Durlad 26. März 1822, orb. 
19. Aug. 1847, Vic. in Niedern, Kiechlinsbergen, Kaplverw. in Riegel, Pfrv. in 
Oberprechibal, (4 Jahre) in Griesheim und 1866 Pfr. bafelbft; gef. 27, Jan. 


8. Ehrle Ignaz, geb. zu Sipplingen 27. Juli 1785, orb. 
27. Sept. 1809, Bic. in Gutenftein, Meßkirch, 1815 Pir. in Dentingen, 1820 in 
Bobman, 1832 in Seefelden, 1836 in Jlmenfee, 1847 in Shöllbronn; gef. 
2, Apr. in Sipplingen. 


9. Engefier Johann Evang., geb. 1. Jan. 1779 zu Fürjten- 
berg, ord. 19. Sept. 1801, Vic. in Hüfingen, Pfarrcurat in Altglashütte (Moth- 
wafler), 1809 Pfr. zu Unterbaldingen, 1814 zu Munbelfingen, 1823 Minifterialrath 
bei der kathol. Kirchenfection in Karlsruhe (mit Beibehaltung ber Pfarrei), 1825 
Director diefer Behörde; 1832 als folher penfionirt, wirkte er wieder als Pfr. in 
Rundelfingen; geft. 30. Sept. 

* Stiftung in ben dortigen Schul und Armenfond und zur Unterhaltung ber 
Sottedaderfapelle; Paramente in bie Kirche zu Altglashütte; Anniverfar. 


10. Engler Felician, geb. zu Haufen a. d. M. 3. Jan. 1794, 
od, 3. Mai 1816, Gooperator am Münfter in Freiburg, 1827 Pfr. in Burfpeim 


74 1867. 


1830 Dompräbendar in freiburg, 1838 Pfr. in Eſchbach; gef. als Penfionär in 
Freiburg 3. Eept. 

* Stiftung für die Blindenanftalt in Freiburg; in den Filialfirchenfond Haufen 
a. d. M. Eeelenamt: und PBaramentenftiftung. 

** Anniverfarbuh ber Münfterfiche in Freiburg (Manufcript); Chronik von 
Adelhauſen (Manufcript). 


11. Futterer Fidel, geb. zu Sigmaringen 25. Nov. 1824, 
ord. 7. Aug. 1861, Vic, in Stetten, Pfrv. in Veringenborf, in Thalheim, in Det 
tenfee; geit. 18. Aug. 


12. Gantert Pius, geb. 13. Dec. 1817 zu Uehlingen, ord. 
20. Aug. 1851, abwechlelnd an verſchiedenen Orten Vic., Kapl. und Pfrv. (in Unter: 
kürnach, Göichweiler, Schönenbach, Kapplerthal ꝛc.), 1859—1862 Pfrv. in Unterkürnach, 
Göihweiler, als Tifchtitulant in Weiterdingen; geft. 15. Aug. 


13. Häfner Sebaftian, geb. in Dienzftatt 2. Apr. 1815, 
ord. 5. Sept. 1840, Pic. in Oberhaufen, Büblerthal, Neubenau, Steinsfurtb, Pfrv. 
in Burbad, Krensheim, 1851 Pfr. in Sedad, in abs. Pfrv. in Höpfingen, Bode: 
thal, Freudenberg, Neuthard; geft. in Karlsruhe 24. Oct. 


14. Keßler Hermann, geb. 8. Juni 1818 zu Biberach (MWürttem- 
berg), orb. 10. Aug. 1848, Vic. in St. Trubpert, Pro, in Gurtweil und Vorſtand 
ber dortigen Rettungsanftalt, 1863 Pfr. in Kabelburg; geſt. 23. Oct. 


15. Klaffſchenlel Franz Xaver, geb. in Burladingen 16. Febr. 
1807, ord. 3. Sept. 1832, Vic. und Kapl. in Hehingen, 1843 Pfr. in Jungingen, 
1853 in Jmnau; geft. 14. Febr. 


16. Kotz Sil veſter, geb. 31. Dec. 1802 zu Imnau, ord. 20. Sept. 
1827, Gooperator zu St. Auguftin und am Münfter in Conftanz, Beneficiat zu 
PVetershaufen, 1848 Münfterpfr. in Gonftanzz gelt. 15. Juni. 

* Anniverfar in bie Münfterfabrit zu Conſtanz. — Verbient um bie Reftaus 
ration des Münfters. 


17. Kreger Wendelin, geb. zu Neffelmwangen 14. Dct. 1788, 
ord. 21. Eept. 1811, Vic. und Pfro. in Thiengen (7 Jahre), 1818 Pfr. in Riebheim, 
1823 in Nedargemünd und Schuldec., 1828 Pfr. und Gapitelsdec. in Thiengen, 
in abs. Pfro. in Herbwangen, Lippertsreutbe, Röhrenbach, Kaplverw. in Salem, 
Pfrv. in Großſchönach, Moos, Efpafingen, 1857 Pfr. in Thannheim, in abs. 
1863 Pro. in Eſchach; geft. 18. Jan. 


18. Löſch Alois, geb. 28. Febr. 1804 zu Forchheim, orb. 
16. Aug. 1833, Vic. in Kiehlingsbergen, Kapplertbal. Bonnborf, Gap. Stodach, 
Pirv. in Hedlingen, 1842 Pir. in Buchholz, 1851 in Mündmeier; gef. 22. Mai. 


19. Magon Karl Ludwig, geb. zu Villingen 3. Sept. 1822, 
orb. 3. Sept. 1847, Bic. in Ballrehten, Lehrer am Gymnafium in Bruchfal, 1850 
Kaplverw. in Salem, Biaffenweiler, 1852 Pfr. in Ulm bei Lichtenau, 1863 in 
Bötzingenz gefl. ald Penfionär in Villingen 11. Aug. 


1867. 75 


20. Maier Dominik, geb. 17. Apr. 1790 zu Berenthal, orb. 
28. Sept. 1815, Kapl. in Oftrah, 1825 Pfr. in Einhart, 1833 in ZTafertöweiler, 
1845 in Magenbud; get. 27. März. 


21. Martin Job. Bapt., geb. 6. Dec. 1796 zu Zizenhaufen, 
erd. 23. Sept. 1820, Bic. im Herbwangen, 1821 Kapl. im bifhöfl Seminar in 
Meersburg, 1824 Kapl. in Bräunlingen, zeitweilig Pfrv. in Wolterbingen, 1827 Bir. 
in fiptingen, 1836 in Hohenthengen und Gapitelsbec., 1848 in Mühl hauſenz geſt. 
in Ueberlingen 14. Oct. 

* Stiftung in ben Armenfond zu Zigenhaufen (10 000 fl.) und in ben Armens 
fond zu Mühlhauſen; Eultgegenftände in die Kirche zu Hindelwangen. 


22. v. Mayeufilh Friedrich Eugen, geb. zu Conftanz 16. Jan. 
1805, orb, 7. Sept. 1831, Vic. in Kleinlaufenburg, Kaplverw. in Thiengen, Pfrv. 
in Markelfingen, Unterfiggingen, 1838 Pir. in Oberbiederbach, 1844 Nachprediger in 
Pfullendorf, 1850 Pir. in Owingen, 1863 in Kippenbaufen; gefl. 26. März. 

* Stiftung in ben Schulfond zu Owingen. 


23. Mayer Silveſter, geb. 31. Dec. 1801 zu Riedheim 
(Hegau), ord. 21. Sept. 1826, Vic. in Daudingen, 1829 Pfr. in Gottmabingen, 
1833 in Weilersbach, 1838 in Rheinheim, 1849 in Tobtnau, in abs. Pfrv. in Lotte 
fetten, 1862 Pfr. in Eichjel; geft. 15. Dec. 

* Anniverfar in den Kirchenfond zu Eichiel. 

24. Müller Ignaz, geb. 30. Oct. 1797 zu Schlattenbad, orb. 
20. Sept. 1825, Vic. in Hardheim, Pfrv. in Kronau, 1832 Pfr. in Alfeld, 1840 
in Bargen, 1849 in Ilmſpanz geft. 18. Nov. 

* Stiftung in den Kirhenfond zu Ettlingenweier zu drei Engelämtern. 


25. Münzer Sebaftian, geb. in Engen 20. Jan. 1810, orb. 
19, Sept. 1835, Vic, in Weiterdingen, Schwandorf (bis 1842), 1845 Pfr. in Deggen- 
haufen, 1850 in abs. Pfrv. in Unterfiggingen, Kaplverw. in Markdorf; geft. 8. Okt. 


26. Dehling Franz Joſeph Michael, geb. 14. Apr. 1815 zu 
Impfingen, orb. 24. Aug. 1842, Vic. in Walldürn, Religionsfehrer am Lyceum 
in Wertheim, Pfrv. in Gerlaheheim, Billigheim, 1851 Pfr. in Ziegelhaufen, 1862 
in Heiligfreugfteinach, 1867 in Rheinsheim; geft. 26, Okt. 

* Anniverfar in den Kirchenfond zu Rheinsheim und Impfingen. 


27. Ott Wendelin, geb. zu Munzingen 20. Oct. 1782, ord. 
2, Dec. 1806, Bic. in Achkarren, 1808 Gooperator und Präbendeverw. in Breifach, 
1818 Pfr. in Herdern, 1833 in Oberried; geil. 26. Sept. 

* Stiftung in die Rettungsanftalt zu Riegel. 

28. Paul Anfelm, geb. zu Wolfach 9. Febr. 1807, orb. 16. Aug. 
1833, Vic. in Oberried, Ettenheim, Pfrv. in Schutterwald, Müllen, 1844 Pfr. in 
Setlbach, 1847 in Schuttertbhalz get. 4. Mai. 

* Anniverfar in den Kirhenfond zu Scutterthal. 

29. Reiſchbacher Joſe ph, geb. 26. Mai 1809 in Conſtanz, orb. 


16. Aug. 1833, Bic. in Pfaffenhofen, Zeil i. W., Pfrv. in Wieden, Binterfpären, 
1843 Pfr, in Bankholzen, 1851 in Schludfee; geft, 30. Juni. 


76 1867. 


30. Reiter Nikodemus, geb. 14. Sept. 1882 in Bittelbrunn, 
orb. 10. Aug. 1858, Vic. in Waldfird; bei Waldshut, Niebern, Pfr. in Gremmels: 
bad, Wohlen, Erlach, 1867 Spiritual im BPriefterfeminar zu St. Peter; gefl 
8. Zuni. 


31. Rüdert Georg Karl, geb. 29. Juni 1803 zu Beditein, 
ord. 25. Apr. 1825, Vic. in Lauda, Brögingen, Philippsburg, Karlsruhe, Pfrv. in 
Eppingen, 1830 Pfr. in Schluchtern, 1832 in Unterſchüpf, 1844 in Altbeim, 1848 
in Königbeim; geft. 3. Juli in Mergentheim. 

* Anniverfarftiftung in den Kirchenfond zu Altheim; in bie Pfarrfirde zu 
Unterfhüpf und Königheim zu einem Engelamt, ebenjo in Beditein. 


32. Schaubinger Joſeph Anton, geb. 19. März 1783 zu 
Sädingen, ord. 8. Sept. 1807 als Priefter der Didcefe Linz in Oberöfterreich, 
Vic. in Schwerbtberg, Wels, 1814 Pfr. in Steinerkirch, 1834 in Monbfee, bifhöflich 
Linz'ſcher Gonfiftorialrath, 1838 Pfr. in Dberbaufen; get. als Penſionär in 
Freiburg 8. Mai. 


* Stiftungen: Anniverfarien in Sädingen, Lörrah und Oberhauſen, am letz— 
teren Orte in ben Armenfond; in bas Mutterbaus, in die Koblersdermann-Stiftung 
und Blindenanftalt in Freiburg; in ben Kirchen und Baufond Adelsheim; Anni- 
verjar in den Münfterfond zu Freiburg. 


33. Schuhmacher Karl Friedrich Joſeph, geb. 21. Jan. 1805 
zu Horb a. N., ord. 20. Sept. 1827, Vic. in Löffingen, Kirchzarten, Kirchhofen, 
Pfrv. in Reihenau-Mittelzell, Pfr. in Heuweiler, 1834 in Bollſchweil, feit 1863 in 
abs. Pfrv. in Neuershaufen und in Buchholz; geft. 15. Aug. 


34. Staiert Joſeph, geb. 4. Juli 1804 zu Freiburg, orb. 
3. Sept. 1832, Vic. in Elzach, Neuftabt, Riedern, Krenfingen, Pirv. in Giegelau, 
Gremmelsbah, Hubertshofen, 1835 Pfr. in Hartbeim, in abs. Pfrv. in Thennen- 
bronn, 1849 Pfr. in Worndorf, in abs. Pfro. in Grüningen, 1866 Pfr. in Grems 
melsbad; gef. 1. Mai. 


35. Stemmer Valentin, geb. 7. Oct. 1799 zu Obermeier, 
orb. 20. Sept. 1823, Vic. in Seelbach, Sasbach, Pro. in Offenburg, 1829 Pir. in 
Darlanden, 1837 in Durbachz; geil. 1. Nov. 

* Stiftung in ben Kirdyenfond in Durbach zu zwei Seelenämtern; Stationds 
bifder in die Kirche (260 fl.). 


36. Stolz Job. Bapt., geb. zu Diftelhaufen 19. Febr. 1814, 
ord. 9. Sept. 1837, Vic. in Freudenberg, Mannheim, 1844 Pfr. in Lohrbach, 1850 
in Hedfeld, 1862 in Hohenſachſen; gef. 13. März. 

* Stiftung in ben Kirchenfond in Hohenſachſen zu einem Engelamt und Anni« 
verfar; in ben Kirchen und Pfarrbaufond zu Lohrbach; im dem Kirchenfond zu 
Fahrenbach. 

37. Straub Konrad, geb. 22. Nov. 1833 in Engen, ord. 


4. Aug. 1858, Vic. in Kirchzarten, Löffingen, Inzlingen, Pfro. in Heuborf (bei Mes 
firh), Kaplverw. in Billafingen, in Salem; geft. 1. Apr. 


1867. 1868, 17 


38. Sulger Joſeph Konrad, geb. zu Almannsdorf 24. Nov. 
178%0, ord. 22. Eept. 1803, 1806 Pir. in fsridenweiler, 1815 in Winterfpüren; 
get. ald Penfionär in Ueberlingen 31. Dec. 


39. Wader Nikolaus, geb. 6. Dec. 1781 zu Ravensburg, 
Roviz in St. Blafien, ord. 23. Apr. 1810, Vic, in Oberried, Höhenſchwand, Füetzen, 
Bro. in Forbach, Grieffen, Kapl. in Erzingen, 1819 in Markdorf, Pfrv. und 1828 
Bir. in Ittendorf, 1832 in Ewattingen, 1834 in Ibach, 1847 in Berau; gefl. 
10, Jan. 


40. Weingärtuer Franz Xaver, geb. 18. Sept. 1805 zu Dur— 
mersheim, ord. 6. Aug. 1830, Bic. in Bühl, in Baden, zugleidh Lehrer an ber 
höheren Bürgerſchule daſelbſt, 1838 Pirv. in Bruchſal, 1842 (erfter) Pfr. in Balg, 
1844 in Weißenbach, 1850 Stabdtpfr. in Oberfirh und Schuldec., 1865 in Appens 
weier; geit. 15. Sept. 


® Anniverfar in ben Kirchenfond zu Durmersheim und Appenweier; Begründer 
des Armenkinderhaufes in Oberkirch (vgl. Freib. katbol. Kirchenblatt 1862, Nro. 7). 


41. Weiſer Ludwig, geb. zu Offenburg 6. Aug. 1821, ord. 
31. Aug. 1844, Vic. in Achern, Erſingen, Piro. in Kehl, 1851 Pfr. in Honau; 
geit. 27, Febr. 


* Stiftung in ben Kirhenfonb zu Honau und fiir die Armen bafelbft. 


Gejtorben: 41. — Neupriefter: 55. — Zugang: 14. 


1868. 


1. Bartholme Burkard Joſeph, geb. 27. Febr. 1804 zu König: 
beim, orb. 19. Sept. 1829, Vic. in Limbach, (1833—34) Pfrw. in Hollerbadh, 1835 
Pr. in Nedarelz, 1844 in Oberwittſtadt und Gapiteldbec., 1862 in Vilchband; 
geft. 14. Juli. 

* Anniverfar in den Kirchenfond zu Bildband, ebenfo in ben Kirchenfond zu 
Königheim; zu einem Stipendium für einen Theologie Stubirenden (3166 fl.) aus 
feiner Verwandtſchaft oder aus Königheim. 


2. Biehlmann Joſeph Anton Michael, geb. zu Thunſel 
2, Mai 1807, ord. 7. Sept. 1831, Vic. in Hugftetten, Pic. und Kaplverw. in 
Hüfingen, Pfro. in Waltershofen, 1840 Pfr. in Wiehre; geft. 24. Aug. 

* Anniverfar in den Kirchenfond zu Wiehre und Beiftiftung zu bem v. Pfirdt⸗ 
hen Almoſenfond bafelbft. 


3. Biſchoff Joſeph, geb. zu Eonftanz 24. Febr. 1826, ord. 
7. Sept. 1849, Vic. in Stodach, feit Herbft 1850 Lehrer am Lyceum in Frei— 
burg, dann am Gymnaſium in Tauberbifchofsheim, wieder in Freiburg, 1864 inveftirt 
als Stadtpft. zu St. Peter in Bruchſal, blieb in abs. als Lehrer in Freiburg; 
gef. 5. Mär. 


78 1868. 


4. Blatter Joſeph, geb. zu Oberwangen 6. Apr. 1808, orb. 
16. Aug. 1833, Bic. in Lausheim, Pfrv. in Nieberwihl, 1841 Pir. in Kappel, 1850 
in Siegelau, 1863 in Stollbofen; geft. 15. Juni. 

* Anniverfar in ben Kirchenſond zu Stollhofen und Oberwangen (Bonnborf). 


5. Bohn Karl Andreas, geb. 7. Aug. 1839 zu Dallau, ord. 
9. Aug. 1862, Vic. in Ettlingen und Religionslehrer an der höhern Bürgerſchule, 
Guratieverw. in Erlad; geft. 21. Apr. 


6. Brandhuber Joſeph, geb. 28. Nov. 1807 in Sigmaringen, 
ord, 4, Sept. 1841, Vic. in Zrilfingen, Klofterwald, Gierauf Pfro. in Walbertsweiler, 
Dietershofen, Kapl. in Langenenslingen, Pfrv. in Kloflerwald, Oſtrach, 1855 Pfr. in 
Gruol; gef. 27. Jan. 


7. Fiſcher Joſeph, geb. 22. Sept. 1802 zu Raſtatt, ord. 
17. Sept. 1828, Vic. in Schwaigbhaufen, Vic, und Pfrv. zu St. Peter in Bruchſal, 
Pfr. in Durlab, 1837 Pfr. daſelbſt, 1843 Stabdtpfr. zu St. Paul in Bruchſal, 1863 
Stabtpfr. in Sädingen; gel. 17. Mai, 

* Anniverfar in den St. Paulsflirchenfond zu Brucfal und in ben Kirchen—⸗ 
fond zu Eädingen. 


8. Gerfpader Joſeph, geb. 13. Aug. 1802 zu Ittenſchwand, 
orb. 20. Sept. 1827, Bic. in Höhenfchwand, Pfrv. in Lenzkirch, 1833 Pfr. in Ober: 
biederbady, 1838 in Bonndorf, zugl. Edhulbec., 1847 Pfr. in Erzingen; geit. 5. Sept. 


9. Gerftiner Marimilian, geb. 15. Jan. 1818 in Raftatt, orb. 
31. Aug. 1844, Vic. in Bühl, 1847 Pfrv. bafelbft, ebenjo in Kippenheim, Mafberg, 
Bic. in Malſch, Oberbaufen; gef. als Tifchtitulant in Naftatt 20. Nov. 


10. Göbel Franz Andreas, geb. 22. Dec. 1824 in Mingols- 
beim, orb. 19. Aug. 1847, Bic. in Mannheim, Heidelberg, Pfrv. in Wöſchbach, 
Nollingen, Balg, Zunsweier, Bühl bei O., Stollpofen, Bleibach, Altdorf, Huttene 
beim; geft. 24. Apr. in Philippsburg. 

11. Henfel Conftantin, geb. 27. Nov. 1825 zu Geismar 
(Sachſen⸗Weimar), ord. 10. Aug. 1853, Bic. in Roth, Pfrv. in Schludtern, 1866 
Pr. in Werbachhauſen; geft. 23. Jan. 


12. Hendler Hubert Ferdinand, geb. zu Hegne bei Gonftanz 
13. Aug. 1809, ord. 3. Sept. 1832, Bic. in St. Märgen, Gooperator und zeitmeife 
Pirw, zu Et. Martin in freiburg, 1848 Pfr. in Urloffen, 1853 Stabdtpfr. zu St. Aus 
guſtin in Gonftanz, 1862 Pfr. in Sasbad bei Bühl; geft. 17. Dec. 

* Anniverfar in den Kirchenfond zu Sasbach. 


13. Hofmeifter Johann Bapt., geb. zu Berolzheim 11. Jan. 
41805, orb. 7. Sept. 1831, Vic. zu Helmeheim, Pro. in Ofterburfen, Bujenbadh, 
Grünsfeld, 1841 Pir. in Dallau, 1351 in Mosbah, 1858 in Helmsheim bei 
Bruchſal; get. 13. Nov. 

14. Hönninger Chriftoph, geb. 8. Dec. 1808 zu Tauber: 
bifhofshbeim, ord. 20. Sept. 1834, Pic. in Neunfirhen, Mosbach, 1847 Pi. 
in Warldftetten, Königheim, Lauda, Aflamftabt, 1850 Pfr. in Hollerbach, 1863 in 
Rothenberg; geft. 15. Juni, 


1868. 79 


15. Hug Anton, geb. 10. Jan. 1838 zu Schutterthal, ord. 
6. Aug. 1863, Bic. in Oberwinden, Steinbad, Pro. in Holzhauſen; geft. 13. Oct. 


16. Keller Joſeph, geb. 13. März 1830 zu Zella. H., ord. 
9. Aug. 1854, Vic. in Oberfirh, Pfr. in Wollmadingen, Hofweier, 1866 Pfr. in 
Hauſach; geft. 12. Febr. 


17. Küftner Ignaz, geb. 15. Sept. 1809 zu Balzhofen, orb. 
27, Aug. 1836, Bic. in Mörſch, Kapl.: und Pfro. in Aach (Hegau), 1851 Pir. in 
Mirich; geft. 18. Mai. 


18. Kolb Franz Joſeph, geb. 21. Sept. 1807 zu Heidelberg, 
otd. 7, Sept. 1831, Bic. in Bruchſal, Pro. in Diftelhaufen, Gerlahsheim, 1841 
Kap. und 1845 Pfr. in Philippsburg; geft. 21. Febr. 


19. Ruttruff Johann Bapt., geb. zuDonaueihingen 19. Juli 
1812, ord. 19. Sept. 1835, Vic. in Dogern, Breifah, Meersburg, Pro. in Aaſen, 
1841 Pr. in Interbaldingen, 1849 Stabtpfr., Schul: und Gapitelsdec. in Bils 
lingen; geft. 28. Apr. 

* Etiftungen: Geläute in bie Pfarrfirde zu Donaueihingen; Altäre in jene 
zu Villingen; für Gefchenfe an Chriftenlehrpflictige; für Kleidung von armen Erfts 
ommunicanten in Villingen und Donauefhingen; Anniverfar in ben Pfarrfond zu 
Meersburg und in jenen zu Unterbaldingen, bier auch zu Chriſtenlehrgeſchenken. 


20. Löhr Georg Michael, geb. zu Bregingen 30. Jan. 1806, 
ord. 7. Sept. 1831, Vic, in Lauda, Pirv. in Sedad, 1840 Pir. in Richen, 1562 in 
Shöllbronn; geil. 20. Jan. 


* Anniverjar in ben Kirchenfond zu Schöllbronn. 
21. Maier Joh. Bapt., geb. 28. Mai 1806 zu Ligelitetten, 
erd. 20. Sept. 1834, Vic, in Beuren a. d. Aach, Kaplverw. in Stetten, Piro. in 


Gtoß⸗Schönach, in Limpah, 1844 Pfr. in Grüningen, 1850 in Amoltern, 1866 in 
Nainwangenz; geft. 10. März. 


* Stiftung in ben Pfarr: und Kirchenfond zu Ligelftetten. 

22. Martin Aemilian, geb. zu Heimbach 10. Oct. 1842, or. 
6. Aug. 1867; als Tifchtitulant in Heimbach geft. 26. Juni. 

23. Müller Friedrich, geb. 20. Febr. 1804 zu Karlsruhe, 
erd. 0. Sept. 1827, Vic. in Ettlingen, 1828 Pir. in Weilborf, Cap. Linzgau, 1834 
in Zell am Andelsbach, 1841 in Reuthe, Gap. Freiburg, 1866 in Ottenheim; 
«it. in Freiburg 25. Dec. | 

* Stiftung für bie Pfarrei Reuthe (1000 fl.) zu einem Anniverfar, zu Brob- 
vertbeilung an Arme, zur Unterftügung armer Kinber („Friebr. Müller'ſche“ Stiftung). 


24. Nopper Michael, geb. zu Siegelau 30. Aug. 1798, orb. 
17. Sept. 1828, Vic. in Bettmaringen, Tobtmoos, Lausheim, 1833 Pfr. in Biefen- 
dert, 1837 in Untermettingen, 1848 in Wyhlen, 1864 in Nollingen;z geft. 19. Juni. 
* Anniverfarftiftung in Nollingen. 


25. Oechslein Joſeph, geb. zu Oberachern 18. Mai 1801, ord. 
17, Sept. 1838, Vic. in Steinbach, Pirv. zu Krogingen, 1837 Pfr. in Aftholderberg, 
1849 Pfr. und Schuldec. in Hagnau; geft. 29. Sept. 


80 1868. 


26. Oehlſchlägel Karl, geb. zu Eonitanz 12. Apr. 1798, orb. 
22. Sept. 1821, Vic. in Pfullendorf, 1823 Pfr. in Worblingen, 1832 Kapl. zu 
Et. Johannes Bapt. in Pfullendorf; geft. in Ueberlingen 16. Nov. 


27. Oſer Alois, geb. zu Steinbad) 26. Jan, 1798, ord. 24. Sept, 
1825, Vic. in Sinzheim (erfter Lehrer Lothar Kübels), Pfro, und Ende 1836 Pfr. 
in Moos, 1844 in Dttenau; geft. 18. Sept. 


28. Pfaff Anton, geb. 22. Sept. 1826 zu Unlingen (Württb.), 
ord. 10. Aug. 1852, feit 1860 in bie Erzdidcefe aufgenommen, Pfro. in Oſtrach, 
Kaplverw. in Piullenborf, 1863 Pir, in Mauenbeim, 1867 als Pir. in Mübl- 
haufen, Gap, Engen, ernannt, fonnte wegen Krankheit nicht invefirt werben; geft. 
in Mauenheim 3. Febr. 


29. Richter Johann Bapt., geb. zu Villingen 27. Aug. 1797, 
orb. 20. Sept. 1823, nad den Katalogen Bencficiat in Trochtelfingen, Bic. in Schap⸗ 
pad), Löifingen, Glottertbal, Pro. in Haufen, Durmersheim und in vielen andern 
Orten; als Tifhtitulant in Sigmaringen geft. 7. Nov. 


30. Riefterer Johann Bapt., geb. 3. Febr. 1798 zu St. Trud- 
pert, ord. 21. Sept. 1826, Pfrv. in Schönau, Oeflingen, 1831 Pfr. in Hofsgrund, 
zugleich zur Ausbilfe in St. Trubpert, 1833 in Ridenbad; gef. 1. Mai. 


* Stiftung einer großen Glode in bie Kirche (2061 fl.) und eines Anniverfars 
in ben Kirchenfond zu Ridenbad. 


31. Schenrig Michael Joſeph, geb. 11. März 1838 in Wall 
bürn, orb, 5. Aug. 1862, Bic, in Unterwittighaufen; als Tiftitulant im 
Walldürn geil. 2. März. 


32. Siefert August, geb. 7. Aug. 1794 zu Zundmeier, ord. 
23. Sept. 1820, Vic. in Mannheim, Heidelberg, 1832 Pfr. und Dec. in Hemsbach, 
1850 ebenfo in Hebbesheim; geft. 16. Aug. 


* Stiftung zu Paramenten in ben Kirchenfond (600 fl.) in Hebbesheim; Anni⸗ 
verjar in Zunsweier; Almofenfond zu Hemsbach und Laudenbach. 


33. Unfer Joſeph, geb. zu Oberhaufen 30. Sept. 1815, ord. 
7. Aug. 1843, Vic. in Feudenheim, prov. Lehrer am Pädagogium in Tauberbiſchofs— 
beim, Vic. in Karlsruhe, 1848 Pfr. in Ehöllbronn, 1851 in Nedarau; geft. 16. Jan. 


34. d. Bicari Hermann, dritter Erzbiſchof von Freiburg. Joſeph 
Hermann Anton Gonftantin Franz Sales Johann Nepomuk v. VBicari, geb. 13. Mai 
1773 zu Aulendorf, erbielt die wiflenfchaftlihe Vorbildung in ben Klofterfääulen 
zu Weingarten und Schuffenried und am Lyceum zu Conftanz; 1789 als Ganonicus 
zu St. Johann befignirt, flubirte er in Augsburg Philoſophie, fobann vier Jahre 
Jura an ber Univerfität in Wien; von ba zurüdgefehrt, übte er fih nad dem 
Wunſche des Vaters in der juridifchen Praris, wurde 1797 Dr. juris in Dillingen. 
Nah dem Tode des Vaters folgte er dem Drange des Herzens, in ben Prieflerfland 
zu treten, empfing im Sept. 1797 bie niederen und höheren Weihen, am 1. Oct. 
die Priefterweihe in Gonftanz und trat nun in die possessio frugifera des Ganonis 
cates zu St. Johann dafelbft ein. Unter Leitung des gelehrten Theologie-Profefjors 


1868. 81 


Eugen Kaiſer! wibmete er längere Zeit dem Stubium der Theologie, von welder 
er bis dahin nur das canon. Recht ſtudirt hatte. 1802 wurbe er Mitglied des biſchöfl. 
Regierungscollegtums mit dem Titel wirfl. geiftl. Rath, im demfelben Jahr auch 
apofte, Notar, 1816 Dfficial der biſchöfl. Curie. — Bei Errichtung der Erzdiöceſe 
Fteibutg wurde v. Vicari Mitglied des Metropol.sCapiteld und Generalvicar bes 
Erb. Bernhard, 1830 Dombecan, 1832 Biſchof von Macra i. p., 1836 Biethums⸗ 
vetweſer, 1842 Erzbiſchof, als folder inthron. 26. März 1843, Priefterjubilar 1. Oct. 
1347, feierte er am 8. April 1857 das Zdjährige Bilhofs: und am 25. März 1868 
das jährige Jubiläum als Erzbiſchof; geft. 14. Apr. 

Siehe Südteutſches kath. Kirchenbl. 1843, Nro. 11 vom 18. März; Anz.Bl. 
vom 9. Sept. 1868; Freib. fath. Kirchenbl. 1873, Nro. 19. 


* Stiftungen: (Teftament v. 11. Mai 1864.) Dem Pincentiusverein in reis 
burg (600 fl.), dem Gefellenverein (300 fl.), ben Kinberbewahranftalten in Riegel, 
Gurtweil, Shwarzadh, Walldürn, Oberfird (je 300 fl.); Anniverjarien in ben Münſter— 
fond zu Freiburg und Gonftanz (je 1000 fl.) mit Almofenvertheilung an „arme, 
ftifih gute Katholifen‘; Anniverfar in die Pfarrfirhe zu Aulendorf mit berjelben 
Beſtimmung (600 fl.). „Zum Univerfalerben meiner übrigen Verlaſſenſchaft fee ich 
ein bie unter meinem Namen fchon beftehende Stiftung, welhe mit bem Zuwachs ber 
übrig bleibenden Verlaſſenſchaft einen bleibenden Fond bilden foll zur Unterhaltung 
des Knaben-Seminars unter Leitung eines jeweiligen Erzbiſchofs von Freiburg, in 
Hoffnung, es werden aus biefer Stiftung recht gut Firchlich gebildete fünftige Priefter 
berangezogen werben.” Die Verlaſſenſchaft nad Abzug ber Legate betrug 27000 ft., 
die von dem Erblafler für ben Ankauf und bie Herftellung bes Haufes für bas 
Knabenfeminar verwendete Summe 60000 fl. — Die bei dem jährigen Bijchofs- 
jubiläum des Erzb. Hermann veranftaltete Sammlung mit 17089 fl. wurbe ebenfalls 
diefem Zwede zugewiefen. Das Ganze bildet mit der Stiftung bes 1862 verftorbenen 
Plarrers Kobfer den Grundftod der „Kohler-Hermann:Stiftung*. 


35. Walter Ferdinand, geb. 7. Oct. 1814 in Wolfach, ord. 
24. Aug. 1842, Vic. in Einzheim, Riedern, 1850 Kapl. in Neuenburg, in abs. Pfr. 
in Gttlingenweier, Buchenbach, Langenbrüden, 1865 Pfr. in Balzfeld; geft. 26. Mai. 


36. Wenz Johann Michael, geb. 27. Apr. 1813 zu Paimar, 
end, 7, Sept. 1837, Pro. in Schriesheim, Ofterburfen, 1864 Pir. in Seelbad, 
Cap. Gernobach; geft. 1. Jan. 


37. Ziegler Siegfried Heinr., geb. 7. März 1828 zu Ueſſig— 


beim, ord. 8, Sept. 1853, Vic. in Limbach, Pirv. in Hilsbach, Klepsau, Sandhofen, 
Sedenbeim, Billigheim; geft. 16. Der. 


* In den Kirhenfond in Billigheim zu einem Engelamt, 





Geitorben: 37. — Neupriefter: 39. — Zugang: 2. 





ı Eugen Kaifer, geb. 1. Zan. 1750 zu Geroldshofen in Franken, orb. 
13. Sept. 1774 ala Mitglied des Auguftinerordens, von dba an Profejior der alt= und 
neuteſt. Disciplinen bei der tbeol. Lehranftalt in Gonftanz, nad Aufhebung berjelben 
1808 Hfieb er als Lehrer der griechifchen Sprache am Lyceum, wurde 1811 penfionirt 
und Hard am 21. Aug. 1825. 
Greiß, Didc-Arhiv. XVIL 6 





82 1869. 


1869. 


1. Braun Konrad, geb. 16. Sept. 1829 zu Thalheim, or. 
9. Aug. 1854, Vic. in Hehingen, 1857 Pfarrcurat in Zimmern; gef. 20. San. 


2. Cläs Peter Adam, geb. zu Bensheim 10. März 1802, ord. 
15. Aug. 1836 zu Buenos: Ayres, Vic. in Königshofen, Pro. in Mudau, 1851 
Beneficiat in Lauda; geft. 4. Oct. 


* Stiftete in ben Kirchenfonb zu Lauda ein Seelenamt. 


3. Dold Paul, geb. 30. Mai 1801 in Triberg, ord. 16. Sept. 
1826, Vic. in Furtwangen, Pfev. in Neufich, 1832 Pfr. in Hinterzarten, 1843 in 
Schonad und Capitelsdec., in abs. Pfrv, in Markelfingen, 1862 Pfr. in Grie# 
beim, Gap. Offenburg; geſt. 31. März. 

* Bebeutende Stiftungen für ben Kirchenbau in Mühlburg und Pforzheim; 
fowie für Anniverfarien und wohlthätige Zwede in die Kirchenfonds zu Markelfingen, 
Triberg, Neufich, Hinterzarten (Armenfond 1000 fl.); in den Kaplaneifond zu Tri— 
berg 3000 fl. zu einer Wochenmeffe. 


4. Eger Franz Xaver, geb. 7. Febr. 1783 in Haigerlod, 
orb. 16. Apr. 1808, 1816 Pir. in Vilfingen, zeitweilig Gapitelsbec. und fürfil. Schul: 
commijjär, 1858 Pfr. in Veringenborf; gef. 2. März. 


5. Eyermann Anton, geb. zu Buchen 29. Oct. 1805, ord. 
3. Sept. 1832, Vic. in Neubaufen, Unterwittighaufen, Königheim, Pfr. in Ebers 
bad, Rittersbach, Ofterburfen, Seckach, 1841 Pfr. in Windifhbud, 1849 in Sidin 
gen; geft. 24. Juli. 


6. Fritz Karl, geb. zu Neumeier 5, Febr. 1840, ord. 1. Aug. 
1866, Pic. in Neuftadbt, Waldshut, Hausgeifiliher im Spital in Baben; geft. 
23. Oct. 


7. Gut Joſeph, geb. 24. Sept. 1807 in Herbolzheim, ord. 
16. Aug. 1833, Vic. in Ichenheim, Breifah, Steinbah, Pirv. in Sulz bei Lahr, 
1844 Pfr. in Lichtenau bei Um, 1852 in Schwerzen, zugleih Schuldec., 1866 in 
Dberfhopfheim; geft. in Friefenheim 26. Dec. 

* Anniverfar in ben Kirchenfonb zu Oberſchopfheim und in Herbolzheim. 


8. Haller Johann Bapt., geb. 9. Juni 1810 in Hüfingen, 
orb. 27. Aug. 1836, Bic. in Bühl, Kirchen, 1839 Kapl. in Bobman, 1848 Pir. in 
Limpach, 1856 Pfrv. in Unterfürnah, Döggingen, Aaſen, SKaplverw, in Wiebe 
böhringen, 1866 Pfrv. in Horm, 1867 in Weberlingen a. Rh., 1868 in Kom: 
mingen; geft. als Tifchtitulant in Thannheim 10. März. 


9. Hartmann Franz Joſeph, geb. 17. Juni 1805 zu Bruchſal, 
ord. 7. Sept. 1831, Vic. in Walldürn, Walldorf, Raftatt, 1835 Pfr. in Impfingen, 
1844 in Wieblingen, 1851 in Nedargerad, 1863 in Friefenheim; geft. 19. Jan. 


10. Hoch Heinrich, geb. in Waldkirch 3. März 1820, ord. 
31. Aug. 1344, Vic. in Riedern, Kirchhofen, Kaplverw. in Villingen und Lehrer am 


1869. 83 


Padagogium, Affiftent bei dem Fathol. Oberlirchenrath in Karlsrube, 1852 Pfr. und 
Schuldec. für das Landamt Freiburg in Wittnau, 1863 Gtabtpfr. in Ettenheim; 
gef. 1. März. 

* Stiftung zum Kirchenbau in Pforzheim; in den Kirhenfond zu Wittnau ein 
Seelenamt und Almofenvertheilung. 


11. Hönninger Meld. Anton, geb. zu Dittigheim 24. Sept. 
1799, orb. 30. Sept. 1822, Pro. in Odenheim, 1827 Pfr. in Schluchtern, 1830 in 
Unterwittigbaufen; geft. 13. Apr. 


12. Kopf Franz Joſeph, geb. 2. Juni 1831 zu Zella. 9, 
erd. 10. Aug. 1857, Vic. in Bernau, Steinbad, wegen re feit 1858 Tiſch⸗ 
titulant in Zell a. H.; geft. 10. Det. 


13. Kunle Joſeph Karl, geb. zu Breifad 26. Sept. 1808, 
ord. 3. Sept. 1832, Vie. in Merdingen, Biengen, bier auch Pird., Guratieverw, in 
Grünwald, 1844 Pir. in Lienheim, 1848 in Untermettingen und Gapitelsbec., 1861 
in Biethingen bei Meßkirch; geft. 17, Jan. 

* Anniverfar in den Kirhenfond zu Biethingen. 


14. Kuß Theodor, geb. 8. Nov. 1837 zu Breiſach, ord. 5. Aug. 
1862, Bic. in Haslach, Schliengen, Nußbach, NRothenfels, Pro. in Kirrlah, Moos: 
bonn, in Ottenau; geft. 14. Mär. 


15. Miller Silvester, geb. zu Langenenslingen 380. Der, 
1806, ord. 1829, Vic. in Empfingen, 1831—1844 Profeffor in Hebingen, 1844 Pfr. 
in Gruol, einige Zeit Novize bei den Zefuiten, 1853 Pfrv. in Sigmaringen, Gamer: 
fingen, 1857 Pfr. in Dietershofen, 1860 in Trochtelfingen, 1865 Stabtpfr. und 
Schultath in Sigmaringen; geft. 9. März. 

* Schriften: Aufläge in Zeitichriften, Schulſchriften, Gelegenheitsreden, 
Feſtpredigten. Abhandlung über den Grafen Heinrich dv. Werdenberg. Andachtobuch 
für die Maiandacht. 


16. Raible Johann Bapt., geb. 15. März 1815 in Bräun— 
lingen, ord. 10. Aug. 1850, Bic. in Ettenheim, Nußbach, Iebte die meifte Zeit 
auf dem Tifchtitel; get. in Illenau 24. Apr. 


17. Schmidt Franz Joſeph, geb. in Brudjal 10. Mai 1802, 
od. 17. Sept. 1838, Vic. in Zöhlingen, Pirv. in Bretten, Kirrlach, Karlsborf, bier 
1840 Pfr., 1850 in Obergrombady, 1863 in Detigheim; gefl. 22. März. 

* Anniverfarftiftungen in den Kirchen⸗, Brubderfhafts: und Kaplaneifondb zu 
Oetigbeim, 

18. Schreiber Franz Xaver, geb. zu Buchheim 3, Apr. 1811, 
otd. 1. Sept. 1838, Vic. in Wolfach, Oberhaufen, Pfrv. in Gütenbach, 1847 Pfr, in 
Niederwafler, 1856 in Breitnau, 1861 in Hohemmingen; geſt. 23. Febr. 

* Stiftungen: Dem Konrabishaus in Conſtanz 4000 fl.; bem Knaben⸗ 
Veminar in Freiburg 2000 fl.; in bie Pfarrfirde zu Hocemmingen: zwei gemalte 
denfter und verſchiedene Paramente, zwei Anniverfarien mit Almofenvertheilung; 


Anmiverfar in ben Kirchenfond zu Eichfel. 
6* 


84 1869, 1870, 


19. Singer Joſeph Benebdict, geb. 19. März 1810 in Villingen, 
ord. 20. Sept. 1834, Beneficiumsverw. in Offenburg, Pfro, in Gengenbad, Donaus 
eihingen, 1851 Pfr. in Lauf, 1867 in Gamshurſtz; geil. 3. Zuli. 


20. Springer Razarus, geb. 16. Dec. 1808 zu Neumeier, ord, 
19. Sept. 1835, Bic. in Schwarzad, Pirv. in Sasbahwalden, 1846 Pir. in Mübhl- 
haufen, 1851 in Kluftern, 1863 in Grunern; gef. 18. Nov. 

* In ben Kirchenfond zu Grunern ein Seelenamt und Almojenvertheilung. 


21. Stroppel Fidel, geb. 6. Apr. 1804 in Sigmaringen, ord. 
6. Aug. 1830, Vic. an mehreren Orten, Kaplverw. in Liggeringen, 1839 Kapl. in 
Benzingen, zeitweilig als folder Pfrv. in Imnau, Dettingen, 1857 Pfr. in Liggers 
borfz geft. 18. Dec. i 


22. Walfer Matthäus, geb. zu Meßkirch 16. Sept. 1796, 
ord. 22. Sept. 1821, Vic. in fFriedenweiler, Meßkirch, Pfrv. in Hocemmingen, 1827 
Pfr. in Mauenheim, 1834 in Fridingen und Schuldec. 1845 in Nordrach, 1853 in 
Nöggenfhmil; geft. 29. Aug. 


23. Weihrauch Johann Nepomuk, geb. 20. Mai 1799 zu 
Haigerlod, ord. 24. Sept. 1825, Pirv. in Efieratsweiler, Benzingen, Trillfingen, 
1833 Pfr. in Kettenader, 1845 in Walbertsweiler, 1847 in Hart, 1853 in Siebe 
ratsweiler; gefl. in Augsburg 25. Febr. 

* Stiftungen für das Fidelishaus (1000 fL); für das Waifenhaus zu Nazareth 
(1500 fl.). 


24. Zeller Joſeph Anton, geb. zu Ueberlingen 19. Nov. 
4815, ord. 4. Sept. 1841, Vic. in Rielafingen, Kaplverw. in Sädingen, Pfrv. in 
fein, Bonndborf, Cap. Stodach, 1847 Kapl. in Neidingen, Pfro. in Sädingen, in 
Riegel, 1863 Stabtpfr. in Endingen; geft. 29. Aug. 

** Gebetbuch für Erftcommimnicanten. 3. Aufl. 1861. Der lebendige Rojenfranz. 
1870. 3. Aufl. 1881. 


Geftorben: 24. — Neupriefter: 57. — Zugang: 83. 


1870. 


1. Baugert Johann Nepomuf, geb. 28. Jan. 1805 zu Offen: 
burg, ord. 6. Aug. 1830, Vic. in Güntbersthal und auch Pfrv. bafelbft, ſodann in 
Horben, 1833 Piarreurat in Stetten bei Engen, 1840 Pfr. in Schlatt, 1851 —1852 
zugleih Pfr. in Thunfel, Schuldec. 1861 in Niederihopfheim und jeit 1864 
Gapitelsbec.; geft. 15. März. 

* Stiftung von Anniverfarien in ben Kirchen: und Armenfond zu Nieberichopfe 
beim; in den Kirchenfondb zu Schlatt, Etetten und Güntersthal. 


2. Boſch Theodor, geb. zu Freiburg 13. Juni 1833, ord. 
6. Aug. 1861, Bic. in Oberfchopfheim, Donauefdingen, wieber in Oberfhopfheim 
und auch Pfrv., Gooperator zu St. Martin in Freiburg; geft. 17. Jan. 


1870. 85 


3. Braun Joſeph, geb. 19. San. 1809 zu St. Peter, ord. 
16. Aug. 1833, Bic. in Kirhofen, Gooperator am Münfter in Gonflanz und Re 
Iigionslehrer am Lyceum, Pirv. in Sentenbart, Kappel bei Freiburg, St. Blafien, 
bier 1846 Pfr. und Schulbdec., 1862 Pir. in Kappelrobed; gef. 22. Juli. 


4. Eſchbach Karl, geb. zu Hochſal 28. Febr. 1784, ord. 23. Mai 
1807, Gooperator zu St. Martin in Freiburg, 1814 Pfr. in Bruggen, 1828 Pit. 
und Dec, in Triberg, 1827 Minifterialratb bei ber kath. Kirchenjection in Karlsruhe, 
1831 Pfr. in Hochſal; geil. 3. Jan. 

Eſchbach Iehrte als Eooperator in Freiburg im Namen und Auftrag Hugs 
mehrere Jahre die griechifche und bebräifche Sprade an ber Univerfität. 

* Stiftung in ben Kirchen und Armenfondb zu Hochſal; in den Schul: und 
Armenfond zu Binzgen unb Alb; in ben Kapellenfondb zu Rotzel; in ben Schulfond 
zu Schaden. 

” Beiträge in bas Conſtanzer Pajtoral:Arhiv 17. 19. 


5. Großholz Joſeph Leop., geb. 20. März 1796, ord. 22. Sept. 
1821, Pro. und 1828 Stadtpfr. in Mannheim, 1838 Stabdtpfr. und Dec. in Baden; 
geh, 19, Det, 

* Anniverfar in ben Kirchenfond zu Baden; Stiftung zur Hebung bes Kirdhen- 
gelangs (1000 fl.); Paramente, 

* Teftprebigten. Mannheim 1824, 28, 


6. Hopfenftod Michael, geb. zu Offenburg 24. Juni 1796, 
ord. X. Sept. 1827, Vic. in Merdingen, Pfrv. in Frieſenheim, Umkirch, 1836 Pfr. 
in Reingarten, 1843 in Neubaufen und Gapitelsbec., 1851 in Hauencberjtein; 
geil. 24. Juni. 


* Anniverfar in ben Kirchenfond zu Haueneberftein, 


T. Jenger Anton, geb. zu Kirchhofen 3. Mai 1788, ord. 
10, Juni 1811, Pic. in Breifah, Pfrv. in Kappel bei Freiburg, feit 1820 Pfr. in 
Bamlach; geft. 21. Jan. 

* Etiftung für die Blindenanftalt in Freiburg und bie Rettungsanftalt in Riegel; 
in ben Schul: und Armenfond zu Bamlach und NRheinweiler; Anniverfar in ben 
Kirhenfond zu Bamlad u. Kandern; Fahnen in die Kirche au Bamlad u. Kleinweiler. 


” Beitrag in das Gonflanzer Paſtoral-Archiv 24. 


8. Koler Lorenz, geb. in Jungingen 24. Apr. 1805, orb, 
9. Sept, 1837, Vic. in Fiſchingen, Rangendingen, Groffelfingen, hier auch Pfrv., 
1845 Pfrv. und 1854 Pfr. in Steinhofen; gefl. 28. Nov. 


9. Kölble Guſtav, geb. zu Sigmaringen 22. Jan. 1816, orb. 
1. Sept. 1838, Vic. in Dettingen, Kaplverw. in Trochtelfingen, Pfrv. in Steinhilben, 
1845 Pfr. in Bärenthal, 1857 in Mindbersporf; geit. 3. Febr. 


Lampenſcherf Sobann Heinrich Anton, geb. 11. Juni 1812 
u Bittlaer, Kr. Düfjeldorf, orb. 4. Apr. 1836 (in Köln), Vic. in feinem Heimaths- 
ort und in Mühlheim a. d. R., Militärpfr. in Münfter, 1847 in Düſſeldorf, 1853 
Stabtpfe., zugleich geiftl. Regierungs: und Schulrath in Sigmaringen, 1864 


86 1870. 


Ganonicus an ber EStiftsfirhe und Scholaſtiker an ber GStiftsfhule in Aachen; 
geft. 18. Febr. 

* Stiftung in ben Armenfond und in die Pfarrfirche zu Kaiſerswerth, in ben 
Armen: und Waifenfond zu Sigmaringen mit zwei Anniverfarien, 


(Nah Mittheilung von Ganonicus Dr. Kefiel in Aachen.) 


10. Landherr Dominik, geb. zu Raftatt 16. Mai 1787, ord. 
19. Sept. 1812, Pfrv. in Labenburg, Leimen, 1822 Pfr. in Leutershaufen, 1835 Pfr. 
und Schulbec. in Weinheim, 1839 Stabtpfr. in Ladenburg, 1852 feiner Stelle 
enthoben, lebte er von ba an in Mannheim; gef. Anfangs 1870, 


11. Lumpp Leopold, geb. zu Baden 4. Jan. 1801, ord. 24. Mai 
1823, Bic. in Raftatt und Lehrer am Pyceum, 1827 Dompräbendar in Freiburg, 
Kapellmeifter am Münfter und Domcantor, Lehrer des Choralgefangs im Priefter- 
feminar und fpäter auch im Gonvict (Lumpp ift auch ber Gründer bes erfien Ge 
fangvereins in Freiburg); gefl. 13. Juni. 

* Stiftungen: Für ben Mufiffond des Münfters (5000 fl.); flir die Blinden 
anftalt in Freiburg (1000 fl.); für das Waiſenhaus und Vincentiushaus in reis 
burg; für die Kirche im GEttlingenweier; in das theol. Gonvict eine Fleine Orgel; 
Anniverfar in Ettlingenweier. | 

* Schriften: Anleitung zum Choralgefang, 3. Aufl; Melodienbuch zum Freib. 
Diöceſan-Geſangbuch, 2. Aufl.; Melodien zu einer Anzahl Marienlieder und zu 
Liedern des heiligen Altarsfacraments; verichiedene kirchl. Compofitionen. 


Nekrolog im Freib. Kirchenbfatt und in den Bad. Biographien. 


12. Mayer Karl, geb. in Liggeringen 31. Oct. 1845, orb. 
24. Juli 1870, Bic. in Meersburg; geft. 19. Dec. 


13. Milden Hermann Joſeph Friedr., geb. 7. San. 1798 zu 
Hechingen, orb. 23. Sept. 1820, Kapl. in feiner Vaterftabt, feit 1823 Pfr. in 
Stetten unter Hoblftein; geft. 26. Mat. 


** Beitrag in bas Conſtanzer Paſtoral-Archiv 1827, 1. 


14. Müller Karl, geb. zu Singen 29. Apr. 1806, ord. 6. Aug. 
1830, Vic. in Görwihl, Mühlhaufen bei Engen, Kapl. in Steißlingen, 1838 Pfr. in 
Duchtlingen, 1845 in Randegg, zugleich Capitels- und Schuldec,, 1862 Pfr. in Großs 
weier, Bezirfsfhulvifitator für Ahern, 1869 Pfr. in Friefenheim; geft. 7. Sept. 

15. Rombach August, Tiichtit. in Philippsburg; geft. 19. Febr. 

16. Schafheitlin Ignaz, geb. zu Conftanz 1. Mai 1796, orb. 
23. Sept. 1820, Vic. in Hoppetenzell, Pfrv. in Mühlingen, Stahringen, Schwandorf, 
1826 Pfr. in Berfheim, 1830 in Schienen, 1842 Scyuldec., 1848 Stabtpfr. in Ras 
bolfzell; geit. 30. Aug. 

* An den Kirchenbaufond zu Schienen (100 fl.); Paramente in bie Kirche zu 
Radolfzell. 

17. Schell Georg Franz, geb. 26. März 1815 in Feudenheim, 


ord. 4. Sept. 1841, Vic. in Walldürn, 1849 Pfr. in Freudenberg, 1852 in Gößingen, 
in abs. Pfro. in Hohenſachſen, 1862 in Büchig; geft. 7. März. 


1870. 87 


18. Schmitt Johann, geb. 9. Mai 1837 in Wiesloch (abweichend 
das Directorium v. 3. 1862), ord. 5. Aug. 1862, Bic. in Mosbach, Hilsbadh, Heibel- 
berg; gefl. 20. Juli, 


19. Schuler Franz Dominif, geb. zu Engen 7. Apr. 1799, 
erd. 10. Eept. 1824, Kapl. in Engen, 1827 Pfr. in Biethingen und Gapitelsbec., 
1845 Pfr. in Daudingen, 1849 in Eigeldingen Gapitelebec., 1862 Pir. in Wettel- 
brunn; geft. in Freiburg 6. Mai. 

* Stiftungen: In den Kirchfpielfond zu Engen ein Anniverfar; in ben Klirchens 
ſond zu Bietbingen ein Anniverfar mit Almofenvertheilung; in ben Gottesaders 
fapellenfond zu Engen, in ben Kirchenfond zu Wettelbrunn ein Anniverjfar unb Beis 
trag zur Heritellung neuer Altäre, 


20. Steidle Anton, geb. zu Heinftetten 22. März 1802, orb. 
20, Sept. 1827, Ric. in Hochſal, Görwihl, Kapl. in Meßklirch, 1833 in Bethenbrunn, 
1834 Pfr. in Altglashütte, 1838 in Wehr, 1852 in Waldfird bei Waldshut, in abs. 
Pfro. in Ligelftetten; geit. 11. Apr. 


21. Sulzer Karl, geb. zu Conftanz 1. Febr. 1796, ord. 6. März 
1819, Vic. und Pfrv. in Fridingen, Vic. in Engen, Pi. in Oberzell, 1824 Kapl. 
in Bohlingen und gleichzeitig feit 1824 auch Pfrv., 1830 Pfr. daſelbſt, 1838 ernannt 
als Pfr. von Rheinheim, im gleihen Jahr Dompräbendar in Freiburg, hielt im 
Auftrag bes Erzbiihofs mehrere Jahre Vorlefungen im Priefterfeminar über bie 
Faächer ber praftifchen Theologie; fpäter zeitweilig Afleffor bei dem Orbinariat; 1845 
eifter Superior bes Ordens der barmherzigen Schweftern; 1865 Pir. in Ebringen; 
geil. 22. Febr. 

* Bermächtnig verfchiedener Paramente und Cultgegenjtände in bie Pfarrkirche 
in Hepbach und Pforzheim. 


22. Troft Ignaz, geb. zu Offenburg 13. Sept. 1817, orb. 
7, Aug. 1843, Vic. in Breifah, Beneficiumsverw. in Ueberlingen, Religionslehrer 
am Gymnaſium in Heibelberg und Mannheim, Pfrv. in Walldürn, Oberharmersbad, 
Beiler bei Lahr, Wagshurft, Kreenheinftetten, Untermettingen, bier 1864 Pfr.; 
gef. 6. Mai. 


23. dv. Wanner Heinrich, geb. zu Börftingen, Gap. Horb 


(Rürttemb.), 11. Aug. 1783, ord. 20. Sept. 1806, feit 1818 Pfr. und Gapitelsber. 
in Hettingen; geil. 11. Nov. 


24. Winterer Wilhelm, geb. zu Ettenheim 17. Febr. 1807, 
od, 7. Sept. 1831, Vic. in Weingarten, 1834 Pfrv. in Herbolzbeim, 1836 Hofpital: 
piarrer in Mannheim, 1846 Pfr. in Doffenheim, 1852—1855 zugleih Pfrv. in 
Schtiesheim; geft. 5. Jan. 

* Anniverfarftiftung in ben Kirchenfond zu Doffenbeim. 

»Ueberſetzung von Sarpi's Goncilien-Gefhichte. Mergentheim 1840. 

25. Würth Mar, geb. zu Freiburg 12. Oct. 1795, ord. 21. Sept. 


182, Bic. in Höhenfhwand, in Waldshut für das Filial Eſchbach, 1831 Pfr. in 
Bergbaupten, 1845 in Nußbach; geft. in Freiburg 20. Apr. 





Geftorben: 25.' — Neupriefter: 46. — Augang: 21. 


88 1871. 


1871. 


1. Bauer Johann Bapt., geb. 19. Oct. 1837 in Wolfad, 


ord. 7. Aug. 1861, Vic. in Oberried; gef. als Tiſchtitulant in Ringelbach 
27. Apr. 


2. Baner Philipp Ner., geb. 24. Mai 1809 zu Eifenthal, 
ord. 16. Aug. 1833, Vic. in Ottersweier, Gurat ber Strafanftalt und Religionslehrer 
am Lyceum in Mannheim, 1848 Pir. in Nedarbaufen, 1863 in Gengenbad, 1865 
in Mali; geft. 26. März. 


* Anniverfar in ben Kirchenfond zu Eifenthal. 


3. Bodenmüller Joſeph, geb. zu Löffingen 17. Febr. 1806, 
orb. 7. Sept. 1831, Vic. in Lausheim, Steinenflabt, Donauefhingen, Pro. in Neus 
ftabt, 1836 Hoffapl. in Heiligenberg, 1843 Pfr. in Engen und Schuldec., 1848 in 
Bonndorf, 1849 Seminardirector in Ettlingen; als Penfionär in Freiburg 
geft. 1. Apr. 


*Verfaſſer einer Anzahl päbagogifher Schriften und Schulbücher. 


4. Conftanzer Karl, geb. zu Gonftanz 11. Sept. 1798, ord. 
24, Sept. 1825, von dba bis Dec. 1831 Vic. in Bleichheim, 1831 Pfr. in Balters⸗ 
weil, 1837 in Seefelden; geft. 12. März. 


* Stiftung in den Gapitelsfond Linzgau; Anniverfar in Seefelben. 


Dannegger Franz Xaver, geb. zu Sigmaringen 31. Sept. 
1827, ord. 10. Aug. 1852, Vic. in Hechingen, Pfr. in Thalheim, Gamertingen, 
1858 GStabtpfr. in Hechingen, 1865 zu Haigerloh, 1869 Domcapitular in Trier; 
geit. in Berlin 21. Mai. 


5. Dis Matthias, geb. 20. Febr. 1822 zu Reuthe, ord. 10. Aug. 
1848, Vic. in Sasbah, Erfingen, Pfrv. in Tiefenbach, Mali, 1866 in Ober 
achern; geft. 21. Juni, 


6. Ehrmanı Georg, geb. zu Wertheim 29. Jan. 1805, ord. 
6. Aug. 1830, Vic. in Königshofen, Pfrv. in Unterfhüpf, 1833 Pfr. in Wenkheim, 
1864 in Ottersweierz; geft. 15. Oct. 


* Stiftung in ben Kirchenfond in Wenfheim zu einem Engelamt. 


7. Emele Zojeph Wilhelm, geb. zu Haigerlod 16. Febr. 
1793, orb. 3, Sept. 1816, Vic. in Sigmaringendorf, fürfl. Hoffapl., 1830 Nach— 
prebiger in Sigmaringen, 1818 Erzieher am fürftlichen Hofe, 1831 Pfr. in Ben 
zingen, 1842 abermals Erzieher am Hofe zu Sigmaringen; in biejer Stadt lebte 
er auch nach feiner Penfionirung (1848); geft. 20. Nov. 

* Namhafte Stiftung für das Fidelishaus. 

” Beitrag in das Eonftanzer Paftoral-Arhiv 21. 

8. Emele Valentin, geb. 18. März 1807 zu Ringingen, ord. 


16. Aug. 1833, Vic. in Benzingen, 1839 Kapl. unb längere Zeit Pfro. in Inne 
ringen, Pfr. in Feldhaufen, 1864 in Langenenslingen; geſt. 10. Aug. 


1871. 89 


9. Ganter Joſeph, geb. 10. Sept. 1826 in Glotterthal, ord, 
10. Aug. 1853, Vic. in Ulm, Pfro in Jah, Bohlsbach, Sasbachwalden, Windichläg, 
Puttingen, Wollmabingen, 1868 Pir. in Waltersweier; geft. 6. März. 


* Stiftete in den Kirchenfond zu Waltersweier ein Seelenamt. 


10. Gaß Valentin, geb. zu Raftatt 14. Nov. 1799, ord. 9. Sept. 
1824, Vic. in Gernsbach, Philippsburg, Schwepingen, prov. Lehrer am Gymnaſium 
in Freiburg, Bic. in Mannheim (7 Jahre), 1835 Stabtpfr. und Dec. in Karla 
rube; geil. 24. Jan. 

In feinen Teflamente war bas ganze Vermögen (130 000 fl.) als Fond für 
eine zweite Pfarrfirhe in Karlsruhe beitimmt; wegen eines Formfehlers mußte ber 
Bolzug unterbleiben. Durch teftam. Beſtimmung der Erbin (Stiefmutter des Ber: 
forbenen) wurbe 1882 dem Kirhenfond in Karlsruhe die Summe von 80 000 Mark 


zugewiefen und fo einigermaßen der Wille des Erblafjers vollzogen. — Stiftung von 
vier Anniverfarien. 


11. Goldſchmidt Gregor, geb. 25. Oct. 1826 zu Dörlesberg, 
ord. 10. Aug. 1853, Vic. in Hodenbeim, Pro. in Sandhofen, Zeuthern, Oberöwis 
beim, 1862 an leßterem Orte Pir.; geft. 31. Oct. 


12. Gramlid Wilhelm, geb. 23. Juni 1835 zu Mittelichefflenz, 
ort. 5. Aug. 1862, Vic. in Lauda, Limbach, Flehingen, Mosbach, Raftatt, Pfrv. in 
Königbeim; geft. 16. Juni. 


13. Gngert Xgnaz, geb. in Baden 31. Juli 1800, ord. 20. Sept. 
1823, Vic. und 1829 Pfrv. in Raftatt, Vic. in Offenburg, 1831 Pfr. in Eppingen, 
1837 in Bretten, 1842 in Ettlingen, 1845 in Kappel:Robed, in abs. Pfrv. in For: 
bad, 1850 Pfr. in Zugenbaufen; geft. als Penfionär in Baden 26. Sept. 


14. Heinemann Adam, geb. zu Geifingen 19. Dec. 1798, ord, 
9. Sept. 1824, Vic. in Ewattingen, Radolfzell, 1826 Kapl. in Aafen, 1830 Pfr. in 
Töggingen, 1837 in Schwaningen, 1849 in Riebböbringen, refignirte 1870 und 
lebte ald Penfionär in Villingen, bejorgte den Gottesdienft im dortigen Klofter; geſt. 
6. Juni, 


* Anniverfar in ben Kreuzfapellenfond in Geifingen, Paramente in bie Kirche 
zu Riebböhringen. 


15. Hettih August, geb. in Shonad 10. März 1843, orb. 
4. Aug. 1868, Vic. in Schwaigbaufen und DOttersweier;z geſt. als Tiſchtitulant 
in Baden 13, Dec. 


16. Soll Robert, geb. zu Sigmaringen 5. Nov. 1843, ord. 
4 Aug. 1868, Pic. in Empfingen, Haigerloh, Hechingen, Pfrv. in Walbertsweiler, 
Raploerw. in Bingen und Hechingenz gefl. als Tifhtitulant in Sigmaringen 
11. Od, 

17. Hummel Andreas, geb. 7. Nov. 1803 in Leberlingen, 
sid. 17. Sept. 1828, Bic, und fobann Pfrv. in Meersburg, 1837 Pir. in Grüningen, 
1842 in Sipplingen; geft. 19. Febr. 

* Stiftung in ben Armenfond zu Sipplingen. 


90 1871. 


18. Jörger Joſeph, geb. 10. März 1830 zu Herrenmieg, 
orb. 10. Aug. 1857, Vic. in Kenzingen und Marlen, Pfrv. in Schelingen, Röthen: 
bad, 1862 Pfr. in Bachheim; geft. in Gengenbah 29. März. 

* Anniverfar in ben Kirchenfond zu Dundenheim. 


19. Kaifer Iſidor, geb. 20. Sept. 1811 zu Menzenſchwand, 
ord. 7. Aug. 1843, Vic. in Tobtmoos, Zell a. H., Pfr. in Heimbah, Bleibach, 
Schluchſee, Kaplverw. in Meßkirch, 1850 Pir. in Unterbalbingen, 1863 in Todtnau; 
get. 11. Okt. 

* Anniverfarien in ben Kirchenfond zu Todtnau und Menzenfhwand. 


20. Kopp Karl Leopold, geb. zu Donauejdhingen 17. Der. 
1809, ord. 16. Aug. 1833, Bic. in Rickenbach, Glotterthal, Grafenhaufen, Pro. in 
Eipafingen, Söllingen, Zunsweier, Biethingen, Gap. Hegau, Kaplverw. in Pfohren, 
Pfrv. in Sppingen, 1846 Pfr. in Adorf, zulegt Kapl. in Oehningenz geil. 
12. Aug. 


21. Krom Bonifaz, geb. in Göggingen 4. Juni 1840, ord, 
4. Aug. 1869, Vic. in Oberhauſen; geft. als Zijchtitulant in feinem Heimathe- 
ort 13. Juni. 


22. Xederle Franz Anton, geb. zu Freiburg 2. Aug. 1794, 


ord. 25. März 1817, Vic. in Stodah, Möhringen, Münchweier, Pfrv. in Grafen: 


haufen und Kenzingen, 1819 Gooperator zu St. Martin in Freiburg, 1824 Kapl. in 
Waldkirch und zugleih Pirv. in Bleibach, 1837 Pfr. in Gündlingen, 1852 Pfr. unb 
Gapiteledec. in Thunfel; gef. in Staufen 13. Jan. 

* Anniverfarien in ben Kirchenfond zu Staufen und Thunfel und zu Paras 
menten. 


23. Leiber Johann Bapt., geb. zu Welſchingen 16. Juni 
1813, ord. 9. Sept. 1837, Vic. in Gutenftein, Ueberlingen, geiftl. Lehrer am Ayceum 
und an ber höheren Bürgerfchule in Conſtanz, 1850 Pir. in Oberhomberg, zeit 
weile zugleih Pfro. in Limpach; geft. 23. Mai. 


24. Löhle Joh. Georg, geb. zu Leitishofen 22, März 1797, 
ord. 21. Sept. 1822, Vic, in Herthen, Oberwinden, Kapl. in Aaſen, Pro. in Kirche 
dorf, 1825 Pir. in Meldingen, Gap. Veringen, 1837 in Vöhrenbach, 1850 in 
Schwenningen; geft. als Penfionär in Pfullendorf 23. Sept. 

* Anniverfarftiftungen in den Kichenfond zu Vöhrenbach, Menningen, Schwens 
ningen und in ben Jakobskirchenſond zu Pfullendorf. 


25. Löw Karl, geb. zu Heiligenberg 25. Mai 1798, ord. 
17. Sept. 1828, Vic. in Ebringen, 1831 Kapl. zu Aaſen und zeitweife Pfrv. in 
Heidenhofen, 1838 Pfr. in Hattingen, 1845 Kapl. in Möhringen; geft. 5. Okt. 


26. Ludwig Karl, geb. zu Gailingen 5. Febr. 1801, orb. 
24. Sept. 1825, Pfro. in Niederwaffer, Aftholderberg, 1832 Pfr. in Heumeiler, 1836 
in Leben, 1851 in Aichen und Gapiteläbec.; get. 5. Febr, 

* Stiftung für die Blindenanftalt in Freiburg; in den Kirchenfond in Nichen 
zur Anfhaffung einer neuen Orgel (900 fl.), verfchiebene Paramente, einen Hoch— 
altar (1000 fl.), zu zwei Jahrtagmeſſen (im Ganzen 2320 fl.). 


1871. 9 


27. Mäder Felician, geb. 23. Febr. 1840 in Wöſchbach, ord. 
2. Aug. 1864, Bic. in Oberbaufen, Mubau, NReunfirhen, Pro. in Sandhauſen; 
geil. 6. März. 


28. Meßmer Andreas, geb. in Groffelfingen 30. Nov. 1819, 
erd, 7. Aug. 1843, Vic, in Radolfzell, 1847 Pfr. in Holzbaufen, 1861 in Geifingen, 
1870 in Bietbingen, Gap. Meßkirch; geft. 30. Jan. 


29. Miller Johann Bapt., geb. zu Bräunlingen 20. Juni 
1808, ord. 3. Sept. 1832, Pic. in Wehr, Nöggenihwil, Waldshut, 1836 Pfrv, in 
Rabelburg, 1840 Pir. in Todtnauberg, 1845 in Deilingen, 18483 Gonvictsdirector in 
graburg 1852 Pr. in Elzach und Schulvifitator, 1862 Pfr. in Krogingen; geft. 
29. Oct. 


* Stiftungen: In bie Pfarrfirdhe zu Elzach Paramente und Bilder, ebenfo in 
bie Kirche zu Krogingen und Bräunlingen; Unniverlarien zu Todtnauberg, Bräuns 
fingen, Deflingen ; in ben Pfarrhausbaus, Waiſen-, Schul: und Armenfond zu Elzach. 


30. Mofer Florentin, geb. zu Wolfach 20. Aug. 1843, orb. 
4. März 1869, Bic. in Elzach, Inzlingen, Steinbach; geft. ala Opfer feines Bes 
tufes bei einer Blatternepidemie 30. Jan. 


31. Müller Matthäus, geb. 2. Sept. 1837 zu Oberhomberg, 
ord. 6. Aug. 1863, Vic. in Endingen, Kaplverw. in Engen, Pfrv. in Emmingen 
a. d. E.; geil. 29. Apr. 


32. Oehl Alois, geb. in Unzhurft 11. März 1840, ord. 24. Juli 
1870, Bic. in Ridendah und Weingarten; gefl. 2. Jan. 


33. Schmid Joh. Bapt., geb. 27. März 1807 zu Hüfingen, 
otd. 17. Sept. 1828, Vic in Rheinheim, 1833 Pfr. in Blumberg, 1847 in Gall 
mansweil, 1851 in Hattingen; lebte und ftarb als Penfionär in Wolfach 17. Juli, 


* Stiftungen in ben Armen: und Kirhenfondb zu Blumberg; in ben Kirchen 
fond zu Hammereifendbah (3 Seelenämter) und Eſchach; in den Kaplaneifond zu 
Riebböhringen. 


34. Spannagel Adam, geb. zu Rauenberg 1. Apr. 1845, orb. 
18. Juli 1871, Bic. in Horbach (Neupriefter); geft. in feinem Heimathsorte Rauens 
berg 28. Nov. 


35. Stebel Joſeph, geb. zu Offenburg 15. Nov. 1794, ord. 
22. Sept. 1821, Bic. in Heitersheim, Liel, 1826 Pfrv. und 1827 Pir. daſelbſt, 
Iebte feit 1863 als Penfionär in Freiburg; geft. 10. Oct. 

Kreuzwegbilder in bie Kirche zu Liel, Anniverfar in ben bortigen Kirchen: 
iond; Vermächtniß an ben Bonifaciusverein (500 fl). 


36. Störk Karl, geb. 6. Aug. 1805 zu Meßkirch, ord. 6. Aug. 
1830, Bic. in Hochſal, Kaplverw. in Engen, Pfrv. in Zeftetten, 1838 Pir. in Boll, 
1844 in Heuborf, in abs. Kaplverw. in Thiengen, paftorirte auch die Pfarrei Ober: 
lauchtingen, Pfrv. in Limpach, 1862 Pfr. in Raft, 1871 präfentirt für Wettels 
brunn; vor ber Inveftitur gefl. (auf der Eifenbahn) 16. Okt. 


92 1871, 1872, 


37. Strütt Alois, geb. 6. Jan. 1832 in Ehrsberg, ord. 1. Aug. 
1860, Bic. (2mal) in Oberried, Kirhbofen, Tobtmoos, Oberwolfah, Kaplverw, in 
Löffingen, Pfro. in Unteribach, Unteralpfen, Oberried, Shonad; geft. 26. Yan. 


38. Stumpf Franz Anton, geb. zu Walldürn 16. Dec. 1804, 
ord. 3. Sept. 1832, Vic, in Schwetzingen, Brudfal, Baden, bier zugleih Lehrer an 
der höheren Bürgerfchule und im Penfionat des Klofters, 1846 Profeſſor, 1851 Pre 
biger in Offenburg und Profeflor am Gymnafium, 1861—1864 zugleih Stadtpfrv., 
1864 Pir. in Rothenfels; geil. 15. Dec. 

* Anniverjar in ben Kirchenfond zu Rothenfels. 


39. Veith Hermann, geb. in Eberbad 1. Aug. 1846, ord. 
24, Auli 1870, Vic. in Mudau und Krautheim; geft. 5. Sept. 


40. Volkwein Joſeph Fidel, geb. zu Sigmaringen 17. März 
4811, ord. 9. Sept. 1837, Vic. in Steinhilben, Beringenborf, Pirv. in Habsthal, 
Einhard, Kapl. und Pfrv. in Bingen, Pr. in Habsthal, 1854 in Benzingen; 
geil. 9. Aug. 

* Stiftungen: Stipendium für das Fibelishaus; in bas Waifenbaus, in ben 
Kapellenfonb des Haufes Nazareth (500 fl.); in den Armenfond in Benzingen; in 
ben Bonifaciusverein. 


Geftorben: 40. — Neupriefter: 41. — Zugang: 1. 


1872. 


1. Achſtetter Anton, geb. in Königheim 10. Juni 1845, ord. 
18. Juli 1871; geft. als Tifhtitulant in Poppenhaufen 27. Nov. 
* Gngelamt und Rorateamt in ben Kirhenfond zu Poppenhaufen. 


2. Bauer Bernard, geb. zu Oberadern 2. Apr. 1796, ord. 
22. Sept. 1821, Vic. in Offenburg, Pro. in Bühlertbal, 1828 Pir. in Buchholz, 
1836 in Petersthal, 1848 in Grüngfeld, 1850 in Marlen, refign. 1860, lebte in 
Gengenbach; geft. 23. Mai. 

* Stiftung für die Armen (7000 fl.) in Marlen. 

” Beitrag in das Gonftanzer Paftoral-Arhiv 23. 

3. Baumann Karl Leopold, geb. 2. Sept. 1830 zu Külsheim, 
ord. 5. Aug. 1856, Vic. in Hemsbach, Pfrov. in Stettfeld, Ilvesheim, Sanbhaufen, 
1865 Pfr. in Dittwar; geft. 8. Sept. 

4. Bichweiler Lorenz, geb. zu Villingen 4. Aug. 1792, orb. 
22. März 1817, von ba bis April 1819 Vic. in Bleichheim, Pfev. in Gütenbad, 
Pfarrvic. in Nieberrimfingen, Kapl. in Endingen, Kuppenheim; geft. 18. Nov, 

5. Franz Joſeph, geb. 4. Juni 1801 in Freiburg, ord. 9. Sept. 
1824, Bic. in Elzach, Pfrv. in Murg bei Sädingen, 1828 Pfr. in Rohrbach, 1834 
in Buchenbach, 1846 in Schliengen und Gapitelsdec.; geft. 14. Oct. 

* Stiftungen in die Kirchen zu Schliengen, Mauchen, Buchenbach, Rohrbach; 
in den Kirchenfond zu Buchenbach zu einem Anniverfar und Almofenfpende; ebenfo 


1872. 93 


im ben Kirchen: und SKapellenfond zu Schliengen; in ben Nikofansfapellenfond zu 
Nauchen; in ben Gottesaderfapellenjonb zu Freiburg; für das Seminar St. Peter 
und bas Knabenjeminar. 


** Schrift über Knabenfeminare. 


6. Haiz Fidel, geb. zu Waldshut 16. Det. 1801, ord. 21. Sept. 
1826, Vic. im Luttingen, Pfro. in Hochſal, 1831 Pfr. in Denfingen, 1840 in Wal: 
tersbofen, 1842 Director bes meu errichteten collegium theologicum in Freiburg, 
145 Domcapitular und bis 1847 Münfterpfr.; geft. 9. Juni. 

* Stiftung für die Blindenanftalt in Freiburg und das Spital in Waldshut; 
Anniverjar in den Kirchenjond zu Waldshut und in den Münfterfond zu Freiburg. 

”* Auffäte in ber Freib. theol. Zeitjchrift über das Verhältnis von Kirche und 
Staat; das kirchl. Synodalinſtitut. 1849. Das Leben Weſſenbergs. 1860. (Marfjon) 
Glauben und Leben: Predigten. 1865. Die fath. Lehre vom Abendmahl. 1871. Bol. 
Bad. Biographien 1, 327. 


7. Hammerid) Bonifaz, geb. zu Dittwar 21. Aug. 1838, ord. 
2. Aug. 1864, Bic. in Neunkirchen, Freudenberg, Burbach, Grünsfeld, 1863 hier 
Bro. (während ber Cholerazeit), 1871 Kaplverw. in Lauda; geft. 27. Yan. 


8. Haung Karl Alois, geb. 1823 in Hofmeier, ord. 10. Aug. 
1850, Bic. in Königbeim, Walldürn, Pirv. in Gerichftetten, Gößingen, Seckach, Iffez⸗ 
beim, Bollihweil, 1868 Pfr. in Zuzenhauſenz geil. in Baden 25. Sept. 

* Stiftung in den Kirchenfond zu Zuzenhauſen. 


9. Hieber Joſeph Anton, geb. 4. Sept. 1807 in Bingen, ord. 
16. Aug. 1833, Vic. in Veringendorf, Betra, Kaplverw. in Steinhilben, Trodtel: 
fingen, 1842 Pfr. in Thalheim, 1850 in Dettenfee, 1852 in Höfenbdorf; geft. 
21. Febr. 


10. Hi Johann Evang., geb. zu Eſchbach 11. Oct. 1798, 
ord. 20, Sept. 1823, Vic. in Oberbaufen, 1835 Pfr, in Nichen, 1851 in Et. Ulrid; 
geſt. in Eſchbach 16. März. 


11. Hönninger Johann Adam, geb. zu Tauberbifhofsheim 
8. Aug. 1804, ord. 19. Sept. 1829, Vic. in Ladenburg, Mosbach, Oberried, Raftatt, 
Pr. in Kirrlah, 1838 Pfr. in Freudenberg, 1845 in Diläberg, 1848 in Lauda; 
x. 9. März. 


12. Jäger Karl, geb. 3.Nov 1799 in Ettenheim, ord. 17. Sept. 
1828, Pic, und 1832 Kapl. in Feldfirh, Gap. Breiſach, 1837 Pfr. in Jach, 1842 in 
Dberwinden und zugleih Schuldec., 1852 Pfr. in Ubftadt; geft. 17. Febr. 


* Anniverfar in ben Kirchenfond zu Oberwinden und Jach. 


13. Rarg Franz Auguft, geb. 18. Aug. 1804 zu Conſtanz, 
ed, 30. Sept. 1827, Vic. in Meersburg, Baden, 1832 Kapl. in Gigeltingen, 1834 
Tr. in Maintwangen, auch Gapitelsdec., 1850 Pfr. und Dec. des Capitels Engen in 
Steiflingen; geft. 30, März. 

* Anniverfar in ben Kirchenfond zu Steißlingen. 

= Mehrere Auffäge im Didcefan-Archiv: 2, 49. 3, 100. 5, 207, 


94 1872. 


14. Kindler Franz Xaver, geb. zu Unterbaldingen 16. Febr. 
1808, ord, 20. Sept. 1834, Vic. in Möhringen, Pfrv. in Ehingen, Honftetten, 1840 
Kapl. in Möhringen, 1845 Pfr. in Hattingen, 1850 Mitglied des Oberkirchenraths 
in Karlsruhe, 1852 Pfr. in Kirchdorf; geft. in Emmingen ab Ed 17. Juli. 


* Stiftung in die Rettungsanftalt zu Riegel. 


15. Kitzinger Franz Xaver, geb. zu Haigerlodh 30. März 
1797, ord. 29. Sept. 1820, Vic. in Sigmaringendorf, Pfrv. in Krauchenwies, Ober: 
ftabtfapl. in Haigerloh, 1825 Pfr. in Dieffen, 1833 in Storzingen vieljähriger 
Schulcommiffär; gef. 25. Dec. 

* Stiftung in bie Heiligenpflege, Vergabungen an bie Ortsarmen in Storzingen; 
Anniverfar in bie Heiligenpflege zu Dieſſen. 


16. Kurz Joſeph, geb. 17. März 1799 zu Shuttern, or. 
21. Sept. 1826, Vic. und Pfrv. in Niederwihl, 1832 Pfr. in Muhlenbach, 1848 in 
Haslach; geit. 23. Yebr. 

* Anniverfar in ben Kirchenfond zu Haslach. 


17. Linſt Johann Baptift, geb. 7. Juli 1805 in Hüfingen, 
ord, 16. Aug. 1833, Vic. in MWaldfirh, Pfrv. in Leipferbingen, 1838 Pfr. in Biefen- 
borf, 1845 in Krumbad und Gapitelsdec., 1865 in Göggingen; geft. 26. Apr. 


* Anniverfar in ben Kirchenfond zu Göggingen. 


18. Mayer Theobald, geb. in Grunern 31. Dec. 1819, ord. 
7. Sept. 1846, Vic, in Linz, Meßkirch, Hochſal, Bonndorf, Pro. in Raft, Hofsgrund, 
Unteralpfen, 1862 erjter Pfr. der 1861 neu errichteten Pfarrei Neuweier, bis 
bahin Filial von Steinbady; gejt. 20. Juni. 

* Anniverfar in ben Kirhenfond zu Neuweier und Unteralpfen. 


19. Nüßlin Stanislaus, geb. zu Freiburg 13. Sept. 1795, 
ord. 19. Sept. 1820, Vic. in Herriſchried, Kirhhofen, Pfullendorf, Pfrv. in Horben, 
Oberried, 1827 Kapl. in Bermatingen, 1830 Pfr. bafelbft, in abs. an mehreren Orten 
Pr. und Kaplverw., 1853 Pfr. in Oensbach; als Penſionär geft. in Offenburg 
7. Febr. 


20. Rück Joſeph, geb. 26. Apr. 1821 zu Bauerbad, orb. 
10. Aug. 1848, Vic. in Mudau, Walldürn, Heidelberg, ſodann bier Beneficiumsverw., 
1863 Pfr. in Gerlahsbeim; geft. als Eurgafl in Meran 27. März. 

* Anniverfar in ben Kirchenfond zu Gerlahsheim; zur Neparatur ber dortigen 
Kirche (1000 fl.). 


Sauter Michael, geb. zu Langenenslingen 29. Sept. 1803, 
ord. 18. Sept. 1827, Bic. in Pfullendorf, Cooperator am Münfter in Conftanz, 1835 
Kapl. in feinem Heimatbsort, wanderte aus in bie Didcefe Rottenburg, 1838 Pfr. in 
Aichhalden, 1845 in Schramberg, 1857 in Zußdorf; geft. 10. Apr. 


21. Schwarz Ludwig, geb. zu Baden 3. Febr. 1844, ord. 4. Aug. 
1861, ic. in Mingolsheim, Waibftabt, Harbheim, Freudenberg, Dofienheim, Har d⸗ 
heim; als Tiſchtitulant in Baden geſt. 22. Febr. 


1872, 1873. 95 


22. Wagner Ignaz, geb. zu Hugitetten 6. Aug. 1808, orb. 
6. Aug. 1830, Bic. in Riegel, 1834 Pir. in Holzbaufen, 1846 Pfr. in Buchenbach, 
1862 in Pfaffenweiler; geil. 21. Jan. 

* Anniverfar in den Kirhenfond zu Holzhauſen. 


23. Walter Benedict Joſeph, geb. zu Bürgftadt bei Milten- 
berg 23. Sept. 1793, ord. 2. Sept. 1821, Pfr. zu Strümpfelbronn, Eberbach, 1827 
Bir. zu Lohrbah, 1834 in Mudau, 1846 in Affamftabt, 1852 in Ballenberg, 
tefign. 1869; als Penfionär geft. in feinem Geburtsort 28, Jan. 


24. Wasmer Ludwig, geb. zu Todtmoos 21. Aug. 1814, orb. 
5. Sept. 1840, Bic. in Unterfimonswald, Kirchen, bier auch Pfrv., 1848 Pfr. in 
Riedheim, Gap. Hegau; geft. 24. Nov. 

* Anniverfar in ben Kirchenfond zu Riebheim und Et. Blaſien. 


Geftorben: 24. — Neupriefter: 22. — Abgang: 2. 


18795. 


1. Basler Johann Baptift, geb. in Mauchen 6, Juli 1805, 
ord. 19. Sept. 1835, Vic. in Nenzingen, St. Trubdpert, Löffingen, 1841 Kapl. in 
Horheim, gleichzeitig Pro. in Schwerzen, 1852 Pfr. in Wolterdingen, zugleich 
1352—1855 Pfr. in Thannheim; gef. 22. Aug. 


2. Ehrlich Joſeph, geb. zu Amorbad 22. Apr. 1801, ord. 
17. Sept. 1828, Vic. in Schlurftadt, Pro. in Eberbach, 1833 Pfr. in Schluchtern, 
1839 in Hettingen; geft. 24. Sept. 
. * In ben Kirchenfond zu Hettingen ein Seelenamt. 


3. Gleihmann Johann Baptift, geb. zu Bruchſal 18. Juli 
1302, ord. 17. Sept. 1828, Vic. in Feudenbeim, bier auch Pfro., 1837 Pfr. in Fle— 
hingen, 1844 in Mühlhauſen, 1864 in Walldorf; geft. 20. Oct. 

* Anniverfarftiftung in die Kirchenfonds zu Walldorf, Flehingen, Mühlhauſen, 
druchſal; Engelamt in Mühlhaufen. 


4. Greifer Ignaz, geb. 3. Febr. 1801 zu Naftatt, orb. 17. Sept. 
1823, Vic. in Ettlingenweier, Pro. in Schöllbronn, 1833 Pfr. in Sandhofen, 1848 
in Sedenheim; geft. als Penfionär in Sidingen 1. Aug. 


5. Halbig Joſeph, geb. 16. Febr. 1843 in Tauberbiſchofs— 
beim, ord. 4. Aug. 1865, Vic. in Forbach, Neunfirchen, Helmsheim, Pfrv. in Ros 
thenderg, Diſte lhauſen; gefl. als Tifchtitulant in Lauda 29. März. 


6. Heberling Joſeph, geb. in Raftatt 15. Sept. 1803, ord. 
19. Sept. 1829, Vic. in Oberfirh, Malſch, 1831 Kaplverw. in Bohlingen, Pfrv. in 
Rorblingen, Gooperator in St. Martin, Beneficiat am Münfter in Freiburg, 1844 
Stadtpfr. zu St. Martin und Schuldec. in Freiburg; geft. 18. Mai. 


96 1873. 


* Anniverfar in ben Kirhenfondb zu St. Martin in Freiburg und zu Raftatt, 

** Das Fathol. Glaubensbefenntnig bei der Priefterweihe ꝛc. Augsburg 1832, 
Der fübteutiche Schulfreund im mehreren Aufl. Bergleihende Darftellung bes Pros 
teflantismus mit fich felbft. Mainz 1837. H. redigirte das von April 1841 bis 
April 1845 erſchienene ſüdteutſche Fathol. Kirchenblatt. 


7. Hummel Nikolaus, geb. 8. Dec. 1812 in Leberlingen, 
ord. 5. Sept. 1840, Vic. in Glotterthal, Tobtmoos, Müllen, Möhringen, Kaplverw. 
in Salem, Pfrv. in Hammereifenbad, Kaplverw. in Grünwald, Pfrv. in Haufen 
i. Th.; geft. als Tiſchtitulant in Meiterbingen 27. Dec. 


8. Koch Karl, geb. 2. Sept. 1836 zu Bräunlingen, ord. 6. Aug. 
1861, Bic. in Waldshut, Schönau, Kaplverw. in Pfullendorf, Pfrv. in Iſtein, En: 
dingen, Häner; geft. 28. Juni. 


9. Kreuzer Adalbert, geb. zu Furtwangen 8. Febr. 1797, 
ord, 23. Sept. 1820, Vic. in Bettmaringen, Bonnbdorf, 1825 Pfr. in Wangen, 1827 
in Ligelftetten, 1834 in Allensbah, 1846 in Heitersheim, 1852 in Günblingen; 
lebte in den legten Jahren im Klofter Mehrerau; bier geſt. 23. Zuni. 

* Anniverjarfliftung in bie Kirchen zu Neuftadbt, Furtwangen und Gündlingen 
mit Almoſen; St. in die Rettungsanftalt zu Riegel; an den Bonifaciusverein (877 fl.). 


10. Kreuzer Franz Xaver, geb. 17. Nov. 1809 in Villingen, 
ord. 5. Aug. 1833, Vic. in Neufladt, Todtmoos, Pfrv. in Kleinlaufenburg, 1838 Pit. 
in Rohrbach, 1847 in Rielafingen, 1862 in Zell am Andelsbach, 1864 in Frie 
bingen; geft. 4. Febr. 


11. Mietfh Ludwig, geb. 10. Juli 1837 in Bühl bei Seftetten, 
ord, 5. Aug. 1862, Vic. in Breifah, Pfrv. in Liel, 1864 Präfect des Konradihauſes 
in Gonftanz, 1872 Pfr. in Efpafingen;z gef. 17. Sept. 


12. Müller Franz Anton, geb. 26. März 1808 in Rajtatt, 
ord. 20. Sept. 1834, Vic. in Marlen, Gengenbab, PBirv. in Krensheim, Hettingen⸗ 
beuren, Rauenberg u. a. D.; geft. als Tifchtitulant in Raftatt 1. Febr. 


13. Müller Franz Joſeph, geb. 8. März 1815 zu Mudau, 
orb. 4. Sept. 1841, Pic. in Zell a. H., Oberhaufen, Ladenburg, Pfrv. in Hettingen- 
beuren, Kaplverw, in Werbach u.a. D.; geft. als Tifchtitulant in Mubau 8, März. 


14. Obermüller Wilhelm, geb. 22. Mai 1841 zu Offenburg, 
ord. 24. Juli 18370, Vic. in Oberwolfad, St. Trubdpert; geſt. als Tijhtitulant in 
Baden 30. Eept. 


Oſchwald Ambros, geb. zu Mundelfingen 14. März 1801, 
ord. 16, Aug. 1833, Vic. in Kleinlaufenburg, 1838 Kapl. in Hammereifenbad, in 
abs. Pfrv. in Herrenwied, Hofsgrund; Begründer einer religiöfen Genoſſenſchaft, 
welche mit ihm nad) Amerifa auswanderte; er ftarb in Nazianz, Diöc. Milwaufee, 
27. Febr. 

* Stiftung zur Gründung eines Armenfonds in Hofsgrund (400 fL); zur Vers 
wendung in bie Kirche (160 fl.) und Anniverfar in ben bortigen Kirhenfonb. 

** Fine von ihm verfaßte Schrift apofalupt. Inhalts erihien in Baden-Baden, 


1873. 1874. 97 


15. Pflum Ludwig, geb. zu Donauejdhingen 5. Febr. 1794, 
ord. 26. Sept. 1820, Bic. in Todtmoos, Kirchen, Pfro. in Urach, Gurat in Hammer: 
eijenbah, 1825 Pir. in Jppingen, fpäter an verſchiedenen Orten zur Aushilfe; 
geft. als Tifchtitulant in Weiterdingen 1. Apr. 


16. Rombach Karl, geb. zu Freiburg 29. Mai 1803, orb. 
21. Sept. 1826, Pic. und Kaplverw. in Breifah, 1827 Repetitor im erzbiſchöflichen 
Seminar in Freiburg, 1835 Pfr. in Wafenweiler, 1843 in Zodtnau und Schuldec., 
1849 Stabtpfr. in Tauberbifhofsheim; geft. 11. Sept. 

* Pegirte feine Naturalienfammlung dem dortigen Gymnafium, die Antiquitätens 
und Münzfammlung dem erzbiichöfl. Domcapitel, die Bibliothef dem Knabenſeminar; 
Anniverfarftiftung. 


17. Tenffel Fidel, geb. zu Dangftetten 6. Oct. 1788, ord. 
W. Sept. 1813, 1816 Kapl- und 1820 Pro. in Glotterthal, 1821 Pro. in Hed: 
lingen, Bombach, 1822 Pfr. in Oberbieberbadh, 1833 in Sas bach a. Rh. Gapitelöber,, 
lebte feit 1864 als Penfionär in Enbingen; geft. 2. Febr. 

* Stiftung für Anſchaffung von Paramenten in bie Kirche von Sasbach; Anni⸗ 
verſat in die Kirchenfonds zu Dangſtetten, Endingen (Petersfirche), Sasbach, und in 
bie Kapelle auf dem Litzelberg. 


Gejtorben: 17. — Neupriefter: 23. — Zugang: 6. 


1874. 


1. Bachmann Joh. Bapt., geb. 22, März 1789 zu Ueßlingen, 
Kanton Thurgau, ord. 8, Juni 1816, eingewandert, Hauslehrer in Herſchberg, Pfrv. 
in Altheim, Wollmatingen,, Volfertshaufen, 1846 Pfr. in Duchtlingenz gef. 
25, Jan. 

* Anniverfarftiftung am Teßteren Orte; in ben Armenfond zu Kippenhaufen. 


2. Bantle Joh. Nepomuf, geb. 9. Mai 1831 in Fronftetten, 
rd, 5. Aug. 1856, Vic. in Sigmaringen, Lehrer am Gymnaſium in Hebingen, 1865 
Kapl, und Schulcommiffär, 1872 Pfr. in Langenenslingen; geft. 13. Dec. 

* Anniverfar in ben Heiligenfond zu Pangenenslingen. 


3. Buol Joſeph Heinrich, geb. zu Kaiſerſt uhl (Schweiz) 7. Jan. 
1798, ord. 27. Aug. 1820, Vic. in Rottftetten, 1834 Pfr. in Ligelfletten, 1849 in 
Vühfingen, 1861 in Heidenhofen; gefl. als Penfionär in Büßlingen 9. Aug. 

* Anniverfarftiftungen in bie Kirhenfonds zu Büßlingen, Heidenhofen, Dogern, 
Lottfietten und Lielftetten. 


4. Burg Joh. Bapt., geb. 15. Aug. 1801 zu Heiligenberg, 
ob, 9, Sept. 1824, Vic. in Hilgingen, 1827 Pfr. in Biefendorf, 1830 in Welſchingen, 
1840 in Honftetten, 1847 in Urnau, 1861 in Sentenhart, in abs. Pfrv, in Hö— 
dingen; geft. in Markdorf 11. Sept. 

* Anniverfarftiftungen in die Kirchenfonds zu Sentenhart, Welſchingen und 
NRarldorf; Stiftung in den Gapitelsfond Linzgau, 

Geeib. Didc-Ardiv. XV. 7 


— 


98 1874. 


5. Burkart Franz, geb. zu Schönad 7. Oct. 1811, ord. 5. Sept. 
1840, Vic. in Kirchzarten, Pfr. in Limpach, Bonnderf, Gap. Stodah, Niederwihl, 
Breitnan, Leibertingen, Unterkürnach, 1863 Pfr. in Grafenbaufen; geit. 8. März. 


6. Chaton Johann Bapt., geb. zu Raftatt 5. Oct. 1808, 
ord. 7. Sept. 1831, Vic. in DOttersweier, Ettlingen, bier au Lehrer am Pädagogium, 
1834 Profefjior am Gymnafium in Donauefhingen, 1840 Pr. in Nedargemünd, 
1846 Profefjor am Lyceum in Freiburg, 1849 Vorftand der höheren Bürgerfchule in 
Weberlingenz gef. 21. Zuli. 


7. Diebold Joſeph, geb. 20. Mai 1837 in Ettlingen, ord. 
6. Aug. 1863, Vic. in Forbach, Dörlesberg, Beneficiumsverw. in Gamburg; als 
Tiſchtitulant geft. auf dem Lindenberg bei St. Peter 19. Juni. 

* Anniverfar in den Kirchenfond zu Ettlingen. 


8. Dörr Joſeph Andreas, geb. zu Schweinberg 15. Nov. 
1792, ord, 7. März 1818, Pfrv. in Pülfringen, 1825 Pfr. in Gößingen, 1810 in 
Diftelbaufen, penfionirt 1863; geft. in Schweinberg 9. Jan. 

* Stiftungen: In ben Kirchenfond zu Schweinberg ein Rorates und Engelamt 
und eine jährlich zu baltende Seelenandadht (300 fl.); verfchiedene Paramente; in ben 
Kirhenfond zu Diftelfaufen Anniverfar. 


9. Geßler Cajetan, geb. 29. Apr. 1805 zu Breitenbach bei 
Meersburg, orb. 16. Aug. 1833, Bic. in Felbfirh, Donauefhingen, Gooperator am 
Münfter in Freiburg, 1839 Kapl. in Munzingen, 1850 Pfr. in Cwattingen, 1863 
in Gurtweil; geft. 13. Juni. 


10. Geyer Anton, geb. zu Tauberbijhofsheim 20. Sept. 
1835, ord. 4. Aug. 1859, Vic. in Schlierfladt, Bruchfal, Pfrv. in Xiefenbronn, Mauer, 
Tauberbiſchofsheim, Bregingen, 1868 Pfr. in Freudenberg; geit. 12. Jan. 


11. Glas Joh. Bapt., geb. 27. Juni 1811 in Unterfürnad, 
ord. 5. Eept. 1840, Bic. in Friedenweiler, Oberhaufen, Pro. in Hofsgrund, Mer: 
dingen, Sasbahwalden, Pinz, 1850 Pfr. in Ligelftetten, in abs. Pfrv. in Herren: 
wies, Schönenbah und Saulborf, 1863 Pfr. in Shweighbaufen, feit 1873 als 
Benfionär in Unterfürnad ; geit. 12. Apr. | 


12. Göring Franz, geb. 14. Aug. 1802 in Herbolzheim, ord. 
17. Sept. 1828, Bic. in Nußbach, Pfrv. in Friedingen a. d. Aach, in Ueberlingen 
a. R., bier 1836 Pfr, 1849 in Unabingen; geil. als Penfionär in Freiburg 
20. Sept. 

13. Gremmelsbaher Andreas, geb. 8. März 1817 in Eſchbach, 


ord. d. Sept. 1840, Bic. in Oberried, Pfrv. in Neufich, Burbach, Inzlingen, Laus—⸗ 
beim, 1851 Pfr. in Kappel, Gap. Stühlingen, 1861 in Shönenbad; geft. 28. Apr. 


14. Knoblauch Fridolin, geb. zu Conftanz 28. Apr. 1798, 
orb. 20. Sept. 1823, 1826 Kapl. und Lehrer am Pädagogium in Villingen, 1835 
Pfr. in Oberrimfingen, 1846 in Thiengen, Eapiteldbec.; geft. 2. Jan. 


15. Koh Paul, geb. 3. Sept. 1829 zu Rheinbach (Rhein: 
preußen), ord. 24, Apr. 1854, Vic. in Siegburg, nad feiner Aufnahme (1860) in 


1874. | 99 


die Erzdiöcefe Freiburg Vic. in Hofweier, Offenburg, Weingarten, 1861 Pfrv. in 
Lihtentbal und Beidhtvater bes dortigen Klofters, ſeit 1865 nur in Teßterer 
Stellung; geit. 8. Apr. 


16. Lautner Ignaz, geb. 23. Juli 1808 zu Billigheim, ord. 
19, Sept. 1835, Vic. in Burbach, 1841 Pfr. in Herbolzheim, 4851 Gtabtpfr. in 
Buchen, 1872 Pfr. in Handfhuhsheim; geil. 11. Apr. 


17. Ludwig Franz, geb. zu Marbad 17. Oct. 1800, ord. 14. Oct. 
1823, Vic. in Limpach, Curat in Meflelhaufen, 1826 Bir. in Strümpfelbrunn, 1342 
in Gommersdorf, 1847 in Appenweier, 1863 in Kappel a.Rh.; geft. als Penfionär 
in Freiburg 6. Apr. 

* Stiftung für die Blindenanftalt in Freiburg; St. von 14.000 fl. zur Er: 
tihtung einer Fatholifhen Pfarrei in Emmendingen. 


18. Matt Jakob, geb. zu Jungholz 25. Jan. 1802, ord. 20. Sept. 
1834, Bic. in Gündlingen, Todtmoos, Wehr, 1839 Pfr. in Hoppetenzell, 1851 in 
Riederefhah, in abs. Pfrv. in Immendingen, Güttingen, Banfholzen, Kaplverw. in 
Dehningenz geft. 7. Dec. 


19. Ochs Franz Xaver, geb. zu Spejjart 9. Dec. 1803, ord. 
19. Sept. 1829, Vic. in Forft, Pfrv. in Wintersborf, Ettlingenweier, Bruchfal, Kirr⸗ 
hd, 1841 Pfr. in St. Roman und Schuldec., 1843 ebenfo in Wolfah, 1853 in 
Um b. D., 1866 in Schuttern unb Decan bes Gap. Lahr; geft. 24. Aug. 


* An ben Bruderfhaftsfond zu Am und in ben Kirchenfonb zu — 
Anniverſar und Engelamt; ebenſo in Speſſart. 


20. v. Ow Joſeph Fidel, geb. zu Sigmaringen 26. Der. 
1808, ord. 7. Sept. 1831, Vic. in Benzingen, Pfrv. in Levertsiveiler, 1834 Kapl. in 
Straßberg, Pfrv. in Gruol, Nuelfingen, 1844 Pfr. in Gamertingen, 1850 in Hart: 
haufen und Dec. des Gap. Beringen; geft, 5. Mai. 


21. Reithebuh Kaſpar Ludwig, geb. 28. März 1831 zu Con— 
Ranz, ord. 6. Aug. 1863, Vic. in Hofweier, Ortenberg, Kaplverw. in Waldkirch, 
Tv. in Welfchenfteinadh, in Zähringen; gefl. 10. Aug. 


Rift Georg, geb. zu Saulgau 19. Apr. 1824, ord. A. Sept. 
1348 in Rottenburg, wanderte 1857 in die Erzbiöcefe ein, Kaplverw. in Möhringen, 
Pr. in Bubenbach, bier 1867 Pfr, 1871 in Emmingen a. E., kehrte 1873 in feine 


Heimath zurüd, Kaplverw. in Wurmlingen, Pfrv. in Mühlpauf en bei Tuttlingen ; 
geſt. 21. Mai. 


22. Schanz Karl Stephan, geb. 25. Dec. 1821 in nRelkinsen: 
end, 3. Sept. 1846, Bic. in Sigmaringen, Pfrv. in Empfingen, Lehrer am Gymnafium 
in Hedingen, Repetent im Gonvict in Freiburg, 1857 Pfr. in Walbertöweiler, 1870 
Etadtpfr. in Sigmaringen; gefl. 9. Nov. 


23. Schmitt Joſeph, geb. zu Obermittighaufen 16. Oct. 
1823, ord. 4. Dec. 1849, Vic, dann Hausgeifilicher am VBürgerfpital zu Mannheim 
und Religionslehrer am dortigen Lyceum, 1858 Nepetent im Gonvict und 1866 Dom: 
prübendar in Freiburg; geft. 7. Mai, 

7 * 


100 1874, 1875. 


24. Thommes Hermann, geb. 26. Juli 1804 zu Liesborn in 
Weſtfalen, orb. 20. Sept. 1834, feit 1846 in ber Erzbidcefe, Pfrv. in Unterfchüpf, 
Schriesheim, Waldorf, Wöſchbach, 1863 Pir. in Jlvesheim; geil. 20. Apr. 

* Anniverfarftiftung in die Kirche zu Ilvesheim. 

** Mehrere hiſtoriſche Publicationen. 

25. Bögele Birgil, geb. 8. Dec. 1829 in Breiſach, ord. 7. Aug. 
41855, Bic. in Durbach, DOberwolfah, Pfrv. in Urberg, Hofsgrund, 1865 Pfr. in 
Dberfimonswalb, in abs. Pfrv. in Riebheim; geft. 4. Juni. 

26. Wolf Franz Dominicus, geb. zu Brudfal 6. Juni 1811, 


orb. 20, Sept. 1834, Vic. in Zöhlingen, Appenweier, Pfrv. in Philippsburg, 1845 
Pfr. in Nedarau, 1851 in Nußloch; gef. 25. Febr. 


27. Wurſthorn Joh. Nepomuk, geb. 10. Mai 1809 in Klengen, 
ord, 27. Aug. 1836, Bic. in Krogingen, Tobtmoos, Gt. Georgen, 1840 Kapl. in 
"‚Bräunlingen, 1850 Pfr. in Kommingen, in abs. Pfrv. in Watterdingen, 1863 Pir. 
in Büßlingen, 1872 in Sipplingen; geft. 21. Nov. 

* Stiftung in ben Kirchenfonb zu Büßlingen. 

28. Zeiler Matthäus, geb. zu Steinhilben 22. Aug. 1806, 
orb. 20. Sept. 1834, Vic. in Sigmaringenborf, Gruol, 1839 Kapl. in Jungnau, 
41850 Pfr. in Glatt; geft. 10. Febr. f 


Geftorben: 28. — Neuprieiter: 33. — Zugang: 5. 


1875. 


1. Apfel Franz Anton, geb. zu Handſchuchsheim 19. San. 
1792, ord. 22. Sept. 1821, Kaplverw. in Tauberbifchojsheim und Lehrer am bortigen 
Pädagogium, 1323 Pfr. in Gamburg, 1839 in Hohenſachſen, 1846 in Büchenau; 
gef. 2. Oct. 

* Nambafte Beiträge zur Meftauration ber Kirhe auf dem Micaelsberg bei 
Untergrombad). 


2. Bechtold Wilhelm, geb. in Rinſchheim 22. Febr. 1845, ord. 
18, Juli 1871, Vic, in Grombach, Handſchuchsheim, Beneficiumsverw, in Gamburg, 
Pfro. in Rieden; geft. in Rinſchheim 5. Apr. 

3. Burkard Karl Friedrich, geb. zu Hardheim 28. Det. 1813, 
orb, 24. Aug. 1842, Vic. in Oberhaufen, Steinbach, Pfrv. in Altheim, Schönau, 
Gap. Weinheim, 1853 Pfr. in Billigheim, 1864 in Kupprichhauſenz gef. 9. Sept. 

* Stiftung in bie bortige Kirche. 


4. Chriſtophl Johann Michael, geb. 1. Sept. 1801 zu Wall: 
bürn, ord. 25, Apr. 1827, Bic. in Feudenheim, Ballenberg, 1823 Kapl. und Lehrer 
am Pädagogium zu Tauberbifchofsbeim, 1834 Pfr, in Hettingen und Schulvifitater, 
1838 Pfr. in Hardheim und Gapitelsdec., 1851 Pir. in Neudenau, Decan und 


1875. 101 


Schulvifitator bes Bez. Mosbah, erzbiichöfl. Commiſſär ber a aa in Wall: 
dürn; get. 15. Sept. 
* Anniverfar in ben Kirchenfond zu Neubenau, 


5. Eier Johann Bapt., geb. zu Steinenftabt 3, Juli 1813, 
ord. 7. Aug. 1843, Bic, in St. Trubpert, 1844 Cooperator zu St. Martin in reis 
burg, 1854 Pfr. in Ibach, 1864 Stabtpfr. in Bräunlingen; gefl. 15. Jan. 

* Anniverfarftiftung in ben Kirchenfondb zu Unteribad). 


6. Geißler Jakob, geb. 30. März 1831 in Leutershauſen, orb. 
9, Aug. 1854, Bic. in Hilsbach, Pirv. in Kuppridbaufen, Borberg, 1866 Pfr. in 
Rieblingen, 1870 in Sedenhbeim; get. 7. Febr. 


7. Hagios Joſeph, geb. 15. Febr. 1805 in Villingen, or. 
4. Sept. 1841, Vic. in Michelbach, Pfrv. in Horn, Cap. Hegau, 1849 Pir. in Buben» 
bad, 1863 in Ranbegg, 1869 in Schöllbronnz geit. 22. Juli, 


8. Huber Matthäus, geb. 21. Sept. 1827 zu Böttingen 
(Württemb.), ord. 9. Aug. 1854, Vic, in Bleichheim bis 1856, Pro. in Oberfpigen: 
bad, Pfarrcurat in Höllftein i. Wiefenth.; geft. in Illenau 26. Oct. 

* Sehr verdient um bie Erbauung ber kathol. Kirche in Hölftein. 


9. Keller Melchior, geb. 6. Aug. 1814 in Bärenthal, orb. 
5. Eept. 1840, Vic. in Sigmaringen, 1846 Pfr. in Weildorf, 1861 in Tafertsweiler, 
1863 in Magenbuchz gefl. 24. Mär. 


10. Klihr Franz Xaver, geb. 10. Nov. 1806 in Ortenberg, 
ord. 20. Sept. 1834, Vic. in Heitersheim, Pfrv. in Griesheim, 1844 Eurat in Jllenau, 
1851 Pfr. in Brenden, 1872 in Aichen; geft. in Waldshut 31. Dec. 


11. Koler Paulus, geb. zu Jungingen 25. März 1800, orb. 
17, Sept. 1826, Vic. in Hechingen, Pfro. in Groffelfingen, 1820 Kapl. in Hechingen, 
1829 Pfr. in Stein, 1845 in Groflelfingen, auch Echulinfpector und Gapitelsbecan, 
1859 Pr. in Owingen; gef. in Jungingen 21. Jan. 

* Stiftung in ben Schulfond zu Jungingen; in bie Heiligenpflege daſelbſt; 
Anniverfarien zur Abhaltung eines Kinderfeſtes (1500 fl.). 


12. Laub Johann Adam, geb. 7. Juni 1814 zu Waibſtadt, 
ed. 7. Aug. 1843, Vic. in Bohsthal, Pfrv. in Kirrlach, Waldmühlbach, Ziegelhaufen, 
Tifelbaufen, 1864 Pir. in Höpfingen; gef. 30. Jan. 


13. Lederle Franz Xaver, geb. 12. Apr. 1805 in Endingen, 
ord, 6. Aug. 1830, Vic. in St. Trubpert, Bleihheim, Pfrv. in Thunfel, Beneficiumss 
verm. unb Lehrer an ber höheren Bürgerfchule in Weberlingen, 1838 Pfr. in Weier 
biD., 1842 Stabtpfr. und Schuldec. in Krautheim, 1850 Pfr. in Schwegingen, 
1851 in Oberweier, 1863 in Muggenfturm; gef. 21. Nov. 

14. Madleid Adolph, geb. zu Ettenheim 13. Juni 1818, ord. 
7. Aug. 1843, Vic. in Rheinsheim, Pfrv. in Neufirh, 1851 Curat in Bürgeln, 
1852 Pfr. in Plittersborf, 1861 in Jechtingen, 1874 in Sasbad und feit 1866 
Gapitelöder.; geft. 24. Febr. 

* Anniverfarftiftung in den Kirchenfond zu Jechtingen. 


102 4875. 


15. Maier Franz Joſeph, geb..15. San. 1811 in Waldkirch, 
ord. 9. Sept. 1837, Vic, in Furtwangen, Kaplverw. in Löffingen, Pfrv. in Möggingen, 
1850 Pfr. in Kreenheinftetten, 1864 in Bühl, Cap. Klettgau, 1869 in Kippen: 
beim; geft. 27. Oct. 


16. Maier Gottfried, geb. zu Külsheim 21. Nov. 1797, ord. 
24, Dec, 1820, 1825 Pfr. in Unterſchüpf, 1832 Pfr. und Schuldec. in Buchen, 1839 
Pfr. in Nußloch; gefl. ald Penſionär in Miltenberg 24. Febr. 


17. Mayer Joſeph, geb. zu Villingen 12. Aug. 1796, ord. 
22. Sept. 1821, Vic. in Radolfzell, Cooperator am Münfter in Freiburg, 1832 Pir. 
in Jechtingen, 1852 in Biengen; geft. in Freiburg 23. Juni. 

* Etiftung für arme Kinder (jährlich 100 fl.) in Biengen; für Erſtcommuni— 
canten; in ben Armenfond; in berfelben Weiſe Stiftung in den Kirchenfond zu Jech— 
tingen mit Anniverfar; Stift, in den Münfterfond in Billingen zu einem Anniverfar. 


18. Mefmer Mayr Lorenz, geb. 13. Juli 1803 in Limbad, 
ord. 20. Sept. 1834, Vic. in Thengen, Bühl, Cap. Klettgau, Pfrv. in Ortenberg, 
Dingelsborf, 1851 Pr. in Saig, 1865 in Rieböfhingen;z get. 21. Febr. 


19. Met Bernard, geb. 20. Mai 1802 in Obermweier, orb. 
5. Aug. 1830, Vic. in Muggenflurm, Pfro. in Bietigheim, 1841 Pfr. und Schuldec. 
in Allfeld; geft. 1. Apr. 

* Stiftung in ben Kirchenfond zu Oberweier und Alfeld. 


. 20. Obert Kaſpar, geb. zu Burbad 21. Nov. 1801, ord. 6. Aug. 
1830, Vic. in Urloffen, 1835 Pfr, in Schölltronn, 1838 in Dogern (24 J.), 1862 
in Ebersmweier; gefl. 6. Apr. 

* Stiftung in ben Kirchenfond zu Burbad und Dogern zu Paramenten; für die 
Neparatur der Kirche in Ebersweier, hier und in Dogern Anniverfar. 


21. Pfifter Franz Joſeph, geb. 24. Oct. 1810 zu Ettenheim, 
ord. 20. Sept. 1834, Vic. in Offenburg, 1843 Kapl. in Rothweil, in abs. zeitweife 
Pro. in Urloffen, 1848 Pfr. in Mauer, 1851 in Mahlſpüren, 1862 in Ilmenſee, 
1868 in Hänner, 1871 in Großweier; geit. 13. Aug. 


22. Nomer Franz Jofeph, geb. 27. Febr. 1824 in Aaſen, ord. 
10. Aug. 1852, Vic. in Oberhaufen, Pro. in Kippenhein, 1862 Pfr. in Weinheim, 
1870 zu St. Stephan in Conftanz; geft. 13. Juni, 


23. Schaible Ernft, geb. 28. Mai 1838 in Renchen, ord. 9. Aug. 
1863, Vic. in Renchen, Ettenheim, Pfrv. u. 1867 Pfr. in Windſchläg; gef. 9. Mär. 


Schaier Georg Mich., geb. 10. Sept. 1807 in Riedöſchingen, 
ord. 3, Febr. 1839 in Ravenna als Mitglied des Gapuciner-Orbens, paftorirte als 
ſolches an verfchiebenen Orten taliens bie bort lebenden Deutfhen, 1853 in Weit: 
falen, 1855—1859 als Miffionär in Graubünden, dann wieber in feinem Kloſter 
zu Ferrara bis 1867, von ba ab Iebte er in Kommingen, Gap. Engen, und Teiftete 
Aushilfe in der Nachbarſchaft; geſt. 27. Febr. 


24. Schultheiß Friedrich, geb. 4. März 1883 zu Wiechs, ord. 
7. Aug. 1855, Vic. in Bühl und 1857—60 Pfro. dafelbft, als folder in Hüfingen, 


1875. 1876. 103 


Sidingen, zu St. Paul in Brudfal, 1863 Pfr. in Meßlirch, 1867 in Wolfad; 
ai. 7. Dec. 

* Anniverfar in ben Kirchenfond zu Wolfah und Wiechs. 

25. Staiger Johann Bapt., geb. 9. Febr. 1801 zu Conſtanz, 
er. 3. Sept. 1832, Bic. zu Schönau, Endingen, Pfro. in Gallmannsweil, 1839 
Kırl. in Bohlingen, 1843 Pfr. in Weiler, 1851 in Riebern, 1862 in Worblingen; 
get. in Conſtanz 23. Aug. 

* Stiftung in den Münfterfondb zu Conſtanz; in den Kirchenfond zu Weiler, 
Amt Conftanz, und zu Gallmannsweil für ein Anniverfar. 

26. Weber Johann, geb. zu Sasbachwalden 17. Juni 1806, 
erd. 16. Aug. 1833, Vic. in Oehnsbach, in Ulm b. O., Pfrv. in Müllen, 1840 Pr, 
in Unterklirnach, 1846 in Welſchenſteinach, 1851 in Kürzel, 1866 in Iffezheim; 
geft. 20. Aug. 

* Stiftung eines Gemäldes (200 fl.) in bie Kirche zu Welſchenſteinach. 

27. Wiggenhanfer Johann Bapt., geb. zu Eonftanz 16. Mai 
1805, ord. 17. Sept. 1828, Vic. und 1831 Pro, in GSeefelden, 1834 Beneficiat 
m St Jakob im Schotten zu Gonftanz, 1867 Pfr. in Hindelwangen; geft. 
4, Oct. 

* Stiftung zu einem Seelenamt in ben Kirchenfond zu Hindelwangen (850 M.). 


Geftorben: 27. — Neupriefter: 18. — Abgang: 9. 


1876. 


1, Bader Joſeph Stephan, geb. 25. Dec. 1803 in Freiburg, 
ord, 29, Sept. 1829, Vic. und Pfrv. in Merzhaufen, Kaplverw. in Eigeltingen und 
Steiklingen, Pfr. in Hindelwangen, in Raithaslach, hier 1840 Pfr,, 1850 in 
Friedingen a. d. A. 1861 in Ehingen; geſt. 15. Dec. 

* Stiftung in ben Bruberfchaftsfond zu Raithaslah, Anniverfar und Almofen. 


2. Binfert Philipp, geb. zu Lobenfeld 29. Juni 1839, ord. 
>. Aug. 1862, Vic. in Ortenberg, Pfrv. in Sasbach, fodann in Jehtingen; geft. 
18. Febr. 

3. Böhler Franz Fidel, geb. zu Hochſal 15. Sept. 1806, ord. 
DD, Sept. 1834, Bic. in Schluchfee, Niederrimfingen, Pfr. in Hundheim, 1848 Pfr. 
in Heudorf, in abs. Pfrv. in Neukirch, wieder zurüd nach Heuborf; geft. 9. Juli. 


4. Buchdunger Lorenz, geb. zu Oos 2. Aug. 1802, orb. 19. Sept. 
1829, Bic, in Haslach, Raftatt, bier 1831 auch Pfrv., 1833 Profeffor am Lyceum, 
1843 Stabtpfr. und Schuldec. in Raftatt; get. 7. Apr. 


5. Dieringer Zranz Xaver, geb. 22. Aug. 1811 zu Rangen— 
dingen, orb. 19. Sept. 1835, Repetitor im Priefterfeminar zu Freiburg, 1840 
Profeflor am bifchöfl, Seminar zu Speier, 1844 Profefjor an der Univerfität Bonn, 


104 1876. 


1853 zugleih Mitglied des Metropolitancapiteld in Göln, 1871 Pfr. in Beringen- 
dorf; gefl. 8. Sept. 

* Stiftung (1200 fl.) in bie Kirchenpflege zu Rangenbingen ; in das Fibelis: 
haus ein Stipenbium (1000 fl.). 

”* Schriften: Syſtem ber götilichen Thaten bes Chriſtenthums. 2 Bde. 
2. Aufl. 1857. Kanzelvorträge an gebilbete Katholifen. 1844. Der bl. Karl Borro: 
mäus und bie Kirchenverbeflerung feiner Zeit. 1846. Lehrbuch der kathol. Dogmatif, 
5. Aufl. 1865. Epiſtelbuch der Fathol. Kirche. 1863, Laienfatehismus über Religion, 
Offenbarung und Kirche. 2. Aufl. 1868. — Beiträge in ber Tüb. theolog. Quartal: 
fchrift; in der Freib. Zeitfchrift für Theologie; im „Katholif”, welche Zeitichrift er 
1843 rebigirte; in ber von ihm begründeten kathol. Monatsjchrift für Wiſſenſchaft 
und Kunft; im Aſchbach'ſchen Kirchenlexikon; im Bonner theolog. Literaturblatt, — 
Mehrere Gelegenbeitsichriften in Sachen Günthers, Hirfchers, — Dieringer war aud 
ber Gründer und mehrere Jahre Vorftand des Karl-Borromäus-Vereins. 


6. Dörr Joh. Georg Franz, geb. 16. Oct. 1803 zu Buchen, 
orb. 6. Aug. 1830, Vic. und Pfrv. in Schweinberg, 1835 Pfr, in Hochhauſen; 
geft. 24. Sept. 

* Anniverfarfiftung in ben Kirchenfondb zu Schweinberg; verſchiedene Kirchen- 
geräthe. 


7. Freund Auguft, geb. zu Feldkirch 24. Aug. 1808, ord. 
20. Sept. 1834, Vic, in St. Märgen, Endingen, Forchheim, Kaplverw. in Grün: 
wald, Pfrv. in Dillenborf, 1843 Pfr. in Gremmelsbach, 1847 in Krenfingen, 1852 
in Forchheim, 1864 Stabtpfr. in Waldkirch; geft. 9. Juni. 

° Stiftung in ben Rirchenfond zu Waldkirch. 


8. Gaifer Gottlieb, geb. 10. Mai 1832 in Wildthal, or. 
10. Aug. 1857, Vic. in Haslach, Pfrv. in Fathol. Thennenbronn, 1864 Pfr. bafelbft, 
in abs. Pfrv. in Wettelbrunn, Ballreiten, 1867 Pfr. in Lembadh, in abs. Pfr. in 
Allmannsborf; geft. 22. Juli. 


9. Göggel Johann Bapt., geb. zu Haigerlod 22. Juni 1803, 
ord. 17. Sept. 1828, Vic. in Benzingen, Pfrv. in Harthaufen, 1831—1836 Profeſſor 
in Hebingen, Pfrv. in MWalbertsweiler und Betra, 1839 Pfr. in Minbersborf, 1849 
Pfr. und feit 1856 Gapitelödec. in Stetten bei Haigerloch; geft. 9. Mai. 

** Beitrag in bas (Freib.) Archiv III. 


10. Grathwohl Fidel, geb. zu Ueberlingen 7. Mär; 1812, 
orb, 19. Sept. 1835, Vic, in Meersburg, Pfro. in Kappel bei Freiburg, Fürftenberg, 
Blumberg, 1846 Kapf. in Epfenhofen, 1850 in Bohlingen, 1853 Pfr. in Tobt 
moos; gef. 18. Apr. 

* Anniverfarftiftung in ben Kirchenfond zu Todtmoos; verfchiebene Kirchen: 
geräthe und Paramente in bie Kirche, 


11. Groß Franz Joſeph, geb. 16. März 1830 in Impfingen, 
orb. 7. Aug. 1855, Bic. in St. Leon, Ballenberg, Forbah, Pro. in Herrenmwies, 
DWaltersweier, Hilsbach, Kaplverw. in Ballenberg, Pfrv. in Herbolzheim, Sclierftabt, 
Gerichfteiten, Sidingen, 1871 Pir. in Oberfädingen, in abs. Kaplverw, in Liptingen; 
gef. 16. März. 


1876. . 105 


12. Haas Franz Joſeph, geb. 11. Nov. 1800 zu Hartheim 
a. RH., orb. 22, Sept. 1826, Vic. in Nußbach, 1829 Pfr. in Herrenwies, 1834 in 
Forbach, 1851 in Zell i. W. 1864 in Nußbach; geft. 19. Jan. 

* Stiftung in den Kirchfpielalmofenfond in Nußbach; Anniverfar in ben Kirchen: 
fend; gemalte Fenſter in bie Kirche; in den Armenfond zu Zell i. W. (1000 fl). 


13. Haid Wendelin, geb. zu Imnau 16. Oct. 1803, orb. 
20. Sept. 1827, Eooperator in Ueberlingen, ſodann Beneficiumsverw. und Vorſtand 
der dortigen Bibliothef, 1841 Pfr. in Neukirch, 1843 in Andelshofen und Schuls 
vifitater, 1845 in Löffingen und Gapitelsbec., 1853 in Lautenbach; geft. 19. Oct. 

* Stiftung in ben Kirchenfond in Imnau; Anniverfarfiiftung in Lautenbach 
und zur Anfhaffung von Kirchenrequifiten. 

» Begründer und für bie erften Bände Mitrebacteur bes Didcefan:Arhivs; 
Verfafler einer Reihe von Beiträgen, fiche das Verzeichniß berfelben Bd. 10, ©. 370, 


14. Hennela Adam, geb. zu Mannheim 5. Apr. 1839, ord. 
3. Aug. 1862, Vic. in Mörſch, Karlsruhe, Cooperator bei St. Martin in Freiburg, 
Hilfsarbeiter bei dem erzbifchöfl. Orbinariat, Religionslehrer am Lyceum in Gonflanz, 
Pfro. in Steinbad; gef. 16. Dec. 


15. Katzenmaier Joh. Friedrich, geb. 5. Juni 1806 in Eon: 
ſtanz, orb. 6. Aug. 1830, Vic. in Beuren a. d. Nah, Pro. in Salem, 1838 Pfr. 
in Weildorf, 1843 in Bermatingen; geft. 13. Aug. 

* Anniverfar mit Almofen in den Kirchenfonb zu Bermatingen; zur Grüns 
bung eines Schulfonds bafelbft (300 fl.) und in die Eapitelscafle. 


16. Kling Ignaz, geb. zu Bühl 29. Auli 1779, orb. 23. Dec. 
1810 in Mainz, fehrte 1820 in das Heimathland zurüd, Beichtvater in Dttersweier, 
1825 Pfr. in Ottenau, 1827 in Burbach, 1838 in Untergrombad; gefl. 3. Nov, 

® Verbient um bie Reflauration ber Kapelle auf bem Michaelsberg und um bie 
Erbauung der neuen Kirche in Untergrombad). 


17. Knaus Joh. Bapt. Wilhelm, geb. zu Ehingen a. d. Don. 
20. Juni 1785, Noviz in St. Beter, ord. 21. Sept. 1811, Vic. in Merdingen, 1816 
Locallapl. in Bubenbach, 1839 Pfr. in Büchig; geft. als Penfionär in Freiburg 9. Apr. 
* Stiftung in den Kirchenfond in Büchig. 


18. Knörr Berthold, geb. 10. Febr. 1839 zu Thiergarten bei 
Oberlithh, ord. 4. Aug. 1865, Vic. in Kappelroded, Kenzingen, Mannheim, 1871 
Religionslehrer am bortigen Gymnafium und Gurat am Bürgerhofpital; geft. 22. Febr. 


19. Kuhn Alois Mihael Guftav, geb. 4. Febr. 1813 in Ett: 
lingen, orb. 9. Sept. 1837, Vic. in Rheinsheim, Raftatt, Pfrv. in Steinmauern, 
1850 Pfr. in Eberfleinburg und Schulvifitator, 1863 in Michelbach; geft. 2. Jan. 


* Anniverfar in den Kirhenfond zu Schwekingen und Eberfteinburg. 


20. Reberle Karl, geb. 23. Mai 1802 in Offenburg, orb. 
11. Sept. 1828, Vic. in Heuweiler, St. Trudpert, Pfrv. in Unterfimonswalb, Allens: 
bach, Kapl. und 1840 Pfr. in Beuren (bei Heiligenberg), 1944 Pfr. und Schulbdec. 
in Jimenfee, 1849 Stadtpft. in Meßkirch, in abs. Pfrv. in Dürrheim, Emmingen 
ab Ed; geſt. als Penfionär in Heidelberg 22. März, 


106 1876. 


21. Lender Franz Xaver, geb. 22. Nov. 1796 in Pfullendorf, 
ord. 22, Sept. 1821, Vic. in Grafenhaufen, Gap. Stühlingen, 1822 Profeffor am 
Gymnaſium in Donauefdhingen, 1824 am Lyceum in Eonftanz, 1829 mit bem Titel 
Präfect Vorftand, 1838 mit dem Titel Director, feit 1835 zugleich ber höheren Bürger: 
ſchule, 1847 Stabipfr. und Schulbec, in Gengenbad, 1854 Stadtpfr. in Breifad; 
geil. 22, Aug. 


* Stiftung von Altären und gemalten Fenftern in bie Kirche zu Breifach; zur 
Reftauration bes Münfters (15 000 Marf); von Gemälden in bie Spitalkirche zu 
Breiſach; Münſterthurmuhr; Anniverfarftiftung in ben Münfterfond und in ben Jakobs: 
fapellenfond in Gengenbad. 

** Beilagen zu den Gonftanzer Oyceumsprogrammen 1833, 1834, 1837: Beis 
träge zur Gefchichte ber Anftalt; 1838: Zur Gefhichte des bürgerlichen Lebens der 
Stabt Conſtanz im Mittelalter; 1841: Die religiöfe Richtung der Platonifhen Er: 
ziehung und Bildung. — Gebetbud für Gumnafiaften. 2. Aufl, 1844, 


22. Majer Joſeph Anton, geb. 30. Jan. 1800 zu Villingen, 
ord. 21. Sept. 1826, Profefjor am Gymnafium in Donauefhingen, 1831 Pfr. in 
Urach, 1842 in Sunthaufen, 1862 in Kirchen und Gapiteläbec.; get. 17. Nov. 


23. Merklinger Leopold, geb. zu Ebenheid 26. Jan. 1830, 
ord. 7, Aug. 1855, Vie, in Zell a. H., Pirv. in Aaſen, Bräunlingen, Hilzingen, 
1875 Pfr. in Wolterbingen;z geft. 13. Dec. 


24. Metger Joh. Joſeph, geb. 19. Dec. 1794 zu Obrigheim, 
ord. 21. Sept. 1822, 1825 Pfr. in Walbmühlbah, 1847 in Hodenheim, 1862 in 
Rotb; gell. 24. Apr. 

* Stiftungen: Zur Errichtung der Eathol. Pfarrei in Obrigbeim (Real 
Schem. 265) Liegenichaften, Haus und 5250 fl. Capital; zu einem Kirchen: unb 
Pfarrhausbaufond daſelbſt 853 fl.; in den Kirchenfond zu Hodenheim ein Anniverfar 
und für Erftcommunicanten; zur Gründung eines Schulfonds in Waldmühlbach und 
Kapenthal; in den Kirchenfond zu Roth Jahrtagamt; Beitrag zur Hermannftiftung. 


25. Nadler Johann Melch., geb. zu Burkheim 7. Nov. 1794, 
ordb. 21. Sept. 1822, Gooperator in Freiburg, 1825 Pfr. in Wittnau, 1851 in 
Drtenberg; geil. 6. Sept. 


26. Nengart Auguft Hadrian, geb. 4. Sept. 1807 zu Neu: 
baufen bei Billingen, ord. 3, Sept. 1832, Bic. in Dttersweier, Pfrv. in Wiehre, 
Unterfimonswald, Schliengen, 1845 Pfr. in Oberbiederbach, 1849 in Bleibach, 1863 
Stabtpfr. in Elzach; gef. als Penfionär in St. Georgen 4, Sept. 

* Stiftung in die Kirchenfonds zu Dberbieberbah, Neuhauſen, Heumeiler, 
St. Georgen, Bleibah und Buchheim, Euratie Müllheim; verfhiedene Paramente in 
bie Kirche zu St. Georgen und Oberbiederbach. 


27. Römig Michael, geb. zu Oberlauda 2. Febr. 1799, orb. 
6. Aug. 1830, Vic. in Königheim, 1835 Pfr. in Oberſchefflenz, 1844 in Eier 
beim; geft. in Hochhauſen 24, Der. 

*“ Römig beflimmte teftam. ben größten Theil feines Vermögens von 17000 fl. 
zur Wiebererrihtung einer Pfarrei in feinem Geburtsorte Oberlauda (jegt Filial von 


1876. 107 


Panda), wo 1624 in ben Stürmen bes 30jährigen Krieges bie Pfarrdotation ver: 
loren gegangen war. — Zwei Anniverfarien in bie Kirchenfonds zu Eiersheim und 
Oberlauda, Hier auch in den Armenfond. 


28. Autihmann Anton, geb. zu Lembad 9. Jan. 1801, orb. 
21. Sept. 1826, Pic. in Bettmaringen, 1828 Kaplverw. in Engen, Pfrv. in Wel— 
Idingen, 1830 Pfr. in Pfohren, 1840 in Schönenbach, 1852 in Mali bei Ettlingen, 
1863 in Neibsheim; geft. 5. Jan, 

* Stiftete gemalte Fenfter und Paramente in bie Kirche zu Neibsheim; Anni— 
verfar in ben Kirhenfond zu Malſch. 


29. Schreiber Hermann Alerander, geb. 4. Apr. 1821 in 
greiburg, or. 7. Aug. 1843, Bic. in St. Trubpert, Offenburg u. a. Orten, 
Koplverw. in Bräunlingen, Bobman, Leipferbingen; geft. in Weiterdingen 4. Febr. 


30. Stang Anton, geb. 26. Aug. 1829 in Tauberbiſchofsheim, 
erd, 10, Aug. 1852, Vic. in Offenburg, Stetten bei Lörrach, Raftatt, Pirv. in Riegel, 
Steinenftabt, Gurat in Bürgeln, Pfro. in Buchholz, 1863 Pfr. in Lenzkirch, 1865 in 
Batterbingen; geft. 1. Oct. 


31. Stauß Joh. Evang., geb. 28. Dec. 1801 zu Benzingen, 
ord, 24. Sept. 1825, Vic. in Sigmaringen, 1827 Pfr. in Betra, 1835 in Walberts- 
weiler, 1844 in Habsthal, zugleich Director ber dortigen Waifenanftalt und des Prä- 
barandeninftituts, 1848 Pfr. in Bingen, öſters auch beforgte er bie vacante Kapl. 
mit den Filialen Hizkofen und Hornftein und die Etrafanftalt an letzterem Orte; 
feit 1850 Schulcommifjär, 1856 Neligiensprüfungsconmmijjär für das Gymnafium 
Hedingen, Borftand des Berwaltungsrathes des allgem. Kirchenfonds; geft. 10. Oct. 

* Anniverfarien in die Heiligenpflege zu Bingen und Benzingen; nambafte 
Senkung an bürftige alte Leute und Schulkinder in Bingen bei der Feier feines 
Jubiläums, 

”* Schriften: Der Engel ber Kleinen. 1836. Weber Entwurf und Abfaflung 
eines Diöcefan-Katechismus ꝛc. 1837. Beiträge in ben „Ratholif*, die Freib. Zeit: 
fHrift für Theol., die pädagog. Zeitihrift von Heim u. a. 


32. Bogel Wilhelm, geb. zu Baden 3. Juli 1801, ord. 24. Sept. 
1825, Vic. zu Ettlingen, Lehrer an der Lateinfchule bafelbft, Vic. in Mannheim, 
Pr. in Buchen, Schriesheim, 1832 Pfr. in Ziegelhaufen, 1838 in Eifenthal, 1849 
in Langenbrüden, refignirte 1858; geft. in Bruchſal 2. Yan. 


33. Waguer Alois, geb. 27. März 1819 in Ebnet (Schweiz), 


od, 24. Mai 1844, Pfrv. in Zunsweier, Riedern, 1862 Pfr. in Niederwihl; 
get. 25. Aug. 


34. Weyland Karl, geb. zu Kappela. Rh. 31. Aug. 1801, ord. 
2%. Sept, 1827, Bic. in Oberfirh, Kaplverw. in Waldkirch und zugleich excurr. Pfrv. 
in Bleibach, Pfro. in Buchenbach, Kenzingen, 1834 Pir. in Bohlsbach, 1839 in Hug: 
fetten, in abs. Pfrv. in Wettelbrunn, 1863 Pir. in Zähringen; gef. als Pen: 
fonär in Hugfletten 8. Aug. 


* Anniverfar in den Kirchenfond zu Hugftetten; Paramente in bie Kirche. 





Gejtorben: 34. — Neupriefter: 19. — Abgang: 15. 


108 1877. 


18717. 


1. Bauer Bernard, geb. 10. Apr. 1841 in Oberjasbad, orb. 
6. Aug. 1867, Vic. in Weingarten, Ichenheim, Pfrv. in Herrenwies, Bühl (Klett: 
gau); geſt. 16. Der. 


2. Bauer Johann Bapt., geb. 22. Oct. 1809 zu Ehrenftetten, 
orb. 19. Sept. 1835, Vic, in Hugftetten, 1847 Bir. in Moos, 1853 in Hertben, 
1869 in Iſtein; gefl. 29. Oct. 

* Stiftung in ben Kirchenfond zu Iſtein. 


3. Bayer Wilhelm, geb. in Buchholz 30. Apr. 1843, ord. 
18, Juli 1871, Vic. in Unteralpfen, Unzhurſt, Rickenbach, Oberwolfad; geft. als 
Tiſchtitulant in Buchholz 12. Dec. 


4. Faißt Theodor, geb. 9. Nov. 1837 in Neuſatz, ord. 6. Aug. 
1867, Bic. in Ulm, Erzingen, bier aud PRfrv., 1871 Pro. in IJmmenbingen, 
zuglei für Zimmern; geſt. 8. Sept. 


5. Sieger Caſimir, geb. 27. März 1836 zu Waldftetten, orb. 
6. Aug. 1861, Vic. in Lauda, Königheim, Kaplverw. in Haufah, Gamburg, Bohlingen, 
1871 (erfter) Pr. in Kügbrunn, 1874 in Hödingen; geft. 16. Mai. 


6. Frank Chriftian, geb. 14. Dec. 1806 in Deggenhaujen, 
orb, 20. Sept. 1834, Vic. in Kirchhofen, Münchweier, 1842 Pfr, in Döggingen, 1850 
in Elchesheim, 1863 in Dttersborf; gefl. 27. Nov. 


7. Gärtner Philipp, geb. zu Harbheim 23. Mai 1804, ord. 
7. Sept. 1831, Vie. in Ladenburg, Pro. in Ballenberg, Wertheim, 1841 Pfr. in 
Werbachhauſen, 1847 in Gerhsheim; get. 25. Mai. 

* Stiftung in den Kirchenfond zu Gerchsheim (5000 Marf). 


8. Gottmann Johann, geb. 3. Aug. 1827 in Obrigheim, ord. 
9. Aug. 1854, Vic. in Haslach, Pfrv. in Thannheim, Grüningen, Wagenflabt, 1865 
Pr. in ReihenausOberzell; geil. 6. Jan. 

* Anniverfar in den Kirchenfond zu Obrigheim. 


9. Grab Eornel, geb. 2. Mai 1819 zu Borberg, ord. 7. Aug. 
1843, Bic. in Tauberbifchofsheim, 1844 Lehrer am Lyceum in Heibelberg, 1848 Pfrv. 
in Grünsfeld, Königshofen, Walldürn, 1851 Pfr. in Herbolgheim, 1866 in Grüngfelb, 
1868 in Kirrlad; gefl. 2. Nov. 

* Anniverjar in bie Kirche zu Kirrlach; Paramente in bie Kirche zu Boxberg. 


10. Gruber Johann Georg, geb. 3. Apr. 1822 in Kaltbrunn, 
ord. 31. Aug. 1844, Vic. in Donauefhingen, Zell a. H., Kaplverw. in Galem, 
Gooperator am Miünfter in Gonftanz, Beneficiat für Petershaufen, auch Pfrv. am 
Münfter, 1873 Pfr. in Mundelfingen; gefl. 13. Dec. 

Bol. Freib. Kirchenbl. 1878, Nro, 5. 

* Stiftung von Paramenten in bie Kirche zu Mumnbelfingen; Beitrag zur 
Kohler: Hermann-Stiftung. 


1877. 109 


11. Haberſtroh Joſeph, geb. 13. Mai 1809 in Elzach, ord. 
16. Aug. 1833, Vic. in Schlatt, Herbern, Griesheim b. O., Pirv. in Appenweier, 
Unzhutſt, Lauf, 1843 Pr. in Forchheim, in abs. Pfrv. in Kiechlinsbergen, 1850 
in Oppenau, 1862 in Beingarten; gefl. 14. Jan. 


* Am legteren Orte eine Anniverfarftiftung. 


12. Häring Konrad, geb. 26. Nov. 1833 in Offenburg, orb. 
2. Aug. 1859, Bic. in Haslach, Kappelrobed, hier auch Pfro., als folder in St, Bla- 
fien, Conſtanz (Spital), Hochſal, Shuttern; geft. 19. Juni. 


13. Hemmen Chriftian, geb. zu Gottenheim 20. Sept. 1802, 
ord. 21. Sept. 1826, Bic. in Waldehut, Sasbach, 1832 Pfr. in St. Roman, 1838 
in Gündelwangen, in abs. Kaplverw. in Pfaffenweiler; gef. als Penfionär in 
Gottenheim 16. Juli. 

* Eeelenamt in ben Kirhenfond zu Gottenheim. 


14. Herderer Joſeph, geb. 20. Dec. 1832 in Rottweil a. N, 
ord. 4. Aug. 1858, Vic. in Neuhauſen, Pfrv. in Schöllbronn, Eppingen, bier 1866 
Fir, 1872 in Schlierftabt; geft. 14. Nov. 


15. Höß Joſeph, geb. 15. Oct. 1841 in Stühlingen, ord. 
2. Aug. 1864, Vic. in Schwarzach, Kappelroded, Dauchingen; geft. als Tiſchtitulant 
in Debningen 19. Mai, 


16. Huber Johann Bapt., geb. zu Munbelfingen 8. Juli 
1805, ord. 20. Sept. 1834, Vic. in Oberprechthal, Tobtnau, Kaplverw. in Billafingen, 
1844 Pfr. in Lembach, 1866 in Mühlingenz geft. 18. Apr. 


17. Kleiſer Joſeph, geb. 8. Juni 1817 in St. Peter, ord. 
24. Aug. 1842, Vic. in Oberried, Pfr. in Hofsgrund, Gooperator am Münfter in 
Fteiburg, Pfro. in Wittnau, 1852 Pfr. in Buchholz, 1862 in Steinenftabt und 
Gapitelöbec. ; geft. 14. Dec, 


* Stiftung in den Kirchenfond zu Steinenfladt. 


18. möbel Ignaz, geb. zu Baden 13, Dec. 1797, ord. 23. Sept. 
18%, Pfro. in Necargerach, 1827 Pfr. in Bargen, 1835 in Mühlhaufen, Gap. Waib- 
ſtadt, 1843 in Müllen, 1853 in Ketſch; gef. als Penf. in Langenbrüden 22. Zuli. 


19. Köppel Joſeph, geb. 20. Nov. 1829 in Weinheim, ord. 
18. Nov. 1852, Vic. in Schwegingen, Rotbenfels, Pfrv. in Michelbach, Schweinberg, 
Reunfichen, 1867 Pfr. in Oberfpigenbady, 1873 in Heumweiler; gefl. 4. Dec. 


20. Kuder Guſtav, geb. 24. Oct. 1826 in Raftatt, ord. 10. Aug. 
1852, Bic. in St. Trubpert, Stetten bei Lörrach, Pfrv. in Ettenheimmünfter, Mer: 
dingen, Urberg, Urach, Kaplverw. in Stühlingen, 1869 Pfr. in Wintersborf; 
geil. in Raftatt als Tiſchtitulant 20. Jan. 


21. Yanz Franz Karl, geb. 9. Aug. 1809 in Radolfzell, orb, 
3. Sept. 1832, Vic. zu St. Stephan in Gonflanz, Raplverw. in Stodah, Pfrv. in 
Nühlpanfen, Hügelsheim, 1846 Pfr. in Kadelburg, in abs. Pfrv. in Oberfädingen, 
1862 Pfr. in Forft; geft. als Penfionär in Walldürn 20. Juli, 


110 1877. 


22. Mayer Adolph, geb. 26. Apr. 1836 in Rietheim, orb. 
2. Aug. 1859, Vic. in Engen, Herbolgheim, Kaplverw. in Pfullendorf, Pfrv. in 
Winterjpüren, 1870 Pfr. in Kürzell; geft. 29. Mai. 


23. Mayer Philipp Bartholomäus, geb. zu Haigerlod 
24. Aug. 1807, ord. 7. Sept. 1831, Vic. in Dwingen (bei Ueberlingen), Burladingen, 
1841 Pfro, in Thalheim, 1842 Kapl. und Präceptor in Haigerloh, 1845 Kapl. zu 
Sigmaringen unb Lehrer in Hedingen, in bemfelben Jahre Stabtpfr. in Trocdhtef- 
fingen und eine Reihe von Jahren Schulcommiſſär, 1847 (in abs.) Rector bes 
Gymnafiums in Hedingen, 1848 wieder auf der Pfarrei, 1859 Pfr. in Inneringen, 
1864 als commiſſar. Schulratd in Sigmaringen, 1875 Dec. des Capitels Be 
ringen; geft. auf ber Heimreife von Ragatz zu Gonftanz 6. Juli, 

* Stiftungen: Zur Ausjlattung eines gefitteten Mädchens aus Inneringen 
(1000 fl.), eine zweite Stiftung zu demſelben Zwede (1000 fl.); Stiftung für Knaben 
zur GErlernung eines Handwerks (2000 fl.); für das Haus Nazareth, bas Spital in 
Haigerloch; Anniverfar in die Schloßkirche bafelbft. 


24. Milz Joſeph, geb. 19. März 1807 in Eonftanz, ord. 
3. Sept. 1832, Vic. in Murg, zeitweilig auch Pfrv. in Wyhlen, 1863 Pfr. in Murg; 
geft. 14. Zuni. 

* Etiftungen in ben Kirchenfond zu Tobtmoos (1000 Mark), in ben Pfarr: 
bausbaufond zu Thengendorf, in ben FKirchenfond und Pfarrhausbaufond zu Murg 
(800 Mark). 


25. Montet Franz Xaver, geb. 30. Dec, 1803 in Schönau, 
orb. 17. Sept. 1828, Vic, in Gurtweil, Pfrw. in Rheinheim, Krogingen, 1836 Pir. 
in Krentingen, 1845 in Sinzheim; geft. 5. Oct. 


26. Müller Karl, geb. in Shenheim 14. Mai 1831, ord. 
10. Aug. 1857, Bic. in Wolfah, Neuftabt, Kappelroded, Kaplverw. in Sädingen, 
Pfrv. in Bremgarten, Ehönwald, Tobtnauberg, Moos; geft. 22, Febr. 


27. Nicolai Joſeph, geb. 10. Dec. 1800 zu Raftatt, ord. 
24. Sept. 1825, Vic. in Raftatt, 18281829 prov, Lehrer am Lyceum und Schul: 
feminar bafelbft, 1829—1832 prov, Lehrer am Gymnaſium in Offenburg, 1832 am 
Lyceum in Gonftanz, 1833 Profefjor dafelbft, 1848 am Lyceum in Raftatt; geft. 
14. Mai. 

* Trauerrede auf bie Königin Hortenfia. 1837. Zur Geſchichte ber Inſel 
Reichenau. Konftanzer Lyceumsprogramm 1843: Verſuch einer Erflärung ber Stelle 
bei Strabo VII. p. 292, welche Inſel des Bodenſee's (Lindau oder Reichenau ?) dem 
Tiherius als Stügpunft bei feinen friegerifchen Unternehmungen gegen bie Rhätier 
und PVinbelicier gebient habe. — Ueber dag Fehdeweſen im deutſchen Mittelalter. 
Beil. zum Raflatter Programm 1855. 


28. Pfeiffer Johann Blaſius, geb. 3. Febr. 1800 zu Haiger— 
loch, ord. 24. Sept. 1825, hierauf Oberſtadt-Kaplan in feinem Baterort, 1840 Pr. 
in Siberatsweiler, 1853 in Hart; lebte mit Abjenzbewilligung in Zrillfingen und 
Haigerloch; bier geit. 20. Jan. 

* Beitrag in das Gonftanzer Pafloral:Archiv 26, 


1877. 111 


29. Rothweiler Franz Anton, geb. zu Freiburg 24. März 
17%, ord. 20. Sept. 1819, Vic. in Amoltern, Pro. in Griesheim, Achlarren, Steinen: 
Habt, 1825 Pfr. in Ziegelbaujen, 1831 in Waltersweier, 1837 in Lauf, 1849 in 
Ebnet; geit. 9. Zuli. 


30. Schuh Alois, geb. 10. Dec. 1813 zu Neuſatz, ord. 5. Sept. 
1540, Bic, in Mündmweier, Mannheim, 1851 Pir. in Pforzheim und Hausgeiftlicher 
der bortigen Pflege und Heilanftalt, Schulvifitator, 1863 Stadtpfr. in Brudfal; 
geht. 9. Febr. 

® Stiftung in den Kirchenfond zu Bruchſal, Neuſatz, Pforzbeim, bier auch für 
arme Erficommunicanten. 


31. Schwendemann Matthias, geb. 20. Febr. 1804 zu Steinad, 
erd. 19. Sept. 1829, Vic. in Griesheim, Gooperator zu St. Martin in Freiburg, 
1839 Pr. in Biberah und Schuldec., 1864 Pfr. und Dec. in Bühl db. O.; gefl. 
14, Febr. 


* Anniverfar in den Kirchenfond zu Biberad). 


32. Stöhr Athanaſius, geb. in Billingen 2. März 1810, 
erd. 20, Sept. 1834, Vic. in Inzlingen, Pfrv. in Bermatingen, 1843 Pir. in Mim— 
menbaufen, 1848 in Weildorf und Gapitelsdec., 1866 Stabdtpfr. in Ueberlingen; 
geil. 4. Apr. 


* Stiftung in ben Münfterfond zu Billingen zu Anniverfarien. 


33. Bolm Konrad, geb. zu Hechingen 21. Dec. 1796, ord. 
X. Sept. 1819, Gapiteldvicar, Beneficiat in Zimmern, 1821 Pfr. in Haufen, 1839 
in Weilheim; geft. in Hechingen 31. März. 


34. Warth Chriſtoph, geb. 7. Mai 1799 zu Kuppenheim, 
erd. 21. Sept. 1826, Vic. in Mudau, 1831 Pfr. in Siegelsbah, 1838 in Wich- 
Iingen, 1844 in Darlanden, in abs. Pird. in Dallau, 1871 Pfr. in Windiſch— 
buch; geil. 25. Juli. 


35. Bill Johann Georg, geb. zu Freiburg 12. Febr. 1795, 
erd. 23. Sept. 1820, Bic. in Hugftetten, 1826 Kapl. in Billingen, 1835 Pfr. in 
Eſchbach bei Staufen, 1840 Pir., Schul: und Eapitelsbec. in Triberg, 1851 in Stein: 
bad; refign. 1857, geft. in Baben 29. Juli. 


* Stiftung für fittlih verwahrloste Kinder. 


36. Wirnfer Karl, geb. 14. Sept. 1829 zu Mannheim, ord. 
7. Aug. 1855, Vic. in Muggenfturm, Pfrv. in ©t, Leon, Hambrüden, Rohr: 
bach, Wieſenbach, zu St. Peter in Brucdfal, 1867 Stabpfe. in Oberfird; 
gef. 3. Aug. 





Geftorben: 36. — Neupriejter: 12. — Abgang: 24. 


112 Ergänzungen und Bertdtigungen. 1827—1832, 


Ergänzungen und Beridtigungen. 


182%. 


2. v. Bed: war 1782—17% Pfr. in Bühl, Gap. Klettgau. 
* Zwei Anniverfarien in Watterbingen. 


9, Ferber: Vic. in Haufen, 1802 Kapl. in Zimmern, 1809 Pfr, in Thann- 
beim, 1810 in Stetten unter Hobfftein. 


13. Gruber: Stifter bes Armenfonds in Weildorf, fehr verbient um bie Pflege 
der Typhuskranken 1813 und 1814. Vgl. Marmor, Geſch. Topographie von Conſtanz, 
©. 19. Staiger, Salem ©. 339. 


1829. 


9. Brunner: Weiteres über fein Wirken unb feine Schriften bei Zongner: 
Beiträge zur Geld. ber oberrh. Kirchenprovinz ©. 267. 


34, Nabler Job. M.: 1805 Gooperator zu St. Martin in Freiburg. 


1830. 


25. Meggle Bafil: geſt. 30. Jan. in der Kloſter-Rheinau'ſchen Statthalterei 
zu Mamern, Canton Thurgau, wo er bie letzten Lebensjahre als Gaſt bes Stiftes 
zubrachte. 


Zwiſchen 44 und 45 einzuſchalten: 


Wirt Meinrad: geb. 24. Zuni 1754 in Laubenbach (Württemb.), Eon: 
ventual in Amorbach, Pfr. in Götzingen; geft. 30. Juni in Amorbach. 


1831 


9, Greul: war feit 1793 Beichtvater im Klofter zu Baben, 
34.: Statt Sillendorf zu corrigiren: Dillenborf. 
38. Schumpp: Stabtpfr. in Raflatt 1829—1831. 


1832. 


21. Kilian: Gonventual in Amorbah, fein Kloflername war nicht Genor, 
fonbern Amor. 

28. v. Roll: war Priefter. 

30. Schellenbuch: Stiftete ca. 5000 fl. zur Gründung eines Armenfonds in 
Müuͤhlenbach. 


Ergänzungen und Berichtigungen. 1833—1840. 113 


1833. 
Burg, Biſchof von Mainz: Grünbete als Pfr. in Kappel ben bortigen Armen: 
fonb und in feiner Vaterftabt Offenburg die noch beftebende ſtädtiſche Mufiffapelle, 
17. Klarer: war Franciscaner, 1816 Pfro. in Eberbach. 
23. Mayer J.: Bic. in Munzingen, 1796—1802 erfter Pfr. in Buchenbach. 


1834. 
9, Dürr 3. Bapt.: Vic. in Lehen, Kapl. in Kiechlinsbergen. 
12. Gaß: 1830—1831 Pfrv. in Jechtingen. 


15. Hagenbuch: * Anniverfar in ben Kirchenfond und Stiftung in ben Armen: 
fond zu Bremgarten. 


21. Rappler: * Weitere Stiftungen in ben Armen-, Bruderſchafts- und Früh: 
mehiond zu Steinmauern. 


23. Lang: Sonventual in Amorbach, Pfr. in Sinsheim. 
34. Müller: * Armenfond in Lembad. 


1835. 


12. Goublaire: Conventual in Amorbach, Pfr, in Heſſelbach. 
35. Nothenfee: ** Der Primat des Papftes in allen hriftlichen Jahrhunderten. 


Herausgeg. von Räß und Weis. Mainz 1836—38. 
1836. 


v. Neihlin-Meldegg: Ganonicus bes vorm. Domftiftes in Gonftanz; geft. im 
April oder Mai. 


30, Selb: 1784—1798 Pfr. und Gapitelsbec. in Untermettingen, hierauf Kapl. 
in Neuftadt, dann wieber Pfr. in Untermettingen. 
1837 
Locherer: 1799 von ber Univerfität Freiburg auf die Pfarrei Wenbelsheim bei 
Rottenburg a. N. präfentirt, 1800 Pfr. in Seebronn, 1805 in Jechtingen. 
18538. 
30, Wolff war Ganonicus des Stiftes in Baben, nicht in Worms. 


1840. 


Zwiſchen 8 und 9 einzufchalten: 


Göller Fauſtin, geb. 19. Sept. 1765 in Neudenau, Gonventual in Amor: 
dad, geft. ald pen. Pfr. von Hettingenbeuren 16. Dec. in Freiburg. Vgl. Geſchichtbl. 
Freib. Didc-Ardhiv. XVII. 8 


114 Ergänzungen und Berichtigungen. 1840—1868. 


ber mittelrhein. Bisthümer I. Nro. 3. Die Freib, Kataloge von 1828 unb 1836 
haben ben Namen nidt. 


19. Scheuermann: Gonventual in Amorbach, * Almofenfonb in Külsheim und 
Schweinberg. 


25. Zu corrigiren Steinbach flatt Steinach. 


1842. 


21. Nabholz: war 1814—1822 Pfarrverwefer, nicht Pfarrer in Waldkirch 
bei Waldshut. 


27. Schillinger: Bic. in Hardheim, Limbach, Gamburg und Külsheim. 


1844. 
5. Dirhold: 1798—1804 Pfr. in Untermettingen, 


21. Reiner: Unter Verweifung auf 1848, 12 (Franz Anton R.) und 1858 
(Zojeph Anton R.) ift über die hierher gehörende Perſon das Richtige biefes: 

Neiner Joſeph Anton, geb. 16. Nov. 1779 in Hechingen, ord. 23. Sept. 
1803, Vic. an der fürfil. Hoffirhe in Hedingen, 1809 Bir. in Stein, 1817 in 
Stetten unter Hohlftein, 1823 Kapl. und fürftl. Archivar in Hechingen; geft. 1. Nov, 


23. Schneider 3. A.: 1799-1802 Deutſch-Ordens⸗Pfr. in Herdern. 


1845. 


Jäcl Markus Fidel: »*Tryberg, Verſuch einer Darftellung ber Anbuftrie 
und bes Verkehrs auf dem Schwarzwald. Abdruck aus dem Magazin für Handel 
und Hanbelsgefeggebung von Fahnenberg. Conſtanz 1826. 


17. Kramer: * Stiftung für Erſtcommunicanten und Anniverfar in ben 
Kirchenfond zu Mimmenhauſen. 


28. Wehinger Peter: war nicht Pfr. in Amoltern, ſondern Wehinger 
Franz Xaver, fiehe 1835, 43, 
1846. 


1. Bauer: * Stiftung in ben Armenfond zu Gengenbad, in ben Kirchenfond 
zu Ilmenſee. 


9. Holzmann: gehörte früher dem Francisfaner-Orben an. 
17. Sauter: * Stiftung in den Schul: und Armenfond zu Arlen (200 fl.), in 
jenen zu Rielafingen (4450 fl.). 
1868. 
17.: Statt Küftner zu leſen Kifiner. 


Statiftifhe Neberſicht. 


115 


Statiftifche Weberficht nad) Jahrgängen und Jahrzehnten. 


Jahr 


1831 


Ge Neuss Differenz 
forben | priefter usgang | Bugang 
a\58| — | 3 
46 31 15 — 
46 58 — 12 
48 60 — 12 
43 42 1 — 
38 62 — 24 
47 53 — 6 
47 36 41 — 
38 | 33 5 — 
37 40 — 3 
34 14 20 — 
33 19 14 — 
— 25 — — 
23 45 8 — 
31 21 10 — 
41 19 22 — 
30 18 12 — 
29 17 12 — 
27 14 13 — 
29 15 14 — 
20 15 5 — 
41 17 24 — 
40 14 26 — 
33 18 15 — 
28 33 — 5 


Nach Decennien: 


1828—1837 
1838— 1847 
1848— 1857 
1858— 1867 
1868— 1877 


Jahr 


1853 
1854 
1855 


1856 


1857 
1858 
1859 
1860 


Geftorben: 


417 
302 
302 
334 
292 


Ge 


Neu: Differenz 


Rorben | priefter | Abgang Zugang 


— 
Sonach find in den 50 Jahren (1828—1877) 1647 Prieſter geſtorben, 1678 Neuprieſter 


eingetreten, ber ganze Perſonalſtand hat ſich alfo um 31 vermehrt. 


8* 


116 


Berjonen:Regifter. 


Yerfonen-Regifter. 


Die Zahlen bezeichnen das abgefürzte Tobesjahr bes Beireffenden: 43 — 1843, 


Abele 

Abt 

Achſtetter 
Adam 

Albrecht A. 
Albrecht E. 
Albrecht Plac. 
Allgaier 
Ambs 

Amann Franz 
Amann Fr. X. 
Amann J. Ant. 


Amann Wilh. J. 


Amtsbühler 
Anna 
Anjelment A. 


Anfelment J. N. 


Anſtett L. 
Anſtett Theod. 
Apfel 


Armbruſter J. B. 


Armbruſter M. 
Armbruſter X. 
Arnegger 
Arnold J. M. 
Arnold K. 
Arnold V. 

v. Arx Ild. 
Asp 

Aubrit 

Auer 

Auth 


Baader Mart. 
Bacheberle 


Bachmann G. Ad. 


Bachmann H. 


Bachmann J. Bapt. 


72 = 1872 u. ſ. f. 


Bahmann Zof. 
Bad 


Baber Joſ. Stepb. 


Bader K. 
Baber L. 
Büber 
Bärtelin 
Balbiano 
Banbel 
Bantle 
Barbilch 
Barfüßler 
Baron 

Barth 
Barthelmees 
Bartholme A. 
Bartholme B. J. 
Basler 
Bauchetet 
Bauer U. 


Bauer Bern. 35. 72. 


Bauer €, 


Bauer Fr. J. 
Bauer ©. Fr. 


Bauer Job. Bapt. 71. 


Bauer Joh. Ev. 


Bauer Joh. Nep. 


Bauer of. U. 


Bauer Phil, Ner. 


Baugert 
Bauböfer 
Baumann F. U. 
Baumann 9. 2. 


Baumann Joh. Mart. 
Baumann Joh. Nep. 
Baumann Job. Seb. 


Baumanıı Peop. 
Baumann Bal, 


Baumann Wilh. 
Baur J. €. 
Bayer ©. 

Bayer 8. U 
Bayer M. U. 
Bayer Wilh. 
Becherer 

Bechler 


Bechtold Joh. Joſ. 
Bechtold Joſ. Ign. 
Bechtold M. L. V. 


Bechtold W. 
Beck A. 

v. Beck Fr. W. 
Beck J. A. 


Becker Joh. Pet. 
Beckert 

Beer 

Behe 

Behrle 
Beiderlinden 
Beithorn 
Bell 

Beller 
Belſer 
Benitz Fr. 
Benitz J. B. 
Benz 

Berg 

Bertl 
Beſchle A. 
Beucher 


Beutter Dan. 
Beuiter Ign. 
Benbofer 
Bihmweiler 
Biechele 
Bieget 
Biehlmann 
Bierling 
Bildary 
Binder Georg 
Bindert 
Binkert 

Binz Job. B. 
Binz Joh. Chryſ. 
Birfenmaier 
Birkl 

virkle 

Biſchoff 
Biffinger 
Biumi 
Blaidel 
Blatter 
Blattmann 
Bleicher 
Blumm G. 
d. Bluom K. 
Bluſt 
Bodenmüller 


Bohlanber 
Bohlinger 

Bohn of. Bonif. 
Bohn Karl Anbr. 
Bohrer 


29. 


Boll B., Erzbifchof 


Bo; 
Bornhaufer 
voſch K. Ign. 
voſch Th. 
Boſch Wilh. 
Bofinger 
Bouffleur 
Bräg 
Branbhuber 
Brauch 


Perſonen⸗Regiſter. 


Braun Joſ. 
Braun Joſ. Ant. 
Braun Konr. 
Braun L. 
Bregenzer 
Brehm 
Breiner 
Breiel 
Breiſinger 
Bremfleck 
Brendle 
Brenneiſen 
v. Brentano 
Brettle 
Breunig 
Brick 
Brielmayer 
Briffon 
Brobbed 
Broger 
Broll 

Broß 
Bruderhofer 
Brüderle 
Brüftlin 
Brugger D. 


Brugger Job. Gg. 


Brugger Joſ. At. 
Brugger NIE, 


Brunner Fr. Th. 


Brunner Ph. J. 
Buchegger J. 
Buchegger 2. 
Bucher Aler. 
Buder 3. ©. 
Buchdunger 
Büchler Ambr. 
Büchler C. 
Bühler 

Bürkle F. 
Bürkle L. 
Büttner 

Buhl 
Buhlinger 
Bulach 

Buol F. J. 
Buol J. H. 
Burchard Joſ. 
Burg J. Bapt. 


117 
Burg J. B., Biſchof 33 
Burger Dom. 52 
Burger ©, 32 
Burger of. 60. 66 
Burger 2. 45 
Burghardt F. X. 34 
Burghart A. 28 
Burghart J. G. 42 
Burkard of. 63 
Burkard K. Fried. 75 
Burkart Franz 74 
Burkart Franz Xav. 37 
Burkart H. 41 
Burſtert D. 27 
Burftert F. 9. 60 
Burfiert W. 40 
Bury 53 
Bufchle 27 
Burbeimer 40 
Caluri 34 
Carle 64 
Caſtell 53 
Ehaton 74 
Chriſtophl 75 
Ehorberr 33 
Gläs 69 
Glar 67 
Clavel 66 
Conſtanzer 71 
Dallmann 50 
Daniel 55 
Dannegger F. X. 71 
Dannegger J. K. 29 
Danner 33 
Daub 29 
Deckret 32 
Degen 37 
Deiß 39 
Deller 39 
Demeter J., Erzbiſchof 42 
Denz 65 
Depetris 54 
Derenbinger 32 
Derefer 27 
Detrey 39 
Diebold 74 
Diemer ©. 50 


118 


Diemer 8, 
Dieringer 
Dieter 
Dietenberger 
Dieterle 
Dietrich 
Dietz F- 
Dieb 3. 
Dillenz 
Dirhold 
Diſchinger 
Diſchler 
Ditz Matth. 
Dörle 

Dörr Joh. Georg 
Dörr of, Andr. 
Dold Magn. 
Dolb Paul 
DoU Herm. 
Doll B. 
Dorer 
Dorn 
Dornbuſch 
Dors 
Dreher 
Dreyer 
Düggelin 
Dürr J. 
Dürr 3.8. 
Dufner DI, 
Dufner J. 


Ebe 

Eberle 4. 
Eberle F. &. 
Eberle J. 
Eberle 3. 8. 
Ebner A. 
Ebner J. 
Ed 

Edarb 
Eckerle ©. 
Ederle W. W. 
Eckert F. A. 
Edert F. J. 
Eckſtein 

Eger Beneb. 
Eger Chr. 
Eger Fr. & 


Perſonen⸗Regiſter. 


Eger M. 
Eggler 


Egle J. B. 


Egle V. 

Egler 

Ehren 

Ehrhardt J. 
Ehrhart 

Ehrle 

Ehrlich 
Ehrmann 
Eiberle 
Eichhorn 
Eichmüller 
Eigler 

Eigſtler 

Eiſele F. X. 
Eiſele Joach. 
Eiſele Sof. 
Emele Ad. Sal. 
Emele Joſ. Wilh. 
Emele Val. 
Endres 

Engel Fib. 
Engeſſer ©. 
Engefler Job. Ev. 
Engler Anbr, 
Engler Fel. 
Engſt 

Ens A. 

Ens F. Jak. 
Epple 

Erb 

Erbacher 

Erhart 

Erndle 

Erne 
Ernsberger 
Ertle 

Eſchbach 
Eſchbacher 
Eſcher 
Eyermann 
Eytenbenz J. E. 
Eytenbenz Joſ. A. 


Faber 
Facler 
Fahrländer 


Faißt ı 77 
Haller X. B. 35 
Faller Karl 44 
Faller Kafp. 45 
Farenſchon 60 
Fauler 65 
Faulhaber 51 
Fauſt J. ©. 49 
Fauſt M. K. 38 
Fechter Fr. Ant. 60 
Fechter 9. 56 
Tees 45 
Sehnenberger 3. B. 28 
Fehnenberger 3. NR. A. 62 
Felder 65 
Tell 44 
Fendrich 39 
Ferber 27 
v. Fercher 27 
Ferenbach 33 
Feßler 57 
Fetzer 63 
Fey 39 
Feyerabend 35 
Fickler 40 
Fieger 77 
Fieſer 33 
Figel 29 
Fint 40 
Fineifen 3. 30 
Fint A. 40 
Fink Joh. B. 49. 60 
Finner Fr. X. 57 
Fiſcher Ant. 53. 62 
Fiſcher F. Joſ. 62 
Fiſcher Fr. X. 58 
Fiſcher ©. A. 36 
Fiſcher Joſ. 30. 44. 68 
Fiſcher Kaſp. 64 
Fiſcher Mart, 49 
Fiſcherkeller 32 
Fiſchinger 56 
Flad 39 
Fleuchaus 64 
Fliegauf 64 
Frank Chriſt. 77 
Frank F. U 42 
Frank Osw. 58 
Frank Wilh. 67 


— 


granz of. 
Franz % K. 


Freund Aug. 
Freund Fr. Ign. 
Frey J. A. 
Frey I. F. 
Friedrich J. 
Friedrich Nil. 


Funk 


Futterer 


Gärtner J. 
Gärtner Phil. 
Gäßler 

Gagg 

Gaiſer 


Galura B., Biſchof 


Gamer 
Ganter B. 
Ganter Joſ. 
Gantert P. 
Garth 

Gaß Ant. 
Gaß Val. 

v. Gebele W. 
Ged 

Geiger Anf. Anbr, 
Geiger Heinr. 
Geißler Ab. 
Geißler Jak. 
Gerber F. A. 
Gerber Ph. 
Gerſpacher 
Gerſter 
Gerſmer 
Geſer 

Geßler 
Geupert 
Geyer 


Perſonen · Negiſter. 


Giegling 

Gillg 

Gimmi 

Glas 

Glaͤß 

Glaß 

Glatz J. Bapt. 
Glatz Joſ. 
Gleichmann 
Gmeiner 

Göbel 

Söbele 

Göggel A. 
Göggel 3. Bapt. 
Göller (Nachtr.) 
Gönner 

Göring 
Görlacher 

Gotz 

Goldmaier 
Goldſchmidt Greg. 
Goldſchmitt Lor. 
Golfius 
Gottmann 
Goublaire 
Gräffer 

Graf 
Grambühler 
Gramlich Wilh. 
Granfer 
Grathwol 

Grab 
Graußbed 
Greiner 

Greifer 
Gremmelsbacher 
Grefſer 

Greul 
Grieshaber 
Grimm 

Groß F. J. 
Groß J. N. 
Großholz 


Gruber Joh. Georg 27. 


v. Gſchwender 
Gſeller 
Gugert Ign. 
Gugert Joſ. 
Guſtenhofer 


Gut Joſ. 
Gut L. 


Haaf 

Haag H. 
Haag Heinr. 
Haag J. B. 
Haag J. €. 
Haag R. 
Haas 
Haberer 
Haberkorn 
Haberſtroh 


Häberle M. 
Häberlin 
Häfelin 
Häfner 
Hägelin 
Hämmerlein 
Häring 
Häring A. 
Häring Mid. Ild. 
Häsler 
Häßler 


| Häufele 


Häusler U. 
Häusler J. N. 
Hagenauer 
Hagenbuch Joh. N. 
Hagenbuch Joſ. A. 
Hagios 

Hahn J. Bapt. 
Hahn J. Bern. 
Hahner 

Haid 

Hailer 

Hain 

Haiß B. 

Haiß J. B. 

Haiß Joſ. 

Haiz 

Halbig 

Halbmann 

Hall 

Hallbauer 


120 


Haller 
Hamm 
Hammer Q. 
Hammer 9. %. 
Hammerich 
Handtmann 
Hansjacob 
Happel 
Happle 

Hapt 

Harder Kaſp. 
Harder M. 
Harer 
Hartig 
Hartmann 
Haslach 
Haslander 
Hauck 

Haug A. 
Haug Joh. E. 
Hauger 
Haunſtetter 
Haunß 
Haury 
Hauſchel 

v. Hauſer 
Heberling 


Heilig 

Heim Joh. B. 
Heim Balth. 
Heimlich 
Heinemann Ab. 
Heinemann J. N. 
Heinzmann 
Heißler 

Heitz A. 

Heitz M. 

Heitz Moritz 
Heitzmann V. 


Perſonen⸗Regiſter. 


Heizmann A. 
Heizmann F. A. 
Heizmann J. Ant. 
Held Ed. 

Held J. 

Heller Nik. 
Heller Phil. 
Hemmen 

Henkel 

Henneka 
Henninger 
Hensle 

Hensler 

Henßle 

Herbſt J. G. 
Herbſt K. 
Herderer 

Herger 
Hermann Ferd. 


Hermann F. J. B. 


Hermann J. 
Hermann Mich. 
Hermanuz 
Hermes 

Herr F. 

Herr J. W. A. 
Herz J. 

Herz M. 
Hespelin 
Hettich Al. 
Hettich Ambr. 
Hettich Aug. 
Hieber Joſ. Ant. 
Hieber Joſ. Frow. 
Hiener J. B. 
Hiener J. N. 
Hild 

Hinna 

Hipp 

Hirſch 

Hirſcher 

Hirt F. X. 
Hirt J. A. 
Hirth J. G. 
Hiß J. Ev. 
Hiß L. 

Hoch H. 
Hochegger 
Höfelmann 


Höfle 
Hölzlin 

Hönig 
Hönninger Chr. 


Hönninger Joh. Ant. 
Hönninger Mel. Ab. 


Höpfner 

Höß 

Hofacker 
Hofmeiſter 

Hohl 
Holdermann 
Holl 

Holzheier 
Holzhey 
Holzmann 
Holzmüller 
Holzner 

Honikel 
Hopfenſtock 
Hormuth 

Hotz 

Huber Friebr, 
Huber 9. . 
Huber Joh. Bapt. 
Huber Joh. Ev. 
Huber Job. Nep. 
Huber Matth. 
Hubert 

Huberti 

Hühner 

Hürft 

Hüßlein 
Hufſchmib 
Hufſchmied A. 
Hug Ant. 

Hug J. €. 
Hug Job. Leon. 
Hug 8. 

Hug M. 

Huml 

Hummel Anbr. 
Hummel Nik, 


Jacob Joh. 
Jacquard 
Jäck E. 
Jäck Fr. 


— ws 


HM. F. 
Jäckle B. 
Jäckle Ferd. 
Jager Joſ. 
Jäger Karl 
Jäger Ni. 
Jäger Seb. 
enger 


Illmenſee 
Imhof 
Joachim 


Sörger F. Sof. 


Jörger 3. 
Johner 
Itta 
Jüllich 
Süftle 
Jung 
Jungkunz 


Kadler 
Kärcher 
Kaiſer Aem. 


Kaiſer J. Chr. 


Kaiſer Joſ. 
Kaiſer io. 
Kaiſer X. 
Kaltenbach 
Kammerer A. 
Kammerer F. 
Kappler Fr. 
Kappler J. K. 
Karg Aug. 
Karg Fid. 
Karle 

Karrer 
Kaſpar 


Kapenmaier Joh, Fr. 


Keck F. A. 
Keebach 

Kefer A. 
Kefer B. G. 
Kehrmann A. 
Kehrmann J. 
Keim 

Keller Friedt. 


Keller, J. B, Biſchof 45 


Perſonen⸗Regiſter. 


Keller Joſ. 37. 38. 59. 68 


Keller Maurus 
Keller Melch. 
Keller NIE, 
Keller Ph. 
Keller &. Victor 
Kelm 
Kemmerer 
Kerfer 

Kerle 

Kern 

Keſſel 

ſteßler 

Ketterer 

Kiefer 

Kiener 
Kienzler 

Kiefer 4. 
Kiefer Chr. 
Kiefer K. 
Kilian Amor 
Kilian ©. 
Killian 
Kimmader 
Kind 

Kindler F. Xav. 
Kindler Nik. 
Kirch 

Kirner Friedr. 
Kirner Karl 


43 


Kiſtner Ign. (Nachtr.) 68 


Kittler 
Kiginger 
Klaffſchenkel 
Klaiber 
Klarer 


Klausmann Bernb. 


Klausmann R. 
Kleber 
Klebes 
Klein Fidel 
Klein Franz 
Klein N. 
Kleinbienft 
Kleinmann 
Rleifer 3. 
v. Kleiſer 
Klenfer 
Klenkler 


37 


Klihr 

Kling 

Knack 

Knaus J. Bapt. 
Knaus Matth. 
Knecht F. J. 
Knecht Rom. 
Knittel 
Knoblauch F. 
Knöbel 
Knörr Berth. 
Knörr Ign. 
Koch A. 

Koch B. 

Koch D. G. 
Koch E. 

Koch Felix 
Koch Ferd. 
Koch Joh. 
Koch J. B. 
Koch J. Lor. 
Koch Karl 
Koch Paul 
Koch Steph. 
Kölble 

König 

v. Königseck 
Könner 
Köppel 
Köpler 
Kobler U. 
Kohler of. 
Kobler Ulr. 
Kolb A. 
Kolb Fr. of. 
Kolb Ph. 2. 
Koler Joh. 2. 
Koler Kor. 
Koler Paul 
Kopf 


Kopp Fr. 8. W. 


Kopp KR. 

v. Koppenhagen 
Rob ©. 

Krämer 

Kraft Ant. 
Kraft Ant. Aler. 
Kraft Joſ. 
Kramer 9. 


122 


Kramer Bern. 
Kramer W. 
Kranf 

Krebs 

Kretz 

Kretzer 
Kreuzer Ad. 
Kreuzer F. M. 


Kreuzer F. Xav. 


Kriechbaum 
Krieg J. B. 
Krieg Max 
Krocer 
Krom 
Krupp 
Kuder 
Kuenzer 
Kühn 
Külsheimer 
Kürzel 
Küftner Heinr. 
Kugelmann 


Kuhn A. Mic). 


Kuhn Mid, 
Kuntel 

Kunle Zof. K. 
Kung 
Kupferer $. J. 
Kupferer M. 
Kupferſchmitt 
Kuppel 

Kurz F. X. 
Kurz Joſ. 
Kuß Theod. 
Kuttler 
Kutiruff 


Rabhart 
Lampenſcherf 
Landherr Dom. 
Landherr J. B. 
Landold 
Landwehr 
Lang Joh. Ad. 
Lang Joſ. Ant. 


Lang Pirm. Seb. 


Langenbach 
Langendorf 
Langer 


Perſonen⸗Regiſter. 


Lanz Frz. K. 
Lanz Rub, 
Laub Joh. Ad. 
Laub Joſ. A. 
Lautner 

Lay 

Leber 
Lechleitner 
Lechner 
Lederle F. A. 
Lederle F. X. 
Lederle K. 
Lefranc 
Leiber 

Leiner 


Leutte 
Leuthin 
Liber 
Lichtenauer 
Liebler E. 
Liebler Joh. 
Liehner 

Liel 

Lienert 
Limpert 
Linder J. 
Lindner 
Link Al. 
Link Joſ. Georg 
Link Marc. 
Linſemann 
Linſi 

Linz G. 
Locherer 
Löhle 

Löhr 

Löſch Al. 
Löſch St. 
Löſer 

Löw K. 
Lohr 

Lorenz J. A. 
Lorenz M. 


Loreye 
Lottermann 
Ludwig Frz. 
Ludwig K. 
Lütgen 

Luib 

Lump B. 
Lump W. 
Lumpp Leop. 


Machleid 
Mackert 

v. Mader 
Mäber 

Magon F. 2. 
Magon K. L. 
Maier Dom. 
Maier Fr. Joſ. 
Maier Fr. Xav. 
Maier Gottfr. 
Maier Jak. 
Maier 3. 2. 
Maier Xof. 
Maier Zof. U. 
Maier 2. 
Maier Matth. 


37. 


Maier Matth. Fr. X. 


Maier Seraph. 
Majer J. U, 
Manz 

Margeth 

Markel 

Martin Aem. 
Martin Andr. 
Martin F. A. 
Martin Ign. 
Martin Joh. Ab, 


Martin oh. Bapt. 


Martin of. 
Martin Zul. 
Martin K. 
Marrner 
Matt 
Maucher 
Maurus 
Mauß 

May 

v. Mayenfiſch 


49. 


Mayer Ab. 
Mayer U. U. 
Mayer Barth, 
Mayer Ign. 
Mayer of. 
Mayer 3. Ant. 
Mayer Karl 
Mayer Mart. 
Mayer Mattb. 
Mayer Sit. 
Mayer Th. 
Mayſe 

Meggle 

Meier Joh. B. 
Meiſter 
Meißburger 
Menner 
Menzer 

Merk F. A. 
Merk J. N. 
Merkel F. J. 
Merkel J. V. 
Merkel Sim. 
Merkle 
Merklinger 
Merkt 

Merſy 

Merz J. S. 
Merz 3.8. 
Mey J. B. M. 
Merz Nik. Mich. 
Meßmer Andreas 
Meßmer J. A. 


Meßmer Mr. Lor. 


Metterhauſer 
Meb 


Mebger Job. Bla. 


Metzger Joh. Joſ. 
Metzger Seb. 
Metzler 

Meyer Fr. 
Michaeli 

Michel A. 

Michl Matth. 
Miehle 

Mietinger 

Mietſch 

Milden 

Miller Joh. Bapt. 


88. 


38, 


Perfonen-Regifter. 


Miller Silo. 
Mit Fr. Karl 
Milz Jof. 
Mißler 
Mittenzwey 
Mitzka 
Mörmann 
Mohrenhofen 
Molitor 

Moll F. 

Moll W. 
Montfort 
Morberr 
Mosbacher 
Moſer Flor. 
Moutet 
Mübling 
Müller Alois 
Müller Amanb 
Müller Frz. Ant. 
Müller 13. Joſ. 
Müller Frz. 2. 
Müller Fr. 2. 
Müller 7. X. 
Müller Frib, 
Müller Gabr. 
Müller Georg 
Müller Ign. 


Miller Joh. Nep. 


Müller Zofeph 
Müller Karl 
Müller Kil. 
Müller Matth. 
Müller Mid. 


33. 


43. 


28. 70. 


Müller Mi. Trubp. 


Müller Peter 


Müller Raim. Adam 


Miller Bal. 
Müller Bict. 
Münd Joh. M, 
Münch Matth, 
Münzer Balth, 
Münzer Joh. N. 
Münzer Sof. 
Münzer Seb, 
Munb 
Mutichler 
Mutter 

Mup 


Nabholz 
Nadler Mart. 
Nadler Melch. 
Nägele 
Natterer 
Neininger 
Neſſelhauf 
Neugart Habr. 


Neugart Joh. Val. 


Neuthard 


v. Neveu, Biſchof 


Nicolai 
Nopper 
Nüßlin 


Oberle 
Obermaier 
Obermüller 
Obert 
Ochs 
Odjfenreuter 
Dechslein 
Dederlin 
Dehl 
Oehling 
Dehlſchlegel 
Orth 
Ortlieb 
Oſchwalb 
Oſer Al. 
Oſer Karl 
Dit A. 
Oit Athan. 
Dit Mob, Dam. 
Dit Wend. 
Ottmann 
v. Ow 


Perathoner 
Peter 
Pezold 
Pfaff Ant. 
Pfaff F. X. 
Pfaff Jul. 


124 
Pfeiffer Blaſius 49. 77 
Pfiſter Aug. 45 
Pfiſter Frz. Joſ. 75 
Pfiſter Karl 51 
Pfleger 28 
Pflug 35 
Pflum Ludw. 73 
Pflumm Mar. 39 
Pfreundſchuh 58 
Pfriemer 35 
Pichler 59 
Pimpel 42 
Pipus 33 
Pluyms 35 
Pöppel 40 
PBrarmaier 27 
Probſt Joh. ©. 60 
Probft Joh. ©. Fr. 58 
Pruner 29 
Näuber 35 
Raible 69 
Rapp Fr. X. 46. 58 
Rapp Val. Dan. 33 
Rappenegger 58 
Raps 35 
Raſch 49 
Rautter 61 
Rebſtein Joſ. 51 
Rebſtein Joſ. Ben. 44 
Neebftein Fr. 63 
Reeg 29 
Reeß J. A. 37 
Reß L. D. 44 
Regenſcheit 31 
Rehm 31 
v. Reibelt 35 
v. Reidlin = Meldegg 
(Machtr.) 36 
Reichmann 65 
Meiff 60 
Neiner Frz. Ant, 48 
Meiner of. A. 58 


Reiner Jof. A. (Nachtr.) 44 


Reinhard Ant. of. 
Reinhard Frz. 
Reiſchbacher 

Reiß 

Reiſer Joh. N. 


52. 61 


Perſonen⸗Regiſter. 


Reiſer Karl 
Reißlein 
Reiter 
Reithebuch 
Reithinger 
Neitz 

Reize 

Relling 
Remlinger 
Reſt 
Reutemann B. 
Reutermann M. 
Rheinbold 
Richter J. B. 
Richter J. N. 
Rieger Trudp. 
Riegger K. 
Riehle 

Ries 

Rieſterer Aug. 
Rieſterer Gall. 
Rieſterer J. B. 
Rieſterer M. 
Riggler 
Rimbach 
Rimmele 
Ringwald 
Riſch 

Riſt 

Ritter 

Rock 

Roder 

Röder 

Römig 

Röſch 

Rösler 
Röslin 
Rösner 
Rohner 

v. Roll 
Rombach A. 
Rombach K. 
Romer 

Roos 
Roſenſtiel 
Rosmann 
Roth B. P. 
Roth Frz. Ant. 
Roth Georg 


Roth J. Gang. 
Rothenfee 
Nothmund 
Nothweiler F. A. 


Rothweiler Joh. M. 


Roginger 

Rubloff 
Rudmann 
Rudolf 

Rück 

Rückert 

Rüdel 

Rueff 
Rutſchmann Ant. 
Ryſer 


Saal 

Säger 

Sälinger 
Sättele 
Safferling 
Sartori Jak. 
Sartori Job. A. 
Sattler Joh. Bapt. 
Sattler K. Ferd. 
Sauer 

Sauter Fr. X. 


Sauter J. G. Clarus 


Sauter J. Gottfr. 
Sauter Lor. 
Sauter Ludw. 
Sauter Mich. 
Schababerle 
Schäbler 

Schäfer Al. 
Schäfer Joſ. 
Schäffer Ant. 
Schätgen 
Schaffner 
Schafheitlin 
Schaible €. 
Schaible Frz. Mic. 
Schaier 

Schalk 

Schaller 

Schanz J. M. 
Schanz K. Steph. 
Scharvogel 
Schaubinger Clem. 


Schaubinger J. Ant. 67 


Schaumann 
Schayrer 
Scheffold 
Scheidegg 
Scheidet 


Schell Georg Frz. 


Schell M. 
Schell P. J. 
Schellenbuch 
Scherer Chriſt. 
Scherer J. B. 
Scherer Max 
Scherer Phil. 
Scherrer Ant. 
Scheu 
Scheuermann 
Scheurig 
Schik 

Schiedig 
Schilling Chriſt. 
Schilling J. N. 
Schillinger 
Schindler A. 
Schindler F. 
Schindler L. 
Schinzinger 
Schirmann 
Schlachter 
Schleer 
Schleyer 
Schlink 
Schlötterer 
Schloſſer J. A. 
Schloſſer K. 
Schludi 
Schmeh 
Schmeiſſer 


Schmid AL Rom. 


Schmid ©. 
Schmid Jak. 


Schmid J. Bapt. 
Schmid Joh. Nep. 


Schmid K. G. 
Schmid Peter 
Schmid Bict. 


Schmid v. Wellenburg 28 


Schmidle Anſ. 
Schmidle Ign. 


Perſonen⸗Regiſter. 


Schmidt Ant. 


Schmidt Franz Jof. 


Schmidt Joh. B. 


Schmidt Joh. Eu. 
47. 51. 


Schmidt Joſ. 
Schmidt Karl 
Schmidt Land. 
Schmibtbauer 
Schmith Ambr. 
Schmitt Adam 
Schmitt Fr. Jof. 
Schmitt Job. 


Schmitt Joh. Mart. 


Schmitt Jof. 
Schmitt Pasc. 
Schmitz 
Schmüling 
Schmutz 
Schnaider 
Schnappinger 
Schneider A. 


v. Schneider Joſ. 
Schneider Joſ. A. 


Schneiderlein 
Schnell Fid. 
Schnell J. A. 
Schnetz 
Schnider 
Schnorr 
Schoch 
Schönſtein 
Scholl 
Scholter 
Schoner 
Schott 
Schranz 
Schreiber Al. 


Schreiber Frz. Xav. 


Schreiber Herm. 
Schroff 

Schütt 

Schuh 


Schuhmacher J. O. 


Schuhmacher K. Fr. J. 67 
Schuhmacher Ph. J. L. 31 


Schuhmann 
Schuler Dom. 
Schultes 
Schultheiß 


Schumpp 
Schwab 


Schwarz G. J. A. 


Schwarz Ludw. 
Schwarz W. 


Schwarzweber J. Ev. 


Schwarzweber L. 
Schweickart 
Schweinler 
Schweiß 
Schwemmlein 
Schwendbühl 
Schwendemann 
Schwenk Dagob. 
Schwenk Thom. 
Schwörer 
Seckler 
Seemann Ant. 
Seemann Fr. X. 
v. Seethal 
Seeger Ben. 
Seger Don. 
Seiler 

Seither 

Seitz Ad. J. 
Seitz M. 

Seitz R. 

Selb 

Sens burg 
Settele 

Seubert Bonif. 
Seubert Joſ. 
Seybold 
Sevfried 

Sibich 
Siebenrod 
Siebert 

Siedler 

Siefert 

Siegle 

Silberer 


Einger Joh. Nep. 
Singer Sof. Beneb. 


Singer Bal. 
Sinngrün 
Söll 

Sohm 
Späth Aug. 


Späth Gabr. Engelb. 


126 


Spang 
Spannagel 
Spedle 
Speicher 
Speibel 
Speth Bal. 
Spinner 
Sprattler 
Sprenger 


Springer Job. B. 


Springer Lay. 
Stübele 

Städter 
Stafflinger 
Staiert 

Staiger J. Bapt. 
Staiger 8. Dom. 
Stang Ant. 
Stang 3. Mid, 
Stark 
Staudenmaier 
Staudinger 
Stauß 

Stebel 

Steffele 

Stehle 

Stehlin 

Steidle 

Steiger Dom. 
Steiger Fr. Sal. 
Steiger J. Ant. 
Steigmeyer 
Stein 

Steinam 
Steinberger 
Steiner F. 
Steiner J. M. 
Steininger 
Steinmann 
Steinröder 
Stemmele 
Stemmer 
Stengel Libor 
Stengel Vital 
Stennröder 
Stenzhorn 
Stephan Franz 
Stephan Vinc. 
Stett Ant. 


Perſonen⸗Regiſter. 


Stett Joſ. 
Stettberger 
Steyrer 
Stiefvater 
Stiel 

Stockner 
Stöhr 

Störk Balth. 
Störk Karl 
Stoll 

Stolz J. Al. 
Stolz Joh. Bapt. 
Stolz Peter 
Stork Hyac. 
Straſſer F. J. 
Straſſer K. A. 
Straſſer W. 
Straub K. 
Strauch 
Strebel 

Streit 

Streutl 
Striegel 
Strittmatter 
Strobel A. 
Strobel F. J. 
Ströbele Joſ. 
Ströbele Pius 
Stroppel 
Strütt 

Stüble 
Stumpf 
Sulger J. Konr. 
Sulzer F. X. Ant. 
Sulzer Karl 
Suſann 
Sutterer 


Taglieber 
Teuffel 

Thaa 

Theen 
Thibaut Arb. 
Thibaut F. A. 
Thomas Joſ. Ant. 
Thommes 

v. Thurn 
Thurner 
Tröndle 


Troll 

Troſt 

Trummer 

Türk 

Uebelin 

Ulmer 

Ulrich 

Umber 
Ummenhofer 
Unkelbach 
Unold Fel. 
Unold K. 

Unſer 
Unterrheiner 
Uslänber 

Ut 

Vanotti K. A. 
Vanotti P. F. A. 
Veith 

Vetter J. Mich. 
Vetter Joh. Nep. 


v. Bicari, Erzbiſchof 


Violand 
Vierneiſel Chr. 
Vierneiſel J. A. 
Vierneiſel Vinc. 
Vögele Elem. 
Vögele Mich. 
Vögele Virg. 
Bögtle 

Vögtle And. 
Bölfer 

Bogel AL. 
Vogel J. N. 
Vogel Wilh. 
Vogelbacher F. X. 
Vogelbacher J. B. 
Vogler Greg. 
Vogler J. A. L. 
Volk J. 

Volk M. 
Volkert 
Volkwein 

Volm 

Volʒ 

Wacker 

Wagner Al. 
Wagner Jan. 


TEE a en 


Waidele 
Waldbart 
Waldherr 
Waldkircher 
Waldraff 
Waldſchütz 
Waldvogel 
Walſer Matth. 
Walter Ant. 
Walter Ferd. 
Walter F. X. 
Walter Ign. 


Walter Joſ. Bened. 


Walter Joſ. Val. 
Walter K. 
Walter Matth. 
Walz 
Walzenbach 

v. Wanner 
Warner 
Warth Bern. 
Warth Chriſtoph 
Wasmer 
Weber Adr. 
Weber Joh. 
Weber Peter 
Weggler 
Wehinger Pet. 
Wehinger X. 
Wehrle 
Weidenbuſch 
Weihrauch 
Weikgenannt 
Weiland K. 
Weingärtner 
Weinmann 
Weiſer 
Weiſſenberger 
Weiß Joſ. 
Weiß Matth. 
Weitzel 

Welte Ant. 
Welte J. G. 
Welte Melch. 
Weltin Fr. Karl 


Weltin Fr. Karl Melch. 


Weltin Joſ. 


Perſonen⸗Regiſter. 


Welzer 63 
Wenz Ant. 53 
Wenz F. 4. 37 
Wenz Joh. Mich. 68 
Wepfer 60 
Ber 56 
Werner % 48 
Werger J. 53 
Werr Flor. 62 
v. Weſſenberg 60 
Weſthauſſer 34 
Wetterer Bern. Paul 60 
Wetterer Georg 44 
Wetzel 31 
Weyland K. 76 
v. Widerſpach 53 
Widmann Bern. 46 
Widmann Matth. 33 
Widmer Bern, 32 
BWibmer 9. 35 
Widmer K. 34 
Wiedemann Gaub. 35 
Wiedemann of, 33 
Wiehl 33 
Wieland 30 
Wieſer 35 
Wiggenhauſer 75 
Wild A. 52 
Wild Joſ. 64 
Wilhelm Andr. 31 
Wilhelm Al. Lamb. 29 
Will Joh. G. 77 
Will Joh. N. Rud. 61 
Willin 62 
Wingerter 31 
Winter F. Joſ. 43 
Winter Fr. Ign. 50 
Winter Joh. Nep. 47 
Winter ®. 45 
Winterer 70 
Winterhalder U, 56 
Winterbalder Karl 48 
Wintermantel 36 
Wirnſer 77 
Wirth Meinr. (Nachtr.) 30 
Wirz 50 
Wiſſer 33 


Wittmann 
Wocheler 
Wöhr 
Wohnlich 
Wolf Dom. 
Wolf J. F. 
Wolff A. 
Wolff Joh. N. 
Wollbach 
Würth 
Wunſch 
Wurm ⸗ 
Wurſthorn 


Zähringer 
Zahn F. 8. 
Zahn Vinc. 
Zangerer 

Zanta 

Zech 

Zehaczeck 
Zehnder 

Zeiler G. 
Zeiler M. 
Zeller Georg 
Zeller J. A. 
Zepf 

Zepfel 

Zickel 

Ziegler A. A. 
Ziegler H. S. 
Ziegler J. 
Ziegler J. Aug. 
Ziegler Siegfr. 
Ziehler 
Zimmermann Andr. 
Zimmermann Franz 


Zimmermann Fr. Joſ. 


Zimmermann F. X. 


Zimmermann Joh. Bpt. 


Zimmermann Joſ. H. 
Zimmermann Matth. 
Zimmermann Val. 
Zipfehli 

Zipfler 

Zolg 

Zwiebelhofer 


128 Nachwort. 


Nachwort. 


Mit der obigen zweiten Abtheilung iſt das im letzten (16.) Bande 
begonnene Necrologium Friburgense in dem Umfange abgeſchloſſen, in 
mwelhem es projectirt war: als Nekrologium des erjten halben Jahr: 
hunderts der Erzdiöcele. 

Veranlaßt wurde dieje, viel Zeit und Geduld forbernde Arbeit 
dur) den mehrfach ausgejprodenen Wunſch, ein Nekrologium ber ge 
ſammten Didcefan-Geijtlichkeit zu erhalten, in der Weile, in welcher a 
(Bd. 12 und 13 de Dide,-Arhivg) die Klofter-Nekrologien re © ar⸗ 
ſtellung gefunden haben. 

Dieſem Wunſche kam meinerſeits zu Statten, daß ich ſeit Jahren 
beim Tode bekannter und befreundeter Männer die Notizen über deren 
Leben und Wirken zu ſammeln pflegte, wodurch ſich für die vorliegende 
Arbeit mannigfaches Material ergeben hatte. Die Ausführung ſelbſt 
geſtaltete ſich jedoch viel umſtändlicher und ſchwieriger, als im Voraus 
angenommen werden konnte. 

Da ein kirchliches Anzeigeblatt erſt im Jahre 1857 in's Leben trat, 
ſo verurſachte insbeſondere die Angabe derjenigen Seelſorgeſtellen viele 
Mühe, welche die einzelnen Prieſter als Vicare und Pfarrverweſer be— 
kleideten, — die definitive Anſtellung war aus den Regierungsblättern 
zu entnehmen; da konnten nur Mittheilungen aus den betreffenden 
Pfarracten die gewünſchte Unterſtützung bieten. Auf wiederholtes An— 
ſuchen in öffentlichen Blättern und auf die freundliche Empfehlung 
Seitens des hochwürdigſten Herrn Erzbiſchofs iſt das auch in erfreulicher 
Weiſe geſchehen, und ich wiederhole hier gerne den ſchon früher aus— 
geſprochenen Dank an die betreffenden Herren, deren Namen hier auf— 
geführt worden wären, wenn nicht die große Zahl derſelben allzuviel 
Raum erfordert hätte. Wenn ſich trotzdem bei dieſen Angaben da und 
dort Lücken finden ſollten, ſo liegt der Grund darin, daß eben Viele, 
an welche die Geſuche ſich richteten, dieſem Werke der Pietät gegenüber 
ein vollſtändiges Schweigen beobachteten; gegen etwaige Reprochen wegen 
lückenhaften Angaben von dieſer Seite muß ich im Voraus mich ver— 
wahren, die Verſchuldung läge hier bei den Anklägern. 

Neben den brieflichen Mittheilungen fand ſich ſelbſtverſtändlich in 
der erzbiſchöflichen Regiſtratur reichliches, aber aus den Pfarreiacten nur 
mübevoll zu gewinnendes Material. 


Nachwort. Ä 129 


Die benügten gedrudten Quellen und Hilfsmittel waren: 

1. Die den Kirhen-Directorien jeit 1828 beigegebenen Indices 
der im betreffenden Jahre verjtorbenen und neugeweihten Prieſter, welche 
die Baſis unſeres Nefrologiums bilden, ohne melde basjelbe wohl 
ſchwerlich entſtanden wäre, — die erzbiſchöfliche Kanzlei führt eine amt— 
liche Todtenliſte erjt feit dem 25. Detober 1843. 

Dieſes für die erjten Decennien geradezu unentbehrlihe Hilfsmittel 
verdankt der Herausgeber der freundblihen Mittheilung des Herrn Se— 
cretärd C. Jäger in Freiburg, welcher die betreffenden Blätter durch 
60 Jahre hindurch jorgfältig geſammelt hat. 

2. Die Bisſthums-Kataloge von Conſtanz und Freiburg. 

Bon den erjteren Famen zur Berücdfihtigung: Der Catalogus per- 
sonarum ecclesiasticarum et locorum dioecesis Constantiensis vom 
Jahre 1779 bei einigen Priejtern, die noch vor 1779 ordinirt waren !; 
jodann der Catalogus von 1794 bei einer größeren Anzahl der in den 
zwei erjten Decennien jeit 1827 Berftorbenen; der (in deutſcher Sprade) 
1821 herausgegebene „Schematigm des Bisthums Conſtanz“. 

Für die Erzdidcefe Freiburg erjchien der erjte Bisthumd-Katalog 
im Jahre 1828 mit dem Titel: Statiſtiſche Darjtellung des Erzbisthums 
Freiburg; die folgenden, kürzer gefakten mit dem Namen Perjonal: 
Schematismus: 1836, 1847 (führt wieder den Titel: Statiſtiſches Hand— 
buch), 1852, 1865, 1868, 1871, 1876, 1883. Im Jahre 1863 wurde 
zum erjten Male ein ausführliher Neal-Schematismus der Erzdiöceje 
publicirt. 

3. Die Regierungsblätter ſeit ihrem Beginne im erſten Decennium 
des Jahrhunderts; neben den definitiven Beſetzungen enthalten ſie auch 
die Stiftungen (bis 1858); die von Zeit zu Zeit (z. B. 1835, 1842, 
1864) herausgegebenen VBerzeichniffe der activen Hof-, Kirhen- und 
Staatsdiener; das (jeit 1857) erjcheinende Anzeigeblatt für die Erzdiöceſe 
Freiburg; von da an Hauptquelle für die Bejegung der Hilfsprieiter: 
jtellen und die kirchlichen Stiftungen; dag frühere ſüddeutſche und jegige 
Freiburger fatholiiche Kirchenblatt, mit Biographien einzelner Geiftlihen ; 
gelegentliche Nefrologe in anderen Tagesblättern; eine Anzahl biogra- 
phiſcher Artikel im Freiburger Kirchenlerifon, in den badijchen Biogra- 
phien und in der allgemeinen deutjchen Biographie. 

Neben den biographiichen Notizen wollte id) die von den Einzelnen 
gemaditen frommen und milden Stiftungen, cebenjo ihre etwaigen 
literarijchen Leitungen nambaft machen; auch dieſes war mit nicht 
geringer Mühe verbunden. 


1 Frühere Gonftanzer Bisthums-Kataloge find aufgeführt im Diöc.-Archiv I, ©. 8, 
Freib. Didc-Archiv. XVIL 9 


130 Nachwort, 


Die Seite 115 gegebene tabellarijche Weberficht der Zahlenverhält- 
niffe wird im ftatijtiichem Intereſſe nicht unerwünjcht fein; der Jahrgang 
1827, in die Darjtellung jelbjt aufgenommen, ift hier weggeblieben, weil 
nicht firenge zur geftellten Aufgabe gehörend und meil aud) die Voll- 
zähligfeit der Geftorbenen und der Neupriejter nicht verbürgt werben fann. 

Priefter, melde längere oder fürzere Zeit im Gebiete der jeigen 
Erzdiöceje gewirkt haben, aber in andere Diöcejen übergetreten und dort 
geftorben jind, wurden (ohne Nummer) in da3 Nefrologium und das 
PBerjonafregiiter aufgenommen, in der ftatiftiihen Ueberſicht find fie aber 
nicht mitgezäßlt. 

Das Namenregijter, genau nad dem Drude controlirt, wird das 
Nachſchlagen und damit den practiihen Gebraud erleichtern. 

Das Nekrologium gedenke ih von 1878 an in bejtimmten Zeit: 
abſchnitten im Diöceſan-Archiv fortzujegen; da dieſe Fortſetzung weniger 
Raum beanſprucht, ſo laſſen ſich dann die nekrologiſchen Notizen zu 
kürzeren Biographien erweitern. 

Als beſcheidenes Denkmal des Lebens und Wirkens der vater— 
ländiſchen Geiſtlichkeit im erſten halben Jahrhundert unſerer Erzdiöceſe 
ſei hiermit dieſes Operat, eine Arbeit meiner Mußeſtunden während 
mehreren Jahren, der freundlichen Entgegennahme der Standesgenoſſen 
empfohlen. 


Freiburg i. B., im Mär; 1885. 


Prof. König. 


— — — * 


Beiträge 


zur 
Gedichte der Pfarreien 


in den Landcapiteln 


Gernsbach und Eftlingen. 


Bon 


3. 8. Trenkle, 


Secretär am Gr. VBerwaltungshofe in Karlsruhe. 


(Schluß der Mittheilungen von Band X, 183; XI, 37; XII, 41; XIV, 169 und 
XVI, 51.) 


31. Oos. 


Oos iſt ein beträchtliches Fatholifches Pfarrdorf, eine Stunde von 
Baden, weitlich gelegen; es zählt etwa 1350 Einwohner und bejigt eine 
neue, von Hübſch erbaute Pfarrfirche. 

Der Ort ift einer ber älteſten des Landes, gehörte zum Uffgau 
und wirb ſchon in einer Dagobertiichen Urkunde vom Jahre 676 er- 
wähnt, in mwelder das praedium Badin an das Klofter Weißen: 
burg vergabt wird!. Er erſcheint wieder in einer Urkunde des Kloſters 
Lihtenthal aus dem Jahre 1245, nad welcher dasjelbe zwei Höfe 
bort erwarb ?, In älteren Urkunden werben auch verſchiedene Höfe auf- 
geführt, und ijt daraus wohl erfihtlih, daß Oos im 13. Jahrhundert 
eine bedeutende Anficdlung war. Es gab dort einen Bleichen:Hof, ber 
1344 durh Kauf an Lichtenthal fam, einen Dürmenzer Hof, ben 
jogen. Gappenhof, welder dem Markgrafen gehörte, mit welchem auch 
eine Mühle verbunden ward. Im Jahre 1341 fhon gab Markgraf 
Hermann bie Güter des Klofterd Lichtenthal demſelben zu feinem freien 
Eigenthum *. 

Bis zum Jahre 1346 war Oos Baden-Baden'ſcher Beſitz. Da gab 
der joeben genannte Markgraf, Herr zu dem alten Eberftein, fein eigen- 
thümliche8 Dorf Oeſe (Do8) im Bistum Speier mit allen Zugehörden 
dem Hochftifte Bafel zu Lehen auf für Nieder-Omwendheim, welches 
er bisher lehensweiſe bejefjen, aber von der Rehenichaft gelebigt und dem 
Klojter Maulbronn zu eigen verkauft habe®. 

Die Gründung einer Pfarrei zu Oos fällt in die zweite Hälfte 
be3 15. Jahrhunderts. Vorher war Oos eine Filiale von Baden und 
bejaß eine Kapelle, deren Patron der hl. Dionyſius war und melde 
im Jahre 1459 al3 neue Pfarrei bewidmet wurbe®, Acht Jahre jpäter 


4 Realſchematismus ber Erzdidcefe Freiburg, S. 146. 

2 Zeitſchr. für Geſch bes Oberrh. VI, 442, 445, 452, Remling, Urfunben- 
buch zur Gefchichte der Bifchöfe von Speier I, 234. 

3 Beitfchr, VII, 214 ff. 196; VIII, 208. 218; XXIV, 454. 

Zeitſchr. VII, 476, 

5 Zeitfehr. IV, 461. Maldoner. 158. 

6 Lib. fundationum. Nro. 104, ©. 193, Copia aus bem Jahre 1467, 


134 


beftätigte dann Wipert Rüde von Nutichheim, Propft zu St. Ger: 
man in Speier, auf Bitte des Markgrafen Karl und der Gemeinden 
Oos und Balg die von diefem Markgrafen geftiftete und reich botirte 
Priefterpfründe in der Pfarrkirche zu Dos, deren Verleihung dem Mark: 
grafen zujtand, und dieſer jeßte dann al3bald den von ihm präjentirten 
Johannes Suterius von Oos in den Beliß der Pfründet. Erſt 
1509 murde über die Errichtung ber Pfarrei zu Dos, ihre Trennung 
von der ecclesia matrix in Baden und Weberlafjung an die zu Dos 
und Balg als Pfarrkirche eine eigentlihe Erectiondurfunde ausgejtellt ?. 
Nebit diefer find auch um jene Zeit verjchiedene AIndulgenzbriefe aus— 
gejtellt worden. 

Im Laufe der NReformationsperiode aber blieb die Pfarrei Dos mit 
dem Filiale Balg längere Zeit unbejeßt und wurden dieje beiden Ge- 
meinden von Haueneberftein aus verjehen, jo daß noch im Jahre 
1590 die Gemeinde Oos an die Herrihaft, welche hier den Pfarrer zu 
ſetzen Hatte, das Anjuchen um einen eigenen Priefter ftellen mußte. 

Ueber die Rechte der Herricaft jagt das Badener Amtslagerbuch 
von 1597 ©. 217: Die Pfarrpfründ zu Oos mit ihrem jure patro- 
natus, collatur und Eigenſchaft zu verleyhen, auch Kirch’ und Kirchen: 
jat jammt des hl. Dionyfius daſelbſt Gefällen und Einfommen, Gütern 
und Zugehörung ift dem Markgrafen zu Baden. Die Pfarrei ift zur 
Zeit ledig, wird aber zuweilen von einem Priefter von Baden aus ver: 
fehen und ihr Einkommen durch den geijtlichen Verwalter eingezogen und 
verrechnet und find diejer Pfarr jährliche Gefälle in beſtändigem Berluft. 

Die Zinjen ertrugen 44 fl. 13 Schill. 101/, Pfenn., die Boden— 
zinje 8 fl., die Mattenzinje 18 fl. 6 Schill. Unbeftändiger Zins fiel 
vom Pfarrhauje mit 2 fl. 2 Schill. Das Widdengut war an die Unter: 
thanen gegen eine Gült von jährlih 12 Malter Roggen verliehen. Der 
Widdemhof hatte den Faſel zu jtellen. Diefer Hof wird bereit in 
einer Urfunde von 1372 erwähnt und wurde 1402 als Erblehen von 


1 Ibid. fol. 195—196, ad 7. Bergleid zwiſchen dem Marfgrafen von Baben 
und dem Klofter Lichtenthal als Mitzebntherrin zu Dos zum einen und ben Pfarrern 
zu Dos und Baben zum andern Theil wegen bes Novalzehntens zu Dos vom jogen. 
Hertberg bei Baden 1467, Die Dofer Kompetenz wurbe hierdurch etwas verbeffert. 


2 In oberwähntem Gopiebud ift auch ber Anhalt der Erectionsurfunde mit: 
getheilt. Nach biefer errichtet Dr. Thomas Truchſeß, geiftliher Generalvicar bes 
Biſchofs Philipp von Speier, auf ben Wunſch ber Einwohner eine neue Pfarrei zu 
Osae, indem er mit Zuftimmung des Markgrafen Chriftoph und ber Badener Leut- 
„priefter bie Orte Dos und Balg von ber Pfarre Baden abtrennt unb das Patro- 
natsrecht dem Markgrafen übergibt. Fol. 193/4. Urkunde vom 13. Juni 1509. 
Arhivaften. 


* 


135 


Speier verliehen. Der Pfarrer bezog davon etwas mehr als 5 Malter 
Frucht. 

Wegen Reparaturen an der ruinoſen Kirchhofmauer, dem Pfarr⸗ 
bauje, den Kirchen: und Chorfenftern, an dem Kirchthurme und wegen 
Unterhaltung der Gloden wurde in ben Jahren 1597, 1613, 1698, 
1715, 1720, 1721 und 1723 verhandelt, weil in jenen wirthſchaftlich 
io heruntergefommenen Zeiten die Baupflichtigen ſich nur ſchwer herbei⸗— 
ließen, ihren Verpflichtungen nachzukommen, ba fie eben jelten bie 
nöthigen Mittel beſaßen und ber überaus ſchleppende Rechtsgang im 
heiligen römiſchen Reiche deutiher Nation nad) biefer Seite hin vielleicht 
cher als eine Wohlthat anzufehen ift, indem cr dem bebrängten Schuldner 
Zeit ließ, fi zu erholen. 

Die Wiederbefetsung der Pfarrei verzog ſich jehr lange. Dieſelbe 
brachte das Patronatsrecht allda und die Frage über bie Schuldigfeit 
der Erbauung und Unterhaltung des Pfarrhaufes, die Pfarrcompeten;, 
über welde um 1650 wieder prozejfirt wurde, die Kirchenreparaturen 
und das Widdemgut zur Sprade. Dad Klofter Lichtenthal und das 
Domcapitel zu Speier hatten zu Oos ben großen und Heinen Zehn— 
ten zu erheben, und auch hier gab es hinſichtlich der Baupfucht ver⸗ 
ſchiedene Austräge. 

Das Viſitationsprotokoll von 1683 bemerkt auch, daß die 
Pfarrei von Haueneberſtein aus verſehen werde. Zu Ende des 17. Jahr: 
bundert3 brannte das Pfarrhaus nebſt der dazu gehörigen Scheuer voll: 
itändig ab, welches Unglüd die Bejegung der Pfarrei noch weiter hinaus: 
\hob und eine weitere licentia binandi herbeijührte. 

Die Frage über den Bau eined neuen Pfarrhaufes wurde 1749/53 
in Angriff genommen, wozu Speier und das Klojter Lichtenthal die 
Mittel zu jtellen hatten. Der Bauaccord wurde erjt 1758 geſchloſſen. 
Die Baufoften beliefen ſich auf 2300 fl. zu 1 fl. 24 kr. |päterer jüb- 
deutiher Währung, oder etwa 5500 Reichsmark. 

Nachdem man Haueneberftein und Dos eine Zeitlang um 
1748 von den Kapuzinern in Baden hatte verjehen Lafjen, wurde 
endlih die Abjonderung der Pfarrei Dos von Haueneberftein und Die 
Anftellung eines eigenen Pfarrers ernftlicher betrieben und wurde bie 
Competenz neu regulirt. 

Als Pfarrer wurde 1755 Johannes Neibel von Mali präjentirt 
und folder durch Decret de3 Markgrafen Louid von Baden, d. d. 
Raftatt den 13. April 1755, in Dienft eingemwiejen ?. 


ı Nah Archivalten. 


136 


Die Balger Kapelle beitand ſchon um Mitte des 15. Jahrhunderts. 
Es bejtätigt nämlich in einer Urkunde vom Jahre 1467 der Propit des 
St.-German-Stift3 zu Speier die von dem Markgrafen Karl gemadte 
Stiftung der Frühmefjerei in die Kirche zu Oos und in die Kapelle 
St. Eucharii zu Balg!. Ueber dieje Kapelle ift wenig befannt. Akten 
de3 Gr. Landed-Arhivs aus den Jahren 1720—1775 handeln von den 
an der Kirche zu Balg von Zeit zu Zeit vorgenommenen Reparaturen. 

In den Jahren 1728/29 wurde ber Balger Kirchthurm erbaut. 
Die Kapelle war ohne Zweifel jehr Fein und unanjehnlih und juchte 
man auf dieje Weije derjelben nachzuhelfen. Erwähnenswerth ift nod), 
daß in Balg ein Hofgütlein lag, welches dem Heiligen zu Oos gehörte. 

In der Nähe von Balg war aud eine Kapelle — die Kapelle 
zu den drei Eichen —, melde der Jungfrau Maria geweiht war. 
Diefe MariensKapelle iſt wohl bie bei dem Jeſuitenſchlößchen geftandene 
Kapelle zu den drei Eichen, welche das Bifitationsprotofoll von 1683 
unter Baden erwähnt und über melde Klüber in feiner Beichreibung 
Badens Näheres angibt. Reparaturen erfuhr diefelbe in den Jahren 
1770— 1778 2, 


Balg war 1840 noch Filial von Oos und wurde 1841 ſelb— 
ſtändige Pfarreis. 


Oos, pag. 21. 


Pagus hic 30 familiarum, horam a civitate Badensi situs, totus catho- 
licus, jurisdietionis temporalis Badensis; spiritualis Spirensis; decanatus Ett- 
lingani. Patronus: S. Dionysius. Dedicatio: dom. 2. post FE. S. Bar- 
tholomaei. — Collatrix: Abbatissa ex Lichtendahl. Decimatores: 
reverend. capitulum Spirense dividit aequaliter cum dm& abbatissa ex Lichtendahl. 

Ecclesia satis firma, recens reparata, munda, conservatur tota ab admi- 
nistratore spiritualium Badensi, excepta turri, cujus reparationem, reclamante 
communitate, et contra antiquum hoc loco receptum morem, huic conantur im- 
ponere. Vinum, libros, hostias curat idem administrator, licet pro tempore 
hostias donarint rr. pp. Capucini. Sacrarium in pariete mundum et clausum, 
monstrantia nulla, ciborium et pixides pro sacris oleis stannea, calix argen- 
teus deauratus, sed curvus; casulae quinque, albae duae ,‚ missale unum Ro- 
manum, agenda Argentinensis, baptisterium mundum, non firmum, nec clausum, 
confessionale bonum. Cathedra lapidea bona, lampas vix succenditur. 

Altaria tria decenter ornata non consecrata, ex quibus submoveri jussimus 
informia statuarum linea involucra; reliquiae nullae. 

Campanae duae benedictae, coemeterium clausum, hoc curat administrator 
Spiritualium, depascit aedituns. 


1 Urfunbe. Fer. 4 post Assumpt. B. Mariae 1467. Bad.-Bad. Repert. 
2 Klüber, Beihreibung von Baden. Tübingen 1810, Bd. II, 52. 
® Realfchematismus ber Erzdiöcefe freiburg vom Jahre 1863, ©. 139, 


137 


Liber baptizatorum ab anno 1671 accuratus, ante hunc nullus; confirma- 
tionis pauci meminerint. 

Lites nullae circa bona ecclesiae, sepulturas aut sedes; sunt hae com- 
munes, excepta sede deputata judicio et cantoribus. 

Processiones cum venerabili in festo corporis Christi aut dominica infra 
octavam circa pagum; festo S. Marci in Santweyen, quo et lunae rogationum, 
Martis in Cuppenheim, Mercurii vacant; Festo Smae Trinitatis Badenam. 

Anniversarium nullum. — Ecclesiae census et reditus colliguntur ab ad- 
ministratore apiritualium Badensi, et pro libitu d»orum marchionum dispen- 
santur, ‘qui rationes facit camerae. Unde boni homines de suae ecclesise cen- 
sibus nihil potuerunt respondere. 

Loca et pagos annexos habet: Balch 30 familiarum; pagum Scheuren, 
6 familiarum et tres villas, duas die Echwendroter Höff et unam PP. Societatis, 
das Jeluiten-Schlößgen, in hujus ingressu pulchrum et venustum sacellum ad 
quod subeunt per annum supplicationes. 

Filialis ecclesia pulchra cum bono et clauso coemeterio, quod nos 
benediximus. Est ea firma et commode ornata, altaria in illa duo consecrata, 
noh dotata. 

Patronus S. Eucharius, dedicatio dom. ante S. Bartholomaei. Cam- 
panae in hac duae, fusae anno 1425; ornatus decens et mundus, 

Pastor in hoc loco non residet, sed in Haven-Everstein, in quo 
loco notata, quae circa illum. 


Parochiam hanc possidet per modum commendae; annum competentiae 
ineipit in festo S. Georgii; commendatur a parochianis. Pro competentia ex 
hac parochia solos habet 15 fl., quos ei administrator spiritualium persolvit. 
Bona parochialia elocat aliis. Domus parochialis ampla pulchra et magnifica, 
sed quia inhabitata, neglecta, ventis et nivibus pervia, ac paulatim colla- 
bescens; ad hujus restaurationem obligatur dia abbatissa collatrix; et mirum 
per illam non inhabitari cum non faciat inhabitari Pastor. 

Jura stolae pro sponsalibus et proclamationibus: copulatione 20 Batzen, 
dimissorialibus 20 Baten, baptismo !/, fl., productione ad libitum, provisione 
aegrorum O, administratione aliorum sacramentorum 0, conductu funeris majoris 
cum tribus sacris 1 Rtblr., funere minore 0. 

Parvulos suos illi ipsi sepeliunt. 

Ludimagister, aedituus et director horologii Joes. Jacobus Stuckel, con- 
stitutus a parocho et communitate, officio satisfacit et placet communitati, pro 
annua competentia habet ratione scholae ab administratura spirituali 5 fl. 
lotionis linteaminum eccelesine 8 Schilling, die Glodengarb ratione compulsationis 
duo prata, ex instructione per quartam anni partem !/, fl. 

Pueri admodum rari mittuntur ad scholas et non nisi a festo trium 
regum ad pascha {. Superstitiones aut abusus publici nulli. Confraternitas 
nulla. Nulla pro choreis a parocho petitur licentia, etiam festis diebus, quibus 
pensunt et colligunt fabas et gramina. 

Sacris reverenter frequenter et constanter intersunt. Scandalum publicum 
nullum. Obstetrix jurata. Fundatio pauperum nulla. Inventarium nullum. 
Visitatio ab immemoriali tempore nulla. Communio paschalis exigitur schedis. 





s Zeitfhr. für Geſch. des Oberrheins II, 177. 


138 


Monita. Festi dies sancte servandi, atque abstinendum ideirco ab omni 
opere servili, pueri maturius et constantius mittantur ad scholas. 

Parvuli baptizati sepeliantur ritu et more catholico. 

Baptisterium firmetur et curetur sera ad illud oceludendum. 

Curent, quorum interest, monstrantiam ad decorem pulchrae parochiae. 

Monendi D. D. Collatores, quod domum parochialem restaurent et con- 
servent, ne aliquando cum gravi eorum dispendio eam de integro restaurare 
cogantur. 

Subingressi parochiam hanc non satis de adventu nostro admonitam et 
quia prima haecsitantem, qua ratione posset et deberet nos excipere, unde etiam 
is fructus hie non factus, sed nos in alia vieina loca dein subsecuti substitimus 
hac in parochia tantum medium diem, quando hoc loco ne quidem comedimus, 
sed in comitatu d. v. decani Helle perreximus ad prandium in Hawen- 
Eberstein. . 

Ad populum autem in utroque loco et Balch et Oos diximus 3, Cate- 
chismi habiti 2, communicantes fuere 13. Coemeterium in Balch benediximus. 


Visitatio de 1701. 


Oos (Osse). Parochiam administrat simul curatus in Haveneberstein, 
r. d. Michael Bader. Pro competentia solvuntur 50 fl. Patronus ecclesiae est 
S. Dionysius Areopagita. Numerantur in Balg, Haveneberstein et Osse fami- 
liae catholicae aliquot supra 100. 

Jus collationis est penes Capitulum cathedr. Spirens. et monasterium 
Vallis-Lueidae, 

Exstant hie tria altaria, quorum nullum est consecratum. 


32. Eberfteinburg. 


Nächſt dem Dorfe, welches an der Nordfeite des jogen. Batterbergs 
in beträchtlicher Höhe liegt, ift auch noch die alte Schloßruine Alt: 
Eberjtein zu ſehen. Diejer Burg verdanft das Dorf jeinen Namen 
und Urjprung und von ihr führten die Grafen von Eberjtein ihren 
Namen. 

Die Burg fam im Jahre 1285 von den Eberfteinern an das Haus 
Baden!. Am Jahre 1356 wurde fie von Eberhard, Grafen von 
Württemberg, zerjtört, jedoch bald wieder aufgebaut. 

Eine Burgfapelle und Piründe jcheint hier nicht bejtanden zu 
haben. Bei der Abtheilung der geiftlihen und weltlichen Lehen zwilchen 
Baden und Eberjtein im Jahre 1404 wurde die Pfründe an der Burg: 
Fapelle zu Neu-Eberſtein (dad neuere Stammſchloß diefer Grafen, die 
jetige Burgruine Hohenbaden, weſtlich vom Batter) an lettered (an 
Eberſtein), die Frühmeſſe der Kirhe im Dorfe zum alten Eberjtein 
(Eberjteinburg) aber an Baden gewieſen. Bei der Burg Eberftein 


1 Zeitfchr. für Gefch. bes Oberrheins. Bd. II, 121, Anm. 


139 


wohnten Klaudnerinnen zum BL. Antoniu3?, welchen Graf Wolf von 
Eberſtein als Kirchherr zu Gernsbach bewilligte, daß fie einen „Bang“ 
(Prozeffion) aus ihrer Klaufe in St. Düngens (St. Antons) Kapelle 
machen mögen. Am Jahre 1464 verjchrieb Gerhard unten, Heinzens 
jelige Hausfrau „St. Antonien gen Alten-Eberjtein” jährlih 5 Schilling 
auf Martini mit 5 Gulden ablöjig auf Michaeli und im Jahre 1470 
gab Katharina von Burtell, Klaudnerin zur Burg Alt-Eberftein, ihr 
ganzes Vermögen dieſer Klaufe. 

Die St.:AntoniensKapelle ftand unfern des Weges von Baden nad 
Gernsbah (alte Straße beim alten Kirchhof) auf der Waffericheide, 
Ihre Stelle wird noch durd einen Bildſtock bezeichnet mit einem Ge: 
mälde des Heiligen. Er iſt auch der Schußheilige des Dorfed Eber: 
fteinburg. Die Klaufe zum alten Gberjtein lag zwiſchen diefer Burg 
und dem Dorfe: Auch mar weitlih von Eberfteinburg ein Dörflein 
oder ein Weiler mit Namen Nothhaufen, welches noch in einer Ur: 
funde vom Jahre 1560 erwähnt, aber ausgegangen iſt?. 

Das Dorf Eberfteinburg war ein armer unbedeutender Ort, wie 
aus einem Aufichriebe feiner Zehnterträgniffe erfichtlih ift?; feit ber 
Zeit aber, al3 da3 Bad in der Stadt Baden wieder emporfam, nahm 
fein Mobtftand und feine Bevölkerung jo jehr zu, daß man im Anfange 
unſeres Jahrhunderts feine im Jahre 1468 erbaute Kirche um ein Merk: 
lied zu erweitern genöthigt war.” Die Pfarrei iſt ſomit eine der 
ältern. Laut einer Urkunde vom Jahre 1530 ift die Burgsflaplanei zu 
Neu-Eberftein diefer Pfarrei einverleibt worben. 

Ueber bie Zuftände bderjelben im 17. und 18. Jahrhundert geben 
bie folgenden Bifitationsberichte unter Baden einige Stellen, da um dieſe 
Zeit Eberfteindurg von Baden aus verjehen wurde, 

Ein Protofoll aus dem Anfange des 18. Jahrhunderts fagt: Eber⸗ 
ſteinburg iſt eine alte Pfarrei, hat ante annum decretorium (1646) 
einen eigenen Pfarrer gehabt, hat viel Wieſen und Garten, ſo parrochus 
genießet, auch bei 7 Morgen, Pfaffenäcker genannt, liegen aber wüſt 
und öde. Sit ein Pfarrplatz da, mo vor Jahren das Pfarrhaus ge— 
ſtanden. Das Volk mußte um dieſe Zeit nach Baden in die Kirche 
gehen. Von den drei Altären war keiner conſecrirt. Nur drei Meſſen 
im Jahre wurden in der Eberſteinburger Kirche geleſen, nämlich in festo 

I Krieg v. Hochfelden, Die Grafen von Eberſtein. ©. 77 und 233. Weber 
bie Klaufe: Schotts, Juriſt. Wochenblatt (Leipzig 1772/75, 4 Bbe.) Vo. II, 368, 

2 Zeitfchr. Bd. VIII, 202. 204. Urkunde vom Jahre 1355. 

3 Zeitichr. für Geſch. des Oberrhein. 

+ Kolb, Hifl.ftat.stopogr. Lex. I, Eberfteinburg. Realfhematismus der Erz 
biöcefe Freiburg. 1863, ©. 141. 


140 


dedicationis ecelesiae, in festo 8. patroni ecelesiae Antonii abbatis 
und eine am Allerjeelentage. Den Zehnten bezog die Speier'ſche Geift: 
lichfeit und die obere Kirche zu Gernsbach!. 

Noch um Mitte des 18. Jahrhunderts wurde Eberfteinburg durch 
einen Kapellan von Baden aus, dann dur einen Kapuzincer bes 
Kloſters dort paftorirt. Der vorlette Kapuziner, welcher in Eberfteins 
burg fungirte, war ber P. Felician und der legte der P. Bruno, welcher 
um 1780 lebte. 

Die Marfgräfin Maria Viktoria hat bier im Jahre 1777 auch 
eine Stiftung von 300 fl. zur Erhaltung eines ewigen Lichts gemadit. 

Die jetige Kirhe wurde um 1790 erbaut, das Pfarrhaus dagegen 
im Sabre 18112, 


33. Baden. 


Es folgen bier die Mittheilungen, welche die biſchöfl. Speier'ſchen 
Bilitationgprotofolle von den Jahren 1683 und 1701 bieten. 

Eine eingehende Geihichte der Pfarrei und des Collegiat: 
ftiftes zu Baden, jowie des dortigen Kapuzinerflofters, des Spitals 
u. |. w. jollen in einem der jpäteren Bände des Didcefan-Arhivs nad) 
getragen werben. | 


Baden. 


In quavis plates porcus, canis atque puella 
obvis, quo tandem progrediaris, adest. 


(Epigramma poetae de Badena.) 


Civitas Badensis residentia est serenissimorum marchionüm hujus nominis 
et eorum marchionatus caput, tota in temporalibus sub jurisdictione D. mar- 
chionis, in spiritualibus autem jurisdicetionis Spirensis, quam ante ipsam civi- 
tatem dividit et dirimit fluviolus Osa dietus, facitque partem citeriorem juris- 
dictionis spiritualis Argentinensis, cujus statim in ipso urbis limine esse 
incipiunt patres Capucini, ac supra montem Fremersberg dictum ® p. p. Ob- 
servantiae, qui approbationem suam toties quoties accedit novus P. Guardianus 
vicario generali Spirensi renovari faciunt, quo possint passim per districtum 
Spirensem etiam pastoribus operam suam in audiendis confessionibus, aliisque 
peragendis conferre. Civium praeter propter numerat urbs haee familias tre- 
centas, praeter multas aulae officialium domos, loca praeterea ad hanc paro- 
chiam pertinentia sunt vallis Beuren, in hac sita sunt Beuren superius et 
inferius quodlibet 80 familiarum ac nobile virginum Cistercientium asceterium. 


1 Alten. 2 Ebenſo. 

:=% 8 Klüber, Beichreibung von Baden bei Raftatt. Tübingen 1810, 
Bd. II, ©. 96. 208 und 257. Franzisfanerflofler, geftiftet von dem Markgrafen 
Jakob I. im Jahre 1493, 


141 


Vila Malschbach 3 familiarum, Geroldsau 15 familiarum, 
Schmahlbach 6 familiarum, Gunzebach 11 familiarum et parochia antiqua 
Ebersteinburg 15 familiarum. 

Familias universim numerat haec parochia quadringentas omnes catho- 
licas, eversas in montibus arces duas et incumbentem, urbi prineipum mar- 
chionum nobilem aulam. 


Parochialis ecclesia simul est collegiata, illa tamen hac antiquior, 
quia in fundationis litteris haec habentur formalia a marchione fundatore in- 
serta: Wir geftiefften einen neven ftifft in Vnſerer pfarr firdhen zu Baden 1. 

Patronus: Beata Virgo cum duodecim apostolis. 

Patrocinium praeeipuum celebratur in festo apostolorum Petri et Pauli, 
reliqua B. V. et apostolorum festa habentur ritu solennissimo. 


Dedicatio: Dominica antecedente Pentecosten. — Collator: Serenis- 
simus marchio. 


Decimatoree plures. Marchio, capitulum cathedrale Spirense; abbatissa 
Lichtendahlensis et civitas Badensis et in paucis vineis parochus Badensis. 
Animalia seminalia curat civitas. 

Ecclesiae Fabrica ampla augusta ex quadro lapide et firma, ac in om- 
nibus in bono statu elevatum ac amplum habet chorum, navim ac duplicem 
alam, omnia praeclaro fornice conspicua. 

Organum item nobile, altaria commode ornata ac bene disposita numerat 
undecim, omnia excepto uno consecrata ac fundata, sed quorum fundatio in 
unum corpus collecta, inter canonicos octo et praepositum ac decanum dividitur 
inter praesentes. 

Chorus plurimis insignibus marchionum epitaphiis conspicuus, horum 
tantum servit sepulturae. In navi sepeliuntur nobiles et primores maxime ex 
aula, sed non nisi numeratis ante quadraginta imperialibus, quae pecunia 
partim ornatui, partim fabricae impenditur. 

Coemeterium commune extra civitatem, proxime ecclesiam hospitalis, 
habetur, in quo pro sepultura nihil penditur, depaseit illud vespertilio ?, 

Fabricam totam curat et conservat ex propriis fabricae reditibus ad- 
ministrator spiritualium a marchione constitutus, cujus etiam camerae reddit 
rationes. Novit capitulum, quantum pro chori conservatione teneatur conferre. 
Crates coemeterii, ossuarium, septa et sacellum animarum in coemeterio curat 
eivitas et praefectus hospitalis. 

Campanas quarum quinque et magnae consonantiae curat administrator 
spiritualium, concurrente quod ad unam tertiam capitulo. 

Vinum, hostias, libros ornatum aliaque necessaria servientia altari summo 
solvuntur a capitulo, servientia altari medio solvit administrator spiritualium. 
Reliquias habent in duabus cistulis clausis, de quibus autem sanctis sint, non 
ita constat. Sacra servantur in magnifico et artificiose elaborato sacrario in 
navi, clavis® ferreis clausa ad latus altaris parochialis in ipso ingressu ad 
chorum; ardet ante illud lumen perpetuum fundatum, curatur id ipsum ab 


1 Geftiftet durch Markgraf Jakob i. %. 1453. Kolb, ter. I, ©. 32. 
® Soll heißen Vespilio, der Xodtengräber. 
3 Clava, bie Stange, 


142 


administratore spiritualium. Monstrantia artificiosa magna formae triangularia, 
argentea deaurata potissimam sui partem, 

Ciborium novum, capax, argenteum deauratum. Pixides pro sacris oleis 
duplices argenteae, quarum veteres conjunctae, recentiores pixidem pro infirmis 
separatam habent a duabus aliis. Calices numerant minimum decem, ornatum 
preciosum, sericum, holosericum et‘ ex tela argentea et aurea, omnium colorum, 
qui cum altari parochiali hactenus semper est et fuit communis. 

Suppellex linea, copiosa et pretiosa, uti et alia, quae ad ornatum altarium 
necessaria, 

Baptisterium ex latere sinistro ecclesiae habent elevatius, honestum et 
clausum. Sedes coniessionales ad altaria lateralia numerant sex, omnes in 
patenti et decentes. Cathedra lapidea satis decens et proportionato loco. 

Liber baptizatorum a tempore belli Suecici accuratus. Agenda Argen- 
tinensis, quae Romanae conformior. Missalia plura Romana et Spirensia. 

Sedes antiquiores, curatae illae a fundatore, novae curantur ab iis, qui 
sibi coömunt a fabrica, vel praeposito. 

Lites circa has, aut sepulturas aut bona ecclesiae nullae, nisi quae pa- 
storem inter et d. d. canonicos. 

Processus fuit olim inter eos formalis ventilatus coram cancellaria Ba- 
densi, qui et ab eadem in causa pure ecclesiastica definitive conclusus. 

Processiones cum venerabili festo corporis Christi, per civitatem vene- 
rabile portante d. praeposito. Alterum in gratiarum actionem, quod princeps 
patriae restitutus post bellum Suecicum seu Durlacense, duciturque in Lichten- 
thal. Venerabile item portante d. praeposito absque venerabili in festo S. Marei 
in Lichtenthal. Item eodem feria 2d@ rogationum, feria 3ti# ad ecclesiam hospi- 
talis, feria 4t# vacatur a civitate, huc eodem venit pater Lichtenthalensis cum 
incolis vallis processionaliter ad parochialem. Item adveniunt Sinsemenses, 
quibus utrobique occurritur ad pontes, paucis admodum vexilla comitantibus e 
civitate parochianis. 

Anniversaria in parochia nulla, in collegiata admodum multa, quae ac- 
curate servantur et tot sunt, ut canonicis singulis per annum incumbant mini- 
mum centum legenda. 

Redditus ecclesiae duplices alii collegiatae alii parochiae, hujus colliguntur 
ab administratore spiritualium, et rationes sicut et aliarım fiunt coram camera, 
inscio et non requisito pastore. 

Ilius colliguntur ab eorum receptore, ac |. factis coram capitulo 
rationibus dispensantur. 

Filialis nulla, quae modo est in Ebersteinburch!; jus habet 
parochiae antiquius, quam ipsa matrix. Patronus illius est 8. Antonius ere- 
mita, relitus habet bonos, quos colligit administrator spiritualipm, cum summo 
hujus ecclesiae neglectu; est enim illa, quae in proximo marchionum prospectu 
totius marchiae maxime ruinosa et totam perpluit, ut prae pluvia nivibus ac 
ventis, sacerdoti prope impossibile in eadem ad aram facere, 


1 Die Kirche ift erbaut 1468 und im Anfange unſeres Jahrhunderts erweitert 
worden, Die Pfarrei wurde errichtet am 1. Juni 1530 von Philipp, Markgraf von 
Baden, und Philipp, Graf von Eberftein (Realihematismus der Erzdiöceſe Freiburg, 
1863, S. 141). 


143 


Est in illa praeter foedam S. patroni statuam imago nulla, altaria tria 
non tecta, fenestrae apertae, tabulatum nullum, pavimentum diffractum. Coe- 
meterium undique apertum. 

Sacella plura Primum in arce, in quo quotidie ab uno ex 
dais canonicis per ordinem celebratur, sub medium undecima. 

2dum, In coemeterio S. Mariae sacrum, ac animabus piacularibus, 
altare unum, non consecratum nec dotatum, in bona structura et ornatu neces- 
sario, provisa conservatur a civitate et hospitali. 

3tium, S. Wolffgangi ad ingressum in Niederbühren, plane desertum, 
nulla in illo imago, nec ullus ornatus, ad 2dum nostrum reditum non nihil ex- 
purgatum, a nobis fuit benedictum, conservatur ab incolis. 

4tum, Beata VYirgo ad tres quercus. Locus miraculosus et colitur 
adventu plurium vota sua ibidem facientium; antiquitus imago Beatae 
Virginis quercui erat inserta, sed successu temporis labascente quercu supra 
eundem trunco adhuc persistente erectum sacellum. Ejus curam specialem 
habet senior marchionissa, quae illud saepius de septimana visitat, suspensa 
ibidem picta aliaque anathemata, plura et conservatur ex oblatis. 

5tum, S, Nicolai ad leprosorium unum in illo altare consecratum 
fundatum, sed pro tempore desertum, ut intra biennium nullum in eo sit 
factum officium, deserviebatur alias sacro hebdomadario a pastore et fundatio 
praestabatur ex camera, sed postquam D. Riedt, unus ex cameralibus, 
pastorem jusserat edicere fundamenta fundationis illius, illo autem vel eo 
ignorante vel nolente coram incompetente judice comparere, orta lite, orna- 
menta ex ecclesia ab eodem D. camerali sublata et cessavit fundata obligatio. 

Ecclesiae et monasteria plura, pia daorum marchionum pietate et libera- 
litate erecta et conservata. 

ims, Nobilior ecclesia collegiata, 8 canonicorum, qui et ad amus- 
sim ? officium suum faciunt catholicum et in publico cum magna populi aedi- 
ficatione vivunt. 

2da, R. p. p. societatis Jesu ecclesia est magnifica ad pedem 
montis a d. d. marchionibus una cum novo ex fundamentis collegio exstructa 
nondum consecrata. Altaria in illa tria, in superioribus sacellis duo. 

Ztis. Hospitalis, alias etiam parochialis ad urbis moenia extra portas 
sita, oblongae et pulchrae proportionis, altaria in illa quinque, consecrata ex- 
cepto summo, cujus sepulchrum exsecratum, 

Casulae ibidem quatuor, alba una, altaria vestita, campanae duae. Pa- 
troni: 14 auxiliatores; ecclesia est vetustissima, nullum in ea prope officium, 
nisi quod ab emerito ibidem sacerdote persolvitur. 

Fundati ibidem alias vicarii tres, quorum fundatio in tres collegiatae 
ecclesiae vicarios translata cum onere, ut singulis dominicis et festis diebus, 
sacrum ibidem et vesperas decantarent, quod autem ita negligitur, ut poene 
non constet quinam illi sint vicarii, qui ad hoc obligentur. 

Ata. Monasterii Liechtendahlensis, erecta et fundata a mar- 
chionibus ordinisque S. Bernardi, sub directione abbatis ex Dennebach ? tran- 
scripta, sita illa est media ab urbe hora, via admodum amoena, bene 
ornata ac una cum monasterio alto ac praeclaro muro ac aedi- 
fieiis inclusa®, 


i Ad amussim, pünftlid. 2 Thennenbad). 3 Seil. ecclesia. 


144 


Exiguam habet clausuram, in bona alias, ut fertur, vivunt disciplina. 
Hujus monasterii moniales nolunt amplius virgines appellari, sed foeminae, 
„Frawen“, atque admodum indigne ferunt, si quis hoc eas titulo non indigitet; 
habent abbatissam vetulam, cellerariä cum omnium indignatione solä regimen 
omne sibi arrogante. Ad adventum nostrum illae coacto capitulo concluserant, 
quo si accederemus, ut amici, amice et laute nos accepturas, si autem ab 
Emmo Episcopo vel missi, vel visitatores, portas nobis praeclusuras, atque hoc 
ante ingressum scire velle atque hujus in scripto a nobis testimonium habere. 
Nos ne ad scopum allideremus, scientes ordinis esse exempti illud praeter- 
gressi non intravimus, jus suum ÖOrdinario illaesum reservantes. 

5te, Monasterium virginum sepulchralium intra urbem non 
procul ab arce. Coepit illud ducissa vidua Leopoldina, quae ante hunc 
ducis Neoburgiei vidua. Sacellum est parvulum, legunt in illo in dies, ita sol- 
vente d. marchionissa P. P. Capucini; nos ut subjectas ordinario sacra et 
scholas lustravimus, ac missionem in eodem etiam in omnium praesentia in- 
diximus. 

Pastor r.d. Johannes Helle, aetatis 36, patria Buchofuldensis alumnus 
Fuldensis s. 8. theologiae et canonum licenciatus, protonotarius apostolicus et 
decanus ruralis, canonicus simul et pastor, vir omni ex parte commendandus, 
quidquid mordaces etiam et invidi dentes arroserint. Sedulus est in cura pa- 
storali, pro qua, quia ampla melius peragenda, alit sacellanum extra domum. 
Oeconomiam habet honestam, nullum copulavit vagabundum aut alterius pa- 
rochiae. Morientibus et sponsalibus assistit, parochiam possidet ex commenda, 
quam annue redemit. 

Annum competentiae incipit in festo S. Georgii. Conciones dominicales 
et catecheses habet collegium. Conciones festivas et confraternitatem rosarii 
P. P. Capueini. 

Domum pastoralem, quae bona, curat et conservat dominus marchio. Ejus 
competentia in pecunia ex diversis censibus 30 fl., frumentis 60 Mald., quae 
ei persolvuntur a capitulo Spirensi maldera viginti sex et viginti quatuor a 
monasterio Lichtendalense. 

In vino nihil habet certi, de anno tamen in annum computando censetur 
habere plaustrum cum dimidio ex decimis vinearum. Reliquum, quod habet, 
percipit ex presentiis canonicalibus et juribus stolae, quae hic copiosa. 

Jura stolae. Ex sponsalibus et proclamationibus 0, copulatione stro- 
phiolum vel hujus loco !/, fl. et 1 fl., dimissorialibus !/, fl., baptismo facto 
nihil, de jure tamen deberetur !/, fl. Ita antecessores omnes acceperunt, ex- 
ceptis duobus ultimis, qui ex symposio aliquot ciborum missus ejus loco ad- 
miserunt. Ex introductione praeterquam, quod sponte offertur 0, provisione 
aegrorum (0, administratione aliorum sacramentorum 0, conducti funeris majoris 
et tribus sacris 1 fl., funeris minoris %/, fl., pro sacro votivo per annum 
6 Batzen. 

Scholae: Hic cumprimis Gymnasium gocietatis Jesu, in quo pro tem- 
pore ob paucitatem discipulorum non nisi tres magistri humaniora profitentur. 
2de, Sextanorum, quae est manuductio ad infimam et est sub directione 
P. Praefecti. 3%. Schola latina, huic ludimoderstor praeficitur et solvitur a 
eivitate, pueros habet omnes et paucas puellas, quae non libenter alias scholas 
frequentant, Ata. Puellarum, cui etiam a magistratu vir praeficitur. Ödt# et 


145 


62, Sepulchralium, in qua convictrices ab aliis separatim instruuntur. Pueri 
utrumque (?) mittuntur ab urbicis ad scholas, non ita a forensibus, licet et illi 
suas habeant scholas proprias. 

Abusus aut superstitiones nullae. Confraternitas in collegio agonizantis 
Christi 1; alia civiam et dominorum, alia studiosorum. In collegiata (Ecclesia) 
fraternitas rosarii et S. Sebastiani; apud p. p. Capucinos et Observantes fra- 
ternitas cordae (?), apud sepulchrales S. Josephi. — Saltitatur diebus festis et 
tractantur saepe servilia abaque licentia parochi, catechesis admodum negligitur 
uti et concio. 

Scandalum publicum nullum, nisi quod dissidia gravia gliscant 
inter conjuges, vitium carnis prope publicum et impune, ex 
ebrietate diebus maxime festis contracta passim juretur, blasphemetur et ex 
convitiis ad verbera descendatur. 

Venerabile quando ad aegros defertur, comitantur quidem vicini et pueri 
pauci, sed non ea reverentia et numero, quem aut tanto mysterio debemus aut 
principales personae curatis ad hoc umbella et facibus exoptarent. 

Obstetrices duae juratae, juramentum a consule exceptum, a nobis reno- 
vatum et instructae. 

Hospitale nobile, amplum et opulentum, sed male administratur. Census 
hujus anni boni habet illud in pecunia 200 fl., frumentis 100 Mald., agrorum 
50 jugera, pratorum 30 jugera, vini 7 Fuder. Praebendarii in illo minimum 
octo. Aedificia admodum negliguntur. 

Inventarium ecclesiae est penes custodem collegiatae D. canonicum, 

Confirmatio hic nulla ab hominum memoria, nisi quae ante 20 annos 
media tantum die duravit et vix innotuit, uti nec visitatio. Communio paschalis 
exigitur schedia. ) 

Pueri in puerperio mortui ab obstetricibus aut patrinis quantumvis bapti- 
zati clam efleruntur. j 

Excessus sub divinis publiei nulli. 

Monita (zur Gittengefhichte). Civitati et vel ipsi magistratui politico 
probrosum, pati gliscentia passim perjuria et blasphemias ac turpem maxime 
lasciviam. 

Venerabile in hac catholica civitate dedecere absque aliqua saltem pompa 
ad aegros deferre, unde deinceps vicini duo paratam ad hoc umbellam ? de- 
ferrent, cum venerabili tegant, taediferis adolescentibus praecedentibus civibus 
sliisque omnibus, quibus aliqua ratione vacat, illud subsequentibus. 

Subivimus hanc urbem tertio; primum quando missionis impedimenta in 
Marchia submovimus, dein quando ipsam in civitate habuimus, demum quando 
Marchiam totam absolvimus; postquam audivimus indietum ab aliquibus 
jussu D. D. Marchionum publicas ad sonum campanae preces, ab aliis eas ab 
episcopo demandatas, ac videntes parvo fructu ac frigida hoc ipsum pietate 
fieri, nos, potestate subdelegata, preces illas absolute nomine episcopi in 
conspectu principum indiximus, et ut majori cum devotione contra Turcam 
fierent flexis precibus, indiximus certum signum majoris campanae, quam 
diu illa pulsaretur, quod ut cum plausu aulae acceptatum, ita non absque 


Bruderſchaft ber Tobesangft Chriſti. 
? Sonnenſchirm, bier ftatt eines Baldachins. 
Freib. Dide⸗Archiv. XV. 10 


146 


lacrymis vidimus passim vel in mediis plateis in genua provolutos magno pie- 
tatis sensu et hic et in omnibus eitra Rhenum locis ad ipsum factitare. 

Substitimus autem hoc loco dies 11 ac totidem noctes, quando ad aulam 
aliquoties et primores evocati atque ab iisdem lauto epulo honorati, verum ad 
populum diximus hoc tempore 15, catecheses habuimus 9, communione sacra 
refecimus 1988, aegros munivimus 24, campanas benediximus 8, Sacellum 
S. Wolfgangi in Beurenthale benedictum, dissidia conjugum plurima composita 
et tentata aliorum compositio. Wisitata, publice assumptis per vices testibus 
D. pastore, sacellano aliisque, ecclesiae collegiatae aliarumque altaria bapti- 
steria, structurae, hospitalia, scholae. 


Die Vifitation ſchloß mit: 

Atque ab ipsa civitate per ejusdem primores honorati bellariis in collegio 
et liberali haustu 22. Junii in coena, atque ab eadem oblatis equis tribus via 
periculosissima in Forbach deportati 23. Juni. 

Formula promulgatae missionis in utraque ecclesia Badensi tam collegiata 
in dominica, quam P. P. Capucinorum in festo Portiunculae, „Es haben Ihro 
Churfürſtliche Gnaden zu Trier, als Bilchofs zu Speyer auß fonberbabrer forgfalt 
vndt Wätterlicher Liebe gegen feine Untergebene Schäfflein zwey Missionarios auf 
ber societet Jesu in fein biftumb anhero gejenbt, welde nicht allein mitt prebigen, 
GHriftlihen Lehren, Vndt andern geiftlichen Uebungen, Yung Vndt alt werben auff: 
erbawen, Sondern zu mahlen gewalt haben, VBolllommenen Ablaß, wie auch andere 
gnaden vndt frepheiten zu ertheyſen; Wie ban Ihr lieb Vndt Andacht auß deren 
proposition jelbften mitt mehrerem vernehmen werben, Solche aber Wirdt geſchehen 
fünftigen Mittwochen nad ber Veſper in ber GStiftsfirhen, wo E. I. Vndt A. ſich 
fleufich einzufinden vndt zugleich die Benediction mit bem 8. hochwürbigen zu em: 
pfangen haben.“ 

Mercurii proinde post vesperas, quando ecclesiam ingredi parabamus, 
solemni compulsatione, obvio toto capitulo ad ipsum forum in limine ecclesiae 
praeposito crucem ac D. decano aquam lustralem praesentantibus in ecclesiam, 
exspectantibus jam tum in ipsa ecclesia utraque serenissima cum toto concilio 
ac ecclesia confertissima adventum nostrum solemniter sumus introducti, quando 
ad altare parochiale porrecto et induto superpelliceo stola et pluviali cum 
venerabile data benedictione, ad „Veni S. Spiritus“ capitulo respondente ac 
cantata collecta coepi dietionem et causis Missionis expositis indixi Missionem 
subsequentibus diebus hac ratione continuandam, mane semper hora Öt* a bene- 
dictione cum venerabili et ejusdem expositione inchoandam missionem, dein 
sacrum legendi, post, quod exponendum practice qualiter ad sacrum synaxin ! 
accedendum muniendos aegros, hora 822 concionem solemnem, hora 9 sacram 
musicam, hora 12 catechismum, hora 2da vesperas; hora 7 litanias cum 
dietione habendas, et benedictione venerabilis devotionem claudendam, quando 
intermedio tempore confessiones in collegiata excepturi, comparuit in omnibus 
horis civitas frequentissima ac etiam aula tota cum suis principissis et juniore 
Marchione, qui horarum nullam excepta matutina neglexissent, seseque ipsos 
indulgentiarum fecere participes. 


1 Zövasıs, conventus ad celebrandam sacram coenam, celebratio ipsius 
coenae sacrae, Sacra Coena. 


147 


Baden, p. 193. 
Visitatio de 1701. 


Habetur hic patrocinii Bmae Vais oollegiata ecclesis, in qua est altare 
parochiale sub titulo S. Georgii, urbis et patriae patroni, belli tempore pro- 
fanatum. 

Parochum agit R. D. Engelbertus Meiners, Westphalus, ejusdem 
collegiatae canonicus et custos. 

Competentia: Tritici 1 Walter, silig. 13 Malter, avenae 6 Malter, vini 
plaustrum, item 1 fl. 6 Ass., foeni plaustrum. 

Et hanc portionem solvit capitulum cathedr. Spirense. 

Portionem religquam solvunt moniales ad vallem lucidam, videlicet: Sili- 
“ ginis 34 Malter, avenae 8 Walter, obsoniorum 1 1 Malter, foeni plaustrum, 
item 2 fl. 18 Asses. 

Numerantur familiae catholicae 300, Judaica 1. 

Collator est serenissimus princeps Marchio. Decimas colligunt capitulum 
cathedr. et moniales supra nominatae. 

Chorum ecclesiae collegiatae reparant DD®i canonici ibidem. De navi 
contravertitur: Plerique existimant, quod teneatur serenissimus. Degunt urbe 
hac moniales S. Sepulchri, quarum templum exstructum est sub titulo et 
patrocinio S. Josephi. 

In uno suburbio habetur xenodochium cum ecclesia, quae a nupero in- 
cendio reparata non est. 

In altero suburbio fuit leprosorium cum contiguo sacello, cujus aliqua 
exstant rudera. 

Dimidiä ab urbe horä frequentatur sacellum votivum Bmae Vnis ad Tres- 
Quercus nuncupatum. 


Ebersteinburg. Pagus annexus parochiae Badensi in Marchia. 

Habetur hic sacellum plane ruinosum. 

Parochus asserit, se non obligari ad peragenda divina in ecclesia hac. 

Gravamen. Non habetur catechesis et juventus negligitur, mysteriorum 
fidei prorsus ignara. 


Beuren. Pagus annexus parochiae Badensi in Marchia. 
Habetur hic sacellum sub patrocinio S. Wolfgangi Ep., ubi subinde 
fiunt sacra votiva. 


Nadträge, 


1. Neuburgmeier (zu Bb. X, ©. 209). 


Hinfihtlich des wenig befannten Ortes Neuburgmweter enthält die Schrift: 
„Beiträge zur Vaterlandsgefhichte von Julius Lampadius“ (Mohr und 
Zimmer in Heidelberg, 1811) folgende bemerfenswertbe Mittbeilung: Einige Stunden 
unterhalb Selz lag im Mittelalter am Rhein, und zwar am rechten lifer, bie 
nicht unwichtige Fefte Neuburg mit einer Abtei. In ber Theilung ber Rheinpfalz 


10* 


148 


zwifchen Kaifer Ruperts Eöhnen vom Jahre 1410 fiel dem Churfürften Lubwig 
bie Veſte Neuenburg auf dem Rhein gelegen mit bem jFleden zu (Meuburgweier, 
Tolner, Cod. dipl. Palat. Nro. 205, p. 173). Rod im Sabre 1570 war feine 
Beränderung mit feiner Lage vorgegangen, wofür Spedlin’s Karte vom Elſaß 
Bürge ift, aber wenige Jahre nachher fiel es dem Vater Rhein, ber nad) einem alten 
wohlhergebradhten Rechte den Austheiler an Gütern und Herrſchaften macht (Freber, 
Orig. Palat. P. II, C. 16: „qui censitorem agrorum et dominiorum veteri et 
optimo maximo jure agit), plöglih ein, das Schloß mit feinen Fluthen von allen 
Seiten zu umfafjen und bald darauf bei mähligem Aendern bes Bettes, von beut: 
ſcher auf franzöfiihe Seite überzufegen. 


2. Zu Durmershbeim und Bidesheim (Bd. XI, ©. 59-64. ©. 61, 
Anmerkung 2). j 

In Mainz erfhien im Jahre 1747 in der churfürſtl. privileg. Hof: und Uni: 
verfitäts:Buchdruderei eine Schrift unter bem Titel: Uhralte und andächtige Ber: 
ehrung ber wunberthätigen Mutter bes ewigen Sohnes Gottes zu Bidesheim unter 
dem Titel; Allgemeine Zuflucht der Nothleidenden, Borgetragen in zwei Theil, deren 
erfterer ein aus bewährten Urfunden beftehender Unterricht, was nämlich fi vom 
5. ober bten Jahrhundert bis auf gegenwärtige Zeiten an biefem Gnadenort zu: 
getragen. Der andere Theil aber enthaltet verſchiedene Gebete und Andachten, jo bei 
Befuhung dieſer Wallfahrt gottfeclig zu gebrauchen. 

Allem Anfheine nah ift ein Mitglied der Geſellſchaft Jeju Verfaſſer dieſer 
Schrift, da gerade diefe dem Gnadenorte beſondere Aufmerkſamkeit fchenfte, wie denn 
bie Sefuiten die Verehrung Mariens allenthalben beförberten. Die Arbeit ift begreif: 
liherweife vollftändig Fritiffos. 


3. Malſch (Bd. XI, S. 59. 63, Anmerkung 2). 


In neuerer Zeit (1863) wurde ein Handbüchlein der Roſenkranzbruderſchaft aus: 
gegeben. In ben babensbabifchen Landen war die Verehrung Mariens von jeber groß. 
Die oben erwähnte Schrüit vom Jahre 1747 ftellt die Behauptung auf, daß Maria bie 
althergebrachte Schukpatronin ber babdifchen Lande geweien. Die Verehrung bes 
Gnadenbildes zu Bidesheim fcheint damit im Zuſammenhange zu ſtehen. Nach ber 
alten Beſchreibung war bas Bild eine robgefhnigte fißende Figur, von Holz, 
mit Leinwand überzogen und mit einem Etäbchen in ber Hand, wie wir ſolche auf 
alten Kaijerfiegeln ſehen. Ich werbe bei einer andern Gelegenheit auf bdiefes Bild 
zurückkommen. 


Schluß. 


Das kürzlich bei Gutſch in Karlsruhe erſchienene Werk von 
J. Näher „Die Umgebung der Reſidenzſtadt Karlsruhe“ (1884) ent: 
hält über mehrere Orte, deren Schickſale wir bejchrieben und deren kirch— 
liche Verhältnifje wir auseinandergeſetzt haben, mande ſchätzenswerthe 
bau: und kunſtgeſchichtliche Angaben, worauf mir die geehrten 
Lejer aufmerfjam machen. So über Ettlingen (Kirche und Schloß— 
fapelle ©. 53), die Klöjter Frauenalb und Herrenalb (S. 80 


149 


und 85), die obern Harbbörfer ©. 118 fi. (die Kirchen in Detig- 
beim, Bietigheim und Durmersheim ©. 121/122) und insbejons 
dere die Wallfahrtsfirhe ad S. Virginem Mariam in Bides: 
beim (S. 122 ff.). An die Mittheilungen im Diöcefan-Arhiv Bd. XL 
S. 59 anihließend, bringen wir hier Nähers und Mone's Nachrichten 
zum Abdrud. 

„Mit Durmerdheim ift der Ueberreft des Dorfes Bickesheim jeit 
1600 etwa zufammengebaut. Nur trennt die berühmte Wallfahrtöfirche 
zur bl. Maria als regina angelorum von ben letzten Häuſern des 
Orts ein großer Plag, der mit Nußbäumen bepflanzt ijt. Diejer Plaß, 
auf welchem feit 1410 die ehedem berühmten Bicfesheimer Märkte abs 
gehalten wurden, verdient Schon deßhalb Beachtung, weil hier unter 
freiem Himmel ber hl. Bernhard von Elairvaur (1147) auf feiner 
Reife nad Conſtanz gepredigt hat.“ 

„Die Wallfahrtäfirhe in Bickesheim ilt in gejhichtlicher und 
künſtleriſcher Hinſicht unftreitig eines der intereſſanteſten Gebäude in ber 
Umgebung von Karlsruhe. AZugleih Fnüpfen jih an dieſe Kirche jo 
viele und wichtige Ereigniffe der Geſchichte des badiſchen Fürſtenhauſes, 
daß der Bewohner der Nefidenz ein bejonderes Intereſſe hat, jenes 
Gotteshaus zu befichtigen; denn in diefer Kirche fand die Trauung des 
Markgrafen Karl von Baden mit Kunigunde von Eberftein jtatt. Das 
von Hofmaler A. Gräfle gemalte Bild, welches diejen Vorgang dar: 
jtellt, befindet fih auf Schloß Eberjtein, aber die Lithographie davon 
ſieht man jehr häufig in Baden. Der ältejte Theil ber Kirche, die 
zweilchiffig it, find die ſechs frühgothiſchen Säulen, von welchen zwei ala 
Halbjäulen ericheinen. Auf Tafel 8 iſt das Kapitäl einer dieſer Säulen 
abgebildet, weil an demjelben zur Erinnerung an jene Trauung, von 
der eben die Rede war, das badiſche und eberjteiniihe Wappen zu beiden 
Seiten de3 Grucifired angebradt find. Der Sculptur und den Dimen- 
fionen der Säulen nad ſtammt biejer Theil der Bickesheimer Kirche 
aus den Jahren 1350—1370, Dieje frühgothiihen Säulen ftehen 3,72 
bis 3,73 m von einander ab und ihr Schaft hat eine Höhe von etwa 
1,50 m und einen Durchmelier von 0,84 m. Das Kapitäl mißt 0,25 m 
in ber Höhe. Da an denjelden dasſelbe Steinmeßzeihen vorkommt, wie 
am Portalthurm und Grundfteine der Marienkirche zu Gernsbach mit 
ber Jahrzahl 1386, jo weiß man, dal; derjelbe Baumeijter und Bild: 
bauer in Bickesheim auch in Gernsbach an der obern Kirche gebaut 
hat. Es ift aber der Zeit nach nicht möglih, daß diefer Meifter der 
Bau: und Werkmeifter Burkart war, der 1300 in Herrenalb jtarb und 
dejien Grabjtein dajelbjt noch vorhanden ilt. Das hohe Chor und das 
Seiten:Chörlein (Katharinen-Chor) find jünger und etwa 1460—1470 


150 


gebaut. An den Wänden hat man bei der Wieberheritellung 1872—1873 
alte Wandmalereien des 15. und 16. Jahrhunderts entdeckt, welche ein 
Marienleben daritellten. Diejelben wurden aber beim Anftreichen der 
Kirhe im Innern übermalt und find mithin wieder zerftört worden. 
AB Kunſtwerk fann man zwar das Bickesheimer Gnabenbild, die 
hl. Jungfrau mit dem Kinde als Königin der Engel aufgefaßt, nicht 
gelten laſſen. Es ift eine Holzitatuette au8 dem 14.—15. Jahrhundert, 
welche wiederholt übermalt wurde und dadurch weniger werthvoll ift. 
Anjofern aber die Jungfrau Maria in dieſer Auffaſſung und Darjtellung 
als die Schußherrin de badijchen Fürſtenhauſes (patrona domus Ba- 
densis) von jeher hier verehrt wurde, hat jenes alte Gnadenbild einen 
biftoriichen Werth.“ 

„Der größte Schaß, ben ehemald die Kirche zu Bidesheim beſaß, 
waren ihre alten Glasgemälde, die heute einen Werth von 100000 M, 
haben würden. Leider jind diefelben alle im 19. Jahrhundert entwendet 
oder zerjtört worden. Fiorillo in feiner Gejchichte der zeichnenden 
Künfte in Deutichland (1815—1826) ſpricht im Band I. ©. 311 davon, 
ebenfo M. A. Gaſſert in feiner Geſchichte der Glasmalerei, aber vor: 
handen ijt nichts mehr. Nur ein einzige Stüd, der obere Theil einer 
figenden Madonna mit dem Kinde, wurde durch Zufall gerettet und 
blieb der Kirche erhalten. Dieſes Stück ftellt die Jungfrau Maria mit 
dem Jeſuskinde dar, wie die drei Könige vor ihr fnicen. Da im biejer 
Auffafjung Maria als patrona domus Badensis von den Mitgliedern 
des badiſchen Fürftenhaujes verehrt wird, jo hat man das ſtark be— 
Ihädigte Stück durd einen vorzüglihen Glasmaler, den 1875 verſtor— 
benen Kajpar Böhm aus Münden, der dajelbjt in der Eöniglichen 
Anftalt für Glasmalerei lange gearbeitet hatte, wieder berjtellen laſſen. 
BöHm hat feine Aufgabe vorzüglich gelöst, wie er in Baden neben 
Helmle von Freiburg und Nlerander Hörcher von St. Georgen 
bei Freiburg weitaus der vorzüglidite Glasmaler war und vorerit 
bleiben wird. (Die Landſchaften des großen Bildes, welches die Stadt 
Freiburg Sr. Königl. Hoheit dem Großherzog Friedrid im Jahre 1856 
zu feiner Bermählung zum Geſchenke machte, find ausſchließlich von ber 
Hand Hörchers, von welhem auch der größte Theil der Gladgemälde 
in dem fönigl. württembergiſchen Schloſſe Wilhelma bei Stuttgart ges 
malt ift.) Die Reftauration ift jo jorgfältig von Böhm gemacht, daß 
ber Beſchauer glaubt, dad ganze Figurenfeniter jtamme aus dem Ende 
des 13. oder Anfang des 14. Jahrhunderts. (Siehe die Abbildung in 
dem Werfe Nähers auf Tafel 8.)“ 

„Indem wir Bickesheim verlajien und der Straße nad Mühl: 
burg folgen, werfen wir noch einen Blick auf die obere Hard. In 


151 


ber Nähe von Bidesheim ſieht man die Kirhthürme von Oetig— 
beim, Bietigheim, Durmersheim, Bickesheim, Mörſch und 
Forchheim, melde uns ein Bild der Baufunjt vom 10. bis 19. Jahr: 
hundert darbieten und berühmte Namen von Arditeften ind Gedächtniß 
zurüdrufen. Die Detigheimer und Durmerdheimer Kirche wurden nad) 
Friedrich Weinbrennerd Plan gebaut, bie alte Bietigheimer 
Kirche ijt ein Denkmal des Kunitfinnes im Klofter Weißenburg. Die 
neue Bietigheimer Kirde baute H. Hübſch. Bicesheim erinnert 
an die Zeit der Blüthe der Kunit in Baden am Ende des 15. Jahr: 
bundert3 und an Heinrid Rieſe. Die Kirde in Mörſch baute 
Profeſſor Jakob Hodjtetter, geitorben 1880, und bie in Forchheim 
Johann Weinbrenner, gejtorben 1858, der Neffe des berühmten 
Friedrich Weinbrenner.“ 


Die ſymboliſchen Reliefbilder 
am ſüdlichen Hahneuthurme des 


Freiburger Münſters. 


Ein Heitrag zur Bereicyerung der Münſterliteratur, ſowie zum richtigen 
Verſtündniß der mittelalterlihen Symbolik überhaupt. 


Bon 


Ignaz Keßler, 


erzbiſchöflichem Hoflaplan. 


! 
Digitized 1 Google 


Vorbemerfung. 


Wer vom Schiffe de3 Freiburger Münſters aus auf jenen Durch— 
gang zugeht, der unter dem jüdlichen Hahnenthurm hindurch in den 
Shorfapellentranz führt, der kann an den beiden Seitenwänden des in 
Spigbogen auslaufenden Durdganges in der Höhe von etwa 7—8 Fuß 
vom Erdboden an den Gapitälen der Wandpfeiler und Edjäulen eine 
von ſchöner romanijcher Ornamentik umrahmte, zu beiden Seiten parallel 
fortlaufende Reihe von ſymboliſchen Figuren bemerfen, die an diejem 
beſcheidenen Plage den meiſten Münjterbejuchern unbeadhtet bleiben, und 
auf den eriten Bli auch einer Beachtung weniger würdig ericheinen 
fönnten. Denn dieſelben vermögen, bei der faum einen Fuß betragenben 
Höhe der einzelnen Figuren und der ziemlich primitiven und rohen Aus: 
arbeitung, weder dur Größe der Gejtalt zu imponiren, noch durch 
Schönheit der Form dad Auge des flüchtigen Beſchauers zu fefjeln. Wer 
indeß biejelben etwas genauer anfieht, dem werden jie unmwillfürlich in 
mehrfacher Hinficht Interefje abgewinnen. Muß ja ſchon, abgejehen von 
der eigenartigen Darſtellungsweiſe diejer Gebilde und dem offenbar lehr— 
haften Charakter berjelben, der zur Erforihung ihres Sinnes geradezu 
berausfordert, das hohe Alter diejelben intereilant machen! Denn der 
Ort, an dem fie angebracht find, die Art ihrer Einfügung und der 
Charakter der Daritellung und Ausführung lafjen wohl feinen Zweifel 
darüber auffommen, daß fie gleichzeitig mit der Erbauung dieſes Theiles 
de3 Müniters, aljo in der jpätromanijchen Periode, der Zeit des jogen. 
Uebergangsitiles ? entitanden und jomit zu den ältejten plaſtiſchen Dar: 
jtellungen am Münfter zu rechnen find. Und injofern muß eine Ver: 
öffentlihung diejer Bildwerke und der Verſuch zur Enträthielung ihres 
Sinnes nit bloß al3 Bereicherung der Literatur zur Geſchichte des Frei— 
burger Münjters, jondern, da ja ähnliche Figuren, deren Sinn noch viel 


gt Bol. hierüber Didc.-Archiv Bd. XV. v. 3. 1882, wo Prof. König das Re 
fultat einer fehr gründlichen baugeſchichtlichen Unterſuchung über das Freiburger 
Münfter von Baurath Prof. Adler in Berlin mitgetheilt hat. 


156 


bejtritten it, ſich auch anderswo finden, zugleich als Beitrag zur allgemeinen 
Kunſtgeſchichte des Mittelalterd und zur Aufklärung über mande immer 
nod) dunkle Gebiete der ehemals jo vielgepflegten und tiefjinnigen Sym— 
bolif angejehen werben. 

Zur bejjern Orientirung wird es fi empfehlen, che wir an bie 
Erörterung über das Einzelne gehen, eine furze Beichreibung ſämmtlicher 
Figuren vorauszuſchicken, inſoweit dies die Beftimmtheit ihrer Umriſſe 
und die Deutlichkeit ihrer Formen geftattet. 


I. Sefchreibung der Sculpturen. 


Aus Gründen, die bei Erklärung der einzelnen Figuren einleuchten 
werben, glauben wir an der Innenſeite der rechten (Süd-) Wand be: 
ginnen und von dort in jtetiger Neihenfolge mit der Beichreibung und 
Erflärung fortichreiten zu müſſen. Bei Beobadhtung diefer Reihenfolge 
bieten fi folgende, aus Stein gemeißelte Reliefbilder dar: 

A, An der Wand zur rechten (Süd-) Seite: 

1. Ein Mönd fit auf einem einfachen Stuhle; vor ihm fteht ein 
wolfähnliches Thier, das einen Griffel in jeiner Pfote hält und damit 
in das Buch deutet, welches der Mönch mit feiner Linken gleichfalls er: 
griffen hat. In der Rechten trägt diejer ein Ruthenbündel. Der Kopf 
des Molfes ijt nicht im feiner natürlichen Lage, vorwärt3 gegen Mönd 
und Buch gerichtet, jondern nad rückwärts, zähnefletihend einem Lamme 
entgegen, das aufmerfiam nad dem Mönche hingewendet ijt. Weber 
dem Ganzen, am Rande ded Steined ftehen die Buchſtaben A. B. C.i, 
Bemerkenswerth ift, daß auch der Wolf ein Mönchskleid zu tragen jcheint. 

2. Auf dem zweiten Bilde hält der Wolf dad Lamm in feinen 
Pfoten, wendet ſich aber mit jeinem Kopfe bilfig nad dem Hinter ihm 
figenden Mönde, der wie zum Schute des Lammes mit dem Ruthen: 
bündel auf das Unthier jchlägt mit jeiner Rechten, indeß er mit dem 
Zeigefinger der Linken gegen die eigene Stirne deutet. Die Mönchs— 
fleidung, insbejondere die Kapuze um den Hals des Wolfes, tritt Hier 
noch deutlicher hervor ald am vorhergehenden Bilde. 

3. Auf einem dritten Bilde reitet eine mit langem Haar verjehene 
menjchliche Gejtalt auf dem Thiere, das bier mehr die Gejtalt eines 





1 Der treuen Schilderung halber haben wir auch dieſe Buchftaben A, B, C in 
die Beichreibung aufgenommen, obwohl wir biejelben für feinen urjprüngliden 
Theil, fondern für eine jpätere, aus Mißverfländniß beigefügte Zuthat halten. 
Für dieſe Auffafjung dürfte fchon ber fofe Zufammenbang mit dem Uebrigen, ins 
befondere aber ber Charakter der Echrift ſprechen. 


157 


Löwen zu haben jcheint, indeß doch den ganz gleihen Wolfskopf, mie 
auf den vorausgehenden Darjtellungen, und reiht demielben den Rachen 
außeinander, während darüber ein aus der Wand herausragender Widder: 
kopf dieſem Schaufpiele zufieht. 

4. Das vierte und legte Bild dieſer Seite findet ſich an der front 
über der Eckſäule und hat folgende Darjtellung: Eine männliche Figur 
‚mit verjchiedenem Kleiderihmude an Bruft und Armen und einer Krone 
auf dem Haupte ſteht oder fißt oder jchmebt über einem Behälter, 
über dejlen Beſtimmung man jtreiten könnte; in beiden Händen hält fie 
Stäbe oder Scepter, auf denen irgend welche Thiere, wie e8 jcheint, Hafen 
aufgeipießt find. Rechts und links der Figur befinden ſich greifenartige 
Thiere mit um den Hals geichlungenen Striden, womit fie an ber 
männlichen Figur oder dieſe an ihnen befejtigt erjcheinen. Die Greife 
jcheinen aufwärts zu fliegen und in ihrem Fluge die männliche Figur 
mit ſich zu ziehen und zugleih nad den an den Sceptern aufgejpießten 
Thieren zu piden. 

B. Auf der linken Seite bietet jih dem Beſchauer an der Front» 
mauer folgende Daritellung: 

5. Eine fleiderloje, weibliche Gejtalt mit zwei langen und breiten 
Fiſchſchwänzen ſäugt an ihrer Bruft ein kleines Kind, das fie fejt mit 
beiden Händen umſchloſſen hält. Der Leib des Kindes endet ebenfalls 
in einen Fiſchſchwanz und mit der einen Hand hält es einen Vogel, der 
aufwärts fliegen will, am Schwanze. Links von dieſer weiblichen Figur, 
an der Edfante der Mauer, jteht eine andere, ebenfalls unbefleidete, 
wie es jcheint, männlihe Figur in Menjchengeftalt. Diejelbe iſt gleich: 
falls mit einem Fiſchſchwanze verjehen, trägt lange3 Haupthaar, um die 
Lenden einen Gürtel und erhebt die rechte Hand mit zwei ausgeſtreckten 
Fingern gegen die weibliche Figur, diejelbe wie mahnend anblicend, 
während die linke den einen Fiſchſchwanz derſelben berührt. 

Die zwei folgenden Bilder, an der linkjeitigen Wand, ftellen Kämpfe 
dar und zwar folgenbe: 

6. Das erjte einen Kampf zwildhen einem Greifen und einem 
Menihen. Der Mann it reich bewaffnet: mit einem großen Schilde 
und erhobenem Schwerte jtellt er fich dem Thiere entgegen; feine Lenden 
find umgürtet, fein Leib bepanzert, die Füße jcheinbar umſchient. Der 
Greif, deſſen Hinterleib, Hinterfüße und ein langer erhobener Schwanz 
die Gejtalt ded Löwen haben, während Bruſt, Vorderfüße, Flügel und 
Kopf dem Adler nachgebildet jcheinen, jchreitet mit kühnem Schritte, er: 
hobenem Kopfe mie jiegreih gegen den ſich ihm entgegenjtellenden Krieger. 

7. Das andere und lette Bild zeigt einen Kampf zwiſchen zwei 
Weſen, deren einziges unterjcheidendes Merkmal in der verjchiedenen 


158 


Länge ihres Kopfhaares befteht, die aber im Uebrigen, ſowohl an Ge: 
ftalt al3 an Bewaffnung, gleich erſcheinen. Es find Figuren, die in ſich 
die Gejtalt dreier Geſchöpfe vereinigen, nämlich die bed Pferdes nad) 
Hinterleib und Füßen, die des Adlers nah Bruft und Flügel, die des 
Menſchen nad Oberleib und Kopf. Zwiſchen ihnen befindet ſich eine 
ziemlich undeutlihe Pflanze, die man vielleicht am beiten für eine Rebe 
halten könnte. Und e3 dürfte nicht unwahrſcheinlich fein, daß ſich ihr 
Kampf um die Erwerbung dieſes Gegenjtandes drehe. Die Et, mit 
denen fie kämpfen, find Schwert und Schild. 

Welches ift nun die Bedeutung diefer wohl mehr als 600 Jahre 
alten Gebilde? Sind fie, wie manchmal behauptet worden ift, ein bloßer 
„wüjter, phantaſtiſcher Schmuck bildneriicher Ausihmüdung“ 1, oder doch 
müßige Spielereien einer wunderlihen Phantafie der alten Steinmeßen 
und jomit unverjtandene und aljo auch und unverjtändliche Gebilde einer 
ihrer Aufgabe vergejienden Kunjt? Oder find ed Erzeugnifje, die nur 
einer jubjectiven Anjhauung und Empfindung des Künſtlers, fern von 
aller traditionellen Uebung der Zeit, ihr Daſein verdanken, johin wohl 
dem Künjtler Ausdruck beftimmter Ideen waren, uns aber nad ihrem 
objectiven Anhalt nicht mehr verjtändlich fein und für den Einzelnen 
nur jene Bedeutung haben Fönnen, die cr nad feinem Belieben in fie 
hineinlegt? Oder aber find es Gebilde, deren Bedeutung und Dar 
ſtellungsweiſe durch die Tradition und die Anſchauungen der Zeit nor: 
mirt, deren Sinn alſo ein objectiver, allgemein verjtändlider war und 
den zu entziffern und aus der Anjhauung der Zeit objectiv feſtzuſtellen 
auch und noch möglich jein muß? Stehen ferner die einzelnen Figuren 
und ihre Bedeutung für fi allein, abgejchlojjen von den andern, oder 
zu einander in Beziehung und repräjentiren fie jomit bloß einzelne, ab: 
gerifjene Borjtellungen oder aber einen Zujammenhang von Borjtellungen, 
eine Grundwahrheit, die in jich eine Reihe von Lehren beſchließt? Und 
welches ijt der Sinn diejer einzelnen Bilder und eventuell ihrer Ge: 
ſammtheit? 

Ehe wir auf dieſe Frage antworten können, müſſen wir, um der 
nachfolgenden Unterſuchung, die ja ihrer Natur nach allerdings der 
Nachhilfe der Phantaſie nicht entbehren kann, ein ſicheres Fundament 
zu geben und ein auf wiſſenſchaftlicher Grundlage beruhendes Reſultat 
zu erzielen, allgemein giltige und Lu Anhaltspunkte für die Erörte— 
rung aufiuchen. 





1 Wie Lübte vo vom St. Jakobsportal in Megensburg meinte; vgl. Jacob, Die 
Kunft im Dienfte ber Kirche, Landshut 1870, ©. 53 fi., und Lübke, Grunbrif 
ber Kunftgeihichte, Stuttgart 1882, Bd. I., ©. 323. In biefer (9.) Auflage ift 
übrigens bloß von „phantaflifch“ bie Rede. 


159 


II. Allgemeine Anhaltspunkte für die Erklärung diefer Sculpturen. 


Da Vorarbeiten über den zu behandelnden Gegenftand in nur ſehr 
ipärlihem Maße! vorhanden find, jo müflen wir bei näherer Unter: 
fuhung zu der Symbolik überhaupt und insbeſondere zur Symbolik der 
romanifhen Bauperiode unſere Zuflucht nehmen, die ja in unjerer Zeit 
bei dem neuerwachten Intereſſe für die Kunftwerfe des Mittelalters 
Gegenstand fleigigen und aud erfolgreihen Studiums geworden und 
fomit wohl mande Auskunft bieten kann. Allein da die jymboliichen 
Figuren Feine ſich conftant bleibende Bedeutung haben, jondern je nad) 
Verſchiedenheit des Ortes, der Zeit ihrer Anwendung, je nad) Umgebung, 
Zufammenhang und PVeranlaffung, oft felbft bei der Wiederkehr auf 
demfelben Bilde und bei demſelben Meifter die gleiche Figur in ſehr 
verjchiedenartigem Sinne gebraucht wird, jo kann bie bloße Kenntniß 
der ſymboliſchen Bedeutung der Figuren für die fichere Erklärung der: 
jelben noch nicht ausreichen. Wir müſſen alfo, um zu einem ficheren 
Rejultate zu gelangen, nicht bloß die Figuren jelbit, jondern auch alles 
dasjenige, wa3 den einzelnen Gejtalten neue Beziehungen und der Phan— 
tafie neue Anhaltspunkte beim Beſchauen, jomit den Bildern felber für 
den Beichauenden neue Bedeutung gibt, aljo die Zeit und Veranlaflung, 
aus der fie entjtanden, den Ort, an dem jie ſich befinden, die Stellung, 
in der die Bilder zu einander ftehen und ihre dharakterijtiichen Eigen: 
thümlichfeiten in's Auge fallen. 

Was num diefe näheren Umftände betrifft, unter denen dieje Bilder 
entitanden, jo ift über fie ebenjo jehr der Schleier der Dunkelheit au: 
gebreitet, wie über die frühere Baugeſchichte des Münjters jelber. Wir 
haben, abgeiehen vom Baudarafter, der die Entjtehung diefer Theile 
allerding3 in die zweite Hälfte des 12. oder erite Hälfte des 13. Jahr: 


1 Prof. Dr. Schreiber gibt in feinem Münfterbüclein, ©. 30, bloß eine 
Beihreibung dieſer Reliefbilder. Domcapitular Marmon (Unferer lieben Frauen 
Münfter, Herder, Freiburg 1878, ©. 99 fi.) fügt der Beſchreibung auch theilweiſe 
eine Erklärung bei, mit ber wir uns indeß feinesivegs begnügen fünnen. Denn aud 
abgefehen von ihrer Unvollftändigfeit und anderen Bedenken, die im Verlauf der Er: 
örterung ber einzelnen Punkte gegen bdiefelbe geltend gemacht werden, fcheint ihre 
Richtigkeit Schon defwegen wenig wahrfcheinlich, weil fie in den Bildern nichts weiter 
findet, als eine Darſtellung der Sinnlichkeit, Verfuhungen und Erziehungskunft. 
Eine Zeit, bie ebenfo tief von riftlicher Gefinnung durchdrungen und von Ehrfurcht 
und Liebe für's Haus Gottes erfüllt war, als fie von idealer Richtung und zarter 
Sittfamfeit getragen wurde, eine folde Zeit wußte in einer Kirche oder wenigſtens 
am GEingange in biefelbe doch gewiß etwas Höheres anzubringen, als eine Anzabl 
Bilder und Figuren, bie weiter nichts als die Sinnlichkeit und Leidenichaften des 
menfhlihen Herzens zur Darftellung hätten! 


160 


hunderts verlegt (letztere Annahme iſt nach den neueren Forſchungen 
wahrſcheinlicher), weder über die Zeit des Baues, nod) die Perſon des 
Erbauerz, noch die Beranlafjung zum Bauen irgendwelche Nachrichten, die 
uns Aufihluß oder auch nur Anhaltspunkte für die Erklärung bieten 
fönnten. Selbjt über ben Ort, d. h. über die urjprüngliche Beitimmung 
de3 Innenraumes unter dem Hahnenthurme, zu welchem der Durchgang 
führt, wiſſen wir nichts Sicheres. 

Die Tradition verlegt zwar hierher in alter Zeit die Tauffapelle, 
und ein uralte Bild (wohl die ältejte Sculptur am ganzen Münfter) 
an der linfen Wandfläde, die Salbung Davids durh Samuel dar: 
ftellend, wohl als Vorbild der Taufe gefaßt, jcheint dieſe Tradition zu 
bejtätigen. Wenn wir nachweiſen Fönnten, daß dieſe Tradition ihre 
Richtigkeit Hat und diefer Raum urſprünglich als Zauffapelle bejtimmt 
wurde, jo wäre bie allerdings für die Auffindung des Sinnes ber 
Bilder am Eingang ein höchſt beachtenäwerther Umjtand und, wie wir 
jofort beifügen, ein Umjtand, der die Richtigkeit der Erklärung, wie wir 
jie geben werben, für jich allein ſchon zu fait zmweifellojer Gemißheit er: 
heben würde. Allein da wir für dieje Tradition und ihre Entſtehungs— 
zeit außer etwa der genannten Sculptur feine weitere Stüte haben, jo 
wollen wir jie für unjern Zweck auch nicht weiter verwerthen und feine 
unſicheren Schlüſſe auf fie bauen. 

Dagegen jcheint ein anderer Umſtand für die richtige Auffaflung 
der Sculpturen bejonderer Beachtung werth. 

Sp wenig Sichere wir nämlich über die urjprünglihe Beſtim— 
mung des Innenraumes unter dem Hahnenthurme auch miljen, und 
jo verjchiedenartig die Zwecke fein mögen, denen er im Laufe ber 
Zeit gedient, und die Veränderungen, denen er unterworfen wurde in 
den verjchiedenen Jahrhunderten: Eines jteht jedenfall mit unzweifel— 
hafter Gemwißheit feit, nämlih, daß derjenige Theil des Thurmes jelbit, 
an dem die jymboliichen Figuren ſich finden, in der Zeit, wo fie 
angebracht wurden, ſchon die nämliche wejentlihe Beſtimmung Hatte, 
welche er heute noch bat, d. h. ein Durchgang, eine Art Thor zu jein, 
jei ed nun, daß dieſes Thor urjprünglich vom Aeußeren in's Innere 
führte, oder wie heute, als Durchgang im Innern der Kirche jelbit 
dienen jollte. 

Bei diefem Umftande, defjen Beahtung für ein richtiges Verſtändniß 
ber Sculpturen von ber größten Bedeutung ift, muß unjere Unterſuchung 
einfegen, um einen jihern Ausgangspunft, ein feſtes Fundament für bie 
Erklärung zu gewinnen, dabei beitändig die allgemeinen ſymboliſchen 
Anſchauungen auf Grund der heiligen Schrift und nad dem Geiſte der 
Zeit im Auge behaltend. 


161 


Wer der Symbolit beim riftlihen Kirchenbau einige Aufmerkſam⸗ 
feit gewibmet hat, bem kann es nicht entgangen fein, wie diejelbe gerade 
an die natürlichen, materiellen, zunächſt bloß einem praftijchen Bebürf- 
niß dienenden Bautheile anknüpft und diejelben je nad ihrer Art in 
Beziehung jet zu irgend einer übernatürlihen Wahrheit, diejelben auf 
diefe Weije zum Antnüpfungspunfte und zum Ausdrud eined höheren 
Gedankens madt und nicht jelten diefen höheren Gebanfen nod in ent: 
Iprechenden Bildern plaftiih barjtellt, um auf dieje Weile das ganze 
materielle Gebäude zu vergeijtigen, zu mweihen und abeln, es zu beleben 
und zum geheimnigvollen Abbild und Xräger übernatürlider Gnaden 
und Wahrheiten umzugeftalten!. Daß gilt vom ganzen materiellen Bau, 
der ein Abbild iſt jenes geijtigen Gottesbaues, der ſich aus „lebendigen 
Steinen” zufammenfegt, der heiligen Kirche; das gilt gleiherweile von 
den einzelnen Theilen de Tempel; es gilt vom Innern, indbejondere 
dem Chor, der als Abbild des himmliſchen Jeruſalem erjcheint, in dem 
bie heilige Gemeinde um den Thron Gottes in heiligem Qubel fich vers 
jammelt; es gilt von der Vorhalle, welche die chriftliche Welt, diejes 
irdiiche Leben ald Vorbereitung auf jenes jelige im himmlischen Jeru— 
jalem darjtellt; es gilt auch vom Aeußeren der Kirche, das ald Symbol 
jenes Theile der Menichheit und der Geiſterwelt gedacht wird, welcher 
außerhalb de3 Reiches Jeſu Chriſti fteht. 

Das gilt aber conjequenter Weije auch von den ſymboliſchen Bildern, 
welche an den einzelnen Theilen der Kirche zum Schmud oder zur Be— 
lehrung angebradht werden. Sit das Innere der Kirche ein Bild des 
Himmels, jo ilt es begreiflih, daß dort dag Himmliſche, die Bilder 
Chrifti, feiner Geheimniffe, jeiner Werke, feiner Heiligen ihren Platz 
finden. Iſt die Borhalle ein Symbol des Reiches Gotted auf Erben, 
was ijt natürlicher, als daß in derjelben die chriſtliche Weltgeſchichte in 
Iymboliihen Figuren dargejtellt werde, wie wir es 3. B. jo ſchön gerade 
an unjerem Münfterportal finden? Und bedeutet das Aeußere die un: 
hrijtlihe Welt, jo können wir und aud nicht darüber wundern, daß an 
diefem Theile der gothiihen Dome jene phantaftiihen Thiergeftalten, die 
Abbilder des Böjen und Unchriſtlichen, das außerhalb des Reiches Gottes 
fein und davon fliehen joll, ihren Plat gefunden, und zwar gewöhnlich 
in einer Weije, welche die Flucht aus dem Heiligthum, dem Reiche Gottes 
anzubeuten und eine Erfüllung jener Worte zu jein ſcheint: „Fugite 
partes adversae, vieit leo de tribu Judae“ 2, melde auf dem Obelifs 
vor der St.:Peteräfiche zu Rom eingegraben ſich finden. 

1 Bol. JZungmann, Aeſthetik, S. 484 ff., Herder, freiburg 1884, wo biejer 
Gedanke fehr ſchön ausgeführt if. 
2 Apoc. 5, 5. 
Freib. Didc⸗Archiv. XVIL 11 





162 


Behalten wir bieje allgemeine Wahrheit im Auge und treten wir 
mit berjelben an die Erklärung unferer Bilder heran: Was für eine 
Bedeutung werden wir bei ihnen vermuthen müjjen ? 

Mer diejelben anfieht, der erfennt fofort zweierlei: erſtens, daß 
biejelben unter fih in Zuſammenhang ftehen, ein Ganzes bilden, und 
zweitens, daß jämmtliche Figuren handelnd dargeftellt find, aljo Hand» 
lungen, Thaten ausdrüden wollen. Aber melde Handlungen? Der 
Platz, an dem fie ſich finden, ift eine Pforte, ein Durchgang, entweder 
vom Freien oder von einem Geitenraume in’3 Innere der Kirche. Was 
liegt ba näher als die Vermuthung, daß der Erfinder diejer Bilder, an 
diejen Umſtand anfnüpfend und in Webereinitimmung mit den allgemeinen 
ſymboliſchen Anſchauungen, an diefem materiellen Durchgang vom Aeußern 
zum Innern des irdiſchen Heiligthums einen andern, höhern, den geijtigen 
Durchgang vom bloß natürlichen, undriftlichen Weltleben zum übernatür- 
lihen jeligen Leben in der Bereinigung Gottes in jeinen wmejentlichen 
Momenten habe zur Darftellung bringen wollen, angefangen von der 
Predigt, Belehrung und Belehrung, deren Abſchluß die Taufe und 
der Eintritt in die Kriftlihe Kirche, deren Vollendung hienieden ber 
Sieg des geiltigen Menſchen über den bloß natürlihen, finnlihen und 
deren endlihe Vollendung der andere Eingang vom irbiihen Leben zum 
bimmlichen, jeligen Serufalem jein wird ?t 

Halten wir diefen Grundgedanken vorläufig feſt und verfuchen mir 
mit Hilfe desjelben ben Sinn der einzelnen Bildwerfe zu erichliehen, 
jo werden wir finden, daß ſich im MWebereinjtimmung mit bemjelben 
ſämmtliche Darjtellungen, deren Sinn ſonſt zuſammenhangslos, unficher 
ober unbelannt bleibt, leicht und ungezwungen in allen Einzelheiten er: 
Mären lajjen, und zwar in einer Weile, welche dieſe Bilder nicht bloß 
unter fih, jondern aud mit den Anſchauungen jener Zeit, jowie den 
ſymboliſchen Vorftellungen der heiligen Schrift in ſchönſter Harmonie 
ericheinen läßt, aljo in einer Weile, welche, indem fie das Einzelne und 
Ganze erflärt, zugleich auch durch dieſe Erklärung jelber ihre Convenienz 
und Nichtigkeit betätigt, gerade jo wie ein Schlüffel dadurch, daß er 
leiht und. bequem den Verſchluß öffnet, eben damit auch den Beweis 
liefert, daß er der richtige iſt. 


1 Eine ſolche Symbolik fonnte ber Zeit mit Rüdfiht auf Job. 10, 9, wo 
Chriſtus ſelbſt fih die „Thüre* nennt, nicht fremd fein und fie fam wohl auch öfter 
zum Ausdrud. Unzweideutig ift dieſe ſymboliſche Beziehung ausgeſprochen in fols 
gender Inſchrift, die über dem Thürfturzge der Kirhe auf dem Nonnberge zu Salz: 
burg angebradt ift: 

„Porta patet vitae, Christus, via vera, venite!“ 
Bol. Jacob, Die Kunft im Dienfte ber Kirche, Landshut 1870, ©. 53 fi. 


163 


II. Erklärung der einzelnen fymbolifchen Figuren, 


a. Pie Gruppe der Wolfshilder. 
(Neo. 1,2 und %) 


Auf den drei Bildern an der jüblichen Seitenwand erjcheint jedesmal 
ein Wolf; auf den zwei eriten mit ihm ein Mönd und ein Lamm. Der 
innere Zuſammenhang dieſer Bilder ijt hiedurch offenbar und fie bringen 
deßhalb wohl gemeinfam mit einander einen allgemeineren Gedanken zum 
Ausdrud. Welches wird diejer fein? 

Herr Domcapitular Marmon iſt der Anſicht, es jei damit bie 
Pädagogik ſymboliſch dargeitellt. Dieſer Anſicht kann man dann bei- 
pflichten, wenn unter Pädagogik nicht bloß jene auf Erziehung ber Un: 
mündigen und Jugend gerichtete Erziehungskunſt im engern Sinn, melde 
Bedeutung dad Wort heutzutage allgemein hat, verjtanden werben foll, 
jondern jene weit höhere, das ganze Menſchengeſchlecht, alt wie jung, 
gleihmäßig umfafjende Erziehung, deren Norm die gejammte chriftliche 
Wahrheit und Lehre und deren Organ Chriſtus jelber oder fein Ge: 
fandter, der rechtmäßige Verfünder ber chriftlichen Wahrheit ift. Mit 
andern Worten: e3 ift auf diefen drei Bildern ſymboliſch bargeftellt 
die Predigt des Evangeliums Chrifti, die hrijtliche Lehre und ihre Wir: 
fung auf den Menſchen. 

Der Mönh auf dem Stuhle? ift der autorifirte, rechtmäßige 
Lehrer der Wahrheit. Vor fich hat er zweierlei Zuhörer, zunächft den 
Wolf, hinter diefem dad Lamm, welches ihm aufmerfjam zuhört. Was 
mit leßterem gemeint it, fann keinem zweifelhaft jein, der fi ber 
Worte Chrifti erinnert: „Ich bin ber gute Hirt... ich gebe mein 
Leben für meine Schafe... ich kenne die Meinen und die Meinen 
fennen mich . .. und jie werden meine Stimme hören.“ ? 

Aber nicht bloß Lämmer, die mit „Sanftmuth das eingepflanzte Wort 
annehmen” *, Hat der Prediger des Evangeliums fich gegenüber, fondern 
auch feindjelige Naturen, die dieß Wort nicht bloß felber nit hören 
wollen, jondern auch jene abmwendig zu machen juchen und verfolgen, 
die es angenommen haben. Dieje Abjicht juchen fie aber nit immer 
offen und gemaltthätig, ſondern gar oft durch Verſtellung und Lift zu 
erreichen, indem fie fi den Schein des wahren Xehrerö geben. „Falſche 
Propheten, welche in Scafsfleidern zu euch kommen, inwendig aber 
reigende Wölfe find”, hat fie unfer Heiland genanntd. Wer den Wolf 
auf dem Bilde Nr. 1 betrachtet, wie er im Gewande des Mönches, aljo 


1 A. a. O. ©. 100. 2 Vgl. Matth. 23, 2. 
3 Joh. 10, 14. 15. 16. Jak. 1, 21. 5 Mattb, 7, 15. 
414° 


164 


bed wahren Propheten erjeint und nad dem Lamme gierig bie Zähne ! 
ftredt, für den iſt e8 unzweifelhaft, daß er es hier mit einem ſolchen 
reißenden Wolfe in Schafskleidern, aljo mit einem falſchen Propheten 
zu thun habe. 

Aber was joll denn Bud und Griffel in feiner Pfote und die Bud 
ftaben A. B. C. darüber? Bud und Griffel? find unzweifelhaft Symbole 
ber Lehr: und Schreibekunſt, der Wifjenfhaft überhaupt. Nun gibt e8 


Es iſt nicht zufällig, da am Wolfe die Zähne fo auffallend hervortreten. 
Denn die Zähne bedeuten nad ber Clavis bes Melito und ber nachfolgenden 
Symboliker ganz befonders bie Prediger, und zwar jowohl bie guten als bie jchlims 
men, bie rechtmäßigen wie die falfchen Lehrer. So heißt e8 Clavis, De homine XIII: 
Dentes — 1) interni sensus, 2) praedicatores, „dentes tui sicut greges ton- 
sarum" (Cant. 4, 8) und 3) dentes = pravi praedicatores, quia „Per gyrum 
dentium eius, formido eius“ (Job 41, 5). 

2 Da wir bie Buchſtaben A. B. C. für eine jpätere Zuthat halten, jo nehmen 
wir bie Erklärung derfelben nicht in den Eontert auf. Das Vorhandenſein berfelben 
bat wohl Schreiber (Das Münfter zu Freiburg, ©. 30) zur Aeußerung: „es 
heine ein Wolf und ein Wibber bei einem Mönde in die Schule zu gehen“, und 
damit übereinflimmend Domcapitular Marmon (a. a. D.) zu feiner Erflärung 
(als Päbagogif) veranlaßt. Daß aber bier von etwas mehr als einem „in bie 
Schule gehen“ oder von Pädagogik im gewöhnliden Sinne bie Rebe ift, darüber 
fann fein Zweifel mehr beflehen. Sollten die Buchſtaben wirflih urſprünglich fein, 
dann bürften fie vielmehr als eine Anjpielung auf die „Rosa alphabetica“, 
sive Summa de arte praedicandi bed Petrus Capuanus — ein umfaflendes ſym— 
bolifches Werk bes römifhen Garbinals und Biſchofs Petrus von Capua fein. Und 
wir hätten ſomit in dieſen Quchftaben eine Art authentifchen Schlüffels zur Erflärung, 
ein Selbfljeugniß, woburd ber Erfinder ber Bilder ber Nachwelt geoffenbart hätte, 
bat er aus jenem ſymboliſchen Werke gefhöpft habe und aus den bort niebergelegten 
Anihauungen verfianden werden wolle. Eine umfafjende Vergleihung biefer Bilder 
mit den vollfländigen Angaben in jenem Werfe fünnte über den Werth diefer Hypo—⸗ 
theje Klarheit bringen, und es bürfte fi wohl im Intereſſe ber allgemeinen Münfter: 
geſchichte eine ſolche Vergleihung lohnen. Allein da uns bis jet Feine vollftändige 
Ausgabe diefes Werkes, fondern nur ein Auszug im Spicileg. Solesm. zu Gebote 
fteht, jo müſſen wir auf eine ſolche Vergleihung verzihten. Soviel wir übrigens 
nad ben vorliegenden Quellen urtheilen können, find nicht bloß bie im genannten 
Werke, jondern aud in anderen ſymboliſchen Büchern jener Zeit niebergelegten fpeci= 
fiiden Anfhauungen, alfo überhaupt die Symbolik jener Zeit zum Ausbrud ge 
fommen. Und ba außerdem eine joldhe Selbfterflärung beim Erfinder dieſer Bilber 
wohl nit anzunehmen iſt, jo bleiben wir bei unjerer Meinung, daß biefe Buch— 
ftaben A. B. C. erſt fpäter, wie eine Art erflärende Ueberſchrift binzugefommen, fei 
es nun, daß man biefe Bilder einfah für ein aus ber „Rosa alphabetica“ ge 
Ihöpftes Product hielt, oder daß man damit nur anbeuten wollte, daß biefelben im 
Allgemeinen nad Art der in jenem berühmten Werke niebergelegten fumbolifchen An— 
Ihauungen geichaffen worden und zu verfiehen ſeien. ebenfalls find fie ein Finger: 
zeig für die Erflärung, darauf hinweiſend, wo das richtige Verſtändniß biefer „jelt- 
famen* Gebilde zu finden ift. 


- 


165 


aber eine doppelte Wiſſenſchaft: eine wahre, melde mit ber chriftlichen 
Wahrheit harmonirt und fie vertheidigt, und eine faljche, welche zu ihr 
im Gegenjat jteht umd fie befehdet, oder vielmehr, die eine Wiſſenſchaft 
fann in boppeltem Sinne, wie ein zweiſchneidiges Schwert, jomohl für 
ald gegen das Chriſtenthum verwendet werden. Der falihe Prophet 
ſucht feine Arrthümer durch die Wiſſenſchaft zu bemeilen und dadurch 
die Schafe Ehrifti zu verführen und zu zerreißen, mogegen es Aufgabe 
des chriftlichen Prediger ift, durch die rechte Anwendung derſelben 
Wiſſenſchaft die „Widerjprechenden zu widerlegen“ t und zwar, wenn ed 
nöthig wird, mit aller Strenge, „aller Macht“? Treffend und anſchau— 
lich find diefe Gedanken auf unjerm Bilde zum Ausdruck gebracht, indem 
beide, Wolf und Mönd, dad Buch Halten, aljo der wahre und faljche Lehrer 
ih auf die Wiſſenſchaft berufen, wobei der letztere, rechthaberiſch ſich 
auf den Buditaben ftüßend, in dad Bud deutet — mohl eine An 
Ipielung auf die Berwerfung der Tradition und des Firchlichen Lehramtes 
unter Berufung auf die Schrift als alleiniger Glaubensquelle durch die 
Waldenjer? —, indeß der andere zum Zeichen feiner überlegenen Macht 
und Wiſſenſchaft in feiner Rechten die Ruthe trägt, bereit „ad 
arguendum, ad corripiendum“ ®. 

Man wende nicht ein: die Richtigkeit dieſer Erflärung ſei deßhalb 
wenig wahrſcheinlich, weil der angeblich dargeitellte Gegenftand dem 
Ideenkreiſe des gemeinen Volkes zu fern liege, und es doch nicht anzu= 
nehmen jei, daß an einem ſolchen für ben Gebraud und die Belehrung 
des Volkes bejtimmten Orte Bilder angebracht worden jeien, für melde 
dad Volk feinen Sinn und fein Verjtändnig haben konnte. Dieſer Ein- 
wand könnte etwa gegen eine ähnliche Darjtellung in unferer Zeit er: 
hoben werden. Aber ganz ander war dieß in jenen Tagen, als bieje 
Bilder entjtanden, Damals hatte das des Leſens und Schreibens noch 
vielfach unkundige Volk ein viel höheres Intereſſe und beſſeres Verſtänd— 
niß für bildlihe Darjtellungen, namentlich wenn dieje ſich auf ihm be— 
fannte Berhältnifje bezogen. Wer ſich nun der kirchlichen Zuftände jener 
Tage erinnert, der Kreuzzüge und der dadurch herbeigeführten Berührung 
mit den Ungläubigen, ferner ber Kämpfe eines Abälard und Gleich 
gefinnter, der Irrlehren der Katharer, Waldenjer und Albigenjer ®; wer 
‚bedenkt, welch Lebhaften Antheil das Bolt an den religiöjen Streitig: 
keiten nahm — man denfe nur an die Predigten des hl. Antonius von 
Padua gegen die Irrlehrer in Stalien und Südfrankreich; wer fi) ver: 


1 Tit. 1, 9. 2 Tit. 2, 15. 

3 Bol. Alzog, Kirchengeſchichte. II. 74. 

* Bgl. Distincet. monastic. lib. V. de virga in Spicileg. Solesm. II. 388 sqq. 
5 Bol. Alzog, Kirchengeſchichte. 8. Aufl. IL. 72 ff. 


166 


gegenwärtigt, daß beſonders bie friſch aufblühenden Bettelorben ber 
Dominicaner und Franciscaner die Kämpfe gegen Unglauben und Irr— 
lehre führten, der wird gejtehen, daß die Ueberführung eine Irrlehrers 
oder Ungläubigen, aljo überhaupt eines faljhen Propheten durch ben 
rechtmäßigen Verkünder des göttlichen Worte in jenen Tagen ein 
Gegenjtand war, für ben e8 beim Volke weder an Intereſſe noch Ber: 
ftändniß fehlen fonnte, und der wird auch begreifen, warum beide, ber 
wahre und falihe Prophet gerade im Gewande des Mönded er: 
Icheinen 1. 

So ſpricht aljo gerade die Geſchichte und der Geiſt jener Zeit für 
dieſe Auffaffung, und wir gehen daher wohl nicht fehl, wenn wir be 
haupten, daß auf dem erjten Bilde die Verfündigung des Evangeliums 
durch den wahren und bie Befämpfung desſelben durch ben faljchen 
Lehrer im Angefichte des Gläubigen dargeitellt werbe. 

2. Dieſe Anfiht wird durch die folgenden Bilder nur befräftigt. 
Auf benjelben wird nämlicd die hier begonnene Darftellung weiter ge: 
führt, der aufgenommene Gedanke weiter entwickelt. 

Was der Wolf auf dem erften Bilde, wo er die Zähne nad) dem 
Lamme ausſtreckt, erjtrebte, Hat er bier theilmeije erreicht: er hält das 
Lamm zwilchen feinen Pfoten: ber faljche Prophet hat den arglofen Zuhörer 
bethört, für ji eingenommen und ift bereit3 daran, ihn zu zerreißen, 
feine Seele dem Verderben zu überliefern. Aber daran wird er durch 
den Mönd, den Verkünder der chriſtlichen Wahrheit gehindert, ber 
das Lamm beſchützt, indem er mit feiner Ruthe auf den Wolf einjchlägt, 
d. 5. mit der überlegenen Macht der Krijtlihen Wahrheit und feiner 
Auctorität den Irrlehrer überführt und dadurch den Gläubigen ver: 
theidigt und befreit. Die Folge davon ift, daß einerjeit3 der Irrlehrer 
um jo beutliher in feiner wahren Geftalt ericheint — als Wolf im 
Schafskleid —, andererjeit3 der Wolf ſich mit feinen Zähnen gegen 
den ihn angreifenden Mönch wendet, d. 5. der Streit fi zu einem 
Kampf zwilhen dem chriſtlichen Prediger und faljhen Propheten ge: 
ſtaltet. 

Wer wird in dieſem Kampfe ſiegen? 

3. Das ſagt das dritte und letzte Bild auf dieſer Seite. 

Der Wolf erſcheint faſt wie flüchtig, indeß eine menſchliche Geſtalt 
auf ſeinem Nüden ſitzt und ihm den Rachen auseinanderreißt, welchem 


1Zugleich liegt in dem Mönchsgewand um ben Wolf auch eine Anſpielung, 
ein freimüthiges Verdammungsurtheil auf Mißſtände, wodurch auch Mönche zu 
falſchen Propheten wurden. So ſchreibt Petrus Cap.: „Dentes molares (am 
Wolfe) sunt falsi fratres, qui nos dolosis suggestionibus diabolo incorporare 
nituntur.“ Spicileg. Solesm. II. 212. 


167 


Schaufpiele der darüber angebrachte Wibderfopf mie befriedigt zuſchaut. 
Die Bedeutung dieſer Darjtellung fann nad dem Vorausgehenden nicht 
zweifelhaft fein: der faljche Prophet ift im Streite unterlegen, durch bie 
Macht der riftlichen Wahrheit überwunden und unſchädlich gemadt; ja 
noch mehr, fein Gegner ijt bereit3 auf jeinem Rüden und leitet ihn, 
wie ein Reiter jein Pferd. Der Irrlehrer gibt fi gefangen und läßt 
jih von der Macht der rijtlihen Wahrheit leiten. Das ijt die Be— 
deutung des Reitens auf dem Rücken ded Befiegten '. 

Indem wir bieje Erklärung geben und fejthalten, verfennen wir 
nicht einen doppelten Einwand, den man gegen fie erheben könnte. Es 
zeigen nämlich nicht bloß die charakterijtiichen Eigenthümlichkeiten in ber 
Ausarbeitung, fondern aud die Figuren auf biefem Bilde eine merkliche 
Verichiedenheit von den betreffenden vorausgehenden. Die Wolfsgeſtalt 
iheint mehr dem Löwen ähnlich und die auf ihm reitende Figur ilt 
nit mehr der Mönd, fondern eine unbefleibete Geftalt mit langem 
Haupthaar? — zwei Umſtände, welde die Meinung erregen Fönnten, 
ald jeien dieje Bilder unabhängig von dem vorausgehenden geſchaffen 
worben und bräcten demnad einen ganz andern, ihnen fremden Gegen 
itand zur Darjtellung. 

Allein gegen eine ſolche Annahme ſprechen verſchiedene Umjtände: 
zunächſt ſchon bie äußere Anordnung. Trotz der genannten Verjchieben- 
heiten ilt doch ber Zujammenhang offenbar, ſowohl durch die enge Neben 
einanderjtellung unter gleicher Umrahmung, als durd die Wiederkehr 
der weſentlich gleichen Figuren, — des Wolfes, Widder und Menden. 
Ansbejondere iſt die ganz gleichartige, charakteriſtiſche Darftellung des 
Kopfes, welcher auf der lömenartigen Figur in Nr. 3 mit der entfprechen- 
ben in Nr. 1 und 2 völlig übereinjlimmt, ein Beweis dafür, daß bei 
Fertigung des einen Bildes das andere berückſichtigt und die Wiederkehr 
der nämlichen Gejtalten auf einer andern Scene, jomit eine Weiter: 
Ipinnung des einen Gedankens beabfihtigt wurde, Dafür ſprechen aber 
auch innere Gründe: 

Bon Bild Nr. 1 auf 2 ift unverkennbar ein Fortichritt ded Ge 
danfenganges, von ber böjen Abficht auf dad Lamm bis zur theilmeifen 
Verwirflihung und zum Streite zwiſchen Mönd und Srrlehrer. Diejer 


i ®gl. Durandi Rat. div. off. Lib. I. VIII. 23. „Corpora bonorum 
dieuntur equi, quia, sicut equi diriguntur secundum volum= 
tatem sessoris, ita justorum corpora reguntur secundum voluntatem 
Christi.“ 

2 Marmon bat a.a. O. bas Thier auf Bild Nro, 3 ungenau geradezu wieber 
Wolf genannt; Schreiber a. a. D, ald Löwen und bie auf ihm reitende Figur 
fälfhlih als „weibliche“ bezeichnet. 


168 


Fortichritt fordert aber für dad chriſtliche Gemüth geradezu auch einen 
erhebenben und befriebigenden Abſchluß, den ber Künftler, wenn er ges 
fallen und erbauen wollte, geben mußte. Ohne dieſes dritte Bild, reip. 
ohne den Sinn, den wir ihm geben, wären die zwei vorausgehenden 
unvollftändig und unbefriebigend — ein Vorwurf, den wir Arbeiten 
aus jener claffiihen Zeit nicht jo ohne Weiteres machen noch bei ihnen 
vermuthen dürfen. Und fo bleiben wir aljo bei unſerer Erklärung, 
welche troß der merklichen Abweichungen das dritte Bild als Fortjegung 
von Nr. 1 und 2 anfieht, e8 im Zujammenhang damit und ala Ab- 
ſchluß davon beurtheilt, d. 5. es als ſymboliſche Darjtellung des Sieges 
des wahren über den faljhen Propheten anfieht. 

Aber wie erklären fih dann die genannten Verjchiedenheiten? 

Sehr einfah: zum Theil aus der Unterfuhung ded Bildes, zum 
Theil aus der Symbolif überhaupt. 

Eine genauere Betrachtung des Steines zeigt nämlich zwiſchen Bild 
Nr. 2 und 3 eine überfittete Zuge. Die drei Bilder find aljo nicht 
aus einem Steine gehauen, wie man erwarten jollte und an ber gegen: 
überliegenden Wand beitätigt finde. Wenn fih nun aud darüber, 
warum ſich zwei verſchiedene Steine finden, ob dies urjprünglid jo ge 
weſen, ob damals gleichzeitig zwei verjchiedene Hände am Werke ge: 
arbeitet, oder ob das eine oder andere Stüd erjt jpäter hinzugefommen, 
vielleiht ald Erſatz für ein zerbrochenes oder entfernted, wenn ſich auch 
darüber heute nichts Sicheres mehr vermuthen läßt, jo kann und doch 
diefer Umſtand die eine hervortretende Verjchiedenheit bei Gleichheit der 
allgemeinen Darftellung leicht erflären. Denn es liegt auf der Hand, 
daß ſchon ein anderer Stein, ein anderer Arbeiter, noch viel mehr aber 
eine andere Zeit auch bei dem gleichen Gegenftande und der gleichen 
Abjiht doch einige Abmweihung in der Charakteriftif der Arbeit ver: 
anlafjen mußte. 

Die andere Verjchiedenheit, die der Figuren, erflärt ji aus der 
Eymbolif. Es ift ja befannt, wie in der Symbolit Typus und Anti- 
typus, Vorbild und vorgebildete Sache leiht in eine Gejammtvorftellung 
zujammenfließen und dem entjprehend aud in bildlicher Darjtellung ſtatt 
ber Sade ihr Typus gejeßt oder auch Sade und Typus zu einem 
Gejammtbilde vereinigt werben Fönnen. Diejer jymboliihen freiheit 
entiprechend bat bier auf unjerm Bilde der Künftler den Sieg des 
chriſtlichen Lehrers über den falſchen Propheten durch jeinen Typus 
bargejtellt und damit zugleich die vorgebildete Sade, die Ueberwindung 
des Arrlehrerd zu einem Gejammtbilde verwoben. Ein viel variirtes 
Vorbild des hriftlihen Prediger8 war aber Samſon in feinem eigenthüms 
lihen Siege über den Löwen und die Philifter vermittelit des Kinn— 


169 


badend!. Die reitende und den Rachen aufreißende Figur iſt aljo 
Samfon, ber dur den „Glauben den Rachen bed Löwen verftopfte“ 2; 
er trägt lange Haare mit Bezug auf die Gefhichte? und fein Nafiräer: 
gelübde, zugleih ala ein Hinweis auf die Eigenjchaften, melde dem 
riftlichen Prediger den Erfolg fihern. Das befiegte Thier ift Löwe 
in Rüdjiht auf die Geſchichte, es iſt aber auch Wolf mit Be 
ziehung auf die vorausgehenden Bilder und den Zuſammenhang, 
injofern e8 den faljchen Propheten darſtellt. Deßhalb hat e3 den Wolfs— 
fopf mit den Zähnen des Irrlehrers, weil e3 zugleich als der faljche 
Prophet gedadt ift. Der Widder endlich ift befreit und erhoben, gerettet 
aus der Gewalt des Woljes. 

Zunächſt ift damit der Gläubige, das Lamm, gedadt. Wie aber 
Samjon ein Vorbild von Chriſtus* war, tritt auch beim Widder die 
weitere jymbolishe Beziehung von Ehriftus ala Widder Hinzu® und in 
feiner Erhöhung liegt eine Anipielung auf die Erhöhung Chriſti am 
Kreuzed und den dadurch bemwirkten Sieg des Glaubens für alle Zeiten 
und alle Lehrer. Und da ferner dad Kreuzopfer und Meßopfer mwejent- 
lich das Gleiche ilt und überdieß der Widder auch ald Typus bes drift- 
lien Opfers gilt, jo ift im Widderfopfe auch ein Hinweis auf daß 
Opfer Ehrifti am Altar, das Meßopfer. 


i Petrus Capuanus, ad litt. XII. art. 16. Spicil. pag. 215. „Maxilla 
praedicationis est maxilla, quam Samson noster tenuit, et hostes 
interfecit, id est gentes convertit, et fontem aquae vivae in corpore suo 
aperuit.* 

Greg. M.: „Maxilla simplicitas est et patientia praedicantium, quia 
verus Samson hostes suos perimit, quum carnales homines a vitiis inter- 
fecit.“ Spicil. Solesm. p. 215. 

Armat se Samson maxilla, se cruce Christus. 

Sternitur hinc hostis : vincitur inde Satan. 

Fons e maxilla salit, ut recreet sitientem: 

Nos lavat et recreat crux sacra fonte sacro. 
Cf. Petrus de Riga, Aurora in Judic. v. 301—304. 

2 Hebr. 11, 33. ’ 

s 1 Sam. 17, 34. 35 und Ridt. 14, 5. 6. 

* Samson verus, Samson noster genannt, dgl. oben Anm, 1. 

5 „Aries coeli Christus est“, Petr. Cap. ad litt. I. art. 59. Spicil. 
III. 25. 

6 „Armat se Samson maxilla: se cruce Christus.“ Vgl. überhaupt 
bie oben Anm. 1 angeführten Stellen, in benen faft eine Befchreibung bes 
Bildes liegt. 

T „Vietima vervece signatur, quae datur arae, 

Quam modo presbyteri voce manuque sacrant.“ 
Petrus de Riga, Auror. in Exod. v. 1681 u. 1682. — C£. Spieil. III. 24. 


170 


b. Die gehrönte, an „Greifen“ beſeſtigle Figur am Sänlencapitäfl 
der füdliden Arontwand. 
(Nro. 4.) 


Diefe Darjtellung bereitet den Erflärern große Schwierigkeiten. 
Marmon madht nicht einmal ben Verſuch ihrer Deutung, jonbern be- 
gnügt fi mit der Beichreibung und ber beigefügten Bemerkung: „eine 
ſchwer zu löjende Darftellung“ 1. 

Ehe wir es beginnen, das Berftändnig für dieſe geheimnißvolle 
Darjtellung zu erichliegen, mögen einige Worte über das Ziel unferer 
Unterfugung Plat finden... 

Joſeph von Görres ſchreibt in feiner Schrift „Glauben und Willen“ ? 
über dad Geheimnißvolle in der Kunft die Worte: „An der Kunft, wie 
fie auf der höchſten Stufe des Endlihen im Schoofe der Einbildung3- 
fraft geboren wird, iſt da3 Dringen alled Irdiſchen in die Tiefen des 
unendlihen Gemüthes dargeitellt ... Nicht helle Klarheit ſoll daher 
von den Kunftgebilden ftrahlen, nicht durchſichtig Joll ihr innerſtes Weſen 
fih dem Ichauenden Blick erſchließen; eine lieblihe Dämmerung, ein ges 
fälliger Schein ſoll nur um ihre Oberfläche jpielen, und eine gediegene 
Fülle joll aus ihnen uns anjprehen und uns in ihre unergründlice 
Tiefe laden: ein unfichtbares Welen muß die Kunft an ung vorbeifließen, 
ein verborgener Strom joll fie dahinraujchend ſich bewegen, aber bie 
Wellen dieſes Stromes, mie fie vorbeigleiten, jollen alle Gefühle regen, 
alle Affecte wecken, vor Allem das tiefe, unerflärbare Sehnen, dad und 
weiter und immer weiter in die Ferne zieht und windet. Neine Indie 
vidualität, gebiegene Fülle ift daher dad Weſen ber Kunft, und das 
zauberijche Zwieliht, das fie umgibt, ift ihre eigenjte Natur, und dag 
Räthſelhafte, Tiefverborgene und Unausſprechliche ijt ihr Reiz... 
Jedes Kunjtwerk muß einen gleichen Schwerpunft in fich tragen, damit 
es in Rührung und bewege: mit wenigen Zügen muß es die Ahnung 
einer fernen Verborgenheit in unjerer Seele weden, hinter dem Aus— 
geiprochenen muß ein Unausſprechliches, wie ein zarter Nachklang ſchweben; 
al3 Andeutung muß es eine unjihtbare Mafje in ſich umſchließen, von 
der, wie von einer fernen Unendlichkeit, unjer Gemüth ich unendlid 
angezogen fühlt.” 

Alfo nicht volle Klarheit über die ganze Darjtellung und ihre Be: 
deutung zu verbreiten, nicht die ganze Fülle der darin niebergelegten 
unendlihen Gefühle und been zu erichließen, fann die Abjicht diejer 


1 Bol. a. a. D. ©. 100. 
2 Bol. Kraus, Die Kunft in ihren früheften Anfängen S. 198 ff. 


171 


Unterfuchung fein. Das hieße Unmögliches unternehmen oder das Werk 
in feinem Kunftwerthe zerftören. Aber dasjelbe ſoll und auch Fein voll: 
ftändig unverſtandenes ober ganz mißverftandened Näthjel bleiben, bei 
deſſen Betrachtung wir gedanken- und gefühlloß bleiben oder gar un: 
zufrieven werben müßten. Damit ift das Ziel unjerer Unterſuchung 
angegeben. Wir werben 1) vor Mifverftändniffen warnen, 2) die be 
ftimmten „Züge”, „das Ausgeiprochene” nach jeiner wahren Bedeutung 
feftjegen, um damit 3) die Grundlage für das richtige Verſtändniß, den 
rechten Standpunkt für die Ausficht zu zeigen, wobei wir ed bann jedem 
Einzelnen überlafien müflen, bei der Betrachtung jo weit in bie unend— 
liche Ferne der darin niebergelegten Ideen und Gefühle zu dringen, als 
es ihm fein Geiſtesauge geitattet. 

1. Eine in den wejentlihen Momenten fait ganz gleiche Darftellung, 
wie die unferige, findet fich an dem wegen feiner väthjelhaften Formen 
berühmt gewordenen und viel bejtrittenen „Pfarrthor” zu Remagen. 
Herr Prof. Dr. Braun ift in ciner Abhandlung, von welder eine 
Stimme im „Organ für chriſtliche Kunſt“ vom 1. Februar 1879 urtheilt, 
daß durch fie über die „Bedeutung jener Tafeln wohl das letzte Wort 
geiprochen fein dürfte”, der Anficht, daß durch dieje Figur das in Folge 
ber faijerlihen Verordnungen v. J. 341 bewirkte Untergehen des heid— 
niſchen Götzendienſtes, insbejondere des in jener Gegend viel gepflegten 
ägyptifchen Iſis- und Mithrad-, ſowie des Apollocultes geſinnbildet 
werde. Durch die Aufipießung der Hunde nämlich joll die Tödtung 
des Anubi3, des im ägyptifchen Götzendienſt verehrten Hundes, und durd) 
die Feſſelung der Greife, welche den Sonnenwagen bed Apollo ziehen, 
der Untergang des Apollodienjtes dargeftellt fein, eine ſymboliſche Be— 
ziehung, welche durch die Nähe des Apollinarisberges noch beſonders 
wahrſcheinlich ſei. Die Figur in der Mitte, an ber bie reife be- 
fejtigt find, joll die Siegesfigur fein. Wer darunter verjtanden wird, 
ift nicht gejagt. Es ift hier nicht der Ort, die vielen Gründe näher 
anzugeben, welche gegen dieſe Deutung ſprechen und biejelbe keines— 
wegs als von der Art richtig erjcheinen lafien, daß das „legte, ent: 
ſcheidende Wort über fie geſprochen fein möchte‘. Nur auf einen Um: 
ftand jei hingemwiejen. 

Dr. Braun konnte feine Erklärung nur in der Vorausſetzung geben, 
daß jene Darftellung zur Zeit des erlöihenden Heidenthums, aljo im 
4. Sahrhundert, entjtanden ſei, und jah ſich veranlaßt, für die Wahr: 
icheinlichfeit derjelben fih auf den in jener Gegend ehemald herrſchenden 
Apollocult zu berufen und auf den nahen Apollinariberg zu verweilen. 


1 Das Portal zu Remagen. Bonn 1859. 


172 


Nun findet ſich aber aber auch in Freiburg !, dad erſt etwa 800 Sabre 
jpäter gegründet wurde und feinen Apollinariöberg in ber Nähe Hat, 
aljo in einer Stadt, die niemald einen Apollo: oder Iſiseult gepflegt, 
aus einer Zeit, wo diejer längſt völlig vergeffen war, und am Eingang: 
in eine Kirche, wo eine heidniſche Gottheit nimmer geduldet werben 
fonnte, das gleiche Bild. Hätte der um die Erforiung der rheinischen 
Kunftdenfmale verdiente Gelehrte dieſes unſer Bild vor Augen gehabt, 
jo wäre er wohl vor jeinem Irrthum bewahrt geblieben und hätte 
damit zugleih einen ingerzeig erhalten, jene Figuren zu Remagen 
nicht einer Zeit zuzufchreiben, ber fie nach neueren Forſchungen nicht 
angehören können?, und dieſes Bild nicht in einer Weile zu erklären, 
die eben bei chrijtlihen, insbeſondere mittelalterliden Dentmalen in 
der Negel ihr Bedenkliches Haben wird — nämlich aus der heidniſchen 
Mythologie. 

Denn mögen auch zu Anfang des Chriſtenthums in der Symbolik 
vielfach in formaler Hinſicht Anklänge und Nachklänge an die heidniſche 
Symbolik ſich finden, ſo iſt dieß gewiß ſeltener, und unbewieſen auch 
nicht zu vermuthen, bei dem jo chriſtlich denkenden und fühlenden Mittel— 
alter, während deſſen ſich ja „in der Sphäre des Göttlichen die 
chriſtliche Kunſt namentlich in Deutſchland immer mehr alles Fremdartige 
ausſchied und alſo die mythologiſchen Erinnerungen aus dem antiken 
Heidenthum niemals zu maßgebendem Einfluß auf das chriſtliche Ideal 
kommen ließ“ꝰ. Symboliſche Darſtellungen, die in einer durch und 
durch chriſtlich gewordenen Zeit und Welt entſtanden, die für ein nur 
chriſtlich denkendes und fühlendes Volk berechnet waren, die am Brenn— 
punkte des chriſtlichen Lebens, Denkens und Fühlens, am Haufe Gottes 
ihren Platz erhalten, die mit chriſtlichen Augen betrachtet werden ſollten, 
müſſen auch aus den chriſtlichen Anſchauungen herausgeſchaffen worden 
ſein und demgemäß aus den Anſchauungen der chriſtlichen Symbolik 
heraus verſtanden und entziffert werden! Dieſen Grundſatz werden 
wir bei Erklärung der nachfolgenden Bilder durchweg feſthalten, und 
wir hoffen durch den Etfolg den Beweis zu liefern, daß wir damit 
keinen Fehlgriff gethan haben. 

2. Verſuchen wir zunächſt ohne Rückſicht auf die ſymboliſche Be— 
deutung die rein natürliche Bedeutung einzelner Formen, die nicht ſofort 


i Auch an den romaniſchen Säulencapitälen im Chor bes Münſters zu Baſel 
haben wir biefe Darftellung wahrgenommen. 

2 Nach einer Abhandlung im „Organ für chriſtl. Kunſt“ vom Jahre 1879, 
Nro. 3, gehören fie dem 10. oder 14. Jahrhundert an. 

! Bol. Kraus, Die hrifll. Kunft in ihren früheften Anfängen ©. 217. 


173 


und unzweifelhaft erfennbar ift, feitzuftellen. Was für Thiere find es, 
bie an den zwei Stangen aufgejpießt find? Was für ein Gegenſtand 
ift e8, über bem die gefrönte Figur ſchwebt? Was find die zwei 
Stangen daran? Und was für Welen find bie geflügelten doppelnatu- 
rigen Thiere, die an ben Striden befejtigt find? 

Beginnen wir mit Beantwortung der letten frage. 

Getreu unjerm oben ausgeſprochenen Grundſatze erflären wir bie- 
jelben, allerdings im Widerſpruch mit den uns befannten Beichreibungen i, 
niht für Greife, jondern jür Cherubim. Kür dieſe Auffafiung 
ſpricht nicht bloß der Geiſt der Zeit ?, die Symbolit überhaupt, jondern, 
wie wir jehen werben, nothwendig und unmiberipredhlid die Gelammt: 
daritellung jelber. 

Die an den Stangen aufgejpiehten Thiere bed gleichartigen 
Bildes zu Reinagen hielt Profejlor Braun für Hunde und deutete fie dem— 
gemäß auf die Hunde bed Anubid. Dem gegenüber erfheinen fie auf einer 
neueren Abbildung? ziemlich deutlich als Hafen. In Uebereinftimmung 
damit erflärt auch Marmon bie Thiere unſeres Bildes für Hafen — 
eine Auffafjung, der wir volllommen beiftimmen. 

Des andern umbeutlihen Gegenitande®, über dem bie gefrönte 
Figur jchwebt, thut Marmon feine Erwähnung. Profefjor Braun hält 
ihn für den Sonnenwagen*, wobei er aber überfieht, daß ihm jedes 
Kennzeichen eines Wagens, insbeſondere die charakterijtiihen Mäder 
fehlen. Deßgleichen läßt fih auf unjerm Bilde nichts von einem Wagen 
erkennen. Für was jollen wir es aljo halten? 

Erwünſchten Aufihluß gibt und ein Bild vom Pfarrthor zu Re— 
magen. Dort findet fid eine menjchliche Geftalt, über einem Gegenjtande 
ſchwebend, der mit dem unfrigen auffallende Nehnlichkeit hat. Kinkel 
bat denjelben für eine Weinkufe, Malten® für eine Badmwanne erklärt. 
Und die entjprehenden Kombinationen find daran geknüpft worden. — 
Aber warum denn in bie Ferne jchmweifen, wo das Gute jo nahe liegt? 
Warum nit das finden wollen, was bei einem hriftlihen Gotteshauſe 
am erjten darin zu vermuthen wäre? Warum gerade eine Babmanne, 
eine Weinkufe und nit vielmehr eine Taufmwanne, eine Tauffufe 


ı Marmon, Schreiber und Braun nennen fie einfach „Greife“. 

2 Wir haben in ben ſymboliſchen Büchern des Mittelalters nichts von Greifen, 
aber fehr oft von den „Cherubim“ leſen können, und zwar in Schilderungen, bie 
man fait geradezu Beichreibungen unferes Bildes nennen könnte. Bol. betreffende 
Stellen weiter unten S. 176, Anm. 2 u. 3. 

3 Beilage zum „Organ für chriſtl. Kunſt“ v. J. 1879, Neo, 3. 

+ Das Portal zu Remagen ©. 51 fi. 

5 Bol. Dr. Braun, Das Portal zu Remagen S. 41. 


174 


oder den Rand eines Taufbrunnens, melde feit dem 11. Jahrhundert 
ähnlich gebildet wurden? i 

Profeflor Braun? hält die Daritellung für Die Arche Noe's und 
jomit für einen Typus der Kirche. Wir haben gegen diefe Anjicht nichts 
einzuwenden, da jhon in den Katafomben die Arche Noe’3 auf ganz 
ähnliche Weiſe dargeftellt wird ?. Nur darf nicht vergefien werben, daß 
die Arche Noe's nad) dem Vorgang der heiligen Schrift und des dhrift- 
lihen Alterthums“ auch im Mittelalter nicht bloß Typus der Kirche 
des Neuen Bundes, fondern auch des Alten Teſtamentes und der 
Bundeslade, jomwie der heiligen Taufe? war. Und damit find mwir an 
dem Punkte der Betradhtung angelommen, von dem aus mir dad Bild 
anſchauen müſſen, um es in feiner Gefammtcompofition ſowohl als feinen 
Einzelheiten zu veritehen und damit zugleich einen fait nur ahnungsvollen 
Blick in die ungemefiene Tiefe und Fülle jeiner Ideen zu werfen. 

Der Gegenjtand, über dem die Figur jchwebt, ift aljo die Arche — 
die; Wort in feiner weiteſten jymbolijchen Bedeutung genommen 6. Weil 
e3 aber in der Symbolif verjchiedene Archen gibt, die Arche Noe's, die 
Arche des Bundes, die Arche der hriftlichen Kirche, die Arche der Taufe, 
jo ift auf unjerem Bilde die allgemeine, man möchte jagen, abjtracte 
Form gewählt, welche auf jede diefer Art von Archen paßt, um jo der 
Phantafie des Beſchauers freien Spielraum zu lafjen, fich diejenige Art 
von Arche beim Anblick zu denken, die ihm beliebt. Und auf gleiche 
Weije find mit diefem allgemeinen Bilde von Arche Einzelzüge von den 


I Dol Müller und Mothes, Arhäologifches Wörterbuh Bd. II. S. 908, 
Art. Taufe, 

2 A. a. O. ©. 4. 

Of. Kuhn, Roma p. 82. 89. 

* Kuhnl. ce. 

5 „Da die Arche gebaut ward, in welcher wenige, nämlich acht Seelen, gerettet 
wurben aus bem Waſſer, wie auch euch num ähnlicher Weife die Taufe felig macht.“ 
1 Betr. 3, 20. 

6 Petrus Capuanus, ber bier, wie überhaupt bei diefen Bildern, mit feinen 
tieffinnigen, in’s Geheimnißvolle und Unenbliche fi verlierenden Worten faft copirt 
zu fein fcheint, unterſcheidet eine vierfahe Arche: 


Arca 
— e — ç — — — — — — — — — — —— 
Liberationis Sanctificationis 
Significationis Salvationie 


und bemerft dazu: „In prima arca architectus fuit No&; in secunda Moyses; in 
tertia Petrus; in quarta Spiritus sanctus. Prima fuit in aquis diluvii; secunda 
in aquis contradictionis; tertia in aquis perseverationis, quarta in aquis baptismi. 
In prima servati sunt homines, in secunda sacramenta Ecclesiae, in tertia sal- 
vantur martyres, quia non est locus veri martyrii extra Ecclesiam; in quarta 
charismata donorum.“ Cf. Spieil. Solesm, III. 210. 


175 


verſchiedenen Specied von Archen verbunden, um bie Phantafie zur Er: 
innerung an fie anzuregen. So von der Arche Noe's Schiffsform und 
Taue, von der Taufarche der Brunnenrand oder die Bedenform, von 
der Bundesardhe die Stangen und Cherubim, von der Arche der Kirche die 
priejterliden Gemwänder der darin jtehenden Figur und die Hafen am 
Ende ber Stangen, welde ein vielgebraudtes Symbol der Kirche i waren. 
Und der Fünjtleriiche Genius hat es verjtanden, dieſe Einzelzüge in jo 
wunderbarer und feinfühliger Weiſe zu einem Gejammtbilde zu vereinen, 
daß dasjelbe nicht bloß eine höchſt ehrwürdige und geheimnißvolle Geftalt 
erhalten, jondern aud bei der ſchönſten Harmonie der Einzelheiten und 
ihrer Bedeutung zum Ganzen und bei ber jtrengiten Feithaltung ber 
traditionellen Anſchauungen in allen Formen eine unendliche Fülle er: 
babener Ideen und Empfindungen ausſpricht und zugleich einen endloſen 
Ausblick eröffnet in die unbegrenzten Geheimnifje der chrijtlichen Religion. 
Die Phantafie des Beihauenden darf nur die Bedeutung ber einzelnen 
ſymboliſchen Formen, wie fie traditionell feftfteht, feithalten und, je 
nahdem fie einen Ausgangspunkt genommen, mit den Cinzelzügen bie 
pajiende Bebeutung verbinden und dieje einzelnen Züge zu einem lebend: 
friihen Ganzen vereinigen. Zeigen wir die im Einzelnen. 

Denken wir und zunächſt unter der dargeftellten Arche die Arche 
Noe's, jo ift der darinnen fahrende zunächſt eben Noe, jener zweite 
Stammvater des Menjhengejhlechtes, dem Krone auf dem Haupte und 
Scepter in der Hand und priefterlihe Gewänder gebühren, nicht bloß 
weil er ein Borbild Ehrifti ift, jondern auch in feinem Opfer und feiner 
Herrſchaft über die neue Erde fi ald Priefter und König erwieſen hat. 
Die Eherubim aber haben bei ihm ihre allgemeinjte Bebeutung, nämlich 
ald Symbole der Thätigkeit Gotted zur Erlöfung, zum Seile der 
Menſchen, indem fie die Arche auf den Waſſern ſchützen und das menjd- 
liche Geſchlecht aus dem allgemeinen Verderben retten und dem zufünf: 
tigen Heile entgegenführen 2, 





1 „Est plebs invalida timidus lepus et fugitivus 
Hoc leve nomen habens a levitate pedum, 
Hoc animal timidum nimis, invalidum, fugitivum 
Ecclesiam poterit significare sacram. 
Haec est invalida, quae non uleiscitur ense, 
Ultori tribuat se male facta Deo; 
A reprobis pacem quae sperat habere tyrannis 
Quos fugitiva vetat haec, mediante Deo. 
Collocat in petra timidus lepus iste cubile: 
Firma suis timidis pax, petra Christus erit.* 
Cf. Herm. Werdinensis, Hort. delic, lib. II. v. 9496—9504. in Spieil. III. 74. 
2 Bol. Ezech. 1, 5 und bie Erläuterungen dazu bei Allioli Anm. 14. 


⸗ 


176 


Denken wir uns die Arche als Bundesarche!, ſo haben die 
beigefügten Merkmale, die Stangen und die Cherubim, zunächſt ihre rein 
geſchichtliche Bedeutung. Inſofern aber dieſelbe auch Vorbild der Kirche? 
war, erhalten ſie auch ihren typiſchen Sinn. Da nämlich über der 
Arche das propitiatorium war, auf welchem die Herrlichkeit Gottes 
thronte, und da Chriſtus im Neuen Bunde die propitiatio® iſt, bie 
Berjöhnung, jo ijt die über der Arche jchwebende Figur Chriftuß*, der 
ewige Hohepriejter und König in jeiner Herrlichkeit, der die beiden 
Tejtamente, wovon die Cherubim Symbole? find, verbindet; und er 
hält die beiden Stangen berjelben, weil er es ift, der die Pfoiten, die 
Stützen jeiner Kirche hält. 


ı Wie fie (ald Bundeslade) bejchrieben ift Erod. 25, 11—22 mit Sühnbedel, 
Gnadenthron und Cherubim und ber barüber ſchwebenden Herrlichkeit Gottes. 


8 „Arca sacra notat Ecclesiam, quae regnat in astris, 
Intra sanctorum gaudia summa manens. 
Dura ligna satim, putredo non nocet illis: 
Sie sancti durant et sine fine manent. 
Arca nitens auro tegitur, quia spendor inaurat 
Sanctos et tegit hos summa Sophia Patris“ (die Cherubim). 
Cf. Bennoni in Exod. $ 38. De propitiatorio. 


3 Bol. Röm. 3, 25; 1 Job. 2, 2; 4, 10. 


* „Dicitur esse Cherub perfecta scientia; legem 
Exprimit hic veterem; denotat ille novam. 
Ille vel ille Cherub, respectum mutuo figens, 
Est sibi concordans lex nova lexque vetus.“ 
C£. Bennoni 1. c. 


5 „Jam vero per positum testamenti super arcam 
Exprimitur Christus, interveniens mediator. 
Hoc arcae suprapositum Christum caput esse 
Indicat ecclesiae: cui a dextris atque sinistris 
Consistunt Cherubim; Cherubim scientia plena. 
Hic amor est geminus, per quem Deus insinuatur, 
Quo sine nemo potest ad eum properare videndum. 
Vel duo sunt Cherubim duo testamenta vocata 
Quae Christi sacramenta occultant et obumbrant. 
Vultibus hi versis sunt sese respicientes 
Cum convertuntur in sensum spiritualem. 
Tune bene concordant, quum spectant alter utrumque. 
Hoc utrimque tegunt et dietum oraculumque obumbrant: 
Sie aenigmatibus obscuris atque figuris 
Testamenta duo velant Christum Ecclesiamque.“ 
Cf. Bennoni in Exod. $ 38. De propitiatorio. Of. Spicil. III. 212. — Glaubt 
man nicht in biefen Worten eine Beichreibung und Erflärung unferes Bilbes vor 
fich zu haben? 


177 


Faſſen wir dagegen biefe Arche als Taufarche, fo ift fie eben ber 
Zaufbrunnen oder dad Taufbeden und die demjelben entfteigende Figur 
der Täufling. Krone und priefterlihe Gemwänder find dann ein Symbol 
ber in der Taufe erlangten priefterlihen und königlichen Würde 1, bie Krone 
zugleich eine Anfpielung auf das in ber Kirche blühende Martyrium ?; 
die beiden Cherubim bedeuten die Taufgnabe, die den Wiedergeborenen 
nach oben trägt, inäbejonbere die göttliche Liebe und Weisheit ?, bie in's 
Herz audgegofjen wird dur die Taufe; das Seil den Glauben an 
die allerheiligite Dreifaltigkeit *, auf welchen hin er getauft wurbe und 
durch melden er auch in Zukunft mit der Kirche und Taufgnabe ver: 
bunden bleibt; dad Stehen und Siten in der Arche und fi Halten an 
den Stangen mit den Hafen ijt ein Symbol des durch die Taufe er- 
langten Eintrittö in die Kirche und des Schußes, den ber Getaufte in ihr 
für fein Heil findet, jowie des gläubigen Vertrauens, mit dem er fi an 
ihre Lehren und Vorſchriften hält. Und da zu ben Getauften alle ge: 
hören, die an biefem Thore ein und ausgehen follen, alle, die das Bild 
beihauen, jo liegt in demſelben zugleich eine Erinnerung an ihre eigene 
Chriftenwürde — Gnaden und Pflichten, gleihjam eine im Steine ein- 
gegrabene Bilderprebigt über die apoftoliihen Worte, die allen, die in's 
Heiligthum eintreten und das Bild anjehen, follten zugerufen werden: 
„Da euch die Taufe im ähnlicher Weije jelig macht, wie die Arche” (ben 
Noe, jo jeid defjen eingebenk); „denn ihr jeid ein auserwähltes Geſchlecht, 
ein königliches Prieftertfum, ein Heilige, ein erworbenes Volt, damit 
ihr die Kräfte desjenigen verkündet, der euch aus ber Finſterniß zu 
feinem wunderbaren Lichte berufen hat... . Bauet euch jelbit als 
lebendige Steine? auf ihn zum geijtigen Haufe... . Befleißet euch 
um fo mehr, euren Beruf und eure Auserwählung durch gute Werke 
gewiß zu machen ... denn jo wird euch ein weiter, offener Ein: 
gang in das emige Reich unfered Herrn und Erlöferd Jeſu Ehrifti 
verjtattet werben.“ ® 





11 Petr. 2, 9. 

® „In tertia (arca) salvantur martyres, quia non est locus veri martyrii 
extra ecclesiam.“ Petr. Cap. l. c. 2gl. oben ©. 174, Anm, 6. 

3 Bal. oben ©. 176. Anm. 4 u, 5. 

* Clavis Melit. De eivit. 38 — mit Rückſicht auf die Stelle (Eccles. 4, 12): 
„Ein dreifaches Seil zerreißt nicht.” Deutlih ift an unferm Bilde die Zufammen- 
fegung aus mehreren Schnüren, alfo die Anfpielung auf diefe Worte kenntlich. 

5 Bei der überall hervortretenden Abficht, an bie materiellen Theile die geiftigen 
Ideen anzufnüpfen, unb bei der engen Verbindung, in welche bie Worte bes Apoftels 
zur Taufe gefegt find, ift Fein Zweifel, daß auch diefe Symbolik bei ber Darftellung 
bezwedt wurde. 

6 Bol. 1 Petr. 2, 5. 9; 2 Betr. 1, 10. 11. 

Freib. Didc»-Arhiv. XVIL 12 


* 


178 


Denken wir uns endlich unter dieſer Arche die Arche der Kirche, ſo 
iſt die darin fahrende Figur zunächſt Petrus !, aber nicht bloß als hiſto— 
riſche Perfon, jondern als NRepräjentant des Priefterthumd ber Fatho- 
liſchen Kirche aufgefaßt. Insbeſondere iſt eine Seite des Priejterthumg 
deutlich zum Ausdruck gebraht — nämlich das prieiterlihe Lehramt. 
Sa es hat fogar den Anſchein, daß diefe ſymboliſche Gejtalt in erjter 
Linie die Verkündigung des göttlichen Wortes, einen hrijtlichen Prediger 
daritellen jollte Dafür ſpricht ſowohl die Symbolik der einzelnen Züge 
am Bilde und des Ortes, an dem fich die Darjtellung findet, als auch 
der Zujammenhang mit dem VBorausgehenden und Nachfolgenden. Denn 
ed darf nicht überjehen werben, daß die Darftellung den Schmud eines 
Säulencapitäls ausmacht. 

Nun ſind aber die Säulen Symbole der Prediger des Wortes 
Gottes ?, da fie ja mit ihrer Lehre die Kirche Gottes tragen. Da nun 
die gleiche Darftellung fih aud an andern Orten cbenfalld an Säulen: 
capitälen? findet, jo iſt Fein Zweifel, daß dieſe jymbolifhe An— 
Ihauung hier wollte ausgedrückt werden. Zu diejer Auffaſſung drängt 
auch der ganze Zujammenhang. Am Vorausgehenden murben einzelne 
Bilder aus der Verkündigung des Wortes Gottes vorgeführt. Hier aber 
iſt das ganze Lehramt ald Ausflug der priefterlichen Gewalt zugleich mit 
ben Eigenjhaften eined guten Predigers dargeftellt, ſomit der Reihe der 
Daritellungen ein paſſender Abſchluß gegeben einerjeitd durch die Dar- 
ftellung de3 Erfolges der Predigt — nämlich des Eintritt3 in die Kirche 
durch die Taufe, und andererſeits durch eine Art abjchliegender Zujammen: 
fafjung alles dejjen, was dem Verkünder des Wortes Gotted eigen jein 
joll, was ihn fähig und tüchtig macht in feinem Amte. Zugleich ift aud) 
der innige Zujammenhang zwilden Taufe und Prieſterweihe, zwilchen 
Laienthum und Prieſterthum durch das Aufiteigen des Priefter aus dem 
Taufbrunnen anſchaulich dargeſtellt“. 


1 Bol. oben ©. 174. Anm. 6. „In tertia fuit Petrus.“ 

2 Jacobus et Cephas et Joannes, qui videbantur columnae esse. Gal. 2, 9. 
Mit Rüdficht darauf nennt die Clavis Melit. De civit. 28 die columnae = prae- 
dicatores. Cf. Spieil. III. 203. 

s ©o in Bafel. Und ber betreffende Stein, ber heute im Pfarrthore zu Remagen 
fi eingemauert findet, bat früher ſicher einen andern Plaß gehabt, wohl am wahr: 
ſcheinlichſten au an einem Säulencapitäl. 

* Petr. de Riga in Auror. in Cant. v. 483 fagt von ben Lehrern ber Kirche: 

„Tales ascendunt tamquam de fonte lavacri; 
Doctores sunt tonsarum, quia mundi pondera spernunt, 
Liberiusque viam sic ad coelestia sternunt.* 
Wer benft nicht, es habe dem Erfinder unjeres Bildes dieje Stelle vorgefhwebt, ala 
er bie Compofition entwarf ? 


179 


Bei diefer Aufafjung ift alſo die Figur in ber Arche ber priefter- 
liche Verkünder ded Wortes Gottes. Er figt oder fteht in ber Arche 
der Kirche: denn ihre Lehre verkündet er; er fteht auf ihrem Boden 
und bat von ihr feine Lehre und Auctorität. Er trägt bas boppelte 
Schultertuch, das Symbol der Volkspredigt und ded daraus hervor: 
gehenden Sündenbefenntnifjes ?; auf feiner Bruft hängt der Bruſtſchild, das 
Rationale, das Sinnbild der Gelehrſamkeit?, die ihm ziemt; die Kettchen 
um feinen Hal3 bebeuten die unter fich zujammenhängenden Schriftftellen 3, 
beren er fich bedienen, und die Armbänder bie göttliche Barmherzigkeit, bie 
er verkünden und nahahmen joll*; die Krone auf bem Haupte® bie 
ewige Seligfeit und bejondere Belohnung, bie denen verheißen ift, bie 
Biele in der wahren Weißheit unterrichtet haben. Er Hält die beiden 
Stangen der Bundeslade; denn da jie auß unverweslichem Holze find, 
bedeuten fie die unverborbene Lehre und den unverdbrofienen Muth des 
Kriftlihen Predigers“; und da fie bejtimmt find, durch die Ringe”? ges 
ſteckt, die Bundeslabe zu tragen, jo deuten fie an, daß ber Prediger 
Chriſtus in die Herzen der Menſchen und bie Lehre Ehrifti in alle Welt ® 
zu tragen beftimmt if. Und da er dieß Alles im Namen, Auftrag und 
auch zu Gunften der Kirche thut, jo ift leicht verftändlih, daß dieſe 
Stangen am Ende in Hafen?, Symbole der Kirche, auslaufen und ſo— 


1 Bol. Durſch, Symbolik ber chriſtl. Religion Bb. IL. ©. 489. 

? Rationale = doctrinae vel rationis a pectore declaratio — fagt Eucherius, 
Formulae min. Nro. 290. Cf£. Spieil. III. 405. 

3 Catenulae, „Testimonia Scripturarum invicem se continentia*; cf. Clavis 
Melit. De civit. 29. 

* „Armillae circumplectens genus humanum divina misericordia.“ Job 40, 21: 
„Et armilla perforabis maxillam ejus.“ Clavis Mel. ]. c. 

5 Vitta aurea — aeterna beatitudo — Clavis 1. c. 

6 „Vectes, de lignis imputribilibus, circulis intromissi, fortes praedicatores, 
mente incorrupti, evangelicae praedicationi semper intenti.“ Clavis Melit. De 
eivit. 24. 

? Auf dem entſprechenden Bilde zu Remagen find dieſe Ringe, die Symbole 
ber vier Evangelien, ganz beutlih fihtbar — ein neuer Beweis für unfere Auf: 
faffung. 

8 „Quatuor ex auro circli sunt bis duo libri 

Qui nostrae legis aurea scripta tenent. 
Vectes haerentes circlis, arcamque ferentes 
Doctores signant, perspicuosque viros. 
Qui Domini scriptis haerent, gestantque per orbem 
Sanctorum vitam verba serendo Dei. 
Ligna setim vectes formant, et eos tegit aurum, 
Ut Doctor fortis sit, sapiensque simul.“ 
Cf. Petrus de Riga, in Ex. v. 1157—1164. Spieil. III. 207. 
9 Bol. ©. 175. Anm, 1. 
12° 


180 


mit gleihlam mie kirchliche Siegestrophäen des chriſtlichen Predigers 
erfheinen. Das Haupthaar ift gejchnitten; benn er ift Doctor ton- 
sarum und jelbjt tonsus i, d. 5. Lehrer für ſolche, die, alle überflüſſigen, 
zeitlihen Sorgen ablegend, nad) dem Höheren ftreben?. Er ijt befejtigt 
an die beiden Cherubim mit Stricken, benn die beiden Cherubim find 
einerjeit3 Symbole der beiden Teſtamente, an die er ſich zu Halten, 
anbererjeit3 der göttlichen Weisheit, in der er zu lehren, und ber gött- 
lihen Liebe und Gnabe?, die er zu pflanzen und in der zu predigen 
er verbunden iſt. Die Stricke aber find einerjeit3 Symbol ded Glau— 
ben3 an die allerheiligite Dreifaltigkeit*, durch melden er mit all diejen 
Gnaden und Verpflichtungen verknüpft ift, andererſeits auch der in 
diefem Glauben vereinigten Völker und Menjhen®, denen er in al’ 
diejen Beziehungen verbunden ift. 

Snfofern aber Chriſtus nicht bloß der höchſte Priejter, das Urbild 
und der Typus alles priefterlihen Weſens, jondern auch der eigentliche 
und wahre ewige Hohepriefter ift, von dem alles Prieftertfum jtammt 
und deſſen Stellvertretung es bloß iſt, fo iſt bie ſchwebende Geftalt 
auch Chriſtus, der ewige Hohepriefter, wie er nad Verſöhnung bes 
Menihengejchlechtes im Zuge der Engel zum Himmel emporfteigt. So 
führt alfo auch diefe Betrachtungsweiſe in jtetiger und conjequenter 
Berfnüpfung die been hin zum Unenbliden, wo alle Denken und Er: 
fennen und Streben fi eint, wie in ber Sonne alle Strahlen des 
Weltalls, zu ihm, der da der Urgrund von Allem ift und der „Alles 
in Allem vollendet“ ®. 

Man wende nicht ein, eine ſolche Erflärungsmeije ſei ein willkür— 
liches und unbegrenzte® Spiel der Phantafie und deßhalb unzuläffig. 
Wir Haben Hier nicht die Symbolik des Mittelalter8 zu vertheidigen, 
fondern das Berjtändniß eines ſymboliſchen Bildes jener Zeit zu ver: 
mitteln. 

Wer num je ein Werk der Symbolik jener Tage gelejen, insbeſondere 
de3 Petrus von Capua, der in wunderbarer Verſchlingung der ſymbo— 
lijhen Bedeutung der Dinge Alled zur Einheit in Gott, dem Unendlichen, 





1 Dal. ©. 178. Anm, 4. 

3 „Caput enim tondit, qui cogitatus superfluos a mente removet.“ Greg. M. 
apud Garnerium lib. V. c. VII. sqq. p. 211. 214. Spicil. II. 198. 

3 Bol. ©. 176. Anm. 2 u. 5. 

* Funis = fides Trinitatis. Vgl. oben ©. 177. Anm. 4. 

5 Funes = populi fortes in Trinitatis fide contenti. In psalmo: „Funes 
ceciderunt mihi in praeclaris* (15, 6). Clavis Mel. De civit. 38, 1. 2. 
Spicil. III. 207. 

Eph. 1, 23. 


181 


zurücführt, der wird diefe Erflärungsweife nit bloß für nicht unzu— 
läjfig, ſondern geradezu für nothwendig halten. Denn fie ift eben in 
der Symbolik jener Zeit begründet. Im Uebrigen ift daran zu erinnern, 
daß dieß fein willfürliches und ſchrankenloſes Spiel der Phantaſie iſt. 
Dei dem ftrengen Feithalten an der traditionellen Bedeutung der ſym— 
bolifhen Formen Hatte jede ihren objectiven Sinn, ben jeder erfahte, der 
mit der Symbolif vertraut war. rei ift nur die Phantafie im Zu- 
jammenftellen, im Berfnüpfen der einzelnen Kormen mit ihrer Bedeutung 
und im Weiterfpinnen der Ideen und Gefühle, die objectiv im jymbo- 
liſchen Gebilde niedergelegt find. Das aber ijt gerade ein Vorzug ber 
Eymbolit, daß fie, fern von aller platten und eintönigen Durchſichtigkeit 
und ftarren Abgrenzung, ein ungeahntes Reid) von Ideen und Empfin- 
dungen erjchließt, von denen beim Beichauen nicht alle einem Seben zum 
Bemußtfein fommen, von denen aber Jeder, jobald fie ihm ausgeſprochen 
werden, jagen muß: Ja, das liegt darin enthalten. So gibt bie Sym— 
bolif der Phantafie Nahrung, wodurd fie ſich jättigt und erfreut, aber 
auch Flügel, mit welden fie, von den fihtbaren Bildern ſich erhebend, 
von Idee zu bee weiter fliegt in's erjehnte Neid) des Idealen, an 
die Pforten der Unendlichkeit, zum Throne de Ewigen. „Während die 
Natur mit geheimnigvoller Symbolik ihr Tagewerk beſchließt, erhebt fich 
die Sehnjuht der Liebe, von der idealen Phantafie beflügelt, über 
alle Symbolif Hinaus zur intellectucllen Anſchauung sub specie 
aeternitatis.” ? 


e. Die Figuren mit den RAiſchſchwänzen an der linken Sirontwand, 
(Nro. 5.) 


Da diefe Figuren an der linken Frontwand des gleihen Einganges 
ih finden, correfpondiren fie mit dem vorausgehenden Bilde und fallen 
gleichzeitig mit demjelben in die Augen. Dürfte fich deßhalb nicht von 
vornherein vermuthen lafjen, daß fie auch in innerer, geiftiger Beziehung 
zu ihm jtehen, in den ausgedrückten Gedanken mit ihm verwandt find ? 
Ein Blid auf beide Bilder und in bie heilige Schrift beftätigt dieje 
Vermuthung mit einer Evidenz, die ſelbſt dann unmiderjprechlic wäre, 
auch wenn wir Feine anderen Anhaltspunkte an den Zeugnifjen der 
ſymboliſchen Schriftiteller hätten. 

Im vorausgehenden Bilde war die Kirche ala Heilanitalt dar- 
geitellt mit bejonderer Beziehung auf Predigt und Taufe, wodurch fie 
die Menjchheit bejeligt. In letzter Hinficht, fagten wir, könne die Dar: 
ftellung wie eine Bilderpredigt über 1 Betr, 2, 5. 8. 9 erſcheinen. 





1 Vgl. Dr. Kraus a. a. O. ©. 201, wo das Gitat ſich findet. 


182 


Im nämlihen Capitel und im innigften Zujammenhang mit den bort 
geſchilderten Pflichten, Gnaden und Würden, welche die Taufe verleiht, 
Ichreibt der Apoftel au die Worte: „Als neugeborene Kinder jeib be- 
gterig nach der geiſtigen, unverfälichten Mil, um durch fie zur Seligfeit 
aufzuwachſen, wenn ihr anderd jchon gefojtet Habt, wie ſüß ber Herr 
iſt. Nahet euch ihm, dem Iebendigen Steine, ber zwar von den 
Menihen verworfen, von Gott aber auserwählt und zu Ehren ges 
bracht ift.” ? 

Wer den Sinn biefer Worte recht verfteht, wer weiß, mer dieſe 
„neugeborenen Kinder” find, welches ihre Mutter ift, warn und mo fie 
geboren find, welches die Mil iſt, nach der fie begierig fein jollen, 
wer ferner weiß, wer der lebendige Stein ift, dem fie fih nahen follen 
und warum er jo genannt wird: dem muß jofort die Gedanken: 
verwandtichaft dieſes Bildes mit den angeführten Worten einleuchtend 
und damit die Gejammtdarjtellung jowie bie einzelnen Züge berjelben 
erflärt fein. 

Der Apojtel nennt bier die Chrijten „neugeborene Kinder”. Da 
biefe Neugeburt zum Chriften und zur Kindſchaft Gottes dur das 
Waſſer und Wort der Taufe geihieht, ijt ein allbefanntes und zu oft 
gebrauchtes Gleichniß, als daß darüber weiter zu reden wäre. Mit 
Beziehung auf die Neugeburt durch das Wafler, ferner mit Rüdficht 
auf die,bamit erfolgte Belehrung und Gewinnung für's Reich Gottes ?, 
ſowie der innigen Bereinigung mit Chrijtuß, deſſen ſtändiges und all: 
gemein befannte® Symbol der Fiſch war, ift der Fiih aud Symbol 
der Taufe und des Getauften, des Chrijten. Der Leib de neugeborenen 
Kindes endet aljo in einen Fiſch, um damit anzubeuten, daß bie Neu: 
geburt durch die Taufe ftattgefunden, daß das Kind ein folches ift, 
„das wiedergeboren ift aus dem Wafjer und dem Heiligen Geiſte““ — 
ein Kind Gottes, ein Ehrift. 

Die Milch aber, durch welche der geijtig Neugeborene genährt, er- 
halten und geitärft wird, ift, wie der Apoftel jagt, eine geiftige, ver: 
nünftige, die Lehre und Gnade®. Und die Mutter, welcher der Getaufte 
jowohl die Wiedergeburt zum neuen Leben als die geiftige Milch ver: 


1 41 Betr. 2, 2—4. 

2 „Folget mir nach, ich will euh zu Menſchenfiſchern machen“ (Matth. 
4, 19; vgl, Marc. 1, 17). 

3 Vol, eine fehr eingehende Abhandlung hierüber bei J. B. Pitra O.S. B, 
Spicil. Solesm. IIL. 621—584. 

Joh. 3, 5; vgl. au Müller und Motbes a, a. DO. Bd. I. ©, 411. 

5 Lac == mentis sinceritas. Eucherius l. c. n. 175. 


183 


dankt, ift die Heilige Kirhe!. Denn fie iſt e8 ja, welder die Sacra— 
mente und Lehre anvertraut find, fie ift e8, welche jie außjpendet, welche 
aljo, nahdem fie den Menſchen mwiebergeboren in der Taufe, ihn aud) 
im geijtigen Leben erhält, jtärft und fortichreiten macht durch die Lehre 
und Gnabenmittel?, insbeſondere durch jenes, wegen deſſen Chriſtus und 
der Gläubige oft mit dem Fiſche verglichen werben, durch bie heilige 
Gommunion. | 
Wunderfhön ift dieß Verhältnig der Kirche zum Gläubigen auf 
unjerm Bilde ausgedrückt. Die Mutter hält den Kleinen feft umfchlofjen 
in ihren beiden Armen: ein rührendes Bild der Mutterliebe und Sorg— 
falt der Kirche für ihre Gläubigen; fie reiht ihm beide Brüjte?, fie 
verfieht und ſättigt ihm reichlich mit ihrer Lehre und Gnade, erfüllt 
ihn mit ihrer doppelten Liebe zu Gott und dem Näcdften* Der Säug— 
ling aber liegt ruhig und behaglih an ber Bruſt der Mutter, mit der 
einen Hand einen aufwärts fliegenden Vogel haltend 5, ſelbſtverſtändliche 
Bilder einerjeitd ded Zuges nad Oben, ded Streben? nad Bolllommen: 
heit, welches ihn bejeelt, andererſeits des Friedens und der Geligfeit, 
welche der Neubekehrte im Schooße der Kirhe und im Genuß ber gött- 
lihen Gnade und Lehre findet; er „iſt begierig nad) der geijtigen, un 
verfälihten Milch, um durch fie zur Seligfeit aufzuwachſen“; er Bat 
es aber auch bereitö gefoftet, „wie jüß ber Herr iſt“. Zugleich liegt 
in dem Nebeneinanderjegen de Vogels und Files im Schooße ber 
Mutter ein Hinweis darauf, daß die Kirche zweierlei Kinder nährt, 


1 Mater = ecclesia. In psalmo: „Matrem filiorum lactantem.“ Clavis 
Melit. De hom. 26, 

2 „Ecclesia eadem conservat in filiis suis, quae mater solet servare in 
filio. Concepit namque mater Ecclesia filios, primo per ingressum Ecclesiae, 
cum eos primum cum quadam solemnitate in Ecclesiam introducit. Secundo 
portat in utero per exorcismum. Tertio parturit et laborat, ut eos mittat in 
lucem, per catechismum et instructionem, laborando et interrogando: Vis bap- 
tizari. Quarto parit eos per baptismum, emittendo in lucem gratiae. Quinto 
lactat et nutrit simplici doctrina a Pascha usque ad Pentecosten. Sexto in 
Pentecoste suscipiunt Spiritum Sanctum ad robur, per confirmationem episco- 
porum, et quasi ad solidum cibum accedunt.“ Cf. Petrus Cap. ad litt. XII. 
art. 18. — Hätte man all biefe Züge kürzer und ſprechender im Bilde ausbrüden 
fünnen, als e8 auf unjerer Darftelung gefchehen ift ? 

8 „Per mammas sponsae dilectio bina notatur, 

Quum Deus in summis et in imis frater amatur.“ 
C£. Petrus de Riga, Aurora in Cant. v. 575—577. 
s „Überibus geminis dilectio bina notatur, 
E quibus ubertas sitienti grata paratur.“ 
Ibid. v. 1079—1087. 
5 Volatus=excessus Sanctorum. Eucherius, Form. min. n.370. Spieil. III. 406. 


184 


folhe, die einen hohen Flug des Geiftes nehmen, und ſolche, die mehr 
ein gewöhnliches chriftliches Leben führen, dabei aber dod nad ihren 
Kräften jenen nadheifern !, 

Wie beim vorausgehenden Bilde, jo ift auch bier wieder die Dar: 
ftellung und ihre Bedeutung an die Dertlichkeit angefnüpft: die Mutter, 
welche alles dieß thut, hat ihren Pla am Säulencapitäl; benn fie it 
ja bie Kirche — „die Säule und Grundfejte der Wahrheit” 2, 

Es ift mir nicht verſtändlich, wie man all’ dieſe fo nahe liegenden 
und unverfennbaren Beziehungen auf die heilige Schrift überjehen und, 
ben Boden der riftlichen, jo reihen und edlen Symbolik verlafjend, auf 
heidniiche Mythologien verfallen und in diefem und ähnlichen Bildern 
„Sirenen, bie zur Sinnlichkeit verloden”, aljo in der ganzen Darftellung 
‚ nichts Höheres als ſinnliche Verſuchung finden Eonnte?, Davor hätte 
ſchon die Rüdfiht auf den Kriftlihen Sinn des Mittelalter3 bewahren 
jollen, der beim vorhandenen Ueberfluß an herrlicher und tiefjinniger 
hriftlihen Symbolik an jolchen: heidniſchen Fabeln feinen Gefallen finden 
fonnte und fie am allerwenigften gern in einer chriſtlichen Kirche gejehen 
hätte; noch mehr hätte davor bewahren jollen die Achtung vor der 
feufhen Sitte und Wohlanftändigkeit jener tiefchriftlihen Zeit. Denn 
dag ift doch Mar für jeden, ber dieß Bild fieht: Wenn dasjelbe wirk— 
lid die Sinnlichkeit darjtellen wollte, jo wäre dieß in der undelicatejten 
und anſtößigſten Weife gejchehen, es wäre ein Bild, das heutzutage eine 
ernste Sittenpolizei kaum an einem Schaufenjter dulden könnte. Und 
ein ſolches Bild follte jene Zeit am Eingang einer dhriftlichen Kirche, 
an einem Drte, der den Augen Aller außsgejetgt und zur Erbauung unb 
Erhebung des Volkes beftimmt war, angebradjt haben? Nein, fo ftellte 
das Mittelalter die Sinnlichkeit an einer Kirche nicht dar. Dafür 
hatte ed andere Geftalten und Symbole, in denen mit dem Lafter auch 
feine Häßplichkeit und Verachtung audgebrüdt war, wie 3. B. das 
Schwein *, oder die bezügliche häßliche Geftalt im Weftportal des Frei- 
burger Münfters. 


1 „Per aves ingeniosi significantur; per pisces hebetes. Per aves acuti 
ingenio designantur, quia sicut pisces sub aquis minori utuntur lumine quam 
aves in aöre, sic minori utuntur luce scientiae idiotae et hebetes quam acuti 
et subtiles.*“ Cf. Distinet. Monast. lib. I. de Ave. Spieil. II. 474 sqq. — Auch 
ein Hinweis auf ben erjehnten Empfang bes heiligen Geiftes bei ber Firmung bürfte 
nad Anm. 2, ©. 183 intenbirt fein burd die Taubengeftalt des Vogels. 

2 1 Timoth. 3, 15. 

2 So Marmon a. a. D. von unferer Darftellung, jo Braun a. a. D. und 
Karch (Das Portal der Schottenfirdhe zu Regensburg, Würzburg 1872) von ähn— 
lihen Gebilben bes berühmten Portales an der Schottenkirche zu Regensburg. 

* Porei = homines immundi. Cf. Clavis, De bestiis 26, 1—7. Spieil. IIL 47. 


185 


Noch mehr als die beiden Rückfihten hätte davor eine genaue Be: 
trachtung des Bildes und jeiner Einzelheiten bemahren müjien. Wie 
ihon bemerkt, wäre bei jener Annahme eigentlih nur ein unfittlicher 
Vorgang dargeltellt. Es wäre alfo, abgejehen von den Fiſchſchwänzen, 
eigentlich auf dem Bilde gar feine Symbolik mehr vorhanden. Da aber, 
wie wir gejehen, die übrigen Bilder der Gejammtdarftellung durchaus 
ſymboliſcher Natur find, jo verlangt bie Conjequenz, daß auch dieſes ſym— 
bolijcher Art fei, eine Conſequenz, welcher der Künftler fich ebenjo wenig ent= 
ziehen Fonnte und durfte, al3 wir es können und wollen, d. 5. wir dürfen 
in der fäugenden Mutter nicht ein zur Sinnlichkeit verleitendes Weib, 
jondern jene Mutter annehmen, die wir Alle Fennen, die und Alle nährt, 
die heilige Kirche. 

Zum gleihen Refultat führt ung eine genaue Betrachtung der 
Einzelheiten der Darftellung. Wer in derſelben nur ein Symbol der 
Sinnlichkeit finden will, dem müfjen mande Züge des Bildes unmotivirt, 
andere widerjprechend erfcheinen. Was foll bei diefer Vorausſetzung 
der aufwärts fliegende taubenartige Bogel in der Hand de 
Kindes 1, was fein Fiſchleib, was überhaupt fein Liegen an der Mutter: 
bruft? bedeuten? Man wird faum ein Beilpiel dafür anführen können, 
daß dieſer jedem Sterblichen ehrwürdige Vorgang in einem old 
Ihlimmen Sinne irgendwo zur Verwendung gefommen wäre? Und 
wenn dad Weib eine Sirene jein joll, warum hat fie dann feine Vogel: 
füße, wie dieſe Thiere im Alterthum bejchrieben wurden *, jondern ganz 
gewöhnliche Menſchenfüße? Oder warum endet ber Leib nicht, mie 
jonft mandmal üblich, in einen Fiſch, fondern hat ftatt deſſen zwei 
Fiſchſchwänze? Und was foll bei diejer Auffafjung das lange Haupt: 
haar des nebenanftehenden Mannes und ber Gürtel um feine Lenden 
bedeuten? Sollen ‚dad die Symbole der Sinnlichkeit jein? Aber 
legterer ijt ja zunächſt und faft ganz ausſchließlich das Symbol der 





4 Die Clavis gibt über bad Wort infans folgende ſymboliſche Bedeutungen: 
Infans = 1) Christus, 2) Neophyti vel novitii, 8) humiles vel insontes, 4) in- 
fantia et innocentia parvuli. De homin. 7. 

2 Lactantes = fide proficientes; ablactati = perfecti a simplici cibo 
doctrinae abstracti. C£. Clav. Melit. De hom. 8. 

3 Wir haben wenigjtens biefelbe in den ſymboliſchen Büchern nicht finden fünnen, 

* Toy 82 poppihv Ixouot To Fatsu peipos, Ems Tod Öupalod, yuvarzdc zo dt 
qutou, merervod Eyovor popphv. CA. Pocöoyos. n. 15. Spieil. III. 850. Es dürfte 
ih demnady Überhaupt fragen, was an ber Bezeichnung weiblicher Figuren mit Fiſch— 
ſchwänzen als „Sirenen“ im Chriſtenthum noch Nichtiges if. Sirenen fommen beim 
Propheten Iſaias 13, 22 (nad) der Vulg.), alfo in der heiligen Schrift, einmal vor. 
Das Alterthum befchreibt fie als Vögel mit Jungfrauengefichtern. Wo ift da nod) 
eine Uebereinfiimmung mit Weiberh und Fiſchſchwänzen? 


186 


Würde und Keuſchheit“ und erjtered dad Zeichen des Nazaräers, ber 
„Schmuck der Geredtigfeit“?, dad Symbol der Enthaltjamfeit. Wer 
in dieſem Bilde nicht3 weiter al3 die Sinnlichkeit dargeftellt findet, dem 
wird es faum gelingen, auf all’ biefe Fragen eine befriedigende Antwort 
zu geben, während ſich bei der Auffafjung, mie wir fie feithalten, alle 
Einzelheiten auf die einfachjte, ungezwungenjte Weiſe und in ſchoͤnſter 
Harmonie mit der Geſammtdarſtellung erklären. 

Bezüglich des Kindes, ſeiner Säugung, des Fiſchſchwanzes und des 
Vogels in ſeiner Hand haben wir es bereits geſehen. Bezüglich des 
Weibes und nebenanſtehenden Mannes werden wir es ſofort zeigen. 

Warum hat das Weib zwei Fiſchſchwänze? Was ſoll dieß be— 
deuten? Nichts iſt einfacher als die Erklärung dieſer Darſtellung bei 
unſerer Auffaſſung. Das Weib, die Mutter iſt die Kirche. Zu ihr 
gehören Alle, die getauft ſind. Sie hat einen Anhang, ein Gefolge von Ge— 
tauften. Dieſer Anhang recrutirt ſich aber aus zwei Nationen, aus Juden 
und Heiden, eine Vorſtellung, die in den Werken des Mittelalters, be— 
ſonders den ſymboliſchen, gar oft wiederkehrt. Das ſelbſtverſtändliche 
Symbol des Anhanges iſt der Schweif?. Und das Weib hat einen 
doppelten Schweif, weil zwei Völker, Juden und Heiden ihr Gefolge 
bilden. Inſofern aber alle diefe Anhänger aus beiden Nationen Ges 
taufte, aljo jymboliih geſprochen Fiſche find, Hat der ganze boppelte 
Anhang die Natur ded Fiſches, deßhalb zwei Fiſchſchwänze. Und bie 
beiden find jo groß, um die Menge der Gläubigen anzudeuten, bie über 
den ganzen Erdfreiß aus beiden Völkern, in deren Mitte die Kirche ſitzt, 
ihr ſich angejchlojjen haben. Das Weib mit den beiden Fiſchſchwänzen 
iymbolifirt aljo die durd) die Taufe in der einen chriſtlichen Kirche ver: 
einigten Bölfer der Juden und Heiden. 

Aus diejer Erklärung ergibt ji aber aud das Verſtändniß des 
Uebrigen. Eine Borjtellung ruft in ſymboliſcher Ajjociation der Ideen 
die andere hervor. Und es ift nicht ſchwer, dem Fünftleriichen Genius in 
diefer Speenafjociation zu folgen und ihm feine Gedanken abzulaujchen, 
da er es verſtanden, diejelben in ber ungezwungenjten Reihenfolge zu 
entwideln und in ben jpredenditen Einzelmomenten zum Ausdruck 
zu bringen. 

Sit nämlich das Weib die Kirche, jo ift der nebenanftehende Mann 
ihr Gemahl, Chriſtus“*, defjen Verhältniß zur Kirche ja oft genug unter 
dem Bilde der Ehe dargejtellt wird. Als folder ift er auch deutlich 


1 Cingulum = spiritualis operis amictus. Clavis Melit. De hom. 56. 
2 Capilli = Ornatus justitiae. Eucherius, Form. min. n. 69. 

3 Bol. Apoc. 12, 4. 

* Bol. befonbers Pjalm 99 und Spieil. IL. 119. 


187 


gekennzeichnet: Er jteht links von der Braut und an dem Editein, 
denn er ijt ja der Editein feiner Kirche, und „die Königin fteht zur 
Rechten”? Er hat die nämlihen Gefichtäzüge und das nämlihe Haar, 
wie auf dem Bilde Nr. 3, wo er in der Geftalt Samſons dargeſtellt war; 
denn auch in Rüdfiht auf bad Brautverhältnig war Samjon Vorbild 
Ehrifti?. Gürtel und langes Haar * zeigen aljo Chriftum als den reinen 
Bräutigam feiner Kirche. Er erhebt zwei Finger feiner Rechten, gegen 
feine Braut und ihre Tochter, die chriftliche Seele, hinblickend, gleichſam 
die Worte de Föniglihen Bräutigamd aus Pi. 44, 11 zurufend: „Höre, 
Tochter! und ſchaue und neig bein Ohr, und vergiß deined Volkes und 
des Haufes beine Vater!" Mit der linken aber bält er ben einen 
Fiſchſchwanz bed Weibes, zum Zeichen, daß er es iſt, der die Macht 
jeiner Kirche, movon ber Schwanz aud Symbol ift, hält und ftüßt ®. 
Er ſelbſt ſowie die Braut tragen feine Kleider, obwohl in Pi. 44, wo 
dieſes Brautverhältnig gefhildert ift, König und Königin, Braut und 
Bräutigam in reihem Schmud erjcheinen. Denn nad) den Erflärern® 
find die bort geſchilderten „Kleider aus elfenbeinernen Häuſern“ nichts 
Anderes als die „menſchliche Natur Jeſu Ehrifti, welche aus den elfen- 
beinernen, d. i. allerreiniten und ebeljten Eingemweiden der allerjeligjten 
Jungfrau kam“. Und von der Braut heilt es ja im nämlichen Pjalme, 
B. 14 jelber: „Alle Herrlichkeit der Tochter des Königs ift inwendig“. 
Wie anderd ald ohne Kleider konnte aljo Braut und Bräutigam dargeftellt 
werben? Warum endlich auch er das Zeichen des Fiſches an fich trägt, 
übereinjtimmend mit der ganzen Darftellung, wird kaum einer weiteren 
Auseinanderjegung bedürfen. 


d. Die Rämpfenden Figuren auf der finkfeitigen Purdgangsmaner. 
(Bilder Nro. 6 und 7.) 


Beide Relief ftellen Kampfesjcenen dar. Was für ein Kampf ge- 
meint ift, kann nad dem Zuſammenhang, jowie ben einzelnen Zügen ber 
Bilder nicht zweifelhaft fein. 


ı 1 Betr. 2,7. 2 Pi. 44, 10. 
3 „O Samson fortis, sanetae collega cohortis, 
Quum petis uxorem, superas perimisque leonem : 
Quum gentes sponsat Christus, Satanam prius occat.“ 
Liber praefigur. Christi et Eccles. II. v. 648 sqg. 

+ Bol. oben ©. 186. Anm. 1 u. 2, 

5 „Sponsus eam supposito brachio temporaliter modo sustentat, eam in 
actum traducens, recipiet inter amplexus. Cantica: Laeva ejus sub capite meo 
et dextra illius amplexabitur me.“ Petr. Cap. ad litt. XVII. art. 22. 

5 Vgl. Allioli, Die Heilige Schrift. Bd. IL. ©. 64 fi. 


188 


Im vorausgehenden Bilde hat der junge Ehrift die unverfälfchte 
Milch genofjen, „um dur fie zur Seligkeit aufzumadjen“t. Zu: 
gleih war durch da3 Greifen nad der Taube der baldige und erjehnte 
Empfang des heiligen Geiftes im Sacramente der Firmung angedeutet. 
Das Alles, was dort angedeutet und erjehnt war, iſt hier bereit ala 
geihehen vorausgeſetzt. Der Ehrijt hat den heiligen Geijt „ad robur 
per confirmationem episcopi“ ? empfangen; er ift „nicht mehr Kind, 
fondern zur vollfommenen Mannheit gelangt”? und ſoll nun als chriſt— 
licher Mann fi im Leben bewähren. „Des Menſchen Leben iſt aber 
ein Kriegsdienft.”* Er muß ſich alfo bewähren und feine Seligfeit und 
Bollendung erringen durd Kampf. Diejer Kampf aber ift ein boppelter ; 
denn es droht ein doppelter Feind: „Fleiſch und Blut“, d. 5. bie 
jündige Menjchennatur in und außer und, und die „Geifter der Bosheit 
in der Luft“, d. h. die feindlichen Nachſtellungen der diaboliſchen Mächte ®. 
Diejer doppelte Kampf, den der Chriſt zu führen Hat, ift auf beiden 
Bildern dargeftelt. Und zwar auf dem erjten der Kampf gegen bie 
Anfehtungen des Satans nad) Eph. 6, 10%. Denn das Thier über: 
haupt, indbejondere aber die reißenden und beißenden Thiere, find Sym: 
bole des Teufel3?. Da nun hier ein fabelhaftes Thier, aus Vogel 
und Vierfüßigem bejtehend, erjcheint und bejonder3 die Krallen und 
Klauen, jomwie der fühne Angriff an ihm hervortreten, jo iſt es zweifellos, 
daß durch dasſelbe in erjier Linie der Teufel, die hölliide Macht foll 
ſymboliſch dargejtellt werden. Dasjelbe ergibt ſich aus ber Betrachtung 
der beigefügten Umjtände. Der Kämpfer, welcher dem Thiere entgegen= 
tritt, hat genau die Waffen, welche Eph. 6, 10 ff. als Rüſtung Gottes 





1 Bol. oben ©. 182. 183. ° 2 Bol. ©. 183, Anm. 2. 3 Erb. 4, 13. 14, 

Job 7, 1; vgl. 2 Timoth. 2, 3. 5 Eph. 6, 12. 

6 „Uebrigens Brüber! jeid ſtark im Herrn und in der Macht feiner Kraft. 
Ziehet an die Rüftung Gottes, damit ihr beftehen könnet gegen die Nachitellungen 
bes Teufels. Denn wir haben micht (bloß) zu kämpfen wider Fleiſch und Blut, 
fondern wiber die Dberherrichaften und Mächte, wider die Beherrfcher der Welt in 
biefer Finfterniß, wider die Geifter ber Bosheit in ber Yuft. Darum ergreifet bie 
Rüftung Gottes, damit ihr am böjen Tage widerſtehen könnet. Stehet benn, eure 
Lenden umgürtet mit Wahrheit und angethan mit dem Panzer ber Gerechtigkeit und 
beſchuhet an den Füßen mit ber Bereitichaft für das Evangelium bes Friedens; vor 
Allem ergreifer den Schild des Glaubens, mit welchem ihr alle feurigen Pfeile bes 
Böfewichtes auslöjhen Fünnt, und nehmet ben Helm bes Heiles und bas Schwert 
des Geiftes (welches ift das Wort Gottes)“ 8. 10-17, 

7 „Bestia propri® convenit immitibus animantibus, quae ore vel un- 
guibus saeviunt, vel utrisque, sicut leones etc. Bestiae nomine daemon 
maximus, prae singulari superbia et crudelitate, designatur.*“ Distinct. monast. 
lib. I. de bestia. Spicil. III. 49. 


\ 189 


Lenden umgürtet mit Wahrheit, ift angethan mit dem Panzer ber Ge: 
rechtigfeit, an ben Füßen verjehen mit den Schienen, trägt einen auf: 
fallend großen Schild, dad Symbol des Glaubens t und ſchwingt das 
Schwert des göttlihen Wortes, Nur der Helm auf dem Haupte fehlt, 
was fih durdh Mangel an Raum erklären dürfte Dafür find jeine 
Haare deutlich erkennbar abgejchnitten, zum Zeichen, daß er die über: 
flüffigen, die irdiſchen Sorgen abgelegt ? und die Mahnung des Apoſtels 
befolgt: „Kein Streiter Gottes verwickelt ſich in weltliche Gejchäfte.“ ? 
Und mit diefen Waffen verjehen tritt er „Stark im Herrn und in der 
Macht feiner Kraft* muthig dem gewaltigen Feinde entgegen. 

Das andere Bild zeigt zwei Geftalten, die zum Theil aus Pferd, 
zum Theil aus Menſch beitehen und geflügelt und bemafinet find. 
Marmon a. a. DO. nennt fie „geflügelte Gentauren” und erflärt fie 
unter einer Subfumtion mit dem „reife“ des vorausgehenden Bildes 
als „Sinnbilder der wilden, ungebändigten Triebe und Leidenſchaften 
des Herzens, ber feurigen Pfeile des Böſewichts“. 

Allein diefe Erklärungsweiſe hat bedeutende Bedenken gegen jich. 
Zunädjt die jymboliihe Tradition. Allerding3 fommen zwar auch noch 
im chriſtlichen Altertum Gentauren in Erwähnung, aber diejelben find 
in ihrer Doppelnatur, wie die Sirenen, Sinnbilder der Irrlehrer und 
Heudler 5. 

Andere Bedenken ergeben fi aus diejer Erklärungsweiſe jelber, 
indem es bei ihr kaum möglich jein wird, einen bejtimmten Sinn oder 
Zujammenhang mit dem Uebrigen herauszufinden, nod die Einzelheiten 
des Bilded zu erklären. Die angeblihen Gentauren find nämlich mit 
einander im Kampf begriffen und gebrauchen dabei Schwert und Schild. 
Und zwiſchen ihnen befindet fih ein Baum mit doppeltem Stamme. 
Was joll alles die bedeuten bei ber Annahme, es wären Gentauren ? 
Ja mas foll der gegenjeitige Kampf der Gentauren ſelber bebeuten, 
wenn fie Sinnbilder der „wilden Triebe des Herzens” oder der „feurigen 
Pfeile des Böſewichts“ find? Sollen die diaboliichen Verſuchungen ſich 
jelbft befämpfen oder die Leidenſchaft gegen ſich ſelbſt zu Felde ziehen? 


1 Bol. ©. 188. Anm, 6: „Bor Allem ergreife den Schild" x. Bel. Durſch, 
Symbolif der chriſtl. Religion. Bb. II. ©. 440. 

2 Bol. oben ©. 180. Anm. 2. s 2 Timoth. 2, 4. *Eph. 6, 10. 

5 „Obrw xal räs dvhp dlbuyos, dxaräsraros dv rasan rals böois adrod. 
Eist zıvdg ouvaydpewor Ev 5 Exrmdnolz, pippwov päv Eyovres ebgeßelas, nv Bi 
Bbyayııy abris Fpvnuevo. Kal dv zü Erxinala, ds Avdpwror eistv ötav de amoAu- 
Insıy, Anonrmvohvrae Übror obv veıpivwv xal Övoxrevrabpwv npdswna Aayußavoust, 
züy dvermenivov duvdpewv, xai dumamrbv alperixs da yap is Ypnorokoylas 
abrav, ds al aeıpfves, Zanaracı ras vapdlas dxdewvw Of. Dosioäöyos, mepl Zerpfvmv 
xal ’Ovoxevrabpwv. n. 15. in Spicil. III. 350. 





190 


Und was joll der Baum in der Mitte der Kämpfenden ? was das Kreuz 
auf einem Schilde? Warum fenden die Kämpfer nicht Pfeile oder Wurf: 
ſpieße, das gemöhnlichere Symbol des Angriffe und der Verſuchung, fon: 
dern gebrauden das Schwert, die Waffe des offenen regelrechten Kampfes, 
und zwar beide Kämpfer auf gleiche Weile? Dieje Waffen und ihr Ge: 
braud zeigen offenbar, daß nicht blog Verſuchungen und Leibenjchaften 
wollen dargeftellt werben, fondern ein Kampf, ein förmlicher Kampf 
um Sieg zwiſchen Zweien. Aber was für ein Kampf? 

Verlaſſen wir die heidniſche Mythologie, die und doch Teinen ge: 
nügenden Aufichluß geben kann, und verjucdhen wir es mit ber chrift- 
lihen Symbolit aus ber Zeit, in welcher die Bilder entitanden. 

Die beiden fich befämpfenden Weſen bejtehen zum Theil aus Pferd, 
zum Theil aus Menih und find geflügelt. Nun ift das Pferd ein viel 
angewendetes Symbol für die moraliihe Qualität de3 Menſchen und 
zwar ſowohl de3 Guten als des Böjen. Der Gute fann Pferd genannt 
werden, weil er im Dienjte und unter Leitung Gottes bereit iſt, für ihn 
zu ftreiten, wie das Schlachtroß!. Aber auch der Böſe kann Pferd 
genannt werben, jomohl mit Rückſicht auf gewiſſe Eigenſchaften dieſes 
Thiered, 3. B. Stolz, Wolluft, Streitluft, als auch weil er fich unter 
Leitung be3 Böſen zum Kampfe gegen Gott und das Gute verwenden 
läßt. So iſt aljo der Gute in ſymboliſcher Hinficht Pferd zugleih und 
Menſch; Pferd vergleichsweiſe und mit Rüdfiht auf feine Eigenichaften, 
Menſch in Wirklichkeit und mit Nückficht auf feine Natur. Aber ebenjo 
ift auch der Böfe Pferd zugleih und Menih in dieſer doppelten Be: 
ziefung. Ein Weſen, da3 aus Pferd und Menſch befteht, kann alſo 
an und für fich ſymboliſch fomohl einen guten al3 einen böjen Menſchen 
bezeichnen. Finden fich aber irgendwo zwei jolher Wejen, die im Kampfe 








i „Nutrit equum fortem sollertia militis, audax 

Ut belli vietor tempore praevaleat. 

Huius mysterii si quaeris scire figuram, 
Quilibet esse potest hic equus homo. 

Hic equus aequus homo sit, semper mente paratus 
Omnia pro Domino justitiaque pati. 

Iste Dies belli praesens est mundus; in isto 
Pugnabit contra crimina justus homo. 

Vel die illa dies, quod sit saevissima belli 
Qua coelum terram, et cuncta creata movet. 

Ut contra vitium, mundum Satanam quoque pugnet. 
Prompta sit hoc bello nostra pudica caro. 

Si bene pugnasti, tales hostes superando, 
Christus pro meritis praemia digna dabit.“ 

Hermannus Werdinensis, Hortus delic. II. v. 8969-6972. Of. Spiel. III. 9. 


191 


miteinander begriffen find, jo ift Mar, daß fie im Gegenfat zu einander 
ericheinen jollen, aljo das Eine Symbol ded Guten, das Andere Symbol 
des Böjen ift. Wir haben demnach in ben beiden fich befämpfenden 
boppelgeftaltigen Wejen Symbole ded Kampfes zwiſchen Gut und Bös, 
zwilhen Kindern der Finfterniß und des Lichtes. 

Daß diefe Erklärung Fein bloßed Erzeugniß der Bhantafie, ſondern 
in der Symbolif des Mittelalters jelbft begründet ift, erfehen wir deut: 
lid aus Petrus von Capua. Derjelbe unterjcheibet nämlich ein brei- 
faches Pferd: das ätherijche, daS weltliche und das tartareiiche (hölliſche). 
Auf dem erfteren reitet Gott, nämlich durch Bereinigung der göttlichen Natur 
mit der menſchlichen in Chriſtus und durch die gnabenvolle Bereinigung 
Gottes mit jedem Erlösten, der fih von ihm leiten läßt. Auf dem 
meltlihen Pferde reitet die Gottlofigfeit — nämlich die verfchiedenen 
Lafter der Wolluſt, des Stolzes ꝛc.; auf dem tartareifchen reitet der 
Satan!. Da der Kampf mit leßterem bereit3 auf dem vorausgehenben 
Bilde dargejtellt ift, jo erſcheinen auf dieſem nur beide erftgenannten — 
bag ätheriiche und das weltliche Pferd, ald Symbole der Guten und 
Böſen, der Kinder Gottes und der Kinder der Welt, der Tugend und 
des Laſters. 


1 Petr. Capuanus ad litt. V. art. 40 gibt folgende ſymboliſche Bebeutung 
vom Pferde: 
Equus 





Aethereus. Mundanus. 
— — — — — — — — — — — — — — 
Caro Christi. Luxuriosus, irrationabilis et stolidus. 
Angeli, animae sanctae et corpora Superbia et vana gloria. 
glorificata. Agilitas pravae mentis et fragilitas 
Praedicator et quilibet sanctus. carnis. 





Tartareus. 

Equus rufus = vir sanguinum, coetus persequutorum. 

Equus niger — haereticus, dux infidelitatis. 

Equus pallidus = hypocrita, jejuniis pallens — und bemerkt dazu: 

Equum aethereum insidet Deus, scilicet carnem Christi per unionem; an- 
gelos per contemplationem, justum vel praedicatorem per gratiae VER OBEN; 
vel conferendo fortitudinem. 

Equum mundanum insidet impietas, scilicet luxuriosum per voluptatem, 
superbum per gloriae elationem; agilitatem pravae mentis per vanitatis levi- 
tatem. 

Man beachte, wie bie lateinifche Ausbructsweife, bie in ihrer fignificanten unb 
prägnanten Kürze kaum deutſch wiederzugeben ift, in einem unb bemfelben Satze das 
nämliche Wefen zugleih als Pferd und zugleich als menſchliche Perfon, und zwar 
ſowohl gute wie böfe auffaßt — alfo genau jo, wie es auf unferer Darftellung 
zum Ausdrud gefommen ift, 


192 


Aus diefer Vorſtellung vom ätheriſchen Pferbe würden fih nun 
auch ſehr leicht die Flügel erflären, wenn fie fi bloß an einem ber 
Doppelmejen befänden. Denn fie würden basjelbe unzweifelhaft als 
das ätheriiche Pferd Eennzeichnen. Nun find aber beide beflügelt, während 
doch das eine nicht al3 ätheriſches, jondern als weltliches Pferd aufzu- 
fafjen ift. Wie kommt dieß? | 

Bom Satan heißt e8 2 Cor. 11, 14, daß er „die Geftalt eines 
Engel3 des Lichtes annehme”. Und unmittelbar vorher ijt die Rebe 
von „betrüglihen Arbeitern, falſchen Apojteln, welche die Geftalt ber 
Apoftel Ehrijti annehmen“. Das Böſe in der Welt Hüllt fih in das 
Gewand des Guten, Auch das meltlihe Pferd trägt die Flügel des 
ätheriichen, um ſich ihm ähnlich zu machen. Freilich haben fie an ihm 
einen ganz aubern ſymboliſchen Sinn, als beim ätheriichen: fie find 
nicht mehr Sinnbild des heiligen Fluges nad Oben, jondern ber un: 
heiligen Erhebung des ſtolzen Herzens. Bei biejer Uebereinjtimmung 
der Einzelzüge iſt es auch ſchwer zu jagen, melde von beiden das 
ätherijche, welches das weltliche Pferd fei. Zwar trägt das eine langes 
Haar, dad Symbol Ehrijti, jomwie ein Kreuz auf dem Schilde. Diefes 
möchte mithin als das ätheriiche Pferd erjcheinen. Allein dasjelbe 
bat auch das blafje und magere Gefiht, das Symbol des Heuchlers, 
der ſich mit Faſten fo entjtellt t. Deßgleihen können auch die Merkinale 
des entgegenitehenden Kämpfers in bdoppeltem Sinne, nämlich fein ge: 
ſchnittenes Haar als Ablegung der weltlihen Sorgen, ſowie als eitler 
Weltfinn, die Armbänder als Eitelfeit ober Barmherzigkeit gedeutet 
werden. Offenbar wurde bieje boppeldeutige Gejtalt bei beiden Weſen 
abjichtlichh gewählt, um einerjeit3 der Darftellung den zauberhaften Reiz 
des Räthjelhaften und Geheimnikvollen zu verleihen und andererſeits 
zugleich die Wahrheit zu veranjhaulichen, wie oft in den Kämpfen diejes 
Lebens das Böſe ſich in's Gewand der Tugend hüllt und bie Tugend 
.al3 gottlo8 befämpft wird, mie ſchwer es oft ijt, zu unterjcheiden 
zwiihen Gut und Bös unter den ſich Bekämpfenden. 

Zu dieſer Auffafjung ftimmt auch das weiter beigefügte Merkmal 
in der Mitte der beiden Kämpfenden: E3 ift ein Baum mit doppeltem 
Stamme ober vielmehr zwei in fich verjchlungene Bäume, deren Species 
nicht näher erkenntlich iſt. Wer denkt da nicht unmillfürlih an ben 
geheimnigvollen Baum ber Erfenntniß des Guten und Böjen?, von dem 





1 Equus pallidus = hypocrita, jejuniis pallens. Vgl. &. 191, Anm. 

2 Nah Petrus von Gapua bedeutet der Baum: ben Baum ber Erkenntniß bes 
Guten und Böen, ben Baum bes Kreuzes, Ghriftus, ben guten und böfen Willen, 
die Erfenntnig Chrifli, auch den guten und böfen Menſchen, ſelbſt ben Teufel ıc. 
Und da ber Kampf zwiſchen Gut und Böse fih um al? dieſe Dinge brebt, kann man 


193 


der Kampf ausgegangen ift und um ben er immer noch geführt wirb und 
geführt werden wird bis an's Ende ber Tage? So ftellt uns alfo bie 
Bild in großen Zügen ben Kampf zwiſchen Gut und Bös, zwifchen Kindern 
Gottes und Kindern der Welt vor Augen. Und weil diefer Kampf niemals 
enden wird, jo lange Menjchen auf Erben leben, jo erjcheint auch feiner 
der Kämpfer gegen den andern im Bortheil. Nur der Schild mit bem 
Kreuze ift durchhauen, ein Symbol der Verfolgung und Schläge, melde 
ber Streiter Gottes hienieden duldet, die ihm aber nicht entmuthigen, 
jondern um jo mehr aneifern, das Schwert des Wortes Gotted zu 
Ihwingen, um ben endlichen Siegeöfranz und die Frucht vom Baume 
de8 Lebens zu erringen. 


Shlußbemerftung, 


Wir ftehen am Schlufje unjerer Unterfuhung. Werfen wir, ehe 
wir von ben Bildern ſcheiden, noch einen überjihtlihen Rückblick auf die— 
jelben! Welch eine Fülle der erhabeniten Gedanken und fruchtbarſten 
Ideen bieten jie dem Auge des Geiftes! Welch unerjchöpflicher Reich 
thum Liegt in der einfachen Darftellung verborgen! Weld eine fein: 
rühlige Verbindung des Materiellen und Idealen, des Irdiſchen und 
Geiltigen! Weld eine jchöne Verbrüderung der Bildhauerei und Bau: 
kunſt! Daß materielle Thor in, die fteinerne Kirche wird durch die 
Kunft umgefhaffen zur geiltigen Pforte, die da iſt Chriſtus und feine 
Wahrheit. An feinen Eckſäulen stehen Prediger und Kirche, da ja 
diefe die Säule der Wahrheit und jener Stütze der Kirche if. Am 
Eckſtein fteht Chriftus neben der Säule, denn er iſt ber Eckſtein 
und der reine Bräutigam ſeiner Kirhe. Auf der einen Säule find 
zugleich die Vorbilder der Kirche, Arche und Bundeslade, und auf ber 
andern die Erfüllung — die Kirche als Mutter inmitten der durch fie 
und im ihr geeinten Völker der Juden und Heiden. Hier erjcheint fie 
als rettende Arche durch Predigt und Taufe; dort als nährende und 
erhaltende Mutter für ihre Kinder durch Lehre und Gnade; hier ſym— 
boliſche Darjtellung der Sacramente der Taufe und Priefterweihe, dort 
der Firmung, Communion und Ehe. An den Durchgangsmauern aber find 
ſymboliſch dargeftellt jene Scenen des rijtlichen Lebens, wodurch ſowohl 
der Einzelne als die gefammte Menjchheit vom irdiichen Leben hindurch— 
geht zum Hriftlichen und von dieſem zum jeligen im himmliſchen Serujalem 
— nämlich auf der Süpdjeite dad, was dem Eintritt in die Kirche durch 


bei Betrachtung ber Darftellung an alles das denken. Welh eine Fülle von been 
liegt aljo in dem einfachen Bilde verborgen! 
Freib. Diöc⸗Archiv. XVIL. 13 





194 


die Taufe vorangeht und auf fie vorbereitet, die Verfündigung des göttlichen 
Wortes, und auf der andern Seite gegenüber das, was diefem Eintritt 
in die Kirche folgeh muß, nämlid der Kampf gegen Satan, die böle 
Welt und das eigene fündhafte Sch, und der endigen ſoll mit dem Sieg 
und der Erlangung des Siegespreiſes am Tage der Vergeltung. 

So iſt aljo in dieſen wenigen Bildern das ganze hriftliche Leben 
und Ringen von der Befehrung und Taufe bis zur Krönung am Throne 
Gottes, vom Sündenfall der Stammeltern beim Baume der Erfenntnif 
bi8 zur endlichen Ueberwindung de Antichrijte8 in großen, geheimniß- 
vollen Zügen dargeſtellt, die jedem verjtändlid find, der die Symbolik 
jener Tage verjteht, und bei der damaligen eifrigen Pflege der Symbolik 
in Wiſſenſchaft und Volkspredigt!“ wohl auch den Zeitgenofjen verjtänd: 
lid waren. Es find alſo feine willfürlichen und unverftändlichen Ge 
bilde, die ung in der Darjtellung entgegentreten, jondern Schöpfungen 
des künſtleriſchen Genius, die ſich mit einer folden Strenge an die 
ſymboliſche Tradition anſchließen, daß fich jeder einzelne Zug aus der: 
jelben auf's Bejtimmtejte erklären läßt, und zugleich mit ſolcher Geſchick— 
lichkeit entworfen find, daß fie eine unbegrenzte Fernſicht eröffnen in 
die Tiefe der Geheimnijje des chriſtlichen Lebens und Hoffens, und zwar 
dieß im engjten Anſchluß an die Symbolik der Bautheile, an die Vor: 
ftellung vom Thor als Cingang zum Reiche Gottes. Der nämliche 
Gedanke, welden die Gothik fpäter zur vollen Entmwidlung führte — 
und die gerade am Freiburger Münſter in der herrlichſten Weile —, 
indem jie die Geſchichte des Neiches Gottes auf Erden in der Borhalle 
zur Darjtellung bradte, iſt im Grunde mit allen jeinen mejentlichen 
Momenten ſchon hier am romanischen Theile vorhanden. Nur ijt dieſer 
Gedanke noch mehr verjchlojien und verborgen in unjcheinbarer Form, 
der Roſenknospe vergleihbar, die zwar ſchon alle Blätter und Schönheit 
und Wohlgerüche der Roſe in ſich birgt, aber biejelben erjt zur vollen 
Pracht entfaltet bei den warmen Strahlen der nahenden Maijonne. 

So haben wir aljo am Freiburger Münjter neben einander zwei 
Portale aus den beiden Glanzperioden der mittelalterlihen Baufunit, 
die, ſowohl in ihrem Verhältniſſe zu einander als jedes für ſich allein 
betrachtet, von höchſtem Anterefje jind. Denn indem fie in erjterer Hin— 
ficht zeigen, wie die Gothik nur eine conjequente Weiterbildung des 
romaniſchen Stiles, nur eine zur höchſten Vollendung gelangte Ent: 
faltung der in dieſem ſchon bejchlojjenen Gedanken, Ideen und Formen 


1 Man erinnere fih der ſymboliſchen Schriftfteller, die bejonbers zu Clairvaux 
und Paris in den Tagen bes bi. Bernhard bie Symbolik pflegten und aud für die 
Predigt nugbar zu maden juchten, 3. B. De arte sermocinandi von Petrus von 
Capua ꝛc. 


195 


it, find fie in der anderen Beziehung jedes für fich herrliche Denkmale 
des künſtleriſchen Schaffens jener großen Zeit. Und während wir an 
dem gothiſchen Weftportale, das in feiner Vollendung wohl von feinem 
andern übertroffen wird, den Reichthum und bie Schönheit der Formen 
anftaunen, werben wir an ber romaniſchen Pforte von Bewunderung 
ergriffen über die reiche Fülle und unerſchöpfliche Tiefe ber Gebanten, 
welche die wenigen einfachen und geheimnißvollen Formen umjchließen. 
Und doch Haben wir in der vorausgehenden Abhandlung nicht alle 
Ideen, welche die Darjtellung in fi birgt und andeutet, ausgeiprochen, 
jondern nur jene, welche nad der Symbolik des Ortes und der Schrift: 
jteller jener Zeit zunäcdft intendirt waren und dem kundigen Bejchauer 
aus dem Volke in erjter Neihe fich präjentiren mußten. Denn e8 ließe fi 
aus verichiedenen Einzelzügen der Darjtellung leicht nachweiſen, daß nicht 
bloß die genannten Wahrheiten an und für fih, wie fie vom Volke 
geglaubt und praktijch geübt wurden und aus ber Darftellung erfannt 
werden konnten, jondern aud bejtimmte Beziehungen, in welchen die— 
jelben zum Clerus als Verkünder, Prediger und Verfechter berjelben 
ftehen, jollten zum Ausdruck kommen. Wohl mochten diefe Beziehungen 
nur für leßteren berechnet und auch nur ihm verjtändlich fein. Aber 
daß biejelben objectiv im Bilde niedergelegt find, ift zweifellos; ebenfo, 
dab damit ſich eine ganz neue Ausfiht auf ein unüberjehbares Feld von 
Ideen eröffnet. Indeß ift es nicht unfere Abficht, dieſe weiteren — 
wohl nur für das Verſtändniß der Mönde und Geiftlihen berechneten 
— ſymboliſchen Beziehungen nachzumeijen, indem wir "und damit be— 
gnügen, ben für das Verftändnig und die Erbauung Aller darin nieder: 
gelegten Inhalt erſchloſſen und damit zugleih darauf hingemiejen zu 
haben, wie die Darfjtellung bei aller Klarheit und Beftimmtheit der 
einzelnen Züge doch eine unendliche Fülle der Ideen in ji fließt und 
jo der Aufgabe der Kunjt gerecht wird, die J. v. Görres ausſpricht in 
den Worten: „Jedes Kunſtwerk muß einen gleihen Schwerpunft in fich 
tragen, damit es in Rührung und bewege: mit wenigen Zügen muß es 
die Ahnung einer fernen Verborgenheit in unjerer Seele weden, hinter 
dem Ausgeiprochenen muß ein Unausſprechliches wie ein zarter Nach— 
Hang ſchweben; ald Andeutung muß e3 eine unſichtbare Mafje in fi 
Ichließen, von der, wie von einer fernen Unendlichkeit, unſer Gemüth ſich 
unendlid angezogen fühlt.“ 


13* 


Beiträge 


zur 


Geſchichte der Orden 


in der 


Diöcefe Rottenburg. 


Aus dem handſchriftlichen Nachlaſſe 


% 


von 


Dr. Joh. Nepomuf VBanotti, 


weiland Domcapitular in Rottenburg. 


Fortſetzung. 


II. Der Iohanniter- oder Maltefer-Orden. B. Canonikaiſtifte. 


II. Der Iohanniter- oder Maltefer-Orden. 


Dieſer faſt über ganz Europa verbreitete, ehedem ſo angeſehene 
und mächtige Ritterorden beſaß in dem dermaligen Königreiche Württem— 
berg die Commenden Dätzingen (ehemals Rohrdorf), Hemmendorf, Rott⸗ 
weil, von welchen Dätzingen dem Bisſthum Speyer, bie beiden letzten 
dem Bisthum Conſtanz angehörten. 

Dieſer Orden, welcher urſprünglich den Namen der Hoſpitaliter zu 
St. Johann in Jeruſalem führte, verdankte ſeinen Urſprung, gleich den 
übrigen Ritterorden, den Kreuzzügen. Die Chalifen, welche Jeruſalem 
erobert hatten, geſtatteten einigen Bürgern aus Amalfi gegen einen 
jährlichen Tribut, in Jeruſalem ein Haus zu beſitzen für ſich und ihre 
dahin wallenden Landsleute!. Es wurde nun für letztere und andere 
Pilgrime ein Hoſpital zur Aufnahme für Geſunde und Kranke, ſowie 
eine Kirche erbaut, deren Patron Johannes der Täufer war. Als die 
Kreuzfahrer unter Gottfried von Bouillon (1099) Jeruſalem eroberten, 
nahm der Zudrang zum obigen Vereine ſehr zu, mehrere Adeliche ſchloſſen 
ſich demſelben an und er erhielt reichliche Gaben und Beiträge von der 
abendländiſchen Chriſtenheit. 

An der Spitze dieſer Hoſpitaliter, wie man den Verein nannte, ſtand 
Gerhard Tunc, auch Tom genannt, ein Provengale. Dieſer gab im 
Sabre 1100 dem Verein eine Ordensverfaflung, ließ die Brüder die drei 
gewöhnlichen Gelübde ablegen und die Regel desjelben (1113, 5. März) 
durch den Papſt Paſchal II. beitätigen. 





1 Die neapolitanifhe Stabt Amalfi, weldhe in großem Hanbelsverfehr mit 
den Ägpptiihen Chalifen ftand, erhielt ganz in ber Nähe bes heiligen Grabes ein 
Grunditüd gegen reiche Gefchenfe, mit ber Erlaubniß, auf dieſen Plag eine Kapelle 
(S. Maria della Latina) und zwei Spitäler, das eine zum bl. Johannes für Männer, 
das andere zur bl. Magdalena für rauen, zu errichten. Diejes geihab i. J. 1048. 
17 Sabre ſpäter wurde dieſe Anftalt faft ganz geritört, als bie Türken Jeruſalem 
eroberten. Nur bie Gefchenfe und die großen Abgaben, welche bie Pilgrime bezahlen 
mußten, bewogen bie TZürfen, die Spitäler, namentlich bas zum bl. Johannes dem Täufer, 
fortbeftehen zu laſſen. Auch fpäter, da die Kreuzfahrer Jeruſalem belagerten, war 
diefe Anftalt ihrem Untergange nabe. 


200 


König Balduin, Gottfried Bruder und Nachfolger zu Serufalem, 
erhob (1104) dieſen Verein der Hoipitaliter zu einem Nitterorden, deſſen 
Glieder außer den gewöhnlichen drei Gelübden der Mönchsorden auch 
da3 vierte, die Sarazenen zu befämpfen und die Pilger auf ihren Wall: 
fahrten zu jchüßen, ablegten. Sie trugen ein jhwarzed Gewand, einen 
ſchwarzen Mantel mit einem achtjpigigen weißen Kreuze ald Orbenzzeichen. 
Der erite Vorſtand dieſes Ordens, Gerhard Tune, jtarb 1118 und 
Raymund de Buy wurde jein erfter Nachfolger. Papit Paſchal IL. nennt 
jenen in jeiner Beftätigung3:Bulle: Geraldus institutor ac praepositus 
Hierosolymitani Xenodochii. Die Ritter befämpjten mit hochbegeiftertem 
Muthe die Sarazenen und fetten diefen Kampf nad dem Berlufte der 
Stadt Jerujalem von Markab, dann von Accon aus fort, bis auch dieſe 
Drte (1285—1291) den Chriſten entrifjen wurden. Nun folgten die 
noch Übrigen Ritter unter ihrem Großmeiſter Johann von Villierß dem 
König Heinrich II. nad) Eypern, welcher ihnen die Stadt Limofja daſelbſt 
zum Wohnfige einräumte Im Jahre 1310 (15. Aug.) eroberten Die 
Nitter unter ihrem Meifter Fulco von Villaret die Inſel Rhodus mit noch 
7 andern benachbarten Fleineren Inſeln, von wo aus fie den Krieg gegen 
die Mohammedaner fortiegten und den Namen der Rhodiſer Nitter 
führten. Sie behaupteten Rhodus, ungeachtet der mit großer Macht 
gegen dasſelbe gemachten Angriffe in den Jahren 1315 und 1480. Der 
Sultan Mohammed II. beihloß, Rhodus dem Drden zu entreißen. Drei 
Jahre dauerten die Zurüftungen zum Angriffe, aber auch zur Vertheidi— 
gung. Peter d'Aubuſſon, ſeit dem 17. Juni 1476 Großmeijter, bot Alles 
auf, um diefe Beligung dem Orden zu erhalten. Den Grafen Rubolf 
von Werdenberg ernannte er zum Befehlöhaber der Meiterei. Unter 
den Rittern deutſcher Zunge, welche die Inſel vertheidigten, waren Georg 
von Ow, Comthur zu Rottweil, Konrad von VBeningen. Der Angriff 
ber Türken geihah 23. Mai 1480 mit 160 hochbordigen Schiffen und 
100000 Mann Landtruppen . — Nach einer halbjährigen Belagerung, 
welde Sultan Soliman II. im Jahre 1522 unternahm, fiel Rhodus 
nach tapferjter DVertheidigung in den Beſitz der Türfen durch Accord 
den 30. Dec. Die Ritter mit ihrem Grofmeifter Philipp de Villiers 
de l'Isle Adam zogen zuerſt nad Candia, von da nad) Sicilien. Kaiſer 
Karl V., welcher die Inſel Malta in dem Kriege mit Tunis erobert 
hatte, jchenkte ihnen bdiejelbe mit Zugehörde (1530), um von dba aus 
die Inſel Sicilien gegen die nordafrifaniihen Seeräuber zu beihüten 
und den Kampf gegen die Türken fortzufegen. Der Großmeifter 

1 Durd; drei Monate dauerten bie Stürme und Angriffe fat ununterbrochen 


fort, bis endlich den 19. Auguft desjelben Jahres die Türken gezwungen waren, mit 
großem Verlufte die Belagerung aufzugeben. 


201 


Johann von Balette-Parijot behauptete die Inſel im Jahre 1565 gegen 
den Sultan Selim II., der fie mit großer Macht belagert. Malta 
blieb im Befige des Ordens, welcher dann nad dieſem Befit ber 
„MaltejersOrden“ genannt wurbe, bis, bei dem Zerfall des Ordens 
und bei der Uneinigleit der Ritter unter fich, Napoleon Bonaparte auf 
feinem Zuge nad Aegypten durch eine Uebereinkunft (12. uni 1798) 
die Inſel eroberte, die dann nad einer langwierigen Belagerung und 
Blofade (den 7. Sept. 1800) an die Engländer überging. 

Da der Orden jederzeit wegen feiner Tapferkeit, georbnnetem Haus— 
halt, den moblthätigen Sweden in Verpflegung und Unterjtügung 
der franfen und armen Ort3angehörigen, ſowie der Reiſenden — mehr 
als von anderen Ähnlichen Orden geſchah — unter feinen vieljeitig aus: 
gezeichneten Großmeijtern in ganz Europa in großem Anjehen jtand, 
und von den Päpiten, den deutichen Kaijern, den Königen von Trank: 
reih und England jehr begünjtigt und auch bei dem Adel und Volke 
jehr beliebt war, jo erhielt er fait in allen Ländern anſehnliche Be— 
figungen, theils durch Scenfungen, theild dur Käufe, bejonderd im 
13. und 14, Sahrhundert, da bdemjelben nad Aufhebung der Templer 
(1311) aud ein Theil der Güter derjelben überlajien murde Der 
Orden ftand unter einem Großmeifter: der erfte derjelben, der aber nur 
Borjtand (Praepositus) des Hoſpitals zu Jeruſalem genannt wurde, 
Gerard, ftarb 1118; der leßte, unter welchem Malta an die Franzoſen 
übergeben wurde, war ein Freiherr Ferdinand von Hompeſch. 

Die jämmtlihen Beſitzungen ded Ordens waren früher in acht 
Zungen getheilt, von welchen eine jede eine bejtimmmte Anzahl von 
Gommenden oder Balleien in ſich begriff, an deren Spite aber ein 
Landcomthur jtand. Unter diefen acht Zungen war die fechäte die 
deutſche Zunge; dieſe umfaßte einftend vier Großmeilterthümer: das 
deutjche, böhmiſche, ungariiche und däniſche. An der Spitze dieſer Zunge 
jtand des ganzen Ordens Groß-Prior, aud Obrijt:Meifter des Jo— 
hanniter-Ordens in Deutſchland genannt. Sein Wohnſitz war Heiters— 
heim“. Er beſaß die Würde eines Reichsfürſten ſeit Kaiſer Karl V. 

Der erſte, welcher als Groß-Prior in den Urkunden vorkommt, 
iſt im Jahre 1250 Heinrich, ein Graf von Toggenburg, ein Be— 
weis, daß die Ordens-Beſitzungen in Deutſchland damals ſchon zahl— 
reich und bedeutend waren. Der letzte, welcher die Reihe der Obriſten— 





1 Heinrich Markgraf von Hachberg, welcher in den Deutſchorden eintrat, ſchenkte 
ce. 1277 dem Johanniter-Orden den Ort Heitersheim im Breisgau mit allen 
Rechten und Herrlichkeiten, wie bie fpätere Beftätigungsurfunde biefer Schenfung von 
deſſen Söhnen (d. d. Saufenberg, am Freitag vor Matthias 1297) Heintih und 
Rudolf beweist. 


202 


Meijter, oder der Fürjten von Heiteröheim, wie man fie gewöhnlich 
nannte, abſchloß, war Ignaz Balthajar, Freiherr Rink von Balden- 
ftein, ermählt den 12. December 1796, gejtorben zu Heitersheim den 
30. Juli 1807, unter deſſen Regierung der Orben in den Gebieten 
aufhörte, weldhe an Bayern, Württemberg und Baden durch den Preß— 
burger Frieden 1805 gefallen waren. In diejem Jahre nahm aud Württem- 
berg von den Commenden Dätingen, Hemmendorf und Rottweil Beſitz, 
welche, bisher zur beutichen Zunge gehörend, zunächſt unter bem oberjten 
Meijter für Deutichland in Heiteräheim, ſodann aber, wie alle Ordens— 
Commenden, unter dem Großmeijter in Malta jtanben. 


1. Die Commende Däbingen. 


Den Urjprung der einzelnen Johanniter-Sommenden in Deutſchland 
bejtimmt anzugeben, ijt jchmwieriger, al3 bei den Deutſch-Ordens-Commenden. 
Letztere hatten in der Regel angejehene Stifter, welche durch die Uebergabe 
größerer Güter, oft ganzer Herriaiten, eine neue Ordens-Commende 
begründeten, deren erjte Gomthure fie wurden. Bei den Maltejer- oder 
den Johanniter-Commenden war es nit jo. Die eriten Stiftungen 
der leßtern waren gemeiniglich Elein und minder bedeutend. Ein Haug, 
wenige Güter, die Erlaubniß, in einem bejtimmten Bezirke Almojen und 
Geſchenke zu jammeln, zu welchen ſich der wohlthätige Geiſt unjerer Vor: 
fahren jo gerne bergab, genügte, um ein Armenhaus für Kranke und 
Pilgrime zu ftiften, welches man den Hoipitalitern zum hl. Johannes 
übergab, mit der Bedingung, daß ein Theil der eingehenden Geſchenke 
nad) Serujalem, zum Unterhalt des dortigen großen Hoſpitals und der 
dort lebenden und fämpfenden Ritter, verwendet werde. 

Gin Beijpiel einer derartigen Stiftung findet ji vom Jahre 1219, 
‚ in welchem Jahre Graf Hugo v. Montfort auf dem Fürſtentage zu Ulm, 
in Gegenwart bed Kaiſers Friedrich IL, den Hojpitalitern zum hl. Jo— 
hannes ein Haus, eine Mühle und einen Hof mit einigen Gütern in feiner 
Stadt Feldkirch, jomwie die Erlaubniß gab, in jeinen Herrſchaften, 
innerhalb der Klaufen (Feldfirh), in Bregenz und den Rheinthale Al: 
mojen zu jammeln, mit der VBerpflihtung, Arme und Reijende in ihrem 
Hauje und Hojpitale zu verpflegen und ein Drittel des Almojend nad) 
Paläftina zu ſchicken. Kaifer Friedrich II. wie jeine Söhne begünjtigten 
den Orden vorzüglid, wie denn Kailer Heinrich im Jahre 1227 (17. Dft.) 
in einer Urkunde allen jeinen ſchwäbiſchen Vaſallen, Minijterialen und 
Dienftleuten gejtattete, die ihnen gehörigen Güter dem Orden der Hojpi: 
taliter zu vergaben. Aus diejer Zeit rühren auch die meilten Stiftungen 
der verjchiedenen Commenden in Schwaben her, wenn ſchon, wie bemerft, 


203 


da3 Stiftungsjahr nicht immer bejtimmt angegeben werben fann. Auch 
die nachmalige Commende Dätzingen jcheint in der zweiten Hälfte des 
dreizehnten Jahrhunderts gejtiftet worden zu jein. Der erjte Stifter 
war ein Graf von Hohenberg, mwahrideinlih Graf Burfarb, Herr 
zu Nagold; diejer überließ dem Drben eine Burg mit den dazu ge 
hörigen Gütern in Rohrdorf, an dem rechten Ufer ber Nagold. 
Später erwarb die Commende Rohrborf noch mehrere Güter, namentlich 
aud den Ort Däbingen im O.A. Böblingen, mit dem Kirchenſatze da: 
jelbit; doc hatten bie Comthure ihren Wohnſitz auch ferner in Rohr: 
dorf, auch jelbit ald die Grafen von Württemberg im Jahre 1363 
Nagold von den Grafen von Hohenberg erkauften. 

Herzog Ulrih und jein Sohn Ehriftoph führten bie Reformation 
in ihrem Lande, zu welchem aud Nagold gehörte, ein. Dadurch murbe 
die Commende in Rohrdorf vielfach beeinträchtigt, welches zu manden 
Streitigkeiten führte. Dieſes, ſowie die traurigen Ereignifje bed dreißig- 
jährigen Kriege, veranlaßte den Orden, den Si des Comthurs von 
Rohrborf nah Dätzingen zu verlegen. Bon dba an kommt bieje 
Commende unter dem Namen Rohrdorf und Däßingen vor. Der 
Comthur Freiherr von Flaxlanden erbaute zu Ende ded 16. Jahr: 
Hundert ein neues anjehnliche® Schloß im Däßingen, welches im Jahre 
1607 vollendet war. Im Jahre 1805 kam dieje Kommende an Württem- 
berg. König Friedrich ſchenkte das Schloß mit dem dazu gehörigen Gut 
dem Grafen von Dillen. Der legte Comthur zu Däbingen war gleich; 
falls ein Freiherr von Flaxlanden. 


2. Die Commende Hemmendorf. 


Eine der ältern und angejehenern Johanniter-Commenden in Schwaben 
war die Commende Hemmendorf, 11/, Stunden von Rottenburg, gegen 
Haigerloh. Auch von diejer Commende iſt der Stifter unbekannt. Um das 
Jahr 1200 lebte ein Konrad von Hemmendorf, ein Mönd und Gut: 
thäter deö Klojterd Hirihau. Nach ihm kommt fein Ritter von Hemmen— 
dorf in den Urkunden mehr vor; dagegen erjcheint der Johanniter— 
Orden im Befige Hemmendorfs, mojelbit die Brüder das alte Schloß 
bewohnten. Unter ihnen erſcheinen Söhne aus den erjten Familien 
Schwabens, den Zollern, Montfort, Werdenberg u. |. wm. Laut Ur: 
funden kommen unter den ältern Meiftern dieſes Hauſes 1285 ein 
Bruder Berd, 1290 Bruder Berthold der Limp (vielleicht der Vorige), 
1308 Gottfried von Klingenfels, 1309 Friedrich von Tumenowe vor. 
Nah der Lage gehörte der Ort Hemmendorf zur Grafihaft Hohenberg, 
und die Stiftung der Commende geſchah mohl mit Zuftimmung ber 


204 


Grafen von Hohenberg, welche aud zu den Gutthätern berjelben ge 
hörten. Graf Burkhard von Hohenberg nahm, auf Anfuhen bed Mark: 
grafen von Hachberg, Meijter des Ordens, die Commenden Hemmendorf 
und Neringen im Jahre 1318 in feinen Schuß. Darauf mögen auch bie 
Anſprüche fih gründen, welche jpäter dad Haus Oeſterreich als Inhaber 
der Grafihaft Hohenberg an dieje Commende machte. Außer dem alten 
Schloſſe erbaute der Orden ein neues, welched noch im baulichen Stanbe 
erhalten wird, während das alte verfiel und abgebrochen murbe Die 
Commende Hemmendorf bejaß mit anderen Gütern und Gefällen auch 
dad Dorf Reringen in einem Geitenthälchen des Nedars, im Oberamte 
Horb. Schon im Jahre 1086 erhielt dad Klofter Reihenbah Güter 
daſelbſt. Der Ort jelbjt aber gehörte, wenigſtens fpäter, den Pfalz 
grafen zu Tübingen... Im Sahre 1290 beſaß Dietrich Böcklin das 
Dorf Reringen mit Vogtei, Gericht und al3 ein Lehen des Pfalzgrafen 
Ludwig. Erfterer überließ, mit Zujtimmung dieſes Pralzgrafen, defien 
Sohnes Dtto, jomwie des Grafen Burfhard von Hohenberg, Alles dem 
Sohanniter-Orden als eine Schenkung, gegen Erlegung von 20 Pfund 
Heller Tübinger Währung. Der letzte Comthur zu Hemmendorf war 
ein Graf Thurn-Baljajfina. Die Commende fam 1805 an Württemberg 
und wurde dem O.A. Rottenburg, Rexingen aber dem O.A. Horb 
zugetheilt, und das neue Sohanniter-Schloß theilweije zur Wohnung des 
Pfarrers bejtimmt. 


3. Die Commende Rottweil‘. 


In der alten Reichsſtadt Rottweil befand ſich aud) eine Johanniter: 
Ordens-Commende, deren urſprüngliche Stiftung gleichfalls unbekannt iſt. 
Daß diefe Commende jhon im 13. Jahrhundert bejtand, bemweijen zmei 
Urkunden: die eine von 1280, am Donnerstag in der Pfingitmoche, 
nad welcher da3 Haus und die St.-ohannd-Ordens:Brüder zu Rott: 
weil einen Garten erhielten, die andere von 1285, in welder Maya 
von Balgheim „dem Kometer des Huſes zu St. Johanetz-Orden und 
andern des Huje8 Brüdern“ einen Hof verfaufte. Unter den älteren 
Gomthuren bajelbit erjcheinen urkundlich im Jahre 1295 Konrad von 
Egesheim und im Jahre 1303 Ulrih Bletz. 





1 Dal, Beihreibung bes Dberamtes Rottweil. Gtuttgart 1875. ©. 285 f. 


205 


B. Cauonifatftifte. 


— — — 


Die Mehrzahl ſtammt aus dem 14. und 15. Jahrhundert; ur: 
Iprünglih Klöfter, gehören fie zum Theil den älteften Zeiten an, wie 
die gefürftete Propftei Ellwangen, die Stifte zu Komburg und Wiejen- 
ſteig, ſowie das abelihe Damenftift in Buchau ꝛc. Mit dem wachſenden 
Reichthum der Klöſter ſtieg auch ihr Anſehen und ihre Macht. Die Aebte 
der größeren Klöſter ſchloſſen ſich den geiſtlichen Fürſten an und ſpielten 
in ben Fehden und Kriegen, beſonders im 11., 12., 13. und 14. Jahr⸗ 
hundert, eine oft bedeutende Rolle, 3. B. die Aebte von St. Gallen, 
Reichenau, Ellwangen u. a. Auch wurden diejelben oft zu Bilchöfen 
und Erzbiihöfen ernannt; Veranlaſſung genug, daß ber Adel Aufnahme 
in bie Klöjter nachſuchte und, unterjtügt von oft mächtigen Verwandten, 
auch erhielt, jo zwar, daß mit Ausnahme der Laienbrüder in vielen 
Klöjtern nur abeliche Mönche lebten. Diefe, der klöſterlichen Zucht häufig 
überdrüjfig, waren es dann, welche fih im 15. Jahrhunderte der vor: 
züglich von Bursfeld ausgehenden Klojter-Reformation widerſetzten und 
vielfah, von den Biihöfen auf das Fürwort ihrer einflußreichen Ber: 
wandten und Vajallen begünjtigt, aus dem ihnen läjtigen Ordensver— 
bande austraten, um nad dem Vorbilde der Domftifte Genoſſenſchaften 
von Weltgeiftlihen (canonici saeculares) unter einem Propſte und 
Defane zu errichten. So entjitand ein Theil der weltlihen Stifter, 
während andere jhon uriprünglic für Weltgeiftlihe gegründet wurden. 

In dem Umfange der jegigen Diöceje Rottenburg beitanden bis in 
die Jahre 1803 und 1806: das fürjtliche Stift Ellwangen, die adelichen 
Stifte Komburg bei Hall und Wiefenftetten, dad fürftlihe Damenftift 
zu Buchau; nit adelihe und urjprünglid für Weltgeiftliche gegründete 
Gollegiatitifte waren zu Horb, Rottenburg, Ehingen, Rottweil, Wolf: 
egg, Zeil. 


1. Ellwangen 


Das fürftlihe Stift Ellwangen, früher zum Bisthum Augsburg 
gehörig, mar die bedeutendite katholiſche Kirchenitiftung, welche durch den 





i Zur Literatur. Braun, Gymn.Programm 1845. Leonhard, Geſch. 
ber höhern Lebranftalt zu Ellwangen. Gymn.Programm 1862 u. 1863. 4. Sedler, 
Volfländige Beichreibung ber gefürteten Reichs-Propſtei Ellwangen. 1864. Shwar;, 
Die ehemalige Benebictiner-Abteisfirche in Ellwangen. 1882. X. Bogelmann, Aus 
Ellwangens Vergangenheit. 1883. Anm d. Reb. 


206 


Regensburger Reihsdeputationd-Hauptihluß vom 25. Febr. 1803 an das 
Königreih Württemberg fam, welches jedoch ſchon im Jahre 1802 den Beſitz 
ergriffen hatte. Das Gebiet des Stiftes beitand damals aus der Stabt 
Ellwangen, einem Marktflecken, 20 PBfarrdörfern, 22 weitern Dörfern und 
beiläufig 180 Weilern, einzelnen Höfen und Häujern, mit einer Bevölkerung 
von 25000 Seelen. Dad Gelammteinfommen ſoll 130000 bis 150000 fit. 
betragen haben, von welchem der gefürftete Propſt zwei Drittel, Die 
Ganonifer, deren es zwölf, ſowie ſechzehn Chorvicare waren, ein Drittel 
erhielten. Sämmtlihe Canoniker mußten von Abel fein und 16 Ahnen 
erproben. Der Propſt hatte feinen Sit beim Reichstage auf der geiſt— 
lihen Fürftenbanf, nah dem Fürltabte zu Kempten. Er mwurbe von ben 
Ganonifern erwählt und von dem Papfte bejtätigt, übte die geiftliche 
Gericht3barfeit in feinem Lande und mar, wie das ganze Stift, dem 
römischen Stuhle unmittelbar untergeben. Nur die eigentlichen bijchöf- 
lichen Funktionen wurden von den Biihöfen in Augsburg ausgeübt, in 
deren Sprengel bie Stiftälande lagen. Diefe waren in adt Aemter 
eingetheilt: das Stadtamt, das Amt Rötheln, Kochenburg, Thannen- 
burg, Wafjeralfingen, Abtsgmünd und Heuchlingen und das Kapitel’iche 
Dberamt. Das Stift hatte feine vier adelichen Erbämter, jtellte zmölf 
Reiter und fiebenzig Fußgänger zu dem Reichscontingent, hatte dabei 
eine eigene Landmiliz. Das Stiftswappen war eine goldene Biſchofs— 
inful im jilbernen Yelbe. 


Ueber die ältere Geſchichte des Stiftes in Kürze Folgendes: 


Die Könige Ripin und fein Sohn Karl der Große befuchten oft 
die germaniihen Gaue auf dem rechten Rheinufer, um die Angelegen: 
heiten der diefe Länder bemohnenden, noch halbwilden Völker zu ordnen. 
In ihrem Gefolge waren immer mehrere fränkiſche Häuptlinge, melde 
oft im Auftrage ihres Königs länger bajelbjt vermweilten. So fam auf 
Hariolf, welder mit dem Föniglihen Stamme verwandt geweſen jein 
jol, mit dem König Pipin nah Oftfranfen und hielt fi dajelbit an 
den Grenzen Alemanniend auf. Bon da aus trieb er, nad) ber Eitte 
der damaligen Zeit, das Waidwerf, wobei er in ben jogen. Virngrund 
und bie dortigen Wälder, welche die Umgegend des heutigen Ellwangend 
bedeckten, eindrang. Hier ſtieß er eint auf ein ausgezeichnete Elennthier, 
wobei er wunderbare Erjcheinungen gehabt haben joll. Im Geiſte der 
damaligen Zeit berieth er ſich darüber mit feinem Bruder Erlolf, 
welcher Bilchof zu Langred war. Die Brüder beichlofjen dann, an dem 
Drte der Erjheinung, welden fie Ellenwangen (Ellenwanc) nannten, 
ein Klojter zu erbauen. König Pipin unterjtügte die Brüder und räumte 
ihnen zur Ausführung diejes Vorhabens wenigitend einen Theil des Virn- 


207 


grundes, eines Königlichen Forſtes ein, deſſen Umfang ſich über bie 
Grenzen Franfoniend und Alemanniens eritredte. 

Das Klofter Ellwangen joll im Jahre 764 errichtet worden jein t, 
und jein erjter Vorſtand war Hariolf unter ber Negel des hl. Benedict. 
Hariolf wurde, nad dem Tode jeined Brubderd Erlolf, zwar Biſchof zu 
Langres, behielt aber die Abtei-Würde über Ellwangen bei. — Zu ben 
ältejten Stiftungsgütern gehörten St. Georg, Schrezheim, Gunzenhauſen ꝛc. 
Kaijer Ludwig der Fromme bejtätigte den 27. April 814 dieje Stiftung 
und nahm diejelbe in den Failerlihen Schutz. Nad einer andern Ur— 
Eunde jchenkte er dem Klofter Ellwang unter dem Abte Sindold (Act. 
Sngelheim, 21. Auguft 824) das Kloſter Gunzenhauſen an der Altmühl 
im Gau Sualafeld. Der Nachfolger Hariolfs war Sindold (ob ber 
unmittelbare, jteht dahin), von 824—830. Doc; erjcheinen noch drei wei: 
tere Qebte von Ellwangen, mahrjcheinlih aber die Stellvertreter des 
abmwejenden Biſchofs und Abts Hariolf, oder aber die WVorfteher ber 
älteften Kolonie. Der vierte Abt Ermenrid, von 845 an, jchrieb 
einen Dialog über das Leben Hariolfs und die Stiftung des Klofters 
Ellwangen, nad) den Ausjagen von Männern, die Augenzeugen derjelben 
waren. 

Schon frühe hatte Ellwangen eine nicht unberühmte Schule, aus 
welcher mehrere berühmte Männer bervorgingen ?; fie zeichnete fid) aus 
durch die geordnete Elöjterlihe Zucht und genoß defhalb deö bejonderen 
Schutzes der jpäteren Kaijer. Die Freiheiten des Kloſters wurden von 
Papſt Benebict VIL., den Kaijern Arnulf und Otto III. betätigt; den 
Kloftergeiftlihen war die freie Wahl ihrer Vorjteher überlafjen. 





1 Die meiften Chroniken geben biejes Jahr an; allein ba ber hl. Wilibald als 
Abt zu Heidenheim i. 3. 761 ber armen Zelle zu Ellwangen ſchon Güter in Kapwang 
und Gunzenbaujen ſchenkte, bie älteſte Chronik die Stiftung als unter ben Brüdern 
Karlmann und Pipin gefchehen angibt, von welden ber erflere ſchon 747 die Re: 
gierung niedergelegt hatte und in Stalien in ein Klofter gegangen war, jo folgt noth— 
wendig, daß bie Etiftung bes Klofters vor bem Jahre 764, ja felbft vor 747 ges 
ſchehen ſein müſſe. Mit Prof. U. Braun in feinem Programm von 1845 theile ich 
bie Anfiht, daß bie erſte Stiftung, ber erfte Bau bes Kloſters um das Jahr 745 
begonnen, im Jahre 764 aber vollendet, wohl auch die Kirche eingeweiht wurde, Da: 
durch beben fich die fcheinbaren Widerſprüche, und felbft die Sage von einem 
früher in Ellwangen beftandenen Klöfterlein, unter Aebten vor Hariolf, gewinnt 
einigen Halt, da während bes Baues wohl eine fleine Kolonie von Mönchen, nach der 
Regel des hl. Benebict, fi in Ellwangen von 745—764 befand, die ben Bau fowie 
die Ausrodung und Urbarmahung des Waldes bejorgte, und die wohl aus St. Gallen, 
der berühmteften Pflanzichule der Benedictiner in Deutichland, gekommen waren. — 

* Neber diefe Eontroverje vgl. VBogelmann a. a. DO. und bie bort citirte 
Literatur. Anm. d. Red, 

2 Bol. Braun, Geld, ber Bilhöfe Augsburgs. I. 292. 


208 


Unter den Eaijerlihen Briefen ift der von Friedrich I. zu Würzburg, 
den 24, October 1152 gegebene, injoweit von bejonberer Wichtigkeit, ala 
er die Grenzen bezeichnet, innerhalb deren die dem Klojter gehörigen 
Befigungen lagen, melde auch im Wejentlichen bis zur Aufhebung des 
Stifte unverändert blieben‘. Nur mwurben jpäter noch einige weitere 
Güter, theil3 durch Kauf, theild durd Schenkung erworben. So ſchenkte 
ber Burggraf Friebrih von Nürnberg dem Abte Dito von Schwabs— 
berg (1265) Baireuti. Unterkochen mit dem Schloß Kochenburg tauchte 
das Klofter (1317) von den von Ahelfingen gegen bie Burg Eybad) ein. 
Abt Kuno von Gundelfingen (1347—1360) kaufte von den Grafen 
von Dettingen die Herrihaft Adelmannsfelden, Propft Albert von Ned; 
berg (1471) von Sigismund von Piahlheim das Schloß NRöteln mit 
Zugehörden, deigleihen nad) dem Ausſterben der Ritter von Ahelfingen 
im Sabre 1597 Waifleralfingen, ſowie im Jahre 1463 Thannenburg, 
Schloß und Herrihaft, von den von Bellberg, im Jahre 1692 Weiden: 
feld von J. Georg Weihmann von Schnedenhofen u. |. w. Allein aud 
noch auf andere Weiſe vermehrten fih die Einkünfte dieſes Kloſters. 
In dem ihm untermworfenen Lande befanden ſich mehrere, reichlich dotirte 
Piarritellen. Das Patronatöreht zu dieſen ſtand größtentheil® dem 
Abte und Convente zu. Wenn nun dem Slojter große Unfälle zu— 
jtiegen, jeine dkonomiſchen Verhältniſſe fich immer mehr verfehlimmerten 
(j. unten), jo mußte man es bei den dem Stifte günftigen Diöcejan- 
Biſchöfen zu Augsburg, ſowie bei der päpftlichen Curie in Nom zu be: 
wirken, daß dieſe Pfarrjtellen mit allen Einkünften demjelben einverleibt 
wurden; die Pfarreien wurden dann, bejonders früher, durch die eigenen 
Klojtergeiltlihen verjehen, ober ed wurde, namentlich jpäter, zwar ein 
Weltgeiftlicher aufgeltellt, demjelben auch eine Competenz ausgemworfen, bie 
aber in ber Negel lange nicht dem wirklichen Ertrage der Pfarreinkünite 
gleihfam?. Der Ueberihuß wurde zu dem Abts- oder Conventstiſch ein: 


1 Diefe Grenzen bezeichnet die Urfunde bi Khamm, Hierarchia Aug. Part. 1. 
Catbedral., wie folgt: „Silvam, quae Virgunda dicitur, ei (Abbati Adalberto I. 
et monast.) sub banno regio, confirmamus, cum omnibus terminis suis, sicut 
subscriptum est (In una parte Francorum legibus subjacet) in pago Mulegowe 
et Moingowe, de Utilinga ad Marpach, et inde ad Jagas, demum ad Segtam, 
dein ad Rota usque ad fontem ipsius, deinde supra montem ad Pranbusch, 
deinde ad Stedelinum, inde ad Hirzbach, deinde ad Rota, inde ad Abbatisbach, 
inde ad Manzibach, inde ad Ruterisgebrugt; deinde versus occidentem ad 
Gebrechtishowe, dein ad Stimphaha deorsum ad Jagas, inde sursum Sulzbach, 
deinde usque Hageniberch, inde ad Gouveshusen, inde ad Hoteni minus, inde 
ad Heilbach, inde deorsum in Bilerna, inde in Nuprechtenbach, inde in Sulz- 
bach parvum, inde in Cocherna, deinde sursum usque in Hutilingen.* 

2 Diefe Pfarrcompetenz, welde das Stift abreichte, war fo ſparſam unb gering 


209 


verleibt und fo da3 Einkommen des Klofterd bedeutend erhöht. So 
wurden im Jahre 1328 dem Klofter Ellwangen durch den Biſchof Friedrich 
von Augsburg einverleibt die Pfarreien: Ellenberg, Pfahlheim, Röh— 
lingen, Stödtlen, Unterkochen; im Jahre 1389 durch den Papſt Bonifaz IX. 
die Pfarrei Bühlerthann. Hohenberg war ein Hofpiz des Klofterd, wohin 
im Jahre 1471 ein Weltgeiftlicher als erjter Pfarrer gejeßt wurde. Bei 
der Aufhebung des Stiftes 1803 befaß der Propit das Patronat ber 
Hofcaplanei, der Pfarreien Ellmangen, Abtsgmünd, Bühlerthann, Bühler: 
zell, Ellenberg, Oberkochen, Heuchlingen, Hohenberg, Hofen, Laub, Röh— 
lingen, Stöbtlen, Eybach, Schmwabsberg, Pfahlheim, Unterkochen, der 
Saplaneien in Unterfodhen und zu Wajjeralfingen, zu ben ev. Pfarreien: 
Stadtpfarrei und Diafonat in Aalen, Gündelhart, Fiſchach und Uffont: 
beim. Das Gapitel vergab die Stiftäpfarrei und 15 Chorvicariate in 
Ellwangen, die Landpfarreien zu Bersbach, Jaxtzell, Stimpfach, Neuler, 
Rauftetten, Waldſtetten, Möglingen, Unterböbingen; ſowie die ev. Pfarr: 
ftellen zu Appelähofen, Aufhaujen, Mauren und Hirnheim. 

Das Klojter Ellmangen ftand anfänglih unter des Kaiferd und 
des Meiches unmittelbarem Schuß; als aber das Anjehen ber deutſchen 
Kaifer immer tiefer ſank, dieſe auch, namentlid die Hohenftaufen, oft 
aus Deutihland abweſend und in größere Kriege verwidelt waren, 
nahm die Gemaltthätigfeit der Friegeriichen Fürften und des Adels immer 
mehr zu und beeinträcdhtigte ihre minder Friegerijchen geijtlihen Nach— 
barn, die, infomweit ihre eigenen Leute fie nicht jchütten, wehrlos da— 
ftanden. Dieſes nöthigte die Klöfter und Stifter, ſich um Schirmvögte 
(advocati) umzujehen, die ihnen nahe, fie gegen jede Beeinträchtigung 
und Gemaltthat ſchützen und ihre Anſprüche und Rechte, oft ſelbſt gegen 
die eigenen Angehörigen des Kloſters, vertheidigen könnten. Dem Stifte 
Ellwangen zunächſt mohnten die alten und mächtigen Grafen von 
Dettingen, deren Befitungen mit denen bed Kloſters untermijcht 
lagen. Diefe Grafen von Dettingen wurden daher aud bie Schirm: 
vögte des Kloſters Ellwangen. Wie aber auch faſt aller Orten bie 
Schirmvögte ihre Anſprüche und Rechte, zum Nachtheil ihrer Schuß« 
befohlenen immer mehr auszudehnen juchten und dieſes oft zu großen 
Zerwürfnifjen führte, fo geſchah es auch zwiſchen den Grafen von 
Dettingen und dem Klofter Ellwangen, welche hier jo weit gedichen, 
daß unter dem Abte Efhard (1279— 1309) die Grafen von Dettingen 
das Schloß und die Stadt Ellwangen mit bemwaffneter Hand überfielen, 
den Abt vertrieben und fich in den Beſitz eines großen Theil der 


zugemefjen, daß in neuerer Zeit diefe bei mehreren Pfarrftellen aus anderen Quellen 
aufgebeffert werben mußten. 
Freib. Dide.-Archiv. XVII. 14 


210 


Klojtergüter ſetzten. Das Klofter ſah ſich dadurch genöthigt, einen 
andern Schukvogt anzunehmen. 

Der Graf Eberhard von Württemberg war mädtig, thätig, fomit 
im Stande, die Grafen von Dettingen zurüdzumeilen. Auch hatten ſich dei: 
halb jhon andere Klöfter, 3. B. Lorch, Zwiefalten, Adelberg ıc., unter 
Württembergs Schuß und Schirm begeben. Ob diejed mit Gewalt ober 
durch gütliche Webereinkunft geſchah, ſowie das Jahr, wann es geſchah, iſt 
nicht bekannt; nur finden wir, daß im 14. und 15. Jahrhundert Ell— 
wangen unter württembergiſchem Schutz und Schirm ſtand, deſſen Aebte 
häufig am Hofe der Grafen von Württemberg als deren Räthe ꝛc. er: 
ſchienen. Nach einer Urfehde der Ritter Konrad und Albrecht von Schwab3: 
berg vom 16. Oct. 1423 wurden beide von dem Grafen von Württemberg 
in einer Fehde gefangen, Die er gegen fie wegen Beſchädigung der Güter 
bed Kloſters Ellwangen als deſſen Schirmvogt geführt Hatte. Graf 
Ulrich in gleicher Eigenſchaft widerſetzte fich der Wahl des Albert Schent 
von Schenkenftein zum Abte (1453) zu Gunjten des Johann von Hirn: 
beim, bejeßte im Kriege mit Herzog Ludwig von Bayern (1462) die 
Stiftälande und fiel von da in die herzoglichen Länder, weßhalb Herzog 
Ludwig mit Reprefialien drohte und 20000 fl. Schabenerjat vom Stifte 
forderte. Da Graf Ulrih von Württemberg in die Gefangenjchaft des 
Pralzgrafen Friedrich fiel, nahm Kaifer Friedrich III, laut Urkunde 
d. d. Wien, am Mittwoh vor St. Gallustag 1462 die Schirmvogtei 
an jih und dad Reich, bis Graf Ulrich wieder befreit fein, oder er ein 
weiteres verfügen würde!. Dieß gab Anlaß, daß fi das Stift Ell- 
wangen der Schirmvogtei Württembergd entzog, zumalen die Errichtung 
des ſchwäbiſchen Bundes, dem fih Ellwangen anſchloß, einen eigenen 
Schirmvogt entbehrlih madte. So wurde und blieb das Stift Ell— 
wangen reichsunmittelbar biß zu feiner Auflöjung. 

Das Klofter erlitt auch ſchwere Unfälle, befonder3 durch Brand: das— 
jelbe und zum Xheil die Stabt wurden wieberholt durch Feuer zerftört, 
jo in ben Jahren 1124, 1182, 1201, 1228, 1255, in weldem Brande 
Abt Rudolf jelbit um das Leben Fam, 1278 durch die Grafen von 
Dettingen zum Theil, 1304 durch einen Blitz, 1308, im Jahre 1351 in 
den Unruhen, die in der Stadt unter den Bürgern entjtanden waren, ver: 
brannten die St.Michaelskirche mit mehreren Häufern, defgleichen in ben 
Jahren 1433 ein Theil der Stadt und 1443 des Kloſters. Außer dieſen 
häufigen und wiederholten Brandunfällen hatten das Klofter und Stift nod) 
Mandes zu leiden, wie die Geſchichte der Pröpfte und Aebte dieſes zeigt. 


t Dal. Sattler, Gedichte der Grafen von Württemberg II. u. III. Bb., bes 
ſonders Anhang S. 21, No. 21, 


211 


Verzeichniß der Aebte des Klosters, ſowie der Pröpfte des 
Stiftes zu Ellwangen: 


Hariolf, eriter Abt und Stifter bed Klofterd, wurde Biſchof zu 
Langres, behielt aber die Abtei bei, welche er durch feine Stellvertreter 
(Berno und Niteric) verwalten ließ (764). Sindold von 824830, 
Ganderad (Sonberat) 830—845. Ermenrich, welder das Leben 
und die erjte Stiftung des Kloſters beichrieb, bis 860. Luitperb 
(Linteberd) wurde im Jahr 865 Erzbiihof zu Mainz Hatto, von 
880—904, gleihfalls Erzbiihof zu Mainz. Abalbero, ein Obeim bes 
hl. Ulrich, Biſchofs zu Augsburg, von 905 bis 922. Girbertuß bis 
944. Hermann biß 956. Hartpertus bis 974. Winithariud 
bis 990; dieſer erhielt von Papſt Benebict VII. die Eremption feines 
Klofters, jomie dasſelbe vom Kaijer Dtto III. (987) die Beftätigung aller 
jeiner Nechte und Freiheiten erlangte. Gebhard, Biihof zu Augsburg. 
Hartmann von 998—1011. Berengar bis 1026. Dpdenbert 
bis 1085. Richard biß 1040. Aaron bis 1060. Regniger bi 
1076. Udo bi 1090. Iſembert bi 1094. Adalger von 1094 
bi8 1102, unter dieſem verbrannte die alte Kloſterkirche. Ebo bis 1113. 
Richard bis 1118. Helmerich von 1118—1136, unter ihm wurde 
(1124) die neuerbaute Kloſterkirche wieder eingeweiht. Adalbert L 
von Ramsberg, von 1136—1173. Er erhielt im Sabre 1152 von 
Kaifer Friedrih L da8 oben angeführte Diplom. Adalbert II. von 
Küngsberg refignirte im Jahre 1188. Kuno bis 1219. Gottbald 
bis 1228. Adalbert III. refignirte im Jahre 1240; die wieder ab: 
gebrannte Kloſterkirche mweihte Biſchof Engelhard von Naumburg (1233) 
wieder ein. Sigfrid dankte im Jahr 1242 gleihfalls ab, Rugger 
bi3 1246. Gottbald biß 1249. Rudolf von 1249—1255, ver: 
brannte mit dem Klofter. Dtto von Schwaböberg von 1256—1269. 
Conradus bis 1278, refignirte Edeharb auch Rihard, unter 
welchem der Graf von Dettingen Ellwangen mit Gewalt bejegte, das 
Klofter und die Stadt zweimal, 1304 und 1308, das erfte Mal durch 
einen Blitjtrahl, abbrannten, ftarb 1309. Ernfried von Velberg, von 


i Khamm in feiner Hierarchia Augustana, Bruschius in ber Chrono- 
logia monast. und Cruſius haben Berzeichniffe aufgeftellt, welche aber zum Theil 
von einander abweichen. Khamm fcheint mehr bie geſchichtlich bedeutenderen Er- 
eigniffe nad) dem noch vorhandenen Urkunden, Bruſchius dagegen mehr das Chrono— 
logifhe, bie namentliche Aufführung der Aebte und Pröpfte, in das Auge gefaßt zu 
haben, baber Bruſchius volftändiger ift, während in dem Verzeichnifie Khamms ſich 
offenbare Lüden vorfinden. Das obige Verzeichniß ift nad beiben gefertigt, doch find 
die Angaben des Bruſchius ſtets inclavirt. 

14* 


213 


1309—1317. Rudolf von Pfahlheim bis 1333. Kuno IL von 
Gundelfingen, defjen Mutter eine von Rechberg war. Unter feiner Res 
gierung herrſchte (1348) die Peit, melde in ganz Europa eine große 
Sterblichkeit herbeiführte. Man bejchuldigte die Juden, fie hätten Die 
Brunnen vergiftet; diefe wurden nun in Deutichland fait aller Orten 
auf's graufamjte verfolgt und getödtet. Im nämlichen Jahre, im Jänner, 
fand ein ftarfes Erdbeben jtatt, jo daß in Bayern, Schwaben ꝛc. mehrere 
feite Städte, Schlöjfer ꝛc. einjtürzten. 

Im Jahre 1351 erregten in Ellwangen zwei Parteien, von welchen 
fich die eine von Hall, oder die Gehörnten, die andere von Had nannte, 
große Unruhen, durch die ein Theil der Stabt verheert wurde. Kuno 
ftarb im Jahre 1367; ihm folgte Adalbert oder Albert IV. von 
Hoheneck, welcher fi meiſtens auf dem Schloß Röteln aufhielt und das 
Klofter dur einen Schaffner, wozu er einen Kraft von Küllingen er- 
nannte, verwalten ließ. Er legte die abteiliche Würde (1400) in bie 
Hände Bapit Bonifaz’ IX. nieder, der auf den Vorſchlag und Anhalten 
bed Schirmvogt3 des Grafen von Württemberg biefelbe Sigfried IL. Ger: 
lacher übertrug. Sigfried wohnte dem Concil zu Conſtanz (1414) und 
dem General-Capitel der Benebictiner-Aebte zu Petershauſen (1417) an. 
Er jtarb 1427. 

Sein Nachfolger war Johann I. von Holzingen, welder Vieles für 
die Stadt that. Zum Beiten ber Pfarrgemeinde jtiftete er eine eigene 
Pfarrfirhe, erbaute das Rathhaus, eine Mebig, eine Tuch- und Frucht: 
Schranne; die durd Brand in den Jahren 1433 und 1443 befchäbigten 
Gebäude jtellte er wieder her; mit dem Carbinal Peter von Schaum: 
burg, Biſchof von Augsburg, welher vom Papſt Nikolaus V. im Jahre 
1450 die Abtei Ellwangen ald eine Commende erhalten hatte, unters 
handelte Abt Johann, dag er gegen eine jährliche Rente auf feine An- 
ſprüche verzichtete und dem Klofter die freie Abtswahl zuficherte. Abt 
Johann jtarb 1452. Das Capitel wählte den Albert Schent von 
Schenkenſtein. Diejer mißfiel aber dem Schirmvogt, dem Grafen Ulrich 
von Württemberg, der den Ermählten zwang, jeine Stelle (1453) nieder: 
zulegen, melde dann der von Ulrich begünftigte Johann, ein Sohn 
des Meldior von Hirnheim und der Anna von Knöring, erhielt. Mit 
diejer Wahl waren aber bie Kloftergeiftlihen um jo weniger zufrieden, 
da der neue Abt, nach den Vorichriften der Burdfelder Benedictiner- 
Eongregation, das Klofter reformiren und eine ftrengere klöſterliche 
Zudt und Ordnung einführen wollte Dazu Fam, daß nad) den wieder: 
holten Branbunfällen das Klofter noch nicht bewohnbar hergeftellt war, 
wodurch die Aufficht über die Einzelnen fehr erſchwert wurde. Die 
Kloftergeiftlihen auß dem benachbarten Abel ftügten fih auf ihre Ver: 


2is 
wandten, deren Macht und Anjehen groß war. Abt Johann Hatte ſich 
von Ellwangen entfernt und wohnte auf dem Schloſſe Kocerburg. 

Um dem gänzlichen Verfall des Kloſters zu fteuern, trug man barauf 
an, basjelbe in ein weltliches Ganonifat oder Ehorherren-Stift zu 
verwandeln. Es wurde beöhalb in Rom unterhandelt und Papſt Pius II. 
erließ den 19. Februar 1459 von Mantua eine Bullet, in welcher er ge 
jtattete, daß die Mönde weltlide Canonifer (canoniei saeculares) 
werben follten, welche unter einem von ihnen zu mwählenden PBropft, den 
Nom zu beftätigen ſich vorbehalte, den Chor und den übrigen Gottes- 
dienſt bejorgen follten. Zur Begründung biejer Anordnung jagt die 
Bulle: Die Höfterlide Ordnung und der Haushalt habe ji aufgelöst, 
da mweber ein gemeinjamer Speijefaal, noch Sclafjäle und Werkitätten 
vorhanden feien, welche der Brand zeritört habe; daß der Abt außer 
der Stadt, die Mönde zerjtreut da und dort wohnten, und jede Höfter- 
lihe Zucht abgeworfen und fi der biſchöflichen Bifitation, ſowie jeder 
Zurechtweiſung ihres Abts entzogen hätten, indem fie fich auf die be— 
waffnete Macht ihrer adelihen Verwandten ſtützten. Es jei Daher voraus— 
zufehen, daß, wenn man fie ernjtlih zur Reformation anhalten würde, 
alle aus dem Flöjterlichen Verband austreten, und durch fie bie Güter 
des Klojterd gewaltſam würden verheert werben. Der Bollzug dieſer 
Bulle wurde dem Didcejfan-Bijchofe, dem Eardinal Peter von Schaum: 
burg übertragen, der jie auch an dem Freitag vor dem Palmjonntage 
1460 verkündete und in Vollzug jeßte. 

So hörte Ellwangen auf, ein Benebictiner: Klojter zu jein, und 
murde ein weltliches Chorherrenftift, beffen erjter Propit ber 
bisherige Abt Johann von Hirnheim wurde, welcher aber im folgenden 
Jahre die Propſt-Würde (1461) niederlegte, An feine Stelle wurde auf 
die Verwendung mächtiger Freunde gewählt Albert, ein Eohn des be- 
fannten Kriegers und öfterreihiichen Heerführerd gegen die Schweizer, 
Johann von Rechberg und der Elifabeth, einer Gräfin von Werden: 
berg-Sargand. Albert war noch minderjährig und bejuchte die Schule 
zu Tübingen. Dennod wurde er vom Papſte Pius II. und dem Kaijer 
Friedrich III.? auf Betrieb ſeines Vaters beftätigt, bezog aus dem 
propfteilichen Einkommen einen Unterhaltung3:Beitrag, bis er im Jahre 
1466 die Propftei in Befig nahm. — Im Jahre 1463 jtarben mehrere 
taufend Menſchen in und um Ellwangen an einer pejtartigen Seuche. 
Propft Albert ftarb den 28. Juli 1502. Auf ihn folgte Bernhard von 


1 Diefe Bulle fieht bi Khamm, L Part. p. 49. 

2 Kaiſer Friedrich III. nannte den Albert in dem Beſtätigungs- und Lehen: 
brief „unfern und bes Reichs Fürften, Prälaten und ertheilt ihm alle und jegliche 
fürftlige Würbe, Ehre, Regalia, Lehen und Weltlichfeit ꝛc.“ 


214 


Weſterſtetten, welcher aber jhon ben 26. Juni 1503 ftarb. Sein Nach— 
folger war Albert, ein Sohn des Johann Thumb von Neuburg und 
ber Hildegard von Stein. Albert war ein ernter, thätiger Mann, 
welcher auf Ordnung hielt und dieſe unter feinen Canonikern herzuftellen 
ſich beſtrebte. Dadurd machte er fich bei letzteren verhaßt, was ihn 
bewogen haben mag, ohne ihr Willen, mit Zuftimmung des Papites 
Leo X., die Propftei dem Heinrich, Pfalzgrafen zu Rhein und Herzog 
von Bayern, (1519) zu übergeben t, gegen eine mäßige jährliche Penfion 
von 600 fl. 

Die Canoniker weigerten ſich, dieje Uebergabe anzuerkennen, wählten 
vielmehr den Johann Gültling zu ihrem Propſte. Hieraus entitand 
ein großer Streit, melden Wilhelm von Diels, Bilhof zu Straß— 
burg, und Philipp von Rechberg, Propit zu Worms, dahin verglichen, 
dag Johann von Gültling, gegen Beibehaltung feiner Ganonifatds 
pfründe und einer Zulage von 300 fl. jährlih, zurüctrat? und Hein- 
rich die Propſtei beibehielt biß an feinen Tod, welcher im Jahre 1551 
in Worms erfolgte. Die Jahre feiner Regierung waren reih an ſtürmi— 
ſchen Ereignifjen. Die Reformation fand frühe auch in Schwaben Ein- 
gang, und in Ellwangen waren mehrere, die der neuen Lehre anhingen. 
Propft Heinrich, ſei es aus eigener Ueberzeugung und im Gefühle feiner 
kirchlichen Stellung, jei e8 aus Rüdfiht auf feine Familie, die, im 
Verein mit Dejterreich, die Stüße der katholiſchen Lehre war, widerſetzte 
jih der Ausbreitung der Neformation in feinen, Stiftölanden mit allem 
Ernite und ergriff zu deren Unterbrüdung ftrenge und jelbft gemaltjame 
Mafregeln?, mit welchen er auch durchſetzte. Dieſes mag aud dazu 








1 Die Eltern Heinrichs waren ber Kurfürft Philipp, Pialzgraf zu Rhein, und 
Margaretda, Herzog Lubwigs des Neichen von Bayern Tochter, Propft Heinrich war 
Propſt zu Straßburg und Aachen, Domherr zu Augsburg und Köln, Biſchof zu 
Freifing, Worms und Utrecht. 

2 Johann don Gültling ging, als bie Bauern (1525) Ellwangen erobert und 
befett hatten, dahin zurüd, um bie Propftei unter ihrem Schuge wieder in Beſitz zu 
nehmen. Nachdem aber bie aufrübrerifchen Bauern durch bie vereinigte Macht der 
Fürften und bes Schwäbiſchen Bundes befiegt waren und ihr Bund fi aufgelöst 
hatte, floh Johann von Gültling von Ellwangen hinweg und verfhwand. Nach 
Einigen fan er um, nad) Anderen lebte er nocd länger verborgen. Bei Anlaß des 
Ueberfalles der aufrührerifchen Bauern wurben Jarthaufen, Dalkingen und Baier: 
bofen verbrannt und bie Wohnhäuſer der Geiftlihen zu Ellwangen ausgeplündert 
und vermwüftet. 

s Mie firenge Propft Heinrich gegen bie Anhänger ber neuen Lehre verfubr, 
zeigt ber Vorgang, daß er gleichzeitig 32 berfelben dem Scarfrichter übergab, an 
Striden gebunden auf den Markftplag führen Tieß, wo fie entbauptet werben jollten. 
Der Befehl wurbe an vieren vollzogen, die übrigen durch bie Geiftlihen und Frauen 
erbeten und ihnen das Leben gefchenkt. Der Stiftsprebiger und ein Kaplan, melde 


215 


beigetragen haben, daß er im Jahre 1545 den Deutſchordens-Meiſter 
Wolfgang Schüzbar, genannt Müldling, zu feinem Nachfolger in ber 
Propitei Ellwangen ernannte. Ihm widerſetzte ji) der Decan Ehriftoph 
von Weiterjtetten und da3 Gapitel. Doch beruhte die Sache auf ſich. 

Nah dem Tode des Propftes Heinrich aber fiel der Deutſchordens— 
Meifter Wolfgang Schüzbar den 4. December 1552 in bie Stiftälande, 
bejegte Ellwangen mit bemafineter Hand, und zwang den Decan, bad 
Gapitel und die Unterthanen, ihm als Propft zu Huldigen. Allein es 
erhob jich gegen dieſe gewaltjame Befigergreifung von mehreren Seiten 
Einſprache und der Streit hierüber wurde zugleih vor dem Reichs— 
Kammer-Geriht in Speier und in Rom verhandelt, Der Deutihorbeng: 
Meiſter Wolfgang wurde an beiden Drten mit jeinen Anſprüchen ab» 
gewielen, und das Gapitel Ellmangen poftulirte zu feinem Propft den 
Gardinal und Biihof zu Augsburg, Otto, einen Sohn Wilhelm, des 
Trucjefien von Waldburg und der Johanna, Gräfin von Fürftenberg. 
Otto wurde von dem Kaijer Ferbinand I. und dem Papſt Julius IIL 
betätigt und verblieb im Beſitze der Propjtei biß zu jeinem Tod, ben 
8. März 1573. Auf ihn folgte ald Propſt Chriftoph, Freiherr von 
Freiberg, bisher Decan, und ala er den 10. April 1584 jtarb, Wolf: 
gang von Haufer (Erufiuß nennt ihn Albert). Diefer rief von Zeit zu 
Zeit die Jeſuiten aus Dillingen nad Ellwangen. Im Jahre 1600 ftarb 
Sigismund Franz, Biihof zu Negendburg, an deſſen Stelle Propit 
Wolfgang pojtulirt wurde. Er mollte die Propftei beibehalten, allein 
das Gapitel widerjeßte jih. Der Herzog Mar von Bayern vermittelte, 
und Biſchof Wolfgang verzichtete endlich auf die Propftei gegen eine 
jährlihe Penſion von 6500 ft. 

Die Bropftei erhielt durch canoniſche Wahl den 12. April 1602 
Johann Ehriftoph von Weiterftetten, welcher fih (1609) an bie 
katholiſche Liga, gegen die proteftantifche Union errichtet, anſchloß. Er 
unterhielt ftet3 zwei Sejuiten an feinem Hofe, wurde im Jahre 1612 
Biſchof zu Eichftetten unb ftarb 1637. Ihm folgte ala Propft zu Ell— 
wangen den 30. März 1613 Johann Ehriftoph von Freiberg, ber 
ih dur Klugheit, bejonders aber durch feine Mäßigkeit auszeichnete, 
indem er nichts als Waſſer trank; er ftarb 24. December 1620. Den 
21. Januar 1621 wurde Johann Jakob Blarer von Wartenjee ge: 
wählt. Im Jahre 1631, al3 die Schweden fih Ellwangen näherten und 
bie Stabt und die Stiftslande bejeßten, floh der Propft nad Salzburg. 


gleichfalls fi zur neuen Lehre befannten, wurden durch bayerische Reiter, welche un: 
vermuthet in Ellwangen eindrangen, und welche Herzog Ludwig feinem Bruber, bem 
Propſt, zugefhicdt hatte, gefangen, nach Dillingen zu dem Bijchofe geführt, bafelbft 
ihrer geiffihen Würde entjegt, fobann in Laningen hingerichtet. 


216 


Die Stiftslande jchenkte der König von Schweden feinem General, dem 
Srafen von Hohenlohe, welcher diefelben aber nad der Schlacht bei 
Nördlingen (1634) wieder verlajien mußte. Der Propft ſuchte nad 
jeiner Ruͤckkehr Alles wieder in den alten Stand zu ſetzen; er bediente 
ſich Hierbei ber Hilfe der Jeſuiten. Er legte den Grund zu einer Loretto— 
Kirhe auf dem Schönenberg (1638) und ftarb den 11. Mai 1660. 
Sein Nahfolger war Johann Chriſtoph, ein Sohn des Freiherrn 
Kajpar von Freiberg und der A. Regina von Rechberg, zu Altheim bei 
Ehingen a. D. geboren t. Im Sabre 1665 wurde er Biſchof zu Augs- 
burg; die Propjtei Ellwangen refignirte er ben 13. April 1674; er 
hatte die Stiftskirche, welche alteröhalber jehr beichädigt war, wieder 
bergeftellt. Auf ihn folgte in der propfteilihen Würde (1674) Johann 
Ehrijtoph, Freiherr von Adelmann zu Abelmannsfelden. Unter ihm 
wurde (1679) die Loretto-Kirche erbaut und von feinem Nachfolger 
Heinrih Chriſtoph, Freiherr von Wolframsdorf, einem großen 
Liebhaber von Bauten, vollendet; diejer hatte auch das Schloß und 
andere Gebäude verſchönert. Er jtarb am Schlag den 17. Juni 1689. 
Auf ihn folgte Ludwig Anton, ein Sohn de3 Philipp Wilhelm, 
Pralzgraf zu Rhein und Herzog von Bayern, und der Elijabeth Amalia, 
Landgräfin von Heſſen. Er vereinigte viele und hohe Kirchenämter: im 
Sahre 1685 war er Hocmeijter des beutjchen Ordens, war Domherr 
zu Mainz, Köln, Lüttih und Münfter, 1689 Propft zu Ellmangen, 
1691 Coadjutor zu Mainz, Biſchof zu Worms und 1694 Biſchof (er: 
wählter) zu Lüttich. 

Diejer Mann, welcher jo viele firhlihe Würden bejaß, wurde erjt 
im legten Jahre feines Lebens (4. Januar 1694) Priefter; dagegen 
war er ein tapferer Krieger, ein ausgezeichneter Staatsmann, als folder 
hochgeſchätzt und allgemein gepriefen. Fünf Jahre diente er unter dem 
Herzoge von Lothringen gegen die Türken und Franzoſen mit Aus: 
zeihnung. Im Sabre 1693 erbaute er das Heilige Grab in Ellwangen. 
Er jtarb den 4. Mai 1694. Ihm folgte ald Propft zu Ellwangen 
fein Bruder Kranz Ludwig. Aud er war Domherr zu Olmüsß, 
Mainz und Köln, Großmeijter des deutſchen Ordens in Mergentheim, 
Biſchof zu Breslau, Wormd und von 1729 Kurfürjt zu Mainz; er 
ftarb den 18. April 1732. Unter ihm wurde das vormalige Jeſuiten— 
Collegium (nunmehr Gymnafium) von 1721—1723 erbaut. Ihm folgte 
al3 Propit zu Ellwangen Franz Georg, ein Sohn Meldiors Friedrich, 
Grafen von Schönborn, und der A. Sophia, einer Gräfin von Boineburg; 
aud er war Domherr zu Trier, Köln, Münjter und Speier. Er be 


1 Der Fortjeper des Erufius nennt ihn irrig einen Freiherrn von Rechberg. 


217 


gann 1752 den Bau des Seminargebäudes auf dem Schönenberge, welches 
jein Nachfolger (1756) vollendete. Im Jahre 1755 wurde Anton Jgnaz, 
Graf von Fugger-Kirchberg, aus ber Mitte des Capitels zum Propit 
erwählt. Am Jahre 1774 wurde er Biſchof in Regensburg, behielt 
aber die Propftei bei und erhielt den Kurfürjten Clemens Wenzes— 
lau3 von Trier, einen föniglich ſächſiſchen Prinzen, zum Coadjutor, 
welcher nad) dem Tode feines Vorfahrs (1785) die Propſt-Würde über: 
nahm und bis zur Aufhebung des fürftlichen Stiftes Ellwangen (1802/03) 
beibehielt. Unter ihm war Stiftsbecan Franz Karl, Fürſt von Hohen- 
lohe, Biſchof zu Tempe in partibus, Weihbijhof von Augsburg und 
fpäter erjter General-Bicar ber katholiſchen Kanbestheile in Württemberg; 
geitorben 9. Oct. 1819 als ermählter Biſchof von Augsburg. 


2. Komburg '. 


Komburg, ein abelihes Stift bei Steinbad, in der Nähe ber 
Stadt Schwäbiſch-Hall, zum Bistum Würzburg gehörend, war ur: 
ſprünglich aud ein Benedictiner:Klofter, wurde 1488 in ein mweltliches 
adeliches Ehorherrenitift verwandelt und fam im Jahre 1803 an Württem: 
berg. Komburg hatte einen Propjt-Decan, jeh8 Canoniker, vier Domi— 
cilare und zwölf Chorvicare oder Kapläne, welche den Gottesdienſt in 
der Stiftskirche, ſowie die Seeljorge zu bejorgen hatten ?, 

Bor ber Stiftung des Klofterd beitand im Marktflecken Steinbach 
eine eigene Pfarrei mit den Filialen Komburg, Hal, Unterlimburg, 
Heſſenthal. Das Schloß Komburg gehörte einer adelichen Familie, welche 
fih nad demſelben nannte, und war ein Lehen des Bistums Augsburg. 
Das Geſchlecht ftarb in Mitte des 11. Jahrhundert aus und das 
Schloß kam in den Beſitz ded Grafen Rudiger (auch Rugger und 
Rihard genannt) von Rothenburg an der Tauber, welcher dagjelbe er: 
weiterte. Bon deſſen vier Söhnen war Einhard, aud Emehard, von 
1088—1104 Biſchof zu Würzburg; die drei andern, Burkard, Heinrich 
und Nudiger, wohnten, bejonders erjterer, auf dem von ihm noch mehr 
befejtigten und vergrößerten Komburg. Burfard, der Fehden und immer: 
währenden Kriege müde, welche in ganz Deutſchland in Folge des In— 
vejtiturftreites und der Zerwürfniffe zwiihen den Päpſten und dem 
Kaijer Heinrich; IV. mwütheten, entſchloß ſich, nach dem Beijpiele Anderer 


i Quellen: Ussermann, Historia episcop. Würzeburgensis, 1794. 
P. 198 sqq. Menken, Script. I. 380. Grufius, Geld. Trithem. Annales. 
Gerarb Wader, Choricar, Komburg. Chronif, 1675. Uffenheim, Neben: 
flunden zu Sagittarii hist. Hallens. Schwabad 1746, 

2 Mejer, Beiträge zur Gejhichte von Komburg. Hall 1867, 


218 


vom Abel, feine Burg in ein Klofter zu verwandeln und dasjelbe reich— 
(ih mit Gütern zu begaben. Seine Brüder gaben ihre Zuftimmung, 
und Burkards Entſchluß wurde verwirklicht. In welchem Jahre dieſes 
geſchah, kann genau nicht angegeben werden, doch geſchah es vor dem 
Jahre 1079, da in dieſem Jahre bereits Vergabungen an die bei der 
Nikolauskirche in Komburg ſich befindlichen Mönche erwähnt werden. 


Die erſten Mönche und der erjte Abt Hemmo kamen aus dem 
Jakobskloſter in Hall, melde auf dem Plate ftand, wo jekt das 
Rathhaus der Stadt ſteht. 

Der Ausbau der Kirche und bed SKlofterd verzögerte fi aus 
Mangel an Mitteln. Ein reicher Bürger, Wignand von Eajtel bei 
Mainz, fam zu Hilfe und wurbe mit feiner Gattin Adelheid Mitftifter; 
zugleich beftimmte er aber aud) den Grafen Burfard, das Klofter der 
unmittelbaren Leitung ber Erzbifhöfe von Mainz zu unterftellen. Um 
biefe Zeit ſtand Wilhelm, Abt des Klofter8 Hirihau, in hohem 
Ansehen, jo daß die Stifter neuer, ſowie ſchon beftehender Klöfter Vor- 
fteher und Mönde aus Hirſchau ſich erbaten. Dieſes gejhah auch in 
Komburg, und Wilhelm, diefer Bitte entiprechend, ſchickte zwölf Mönche, 
an ihrer Spike Günther, den er zum Abte beftimmte, im Jahre 1088 1. 
Adalbero, Biſchof zu Würzburg, weihte in bemjelben Jahre die Kloiter- 
fire ein. Graf Burfard, der Stifter und Wignand ließen ſich unter 
die Klofterbrüder aufnehmen; des letztern Gattin, Adelheid, trat in das 
Frauenkloſter, welches Graf Heinrih, der Bruder des Stifter3, unter 
dem Namen Klein-Komburg in Steinbah gegründet hatte. Graf Rus 
diger und nach ihm deſſen Bruder, der obige Graf Heinrid, wurden Die 
eriten Schirmvögte des Kloſters, dejjen Güter und Beſitzungen bedeutend 
waren, von welchen aber mehrere jpäter verloren gingen. Außer ben 
Befitungen bed erjten Stifter8, ded Grafen Burkard, überliegen dem 
Klofter die Brüder desjelben, und zwar Graf Rudiger den Ort Dethe- 
lingen, Graf Heinrich mit feiner Gattin Geba alles, was fie in ben 
ihnen angehörigen Dörfern und Höfen bejaken; die edle Frau Mechtild 
Meerwolf vereinigte das Kleine Klöfterlein, in welches fie ihre Burg 
Stein an der art, zwiſchen Künzeldau und ngelfingen, verwandelt 
hatte, im Jahre 1088 mit dem Frauenkloſter KleinsKomburg, in welches 
jie dann jelbft eintrat. 

Nah dem Ausfterben der Grafen von Rothenburg wurden bie 
Hohenftaufen Schirmvögte des Kloſters Komburg. 


1 Daber fam es, daß Johann von Trittenheim und ſelbſt ber gleichzeitige 
Bertold von Conftanz das Stiftungsjahr bes Klofterd Komburg auf das Jahr 1088 
feftfepen, und den Abt Wilhelm felbft den Stifter desjelben nennen. 


219 


Berzeihniß der Aebte und Pröpſte von Komburg. 


Der erjte Abt, Hemmo, jtarb um das Jahr 1088 oder kehrte in 
fein altes Klojter zurüd, um dem von Wilhelm aus Hirihau ab: 
gefandten Abte Günther Pla zu mahen. Im Sabre 1102 lebte 
letzterer no; nad einigen Ehronifen folgte auf ihn Adelram, unter 
welchem die Klojterfrauenkirche zum HI. Aegidius vollendet wurde. Nach 
ihm Hartwig, 1108—1139. Im Jahre 1138 nahm Kaijer Konrad ILL 
das Klofter, unbeſchadet der Rechte der Biſchöfe von Würzburg, in feinen 
und be3 Reiche? Schuß und verleiht demjelben die Gericht3barkeit in dem 
ihm eigenen Kochergau; ebenjo erhielt er die nahmalige Erpofitur Nuß— 
baum, dejien Schloß die zwei Ritter Marquard, Vater und Sohn, um 
das Jahr 1136 in ein Klöfterlein umgewandelt und dem Klofter Kom: 
burg geſchenkt Hatten. Sein Nachfolger Albert oder Adalbert baute 
die Oswaldskirche und den Spital in Hall, melde dejjen Nachfolger 
Gernot oder Gebhard mit einigen Maierhöfen und Leibeigenen durch 
bie Hand des Schirmuogtd, bed Herzogs Friedrichs von Schwaben, (1156) 
dotirte. 

Auf Abt Gebhard folgten: Engelhard, Wernher, Kudiger, 
Volkrad und Walther, melde von 1165 bis zum Anfange bes drei- 
zehnten Jahrhundert? dem Kloſter vorjtanden, ohne daß weitere Ur— 
Funden oder hiſtoriſche Nachrichten von ihnen ſich vorfänden. 

Unter dem auf dieſe folgenden Abte Konrad Brenz entjtand 
(1216) ein Streit zwiſchen dem Erzbiihof von Mainz, Konrad, und 
dem Biſchof Otto von Würzburg, über das Recht, den Abt zu Kom: 
burg einzufegnen. Die Entiheidung wurde dem Papjt Honorius III. 
unterſtellt, defien Legat Gardinal Hugo von Oftia ſich für die Biſchöfe 
von Würzburg ausjprah, weil Komburg in beren Sprengel gelegen, 
auch Biſchof Adalbero (1088) die erjte Klofterfirhe eingemeiht habe. 
Konrad legte alterähalber die Würbe nieder. Sein Nachfolger, Kon- 
rad von Entenſche, überließ (1236) das Klojter zu Hal den Franzis- 
fanermönden. Unter ihm wurde fejtgejegt, daß Feine Nichtabelichen in 
das Klofter aufgenommen werben können. Dieſes Statut wurde bi 
zur Aufhebung bed Stiftes (1803) fejtgehalten 1. 

Auf Konrad folgten: Eberhard Philipp von Elterähofen, 
Embricus (Emmerih) von Bebenburg und Heinrich von Scheffau. 


1 Wie wenig babei die Möfterlihe Zucht und Ordnung gewann, berührt 
Menten mit ben Worten: „Ut iidem nobiles in choro monachi esse vellent, in 
campo equites, loricas sub cucullis induti ceu quaedam amphibia animalia: 
unde coenobio multae offensiones et detrimenta oborta.“* 


220 


Letzterer war am päpftlichen Hofe wohl angejehen, erhielt deshalb auch von 
Papjt Innocenz IV. (1248) verſchiedene Begünftigungen: Befreiung 
von Abreihung mehrerer Leibgedinge an Geiftliche (vieleicht Tiſchbrüder 
oder eingefaufte Pfründner), die freie Wahl der Aebte u. a. Ebenſo 
wurden (1256), mit Zuftimmung des Biſchofs Johann zu Würzburg, 
dur eine Bulle Papjt Alerander8 IV. von 1255 die Einkünfte ber 
Pfarrjtellen Gebjattel und Thungenthal dem Klofter wegen deſſen Ar- 
muth überlafjen und 1258 demſelben gänzlich einverleibt. Da die bis- 
herigen Schirmvögte, die Hohenjtaufen, ausjtarben, traf Abt Berthold 
von Hohenftein, Heinrichs Nachfolger, 1265 eine Webereinfunft mit 
den Schenken von Limpurg wegen des Schuted des Klojterd. Ihm 
folgte Sigfrieb von Morftein und auf ihn Simon. Unter biejem 
Abte Hoben fich die finanziellen Zujtände des Kloſters, auch beitand 
damals noch (1283) das Frauenkloſter zu St. Aegidi in Kleinsffomburg 
(Steinbah), welches bald darauf aufgehoben, deſſen Güter aber dem 
Mannskloſter einverleibt, nur jollten eine Anzahl armer Frauen in bem 
ehemaligen rauenklojter unterhalten werden. Auf Simon folgten die 
Aebte Sigjried IL, Heinrich von Bregingen, Beringer, Konrad 
von Ehaufen, Wolfram von Bilrietö, welcher den halben Theil des 
Schloſſes Bilrieth mit Zugehörden einverleibte und im Jahre 1318 von 
Kaifer Ludwig IV. die Bejtätigung der älteren Privilegien des Klojters 
‚erhielt, auch jtellte der Kaifer das Kloſter unter den Schuß der 
Stadt Hall. Allein die Haller dehnten dieſen Schuß auf eine Weile 
aus, daß große Irrungen zwiſchen ihnen und dem Abt Konrad ent- 
ftanden, welche zu offener Fehde führten (1324), in melder ber Abt 
verwundet und gefangen, und erjt nad drei Jahren, durch die Ber: 
mittlung ded Biſchofs von Würzburg und des Erzbiihofs von Mainz, 
aus jeiner Gefangenjhaft entlafjien wurde; body dauerten bie Streitig- 
feiten fort, 

Unter den legten Aebten hatten ſich die Schulden des Kloſters jo jehr 
gehäuft, daß die Mönche (1319) den Beſchluß faßten, auf zwei Jahre 
das Klojter zu verlaffen und dem damaligen Abte Konrad von Münk: 
beim die Einfünfte zur Schuldentilgung einzuhändigen. Das Hofpital 
zu Hal, welches biöher außer den Stadtmauern lag und unter der Xel- 
tung des Deutſchordens-Comthurs jtand, wurde 1323 in die Stabt 
verlegt und dem Klojter Komburg zur geiftlihen Bejorgung übertragen. 
Kaifer Ludwig IV. ernannte ben Grafen Kraft von Hohenlohe zum 
Schirmvogt des Klojterd (1333), mit welchem dasjelbe aber bald gleich 
falls wegen Nageläberg in Streit gerieth, baher auch die Schirmuogtei 
wieber im Jahre 1360 an die Stadt Hall kam, melde fie bis 1485 
beibebielt, 


221 


Nach dem Tode Konrads mählte dad Gapitel einen feiner Mitbrüber, 
Rudolf, welchen aud der Erzbiihof von Mainz, Gerlach, beftätigte, 
allein ein anderer Mönd, Heinrih Sieder, wußte gegen alle Privi- 
legien des Klofter3 vom Papſt Innocenz VI. eine Provifion auf die 
Abtei Komburg auszumirken (1360). Die Mönche widerſetzten ſich zwar, 
wurben aber mit Androhung geijtliher Strafen gezwungen, ihn (1365) 
anzuerkennen. Nach befien Tode (1370) mählte das Gapitel ben ge: 
nannten Rudolf, welder fih von Papft Urban V. eine Provifion 
ausgewirkt hatte, abermals zu jeinem Abte. Er wird als ein frommer 
und friedfertiger Mann geſchildert, Hatte aber durch Beihäbigung und 
Beraubung der Kloftergüter Bieled zu dulden, Er jtarb im Jahre 1375. 
Auf ihn folgten Erdinger Feldener, genannt von Stetten, biß 1401; 
dann Ernfried von Velberg, geftorben 21. Januar 1421. 

Es folgte Gottfried von Stetten, Papſt Martin V. beftätigte 
ihn den 13. Mai 1421, incorporirte dem Klofter 1422 die Pfarreien 
Erlach und Gelwingen und gejtattete zugleih, da das Klofter in jeder 
Beziehung immer mehr in Verfall fam, daß der Abt die Mönche in 
andere Klöfter verweilen dürfe, theild um bie auf dem Klofter haftende 
große Schuldenlaft zu tilgen, theil3 um wieder eine bejjere Flöfterliche 
Ordnung und Zucht zu pflanzen. Der Erfolg in letterer Beziehung 
muß jehr gering gemweien fein, denn als bie Bursfelder Reformation 
(1447) bei ihnen eingeführt werben jollte, widerſetzten fi der Prior 
und der Convent und appellirten jelbit an den Papſt Nicolaus V. Abt 
Gottfried beharrte zwar auf jeinem Vorhaben, befiere Ordnung ein: 
zuführen, die Möndhe aber wollten davon nichts wiſſen und widerſetzten 
ih, alle Zucht vermerfend. Gottfried ftarb im Jahre 1473. Sein 
Nachfolger Andread war ein einfacher, guter Mann, melden Papſt 
Sirtus IV. geftattete, auf die fünf dem Klofter einverleibten Pfarreien 
entweder Klojter: oder Weltgeiftlihe, letztere in widerruflicher Eigen— 
haft, zu ſetzen. Zu diefen fünf Pfarrkirchen gehörte auch die von Stein: 
bach und Hall, melde im Jahre 1476 dem Klofter mit der Bedingung 
einverleibt wurde, daß der biäherige Pfarrer in Steinbach, wohin Hall als 
eine Filiale gehörte, feinen Wohnfig nunmehr in Hall nehmen und von 
da aus Steinbach verfehen jollte. Unter diefem Abte ſank die Zahl der 
Mönde bid auf vier herab, welche nad deſſen Abdankung (1480) zuerit 
den Wilhelm Schenk von Limpurg ermählten, und da diefer die Wahl 
zurückwies, den Hildebrand von Graildheim. Aber auch diefer wollte 
von einer Umwandlung des Klofter8 in ein weltliches Chorherrenftift 
nichts wiſſen, was die Mönche aus Gründen, die oben bei Ellwangen an 
gegeben find, jetzt durchſetzen wollten. Da der Abt auf feiner Weigerung 
beharrte, wurde er von feinen eigenen Mönden von dem Klojter aus— 


222 


geſchloſſen, als er von einer Geſchäftsreiſe von Würzburg dahin zurüd- 
tehren wollte. Hildebrand zog zu feiner Schweiter nach Hall, mwojelbit 
er nad) adht Tagen 1485 aus Kummer ftarb. Nun fiel die Wahl der 
Mönde auf Sigfried von Holz, einen Mönd von Neresheim, welcher 
in ihre Pläne einging und aud den Biſchof Rudolf, ſowie den Papſt 
Innocenz VIIL für diefelben zu gewinnen wußte, jo daß im Jahre 1488 
das Klojter Komburg in ein weltliches Chorherrenftift verwandelt 
und ber Abt nun erjter Propft des neuen Stiftes, die Mönche aber 
Chor⸗ oder Stiftäherren wurden. Sigfried ftarb den 29. Auguft 1504, 
nachdem er einige verfallene Kloftergebäube bergeftellt und bie von ihm 
allein ausgeübte Jurisdiction an das Capitel zurückgegeben hatte. Im 
Jahre 1488 wurde die St.-Michaels-Stadtkirche in Hall von dem 
Kloſter Komburg losgetrennt und das Patronat der Stadtgemeinde 
überlajjen. 

Die Stadt Hall, eine alte Niederlafjung, it durch die dafelbft be- 
findlichen Salzquellen befannt, fie hatte ein Klofter zum Hl. Jakob, jowie 
zwei Schlöjfer, Unter:£impurg und dad Schloß Hall. Letzteres ſollen 
die alten Grafen bes Kochergaus bewohnt haben, jpäter wohnte dajelbit 
eine abelihe Familie, bie fih von Hal ſchrieb. An die Stelle diejes 
Schloſſes bauten die Haller, welche, von den Hohenjtaufen begünftigt, 
wahrjcheinlich unter dem Kaiſer Friedrich I. ihren Ort ummauert hatten, 
die alte St.Michaelskirche, die im Jahre 1156 Bilchof Abalbero von 
Würzburg einweihte. Doc blieb Hall, wie jeit unvordenklichen Zeiten, ein 
Yıllal von Steinbad, von wo aus es pajtorirt wurde. Vom Jahre 
1476 wohnte der Pfarrer von Steinbach in Hall, die Haller hatten 
unterbejien (1427) das jetige prächtige, große Münfter zum HL. Michael 
zu bauen angefangen und benußten den Zerfall des Kloſters Komburg 
und die unter den Mönchen Herrichende Uneinigfeit, um für ſich einen 
eigenen Pfarrer zu erhalten, welches ihnen auch im Jahre 1488 gelang; 
jedoch behielt dad Stift Komburg das Patronatsrecht. Aber aud) dieſes 
ging durch einen Vergleich, circa 1505, an die Stadt über, ſowie alle 
Gerechtigkeiten und Anſprüche, welde dag Stift Komburg an das 
St.⸗Michaels-Münſter und an die Gaplaneien St. Nicolaus, St. Dttilia 
und im Spitale hatte, dagegen Steinbach wieder eine eigene Pfarrei und 
von Komburg aus verjehen wurbe. 

Propft Sigfried von Holz ernannte Peter von Aufſeß, Erz 
priejter an der Gathedralficche zu Würzburg, zu feinem Coabjutor, welcher 
auch nad des erftern Tod zum Propfte ermählt wurde. Diejer übers 
ließ dem Bistum Würzburg die Jurisdiction über die Stift3-Unter- 
tbanen und jtarb 1522. Sein Nachfolger war Gumbert, ein Markgraf 
von Brandenburg, der Kammerherr des Papſtes Leo X. war, auch jpäter 


223 


in Rom lebte. Nah ber Einnahme Roms durch die Truppen Kaijer 
Karla V., wobei aud er ausgeplünbert und mißhandelt wurde, floh er 
nad Neapel, wojelbjt er den 25. Juni 1528 ftarb, ohne je nad) Kom: 
burg gelommen zu fein. Seine Stelle vertrat der Stiftsdecan Kraft 
von Reringen, der aber eine jo üble Wirthichaft, dabei ein jo ärgerliches 
Leben führte, daß er von feinem Amte entfernt werben mußte. Dieſes, 
ſowie der Uebertritt der Stabt Hall zur neuen Lehre, welchen bejonders 
ber Pfarrer Iſenmann und Johann Brenz bewirkten (1523), verurjachten 
eine große Aufregung, die auch das Stift Komburg berührte, indem, 
wenn ſchon das Stift der alten Lehre getreu blieb und der Bauernaufftand 
(1525) unter dem Schuße der Stadt Hall weniger nachtheilig auf das- 
jelbe einwirkte, doch ein großer Theil der Unterthanen, namentlid in 
Steinbach, der protejtantiihen Lehre zufiel. Da dieſes die Pröpite Phi— 
lipp, Schent von Limpurg, Domberr zu Würzburg von 1528—1545, 
und Daniel Stibar von Rabened, bis 1555, Udalrich Hölin, ber 
nur drei Monate Propſt war, endlih Erasmus Neuftetter von Schön- 
feld, bis 1594, nicht dulden wollten, jo kam es zu vielen Reibungen, in 
welden bald bieje, bald jene Partei, wie ſich die politiichen Verhältniſſe 
von außen ber geitalteten, die Dberhand hatte; doch gelang es beſonders 
bem Propfte Neuftetter, durch Begünftigung der katholiſchen Unterthanen, 
durch oft firengere Maßregeln gegen die Proteſtanten, weit den größten 
Theil der Stift3-Unterthanen theil3 der Fatholiihen Kirche zu erhalten, 
theils in diejelbe zurückzuführen. Er war es aud, der deßhalb geſchickte 
geijtliche Redner herbeirief, den Gottesbienft mit großer Pracht abhalten 
ließ und Vieles auf Wiederherftellung und Verſchönerung der Kirche und 
ber Stiftägebäube that. Er verfudte es auch, fein Stift zu einem un— 
mittelbaren Reihsftift, unabhängig von den Biihöfen von Würzburg zu 
machen, allein das Reichskammergericht zu Speier wie ihn 1587 zurüd. 
Auf ben Propit Erasmus folgten: Wolfgang Albert von Würz— 
burg, geitorben 24. März 1610; Gottfried von Aſchhauſen; Phi— 
lipp Adolf von Ehrenberg, welcher 1623 Bilhof wurde; Heinrich 
von Neumark, gejtorben 1628; Johann Heinrid von Weiler; So: 
bann Philipp von Schönborn, von 1642 an Biſchof. Unter diefem 
famen die Schweden nad Komburg; Oberſt Schobaniäfy war ihr An- 
führer. Sie vertrieben die Katholiken, ftellten einen proteftantijchen 
Prediger, Matth. Ströle, auf, mußten aber 1634, nad der Schladt bei 
Nördlingen, Komburg wieder verlafjen. Johann Heinrichd Nachfolger 
war Fr. Konrad von Stadion, geftorben 1685. Auch unter dieſem 
hatte das Stift in Folge ded andauernden Krieges Vieles zu -Iplden, 
und Jahre verflofjen, che es fich wieder erholt hatte und eine feſte Ord⸗ 
nung bergejtellt war, wozu namentlih der Nachfolger Fr. Konrads, 


224 


Georg Heinrid, Graf von Stadion, zugleich Decan ded Domcapiteld 
in Würzburg, von 1685— 1716, Vieles beitrug. Daß bei ben Unruhen 
und den VBerheerungen des dreißigjährigen Krieges mehrere Güter für das 
Stift verloren gingen, ſowie auch in den Drten, welche zur proteftanti= 
chen Kirche übertraten, läßt fich Leicht erflären. Dagegen berief Graf 
Heinrih von Oftein, Decan zu Komburg, vier Kapuziner-Prielter und 
einen Raienbruder aus der bayerijchen Provinz, weldhen er in dem Haufe 
ber armen Frauen in Steinbad 1682 eine Wohnung anmwicd. Freiherr 
von Pfirdt, Stiftäherr, ermeiterte diefe Kapuziner-Stiftung, jo da zmölf 
und mehr Geiftliche dajelbft wohnten. Wilhelm, Freiherr von Gutten- 
berg, Stiftsdecan von 1695—1736, machte eine eigene Stiftung, aus 
welcher Convertiten Unterjtäßung und oft lebenglänglide Penſionen 
erhielten. Durch diefe und ähnliche Mittel vermehrte fich die Zahl der 
fatholiihen Unterthanen, die theild als Filialiften der Pfarrei Stein- 
bach zugetheilt wurben, theil3 eigene Pfarrer erhielten: jo Haufen an 
der Roth, woſelbſt im Jahre 1705 eine Fatholiiche Kirche erbaut und 
ein eigener Geiftliher angeftellt, erftere auch nad erfolgter Graf Diteini- 
ſcher Stiftung eine Pfarrkirche wurde; jo Großallmerjpan, woſelbſt der 
Decan Graf Johann Heinrih von Dftein im Jahre 1696 eine eigene 
Pfarrei ftiftete. 

Bom Jahre 1716 an waren Pröpfte in Komburg: Johann Bi: 
tus von Würzburg, bis 9. Nov. 1756; Philipp Nudolf von Roten: 
hann, bis 1775; Dtto Philipp Groß von Trodau, bis 1780; 1781 
wurde gewählt Mar Kohann, Freiherr von Sickingen. — Den 4. Oft. 
1802 nahm Württemberg durch den General von Mylius provijorijch, den 
23. Nov. desſelben Jahres definitiv das Stift Komburg in Befit, welches, 
wie das Kapuzinerflofter und die Convertitenftiftung, aufgehoben wurde. 
Jetzt werden die Stiftsgebäude von den Föniglihen Invaliden bemohnt. 


3. Das Chorherrenftift Wiefenfteig . 


Das Collegiat:Stift Wiejenfteig in dem Städtchen gleichen Na— 
mend auf der württembergiſchen Alp, im Oberamte Geißlingen, hatte 
einen Propft, neun Canoniker und zehn Chorvicare ober Kapläne. Die 
Chorherren waren früher meiſtens Adeliche, jpäter wurden auch Bürger: 
liche aufgenommen; nur der Propit war ftet3 ein Domherr zu Augsburg, 
und jomit von Abel. 

Das Stift war urjprünglich ein Klofter des Benedictiner-Ordeng, 
wurde aber jpäter — das Jahr läßt fich nicht beftimmt angeben — in ein 


t Quellen: Die Oberamtöbefhreibung von Geihlingen von Prof. Stälin. 
Franc. Petri Hist. Suev. sacra. Gattler, Geſch. von Württemberg. 


225 


weltliches Chorherrenftift verwandelt. Nah einem in ber Kirche zu 
Giengen befindlichen Steine mit der Jahrzahl 984 nannte fih Sales 
mann noch Abt; dagegen im Jahre 1130 ein Helmbrecht als Propft zu 
Wiſe(nſteig) vorkommt. Sowie das Ende des 11. Jahrhunderts und 
die damals jo anhaltenden verberblihen Kriege (Anveftiturftreit) Anlaß 
gaben, neue Klöfter zu ftiften, jo waren fie auch oft Urſache, daß alte, 
reihe Klöfter ihrer Güter größtentheild beraubt wurden. Das urjprüng- 
lihe Benedictiner-Klofter wurde jhon laut Urkunde vom 6. Dec. 861 1 
unter dem König Ludwig dem Deutſchen von einem in diejer Gegend 
reich begüterten und angejehenen Manne, Rudolf, mit Zuftimmung 
feines Sohnes Eric, in dem Filsthale geftiftet. Ob diefer Rudolf Gau- 
graf und Stammvater der nahmaligen Grafen von Helfenjtein war, 
läßt fi zwar nicht beftimmt nachweiſen, doch iſt es wahrſcheinlich, ba 
Wiejenfteig eine der Hauptbefigungen, fpäter jogar die Mefidenz der 
Grafen von Helfenftein war und faft bie ganze Umgegend zu ihrer 
Herrichaft gehörte. Von dem Reichthum und der Macht dieſes Rudolf 
liefert der obige Stiftungsbrief jelbjt einen Beweis: nad demſelben 
ſchenkt Rudolf, nebſt vielen Leibeigenen, dem von ihm zu Ehren des 
hl. Cyriakus geftifteten Klofter den Ort Wifonfteiga? in dem Gau 
Plernungenthal, an dem Fluſſe Fils, in der Gruibinger Mark, des- 
gleihen einen zweiten Ort beim Urfprunge der Fils, einen dritten im 
Tiefenthal, einen vierten im Tleingau, mit Namen Hohenſtadt; dann bie 
Drte Weiterheim und Donnitetten, alle feine Befigungen im Nedargau, 
zu Nabern, Bilfingen, Weilheim und Neiblingen, im Fildgau, zu Je— 
fingen, bei Kirchheim, in Franken, in dem Lobedungengau, die Kirche zu 
Weinheim, weiter die Zehnten in den Orten Mühlhaujen, Ditzenbach, 
Aufhauſen und Merklingen. Einen weitern Beweis liefert der Umftand, 
daß Biihof Salomon IL von Conſtanz die Stiftung felbjt übernahm 
und der Webergabe viele Geiftlihe und Laien, wenigjtend freie Männer, 
als Zeugen anmwohnten, und der Stifter die Bebingung jtellte, daß, jo 
oft er oder jein Sohn an den Hof des Kaijerd oder in den Krieg 
ziehen wollten, da3 Klofter ihm auf deſſen Kojten ein Saumroß und einen 
Knecht mitgeben jollten, welches damals nur bie reichen Klöfter thun 
durften; zugleich behielt er für fich, jeinen Sohn und Nachkommen die 


I Die Stiftungsurfunde findet fih bei Neugart, Cod. dipl. Alem. n. 406; 
Sattler, Geld. bis 1260, ©. 669, unb in Franc. Petri Suevia sacra p. 900; 
body mit bem Unterfchiebe, daß die Urkunde bei ben leßteren ein Namensverzeihniß 
von mehr als 100 Leibeigenen enthält, welche der Stifter bem Kloſter übergab, 
während Neugart dieſes Verzeihnig nicht bat. 

2 Der Name Wiefenfteig fol von „Wifent*, einer Abart wilder Ochſen, welche 
fi bier fowie auf der ganzen Alb fanden, herrühren. 

Freib. Diöc-Arhiv. XVIL 15 


226 


Schirmvogtei, überließ aber den Mönchen die freie Wahl ihres Abts. 
Der erite Abt war Tutomann oder Tutemann. 

Ungeadtet diejer jo großartigen Stiftung erhob fid das Kloſter 
nie zu einer bejondern Bedeutung, ja es jcheint ſchon frühe die entfern- 
teren Befigungen eingebüßt und jeiner Auflöjung nahe gewejen zu fein, jo 
daß es ber Hl. Ulrich, Bijchof zu Augsburg, aus dem Geſchlechte der Grafen 
von Dillingen, wohl mit dem Stifter verwandt, in feinen Schuß nehmen 
mußte (960—970). Daher kam e8 auch, dat Wiefenfteig, wenn ſchon 
in dem Bisthumsjprengel Conjtanz gelegen, immerhin unter der bejon- 
deren Leitung des Biſchofs von Augsburg ftand, welcher aud dad Recht 
hatte, aus der Mitte feiner Domherren einen Propft dahin zu ernennen. 
Hierüber bejtanden bejondere Verträge zwilchen den Biſchöfen von Augs— 
burg und den Grafen von Helfenjtein, von den Jahren 1495 und 1573. 
Nach letzterem nominirte der jemeilige Biihof von Augsburg aus ber 
Mitte feiner Domherren einen Propſt, welchen er den Grafen von Helfen: 
ftein bezeichnete, diefer aber ihn den Stiftöherren vorjtellte. Der Propſt 
hatte zwar in Wiejenfteig, wohin er jährlid) Fam, ein anjehnliches Haus, 
wohnte aber jonft in Aug3burg. Der Decan und die Chorherren wurden 
unter dem Borfige des Propſtes von dem Gapitel gewählt, mit Aus— 
nabıne von zwei Canonikaten, zu melden bie Grafen von Helfenftein 
und jpäter ihre Rechtsnachfolger, die Kurfürften von Bayern, das Er: 
nennungsrecht hatten. Die Ehorherren und Kapläne hatten eigene Häujer, 
welche fie je allein oder zu zweien bewohnten. 

Zu bem Verfall des Stiftes, oder wenigftend dazu, daß e3 im Ver: 
hältnifje zu andern weniger emporfam, mag die den Grafen von Helfen: 
jtein zuftehende und von ihnen im größten Umfange ausgeübte Schirm: 
vogtei Viele beigetragen haben. Die Grafen, wenn jchon reich begütert 
unb ben ältejten Grafen-Geſchlechtern angehörend, ließen ſich faft in alle 
Händel und Fehden ein, welche durch Jahrhunderte Schwaben verheerten. 
Dieſes, jomwie die verſchwenderiſche Lebensweiſe mehrerer Helfenjteiner 
Grafen, führte für fie die größten Gelbverlegenheiten herbei, welchen 
zu Steuern fie wohl jedes ihnen zu Gebot jtehende Mittel ergriffen. 
Nun gehörte ihnen die Stadt Wiejenjteig, woſelbſt fie ein Schloß und 
nach der Zerftörung von Hiltenburg durch Herzog Ulrih von Württem- 
berg (1519) ihre Reſidenz hatten. Das Stift war ganz in ihrer 
Gewalt, und feine Mittel wurden zur Verbefferung ihrer Finanzen be— 
nützt, jo daß erſteres jeine Befigungen nie vergrößern fonnte. Graf 
Ulrich von Helfenftein (+ 1548) zeigte ſich der Reformation günftig und 
jeine Söhne Ulrih (7 1570) und Sebajtian (7 1564) traten 1555 über 
und führten die Neuerung in Wiefenfteig ein, forderten auch die Stiftäherren 
hierzu auf, deren Pfründen fie in Befit genommen hatten. Allein bieje 


227 


wenbeten fih an den Cardinal Dito, Biſchof zu Augsburg, der fi ihrer 
annahm. Im Jahre 1567 Fehrte Graf Ulrih, nad dem Tode ſeines 
Bruders Sebaftian, beſonders auf das Andringen jeiner Gemahlin Anna, 
einer Gräfin von Montfort, wieder zur Fatholiichen Kirche zurüd und 
verordnete in jeinem Teftamente (1570), die Pfründen wieder dem Stifte 
zurüczugeben, welches auch fein Sohn, Graf Rubolf, im Jahre 1589 
that und mittelft Uebereinkunft mit dem Cardinal Marx Gitticus, 
Biihof von Conſtanz, aus dem bisher bezogenen Einfommen ber Pfrün- 
den ein Frauenkloſter des dritten Ordens zu Wiejenfteig ftiftete, wozu 
ſechs Präbenden des Gtifts mit Erlaubnig des Biſchofs verwendet 
wurden. 

Das Stift blieb nun im Befige feiner Güter, allein der Ertrag 
hatte fi vermindert und wurde im Jahre 1567 nur zu 6—7000 fl. 
(freilich zu nieder) berechnet. Die Zahl der Chorherren, deren anfänglich 
16 waren, wurde jhon im Sabre 1495 auf 15 und fpäter auf 10 
berabgejegt. Man juchte zwar auch bier zu helfen, indem man Pfarr— 
ftellen dem Stifte einverleibte und dieſe durch Stiftögeiftliche oder aud) 
Weltgeiſtliche verjehen lie. So war ſchon im Jahre 1330 von Kaifer 
Ludwig IV. die Pfarrei Dellingen mit dem Kirchenſatz bajelbjt, 1331 
Merklingen von Graf Johann von Helfenftein, fpäter Wejterheim, deſſen 
halbe Kirche ſchon in der Stiftungsurkunde von 861 vorkommt, ins 
eorporirt worden; ſodann noch vor 1554 die Pfarreien Ditenbad und 
Mühlhauſen, beide lettern durch den Bilhof; dagegen litt das Stift 
Vieles in den jpätern Kriegen, beſonders im Jahre 1648, al die Schwe= 
den wegen Nichtbezahlung einer unerſchwinglichen Brandihakung das 
Städtchen mit der Propſtei, den Stiftshäujern und der Kirche nieder: 
brannten; doch erholte fi dag Stift wieder einigermaßen durch eine 
geordnete Haushaltung, jo daß im Jahre 1681 das Propfteihaus, bie 
Stiftshäufer und die Kirche neu erbaut werden Fonnten. Lebtere wurde 
von 1775—1785 reparirt und mit ſchönen Malereien und Statuen ver: 
ziert, und gehört unter die ſchönern Landkirchen. 

Das Verzeihniß ber Aebte und Pröpfte dieſes Stiftes läßt 
ih nit vollftändig geben, da, namentlich im Jahre 1648, die ältern 
Schriften und Urkunden verloren gingen. In den noch vorhandenen 
jind aufgeführt: 

Im Jahre 861 Abt Tutemann. 1130 Helmbredt, Propit. 1150 
Eberhard, Propft zum Hl. Cyriak. 1223 Mag. Purfardus de Wiſen— 
ftaige, praepositus et archidiaconus. 1232 Volkmar, Propft zu Wieſen— 
fteig. 1296 Wolfrad von Rodt. 1323 Friedrich von Snait. 1363 
und 1364 Eberhard von Randeck. 1406 SHeinrih von SHailfingen. 
1407 Heinrih Neidhart. 1444 und 1447 Reginald von Geroldseck. 

15* 


228 


1461 Johann, Graf von Werdenberg. 1500 Bernard Waldfirh. 1513 
Konrad Fröhlid. 1523 Hieronymus Lochner. 1525 Jacob von Red: 
berg. 1527—1535 Caſpar von Kaltenthal. 1552 Jacob Heinrichmann. 
1559 Ulrih von Gundelfingen. 1561 Ulrich, Freiherr von Königsegg— 
Aulendorf. 1569 Chriftoph Kellner. 1576 Ludwig, Freiherr von Grafen: 
egg. 1626 Johann Heinrich von Neineck. 1650 Eberhard Lorenz Sclie- 
berer von Laden. 1655 Johann Caſpar von Freiberg. 1664 Franz, 
Graf von Montfort. 1673 Johann Froben Ignaz, Graf von Zeil. 
1692 Fr. Friedrih, Graf von Wolfenjtein. 1718—1746 Joſeph Jul. 
Ernft Benno, Graf von Spauer. 1747 Freiherr von Bettenborf. 
1766-1803 Clemens, Graf von Lodron. Am Sabre 1803 murbe 
bad Choritift in Wiejenfteig von dem Kurfürjten Mar von Bayern 
aufgehoben. Die Herrihaft Wiejenfteig fiel nämlich nad dem Tode 
des lebten Grafen Rudolf von Helfenjtein (F 20. Sept. 1627) an 
deſſen drei Töchter: M. Johanna, vermählte Landgräfin von Leuchten: 
berg, Iſabella Eleonora, päter vermählte Gräfin von Dettingen, Fran: 
ziäfa Karolina, nachmals an Graf Wratislaus von Fürftenberg ver: 
mählt. Beide erjtern verkauften unterm 22. Sept. 1642 ihren Antheil 
an Wieſenſteig mit zwei Drittel um 100000 fl, an Bayern; Fürftenberg 
behielt feinen Antheil von cinem Drittel, bis es benjelben im Sabre 
1752/53 gleihfall3 an Bayern verkaufte Mit diefem Kaufe Tamen die 
Rechte, welche die Grafen von Helfenftein als Schirmvögte und Terri— 
torialsHerren über das Stift biß 1642 bejefjen, an Bayern und Fürften- 
berg und von 1753 an erftered allein, welches im Jahre 1803 bei der 
allgemeinen Säcularijation das Stift aufhob, die Herrſchaft Wieſenſteig 
aber durch einen Staatävertrag vom 3. Juni und 13. Oct. 1806 an 
Württemberg abtrat. Die Stiftöhäufer wurden nun an Private ver: 
fauft, das Propfteigebäube aber der Sit des Föniglihen Kameralamtes. 


» 4. Ehingen-KRottenburg '. 


Ehingen-Rottenburg, aud Ehingen am Nedar, beißt ber Theil 
der Stabt Rottenburg, welcher auf dem rechten Nedarufer liegt und mit 
biefer, durch zwei Brücken verbunden, eine Stabtgemeinde bildet. Ehingen 
war, jo weit die Urfunden zurückgehen, eine an dem rechten Nedarufer 
zerftreut liegende Pfarrgemeinde, welche die damaligen Dörfer Niebernau 
und Weiler, die abgegangenen Orte Kalchweil, Schabenmeiler und die jog. 
Altſtadt in ich begriff, jowie einen auf dem linken Necarufer gelegenen 


i Quellen: Befhreibung bes Oberamts Rottenburg. Luz von Luzenbarb, 
Geſchichte von Hohenberg, Manufeript von 1650. Weitenauers Hausbud bes 
Stiftes, Manufcript, 5 


229 


Theil der Stabt Rottenburg jelbft. Der Name kommt von den Rittern 
von Ehingen. | 

Die Stadt, erbaut von den Grafen von Hohenberg, nad; Allem 
Nahlommen der alten Gaugrafen des Sülchengaus, beren Herridaften 
das ganze Gebiet vom Schwarzwald (Dberhohenberg) bis an ben Nedar 
und die Befitungen der Pfalzgrafen von Tübingen (Nieberhohenberg) 
umfaßten, war ber Hauptfig der Grafen, melde bie beiden befejtigten 
Schlöſſer ob der Stadt (Weilerburg) und bei ber Stadt (jet Kreis— 
gefängniß) bewohnten. 

Bon diefen Grafen von Hohenberg Iebte zu Anfang des 13. Jahr: 
bundert3 Graf Burkard. Diefer erbaute einen Theil der Stabt und 
zugleih auf dem rechten Nedarufer eine Feine Kirche ober Kapelle 
(1209), welde er zur Begräbnißftätte für fih und feine Nachkommen 
bejtimmte. Graf Rubolf der Aeltere von Hohenberg und feine Gattin 
Irmengard, eine Gräfin von Württemberg, bauten an dieſe dem hl. Re— 
migiuß geweihte Kapelle eine anjehnlihe Kirche, welche, da mehrere 
Reliquien de Hl. Morig und feiner Gefährten dahin gebracht wurden, 
den Namen zum hl. Morit erhielt; zugleich ftellten die Erbauer biejer 
Kirhe (1330) zur Abhaltung des Gottesdienjtes und, um für fie und 
ihre Borfahren zu beten, zwölf Weltgeiftliche unter einem Propft als 
Chorherren und ſechs als Kapläne und Chorvicare an. So entitand das 
weltliche Chorherrenftift zum Hl. Moritz. 

Erjter Propft mar Mag. Pilgrin, auch Peregrin, ein Arzt und zus 
gleih Rector der alten Stadtpfarrfirhe in Sülden. Zum Unterhalt 
ber Geiftlihen verordnete der Stifter eine bejtimmte Fruchtgilde aus 
dem Hohenbergiſchen Zehnten zu Remingsheim und Kalchweil, dann im 
Sabre 1335 feinen Maierhof mit den Zehnten in Hardt, ein Gut in 
Poltringen. Hierzu famen von Dietrih, dem Merhild, einige Gefälle 
und Güter, jowie von Propft Pilgrin die Fiſchenz ob der Brud in 
Rottenburg, den LZaienzehnten von der Nedarhalden dajelbit. 

Graf Hugo von Hohenberg, ein Sohn bed Stifters, bejtätigte bie 
Stiftung (1339) und incorporirte derjelben den Kirchenjat mit ber bis— 
berigen Pfarrei zum Hl. Remigius, die Altftabt, Weiler, Niedernau und 
Kalchweil. Die von den Stiftäherren entworfenen Statuten werden von 
Margaretha, einer geborenen Gräfin von Naſſau, Wittwe des jüngern 
Grafen Rudolf von Hohenberg, als Vormünderin ihrer Kinder, 1344 
bejtätigt und fie ſelbſt ftiftet mit ihrem Sohne Graf Rudolf dem Jüng— 
jten die Dreisflönigpfründe. Letzterer bittet den Biſchof Heinrich von 
Conſtanz (27. Mai 1361), die von feinem Großvater Graf Rubolf mit 
Zuſtimmung feiner vier Söhne: Albrecht, nahmaligen Biſchof zu Freifing, 
Rudolf, obigen Rudolfs Vater, Hugo und Heinrich gemachte Ehorherren: 


230 


Stiftung zu beftätigen, was im Jahre 1862 geſchah. Graf Rudolf der 
Süngfte verfaufte zwar im Jahre 1371 die Grafſchaft Hohenberg an bie 
Herzoge von Defterreih, blieb aber doch im Genufje derjelben und 
ſchenkte dem Stifte (1381) die Kirche und den FKirchenjag mit allen 
Zehnten, Aeckern, Wiejen ꝛc. zu Bietenhaujen (einem Dorfe, dermalen 
in der figmaringiihen Herrihaft Haigerloh). Diefen Schenkungsbrief 
fiegeln fein Better, Graf Rudolf, Graf Konrad von Hohenberg in 
MWildberg Sohn, Hugo von Ehingen u. a. m. Herzog Leopold von 
Defterreich beitätigt am Samstag vor dem Palmtag 1382 dieje Schenkung 
und dem Stifte jelbit (1394) deſſen Privilegien und Güter ꝛc. Her: 
zog Friedrich von Defterreich jchenkt dem Stifte (1411) einen Hof zu 
Ergenzingen und im Jahre 1418 das Iehenherrliche Eigenthumsrecht zur 
Pfarrei Kilhberg, welche Hand von Herrenberg dem Stifte überlajjen 
hatte. Im Jahre 1446 jtiftete Konrad Nod, med. Dr. in Rottenburg, 
bie Stiftöpräbdicatur. Im Jahre 1455 aber ſchenken Herzog Albrecht 
von Defterreih und feine Gattin Mechthild, eine geborene Pralzgräfin 
zu Rhein, dem Stifte die Pfarrkirche mit dem bedeutenden Kirchenjat 
und Zehnten zu Spaidingen in der obern Grafihaft Hohenberg. So 
bildete fich, meiftens aus den einverleibten Pfarrftellen, welche das Stift 
theild durch jeine Kapläne und Chorherren, theil3 durch Weltgeiftliche 
verjehen ließ, ein Fond, welcher nicht unbedeutend war und bei feiner 
Aufhebung den Ertrag von 10—12 000 fl. jährlich abwarf. Die Zahl 
der Ganonifer jomwie der Kapläne mwurbe, beſonders nad; dem Brande 
von 1783, vermindert und bejtand bei der im Jahre 1806 dur Württem— 
berg erfolgten Auflöjung des Stifte8 aus dem Propfte, acht Canoni- 
fern und fünf Kaplänen. Dabei hatte das Stift das Patronatsrecht 
zu den katholiſchen Pfarritellen Bietenhaufen und Spaidingen, ſowie der 
proteftantiihen in Remingsheim. Die Stiftöherren wählten den Propft, 
jowie die Canoniker, melde von dem Biſchof zu Conjtanz und dem 
Landesherrn betätigt werden mußten. Ihre Obliegenheiten bejtanden in 
ber Seelforge der ehemaligen Nemigius- Pfarrgemeinde mit den Filialen 
Weiler und Niedernau, für erjtere war ein eigener Stiftspfarrer, zus 
gleih Chorherr, beitimmt; dann dem täglichen Gottesdienft mit Amt 
und Chor in der Stiftskirche und dem Abhalten der gejtifteten Jahrtage 
und Meſſen. 

Die Hausbüher des Stifts führen 34 Pröpfte namentlich auf, 
melde bier folgen!: 1. M. Bilgrin 1330-1339, 2. Friedrich von 


! Die Verzeichniffe der Pröpfle find anders bei Luz, anders bei Anderen 
angegeben. Stiftspropft Weitenauer bat mit Benutzung bes Gtiftsardivs und ber 
vorhandenen älteren Verzeichniſſe diefe bereinigt, weßhalb auch deſſen Angaben bier 
folgen. 


231 


Scherzingen bis 1347. 3. Werner Wölflin, aud Lupin genannt, bis 
1362. 4. Dietrih von Hohenjtein bis 1376. 5. Marquard von Horn 
bis 1383. 6. Heinrih von Späth bis 1390. 7. Siglin Winterbär 
von Horb bis 1402. 8. Conrad Hönibain (?) bis 1404. 9. Michael Hipp 
bi3 1412. 10. Albreht Gundi, refignirte 1415. 11. Heinrih Fäß 
(Fritſch) von 14151423. 12. Nicolaus Murrer von Hechingen bis 
1440. 13. Engelfried Wäßler bis 1463. 14. Heinrich Haas bis 1487. 
15. Jacob Ruff bis 1497. 16. Johann Kuhn von Rottweil bis 1535. 
17. M. Caſpar Wölflin bis 1541. 

18. Ambroſius Widenann, war Propit in Tübingen. Er begab 
ih, da die Reformation zu Tübingen eingeführt wurde, mit noch einem 
Chorherrn Konrad Kupferihmid nad Rottenburg, mojelbjt er in das 
Stift aufgenommen und im Jahre 1542 zum Propft daſelbſt ermählt 
wurde, lebte bis 1561. 19. Meldior Zanger bis 1603. 20. Jakob 
Müller, alias Molitor, refignirte 1614. 21. Johann März, neigte fi) 
der protejtantiichen Lehre zu, auch ſoll fein Wandel anftößig gemejen 
fein. Auf die deshalb durch eine bijchöflihe Commilfion gepflogene 
Unterfuhung mußte er bie propfteilihe Würde (1615) nieberlegen, be- 
hielt aber eine Canonikatspfründe; auf ihn folgte 22. Jakob Schorrer 
bis 1630. 23. Matthäus Fehl bis 1646. Unter dieſem bejeßten bie 
Schweden und die mit denjelben verbundenen herzoglich württembergijchen 
Truppen die Stadt Rottenburg, melde (1633) an Württemberg über: 
geben und die Bürger gezwungen wurden, dem Herzog Julius zu huldigen. 
Auch die Geijtlihen des Chorftiftes jollten diejes thun; ba fie ſich aber, 
auf Befehl des Biſchofs zu Eonftanz, mit Ausnahme eines einzigen, 
M. Corvinus, meigerten, nahm Württemberg von den GStiftgütern, 
Vorräthen ꝛc. Beſitz, ernannte den Propſt zum Stadtpfarrer, dem zwei 
Canoniker ala Helfer beigegeben wurden, die Filiale ließ man durch zwei 
Kapläne paftoriren, Doc im Jahre 1634 verließen die württembergifchen 
Truppen in Folge der Nörblinger Schlacht Rottenburg; das Stift wurde 
wieder bergeftellt und M. Fehl blieb Propft bis an feinen im Jahre 
1646 erfolgten Tod. Sein Nachfolger war 24. J. Georg Wald bis 
1672. 25. Ulrich Faiß bis 1673. 26. Johann Schön bis 1687. 
27. Johann Ev. Weitenauer, Dr. Theol. Protonotarius Apost. und 
Comiss. Episc. forensis, orbnete das ftiftiihe Archiv, ſowie die Ein- 
Fünfte desjelben, mit Fleiß und Sachkenntniß. Er ftarb den 23. Ja: 
nuar 1703. Seine Nachfolger waren: 28. Johann Michael Wild von 
1703—1730. 29. Chriftoph Edelmann bis 1748. 30. Thomas Hader 
bis 1765. 31. Fr. Anton Gerber bis 1786. Zur Zeit dieſes Propftes 
brannten (6. Sept. 1786) durch eine in einem Privathaus entftandene 
Feuersbrunſt die Wohnung des Propftes und mehrere Stiftsgebäude 


232 


ab, welche nur zum Theil wieder erbaut wurden. Eine Chorherrens und 
zwei Kaplanei-Pfründen blieben unbejegt, um aus ben zu abmaffiren- 
ben Bacaturgefällen einen Baufond zu jammeln. 32, Auf den Propft 
Gerber folgte Johann Michael Daub, vom 10. Mai 1787 bis 1792. 
33. Auf diefen Anton Bolz, gejtorben 1. Februar 1795. 34. Sein 
Nachfolger und letter Bropft war Ferdinand Stein. Unter ihm wurde 
das Chorftift von Württemberg im Jahre 1806 mit Beſchlag belegt 
und im Jahre 1807 ganz aufgelöst. Propſt Stein erhielt eine Penſion 
von 700 fl. und ftarb zu Rottenburg den 1. April 1810. Der bis— 
herige Stift3pfarrer Xaver Haud wurde Stadtpfarrer zum HI. Morik, 
ein Ehorherr Stadtkaplan, ein anderer Pfarrer in Weiler, jomie der 
Stiftäfaplan Stein Pfarrer in Niedernau. 


9. Horb. 


Die Stadt Horb am Nedar war bi 1806 öſterreichiſch, das 
Ehorherrenftift zum heiligen Kreuz wurde von Graf Rudolf von Hohen: 
berg gegründet 31. Det. 1387. Der Stifter bejtimmt, daß in Horb in 
ber Heilig-fereuzfirhe auf dem Markte mit zwölf Chorherren unb zwei 
Kaplänen unter einem Propfte ein mweltlihes Chorherrenitift fortan be- 
jtehen jolle, deren Obliegenheit es jei, in dieſer Kirche täglich vereint 
die Tagzeiten zu beten und ein Mekamt, und zwar für ihn, den Stifter 
und feine Familie, ſowie für das herzoglich öſterreichiſch-habsburgiſche 
Haus zu Halten. Zum Unterhalt diefer Stiftögeiftlihen bejtimmte Graf 
Rudolf „die Kirche und Kirhenjag zu Ylingen, und aud mit Nanıen 
„die Kirche des heiligen Erußes zu Horw uf dem Marhft, und darzu 
„unfere aigene Khirche, Khirhenjag und Kelhoff zu Yttingen (Eutingen, 
„ein Dorf 11/, Stunden von Horb gelegen, mit 1200 Seelen) in dem 
„Sau gelegen, baib’ in Cojtenger Biſtum mit allen iren Rechten, es 
„ſygen Widemen, an Höfen, Zinjen, Nuten und gelten, wo di überall 
„gelegen find, e8 jyg us oder innig, nigig und genommen (?) mit aller 
„Eigenſchaft, recht, gewaltjami, gewer und ehäftig u. |. w. aud mit . 
„Namen, die vier Altarpfrunden in bed Hl. Eruzefirhe in Horb mit 
„allen Rechten, Nuten u. |. w.“ 

So beftand der urjprünglide Stiftungsfond dieſes Stifte8 au dem 
reihlihen Einkommen zweier bedeutender Pfarrjtellen, von welden 
Klingen und Horb bie ganze Stadtgemeinde und das eine halbe Stunde 
entfernte Dörfchen umfaßten, jodann in dem Einkommen von vier zu 
ber Heilig = Kreuz: Kirche damals ſchon geftifteten Meßpfründen oder 
Kaplaneien. Das Chorherrenftift verblieb unter dem Schutze des öſter— 
veihijchen Hauſes, ungeachtet der oft ſchweren Zeiten, namentlich des 


233 


dreißigjährigen und der jpätern franzöfiichen Seriege, nit nur im Ges 
nufje und Befige dieſer Stiftungdgüter, jondern erwarb für ſich bei 
einer geordneten Haushaltung auch noch andere Befigungen, erneuerte 
bie Stiftäfirche (eine wirklich ſchöne und würdige Stiftskirche), die zu: 
glei die Pfarrkirche war, jomwie bie Stiftägebäube mit einem bebeuten- 
den Koftenaufwande. Die ältern öfterreichiichen Herzöge, ſowie ſpäter 
da3 Kaijerhaus nahmen fich dieſes Stift3 immer an und hielten auf Auf: 
rehterhaltung der Ordnung in demfelben. Herzog Sigmund (1468) 
überließ mit Zuftimmung bed Biſchofs da Einkommen einer Canonifats- 
pfründe der von feinem Vetter, Erzherzog Albrecht, geftifteten Univerfität 
Freiburg in ber Weile, daß ein verbienter Profefjor der Theologie 
dad Einkommen beziehen könne, ohne in Horb zu reſidiren. Die beiden 
legten Profefioren, welche dieje8 Einfommen bezogen, waren: Profeſſor 
Dannenmayer und, nad) feiner Beförberung an bie hohe Schule in 
Wien, Profeffor Shinzinger!. Die Erzherzogin Mechthild, Wittwe 
bed Erzherzogd Albreht, geborene Pfalzgräfin zu Rhein, ftiftete im 
Sabre 1471 die Stift3präbicatur und reducirte (1476) die Zahl der Cano— 
nifer auf zehn, dagegen zwei Kapläne angejtellt wurden; wobei es bis zur 
Aufhebung bes Stifts verblieb. — Zu Anfang des 16. Jahrhunderts ent: 
ftand ein Streit über die Bejorgung und Beſetzung der Stabtpfarrei in 
Horb, mwelder im Jahre 1528 unter der Vermittlung Oeſterreichs dahin 
beigelegt wurde, daß für Horb und Shlingen ein eigener Stadtpfarrer 
aufgejtellt werben jollte, der jedoch zugleich Canonikus fein durfte. 
2/9 des jährlichen reinen Stift3einfommend mwurben ihm als Bejoldung 
zugemwiefen. Dieſer Stabtpfarrer jollte von den Gtiftöherren und dem 
Magiftrate der Stadt Horb gemeinjhaftlih gewählt werben, und bei 
Stimmengleihheit der öſterreichiſche landesherrliche Commifjär die ent— 
jheidende Stimme haben. 

Der legte Propit ded EChorftift3 war Franz Sale von Bicari, 
ein Oheim des ſpätern Erzbiihojs Hermann von Bicari zu Freiburg. 
Württemberg nahm in Folge des Preburger Friedens (1806) Beſitz 
von Horb und den Fonda des Chorherrenjtift3 dajelbjt, und hob das— 
jelbe im Jahre 1807 ganz auf. Der GStiftäpropjt wurde mit 700 fl. 
penfionirt, einige noch jüngere Canonifer wurden auf Pfarreien ans 
gejtellt. So kam der nachmalige Oberfirden- und Schulrath Sinz als 
Stadtpfarrer nad) Eflingen, der damalige Stiftöpfarrer Schärtlin wurde 
Stabtpfarrer und Decan in Horb. 


1 Bol. über fie Didc-Arhiv 10, 275. 285. 





234 


6. Wolfegg '. 


Das Städten Wolfegg im Königlichen Oberamtsbezirk Walbdjee 
war der Hauptort der vormaligen Grafihaft Wolfegg, welche im Jahre 
1338 durch Heirath des Truchſeß Johann von Waldburg mit der Erb: 
todhter Clara von Neuffen an bie Familie der Truchſeß von Waldburg 
fam. Auf der nördlichen Spige der Anhöhe, auf welcher das Städtchen 
fteht, befindet fi ein anjehnlihes, nunmehr fürftlih Waldburgiſches 
Schloß, welches, nachdem es wiederholt, das legte Mal durch ben ſchwedi— 
ihen General Wrangel (1647), niedergebrannt morben, von dem Grafen 
Marimilian Franz (1687) wieder neu erbaut wurde. Dasjelbe war bie 
Refidenz einer eigenen LXinie der Grafen von Waldburg-Wolfegg, melde 
erit im Jahre 1798 mit dem Grafen Karl Eberhard Franz ausſtarb. 
Die Grafihaft Woljegg fam an den Grafen Joſeph Anton von Waldburg- 
Waldſee, welcher im Jahre 1803 in den Reichsfürſtenſtand erhoben wurde, 
defien Sohn nun Wolfegg unter mwürttembergijcher Landeshoheit beſitzt. 

In diefem Städtchen befand ſich nun ein weltliche Ehorherrnitift, 
bejtehend aus dem Propft, zwei Chorherren und fünf Kaplänen. Die 
jegige Pfarrfirhe zur Hl. Katharina war die Stiftskirche und wurde 
im Jahre 1733 neu aufgebaut. Graf Johann von Waldburg, Graf 
Eberhard von Sonnenberg Sohn, legte den Grund zu dieſer Stif- 
tung. Diejer Graf Johann, ein ausgezeichneter Krieggmann, war 
mit dem SHeere des Herzogd Sigmund von Defterreich = Tyrol gegen 
die DBenetianer im Jahre 1487 nah Stalien gezogen. Da bejtand 
er einen Zmeifampf mit Antonio von St. Severino, dem Sohne 
des venetianijhen Heerführerd, einem tapferen, jtarken und waffen: 
fundigen Manne, Der Kampf war hart, der Sieg ſchwankte. Da 
gelobte Graf Johann von Sonnenberg, ein Klojter zu ftiften, wenn 
er in dieſem erniten Kampfe fiegen würde AL Sieger nah Haufe 
zurückgekehrt, erfüllte er im Jahre 1500 fein Gelübde durch die Stiftung 
eined Franziskaner: Klojterd in Wolfegg. Seinem Tochtermann und 
Erben, Georg III. Truchſeß von Waldburg-Waldſee, genügte dieſe Stif— 
tung nicht; er bob daher das Klofter auf und ftiftete dafür ein welt- 
liches Chorherrenftift im Jahre 1519. Seine Dotation erhielt es aus 
den Einkünften der Pfarrei Wolfegg und Thann, welde bie Stift: 
geiftlihen zu verfehen hatten, aus dem Vogtrecht und Laien-Zehnten zu 
Ellwangen und Wolfegg, den großen Zehnten zu Gaijenhaus, fieben 
Fuder Wein aus den Waldburgiſchen Weingefällen in Meersburg, das 


4 Oberamts:Beihreibung von Waldſee; ferner Württembergifhe Jahrbücher 
Jahrg. 1834, 2, Heft. 


235 


benöthigte Holz aus dem Altdorfer Walde. Altthann wurde im Jahre 1781 
vom Stifte in der Art getrennt, daß dasjelbe dahin einen eigenen Pfarrer 
jeßen mußte; dagegen hatte es ſchon früher mehrere andere Stiftungen 
erhalten, von den Truchſeſſen Heinrich und jeinem Bruder Froben (1607) 
dag Vogtreht in Arnad, von Graf Mar Willibald (1667) Graf zu 
Woljegg 8000 fl., von dem Grafen Ferdinand Ludwig (1730) 3400 fl., 
von deſſen Gattin Anna von Schellenberg 3500 fl., von Graf Joſeph 
Franz (1765) 800 fl, von den jpätern Grafen 3225 fl. Im Jahre 
1805 beſchloß der Fürft Jojeph Anton von Waldburg-Wolfegg-Waldſee 
die Aufhebung des Stifts, welche im Jahre 1806 erfolgte. Es erhoben 
ih Anftände über den Bezug des Einkommens, da Württemberg diejes 
aniprad. Nah einem Vergleich vom Jahre 1809 wurde dasſelbe ge- 
teilt in der Weile, daß Württemberg die Baulajt an der Kirche und den 
PBfründgebäuden übernehmen mußte. Statt der Stiftäherren wurde ein 
Stadtpfarrer und ein Kaplan zur Bejorgung der Seeljorge aufgejtellt. 
Der letzte Propft war Fr. Joſeph Anton Rehm von Radolfzell gemejen, 
geboren 21. März 1739, jeit 1778 Propſt, geftorben als Pfarrer in 
Wolfegg 1806. 


7. Beil. 


Nah dem Ausjterben der Herren von Zeil fam das Schloß in 
Dberzeil mit der Herrihaft Zeil an verjhiedene Beſitzer, bis im Jahre 
1337 Kaijer Ludwig IV. dem Truchſeß Johann von Waldburg, kaiſer— 
liher Landvogt in Oberſchwaben, gejtattete, diejelbe für 2000 Marf 
Silber als Pfandihaft von dem Grafen Hugo von Montfort einzulöjen. 
Bon nun an blieb die Familie der Truchſeß von Waldburg im Befige 
dieſer Herrihaft, melde wegen ber Verdienſte des Truchſeß Georg im 
Bauernkriege diejem von Kaijer Karl V. al3 ein Mannslehen überlafien 
wurde. Truchſeß Froben beſchloß, jtatt de3 alten, baufälligen Schloſſes 
im Sabre 1608 ein neued mit einer Kirche zu erbauen und bei leterer 
ein weltliche Chorherrenftift, nad) dem Vorbilde des Stift zu Wolfegg, 
zu errichten. Dieje Kirche war als Stifts- und Pfarrkirche bejtimmt 
(die frühere war in Unterzeil, am Fuße ded Berges), ſowie zur Ruhe— 
ftätte der Truchſeßiſchen Familie. Bei derjelben wurden ein Propſt, zwei 
Chorherren und vier Kapläne angejtellt, weldhe den täglichen Gottesdienſt 
ſowie die Seelſorge verjehen follten. Dieje Stiftung erhielt noch in 
demjelben Jahre die biſchöflich Conftanziihe und im Jahre 1609 die 
kaiſerliche Beſtätigung. Zur Unterhaltung des Collegiatjtifte8 wurden 
bejtimmt bie Pfarr-Einfünfte von Unterzeil, Seibranz, der St. Georgen: 
pfründe in Wurzach, ein Capital von 10000 fl. aus dem Kammergut 
des Stifterd, eine jährlide Geldrente von 20 fl. und eine jährliche 


236 


Geldabgabe im Gejammtbetrag von 537 fl., welche den in ber Herr: 
ſchaft gelegenen Pfarreien gegen anderwärtige VBergünftigungen auferlegt 
wurde. 

Dur die folgenden Unglückszeiten gerieth die Stiftung, ehe fie 
recht in’3 Leben treten Fonnte, jammt den dazu gehörigen Gebäuben 
gänzlih in Abgang. Erſt bei der Erbtheilung im Jahre 1675 machten 
fi die beiden Brüder Graf Paris Jakob von Zeil und Graf Sebaftian 
Wunibald von Wurzad verbindlich, die Gebäude auf gemeinjchaftliche 
Koften wieder Herzuftellen und die Stiftung in Aufnahme zu bringen. 
Die Patronatd- und andern Nechte jollten gemeinſchaftlich fein und ab: 
wechſelnd ausgeübt werben. Allein ungeachtet wiederholter Verträge 
und Berhandlungen ergaben ſich immer wieder neue Anſtände, die der 
urjprünglihen Stiftung hemmend entgegen traten, big endlich burd 
eine biihöflihe Commilfion alle diefe Anſtände befeitigt und das Stift 
vollftändig Hergejtellt wurde. Die Stiftähäufer wurden neu aufgebaut, 
die Stiftskirche rejtaurirt (1761). Im Jahre 1805 verfügten bie beiden, 
damals reichdunmittelbaren Häufer Zeil und Wurzach die Aufhebung 
bes Stifte, welche auch im Jahre 1806 mit bifchöflicher Zuftimmung 
vollzogen wurde. Die Stiftskirche blieb die Pfarrfirhe, bie Pfarrei 
murde neu botirt, jomwie bie in Seibranz. In erjterer wurde noch ein 
Kaplan angeftellt. Der letzte Stiftöpropft und nachmalige Pfarrer war 
Johann Baptift Knaushardt, gejtorben im Jahre 1824. Das Patro— 
nat3recht jteht den Fürften von Zeil und den Fürften von Wurzach ge— 
meinſchaftlich zu. 


8. Rottweil‘. 


Sn der ehemaligen Reichsſtadt Rottweil am Nedar beſtand ein 
Berein von Weltgeiftlihen, die Priefterpräjenz zum heiligen Kreuz 
genannt, welche einen gemeinjamen Fond bejaken, aus dem die Mit- 
glieder derjelben den größten Theil ihres Einkommens bezogen. Diefer 
Fond war gebildet aus U. L. Tr. Pflege, einer Stiftung, gemadt von 
Spa, geborenen Gräfin von Todenburg, Gemahlin des Grafen Rudolf 
von Hohenberg (1387), dann mehreren Mekpfründen, die im 13. biß 
15. Jahrhundert von einzelnen Familien gejtiftet wurden. Hierzu kommen 
der jogenannte Mittelftadter Zehnten, welcher früher, als Laienzehnten, 
ſechzehn Theilhaber zählte, außer der Armenpflege, melde bie Hälfte 


ı Zur Literatur:v. Langen, Beiträge zur Gejchichte ber Stabt Rottweil a. N. 
Um 17%. Rudgaber, Geh. der Reichsſtadt Rottweil. Rottweil 1835—1838, 
Schriften des Rottweiler archäol. Vereins feit 1833. Glatz, Regeflen zur Gefchichte 
Rottweils, Beſchreibung bes Oberamts Rottweil, Stuttgart 1875. 


237 


desfelben bezog. Diejen den Privaten gehörigen Zehnten erfauften bie 
Geiftlihen aus ihren Mitteln und Erjparnijjen von 1293—1428 nad 
und nad zur Präjenz, mit ber St.Pauls-Kaplanei hatten fie aud 
Zehnten in Deiklingen. Meßpfründen oder Kaplaneien waren es ur: 
Iprünglich jechzehn, melde aber im Jahre 1432 vermindert mwurben. 
Ale Kapläne ftanden unter dem Stadtpfarrer, als dem Nector ber 
Präfenz, unter deſſen Aufficht fie dem täglichen Gottesdienſt im Chor 
bejorgen, bie Stiftungd-Mefjen und Jahrtage Halten und die feeljorg: 
lichen Obliegenheiten verrichten mußten. Sie wohnten in eigenen Pfründ— 
häufern. Die Einnahme der Präfenz betrug 4000—5000 fl. 

Unter Fr. Joſ. Uhl, Stadtpfarrer und Präfenzrector zu Rottweil, 
wurde diejer Pricjterverein in ein weltliches Chorberrenftift umgewandelt 
und mit Bewilligung des bijhöflihen Ordinariats in Conſtanz Uhl im 
Sabre 1768 der erjte Propft, fünf der Kapläne Ganonifer und vier 
Präjenzsfapläne; für letere Faufte Uhl aus eigenen Mitteln ein Präfenz- 
haus zur Wohnung und gründete einen Baufond von 500 fl., zugleich widmete 
er ein Capital von 6000 fl. zur Aufbefferung der Canonikatspfründen. 
Allein die Reichsſtadt Rottweil wollte von einem Canonikatſtifte nichts 
willen, daher amtlich von Seite des Magijtrat3 nur von dem Pfarr: 
Rector und den Präjenzherren die Rebe war, während dieſe fih Propſt 
und Ganonifer nannten und auch der Bisſthums-Catalog vom Jahre 
1793 unter den Gollegiatftiftern aufführte: Rottweil ecclesia collegiata 
ad 8. Crucem. Der lette Bropit war Johann Nepomuk Kolb. Als die 
Stadt Rottweil durch den Regensburger Deputations-Hauptihluß von 
1803 an Württemberg kam, löste fi das Chorftift von felbit auf; 
eine Canonikatspfründe wurde mit der Stabtpfarrei zur Haltung eines 
Vicars vereinigt, die Kaplaneien zum Theil mit den Lehritellen an dem 
Dbergymnafium verbunden. 


Adeliches Damenfift zu Sudan‘. 


Bei der ehemaligen Reichsſtadt Buhau am Feberfee, Oberamt 
Riedlingen, bejtand ein weltliches, adeliches Damenftift mit einer ge- 
fürfteten Abtiſſin und (in leßter Zeit) mit neun Stiftsdamen. Dieje 
lebten zwar in einer Gemeinjhaft unter der Negel des HI. Auguftin, 


i Bruschius, Genealogia monastica. Franc. Petri Suevia Sacra. Arzet, 
Urhprung, Aufnehmen und Fortpflanzung bes faiferl. gefürfteten freiweltlichen Etiftes 
Buchau vom Jahre 1650. Manuſcript. Erujius, Chronif ©. 262. I. Bb. Be 
ſchreibung bes Oberamts Rieblingen von 1827. Württembergifche Jahrbücher, Jahr: 
gang 1824. 2, Heft: Stiftungsgefhichte von Buchau von Decan Ströbele zu 
Riedlingen. 


238 


doch hatte jebe ihre eigene, auß drei Zimmern beftehende Wohnung, alle 
gemeinſchaftliche Küche, jedoch ohne Verbindlichkeit zur Theilnahme, Dieſe 
Damen waren an feine DOrdendgelübde gebunden, daher ftand ihnen 
frei, auszutreten und ſich zu verehelihen. Nur Adeliche (aus gräflichen, 
fürftlihen und freiherrlihen Familien) wurden aufgenommen und das 
Ganze war mehr eine Verforgungsanftalt für adeliche Fräulein, als 
ein Höjterliches Inftitut. Nur die Abtijfin legte bei dem Antritte ihres 
Amtes die Klojtergelübde ab und durfte ſich nicht mehr verehelichen. 
Die Stiftögebäude umfaßten die Stiftskirche, dad Schloß, in welchem 
die Fürſtin mit den Stiftsdamen mohnte; die Delonomiegebäude mit 
Wirthshaus und den Wohnungen der Stiftäbeamten und Geiftlichen 
bildeten ein gejchloffened® Ganzes, umgeben von dem Stadt-Buchauiſchen 
Gebiete, doch reichdunmittelbar und von der Stadt völlig unabhängig. 
Ebenjo bejak das Stift die reichsritterſchaftliche Herrſchaft Straßberg, 
einzelne Orte und Höfe, auch mehrere Güter, die Eorneliengüter genannt, 
in fremben Xerritorien. 

In den Europäiſchen Annalen von 1803, 6. Heft, find dieſe Be: 
figungen angegeben im Umfang zu 11/, Meilen mit 3500 Seelen und 
66000 Fl. jährlicher Revenuen. Sie beitanden a. aus der Herrſchaft 
Straßberg mit Straßberg, Fronitetten und Kaijeringen, wo die Abtijfin 
die Landeöhoheit Hatte; b. aus den Orten Bebenweiler, Bradenhofen, 
Dürnau, Kanzad mit Ober: und Unter:Bollod, Kappel mit dem Hennau: 
hof, Ottobeurerhof und Brudhof, endlid Moosburg; c. als öſterreichiſches 
Zehen der Abtijfin die Vogteien Oggelöbeuren, Renhartsweiler und das 
Amt Bierjtetten; d. zmölf Abtei-Meierhöfe und andere Falllehen und 
Gülthöfe; e. Zehnten in 35 Orten; f. Patronate in 18 Orten. Die 
Regierung führte die Abtijfin und das Capitel. Früher hatte das Stift 
jeine vier Erbämter, welde an adeliche Familien verliehen waren; jo 
waren bie Wiclen von Winnenden Kaſten- und Pfalzvögte (Kammerer), 
bie Ritter von Mietingen Marihälle, die von Brunsberg Truchſeſſen, 
die von Straßberg Schenken, welche aber nad dem Ausſterben obiger 
abelihen Familien nicht wieder bejet wurden. Außer den Stiftsdamen 
waren zwei Canoniker (der Groß- und Klein-Canoniker) und noch fünf 
Kapläne, alle Weltgeiftlihe, zur Bejorgung ber pfarrlihen Geſchäfte 
und des Chors angeftellt. Die Canoniker hatten Sit und Stimme im 
Gapitel (nad einer päpftlihen Bulle waren e8 1415 vier Canonifer). 
Die Pfarrlirhe war in Kappel, in welde aud bie Einwohner der 
Stadt Buchau eingepfarrt waren. 

Ueber die erfte Gründung des Stifts Buchau ſchwebt ein Dunkel, 
welches zu einer Sage Anlaß gab, die die ältern Schriftiteller, 3. B. 
Bruſchius, Franz Petri, Arzet u. ſ. w., indem fie einander abjchrieben, 


239 


als eine wirflihe Gedichte erzählen. Nach diefen joll Herzog Marfi- 
lius von Schwaben den König Pipin der Franken auf einem Heerzug 
nach Stalien gegen Aiftulf, König der Longobarden, auf Anrufen des 
Papites Stephan begleitet haben. In einer für die Longobarben uns 
glücklichen Schlaht fiel ber LongobarbensHerzog Ruflo von Tarent, feine 
beiden, noch unmündigen Söhne Bonoſius und Sophronius kamen ala 
Geiſeln nah Deutichland und erjterer wurde dem Herzog Marfiliug 
übergeben. Bon biefem erhielt er eine jtandesgemäße Erziehung, be 
deutende Güter am Federſee big Biberah und heirathete eine Gräfin 
von Montfort. Mit ihr erzeugte er einen Sohn, Graf Bero, und 
erbaute die Schlöfler Kefjelburg im Plankthal (vallis planctus, jo ge: 
nannt von einer Niederlage, welche bajelbit die Schwaben bei dem Ein- 
falle der Hunnen erlitten haben jollen) und das Schloß Warthaufen bei 
Biberach. Bero, mit einer von Bobman vereheliht, pflanzte fein Ge: 
Ihleht fort, ſowie dejjen Sohn Tallatarius, Lebterer erzeugte mit einer 
Gräfin von Andechs den Hatto und dieſer mit Abelinde, Tochter des 
ſchwäbiſchen Herzogs Hildebrand, der zu Kempten gewohnt, vier Söhne, 
von weldhen Hatto ſich dem geijtlihen Stande gewibmet, bie brei andern 
tapfere Krieger, und mit ihrem Vater bei dem Einfalle der Hunnen, 
zur Zeit Karla des Großen zu Ende ded achten Jahrhunderts, in einem 
im Plankthale vorgefallenen Treffen erfchlagen wurden. Ihre Mutter 
Abdelinde, mit der gleichnamigen Tochter, ftiftete hierauf zu Ehren der 
hl. Cornelius und Eyprian ein Frauenklofter, unter der Regel des 
Hl. Auguftinus, in weldem fie, als deſſen erfte Abtiffin, im Sahre 
809 ſtarb. 

Die Stiftungsgüter lagen in Oberichwaben, von Buchau bis zum 
Urfprung bed Fluſſes Schufjen, Ummenborf, Kellmünz, Bregenz ꝛc., in ben 
alten Gauen, dem Nibel:, Argen:, Linz: und Erit-Gau. Da die Klofter-- 
gebäude bald nad der Stiftung ein Raub der Flammen wurden und 
jehr in Abnahme lamen, ftellte Kaifer Ludwig der Fromme die Gebäube 
wieder her, ſchenkte, laut Urkunde d. d. Ingelheim, 22. Juli 819, dem 
Stifte die Orte Mengen und Saulgau, nahm basjelbe unter feinen be- 
ſonderen Schuß, ertheilte der Abtiffin die Freiheit, ein eigenes Pfalz 
gericht für die Eigenleute zu Halten, jomwie, daß das Klojter ein 
jveimeltliche8, adeliches Stift und die GStiftsfrauen an Feine Orbens- 
gelübde gebunden jein follten. So weit geht die Sage, zu deren Be- 
gründung man fi auf obige Urkunde berief. Allein fie hat jo viele 
Verſtöße gegen die Gedichte dieſer Zeit, daß man dad Ganze ala Did; 
tung anjehen muß, erfunden, um das Anſehen des Stifts zu erhöhen. 


t Ohne mich in eine Fritifhe Erörterung einzulafjen, fei bloß bemerkt: 1. König 


240 


Wahrſcheinlicher ift eine andere Angabe, nad) welcher zwar eine Ade- 
lindis Stifterin des Klofter8 war, diefe aber 100 Jahre jpäter lebte 
und die Gemahlin des Grafen Atto oder Otto war, welder als Gaugraf 
des Eritgaues in ber großen Grafihaft bed Grafen Ulrich, welcher dem 
Argen-, Nibel- und Linzgau vorjtand, in den Urkunden von 873, 875 
und 889 vorkommt. Diefer beiden Obigen drei Söhne jollen nad Her: 
mann, dem bewährten Chroniften von Reichenau, dem Chronicon breve 
S. Galli und des Abt3 von Urjperg, in einem Gefechte gegen die Hunnen, 
in den Jahren 902, 903 oder 906 (diek Jahr wird verjchieden an: 
gegeben) gefallen fein, worauf ſich die Mutter Adelindis mit ihrer 
Tochter in das wenige Jahre zuvor von ihr geftiftete Kloſter zurüd- 
gezogen haben joll, welches fie nad dem Tode der Ihrigen anſehnlich' 
bereichert. Wenn man daher die Urkunde des Kaijerd Ludwig bed 
Frommen von 819 als ächt anerkennen will, jo muß aud angenommen 
werben, daß ſchon früher, wie e8 aud in andern Orten der Fall war, 
zu Ende des achten Jahrhunderts unter Kaijer Karl dem Großen zu 
Buchau eine Klojterftiftung bejtanden Habe, melde entweder ganz in 
Abgang oder doch fchr in Verfall gefommen war, jo duß Adelindis, welche 
diejelbe wieder herjtellte und reichlich beſchenkte, als Stifterin angejehen 
wurde. So viel ift richtig, day Kaiſer Otto III. im Jahre 999 den 
gottgeweihten Frauen alles zurüczuftellen befahl, was dieſe von feinen 
Borfahren am Reiche, an Rechten, Gütern ꝛc. erhalten haben, ihnen 
aber zum Theil entriffen worden mar; ebenfo, daß Kaijer Otto IV. 
im Jahre 1208 die Schenkungen Ludoviei, div. memoriae, Imp. Au- 
gusti, welche das ihm vorgemwiejene Original enthalte, beitätigt. 
Sedenfalls beitand das Klofter ſchon zu Anfang des zehnten Jahr: 
hundert3 und wie der Umftand vermuthen läßt, daß der HI. Ulrich, Biſchof 
zu Augsburg, feine Schweiter Eleufina daſelbſt (925) zur Buße ein- 
ſchließen ließ, unter ftrenger Flöfterliher Zucht, melde aber bald ab- 
genommen, wie benn das Klofter in Abgang gekommen zu jein jcheint. 
Im Jahre 1032 brannte dasſelbe ab. Kaijer Heinrich III. ließ es 


Pipin z0g beiläufig im Jahre 754 nad Stalien; Bonofius wurbe, 12 Jahre alt, als 
Geiſel nach Deutfchland gebracht, feine ſchon erwachſenen Urenkel jollen zu Ende bes 
8. Jahrhunderts von ben Hunnen erſchlagen worben fein. Auf einen Zeitraum von 
40 Jahren würben demnach vier Generationen fommen, was unmöglich ift. 2, Führte 
zwar Karl ber Große Krieg mit den Hunnen, welde in Bayern und Friaul einge: 
fallen waren (788), aber nirgends findet fih, daß fie Damals ſchon bis in's Innere 
Schwabens gefommen wären. 3. Marfilius, Herzog von Schwaben, bie Montforte ıc. 
find um diefe Zeit nirgends beurkundet, auch verflofien ungefähr 200 Jahre, bis bie 
gräflicden und abelichen Familien anfingen, fih von ihren Schlöffern und Herrſchaften 
zu benennen. 
t Siehe Neugart, Cod. dipl. Alem. 


241 


(1043) wieder aufbauen, jtellte Zudht und Orbnung wieder her und 
ernannte Jutta, auch Tutta genannt, welche zugleich dem Klofter Lindau 
vorftand, zur Abtijfin in Buchau. 

Bon da an hatte das Kloſter verſchiedene Schickſale, mehrere der 
alten Stiftung3güter gingen im Laufe ber Zeit verloren, anbere wurden 
erworben; doch blieb das zu einem Stift umgemwanbelte Klofter eine 
hoch angejehene berühmte Stiftung, bie, bis auf unjer Jahrhundert herab, 
allen Stürmen trotzte. Wann die Abtiffin die reihSfürftlihe Würde 
erhielt, ift nicht befannt, doch nannte Kaifer Ludwig die Abtiffin Anna 
von Weindberg jhon im Jahre 1347 „unfere liebe Fürſtin“, und eine 
Urkunde Kaijer Friedrichs III. von 1455 jagt, die Abtiſſin jei ge 
fürftet mit dem Forſt, dem Federſee und dem Zoll zu Saulgau; auch 
hatte Kaijer Karl IV. dieſe ſchon im Jahre 1376 von der landvogtei- 
lihen Gewalt und Gerichtsbarkeit frei erklärt. Auf ber ſchwäbiſchen 
Fürſtenbank erhielt jedoch das Stift Buchau erft im Jahre 1616 Sik 
und Stimme und zwar abmwechjelnd mit Lindau, nach den hohenzollern⸗ 
ſchen Häufern. Einen befondern Schirmvogt, außer dem Kaifer, hatte das 
Stift nicht, nur im Jahre 1488 nahm basjelbe das Bürgerrecht ber 
Stadt Ulm und mit bemjelben deren Schuß an; bod gab es dieſes 
bald wieder auf und Kaiſer Mar I ernannte (1495) zu bejonderen 
Schußherren und Erhaltern (Eonjervatoren) des Stifts den jeweiligen 
Biſchof zu Conftanz, den Abt zu Kempten und den älteften regierenden 
Grafen von Fürftenberg. 

Das Stift erwarb an größeren Befigungen u. a. folgende: a. Dür- 
nau, mit neun Höfen, mit allen Rechten, durch Kauf (1387) von 
Ludwig von Neufra; den übrigen Theil (1390) vergabte Anna von 
Rüßeck, Abtiffin zu Buchau. b. Begenmweiler, durch Kauf (1510) 
von Dietrih von Späth und (1608) von den von Stoßingen. c. Kan 
zach, durh Kauf einen Hof (1345) von Hand von Hornitein, die 
Mühle (1427) durch Tauſch von dem Klofter Schuffenried, endlich den 
ganzen Ort (ehemals ein Reichenauer Lehen) mit der Gerichtsbarkeit (1442) 
von Hand Hepplin, Bürger in Saulgau, durh Kauf. d. Kappel, 
durh Kauf ſchon im Jahre 1223 von Konrad von Winterjtetten und 
1390 die Vogtei mit noch einigen Gütern von Hildebrand von Branden- 
burg. e. Die Herrſchaft Straßberg, melde im Jahre 1622 als ein 
eröfinetes Lehen, nad dem Tode des letzten Lehenbeſitzers von Weiter: 
ftetten, dem Stifte anheimfiel, 

Was die innern Zuftände des Stift3 berüßrt, jo äußerten die Zeit: 
ereignifje und ber Zeitgeift aud; hier ihren bedeutenden Einfluß. Schon 
im Jahre 1027 kam die Klofterzudt in Verfall, und ftatt ber ftrengen 


Ordensregel des hl. Benebict ſcheint die des HI. une — 
Freib. Dibe⸗irchiv. XVIL. 


242 


worden zu fein. Im fünfzehnten Jahrhundert war, wie faft in allen 
Klöftern Deutſchlands, die klöſterliche Zucht jo im Verfall, dak das 
Stift jeiner gänzlihen Auflöfung entgegen ging. Die Gräfin Mar: 
garetha von Werdenberg wurde 1449 als cin zwölfjähriges Kind, mit 
Diſpens de3 Papjtes Nifolaus, Abtijfin. Im Jahre 1501 trat in jomeit 
eine Verbeſſerung ein, als die GStiftsdamen, bie da und bort für fi 
wohnten, gezwungen wurden, wieber im Vereine und in einem Haufe 
zu leben. Die unruhigen Zeiten, die dem großen Bauernaufftand. voran: 
gingen, bejtimmten die Abtiffin Barbara, die Stiftägebäude (1523) mit 
Mauern und Thürmen zu befeftigen. Ehe aber dieje Befeitigung vollendet 
war, bemädtigten ſich die aufrühreriichen Bauern des Stifts, die Abtiffin 
mit ihren Damen flohen, die Verwüſtung war groß, und erſt die Abtiffin 
Eliſabetha von Hohengeroldseck vollendete (1540) die angefangene Be 
fejtigung. Ebenſo laftete der dreißigjährige Krieg mit feinem Gefolge 
von Raub, Brand und peftartiger Krankheit fo jchwer auf dem Stifte, 
daß nah dem Tode der Abtijfin Katharina von Spaur (1650) nur 
nod eine Stiftsdame und ein Canonifer vorhanden war, jo daß man 
ſich genöthigt Jah, zur Neumahl eine eigene Gommilfion von benachbarten 
Geiftlihen zu ernennen, welde die Gräfin M. Franzisca von Mont: 
fort, damals Hofdame bei der Herzogin Claudia von Oeſterreich— 
Tirol, erwählte. Später hob fi das Stift wieder, die Zahl der 
Stiftsdamen ftieg von vier auf ſechs und fpäter auf neun, ohne die 
Eripectantinnen. 

Die Fürſtin M. Therefia, Gräfin von Montfort, ftellte den größten 
Theil der Stiftögebäude (1709) wieder her, die Stiftäfirche, eine ſchöne 
Notunde, wurde im Jahre 1774 neu erbaut und 1775 ausgeſchmückt; 
die letzte Fürftin, Marimiliana Gräfin von Stadion, ließ einen Theil 
des Federſees troden legen und erbaute ein Arbeitöhaus für bie Armen 
der Herrihaft und die Heimathlojen, daS aber im Jahre 1816 wieder 
aufgelöst werden mußte. 

Das Stift Buchau, mit allen demjelben angehörigen Befigungen, 
ſowie aud) das Neichsftädtchen kamen durch den Regensburger Depu: 
tations-Receß als Entihädigung an das jürftlihe Haus Taris, welches 
im Sabre 1802 Befig ergriff und dahin die Regierung, Kammer und 
die höheren Gerichtsſtellen für dejjen jämmtliche bedeutenden Befigungen 
in Schwaben, mit Ausnahme von Neresheim, verlegte. Nachdem aber 
Buhau im Jahre 1806 unter mürttembergiihe Landeshoheit Tam, 
wurde die Regierung dajelbjt aufgelöst. Im Jahre 1810 wurde bie 
bisherige Stiftskirche die Stadtpfarrlirhe für Buchau und Kappel, 
doh wird in der alten Pfarrkirche letztern Orts noch Gottesdienſt 
gehalten. | | 


243 


Verzeichniß der Abtiſſinnen!. 


Adelindis, die Stifterin und erſte Abtiſſin, angeblich geſtorben 
28. Auguſt 809 (ſollte wohl heißen 909); nun eine Lücke von hundert 
Jahren, dann folgt Irmentraud, geſt. 1021. Habarillis, geſt. 1027. 
Hildegard bis beiläufig 1043. Jutta, auch Tuta, zugleich Abtiſſin zu 
Lindau, geſt. 1061. Gertrud von Binholt, auch Banhald. Hier aber— 
mals eine Lücke von beiläufig ſechzig Jahren. Mechthild von Bue— 
wenburg, eigentlich Bienburg, von 1223—1247. Adelheid von 
Marktdorf von 1250—1300, geit. 1303. Katharina von GStoffeln, 
zugleich Abtiffin de3 St. Margarethenftiftd zu Waldfirh im Breidgau, 
geit. 1329. Anna, Gräfin von Weinsberg, get. 1353. Adelheid 
von Lupfen, Sterbejahr unbefannt. Anna von Rüßeck, get. 1402. 
Anna, Freiin von Gundelfingen, geft. 1410. Agnes, Gräfin von 
Thengen, geft. 1426. Klara, Tochter des Grafen Heinrih von Mont: 
fort, Herrn zu Werbenberg, Davos und Prättigau, und der Chunegund, 
Gräfin von Werdenberg:Sargans, gejt. 1449. Margaretd, Gräfin 
von Werbenberg, get. 1497. Anna, Gräfin von Werbenberg, ber 
Dbigen Schweiter, gejtorben nad) fieben Monaten im Jahre 1497. 
Anna, Freiin von Gundelfingen, geit. 1523. Elijabeth, rein 
von Hohengeroldseck, geit. 1540. Margareth, Tochter des Grafen 
Hugo von Montfort und der Gräfin Anna von Bitih zu Zmeibrüden, 
geit. 1556. Maria Jacobe, Freiin von Schwarzenberg, geit. 1594. 
Gleonora, ded Grafen Hugo von Montfjort zu Rothenfeld und ber 
Magdalena, Freiin von Schwarzenberg Tochter, get. 1610. Katha- 
rina, Gräfin von Spaur und Valor, gejt. 1650, den 21. März. 
M. Francisca, des Grafen Hugo von Montfort zu Tettnang und 
der Johanna Euphrojine, Erbtruchſeſſin von Waldburg-Wolfegg Tochter, 
geſt. circa 1660. Maria Thereſia, Tochter des Grafen Karl Ludwig 
Ernſt von Sulz und der Eliſabeth, Gräfin von Zollern, geſt. 1692, den 
18. Auguft. Maria Francisca, Tochter des Grafen Joh. Jacob, Truchſeß 
von WaldburgsZeil, und der Johanna, Gräfin von Wolkenftein, geft. 
4. Nov. 1693. M. Therejia, ded Grafen Johann von Montfort 
und der Katharina, Gräfin von Sulz Tochter, gejt. nad 1713. 

Marimiliana, Gräfin von Stadion-Warthaufen, war die [cette 
fürftliche Abtiffin, erwählt den 18. Sanuar 1775, penjionirt 1803. 


ı Diefes Verzeichniß ift lüdenhaft, weil die Älteften Urfunben verloren gingen. 
Ich folgte mit einigen Berichtigungen den Angaben von Arzet, Brufhius u. N. 


16* 


Beiträge zur Ehronik 


Borderöfterreihiichen Kapnziner-Provinz. 


Von 1744 bis zu ihrer Anflöfnng. 


Berfub einer Zortſetzung der Historia provinciae anterioris Austriae 
ord. Capuc. des P. Romuald von Stokad. 


Bon 


P. Zohannes Baptijta Baur, 


Arhivar der norbtirolifchen Kapuziner⸗Ordens⸗Probinz. 


Quellen 


Zuvor fei allen jenen Herren ber verbindlichfte Danf ausgefprocdhen, welche ben 
Verfaffer in dieſer Sache mit Rath und That unterflügt haben, beſonders ben Herren 
Staateardivaren in Karlsruhe und Stuttgart, den Herren Archivaren des fürftlichen 
Hauptarchives in Donauefhingen und Wolfegg, den Herren Pfarrer Sambeth, Dr. fr. 
Mone, Pfarrer Schauber von Chriftaghofen und feinem lieben Bruder Alois ıc. x. 


Mauufcripte 


Monimenta (sic) archivii Constantiensis. 

* Diefe Klofterchroniken wurden (unb werben) im Auftrage ber Provinz 
vorftehung in jedem Klofter vom Obern beforgt (ex mandato congregationis 
provincialis anni 1676 et capitulorum anni 1680 et 1682), und bei ber 
visitatio provincialis ober beim Gapitel unterſucht und für die Provinzs 
chronik ausgezogen (cf. Arch. Bludent. conventus III. 4). 

Monimenta archivii Moesskirchensis, Engensis; in bem f. f. Hauptarchive 
unb in ber Hofbibliothef zu Donaueſchingen. 

Monimenta archivii Brigantini, Feldkirchensis, Bludentini, Bezaviensis; 
in ben Ardiven ber betreffenden Kapuzinerflöfter. 

Acta Capucinorum; im großh. Generalsfandesardhive zu Karlsruhe. 17 Fas- 
cifel, ausgezogen von Al. Baur, Pfarrer zu St. Trudpert. . 

Acta Capueinorum; im f. f. Hauptardive zu Donaueſchingen. 

Notitiae manuser. von einigen Orten, wo Kapuzinerflöfler waren. 

Archivia conventus ord. Cap. Brigantini, Bludentini, Bezaviensis, Feld- 
kirchensis unb anberer tirolifcher Klöſter. 

Chronica provinciae Tirolis septentrionalis ord. Capue.; 10 Bände in 
Großfolio. 

Kloſtergeſchichte oder Kloſterbuch von Vorarlberg; vom Verfaſſer dieſer Chronik. 


Gedrudte Hilfsmittel. 


Sauter, VBerzeihniß ber württembergifchen Klöfter. Stuttgart 1879, Württems 
bergiſche Oberamts⸗Beſchreibung. 
Hafen, Chronik von Gattnau. Lindau 1854. 
* Vielfach berührt fi mit bem Gebiet, welches der Hr. Verfafjer fih zur 
Aufgabe gefeht Hat, jenes der neueftens begonnenen Chronica provincise 
Helveticae ord. s. p. Franeisci Capue. etc. 1. Heft. Solothurn 1884. 
Anm. d. Red. 


Vorſtand der vorderöfterreihifhen Kapuziner-Ordend-Provinz. 


Ort unb Zeit ber 
Baht. 


Propvinziale 


Definitoren, 
beren es bis 1788 immer vier gab. 


1744, 28. Aug. zu | Einftimmig P. Salo-|P. Anaftafius von Villingen. 


Engen. 


1747, 25. Aug, zu 
Langenargen. 
1750, 28, Aug. zu 
Veberlingen. 
1753, 31. Aug. zu 

Riedlingen. 
1756, 27. Aug. zu 
Ravensburg. 


1759, zu Engen. 


1762, 8. Dct. zu 
Rheinfelden. 
1765, 6. Sept. zu 

Biberad). 


1768, 2. Sept. zu 
Eonftanz. 

1771, zu Marks 
dorf. 

1774, 5. Aug. zu 
Ueberlingen. 
1777, 8. Aug. zu 

Engen. 
1780, 22. Sept. zu 
Conſtanz. 
1782, 30. April zu 
Conſtanz. 
1809, 12. Nov. zu 
Waldshut. 
1809. 


1810. 


1805. 


mon von Billingen, 
das 4. Mal. 

P. Franz; Anton von 
Conſtanz, bas 2, Mal. 

P. Reinhard von Rotis 
weil. 

P. Franz Anton, bas 
3. Mal. 

P. Reinharb von Rott: 
weil, beinahe einſtim⸗ 
mig. 

P.Eulogius von Wol- 
fach. 


P. 2anbolf, einſtimmig. 


P. Gorgonius, mit 48 
Stimmen von 62 Bo: 
tanten. 

P. Anaftafius. 


P. Gorgonius, ein: 
fiimmig. 
P. Zadarias, 


P. Gorgonius von 
Kieſelegg. 

P. Zacharias, einſtim— 
mig; + 30. Mai 1781. 

P. Ignatius. 


P. Berner von Rotten- 
burg. 

P. Brimus von Fir: 
bofen. 

P. Baulinus Nörber 
von Kirchhofen. 

P. Salomon von Bi: 
berach. 

P. Electus von Weber: 
lingen. 

P. Georgius von Dil: 
lingen. 


P. Blacibus von Offenburg. 


PP. Gulogius von Wolfach, Hierotheus 
von Erbishofen, Adrian von Immen⸗ 
ſtaad, Landolf von Dornbirn. 

PP. Placidus von Offenburg, Lanbolf, 
Bincenz von Ueberlingen, Hierotheus, 
Secretär bes apoftol. Procurators Ros 
muald von Freiburg. 

PP. Gorgonius von Kiefelegg, Ferdinand 
von Biberach, Hierotheus, Vincenz. 
PP. Hierotheus, Anaftafius von Schwar- 
zenberg, Zacharias von Munberfingen, 

Ferdinand, 

PP. Hierotheus, Franz Anton, Rein: 
hard von Waldshut, Ferdinand. 

PP. Zacharias, Reinhard, Franz Anton, 
Mebard von Marchthal. 

PP. Anaftafius v. Schwarzenberg, Ferdi⸗ 
nand, Reinhard, Medard v. Marchthal. 

PP. Medard, Anaſtaſius, Franz Anton, 
Ignaz von Conſtanz. 

PP. Reinhard, Ignaz, Anaftafius, Krise 
fpinian von Dietlhofen. 

P. Konrad? — Bon nun an waren feine 
Definitoren mehr erlaubt. 


Wahrſcheinlich identifh und verwechſelt 
mit P. Primus. 
Shwäbifhe Provinzgeſchichte 
ad annum 1803. 


PP. Efectus von Ueberlingen, Raimund, 
Bitalian, Marimilian von Wangen. 


Borbemerfung. 


Der Verfaſſer verfudht eine Fortſetzung ber Geſchichte des 
Paters Romuald!, nennt fie aber nur Beiträge, denn abgeſehen, daß 
ihn ſein Talent gegenüber obigem Auctor nur zu einer Chronik befähigt, 
konnte er auch nicht, wie dieſer Vorgänger, geordnete Archive und eine 
Menge Vorarbeiten benützen, ſondern mußte unter jahrelangen Be— 
mũhungen die nad) der Fluth der Säculariſation nur ſparſam noch zu 
entdeckenden Fragmente zufammenjucdhen, melde jedoch, mie ich glaube, 
binreihen, einigermaßen ein Bild der Periode ded Untergang jener 
einft jo blühenden Provinz zu geben und zur Ehre des Ordens Sene 
zu wiberlegen, melde über diefe Periode nur Schattenfeiten hervorkehren 
wollen. 


1744 


Um dieſe Zeit war Conſtanz von den Franzofen unter Clermont 
bejegt, und der Gouverneur bebrängte die Stadt und insbeſondere die 
Klöfter jehr mit Abgaben; unfer dortige® Provinzialkloſter blieb jedoch 
unbehelligt?. Es iſt dieß um fo bemerfenswerther, als die Franzoſen 
anderemale, wie mir ſehen werben, das Wenige, mas die Kapuziners 
Höfter zu bieten haben, fehr gerne, aud mit Gewalt an fi) nahmen, 





1 P. Romualb aus Stockach wurbe, nachdem er die verfchiebenen Aemter 
bes Ordens als Lector, Prediger, Guardian (mieberholt) u. ſ. mw. befleibet hatte, und 
wegen körperlicher Gebrechen ben anftrengenden Functionen nicht mehr geiwachien war, 
zum Hiftoriographen (Chronologus) ber vorberöfterreigifchen Provinz ernannt, lebte 
im Gonvent zu Ueberlingen unb verfaßte bier außer anderen Werfen bie aud 
für bie Zeitgeſchichte werthvolle Historia provinciae anterioris Austriae fratrum 
minorum Capueinorum. Das Werk (633 S. Fol. umfajjend) wurde gebrudt im ber 
fürftabtligen Druderei zu Kempten 1747. Der Berfaffer war zwei Jahre vorher, 
am 16. April 1745, geftorben. Die Darftellung bes Stoffes ift, im Geſchmacke ber 
Zeit verfünftelt, „nach zehn Kategorien“ abgetheilt: Substantia, relatio, quantitas, 
qualitas, actio, passio, locatio, aetas, habitus, situs — provinciae anterioris 
Austrise. Dasfelbe ſchließt mit ben Jahre 1743. Anm. db. Reb. 

2 Monimenta archivii Constantiensis conventus Capuc. Manuscr. ad annum. 


249 


und die Gelinnung des Ordens in nächſter Nähe getreu Fennen lernen 
fonnten, indem zu Bregenz bie Kapuziner eben die größten An- 
ftrengungen madten, um die gegen bie Franzoſen aufgebotene Landſturm— 
mannſchaft zeitlih und geiftig zu verjorgen i. 


1745. 


Am 16. April (Charfreitag) ftarb P. Romuald, der Berfaffer der 
Historia provinciae anterioris Austriae, deſſen furze Biographie von 
einem Andern jeinem Geſchichtswerk einverleibt wurde ?, 


1747 


Eine unverjtändliche Verordnung erließ die Provinzvoritehung am 
8B80. Oct. Sie lautet: „Si quis fratrum de manuscriptis a. v. P. Engel- 
berti, etiam manu propria per se descriptis, praesumserit, clam 
reservare, aut cuidam extra ordinem vel utendum vel describen- 
dum extradere: praeter grave peccatum, nedum conventus, sed pro- 
vinciae furtum committens, incidat in casum reservatum, a quor.p. 
Provineialis nulli alteri concedet absolvendi potestatem; et hoc 
inseratur protocollo conventus.* In der That fand ich dieſe Ver— 
ordnung in fieben „Monimentis archiviorum* (mie bie Lokalchroniken 
dieſer Provinz heißen, welche nad einer Verordnung bei Gründung ber: 
jelben [1668] von jedem Klofterobern zu führen waren) verzeichnet ; 
mitunter gab ed auch noch einen Eingang oder ein Refum& dazu. Allein 
nie wurde ich Flug, welches ber Grund dieſer Verordnung mar. Zu: 
nächſt denkt man an glaubend» oder Firdhenfeindlihe Schriften; allein in 
biefem Falle würde man bei der Genjur nicht auf das furtum den 
Nachdrud legen. Immer ift diefer admodum Venerandus P. E. ohne 
ſchwarze Note oder Charafterifirung erwähnt, wenn aud daß a. v. P. 
nur gewöhnliche Drdenstitulatur vom Guardian abmwärt3 bis zum ein- 
fahen Priefter ift. Auch Ferne ich feinen P. Engelbert aus dieſer Zeit, 
als ben P. Engelbert, zu Dillingen geboren, den P. Romualbd einmal 
belobt, und den P. Engelbert von Engen (wenn e3 nicht etwa irr- 
thümlich derjelbe), von dem ich in einem Ercerpte aus ben Kirchen-Büchern 
ber Pfarrei Bregenz ebenfalls leje ald von einem „mirificus exorecista®, 
deſſen Freundſchaft und Umgang ber Schreiber die Seiligfeit feines 
Oheims, P. Wenzeslaus König von Bregenz (gejt. 24. Februar 1757), 
ebenfalld eines Exorciſten, zujhreibt. Des lektern Leib wurde anno 


1 Monimenta archivii convent. Brigantini. Manuscr. ad annum. 
2 Histor. prov. ant. Austriae p. 828. Siehe die Anm. S. 248, 


250 


1762, nad dem Zeugniffe des nämlichen Neffen und Pfarrer3 von Bre: 
genz, obwohl mit ungelöichtem Kalte bedeckt, dennoch vollkommen unver: 
jehrt befunden und in den neuen Friedhof überjeßt; deſſen Rojenfranz 
bat feine Familie als Reliquie an fi genommen, 

In diejem Jahre feierte auch diefe Provinz in allen Klöjtern bie 
Heiligiprehung des Kapuzinerd Fideliß von Sigmaringen und des 
Sojeph von Leoniſſa durch acht Tage, nad einer von Rom ge: 
fommenen, von den Ordensobern vorgejchriebenen Norm, zu ber nod 
die Provinzvorjtehung zur größern eier ihres Angehörigen jpecielle 
Weilungen erließ‘. Daß dieje eier bejonders zu Feldkirch glänzend 
begangen wurde, verjteht fi) von ſelbſt. Schon vorher hatten die Gläus 
bigen die Kapelle des Heiligen, welche unjerer Kirche dort angebaut ift, 
und morin das heilige Haupt des Märtyrers verehrt wird, ausgejhmüdt. 
1743 Hatten zwei adelihe Schweitern von Klefin zu Feldkirch 100 fl, 
zur ermarteten eier ald Legat vermadt. Graf Franz Wilhelm von 
Hohenems, Oberjt und Gouverneur in Steiermark, ein großer Gönner 
der Kapuziner, hatte 1745 einen neuen, jehr Tojtbaren Keld zur Zierbe 
des Heiligthums ded Hl. Fidelis dorthin gejpendet?, Während der ganzen 
Detav jorgten die Herren der Stabt für den Tiſch des Kloſters, theils 
auf eigene, theils auf Koften der Stabtlajje?. Allein nicht nur zu Feld: 
firh war ber Zulauf des Volkes zu der kirchlichen Feier und die An— 
dacht jehr groß, die Beiträge reihlih, jondern auch an andern Orten. 
Was die Beiträge betrifft, jo war z. B. zu Bregenz bie Wohlthätigkeit 
der Art, daß die Säfte darob erjtaunten* Auch der Papſt bedachte 
bieje Provinz aus Anlaß dieſer Feier mit bejondern Begünftigungen, ins 
dem er jedem Ordensprieſter berjelben die Vollmacht gab, auf 200 Kreuze 
oder Pfenninge den Sterbabla und auf 200 Rojenkränze den Brigittiner- 
ablaß zu verleihen. Den Brüdern und Klerifern verlieh er ad perso- 
nam den Sterbablaß und für ihre Roſenkränze den Brigittiner-Ablap. 

In der Provinzverordnung für dieſe Feler wurden aud) die Klojter: 
obern ermahnt, in jelben Tagen den Armen bei der. Pforte ober im 
Garten reichlihere Almojen auszutheilen, fo weit es die Umjtände er= 
laubten ®. 

Im gleihen Jahre, nad) dem Generalcapitel zu Rom, Tam der 
Re® P, Marimilian von Wangen, geweſener Generalbefinitor und 
Boftulator im Heiligiprehungsprocefie des hl. Fidelis bei der römijchen 


— — 





4 Monim. arch. Feldkirchensis. Manuscr. ad ann. 
2 L. c. ad ann. 3_L.c. ad ann, 

* Monim. arch. Brigant. Manuscr. ad ann. 

® Monim. arch. Feldkirch. Manuscr. ad ann. 


251 


Eurie, von Rom in die Provinz zurüd, und erwählte ſich das Klofter 
zu Feldkirch zum Aufenthalte, um in ber Nähe des SHeiligthumes jenes 
Heiligen zu fein, zu deſſen Ehre er fo große Anftrengungen gemacht 
hatte. Er fam am 24. Oct. dorthin, wurde aber ſchon am andern Tage 
leicht vom Schlage gerührt. Er reiäte deßhalb im folgenden Jahre gegen 
Ende Juni nad Wangen, um dad Bad und den Sauerbrummen zu ge: 
brauchen, ftarb aber am 25. Auguft in der Nacht, nad) Empfang ber 
heiligen Sterbjacramente !. 

Aus Anla der Canoniſationsfeier des HI. Fidelis war aud in 
andern Klöftern ein folder Zufammenlauf de Bolfed, daß man mitunter 
jelbjt außerhalb ber Kirche, im Garten, im Hofe des Klofter® die heilige 
Meſſe leſen, Beichte Hören und bie Heilige Communion austheilen mußte. 
Auch die Weltpriefter und andere Orden unterftügten die Feierlichkeit 
durch ihre Anweſenheit, durch Predigen u. ſ. w.? 

In diefem Jahre erhielt der Guardian unferes Klofterd zu Wangen 
auf fein Anſuchen in Münden mieber bie Zufage eines Faſſes Salz 
jährlich, auf drei Jahre, welche Mohlthat der Convent ſchon feit achtzig 
Jahren genofjen? hatte, ohne daß mir der Grund befannt iſt; vielleicht 
wegen Aushilfen im Bayerischen. 

Eine große Gnade fpendete dieſes Jahr Benedict XIV., indem 
er dem ganzen Orden die Hauptaltäre der Ordenskirchen täglich privis 
legirte, was früher nur wöchentlich dreimal der Fall war‘ (22. Juli). 


1748. 


Am 5. April jtarb a. v.P. Jordan von Rheinfelden zu Bregenz. 
Er war Prediger und Beichtvater; fein gewöhnlicher Wirkungskreis war 
zu Lindau (ordinarius Lindaviensis heißt e8 in der Quelle®, was 
einen confessarius ordinarius bed Damenitift3, wohin von Bregenz 
Kapuziner zu geiftlihen Dienften jahrelang berufen wurden, aber auch 
einen Pater excurrens bebeuten kann, der in ber Pfarrkirche allbort 
regelmäßig auszuhelfen hatte). Er war ein treffliher Ordengmann und 
Beobachter der ſeraphiſchen Regel, beſonders des Gehorſams; leutjelig 
gegen Alle, zeichnete er ſich durch religiöſen Anſtand aus, war friedfertig 
und der Provinz ſehr nützlich. Er betrübte nie Jemanden, außer durch 


1L. c. ad ann. 

2 Monim. arch. Engensis. Manuser. ad ann. in ber f. f. Bibliothek zu Donau⸗ 
eſchingen. 

3 Monim. arch. Wangensis. Manuser. ad ann. 

* Passim in arch. Ordinis. 

5 Monim. arch. Brigant. Manusecr. ad ann. 


252 


feinen frühen Tod im blühenden Alter. Er ftarb wohl vorbereitet, nad 
Empfang ber heiligen Sterbjacramente, wie er vorhergejagt, am obigen 
Tage, auf ben das Feſt der fieben Schmerzen Marien fiel, als man 
eben im Chore die nädtlihe Mette begonnen. Sein Leib wurbe in 
ber Todtengruft des Kapuzinerkloſters, die noch erhalten iſt, Nr. 12 
beigejegt, wo früher P, Ehrijtoph von Konſtanz gelegen. 

Schon am 13. Mai besjelben Jahres erlitt die Provinz einen 
neuen großen Berluft dur den Tod des P. Salomon von Bil- 
lingen?, welcher wegen jeiner audgezeichneten natürliden und wifjen- 
Ihaftlihen Befähigung und Erfahrung fat fein ganzes Ordensleben 
hindurch nur in öffentlichen Provinzangelegenheiten verwendet und be- 
Ihäftigt war, zuerſt ald Sociuß oder Secretär ber Provinziale ſechs 
Sahre lang, dann als Guardian, Definitor (Provinzialrath), Cuſtos, 
d. i. Stellvertreter bed Provinzial für einen gewiſſen Bezirk von 
mehreren Klöjtern, in Fällen, wo die Zeit es nicht erlaubt, fi an den 
Provinzial in wichtigern Angelegenheiten zu wenden; viermal al3 Pro- 
vinzial, ferner als Generalvifitator und Commiffär bei der Trennung 
der Schmeizerprovin; von ber neuen Elſäßerprovinz?. Der Chronift 
jagt, es wäre zu meitläufig, die jchwierigen Geſchäfte und die Prozefie 
aufzuzählen, bie er zum Wohle der Provinz zu behandeln hatte, mobei 
er Tag und Naht mündlid und jchriftlid beſchäftigt war. Hierbei fam 
ihm feine außerordentliche Vertrautheit mit dem stylus curiae und jeine 
jehr ſchöne Handſchrift gut zu Statten; unerſchrocken wandte er fih an 
Biſchöfe, Fürften, Könige und Kaifer und gab nicht nad), biß er gegen 
bie Gegner den Sieg erfochten. So im Streite wegen des Kloſters in 
Stodadh?, wo er nad Wien reiste; jo in Beziehung auf das die Kapu= 
ziner veripottende Werk bed hochw. Herrn Weißlinger, das auf fein Be— 
treiben vom Henker verbrannt wurde (Vulcano conseeratum); jo im 
Procefie mit den regulären Chorherren zu Freiburg megen ihre dem 
Kapuzinerflofter Täftigen Neubaued, an dem fie die Fenſter gegen jenes 
bin zu vermauern gezwungen wurden; jo in ber Angelegenheit wegen 
bed in Conſtanz und mweggenommenen Brunnenmwafjerd, und in no 
mehr anderen Angelegenheiten. Unzäblig find die Briefe, welche ber 
Unermüblihe dur ganz Europa an biftinguirte Perjönlichfeiten ſchrieb 
und wieder empfing. Außer der beutichen und lateinifhen war er auch 
ber franzöfiihen und italieniihen Sprache mädtig, hatte wegen feines 
böchft angenehmen Converfationdtones überall Freunde, jo baf ihm ber 
Zutritt bei großen Herren jeder Zeit frei ftand. Was an ihm Alle be 

! Monim. arch. Constant. Manuscr. ad ann. 


2 Cf. P. Romuald. Hist. prov. ant. Austr. 1729. p. 339. 
» Cf. P. Romuald 1. c. p. 201. 


— 


253 


munberten, war, daß er troß feiner franten Füße jo viele Tauſende von 
Meilen immer zu Fuß machte; nämlich außer der Viſitationsreiſe in der 
Provinz, die er über zmanzigmal gemacht, war er fünfmal zu Rom, ein- 
mal zu Wien, zu Köln zc., im übrigen immer gefund, ohne je ſich zu 
Aber zu lafjen, ohne Tabak oder eine Medizin zu gebrauden. Auch 
feine großen Schmerzen an den Füßen verheimlichte er Allen, und er 
fonnte ed gar nicht anhören, wenn man fagte, daß er fich übel befinde. 
Er ſtarb an der Waflerjuht im Kreiſe jeiner Mitbrüber, indem er bis 
zur legten Stunde oft den Vers wiederholte: Benedictus es Domine in 
firmamento coeli ete. zu Eonftanz, im 66. Lebens- und 50. Orbengjahre. 


1749. 


Zu Anfang bed Jahres wurde das Kapuzinerffojter in Bregenz 
durch Mittheilung eines kaiſerlichen Decreted erfreut, wonach die Kaiferin 
Maria Therejia demjelben ein in frühern Jahren jhon vom Aerar 
al3 Almoſen gemährtes jährliches Weingeld, das aber jeit einigen Jahren 
auögeblieben war, im Betrage von 80 fl. für immer zujprad) und auch 
bie früheren Rückſtände nachzuzahlen befahl!. Diejes Almojen mar dem 
Klofter urkundlich ſchon 1728 wenigitend für Ein Jahr, ja theilmeije 
Ihon 1717 zugejprodhen; jeit 1749 wenigſtens aud zugleich jährlich ein 
Faß Salz aus den kaiſerlichen Salinen?. in anderes kaiſerliches De— 
eret (d. d. Wien, 26. Mai) verbot dem Welt: und Kloſter-Klerus bie 
Berheimlihung von Dejerteuren, deren es damals ziemlich viele gegeben 
haben muß; den Mendikanten-Klöftern war eventuell Entziehung ber 
Sammlung gebroßt?. Auch dad Ordinariat zeigte fi) beſonders mohl- 
thätig, indem ed in biejem Sabre den ordinirten Theologen unſeres 
Hausſtudiums die Admiſſion ertheilte. 


1751. 


Um dieſe Zeit (oder ein Jahr darauf) befam die Provinz einen 
Zuwachs von fünf Kapızinern aus Franfreih, da der dortige König 
aus der Provinz Champagne eine Menge Kapuziner vertrieb, die nicht 
geborene Tranzojen waren? Auch in Defterreih begannen die Bor: 
läufer oder erjten Ausläufer de8 Joſephinismus unter Maria 


i Monim, arch. Brigant. Manuscr. p. 58. 

2 Arch. conv, Cap. Brigant. XIV. et Monim. arch. Constant. Manuscr. 
p. 59 et 74 copiae meae. 

3 Arch. conv. Feläkirch. XIV. 1. 

*% Monim. arch. Moesskirch. p. 94. 


254 


Therejia fich zu zeigen. Die Kreißhauptleute oder Amtmänner der 
Herrichaften befamen den Auftrag, auf Grund der Klofterardive zu bes 
richten, wann und von wem fie gegründet jeien? wer die Gründung 
erlaubt, insbeſondere ob ber lanbesfürftlihe Conſens vorhanden, zu 
melden Zwecke fie gegründet feien und für welche Zahl von Perſonen? 
Die Beamten übertrugen aber die Berihterjtattung unter Androhung ber 
faiferlichen Ungnade im Falle der Weigerung gewöhnlich den Guarbianen ‘. 


1752, 


Am 9. Januar jtarb zu Arnach der R. D. Dr. Johann Wilhelın 
Nom, welcher dort durch 39 Jahre mit allem Eifer ald Pfarrer ge— 
wirkt und unter andern großen Legaten au 6000 Fl. zur Aufbefjerung 
eined von einem gemifjen Gäjer geitifteten Legates behufs Stiftung eines 
Kapuzinerhoipizes teftirte?., Der Vater de8 Truchſeß, Fr. E. Graf von 
Wurzach, hatte vom obigen Gäjer 3000 Reichsgulden geliehen, welche 
von den Erben zur Gründung eine Hoſpizes gemwibmet wurden, wie e3 
Ihon der Erblafier im Sinne hatte, und zwar auf dem Gotteöberg (in 
monte Dei oder Götzenberg). Da aber Klojtergründungen um bieje 
Zeit auf mannigfahen Widerſpruch jtießen, bejonder8 in dieſem Falle, 
jo jeßte Pfarrer Nom als Bedingung bei, dag der Bau bis längſtens 
einem Jahre nad) feinem Tode den Anfang nehmen müfje, widrigenfalls 
ba3 Legat dem Abte von Weingarten zufallen jolle, behuf3 Gründung 
einer Kaplanei, wo er immer wolle. Dazu Fam e8 aud. Die Kapu— 
zinerprovinz hatte nämlich jchon früher dem Ordinariate einen Revers 
abgeben müjjen, daß fie die ohnedie3 zahlreichen Klöjter nicht vermehren 
wolle, wenn nit bie Franzisfaner dazu zwingen; daher konnte man 
bieje Gründung bei der Curie nicht betreiben. Der Truchſeß hatte aber 
die Ermirkung des biſchöflichen Conjenjed auf fich genommen, und er 
wurde dazu auch von der Provinzvorjtehung durch R. P. Anaſtaſius von 
Villingen, Definitor und Cuſtos als Commiſſär, ſowie durch öftern Be- 
ſuch jeitend des Guardian von Wangen, P. Nicolaus von Rottweil, 
während des entiheidenden Jahres, aufgemuntert. Da aber aud ber 
Truchſeß die Angelegenheit aus politiichen Gründen ſchriftlich beim Biſchof 
von Conſtanz betrieb, und nur zum Theil dur einen Abgejandten nad) 
Meeröburg, jo zerichlugen jih die Unterhandlungen. Der Abt ver: 
mendete nun das Legat zur Gründung der Kaplanei in Berg bei Ra: 


i Arch. conv. Feldkirch. XV. 1; Bezav. XI. 1 et alibi. 

2 Monim. arch. Wangensis. Manuscr. p. 85. 99. 112 et 144 ad ann. 1721; 
Arch. conv. Feldkirch. XVIII. 2. 5. et 6. (@inen reichen Gäfer findet man bei 
Ib. v. Arx, Geſchichte von St. Gallen II. 430.) 


255 


vendburg. Auch dad Gäjer’iche Legat verfehlte feine Beſtimmung, kam 
von einer Hand in die andere und wurde zum Theil in der des Magijtrats 
von Wangen für die Bebürfniffe des Klofterd in Wangen verwendet. 
Nämlih Matthäus Gäjer war Pfarrer von Aichftätten und hatte bie 
6000 Fl. zur Unterſtützung eines Kapuzinerkloſters in die Hände des 
Biſchofs von Chur ald Tejtament-Erecutors gelegt. Die Stadt Wangen 
aber hatte 3000 fl. vom Erecutor aus biejer Stiftung geliehen und be: 
ftritt daraus für das dortige Kloſter das nothwendige Fleiſch. 

Am 26. Februar jtarb gottjelig zu Conftanz, umgeben von feinen 
Mitbrübern, der P. Honorat, Jubilar, der ältejte nicht nur dieſer 
Provinz, jondern auch der Schweizer, Eljäher und vielleicht noch vieler 
Provinzen, im 89. Lebend: und 68. Orbensjahre!. Er war ein Eiferer 
für die alte jtrenge Disciplin, unermübet im Chore, den er bei Tag 
und Naht noch immer befuchte, als er ſchon weit über 80 Jahre alt 
war, und von dem er ſich nur wegen des Auftrages ber Obern und der 
Erihöpfung feiner Kräfte endlich dispenfirte Sein Todeskampf war 
Ihmerzlih und bitter und zog ſich durch ein Vierteljahr hindurch, wäh— 
rend weldhem er unter ben beftigiten Schmerzen, ohne fich rechts oder 
linf3 menden zu können, auf den Strohſack gebannt war, unter erjtaun: 
liher Geduld und zur größten Erbauung für die Herren Merzte. 


17593. 


Vom Provinzialcapitel d. d. 28. Augujt 1750 bis zum biekjährigen 
am 31. Auguft gehaltenen zählte die Kapuzinerfirche zu Wangen allein 
ſchon 205 430 Gonmunikfanten und der Convent hatte 453 Predigten, 
19 Katechejen gehalten und 5 Converfionen aufgenommen. Beſonders 
jeit dem Entjtehen einer Wallfahrt nahm der Concurs zu, benn jeit 
einigen Jahren war in der dortigen Spitalkirche ein munderthätiges 
Bild des gefangenen Chriſtus (wahrſcheinlich Chriftug im Elend). Da 
ba3 zahlreiche, auch von weit herbeijtrömende Volt jehr große, wunder: 
volle Gebetserhörungen conftatirte, wurde anno 1752 eine bijchöfliche 
Commiſſion erbeten, melde nad dem gejeßmähigen Procekverfahren 
mehrere Zeugen eidlich über die Wunder verhörte und fehr viele ſolche 
al3 authentiih erkannte, weßhalb dad Ordinariat bejagtes Bild ala 
wunderthätiges bejtätigte. Die Zahl der heiligen Meffen, die die Kapu— 
ziner bort zu lejen hatten, nahm mit der täglich wachſenden Andacht des 
Volkes zu, ebenſo das Gonfejfionale ?. 





i Monim. arch. Constant. Manuscr. cop. p. 70. 
2 Monim. arch. Wangensis p. 112 et 114. 


256 


1754. 


Dieß Jahr fendete ber Generalvicar von Straßburg bem 
Guardian von Oberkirch ein Decret, das wir, ald merkwürdig 
wegen Inhalt und Stil, deutſch wiebergeben ?: 

Tuſſanus Duvernin, Dr. der Sorbonne (sacrae facultatis Pari- 
siensis), als vom hochwürdigſten und durdlaudtigften Domcapitel sede 
vacante aufgeitellter Generalvicar und Official der Didceje Straßburg, 
bem andächtigen und ung in Ehrifto lieben P. Guardian ded Convents 
in Oberkirch, dieſer Diöceje, de Ordens der Mindern Br, des hl. Fran: 
ziskus, Kapuziner genannt, oder in deſſen Abmejenheit dem Vicarius 
desjelben Eonvents, Heil im Herrn! Auf daß die Pfarreien in Ober: 
kirch, Nußbach, Nieberadern u. j. wm. der Seelſorge nicht entbehren und 
die Pfarrkinder der Spendung der heiligen Sacramente und anderer 
geijtliher Hilfämittel nicht ermangeln, find wir gemillt, unterdeſſen für 
tauglide und fähige Priefter zu ſorgen. Deßhalb tragen wir dir auf 
und ermädtigen dich und die Deinigen, die du dazu erwählſt, Fraft ber 
Autorität, welche wir in bergleihen ſowohl von Rechts- als alter Ge 
wohnbeit wegen haben, indem wir auf deine und deiner Mönde Klug: 
heit, Lebenswandel und Gittenreinheit das größte Vertrauen im Herrn 
jeßen, daß bu jelbjt oder beine Religiojen, jo viele deren nöthig, alle 
pfarrlihen Gejhäfte in bejagten Orten: Oberkirch, Nußbach und Nieder: 
achern und ben dazu gehörigen Drten, gehörig bejorgeit, angefangen 
vom Donnerdtage, 11. died; wofür wir dir, ben Deinen und jebem ber: 
jelben, der bejagte Pfarreien verwaltet, aus und von den Einkünften 
und Bezügen bejagter Pfarrkirchen ein jährlicheg Entgelt von 200 fl. 
anmeifen und bejtimmen, welches jeden Duatember (angaria) und zwar 
im Vorhinein zu bezahlen. Wir tragen bir, ſoweit es nothwendig iſt, 
bei Strafe des Ungehorſams auf, darüber zu wachen, da& das im gegen- 
wärtigen Schreiben Enthaltene ohne Verzug und am beftimmten Tage 
in Bollzug komme und wir innerhalb adht Tagen über die Ausführung 
Nachweis befommen, indem gegenwärtige Verordnung bis auf eine andere 
Weiſung von und zu gelten bat. 

Gegeben zu Straßburg, 8. Nov. bed Jahres 1754 (ober vielmehr 
1756). Duvernit, Vie. Ge, — Auf Befehl des hochwürdigſten und 
gnädigiten Herrn Herrn Hüffel. 

Das Flöfterliche Leben mußte jo freilich ſchon vor ber Aufhebung 
der Klöfter aufgehoben werben, menn ein kleines Kapuzinerkloſter jeine 
Inſaſſen beitändig außer Haus halten mußte. 


1 Ex copia a Dr. Mone ab Originali desumta. 


257 


Am 26. April erlitt die Provinz einen unerwarteten Verluſt durch 
den Tod de3 Provinziald R. P. Franc. Antonius von Gonftanz, 
aus dem adelihen Gejchlehte der Scherdi. Er mar anſcheinend nod) 
ganz gejund gegen Ende Februar von Conſtanz nad) Immenſtaad gereist, 
mo er mieberholte Anmwandlungen von Fieber fühlte, melde aber der 
ärztlichen Hilfe wichen; er jegte nun jeine Reife nah Rom zum Ge: 
neralcapitel fort, während Füße und Leib immer mehr anſchwollen, 
jo daß er zu Klaujen unter Briren im Kapuzinerflojter Halt machen 
und ärztliche Hilfe in Anfpruch nehmen mußte, welche aber nicht3 mehr 
fruchtete; nach fünfwöchentlichem Aufenthalt daſelbſt jtarb er, verjehen 
mit den heiligen Sterbjacramenten und gottergeben, im Beijein der Mit: 
brüber an der Wafferjudt !. 

Die angeführte Quelle rühmt dabei die Liebe und die Sorgfalt der 
Tirolerprovinz, bejonders die des Guardian zu Klaujen, R.P. Karl- 
mann; den P. franz Anton ftellt fie dar al einen Mann von beiten 
Anlagen, janjtmüthig, liebevoll und bejcheiden bei Zurechtweilungen. 
Mehrere Jahre war er Lector und Prediger in größeren Kirchen geweſen, 
wegen jeiner Leutjeligkeit bei Allen jehr beliebt, unermüblid) in den Provinz- 
angelegenheiten, ohne im Eifer des Gebete nachzulaſſen. Am 8. Mai 
itarb zu Conſtanz P. Simplicianus von Ravensburg, aus dem 
Adelsgeihlehte Deuring, der dortſelbſt mehrere Jahre Vicar des 
Kloiterd war. Es ſcheint, daß ihn der unerwartete Tod des Provin- 
zial8 jo erjhütterte, da er auf deſſen Nahridt in ein Fieber fiel und 
gegen Aller Erwartung beim dritten Anfalle, jedoch verjehen mit den 
heiligen Sacramenten und auf's Beſte vorbereitet, im Kreije der Mit: 
brüber verſchied. Troß jeiner 70 Jahre war er immer beichäftigt und 
mit größter Liebe Allen zu Dienjten. Seine Hauptjorge war die Sa— 
erijtei, der er wunderſchöne Paramente zu verſchaffen wußte. Er war 
beliebt beim Adel und gemeinen Volke wegen feiner Geradheit und Ein- 
jalt, und jo verurjachte jein Tod die größte Trauer 2, 


1 Monim. arch. Constant. p. 72 cop. 

2 Bei diefer Gelegenheit möchte ich der vom Freiburger Didc.-Arhiv (Bd. 10, 
©. 368) aufgeführten Lifte adelicher Mitglieder der vorberöfterreichiichen Kapuziner— 
provinz einige nicht verzeichnete und ein paar Bemerfungen beifügen. Was den bort 
aufgeführten P. Johann Baptift, Sohn bes polnischen Kanzlers, betrifft, jo füge 
ich die Notiz bei, daß anno 1879 im Thurmfnopf der alten Pfarrfirhe zu Lautrach 
bei Bregenz eine Reliquie von ihm gefunden und zum Theile mir verehrt wurde, 
Bezüglih der Fratres cleriei Fidelis Baron von Roft und Ludwig Baron 
von Pfirdt ift zu bemerken, baß fie nie Priefter waren, daher das PP. zu ftreichen 
it. Ob e8 bei P. Rubolf Baron von Neusheim ftatt deſſen nicht beißen joll: 
von Neujtein, ober ob biefer ein Anderer ift, weiß ich nicht (ef. P. Romuald. 
Hist. p. 500), ba mir gegenwärtig feine ſchwäbiſchen Quellen, ſondern nur meine 

Freib. Dide»Archiv. XV. 17 


258 


Von. den nächſten zwei Jahren erfahren wir nichts; doch ermähne 
ih aus denjelben Quellen des Falttaged, den 1756 dad DOrdinariat von 
Conſtanz außer anderen Bettagen in einem Hirtenbriefe wegen der in 
Europa fait allgemeinen Erdbeben (mobei Lifjabon zu Grunde ging) 
anordnete, an welchem Faſttage bis Sonnenuntergang nicht3 genolien 
werben jollte . 


17517. 


Bor ungefähr 23 Jahren wurde beim Klojter zu Wangen cine 
Weberei errichtet; bis 1788 beitand auch zu Bregenz an der Laiblach 
dur Vergünftigung der FJürftabtilfin zu Lindau, melde dort an den 
Sägen Grundherrin war, eine QTuchmalfe? und im Gartenhauje des 
Kloſters eine Weberei?. Früher war ba die alte lateinische Schule von 
Bregenz, melde für das Klojter der Prälat von Mehrerau zu jenem 
Zwecke anno 1641 gefauft hatte. Dieje Webereien mußten dad Tuch für 
die Habite der Provinz liefern, wie dad auch in den meilten andern ‘Pro: 





gefammelten Materialien zu Dienfle fiehen. Dbiger Lifte füge ich ferner beit P. Karl 
Joſeph v. Weiterbingen, Baron v. Hornſtein (Arch. primar. bes Fürſten 
v. Fürftenberg zu Donauefhingen, Kapuzineraften Bd. V. Fasc. 1. Nro. 2b. und 3), 
Superior zu Stüblingen; ferner bie zwei Brüder Andreas unb Fidelis, aus 
einem hochadelichen Geihlehte, deren Eltern 1764 zu Marchthal ftarben, während 
eriterer Guardian zu Oberfich, letzterr Sonntagsprebiger zu Engen war 
(Monim. arch. Engensis. Manuscer. ad ann.). 1755 wurbe zu Ulm eine Primiz- 
predigt gebrudt, welche P. Andreas von Marchthal, damals Lector der Philojopbie, 
bem P. Fidelis hielt (Prostat in Bibliotheca conv. Feldkirch.), worunter ficher 
obiges Brüberpaar zu verftehen. Diefen muß man mit Recht hinzufügen den hoch— 
würbigften Heren Joſeph von Aach, Generalvicar zu Gonftanz, der, fon 
in den Orden aufgenommen, nad; bem er jahrelang ſich gefehnt hatte, auf der Reife 
in’s Noviziat ftarb. Die v. Aach waren ein um Bregenz ſtark vertretenes Geſchlecht, 
das unferm Orden ftets ſehr zugetban war; noch jegt findet fih in Lautrad ein 
Geſchlecht Vonach (Gefhichte der vorarlbergiihen Klöfter von P. Job. Bapt. von 
Sterzing, in der Gefchichte des Kapuzinerflofters in Bregenz 2c.). Ferner gebört 
bierber der P. Gallus, ex praenobilibus de Gall, ber wie ber Vorhergehende im 
Jahre 1689 ftarb (Hist. prov. von P. Romuald ©. 513). Das Geſchlecht der 
Marchthaler konnte ich nicht eruiren, — Wir prablen nicht mit den abelihen Mit: 
gliedern, ba ber bi. Franzisfus den zu häufigen Eintritt folder als einen vom Teufel 
beſchloſſenen Kunftgriff bargeftellt haben ſoll, um die Disciplin des Ordens zu lodern; 
finden aber auch Feine Urfache, zu bezweifeln, daß Obige bie Lift des Satans zu 
Schanden gemacht haben, da das heilige Leben jo vieler berfelben feititebt. P. Wen: 
delin von Yelbfirh, de Halden, geft. 1758 zu Bregenz (fiehe meine Vorarlbergiiche 
Kloftergefchichte, Bregenz; ad ann.), gehört ebenfalls hierher. 

t Monim. arch, Moesskirch. Manuser. p. 101. 

2 Arch. Brigant. conv. XII. 1 et 5. 

? Monim, arch. Brigant. und Gef. ber Klöfter von Vorarlberg. Cod. dipl. 
Seot. III. n. 37, 


259 


vinzen der Fall war und immer noch ijt. Nur bie Novizen mußten 
fih gewöhnlich aus weltlihen Fabriken das Tuch beitellen, da ed von 
dem Orden nicht zu verlangen war, dab er, nachdem jonjt Fein Auf: 
nabhmegeld verlangt wurde, auch die Kleidung für die eventuell wieder 
austretenden Candidaten umfonft liefere. Das nöthige Tuch ihnen zu 
verfaufen erlaubte aber die jtrenge Disciplin biäher nicht. Aber auf 
dieje Weile ftach die Kleidung der Novizen betreff3 der Qualität, Güte ꝛc. 
von der Kleidung ber Uebrigen häufig ab, Um dieje Zeit traf man 
daher im Orden und jo auh zu Wangen dad Ausfunftämittel, daß 
man einen Weltlihen (mie es die Päpſte erlaubten t) zum Sadwalter, 
nicht ded Ordens, jondern des heiligen Stuhles ernannte, daher er ge 
wöhnlid Syndicus apostolicus genannt wurde, der dann den Novizen 
aus den Orbensfabrifen da nöthige Tuch verkaufte und ben Preis 
wieder für die Bebürfniffe der Weberei, Wolle zu faufen ꝛc. verwendete. 
Dieß Jahr (d. d. Nom, 6. Oct.) gab auch dad Generaldefini- 
torium bed Ordens einen detaillirten Schulplan für die philojophi- 
chen und theologiihen Hausjtudien heraus, dem nächſtes Jahr no ein 
Anhang nebjt der Beitätigung Benedict3 XIV. (d. d. 15. April) folgte 2, 

Am 24. Februar jtarb zu Bregenz im 47. Lebens: und 21. Ordens: 
jahre P. Wenzeslaug König, geboren bajelbit am 10. Oct. 1710, 
von dem wir jhon ad annum 1747 Ermähnung gethan. Wir berichten 
über ihn nad der dortigen Quelle weiter, daß er Beichtvater und 
Sonntagsprediger war und bei einem Kranfenbejuhe fih den Tod 
holte, den aud die Schmerzen eines Leibſchadens bejcleunigten. Er 
mwurbe in der Joſephskapelle (jpäter idelißfapelle genannt) als der 
Erſte beigeiekt. 

Im nämlichen Jahre hat fih auch P. Baſilius von Buscho, aus 
bohadelihem Geſchlechte, Mitglied der piemontejishen Provinz und 
wirfliher Guardian, Aufnahme in der vorderöfterreidhiichen Provinz 
erbeten und einjtweilen erhalten. Er wollte jich in der deutjchen Sprache 
ausbilden, die er einft in der öjterreichiihen (Wiener) Provinz gelernt, 
aber wieder vergefien hatte, um dann den deutichen Soldaten, zu deren 
Seeljorge er beordert war, deſto mehr nüßen zu können? (Gewöhnlich 
oder doch öfters jendete die Tyrolerprovinz den deutichen Soldtruppen 
Nord: und Süditaliens die Feldpatres“) P. Bajilius hielt ſich zu 
diejem Zwecke ein Jahr lang zu Wangen auf und fehrte dann wieder 
beim, indem er den Ruf eines lieben eifrigen Kapuziners bei Geiftlichen 
und Weltlihen zurückließ. 


ı E. g. Nicolaus III. in Cap. Exiit. Art. VI. 

2 Arch. Feldkirch. II. 2. 3a. et alibi. 

s Monim. arch. Wangensis p. 118. * Annales prov. Tirol. O. Capuc. 
17* 


260 


In diefe Zeit fällt auch ein unangenehmer Streit mit dem Frans 
zisfanerorden, oder vielmehr mit den deutſchen Franzisfanern. Auf 
Bitten des Generalprocuratord des Kapuzinerordend und mit Erlaubniß 
Benebict3 XIV. hatte der Franziskaner-Generaldelegat R. P. Antonius 
de Rubeis d. d. 17, Dec. 1756 den deutſchen Kapuzinerprovin- 
zialen die Vollmacht ertheilt, an Orten, mo feine Franziskaner find, 
Kreuzweg-Stationen einzumeihen, ſei es perjönlich oder durch delegirte 
Ordensprieſter!. Die deutſchen Zranzisfaner bejtritten diefe Vollmacht, 
predigten die Ungültigkeit der von jenen verrichteten Stationenmweihe, 
jegneten fie an manchen Orten wieder neu ein und brachten den Streit 
vor die S. Congregatio Indulg. Dieje erließ eine jehr dunkle Ent- 
Iheidung, welche jede Partei für fi außlegte, wobei die Drdinariate zu 
Eonftanz und Chur für die Kapuziner Partei nahmen, und der Gardinal- 
biihof von Eonjtanz durch Generalvicar von Deuring jogar ein Cir— 
cular erließ, worin er auf3 Strengfte die Wiederweihe der Stationen 
verbot (d. d. 30. Mai 1765). Der Streit ſpitzte fich immer mehr zu ° 
und gelangte nochmals vor diejelbe Gongregation, welche nun die Sache 
in den alten Stand jebte, d. 5. die Kapuziner der Vollmacht für verluftig 
erflärte, die ihnen aber in einzelnen Provinzen wieder zu miederholten 
Malen eingeräumt wurde, da die neuere Zeit nicht mehr jo engherzig iſt. 


1758. 


Am 3. April hatte das Klojter in Bregenz eine Tagfahrt vor dem 
lutheriſchen Bürgermeifter in Lindau? da wir bei ihm von einem ge= 
wiſſen Joh. ©. Flue aus Rengensweiler in Gegenwart von zmwei Zeugen, 
ebenfalls Rutheranern, wegen Aberglaubens verklagt wurden, weil wir vor- 
gäben, durch die Fürbitte des Hl. Antonius abhanden gefommene Sachen 
wieder zu finden. Die Unjerigen legten den Sachverhalt dar, und der 
Bürgermeifter ſcheint fich ziemlich unparteiiich gezeigt zu haben, indem ein 
gerichtliher (legalis) Widerruf erfolgte und wir ſchuldlos erklärt wurden. 
Die Anklage auf Zauberei und Hererei war damald noch ziemlid ges 
fährlih. — Nicht weit davon, in Wafjerburg, melde Herrihaft Graf 
Fugger drei Jahre vorher von Deiterreih angefauft hatte, wurde dem 
nämlichen Kloiter die bisher dort übliche Weinfammlung verboten, auf 
Betreiben gewiſſer Pjeudopolitifer, wie die legtgenannte Quelle jih aus— 
drüdt. Die Vorftehung des Convents wandte fi) aber unmittelbar an 
den Kaifer und bat um deſſen Verwendung, worauf und in biejem 
Jahre die Sammlung wieder erlaubt wurde. 








i Arch. Feldkirch. VII. Brigant. VI. 11—19 und in Dugenden von Ardiven. 
Monim. arch. Moesskirch. ad ann. 1765. 
? Monim. arch. Brigant. p. 70. 


261 


1759. 


Im Januar fand in unferer Kirche zu Mößkirch durch einige Tage 
ein Exoreismus jtatt, der am 27. unter ber Non von P. Feliciſſimus 
von Aigeltingen im Namen Jeſu und auf Fürbitte der Mutter Gottes 
zu Engelswies glüclic beendet wurde. Benedict Ehringer von Wien, 
ein ſonſt braver hoffnungsvoller Jüngling, Müller von Profeifion, war 
durch acht Wochen der Sprache beraubt, häufig ganz von Sinnen, ganz 
elend, abgezehrt und jchredlich gequält. Er wurde glücklich geheilt und 
ganz gefund nah Hauſe entlafien !. 


1760. 


Im Auftrage des Provinziald renovirte der Laienbruder Clemens 
von Riedlingen den St.Felixaltar zu Mößkirch, und die Faſſung („arte 
alabastrina, elegantioribus coloribus“, Marmorirung?) war bergeftalt, 
daß er kaum jeineögleihen in der Provinz gefunden hat?. 

In der als Fundort der letzten Quelle joeben angegebenen Biblio: 
thef des Fürften von Fürftenberg befindet ſich auch ein von den 
Kapuzinern herſtammendes Manufeript auf Pergament in 120 gebunden, 
in welchem auf beiläufig 90 Seiten bie Pläne von 23 Kapuzinerklöjtern 
aus der Zeit vor der Trennung der Schweizer: von der vorberöfter- 
reichiſchen Provinz, dann die Zeichnungen aller möglichen Detaild der 
in ſolchen SKlöjtern vorkommenden Mobilien und Immobilien jammt 
Map und Gewicht, dann praftiiche Winke über Bauholz ꝛc. in feinfter 
Handzeihnung und Schrift mitgetheilt find. 

Am 8. Dec. war in unſerer Kirche zu Bregenz eine bejondere 
eierlichkeit ?, indem der Guardian P. Siegfried von Immenſtaad 
eine Copie des Votivbildes unjerer I. Frau vom guten Rath zu Ge: 
nezzano in der St.-Joſephskapelle der Kirche aufjtellte. Der Guardian 
(geft. 1761, j. ad ann.) bemerft in der Chronik noch, daß das Bertrauen 
de3 Volkes zu jelbem täglih wuchs wegen der Gebetserhörungen, und 
viele heilige Mefjen auf diefem Altare verlangt und Kerzen geopfert 
wurden. (Man findet da3 betreffende Bild auch ſonſt häufig, beſonders 
in Kapuzinerfirhen.) Auch der nächſte Guardian conjtatirt Gebet3- 
erhörungen. 

Am 20. Juni jtarb zu Kiejelegg gottergeben Ihre Ercellenz ‘frau 
Maria Antonia Gräfin von Wolfegg, einem überhaupt gegen unjern 
Orden jehr mohlthätigen Geihlehte Sie war Ganoniffin von Buchau, 


1 Monim, arch. Moesskirch. p. 105. 
? Monim. arch. Moesskirch. in Biblioth. Donaueschingae. 
3 Monim. arch. Brigant. p. 74. 


262 


und ſtand allgemein im Rufe, daß fie in der Taufunſchuld ftarb!. Aus 
ihren vielen Tugenden ragten beſonders ihre herzliche Liebe zu den Armen 
und ihre gänzlihe Gottergebenheit hervor. Als ihr einft der Guardian 
von Wangen, R. P. Hierotheus, in ihrer Krankheit verhieß, daß man 
in verichiedenen Klöftern ber Provinz beten werde, antwortete fie voll 
Freude: „Welche Gnade!“ fette aber jchnell Hinzu: „Aber ich bitte, daß 
man nichts Andered für mid von Gott verlange, als daß ſein heiliger 
Wille an mir gejchehe, und daß ich die Gnade der Beharrlichfeit be: 
fomme.” Zwei Jahre vor ihrem Tode hatte fie unjerm Kloſter in 
Wangen ein Kleines Bild, Mariä Verkündigung darftellend, in Silber 
gefaßt und mit Nubinen geziert, zum Geſchenke gemacht, welche an der 
Monftranz über der heiligen Hoſtie befejtigt wurde. Wenige Tage vor 
ihrem Ende endete fie 100 fl., für die Sacrijtei zu verwenden, nebit 
einem grünen Teppiche, welcher mit dem Wappen der Barone von 
Scellenberg in Kiejelegg, von denen jie mütterlicherjeitd abjtammte, ge- 
ziert war, Auch vermachte fie der Fabrik der Muttergotteskirche zu 
Röthjee, mohin die Kapuziner von Wangen aus dfterd des Jahres 
excurrendo famen, aus bejonderer Liebe zu unferm Orden ein Legat, 
demgemäß bdiejelben dort zwölf heilige Mefien zu leſen Hatten, damit fie, 
wie es lautete, auch in Zukunft an bejtimmten Tagen dorthin berufen 
würden, und jo immer zum geiſtlichen Dienjte für die erlauchte Familie 
zu Wolfegg bereit jtänbden 2. 


1761. 


Da die Provinzvorjtehung für die in der Straßburger Didcefe be- 
findlihen Klöſter entichieden hatte, daß die bort abrogirten Bigilfaften 
in und außer dem Klofter auch fernerhin noch gehalten werben jollen, 
jo entihied der Guardian und Cuſtos zu Wangen, R. P. Hierotheus, 
auch für Bregenz, daß in und außer dem Klofter — es fcheinen an 
diefem Tage die Kapuziner in Mehrerau in Verwendung gemejen zu 
fein, vielleicht wegen des Stundengebet8 — die Vigilia S. Matthiae, 
welde auf den Tag vor Aſchermittwoch fiel, zu halten ſei, obwohl dieje 
Falttage nicht von der Negel geboten waren, und mir daher an der 
biihöflihen Diſpens theilnehmen hätten können. Der Guardian von 
Bregenz bezeugt aud die Einhaltung der Verordnung bed P. Cuſtos. 

In dieſem Jahre verbot die S.C. Officii zu Rom auf’3 Strengite 
ein mehr als rigoroje8 Ordensſtatut über die Drdensrejervatfälle und 
beitätigte ein auf Begehren derjelben 8. C. vom Generalbefinitorium 





! Monim, arch. Wangensis p. 128. 3 L. ©. 
® Monim. arch. Brigant. p. 75. 


5 WE — 


263 


verfaßtes gemilderted Decret, das aber nicht in die vorderöſterreichiſche 
Provinz gelangte, wehmegen dieſe noch acht Jahre lang am alten Ujus 
feithielt und noch (d. d. Eonitanz 2. Sept. 1768) in einem Circular 
ftrenge auf denjelben vermiefen wurde. Nun befamen aber Einige jenes 
gemilderte Decret von der Schweizerprovinz her, worauf die Provinz: 
voritehung jelbed (durch den Provinzial R. P. Anaftafius Nigromontanus, 
wie er fich immer zeichnete) d. d. Staufen, 17. April 1769 publicirte i. 
— D.d. Rom, 15. April gewährte Clemens XIII. den Kapuzinerlirchen 
außer Stalien (in provinciis ultramontanis) gelegentlih des vierzig: 
jtündigen Gebet3 ad septennium vollfommenen Ablaß, und den dabei 
beihäftigten Beichtvätern die facultas absolvendi etiam a reservatis 
papalibus, fünf ausgenommen und für’ erſte Mal 2. 

Am 10. Nov. jtarb zu Bregenz im 40. Lebensjahre der Guardian 
P. Siegfried von Jmmenjtaad, der in Stadt und Yand jehr be: 
liebt war. Er war ein auögezeichneter Mann, geziert mit Klugheit, 
Sanftmuth, größter Dienitfertigfeit, den die Provinz ſchwer vermißte?. 


1762. 


Im Provinzcapitel zu Rheinfelden jammelte die neugewählte Definis 
tion (vgl. die oben ©. 247 mitgetheilte Neihe der Provinzvoritehungen), 
der Provinzial, ein höchſt liebensmwürdiger Mann, an der Spibe, die 
Maſſe der bisher erlafjenen Provinzverordnungen, fichtete fie und legte 
dann zum größten Bergnügen der Gapitularen dem Gapttel einen Auszug 
zur Beſtätigung vor, melde auch erfolgte*. Kapitel und Vorſtehung 
war gleihiam Ein Herz und Eine Seele. 

Am 8. April jtarb zu Bregenz janft im Herrn P. Paſchaſius 
von Rankweil, geweſener Lector, ein ſehr frommer und gelehrter Re— 
ligioſe, der, wie ſein Oberer ſchreibt, außer der allgemeinen Achtung, 
nur ärmliche, der heiligen Armuth angemeſſene Sachen in der Zelle 
hinterließ ?. 

Der Erprovinzial R. P. Eulogius von Wolfadh wurde vom 
Ordensgeneral als Generalcommijlär und Borjigender des Provinz: 
capitel3 der rheinijchen Ordensprovinz ernannt, dad am 20. Auguſt zu 
Mainz gehalten wurde. Er mußte die Wahl leiten, da die Cuſtodie 
von Trier ſich beflagte, da& die Euftodie von Mainz bei der Wahl 
ber Definition ſie ſeit neun Jahren übergangen habes. — Um dieſe 





1 Siehe meine Kloſtergeſchichte von Vorarlberg. Cod. dipl. Sect. VII. (III. 
9. 10) IV. 8. 

? L. c. V. 12 et passim alibi. 3 Monim. arch. Brigant. p. 74. 

* Monim. arch. Moesskirch. ad ann, 5 Monim. arch. Brigant. 

6 Monim. arch. Wangensis ad ann. 


264 


“ Zeit waren in der vorderöſterreichiſchen Provinz einige ausgezeichnete 
Kunfttiichler, nämlich die Laienbrüder Fr. Abraham von Wettel- 
brunn, der im Vorjahre zu Bezau die Neliquiarien verfertigt hatte, 
und Fr. Betrug von Stühblingen, der, vom Provinziale be: 
auftragt, zu Bregenz in unjerer Kirche den Hochaltar, zu Bezau zwei 
Geitenaltäre, unterjtüßt von einem weltlichen Gehilfen, berjtellte, während 
in letterem Klojter der Guardian P. Felir von Wigeltingen bie 
kleineren Schnigarbeiten und Arabesken, ſowie die Faſſung derſelben 
ausführte!. Ferner war im Provinzcapitel beſchloſſen worden, zu Bre— 
genz eine neue Todtengruft neben der St.-Joſephskapelle für die Mit- 
brüder herzurihten (}. ad ann. 1757), wobei auch die Kapelle jelbit 
renovirt und über dem Altarblatte ein Eleineres Bild des HI. Fibelis 
angebracht wurde. Diejes Bild iſt nad dem Portrait, welches in der 
Familie der Barone von Stozingen (der Nachkommen jened Reife: 
gefährten, den der Hl. Fidelis als Hofmeiſter begleitete) aufbewahrt 
wird, von Maler Hermann von Kempten angefertigt worden?. Diejer 
Maler ift wahricheinlich der nämliche, den eine andere Quelle 3 ad ann. 
1763 ala Hofmaler des Gardinalfürjtbiihof® von Conſtanz erwähnt. 
Uebrigend hat diek Bild, wenn es das noch gegenwärtig an bderjelben 
Stelle zu jehende iſt, weder Aehnlichkeit mit der von Feldkirch aus ala 
vera effigies in Stahljti verbreiteten Darjtellung, noch mit der von 
Ardhivar Eugen Schnell nad dem obigen Porträte bejorgten und ver: 
breiteten Photographie. — In diefem Jahre hatte der III. Orden des 
bl. Franziskus eine merkwürdige Verfolgung zu beitehen. Am VBorjahre 
nämlid wurde auf Betreiben de3 hochwürdigen Herrn Joh. Wil. Mar: 
quard Goldbad, Licentiati j. u. und Piarrer3 zu Wangen und Decanes 
des dortigen Landcapiteld, eines Mitglieded und eifrigen Förderers des 
III. Ordens zu Wangen, für die Tertiaren von dort und Umgebung 
am dritten Sonntag nad) Ditern unter ber Direction des P. Samuel 
von Dillingen in unjerer Kirche die erjte öffentliche Verfammlung ab: 
gehalten. Solche Berlammlungen ordnete die Provinzvorftehung das 
Jahr hindurch fünfmal an, während fie anderswo noch heutzutage mo— 
natlich angeordnet find. Dennoch jtieß dieſe Andacht auf große Kinder: 
niffe. Es regnete zu Wangen Spöttereien auf biejelben, und unter 
falſchen Anjhuldigungen jpornte man den Magiftrat an, daß er brieflid 
vom Provinzial die Abſchaffung diefer Berfammlungen und die augen: 
blickliche Abberufung des P. Samuel verlange, was der Magiitrat in 
einem Schreiben voll Leidenschaft, Unrichtigkeiten und Unmahrbeiten auch 


4 Monim. arch. Bezaviensis ad ann. 
2 Monim. arch. Brigant. ad ann. 
3 Monim. arch. Constant. ad ann. 


265 


wirklich that. Da der Provinzial nicht jogleih darauf einging, murbe 
ein noch jchärfere® Schreiben, mit der Drohung der Entziehung aller 
Almofen, an ihn erlafjen. Der Provinzial antwortete, daß er ohne Bei: 
ftimmung der Definition, welche die öffentlihen VBerfammlungen an: 
geordnet habe, da nicht? ändern könne; er gebe aber dem P. Eujtos 
Hierotheus (der in der angezogenen Quelle t die Alles jelbit berichtet) 
die Bollmadht, mit dem Magijtrate zu verhandeln und den Streit in 
Güte beizulegen. Der Euftos ging ſogleich zum Bürgermeifter Grommair, 
der zugleich geijtlicher Vater des Klojterd war, und begründete das Recht 
de8 Ordens, ji auäzubreiten, Verfammlungen und Collecten zu halten, 
und bat um gütige Verwendung beim Magiitrate, was wohl verſprochen, 
aber jchmwerlich gehalten wurde; denn der Magiftrat und der engere Rath 
(intimi consiliarii) gingen nit darauf ein, legten die Angelegenheit 
wieder dem großen Rathe (Senatui) vor und zogen ben größern Theil 
beöjelben auf ihre Seite. Nah der Sigung wurde der Kanzler Joh. 
Bapt. Müller zum Cuſtos gejendet mit der Eröffnung, aud der Magi: 
ſtrat wolle bis zum Gapitel warten, dann aber an das Definitorium 
ſchreiben; bis dort fönnten die Berjammlungen abgehalten werden. Am 
andern Tage als dem Feſte St. Petri und Pauli wurde demnach die 
gewöhnliche Verfammlung des III. Ordens abgehalten, bei der fich der 
Kanzler (cancellariae praefect.) ald Spion einfand; die dem Ma— 
giitrate beſonders verhaßten öffentlihen Opfer oder Collecten, wie der 
Cuſtos dem Bürgermeijter (consuli) Goldbach veriprochen hatte, wur: 
den abgejchafft und die nächſte Verſammlung auf das Feſt des hi. Bar: 
tholomäus verkündet. Die Collecte war für Zwecke des Gottesdienjtes 
und der Armenunterjtügung bloß fir die Mitglieder des III. Ordens an: 
geordnet gemejen, wie ed gegenwärtig aud noch iſt. Am nächſten Tage 
war aus einer andern Veranlaſſung Rathsſitzung, bei der bieje Ans 
gelegenheit wieder zur Sprade fam, und wurde mit Stimmenmehrheit 
eine Strafe von 10 Thaler, eventuell Zuchthaus im alle der Uneins 
bringlichfeit de3 Strafgeldes, für die Tertiaren beichlofien, welche fortan 
noch ſolche Verſammlungen beſuchen würden. So bezeugten jelbjt jolche, 
welche der Sikung angewohnt hatten; dieſer Beſchluß wurde aber nicht 
auögefertigt.. Da berjelbe in der Stadt eine bedeutende Aufregung 
auf beiden Seiten hervorrief, kamen der Kanzler und Herr Chriſtian 
Walt vom innern Rathe und zugleih Syndieus unjerer Weberei ? 
wieder zum P. Cuſtos und bezeugten ihn Namens des Magiſtrats die 
Geneigtheit, das bisherige freundliche Einvernehmen fortzujegen und zu 
bewahren; da aber dieje Verſammlungen ſelbes jtören, jolle er jchriftlich 


! Monim. arch. Wangensis ad ann. 2 Cf. ad ann. 1757. 


266 


da3 Verſprechen abgeben, dab diejelben von nun an unterbleiben werben. 
Der P. Cuſtos erklärte fi) dazu incompetent, und erinnerte jie an ben 
Beſchluß des Magiſtrates, an die Definition zu jchreiben. Jene aber 
erwiberten, daß der Magiitrat die Sache lieber friedlich beilegen möchte, 
ed jolle daher der P. Cuſtos an die Definitoren und den Provinzial 
ichreiben und fie bewegen, nadzugeben. Unter Anderem ließ auch ber 
Kanzler die Drohung fallen, da mibrigenfall3 der Magiitrat ganz 
gewiß ſich mit andern Reichsſtänden zu einer gemeinjamen Klage ver: 
binden würde, wenn die Verfammlungen nicht unterblieben . Später 
Ihrieb die Gegenpartei wieder an den Provinzial, ohne daß man dem 
P. Cuſtos davon Mittheilung madte, jo daß er fi bei ihnen öfters 
beflagte, warum jie ihn al3 unmittelbaren Oberen übergingen, worauf 
fie nur antworteten, fie hätten nicht3 gegen ihn und den Convent. Die 
Bürgermeifter Goldbah und Grommair jagten ferner, daß der Magi: 
jtrat eigentlich nicht gegen dieje öffentlichen Berfammlungen, jondern nur 
gegen die Gollecten jei, welche den Rechten der Stadt zuwider wären. 
Wirklich Hatte der Magiitrat diejer freien Reichsſtadt vom Orbdinariate 
und päpitlihen Stuhle die Vollmacht erhalten, alle Güter der Kirchen, 
über die er das Patronat hatte, allein zu verwalten, was aber auf bie 
eremte Ordenskirche ſich nicht erjtredte; allein fie glaubten, daß der 
Decan, den jie vergangene Jahr gezwungen hatten, einen Opferjtod zu 
entfernen, ſich durch dieje Eollecten entjchädigen wolle. Der Cuſtos ant— 
mortete, daß ja dieſe von nun an unterbleiben würden, wenn jie ber 
Stein des Anſtoßes wären, er babe fie abgeſchafft, und dennoch jei der 
Sturm nicht bejchworen. Als er ſich deßhalb beim Kanzler beklagte, 
ermwiberte diejer, der Magiltrat habe die Bürgermeifter nicht zu obiger 
Erklärung ermädtigt. Und wirklich war auch unter den Klagepunften 
an den Provinzial der, dat man unjerjeit3, ohne früher den Magijtrat 
um Erlaubniß zu fragen, die Berjammlungen eingeführt habe, wogegen 
ih der P. Euftos damit vertheidigte, daß wir als eremt einer ſolchen 
Erlaubniß nicht bebürften, übrigens wäre es ja dem geijtlichen Vater 
(zugleih Bürgermeijter) mitgetheilt worden. — Um nicht? zu unter: 
lafjen, reiste nun ber P. Cuſtos Hierotheus nad Conitanz, unterredete 
jih mit dem Erprovinzial und Cuſtos von Conftanz und begab ſich zum 
Generalvicar von Deuring, allein er fand, gegen alle Erwartung, diejen 
und ben größern Theil der Curie fammt dem Cardinalfürſtbiſchofe ganz 
gegen ben III. Orden eingenommen, wegen verſchiedener und wieder: 
holter Klagen von Seite mehrerer Pfarrer, Magijtrate und Gemeinden 
über grobe Exceſſe von Tertiaren (melche aber außerhalb ber vorder— 


ıil.c 


267 


oͤſterreichiſchen Kapuzinerprovinz vorgefallen find), Daher mußte ber 
P. Eufto8 von Wangen unverridteter Sache wieder Conſtanz verlafien. 

Der St.-Bartholomäustag nahte heran, auf melden, mie jchon 
erzählt, die nächſte Verſammlung des III. Ordend mit Erlaubnif des 
Magijtrates angejagt war. Allein am Vortage kamen zwei Abgeordnete, 
Walt und Halder, zum P. Euftos und fragten im Namen des Ma— 
giftrated, was dad Definitorium auf fein von jenem verlangte Schrei« 
ben geantwortet habe? Der P. Cuſtos ermwiderte furz und ernft, ber 
größere Theil desjelben habe jein Botum auf dad Capitel verichoben, 
daher jei morgen Orbensverfammlung. Auf dieß hin entfernten fich bie 
Abgeordneten. Der Magilirat ließ aber von Haus zu Haus das Ver: 
bot verkünden, daß fein Tertiar in feinem Ordensmantel (palliatus) 
bei der Verſammlung zu erjcheinen wagen jolle. Dadurch wollte er vom 
Beſuche abjchreden, was er aber nicht erreichte, da die meijten, jebod) 
ohne Mäntel, erichienen. 

Am 8. Det. war das Provinzcapitel. R. P. Hierotheu3 wurde nad 
Freiburg i. B. verjegt; an feine Stelle fam R. P. Vincentius von 
Ueberlingen, beide wieder im Gapitel zu Definitoren erwählt. Der 
Magiftrat hatte richtig eine Klageihrift gegen die Verſammlungen an's 
Gapitel gejendet und deren Abjtellung verlangt, welche das neue Defini- 
torium, des Friedens halber und in Anbetraht der vom Magiitrate 
Ihon erhaltenen und neu angebotenen Wohlthaten, auch gewährte, So 
endete diefer Handel, der zu manchen Reflerionen Anlaß bietet, beſonders 
wenn man bedenft, wie ungenirt und feierlich, unter dem Zuſammen— 
ftrömen vieler Priefter de3 III. Ordens, derſelbe heutigestagd (1880) 
unter einer afatholiihen Regierung in Württemberg feine Feſte feiert. 


17693. 


In diefem Jahre erlaubte die Kaiferin dem Kapuzinerflojter in 
Feldkirch, aus den Domänenmwaldungen auf zwei Jahre je zwölf Klafter 
Holz, nad) deren Ablauf diejelbe Wohlthat auf vier weitere Jahre ges 
ftattet wurde ?, Mebrigend fordert die Dankbarkeit da3 Zeugniß, daß 
im Allgemeinen falt alle unjere Klöjter auf öjterreihiihem Boden ähn— 
licher Weile Almojen an Naturalin — Wein, Salz, Holz ıc. erhielten, 
was jpäter mit Geld reluirt wurde und heutigestags noch größtentheils 
fortdauert. 

Gegen Ende dieſes Jahres befam die Provinz Ausſichten auf ein 
neued Hofpiz zu Wurmlingen in der Herrihaft KRonzenberg, welder 
Ort (Wurmlingen) der Propſtei des Domcapitel3 in Conjtanz incorpo- 


ıL.c. ® Arch. Feldkirch. XVI. 


268 


rirt wart. Der damalige Dompropit, der Truchſeß Graf Joh. Ferd. 
von Wolfegg, theilte feinen Wunſch, Kapuziner dort einzuführen, dem 
Cardinalfürjtbiihofe Franz von Rodt mit, worauf diejer alljogleich die 
größte Freude darüber bezeugte, und ohne weitern Proceß feinen Con— 
jend dazu gab und eigenhändig unterzeichnete, indem er verfiherte, wie 
froh er jei, daß ein aud von ihm einjt gehegter Lieblingswunſch, den 
aber damals Umjtände, insbejondere die Weigerung feine? Onkels und 
Borgängers, unausführbar gemacht hätten, — nun vor feinen Augen 
von einem Andern ausgeführt werde. Unter jolchen unerwarteten Um: 
ftänden Fonnte die Provinz nicht mit der Annahme zaubern, und e8 
wurde daher eine außerordentliche Congregation ded Definitoriumd zur 
Erledigung diejes und anderer Geſchäfte anberaumt. 


1764. 


Die eben erwähnte Congregation de3 Provinziald und der Defini- 
toren fand in diefem Jahre am 12. Januar zu Conftanz ftatt, und ein- 
müthig beihlofien fie, den Bau baldmöglichſt in Angriff zu nehmen. 
Deiterreih mahte zwar Einwendungen, allein trogdem wurde der Bau 
im Frühjahre begonnen und im Herbſte beendet ?, 

Zu Mößkirch wurde um Weihnachten in ber Kloſterkirche eine 
neue Krippe aufgeftellt. Ich erwähne die, weil bei diefer Nachricht 3 
erfichtlich wird, wie aufmerffam die Provinzvorjtehung aud; auf Gegen- 
ſtände von anjheinend geringerem Belange war. Der Beihluß ward‘ 
darüber im der Congregation gefaßt, die Ausführung zwar dem Guar— 
dian anvertraut, aber die Norm, Geftalt, Größe genau von der De: 
finition vorgefchrieben, welche, wie der nämlihe Guardian * bemerkt, 
jede bedeutende Veränderung, Vergrößerung, Verjegung (fie mußte in 
der angebauten Fideliskapelle aufgejtellt werden) ohne jchriftlihe Er: 
laubniß derjelben in einem im Archive binterlegten Decrete abjolut ver: 
bot. Der Geſchmack entſprach freilich diefer Sorgfalt nicht, denn bie 
Hauptperjonen der Krippe wurden jehr ſchön gefleidet und geziert, theils 
von den Nonnen des adelihen Stift in Wald, O. Cist., theil3 von 
jehr reihen Wohlthätern und Einwohnern diefer Stadt. — An diejem 
Jahre erhielt die Provinz aud von Nom zmei volllommene Abläfje für 
den erjten und legten Tag der neu erlaubten neuntägigen Andacht vor 


1 Monim. arch. Constant. Manuscr. ad ann. Nah Ild. v. Arr (Seid. 
von St. Gallen. II. 3) hatte e8 ber Biſchof Heinrich von Klingenberg vom Abt von 
St. Gallen erhalten anno 1301. 

2 Monim. arch. Constant. et Wangensis ad ann. 1764 et 1765. 

® Monim. arch. Moesskirch. ad ann. L. o. 


269 


dem Feſte Chriſti Geburt. Dieje Andacht wurde daher in dieſem Jahre 
das erite Mal unter großem Zulauf des Volkes abgehalten. Bon Wien 
fam hingegen Schlimmere8?. Der Pruritus ber Projectenmader, wie 
der Chroniſt jchreibt, erfand nicht nur bisher unerhörte Titel, die Welt: 
leute auszujaugen, jondern dürſtete auch nad den kirchlichen Schäßen 
und frommen Stiftungen. In Folge deſſen fam vom Gubernium in 
Freiburg an alle untergeorbneten Gerichte der Befehl, von den Klöftern 
ihrer Diſtrikte Faſſionen nad einem gedruckten Kormulare abzuverlangen, 
worin die Gapitalien, deren Zinfe und Anlage, ferner alle jonjtigen 
jährlichen Einnahmen von Bruderſchaften, Kahrtagen, Meilen und Rojen- 
fränzen zu verzeichnen waren. Solde Fallionen wurden nun auch von 
den Kapuzinerklöjtern wieberhoft verlangt. Da nun bieje feine ficheren 
Einfünfte zu verzeichnen hatten, die zugejendeten Formulare aber um 
jeden Preis ausgefüllt werden mußten, jo benüßte mander Guardian 
dad Papier, um unjerm Stande und der Wahrheit gemäße Aufflärungen 
zu geben, welche den maßgebenden Behörden nicht zur Ehre gereichten. 
Auf mehrere Jahre hinaus Half die auch, indem bei fernern Faſſions— 
becreten die Mendifanten erjter Klaſſe, Franziskaner und Kapuziner, 
vom Fatiren ausgenommen wurden. 

Dafür hatten letstere untereinander manches Sträußchen auszufechten, 
wie jhon ad ann. 1757 bemerkt wurde. So hatte der Guardian von 
Mößkirch in Bichtlingen den Kreuzweg eingeweiht. Die Franziskaner 
von Hedingen aber thaten dem Pfarrer zu willen, daß die Kapuziner 
feine Vollmacht dazu haben?. Die Frage, ob wirklich der Franziskaner— 
general den Kapuzinern dieje Vollmacht gegeben habe oder nicht, wurde 
auch in der Congregatio Indulgentiarum behandelt und dem Papite 
vorgelegt, aber beide ließen fie unbeantwortet. Dutende von authenti= 
hen Eopien, die Schreiber dieſes als Archivarius provinciae Capuci- 
norum Tirolensis septemtrionalis geprüft, lajjen ihn an der Vollmacht 
nicht zweifeln; daher fand er nur an einer Aeußerung von Franziöfanern 
Licht, welche behaupteten, der Generaldelegat habe jeine Vollmacht über: 
Ihritten, inwiefern, fann ich nicht beurtheilen. Mir iſt e8 nur zu thun, 
die Ehre der Kapuziner zu retten. 

Am 21. Nov. jtarb im nämlihen Klojter P. Geminian von Frei— 
burg, Vicar jened Klofterd, Er war 59 Jahre alt, in drei Klöftern 
Guardian, die Sanjtmuth und Liebe felbit, betrauert im Klojter und 
außerhalb, bejonderd von den Nonnen zu Münjterlingen, mo er durd) 
mehrere Jahre außerordentlicher Beichtvater war*, — In diefem Jahre 





i Monim. arch. Feldkirch. ad ann. 2 Monim. arch. Constant. ad ann. 
3 Monim. arch. Moesskirch. ad ann. L. 6 


270 


war das zweijährige Söhnchen des Erbprinzen von Sigmaringen an 
den Kinderblattern und aud bed Zahnens wegen jchwer frank! (variolis 
et dentitione). Da zuvor ſchon ſechs Kinder desſelben noch in ber 
Wiege daran geltorben waren, jo empfahlen e8 die bejtürzten Eltern 
durch einen Erprejjen angelegentlichſt ber Fürbitte der heiligen Fidelis 
und Antonius und unſerm Gebete, wie dann aud der Guardian mit dem 
Convente (cum charissimo conventu meo, ſchreibt er) durch lange Zeit 
that. Als dann der kleine Askanius wieder ganz gefund und mohl 
war, dankte der Fürſt dafür, indem er diejen Troſt nad) Gott der Für: 
bitte jener Heiligen zujchrieb, und verehrte dem Klofter ein namhaftes 
Almojen, außerdem daß er dem Orden beſonders gewogen blieb, jo daß 
in Sigmaringen ein Klofter für denjelben gebaut worden wäre, wenn 
nicht der Orden und das Orbinariat die zu große Menge von Mendi- 
fantenKlöftern geſcheut hätten. 


1765. 


Am 16. Juni wurden die Kapuziner feierlichſt in's Hoſpiz Wurme 
lingen eingeführt ?, und zwar unter ungeheurem Zuſammenſtrömen de3 
Volkes und allgemeiner Freude; nahdem ſchon im Monate März in 
der vom Provinzial nach Freiburg berufenen Gongregation der Defini- 
toren die endgiltigen Dispoſitionen zur Befisnahme getroffen waren ?. — 
Eine andere, nod größere Feitlichfeit Fündete jih an, da am 27. Nov, 
zu Rom die legten Congregationen in Sachen der Heiligiprehung des 
jel. Seraphfim a Monte granario aus dem Kapuzinerorden begannen, 
die auch zu deſſen Ehre endeten. Am bezeichneten Tage mußte auf Ans 
ordnung des Provinzial in allen Klöltern der Provinz die Convent— 
mejje de Spiritu S. genommen werden, und die Klerifer und Laienbrüder 
die heilige Communion, die Webrigen jonjtige cifrige Gebete in diejer 
Meinung verrichten *. 

Vom legten Capitel anno 1762 bis zu dem am 6. Sept. dieſes 
Sahres zu Biberah gehaltenen hatten alle 36 Convente der Provinz 
3019231 Communikanten in ihren Kirchen; 123 Converjionen wurden 
von ihnen bejorgt, 23 381 Predigten und 3439 Katehejen?®. Wangen 
allein hatte (wegen der Wallfahrt) 267386 Communifanten, 866 Pre: 
digten, 116 Katechejen, 9 Converfionen ®. 

Nach dem Gapitel nahm der gerade auf der Vifitation begriffene 
Orbenögeneral R=W Paulus von Golindres den eben abgetretenen Pro: 


1 Monim. arch. Moesskirch. ad ann. 2 Monim. arch. Constant. 
3? Monim. arch. Wangensis. * Monim. arch. Moesskirch. ad ann. 
sL.c. 6 Monim. arch. Wangensis. 


271 


vinzial R. P. Landolph von Dornbirn als Gonjultor mit, ber ihn 
auch von Mainz an durch die rheinijche Provinz, dur Franken, Böhmen 
und Mähren bis Wien begleitete, wo der General von einem lang- 
jamen Fieber ergriffen, von der Kaiferin Maria Therefia bejucht 
wurde und am 7. Juni de nächſten Jahres ftarb, worauf R. P. Lan 
dolph wieder in jeine Provinz zurüdkehrte!. Wegen bed Todes des 
Kaiferd Franz I. verordnete der Provinzial, dab drei Tage nacheinander 
in jedem Kloſter eine jolenne ſchwarze Mefje, Todtenmetten, Laudes und 
Absolutiones abgehalten werben jollen. Auch läutete man dieje drei 
Tage mit Unterbregung von 10 Uhr Vormittags bis 1 Uhr Nachmit— 
tags. In der Pfarrkirche zu Mößkirch dauerte das Geläute auf ſolche 
Weife vier Wochen lang?. In diefem Jahre fertigte der Rathsherr und 
Maler Bernard Müller zwei Bilder für das Refectorium des Klojters 
in Bregenz, dad Portrait des Erzbiichof3 von Ferrara, R”“ P. Bona— 
ventura von Ferrara, Ergenerald des Kapuzinerordend, und das des 
Garbinal3 Gajfini, ebenfalld aus dem Kapuzinerorden?. — Dazumal 
waren auf dem Gebharböberge bei Bregenz Eremiten im Benedictiner: 
babite (III. Ordinis S. Benedicti, von Mehrerau aus eingefleidet, wie 
es anderswo heißt), im Uebrigen nur Laienbrüder, welche ſchon zwei Jahre 
lang die Präcedenz vor den Kapuzinern bei der öffentlichen Frohnleich— 
namsproceſſion beanſprucht hatten, vertrauend ſowohl auf den Schutz 
eines vornehmen Beamten, ſowie auf den einiger Perſönlichkeiten zu 
Conſtanz. Jener Beamte hatte übrigens anno 1758 andere Eremiten, 
welde zwar mit Erlaubniß des Biſchofs, aber ohne die der Regierung 
ih in Weitnau in der nämlichen Herrichaft niedergelafjen hatten, mit 
bemwaffneter Hand vertrieben und zwei davon unter die Soldaten ge= 
ſteckt‘. Die Folge der wiederholten Protefte des Guardians war, daß, 
mit Ausnahme eines einzigen, alle Eremiten von der Procellion im 
nächſten Jahre mwegblieben °. 

Am 18. März ftarb P. Manjuetus von Wangen zu Bregenz 
plöglih an einem Stidfluffe (catarrho suffocativo, welches jehr oft als 
Todesurſache angeführt wird). Doch ftarb er nicht unvorbereitet; als 
hätte er eine Vorahnung gehabt, legte er in der Frühe eine General: 
beihte ab und wollte darauf celebriren, war aber nicht mehr im Stande. 
Da eben auf diefen Tag die Vigil des Feſtes des heiligen Joſeph fiel, 
jo wollte er aus Buße auf dem Strohſacke nicht mehr durch Ummenden 
auf die andere Seite fich Erleihterung verſchaffen und verfchied bald ®. 


1 Monim. arch. Brigant. et Wangensis etc. ad ann. 

2 Monim. arch. Moesskirch. ad ann. ® Monim. arch. Brigant. ad ann. 
* Monim. arch. Wangensis p. 120. 5 Monim. arch. Brigant. ad ann. 
6 L. c. et Monim. arch. Bezav. 


272 


Im Januar war ihm im nämlidhen Klofter der Guardian von Bezau, 
P. Bruno von Wangen, ber ji Geſchäfte halber Hierher begeben hatte, 
durch einen plößlichen Tob an ber nämlichen Krankheit (spasmo heißt 
es anderswo) vorangegangen. Ebenjo der Klofterbiener. 

Um dieje Zeit war in Bludenz der Stein des Hochaltars geiprungen 
und entitand daher die frage, ob man den Altar wieder neu meihen 
laſſen müſſe? Der Provinzial R. P. Gorgoniuß entihied auf ber 
Bifitation, daß es nicht nothmwendig ſei, da die Anfichten der Liturgiker 
verjchieden und beide Meinungen gleich probabel jeien 1, 


1766. 


Am 28. Januar war die legte Kongregation zu Rom in Saden 
der Heiligiprehung des Fr. Seraphim. Auch für diefen Tag waren 
vom Provinzial die nämlichen Andachten wie voriges Jahr vorgeſchrieben?. 


176%. 


An diefem Jahre hielt da3 Definitorium die gewöhnliche Congre— 
gation im neuen Hojpiz zu Wurmlingen ab°. 

An diefem Jahre wurden auc) die Mendifanten erjter Klajje, wie die 
Franziskaner und Kapuziner genannt wurden, mit Fatirung ihrer Ein— 
fünfte und Ausgaben nicht mehr verihont, und dba man in Jolcdhen 
Klöjtern feine Rechnungsbücher führt, fondern dem himmliſchen Haus— 
vater Alles überläßt, der aud überflüjfig für fie jorgt, jo lange jie 
nicht zu ängſtlich beſorgt find, jo war es eine ſchwere Arbeit für die 
Obern, die verlangte Rehenihaft zu liefern. Die Arbeit fiel daher jehr 
zur Unzufriedenheit der Regierung aus und mußte deßhalb wiederholt 
werden, und zwar jollte die neue Faſſion Rechenſchaft geben nicht nur 
über da3 lebte Jahr, jondern über das ganze verflojiene Jahrzehnt. 
Da3 war nun nod „abjoluter” unmöglid. Indeſſen gejchrieben mußte 
werben, und jo waren die Mendifanten nicht bloß ad mendicandum, 
jondern auch ad mentiendum gezwungen* 3 ijt lächerlich, ſolche 
Faſſionen aus diejer Zeit anzujehen, mo Ausgaben und Einnahmen ent= 
weder bis auf den Piennig in Bilanz ftehen, oder manchmal 3%/, Kreuzer 
Reit zum Vorſchein fommen. So meinte man der verjtimmenden be= 
merkten Abjicht zu entgehen. Aber meit gefehlt; eine jolde Faſſion 
eined® Guardiand wurde von der kaiſerlichen Hofcanzlei mit der Reſo— 
lution erledigt, daß die Zahl der Gonventualen zu vermindern "fei, weil 








1 Monim. arch. Bludentini ad ann. 1765. 
2 Monim. arch. Moesskirch. 3ıL.c. 
* Arch. conv. Feldkirch. XV. Bezav. XI et alibi. 


273 


alfe Einnahmen auf den Kreuzer aufgingen?!. Jedoch war man in biejer 
Klofterjeffatur Anfangs ziemlich unbeholfen, wie es jcheint, oder wollte 
man überhaupt nur durch irgend eine Refolution zeigen, daß man auch 
den Mendikanten gegenüber die Sache ernjtlih nehme; denn die Faſſion 
bed Guarbiand war von 1770, die Erledigung von 1772; dieſe Rejo- 
lution fam dem Guardian aber erſt 1774 zu, worauf diejer jchnell ant— 
wortete, daß es ihm unmöglich fei, mit einer geringern Zahl in den 
umliegenden 22 Pfarreien wie bisher Aushilfe zu leiften?. Im Jahre 
1777 findet man richtig die Zahl der Conventualen bortjelbjt jogar 
vermehrt, und mit Recht; denn von 1774—1777 hatte die Kloſterkirche 
allein 107 392 GCommunitanten 3, Bejigende Klöfter wurden aber jchon 
prompter bedient. So wurde das Kloſter Hirichthal bei Bregenz in den 
Siebzigerjahren unter Regierungsabminiftration geitellt, unter dem Vor— 
mwande, daß in den Faſſionen die Einfünfte von ben Ausgaben über: 
ragt werben *®. 


1 7 6 8. 


Im Capitel dieſes Jahres wurden 675 Conventualen der Provinz 
conftatirt, davon 408 Prediger und Beichtväter, 71 Beichtväter allein, 
12 sacerdotes simplices, 59 clerici, 125 fratres laici; Communifanten 
in ben Kapuzinerlirchen 3422462, Gonverfionen 109, Predigten von 
den Predigern gehalten 20 365, Katecheſen 2869°. 

Ob der bei diejem Capitel gewählte Provinzial R. P. Anaſtaſius 
ber Verfaſſer des „Lucianus compendiatus“ ® war, weiß id nicht. 

Am 7. Mai ftarb P. Marimilian von Wangen. Er lebte die 
legten Jahre zu Conftanz. Als der nachmalige Präfident der Regierung 
zu Freiburg, v. Ulm:Erbad, von Conjtanz nad Erbach zog, jo nahm 
er den P. Mar, welchen er jehr Hoch ſchätzte, als Erzieher jeiner Kinder 
mit Erlaubnii des Ordendgenerald mit, ebenjo als er Obervogt (pro- 
vincialis Satrapa) zu Günzburg wurde; überall erwarb ſich P. Mar Hoch— 
ſchätzung, auch ſeitens der Tiroler Kapuzinerprovinz (zu der die ſchwäbi— 
ihen SKlöfter in Günzburg, Weikenhorn, Buchau und Augsburg big 
1783 gehörten”). Als v. Ulm die Jahr Präfident zu Freiburg wurde, 
mußte P. Mar eine Zeit lang ſich mit den Kindern zu Erbach auf: 
halten, wo er aber bald erfrankte und im Beifein zweier von Biberad) 








ILen.6et 7. ıL o.n. 8. ® L. c. XXV. 1. ad ann. 
+ Siehe meine Vorarlberger Kloftergeihichte. (Codex dipl. Klofter Hirſchthal. 
501. 7. ©. 1.) i 
5 Ex Monimentis arch. Moesskirch. (?). 
$ Monim. arch. Brigant. ad ann. 1749. 
? Chronica prov. Tirol. septemtrionalis.. Manuser. 
Freib. Didc-Archiv. XVII. 18 


274 


berufener Mitbrüder andächtig und fromm, mie er gelebt, jeinen Geiſt 
aushaudte, 57 Jahre alt und im 36. der Ordensprofeß. Er wurde 
zu Erbad) in der Gruft der Familie v. Ulm beigejegt. 

In diefem Jahre wurde nun die Heiligiprehung des Kapuziner— 
bruder8 Seraphfim a monte Granario in der Provinz nachgefeiert, 
woran fich das Volk mit großer Andacht betheiligte ?. 


1170. 


An diefem Jahre war eine außerordentlihe Theurung im Gebiete 
der Ordensprovinz; daher verjenbete der Provinzial d. d. Ravensburg, 
27. Det. ein Gircular, daß fi die Klöfter möglichſt einschränken jollen 
bezüglich des Getränkes, das gefauft werden mußte, und daß alle Brüder 
Geduld haben jollen 2. 

In diefer Provinz wurde es von den Kapuzinern als eine befondere 
Ehre ihre8 Ordens gehalten, die zum Tode Verurtheilten vorzubereiten 
und auf ihrem letten Gange zu begleiten. Sie jahen e8 ungern, wenn 
‚man ihnen dieje Function nicht anvertraute. So wurde? in der Mitte 
der Faltenzeit d. J. eine Weibsperjon zu Wangen wegen vieler Dieb: 
jtähle zum Tode verurtheilt. Um fie barauf vorzubereiten, wurden Welt: 
priejter berufen. Da diejes bisher immer von den Kapuzinern gejchehen 
war, jendete der Guardian zwei von der Orbensfamilie, welche bie 
Verurtheilte die legten zwei Tage und Nächte bejuchten, und jie dann 
neben den Weltpriejtern, welde die freilich nicht gerne ſahen, zum Tode 
begleiten jollten, damit das Volk nicht Argwohn gegen die Kapuziner 
bege. Das Urtheil des Volkes ging am Ende aber doc dahin, wie der 
Guardian ſelbſt berichtet, da die Perſon nicht recht vorbereitet fei, doch 
ohne daß dieß den Kapızinern zur Laſt gelegt wurde. Denn als bie 
Arme ſchon auf dem Gerüjte ftand, wehrte fie jih noch gegen alle zehn 
Schergen auf unerbörte Weife, jo daß man Piähle in die Erde rammen 
und die Verbrecherin jammt dem Schaffot mit Striden daran befejtigen 
mußte, worauf ed erjt gelang, auf wieberholte Streidhe fie zu enthaupten, 
Unterdefien verlangte die Regierung wieder neue Faſſionen über unjere 
Einnahmen an freiwilligem und erbetteltem Almofen und deſſen Veraus— 
gabung, und drohte auch uns im Weigerungsfalle mit der allerhödjiten 
faijerlihen Ungnade und Entziehung der Sammlungsbefugniß, wenn bie 
Faſſion innerhalb vierzehn Tagen nicht erjtellt wäre. Die Entziehung 
der Sammlung wäre um dieſe Zeit ein fürchterliches Unglück gemejen, 








1 Arch. Brigant. conv. XVIII. 2. 
? Monim. arch. Moesskirch. ad ann. et alibi. 
® Monim, arch. Wangensis ad ann. 


275 


da die nothwendigiten Lebensmittel wegen der mehr Fünftlichen, durch 
Wucherer hervorgerufenen Theuerung bald um das Dreifache im Preije 
ftiegen. Dazu deutete ſchon die Form der Faſſionen, welche ftreng ein: 
gehalten werden mußte, deutlich an, daß es auf eine Verminderung der 
Anzahl der Religiojen abgejehen je. Am 14. Oct. erließ die Kaiferin 
Maria Therejia ein Decret, worin unter Androhung jchwerer Strafen 
verboten wurde, Jemand vor vollendetem 24. Lebensjahre zur Ordens: 
profeß zuzulafjen, was ihr eine Gorrection von Seite des Papſtes zu— 
zog, obwohl eö bei dem Decrete blieb. 

Sn der Tirolerprovinz jtellte man bald einen eigenen Provinz- 
ſchreiber auf, der nichts zu thun hatte, als dieſe Decrete an die Klöſter 
zu befördern, und die Arbeit fajt nicht bemwältigte, jo daß noch Provin— 
ziale und Guardiane jelbit aushelfen mußten. 

Am 13. Oct. befahl die Kaijerin, daß man auch in ben Klojter: 
ftudien nicht nur nad den öffentlich, eingeführten Lehrbüchern, ſondern 
auch nad den Principien der Faijerlihen Univerfitäten tradire 2, 


1771. 


In diefem Jahre herrichte das damals jo genannte Faulfieber, 
auch hitziges Fieber geheißen, fo ftark, daß im Convente zu Ueberlingen 
allein in kurzer Zeit drei Perfonen jtarben. Im Convente zu Conftanz 
jtarb P. Ulrih von St. Trudpert, welcher dortjelbit durch 23 Jahre 
al3 operarius (jo jheint der zu den Krankengängen bejtimmte Pater, 
jo oft nicht ein anderer namentlich verlangt wurde, geheißen zu haben) 
mit Eifer nicht nur den Kranken und Sterbenden in der Stadt in geift- 
lihen Anliegen beigeftanden hatte, fondern die größte Freude daran fand, 
auch die niedrigjten Leiblihen Dienjte ihnen zu erweiſen, bejonders 
während diejer Epidemie, bis er jelbjt davon ergriffen wurde. Er wurde 
mit den heiligen Sacramenten verjehen, welche er Inieend empfing, und 
verſchied im Kreije der Mitbrüder am 20. Juli 1 Uhr Nachmittags. 
Die Trauer um ihn war in und außer dem Stlojter groß, ba er 
Allen Alles war ?. — Auch anderswo gab es viele Arbeit wegen der Epi— 
demie; jo jchreibt der Guardian von Engen *, daß es jelbjt den Uebel: 
gefinnteiten in der Welt einleuchtete, dag die Neligiofen zu etwas gut 
ſeien. Im Sept. trat die Krankheit zu Liptingen auf und verbreitete 





1 Monim. arch. Constant., Monim. arch. Wangensis ad ann. 1771 et 
Annal. prov. Tirol. 16. Nov. 1770. 
2 Siehe Verſuch einer Kirchengeſch. des 18. Jahrhunderts von Huth, Auge 
burg 1809. IL. 121. 
3 Monim. arch. Constant. ad ann. * Monim. arch. Engensis ad ann. 
18* 


276 


ih bald jo, dat faum Eine Pfarrei, die zum Diftrikte de Kloſters ge- 
hörte, davon frei blieb. In mehreren Orten erkrankten gefährlich oder 
ftarben auch die Seeljorger. So Hatten die Kapuziner fünf Monate lang 
vollauf zu thun und erlagen zum Theil, P. Lambert von Feldkirch, der 
in Smmendingen, P. Concordius von Villingen, der zu Lottſtetten, 
P. Ruinard von Engen, welcher zu Randegg ausgeholfen, kamen 
frank in’3 Klojter zurüd, worauf immer wieber andere mit derjelben 
Bereitwilligfeit an ihrer Statt einrüdten; beſonders zeichnete jih P. Georg 
von Rottweil aus, der zu Gottmadingen, nach dem Tode des Pfarrers, 
mit großem Eifer drei Monate lang arbeitete, P. Fructuojus von Ueber: 
lingen verjah die Stelle eines Caplans gleichzeitig in zwei Pfarreien. 
P. Beba, war einen Monat zu Gutmadingen; faum zurücdgefehrt, 
verjah er die Seelforge zu Möhringen, woſelbſt aud der Pfarrer und 
jein Vicar jtarben. Die Bürger wünjchten ihn wegen jeined Eiferd zum 
Pfarrer. Ebenjo wirkte P. Engelhard von Laiz nad) dem Tode des 
Pfarrerd einen Monat zu Geijingen. Ueberdieß wurden die Kapu— 
ziner noch Tag und Naht von den Pfarrern in neun Pfarreien aus 
dem Klojter zu Hilfe gerufen. P. Timotheus von Oberhaujen jtand zu 
Immendingen, wo ber Pfarrer und der dritte Theil der Pfarrkinder 
ſchwer darniederlagen, durch ſechs Wochen mit ausdauernder Liebe und 
Eifer den Kranfen und Sterbenden bei, bis er, zum Schmerze Aller, 
jelbjt von der Epidemie ergriffen, in’3 Kloiter geführt, mit ben Gterb: 
jacramenten verjehen, im Kreije der Mitbrüder am 9. April jtarb, kaum 
40 Sabre alt, im 19. Ordensjahre. Es lebten damals vierzehn Patres 
zu Engen; Guardian war P. Jacob von Bezau. 

Auch in anderer Weile wirkten dieje Klöjter zum Wohle der Menſch— 
heit. So war zu Mößkirch den Armen wegen ber gropen Theuerung der 
Eintritt in die Stabt verſagt. Da unjer Klojter abſeits der Stadt auf 
einem Hügel jtand, jo eilten dieje jchaarenmeije dahin und lagerten fi 
an der Pforte. Der Herrgott gab ung aber, wie bie dortige Kloſterchronik 
jagt ?, jo reihlihen Segen, daß ſowohl wir mit dem Nothwendigen ver: 
leben waren, und auch fein Armer ohne Almoſen entlajjen wurbe. 

Was die von nun an jtehende Rubrik der ſtaatlich decretirten Drang: 
jale betrifft, jo war man mit der Durchführung der bisher erlajjenen 
Decrete beihäftigt, was aber nicht überall zugleich jtattfinden Eonnte, 
woher e3 fommen mag, daß man in verjchiedenen Quellen oft verfchiedene 
Daten derjelben angegeben findet. Nach der Chronik der Tirolerprovinz 
unſers Ordens begann die Durchführung gewöhnlid in Wien, und die 
äußeriten legten Wellenringe trafen dann erjt die ‘Peripherie des Reichs. 





i Monim. arch. Moesskirch. ad ann. 





277 


Die Proclamirung in den Klöftern erfolgte Anfangs unter bejonbern 
Geremonien. So wurde bald nah dem Provinzcapitel diejed Jahres, 
welches auf Einladung unjer8 großen Gönners, des Cardinald Robt, 
Fürftbiihofs von Eonjtanz, zu Markdorf gehalten wurde, im Nefectorium 
zu Conftanz vom Amtmanne (a supremo civitatis capite?) Herrn von 
Pichler, einem Tiroler, in Gegenwart von drei Zeugen ein neues kaiſer—⸗ 
liche8 Decret vorgelejen, wonach alle Kerker in den Klöjtern zu jchließen, 
und nur in eigenen Zellen, welde fi von den übrigen in nichts unter: 
ſcheiden jollten, die Disciplinarvergehen abzubüßen jeien. Größere Ver— 
geben hätten die Oberen bei Vermeidung der Faijerlidden Ungnade augen: 
blilih den Biſchöfen anzuzeigen. 

Nah angehörter Publicirung mußten die Oberen diejelbe mit ihrer 
Unterjchrift bezeugen. Auf obiges Decret hin beſchloß das Definitorium, 
ſolche Eujtodien zu errichten ‘. 

Auch die Natur Half mit, die ſonſt ſchon bebrängte Zeit zu er- 
Ihreden. So wurde man, mie diejelbe Quelle erzählt, am 11. Auguft 
zu Gonjtanz und Umgebung 20 Minuten nad 8 Uhr Vormittags, bei 
einem Barometerjtande von 16 Grad, von einem großen, von Süden 
nad Oſten fich bewegenden Erdbeben erjchredkt, welches in zehn Secunden 
dreimal mit heftigem Stoße die Stadt in Angft verjette. Weil es Sonn- 
tag war, befanden ji die Einwohner großentheild in der Kirche, und 
da die Gewölbe und Wände berjelben krachten (summo fragore per- 
eussas) und einzuftürzen drohten, jo flohen alle unter Tumult, wobei 
gegenfeitige Bermwundungen vorfamen, und unter lautem Klagegeichrei 
und heulend und die Barmherzigkeit Gottes anrufend, aus den Kirchen 
und Häujern hinaus. 


1772. 


In diefem Jahre wurden drei Patred der Provinz in die neu— 
gegründete Fleine Eujtodie von Eichjtädt verjegt. Am Vorjahre wurde 
nämlih R. P. Gorgoniug von Kiefelegg von den Drdensoberen beauf- 
tragt, al3 Generalcommiflär, aus den in Franken und in der Oberpfalz 
(in Franconia et Palatinatu superiore) liegenden, von der bayriſchen 
Provinz getrennten Kapuzinerflöftern eine neue Cuſtodie zu errichten, 
unter dem Titel der unbefledten Empfängnig Mariend, melde auch bie 
franfonijche oder eichſtädtiſche Euftodie hieß, meil das Klojter in Eich— 
ſtädt nebjt Ellmangen ꝛc. dazu gehörte?. Dieſe befam noch größern 
Zuwachs nad einem Decennium, als man öjterreichifcherjeit3 unerbittlich 


! Monim. arch. Constant., Brig. VIII. 3 ete. 
? Monim, arch. Moesskirch. ad ann. Chronica prov. Tirol. ad ann. 


278 


Ernſt madte mit einem Decrete, da3 ſchon in dieſem Jahre (d. d. 
20. März) von der Kaiferin erlafien wurde, wonach ſtrengſtens be- 
fohlen wurde, daß die djterreihiichen Klöfter alle Verbindung mit den 
ausmärtigen im Weiche aufheben jollten. Schon damals jchrieb ein 
Ehronift t eines jolhen auswärtigen Klojter3: „Gott gebe, daß dieß 
Decret nit jtreng durchgeführt wird, denn ſonſt entjteht in unjerer 
Provinz, welche jo gemiſcht ift, und deren Klöfter doc jo nothmendige 
Beziehungen zu einander haben, eine heillofe Verwirrung!” Doch nod 
mehr entjeßte er ſich, als (d. d. 7. April) ein anderes Decret erjchien, 
welches das frühere abſchwächen follte, in welchem unter verſchiedenen 
andern gehäfligen Punkten auch feſtgeſetzt wurde, daß in öfterreidhiichen 
Klöftern nur geborene Defterreiher Obere und Bifitatoren fein jollen. 
Der Chronift fürchtete, daß dieß Decret, wenn man die Beichwerben der 
Provinz dagegen nicht berüdfichtige, gegen den Willen der Provinz, die 
er jo liebe, zu einer Trennung zwingen werde. 

Diejelbe umfahte zur Zeit des 1774 gehaltenen Provinzcapitel3 
(5. Auguft) 641 Brüder, davon 410 Prediger, 68 Beichtväter, einfache 
Priefter 13, Klerifer 38, Laienbrüder 109, Communifanten in unjern 
Kirchen jeit dem leiten Capitel 2596 932, Converfionen 183, Predigten 
von den Mitgliedern der Provinz gehalten 20061, Katechefen 5092, 
3890 Sterbenden wurde beigejtanden?. Da bie Eremptionen der Klöfter 
von Seite des faijerlichen Hofes nicht viel beachtet und ſchon im Bor: 
jahre die Biſchöfe zur Bifitation der Klöfter veranlagt wurden, half fich 
mancher gewifjenhaftere Biſchof, wie 3. B. der von Briren, damit, daß 
er jih von Rom aus dazu ermäcdtigen ließ, was auch, aber nur ad 
personam, bewilligt wurde ®, 


1773. 


Es ijt auffallend, daß für dieß Jahr alle Ordensquellen zu vers 
fiegen jcheinen, die ich für meinen Zweck benützte. Selbſt die große 
Provinzhronit der Nordtirolerprovinz ift höchſt jteril, da fie doch mit 
dem Mortuarium und den Gapitularien zehn große Foliobände umfaßt. 
Es jcheint, es ſchwand allen Ehroniiten Hören und Sehen bei der un: 
erwarteten Aufhebung des mächtigen Sejuitenordend. Es iſt dieß das 
faſt einzig als wichtig behandelte Thema. Wir erfahren nur, daß zu 
Engen am 1. Dec. der Provinzial alle wirklichen und (nad dem Pro: 
vinzgebraud) auch die je gemwejenen Definitoren zur gewöhnlichen Con— 
gregation berief, um die „in diejen kritiſchen Zeiten“ as. Maß⸗ 
regeln zu treffen ®. 








! Monim. arch. Wangensis ad ann. 3 L. e. 
® Chronica prov. Tirol. ad ann. * Monim. arch, Constant. ad ann. 


279 


1774 


Am 12. Nov. jtarb zu Bezau P. Syneſius von Wangen, Senior 
der Provinz, im 88, Lebens- und 68. Ordenzjahre. Durd fait 30 Jahre 
wanderte er zur Aushilfe in der Seeljorge im Bregenzerwalde bergauf 
und ab, jchaffte großen Seelennugen, wie verjchiedene Pfarrer bes 
zeugten, bis er, von Alter und Krankheit erjchöpft, bejtändig im Klojter 
bleiben mußte. Deffenungeadhtet war er, zum Staunen Aller, bis auf 
die vier leßten Tage, wo er in Todeögefahr fam, immer außer dem 
Bette. Er jtarb an einem Samstage, aljo einem der jeligiten Jungfrau 
geweihten Tage, auf melde er jein größtes Vertrauen jette, indem er 
immer ſagte: „sch weiß, daß mich die Mutter der Barmherzigkeit gewiß 
nicht verlajien wird, da ich ihre kindliche Verehrung in allen meinen 
Predigten, 1300 an Zahl, den Zuhörern immer empfahl.“ 

Nah 10 Tagen folgte ihm P. Theodoret von Gonitanz im Tode 
nad, ber ihn einige Jahre hindurch mit größter Geduld und eremplari- 
cher Liebe bedient hatte. Dieſer war auch jonit ein wahrer, aufrichtiger, 
gehorjamer Religioje, zugleich ein eifriger Eroreift, wie der Guardian 
P. Irenäus von Ueberlingen ? jehreibt, an dejjen Seite P. Theodoret 
von Schwarzenberg zurückehrte und plößlic vom Schlage gerührt nieder: 
ftürzte, und innerhalb weniger Minuten nad empfangener Abjolution im 
46. Lebens: und 22. Ordensjahre jtarb. 

Um dieſe Zeit hielt die Provinz noch jtreng bie nur gerathene, nicht 
befohlene jogen. Benedictfaften (40 Tage nad Epiphanie), jo zwar, daß 
dem vom Gonftanzer Klojter in Müniterlingen ald Pfarrvicar aus: 
gelegten Pater trog viermaligen Anhaltend und Drohens der dortigen 
Abtiſſin das Fleiſcheſſen nicht erlaubt wurde. 

Ein Deeret der Regierung forderte die Conformirung der Kloiter- 
ftudien mit denen der Univerfitäten bezüglich Methode und Lehrbücher 
auf’3 Neue, ein anderes befahl die Verkleijterung der Lectionen des Bre— 
vier8 II. Noct. am Feſte Gregorii VII. und zwar unter Strafe von 
50 fl. für jedes Eremplar (ich jah ſelbſt öfters ſolche confiscirte Lee— 
tionen); am 31. Nov. wurde hingegen die ewige Anbetung und Aus: 
jegung des Allerheiligiten in Tirol, wie es in der Diöceje Lüttich zc. 
ſchon gejchehen, durch Faiferliched Decret von 6 Uhr Morgens bis 6 Uhr 
Nachmittags in den verſchiedenen Kirchen abwechslungsweiſe eingeführt ?, 
Auch in Vorderöjterreich wurde fie eingeführt und die Ausjegung des 
Nachts auf die Klöfter ausgedehnt, und im Kalender die obrigfeitliche 
Anordnung der Stunden, in denen in jedem Dorfe, Klofter ꝛc. ſelbe ab- 








ıLc ® Chronica prov. Tirol. ad ann. 


280 


zubalten fei, publicirt. Den Termin der Einführung weiß ich nicht, doc) 
jah ich jelbjt einen jolchen Faiferlichen Kalender, in dem für Vorarlberg 
bie faijerlihe Anbetungsordnung enthalten iſt!. 


1775. 


Dieb Jahr wanderten die römijhen Eujtoben der Pro: 
vinz (die vom Provinzcapitel zu ermählenden zwei Deputirten) und 
der Provinzial dag legte Mal zum Generalcapitel nad 
Nom (weldes jonjt alle ſechs Jahre der Fall war), denn fortan ward 
dieß verboten. Nach der Rückkehr hielt das Definitorium die gemöhn- 
lihe Gongregation, in melder jie dem kaiſerlichen Decrete gemäß die 
öſterreichiſchen Klöfter mit öfterreichiihen Oberen verjehen mußten, jo weit 
bieß nicht der all war. Sie wurde zu Ravensburg den 8. Sept. ge: 
halten. Natürlich machte dieß jehr viele Verfegungen der Oberen, noch 
vor Ablauf ihrer Amtszeit, nothmendig?. Zur Meldung de3 Todes 
Glemen®’ XIV. fügt der Wangener Chronift hinzu, daß er ebenjo viele 
Sahre, Monate und Tage regiert, als Sixtus V. aus demjelben Orben 
(6 J. 4 M. 3 T.). 


1776. 


Am 4. Juli befahl die Kaiſerin, daß die Provinziale und Viſita— 
toren vor Beginn der Viſitation dazu die Erlaubniß des Guberniums 
einholen, nur Einmal die Klöſter viſitiren ſollen, die Acten der Provinz— 
capitel dem Gubernium eingejandt, die Zahl der Klöfter und Religiojen 
nah dem jechjorglichen Bedürfnifje berechnet werden follten. Daß bie 
Klöfter vor Allem für die feeljorglichen Bedürfniſſe des Neligiojen ſelbſt 
da jeien, begriff diefe Aufklärung nicht ?. 

Sm Juni und Juli wurden zuerjt die Verzeichniffe der Mitglieder 
des III. Orden? ben Klöftern abgefordert und in Copia cingereidht; 
gleih darauf die Driginalverzeichnifje jelbjt abgefordert, ald wäre man 
einer geheimen Gejellihaft auf der Spur. 

Kein Säcular: oder Regular-Kleriker jo eine höhere Weihe em: 
pfangen dürfen, ehe er vor den weltlichen Profefjoren die Prüfung aus 
dem Kirchenrechte mit gutem Erfolge bejtanden habe (Decret d. d. 5. Oct. 
und 2. Nov.). Der III. Orden wurde verboten *. Letzteres Verbot 
wurde in Wien nicht publicirt; dag erftere rief in Defterreih und Une 
garn viele Protefte hervor. 





i Monim. arch. Constant. ad ann. 
2 Monim. arch. Wangensis ad ann. et Monim. arch. Moesskirch. 
2Huth a. a. O. ©. 121. * Chronica prov. Tirol. ad ann. 


281 


So wurde der Cäſaropapismus immer mehr ausgebildet, und bie 
gute Kaiferin durch ihre Umgebung halb willig, halb unmillig in den— 
felben bineingerifien. Unter ſolchen Umftänden lag es nahe, dak ihr 
auch die kleineren Fürften bald nadfolgten, joferne fie ihr nicht ſchon 
etwa, wie z. B. der Kurfürft von Bayern, vorausgeeilt waren. 

In diefem Jahre und durch mehrere hindurch wurde dem Kapuziner: 
Hojter in Malberg das jeit 1682 gewährte jährliche Almoſen an 
Wein, Salz, Wachs u. |. w. troß allen Bitten? von der Lanbesbehörde 
verjagt *. Dieß Almojen beruhte auf einer Art Stiftung, bie zwar 
vom Orden nicht vi juris, defien er unfähig ijt, urgirt werden fonnte, 
aber dennoch findet bei derlei Stiftungen ein rechtliches Verhältniß und 
eine rechtliche Verpflihtung gegenüber den Rechtsvorfahren, Erblafiern, 
Stiftern von Seite der Erben und Rechtsnachfolger jtatt. 

An Malberg waren damals 11 Patres, 1 Klerifer (1 oder 
2 Klerifer, d. h. abjolvirte Novizen, waren faſt in jedem Klofter zur 
Bejorgung der Sacrijtei und des Lejepultes im Chore ꝛc., welde dann 
nad) ein paar Jahren im Falle entiprechender Eigenſchaften zum Studium 
in die Studienflöfter gejendet wurden). Laienbrüder waren es 3. 


1777. 


Anfangs April war Kaifer Joſeph II. nad Frankreich gereist und 
fam im Juli zurüc über freiburg i. B., Breifah, Bafel, Rheinfelden, 
Laufenburg, Waldshut, Schaffhauſen, Nabolfzell (Cellam) und am 
26. Juli nad 5 Uhr Abends in Begleitung der Grafen Colloredo und 
Gobenzl, zwar nicht unerwartet, jedoch fühl empfangen (valde ignaviter), 
ja eigentlih von Niemandem begrüßt, in Conſtanz an, jtieg im Goldenen 
Adler ab, jpeiste dort ungefähr um 6 Uhr bei ?/, Stunden, empfing 
dann den yüritbiihof Mar von Rodt und den regierenden Fürſten von 
Hehingen, welchen dann das ganze Domcapitel, der Stadthauptmann, 
der Commandant, der ganze Adel der Stadt und jehr viele Andere von der 
Stabt und Umgegend auf dem Fuße nadfolgten. Darauf begab ſich 
der Kaifer an den See, bejichtigte die ausgerüfteten und gejhmücten 
Schiffe, jah den Manövern (exereitia) der Matrojen zu, und z0g ſich dann 
nad einer Stunde in obige Gajthaus und in fein Zimmer zurüd, wo er 
bis Mitternacht arbeitete. Unterbefjen wurde im Dome der Hodaltar 
geziert, indem man den ganzen Schat ausjtellte, und der Biſchof lud 
den Kaijer auf den andern Tag, da e3 Sonntag war, zum Hocamte 
ein. Allein die Antwort lautete: „Die Meſſe werden wir bei den Kapu— 
zinern hören.” Am 27. d. M., d. i. am 10. Sonntag nad Pfingften, 


— 


1 Großh. bad. Generalsfandesarhiv Acta Capuc. fasc. VIII et IX. 


282 


früh um 6 Uhr (wie der etwas zu früh jubelnde Chronift und Guardian 
ſchreibt ), kam ein faijerlicher Lakai (cursor caesareus) zu mir, und 
erjuchte Namens ded Grafen Collorebo, daß ich unvermweilt für das 
ganze Faijerlihe Geleite, welches jhon in der Kirche wäre, eine Meſſe 
leſen laſſe, welche ich, in der falſchen Vorausſetzung, daß der Kailer, 
wie es hieß, in der Domkirche mit jeiner ganzen Suite der heiligen 
Mefie beimohnen werbe, jelbit lad. Doch jieh! unter der Conventmeſſe 
tritt der Safrijtan der biſchöflichen Gapelle in vollem Ornate in ben 
Chor und fündet mir an, daß der hochw. Biſchof in unferer Kirche bie 
Meile für den Kaijer lejen werde. Während aber ih, der Guardian, 
im äußeren Chore und in der Sakriſtei Alles jo gut möglich jorgfältig 
vorbereitete, ließ mich ungefähr um 8 Uhr der £ailerliche Reiſe-Secretär 
rufen, und vedete mich mit den Worten an: „Seine Majeltät beauftragte 
mid, Em. Hohmürden zu benadrichtigen, daß Ahr einen Prieſter bejtellt, 
der circa um 10 Uhr in Eurer Kirche bei Ihrer Ankunft die Meſſe 
celebrire.“ Ich antwortete: „Wir nehmen dieje jehr große Gnade mit 
aller Unterwürfigfeit an; allein es it jchon der hochw. Bilchof bereit, 
um in unjerer Kirche zu celebriren.“ Jener aber antwortete troden: 
„Seine Majeftät hat gnädigit befohlen, was ich angezeigt; jorgt aljo, 
daß einer der Eurigen die Meſſe am Hocdaltare leje.” Der Guardian 
war theils voll Jubel, theild voll Angjt, und al3 er nun in die Sakriſtei 
ging, um dem Bilchofe, der ſchon über eine Stunde im Meßgewande 
barrte, den Willen des Kaijerd zu verfünden, jo ermiederte berjelbe 
huldvollſt: „Alfo dann wird bei der Ankunft de Kaiſers ein P. Kapuziner 
mit mir hinausgehen und celebriren.” Unterdeſſen war die ganze Stadt 
mit dem Domcapitel, dem Hofperjonale des Biſchofs und des Fürften von 
Hechingen, dem Abte von Kreuzlingen und einem zahlreichen Adel beiberlei 
Geſchlechts auf den Beinen, um in unjere Kirche zu fommen. Bor 10 Uhr 
begab ſich der Kaijer mit den Grafen Colloredo und Cobenzl in feinem 
Reifemagen auf kurze Zeit in’3 Spital; nahdem er ſelbes beſucht, fuhr 
er unter fortwährendem Negen nad unjerer Kirche. Er verließ vor 
berjelben den Wagen, welcher jchon für die Abreije bepadt und her: 
gerichtet war und in der Vorhalle unjerer Kirche zurückgeſchoben wurde; 
ohne einen Regenſchirm anzunehmen, welchen ihm Fräulein M. Roja 
von Piyffer anbot, eilte er durch die Menge in die Kirche, wo er vom 
Guardian und vier andern Patres in Mänteln empfangen und zum 
Presbyterium begleitet wurde. Der Kailer begab ſich aber nicht zu dem 
mit Teppich) und Polſter verjehenen Betjchemel, ſondern fniete an ber 
unbebecten Communionbank zwiſchen beiden Grafen nieder und hörte 


i Monim. arch. Constant. ad ann. 


283 


bie beiden heiligen Meilen, die bed Biſchofs und die des beorberten 
P. Edmund, operarius in der Stadt, zur größten Erbauung aller 
Gegenmwärtigen auf’3 Andächtigſte an, indem er bald bad Gebetbud, 
bald den Roſenkranz benüßte. Nach derjelben machte er eine breifacdhe 
Kopfneigung vor dem Altare, dann gegen bie vom Übel :c. links und 
reht3 vom Altare Stehenden, und wendete ji gegen dad Schiff der 
Kirche, wo er, fih aufrichtend, einen Augenblick ftehen blieb und dann 
mit den beiden Grafen die Kirche verließ, den Neijewagen beitieg und, 
nachdem da3 übrige Gefolge ſchon in aller Frühe zu Schiffe über ben 
See geſchickt war, feine Reife fortjette. Seine Abreije war weder dem 
Biihofe noch dem Adel oder den Herren der Stabt angezeigt worben, 
auch Keinen Abichied nahm er von ihnen, worüber fie höchſt betrübt 
waren. Er fuhr auf einem Conſtanzer Schiffe, welches oh. Bapt. Sulger 
leitete, an Staad vorüber nah Meersburg, wo er beim Ausſteigen 
von dem ihm zu Schiffe vorangeeilten Biſchofe am Hafen begrüßt und 
in die Rejidenz eingeladen wurde. Er nahm aber die Einladung nicht 
an, ſondern Fehrte wieder in einem Wirthähauje ein. — Schon am 
3. Auguft fam er zu Wien an. 

Die ganze Stadt gratulirte dem Klofter, war aber auch voll Be: 
trübniß megen der Ungnade des Kaiſers, welcher weder einer Civil: 
noch Militärbehörde eine Audienz gewährt hatte. Auch der Abt von 
Salem, der doch geheimer (intimus) Rath Ihrer Majeſtäten war, hatte 
mit großem Gefolge acht Tage lang zu Petershaujen vergeblicd auf die 
Ankunft des Kaijerd und eine Audienz gewartet t. Außer dem jchlechten 
Empfang joll dem Kaijer bejonderd die geringe Anzahl ber Bevölkerung 
und der Mangel an Fabriken mihfallen haben. 

Sm jelben Jahre ward die öffentliche ewige Anbetung des 
Allerheiligjten allgemein eingeführt 2; aber bald wurden von 
ber Regierung bezüglich; der Stundenordnung an manden Orten in 
Vorderditerreich einige Veränderungen vorgenommen, welche in den kaiſer— 
lihen Kalendern ? jeweild zur Kenntniß gebracht wurden. 

Nichtsdeſtoweniger bemängelte die von Joſeph II. erlafjene „kaiſer— 
liche Andachtsordnung“ die vierzigftündige Anbetung als eine „neue 
Erfindung” *, 

Um fid) ber Ausführung der neuen Höfterlihen Stubienmethode 
beſſer zu verfichern, mußten die Lectoren ober Hauslehrer der Klöfter 
gemäß Regierungädecret d. d. 8. Nov. d. J. vor dem Profefjorencollegium 
der Univerfitäten geprüft werben >, 


ıL. c. 2 L. c. 3 Ad ann. 1779. 
* Art. 14 |. Myfterien ber Aufflärung ©. 435. 5 Huth I. 121. 


284 


Am 1. Januar fand man im Klofter zu Mößkirch den Pförtner, 
Fr. David von Engen, nad 9 Uhr Nachts in knieender Stellung tobt. 
Er hatte nur zwei Tage lang ein Fieber gefühlt; er war ein thätiger, 
demüthiger, dem Gebete und Stillſchweigen jehr ergebener Religioſe!. 

Am 2. Januar jtarb zu Conſtanz Fr. Laic. Demetrius von Löffingen, 
ein ebenfalld auögezeichneter Religioje, welcher die Paramente, in der 
ganzen Provinz auszubeflern hatte ?. 

Die Feldkircher Chronik meldet in diejem Jahre die Zujendung eines 
Zeugnifje über eine auffallende Heilung eines von vier geübten Chirurgen 
vergeblich behandelten ſchweren Fußübels durd die Fürbitte des heiligen 
Fidelis?. Bejonderd in Conſtanz nahmen in biefem Jahre Katholiken 
und Anderägläubige die Zuflucht zu Segnungen und Gebeten und zwar 
mit Erfolg ®. 

Ferner meldet die Feldkircher Chronif Naturerfcheinungen, mie fie 
wohl nod nie in unjern Gegenden jo häufig vorgefommen find. 

Bor dem Winter bemerkte man verſchiedene Rufterfcheinungen, Nord: 
liter (sie), jo daß man in der Ferne eine Feuersbrunſt wähnte Die 
Gelehrten hielten und erklärten es für Anzeichen eine jehr jirengen 
Winters. Bald folgten jchredliche Erdbeben faſt drei Monate lang, 
welche der Gegend von Feldkirch den Untergang zu drohen jchienen. Am 
20. December d. J. 4 Uhr früh nahm man unter fchrecdlihem Getöſe 
ein ſolches Beben und Zittern der Erde wahr, daß ſich die Gebäude einige 
Sekunden lang bewegten und hie und da Riſſe befamen. Mit geringerem 
Getöje ergab ſich ſolches auch am 27. December. 


1178. 


Am 27. Januar gemwahrte man wieder eines, um 9 Uhr Abends 
ungefähr, dann wiederum um 3/,1 Uhr unter der Metten, 1/,3 Uhr, 
3 Uhr und 5 Uhr früh. Das dritte von dieſen fünf in Einer Naht 
war jo fürdterlih, daß die Wand des Nefectoriums ſich zu bewegen 
und eine Tafel herabzufallen dien, während eines ſchrecklichen Getöſes 
durh 6—7 Sekunden, daß man hätte meinen mögen, es jtürze das 
ganze Klofter zufammen. Dieſe Erdbeben wiederholten fih am 29. Fe 
bruar und 9. März; beidemal um 1/,12 Uhr. Am 12. März wurde 
wieder ein vierfaches Erdbeben beobadtet: um 5 Uhr früh, 1/6 Uhr 
und gegen 12 Uhr Bormittagd und bald hernach da3 vierte. Kleinere 
Stöße wurben außerdem mit geringerem Getöje noch vielfadh in Feldkirch, 
in ber Nachbarſchaft, befonders jenſeits des Rheins auf Valentinsberg 


1 Monim. arch. Moesskirch. ad ann. 2 Monim. arch. Constant. ad ann. 
3 Monim. arch. Feldkirch. * Monim. arch. Constant. ad ann. 


285 


wahrgenommen. Der Pfarrer von St. Valentindberg erzählte, dag am 
27. Januar von 5 Uhr Abends biß 11 Uhr Vormittags des nächiten Tages 
mehr al3 100 Erdſtöße von ihm wahrgenommen wurben, obige fünf aber 
bie fürdhterlichjten waren, während welcher die Erbe in fortwährender Be: 
mwegung war. Auch habe er bligähnlihe Ausjtrömungen (exhalationes) 
um den Berg gejehen. Außer dem Schreden, den erwähnten Riſſen und 
dem Herabtürzen eines Kamine ging es ohne Schaden ab. Während 
der ganzen Zeit wurden die Tanzbeluftigungen verboten und öffentliche 
Gebete angeordnet. 

Nach derjelben Quelle wurde erit in biejem Jahre ı mit ber ewigen 
Anbetung in dortiger Gegend Ernjt gemadit. 


1779. 


Bor zwei Jahren hatten die neuen Profejioren des Lyceums zu Con» 
ftanz vom Hofe zu Wien, wie ed hieß, ein Decret erwirkt, wonach das 
ganze Lyceum bei der Krohnleihnamsproceifion zwijchen dem Regular: und 
Säcularcleru3 eintreten konnte. Cine bei der Regierung jeitend ber 
Klöfter eingereichte Beichwerbe war ohne Erfolg; und dich Jahr wurde 
es jo in Ausübung gebradt. Die ganze Stubentenihaft war in ber 
Borhalle (peristylio) der Domkirche aufgejtellt und ſchlüpfte dann hinter 
den Gonventualen ber vier Mendifantenflöjter in den Zug. Der Chro— 
nijt 4 bemerkt mit Recht: Die jtudirenden Knaben, melde den Priejtern 
nun vorgezogen wurden, werben jich einjt verwundern, wenn jie, Brieiter 
geworden, den Knaben nachgejegt werben. 

Am 23. November jollte zu Rom die Congregatio antepraeparatoria 
in causa V.$. Dei Laurentii a Brundusio abgehalten werden. Diejer 
mar am 28. September 1598, wo die vorderöſterreichiſche Provinz noch 
mit der jchmweizeriichen vereinigt war, zu Luzern zum Provinzial gewählt 
worden, weßhalb aud in diejer Provinz, nad dem Willen des General: 
procuratord de8 Ordens zu Nom, an obigem Tage bejondere Andachten 
gehalten wurden, um den Beiltand des heiligen Geijtes zu erlangen ?, 


1780. 


In diejem Jahre traf man im Klojter zu Conjtanz Vorbereitungen 
zum Empfange des Ordensgeneral3, des Re! P. Erhardus von 
Radkersburg (aus der jteiriihen Ordensprovinz), welcher nad) der 
Bijitation der Provinz dortjelbit das Provinzcapitel abhalten wollte ®. 





i Monim. arch. Constant. ad ann. 2 Monim. arch, Feldkirch. etc, 
® Monim. arch. Constant. ad ann. 


286 


Die Mauern des Klofterd wurden daher ausgebeſſert und getündht, wozu 
die Stadt die nothwendigen Materialien fpenbirte; das Gajtzimmer, 
welches einer Spelunke ähnlih jah, wurde erweitert, die Fenſter aus: 
gebejiert, theilweile erneuert, mozu die Domfabrif den größten Theil der 
Koſten trug, wie fie überhaupt die Reparaturen immer unterjtüßte, 
wenn jie auch wiederholt einer Verbindlichkeit dazu vermöge eines Ver: 
ſprechens widerſprach, daher vielleiht die Monimenta Arch. Constan- 
tiensis irrigerweiſe einer jolhen Erwähnung thun . Fr. Bonaventura 
von Andelfingen vejtaurirte die Gemälde, auch wurde ein Triumph: 
bogen vor der Kirchthüre errichtet. Am 13. Auguft betrat der General 
den Boden der Provinz, nachdem er bereit die meilten deutichen Pro— 
pinzen vifitirt hatte und joeben von der rheinischen fam. Der Provinzial 
R. P. Gorgonius von Kiejelegg erwartete ihn im Klofter Baden und 
ging ihm von dort aus eine halbe Stunde weit entgegen. In Baden jchrieb 
derjelbe Namens des Generald an alle Klöjter und ſagte dad Provinz: 
capitel auf den 22. September an, trug allen Batern und Fratern, deren 
Klöjter der General nicht perſönlich vifitiren konnte, im Ipeciellen Auf: 
trage besjelben auf, daß jie fih im Nefectorium einmal verjammeln, 
und jeder Einzelne die eigenen Bebürfnijje oder die der Provinz, denen er 
Abhilfe wünjchte, mit Findlihem Vertrauen ihm jchreiben ſollte. Sie 
jollten aljo berichten, was fie wünjchten zur Ehre Gottes und ded Ordens, 
zum Nugen der Provinz, zum Wachsthum der Flöfterlihen Objervanz, 
zur befiern Haltung der General: und Provinzial:, vor Allem der Regel: 
ftatuten, damit er ſolche Anordnungen treffen könne, welche dazu dienen; 
wer nicht3 zu bemerken hätte, ſollte wenigſtens die melden. Die 
Briefe jeien nad Conſtanz zu birigiren?. Am 17. begann und beendigte 
der General die PVifitation der Ordensfamilie in Baden, de3 andern 
Taged reiste er nah Oberfirh, nad Vilitation des dortigen Kloiterd 
nah Offenburg, Malberg, Freiburg, Neuftadt, Engen, Zell, wo er 
überall Bifitation abbielt, und traf am 9. September auf einem 
vom Magiitrate in Radolfzell bejorgten Schiffe auf dem Gonjtanzer 
Gebiete ein, wo ihn auf einer prächtig gezierten Flottille (elegantissimus 
navium apparatus) vier Abgejandte der Stadt erwarteten, bei jeiner 
Ankunft mit Trompeten und Paukenſchall empfingen, mit einer glän= 
zenden Rede begrüßten und ihn dann in ihr erſtes (principaliorem) 
Schiff aufnahmen. Daraufhin fuhren fie durch den Rhein an's Ufer, 
unter fortwährenden Klang der Mufif; dort begrüßte ihn beim Aus— 
jteigen der Bürgermeifter Reiner, worauf ihn bie Deputirten der Stadt 


I! L.c.p. Td et 83 
? Monim. arch. Constant. et Feldkirch, ad ann. 


287 


unter unermeßlihem Zubrang des gemeinen Volkes und bed Adels in 
unjer Klojter führten, aus dem die Kapuziner ungefähr 60 Schritte 
weit ihm entgegen gingen. Als er fich im jeine Zelle zurückgezogen hatte, 
bewillfommte ihn der Syndifus der Stadt in Begleitung dreier Raths— 
berren (Senatores) in einer ausgezeichneten Nede, und mit ebenjo ge: 
wählten Worten der Syndikus ded Domcapitel3 und die Abgeſandten 
der Gollegiatcapitel, der Aebte von Petershaujen und Kreuzlingen, und 
neun Offiziere. Nach einigen Tagen famen die Prinzipale obiger Com: 
miſſäre ſelbſt und luden ihn in die Stifte auf Beſuch, welche Einladung 
der General aud annahm. ALS der Abt von Kreuzlingen hörte, daß 
der’ General fih auf den Weg dorthin mache, ſchickte er ihm jeinen 
Prälatenwagen mit ſechs Pferden beipannt entgegen, dem zmei feiner 
Ganonifer in einer Kutjche biß zu unjerm Klojter folgten. Allein der 
General ließ ſich nicht bewegen, einzufteigen, und ging zu Fuß zwiſchen 
den zwei Chorherren, gefolgt von jeinen vier Secretären, dem Provinziale 
R. P. Gorgoniu3, dem Definitor und zugleih Guardian von Conjtanz 
P. Ignatius, und mit dem Lector P. Erijpinian von Dietlhofen nad 
Kreuzlingen, die zwei Kutihen langjam voraus. Als jich der General 
dem Stifte näherte, wurden die Mörjer im Garten des Stifte ent: 
laden, während der Prälat Anton Luz mit jeinem ganzen Gapitel beim 
großen Thore, durd welches man in den Hof tritt, den General er— 
wartete, unb dann unter dem Schalle ber Trompeten und Paufen und 
wiederholten Donner der Geſchütze empfing. Er führte ihn dann in 
fein Zimmer, wo fie fih mit Geſprächen unterhielten, biß die Zeit zum 
Mittagmahle da war, zu welchem ſich beide unter den Fanfaren der Muſik 
in’8 Refectorium begaben. Beim prächtigen Mahle fang ein Chor von 
Knaben und bei den Toaſten auf beide Prälaten wurden die Geihüß:- 
jalven wiederholt. Eine Stunde nah dem Mahle bedankte jich der 
General und Eehrte wieder unter den nämlichen Ehrenbegeugungen, unter 
denen er gekommen, in das Kapuzinerklojter zurüd. Der Abt von 
Petershauſen wollte ihn in derjelben Weiſe öffentlich beehren, was der 
General dankend ſich verbat; deſſenungeachtet nahm ihn der Prälat auf’8 
Ehrenvollite auf, bemirthete ihn auf's Beſte und unterhielt ihn während 
des Mahles mit einer pajjenden Tafelmuſik. Außerdem jpendeten beibe 
Aebte unjerm Klojter auf’3 Freigebigite Almojen an Wein, Brod und 
Fiſchen. Ebenſo freigebig zeigte ſich das Domcapitel, welches dem Generale 
zu Ehren ein ganzes Fuber Wein jendete, die Canonici ad St. Ste- 
phanum gaben 30 fl., die bei St. Johann 24 fl. Alle aber übertraf 
der Magijtrat, welcher außer den jehr vielen Ausgaben bei der Ankunft 
und Abreije des Generald noch jehr viele Almojen in Wein, Mehl und 
Fiſchen ſpendete, überdieß noch in Klofter ihn mit einem Föftlichen Mahle 


288 


bei herrlihem Wein bewirthete, an dem alle Kapuziner und ber Fleine 
und große Rath (minor et major Magistratus) theilnahmen, jo daß 
bei 70 Gäſte waren, die wieder eine angenehme Tafelmuſik unterhielt. 
Von den Kapuzinern waren aus der Begleitung des General vier Se 
cretäre, nämlich die RR. PP. Severus Barcinonenji3 aus Spanien, 
Rembert von Amorbad aus der rheinischen Provinz, Aloiſius von Burgo 
in Stalien, Silvejter von Folnay, ein Franzoſe; dann die Laienbrüder 
Fr. Laurentius aus der römijchen Provinz, geboren in Gittä de Caſtello, 
Fr. Benno vom heiligen Kreuz, ein Deutjcher aus der ſteiriſchen Pro— 
vinz, welcher die zwei Maulthiere zu bejorgen Hatte 1. 

Nahdem dann der General noch verjchiedene Beſuche gemacht und 
empfangen hatte, eröffnete er mit einer eleganten und geijtvollen lateini= 
Ihen Anrede bie Bifitation des Conſtanzer Kloſters, welche er auch mit 
einer ſolchen und mit den liebreihiten Ermahnungen dann beſchloß. 

Unterdejjen waren bie Gapitularen eingetroffen, unb der General 
eröffnete da3 Gapitel, nachdem die gewöhnlichen Förmlichkeiten (Prüfung 
oder Anerkennung der Wahlen der Dißcreten [Deputirten der Klöfter] ꝛc.) 
erfüllt waren. Zu Scrutinatoren oder Compromifjarien wurden er: 
nannt: der Guardian P. Gelafiud von Gonjtanz, ferner die Guardiane 
P. Salomon von Biberah und P. Cäſarius von Mumpf, zugleid) No» 
vizenmeijter. Mit dem Provinziale waren e8 63 Stimmberedtigte, und 
diefe wählten zum neuen PBrovinziale den R. P. Zacharias von 
Munderfingen (der ſchon einmal Provinzial war, wie die Tabelle der 
Capitelwahlen zeigt) und zwar einjtimmig; zu Definitoren: RR. PP. Rein: 
hard von Waldshut, Ignaz von Conjtanz, Erprovinzial Anaftafius 
von Schwarzenberg und al3 legen GCrijpinianus von Dietlhofen. Zu 
römischen Eujtoden (Deputirten zum nächſten Generalcapitel) wurden 
RR. PP. Reinhard und der Erprovinzial Gorgoniuß gemählt; diejer 
fetere hatte als eben abgetretener Provinzial ſonſt zu feiner Würde 
eine paljive Stimme. Zum Cuſtos der Gujtodie Conitanz wurde 
R. P. Gorgonius, zum Guardian und Cuſtos der Euftodie Wangen (zu 
der auch die vorarlbergiichen Klöfter gehörten) wurde Exdefinitor P. Me— 
dard von Marchthal gemählt. Nachdem jo die Wahlen in Furzer Zeit 
vollendet waren, wurde unter Abjingung des Te Deum nad alter Sitte 
der neue Provinzial in Procejfion in bie Kirche geführt, ber General 
hielt ihm im Beijein einer ungeheuern Menge von weltlihen Zuhörern 
eine elegante Ermahnungsrede und entfernte ſich dann, worauf ihm die 
Gapitularen das Homagium leiſteten (Handfuß und Küſſen des Provinz: 
ſiegels). Diefe Ceremonien find immer die nämlichen, nur daß die Anrede 


— 





i Monim. arch. Constant. et Bezaviensis ad ann. 


289 


in Abmwejenheit ded Generals deſſen Commiſſär oder ein Definitor hält, 
und daß bis zur vollendeten Wahl das Sanctissimum ausgelegt wird; 
in alten Zeiten geſchah das jhon am Bortage Nachmittags mit Pro: 
celfion und Predigt, ebenio nad der Wahl. 

Nachdem dad neue Definitorium die übrigen Wahlen der Local— 
juperioren beendet hatte, reißte der General am 26. Sept. auf einem 
Schiffe, welches vom Magijtrat zur Verfügung geitellt, und auf's Schönfte 
verziert und mit 16 uniformirten Matrojen bemannt war, nad Ror- 
ſchach ab, begleitet von vier Rathsherren und dem Erprovinziale P. Gor— 
gonius von Kieſelegg, während unterdeß die Definition die Capitularen 
in die ihnen angemwiejenen Convente jchiefte und die übrigen Berjeßungen 
vornahm, 

Es war dieje Viſitation des Generald gleihjam ein Abſchiedsfeſt 
zwijchen Orden und Provinz, wie wir jehen werden; bie Quelle, der 
wir vorzüglich dieſe Schilderung entnommen t, verſtummt von da an, 
und nad und nad) beinahe alle andern, tempora enim erant mala. In 
Tirol wagte es der Chroniſt, Erprovinzial R. P. Beatus von Bozen, 
den Greignifjen mit der Feder zu folgen; aber ſie folgte jo Enirjchend, 
dat man jeine Arbeit leider aus Furcht vor der immer wachen Polizei 
herausjchnitt und erjt jpäter erjegte. Für den Schreiber dieſes war es 
eine Herzendangelegenheit, die letten Seufzer ſeiner Mitbrüder aufzu- 
fangen; zugleich wollte er die Ehre derjelben retten, und das Berfahren 
harafterifiren, womit die Welt nun Schritt für Schritt Leben und Be- 
mwegung ded Ordens hemmte, Adern und Muskeln unterband. 

Das Bludenzer Klojter befam auch hohe Gäſte in Folge der Kra— 
mwalle, welche in diefem Jahrhundert in Vorarlberg faſt fortwährend 
itattfanden ?. So kamen in jolder Veranlaſſung am 2, Februar bie 
Negierungscommifläre Graf Brandis und die Herren Schmidtfeld und 
Müller mit zwei Bedienten nad) Bludenz und quartierten jih, da fein 
geräumiged neutraled Haus in der ganzen Stadt zu finden war, in 
unjerm Klofter ein, was uns unichuldiger Weiſe beim Volfe verdächtigte 
und Drohungen ausjette®. 

{ Monim. arch. Constant. 

2 MufeumssRehenfchaftsbericht zu Bregenz vom Jahre 1879. 

2 A. a. Q. 


Freib. DibcArchiv. XVII. 19 


Kleinere Mittheilungen. 


ie Univerjitätsfapelle im Freiburger Münſter. 
Mitgetbeilt von Profefior König. 





Das „Univerjitätschörle*, wie die Kapelle gewöhnlich genannt 
wird, bewahrt in den Gemälden des jüngern Holbein Kunitichäte, 
welche zum Bejten gehören, was das an Werfen der Malerei nicht über: 
reihe Freiburger Münfter befigt. Am Verlaufe diejed Jahres noch wird 
dieje Kapelle einen weitern malerischen Schmuc erhalten; ein der Uni: 
verfität während jeined Lebens treu ergebener und verdienter Lehrer, ber 
am 11. Juni 1845 veritorbene Profeſſor Karl Julius Perleb, hat neben 
andern zu Gunjten der Hochſchule gemachten Stiftungen in jeinem Teſta— 
mente (vom 28. März 1842) auch 1000 fl. (1714 ME.) zu dem Zwecke 
beitimmt: „im jogenannten Univerfitätshörchen des hiefigen Münjters 
ein Fenſter mit neuer ſchöner Glasmalerei pafjenden Inhaltes zu ſchmücken“ 
— verjehen mit jeinem Familienwappen und dev Unterjchrift: Fieri cu- 
ravit Dr. Carolus Perleb. — Da ber vor Kurzem verjtorbenen 
Wittwe ded Erblafjers der Zinjengenug des Capitals zufam, jo Tonnte 
die Stiftung, mit deren Bollzug Perleb die Univerjität betraute, jetzt 
erit zur Ausführung gelangen. Der afademiihe Senat bejtimmte (in 
der Situng vom 30. Auli 1884) als die für die künſtleriſche Dar: 
jtellung geeigneten Bilder das des Patron der Univerlität, des hl. Hie— 
ronymus, und jenes ihres erlauchten Stifter, des Erzherzogs Al: 
brecht VI. von Oeſterreich. Kunjtmaler Wilhelm Dürr jun. von bier 
fertigte eine Skizze, welche den Beifall ded Senates und der Müniter: 
Stiftungs-Commiſſion erhielt, jo da ihm die Fertigung des Cartons 
übertragen wurde; mit der Ausführung dev Malerei wurde die königlich 
bayeriiche Hofglasmalerei unter der Direction des Herrn Bettler im 
Münden beauftragt. Nach der von beiden Künitlern gegebenen Zujage 
jteht die Einjegung de3 Gemälded an Ort und Stelle im Berlaufe * 
kommenden Herbſtes zu erwarten. 


291 


Indem wir dieſes den Lejern des Diöceſan-Archivs zur Kenntniß 
bringen, wollen wir denjelben auch eine wenig befannte Urkunde über 
die Erbauung der Kapelle mittheilen!. Nah Ausweis dieſes Documents 
ift die Kapelle von der Univerfität erbaut worden, jomit der herkömm— 
lihe Name in allweg beredhtigt; hat die Univerfität diejelbe erbaut, fo 
wird aud die übrige Ausjtattung (Altar, Gemälde u. j. m.) von ihr 
bejorgt worden fein; wie denn vor einigen Jahren noch die Koſten der 
Bemalung bed Plafond3 von der Univerjität bejtritten wurden. — Die 
Kapelle war bis zu Ende des vorigen Jahrhunderts die Begräbnißftätte 
der Univerfitätölehrer, eine große Anzahl befannter und berühmter Ge— 
lehrten hat darin ihre letzte Ruheſtätte gefunden; die Denktafeln mit 
Anichriften find theilweije bis heute erhalten geblieben ?. 

Arch 
Conuentio facta inter Academiam & Ciuitatem Friburg. ig "DE 
cuiusdam capellae & fepulturae in ecclefia parochiaı 
B. Mariae V. an. 1505. 


Wir difs Nachgenanten: Brunhanns Bernhart Schmidt, beid alt oberft 
Zunfftmeifter, Vnd Vlrich Wirtner fryer Künften meifter, all der Räten vnd 
geordnet pfleger des Buws vnnfer lieben frowen pfarrkilchen zu Friburg im 
Brifsgow, Bekennen, als die Erwirdigen Hoch vnd wolgelerten Erfamen herren 
der Rector vnd gemein Regennten der vniuerfiteet alhie zu Friburg Ein Ca- 
pellen in dem nuwen Chor ze buwen fürgenomen, darzu Ein begrept Inen, ouch 
Iren nachkomen in gemelter Capellen Mit ettlichen nach gegebnen furworten 
erwelet haben, alles Innhalt eins briffe der von wort zu wort Alfo lutet: 

„Wir der Rector vnd gemein Regennten der Vniuerlitet zu Friburg im 
Brisgow Bekennen: nachdem wir als patronen vnd lehenherren der pfarrkilchen 
dafelbs zu Fryburg dem allmechtigen Gott, der Hochgelobten Iunckfrowen 
Marien, allen gottes heiligen zu lob, vnd zu troft allen Criftglobigen feelen, ouch 
vmb vffnemung vnd merung willen des Buws gemelter pfarrkilchen Ein Ca- 
pellen Im nuwen Chor oben an hern Conraten Sturtzel von Bucheim, doctors, 
Ritters, Römifcher Küniglicher Maieftat Hoff Cantzler vnd vogts zu Keiferfperg 
Capellen für vnns vod vnfer nachkomen ze buwen furgenomen, darzu ein be- 
grebt in gemelter Capellen vnd dem gang dauor vnus vnd vnnfern nachkomen, 
Denen, So ye zu zyten Ein Rector vnd Regennten der Vniuerliteet die be- 
grebnifs vergönnt, erwelt haben. Das wir da Burgermeyfter vnd Rat, ouch 
den pflegern des egerurten buws zu Friburg fur vnns vnd vnnfer nachkomen 
zugelagt, globt vnd verfprochen haben, dehein grabftein über vnd vfserhalb 
dem bezirgk der angezögten Capellen, So wyt der von visern pfylern des 
nüwen Cors bifs an den Innern pfyler deffelben Chors Reichett, zelegen, be- 
fonder vnns vnd vnnfern nachkomen vorgemelt derfelbigen begrebd So wyt 


Vollſtändig mitgetbeilt bei J. A. Riegger, Analecta academiae Fribur- 
gensis p. 79, 80. 
? Die Injhriften find gefammelt bei Schreiber, Das Münfter in Freiburg, 
1326, in den Beilagen. 
19* 


292 


fich vorgefchribner gezirgk [treckt, benugen ze lafsen vnd wyter nit zeuordern, 
auch dhein grabftein Im gang vor der Capellen erhaben ze machen, vnd kein 
grab darinn ettwer vergraben ift vor acht Iaren vflzetun, Doch einem yeden 
der vniuerfitet verwanten an begrebden, So die von Iren vordern in gemeltem 
munfter erkoufft oder in Erbfwifs angeuallen wäre, vnabbruchlich Alles er- 
berlich vnd vngeuerlich. Des zu vrkund haben wir vnnfer gemein vniuerlfitet 
Infigel offenlich hencken lafsen an difen brieff, der geben ift frytags nach fant 
Conrats des heiligen Bifchoffs tag, Nach Crifti geburt vnnfers herren Im 
funffzehenhundert vnd funfften Iare.“ 

Welchen brieff der Buw vnd wir als pfleger an des buws ftatt Inn- 
haben, Das wir da uff verwilligung Eins Erfamen Rats zu Friburg albie fur 
vons und vnnfer nachkomen pflegere zugelagt glopt vnd verfprochen, die ge- 
melten Rector vnd Regennten noch Ir nachkomen an den berurten Iren be- 
grebden vnd Capellen deheins wegs ze Irren noch Inen daran Intrag oder 
abbruch zetund. Ouch von nyeman des zegefchehen geftatten wöllen, befunder 
vorgefchriben brieff mit allen vnd yeden artikeln vnd puncten darinn begriffen 
ewiclich zehalten Alles erberlich vnd vongeuerlich. Vnd wir Burgermeifter 
vnd Rat zu Friburg Bekennen, das wir in all vnd yecklich puncten vnd 
artickel in difem Reuers begriffen gantz volkomen willen gegeben haben, Vnd 
des zu vrkund vnnfer Stett Secrett zu fampt vorgemelter pfleger Infigel diſem 
brieff anhencken lafsen Der geben ift Samftag nach lant Conrats tag Nach 
der gepurd Crifti vnnfers herren als man zalt Im funflfzehenhundert vnd Im 
funfften Iare. 


2, Beiträge zur Chronif des P, Berard Müller. 


Mitgetheilt von P. Zenvenut Stengele, Conv. des Minoritenklofters zu Würzburg. 


Mone bringt (Quellenfammlung der badiſchen Landesgeſchichte 
III. 624 ff.) aud) die ihm befannten „Jahresgeſchichten der Francisfaner: 
Conventualen in Baden*. E3 find die hauptſächlich zwei Handſchriften: 
die hier nicht weiter in Betracht fommenden, in der Kantonsbibliothef 
zu Luzern aufbewahrten „Fragmente zur Franciskanergeſchichte der Pro: 
vinz Straßburg” und die in der Würzburger Univerfität3: Bibliothek 
befindliche, au dem Minoritenklofter Speier jtammende „Chronica Fran- 
eiscanorum prov. Argent. tom. II.“ von P. Berard Müller. 

Dagegen find ihm die allgemeineren „Annales oder Jahresgeſchichten 
der Barfüher oder Minderen Brüder Frane, ord. durch P. Malach. 
Tihamjer, Guard. Thann. 1724* (Chronif von Thann), welche 


! Die Synopsis chronicae prov. Argentinensis, welche ber Abt Michael von 
Wengen-Ulm feiner „Colleetio*, tom. VI. pag. 155 sqq. einverleibt bat, verhäft fich 
bierzu in der That nur wie „ein magerer, bie und ba fogar verflümmelter Auszug“ 
und fommt deßhalb nicht weiter in Betracht. 


293 


allerding3 erit im Jahre 1864 zu Colmar gedrudt wurde, ganz ent: 
gangen. Aber aud von der Müller'ſchen Chronik eriftirt nicht bloß 
ein volljtändigere8 und correctere® Gremplar, Sondern vielmehr das 
Driginal jelbit, welches fi im Beſitze des Francislanerkloſters zu Würz— 
burg befindet. 

Es iſt die aus Pars I et II beitehbende „Chronica de ortu et 
progressu almae provinciae Argentinensis, quae per superiorem 
Germaniam sacra est b. Elisabethae F. F. Min. 8. P. Franeisci 
conventualium in IV partes! divisa et composita a Fr. Berardo 
Müller Brisacensi, ejusdem ordinis sacerdote professo et pro- 
vinciae registratore 1703* 2, 

Schon dur diefen Titel ift manches aufgeklärt, was Mone nur 
unbeitimmt angeben konnte. Richtig iſt, wie ſchon angedeutet, feine 
Vermuthung, dat er nicht das Original, fonbern nur eine ſchlechte Copie 
vor fih habe. Das Original hat in der That — abgejehen von vielen 
Unrictigleiten und Auslaſſungen, die im Anhang angegeben werden 
jollen — jold fehlerhafte und unrichtige Schreibweilen von Eigennamen 
wie Suevicis jtatt Suecieis nicht, und auch die meilten andern von 
Mone corrigirten finden ſich nicht im Original; dasſelbe jtimmt viel: 
mehr fait immer mit der Mone'ſchen Conjectur bezw. Eorrectur überein. 
Dagegen bietet Mone auch mande unrichtige Conjecturen. Unrichtig, 
bezw. ungenau ijt zunächſt jeine Angabe über die Perfönlichkeit des Ver: 
fafjerd, woran allerdingd das fait gleichzeitige Vorkommen von zwei 
Sehr ähnlichen Namen die Hauptihuld trägt; ber eine Name iſt Bern: 
bard Müller und der andere Berard? Müller. Bernhard Müller von 
Schwäbiih-Gmünd * wird 1673 bei Breiſach ald Guardian dieſes Mino- 
ritenconvente8 erwähnt, und ev ilt cd aud, der am 24. December 1701 
(nit 1703) ald Guardian von Shwäbiih: Gmünd das erfte Meßopfer 
in der neuerbauten Kapelle der dortigen Tertiarerinnen feiert. Berard 
Müller Dagegen iſt e8, der ſich als Provinz:Secretär bei dem Glarifien: 


1 68 bürften jedoch nur zwei Theile geworben fein; wenigftens find nicht mehr 
befannt und ift auch gar feine Andeutung für den Anhalt weiterer Theile vorhanden. 

2 In ber Debication an ben heiligen Stifter feines Ordens jegt er am Schluffe 
bei: „Dabam Constantiae in archivio provinciae, ipso die cinerum 21. Febr. 
1703.“ Er ftarb am 10. Det. 1704 als Guardian feines Nativconventes Altbreifac, 
in welcher Etabt er auch geboren war. 

3 Unter ben fünf erften Martyrern bes Franciskaner-Ordens fteht der bl. Berard 
(16. Jan.) an ber Spitze. 

+ Der Ausdrud „von Schwäbiſch-Gmünd“ berechtigt noch nicht zu der Annahme, 
daß er bort geboren fei, jondern bei ber fhon damals im Orden gebräuchlichen Affi— 
liation (Zuweifung der aufzunehmenben Ordens-Candidaten an ein beftimmtes Kloſter) 
bedeutet es eber bie Angabe bes Nativ:Conventes, bem er affilüirt if. 


294 


Klojter Villingen 1702 jelbit nennt und ber ſich bei Straßburg ebenfalls 
jo anjührt: „1699 Sept. 24. Minister provincialis Antonius Hammer 
cum Secretario suo Berardo Müller. Diejer ift der Verfaſſer der 
in Frage jtehenden Chronik, deren erjter Theil über die Geſchichte des 
Minoritenordbend im Allgemeinen und die Gedichte der Straßburger 
Ordensprovinz im Bejonderen Handelt. Sit eritere hauptſächlich um 
die Perjon der Generale concentrirt, jo leßtere um die Perfon der Pro— 
vinziale. Bei Schilderung des 47. Provinzial Gabriel Mayer (1647 
bis 1650) nennt fi) Berard Müller am beftimmteften als Verfaffer der 
Ehronif. Außer andern Lobſprüchen, die er diefem aus Pfullendorf ge 
bürtigen Provinzial ertheilt, jagt er von ihm: „vir maxima lectionis, 
continuae et indefessae scriptionis, cujus magna pars asservatur 
Mayngae (bei Nördlingen im Ried) in conventu suo nativo et Con- 
stantiae in archivio provinciae, ex quibus et ego ipsemet Fr. Be- 
rardus Müller hujus libri seriptor et compositor plurima documenta 
et antiquitates deprompsi.* Ueber den Zweck, den er ſich bei Abjajjung 
feiner Chronik geitekt, und mie er dabei zu Werfe gegangen, darüber 
Ipricht er ſich beſtimmt und ausführlid) in jeiner Vorrede auß, die hier 
verbo tenus folgen joll. 


Ad lectorem 


Praesens chronicon perlecturus, reverende religiose lector, ac in 
Christo charissime confrater, procul dubio miraberis animadvertens, 
ab authoribus, qui de praedicta provincia scripserunt, saepiuscule 
me discrepare in assignationibus annorum, et temporum varietate, 
praesertim in parte secunda, ubi ex industria et proprie agitur 
de monasteriorum nostrorum origine, antiquitate et fundatoribus. 
Verum seire te velim, hoc illud ipsum esse, quod et mihi dubi- 
tandi fomentum subministravit, et ansam praebuit scribendi. Cu- 
riosius quippe perlustravi et evolavi interdum Lucam Waddingum, 
Gonzagam, Rudolfum Tossinnianensem, Martinum Zeillerum, Caspa- 
rum Bruschium, Martinum Crusium, et alios perplures historio- 
graphos, ac novissime quendam Observantinum Fortunatum Huber, 
quos omnes plus aequo a semetipsis distare non sine admiratione 
deprehendi; quos tamen reprehendere minime volo: sed viderint 
ipsi, et penes eos sit sua fides; saltem tanta eorum dissonantia 


ı Provinzial und Gecretär wurden gewöhnlich zugleih und auf bie gleiche 
Amtedauer — drei Jahre — erwählt. Da A. Hammer vom 8. Mai 1699 bis ins 
Jahr 1702 Provinzial war, fo iſt darnach auch die Zeit zu bemeifen, warn P. Berarb 
Müller als Provinzfecretär fungirte. 


295 


in pluribus minuit apud me adhibendam eis omnimode fidem. 
Unde dum superioribus annis, sub provincialatu a. r. p. magistri 
Antonii Hammer, officio seeretariatus provinciae fungerer, visitando 
monasteria nostra, simul visitavi eorum documenta, litteras fun- 
dationum, antiquissima monimenta, instrumenta authentica sigillis 
adhuc roborata, varia protocolla, manuscripta fide dignissima etc., 
quae omnia in quolibet monasterio et conventu ego ipsemet per- 
legi, adnotavi, meaque manu propria compendiose, et quoad rei 
substantiam deseripsi. Postmodum in capitulo provinciali Über- 
lingae 1702 celebrato ex unanimi patrum consensu injunctum mihi 
fuit offieium, quod ex prompta obedientia humiliter subeo etiam- 
num, de novo totum provinciae archivum registrandi, ac in facilio- 
rem adaptandi formam, in quo nec litterula, quam non ad amus- 
sim et attente relegerim, reperitur, et quidquid memoratu dignum, 
quod ad rem facit, arbitrabar, seorsim adnotavi: ex quibus tandem 
minusculis notis hoc opusculum excrevit, et etiam praeter meum 
intentum prodiit: alias forsan non tam celeri, sed compto et venu- 
stiori scripsissem calamo. Ea propter religiose lector, nec minima 
de his, quae hic offenderis, tibi subeat dubitandi suspicio; quia, 
ut rem in privatis conventuum et propriis documentis, ac in archivii 
provinciae protocollis, instrumentis et manuscriptis, quae antiquis- 
simi patres nostri (am a provinciae, ut ita loquar, cunabulis) 
nobis reliquerunt, inveni, ita fideliter excerpsi. Si proinde alicubi 
animadverteris me plus justo et exactius aliquid annotasse, ne 
succense, sed aequi bonique consulas velim; confidenter enim 
scripsi, et solummodo inter nos, nolens ut liber iste manibus ex- 
terorum teratur, sed tuo commodo et gratia tui scripta sunt, ut 
provinciae tuae haberes notitiam, totque beatorum vita et exemplo 
ad majores inciteris virtutum progressus. Caeterum hie mihi in 
vita, et post meum obitum, quaeso, bene precare. Vale. 

Durh das hier Gejagte dürfte dad Meifte aufgeklärt fein, was 
Mone ald der Aufklärung bedürftig anführt. 

Was den Werth der fraglichen Chronik betrifft, jo möchte man aus 
dieſer Vorrede darüber die günftigite Meinung ſchöpfen; der nähere 
Kenner muß jedoch dem Urtheile von Dr. A. Koch in jeinen 1880 
(Heidelberg) und 1881 (Leipzig) erihienenen Schriften über die frühejten 
Niederlaflungen der Minoriten im redtörheiniihen Bayern und im 
Rheingebiete, wonach diejelbe „eine Miſchung von Falſchem mit Wahrem 
enthält“ (I, 5), „durch Zurückgehen auf die älteren Quellen und durch 
Benugung der Klojterardive aber immerhin von erheblihem Werthe iſt“ 
(II, 5), — im Allgemeinen beijtimmen. 


296 


Es folgen nun als 
Anhang: 


Beridtigungen des Tertes der P. Berard Müller’ihen Chronif in 
Mone's Quellenfammlung (III, 627 fi.) auf Grund de3 Originals 
diejer Chronik, 

Einfache Drudfehler dürften fein: dalude jtatt palude (Becha 
1400), per ordinem jtatt ad ordinem (Becha 1571), ui ftatt ut 
(Offenburgum 1280), jurius jtatt juribus (UÜberlinga 1440), soli jtatt 
suo (Villinga Fr. 1655), Edordo jtatt Edoardo (Villinga Fr. 1665), 
temerarias jtatt tertiarias (Villinga Clar. 1480), a quodam nobili 
leprosa jtatt a quadam nobili Domina leprosa (Weppach 1424). 

Gleihmäßig zu corrigiren iſt im Driginal wie in Copie: 
Friburgensibus (Constantia 1528), Schlee (Hermannsberga 1398) 
und Waldipühren (Mekinga 1278) in bezw. Tigurensibus, Scletten 
und Mahlipüren; es iſt aber zugleich bei Mekingen (Möggingen) das 
Gründungsjahr 1278 in 1378 zu ändern !; jo aud bei Constantia 
Fratrum ba3 Jahr 1254 in 1252, da die betreffende Bulle Inno- 
cent. IV. nad Bullar. I. 616 datirt iit: Assisii Kal. Jun. anno 
Pont. decimo. 

Was nun bie eigentlihen Gorrigenda der von Monc be: 
nüßten Copie betrifft, jo zerfallen diejelben in einfache Corrigenda und 
in Ergänzungen von größeren oder geringeren Auslafjungen. 

Zu erjteren gehören: in archivio parochiae = i. a. provinciae 
(Bettenbronna 1373); devotissimae quaedam viduae, quarum = 
devotissima vidua, cujus (Grünenberga 1272); Martini prosecret. 
= M. Provineiae secretarius (Grünenberg vor 1660 und nicht 1760); 
Julii = Junii (Uberlinga 1313); Schiegler = Schuͤßler oder Schyiiler 
(Uberlinga 1582); Coma de nova = arma de novo (ib. dom. paup. 


1534); bulla, dum attenda meditatione, quam — bulla „Dum att. 
med.“, quo (ib. 1658); Grammerihmwang — Gammerſchwang (Über- 
linga ad 8. Gallum 1535); abiendo = manu monasterium am- 


biendo (ib. 1614); deportaverit — deportavit (ib. 1614); 1655 = 
1635 (ib.); Bernardo Müller = Berardo M. (Villinga Clariss. 1702); 
Hohenarfingen = Hohenmöjlingen (prope Rottweil, Wittichen 1352); 
Schäfferein = Schaffneyen (ib. 1540); 4 m. Korn (Schaffney Straf: 
burg) = 40 m. (ib.); Procuratrices = procuratores (ib. 1585); 


1 Da Poinſignon bei Nro. 112 feiner Bodman'ſchen Regeften nur Mone 
als Autorität anführt, fo wird das betreffende Regeſt ebenfalls um 100 Jabre jpäter 
anzufegen fein, was auch das Megeft Nro. 194 nabe legen dürfte, 


297 


Tinock = Fink mit Beijag: Seriba provineialis, Landſchreiber (ib. 
1629); jurisd. ecelesiasticae — j. spiritualis (ib. 1629, April 8); 
culiginem — uligine (mobei aber immer noch der Sapbau hinkt, ib. 
1629, April 12); subordinantes — subornantes (ib. 1631); ecclesiae 
magnae pars — ecclesia magna ex parte mit Zufügung von hereynia 
nad sylva (ib. 1640); quinti Diffinitorii = V(enerabilis) Diffin. 
und hätte bei den Zahlen 1640 und 1663 in linea fortgefahren werben 
follen (ib. 1670); Gotteshaus — Gajthaus (ib. 1681). 

Zu ergänzen find folgende Kleinere Auslafjungen: Bei Conjtanz 
Soror. Tert. ift nad) 1640, 17 und 18 beizufügen: May; bei Grünen: 
berg 1660 (nicht 1760) ift nad) Magd. de Danketsweil einzuſchalten: 
„cujus parens Achilles de D. 1667 pro reparatione dedit 300 A. 
Eadem incendii hora* ete.; nod größer iſt dajelbit die Auslafjung 
bei Jahr 1355, wo es heißen muß: „1355. Plurima huie monasterio 
bona contulit illudque fundavit dominus Conradus Wolfgangus de 
Fridingen (prope Radolfzell) ejusque uxor Adelheidis et filius 
ejus Conradus. Ita ex litt. fundationis. 1380. Iterum plurima 
bona et praediorum possessiones huic donavit monasterio Albertus 
Hypschlin de Ravenspurgo, qui tunc temporis inhabitabat castrum 
Grienenberg, de quo“ ete.; im nädjten Abjat muß es „conservatoris 

. Klarissegg“ jtatt conservationis ... Kleyegg heißen. Bei 
Pfullendorf 1350 ift beizufügen cireiter. Bei Ueberlingen Frat. fehlt 
folgender Bortrag ganz: „1466 Dominica 5 post Pascha scil. IV. Id. 
Maii denuo consecrata fuit ecclesia, chorus et coemeterium a 
rev. domino et patre Thoma Ord. Min. conventualium Con- 
stantiae affiliato et professo, episcopo Agathopolitano, suffraganeo 
Henrici de Höven episcopi Constantiensis.* Bei Villinga frat. 
muß es im Diplom von 1250 (recte 1267) heißen: „favorabilius 
annuatis, tenore® jtatt „favorabilibus tenore“; bajelbjt (1530) ift ein: 
zufhalten: „1594 die 27. Julii et“ vor 1623; jodann fehlt dort fols 
gender Bortrag: „1614 die 17. Aprilis Michael Schwerder eivis 
Villinganus et p.t. praefectus in Triberg, Eisenbach ete. et uxor ejus 
Lucia Weiglerin aedificaverunt intra ecclesiam capellam 8. Michae- 
lis, eamque fundarunt ex capitali 2000 fl. sub guardiano Christiano 
Moser“; im folgenden Vortrag (1630) ift zwiſchen absque populi 
einzufügen: — permansit, ad hunc conventum translata fuit, 
ubi magna“; bei Villinga ad s. Germanum ijt (1667) nad) Amand 
Deisch beizufügen: „rudera et muros hujus monasterii*. Bei Wit— 
tihen iſt nach 1327 beizujegen: „feria 4 post festum s. Galli“ und 
nad) suppeditante bei 1329: „Agnete*, nad; 1376: „4to Calendas 


Juni“ und daſelbſt „operum“ nad) bonorum, jomie „sexto Kal. Febr.“ 
Freib. Dide⸗Archiv. XVII. 19 ** 


298 


nah 1394; es fehlt dann: „1532 die 12. Junii Imp. Carolus V. 
confirmat omnia privilegia. Datum Ratisbonae*; 1557 iſt nad 
dispersae fuerant einzujdhalten: „quarum tantum duae adhuc erant“. 

Das Aeußerſte an Unachtjamkeit hat der Anfertiger der Copie bei 
Hauſach geleiltet. Die dieſes Klojter betreffenden Mittheilungen enbigen 
bei dem Jahre 1625 mit ber Note: „Vide prot. 4 fol. nr. 254° ; dann hat 
zu beginnen al3 neuer Eonvent: Heitersheim. Heitershemium. 
Fratrum. In dioecesi Constant. et Custodia Alsat. 1616 die 24. Marti 
episcopus Jacobus Constant. concessit licentiam principi Heiters- 
heimensi* etc. Nun fommt aud) wieder das ponendi des Manujcriptes 
gegenüber dem ponente der Mone'ſchen Conjectur zu Ehren! Dagegen 
hat dasjelbe noch folgende Unrichtigfeiten im meiteren hierher gehörigen 
Terte: 1634 ijt jtatt Heitersheimii landgravius zu lejen: „Heiters- 
heimii. 1659 Landgravius“; das zu 1661 Gejagte gilt vom Jahre 
1666, dagegen iſt einzuſchalten: „1661 idem Cardinalis concessit quo- 
que parochias in Grissheim et Bremgarten.“ Bei 1661 (recte 1666) 
handelt e3 ji nicht um 1250, jondern nur um 250 Muth. 


3. Urkundlihes über die Pfarrei Urlau. 
Mitgetheilt von Engen Schnell, fürftl. hohenzoll. Archivar. 


Die Patronats- und Eigenthums-Verhältniſſe von kirchlichen Pfrün— 
den haben öfters ganz eigenthümliche Beziehungen, welche jetzt durch Ort 
und Zeit weit von einander getrennt ſind. So z. B. gehörte in den 
ältejten Zeiten da3 Patronat der Stadtpfarrei Biberach (in Württem— 
berg) dem Klojter Eberbah im Rheingaue. Das Patronat und ber 
Zehnten der Pfarrei Sigmaringendorf gehörte dem Klojter Mehrerau, 
was von einer Stiftung der Grafen von Montfort, welche gleichzeitig 
die Befiger der Grafihaft Sigmaringen und mehrerer Herrihaften in 
Vorarlberg waren, herrührte. Die beinahe an der Grenze der Schweiz 
und von Tirol gelegene Pfarrei Urlau in Württemberg hatte ihre 
Lehens- und Patronat3sHerren in den Bilhöfen von Würzburg. Der 
Urfprung und der weitere Verlauf von jolhen auffallenden Beziehungen 
kaun nur auf den Grund von urkundlichen Materialien ermittelt werben. 
Dieſe Aufgabe joll die nachfolgende Darjtellung bezüglih der Pfarrei 
Urlau löjen, was um jo wünjchensmwerther ericheinen dürfte, als bag 
Pfarr-Archiv in Urlau mit allen jeinen Documenten ſchon im dreißig— 
jährigen Kriege zu Grunde gegangen ift. 


299 


An dem angenehmen Wiejenthale der Eihah an der Straße von 
Leutkirch nach Iſsny liegt der gutgebaute und langgeftredte Pfarrweiler 
Urlau, welcher zur großen Gemeinde und Pfarrei Herlazhofen mit vielen 
Parzellen in dem Decanate und württembergiſchen Oberamte Leutkirch 
gehört. Die am Ende des Ortes gelegene, 1831 neu erbaute Kirche 
ift dem hl. Martin geweiht. Politiſch gehörte Urlau mit der ganzen 
Umgebung früher zur vorderöſterreichiſchen Landvogtei Altdorf (jet 
Weingarten) und zu dem bejonderen „Gezirke der freien Gepürs auf 
ber Leutfirher Haide“, welcher Bezirk bis zum Aufhören der öſterreichi— 
ſchen Herrihaft und deren Webergang durch die rheinifhe Bundes» 
acte vom 12. Juli 1806 an Bayern und durd) Staatdvertrag vom 
18. Mai 1810 an Württemberg viele Freiheiten und eine beinahe vepu= 
blikaniſche VBerfaflung unter einer monarchiſchen Spite Hatte. Um den 
Ort Urlau herum befinden fich viele einzelne Höfe, umgeben von Wal- 
dungen, von theils noch beftehenden oder troden gelegten Weiern und 
Mooren — diefen harakfteriftiihen Kennzeichen des Allgäu. 

Drt und Pfarrei Urlau gehören zu den ältejten der ganzen Um: 
gebung. Schon 833 kommt der Drt unter dem Namen „Urallon” vor 
im Cod. trad. St. Gall. p. 193. Im Jahre 879 übergibt (Neugart, 
cod. dipl. Alem. n. 515) dietus Ruodpoto aus freien Stüden auf 
die erhobene Einſprache des Abvocaten des Klofter3 St. Gallen zur 
Verhütung aller Streitigkeiten von feiner Erbidhaft auf der Markung 
„Urlon“ jeinen Antheil an der dajelbit erbauten Kirche (partem basilicae 
in Urlon constructae). 

Ueber die Beziehungen des Ortes und der Pfarrei Urlau zu den 
Bihdfen von Würzburg geben folgende Urkunden Aufihluß, welche in 
dem fürftl. hohenz. Domänen-Arhiv in Sigmaringen fi befinden, weil 
bie Herrſchaft Achberg (bei Lindau), welche zur Land-Comenthurei Alt: 
haufen gehörte, durch $ 23 der rheinijchen Bundesacte von: 12, Juli 1806 
dem fürjtlihen Haufe Hohenzollern-Sigmaringen zugetheilt wurde. Eine 
Austaufhung der jonjtigen Gefälle und Rechte in Urlau und ander: 
wärt3 hat durd) den Bertrag vom 30. Dec. 1833 zwiſchen der königlich 
württembergijchen Staat3-Finangverwaltung und der fürftl. hohenz. Hoi: 
fammer ftattgefunden. 

1. 1394 — 1. Juli. Copia vidimata wegen Weberlafjung des Zehntens aus 
bem Pfarrwiddum zu Urlau an die bortige Heiligenpflege durch den Piaffen Berch— 
told, genannt Ortolf. Urkundliche Notiz in einem Actenverzeichniſſe. 

2. 1464 — 20. Februar. Der Biſchof Johannes von Würzburg und Herzog 
zu Franken (Bifhof Johannes III. von Grumbach 1455—1466) eniſcheidet durch 
jein Hofgericht und deſſen namentli genannte Räthe, darunter ein Jörg von Behem— 
berg und ein Heinrich von Liechtenftein, eine Streitfache über den Zehnten zu Urlau 
zwijchen Hans von Laubenberg im Namen feiner Hausfrau Agnes von Reiſchach 


300 


einerfeits, Heinrich von Reiſchach für fich, für feinen Bruder Eberbard und für feine 
Vetter Hans und Ulrih von Reiſchach anbererfeits. Es ift hierbei Bezug genommen 
auf eine Verleihung dieſes Zehnten burc ben verftorbenen Biſchof Johannes (Jo— 
hannes IT. von Brunn 1411—1440) zu Würzburg. 

3. 1507 — 15. Mai. Bertrag zwifhen dem Biſchof Porenz von Würzburg 
unb dem Biſchof Hugo von Gonftanz über den Große, Klein: und Neubruc:Zebnten 
von Urlau. Es handelte fih bauptfählih um Zehntftreitigfeiten zwiſchen dem Guts— 
bern ofen von Paubenberg und bem Pfarrer Anton Ammann zu Urlau. Es waren 
bierzu als Schiedsrichter mehrere Domberren von Würzburg, Bamberg und Gonftanz 
und mehrere Herren von Nobel beftellt. 

4. 1567 — 2. September. Nach einem Ertract aus dem Urbar von dieſem 
Tage befaß auch das St.-Georgen-Gotteshaus zu Jany einen großen Lehenhof zu Urlau, 

5. 1587 — 2. November. Joachim von Laubenberg zu Raubensfaubenberg 
verfauft art feinen Bruber Joſen von Laubenberg zu Alten:faubenberg die Gollatur 
und das PfarrLehen zu Urlau mit dem Groß: und Klein-Zehnten, dem ganzen 
Widdumhofe und einem jährlichen Vogtrechte von 15 Malter Haber für 3000 fl. 

6. 1649 — 6. Auguft. Lehenbrief von Erzbifchof Johann Philipp zu Mainz, 
Bifchof zu Würzburg (Johann Philipp I., Graf von Schönborn, Bilhof von Würz- 
burg 1642—1673), für Johann Jakob von Sirgenftein zu Achberg, Pfalz Neuburg: 
Icher geheimer Rath ⁊c. zc., Über ben Zehnten zu Urlau im Allgäu, zu einem rechten 
Maunleben, welches dem Stifte zu Würzburg durch Abflerben bes Jobann Joachim 
von und zu Raubenberg, als bes letzten jeines Gefchlechtes, apert, offen und beim 
fällig geworben, mit ber Bebingung, daß die Wittwe bes Hans Chriftoph von Lauben 
berg, geborne Margaretha Speth von Zwiefalten, auf ihre Lebenszeit die Nutznießung 
biejes Zehntens haben folle. 

7. 1662 — 11. Juli. Lebenbrief des Erzbiichofes Johann Philipp von Mainz, 
Biihof von Würzburg, über ben Zehnten zu Urlau für bie Gebrüder Johann Albrecht 
von Sirgenflein, Domherr zu Würzburg, und Johann Gottfried von Sirgenftein zu 
einem rechten Mannlehen. 

8. 1699 — 16. Juli. Interims-Receß zwiihen Gall Zwillin, Pfarrer zu Urlau, 
und bem freiherrl. von Sirgenftein’fhen Zehntpächter Konrab Müller, Ausihuß der 
kaiſerlichen Oberlandbvogtei in Schwaben, über ben Zebnten, insbejondere über ben 
Neubrud:Zebnten zu Urlau. 

9. 1700 — 3. April. Johann Philipp, Biſchof zu Würzburg, verleiht dem 
Johann Gottlob Zabel von und zu Gibelftabt in Vollmachtsnamen bes Freiherrn 
Franz Johann Ferdinand von Sirgenftein, Sohn des Johann Gottfried, diegmal aus 
Gnade und ohne alle Gonfequenz, den Zehnten zu Urlau ſammt bem Vogtrechte bas 
jelbft zu einem rechten Mannlehen. 

10. 1701 — 30. April. Franz ob. Ferd. von Sirgenſtein, faiferl. Rath, 
KurpfalzeHeibelberg’fcher Kämmerer x. zc., verfauft mit Willen und Willen bes Bi- 
Ihois Johann Philipp von Würzburg an ben Freiherrn Franz Benebift von Baden, 
ber Reihs:Land-Gommenthurei ber Ballei Elfaß und Burgund Commenthur zu Alte 
baufen, den Groß und Kleinzehnten fanımt der Gollatur, dem Vogtrechte und Zehnt⸗ 
ftabel zu Urlau für 3000 fi. 

11. 1703 — 1. October. Instrumentum transactionis über ben Groß und 
Kleinzehnten zu Urlau zwifchen dem Freiherrn Franz Benebift von Baden, Commen⸗ 
ihur zu Altshaufen, und Gall Zwiflin, Pfarrer zu Urlau ꝛ⁊c., mit Gonjens bes hochw. 
Konrad Ferd. Geiſt zu Wildegg, Bifhof von Friaul, des Stiftes Conſtanz Ganonicus, 


301 


Euffragan und Generalvicar ꝛc. und unter Beiftand und Mitwirkung des Abtes 
Alpbons zu Isny x. Der hauptſächlichſte Anhalt diefer Transaction beftand darin, 
daß bie beſonderen Diftricte, in welchen ber Groß: und Kleinzehnten theils ganz, 
tbeils zur Hälfte oder zu einem Drittel zu bezieben war, geometriich ausgemefien und 
verfteint, bie zehntfreien Aeder genau bezeichnet wurden, ber Zehnten von ben Neu 
brühen zur Hälfte der Lanbeommenthurei, zur andern Hälfte der Pfarrei zufteben jolle. 

12. Am 12, Mai 1713 ftellten Franz Karl, Joſeph Anton, Raimund Karl, 
Franz Ignaz und Johann Euftahius Bappus von Trazberg ihrem Bruder und Retter 
Johann Andreas Pappus von Trazberg zu Laubenberg und Raubenzell, kaiſerl. wirft. 
oberöfterreichifcher Regimentsrath (Regierungsrath) und Wogteiverwalter ber beiden 
Herrfchaften Bregenz und Hobenegg, eine Vollmacht aus zum Verkaufe des bisher 
von ihnen inne gehabten Vogtrechtes, der Gollatur und eines Zehntſtadels zu Urlau 
an ben beutichen Ritterorben. 

Bis hierher reicht das urkundliche Material. Aus andern Quellen ift 
zu entnehmen, daß das Patronat zur Pfarrei jeit dem Befitz-Uebergange 
der Land:Commenthurei Altshaujen (melde aus diejer Pfarrei ein jähr: 
liche Vogtreht von 24 Scheffeln Früchten zu beziehen hatte) im Jahre 
1810 an Württemberg diejem Staate zufteht. Die Heiligenpflege hat ein 
ziemlich bedeutendes Vermögen, aber aud die Baulaft, wogegen dieſelbe 
den jet abgelösten Zehnten aus dem Pfarrwiddum zu beziehen hatte, 
Die Pfarrei gehörte früher zu dem Landcapitel Iſsny und hatte einen 
viel größeren Pfarriprengel. Schon vor dem dreifigjährigen Kriege 
wurde der dem Hoditifte Kempten gehörige Ort Moggartähofen der 
Pfarrei Frauenzell, der den Truchjeßen von Waldburg zu Trauchburg 
gehörige Ort Rimpach der Pfarrei Friefenhofen, im Jahre 1812 die in 
Folge der Xerritorial= Veränderungen an Bayern zugefallenen Orte 
Hefeliswald und Walkenberg den bayeriihen Pfarreien Kreuzthal und 
Frauenzell, die württembergiichen Orte Emerlanden und Winteritetten, 
welche vorher im Dberamte Wangen lagen, der neu gebildeten Pfarrei 
Hinznang zugetheilt. Letztere Umpfarrung erfolgte gegen eine Entſchädi— 
gung von 3000 fl. im Jahre 1834. Im gleichen Jahre erfolgte eine 
gründliche Renovation der Piarrgebäude zu Urlau. 


4. Meber den Minoriten Albert, Biſchof von Pomejfanien. 
Von P. Konrad Eubel im Minoritenflofter zu Würzburg. 


Diejer Biſchof wird? unter die Konstanzer Weihbijchöfe gerechnet, 
weil er fih ald Generalvicar (vicem gerens) de3 Biſchofs Rudolf von 


Ardiv 7, 212. 


302 


jedoch als Weihbiſchof nicht betrachtet werben, da er wirklicher Biſchof 
einer beſtehenden Diödcefe war. Er iſt der unmittelbare Nachjolger des 
eriten Biſchofs von Pomejanien oder Marienmwerber, de Dominifaners 
Ernſt (1249—1259). Nod im Jahre 1259 muß Albert an feine 
Stelle getreten fein; denn in einer Urkunde vom Jahre 1279 erwähnt 
er ſeines 21. Pontificatsjahres. Urkundlich erjcheint er zuerit im Jahre 
1260, indem er dem Matto und feinen Erben gewiſſe Verleihungen bes 
ftätigte!. Im gleichen Jahre beglaubigt er mit den Bildhöfen A. von 
Plof und H. von Samland u. A. die Uebergabe einer Schenfung3- 
urfunde der ojtpommer’ihen Herzoge. Unterm 1. April 1261 bejtätigt 
er zu Demmin dem Klojter Dargun das Patronatsreht über die Kirche 
zu Levin. Diele Urfunde iſt deihalb von bejonderer Bedeutung, weil 
fih Biſchof Albert in derjelben al3 päpftlicher Legat bezeichnet. Diele 
Würde verlieh ihm Papſt Alerander IV. (geit. 24. Mai 1261), wie 
aus der Erneuerungdurfunde jeined Nachfolgers Urban IV. vom Jahre 
1261 hervorgeht; letzterer empfiehlt hierbei auch den Legaten der Geiitlich: 
feit in Alberien und Pommern. Unterm 27. Januar 1264 beficgelte 
Biſchof Albert von Marienwerder mit dem Biſchof Friedrih von Kulm 
zu Elbing die vom Bilchof Anjelm vorgenommene Bidimation feiner Ur- 
funde über bie Gründung der Braunsberger Domkirche und des erm— 
ländiichen Gapitel® vom Jahre 1260. 

Durch die Bulle des Papites Clemens IV., d. d. Perugia 15. Mai 
1265, erhielt der Bilhof von Marienwerder den Auftrag der Kreuz- 
predigt für den dur Abfall der Neubekehrten in Livland, Kurland und 
Preußen jchwerbedrängten deutihen Orden; dieje Predigt jollte fich er: 
jtreden auf Böhmen, Dänemark, Schweden, Norwegen, Friesland, Polen, 
Pommern, Gothland und die Bremer Diöceſe (Provinz)? Ob er fie 
perfönlih vornahm oder durch Stellvertreter, läßt fih wohl nicht nach— 
weiſen. MUebrigend war er menigitend 1267 von jeinem Biſchofsſitze 
entfernt; denn jonjt wäre er bei der im genannten Jahre von ben aufs 
rühreriihen Preußen ausgeführten Niederbrennung der Stadt Marien: 
werder und Niedermahung ihrer Bewohner faum am Leben geblieben ?. 
Wir hören überhaupt lange nicht3 mehr von unjerm Biſchof Albert. In 
das Jahr 1276 oder 1277 fällt die von ihm in's Werk geſetzte Er— 
bauung der Stadt Niejenburg, des nachmaligen Biſchofsſitzes von Po— 
mejanien?. Nun aber treffen wir ihn längere Zeit von feiner Diöcefe 

ı Ewald, Die Eroberung Preußens durch die Deutihen, III. 69 u. 70; 
Perlbach, Preuß. Reg. Nro. 608/9 u. 627, ſodann (wegen ähnlicher Verleibungen) 
Nro. 946 mit 1100 u. 1072. 

? Perlbad a. a. D. Nro. 635, 659, 660, 719, 735. 

3 Voigt, Geh. Preußens III. 284. + Berlbad a. a. O. Nro. 842/43. 





303 


weit entfernt; die Didcefen Baſel, Conſtanz und Straßburg find es, in 
denen er ſich wenigitend von 1279 bis 1285 bejtändig aufhält und ala 
Generalvicar oder vicem gerens der betreffenden Diöceſanbiſchöfe Ponti: 
fical- Handlungen vornimmt. Im Jahre 1279, dem 21. feined Ponti- 
ficats, verleiht er zu Ulm dem dortigen Hl.-Geilt:Spital ald vicem ge- 
rens des Biſchofs von Bajel einen Ablapbrief!. In diejer Urkunde 
finden wir ihn auch zugleih eritmalig als dem Minoritenorden ans 
gehörig bezeichnet; im ben bisher erwähnten Urkunden jcheint er dieſe 
Bezeihnung unterlajien zu haben. 

Am 15. Auguft 1280 wurde in ber Burgcapelle zu St. Amarin 
(Elſaß), ebenfalld zur Didcefe Baſel gehörig, ein Altar geweiht ab Al- 
berto episcopo de ordine Minorum fratrum?. Es iſt ohne Zweifel 
Albert von Marienwerder darunter zu veritehen; deßgleichen unter jenem 
Albertus vicem gerens bed Biſchofs von Bajel, der deſſen Didcejanen 
zu Beiträgen für den Bau bed Colmarer St. Martinsmünjterd auf: 
fordert ?. Dieje Angabe findet ſich zwar erjt unmittelbar nad jener, 
daß der Bilhof von Bajel ſelbſt unterm 1. März 1284 zu gleichem 
Zwede einen Ablaßbrief ertheilt habe, jo daß es den Anjchein hat, als 
wäre die Aufforderung Albert jpäter als die Andulgenzertheilung des 
Ordinarius; dem jteht aber entgegen, daß Albert um jene Zeit nicht 
mehr al3 vicem gerens des Biſchofs von Bajel ericheint. Wie er jchon 
am 6. März 1281 im Klojter Weingarten (Diöceje Eonjtanz) für bie 
dortige Wallfahrt zum heiligen Blute einen Ablaß ertheilt, jo weihte er 
auh am 4. Mai 1281 als „Generalvicar des Biſchofs Rudolf von 
Conſtanz“ die Schlogcapelle in Herblingen bei Schaffhaufen; am 21. Mai 
1281 gab er zu Schuttern in der Ortenau (Diöcefe Straßburg) ben 
dortigen Benedictinern einen Indulgenzbrief und am folgenden 26. Sept. 
der Abtei Cappel verſchiedene Abläfie*. In das Jahr 1281 fällt aud 
noch der von ihm der Minoritenfirhe St. Martin zu Freiburg i. B. 
ertheilte Ablaß?. Weitere Gnaben: und Ablafbriefe verleiht „Br. Als 
bert, Biihof von Marienwerder in Preußen, vicem gerens des Biſchofs 
Rudolf von Conſtanz“, dem Ulmer Hojpital am 11. Nov. 1281 und 





1Perlbach a. a. O. Nro. 859. Eigenthümlicher Weiſe heißt es bier „vallis 
s. Mariae“ jtatt bes jonft gebräuchlichen „insulae s. Mariae“ (Marienwerber), wel- 
ches fih aber in der Legende bes ber Urkunde angehängten Siegels findet. Bol. Ulm, 
Urkundenbuch I. 160. 

2? Kraus, Kunft und Alterth. in Elſaß-Lothr. II. 706. 

> Shöpflin, Als. ill. II. 365; vgl. Kraus a. a. ©. II. 231. 

+ Haid, Didc.-Ardh. 7, 212. In der Schuttern betreffenden Urfunde nennt 
er fih: „Fr. Albertus de ordine fratrum Minorum, per m. div. episc. de insula 
8. Mariae in Prussia“; vgl, Mone, Quellenfammlung III. 101, 

5 Greiderer, Germ. Franeisc. II. 45. 


304 


(ohne letzteren Beiſatz) am 15. Sept. 1283 der Fronleichnamscapelle in 
Rottenburg !. 

Unterdefjen dürfte er zu Baſel an den Feierlichkeiten der Beiſetzung 
der Gemahlin des Königs Rudolf am 20. März 1281 und feines Sohnes 
Hartmann am 31. Dec. 1281 theilgenommen haben; denn bei erjterer 
waren brei, bei leßterer vier Bilchöfe anmejend. Sicher wohnte er. dem 
Generalcapitel der Minoriten zu Pfingjten 1282 in Straßburg bei mit 
noch andern, gleich ihm aus diefem Orden hervorgegangenen Biſchöfen, 
namentlih Heinrih von Baſel und Konrad von Tout?, 

Obwohl noch von jeiner Diöceſe abweſend, beſchäftigt ſich Biſchof 
Albert dennoch mit deren Zuſtand und denkt an Mittel und Wege, dem— 
ſelben eine ſolidere Baſis zu geben. Unterm 28. Februar 1285 theilte 
er dem Propſt von Kulm, dem Deutſchordensbruder Heidenreich von 
Chriſtburg und dem O.Br. Chriſtian mit, daß, da ſein Bisthum vom 
Deutſch-Orden am beſten vor feindlichen Einfällen der Heiden geſchützt 
werden könne, er ein Domcapitel für Brüder dieſes Ordens nach dem Muſter 
des Kulmer einrichten wolle, und fordert ſie auch auf, ihm auf den Rath 
des Landmeiſters dazu geeignete Perſonen zu empfehlen. Ohne Zweifel 
erhielt er von denſelben eine ſeinen Intentionen entſprechende Antwort. 
Denn durch Urkunde d. d. Ulm, 25. Februar 1285 ſetzte er den Deutſch— 
ordensprieſter Heidenreich zum Propſt, fünf andere Prieſter dieſes Ordens 
auf Vorſchlag des Landmeiſters Konrad von Tyrberg zu Mitgliedern 
des neuen Domcapitels ein. Die Urkunde iſt mit beſiegelt von Biſchof 
Hartmann von Augsburg, Abt Dietrich von St. Ulrich und Dompropſt 
Ludwig von Augsburg. Zeugen waren: Wulphard von Roth, Sigfried 
von Alggishauſen, Domherren, und Marquard, Scholaſticus von Augs— 
burg. Der Ausſtellung dieſer Urkunde muß die Abreiſe nach ſeiner 
Diöceſe bald nachgefolgt jein?, Am 27. Sept. 1285 beſtätigt und vi— 
dimirt Bischof Albert im jeiner athedralfiche zu Marienmerder die 
Stiftung des pomejanischen Domcapiteld. Durd Urkunde d. d. Marien: 
werbder, 9. Januar 1286 veripricht er dem Domcapitel ein Drittel des 
Bisſsthums mit allen Rechten und Einkünften, dad Dorf Hofpitale und 
das Patronatsreht über die Pfarrfiche zu Marienwerder. Im näm— 


1 Perlbach a. a. DO. Nro. 874 u. 910; erftere Nummer ift bie nächte nad 
ber fhon angeführten Nro. 859, welche über Biſchof Albert eine Mittbeilung enthält, 

2 Tſchamſer, Ghronif von Thann I. 210. 

s Am 22, April 1285 weiht Biſchof R. von Gonftanz in Grmädtigung bed 
Biſchofs Albert von Marienwerder die Kapelle des Klofterd Kempten. Lang, Reg. 
Boica IV. 275 sq.; vgl. Perlbach a. aD. Nro. 952. Sollte nit umgefehrt 
die Einweihung vom Biſchof Albert und die Ermädtigung hierzu von Biſchof Rubolf 
gefcheben fein ? 


* 


305 


lihen Jahre noch jchied er aber aus dieſem Leben. Der Erzbilchof 
Kohann von Niga beitätigte nämlich durch Urkunde d. d. Thoreyba 
(Threyden), 31. Dec. 1286 auf Grund eined vom Ordensbruder Chri- 
ftian überbrachten Schreibens des verftorbenen Biſchofs Albert von Po— 
mejanien die Stiftung des pomejanischen Domcapiteld3 und befiehlt dem 
erwählten Biſchof Heinrich deer. dr., die Anweiſung der Güter und Ge: 
fälle zu vollziehen 1. 

Aus dem Gejagten geht nun zwar zur Genüge hervor, daß Bilchof 
Albert von Pomejanien ein Minorit war; daß er aber ald jolcher zur 
oberdeutichen oder Straßburger Provinz gehörte?, dürfte ſtark zu be— 
zweifeln jein, obwohl eine Chronik diejer Provinz vom Jahre 1703, die 
Mone im dritten Bande jeiner Quellenfammlung theilmeile zum Abdruck 
bradite, ihn unter dem „Catalogus fratrum, qui ex alma Argen- 
tinensi provincia ad dignitatem episcopalem fuerunt assumpti* 
mit folgenden Worten anführt: „Frater Albertus N. episcopus In- 
sulanus, suffraganeus episcopi Argentinensis Conradi baronis de 
Liechtenberg.“ Diejelbe Chronik hat ja aud in dem nämlichen Catalog 
den „Frater Joannes episcopus Gadiensis, suffraganeus episcopi Con- 
stantiensis Udalrici Pfefferhardt‘“ eingereiht, worüber jchon daß Ge— 
eignete in den Nachträgen zu den Gonitanzer Weihbiihöfen ? gejagt 
worden ijt. In beiden Fällen dürfte eben nur ber längere Aufenthalt 
diefer Biihöfe im Bereiche der oberdeutichen Provinz daran jchuld ge— 
worden jein, daß man fie als Minoriten, die fie waren, diejer Provinz 
zuſchrieb. Welcher Provinz oder welchem Kloiter dürfte nun Bilchof 
Albert von Pomejanien angehört haben? Es wird wohl nicht gar zu 
gewagt jein, wenn man hierbei an das zur ſächſiſch-polniſchen Provinz 
gehörige Klofter Thorn denkt. Dasjelbe wurde im Jahre 1239 ge: 
gründet ?, als das erite Kloſter diejer jelbit erit 1236 erbauten Stadt ?®. 
Es war das Marienwerder zunächſt gelegene Minoritensftlojter. Dazu 
fommt Folgendes: In der zu Thorn am 10. März 1246 ausgefertigten 
Urkunde jpriht der Biſchof Heidenreih von Kulm aus, daß in dem 
Streit zwilhen dem deutichen Orden in Preußen und den Bevollmäd: 
tigten der Lübecker Bürger Heinrih Sturemann und Tanquard über 
den Bau einer freien Stadt ꝛc. fieben Schiedsrichter gewählt jeien: er 
jelbjt, der Landmeilter von Preußen, Poppo, der Ordendbruder Ulrich 
von Dorne, der Schultheig Hildebrand von Thorn, der Thorner 





i Berlbah a. a. D. Nro. 960, 968, 985, 

2 Hift. Jahrb. Jahrg. 1885, S. 96, Anm. 3, 

3 Didc.Arhiv 9, 27. 

* Joan. de Komorowo, Chron. ed. Zeissberg p. 21. 
Ewald a. a. O. © 151. 


306 


Minorit Albert, Ritter Arnold von Muceln und Heinrich Weit: 
bove, Elbinger Bürger. Sodann verleiht gemäß Urkunde d. d. Efbing, 
10. April 1246 SHeinrih von Hohenlohe, Hochmeilter des deutjchen 
Drdend, mit Zuftimmung der Orbdensbrüder den Bürgern von Elbing 
für die Vertheidigung des Chriſtenthums und des Deutichordend be— 
jtimmte Gebiete und Rechte; Zeugen hievon find: Heidenreich O. Praed., 
Biihof von Kulm, Albert, Minorit, Landmeilter Poppo von Preußen, 
Heinrid Marſchall, Alcrander Comthur von Elbing, Ulrihd von Dürne 
u. ). w.! 63 liegt gewiß nahe, in dem Minoriten, der in jo wichtigen 
Urkunden al3 hervorragender Zeuge auftritt, den Biſchof Albert zu 
juden. Wäre übrigens dieſe Conjectur auch unrichtig, jo bleibt doch 
joviel gewiß, daß der Marienmwerder Bijchof Albert aus dem Minoriten- 
orden, von allem Andern abgejehen, durch Gründung der Stadt Riejen- 
burg und durd Errichtung eined Domcapitel3 in feiner Diöceſe zwei 
Werke von geihichtlier Bedeutung geihaffen hat. 


5. Literariſche Anzeige, 


Das Didcefan:Arhiv hat (Bd. 14, 295) eine furze Anzeige ges 
bracht über das mit großem Fleiße verfaßte Werk von A. Lindner: 
Die Schriftiteller de Benedictiner-Ordens im heutigen Königreid Bayern 
von 1750 bis zur Gegenwart. 2 Bde. 1880. Dazu hat num der Herr 
Berfaffer Nahträge gelammelt, welche, 89 Seiten umfafjend, 1884 
in Negendburg erjchienen find; jie enthalten zugleich auch die jeit 1880 
publicirten literariihen Arbeiten der bayeriſchen Benedictiner. — Es 
find nahezu 40 Namen, melde in der größeren Schrift nod nicht auf— 
geführt waren. Den Befigern der Hauptichrift werden dieje Ergänzungen 
(Ladenpreis 1 Mark) gewiß jehr erwünſcht jein. 


I Verlbad a. a. D. Niro. 248 u. 252. 








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Freiburger 


Didcelan- ar@ıD, 


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‚Organ 
de3 kirchlich-hiſtoriſchen Vereins 
| für 
Geſchichte, Alterthumskunde und chriſtliche Kunſt 
der 
Erzdiöceſe Freiburg 


mit Rerũciſichtigung der angrengenden Diöcefen. 


Achtzehnter Kand,. 


Freiburg im Breisgen. 
Herder’jhe Verlagdhandlung. 
1886 


Amweignieberlafjungen in Straßburg, Münden unb St. Louis, Mo. 


Das Recht der Ueberjegung in fremde Spraden wird vorbehalten. 


Bucdruderei der Herber'ichen VBerlagshanblung in Freiburg. 


B3orwort. 


In dem Vorwort zum letzten Bande (Juni 1885) murde ein 
rajcheres Erſcheinen der nächſten Bände in Ausficht geftellt, um die mit 
Bd. 17 eingetretene Verſpätung wieder auszugleichen. Der Unterzeichnete 
glaubt, unter Verweiſung auf das Datum der gegenwärtigen Sendung, 
diefem Verſprechen einigermaßen jhon jett nachgekommen zu fein. 

Im vorliegenden Bande it die Chronif ber vorderöjterreichijchen 
und ſchwäbiſchen Kapuzinerprovinz zum Abſchluß gelangt; die Geſchichte 
der Orden in der Didcefe Rottenburg dagegen wird nod die zunächſt 
folgenden Bände in Anſpruch nehmen. 

Die Zahl der Mitglieder hat ſich jeit der legten Ausgabe des 
Archivs in erfreulicher Weile gemehrt, fie beträgt zur Zeit über 500; 
auch der Abgang durch Todesfall ijt dieſesmal geringer als in ben 
legten Jahren; im vorigen Jahre hatten wir 28 Geftorbene zu ver: 
zeichnen, in diefem 12. Unter legteren find insbejondere zwei, mie für 
die Diöcefe, jo für unjern Verein höchſt beflagenswerth. 

Zu Anfang de Winterd ftarb Domcapitular %. Marmon, 
Komite-Mitglied feit Beginn des Vereins und den Angelegenheiten des— 
jelben ftet3 mit regſtem Intereſſe zugethan. 

Gerade beim Abſchluß des gegenwärtigen Bandes murde unfere 
Diöceſe durch den Tod ihres Oberhirten, des hochwürdigſten Erzbiſchofs 
Joh. Bapt. Orbin, von einem harten Schlage betroffen und in tiefe 
Trauer verſetzt. Der nun im Herrn Entſchlafene zeigte ſich den Be— 
ſtrebungen des kirchl-hiſtor. Vereins allezeit wohlwollend und freundlich, 
folgte mit Verſtändniß und Anerkennung den Publicationen des Didcejan- 
Archivs. Nach feiner Wahl als Erzbiihof an die Spige unſerer Protec- 
toren gejtellt, war er bemüht, durch warme oberbirtliche Empfehlung im 


iv 


Anzeigeblatt die Theilnahme de3 Klerus für unfer Vereindorgan zu 
erweitern und zu befeitigen. Ehre und Dank feinem Anbenfen! 

Wegen des ſchon längere Zeit in Ausſicht geftellten Negifters find 
von mehreren Seiten Anfragen an mich ergangen; ich bin in ber Lage, 
darauf zu ermwibern, daß basjelbe, wenn für die betr. Mitarbeiter, ſowie 
für den Unterzeichneten nicht ganz unerwartete Hinderniſſe eintreten, mit 
dem 20. Bande zur Ausgabe gelangen und fich über jämmtliche Bände 
ber Zeitſchrift erſtrecken joll. 


Freiburg, 10. April 1886. 


Prof. Dr. König. 


Verzeichniß 
der Mitglieder im Jahre 1886. 


»rotectoren. 


©. Biihöflihe Gnaben der hochwürdigſte Bifhof Andreas Räß 
zu Straßburg. 

©. Durdlaudt der Fürft Karl Egon zu Fürftenberg. 

©. Durdlaudt ber Fürſt Karl von Löwenftein- Wertheim: 
Roſenberg. | 


Ehrenmitglieder. 


Die hochwürdigſten Herren 
Dr. Karl Joſeph v. Hefele, Biſchof von Rottenburg. 
Dr. Anton v. Steidele, Erzbiihof von München-Freiſing. 


Somite - Mitglieder. 


Herr Dr. F. & Baumann, f. f. Archivar in Donauefhingen. 
Monfignore R. Behrle, Domcapitular in Freiburg. 
Herr Dr. 2. B. Käftle, Pfarrer in Grunern. 
„ Dr. Al, Kaufmann, fürfll. Arhivar in Wertheim. 
„ Dr. 3. König, Profeſſor an ber Univerfität freiburg. 
„ Dr. 3. Köſſing, Domcapitular in Freiburg. 
» Dr. 9. Rolfus, erzb. Geiftl. Rath und Pfarrer in Saebach am Rhein. 
„E. Schnell, fürſtl. Arhivar in Sigmaringen. 


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Hrdentlihe Mitglieder. 


Herr fr. Abele, Piarrer in Eljenz. 


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B. 3. Albert, Pfarrer in Dofienheim. 

G. Amann, Pfarrer zu Waldkhkirch bei Waldshut. 

J. Amann, Stabtpfarrer in Villingen. 

P. Anaftafius, Kapuziner in Luzern. 

D. Anſelm, Biarrer in Schutterwalb. 

DW. Anjelm, Pfarrer in Bamladı. 

E. Armbrufter, Dberamtsrichter in Bruchſal. \ 
R. Bader, Pfarrer in Zeutbern. 

G. Balzer, Pfarrer in Nordrad. 

9. v. Banf, Piarrer in Herdbwangen. 

Sr. Baumann, Pfarrer in Bobman. 

N. Baur, Pfarrer in St. Trubpert. 

P. 3. B. Baur im Gapucinerflofter zu Briren, Tirol. 
% Baur, Pfarrer in Dietershofen (Hohenzollern). 

B. Baur, Pfarrer und Decan in Schwörftetten. 

% Bed, Decan und Stadtpfarrer in Triberg. 

S. Bed, Piarrer in Mübhlenbad. 

Dr. v. Bendel, Domdecan in Rottenburg. 

%. Benz, Decan und Stabtpfarrer in Karlsruhe. 

W. Berger, Pfarrer in Prinzbach bei Lahr. 

M. Bernhard, Pfarrer in Stimpfad, O.A. Krailsheim. 
F. Beutter, Dompräbendar in Freiburg. 

KR. Beyerle, Anwalt in Conſtanz. 

P. Beyerle, Pfarrer in Eichtersheim. 


Bibliothek bes Gapiteld Biberach (Württemberg). 


. ber Heiligenpflege Billafingen, O.⸗“A. Laupheim. 
a bes Capitels Bruchſal in Heidelsheim. 

. „Capitels Conſtanz in Allensbad. 

. „ Beneb..Stiftes Einſiedeln, 2 Erpl. 
" „ Beneb.:Stiftes Engelberg. 

. „ Gapitels Engen in Mauenheim. 

. „ Kapitels Ettlingen. 

J ſtädtiſchen Archivs in Freiburg. 
„Capitels Gmünd (Württemberg). 
der lonigl. Univerſität Göttingen. 

des Capitels Haigerloch in — —— 

. „Capitels Hehingen in Grofjelfingen. ' 

P ber Verbindung Hercynia in Freiburg. 

. des Gapiteld Horb in Altheim (Württemberg). 

„ „ Grob. General:fandes-Arhivs in Karlsruhe. 

" fath. Oberftiftungsrabs in Karlsruhe. 

. Eapiteld Lahr in Lahr. 

Pr Gapiteld Lauda in Grüngfelb. 

R Gapitel® Linzgau in Salem. 

— Capitels Mergentheim in Niederſtetten, D.:A. Gerabronn (Wrtibg.). 
" Gapiteld Mühlhauſen in Neubaufen, A. Pforzheim. 

. Bened.»Stiftes zu St. Bonifaz in Münden. 

. Gapiteld Oberndorf (Württemberg). 

. Capitels Offenburg. 

. Gapiteld Philippsburg in DOberhaujen. 

. Gr. Gymnafiums in Raftatt. 

. Gapiteld Ravensburg (Mürttemberg). 


za aa 2 31 a zz a 32 2 


„ Gapiteld Riedlingen (Württemberg). 
ber Bisthumspflege in Rottenburg. 
bes Gapitels Rottweil (Württemberg). 


vu 


Bibliothef des Vereins „Schau in’s Land“ in Freiburg. 


Eapitels Shömberg in Schömberg (Württemberg). 
erzb. Seminars in St Beter. 
Gapiteld Sigmaringen in Zafertöweiler. 
Gapiteld Spaichingen. — 
Domcapitels Speier. 
„Capitels Stodad in Bodman. 
der Univerſität Straßburg. 
des Capitels Stuttgart zu Cannſtatt (Württemberg). 
„ Kantons Thurgau (in Frauenfeld). 
» Wilhelmftiftes in Tübingen - 
ber Leop.-Sopb.-Stiftung in Ueberlingen. 
bes Gapiteld Ulm in Söflingen (Württemberg). 
„ Eapiteld Beringen in Trochtelfingen. 
„ Gapitels Billingen in Löffingen. 
„ Lebrinitituts Et. Urjula in Villingen. 
„ Gapiteld Waldfee in Unterejjendorf (Württemberg). 


Gapitels Wiblingen bei Ulm in Wiblingen. 
fürftl. Arhivs zu Wolfegg, DU. Waldſee. 
„ Gapiteld Wurmlingen in Nendingen, O.“A. Tuttlingen. 


usa nn SE uw za a a m 2 a 8 —— 4 


Herr M. Binder, Pfarrer in Schwerzen. 


as tn 2 3 a a Sa 2 Ss 2 2 4 2 RR LT RE DH GH TFT BR GR RT a 2 


%. E. Birf, Pfarrer in Großſchaffhauſen, O.A. Laupheim, 
% Birk, Piarrverweier in Müllbeim. 

. N. Birkle, Pfarrer in Kraudenwies. 

Birkler, Decan und Pfarrer in Obermardtbal, D.:X. Ehingen (Wrtbe.). 

J. Blanf, Piarrer in Weingarten. E 
U. Bob, Pfarrer in Dörlesberg. \ 
A. Bod, Pfarrer in Salem, 
greiberr 9. Fr. dv. Bobman zu Bobman. 
U. Böhler, Caplan in Untermettingen, \ 
V. Both, Profejlor am Gymnafium in Heidelberg. 
K. Bopp, Decan und Pfarrer in Handſchuchsheim. 
E. Boulanger, Domcapitular in Freiburg. 
&. Braun, Pfarrer in Erzingen. 
Dr. St. Braun, Rebacteur in — 
A. Brengartner, Pfarrer in Gottmadingen. 
C. Brettle, Vicar in Karlörube. 
A. Breunig, Geiſtl. Lehrer am Gymnaſium in Raſtatt. 
F. Brommer, Pfarrer in Sasbachwalden. 
. Brugier, Münfterpfarrer in Gonftanz. 
- Brunner, Pfarrer und Gamerer in Ballrechten. 
» Brunner, Pfarrer in Affesheim. 
- Bud, Stadtpfarrer in Oberkirch. 
Dr. 4. Bübler, Profeflor an der Univerfität Zürich. 
%. Buhl, Plarrer in Kappel, O.U. Ravensburg (Württemberg). 
R. Bumiller, Pfarrer in Fronftetten (Hobenzollern). 
8. Bundſchuh, Stabtpfarrer zu St. Stephan in Conſtanz. 
8. Bunkofer, Pfarrer in Vimbuch. 
C. Burger, Pfarrer in Rorgenwies bei Stodad. 
M. Burger, Pfarrer in Kreenheinſtetten. 
Th. Burger, Stabtpfarrer in Hüfingen. 
Dr. Burkhart, Pfarrverweſer in Neuenburg. 
Ph. Bug, Vicar in Karlsruhe. 
9. Ehrift, Pfarrverwefer in Pforzheim. 
A. Ehriftophl, Pfarrer in Ballenberg. 
J. Chriſtophl, Piarrer in Ofterburfen. 
B. Dahl, Pfarrer in Kirrlach. 
e Danner, Stabtpfarrer in Sädingen. 
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Dietrich, Piarrer in Nieberrimfingen. 
Chr. Diez, Decan und Stabtpfarrer in Walldürn. 


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Her N. Diez, Geiftl. Rath und Stabtpfarrer in Stodad. 


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D. Diſch, Pfarrer in Ottersborf. 
C. Diſchinger, —— in Bollſchweil. 
I. Döbele, Pfarrer in Görwihl. 


E. — ner in — 

. W. Eckert, Decan und Pfarrer in Königheim. 

Eggmann, Pjfarrer und Schulinſpector in Bergatreute, O.⸗«A. Waldſee. 

. Eglau, Pfarrer in Unzburft. 

Ehrat, Pfarrer in Merzhaujen. 

. Ehrensberg er, Profelfor am PBrogymnafium in Tauberbifchofsheim. 

. Einbart, Pfarrer in Roggenbeuren. 

Dr. F. Eif ele, Hofrath, Profejfor an der Univerfität Freiburg. 

Aug. Eifele, Pfarrer in Friedenweiler. 

Em. Eijele, Pfarrer in Bettmaringen. » 

— Eifele, Pfarrer in Reiſelfingen, mit Abf. Pfarrverweſer in Schellbronn, 
ifen, Pfarrer in Bermatingen. 

5: Eifen, Stabtpfarrer in Ueberlingen. 


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Gible, Pfarrer in Großſchönach. 
t. Engert, Pfarrer in Waldmühlbach. 
J. B. Engeſſer, Caplan in Neudingen. 
Dr. H. Engeſ fer, Privatdocent und prakt. Arzt in Freiburg. 
J. G. — Pfarrer in Ulm. 
aldner, Pfarrer in Neuweier. 
aulbaber, Pfarrer in Dos. 
ehbrenbad, Pfarrer in Gündelwangen. 
. Fehrenbad), Pfarrer in Erlach. 
ehrenbader, Pfarrer in Hagnau. 
inf, Biarrer in Oberlauchringen. 
inf, Pfarrer in Forchheim. 
r. ie Eooperator am Münfter in Freiburg. 
um, Pfarrer in Böhringen. 
räßle, Decan und Pfarrer in Gurtweil. 
Pfarrer in Appenweier. 
30 Pfarrer in Kolbingen, DA. Tuttlingen. 
tiß, Pfarrer in Spejjart, Decanat Ettlingen. 
rig, Pfarrer in Hügelsheim. 
töhlih, Pfarrer in Bühl, Decanat Klettgau. 
uchs, Pfarrverwefer in Oberwinden. 
änsbirt, Pfarrer in Eppin 
. Gagg, praft. Arzt in Wepticih. 
; Saifer, Gymnaſiums-Rector in Ellwangen. 
* Pfarrer in Bernau, 
Gehr, Eorrector in Freiburg. 
ehri, Pfarrer in Ettenheimmünfter. 
eiger, Pfarrer in —— gen. 
— erzb. Geiſtl. Rath und Stadtpfarrer in Sigmaringen. 
eißer, Pfarrer in Degernau. 
eorge, Geiſtl. Rath-und Pfarrer in Lottſtetten. 
Ph. Gerber, Pfarrer in Friefenheim. 
5. Gießler, Pfarrer in Oppenau. 
Göfer, Pfarrer in Ahlen, D.U. Biberach. 
V. Gögin er, Pfarrer und Decan in St. Leon. 
P. ar ottwalbd, im Beneb.-Stift Engelberg (Schweiz). 
ee Grimm, Pfarrer in Grießen. 
Grimm, Biarrer in Erfingen. | 


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Herr ©. a Pfarrer in Rohrbach bei Triberg. 


Groß, Pfarrer in Watterdbingen. 
N. Gſchwander, penj. Pfarrer in Gottenheim. 
- Quftenbofier, Pfarrer in Eſchbach. 
. Outh, Piarrer in Riegel. 
Gutgef ell, Pfarrer in Lichtenthal. 
8 Gutmann, Pfarrer in Unterfimonswalb. 
. Haberfirob, Decan und Piarrer in Kiechlinobergen. 
. a. Hädler, Stadtpfarrer in Scheer (Württemberg). 
. M. Hägele, erzb. Regiftrator a. D. im Freiburg. 
» Halter, Pfarrer in Söllingen. 
. Hämmerle, Pfarrer in Bohlingen. 
— Pfarrer in Nußbach bei Triberg. 
afen, Stabtpfarrer in Stühlingen. 
. ©. Hafner, praft. Arzt in Klofterwalb. 
®. Hagg, Pfarrer in Feidtitch (Vorarlberg), Generalvicariatsrath. 
Rule g, Stabtpfarrer und Gamerer in Lauda. 
anfer, Decan und Pfarrer in Bleichheim. 
r. 9. Hansjatob, Stabtpfarrer von St. Martin in Freiburg. 
. &. Hauenjtein, Pfarrer in Zunsweier, 
Dans, Pfarrer in Hochdorf bei Freiburg. 
aury, Plarrer in Lienheim. 
aufer, Dompräbendar in freiburg. 
aufer, Dean und Pfarrer in Ehingen bei Engen. 
. & Hausmann, Pfarrer, 3. 3. in Reutbe. 


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effner, Pfarrer und Gamerer in Winzenhofen. 
ennig, Pfarrer in Selbach. 
. Hermann, Kaufmann in Freiburg. 
inger, Pfarrverweier in Bingen. 
ippler, Pfarrer und Decan in PRülfringen. 
9 Piarrverweier in Oberhaufen. 
öferlin, Decan und Pfarrer in Allensbach. 
ofele, Piarrer in Ummenborf (Württemberg). 
önig, Plarrer in Hattingen. 
örnes, Pfarrer in Möggingen. 
ößle, Piarrer in Hoppetenzell. 
b. Ehr. Hofmann, Pfarrer in Hemsbach. 
olzmann, Pfarrer in Pfaffenweiler. 
opp, Stabdtpfarrer und Schulinipector in Wehingen. 
oppenjad, Pfarrer in —— 
.v. Huber-Florſsperg, k. württ. Major a. D. in Bregenz. 
uber, Pfarrer in Bellingen. 
ug, Oberftiftungsrath in Karlsruhe. 
utterer, Pfarrer in Untergrombad. 
ummel, Pfarrer in Ebnet. 
nd, Pfarrer in Elzach. 
ger, Secretär usb. Stabtarhivar a. D. in Freiburg. 
M. Sägen, Pfarrer in Kirdyzarten. 
. . Jagemann, Oberamtmann a. D. in Freiburg. 
Jörger, Pfarrer in Mörſch. 
Graf Heinrih v. Kagened im Freiburg. 
Graf Mar v. Kagened in Freiburg. 
A. Kaier, Decan und Stabtpfarrer in Löffingen. 
A. Kamm, refign. Pfarrer in Gengenbad. 
€. Razer, Gooperator ber St.-Martinspfarrei in Freiburg. 
Dr. J. A Reliet; Pfarrer in Gottenbeim. 
J. N. Kelier, Piarrer in Sidingen, 3. 3. in Luttingen. 
M. Keller, ergbifchöfl. Regiftrator in Freiburg. 
D. Keller, Pfarrer in Breitnau. 


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auſchel, Pfarrer in Winierſtetiendorf O DA. Waldſee (Württemberg). 


Herr 8. Kerber, Pfarrer in Hodenheim. 


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A. Kern, Pfarrer in Oberharmersbach. 
DB. Kernler, Biarrer in Steinhofen, A. Hechingen. 
A Kepler, Pfarrer in Deitlingen, 
Ei erzbiſchöfl. Hofcaplan in Freiburg. 
Kilfperger, Pfarrer in Scherzingen. 

Kinzinger, Viarrer in Klepsau. 

. Kipling, Stabtpfarrer in Zell im Wiejenthal, 
. Klaiber, Decan und Stabtpfarrer in Mengen. 

. Klein, Piarrer in Ortenberg. 

. F. J. Knedt, Domcapitular und Münfterpfarrer in Freiburg. 

. Knieriem, Pfarrer in Glotterthal. 

nittel, Geiftl. Rath und . ens im erzb. Seminar zu ©t. Peter. 
®. Knittelmaier, Lehrer in Moosbah in Nieberbayern. 
Ir. 4. Knöpfler, Eycealprofefior in Paſſau. 
. Koch, Stadtpfarrer in Mannheim. 

. Koch, Pfarrer in Steinhaufen (Württemberg). 
.Koch, Pfarrer in Kappel a. Rh. 
Röhl er, Pfarrer in Zußborf bei Ravensburg (Württemberg). 
. König, Pfarrer in Sedad. 
- Kohl, Decan und Pfarrer in Tafertsweiler. 
. Rollefratb, Pfarrverweier in Wohl. 
. ©. Kollmann, Decan und Pfarrer in Unterfohen, D.:U. Aalen (Wrtbg.). 
— Pfarrer in Fulgenjtabt, D.:A. Saulgau - 

. & Kraus, Profejlor an der Univerfität Freiburg. 
aus, Decan und Pfarrer in Denfingen, DM. Spaichingen. 
. Krautb, Geiftliher Rath und Ordinariats-Aſſeſſor in Freiburg. 
cebs, Banquier in Freiburg. 
ieg, Pfarrer in Hedlingen. 

. Krieg, Profefjor an der Univerfität Freiburg. 

Krieg ötter, Stabtpfarrer in Munberfingen, O.A. Ehingen. 
. Krizowsfy, Piarrer in St. Georgen. 
ug, Pfarrer in Nedarhaufen, A. Yabenburg. 

3. Kurz, Stabtpfarrer in Kippenheim. 

. Ruttruff, Decan und Pijarrer in Kirchen. 
. Kuß, Pfarrer in Bohlsbach. 

. Lanbdberr, Pfarrer in Münchweier. 

. Lanz, Pfarrer in Empfingen. 
. Saubis, Geh. —* in — 

Lauer, "Pfarrer in Hilsbadı. 

Lauchert, Gurat in Laiz. 
. M. ANdoerie Pfarrer in Wehr. 
. B. Leibinger, Pfarrer in Dingelsborf. 
b. 3. Leiblein, Pfarrer und Decan in Oberwittſtadt. 

. &. Lenber, Geäftl. Rath, Decan und Pfarrer in Sasbach. 
h. Lender, Geiftt. Rath, d. 3. in Sigmaringen. 

. Leo, Dompräbenbar in Freiburg. 

Fepgus, Pfarrer in Möbringen: 

. Liehl, Pfarrer in Jehtingen. 

. Lienhard, Pfarrer in Weiber bei Brudjal. 
Lindau, Kaufmann im Heidelberg. 
der, Lehrer in Sigmaringen. 

. Löffel, Pfarrer in Heimbad). 
. Löffler, Pfarrer in Zell a. A. 
. 2öhle, Profefior in Gonftanz. 
. &. Lorenz, Pfarrer in Neujak. 

. Lotter, Definitor unb Pfarrer in Krautheim. 

. Sumdp, penj. Pfarrer in Breiſach. 

. Maas, erzb. Dfficialatsrath in Freiburg. 
aber, Oberftiftungsrath in Karlsrube. 


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Hert Dr. Ab. Maier, Geiftl. Rath und Profefior an ber Univerfität Freiburg. 


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€. Maier, Auspilfspriefter in Trochtelfingen (Hohenzollern). 
L. Marbe, Anwalt in freiburg. 
Ay Decan und Pfarrer in Göggingen. 

. Martin, f. f. Hofcaplan in Heiligenberg. 
% B. Mars, Piarrer und Gamerer in Altſchweier. 
J. Matt, Pfarrer in Petersthal. 
Dr. ®. Mattes, Stadtpfarrer in Weingarten (Württemberg). 
K. Maurer, Pfarrer in Wöſchbach. 
C. Mayer, Domcuftos und prov. Superior in Freiburg. 
Fr. Mayer, Pfarrverweier in Boll bei Hedingen. 
G. Mayer, Pfarrer in Oberurnen, Ganton Glarus (Schweiz). 
Dr. Mayer, Bicar in Raftatt. 
9. Mergele, Pfarrer in — 
A. Mey, Stabtpfarrer in Bräunlingen. 
F. X. Miller, Decan und Stadtpfarrer in Gamertingen. 
K. Mohr, Pfarrer in Leipferdingen. 
Dr. F. Mone, Gymnafialproiefior a. D. in Karlörube, 
©. Morent, Decan und Stabtpfarrer in Tettnang. 
K. Moſer, Stabdtpfarrer in Ettenheim. 
A. Müller, Pfarrer in Limpad. 
B. Müller, Pfarrer in Riedern: 
Th. Müller, Pfarrer in —— 
L. Murat, Stadipfarrer in Kenzingen. 
J. Mury, Pfarrer in Schlettſtadt. 
Dr. Muß, Cooperator am Münſter in Freiburg. 
3. Nahm, Pfarrer in Mauenheim, Bez. Engen. 
R. Nenning, Pfarrer in Oberried. 
G. Neugart, Pfarrer in Singen. 
un . d, Neveu, in Freiburg. 

. Nillıus, Pfarrer in Horn. 

Dr. K. Nörber, Klofterjeeljorger in Baden. 
%. E. NRotbhelfer, Pfarrer in St. Ulrid. 
Arn. NüfchelersUfteri, Secretär ber Finanzdirection in Zürich. 
G. Dberle, Stadtpfarrer zu St. Paul in Brüuchſal. 
N: N. Dberle, Piarrer in Daudingen. 

A Dberle, Pfarrer in Marlen. 
W. Dit, Pfarrer in Wollmatingen. 
% Becoroni, Pfarrer in Beffendorf, D.:A. Obernborf. 


A. Pelliffier, Geiftl. Rath, Decan und Stabdtpfarrer in Offenburg. 
M. Pfaff, Profeffor am Gymnafium in Donaueidingen. 
©. Pfeiffer, Stadtpfarrer in Adern. 
F. Pfetzer, Pfarrer in Thannheim. 
5. & Pfirfig, Geiſtl. Rath, emer. Decan und Pfarrer in Ebersweier. 
$ Pfiſter, Pfarrer in Betra. 
r. Bfifter, Pfarrer in Nußloch. 
G. Pfiſter, Pfarrer in Heiligenzimmern, 
©. Pfreundſchuh, Pfarrer in Gommersborf. 
T PBrailes, Pfarrer in Ricen. 
.Pyhrr „zum Kopf“ in Freiburg. 
R. Rauber, Pfarrer in Schapbad. 
. Reeh, Pfarrer in Herrenwies. 
. Reich, Stadtpfarrer in Schönau. 
C. Reinfried, Piarrer in Moos. 
Graf P. v. Reiſchach, päpftl. Hausprälat in Zartberg bei Künzelsau. 
J. N. Renn, penf. Pfarrer und Gamerer in Kirchhofen. 
K. Graf Reuthner von Wenf in Achftetten, D.-A. Laupheim. 
J. Rhomberg, Pfarrer in Ridenbad. 
G. Rieder, Pfarrer in Wolfach. 
F. J. Ries, Pfarrer in Werbachhauſen. 


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Herr B. 1 erer, Pfarrer in Elchesheim. 
Rieſterer, emer. Pfarrer in Freiburg. 
A. Rimmele, Pfarrer in Bombach. 
H. v. Rink, Freiherr, in freiburg. 
M. v. Rint, Freiherr, Pfarrer in Sandweier. 
M. Rinfenburger, Pfarrer in en A. Ueberlingen. 
E. Ritzent hal er, Klofterbeichtvater in Offenburg. 
W. H. R. Rohels, Stadtpfarrer in Buchen. 
Dr. Chr. Roder, Profefjor in Villingen. 
J. Röderer, Pfarrer in Stein am Kocher. 
‚ Rotbenbäusler, Pfarrer in Laimnau, O.A. Tettnang. 
. Rotbenhäusler, Pfarrer in Egisheim, O.⸗A. Spaichingen. 
. Rudiger, Stabtpfarrer in Meersburg. 
. Rubolf, Domcapitular in Freiburg. 
r. K. Rüdert, Profeflor am Oymnafium in Freiburg. 
r. A. v. Rüpplin, Beneftciunsverwefer in Weberlingen. 
uf, Pfarrer von ang = z. in Immendingen. 
$ Ruppert, Profejior am Gymnaſium in Mannheim. 
Sambeth, Pfarrer und Sculinipector in Ailingen (Württemberg). 
. ©. Sauter, Stabtpfarrer und Schulinfpector in Laupheim. 
auter, Pfarrer in Obereggingen. 
auter, Pfarrer in Imnau. 
vn „Siabtpfarter in Meßkirch. 
Schäfer, fönigl. — —— in Metz. 
ffner, Pfarrer im Schönwald, 
häfle, Pfarrer in Grafenbaufen. 
aufler, Pfarrer in Schluchſee. 
ele, Parrer in Gündlingen. 
ell, Pfarrer in Hambrüden. 
, Rfartverwefer in Hofweier. 
ellhammer, Piarrer in Kappel bei freiburg. 
Ibammer, Stadtpfarrverweier in Hedingen. 
nz, Piarrer in Roth a. d. N. (Württemberg). 
rer, Stabtpfarrer in Todtnau. 
rer, Pfarrer in Ruolfingen. 
u, Divifionspfarrer in Conſtanz. 
ill, Director bes theol. Penſionats, Privatdocent der Theol. in Freiburg. 
ill, Stadtpfarrer und Decan in Thiengen. 
illing, Caplan in Biberach (Württemberg). 
. Schindler, Geiftl. Lehrer in Sasbach. 
lee, Pfarrer in Arlen bei Singen. 
[otter, Pfarrer in Meldingen. 
malzl, Pfarrer in Heuborf, A. Stodad. 
chmid, Pfatrer in Lommis (Schweiz). 
ch mieder, Dompräbendar in Freiburg. 
miebderer, Pfarrer in Durmersheim. 
mitt, Pfarrer in Ottenhöfen. 
Gneiberban, Pfarrer in Steißlingen. 
nell, Decan und Stadipfarrer in Haigerloch. 
ober, Beneficiat in Conſtanz. 
ott, Bicar in Mannheim. 
. Shöttle, Piarrer in Oberrimfingen. 
röter, Stabtpfarrer in Rheinfelden, Canton Aargau. 
chrof u Pfarrer in Todtnauberg. 
uler, Piarrverwefer in Stein. 
ulz, Piarrer in Oberweier bei Labr. 
wab, Pfarrer in Schienen. 
. Schweiger, Piarrer in Wiehre. 
Schweizer, Pfarrer in Merdingen. 
wörer, Pfarrer in Hilzingen. 


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Herr K. Selbner, Profefior am Gymnafium in Freiburg. 
-» 3. %. Sibenrod, Pfarrer in Oſtrach. 
A. Siebold, Pfarrer in Röthenbach. 
K. Siegel, Stabtdirector in Pforzheim. 
F. Späth, Pfarrer in Forbach. 
A. Spiegel, Tecan und Stabtpfarrer in Mosbach. 
l. Sprich, Pfarrer in Dürrheim. . 
. = r ch, en ———— * ß 
r. F. Sprotte, Religionsolehrer am Gymnaſium in Oppeln (Schleſien). 
. Stapf, Pfarrer in Altheim. ————— 
Stark, Pfarrer in Aſſamſtadt. 
.Staudenmaier, Pfarrer in Sulz. 
. Stauß, Stadtcaplan und Schulinſpector in Rottweil (Württemberg). 
. Stegmüller, Bicar in Handſchuchsheim. 
Steble, Pfarrer in Gruol. 
. Steiert, Profeffor am Gymnaſium in Freiburg. 
. Benvenut Stengele im Minoritenflofter im Bärzburg. 
‚ Stern, Pfarrer in Plittersborf. 
. Stodert, Pfarrer in Burfheim, 
. Störf, Pfarrer in Bleibach. 
. A. Storz, Pfarrer und Decan in Oberhaufen bei Waghäufel. 
Rob. v. Stogingen, Freiherr, in Steißlingen. 
K. Strattbaus, Pfarrer, mit Abjenz in Karlörube. 
A. Straub, Domcapitular in Straßburg. 
K. Straub, Stadtpfarrer in Donaueſchingen. 
N. Straub, Pfarrer in Diftelhaufen. 
8. Streider, Pfarrer in Mundelfingen. 
A. Striegel, Pfarrer in Altenburg. 
. Strittmatter, Pfarrer in Kürzel. 
. Suibdter, Pfarrer in Eeefelden. 
Thoma, Pfarrer in Murg bei Eädingen. 
. Thummel, Pfarrer in Serbofzbeim Bahr). 
. Trejder, Gamerer, Pfarrer in Mühlhauſen bei Engen. 
. B. Trenfle, Secretär am Berwaltungsbof in Karlarube. 
. 9. Usländer, Pfarrer in Günterstbal, 
. Bivell, Pfarrer in Biberach. 
Bögele, Secretär bei d. erzb. Drdinariat in jFreiburg- 
. 3. Bohezer, Pfarrer in Schweinbaufen, Poſt Biberach. 
, wog, Pfarrer in Honbdingen. 
. R. Wagner, Pfarrer in Kappelwinbed, 
: u Pfarrer in Leben. 
. A. Wahl, Decan und Pfarrer in Deihlingen, O.A. Rottweil. 
. Balbmann, erzb. Geiftl. Rath und Pfarrer in Orfingen. 
. Walter, Pfarrer in Gutmabdingen. 
J. Walter, Pfarrer in Hollerbadh. 
. Wambold, Freiherr, in Groß-Umſtadt. 
. Barth, Stabtpfarrer in Waldkirch. 
. Wasmer, Kreisfhulrath in Brucfal. 
. Webinger, Pfarrer in Linz (Baben). 
. M. Wehrle, Pfarrer in Griesheim bei Offenburg. 
. F. Beidum, Erzbisthumsverwefer und Dombdecan in Freiburg. 
b. Weiler, Pfarrer in Deggenhaufen. 
. Weiß, Pfarrer in Wohlen. 
> J B. Weiß, k. k. Regierungsrath und Profeſſor der Geſchichte in Graz. 
. Weiß, Decan und Pfarrer in Urloffen. 
.Weißbacher, Pfarrer in Brenben. 
. Welte, Pfarrer in Kappel bei Lenzkirch. 
.F. W. Werber, Eaplaneiverweier in Rabolfszell. 
. Berni, Piarrer in Achdorf. 
. Werr, Pfarrer in Rohrbach bei Heidelberg. 


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Herr Er Wibmann, Pfarrer, d. 3. in Offenburg. 
Wiehl, Pfarrer und Gamerer in Langenargen, O.A. Tettnang. 
G. Wiefer, Decan und Stabtpfarrer in Markdorf. 
t. Wieſſe, Pfarrer in Nußbach bei Oberkirch. 
. Winterrotb, Stabtpfarrer in Mannheim. 
& Winkler, Bicar in Baben. 
Dr. F. Wörter, Profeſſor an der Univerſität Freiburg. ⸗ 
Zängerle, Pfarrer in Oberbergen. 
Zapf, Pfarrer in Urach. 
Zeitvogel, Pfarrer in Oberfhopfheim. 
$ zeit erzb. Archivar in Freiburg. 
b. Zerr, Pfarrer in Muggenfturm. 
Zimmerle, Kirchenrath, Stadt: und ee in Stuttgart. 
— Zimmermann, Pfarrer in Ulm bei Lichtenau. 
K: Zimmermann, Stabtpfarrer in Gernsbach. 
R. Zimmermann, Decan und Stadtpfarrer in Bruchſal. 
P. Zureich, Decan und Stabdtpfarrer in Staufen. 


Gefammtzahl: 502. 


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Geſtorben ſind jeit Ausgabe de3 vorigen Bandes: 


Bon den Tit. Herren Protectoren: 


Dr. Johannes Baptifta Orbin, Ercellenz, Erzbifchef von Freiburg und Metropolit 
ber oberrheinifhen Kirchenprovinz, 8. April 1886. 


Bon den Mitgliedern: 


. Dammert, Gymnaſiumedirector in Freiburg, — 22. Juli 1835 in Tarasp. 
. Heisler, Pfarrer in Bolfertshaufen, 4. März 1 
. Hevdt:Banotti v. Pflummern, geſt. 25. Min 1886 in Rom. 
. Kärcher, Gapfan in Debningen, 17. Nov. 1885. 
. Marmon, Domcapitular in Freiburg, 11. Nov. 1885. 
 Biaff, Pfarrer in Zuttingen, geft. in Freiburg 19. Nov. 1885. 
> Schmidt, Beneficiat in Weberlingen, geft. je! — 13. Aug. 1835. 
©. Shmibdt, Dombecan in Freiburg, 23. Oct. 
 Sämibt, Pfarrer in Schwandorf, get. in heigenan Dberzell 15. Aug. 1885. 
8. Schultes, Pfarrer in Helmsheim, 9. Sept. 1885. 
. A. Walk, Pfurrer, gef. als Tiſchtitulant in Freiburg, 6. April 1886. 


E02 


1. 
2, 
3. 


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8. 


9. 
10. 
11. 


xr 


Bereine und gelehrte Inflitute, 
mit welden der kicchl.-hift. Verein in Schriftenaustanfc flieht: 


Allgemeine geſchichtsforſchende Geſellſchaft ber Schweiz, in Bern. 

Hiftorifcher Verein für ben Niebderrbein, insbefondere die Erzdiöceſe Köln, in Köln, 
Hiflorifcher Verein ber fünf Orte Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug, in 
Luzern. 

Hiftorifcher Verein des Gantons Glarus, in Glarus. 

Verein für Geſchichte und Altertbumskunde in Hobenzollern, in Sigmaringen. 
Hiftorifcher Verein dei Cantons Thurgau, in Frauenfeld, 

Germanishes Mufeum zu Nürnberg. 

Gefellihaft für Beförderung der Geſchichte u. f. w. von Freiburg, dem Breisgau 
und ben angrenzenden Sandfhaften, in Freiburg. 

Verein für Kunft und NAltertbum in Ulm und Oberfhwaben, in Ulm. 
Hiftorifcher Verein für Unterfranken und Alchaffenburg, in Würzburg. 

Verein für Geſchichte und Naturgejhichte ber Baar und ber angrenzenden Lanb: 
Ihaften, in Donaueſchingen. 


. Verein für Geſchichte des Bodenſees und feiner Umgebung, in Friebrihsbafen. 
. Hiflorifcher Verein für Oberpfalz und Regensburg, in Regensburg. 

. Königl. Württemb. Geb. Haus: und Staatsarhiv, in Stuttgart. 

. Königl. Bayer. Academie der Wiflenichaften, in Münden. 

. Verein für Erhaltung ber biftorifhen Denfmäler bes Elfaßes, in Straßburg. 
. Königl. Württemb. ftatiftifches Landesamt, in Stuttgart. 

. Verein für Chemniger Gefhichte, in Chemnitz. 

. Maatschappij der nederlandsche Letterkunde, in Lepden. 

. Berein für Gedichte ber Stabt Nürnberg, in Nürnberg. 


Verein bes „beutfchen Herold”, in Berlin. 


. Mufeums:Berein für Vorarlberg, in Bregenz. 

. Verein für Thüringiſche Gefchichte und Altertbumsfunde, in Jena. 

. Görres:Gefellihaft, in Münden. 

. Gefelichaft für Salzburger Lanbesfunde, in Salzburg. 

. Verein für Gefchichte der Stabt Meißen, in Meißen. 

. Kongl. Vitterhets Historie och Antiquitets Akademien, in Stodbolm. 

. Comit& d’histoire ecclösiastique et d’archöologie religieuse, zu Romans, 


Dep. Dröme. 


. Hiftorifhe und antiquarifhe Geſellſchaft, in Bafel. 

. Hiftorifche Gefellfchaft für die Provinz Poſen, in Poſen. 

. Babifche hiſtoriſche Commiffion, in Karfsrube. 

. Redbactipn der Mittbeilungen aus dem Benebdictiner: und Giftercienfer-Orden, in 


Naigern bei Brünn. 


. Rebaction der Annalen bes Werkes vom hl. Paulus, in Freiburg (Echweiz). 


Inhaltsangabe. 


Die Maria-Lindenfirhe bei Diteröweier. Bon Pfarrer C. Reinfried 

Tagebuh des Salemer Gonventualen Dionyfius Ebe aus ben Jahren 
1796— 1801. Herausgegeben von TH. Martin, f. f. Hofcaplan 

Beiträge zur Gefchichte des Ortes und der Pfarrei Hedlingen. Bon 
Pfarrer A. Krieg . , ; 

Beiträge zur Chronik: a) ber vorberöfterreiifen Rapuzinerproving 
(Schluß zu Bb. 17); b) der ſchwäbiſchen Provin, Von P. %os 
hannes Baur in Briren . 

Beiträge zur Geichichte der Orden in ber Didcefe Rottenburg (Fortfegung: 
Geſchichte der Klöfter Wengen; Obermarchthal, Roth, Schufjenrieb, 
Weiffenau; Jany, Neresheim, lea — Von 
Domcapitular Dr. v. Vanotti 

Kleinere Mittheilungen. 

1. Protokolle über die Inventaraufnahme der Klöſter Grünenberg 
und Adelheiden. Von P. Benvenut Stengele . 
2. Bericht über die Reliquien bes bi. Alexander in ber Münfer: 
pfarrfirche zu Freiburg. Bon Arhivar Zell k 
3. Eine Dotationsurfunde aus bem a Krieg. Bon In— 
ſpector Schilling 
4. Kirchliche Urkunden aus der Mortenau. Wogetheit von Be 
feffor Ruppert : 
5. Notizen aus ben Hagnauer Sterberegiftern. " Mitgetgeilt von 
Pfarrverwefer Dr. v. Rüpplin : 
6. Urfunde über ein 1485 in bie Pfarrkirche zu Staufen PR 
ftiftetes Anniverfar, Dlitgetheilt von Pfarrer Staubenmaier 
. Zwei Anniverjarfiftungen von J. N. en —— 
von + Domdecan Schmidt a 


„I 


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1— 19: 


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336—337 


338. 


Die Marin-Lindenfirde bei Otteröweier. 


— — 


Zur Feier ihres vierhundertjährigen Beſtandes 


den 4., 5. und 6. Gctober 1884. 


Mit einer urtundliden Beilage. 


Bon 


C. Reinfried, 


Pfarrer in Moos. 


Duellen. 


Die Urkunden und Acten ber Dittersweirer Pfarr Regiftratur, fowie 
bes Kapitels⸗Archivs, 5. 3. in Sasbach. 

P. Philipp Hail’s Hanbfchriftlidde Historia rectoratus Otterswilani 1774 
(vgl. Dibc.⸗Arch. 11, 66; 15, 32). 

P. Peter Schommartz' Furzer Bericht über die Wallfahrt Mariaskinden 
(6 Blätter in Octav) in feinem Ottersweirer Gebetbuch (Bühl 1775). 


An der Landſtraße zwiſchen Bühl und Ottersweier, von letzterem 
Orte eine Viertelſtunde entfernt und zu deſſen Pfarrbezirk gehörig!, ſteht 
einſam und traulich, von hohen Lindenbäumen beſchirmt — dort, wo das 
Neuſatzer Thal in die Ebene ausläuft unterhalb der Burgruine Windeck 
— die ſchöne Wallfahrtskirche Maria-Linden, eine Cult- und Cultur— 
ſtätte aus alter Zeit, über deren Schickſale uns in Folgendem, ſoweit 
das noch vorhandene Quellenmaterial es geſtattet, ein kurzer Ueberblick 
geboten werden ſoll. 


1. „In den fieben Linden“ und die erſte Lindenkirche. 


Uralt ift dieſes Volksheiligthum „zu den fieben Linden“, mie 
der Ort früher genannt murbe. Weber das Alter und bie Entjtehung 
der Wallfahrt Hat fich Feine zuverläffige Kunde erhalten. Die natür- 
liche Lage, ſowie der Name des Ortes berechtigen indefjen zu ber Ver: 
muthung, daß hier ſchon in der vorchriſtlichen Zeit eine geheiligte 
Stätte war. Unmittelbar vor ber jeßigen Kirche führte, wie Mone 
nachgewiefen, die von Baden nad DOrtenberg ziehende römijdhe Heer- 
firaße vorüber?, Der Ort felbft Tiegt am Eingang eined Thaled, im 
Winkel eines vielbegangenen Kreuzweges, und hat einen Brunnen, welchem 
vom Volke ſchon in alter Zeit Heilkraft zugefchrieben murbe ®, 


1 Vgl. Didc.:Arc. 15, 67 fi. 

2 Bol. Oberrh. Zeitſchr. XIV, 261 und Mone, Urgeſchichte von Baben 
I, 141. Die jegige Landftraße zieht fih in einem fübweftlihen Bogen durch Otters— 
weier, während die römiſche Straße burd Bühl am Gebirge bin — unmittelbar an 
Mariaskinden vorüber — fübwärts über Haft 309, wie bie in Mrbarien und Urkunden 
des 15. und 16. Jahrhunderts bafelbft noch vorkommenden Namen: alte Straße, 
Hochſtraß, Steinweg beweifen. Bon ben Linden zog eine Seitenſtraße weſtlich 
über Breithurft, Unzburft und Moos nad dem römifchen Druſenheim. Die dortigen 
Gemarfungsbezeihnungen: Heibenfelb, Hobenweg, Steinmatten, Steinftrut 
(bie Bobenbeſchaffenheit ift fonft nicht fleinig), Heidenbudel beuten nod bie 
Richtung an. Der fogen. Heidenbudel befteht aus brei Hügeln in einem fonft ganz 
ebenen Terrain am Rande bes Oberwalbes zwifchen Moos und Unzhurſt. 

s „Die Pilgrime,“ berihtt Shommarg, „ſchneiden no heutzutage Stüde 
ab von ben bafelbft fiehenden Lindenbäumen und nehmen fie mit fi; auch trinken 

1* 


Die duftende Linde mit ihrem gaftlich einladenden Laubdache war 
bei den Römern wie bei den alten Deuiſchen ein geheiligter Baum. 
Man pflanzte fie hauptſächlich an ſolche Orte, die dem Eulte einer Gott- 
beit gemweiht waren, wo Gericht gehalten wurde, ober mo eine Grenz: 
marfe war, an Orte, die als Heilig galten und die im Andenken der 
Nachkommen fortleben jollten!. Bei unjern heidniſchen Vorfahren war 
die Linde insbeſondere der Gemahlin des Wobin, der Frigga oder Hulda 
gemeiht?. Sie ijt die Erbgöttin, Göttin der Fruchtbarkeit und bes 
häuslichen Lebens, und erfcheint überall ala ein freundlicheß, fegenipenden- 
des Weſen, ala bolde Frau und Gnadenſpenderin, und injofern kann fie 
als Prototypus von Maria aufgefaßt werben. 

Nun ift befannt, daß die chriſtlichen Glaubensboten nad) der An— 
weilung des HI. Gregor des Großen bie Praxis befolgten, ſolche Orte, 
welche den Heiden Heilig waren, dem Eulte de3 wahren Gottes und 
feiner Heiligen zu weihen, und die Kriftlichen Kirchen gerade auf alt: 
heidniſchen ultjtätten zu errichten. So entitanden St. Peterskirchen 
bei Wodandeichen, Michaelöfapellen auf Bergen und Hügeln, wo Thor, 
ber gemaltige Donnergott, verehrt wurde, und jo iſt auch an vielen 
Orten bie huldvolle Maria an die Stelle der im Grünen, in hl. Bäumen 
und bei Quellen mohnenden Hulda getreten?, Daß ſolche Stätten fpäter 
im driftlihen Sinne „Gnabenorte” wurden, ift jo wenig befrembend 
als die Thatjahe, daß aus einem Golgatha die Stätte der Erlöjung, 
aus einem heidnifchen „Babylon“ ein Hriftliches Nom wurde (Röm. 5, 20). 

Auf den Zufammenhang mit dem altdeutichen Baum- und Götter: 
cult weißt auch die Volksſage über den Urjprung der Wallfahrt Bin. 
Diefe berichtet, daß das aus Lindenholz geſchnitzte Marienbild, das jet 


fie aus dem Lindenbrunnen in ber Meinung, das Waffer diefes Brunnens ſei heilfam 
wiber bas Fieber.“ Wir finden bier Baumes und Waffercult beifammen! Auch ber 
Aufenthaltsort der Neugeborenen wird in ben „Lindenbrunnen” verlegt, aus dem fie 
bie Kinberfrau holt, was ebenfalls noch ein Nachklang aus ber heibnifchen Vorzeit 
fein dürfte und an bie in Quellen wohnende Hulba erinnert. Vgl. Oberle, Ueber 
tefte des germanifchen Heibenthums im Chriſtenthum (Baden 1883) ©. 144 fi. 

1 „Den Lindenbaum,” fagt Dr. Baber im feinen Fahrten und Wanderungen 
(1, 41), „findet man bei den meiften römifchen Anfiebelungen, insbeſondere bei beren 
Kapellen und Brunnguellen. Derfelbe fam wahrfcheinlich erft durch bie Römer nach 
Deutfchland und wurde feiner Schönheit wegen auch der Lieblingsbaum bes deutſchen 
Volles, und auch von biefem an geheiligte und Heilkraft jpendende Orte gepflanzt . » - 
Nicht ſowohl die Eiche, die von uns vielbefungene, als vielmehr die Linde war der 
Nationalbaum unferer Altvorbern.“ 

2 Weber die aus bem Heibentfum ſtammende Verehrung heiliger, ben Göttern 
geweihter, von göttlichen Welen bewohnter Bäume handelt ausfühli Grimms 
Deutſche Mythologie S. 613 ff. 


5 


auf dem Hocdaltare der Kirche fteht, vor uralten Zeiten in der mit 
Moos und Rinde überwachſenen Blende eines benachbarten Lindenbaumes 
fih befunden habe. Dur wunderbares Tönen oder Singen habe 
es bie Aufmerfiamfeit der ummohnenden Hirten erregt, worauf es aus 
dem Baume herausgenommen und in eine daneben erbaute Kapelle über: 
tragen wurde, und feitbem der Gegenitand frommer Verehrung geblieben 
ſei!. Heilige Bäume bei Marienwallfahrten mit ähnlichen Sagen finden 
wir noch mehrere im Lande, jo in nächiter Nachbarſchaft: Maria in ber 
Eiche (oder zu den brei Eichen) bei Baden-Scheuern, bie Kapelle zum 
finftern Klingel bei Gernsbach. Eine große Wallfahrt „Heiligen: 
Linde” gibt es aud im Dftpreußifchen, ferner ein „Mariensfinbe” 
im Rheingau. 

Urkundlich wird Ottersweier erft 1148 erwähnt, in weldem 
Jahre das Gijterzienjerklofter Herrenalb durch den Grafen Berthold von 
Eberjtein und feine Gemahlin Uta bedeutende Ländereien daſelbſt unb 
zwar gerade in jenem Gemarfungsbiftricte erhielt, wo jetzt die Wallfahrt3« 
kirche steht, und ſolche bis zur Zeit der Kirchenfpaltung inne hatte ?, 
Die „fieben Linden” ftanden auf herrenalbiſchem Boden, und wir 
dürften daher nicht irren, wenn wir das Auffommen und bie Pflege ber 
Wallfahrt hauptjählih den Eijterzienfern von Herrenalb zujcreiben. 
Beltimmte urkundliche Nachrichten fehlen indeffen bis zum Jahre 1484. 

Im genannten Jahre jtellten die Ummohner an den Biſchof Albert 
von Straßburg, zu deſſen Sprengel dieje Gegend damald gehörte, bie 
Ditte, an dem Orte „zu ben fieben Linden“ eine neue Kapelle oder 
Kirche erbauen zu dürfen? Mitteljt einer Urkunde, gegeben zu Zabern 
den 10. Juli 1484, ertheilte der Biihof hiezu die Erlaubniß. In diejem 
Conſensbrief heißt ed: „Quo in loco eadem Dei genitrix Virgo Maria 
variis dicitur coruscare miraculis.*“ 

Die neue Wallfahrtskirche wurde ganz aus freiwilligen Beiträgen 
der Gläubigen im Stile der damaligen Zeit erbaut*. Der gothiſche 


1 Bl. Schnezlers Bad, Sagenbuc II, 139, wo auch eim hübſches Gebicht 
von dem elfäffifchen Dichter Auguft Stöber: Die Lindenkirche, aufgenommen ift. 

2 Bol. Didc.: Arc. 15, 35 fi. 

3 P. Shommark hält bie jetzige Sacriftei für bie ehemalige alte Kapelle, 
weil fie Tapellenartig gebaut fei und jegt noch in derſelben ein fleinerner Altartifch 
ſich befinde, über bem eine Nifche fei, worin das heilige Bild ehedem geſtanden haben 
bürfte. Allein die Sacriſtei ift ihrer ganzen Anlage nach ficherlich zugleich mit dem 
Ehore erbaut worden, und bie uriprüngliche alte Kapelle ift wohl von Holz geweien. 

% Daß zu Enbe bes 15. und zu Anfang bes 16. Jahrhunderts in unferer Ges 
gend eim reges Firchliches Leben, große Opferwilligfeit und wohl auch bebeutender 
Wohlftand geherriht haben muß, beweist bie Thatſache, bag von 1450 bis 1525 faft 
in fämmtlidgen Pfarreien bes Landkapitels Ditersweier Neubauten von Kirchen 


6 


Ehor, bie gewölbte Sacriftei und das ſchmucke zierlihe Reiter: 
thürmchen über ber Façade bed heutigen Langhauſes rühren noch 
von biefer alten Kirche ber. An dieſen Bautheilen Tann man nod uns 
gefähr zehn verſchiedene Steinmeß- Zeichen erkennen; jo viele zunftmäßige 
Arbeiter dürften aljo beim Baue beihäftigt geweien jein. Das Mono: 
gramm ded Baumeifterd ift an einem Sclußjtein des Chorgemölbes 


angebracht (). Der Chor mit ſechs Strebepfeilern bildet ein halbes 


Dctogon und ift, wie man das bei den Ehoranlagen der Gothik überall 
trifft, jehr geräumig. Die fünf Fenſter, deren Bogen mit hübſchem ſpät⸗ 
gothiſchem Maßwerk gefüllt find, Hatten urfprünglid Glaßmalereien, 
von denen aber nur noch ein Jpärlicher Neft vorhanden ift, nämlich eine 
Scheibe mit einer Madonna, ziemlich verblaßt, die nun in das döftliche 
Chorfenſter der Ottersweirer Pfarrkirche eingejegt ijt. Die einzelnen 
Felder des Chorgemölbed waren mit Malereien ausgefüllt, die Scenen 
aus dem Leben Mariend und altteftamentliche marianiſche Vorbilder dar— 
ſtellten. Die Heutigen Malereien find nicht mehr die urjprünglichen !. 
Am Anjage einer Gewölbrippe der nördlichen Chorwand ift das Wappen 
des Biſchofs Albert von Straßburg, Herzogd von Bayern und Pfalz- 
grafen bei Rhein, in Stein audgehauen, wohl weil er einen Beitrag zum 
Baue der Kirche gegeben bat, vielleicht den Chor jelbft erbauen ließ 2. 
Vierzehn aus Holz gejhnigte, vom katholiſchen Wolfe vielverehrte und 
in bie Seitenwände bed Chores eingefügte Neliefbilder, die jogen. 
Vierzehn⸗Nothhelfer darftellend, rühren nicht von ber alten Kirche ber, 
jondern gehören bereit3 der Nenaiffanceperiode an. Von den beiden 
Seitenaltären war der eine der Hl. Anna geweiht, deren Verehrung 


und Kapellen vorgenommen wurben, Außer ben im Didc.:Ard. 15, 54 f. bes 
reits erwähnten find Bier noch zu nennen: Achern (1452), Bimbud, Moos, 
Gamshurft, KappelsRoded (1472), Steinbad (1477), Waldbulm (1487), 
Hügelshbeim (149), Oberadern (1510), Erlad (1511). Vgl. Bab. Beobs 
achter 14882. Nro, 176, 185: Badiſche Muſeographie. Was den Baumeilter ber 
Lindenkirche betrifft, fo dürfte er wohl ein Mitglied der Hütte von Herrenalb geweſen 
fein, bie gerade damals eine große kirchliche Bauthätigfeit entfaltete. 

ı Nah Schommartz wurden biefe Dedengemälde im Jahre 1729 zuinirt, 
wo durch bie Unachtfamfeit bes Meßners in ber Kirche ein Brand entftanden, „Durd 
bie Hige wurbe der Kalk an ben Gewölben abgelöst und burd ben biden Rauch 
Alles geſchwärzt, fo daß ber Ehor im folgenden Jahre in feiner Stuccaturarbeit er» 
neuert und fammt dem Langhaus ausgemweißet worben.“ 

2 Der berühmte Humanift und Schulmann Wimpheling, ein Zeitgemofie von. 
Biſchof Albert, ift voll hoben Lobes für ihn. Er nennt ihn in feinem Buche De 
episcopis Argentin. „praesulem mitem, placidum, in omnes humanum et bene- 
volum, tanta pietate et religione, ut vix parem habere crederetur; Judaeis 
tamen et concubinariis infestissimum.* Gerne fchreibt man das Lob eines ſolchen 
Kirchenfürften, ber furz vor dem Ausbrude der Reformation gelebt hat, nad. 


7 


gerabe zur Zeit bed Baues der Kirche in Deutichland bejonders in Auf: 
nahme gefommen war, ber andere war ben Vierzehn:Nothhelfern bebicirt. 

Der äußere und innere Bau bed Gotteshauſes wurde jo ſchön und 
reich angelegt, daß man fpäter, ala die Gaben der Gläubigen nicht mehr 
jo reihlih floßen, in einige Verlegenbeit gerieth, wie man „bad Wert 
und jeine Zier“ vollenden Fönne Zu Gunſten der Kirche ertheilte da— 
her unterm 20. Auguft 1502 der päpftliche Legat Earbinal Raimund 
von Gurt, der fi um jene Zeit gerade auf bem bieörheiniichen Gebiet 
der Straßburger Diöceſe aufhielt, einen Ablaß von hundert Tagen für 
Alle, welche an gewiſſen Feittagen bie Liebfrauenkirche zu den Linden 
beſuchen und ein Almoſen jpenden. 

Um bie Kirche herum war ſchon im ſechszehnten Jahrhundert ein 
mit einer Mauer umgebener Friedhof angelegt, wohin biß gegen 
Ende des vorigen Jahrhunderts ſowohl Ottersweirer Pfarrgenofjen als 
auch Auswärtige gegen eine beftimmte Taxe zum Beſten bed Kirchen. 
fonds begraben mwurben. Bon älteren Grabjteinen hat fih nur noch 
einer, der an ber Ditfeite des Chores eingemauert ift, erhalten 2, 


2. Die ehemalige Liebfrauenpfründe zu den Linden. 


Unterm 19. Juli 1497 murbe von Johannes Sprenger, 
Kaplan im nahen Bühl?, in die neuerbaute Wallfahrtökirche unter Zu: 
flimmung des damaligen Pfarr:Rector3 Magifter Heinrich Han „zu Ehren 
des allmächtigen Gotted und feiner glorwürbigjten Mutter Maria, jo: 
wie zu Nuß’ und Heil ber gläubigen Seelen” ein Beneficium ges 
ſtiftet, deſſen Einkünfte in 27 Gulden rhein. Währung beitanden, bie 
von verjhiebenen Zindgütern zu Sasbach, Bühl und Weinbud zu ent- 
rihten und mit der Summe von 540 Gulden ablösbar waren. Zur 
Mehrung der Pfründe gibt Ritter Reinhart von Winded jährlich 
14 Seſter Korngült von feinen Gütern zu Unzhurſt“. 


1 Wenn K. von Beuft in feinem Schriften: „Die Ritter von Windeck. Ein 
Führer beim Befuche der Stabt Bühl und deren Umgebung” (Raftatt 1857) ©. 17 
in ben heute noch theilweife flehenden alten Friebhofmauern die Nefte eines Klofters, 
das bafelbft gewejen fein fol, erkennen will, fo ift das Phbantafie, ebenfo wenn 
(S. 16) bie Entftehungszeit ber vierzehn Relief-Bilber im Chore in bie Mitte bes 
15. Jahrhunderts (!) zurüdverlegt wirb, 

2 Die Infchrift lautet: „Ich weiß, daß mein Erlöfer Iebt! Er wirb mid am 
jüngften Tage auferweden von ber Erbe. Den 11. Juni 1604 (ftarb) Herr Antoni 
Gremer, geweiter Inhaber bes Hubbabes, dem Gott gnäbig fein wölle Amen.“ Dar: 
über ein großes feltjames Monogramm des Berftorbenen oder bes Steinhauers. 

® Bal. die NRegeften ber Stabt Bühl vom Sabre 1497—1499 im 40. Banb ber 
Oberrh. Zeitiär. 

+ Bol. Beilage. 


Als erften Beneftciaten präjentirte der Stifter den Magifter Jakob 
Schneider, nad deſſen Tod oder Rücktritt die Collatur an Reinhart 
von Winde und deſſen Familie übergehen jol. Der Kaplan bat zwei 
Mal in der Woche in der Wallfahrtäfiche Meſſe zu Iefen, an den Sonn- 
und Feiertagen, ſowie an beren Bigilien dem Pfarr-Rector zu Otters⸗ 
meier in Bejorgung des Gotteddienjted und Spendung der Sacramente 
Aushilfe zu leiſten, und jährlih um Martint demjelben über die gefallenen 
Opfer Rechnung zu jtellen. Der dritte Theil des Geldes, jowie ber 
lebendigen Opfer, joll dem Rector gehören, die beiden andern aber zum 
Nuten und Schmud der Kirche verwendet werben. 

In einer jpätern Urkunde vom 11. April 1502 trifft Biſchof Albert 
von Straßburg mit Zuftimmung des Pfarrer? Han, ſowie bed Patrons 
Reinhart von Windel an dem Gtiftungäbriefe bed Lindenbeneficiums 
einige Abänderungen. Darnach ſoll der jeweilige Pfarr-Rector von 
Ottersweier von allen Opfern in Gold und Silber, welde auf ben 
Altar und in den DOpferkaften gelegt werben, Fünftig ſich mit dem vierten 
Theile begnügen, die übrigen drei Theile jollten zum Bau und Unterhalt 
ber Kapelle und deren Ausihmüdung verwendet werben, „da ſonſt bei 
ber merklihen Abnahme der Opfergaben die Kirche, welche mit großen 
Opfern begonnen wurbe (magnis impensis incepta), nit vollendet 
werden könne.“ Die lebendigen Opfer follten durch den jeweiligen Pfleger 
getreulich verkauft, der Erlös in ben Opferkaften gelegt und wie dag 
übrige vertheilt werben. Die Verwaltung der Einkünfte ber Liebfrauens 
fire fol durd) den jemeiligen Rector von Ottersweier in Gemeinſchaft 
mit den Amtleuten des Pfalzgrafen Philipp, Herzogd von Bayern t, 
geihehen, wozu auch ber oder bie Pfleger beizuziehen find. Von allen 
Bermädtnifien, die ber Wallfahrtöfapelle von Pfarrangehörigen zu Otters⸗ 
eier zufließen, ſoll die dortige Pfarrkirche je den vierten Theil erhalten ?. 

Der als eriter Kaplan vom Stifter auf die Liebfrauenpfründe zu 
den Linden ſchon 1497 präjentirte Magifter Jakob Schneider ſcheint erſt 
im Sommer 1502 unter Pfarr⸗Rector Sebaftian von Winded 
die Inveltitur erhalten zu haben, oder es müßte um dieje Zeit bie 
Pfründe bereit? wieder erledigt gemejen fein? Bis zum Jahre 1550 
übten bie Herren von Windel urfundlid das Patronatsreht aus. Von 
diefer Zeit an jcheint das ohnedies gering botirte Beneficium unbeſetzt 


4 Diefer, ein Better bes Biſchofs Albert von Straßburg, war damals mit ber 
Plandihaft Ortenau belehnt. 

2 Die Urkunde ift befiegelt von Bifchof Albert, Magifter Heinrihd Han und 
Nitter Jakob von Winde als Laienpatron. Datum in oppido nostro Zabern die 
undecima mensis Aprilis 1502. — Gopie im Kapitelsarchiv in Sasbach. 

® Bol, Didc.:Ard. 15, 86 Meg. 17. 


8 


geblieben zu fein, und im Jahre 1593 beklagt jich der damalige Pfarr⸗ 
Rector Ferler von Dtterömeier, daß bie Bormünder der Winbeciichen 
Kinder die Häufer und Güter, welde den Kaplaneien zu Bühl und 
Mariastinden gehörten, an fi gezogen hätten !. 

Im Jahre 1549 wird als „Linden-Kaplan” ein gewilfer Clemens 
Roth erwähnt, der in die Ottersweirer Pfarrkirche ein Anniverfar 
ſtiftete. 

Als das Rectorat Ottersweier mit ſeinen Pfründen im Jahre 1669 
von Markgraf Ludwig Wilhelm dem Jeſuiten-Collegium in Baden 
incorporirt wurde, ging damit die Abminiftration ber Wallfahrtskirche 
an die Sefuiten über, die feit 1662 zu Ottersweier ein eigened Haug, 
eine fogen. Refidenz, beſaßen?. Durd die Stürme der Kirchenipaltung, 
jowie durch ben breißigjährigen Krieg mar die Wallfahrt jehr herab: 
gekommen und ihre Einfünfte bedeutend vermindert worden. Eine Reno— 
vation ber Lindengefälle vom Jahre 1688 zählt viele Poften als „un= 
ergiebig und ganz verloren“ auf. Der Kapitaljtod betrug im genannten 
Sabre nur 175 Gulden, wozu noch das Erträgnig des Zinsgutes in 
Unzhurſt Fam. Im Jahre 1720 warb wieber ein weltlider Pfleger für 
die Lindengefälle aufgeftellt ?. Gegenwärtig beträgt ber Maria-Linden- 
fond, dem aud die Baulaft der Kirche obliegt, circa 24,000 M. 

Das ehemalige Beneficiathaug „mit einem Gemüs- und Baum 
gärtlin” war ſüdlich an die Kirchhofmauer angebaut. Nach Uebertragung 
des Rectorat3 Ottersweier an ba3 Badener Collegium errichtete dieſes 
mit kaiſerlichem Privilegium in ber Kaplanei „zur ehrbaren Erquickung 
deren Pilgram“ einen freien Weinſchank, der an einen Wirth und Bäder 
verpacdtet war. Man gab jedoch ben Betrieb dieſer Wirthſchaft bald 
wieber auf, „um Verdruß mit der Bürgerjchaft zu vermeiden“. Das 
jegige Lindenwirthshaus an der Landſtraße unterhalb der Wallfahrt3- 
firche eriftirt jeit Anfang de3 vorigen Jahrhunderts, 

Das alte Kaplaneihaus diente dann ſpäter — und bis heute — 
al3 Mefnerwohnung; auch bie Ottersweirer Pfarrſchule war zeit 


4 Auch fämmtlihe Urkunden ber Linbenpfründe, welche mit ben übrigen 
Documenten der Pfarrei in der Sacriftei zu Dttersweier aufbewahrt wurden, famen 
1593 im bie Hände ber Winbedifhen Erben, und find jet wahrjcheinlid im Archive 
der Freiherren von Gayling, ber Rechtsnachfolger berer von Winbed, zu Ebnet 
bei Freiburg zu finden. Einzelne Regeften, die Mariastinden-Pfründe betreffend, find 
mitgeteilt in ber Oberrh. Zeitfhr. XXVI, ©. 114 Nro. 189, Diöc.⸗Arch. 15, 
87 Neo, 21. 

2 Bol, Didc.⸗Arch. 15, 91 Reg. 33. 

8 rüber hatte bie Mariasfinben- Pflege zwei Schaffner oder Pfleger, vgl. Diöc.- 
Arc. 15, 87 Reg. 21. 


10 


weilig hierher verlegt. Im vorigen Jahrhundert bejorgte den Meßner⸗ 
bienft ein Eremite aus dem dritten Orben bes Hl. Franziskus. Der 
legte war Frater Joſeph Heid, von Ottersweier gebürtig, „probatus 
et industrius juvenis*, ber 1782 in Folge des Faiferlichen Kloſter⸗ 
geſetzes daB Ordenskleid ausziehen mußte i. 


3. Die jehige Findenkirde mit ihrer Umgebung. 


Die alte Lindenkirhe ftanb bis in die Mitte bed vorigen Jahr: 
hundert. Da indefjen diefe Kirche für die Menge der Wallfahrer, bie 
immer zahlreiher nah Maria Linden kamen, viel zu Klein, und zugleich 
an Dachwerk und Gemäuer jehr baufällig war, und da „Erneuerung 
an alten Gebäuden immer mehr koſtet als nutzet“, jo wurde ein Neubau 
beſchloſſen. Diejen führte in den Jahren 1756 und 1757 P. Anton 
Gremand aus, damals Superior der Diteröweirer Reſidenz, ein im 
Baufache jehr unterrihteter Mann, der auch ſelbſt den Plan zur neuen 
Kirhe entworfen hatte. Er wurde dabei „von jonderbaren Gutthätern 
und durch Fuhren von hier allen umliegenden Orten der Art unter: 
jtügt, daß der Bau bed jehr geräumigen Schiffes, das wohl 3000 Menſchen 
fafien kann, faum 5000 Gulden koſtete“. Den alten hübſchen gothijchen 
Chor lieg man zum Glüde ftehen, ebenjo blieb das Glockenthürmchen 
von ber früheren Kirche erhalten, dad man über ber Yagade bed Neu: 
baues anbrachte, wodurch dieſe einen ſehr gefälligen Abſchluß erhielt ?, 
Die Grundſteinlegung fand am 2. September 1756 ftatt?. Die Kirche, 
jowie die drei Altäre find im ſogen. Zejuitenftile gebaut. Die 
Fagabe hat einige Sculpturen; über dem Portale jteht die gut in Stein 
gehauene Icbensgroße Statue der Beiligften Jungfrau. Hodaltar und- 
Orgel find ein Geſchenk ded damald regierenden Markgrafen Auguſt 
Georg von Baden und jeiner frommen Gemahlin Maria Bictoria, 
wie bie Wappen, die an ihnen angebradt find, anbeuten. Das Chor: 
gemölbe, jowie die Dede des Schiffes der Kirche wurde 1764 mit Scenen 
aus dem Leben Mariä und Darftellungen aus der Lauretanijchen Litanei 


1 Die Notizen über das Linden-Beneficium und bie Meßnerei find größtenteils 
P. Hail's Hist. Rect. Ottersw. ($ VI ff.) entnommen, 

2 Der Regensburger Marienktalenber 1883 (S. 16 und 17) enthält eine 
kurze Geſchichte nebft einer Abbilbung ber Wallfahrtsfirhe und bes Muttergottess 
bildes zu Maria⸗Linden. Der Holzſchnitt iſt aber übel gerathen, Biel beſſer ift die 
Anfiht der Wallfahrtskirche im Dttersweirer Gebetbuh von 1775, 

3 Die im Stife ber damaligen Zeit in Berfen abgefaßte und mit vielen chrono⸗ 
grammen verſetzte, in ben Grundſtein gelegte Urkunde hat P. Hail feiner Historia 
©. 9 inferirt. 


11 


außgemalt. Die vier großen Wandgemälde im Chor, fünf Heilige 
aus dem Jeſuitenorden barftellend, Ignatius, Franz Xaver, Franz Borgias, 
Aloyfius und Stanidlaus, jcheinen älter zu jein, verrathen aber eine 
ziemlich primitive Kunjtfertigkeit. Neue Plafond-Gemälde, Mariä 
Verfündigung und Himmelfahrt, die Anbelung ber Hirten und das Opfer 
ber Weilen darftellend, erhielt die Kirche im Sommer 1884 burd Maler 
Himmel von Adern, einen Schüler der Karlsruher Malerſchule. Die 
Bilder find, dem Stile der Kirche entiprechend, in der Renaifjfance-Manier 
ausgeführt und finden, ſowohl was Zeihnung und Kolorit angeht, vielen 
Beifall. 

Unter dem Bierzehn:Notbhelfer-Altar befindet ſich eine geräumige 
Gruft, zu ber man burd eine Treppe vom Chor aus gelangte. 
P. Gremans ließ fie 1756 für die in ber Reſidenz Ottersweier ge= 
ftorbenen Orbendmitglieder erbauen. Er ſelbſt war der erfte, der, nad: 
dem er noh am Feſte Mariä Empfängniß bei ftrenger Kälte in ber 
Wallfahrtskirche Beicht gehört und fich erfältet hatte, am 12. December 
1768 im Alter von 73 Jahren geitorben, darin beigejegt wurde. Der 
legte, der in ber Gruft jeine Ruheftätte fand, war P. Joſeph Hornig, 
Doctor ber Theologie und zeitweiliger Superior, 7 17. Detober 1773. 
Schon früher wurden einzelne zu Ottersweier verjtorbene Patres in der 
Zindenkiche begraben. Auf einer Steinplatte im mittleren Gange des 
Schiffes z. B. waren vor einigen Jahren noch die Worte zu lefen: J. P. 
Matthias Saremont, 8. J. obiit 10. Martii 17... P. Shomarg, 
der Verfaſſer ded Ottersweirer Gebetbuches und bed Berichtes von der 
Wallfahrt zu Mariastinden, fand jeine Ruheſtätte auf dem Friedhof um 
die Wallfahrtskirche. in Meiner in die füdlihe Kirchenmauer cin« 
gefügter Stein trägt bie Inſchrift: R. D. Petrus Schomarz, Vicarius, 
7 10. Oct. 17774, 

Ermähnt fei hier nod, daß von ben drei Gloden, melde im 
Thürmchen hängen, bie zwei älteren im Jahre 1728 zu Straßburg, bie 
neuere 1831 ebenbafelbft gegofien wurden. 

Einige Schritte norbwärt3 von der Kirche erblicdt man unter einem 
alten Lindenbaum ein Meines Kapellen mit einem faſt lebensgroßen 
Ihön geſchnitzten Muttergottesbild. Dasfelbe wurde von P. Philipp 
Thenle 8. I. im Jahre 1642 auf dem Gebälfe unter dem Dache ber 
proteftantifhen Kirche zu Eggenftein bei Karläruhe gefunden. Er bat 
fih dasjelde aus, und ſetzte es an Maria Heimfuhung 1646 in An: 
wejenheit vieler Wallfahrer, morunter auch ber damalige Markgraf 


ı pP. Schommar tz' Perfonalien find mitgetheilt: Freib. Kirchenbl. 1874. 
Nro. 16: Die legten Zefuiten zu Ottersweier. 


12 


Wilhelm von Baden ſich befand, Hier auf den Stod eined alten 
Lindenbaumes, wo urfprünglich das in ber Kirche jet verehrte Madonna- 
bild geftanden fein fol. Im Sahre 1752 murbe jobann von einem 
Einwohner von Kappel:Winde in Folge eines gethanen Gelübdes dag 
Heiligenhaus darüber gebaut, das jet noch fteht. Die Wallfahrer ver- 
richten gewöhnlich vor oder nad dem Kirchenbeſuch auch bei diejem Bilde 
ihre Andadt. Bernhart Baader theilt in feinen Volfsjagen aus 
dem Lande Baden I, ©. 134 von biejem an ber Straße ftehenden Frauen⸗ 
bild zwei Sagen mit, wie zwei Frevler gegen biejed Bild in auffallenber 
Weije geitraft wurden. 

Hier jei noch erwähnt, daß zur Zeit der franzöſiſchen Revolution 
das hochverehrte und uralte Muttergottesbild von Marienthal bei 
Hagenau_im Elſaß mehrere Jahre in der Maria-Lindenkirche aufbewahrt 
wurde — ber Marienthaler Beneficiat Joſeph Sutter und Abbe Schad 
hatten es hierher geflüchtet, um es vor ſacrilegiſcher Entweihung durch 
die Revolutionsmänner zu bewahren — biß ed im Jahre 1795 durd 
Sutter wieder nad) Marienthal zurückgebracht murbe. 

Da man in der Aufflärungsperiode Joſeph IL. — Ottersweier 
und Umgebung gehörten damals zur Faiferlichen Landvogtei Ortenau — 
die Schließung der Wallfahrtäfirche befürchtete, jo wurbe im Jahre 1789 
auf Bitten der Gemeinde Ottersweier durch biſchöfliches Decret die 
Lindenkirche als „Succurjalpfarrfirde” von Ottersweier erklärt 
und geftattet, da man darin einen zweiten Taufitein aufjtelle. Auch 
zu Anfang diejes Jahrhunderts, ald man vielerorts die Wallfahrtöfirchen 
auf den Abbruch verjteigern ließ, drohte der ſchönen Maria-Lindenkirche 
wieder das gleiche Schickſal, welches nur durch die vielfachen Bemühungen 
und Vorftellungen ber Gemeinde Ottersweier abgewendet wurde. 

Eine durdgreifende Rejtauration erfuhr die Kirche im Jahre 1874, 
Altäre und Kanzel wurden friſch gefaßt, im Chore gemalte Fenjter (in 
Teppihmuftern) eingejekt und die Kirche durch Decorationsmaler Flid 
in Bühl jehr hübſch ausgemalt. Zu gleicher Zeit wurden Stationdbilder, 
ein lebensgroßes Wandfruzifir (aus Münden) und jchöne Paramente 
angejchafft meiit auß freiwilligen Beiträgen. Ein anſprechendes 
ſteinernes Kruzifir (von Bildhauer Adam in Bühl), rechts am Eingang 
in die Kirche, ebenfalld eine Stiftung aus neuejter Zeit, trägt an feiner 
Conſole aud) eine lateiniſche Inſchrift: 

„Imaginem Christi, dum cernis, semper honora; 
Ast non effigiem, sed quem designat, adora!* 


13 


4. Schickſale der Wallfahrt Maria-Linden. 


Am letzten Abjchnitte wollen wir bier noch einen Ueberblick geben 
über die Geſchicke der Wallfahrt als folder, und werben und hiebei 
meiſtens an ben Bericht unfered alten treuberzigen Maria-Linden:Chroniften 
Shommark halten, 

„Die Hochachtung vor diefer Wallfahrt,” jagt dieſer, „mar jederzeit 
groß, ſowohl bei niederen als bei Hohen Standesperfonen, abſonderlich 
aber bei dem Markgräflihen Haufe Baden, befjen Fürjten und Für- 
ftinnen dieſes Gotteshaus immer befucht, fich mit den Hl. Sacramenten 
allda geftärft und ber göttlihen Mutter fürftliche Opfer zu Füßen gelegt 
haben.” Der Ruf der Wallfahrt drang bis an ben Faiferlihen Hof zu 
Wien. Im Jahre 1650 fandte Kaifer Ferdinand III. durch feine 
Braut, eine badiſche Fürftentochter, der Kirche koſtbare Geſchenke, nämlich, 
zwei reihe Meßgewänder mit Zubehör, nebſt zwei Antipenbien. Die 
Marfgräfin-Wittwe Augufta-Sibylla, ſowie deren Söhne, bie Mark: 
grafen Ludwig Georg und Auguft Georg kamen zu wiederholten Malen 
nah Maria-Linden. Die eble und mohlthätige Marfgräfin Maria 
Bictoria, welcher der baden-badiſche Landestheil auch heutzutage noch 
den Genuß fo vieler und reicher Stiftungen verdankt, und welche längere 
Zeit hindurch zu Ottersweier in der von ihr zur Gründung eines Er- 
ziehungsinftituteß Päuflich erworbenen ehemaligen Sefuitenrefidenz ihren 
Mittwenfig genommen hattet, fticfte mit eigener Hand Loftbare Para— 
mente für Mariastinden. 

„Faſt zu allen Zeiten,” fagt P. Schommark, „Hat bie Kirche, da ihre 
Einfünfte nur gering find, viele und freigebige Wohlthäter gehabt, wie 
das „Gutthäterbuh“? ausmweist, anderer Wohlthäter zu gefchmeigen, 
welche ihre Mildthätigkeit Gott und Maria allein befannt haben wollten 
und wünfchten, daß ihre Namen nicht in das Buch der Gutthäter, fondern 
einzig in das Buch des Lebens eingefchrieben ſeien.“ Nur zur Zeit der 
traurigen Kirchenipaltung und während der ſogen. badiſch-durlachiſchen 
Decupation der baden-badilhen Lande (von 1592—1622) habe e8 gar 
betrübt und elendb bei Maria-Linden ausgefehen, jo daß die Wallfahrt 
{hier eingegangen und während jener Zeit faum vier Mal im Jahr 
Gottesdienſt allba gehalten worden jetz auch in der Pfarrkirche zu Otters⸗ 
meier jet kaum ein ober da3 andere Mal in der Woche Meffe gelejen 
worben ®, 


1 Bol. Didc.»Ard. 15, 69. 
2 Diefes „Gutthäterbuch“ fcheint verloren gegangen zu fein. 
Bol. Didc.⸗Arch. 15, 52, 53. 74. 


14 


„Waren aud die Umftände jelbiger Zeit jehr betrübt und elend, 
jo hätte eben darum bei MariasLinden Troft und Hilf’ in diejer Be 
trübniß gejucht werben jollen. Aber ber Andachtseifer war ganz er: 
kaltet! ... Nihtsdeftoweniger , gleichwie nach verflofjenem Winter die 
Bäume wiederum ausjhlagen, und die ganze Natur gleihjam neu ge 
boren wird, aljo finge ber vorige Eifer wiederum an fröhlichft zu grünen.“ 
Und dieſe Frühlingäzeit begann mit dem Jahre 1622, wo der jtreng 
Fatholifh gefinnte Markgraf Wilhelm die Herrichaft über das baben- 
badiſche Land wieder antrat, die katholiſche Reftauration mit allem Eifer 
betrieb, und die Sejuiten, bie früher jchon ihre Miſſionsthätigkeit in 
biefer Gegend entfaltet hatten, die Paftoration der Ottersweirer Pfarrei 
(von 1641—1774) ſtändig bejorgten. 

Immer zahlreicher famen nun wieder Pilger, theild einzeln, theils 
in Prozellionen nad) Mariaskinden. Den Anfang mit einer großen 
Prozeſſion machte die Bürgerihaft ber Refidenzftabt Baden, melde, 
ben Herrn Markgrafen Wilhelm an ber Spike, 1640 zum erjien Male 
nah Mariastinden walten, „und von jelbiger Zeit an fuhren die Herren 
Badener fort, alljährlih auf Maria Heimfuhung Mariam bei der Linden 
heimzuſuchen“. Vom Jahre 1723 an brachte die Badener Bürgerjobalität 
alljährli cine große Kerze zum Opfer dahin mit der Meinung, „wie 
diefe Kerze, jollten auch ihre Herzen zu Maria bei der Linden in Ans 
dacht und Xiebe brennen“. — Vom Jahre 1692 an ging jährlich auf 
den St.-Joſefstag von Bühl aus eine große Prozeſſion nad Maria- 
Linden; auf den Apofteltag Philippi und Jakobi kam die Piarrei Stein- 
bad; die Sasbacher famen am Felte Maria Heimjuhung, die Neus 
jager und Waldfteger auf Kreuz-Erfindung Am Dienftag in ber 
Kreuzwoche kamen mehrere Prozeffionen aus den Nahbarsorten, „Maria 
bei den Linden anbädhtig zu begrüßen“. Die alte Stollhofer Andacht 
zur Linde wurde 1746 wieder erneuert. In ben erjten Dezennien dieſes 
Sahrhundert3 gingen alle dieſe Wallfahrten ein. 

Die Frequenz der Wallfahrt und bed Sacramentsempfang3 dajelbjt 
war zu Zeiten jo jtarf, daß nad ber Verficherung des P. Schommark 
oft (wohl nur an hohen Feten) acht Priefter mit Beichthören dajelbit 
beijhäftigt waren. Von Papſt Benebict XIII. erhielt die Wallfahrts- 
firhe für das Feſt Maria Geburt ein Ablafprivilegium, ebenjo für bag 
Beten der lauretaniichen Litanei in derſelben an ben Samjtagen und 
allen Zeiten der feligften Sungfrau (dat. Romae die XVIII. Nov. 1727). 
In der Kirche wird feit alter Zeit das Sanctissimum aufbewahrt. eben 
Samftag iſt Wallfahrtätag, wo eine hl. Meſſe gelefen wird und Gelegen- 
heit ift zum Empfang der Sacramente; früher wurde an ben Samjtagen 
in der Fajtenzeit auch gepredigt. .An den Marienfeften, ſowie an ben 


1 


zweiten Feiertagen von Oſtern, Pfingften und Weihnachten wirb ber 
vor⸗ und nadhmittägige Pfarrgottesdienft bei Maria⸗Linden gehalten. 
Am Tage der hl. Anna (26. Juli), ſowie am Tage der vierzehn Heiligen 
(31. März) wurde früher ebenfalls Mefje dajelbft gelefen. Als Patro: 
cinium wird bad Felt Maria Himmelfahrt gefeiert!. Seit Aufhebung 
des Sefuitenhojpizes (1774) wird bie Wallfahrt von ber Ottersweirer 
Pfarrgeiftlichkeit verjehen. 

Bejondere kirchliche Feierlichkeiten wurden ſehr oft in der ſchön ge 
legenen und jehr geräumigen Wallfahrtäfirche abgehalten. So wurde 
im vorigen und gegenwärtigen Jahrhundert MariasLinden faſt regelmäßig 
als Firmftation gewählt, zulegt im Jahre 1876, wo Weihbifchof 
Dr. von Kübel hier prebigte und firmte. Im Sabre 1868 murbe zu 
Mariasktinden eine zehntägige Volksmiſſion dur Jeſuitenpatres abge: 
halten, im Jahre 1872, den 16. uni, war bafelbjt ein großes Wall: 
fabrtöfeft, bei dem fich vierzehn Pfarreien aus Nah und Ferne mit Pro- 
zeifionen betheiligten?. Am Nojenfranz:Sonntag, 5. October 1884, 
Samftag3 zuvor und Montags darauf wurde die vierhundertjährige 
Jubelfeier des Beſtehens der Wallfahrt, ober vielmehr der Wallfahrtz- 
firhe nad Beſchluß des Landeapiteld Ottersweier durh ein Triduum 
mit vor⸗ und nahmittägigem Gotteöbienfte, Feitpredigten, Gelegenheit 
zum Sacramentdempfang unter großer Betheiligung des katholiſchen 
Volkes von Nah und Ferne in folennjter Weile begangen ®. 

Seinem Berichte über Mariastinden fügt P. Shommark, mie 
das bei Wallfahrtsbüchern üblih ift, noch eine Art Ehronif bei von 
mancherlei daſelbſt ftattgefundenen GebetZerhörungen, Unter Anderm 
führt er auch an: im Jahre 1759 habe das Nervenfieber jehr heftig zu 
Ottersweier geherriht, und Viele feien bavon geſtorben. Als aber bie 
Gemeinde einen Bittgang nah Maria-Linden deßhalb unternommen, ei 
fein Einziger mehr der bösartigen Krankheit erlegen. Die Bürgerſchaft 
babe Hierauf aus Dankbarkeit und „zum ewigen Gebädtniß biefer jo 
großen Gutthat” eine große Votivtafel in der Kirche aufhängen laſſen. 
Dieje, jomwie bie andern zahlreichen Votivtafeln, welche ala Zeichen frommer 


1 Hail, Hist. Rect. pag. 13 fj. rüber ſcheint Mariä Geburt als Titular- 
feit der Kirche begangen worden zu fein, ba bie zwei Breviere von 1702 und 1727 
für ben Beſuch ber Kirhe und ben — der Sacramente am genannten Tage 
vollkommenen Ablaß verliehen. 

2 Die bei dieſer Veranlaſſung von Decan und Stadtpfarrer A. Förderer in 
Lahr im Freien gehaltene Feſtpredigt iſt im Drude erſchienen (bei Schömperlen 
in Lahr 1872). 

3 Bol. Freib. Kirchenbl. 1884. Nr. 42 und 43: Die Gedächtnißfeier bes 
400jährigen Beflehens ber Wallfahrtskirche Maria⸗Linden bei Dtteröweier. Ferner: 
Kathol. Bollsbote (Karlsruhe 1884) Nro. 1. 


16 


Dankbarkeit in der Wallfahrtöficche früher an den Wänden hingen, 
wurden in ben erjten Dezennien unſeres Jahrhunderts entfernt, und wie 
es jcheint, gründlich vernichtet. 

Eine aud von Schommark mitgetheilte unb noch heutzutage in ber 
ganzen Gegend vielverbreitete Vollsmeinung hält dafür, daß, jomeit der 
Schall der Gloden von Mariastinden reiche, Fein Hagelmetter den Reb- 
bergen oder Feldern Schaden bringe. Die Leute halten jo feit an bieler 
Tradition, daß 3. B. Güter, die im Bereiche der Wallfahrtäfirche liegen, 
mit Rückſicht hierauf, beim Berfaufe immer höher tarirt werden. Darauf 
ipielt auch eine Strophe im jogen. Mariastindenliede ? an, mo es heißt: 

„Weberall foweit ertönet 

Deines Glödleins Silberflang, 
Schmelzen alle Schlofien, ſtöhnet 
Kein bebrängtes Herz zu lang.” 

„Die ganze Nachbarſchaſt,“ jagt der Fromme und treuherzige Schommark 
weiter, „belennet ebenfall3 dankbarſt an, daß, wenn etwa ein Regenmetter 
zu langmwährig, oder die Tröden zu viel angehalten, oder anſteckende 
Krankheiten eingeriffen, ober eine ſchädlich' Seuch' unter dad Vieh ge- 
fommen, fie bei MariasLinden Hilf gefunden, wenn fie ihre Zufludt da- 
bin genommen.” Er ſchließt bann feinen Bericht mit den Worten: „Wie 
viele Menſchen allda in ihren geiftlichen und leiblihen Anliegen Erleich 
terung gefunden und nod täglich antreffen, wie viele Hilfe in ihrer 
Armuth, Troft in ihren Betrübnifien, Stärke in den Verfuhungen, Er- 
rettung in großen Gefahren, Genefung in ſchweren Krankheiten, Erleich⸗ 
terung im Kreuz, Schuß in Berfolgungen, Linderung in den Aengſten, 
Berzeihung ihrer Sünden dur die Fürbitte der wunderbaren Mutter 
Gottes erhalten haben... Das ijt Gott dem Herrn allein bekannt.“ 

Und damit jcheiden wir von einer Stätte, die ebenjo anmuthig durch 
ihre natürliche Lage und Umgebung — „ille angulus mihi praeter 
omnes ridet* —, wie efrwürbdig ift durch das Altertum und bie Reli- 
gion, von einem Orte, der jo lieblich ift, wie fein Name, und „wo 
jelten ein Wanderer vorübergeht, ohne ein Gebet aus⸗ und himmliſchen 
Troft eingeathmet zu haben.” 


1 Diefes ſchöne religidfe Volkslied, das jetzt noch von ben Wallfahrern gerne 
gefungen wird, ift im Ottersweirer Gebetbuch (S. 199) und in etwas mobernifirter 
Faffung au in Pfarrer Bäber’s Büchlein: Das fromme Pfarrfind (Baden 1851) 
©. 5—8 abgebrudt. Auch ber Feſtbericht über die 400jährige Yubiläumsfeier der 
Wallfahrtskirche in Nr. 43 des Freib. Kirchenbl. (1884) enthält einige Proben. 
b aa 


ir, 


17 


Beilage. 
1497, Juli 19. 


Johannes Sprenger, Kaplan zu Bühl, ftiftet in die neuerbaute 
Wallfahrtskirche zu ber Linde eine Pfründe, wozu Biſchof Albert von 
Straßburg feinen Conſens gibt. 


Albertus, Dei et apostolicae sedis gratia episcopus Argentinensis, 
Comes Palatinus Rheni, dux Bavariae Alsatiaeque Lantgravius, universis et 
singulis, praesentes litteras inspecturis, visuris pariter et audituris, salutem in 
domino sempiternam! Pro parte honorabilis nobis in Christo dilecti domini 
Joannis Sprenger, presbyteri, capellani in Bühel, exhibita supplicatio continebat, 
quod cum ipse, ut digna relatione accepimus, ad laudem et honorem omni- 
potentis Dei, gloriosissimae virginis, matris Mariae, beatorum Petri et Jacobi 
apostolorum, nec non sancti Sebastiani märtyris, omniumque parentum et 
amicorum, progenitorum et benefactorum suorum et omnium fidellum animarum 
remedium atque salutem intendat de novo creare, erigere seu fundare praeben- 
dam sacerdotalem, sive capellaniam simplicem et sine cura, eamque de suis 
propriis bonis, censibus et redditibus, sibi a Deo collatis, infra specificandis, 
dotare, ipsumque beneficium hujusmodi in et ad capellam sive basilicam, vul- 
gariter zue der linden nuncupatam, in laudem et honorem gloriosissimae Dei 
genitrieis Mariae noviter constructam, sub districtu parochiae ville Otterswiler 
situatam, in qua adhuc nullum beneficium existit, deputare ad quandoquidem 
[sic!] beneficium instituendum. Ipse dominus Joannes Sprenger pro primo 
capellano atque possessore eligere et nominare voluit et elegit honorabilem 
virum magistrum Jacobum Scheider, presbyterum, petens eundem tanquam 
verum capellanum per nos nostraque ordinaria auctoritate investiri et sibi de 
fructibus ejusdem provideri, adhibitis desuper solemnitatibus in his et circa 
haec fieri solitis et consuetis. Insuper voluit idem dominus Joannes et ordi- 
navit, ut post cessum vel decessum praefati capellani, dum et quotiens dietum 
beneficium vacare contigerit, collatio seu jus patronatus praesentandi ad validum 
Reinhardum de Windeck, et deinde post obitum ejus ad filios suos in linea 
recta ab eo descendentes devolvi et succedere debeat pleno jure; quemque ut 
sic ad dictum beneficium praesentare teneatur infra mensis spatium tum proxime 
et immediate futurum, presbyterum laudabilis vitae et honestae conversationis, 
vel qui se infra annum & tempore praesentationis atque institutionis hujusmodi 
proximum ad sacros majores ordines se promoveri curaverit, et mox personalem 
residentiam prope ecclesiam fecerit, et eandem continuaverit, singulisque septi- 
manis feriatis diebus dumtaxat nad duas missas in capella praedicta legere 
teneatur salvis sibi comparationibus tempore lectionis hujusmodi duarum missa- 
rum reservandis. Si vero praefatus patronus laicus infra mensis spatium a 
tempore notae vacationis personam qualificatam, ut praefertur, non praesen- 
taverit, ut tunc collatio pro ista vice tantum ad rectorem ecclesiae in Otters- 
wiler devolvatur. Qui rector si etiam infra tantum temporis negligens fuerit, 
tunc collatio hujusmodi beneficii ad nos ordinaria auctoritate devolvatur, jure 
tamen patronatus dicto patrono imposterum reservato. Insuper constitutus 
coram nobis venerabilis et peritus vir, magister Henricus Hane, rector paro- 


chialis ecclesie, sub cujus distrietu praefata capella situata existit, volens et 
Freib. Didc»Ardhiv. XVIII. 2 


18 


intendens pro divini cultus augmentatione operas suas impendere et condonare» 
ideirco cum praefato domino Joanne Sprenger nobis humiliter supplicavit, qua- 
tenus institutionem et fundationem praefatae sacerdotalis praebendae, per dietum 
dominum Joannem fundatae, admittere nostraque pontificali auctoritate roborare 
et confirmare dignaremur salvis tamen ecclesise suse parochialis in Otters- 
wiler juribus et privilegiis, sibi et ecclesiae suse de jure et consuetudine de- 
bitis. Unde nos Albertus episcopus praedictus, attendentes, petitiones hujus- 
modi fore justas et rationi consonas, et pium hujusmodi supplicantium affectum 
laudantes et approbantes attento [attente?], ut Christi fidelium devotionibus, 
illue aflluentium, divinus cultus augeatur, institutionem, creationem, fundatio- 
nem ac dotationem atque etiam deputationem beneficii praenarrati ad locum 
praefatum laudamus, approbamus nec non nostra, qua fungimur auctoritate, 
eonfirmamus, dietoque magistro Jacobo, ad beneficium hujusmodi praesentato, 
providemus de eadem et provideri, ipsumque investiri et de fructibus ejusdem 
beneficii, ut praefertur, fundati sibi responderi mandamus adhibitis solemni- 
tatibus in hujusmodi fieri solitis ac consuetis, Et ne ipsi parochiali ecclesiae 
in Otterswiler hac creatione beneficii et fundatione, aut earundem occasione 
aliquod periculum vel damnum furtive perpetuis temporibus a quocungque, quavis 
auctoritate vel potentia inferri possit aut irrogari, ideirco periculis hujusmodi 
obviare cupientes, eadem qua fungimur auctoritate, motu proprio ex certa 
scientia statuimus et ordinamus: Imprimis, ut capellanus praenominatus omnes- 
que et singuli successores ejus in dicto beneficio, quocunque titulo ad dictum 
beneficium ingredientes, singulis perpetuis dominieis et festivis diebus et vigiliis 
eorundem rectori praedictae ecclesise aut ejus vices gerenti in omnibus et sin- 
gulis divinorum officiis ecclesiasticis, sacramentorum administratione, si opus 
fuerit, reverentiam et assistentiam facere et exhibere sibique in hujusmodi sub- 
servire teneatur; nam et hoc de fundatoris mente et expressa voluntate fuisse 
conspeximus. Volumus insuper et similiter praecipimus et mandamus, ut idem 
capellanus in praesentia illorum, quos ad id deputaverimus, singulis annis 
rectori ecclesiae praefatae in Otterswiler faciat circa festum Martini de om- 
nibus et singulis obventionibus modum in quemcungue integrum rationis cal- 
culum. De quibus quidem obventionibus primo tertia pars una cum vivis 
sacrificiis rectori pro tempore reservetur et persolvatur cum eflectu, reliquis 
partibus de consensu rectoris in utilitatem capellae praedictae fideliter con- 
vertendis, salva tamen provisione ipsius capellani in hunc, qui sequitur modum: 
Videlicet, ut, dum et quotiens de hujusmodi residuatur partibus ultra neces- 
sariam structuram capellae, pro uberiori sustentatione ejusdem possessoris usque 
ad summam duodecim florenorum annuorum censuum et non ultra illud con- 
vertatur, quibus sic obtentis capellanus ipse una cum portionibus sibi ad missas 
legendas reservatis, contentus esse debebit, nihil amplius per se vel quemcunque 
alium, quod in praejudicium matricis ecclesise capellae praedictae et hujusmodi 
fundationis quovis modo vergere possit attemperando. Demum ut omnis su- 
spicio tollatur, volumus, ut pro conservatione proventuum ipsius capellae, 
litterarum beneficii et omnium custodiendarum duae claves construantur, quarum 
una rectori praefato assignetur, et alia alicui per nos deputando tradi debent 
[sic]. Et ne propter erogationem, a domino Joanne fundatore praefato in hujus- 
modi beneficii dotatione factam, contingat, ipsum egere et in dedecus cleri de- 
ficere, auctoritate nostra domino Joanni praefato usum fructuum illorum reddi- 
tuum per eum donatorem ad vitam suam dumtaxat reservamus; proviso tamen, 


19 


ut proprietas apud beneficli possessorem, seu beneficium ipsum, remaneat, et 
beneflcium hujusmodi debitis non fraudetur obsequiis. Harum etiam litterarum 
duo paria esse debere decrevimus, quarum unam apud rectorem in ÖOtterswiler 
esse et remanere, aliam circa litteras beneficii custodiri et reponi jubemus. 
Specificatio autem reddituum praedonatorum nunc sequitur, et est talis: Primo 
videlicet redditus quinque florenorum Rhenensium, quos annuatim dat Vongts 
Claus in villa Saspach, redimibiles cum centum florenis in festo annuntiationis 
beatae Mariae virginis. Item ibidem redditus quinque florenorum Rhenensium, 
quos singulis annis dat Schnider Henselin in Sasbach, redimibiles cum oentum 
florenis in festo Georgii martyris. Item ibidem iterum redditus quinque flore- 
norum, quos annuatim dat Küffer Wendling in parochia Saspach festo purifi- 
cationis gloriosissimae virginis Marise, redimibiles cum centum florenis. Item 
redditus quatuor florenorum Rhenensium, quos annis singulis dat Weber Jacob 
in Saspach festo Martini, redimibiles cum octoginta florenis. Item redditus 
quinque florenorum Rhenensium, quos annuatim dant procuratores fabricae in 
Buhel in festo beati Jacobi apostoli, solvibiles cum centum florenis. Item red- 
ditus trium florenorum, quos annuatim in festo beati Georgii martyris dat 
Drost Peter, scultetus in Vintbuch, solvibiles cum sexaginta florenis Rhenen- 
sibus. Item gutta quatuordecim sextariorum siliginis, quos dudum validus 
Reinhardus de Windeck donatori dedit ad augmentum beneficii hujusmodi fun- 
dati de lines nobilium de Windeck, sitorum in Ontzenhurst, annuatim seden- 
tium juxta continentiam certarum litterarum, desuper confectarum sigillisque 
praefati validi Reinhardi de Windeck armigeri, judiciorumque temporalium 
villarum Saspach et Bühel respective roboratarum et munitarum continentiam 
atque tenorem. In quorum omnium et singulorum evidens testimonium et per- 
petuam firmitatem esigillum nostrum pontificale praesentibus est appensum. 
Nos vero Henricus Han, rector parochialis ecclesiae in Otterswiler, sub cujus 
districtu praefata ecclesia erecta, et Reinhardus de Windeck, collator ejusdem 
capellaniae, quae praemissa omnia modo quo supra gesta et ordinata sunt, de 
nostris consensu et voluntate expressis praecesserant; hinc est, quod sigilla 
nostra sigillo pontificali reverendissimi patris et domini domini nostri episcopi 
praedicti coappendimus, Et ego Joannes Sprenger, fundator supradictus, pro- 
fiteor, praemissa omnia meis de consensu et voluntate modo praetacto peracta 
fore et praecessisse, atque laudans, acceptans et approbans cum effectu, ideo- 
que sigillum meum ad sigilla praetacta praesentibus etiam coappendi. Datum 
et actum decimo nono die mensis Julii anno domini millesimo quadringentesimo 
nonagesimo septimo. 


Copie im Kapitels:Archive 3. 3. in Sasbach. 


2» 


Tagebuch 
des 


Salemer Conventualen 


Dionyſius Ebe 


and den Jahren 1796—1801. 


Herauögegeben 


von 


Th. Martin, 


fürftlih fürftenbergifher Hoffaplan in Heiligenberg. 


Vorbemerkung. 


Der Verfaſſer des im Folgenden publicirten Tagebuches, Joſeph Dionys 
Ebe, wurde geboren ben 11. April 1773 in Biſchmannshauſen, Filial ber Pfarrei 
Dürmentingen, Gap. Riedlingen, legte Profeß ab im SKlofter Salem 1. Nov. 1793, 
mwurbe Priefter 5. Det. 1800. Nach der Aufhebung Iebte Ebe Furze Zeit in feinem 
Heimathsorte und leiftete Aushilfe in ber Seelforge, erhielt dann die Pfarrei Hails 
tingen, 1807 jene in Walbertsweiler in Hohenzollern; er ftarb während einer Babecur 
in Wolfach 15. Juli 1834, — Ebe ift aud der Berfafler ber (Didc.:Ard. 6, 219 
mitgetheilten) Befchreibung bes Klofterlebens zu Ealem in den legten Jahren feines 
Beitandes, (Siehe Necrolog. Friburg. zum Jahre 1834.) 


Die Rebaction, 


Tagebud 


der Ereignifje und Schickſale des berühmten Klofters und Münſters 
Salmansweiler vom Jahre 1796 bis den 23. Detober 1801, oder 
bis zu deffen Räumung von den Herren Conventualen. 


Als Beitrag zu der Geſchichte von Schwaben. 


vorwort. 


Gegenwärtiges Tagebuch lag ſchon bei 20 Jahren unter meinen 
Schriften und war bereits bei mir in Vergeſſenheit gekommen. Als ich 
aber letzthin in der Zeitſchrift des Religionsfreundes, von Dr. Benkert 
herausgegeben, Jahrgang 1825, von den hergezählten 56 Stiftern im 
MWürzburgiichen folgende Worte lad: „So mar es ehemald und jo ift 
es jegt. Wer von den lebenden Conventualen wird nad 30 oder 40 
Jahren noch übrig fein und den Nachkommen erzählen, wie es gemejen! 
Sollte e3 Niemand der Mühe werth halten, für die Nachkommen die 
Ereignifje bei der Aufhebung jo vieler Klöfter und die Schiefjale der aus 
den Mauern berjelben gewanderten Gonventualen zu ſchildern?“ — jo 
erinnerten mich dieje Worte an mein ehemals verfaßtes Tagebuch von 
den Greignifjen und Schidjalen des berühmten Klofter8 Salem oder 
Salmandweiler; ich ſuchte e8 hervor, las es durd und fand mieber 
manches Neue, ſchon Vergefjene, die ganze Schrift aber würdig, öffentlich 
der Welt dargelegt zu werben, die heut zu Tage kaum glauben wird, 
daß ed für ein einziges Klojter möglid geweſen, bei ben vergangenen 
Kriegäzeiten folhe Opfer zum allgemeinen Beſten und ber leidenden 
Menſchheit barzubringen, wie Salmandweiler zu den letten Zeiten jeiner 
Erijtenz gethan, und welcher Dank ihm dafür wurde. Ach ließ die 
Handſchrift, wie fie täglich verfaßt wurde, ftehen, obwohl die Schreibart 
dfter8 bejjer jein Lönnte, indem bei einer neuen Bearbeitung dad Ganze 
leicht mehr verlieren al3 gewinnen könnte. Es iſt eine eigentlihe Haus— 
geihichte, welche aber über Vieles meitered Licht verbreiten wird und 
aus welcher ſich analogiſch auf die Vorfallenheiten, Ereigniffe anderer 


24 


Klöfter und Stifter in Schwaben zuverläffige Anwendungen maden 
laſſen. 

Alles iſt redlich und ohne Leidenſchaft aufgezeichnet; deßwegen wird 
den Kritikern auch kein Gehör gegeben werden. — 

Nur noch eine Kleine Beſchreibung von Salem. — Das Stift Sal- 
mandmeiler wurde von dem edlen Ritter Guntram von Adelsreuthe 
im Jahre 1134 geftiftet, hatte bisher, befonderd zur Zeit des Schweden⸗ 
friegs, da es ganz abbrannte, verſchiedene Schickſale erfahren. Es Liegt 
in einem fruchtbaren Thale an dem Fluſſe Aach, öftlich eine Stunde von 
dem Heiligenberg, einem joliden Bergihlofje ſammt einem lecken, jo dem 
durdlaudten Fürften von Fürſtenberg gehört; weſtlich zwei Stunden 
von der Stabt Ueberlingen, drei Stunden ſüdlich von Meersburg, drei 
Stunden nörblid von Pfullendorf. Das Klojtergebäude iſt meit um: 
fafjend und mit prachtvollen Sälen, Zimmern, einer gothiſchen majfiven 
Kirche, im Innern mit 28 Altären von gejchnigter Alabaſter- (Bild- 
hauer:) Arbeit prachtvoll und nad) dem neuejten Geſchmacke außgeziert. 

Inner dem Klojtergebäude find drei in's Quadrat fi ziehende 
Gärten. Alle Klojtergebäude jammt Gärten find mit einer Mauer ein- 
gefaßt, die drei Thore hat, außer den Kloftermauern bejteht ein einziges 
Wirthshaus, die Poſt, und eine Sägmühle; bier ift Fein Dorf, wohl 
aber einige unmeit entfernt, 3. B. Stephangfeld eine halbe Vierteljtunde, 
MWeildorf °/, Stunden, Mimmenhaufen ?/,; Stunde, Neufrach ?/, Stun: 
den, Bermatingen eine Stunde von Salem entlegen. — Inner der 
Mauern Salemd waren: eine Stück- und Glodengießerei, eine Buch— 
drucerei, eine Metzge, eine Fiſcherei, Huf: und Kunftihmiede, Schlofjerei, 
Strumpf: und Zeugmacherei, eine Schreinerei und Wagnerei, eine Zinn- 
gießerei, eine Schufterei, Schneiderei und Glajerei, eine Mahlmühle, eine 
Bäckerei, eine Uhrenmacherei, eine Apotheke, eine lateinische und deutſche 
Schule, eine Kunftweberei, Waſcherei und Näherei, eine Hof, Eonvent- 
und Gefinde- Kühe, eine Stuterei und Reitſchule, eine Hennerei, eine 
Obitdürre und Branntweinbrennerei, eine Küferei mit ungeheuer großen 
Kellern und Weinlagern, eine Sternwarte mit allem Apparate bejtend 
verjehen, eine Bibliothet von 88000 Bänden, vielen Naturafien= und 
Kunſtſammlungen. 

Neben Kutſchen und Reitpferden waren 12 Pferde-, jeder zu 6, 
und 12 Ochjenzüge, jeder zu 6 Stüd, vorhanden, bie zum Umtrieb des 
Aderbaues und der Oekonomie erforderlich waren. 

Das obere und untere Amtsperjonal mar jehr groß; 1793 war 
das Gonventperjonal 94 Mann mit Prieftern, Fratern und Brüdern. 
Alle Tage war Hoftafel, nebit diejer ward im Konvent, im Offizier: 
zimmer, in dem Ötubenten-Speijefaale, in ber Geſindeküche geipeist, 


25 


wobei jeder Meifter, Gefell und Knecht fein tägliches Brod ſammt einer 
halben ober ganzen Maak Wein zu empfangen hatte. 

Hieraus mag ji der tägliche Aufwand an diefem Drte berechnen 
lafien. Jedoch mar in Allem Veberfluß und Reichthum, ber den Unter: 
gang Salems meiſt herbeiführte. 

Das Klojter Hatte nebjt der Unterherrihaft, jo im Thale liegt, noch 
das Dberamt Oſtrach, die Pflegerei zu Ehingen, Ulm und Schemmer: 
berg, bad Obervogteiamt Stetten a. k. M., verſchiedene Höfe zu Ucher- 
lingen, Conftanz, Meßkirch, Pfullendorf, Biberah, Ehingen und Ulm 
ſammt Herrihaft und allen Revenüen. Der verjtorbene gnäbige Herr 
Prälat Robert legte für die Unterthanſchaft ein Activ-Kapital von 
mehr als 60000 fl. an, jo daß auß bejien Zinjen die Schullehrer be: 
joldet und der Schullohn jür alle Unterthandfinder bezahlt werden kann. 

Dies wollte ich kurz vorausſchicken, damit der Lejer in Stand gejegt 
werde, manches Ereigniß im wahren Lichte beurtheilen zu Können. Ich 
beſchließe und jage aljo auch: „So war es ehemals und jo iſt es jet. —“ 


MWaldbertsmweiler am 4. April 1827. 
Der Berfafler Ebe, 


— e — 


Brachmonat 1796. 


Schon im vierten Jahre hat Oeſterreich mit den Franzoſen Krieg, 
in welchen auch das deutſche Reich gezogen wurde. Die Reichstruppen 
zogen im Frühjahr 1793 an die Ufer des Rheins und beſetzten dieſelben 
bei Kehl u. |. w. Wir jtellten gleih Anfangs 60 Mann zu Fuß und 
11 Reiter. Das Klojter warb felbit die Truppen, gab Handgeld und 
jo wurden die Unterthanen vom Spielen verjhont, da «3 an andern 
Orten fehr hart Herging. 

Es ſtarben viele bejonder8 Anfang von unjern Truppen und 
einige blieben aud in einem Scharmüßel, ba fie über ben Rhein ges 
gangen waren; ftatt dieſer aljo ſchickte man andere, aud Freiwillige, jo 
daß Salmansmweil überhaupt 175 Mann an die Ufer des Rheins jtellte, 

Zu Ende des Maimonats 1796 zogen 21 öfterreichiiche Regi— 
menter von den Nheinufern weg nad Stalien, weil da die Franzojen 
eingefallen. 

Den 23. Brachmonat 1796 geriethen bie Franzojen, bie über ben 
Rhein drangen, beftig an unjere Truppen. Das Gefeht war blutig; 
endlich fiegten die Franzoſen, gingen auf allen Seiten über den Rhein 
und die Unferigen mußten fich zerjtreut zurüdziehen. 


26 


Da bie Franzoſen Offenburg einnahmen, jo gejchah wieder ein 
Gefeht, dad 14 Stunden anhielt. Allein das Condéiſche Corps, welches 
aus emigrirten, meiſt abeligen Franzoſen gebildet und von dem franzöfi- 
Ihen Prinzen Conde ſelbſt angeführt wird, hielt nit Stand und e3 
zog aud die Unferigen mit in die Flucht, die den linken Flügel aus: 
madten. So lauteten die Berichte unjerer eigenen Leute. 

Den 26. Brachmonat kam eine Eftaffete hier an, die alles Vor— 
gefallene berichtete. Es entjtand gleich ein großer Lärm mit Furcht ver- 
miſcht, bei ben jchlechten Leuten aber mit Freude, die alle® Gute unter 
dem betrügerifchen Namen Freiheit und Gleichheit von den Franzoſen 
hoffen. Ihre Armee jol aus 70000 Mann beftehen und fajt feinen 
Widerſtand mehr finden. 

28. Brachmonat. Wieder ein Bericht: Die Unferigen haben ſich 
in’3 Kinzingerthal gezogen und jelbes bejegt. Ihre Bagage ift zu Roth: 
weil. Das Schlimmite ift für uns, daß unſer gnädiger Herr Abt 
Robert von einem hartnäckigen Fieber befallen ift. — Heute war das 
erfte Mal Conferenz. Man war bejorgt, für und und unfere Habjchaften 
einen ficheren Ort ausfindig zu machen, wenn wir follten flüchten müſſen. 


Henmonat 1796. 


Den 1.59. M. reißte unfer P. Caspar Secretariuß auf St. Gallen, 
um für und in bajigem Kloſter einen jihern Ort zu erhalten. Der 
Herr Fürftabt allda nahm ihn gut auf und jagte ihm zu, wir jollten 
fommen, wenn wir wollten, er habe jhon auf Salmansweil gedacht und 
für uns alle, ja jogar für dad Vieh eine Wohnung bereitet. Viel Liebe 
für und! — Man juhte zu Einfieblen und Rheinau ebenmäßig an. — 
Heute verlieg unjern gnädigen Herrn das Fieber, doch ijt er noch ent— 
ſetzlich ſchwach. | 

3. Heumonat. Wieder neue, aber böje Berichte. Nach der Veiper 
famen alle Patred und Fratres im Sommerrefectorio zujammen, man 
fragte Jeden um jeine Meinung, ob er die Ankunft der Franzoſen ſtand— 
haft erwarten wolle oder ob er fort verlange. Ein Jeder gab jeine 
Antwort jchriftlid ein. 

4. Heumonat. Man padt in ber Sacriftei die beften Kirchen: 
jaden in Kijten. — Es war wieder Gonferenz und wurde beſchloſſen, 
den Landſturm den anrüdenden Franzoſen entgegenzuſchicken, um bie 
Päſſe dem Rhein zu zu beſetzen. Man bot ihn nit auf, jondern ließ 
es der freien Willkür der Untertanen über, ob ſie freiwillig gehen 


1 Louis Joſeph Gonde, feit 1789 franzöſiſcher Emigrant, bildete am Rhein ein 
greicorps, das 1792—96 mit ben Defterreihern focht und 1797 in ruſſiſchen Sold trat. 


27 


wollten. Es gab freiwillige: zu Nußdorf 8 Mann, zu Mimmenhaujen 
18, zu Bermatingen 32 und jo an andern Dertern. 

5. Heumonat. Heut war biöher ber unrubigjte Tag. In ber 
vergangenen Nacht fam ein Schreiben an, bie Franzoſen wären zu Ober: 
firhd. Man holte unjern P. Prior Andreas gleih Anfangs aus der 
Mette; man berathichlagte; alles, mad man vorbrachte, beruhigte nicht, 
jondern Furt, Verwirrung und großer Lärm herrſchte überall, in ber 
Abtei, im Priorat, im Veſtiario; im Convente padte man ein und führte 
Alles nah Maurach am See. Auch die Herren Beamten thaten jo. Es 
waren 84 Stubenten hier, bis auf etlihe gingen heute alle fort. — 
Der Fürft von Donaueihingen fam auf den Mittag mit ſchwerbeladenen 
Wägen flüchtend hieher und jpeiste bei und; er ging ſodann auf ben 
Heiligenberg, eine Stunde von bier. 

Heute war ein Bettag in unjerer Kirhe von 1/5 Uhr Morgens 
bi8 11 Uhr coram Venerabili. 

Auf den Abend wurde ed wieder etwas ruhiger. 

6. Heumonat. Um 1 Uhr kamen die Klofterfrauen von Mariä- 
hof bei Donaueichingen auf hieher, an ber Zahl 15. Weil aber bie 
Nachrichten etwas beſſer wurden, jo gingen fie den 8. wieder nad Haus 
in ihr SKlofter, wo fie auch immer blieben, ohne daß ihnen ein Leib 
geſchehen. 

9. Heumonat. Es kamen auch in aller Eile Kloſterfrauen von 
Baint an, weil ſie durch einen blinden Lärm, der wegen Anzündung 
eines Hauſes durch einige Kondeer entſtand, erſchreckt wurden. Man 
wies ſie aber den 11. wieder nach Hauſe, wo ſie auch immer ruhig 
blieben. — Die Kriegskaſſe der Kaiſerlichen, die am Rhein lagen, iſt 
wirklich zu Mimmenhauſen, eine halbe Stunde von hier. 

Wir bekommen hier alle Nachrichten von Meersburg und vom 
Fürſten von Fürſtenberg vom Heiligenberg. 

Es ſteht nicht gut, die Franzoſen haben den Kniebis beſetzt und 
ſind ſchon durch alle enge Päſſe vorgerückt; ſie kommen immer näher 
und ſind zu Neuſtadt. Sie rücken auf zwei Colonnen an, eine geht 
durch das Württembergiſche, und die zweite durch das Kinzingerthal. 

Unſere beſten Sachen ſind jetzt in der Schweiz in Rorſchach und 
der P. Cuſtos bei ihnen; man packt nichts mehr ein. Uebrigens bleiben 
wir alle beiſammen und erwarten den Feind, den man doch ziemlich 
fürchtet. Unterdeſſen geht bei uns die tägliche Ordnung im Convente 
wie ſonſt immer fort. 

14. Heumonat. Geſtern ging die Landmiliz der Markdorfer hier 
durch; es waren 170 Mann, wovon Einige Aexte, Andere Spieße und 
die Meiſten Flinten hatten. 


28 


Heute früh um 1/,5 Uhr gingen unfere Landtruppen, 140 Mann, 
alle Freiwillige, aud fort und ſtoßen fi jodann an die Meersburger 
an, bie 200 Mann jtarf und zuvor hatten jpielen müffen. 

Es fiele in den vorigen Tagen eine Schlacht zwiſchen ben Frans 
zoſen und Defterreihern vor und für Letztere fehr unglücklich, fie jollen 
6000 Mann verloren haben. Ein Offizier ſchrieb alfo hieher: „Die 
Kaiſerlichen ftritten wie die Löwen, und doch wurden fie gefchlagen; es 
fei, als ob ber Fluch ob ben Faijerlihen Waffen wäre”. Er fließt mit 
diefen Worten: „Gott erbarme ſich unjer!“ 

19. Heumonat. Den 17. fam die Markdorfiſche und Heute auch 
die unfrige Landmiliz wieder zurüd, denn die Franzoſen waren fchon 
über die Päffe, die fie im Kinzingerthale bejeßen jollten. 

Die Reichsarmee ift ganz gefchlagen und zerjtreut, viele blieben, 
viele wurden gefangen, und viele entflohen, befonder8 Offiziere. — Der 
gemeine Mann that feine Schuldigfeit, aber an den Stabsoffizieren joll 
es grob gefehlt haben. — Die Straßen find immer voll von Flüchtigen 
und von Wägen mit Bleffirten: alle Herrſchaften fliehen; der Fürſt von 
Donauefhingen ift vom Heiligenberg weg nah Böhmen aufgebrochen, 
woher feine junge Zürftin ift. 

Zwei Herren vom Klofter Allerheiligen vermehrten heute unſere 
Furcht, die noch drei Tage in ihrem Klojter waren, nachdem bie ran 
zojen ſchon angefommen waren, aber endlich mit vieler Gefahr entfamen. 
Sie erzählten, wie graufam die Franzoſen umgegangen, mie fie nad 
einer Brandihatung von 80000 fl. dennoch Alles rein ausgeplündert 
hätten. Ihr Haupt wäre ein braver Mann, aber feine Glieder? 

20.Heumonat. Man ijt befhäftigt, mit den Franzoſen einen Waffen: 
ftillftand zu fließen, und defimegen ift der Kreis-Ausſchuß zu Augsburg 
verjammelt; Alles von banger Furcht gequält, wünjcht ihn ſehnlichſt. 

Heute padt man die vornehmften Saden, die noch da find, auch 
und führt fie über den See in die Schweiz, die neutral ijt. 

Die Franzojen find zu Hedingen und ebenda follen die Tractaten 
wegen dem Waffenjtillftand mit Schwaben angefangen werben. 

24, Heumonat, Geftern Abend famen 2000 Mann Gondecr zu 
Owingen an; man mußte ihnen zu ejlen geben; aud von hier führte 
man ihnen Abends um 10 Uhr Speilen, nämlich gebratene Spaßen 
md Mein zu. 

Die vergangene Nacht floh unſer gnäbiger Herr und Bater ſammt 
feinem Secretariug und dem P. Ardivariu nah St. Gallen. 

Nun iſt zwifhen den Franzofen und Schwaben ein Waffenſtillſtand 
geſchloſſen; man athmet jet etwas Leichter, aber doch noch nicht ohne 
alle Furt vor ben immer näher anrüdenden Franzoſen. 


29 


25. Heumonat. Die ganze Naht hindurch fuhren Wägen durch 
unjern Hof, auf welche in aller Frühe 1200 Reiter famen und ſodann 
viel Fußvolk, ber Zug ging bis 1/,11 Uhr immer fort. Unjere Kirche 
war ben ganzen Morgen immer voll von Soldaten, die fie beichauten. 
Dies iſt das Condéiſche Korps, welches ſich vor der jranzöfiihen Armee 
zurückzieht. Es jind ſchöne Leute, meijt Adelige, haben auch prädtige 
Pferde. Prinz Eonde war ſelbſt bei Hof, blieb aber nicht über Mittag. 
Man fonnte diejen Leuten bei Hofe nicht, wie man wollte, genug geben; 
ed waren zu viele und große Unordnung. Bis auf den Mittag hatte 
man ben Herrn Diffizieren bei Hofe ſchon elf Eimer Wein gegeben. Sie 
wollten auch unjere Kanonen, die unter dem Portal, wie gemöhnlid, 
ftanden, mitnehmen. Wo fie Proviant jahen, da griffen fie zu; denn 
Mangel war bei vielen eingerifien. Wenn fie einen von uns jahen, 
jo begehrten fie Brod und Wein und liefen ihm immer nad, bis er 
ihnen entweder gab oder entwilchte. Nachmittagd zogen noch mehrere 
Hundert Condéiſche Reiter durch. Auf den Abend mußte man auf den 
Dörfern für dieje ganze Truppe kochen und Unterjchlauf geben. 

Einige Eondeer wollten auf den Abend zu Tiffingen rauben; allein 
man ſchlug die Sturmglode und fie gingen weiter. Hieraus entjtand 
bier ein blinder Lärm, der Feind rüde an; man ſchloß deßhalb die Thore, 
Nah 8 Uhr Abends kamen ſechs oder acht zurückgebliebene Condéer in 
unjere Säge; fie verlangten Brod, Wein und Geld. Die Tochter des 
Sägers jprang über die Gartenmauer und machte Lärm im Klojter und 
auf dieß flohen fie. Man wachte die ganze Nacht vor den Thoren und 
auf den nächſten Höfen. Wer wird wohl dieſen nadfolgen? — 

26. Heumonat. Ginige Bauern aus Pfohren im Schwarzwald 
mußten den Condéern einige Bagage mit ihren eigenen Pferden und 
MWägen führen bis auf Bermatingen; fie befamen wenig zu eſſen und 
zu trinken und am Ende nahmen fie ihnen ihre guten Pferde und ans 
ftatt deren gaben fie ihnen ihre blinde und alte. Sie hatten 18 Pferde 
und 3 Wägen, jet noch 11 Pferde und 3 Wägen. Man gab ihnen 
bier zu eſſen. 

Ein Sondeilher Offizier jagte unſerm P. Profefior Philipp Alles: 
was wir hätten, wie viel wir wären, wie ftark unſere Nevenüen. Woher 
dieje8? Bon den Emigranten, die man bier beſonders Anfangs fo gut 
aufnahm und melden man Alles zeigte! 

Die Franzojen find in Donauejchingen eingezogen und follen ſich 
bonnet betragen haben, Von Donaueſchingen bis hieher fteht der jran- 
zöliichen Rheinarmee Fein Mann mehr entgegen; denn ber k.k. öſter— 
reichiſche General Fröhlich ift, wie Prinz Condé, zurücgezogen, aber auf 
einem andern Weg. 


30 


28. Heumonat. Der Kaifer jol fi über den Waffenftillftand 
des ſchwäbiſchen Kreijed mit den Franzoſen ſehr aufgehalten haben. 

Unfere Unterthanen find mit dem in Stodad angelegten k. k. Ma- 
gazinwegführen viele Tage ſchon Hart geplagt. Immer gibt ed etwas, 
aber nichts Gutes, auch viele Lügen. 

30. Heumonat. Beiläufig 30 Mann Condöer eilten gejtern zu 
recognosciren, wie meit ihre Patrioten jhon vorgerüdt wären; fie fagten, 
ihre ganze Armee komme wieder zurüd, darauf, wie leicht zu erachten, 
neue Furcht entſtand. Allein da fie heute wieder zurücfamen und man 
ihnen zu ejjen und zu trinken gab, jo geftanben fie es ein, daß ihre 
Armee nicht zurückkomme; jondern fie hätten es geſtern nur gejagt, 
damit man fie nit auffangen möchte. 

31. Heumonat. Es iſt zuverläffig: die Franzoſen find in Donau: 
eihingen und in Mariahof; unjer Pater Nicolaus, Beichtvater dajelbft, 
ging ihnen bis unter das Thor entgegen und empfing fie; 30 haben fich 
im Hofgebäube einquartirt und Alle feien jehr höflich geweſen. Daß 
man vor ihnen fliehe, können fie nicht leiden. Sie blieben daſelbſt zwei 
Tage. Sie verlangten nichts, außer vom ganzen Amt Billingen 1600 
Baar Schuhe. 

Man trug dem General an, die Clauſur oder das innere Gebäude 
des Frauenkloſters dafelbit zu befuchen; er nahm es mit vieler Höflichkeit 
an und nahm nur noch zwei Offiziere mit. Man zeigte ihm viele Sachen 
und e3 freute ihn, daß man nicht viel geflüchtet und alle Klofterfrauen 
noch da wären. Er ſagte jelbit: dem Fürften von Donauelchingen fei 
e3 viel Schaden geweſen, daß er geflohen. 

Die franzöfiihen Quartiermacher find gejtern in Stodad angelangt. 
Sie verlangten 54000 Pfund Brod, und heute auf den Abend ziehen die 
Franzoſen alldort ein. 

Die Eolonne, jo über Donauefhingen zu uns kommt, ift 18000 
Mann ftark, bloß Infanterie; jene, welche auf Conjtanz, 30000 und 
die duch dad Württembergijche zieht, ebenfalld 30000 Mann ſtark. 
Dieß und noch mehrered jagte man dem Convente vor ber Beiper im 
Priorate, welches und ein Augenzeuge von Mariahof überbradte, der 
deßwegen abgeſchickt war. 

Nach der Veſper wurde die Verordnung unſers gnädigen Herrn, 
die Regierung belangend, dem Convente im Refectorium vorgeleſen. 
Sie wurde auf Seite der Geiſtlichen dem P. Prior Andreas, dem 
P. Großkellner Stephanus und dem P. Kaſtner Leopold, auf Seite der 
Weltlichen dem Herrn Kanzler Seyfried und dem Herrn Oberamtmann 
Felder übergeben, ſo lange nämlich der gnädige Herr abweſend ſein 
würde. 


31 


Anguftmonat 1796. 


1. Auguft. Es famen wieber Oefterreicher, die recognoscirten; 
man gab ihnen auch zu ejjen und zu trinken in das Wirthshaus hinaus, 

Die Neihdarmee jammelte ſich wiederum einestheild bei Biberach; 
ba aber dem Haus Defterreih der Waffenitillftand Schwabens mit den 
Franzoſen befannt wurbe: jo befahl der Prinz Karl dem General 
Fröhlih, die Reichſtruppen zu entwaffnen; er umgab fie jodann mit 
feinen Leuten und ließ jie dad Gewehr ftreden, die Leute aber aus: 
einandergehen. 

2. Augujt. Ein Schreiben vom Herrn Obernogt von Möndhöfen, 
Waldihüß, verficherte und vom Einzug ber Franzoſen in Stodad. Diejer 
ging, wie es ihm von hier aus aufgetragen, fogleich zum General und 
bat für Salmandweiler um Schonung. Der General jagte, daß Sal: 
mandmeiler gar nichts zu befürdten habe, 

Um 1 Uhr Fam die jihere Nachricht von dem wirklichen Anzug der 
Franzoſen. Ein Offizier von den Dejterreihern, jo bei ber Tafel war, 
brach jogleih jammt feinen übrigen Hufaren in ber Schnelligkeit auf, 
die Vorpoſten der Defterreiher und Franzoſen waren unterbejjen bei 
Mühlhofen aufeinander geftoßen, die Defterreiher zogen ſich aber jo: 
gleich zurüd. 

Das ganze Convent fam um °/, auf 3 Uhr in der Kirche zujammen; 
man ſchloß die Thüre; wir fangen dreimal die Antiphon: „Sub tuum etc.*; 
darauf betete der P. Prior 3 orationes; er ging jammt dem Oberamt- 
mann Felder jodann den Franzoſen entgegen und wir fingen die Beiper 
an. Um 4 Uhr kamen fie mit einem Major und beiläufig zwölf An— 
deren wieder zurüd; fie waren gut aufgenommen worden. Der Major 
verjprad alles Gute und ihr General werde nicht lange nad) ihnen cin= 
ziehen. Hingegen ſprachen die Wegmeijer von großen Ercefien, die die 
Franzoſen zu Lugen, Omingen u. j. w. gemadt. 

3. Auguſt. Geftern von 1/,8 Uhr bis faft 10 Uhr zogen bie 
Ihon lange gefürdteten Franzoſen immerfort zu dem obern Thor herein 
und zum untern wieder hinaus, Sie lagerten fi) ſodann auf den Wieſen 
neben ber Ziegelhütte, wo fie die Naht Hindurd viele Feuer hatten. 
Bei dem untern Thore ftanden die Naht hindurch 40 Mann zu unjerm 
Schutze, den man gleich begehrte, ehe die Armee noch anrüdtee Man 
theilte Brot und Fleiſch aus, aud Wein allen Truppen im Lager, welches 
ihr General Tarreau begehrte. Nocd viel mehr Leute kamen über Meers— 
burg und Pfullendorf. Tarreau jagte, daß geftern mehr denn 100000 
Mann avancirt wären. Die Anzahl, jo bei uns ijt, mag über 16000 
Mann betragen; nur wenige Cavallerie haben fie. 


32 


Diefe Gäfte Eojten und ſehr viel. Gott jei aber Dank: fie find 
heute Wittag vor 11 Uhr wieder weiter aufgebroden. Man mußte 
ihnen geben, was fie verlangten: gejtern Abend theilte man unter fic 
noch elf Fuder Wein aus — ein guter Schlaftrunf! — Doch fie for« 
berten feine Brandſchatzung von uns, raubten auch nicht, außer da oder 
bort ein Geſchirr, einen filbernen Löffel ꝛc. Vor jeder Kellerthüre, vor 
ber Kirche, vor der Bäckerei jtanden von Anfang, bis fie fortgingen, zu 
unjerm Schuß eine Wade. 

Der General Tarreau blieb noch über Mittag und jpeißte Bier, 
auch noch andere, die 24 Ochſen jchladhteten, jo fie mitbradten, und 
gingen jodann mit dem Fleiſch weiters. Man wollte dem General und 
anderen Offizieren Präſente maden; er gejtattete e8 aber nicht, inbem 
er jagte, es würbe jür die Nation eine Schande fein. Doch nahm er 
ein zweifaches Gefährt jammt zwei Mohrenichimmeln an jammt zwölf 
Flaſchen Burgunderwein, von dem er ein großer Liebhaber ift. — Er 
und aud Andere jagten: das Beſte für und wäre, daß wir beijammen 
geblieben. Man bradte ihm auch Klagen mwegen dem Plündern jeiner 
Leute vor; allein fein Bejcheid war, er würde es gern hindern; es fei 
wider jeinen Willen; er könne aber nit. Denn zu Ziffingen wurben 
die Häuſer rein audgeraubt und die Käften noch verjchlagen. Sie 
nahmen ben Leuten die Schuhe von ben Fühen weg. Auch zu Mimmen- 
haufen wurden einige minder, andere mehr, auch einige gar nicht ges 
plündert, auch mißhanbelten fie fajt an allen Orten Weibsbilder — dem 
äußern Ziegler hielten fie jo lange das Gemwehr auf die Bruſt, biß jein 
Weib die Brandihagung erlegte; fie raubten jein Haus auch rein aus. 
Die vergangene Naht war ungemein unruhig wegen dem Gejchrei ber 
Wachen, Getümmel der Offiziere und Soldaten; bei Hof fam von und 
niemand in ein Bett. 

Dem P. Prior gaben fie den Titel Abbas und feine Rede geſchah 
von der Entfernung unjere® gnädiger Herrn. 

Diefen Morgen hielten die Offiziere einen Gerichtärath in unjerm 
Kaijerjaale. Zwei von ihren Soldaten gerietben wegen XTheilung des 
Raubes in den Streit, wo es geihah, daß einer den andern mit dem 
Bajonnett todtjtah. Der Delinquent wurde nun vorgeführt; der Prä- 
fident jaß zu oberjt an einer Tafel, an jeder Seite der Tafel neun andere 
Dffiziere; zu unterjt, drei Schritte von der Tafel hinweg, wurde ber 
Delinquent gejeßt. Es ftund nun einer von den 18 auf, legte den 
Borgang der That vor und klagte ben Mörder in einer Rede an. 
Nachdem diejer fertig war, ftund der Advocat des Delinquenten, der in 
Frankreich ſchon 21 Jahre Eifterzer war, auf und hielt eine ſchöne Ver— 
theidigungsrede. Nach diejem ließ der Präſident den Delinquenten neun 


33 


von ben Gegenmärtigen, welche er wollte, ben Advocaten außgenommen, 
wählen, melche ihn richten jollten. Die neun Ermählten gingen in ein 
bejonbered Zimmer, nad einigem Verlauf der Zeit famen fie wieder 
heraus und braten das Urtheil jchriftlich, welches enthielt, daß er auf 
drei Jahre in Ketten und Banden nad) Straßburg in's Gefängniß jollte 
verſchickt werben. 

4. Auguft. An dem See hinauf haben die Franzoſen auch jehr 
übel gehauft; das erjte war überall dad Geflügel, welches fie grippten. 
Geſtern fuhr unjer Bauersknecht aus Owingen mit vier Pferben; er 
ftoßt auf dem Weg auf einige Franzoſen, die fie ihm alle vier weg— 
nahmen. Wie auch nahmen die Franzoſen auf dem Hof Schwandorf 
ſechs Ochſen mit; zu Weildorf wurden 15 Pferbe gejtohlen; zu Urnau 
wurde dem Müller jein Sohn erſchoſſen u. ſ. w. Kurz! fie ftellten 
überall viel Unheil an und mander Deutfche mwurbe bei dem erjten 
Beſuch der Freiheitäbrüber ſchon recht fatt, verflucht fie jetzt, ba er vor: 
her vom Freiheitsgeiſt getrunken, fie jo oft wünſchte. 

Die Truppen der Franzoſen find faft alle Eleine und junge Leute 
oder Buben; doch voll Geiſt und Leben; fie jprangen faſt, wenn fie 
einzeln waren, immer, juchten überall ale Winkel aus. Ahr Kleid ift 
blau mit weißen und rothen Aufihlägen; fie jollen ſchon fünf Jahre 
dienen und alle nur den Frieden juchen. Ein Offizier jagte: bei den 
Defterreihern wären bie Offiziere Buben und bie Truppen Männer; bei 
ihnen aber wäre gerade das Gegentheil — von ihnen hätte er ficher recht. 

Auf den Abend fam ein franzöfiiher Commiſſarius, Herr Maitrenike 
(Metternich), bei und an, der von ber Nationalverſammlung geſchickt ift, 
alle Pretioja und Alterthümer, bie man um Geld nicht mehr haben Fann, 
aufzujchreiben. 

5. Auguft. Die Defterreiher ftehen bei Bregenz und die Franzoſen 
bei Buchhorn, die Vorpoſten öfterd aufeinander. — Gejtern wurben zehn 
Franzoſen unmweit Kirchberg, wie man. jagt, in einem Haus, wo fie 
wirklich plünderten, von den öſterreichiſchen Huſaren zerhauen. 

6. August. Es kamen heute die Artikel wegen dem gejchlojjenen 
MWaffenftillftand Hier an. Die vornehmften find: 1) der ſchwäbiſche Kreis 
ſoll 20000000 Livres bezahlen; nebſt diefem ſoll 2) das ſchwäbiſche 
reihsprälatiiche Collegium bejonderd noch 7000000 Livres bezahlen; 
3) foll der Kreis 8000 Pferde, 4000 Ochſen, Haber 100000 . 
Schuhe 100000 x. liefern. Baden und Württemberg zahlen 8.000.000 ; 
dad Uebrige aber Schwaben. 

Der Commifjarius Maitrenite ging heute weiterd; er jchrieb Ver— 
ſchiedenes auf und der P. Prior unterzeichnete, wie er es begehrte. Er 


wollte gleich einige Bücher mitnehmen. Da aber die gemeldeten Artikel 
Freib. Didc-Arhiv. XVIII. 3 


34 


ankamen, jo geitattete man es ihm nit. Diefer war einft Profeflor 
ber Philojophie zu Mainz, jet aber ein Erz-Jacobiner. 

Die ſechs Ochſen von Schwandorf find wieder zurückgekommen; 
auch gehen und nur noch fünf Pferde ab. 

Die beihädigten Leute würden fich gerne an den Franzoſen rächen 
und Gewalt gebrauchen; allein es ijt ihnen von hier aus verboten, damit 
man ben Zorn des mächtigen Feindes nicht reize. Diefem ungeachtet 
wird mancher Franzoſe in der Stille abgemadt. 

7. Auguft. Das Klofter muß ſechs, und ein jedes Dorf drei 
Ochſen fogleih zu der franzöftichen Armee liefern. Einige Unterthanen 
find jehr aufgebracht, nicht jo faſt wider und, als wider die Beamten, 
befonder3 den Herrn Kanzler, daß er jo lange draußen auf ber Kreis: 
Ausſchuß-Verſammlung fei und nur „freile und faufe auf Unkoſten der 
Unterthanen”. 

15. Auguft. Heute mußten wir den Franzofen 46 Matragen und 
100 Leintücher auf Stockach augliefern, wo ein Lazareth ift. Was gilt's, 
die Franzofen lehren und noch, die ftrengite Armuth zu beobachten? Die 
mehrjten Fratres müſſen deßwegen jet auf dem bloßen Laubjad jchlafen. 

18. Auguft. Die Herrfhaft Salmansmweiler muß jet der fran- 
zöfiihen Armee bis auf den 20. 200 Centner Mehl zugeliefert haben, 
wie auch acht Ochſen. 

22. Auguſt. Wir müſſen auf Stockach in das Lazareth 100 Pfund 
Zwetſchgen, Zucker und Kaffee ſchicken, wohin erſt gejtern 15 Wagen 
Bleſſirte über Oſterach geführt wurden. 

23. Auguft. Es iſt ein Commiſſarius da und verlangt für ſeinen 
General 300 Louisdor und für den Generaladjutanten 90 derjelben als 
ein Präfent von hier. — Man jtellte ihn zufrieden; er ging mieber 
weiterd. — Man machte auch einem andern Offizier mit zwei Pferden 
ein Präfent, wie er’3 begehrte; er verjprad eine Quittung, daß man 
es an der Lieferung ber Pferde vermöge des Waffenftillitandes abrechnen 
fönne, Allein da unfer Knecht fie zur Armee brachte und die Quittung 
verlangte, jo jagte man ihm: er folle nur noch zwei bringen, aldbann 
wolle man ihm eine Quittung geben. — Man läßt e8 aber wohl bleiben. 

Die aht Ochſen, die man ben 20. Auguft nad Bregenz abſchickte, 
mwogen bier 33 Eentner ſchweren Gewichts, dort aber nur 21 Gentner 
leihten Gewichts und jo nahm man fie an. 

25. Auguft. Die Franzoſen haben aud die Poſt verändert und 
bejegt. Alle Briefe gehen jet durch ihre Hände. 

Es ijt wieder ein Commijjarius da. Er verlangte von ung gleich 
allen Wein für das Lazareth zu Stodadh; er war aber mit Zufagung 
von vier Fuder zufrieden; denn er ift ihm zu jauer. Er geht jekt nad 


35 


Dfterah und Heiligkreuzthal, woſelbſt die Klofterfrauen mit ihrem Beicht: 
vater in's Tirol geflüchtet find. Er verlangte neben dem noch die halbe 
Apotheke; allein man jchlug es ihm ab. Man gab jet diefem — nit 
mehr viel gute Worte, indem man durch Schaden flüger geworben. 

Heute Fam unjer Herr Kanzler wieder nah Haus. Die Reiche: 
gejandten waren neun Tage in Augsburg eingejchlojien. Sie famen vor 
den General Moreau, baten ihn um einigen Entlaß der Contributionen. 
Aber mit weniger Hoffnung ließ er fie alle nah Haus. 

27. Auguft. Man muß jebt das Geld für den Waffenitillitand 
erlegen. „Der ganzen Herridaft von Salmansweil trifft c8 immer 
dreimal hundert und in den fünfzig tauſend Gulden. Die Repartition 
auf dem Kreis geſchah nicht nad) dem ordinari, fondern nad dem extra- 
ordinari Fuß, dadurch Salmansmeil wenigſt 40000 fl. höher kommt.” 
&o unfer P. Prior. Dem fürftenbergiichen Dorf Friggingen trifft es 
4000 fi.; man hielt Gemeinde und es wurde beichloffen, daß Feiner 
niht3 bezahlen wolle; ihr Fürft jolle zahlen. So geht und heißt es 
auch an anderen Orten. 

28. Auguſt. Heute kamen zwei Franzoſen, bie jegt als Sauve— 
gard immer bier bleiben, damit mir feine faljchen Quittungen, mie es 
ihon bejchehen, befommen mögen. Sa! Jal 


Herbfimonat 1796. 


3. September. Der jranzöfiiche General Tarreau mit den Of— 
fizieren wohnt wirklid) im Kloſter Isny, wo man nichts thut als ben ganzen 
Tag kochen. Dahin wurde heute Herr Eugen, Sohn unjered Kanzlers 
von Seyfried (der einige Tage beim General war, nachdem er von bier 
aufgebrochen) von Hier aus mit allen Ihon in unferer ganzen Herrichaft 
erhaltenen Quittungen geſchickt, damit er einen Nachlaß wegen ben fieben 
Millionen, die die Klöfter beſonders bezahlen müfjen, erhalten möge — 
tem wegen bem Fuhrwerk; denn es gehen in unferer Herrſchaft noch 
60 Pierde ab. Die nächte Woche iſt die erjte Lieferung an Geld, mo 
es Salmandweil 120000 fl. trifft; 54000 zahlt das Kloſter, das 
Uebrige die Unterthanen, woran auch bezahlen müfjen alle Herren, Be: 
amte und Bediente. 

7. September. Das Geld tft erjchredlich hart herausgegangen; 
Alles Flucht und iſt böfe über die Franzojen und — Alles räjfonnirt und 
macht Projecte: „Ale Herrihaften und Beamte find ungeſchickt; man 
hätte e8 jo maden jollen; man hätte jollen den Landſturm allgemein 
aufbieten; man jollte jet noch angreifen; man jollte nicht bezahlen; 
man jollte bezahlen.“ Niemand ift gejcheidt, außer der wirklich redet. — 

5*+ 


36 


So geht es jeßt überall zu; eine allgemeine Unzufriedenheit herrſcht auf 
allen Seiten und Orten. — Es ift aber auch in der That viel Gelb; 
denn oft muß ein fteuerbarer Mann 200 fl. bezahlen und einem jeben 
Befoldeten trifft e8 auf den Gulden feines Soldes 18 fr. 

Wir müffen wieder 400 Hemden und Leintücher in’® Lazareth 
geben. 

Die Franzofen follen von Sr. k. k. Hoheit Prinz Karl bei Neres— 
beim geſchlagen fein. 

Zu HeiligkveuztHal ift Alles obfignirt worden. Man Hat die Klojter: 
frauen berufen, und welche nicht ericheinen würben, denen würde Feine 
Penfion von der Republit gemacht werben. 

Herr Eugen von Seyfried ijt wieder da und auch die 60 ober 70 
Boripann- Pferde find wieder angefommen und bejjer, ald man gehofft. 

14. September. Wir haben jet nad einer vorgehenden Ab- 
ſchlagung dennod Wein in das Lazaretd auf Meßkirch abgeben müflen; 
den Zuder, Kaffee, Leintücher und die Bettjtatten aber mweggelaffen. 

18. September langten bier Wägen mit verwundeten Frans 
zojen an. 

22. September. Den 16. d. M. fiel bei Yany im Allgäu eine 
Schlacht zum Nachtheil der Franzojen vor. Viele Franzojen, bie mehriten 
verwundet, ziehen auf allen Straßen zurüd, bejonderd am See hinab. 

Zu Bermatingen braden einige Rüczügler dem Wirth und Kramer 
in die Häufer; man machte Lärmen und die Franzojen zogen ab. Die 
Bermatinger hielten ihnen einen Wagen zu Recompenjation zurüd, ber 
einem Offizier gehörte, der jelbjt ſogleich nachkam. Auf diefen Offizier 
gingen fie mit Prügeln, Haden ꝛc. ſogleich los, Hielten ihn, jeine Frau 
und Kinder an; endlich auf vieles Bitten ließen fie ihn meitergehen und 
er durfte in der That froh jein, daß er mit dem Leben entlam; denn 
die Leute hatten ſich ſchon entſchloſſen, alle Rückkommenden anzufallen 
oder Gewalt gegen fie zu brauchen. Der Difizier Fam hieher in's Klofter 
Salem vor Dberamt und verlangte Satisfaction, die man ihm aud) 
dur 100 fl. leiſtete. — Nach diefem berief man die Schuldigen von 
Bermatingen; man jchicte ihnen auch ſechs Soldaten als Crecution, 
damit der Wagen zurücdgeitellt würde. Allein zehn Bauern kamen bieher 
ganz erbittert vor den Herrn Kanzler mit dreiften Knitteln, nachdem 
fie vorher die ſechs Soldaten fortgejagt hatten. Was wollte man machen? 
Man bie fie wieder nad; Haufe gehen. Kurz! Alles iſt aufgebradt. 

Die Flüdtigen Haben fich theil3 wieder gefammelt und mieder am 
See hinaufgezogen. 


Oberamtsſtadt im Jaxikreiſe. Schlacht am 11. Auguft 1796, 


37 


23. September. Wenn bie Franzoſen ein wenig etwas machen, 
jo greift dad Landvolf an; denn es it wüthend; Alles ift mit Spießen 
und andern Mordgemehren bewaffnet. Die Leute halten alle Nacht 
Wache; auf jedem Thurm find Wächter, um beim erften Zeichen Sturm 
zu jchlagen, damit jodann alles Volk zuſammenkomme. Das Bolt achtet 
gar nicht auf die Gebote der Herrihaft und auf den Waffenftillftand ; 
es will Race; daher muß man ed nur machen lafjen, weil alles Be: 
fehlen nicht3 Hilft. 

Zu Uhldingen haben fie einen Franzoſen todt geichlagen und ber 
zweite war nad ihrer Meinung auch todt, froch aber wieder von einem 
Weinberg auf die Straße hinaus, wo ihn jeine Patrioten mitnahmen, 
Man darf fi aljo nicht wundern, wenn fie fagten: fie kämen nicht ala 
Freund, fondern als Feind. 

Unfer P. Prior fuhr geftern mit noch einem Pater auf Bermatingen, 
um ben Leuten gütige Vorftellungen zu machen. Es gelang ihm, bie 
Leute zu gewinnen, und fie gaben ſich wieder in Ruhe. 

Geſtern badten wir 1800 Pfund Brod und fchladteten Ochſen. 

24. September. Es kamen 7000 Schwarzwälder: Bauern als 
Landiturm von Stodah an. Die Franzoſen machten auf fie ein Kar: 
tätſchen-Feuer; bie Bauern zogen jodann zurüd und ließen bei 30 Todte 
auf dem Platze. 

Geftern kamen 30 Mann Franzojen von ber Armee zurück. Man 
gab ihnen auf den Mittag zu efjen; fie waren ganz boucement und 
nahmen jetzt mit Wafler vorlieb. — Unfere Sauvegarde ift au zur 
Armee. — Die Franzojen fürdten die ungariſchen Säbel ungemein und 
beklagen fich Heftig über die Bregenzer Bauern, über ihr mörberijches 
Geſchütz, indem fie, unter die Defterreicher vertheilt, manchen Franzofen 
ihr eckiges Blei in den Leib jagten: „teutich Bauer, bd3 Bauer!” 

26. September. Wieder 66 Mann Franzoſen; fie logiven in 
Weildorf. Man fürchtet fie nicht; follten ſie etwas machen, fo laufen 
bie Leute alle auf’3 erfte Zeichen zujammen. 

Wir baden im Klofter täglich 1200 Pfund Brod und auch noch 
mehreres auf den Dörfern, welches zur Armee abgeht. Setzt jollen wir 
wieder 1200 Malter Mehl und das Amt Heiligenberg 900 liefern. 

General Torreau verlangte von und ſchriftlich zwei Weiter; er 
braude fie zum Bedecken, damit man feine Leute nicht jo gern anfalle, 
wenn fie einige Deutiche bei fi hätten. Man ſchickte ihm zwei von 
unjeren Soldaten, bie fi darzu barftellten. 

27. September. Wir müfjen jet 1150 Paar Schuhe Tiefern. 
Man zahlt von Seite ber Unterthanen das Geld. Es ift ein Xieferant 
beftellt, der bad Paar um 1 fl. 45 fr. liefert. 


88 


Auf den Mittag kam General Dudinot ? mit 10 Offizieren und 
18 Gemeinen bier an. Er fommt von der Armee des General Morcau. 
Dudinot, der dad Centrum commanbirt, ilt am linken Arm verwundet. 
Er jagte: er jei ſchon einmal als Emigrant bier gemejen, habe aber im 
Difizierdzimmer geſpeist. — Man fieht diejen Leuten bie Furcht an; fie 
haben einen mit Beute jchwer belabenen Wagen bei fi. Unterbefien 
rüden die Dejterreiher auf allen Seiten vorwärts und bie Franzoſen 
zurüd. In ben Gegenden von Bregenz und Lindau, wie auch in jenen 
bei Stockach ift Alles aufgezehrt; nicht einmal um das Geld ift etwas 
zu haben. 

General en chef Moreau hat fich heftig beflagt über die häufigen 
heimlichen Ermorbungen jeiner Xruppen; er bedroht auf feiner Retour 
Alles mit Feuer zu verheeren, wenn man bie Mörber ihm nicht aus— 
liefern würde. Dieß ift am Thore dahier deutſch und franzöſiſch ge 
druckt angejchlagen. 

30. September. Wir wiſſen alle Augenblicke nicht, wann bie 
Franzojen zurückkommen; unterbeffen müffen wir immer Brod baden 
Tag und Naht; bald geht dad Mehl aus. 

Jet jollen wir wieder 80 Pferde und 20 Wägen auf Stodad 
ſchicken. — Wird man fie wohl wieder befommen ? 


Weinmonat 1796. 


8. Detober. Die 80 Pferde und 20 Wägen find abgegangen. 

Wir müſſen noch immer alle Tage 1800 Pfund Brob zur Armee 
führen, die bei Buchhorn ift. Man bringt es ihnen auf bem Wafjer zu. 
Denn hat man es ihnen auf Wägen feither gebracht, jo jpannten fie bie 
Pferde aus und gaben entweder jchlechte oder gar feine mehr. 

Man badt 600 Laib Brod, wovon einer drei Pfund Hat; 300 backt 
dad Klojter allein, die anderen 300 die Landidaft. 

Zu DOfterah Haben fie ſchon zweimal Erecution gehabt und im 
ganzen Dorf find nur noch fünf Pferde. 

4. Detober. Wir müfjen wieder 60 Pferde abliefern und nebſt 
dieſen jet täglih 1000 Laib Brod; denn nicht nur der Armee des 
Torreau, jondern auch jener des General Ferino, die bei Saulgau ift. 

5. October. Geftern Abend wurde uns der Rückzug ber Frans 
zojen angejagt. Man machte mit Holz, Heu, Haber, Fleiſch ꝛc. ſogleich 
Vorbereitungen, fie zu empfangen. 


1 Charles Nicolas Dubinot, geb. 1767, feit 1809 Herzog von Reggio, ftarb als 
Gouverneur ber Invaliden anno 1847. 


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In der Mitte ber vergangenen Naht kamen 1000 Dann an; man 
gab ihnen ein Fuder Wein und früh um 1/9 Uhr zogen fie mit ihren 
40 Offizieren, die bei Hof verpflegt waren, wieder meiterd. Gie jagten 
und: wir jollen 5000 Laib Brod baden und jelbe nur bier liegen lajjen; 
bieß war ber Abſchied. Man mahlt und badt überall. 

6. Detober. Geitern Abend kam bie Bagage von der ganzen 
Armee ober vielmehr der Raub, Denn da fie hinaufgingen dem Tirol 
zu, hatten fie gar feine Wagen mit Bagage, ſondern jeber jeinen Tor: 
nifter auf dem Budel. Sie lagerten jih auf den Feldern, vor dem 
Wald Hart draußen, wo fie den äußern Ziegler, ben Fiſcher 2c. aus: 
raubten. 

Die Truppe mit der vielen Bagage zog heute Morgens wieder weiter 
hinab dem Rhein zu. Die Armee fam bis auf den Mittag in großer 
Maſſe hier an und ſchlug eine Art von Lager auf den Wiejen gen Mim- 
menbaujen zu. Im und bei Hofe ijt Alles voller Franzojen; man kann 
fich jet mit Recht vor einer Augraubung fürdten. Unterdeſſen gibt 
man ihnen, was jie verlangen und man noch hat. Auch läßt man den 
General Torreau und andere Offiziere nicht leer abgehen, um nur fie 
nicht aufzubringen ! 

Zu Weildorf wurde Sturm gejhlagen. Allein dick machte das 
Uebel nur ärger. Sie haben viele geraubte Pferde, indem mancher 
Franzos ein Pferb bereitet ohne Sattel und ohne Zügel. Ochſen trieben 
fie eine große Menge mit fi. 

Geftern auf den Abend ſah es nicht gut aus. Man hieß und auf 
unferer Hut die Nacht hindurch zu fein. Doch es gejhah im Convente 
nicht3, wo niemal3 ein Franzoſe hineinfam. Nad dem Salve beteten wir 
dreimal in der Stille dad „Sub tuum etc.“ mit drei Drationen; denn 
laut durften wir und wollten wir nicht fein, weil ber Hof voller Frans 
zojen und Feuer war. — Es ift nun Morgens 1/4 Uhr und fieh! 
Alles ift weiter rückwärts; man fieht Keinen Franzoſen mehr. Ob nod 
einige nachkommen, weiß man nit. Doc das Meifte iſt vorüber. 

7. October. Gejtern auf den Abend kamen no 500 Mann — 
bie letzten Franzoſen. Wir fürdteten, fie würden über Nacht bleiben 
und und, wie fie fagten, die Paftoren ausrauben und dieß deſto mehr, 
weil fein Offizier mehr dba war, wie auch, weil der Offizier und bie 
aht Mann, die der General zu unjerem Schub bagelafien, heimlich 
ehappirt und ben übrigen nad find: nämlih Birnau und Stodad zu. 
Unjere Ausplünderung war beſchloſſen; fie jollte durch dieſe Letzteren 
geſchehen; nur follte kein Offizier da fein. Allein die Dejterreicher waren 
zu nahe; fie Hatten auf dem Galgenberg Stüde gejtellt und aljo mar 
zu unſerem Glüde feine Zeit mehr zum Ausrauben übrig. freude! 


40 


Heute nah der Non ſah ich die öſterreichiſchen Vorpoften: 100 Hufaren 
und 200 Mann Infanterie. 

8. Detober. In der Naht kamen 4000 Defterreicher und heute 
über 15000 Mann. Wir müfjen 5000 Laib Brod haben. 

9. Detober. Jetzt haben wir bier in den Wiefen draußen über 
19000 Eavallerie und Infanterie. Diefe Leute Fofteten und nur gejtern 
12 Ochſen und 14 Fuder Wein. In der Früh hielten fie den Gotted« 
dient in einer Kleinen Feldkapelle, wo man die heilige Meſſe las und 
die Soldaten bie deutſche Mefje fangen. E83 war Sonntag. 

Bisher ging und noch niemald an unferer Koft etwas ab; allein 
heute mußten wir mit Würften und einem Kraut zufrieden fein. Auf 
den Abend zogen alle die Menge Leut weiters vorwärts, Frankreich zu. 

10. Detober. Geftern auf den Abend kamen nod 5000 Mann, 
die über Nacht blieben und heute Morgen wieder fortgehen. 

Obwohl dieje Leute ungemein viel gefoftet und man an allen Orten, 
wie bier, überall nur kochen und baden mußte, jo ift doch unterdefjen alles 
wohl zufrieden, weil nicht geraubt wurde, und Alles wurbe gern hergegeben. 

Heute kamen zwei 8. k. Generaladjutanten an, um zu jehen, wie 
das Klofter gegen ben Kaijer von Dejterreich gefinnt wäre. Man mies 
ihnen alles jhriftlih auf, wa8 man bem Kaijer und feinen Leuten Gutes 
gethan, woraus fie die Gefinnungen des Kloſters gegen den Kaijer ab: 
nehmen möchten. Sie erjtaunten, indem fie viel Arges und Böſes über 
Salmansweil reden gehört; fie aber Alles nun faljh fänden. Dean 
mußte alles aufichreiben, was wir ſchon gegeben, und der P. Prior 
unterzeichnen; fie würden ed dem Prinz Karl? überbringen. — Unter 
Anderın fagten fie aud: mir hätten den Franzoſen unſere Kanonen ges 
geben; bieje zeigte man ihnen jogleih unter einem Haufen von Spänen, 

11. October. Die vergangene Naht hatten wir noch einige k. k. 
Fuhr-Wägen. Jetzt joll dad Durdziehen ein Ende haben. Wir müfjen 
der kaiſerlichen Armee 150 Säde Haber und täglih Brod liefern. 

12. October. Wieder müfjen wir liefern 400 Säde Haber, 400 
Gentner Heu, 6000 Laib Brod und 20 Ochſen. Dieß muß morgen zu 
den Truppen bed Generald Latour? Dfterad zu. 


1 Erzherzog Karl von Defterreih erhielt als 25jähriger Mann anno 1796 bas 
Gommanbo gegen bie franzöfifchen Generäle ZJourdan und Moreau. Er Töste bie 
Armee Jourdans durch bie Schlachten bei Teining, Amberg und Würzburg auf; bie 
Armee Moreau’s warf er nach fchweren Kämpfen bei Hüningen über ben Rhein. Am 
Bobdenfee war Erzherzog Karl anno 17% nid. 

2 Mar Baillet de Latour aus altem öfterreichifchem Gefchlechte, feinem franzd- 
ſiſchen Gegner Moreau im Felde nicht gewachſen, ftarb 1806 als Präfident bes öfter 
reichiſchen Hoffriegsrathes. 


41 


16. October. Wieber ift ein Commiſſarius da. Wir müjjen aus: 
fertigen 1000 Centner Mehl, einige Taujend Laib Brod und Haber. 
Wir müfjen jest nur immer geben und bieß ohne Quittung öfters, mit 
beigejegter Drohung ber Erecution. Wir haben innerhalb fünf Tagen 
den Dejterreichern bereis mehr geben müſſen an Naturalien, ald den 
Tranzojen in zwei Monaten. Erft kürzlich Tauften wir für 25000 fi. 
Früchte und wenig haben wir no. Es ift fat nicht mehr zum Außhalten ! 

24. Dcetober. Die Franzojen find nun wieder über ben Rhein 
geihlagen, wie heute die Nachricht anlam. Das Klofter brachten fie um 
32 Pferde und die Landſchaft um 160 Kriegsfolgen (?)! 

28. Detober. Was jet noch fait jchmerzlicher, als die Franzojen, 
ift eine allgemeine, in Schwaben berrichende Viehjeuche, die gleich ganze 
Ställe ausleert. Doch Hier und in ber untern Herrſchaft iſt fie nicht; 
aber in Oſterach und Stetten. 

Die Franzofen haben doch in unjerer Herrſchaft kein Gebäude an- 
gezünbet; auch Fein Dorf ganz ausgeplünbert, wie ed doch manchem bes 
ſonders durch die Moreau’jche Armee geſchah. 

30. Detober. Gejtern auf den Abend kam unjer gnädiger Herr 
mit nocd drei anderen Patres wieder geſund nad Haus. 


November 1796. 


Den 1. November legten zwei Novizen bie Profejfion ab. 

21. November. Wir jangen Gott zum Dank dad Te Deum 
nad dem Hochamte ber heiligen Mefje ab für eine väterlihe Bewahrung 
und Befreiung von unferen Yeinben. 


— — — 


März 1799. 


3. März. Nachdem die Franzofen zum erjten Mal in diefem Krieg 
in Schwaben eingefallen, aber in eben biefem Jahre wieder hinaus: 
getrieben wurden, jo hoffte man biöher den Frieden, woran man zu 
Raftatt ſchon lange arbeitete. Allein dieſe Hoffnung wurde heute durch 
ein officielles Schreiben, das mir auf ben Abend erhielten, zu Wafler 
gemacht. Wir vernahmen, daß Frankreich mit dem Haufe Defterreich den 
Krieg auf's Neue anfing und die Franzojen Häufig über den Rhein ſetzten. 
Dieß wurde durch ein anderes Schreiben, das ben 4. ankam, noch mehr 
beftätigt. Abend um 1/,6 Uhr wurde dad löbliche Capitel auf die Abtei 
berufen und bajelbft ausgemacht, daß mir alle beilammen bleiben und 
nichts flüchten wollten. 


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10. März. Wir glaubten jicher, biß heute die Franzoſen bei und 
zu ſehen; allein fie machten in den Gegenden von Engen Halt; warum, 
weiß man nicht gewiß; vielleicht deßwegen, weil es bei Feldkirch zwiſchen 
ben Defterreichern und Franzoſen den 4. und 5. ſchon zu Thätigkeiten 
gefommen war, oder fie noch auf Verſtärkung warten. 

Heute früh kamen öfterreichiiche Hujaren an; es waren nicht viele. 
Sie recognogcirten bis über Stodah hinunter und ftießen auf bie 
Borpoiten der Franzojen; fie redeten einander an. Weil die Deiter- 
veicher einen Befehl Hatten, nicht anzugreifen, jo Fehrten fie wieber 
nad Salem zurüd. Es find 25 Mann. Zu Stodad find unterbejjen 
40 Mann. 

13. März. Die Franzoſen liegen noch zwei Stunden vor Stodad. 
Der Offizier der franzöfiichen Vorpoften hat die öſterreichiſchen ſchriftlich 
benachrichtigt, daß fie nicht in bie Derter einrüden wollten, worinnen 
Öfterreichifche Truppen wären; fie jollten berentgegen auch nicht in jene 
Derter einziehen, worinnen franzöfijche wären, und dieß wird beobachtet 
unterbejjen. 

14. März. In den Möndshöfen ift der franzöfiihe Stab ein- 
quartirt; fie hätten meiterd feine großen Exceſſe bisher begangen; jie 
betragen ſich aber nad franzöfilher Manier. In Stodadh find dem 
ohngeachtet noch Öfterreichiiche Piquette; jo auch an mehreren Orten, doch 
fie find nicht ftarf. — Heute, da es jhon Naht war, find die Hufaren, 
die bei und lagen, nad Stodad aufgebrochen. 

15. März. Heute find über 100 Mann Cavallerie durch unjern 
Hof Stodad zu marſchirt; auch ein General, der aber gleich wieder zurück 
fam, nachdem er bis auf Stodah gefahren. — Dieſen Nachmittag find 
franzöfifche Truppen in Ueberlingen eingezogen, die über den See kamen. 
Es ift Abend und mir haben jegt feinen Mann mehr; alle Piquette 
find vorgerüct, nämlich gegen Stodad. 

16. März. Die Franzofen find in Stockach geftern eingezogen, 
ba fie ihre Ankunft einige Stunden vorher durch einen Trompeter haben 
ankünden lafjen; die öſterreichiſchen Piquette zogen ſich ſodann zurüd. 
Dieß geihah auch bei anderen Dertern. 

Diejen Morgen um 9 Uhr zogen wieder 124 Mann durch unjern 
Hof, Tiffingen zu. — Furdt herrſcht vor den Franzojen. Das Piquette 
bei Tiffingen ift jtarf, 

Unjere Unterthanen führen häufig Geräthſchaften in ben neuen 
Keller unter dem Schulhaufe; fie glauben, daß fie inner den Mauern 
bes Kloſters ficherer jein würden. Wer will aber ihnen gut ftehen ? 

Da wir vom Mittagdmahl aufgeftanden waren, jo wurde unſer 
P. Prior Andrea vom gratias abgerufen. Es famen drei Franzojen 


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zu Pferde an; ihmen folgten noch 26 anbere, ba es 1/2 Uhr war, nad). 
Sie famen alle zu bem Seitenthor herein. Unter den 26 war Herr 
General Ernouf. Man bewilllommte ihn und führte ihm zu Hofe Es 
machte ihm auch Herr Graf Pappenheim, öſterreichiſcher Offizier, fein 
Eompliment. Herr General Ernouf ſammt jeinem Adjutanten jpeisten 
zu Hofe; die Uebrigen aber im Wirthshauſe, wo noch der eine ober 
andere Defterreicher jammt einigen Weibern von ihnen waren. Um 
4/4 Uhr gab man den Franzojen mit der Trompete ein Zeichen. Gie 
ftiegen zu Pferbe, ftellten fih vor uniern Gajtftall Hin, worin fie ihre 
Pferde zuvor geftellt. Um 3/,4 Uhr kam das djterreichiiche Piquette, 
das vier Mann Hoch in jchönfter Ordnung zu Pferd marſchirte, zurüd. 
Die 26 Franzoſen blieben in ihrer Stellung ftehen. Ihr Dfficier (denn 
ber Herr General blieb bei Hofe) redete ein paar Worte mit bem An- 
führer dieſes Piquetted, das, wie ich es gezählt habe, 241 Mann ſtark 
war; die Franzoſen ſteckten ihre Säbel, die fie ausgezogen hatten, wieder 
ein und bie Defterreicher zogen vorbei durch das untere Thor hinaus 
und Bermatingen zu. Allein über dieſen gelafjenen Abzug der Defter- 
reicher darf man ſich nicht wundern; denn die franzöfiihe Avantgarde, 
bie, wie ich fie gezählt habe, aus 389 Mann Gavallerie, 196 Mann 
Infanterie, ja noch barüber bejtand, aud drei Stüde und Pulvermägen 
mitführte, folgte ihnen auf bem Fuße nad. Dieje Avantgarbe machte 
vor dem untern Thor draußen Halt, bie dieje Nacht vermuthlich bleiben 
wird, und die Defterreicher gingen weiter Bregenz zu ab, 

17. März. Die franzöfiihe Avantgarde campirte die vergangene 
Nacht in den Wiejen vor bem Klofter draußen, hatte viele Feuer. Auch 
hatte fih General Torreau bier, mie 1796, wieder einquartirt. 

Geftern jchrieb der E. f. Oberftmachtmeifter Herr Klövendberg, Com 
manbant des Hujarenpiquetted, an ben franzöfiihen General, daß er zu 
Salmansweiler nicht einziehen jolle; er habe das untere und obere Thor 
beſetzt. Der jranzöfiihe General antwortete ihm: „Salmandweil habe 
brei Thore und beim dritten wolle er einziehen“, jo gejtern um 1/2 Uhr 
jammt feiner Leibgarbe auch geſchah. Herr Klövendberg wurde auf bieje 
Antwort aͤußerſt aufgebradt; er jagte: „ich ſchlage, wenn ich gleich meiner 
Stelle entjeßt mwerbe; ich zwinge fie ſchon mit meinen Hufaren; fie find 
gefinnt mie ih." Man mißrieth ed ihm aber von hier aus und er lieh 
es bleiben. Da ber franzöfiiche General hier eingerüct, ließ er Herrn 
Klövendberg zur Xafel einladen; er kam aber nicht, jonbern ließ auch 
Herrn Pappenheim zu fi abrufen und zog ſodann nad 11/, Stunden 
ganz aufgebracht ab. 

Geſtern machten bie Franzofen Anftalt, um heute um 3 Uhr Mor: 
gend weiter zu ziehen. Sie verlangten 1500 Pfund Brod, 1500 Pfund 


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Fleiſch und 200 Flaſchen Brannimwein. General Ernouf gab geftern 
feinen Truppen Befehl, daß fie nicht plündern ſollten. 

Auf den geitrigen Abend kamen noch vier Hufaren an, bie man 
abjteigen ließ und fie dem General vorftelte; fie waren heute noch hier; 
man ließ fie endlich wieder gehen. 

Nachdem wir aus der Non kamen, jo ſah ich die Franzoſen, daß 
fie ih in dem nächſten Wäldchen „Schürbuch“ angehäuft hatten und im 
Holz ftanden. Denn es waren unter dem Hochamt mieber Franzoſen 
angefommen. — Es ift heute der Palmjonntag; es geht aber zu wie am 
Charfreitag; man läutet Heute den ganzen Tag feine Glode; wegen ben 
Franzoſen wurde auch Feine Predigt gehalten. 

Um 1 Uhr Nahmittags zogen wieder bei 1000 Mann Franzojen 
Neufrah zu. Auch General Torreau zog ihnen nad. Und wirklich 
haben ſich die Franzoſen weiter vorwärts gezogen. Ob nod einige im 
Hart ftehen, das weiß ich nicht, vermuthe ed aber. Im Schürbuch jtehen 
wirklih noch Franzoſen, da es ?/,3 Uhr if. Man jagt nämlich, bie 
Defterreicher ſollen eine Verjtärfung erhalten haben und fich feßen. Ja die 
vergangene Nacht Hatten fie noch ein Piquette an dem Ausgang des Hart’. 

Ein wenig vor 3 Uhr kam General Ferino an, ber jodann bei ber 
Tafel das Mittagsmahl mit General Torreau und Anderen nahm. 

In dem Hof Forſt Haben die Franzoſen gegen 40 von unjeren Läm- 
mern gejchlachtet. 

Es ift 4 Uhr vorbei und nun ift Alles, Alles fort. Es iſt Fein 
Franzos mehr da, ausgenommen General Ferino. Aber zu merken ift, 
daß dieß nur die Avantgarde war und daß morgen General Jourdan 
mit der Hauptarmee anfommen werde. Man hat für diefe Avantgarde 
von unjerer Seite 13 Ochſen geſchlachtet. Dieſe Avantgarde iſt gewiß 
nicht über 5000 Mann ſtark. 

Es iſt wirklich jo; es iſt alled abgezogen, was bei Hofe und vor 
dem untern Thor draußen war; allein der Schürbuch ift voller Franzojen. 
Sie ließen fi erjt auf den Abend jehen, bejonderd gegen die Seite von 
Mittag; und jebt, da es ſchon dunkel ift, verratben fie ſich durch eine 
Menge von Feuern, durch Geſchrei und Holzhaden, dad die ganze Nacht 
immer währt. 

18. März. Geftern auf den Abend kam General Torreau um 
6 Uhr wieder zurüd, ohne feine Truppen, bie gegen Bermatingen zu 
lagen und fi durch viele Feuer fehen ließen. Er war bieje Nacht mit 
Ferino und Anderen bei Hof, mo über 40 Offiziere mit ihnen ſpeisten. 
Torreau ijt wider Schwaben höchſt aufgebracht. Dieje Armee Heißt 
man bie Erecutionsarmee. Ferino ift ſehr höflich; er rebet deutſch. Auch 
Torreau hat von jeiner Wuth etwas nachgelaſſen, da Ferino angelommen. 


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Diefen ganzen Tag hielten die franzdfiichen Truppen ihren Poſten, 
ben fie gejtern Abenb bejegt hatten, und e8 fam feine Jourdan'ſche Armee 
an. Wir mußten wieder wie gejtern Wein, Brod, Branntmwein, Fleiſch 
ohne Beitimmung hergeben. Wie lange wird man e3 jo noch aushalten 
Fönnen? — 

Auf den Mittag fam der P. Pfleger von Birnau bei und an, ber 
die Franzoſen nicht mehr ertragen fonnte. 

Den vergangenen Morgen fuhren die Generale zum Jourdan, ber 
zu Pfullendorf fein fol. Sie kehrten aber auf ben Abend zurücd und 
lagten, daß ſich General Jourdan nicht wohlauf befände; er würde fonft 
bieher gefommen fein. Wer’3 glauben will, der glaube! — Man mußte 
dem General Jourdan Fiſche von Hier aus nad Pfullendorf ſchicken. 
Da die Generäle auf den Abend zurüdgefommen waren, fo gingen fie 
eilfertigft über die Landkarten her und rebeten viel mit einander. Man 
fonnte ihnen anjehen, daß ihnen nicht wohl bei der Sache jei. Denn die 
Defterreicher find verjtärkt bei Markdorf und halten die Franzoſen auf. 

Heute ritt ein Defterreiher zu unjerm Krantenthor, ohne die An- 
frage der franzöfifchen Wade zu achten, bis in unfern Hof herein. Da 
blieb er eine kurze Zeit ftehen, ſchaute Hin und her, Fehrte ſodann mieber 
um, ritt ganz langjam vor der Wache vorbei. Da er beiläufig 50 Schritte 
von der Wache entfernt war, gab er dem Pferbe die Sporen umb 
verihwand. 

19. März. Die Tafel der Franzoſen iſt jehr prächtig; 50 bis 60 
Speiſen zieren fie nebſt Muſik allzeit. Man beſetzt den Rand ber Tafel 
zugleich mit allen Speijen; eine Platte ftößt hart an die andere. Auch 
wird eine Reihe dur die Mitte der Tafel hinabgeſetzt. Sodann jetzt 
man fi und ein jeder Offizier verlangt eine Speiſe, jo ihm beliebt, 
nimmt von ihr und fett fie wieder an ihren Ort. Iſt man aufgeftanden, 
jo ift der Mundkoch da, nimmt alle Speijen hinweg. Diefer Mundkoch 
des Torreau ift ein braver Mann. 

Vieleicht ſchlagen die Franzofen über die Aah an verſchiedenen 
Drten Brüden. 

Heute hat man den vorgerücdten Truppen 14 Ochſen nadführen 
müffen. Heute geht das Ochjenichlachten fort, wie gejtern. Unjere Zuge 
ochſen haben auch den andern folgen müfjen; Alles ift verzehrt; von ber 
Menge des Haferd und Heu will ich nicht reden. 

Geftern kam die franzöfifhe Kanzlei auf einem Wagen von acht 
Pferden an. 

Es ift Abend und die Armee behielt heute noch immer den alten 
Poſten; die mehrjten Truppen ftehen Bermatingen zu; viele find gerade 
hinter dem Klofter im Schürbuh und Andere auf dem andern Berge 


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ebenfall3 hinter dem Klofter dem Forft zu. — Wir find in einer gefähr- 
lichen Lage. Die Franzofen fühlen ihre Schwäche; fie fürchten ſich jelber; 
follten fie ſich zurückziehen (denn die Defterreicher find nicht weit von 
ihnen); wer fteht dafür, daß fie und nicht außrauben? — 

Geftern fagte ein Offizier: er wollte fünf Finger geben, wenn er 
in einer beflern Lage wäre; denn die Franzoſen ſollen in ber Schweiz 
geichlagen worden jein und Jourdan mußte Dragoner hineinſchicken, obs 
ſchon feine ganze Armee ſich nicht über 40000 beläuft. Diefe Dragoner 
gehen Schaffhaufen zu. 

20. März. Die vergangene Naht um 12 Uhr machte man bei 
Hofe noch Muſik, welches auch in anderen Nächten geſchah. 

Die Franzojen jchreiben ungeheure Eontributionen aus, jo daß ihre 
ganze Armee davon, jo Alles geliefert würde, etliche Jahre zu leben 
haben würde. Stodad allein joll 300 Ochſen liefern. 

Zwiſchen dem Kirchthurm von Leutlirh und jenem von Bermatingen 
fieht man eine Feuersbrunſt, da es wirflih 8 Uhr geichlagen. 

Es iſt Morgens 1/9 Uhr und das Regiment im Schürbud und 
jene3 auf den andern Halden verlajjen ihre Nachtlager und ziehen meiter 
Bregenz zu; fie haben zwei jchöne Fahnen, bie blau, weiß und roth 
waren; bie Aufihrift auf dem obern blauen und untern rothen heil 
war mit goldenen Buchitaben: „Liberts et égalité“, „Freiheit und 
Gleichheit”, verfehen; auf dem mittlern weißen Stüd jah man Nro. 46 
auf einem ſchwarzen Boden. Sie hatten nur zwei Feine Stüde mit fo 
vielen Pulverwägen. Diejem Fußvolke folgten um 10 Uhr beiläufig 
100 Reiter nad). 

Wirflih jagt mir ber Schafhirt von Forſt, daß bei 200 Schafe 
geraubt worden ſeien. 

Nun läutet man wieber das erite Mal in die Veſper, da die Gloden 
drei Tage geichwiegen. Gott jei Dank, daß wir von einer jo ſchweren 
Bürde wenigſtens auf einige Augenblicke befreit find! Er hat uns er: 
halten; er wird es aud in Zufunft thun, 

Um ?/,12 Uhr folgte zulegt nod das Gejhüß, welches aus 14 Ka- 
nonen und 58 Pulverwägen beitand; es wurde beiläufig von 150 Mann 
begleitet. Auch waren bei der Artillerie noch wenige Bagage-Wägen. 

Aljo find wir wieder von Franzojen entledigt; wir müfjen ihnen 
nadliefern 125 Ochſen, 40 Fuder Wein, 300 Säde Haber. Diefe Tage 
hindurch ſchlachteten wir für die Franzojen — bie nachgeſchickten dazu— 
gerehnet — 42 Ochſen, vier ganze Züge mußten daran und im Mait- 
jtall ſtehen jet nur noch acht Ochſen. 

General Torreau beſah vom Dorf Buckenſegel aus bis Friggingen 
die ganze Gegend. Dieſer ganze Flügel der Jourdan'ſchen Armee iſt 


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15000 Mann ftark, wovon ein Theil über Meersburg ging, da er fi 
bei und einquartirt hatte. 

Die Truppen der Franzoſen find, wie jene beim erften Einfalle in 
Schwaben im Jahre 1796, meiſt junge, geringe, Fleine Bürſchchen, oft 
nicht am bejten gekleidet, freien viel und find leckerhaft. Die Franzojen 
haben fein Lager, Fein Magazin; fie führen Krieg auf Unkoſten des 
Landes, in dem jie agiren. Wehe ben Leuten, mo fie hinfommen! — 

Sie gingen fort, ganz bereit zu einem Angriffe, und fagten, daß 
man bald werde ſchießen hören. Es ift 4 Uhr und man hört eine 
Kanonade; allein nit Markdorf, wie man glaubte, fondern Oſterach zu. 

An der Früh um 3 Uhr erhielten die franzöfiichen Generäle, deren 
es ſieben waren, von Seiten Dejterreih8 die Kriegderflärung. — Da 
fie von hier abreiäten, bedankten fie fich höflich. 

21. März. Alle Franzojen find geftern durchgezogen; e3 kam heute 
fein Mann mehr durch. Man haltet jet den Gottesdienſt (da e3 heute 
der grüne Donnerstag iſt) und Alles wie jonft. 

Die Franzoſen find ſchöne Worthalter! Man jagte, fie bezahlen 
Alles, raubten nichts; aber Alles ijt nicht dem jo. Man führte den 
General Torreau mit umjeren Pferden in unjerer Kutiche fort. Die 
Pferbe ließ er wieder zurücd, behielt aber bie ſchöne Kutſche. Die ift 
nur Eines aus vielem Aehnlichem. 

Um 1 Uhr Nachmittags kamen bei 100 öſterreichiſche Gefangene an, 
bie bie Franzoſen bei Bermatingen jhon gemacht und jegt nad Frank: 
reich geliefert werden. Wir gaben ihnen Wein, Brod und Speifen; fie 
wurden um 1/5 Uhr meiterd transportirt. Sie mwurben gleich ihrer 
Pferde beraubt und man jagt, daß die Unwiſſenheit der ſchon ergangenen 
Kriegserflärung die Urjache ihrer Gefangennehmung jei. 

. Man hörte heute früh am geftrigen Orte wieber Fanoniren, nämlich 
zu Oſterach, woſelbſt Prinz Karl die Franzoſen tapfer fchlug. 

22. März. Wir hatten eine jchredienvolle Nacht und jet, da es 
noch nicht 10 Uhr Vormittags ift, find wir von der größten Furcht, die 
ung die Retour der Franzoſen ahnen ließ, befreite Mit Anbruch ber 
verflofienen Nacht kam die Artillerie ber Franzoſen nebjt vielen Bagage- 
wägen an. Sie wurden einige Zeit in unfern Hof gejtellt, verſchwanden 
aber während der Naht. Bon gejtern Abend an bis 1/,9 Uhr Heute 
war ein bejtändiger, jchneller Durchzug. Man ſah diefe Naht dannoch 
viel Feuer auf dem Heiligenberg, im Hart, im Schürbuch, bei Weildorf ıc. 
Es famen aud viele Truppen auf ber Straße, die vom Heiligenberg 
durch Weildorf geht, um 6 Uhr an, die fi) mit den andern, bie von 
Markdorf herfamen, vereinigten und jodann durchzogen. Man jagt, 
die jollen Truppen von der bei Oſterach gejchlagenen Armee des 


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Jourdan fein. Die Niederlage des Jourdan, bie er kürzlich erlitt, ſoll bie 
Urſache dieſes ſchleunigen Rückzuges jein. Die Franzojen follen 8000 
Mann verloren haben. Diejer rechte Flügel war ſchon bis auf Ravens- 
burg gekommen. — Gott Dank für eine fo jchnelle Befreiung von einer 
jo bebenflichen Lage. Nun lat und bie Defterreicher erwarten und ben 
heiligen Charjreitag mit Danf und Ruhe celebriren. 

Ein wenig vor 12 Uhr kamen jchon Defterreicher bei und an und 
waren jehr angenehm. Obwohl fie erft vor Eurzer Zeit und verlajien 
und man in unjerer Gegend nur fieben Tage den Franzoſen gehabt, jo 
haben Letztere doch bei manchen den Freiheit3» und Gleichheitsgeiſt ziemlich 
erlöfchet und Alles bat jet Edel vor ihnen. Die Franzoſen waren eine 
furze Geijel, aber eine jehr Harte. Wir in unjerm Convente Fönnen 
nit von vieler Noth jagen; wir hatten doch immer unfer ordentliches 
Ejien; e8 kam fein Franzo8 zu und herein; aber das Volk auf dem 
Lande, dad war augenblicklich aufgefreffen, auch theil3 ausgeraubt und 
mußte darben. — Wir thaten diefen Franzojen, was in unferer Gewalt 
ſtand, bejonderd den Herren Generälen; und dennoch fündete einer ung 
in ber vergangenen Naht um 2 Uhr, wenn man nicht in der Zeit von 
einer Biertelftunde die Summe auszahlen würde, bie fie verlangten: 
nämlich 150 Louisdor, jo man aud that, die Verbrennung der Dörfer 
Weildorf, Mimmenhaufen und Bermatingen an als eine Strafe, weil 
nämlich beim eriten Einbrud 1796 zu Weildorf Sturm geichlagen worden, 
weil der Amann zu Mimmenhaufen über die Franzoſen kürzlich geichimpft 
und meil die Bermatinger beim erften Einfall einen Offizier angehalten, 
welches alles jo geichehen if. Den Amann von Mimmenhaujen ließen 
fie holen und er murbe von ihnen dreimal eraminirt, endlih vom General 
Ferino frei entlaffen. Sie jagten wegen Weildorf und Bermatingen, „es 
müfje bier feine gute Polizei fein, weil jie nicht wären geitraft worden“. 

23. März. Es kamen gejtern neben den Dejterreihern, deren es 
nicht über 20 waren und gleich weiter ritten, Feine anderen mehr an. 
Dieje vergangene Naht aber campirten einige auf dem Heiligenberg, wo 
man die Feuer jah; die Uebrigen gingen durch Meersburg. 

Die Franzojen, jo bei und durchzogen, find in ihrer Retour von 
ben Defterreichern bei Stodah abgeſchnitten; fie gehen jett bei Serna- 
tingen über den See nad Conſtanz und in die Schweiz, wenn’ ihnen 
bie Dejterreiher erlauben. — 

Es find Heute verſchiedene Heine Corps Defterreiher burchgezogen. 
Es find ſchon einige und heute über zwölf gefangene Franzoſen bieher 
gebracht worden, bie die öſterreichiſchen Huſaren noch ertappt hatten. 
Es wurde heute einer noch ganz allein im Schürbud von einem öfter: 


reihiihen Offizier gefangen. 


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Einige öſterreichiſche Gefangene, nämlich 30 Mann, die den 21. d.M. 
durchgeführt wurden unb die bie Franzoſen genommen hatten, kamen 
wieder zurüd, indem fie ſich losgemacht und noch vier Franzoſen er: 
ichlagen hatten. Ihr Major Road aber blieb auf fein gegebene? Wort 
und nod ein anderer. 

25. März. Die vergangene Naht campirte bie f. k. Avantgarde 
bed linken Flügels der Armee des Prinzen Karl auf den Wieſen vor 
dem untern Thor draußen. Sie fam auf ben Abend an, iſt 2000 Dann 
ſtark. Das Eſſen ward von ben näditen Dörfern herbeigebracht; bei 
Hofe waren viele Offiziere. Sie zogen Morgens um 5 Uhr wieder weiter, 
nad) Stodah vor. Der General heißt Bjatjchek, ein braver Mann. 

Man hörte Heute Morgen eine große Kanonade in den Gegenden 
von Hohentwiel (hinter Stockach). 

Es murde in der Gegend von Markdorf noch ein Trupp Franzoſen, 
beiläufig 500 Mann, entdeckt, von ben Dejterreihern angegriffen, theils 
niedergemadht, theil3 gefangen. 

Der Prinz Karl hatte in einem Schreiben an unjern gnäbigen Herrn 
Prälat Salmandweiler ganz freundlich um eine Eontribution von 64000 
Laib Brod, einer zu zwei Pfund, 1600 Gentner Heu und 500 Süden 
Haber erjucht, weil ihn dazu die Noth zwinge. Bei der erjten Lieferung 
gehen ab 1000 Laib u. |. w. Man badt ſchon an allen Orten Brod; 
denn bis auf den 2, April muß Alles abgefertigt jein. 

26. März. Geftern ging eine Schlaht vor und die Dejterreicher 
jollen fich zurüd bis auf die Mönchshöfe bei Stodacd gezogen haben. 
Heute in ber Früh folgte eine andere, die ebenjo blutig war. Die 
Defterreiher trieben unter dem Commando bed Prinzen Karl die Fran— 
zojen zurüd, indem fie jelbe jchlugen und von ihnen 1000 Gefangene 
machten. Auf ben Abend kamen verwundete Dejterreiher bei und an. 
Der General von Fürftenberg ift in der Schlacht bei Stockach durch eine 
Kugel getöbtet worden; Nittmeifter von Klövensberg ift gefangen. 

Hier will id ein Stüd eined Briefe von meinem Vater einrücden, 
der von ben erjten Thätigfeiten diejed gegenwärtigen Krieged, die in 
Schwaben vorfielen, Zeugnig gibt. 

Biſchmanshauſen, ben 25. März 1799. 
„Liebjter Herr Sohn! 

Euer Schreiben erhielt ih den 11. und habe daraus bie Gewißheit 
bed Kriegs erjehen und ihn leider in kurzer Zeit jelbjt erfahren: doch 
Gott ſei Dank! nicht bei und. Erftlih ift den 19, März bie Faiferliche 


Armee in Xieferbah und Ogelöhaufen angefommen und hat biejelbe 


Naht Lager auf diefen Dejchen gejchlagen. Den 20. find ” Kaijerlichen 
Freib. Didc-Arhib. XVII. 


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bis auf Armenweiler vorgerückt. Noch biefen Tag ift die Schlacht an- 
gegangen bei dem Klojter Sießen; da ift der erite Schuß gejchehen etwa 
um 9 Uhr oder 10 Uhr. Hernad find die Franzoſen zurückgeſchlagen 
mworben bis auf Friedberg. Was ſich die Nacht hindurch zugetragen, 
weiß ich nicht gewiß. Aber den 21. iſt daß Kanoniren früh angegangen 
(mir haben es beutlich gehört) bei Friedberg, Wolfertsweiler, Volgen- 
jtadt, Miederlingen und ſodann bei Mengen. Was meiter hinauf an— 
belangt, nämlich Bachauten, Davidsweiler, Oſterach bis Pfullendorf zu, 
fann ih nicht viel berichten; ihr werdet es von jelbigen Einwohnern 
Ihon bejjer erfahren. — — Die Donaubrüden bat man alle von 
Blodingen bis auf Ulm, das id) gewiß weiß, jogar den Donaufteg zu 


Marchthal abgetragen. Joſef Ebe.“ 


Bei dem letzten Treffen ſoll Prinz Karl vom Pferde abgeſtiegen ſein 
und zu Fuß commandirt haben. 

General Laudon iſt in Graubünden eingefallen, wo er 40 Offiziere 
jammt einem General und 500 Gemeine zu Gefangenen gemadt. 

28. März. Die Dejterreiher verfolgen ihren Sieg immer weiter; 
die Franzoſen find über den Engenberg zurüd und aus dem Wald, wo 
fie ji längere Zeit hielten, geſchlagen. Kurz, es geht jehr blutig zu 
in diefem Kriege. Die Oejterreicher find Sieger; aber viele Leute Fojtet 
jie diejer Krieg. Die Franzoſen wehren fih wie Verzweifelte und was 
das Schlimmite ift, jo haben fie aus der Schweiz Verftärfung erhalten, 
bie auch eines Theild aus gebornen Schweizern bejtehen fol. Diejem 
aber ungeachtet jollen die Franzoſen wirklich bis an den Rhein zurück— 
geihlagen worden jein. 

Die Leute auf dem Lande liefern mit willigftem Gemüthe die Re— 
quifitionen, um die Prinz Karl die Reichsſtände erjuchte Alles jagt 
immer: „Wenn nur die Franzojen nimmer kommen; ſonſt ift Alles hin.“ 
Sa! dieß darf man wünſchen; denn e3 laufen traurige Nachrichten ein 
von dem Elend jener Derter, mo fi bisher die Franzoſen aufhielten 
und noch wirkli find. Alle ihre Früchte, Futter, Vieh, Nahrung ſei 
Ihon darauf gegangen; die ausgeraubten Häufer jtehen nun leer ba. 

Die Rheinbrüde bei Conjtanz fei abgetragen und in der Stadt 
berriche ein großer Jammer, weil fie voller Schweizer und Franzojen 
wäre und fein Bürger mit dem andern reden dürfe, um nicht ben Arg- 
wohn eined zu veranftaltenden Complott3 auf fich zu ziehen. 

Ueber den See barf jebt fein Menſch mehr pafliren; alle Schiffe 
werben angehalten und aufgefangen; man braudt große VBorficht wegen 
den Spionen. — Prinz Karl ilt ein guter Chrijt, hört öfters bie heilige 
Meſſe an. Soldaten und andere Leute haben jhon öfters bieje Zeit 


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hindurch Geld erlegt, daß man bier Meffe lefe und für ihn und feine 
Armee ben Segen vom Himmel erbeten möge. 

Herr General Bjatſchek ſchickte vorgeitern einen Soldaten mit einem 
Schreiben an und, in dem er fagte: meil man ihn zu Salmandmweil fo 
gut aufgenommen und bewirthet hätte, jo fei er fo kühn, um ein wenig 
Fleiſch, Mehl, Schmalz und Salz zu bitten, weil man in der Gegend, 
wo er wäre, gar nichts erhalten könne. Mean ftelle fi aljo die Lage 
jener Derter vor, wo ber Kriegsſchauplatz iſt. — 

Geſtern ſchickten wir 20 Ochſen zur Armee ab und man befleißt 
ſich mit allem Eifer, diejelbe mit allem Nöthigen bald zu verjehen. 

Den vergangenen Tag ging General Hote mit feinen Leuten bei 
Feldfirh über den Rhein. Gott ſtehe ihn beil Man fagt au, daß 
fi die Kleinen Kantone, die katholiſch find, für ben Kaijer erflärt und 
zu ihm ſtoßen werben. 

Die Franzoſen fraßen den Leuten während ihrer Gegenwart all’ 
ihr Fleiih und joffen den Wein weg; fie waren im Freſſen und Saufen 
fat unerjättlid — jagen die Bauern. Sie haben meiſtens gar feine 
Religion, aber jehr loje und gottlofe Mäufer. Zu Mimmenhaufen nahmen 
einige das Grucifir herab, nämlid im Haufe des Uhrenmacher Andreas 
Bartmann, der in unjerm armario arbeitet, legten es auf ben Tiſch hin, 
zogen die Säbel aus und verurtbeilten den Heiland zum Tode, indem 
fie ihn einen Betrüger nannten, der jo viele Piaffen gemadt u. |. w.; 
jodann verhieben fie ihn in viele Stüde, warfen diejelben zum Fenfter 
hinaus und jodann in den Den Hinein; ein Arm aber entging ihnen, 
ben man noch vor dem Fenſter draußen fand und den ber Uhrenmacher 
bier zeigte. 

Der rechte Flügel der franzöſiſchen Armee, die Ueberbleibſel bes 
mittleren Corp3, ber erjte unter Anführung der Generäle Ferino und 
Tarreau, das andere unter Jourdan, ftehen jegt beilammen und mirklich 
zwei Stunden unter Engen. Zu ihnen joll jeßt noch ſtoßen aud ber 
linke Flügel unter dem Commando des General Bernabotte. Herentgegen 
zieht fich aud) die ganze Armee des Prinzen Karl wider fie zujammen, 
die aus 100000 Mann Infanterie und 26 Negimentern Gavallerie 
beſteht. 

Die kaiſerliche Armee in Italien beſtehe aus 110000 Mann In— 
fanterie und 16 Regimentern Cavallerie. 

Die Unterthanen zahlen an den Contributionen nad der Stärfe 
der Steuern; auf den Gulden trifft es z.B. 3 Viertel Haber, 1 Gentner 
Heu, 1 Viertel Mehl u. ſ. wm. Ein Drittel zahlt das Klofter. 

29. März. Die franzöfiihe Armee ift wirklich ſchon bis auf Vil⸗ 


lingen zurückgeſchlagen worden. 
4* 


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52 


Bei Oſterach und in den Gegenden von Stockach und Engen jollen, 
wie die Zeitungen jagen, 16000 Franzoſen und 9000 Defterreicher ges 
blieben ſein. Es jollen bei dem Engenberg ganze Haufen Leichen von 
Menſchen und Pferden Liegen i. 

Jourdan bielt auf dem Engenberg eine Anrede an feine Truppen, 
indem er ihnen jagte: „fie jollten fich tapfer Halten; wenn fie Sieger 
fein würben, jo wollte er ihnen ganz Schwaben zur Plünderung preid- 
geben”. — Allein die Dejterreiher waren ihnen dafür; und obmohl bie 
Franzojen auf diefem Berge ben beiten Poſten und auch ſchon Batterien 
angelegt hatten, jo mußten fie doch weichen. — 

Es geben und und den Leuten auf dem Lande nod) viele Pferde 
ab, die bei der franzöfiihen Armee find, 3. B. den Owingern 41. 

Es kamen heute bei 80 franzöſiſche Emigranten mit Geiftlichen bier 
dur, bie bisher noch in Conſtanz geweſen, aber daſelbſt nod) länger 
zu bleiben wurde ihnen jest nicht mehr geitattet. 

In Weingarten ijt ein öſterreichiſches Lazareth. VBermundete gab 
e3 ſehr viele bei den zmei von Prinz Karl gelieferten und gewonnenen 
Schlachten — bei Oſterach und bei Stodad). 

30. März Durch Ofterad find 64 Schiffsbrücken nad Bregenz 
abgegangen. Man jtreift jest an vielen Orten, weil da und bort noch 
einige Franzojen in ben Wäldern verſteckt angetroffen wurden. 

In Ofterah find faft alle Häufer bei ber Schlacht durch bie 
Stüdfugeln getroffen worden, jo daß Fein ganze Dad mehr zu 
treffen ift. Es blieben dort einige Kugeln, Haubiten ꝛc. liegen; ber 
Wirth Hatte eine Haubige in jeiner Stube, und ſiehe! fie fing vor 
einigen Tagen Feuer und ed fehlte wenig, jo würde fein Haus in 
Alche gelegt morben fein; doc e3 war am Tage und man löjchte bad 
Feuer gleich wieber. 

Die Schiffe auf dem Sce oder Flottille regiert William, ein im 
Seewejen erfahrener Engländer, ben England ſchickte, dad aud alle bei 
ber Hotziſchen Armee befindlichen Schweizer bejoldet. 

In Pfullendorf wurde unjer Fruchtkaſten kürzlich fajt ganz geleert; 
von 500 Malter Haber fteht man feinen Kern mehr; auch wurde Gerfte 
ſammt 800 Malter Linfen unfihtbar. Der Bürgermeifter Strobel ift 
ein alter Mann und wegen der außgejtandenen Schreden etwa verrüdt; 
ber zweite Bürgermeijter Kempter ift wirklich krank und jo thaten bie 
die Piullendorfer — vielleiht mit Beihilfe ihre8 Syndicus. — Schön 
Dank, dag man ihnen in ber Noth jchon jo oft mit Früchten aus— 
geholfen Hat! — -- 


i „War übertrieben, wie es fich nachher erwieſen.“ Ehe. 


53 


Das Seeufer auf unferer Seite ift nur mit wenigen Soldaten be 
jeßt; bie Bürger in Meeröburg und andere machen alle Nächte, machen 
viele Feuer an; es find auch Stüde aufgepflanzt: denn man befürchtet 
einen jählingen UWeberfall von einigen Schweizern und vielleiht auch 
Franzoſen, um einen Raub zu erhaſchen. — 

63 iſt mwirflic Eugen von Seyfrieb wieder von Raftatt angelommen, 
wo er bei dem Friebenscongreß über ein Jahr als Gejandter war und 
ben Titel „Dberamtsrath von Salmansweil” hatte, 

Die Rheinbrücke zwiſchen Conftanz und Petershauſen haben bie 
Franzoſen von ber Seite von Peteröhaufen bis zur Mühle hin abtragen 
laſſen. Daß fie der Stadt die Mühle ftehen ließen, muß Conftanz ihnen 
jährlich 8000 fl. bezahlen. 


April 1799. 


3. April. Geftern ſagte man: es jei ein Waffenftillftand bis auf 
den 15. Mai geſchloſſen worden. Die Franzoſen haben fih bis auf 
Offenburg und die Defterreiher bis nah Stockach zurücdgezogen und 
ihre Truppen ſollen in den nächſten Dörfern einquartiert werben; mir 
jollen drei Regimenter befommen und im Klofter der Stab logiren. 
Man richtete ſich Hier ſchon darauf ein. Allein jet heißt es wieder 
anders. Diefe Truppen waren in’d Tyrol zur Unterjtüsung des General 
Laudon beftimmt, der ben Franzojen nicht gewachſen war, melde jett 
in's Tyrol eindrangen; allein da die Franzoſen, wie durch einen Curier 
verlautete, in Stalien eine große Niederlage vom E. k. General Kray ers 
litten, jo verließen fie auch Tyrol wieder, und dieje beftimmten Faijerlichen 
Truppen jammt ihren Herren Offizieren (von denen heute eine große 
Anzahl vor dem Tiihe ankam, hier jpeiste und noch da ijt) gehen wieber 
nah dem Schwarzwald zurüd und alles, was man vom Waffenitillftand 
lagte, tft ohne Grund. — Man jagte, faft alle bleffirten Franzoſen jeien 
nur allein durch Säbelhiebe verwundet geweſen, nicht durch Flintenkugeln. 
Herr Baron von Lahberg, Forſtmeiſter vom Heiligenberg, habe nad) ber 
Schladt von Diterad zwei Patrontajchen aufgehoben, die Patronen 
pifitirt und ftatt Pulver puren Sand gefunden. Er ſchickte einige ſolche 
Patronen unjerm Lieutenant Kohlhund; diefe jah auch ein Defterreicher, 
Die Sache gelangte zum Prinz Karl. Es kamen an Herrn Laßberg 
und Kohlhund gleih Staffeten und fie ſchickten die begehrten Patronen 
bem Prinzen Karl zu. Dieje Sade wird in der Stilfe gehalten und 
ich melde fie, wie ich’3 gehört. 

5. April. Der Herr Obervogt Waldſchütz von ben Möndhöfen 
mar vorgejtern hier. Er verficherte, daß ihm mehrere Bauern, die vom 


54 


Rhein von der franzdfiichen Armee zurückkamen, bebeutet haben, daß bie 
Franzoſen bei 600 Wägen Bleffirte und Todte über den Rhein zurück— 
geführt Hätten; daß fie dieß theils gefehen, theils von den Franzoſen 
jelbft gehört hätten. 

Die Dejterreiher, die vor einigen Tagen zurüdkamen, find noch 
alle Bier und in einigen Dörfern, Zu Owingen jollen 2000 Mann 
fein; der Müller fol allein 80 Mann haben. 

Wie groß und immermwährend die Lieferungen find, ift fat nicht zu 
jagen. Alle kommt hierher, und wenn bie noch ſechs oder fieben Tage 
jo fortgeht, jo haben wir feinen Kernen Früchte mehr, — Die Leute 
auf dem Lande find gar hart baranz fie haben für ihr Vieh ſchon jet 
fein Futter mehr. 


Proflamazion 


bes en chef Gommandirenden ber k. k. und Reichsarmee 
Erzherzog Karl an die Schweizer. 


In Befolgung zweier Siege über die franzöfiiche Armee, welche ohne 
Kriegderflärung aus ihren ſämmtlichen Stellungen vorgerüdt war, ohne 
Kriegserflärung von allen Seiten Feindjeligkeiten ausübte und Angriffe 
machte, betreten die meinen Dberbefehlen unterjtehendben Truppen ben 
ſchweizeriſchen Boden, — nicht um mit den freundlich gefinnten Schweizern 
Krieg zu führen, ſondern um den gemeinfchaftlichen Feind zu verfolgen, 
gegen welchen ihr felbft für eure Freiheit und Ohnabhängigkeit größten: 
theilö jo tapfer fochtet, und deſſen Uebermacht nur allein vermögend war, 
euch in das ohnglückliche Verhältniß zu fegen, welches ihr jo ſtark empfindet 
und worüber ihr euren Unmillen jo laut zu erfennen gebet. 

Unter den Verſuchen und Mitteln, euch in diefem Zuftande ber Abs 
hängigkeit und Unterwürfigfeit zu erhalten, wurde aud) das angewendet, 
dag man bie Meinung zu gründen juchte, als gehe ber k. k. Hof mit 
Bertheilungd« und anderen ähnlichen Abfichten gegen bie Schweizer um; 
wie man auch jet euch durch Ausftreuungen zu allarmiren jucht, als hättet 
ihr von der k. Armee Bebrüdungen und Plünderungen zu bejorgen. 

Hiedurch finde ich mich bewogen, jämmtlihen Schmweizern feierlich 
befannt zu machen, daß die Bejtimmungen ©. k. f. Majeftät beftimmt 
bahin gehen, nah Maßgabe ber Verficherungen, welche Allerhöchftdiejelbe 
ber ſchweizeriſchen Eidgenoſſenſchaft bei jeder feierlichen Gelegenheit von 
ihren fortwährenden reblihen und nahbarliden Gefinnungen haben er= 
theilen laſſen, gegen diefelbe auch fernerhin biefe alten freundſchaftlichen 
Verhältniſſe auf das mwerkthätigfte fortzujegen, wie auch, daß Ihre k. k. 
Majeftät feine andere Abfiht Haben, als freundnachbarlich beizutragen, 


55 


damit die Schweiz bei ihrer Obnabhängigkeit, Integrität, Freiheiten und 
Gerehtjamen und Befigungen ohne allen Abbruch erhalten mwerbe. 

Dagegen erwarte ich mit Zuverfiht, daß die unter meinem Ober: 
commanbo ftehenden Truppen, melde nur in dieſer feierlich angekün= 
digten Abficht das jchmeizeriiche Gebiet zu betreten zur gemeinjamen 
Sicherheit dur die offenfundigen Umftände veranlaft worden find, 
auch in dieſer Nückfiht bei allen Wohldenfenden und auf dad Wohl 
ihre Vaterlandes bedachten redlichen Eidgenofjen freundichaftliche Bes 
handlung und Unterjtüßung finden, und daß das Schmweizervolf auf das 
jorgfältigfte alled verhindern werbe, wodurch dad Ungemad bed Kriegs 
vermehrt werden dürfte. 

Unter den vielen glüdlihen Folgen, melde ein ſolches Benehmen 
für die Schweiz hervorbringen wird, wird auch jenes fein, daß die Maß: 
regeln, melde durch feinblihe Abfichten und Gemaltthätigkeiten abge- 
drungen worden find, werben aufgehoben und die ehemaligen Verhältniffe 
in Beziehung auf Handel und Wandel zwiſchen Teutjchland und der 
Schweiz wieder hergeftellt werben. 


Den 30. März 1799. Erzherzog Karl. 


Diefe Proclamation brachte ein k. k. Offizier hierher, jo wie ich fie 
da jchrieb. 

Ach möchte gern aud etwas von der Tugend, Thätig- und Tapfer- 
feit des erhabenen Erzherzogs Karl reden; aber wahrhaft die Worte 
ermangeln mir. An Aller Mund erihallet Tag und Nadt fein Lob; 
Alles ijt für diefen unſchätzbaren Helden eingenommen. Unendlich vielen 
Beichwerlichkeiten jet er fi aus; überall ift er zugegen und bejeelt bie 
ganze Armee; mo er aber it, da geht's gut. Ehrift, Held, Regent und 
ein würdiges Werkzeug in ber Hand des Allerhöchſten, wodurch vielen 
Tauſenden Heil gebraht werden wird. — Gott erhalte ihn uns! — 

6. April. Geftern auf den Abend zogen die Defterreicher über 
den See Eonftanz zu, wo man eine ftarfe Kanonade hörte: fie jollen 
Eonftanz eingenommen und 1500 Franzoſen zu Gefangenen gemacht 
haben. Auf dieß ſoll in der Schweiz in allen Orten die Sturmglode 
angezogen worden und ein großer Lärm entftanden fein. Auch jah man 
in der Naht in ben Gegenden von Conſtanz eine länger anhaltende 
Feuersbrunſt. Weil die Rheinbrüde abgetragen war, jo ſchlugen bie 
Defterreicher eine neue; doch dieſe Sage braudt Beltätigung; fie ijt 
ziemlich ungemiß. 

Auh find Heute die Soldaten und Dffiziere, wenige auögenom: 
men, von unjeren Gegenden dem See zu, bejonderd dem untern, ab» 
marſchirt. 


‚56 


Bei der Attaque zu Liptingen mußte das Regiment Nafjau vieles 
leiden, obwohl e3 ſich dennod tapfer hielt; 6O Mann von ihm wurben 
gefangen; auf dem Transport aber erjahen fie den Vortheil und nahmen 
ihre Führer gefangen und kehrten mit ihnen zur kaiſerlichen Armee zurück. 
Dieß geihah den 1. d. M. 

7. April. Etwas von einem Augenzeugen, ber mit zwei Pferben 
eritend von Bermatingen mit den Franzojen biß gegen Ravensburg fuhr; 
jodann wurde umgekehrt und er mußte immer mit ihnen jammt zwei 
anderen Pferden und drei Männern; da fie aber in der Schweiz fi 
und ihre Pferde felbjt erhalten mußten und fie feine Hoffnung mehr 
ſahen, ihre Pferde zu retten, jo retteten fie ihre Perfonen und entgingen 
vor Züri) draußen. Man fragte ihn, ob er feine Schlacht gejehen. 
„a,“ jagte er, „bei Singen. Da ftanden die Oeſterreicher-Infanterie auf 
einem Berg und die Franzoſen herunten; fie ſchoſſen auf einander. Von 
ben Dejterreihern ſahen wir viele fallen; die fallenden Franzojen konnten 
wir nit jo jehen. Jetzt kamen Gavalleriiten den Franzojen auf den 
Rüden und die auf dem Berge zogen fih zurück. Nun entjtand ein 
entſetzliches Gejhrei und Heulen; die djterreihiichen Säbel patjchten 
gräßlich; denn fie ſchoßen nicht, fondern hieben gleich darein. In einem 
Augenblik war das Feld voller Leihen. Die Franzofen in aller Un- 
ordnung nahmen die Flut über Hald und Kopf in einen nicht weit 
entlegenen Wald und die Deiterreicher, bald da 3, bald dort 6, 10, 15 
nad, hieben jo viele nieder, al3 fie Eonnten. Alles war unter einander, 
Defterreiher und Franzoſen. Jene zerihlugen, joviel fie konnten, und 
bieje ſprangen, foviel fie vermodten, in den Wald hinein und da hielten 
fie fih. Die Defterreicher aber vermieden mit ihren Pferden den Wald 
und fie thaten recht; denn die Franzoſen würden jie leicht erichofien 
haben. Nah diefem wollte nun Prinz Karl die Franzofen aus bem 
Wald treiben, jo auch geihah ohne Verluſt eines einzigen Mannes, Er 
ließ auf dem Berg, wo vorher bie Dejterreiher geitanden, 12 Stüd 
Kanonen aufpflanzen und continuirli in den Wald hineinſchießen. Da 
entitand das entjeglihite Kraden der Bäume, die gerade abgejchofien 
waren, und da ſie berabfielen, noch viel mehr Franzofen tobt jchlugen, 
ala jelbjt die Kugeln. Die Franzoſen wichen und mir fuhren weiter.“ 
Er jagte auch noch, daß er fünf oder ſechs Fuhrleute habe jehen tobt 
ſchießen, weil fie haben entweder fortreiten mollen oder weil jie zu lang: 
jam fuhren. Auch habe er gegen zehn oder zwölf Wägen gejehen, wo⸗ 
von bie Fuhrmänner entlaufen wären. Auch die meijten Schweizer ver: 
langten mit Sehnſucht die failerlihen Truppen. 

10. April. Es iſt heute der Termin einer Lieferung wiederum 
verflofjen, den Haber konnte man noch aufbringen, aber nicht dad Heu. 


57 


Seitdem die Franzoſen zurüd find, ift noch fein Tag vergangen, wo wir 
nicht Deiterreicher bei der Tafel und in der Gefindefüche jpeißten. Auch ift in 
dem Garten inner dem Hofgebäude ſchon länger ein uhlaniſches Depot und 
jegt noch die Kafje dabei, wo ein Mann abwechſelnd immer Wade hält. 

Don %/,10 Uhr bis 1/11 Uhr ift in der Frühe Bregenz zu eine 
heftige Kanonade gehört worden, nämlich die Defterreicher ſchoſſen den 
Franzoſen an dem Rhein bei Feldkirch eine Batterie zufammen. 

12. April. Den 10.d. M, kam der Frater Aloyfius von St. Gallen 
wieder bei und an, Er war ein Vierteljahr Gefundheitdumftände wegen 
im Klojter Mehrerau, wo aud der Herr Fürft von St. Gallen ſammt 
wenigen ift. Es find jeßt bei und wieder vier Fratres fammt ihrem 
Herrn Profeſſor Müller, die bei dem Anzug ber Franzoſen in St. Gallen 
immer bei ung blieben; fie famen das verflojjene Jahr den 22. Juni 
Ihon zu und. Auch blieb der Herr Prälat von Lütel ſammt einem alten 
Pater und Bruder immer bei und; im März war e3 ſchon ein Jahr, 
da fie anfamen und bei und mit ung lebten. Von diefem Aloyfius ala 
einem Augenzeugen wurbe ich verfichert, daß die Dejterreicher noch nicht 
über den Rhein wären; dat Bregenz jehr ſtark und auf einen Umkreis 
von drei Stunden von ihnen verſchanzt wäre; daß 800 emigrirte Schweizer 
zu Ravensburg den Eid der Treue geſchworen, nämlih für Gott und 
das Vaterland zu jtreiten, wie es auf ihrer Fahne jteht jammt: „Iterben 
ober fiegen“. Ihre Montur iſt grün mit ſchwarzen Auficlägen, ſammt 
einem breiten rothen Band um den Arm: find alfo Feinde der Franzojen. 

Es iſt und wieder eine neue F. k. Gontribution angejagt. Diefe 
beiteht in 15000 Eentner Heu, 1880 Gentner Mehl und 18000 Megen 
(36000 Biertel) Haber. Auch find heut acht k. k. Commifjäre da, die 
das Heu, dad wir noch haben, in Augenjchein nehmen, welches aud auf 
ben Dörfern gejchieht. Bis auf den September muß dieſe Lieferung 
abgeliefert werben. 

Bon den vorigen Lieferungen und auch von biejer gibt das Klojter 
einen Drittheil und die anderen zwei Drittheile die Landſchaft, welches 
bei anderen Herrihaften nicht geſchieht, die Reichsklöſter des ſchwäbiſchen 
Kreiled ausgenommen, 

13. April. Die heutige Kanonade war nod die anhaltendite und 
beftigfte, die ich bisher hörte. Sie nahm ihren Anfang Nachmittags nad 
1 Uhr und hielt an faſt bis 5 Uhr Abends. Sie war in den Gegenden 
bei Schaffhaufen und deutlicher ald jene bei Stodadh den 25. März, von 
ber ich nicht viel hörte. 

Die Defterreicher bezogen heute Schaffhaufen; daher die Kanonade 
entftand. Die Franzofen zogen ſich über die dortige ſchöne Rheinbrücke 
und brannten fie jodann ab. 


58 


14. April. Wiederum eine Kanonabe, die viel ftärker als die 
geſtrige. Man börte jogar dad Musketierfeuer. Sie nahm ihren Ans 
fang mit dem anbrechenden Tage vor 5 Uhr und Hielt beiläufig bis 
7 Uhr an. Sie fiel bei Conſtanz vor. Um 9 Uhr fing fie auf’3 Neue 
an fait bi8 11 Uhr. Auch hörte man am Nachmittag hin und wieder 
einen Schuß. | 

Durch diefe erfte Kanonade wurde Peteröhaufen von ben Oeſter— 
reihern den Franzofen weggenommen; fie zogen da Morgend um 6 Uhr 
ein, nahmen alle da fich befindenben Franzojen ſammt den Kanonen meg. 
Die Gefangenen follen nit über 100 Mann betragen und die Anzahl 
ber Tobten ebenjo groß jein. 

15. April. Heute verließen die Franzojen nad einer Kapitulation 
Conſtanz und die Dejterreicher zogen daſelbſt ein: es braudt aber noch 
Betätigung. 

Wir haben nun eine Erecution von vier Mann wegen Schemmer: 
berg, jo eine Salmansweiler Pflege. 

Prinz Karl ift etwas unpäßlich und befindet fih in Stodad). 

17. April. Ein E. k. Regiment, in drei Bataillons abgetheilt, zog 
nad) Bregenz bier durch. Es heißt Gemmingen. 

Täglich gehen viele Wägen mit Haber und Heu nach der Armee 
ab; man muß erftaunen über die Menge Früchte und Heu, die man in 
Schwaben noch gefunden, 

Zu Peteröhaufen, nicht aber zu Eonftanz, find die Defterreicer. 
Das Klofter Petershaufen ift nur wenig bei der legten Attaque be: 
Ihädigt worden. 

20. April. Die Erecutiondtruppen, 200 Mann, haben nun unfere 
Herrihaft verlafjen, was unſer P. Secretär von Prinz Karl bemilligt er: 
hielt; indefjen muß man die 2000 rüditändigen Gentner Heu bezahlen. Auch 
wurde von ber leiten Contribution eine Verlängerung, aber fein Nachlaß 
erhalten. Die Erecution koſtete täglih 200 fl. — Der Prinz Karl hat 
auch das Kontingent von dem Weiche gefordert und ſelbes joll zu Ulm 
zufammenftoßen. Er ijt wieder ganz hergeitellt. 


Hai 1799. 


b. Mai. Es kamen heute 6000 Mann Infanterie von Stodad 
ber; fie wurden in die nächſten umliegenden Dörfer Weildorf jo 900, 
Mimmenhaufjen jo 1100, Fridingen 2c. vertheilt. Bei Hof waren 40 Dis 
fiziere ſammt zwei Generälen, die ſelbſt nicht wiffen, mie lange fie bleiben 
oder wohin fie gehen; denn Karl macht feine Abfichten nur allzeit für 
den gegenwärtigen Tag befannt. 


59 


Bis hierher ift in Stalien vieled und für Defterreich Glückliches vor: 
gefallen; die Truppen Karld aber ftehen noch bei und unter Stodad. 

8, Mai. Geftern Morgen um 5 Uhr gingen bie k. k. Truppen 
wieder weiter Bregenz zu. Auch hörte man heute in benfelben Gegenden 
eine anhaltende Kanonabe. 

10. Mai. Geſtern Morgen fam eine neue Requifition von 6000 
Bund Stroh an; 3000 Stüd müfjen biß auf den 14. October zu Stodad 
im Lager fein und die übrigen biß auf den 20. d. M. 

15. Mai. Geſtern Nachmittag und heute früh wieber eine Kanonade 
in ben Gegenden von Bregenz. 

Es ift Quatemberzeit. Weil Eonftanz geſchloſſen iſt, jo orbinirt 
man bie zu weihenden Priejter für das Bisthum Conſtanz zu Meeröburg 
in ber bijchöflichen Refidenzfapelle, und bei und werden bie Formaten 
gedrudt. Ein Pfund Kaffee koſtet 22 Baten; ein Viertel Haber nad) 
Riedlinger Maaß, wo wir fauften, 1 fl. 30 fr; ein Pfund Tabat Ma- 
rocco 1 fl. 

17. Mai. Heute ging das Uhlanen-Depot, da3 wir ſchon lange 
hatten, meiter vorwärtd Stodad zu. 

21. Mai. Prinz Karl ijt mit feiner Armee über ben Rhein und 
in die Schweiz. 

Geſtern Abend um 10 Uhr verließen die Franzoſen Conjtanz und 
Alles iſt dafelbit jet in großer Freude über eine jo glückliche Befreiung 
von jo fürdterlihen jchlauen Feinden. Docd waren ihnen die ſchweizeri— 
ſchen Patrioten viel beſchwerlicher als bie franzöfilchen. 

In Conſtanz liegen bie Franzoſen eine herrliche Schanze zurüd, bie 
fie gemacht hatten. Die ganze Bejagung fiel in die Hände der Deiter- 
reicher; denn fie zog ſpät ab. 

25. Mai. Den 23. Mai, da wir das Frohnleichnamsfeit begingen, 
wurde Zürich von den Defterreichern eingenommen unb eine der blutigiten 
Schladten geliefert. Die Defterreiher hatten mit den Franzoſen und 
dem ganzen Züricher Landſturm viel zu thun; fie verloren viele Leute, 
man fagt 3000; unterbefjen blieben fie dennoch Sieger und haben jet 
Zürih, das fie zwei Stunden lang jollen auögeplündert haben. Die 
Anzahl der todten Franzojen und Schweizer joll jih über 1000 Mann 
belaufen. 

28. Mai. Geftern wurde in ber Früh von 2 Uhr an big 11 Uhr 
und noch Abends bis 1/,9 Uhr wie auch heute in der Schweiz wiederum 
heitig Fanonirt. Unterdeſſen weiß man aus der Schweiz nod nichts 
Zuverläffiged außer dieß allein, daß ber Landfturm im Züricher Canton 
wiber bie Defterreiher außgezogen jei: von ber Einnahme von Züri 
iſt nichts bejtätigt. 


60 


31. Mai. Die Schweizer find in einigen Gantonen heftig wider bie 
Defterreiher; fie haben ihnen fchon viele Leute niebergemadt. Aber 
bem ungeachtet haben jet die Dejterreicher Zürich und das Hauptquartier 
Karls ift zu Winterthur. Auch ift der Fürjt von St. Gallen wieder 
bafelbjt eingezogen, wo auch Herr Williams liegt. Den 27. unb 28. 
wurde durch das Heftige Kanoniren eine fejte Schanze vor Zürich den 
Franzoſen meggenommen. Die Schweizer erzeigen fih an einigen Orten, 
bejonder8 und meiltend alviniften, abjcheulih, ſpitzbübiſch, meuchel— 
mörberifch gegen bie Oeſterreicher; ja aud jogar Weiber ftreiten gegen 
die Kaiferlihen; denn man befam jchon einige zu Gefangenen. Weber 
die Schimpfreden wider Karl und alle Soldaten will ich nichts jagen, 
fondern nur noch das melden, daß Züri, da es fich das erjte Mal 
ergab oder fih nur zu ergeben jtellte, die Thore eröffnete; es zogen 
600 Hufaren ſodann ein, weil man fie vom Abzuge der Franzoſen ver: 
jiherte; allein da fie darin waren, ſchloß man die Thore zu, feuerte auf 
bieje Soldaten überall heraus, goß heißes Waſſer von den Häufern auf 
fie herab und fie famen aljo alle bi auf 200 um. Da dieß Karl er: 
fahren hatte, ließ er glühende Kugeln in bie Stabt werfen. — Weitere? 
weiß man jeßt nichts. 

Etwas Aehnliches mußten die Defterreicher in Frauenfeld von den 
erbosten Schweizern erfahren. Einige Aufrührer und Kaijerfeinde wur— 
den jchon gefangen. General Ho wollte einen Trupp niedermachen 
lafien, den feine Leute einjchloffen,; Karl war aber dagegen und jchidte 
fie feinem Bruder, dem Kaifer Franz zu, um zu fehen, mit mas für 
Leuten er zu thun habe. Häufige Blut ift in der Schweiz jeit einigen 
Zagen ſchon vergofien worden und noch ift fein End. — Bleſſirte führte 
man ſchon viel aus der Schweiz heraus in die Lazarethe von Meßlirch, 
Schuſſenried, Weingarten. 

Ungeachtet unſere Herrſchaft immer mit Fuhren beihäftigt gemejen 
und noch ift, um bie Proviantirung der Armee zu befördern, jo find und 
jest 300 Pferde ſammt Wägen zur Armee zu ſchicken angefagt und bie 
jo lange, bis man fie nicht mehr wirb von Nöthen haben, daſelbſt bleiben 
jollen. — Auch Ueberlingen muß ‘Pferde jtellen, aber nur 40 — —. 


Iunins 1799. 


8. Juni. Den 6. d. M. befamen die Defterreiher Zürich Mor: 
gend um 10 Uhr. Sie fegten ihm heftig zu und ſelbſt wir find Zeugen 
von bem heftigen Kanoniren, bejonder8 den 4. d. M., mo man mit bem 
Tage anfing und erft mit ber einbrechenden Nacht wieder aufhörte. Da 
nun bie Stadt gelitten genug hatte, jo ergab fie fi ohne Schwertſtreich 


& 


61 


ben Defterreichern. Karld Armee hat biäher in ber Schweiz 740 Mann 
an Tobten und Verwundeten. Diet allein weiß man bisher Zuverläjfiges 
aus der Schweiz aus den Gegenden Zürich. 


Anguft 1799. 


15. Auguſt. Bon Neuigkeiten gibt es nicht jo viel bei ung, als 
in Stalien. Prinz Karl hat fih von dem Hauptquartier, welches noch 
immer bei Winterthur ift, in die Gegenden von Offenburg begeben. 
Denn wer foll den Schweizern trauen? — 

Die Wunder der Tapferkeit, die bie Defterreicher und Ruſſen feit 
Monat März in Italien ausübten, die fürdhterlihen Schlachten, die Er: 
oberungen von Turin, Aleſſandria, Mantua zc. find überall befannt; 
baber unterlaffe ih, mehr davon zu reden. — Ah muß nur ein Wort 
von den Rufien jagen, die dur unſer Schwaben vermuthlih in die 
Schweiz ziehen werben und vorgeitern ſchon einige in Stockach anfamen. 
Die 31000 Mann ruffiihe Hilfstruppen und 19000 Pferde, bie von 
Ulm auf Stodacd ziehen, werden von einigen Rieblingern verproviantirt, 
denen Alles bezahlt wird. Unjer Herr Oberamtmann Felder machte 


" ihnen, da er in Stodadh war, ein Geſchenk, welches fie vertranfen unb 


dafür jehr dankten. Dieſe Leute find ſchon ſeit dem Jänner d. J. auf 
Reifen; haben gar Feine Bagage bei fih; ein Kleid, Gewehr und ein 
Sabel tft alles, was fie haben. Der Herr Offizier jagte durch einen 
Oeſterreichiſchen, der Polniſch ſprach, zu unſerm Herrn Oberamtmann 
noch ferner, daß er bei allen Offizieren nicht 24 fr. finde, wenn er alle 
durchſuchen würde, noch viel weniger bei dem gemeinen Mann; wiederum, 
dag ihr Marſch jehr oft verändert wurde und daß e3 geichehe, daß fie 
an Derter fommen, mo gar nidht3 anzutreffen; er wiſſe ſodann fein 
anderes Mittel, außer er lafje durch den Popen, ihren Feldpater, einen 
Falttag anfagen und jodann ſei Alles zufrieden; — denn eben damals 
hatten fie einen Fajttag, da Herr Felder mit ihm ſprach. Der Offizier 
fragte auch, wie weit fie noch zu den Völkern hätten, die fie todtſchlagen 
müflen? — Ihre Pierbe find mager und Fein, aber doc muthig; die 
Leute jehen natürlich) nicht gut aus; es find Koſaken, haben Bärte, bie 
meift die Bruſt bedecken; einige kommen bis von den Grenzen von 
China her. — 


Bon den Rujjen. 


27. August. Was ich biöher von den Koſaken gejagt, trifft nicht 
mit dem überein, was ich felbft an wahren Ruſſen gejehen. Den 24. 
famen bier Morgens einige an, bie gleich weiters gingen; den 25. auf 


62 


den Abend kamen jchon bei 30 Mann und endlich die ganze Artillerie 
den 26. d. jammt vieler Cavallerie, die in die nächſten Dörfer vertheilt 
wurde, — Die Artillerie wurde vor dem Klofter auf dad neue Aderfeld 
neben dem Mimmenhaufer Weg geitellt; fie ift ftarf und mag 400 Wägen 
jammt den Stüden ausmahen. Der Stab fam zu Hofe, wo es bie 
Naht hindurch ganz ordentlih und ruhig zuging. Heute früh um 4 Uhr 
ging ed ſchon wieder weiters Stodad zu, um 6 Uhr zogen die lebten 
Wägen durch. Der Herr General, ein Mann nod nicht 24 Jahre alt, 
da er um 8 Uhr zu Pferde fteigen wollte, befam eine Eftaffete, daß er 
bier Halt machen follte; denn wirklich fchlüge fih Prinz Karl mit den 
Franzoſen; andere wollen, e8 wäre zu Stodad zu viel Volk, daß dieſe 
nicht fort Fönnten. Es wurde jogleich Ordre ertheilt zum Rückkehren und 
bis 12 Uhr Mittags waren alle Wägen wieder am gejtrigen Orte. 

Diefe Rufien find ftarfe und bejeßte Männer, keine Buben, mie bie 
Franzoſen; fie find von der Sonne verbrannt und jehen ziemlich braun 
aus; fie haben nur jehr wenige Weiber bei fi; einige Negimenter find 
ihon jeit dem Dezember, mie mir jelbft ein Offizier jagte, auf der Reife. 
Viele reden franzöfiih, auch deutſch und lateiniſch; Herr General Sievers 
rebet jelbjt auch deutſch und verſprach, alles Mögliche zum Frieden bei- 
zutragen. 

Die Kanonierd haben Hüte mit goldenen Borben eingefaht, einen 
grünen Rod mit rothen Aufichlägen, weiße Hojen, die ſehr meit und 
gefaltet, gleihjam ald wenn zwei Schürze unten und oben zugebunden 
wären; einige tragen Stiefel, andere Schuhe ſammt Gamaſchen. 

Die Weiter hingegen haben ſchwarze Mügen, einen weißen Feder— 
buſch, rothe kurze Kamiföler, einen Degen und Spieße, wie die Uhlanen, 
do noch etwas länger und Feine Karabiner; ihre Hojen find blau und 
pompig, gehen in die Stiefel hinein, die nur Hein find, Ihre Pferde 
find jo ziemlich gut beftellt. Alle tragen faft Hemder und verjchiebene 
Weiten. 

Diefe Leute haben gar nicht? Wildes an jih, wie man jagte; jie 
tragen feine Bärte, dann und wann einen Schnurrbart; fie bejtehen 
nicht aus lauter Ruſſen; es gibt unter ihnen Bolen, Koſaken, Tartaren ꝛc. 
und haben daher auch verſchiedene Religion; einige machten eine Menge 
Kreuze, wenn fie in unjere Kirche kamen, andere fühten den Boden, einige 
tragen Amulette, worauf ein Kreuz zu fehen. Wir gingen gejtern den 27. 
fpazieren neben ihren Kanonen und Gezelten vorbei; es ſchenkte ihnen 
der P. Baſilius Scapuliere, die fie mit vieler Freude annahmen; einer 
legte feines fogleih an, ein anderer nahm feines an, ſondern jagte: er 
Habe ſchon eines; er follte es einem andern geben. Ein Beijpiel der 
Genügenheit — und in der That haben fie gar nichts Uebriges und faſt 


63 


gar keine Bagage bei fih. Ich zählte 80 Stüde; fie find prädtig und 
jehr lange, lauter Belagerungsgefhüt. Um dieſe Stüde und die Menge 
Wägen fortzuführen, mußten hier 1400 Pferde bejtellt werden; fie find 
nun aber wieder entlajien worden, nachdem Alles wieder zurüdigefommen. 
Die Kanonierd find meijtentheild3 nun auch in die Dörfer verlegt worden. 
Zu Mimmenhaujen ift in der Kaſerne dad Lazareth, beitehend aus 
60 Mann. 

29. Auguft. In unfern nächſten Dörfern liegen dritthalb taufend 
Ruffen. Nur die zur Wache nöthigen kampiren bei den Pulverwägen 
und Stüden draußen. Es find 1600 Mann Infanterie hier; fie tragen 
feine Zöpfe, wie die Kanoniers, jondern ihr Haar geht nur biß auf den 
Hals; fie find nicht Hübih, wie die Kanonierd. Es herrfcht unter den 
Truppen eine gute Manndzudt; einer befam ben 27. in unferm Hofe 
35 Prügel vom Hals bis auf die Füße. Der General ift 25 Sabre 
alt und die anderen Offiziere bei Hofe find jehr wohl zufrieden, obmohl 
man nicht mehr jo prädtig auftragen kann wie vorher. Sie haben noch 
gar nicht3 verlangt; ja da fie den 27. abzogen, nicht einmal ein Früh— 
ſtück. Unterbefjen trug man ihnen eines an und einige, nicht alle, 
nahmen e3 zu fi. Die Offiziere ejjen und trinken nur wenig, find fehr 
böflih und dankbar. Auch find von ben Dörfern noch Feine bejonderen 
Klagen eingelaufen, außer daß dba und bort e8 ſchon Schläge abgejebt; 
nun, allem Unfug kann man nicht jtenern. Kurz! die Ruffen find genüg- 
jamer, als die Franzoſen und die Condéer und Dejterreiher. Man hat 
für ihre Pferde Heu und Haber aus dem Magazin von Stodad und 
jenem von Ravensburg hierher gebracht, ja auch Brod. England bejoldet 
dieje Truppen, bezahlt den Commifjarien für den Centner Heu 4 fl. 
und Schwaben muß ihn ihnen um 1 fl. 45 fr. zu faufen geben. — Dieß 
joll ihnen Württemberg zugejtanden haben und vielleicht weißt auch Meers— 
burg darum; denn dieß jind die zwei freißausjchreibenden Fürften. Ueber: 
haupt klagt Alles über die Ungerechtigkeiten der Commifjarien; bieje 
ihneiden und das Land muß leiden — —. 

30. August. In der frühe erereirten die Kanonierd. Bei jeber 
Kanone find zwölf Mann. Diefen Nachmittag um 1/4 Uhr braden die 
Kanoniers jammt Kanonen und Wägen wieder auf Ueberlingen zu; fie 
braudten dazu ihre eigenen Pferde; ihr Marſch war wie den 27.; vorher 
gingen einige Mufilanten, die nur eine Trommel hatten und dabei ſehr 
barbariih fangen; darauf Famen bie Kanonen mit ihren Wägen; auf 
jeder Seite der Kanone gingen allzeit ſechs Kanoniers. 

Die rothen Reiter hatten, wie gejagt, feinen Karabiner, aber anftatt 
bejien drei Piſtolen. Allein diefen Nahmittag um 2 Uhr Famen andere 
bei und an — 72 Wann. Dieje waren grüner Montur und hatten 


64 


Karabiner, aber feine Spieße. Sie famen von Stodad Her; fie hatten 
Mufitanten, nämlid 2 Pauken, 2 Trompeten, 1 Zagott, 2 Walbhorn, 
2 Clarinetten, und jpielten bi3 in ben Garten vom Hofgebäude. In 
diefem Garten waren dieſer Tage immer einige Kutichen, unter dieſe 
legten ſich die Knechte und fchliefen bafelbit in ber Nacht ganz vergnügt 
und ſanft; ein und andere hatten eine Matratze. 

Bis um 5 Uhr Abend war Alle weiter vorwärts Weberlingen zu, 
auch die Gavallerie; allein es find ſchon wieder andere angefagt, nämlich 
Dragoner, von denen ſchon eine Abtheilung da ilt. 

31. Augujt. Die geftern angefagten ruſſiſchen Dragoner kamen 
ſpät und liegen jest in den Dörfern. Alles geht jest Schaffhaufen zu 
in die Schweiz; denn Prinz Karl bat dieſelbe verlaflen und geht jest 
an ben Rhein. General Hote und die Rufien follen in ber Schweiz 
allein agiren. | 

Bei Hofe ift wieder alled voll von Ruffen. Diefe Dragoner haben 
lange grüne Röde, weiße Aufichläge, einen Hut mit einem meißen Feder—⸗ 
buſch, haben auch Karabiner, gewichdte Stiefel und Zöpfe. 

Die rothen Reiter jchlugen viele Leute; herentgegen laſſen fie 
ihre Herren Offiziere auch wacker peitſchen; einer joll 340 Prügel be= 
fommen haben, meil er zu Omingen einen Bauer geichlagen hatte, 
Zu Sernatingen gaben dieſe Rothen einem Bauern einen Schilling (?), 
wie es unter ihnen gebräuchlich ilt, bis auf's Blut; denn er lieh 
zwei nicht in fein Haus hinein, die ihm zugedacht waren, weil er ſchon 
drei hatte. 

Der Herr General fam Abends erſt um 10 Uhr an; er mag ſchon 
in den 50 Jahren fein, hat eine rau bei fih; fein Name iſt Bajilio- 
nitſch Gudowitſch. 


September 1799. 


3. September. Alle Abende um 7 Uhr wird in dem Hofgebäude 
dem General von feinen Mufifanten Muſik gemacht, die aus drei Stüd 
beiteht, und Morgend um 4 Uhr durd einen Tambour und einen Trom: 
peter ber Tag angefündigt oder ein Zeichen zum Gebet gegeben, mojelbft 
ber Tambour das ruſſiſche Vaterunſer mit lauter Stimme ſpricht und 
jodann wieder abzieht. 

Diefe Offiziere fammt dem Generale find ebenjo gut wie die vorigen 
zu haben. Die Dragoner find jtarfe Leute und Haben ein herrliches, 
ſchönes, regelmäßiges Exercitium. Aud find hier von ihnen acht Ges 
fangene; einer ſchlug jeinen Offizier mit einem Steine todt; ein anderer 
au ihnen einen Bauer 2c.; fie werben unterbejjen bier bewacht. — 
Gejtern wurde hier eine Conferenz gehalten, wo auch Weberlinger und 


65 


Heiligenberger waren; denn biefe drei Orte oder eined von ihnen mwirb 
ein Razareth befommen; foviel ich aber gehört, wird es in die Dörfer 
vertheilt, jo baß jeder Drt etwas ‚befommt. 

8. September. Der Stab ift no immer bei Hofe; Herr Nicolai 
Gubomwitih ijt ein ordentlicher, fein gebildeter General; er und jeine 
bonnete Frau hören alle Tage um 9 Uhr die Heilige Mefje, die unfer 
R. P. Prior auf Anerſuchen liegt. 

Gejtern wurde in dem Garten inner dem Hofgebäube eine Kapelle 
in Geftalt eines jehr großen Gezelts aufgeihlagen; ihre Länge nimmt 
die halbe Länge des Gartens ein; fie ift jehr ſchön; auf ihren Enden 
jtehen zwei vergüldete Knöpfe und in ihrer Mitte ein eiſernes Kreuz; 
denn fie werben bald ein großeß Feſt feiern. Der Herr Pope ift ſchon 
angefommen; er hat einen langen Bart und ift unterdefjen zu Bermatingen 
gelegen, woſelbſt ein ruſſiſches Lazareth ift. 

Die Dragoner, jo in unjeren Dörfern liegen, mögen fi auf 600 
Mann erftreden. Alle vuffiiche Infanterie ift Schon länger in der Schweiz; 
allein weil man bort die Reiterei nicht anwenden kann, jo wartet fie 
unterbejjen bier und nod in anderen Gegenden. Die Reiter haben 
prädtige Stiefel vom beiten Leber. 

Dieß Volk ift nicht jo aufgeflärt, wie die Franzojen oder Oeſter— 
reicher, aber deſto gefitteter und befjer zu haben. 

Die acht Delinquenten, die hier bewahrt werben, müfjen barfuß 
gehen, welches bei ihnen eine Strafe ift. — Nicht alle Ruſſen fönnen 
Wein trinken, aber Branntwein alle tapfer. — Doc diejed Regiment 
it zufrieden, was man ihnen gibt, und mehr disciplinirt wie bie erften 
rothen Reiter. 

14. September. Den 8., 9., 10. und 12. wurde in ber auf: 
geichlagenen Kapelle der Gottesdienſt gehalten; ihr Pope conjecrirte im 
gejäuerten Brode; fie haben viele und von den unjeren verſchiedene Cere— 
monien. Alle Gegenwärtigen ftunden immer; man jah Keinen beten, 
aber viele Kreuze, faſt wie wir fie jhlagen, und Neigungen machen. Ihr 
Priefter teilte dem Generale, jeiner Frau und Anderen, aud von ung 
benedieirte Brode oder Eulogia nad dem alten Kirchengebrauche aus; 
auch wurde beim Opfer Weihraud gebraudt. — Den 9. feierten fie die 
Enthauptung des hl. Johannes, fein Bild oder das Haupt auf einer 
Platte wurde vorgelegt, welches gefüßt wurde. An dieſem Tage trauerten 
fie und fafteten; die Dffiziere wurden aber dispenſirt. Die Frau des 
Generals faftete und ak nur auf den Mittag wenig Salat und zwei 
Birnen. Der Herr Pope lebt übrigen? ganz einfam und ikt nur von 
Del, hat zwei Schüffeldhen Speifen, mit denen er zufrieden tft; fie haben 
ihn ſehr in Ehren. 

Freib. Dibe⸗Archiv. XVIIL 5 


66 


Ihre Mufit beim Gottedbienjte befteht nur aus Gefang von 
allen vier Stimmen; ſie fommt jehr gut heraus; man hat etwas 
von ihr abgeſchrieben und heute ein ruſſiſches Erebo in unferer Kirche 
gemadht. 

Die Feldfapelle ift nicht unjeren Kirchen ähnlich. Am Ende ift eine 
Art von Verſchlag mit zwei Thüren, eine in ber Mitte, die andere auf 
ber linken Seite; daran fieht man ſchöne gemalte Bilder, 3. B. bie 
Mutter Gottes, die vier Evangeliften, die drei Engel, wie fie Abraham 
bemirthet u. |. w. Wenn man die mittlere Thüre öffnet, jo zeigt fich der 
Altar oder das Sanctum Sanctorum, mojelbit der Priefter betet und 
opfert bei verfchlojjener Thüre. Die Kleider des Prieſters find von den 
unjerigen ganz verjchieden; die Zierathen ded Altars find mit Gold und 
Silber prächtig geziert. Sie haben ein ſilbernes Erucifir, ein koſtbares 
große Bud mit einem Einband von Gold, einen Kelch wie wir, aber 
viel koſtbarer als der ſchönſte von den unferigen, einen filbernen Löffel, 
womit der Priejter am Ende das Sacrament vollends conjumirt. In 
der Mitte der Kapelle hängt ein Bild, welches nad) verjhiedenen Wen- 
dungen die drei göttlihen Perſonen vorftellt, jo wie fie bei und gemalt 
werben. 

27. September. Den 23. d. zogen unfere ruſſiſchen Dragoner 
weiter vorwärtd und den 24. auch der General und jeine Frau und 
mir find jegt von allen Soldaten frei. Die Frau ded Generals ſchenkte 
der Mutter Gottes in unferer Kapelle ein jchönes Kleid, welches ſammt 
ben gülbenen Borten fih über 400 fl. beträgt. Der General, jeine 
Frau und viele Offiziere meinten, als fie von uns fortgingen. Brave 
Leute — —. 

Den 20. mußten zwei Ruſſen auf unjeren Wieſen draußen Spih- 
ruthen laufen; der erjte mußte zweimal durch und der zweite jollte zwölf: 
mal laufen; er wurbe aber im jech8ten Laufe parbonnirt, weil der gnädige 
Herr Prälat und P. Prior für ihn den General baten. — Dieß geſchah 
auf den 22. einem zu Leutkirch; dieſer wurbe nit pardonnirt, ſondern 
mußte in allem 12000 Streiche halten; da er aber fiel, jo band man 
ihn auf einen Karren und führte ihn durch die Soldaten, bie auf ihn 
zujchlugen. 

Diejer General Gubomitih befommt in der Schweiz den redten 
Flügel zu commanbdiren. Er bat noch ſechs Brüder, die alle in dieſem 
Kriege dienen und bis auf zwei ober drei alle Generale find. Diejer 
General hat 60000 Bauern zu Unterthanen; feine Frau hat prächtige 
Kleider und deren gewiß über 20; er aber hat nicht? anderes ala täglich 
jeine abgetragene grüne Uniform an, jo wie andere Difiziere; er hat 
feurige Augen im Kopfe und kann ein recht majeftätifches Geſicht maden. 


67 


Unter feinen Truppen herrſcht eine genaue Suborbination. Er und fie 
baben jeit ihrer Abreife ſchon wieder hierher gefchrieben. 

Gejtern und einige Tage vorher hörte man in ber Schweiz heftig 
fanoniren. 

30. September. Nichts als Jobs-Poſten aus der Schweiz. Die 
Nuffen wurden zerftrent, Hotze z0g ſich zurüd und die Franzoſen 
avancirten ftark; fie find jhon zu Conftanz, ja wo nit ſchon zu 
Peteröhaufen. Biele Wägen gehen von Ueberlingen her zurüd, mo: 
hin man von und und Heiligenberg aus bie verfloffene Naht Wägen 
ſchicken mußte. 

Diele jungen Schweizer emigriren aus Furcht, von ben Franzoſen 
die Waffen zu ergreifen genöthigt zu werben, wie fie ed an anderen 
Orten thaten. Kurz! Bange Furcht fängt wieder an fi überall zu 
verbreiten. So gerne hat man die Franzoſen — —. 

Der Herr von Lehrbach, k. k. Commiſſär, der den 25. d. M. Bier 
Bilite abjtattete und ſich einige Zeit ſchon zu Meersburg aufhielt, ift 
von bort mit allem Geräthe und Dienerſchaft aufgebroden und bat ſich 
an einen ſicherern Ort zurüdgezogen, welches aud viele andere Per: 
Jonen, bejonder8 von Conſtanz, thaten. 


October 1799. 


1. October. Die Nachrichten find wieder bejjer. Die Franzoſen 
haben Eonftanz am nämlichen Tage, da fie dort einzogen, wieder Abends, 
nämlich den 29. September, verlaſſen, weil fie von dem ſchnell anfommen- 
ben k. k. Regiment Ferdinand dazu genöthigt waren. 

Die vergangene Naht war General Giller und noch ein anderer 
bei und, ber jet bie zerjtreuten Ruſſen wieder fammelt. Die Rufjen 
jollen tapfer gejtritten Haben; nur ijt zu bedauern, daß ihr General 
Korſakow nicht vorfichtiger war. Unterdeſſen macht Sumaroo, der ſchon 
in Glarus ift, und Karl den erlittenen Schaden wieder gut. Denn bald 
wird man den in Zürich eingeſchloſſenen Ruſſen geholfen haben. — 

4. Detober. In der Schweiz gejhahen am nämlichen Tage an 
verjchiedenen Orten zwei Schlachten. Eine gewannen die Franzoſen, bie 
andere aber verloren fie. Das Beite iſt no, daß die Franzoſen ihren 
Sieg nicht benügen können, jo wie e8 der Sieger Sumarov kann; denn 
er kömmt ihnen auf den Rüden; daher auch das ſchnelle Zurückziehen 
ber Franzoſen von Conftanz u. ſ. m. In Conjtanz verlangten fie nur 
50 Louisd'or oder zwei jchöne Pferde. 

Es fommen jeßt täglich hart bleſſirte Nufjen bei und durch nad) 
Ravensburg in’3 Lazareth, 

5* 


68 


10. October. Den 7. hörte man eine heftige, anhaltende Kano- 
nabe; die Franzoſen kamen abermald nach Conſtanz, doch nur bis in 
die Mitte der Stadt, woſelbſt ein Scharmüßel vorging. Die Franzoſen 
zogen den Kürzeren und mußten Conjtanz wieder räumen. Doch kamen 
fie bald wieder und wirklich haben fie e3. 

16. October. Auh am Rhein geht ed etwas trauriger. Die 
Franzoſen find an einem und dem anderen Orte mieber über den— 
jelben herüber gejeßt, da fie dod von Prinz Karl ganz waren zurüd: 
geſchlagen worden. 

Heute Abend kamen drei Bataillond Dejterreiher von Stockach 
herauf; fie liegen jest auf den Wieſen draußen, mo jie viele euer 
haben. 

Es kamen dieſer Tage immer ein und anderer rujjiiher Bleſſirter 
zurüd. Es ift traurig anzujehen; viele fommen mit offenen, biutenben 
Wunden ganz Hungerig und Fönnen dennoch feinem Menſchen ihre Noth 
Hagen, weil fie Niemand verjteht. Es ift daher Fein Wunder, wenn fie 
Erdäpfel, Objt und Trauben rauben; fie müfjen doch leben. 

Heute Abend kamen jeh3 aufgenommene Novizen, movon einer 
Bruder werden will, das erjte Mal in's Convent. Gott gebe, daß wir 
und fie vor den Franzojen bewahrt werben. — 

17. Detober. Es kamen gejtern nit nur Defterreicher hier an, 
jondern die Ueberbleibjel des gejchlagenen ruffiihen Heeres, aud Bayern zc. 
fammt fieben Generalen, worunter aud Gudowitſch jammt jeiner rau 
iſt. Sie blieben heute noch und find noch mehrere taufend Mann ſtark; 
fie haben ein großes Lager auf den Wieſen und Nedern draußen; es iſt 
feit gejtern ungemein vermehrt worden; es koſtet und und die Landſchaft 
viel, ja e3 iſt faft nicht mehr zum Aushalten, indem man immer jo viele 
Soldaten und Durchmärſche gehabt, nichts zu jagen von den Franzojen 
im März eben in biefem Jahre, Man bedenke: zu jo vielen hundert, 
ja taujend Feuern dad Holz, für die Leute Koft, für die Pferde Futter, 
bei Hofe den Wein, den man für die aufeinander mwimmelnden Difiziere 
nicht genug aus dem Seller tragen kann, und zudem jagt man nod: 
Suwarov joll morgen mit nod 20000 Mann hierher Tommen. 

18. October. In der Frühe brachen die Lager auf, gingen weiters 
Bregenz zu; wie weit, weiß ih noch nit. Sie machten eine Strede 
von zwei Stunden aus; denn zwei Stunden ging ed immer fort, bis 
endlich Alles fort war. — Allein wir jind no nit ganz von ihnen 
entledigt. Auf den jpäten Abend kamen wieber andere Truppen: etliche 
Tauſend Mann der Eavallerie ded General3 Gubowitih an; fie haben 
fih Hinter der Säge an dem Fuße bed dem Klojter gerade entgegen= 
ftehenden Berges gelagert, wo fie wie gemwöhnlid wieder viele Feuer 


69 


haben. Dieß kam aljo heute an, nit Sumarov, der ihnen gerade von 
Bregenz ber entgegenfommen müßte. 

19. Detober. Bis auf den Mittag brad; die ganze Gavallerie 
wieber weiter gegen Bermatingen auf. Gubomitich, feine Frau und 
andere Offiziere blieben noch da. — Prinz Condé jammt feinem Corps 
waren auf den Abend auch angejagt (die wären ſchöne Gäfte auf die 
morgige Kirhmweihe), er fam aber heute nicht und dieß Haben wir dem 
Herrn Gubomitih zu verbanfen. 

20. Detober. Gejtern Abend um 7 Uhr kamen wieber neue 
Nuffen an, die heute noch blieben. Das Beite oder Schlimmfte — ih 
weiß nicht, wie ich jagen ſoll — iſt, daß man ben durchziehenden Rufjen 
niht zu efjen geben darf; denn die Commiſſäre jollten fie verhalten. 
Unterdefien, da dieß nicht gefchieht, jo thun fie fich jo gut verjorgen, 
ala fie können. Sie haben daher in unjeren Gegenden alle Erbäpfel, 
Rüben, Krautköpfe, Trauben und Obſt zufammen Binmeggenommen und 
verzehrt. 

Die Rufjen, obwohl fie geſchlagen worden, find gewiß noch über 
20000 Mann ſtark. Ihr General en chef Orjafom war aud bier, 
machte aber nicht viel. Auch General Siverd, der nur noch in den 30 
Kanonen hat. Setzt wirklich ift bei ung noch Alles voller Ruſſen; alfe 
ziehen Bregenz zu, wo aud Sumaroo ift und nun biefe Truppen er: 
wartet. Es ift gewiß, die Defterreiher und Rufjen haben wirklich in 
der Schweiz feinen Finger breit mehr Landes, vielleicht die Lucienfteig 
no ausgenommen. Denn die Ruſſen wurden von ben Schmweizern als 
Feinde tractirt und dieſe zogen im Landſturm erbittert wider fie [08 unb 
halfen fie jchlagen. Unterdeſſen haben die Dejterreicher bie Ufer des 
Rheins bejekt. 

21. Detober. Nun find alle Rufjen bei und durch; nur noch 
wenige find da; aud) die Frau des Generald Gudowitſch bleibt hier, big 
ihr Gudowitſch jchreibt oder ſelbſt wieder zurückkommt. General Gudo— 
witſch machte dem Commiſſär Wimmer, der eben hier mar und von Eng— 
land bejoldet wird, um die Proviantirung zu bejorgen, die bitteriten 
Bormürfe, weil er nämlich in jeinem Geſchäft fich jehr nachläſſig bisher 
gegen die Ruſſen erzeigt. Er drohte ihm ſogar mit ber Gefangen 
nehmung — —. 

23. October. Geftern fam General Gudowitſch wieder bei und 
an, Er zieht fich wirklich mit feinen Leuten in die Gegend von Klofter 
Zwiefalten Ulm zu, damit ſie ſich und ihre Pferde in etwas erholen 
möchten; fie werben aber nad; 14 Tagen oder 3 Wochen wieder zurüde 
fommen. — Diejer General bat fich gut gehalten und befjer würde es 
gewiß gemejen fein, wenn er an der Stelle des ruſſiſchen Orjafom ges 


70 


weſen wäre. Er zog heute Nachmittag ſammt feiner Frau mit vielem 
Dank von und ab. — Ueberhaupt wird ber gemeine ruſſiſche Soldat 
ſchlecht verpflegt: im Tage 2 fr.; vier Mann ein Laibl Brod — was 
ſoll dieß ſein? Man foll fih alfo nicht wundern, wenn fie entkräftet 
vom Feinde über den Haufen geworfen werben. 

24. October. Heute zogen bei und brei Gavallerieregimenter 
Defterreiher durh. Sie fommen vom Rhein herauf und gehen nad) 
Bregenz. Die Truppen und Pferde jehen jehr gut auß. 

Es droht und wieder ein fürchterliche8 Donnermwetter. Schon zwei 
find vorüber und fiehel der Himmel, mit ſchwarzen Wolfen überzogen, 
drobet nahe mit dem dritten... .. die Franzofen. 


November 1799. 


1. November. Heute zogen wieder Faijerlihe Truppen durch; 
den gejtrigen nad, lauter Infanterie; Alles kommt vom Rhein ber, den 
man nun ganz entblößt und den Franzoſen frei läßt. 

4, November. Es famen wieder 800 Mann bei und durd). 
Prinz Karl war jhon einige Tage in Donaueſchingen; jetzt kommt er 
aber nad Stodah, wo ſchon Alles zu feinem Empfang fertig ift. Die 
Leute bei Stodad und in den Gegenden bei Schaffhaujen find in einem 
großen Elend; zuerſt nahmen ihnen die Soldaten, beſonders Rufen, 
allen Lebensunterhalt, jogar die Garben aus den Scheuern heraus, und 
jet wirklich Hat bei ihnen bie Viehſeuche mwieder eingeriffen und ſchon 
manden Stall geleert. 

Die Ruſſen, die Cavallerie in der Gegend von Wieblingen und 
die Infanterie in den Gegenden vom Allgäu an ber ler Binab, 
zehren ung unjer Schwaben rein aus und werben nod großes Elend 
verurjaden. 

Nah allgemeiner Sage ift zwiſchen Prinz Karl und General Su: 
warov ein Mißverſtändniß. 

11. November. Es gehen wiederum 3000 Mann Infanterie bei 
uns durch in die Gegend von Bregenz; der Stab lag die vergangene 
Nacht bei Hofe und die Truppen in den nächſten Dörfern. 

Man macht Anſtalt hier zur Ergänzung des Contingents; man en« 
gagirt Truppen und gibt jedem 6 Louisd'or Handgeld; man hat deren 
ſchon 18 Mann. 

14. November. Heute wurden bier bie Erequien für ben ver- 
ftorbenen vortrefflihen Papſt Pius VL mit einem figurirten Amte ge- 
halten, der den 29. Auguft d. 3. in Frankreich gejtorben ift. Man 
läutet hier jegt vier Wochen hindurch alle Tage zwei Stunden lang alle 


71 


Glocken, nämlih von 12 Uhr Mittags bis 1 Uhr und Abend von 6 
bi8 7 Uhr. Heute wurde gleich der Anfang gemacht; man macht zwei 
Paujen, unter melden Pauſen man fodann in der Piarrfirche läutet; 
jebe hält 1/, Stunde. Er ftarb in feinem 82. Jahre und im 25. feiner 
päpitlihen Regierung in Frankreich, mohin er von ben Franzoſen ge: 
bracht wurde. Ein jeder Pater las eine heilige Meſſe für ihn und die 
Fratres beteten die Bußpſalmen. Den 27. d, M. war ein feierliches 
Hochamt mit Mufif und Gebet zu Gott um ein würdiges Oberhaupt 
ber Kirche, jo wie dieß in dem Decret unſeres Biſchofs von Dalberg 
vorgejchrieben ift. 

22. November. Alle Emigranten aus Frankreich, der Schweiz 
und England müfjen auf öſterreichiſchen Befehl unjere Gegenden räumen 
und fi Hinter den Lech zurücziehen. Wir haben ben Prälaten von 
Lützel ſammt einem Pater und Bruder aus jeinem Klojter. Weil dieſer 
Prälat ein braver und frommer Mann ift, jo hat man wegen jeiner an 
Prinz Karl gefhrieben; er wird es ihm mohl erlauben, daß er bei und 
nod ferner bleiben dürfe. Auch die fünf Schmeizer-Conventualen von 
St. Gallen bleiben hier; denn ihr Fürſt-Abt, der vorgejtern hier war, 
war jelbjt bei Prinz Karl fürzli wiederum geweſen. — Diejer hochw. 
Herr Fürſt brachte traurige Nadhrichten von dem guten Prinzen Karl, 
dat er nämlich zu Wien viele Feinde habe und Neider feiner Ehre und 
Ruhmes. Man habe von da aus ihm gejchrieben: er jolle Schwaben 
verlajjen und fich Hinter ben Lech zurüdziehen; allein Karl habe zurüd- 
geihrieben: Schwaben habe ihm ſchon viel Gutes in dieſem Kriege er: 
wiejen; es jei ihm zu lieb, ald daß er es verlafjen möchte; er fünne es 
no vertheidigen. Wenn man verlange, daß er aljo zurüd aus Schwaben 
ziehen jolle, jo möge man ihm feinen Abjchied ſchicken.“ Man mollte 
ihm von Wien aus auch feine beiten ANdjutanten Schmid und Domfan 
entreißen; er entließ fie aber nicht. 


December 1799. 


3. December. Heute ging General B., der ſchon jeit dem 8. Dc- 
tober bei und war mit 24 Pferden, wieder meiter8; doc ließ er die 
mehriten Pferde noch da; er hat Hoffnung, ranzionirt zu werden; denn 
er wurde von ben Franzoſen gefangen und auf fein Ehrenwort, nicht 
mehr zu dienen, entlafjen. Er iſt ein ftiller, braver Mann, aus Loth- 
ringen gebürtig, und hatte von jeiner Jugend an dem djterreichiichen 
Kaijer gedient. 

Der Prälat von Lübel jammt feinen beiden Religioſen bleibt bei 
und, mie ihm gejtattet wurde. Man fprit viel von dem Lanbdfturm. 


72 


Obwohl die Rufjen etwas zurückgezogen, jo fiegen doch bie Defterreicher 
bejonderd in Italien; man fürdtet fi bei und jeßt wenig vor ben 
Franzoſen. 





Jänner 1800. 


8. Jänner. Nun haben wir das erfte Jahr eine neuen Jahr: 
hunderts angefangen, in welchem fait Alles zu Gott ruft ConCeDe 
paCeM. 

Zum Neujahrsgeſchenke bekamen wir ein MWinterquartier, beiläufig 
3000 Mann, die von und an bis in die Gegend von Buchhorn vertheilt 
liegen. Bei Hofe liegen die vornehmften Offiziere. 

Den 3.5. M. war ed ein Zahr, daß unfern gnädigen Herrn zu 
Kirchberg ein Schlagfluß rührte und fiehe, er kann bis auf diefe Stunde 
noch nicht allein gehen, wird es auch nicht mehr lernen; auch wurde jein 
Beritand etwas verlegt. Robert ift zu bedauern — — —. 

Der Erzherzog Karl ijt nun als Feldmarſchall auch von Geiten 
be3 Kaijerd, feined Bruderd, ausgerufen worden, indem er es biähero 
nur vom Reihe war. 

Der Obrift Freitag von dem Regiment Gemmingen, jo bei und 
im Quartier liegt, ift ein gelehrter und rechtſchaffener Mann und hält 
unter feinen Truppen eine genaue und jcharfe Zucht. 

Weil hier da3 Hauptquartier ift, jo find täglich 24 Soldaten auf 
der Wadt, die jobann nad 24 Stunden wieder von anderen von den 
Dörfern herein abgelöst werben. Auch kommen immer viele Herren 
Dffiziere zum Mittaggmahl, jo daß wir täglih 50 Mann oder noch 
mehr von Gemeinen und Offizieren im Klofter jpeijen. 

Den 17. Jänner ftarb der Fürft und Biſchof von Conſtanz, 
Chriſtoph Marimilian von Rodt, da er 83 Jahre alt war. 

Wir haben jett unfer Contingent complet; 83 Rekruten gaben fi 
freiwillig an; weil wir aber 108 haben jollten, jo mußte man an einigen 
Orten, beſonders in der obern Herrſchaft Oſterach, jpielen. Dieje Reichs— 
truppen werden dem Prinzen Karl übergeben; er Tann fie gebrauchen, 
wie e8 ihm gut gebünft. Cavallerie verlangte er Feine. Den folgenden 
Monat, den 17., müſſen fie aufbrechen, einige nad Ulm, andere nad 
Sulgau und die dritten nach Hedingen. Die Unferigen kommen nad 
Hedingen. 

Den 22. Jänner fam GeneralsLieutenant Sporg bier an; er 
übergab den 23. dem Obrift Freitag dad Regiment Gemmingen und 
ben 25. Bielt er Mufterung des gemeldeten Regiment, welches ſich in 


73 


unferm Hofe Morgens 8 Uhr verlammelte; es ſchwur Anfangs einen 
Eid der Treue, ſodann wurde jeder Mann berabgelejen und einzeln eines 
jeden Kleiderftüf vom General jelbjt unterfuht. Nach biefem wurden 
die Truppen wieder in ihre Winterquartiere entlaffen und General Sporg 
ging diejen Tag nach der Tafel wieder mweiterd ab. 


Hornung 1800. 


Den 7. d. wurde das Winterquartier in unjeren Gegenden wiederum 
aufgehoben. Die Truppen zogen fi) nad Rothweil, Herr Obrift Freitag, 
ſammt ben übrigen Offizieren, war jehr dankbar, da er Abſchied nahm; 
fie würden noch gerne länger bier geblieben fein. 

Den 14. befamen wir wieder ein neues Winterquartier, nämlich 
das erite Bataillon vom Regiment Clairfait; der Herr Major allein 
mit jeiner Frau und zwei Kindern, der ein Cmigrant, iſt bei ung ein= 
quartirt. Diefe Truppen Tagen bisher zu Ingolſtadt. Meil alfo alle 
Truppen vorrüden, jo mußte auch dieß fi dem Rheine nähern. 

Weil einige Rekruten von den unferigen bejertirten, jo war man 
genöthigt, in Abgang Freiwilliger zu jpielen; man braudte nur nod) 
ſechs Mann; diefe wurden unter jenen in unjerer untern Herrſchaft 
herausgeſpielt, die jih unter der Zeit von fünf Jahren nicht wohl auf: 
geführt hatten. 

Den 17. Hornung reiste unjer Gontingent, fünf und ein halbes 
Simpel, jammt ihrem Major Herrn von Gilm und Lieutenant Herz, 
95 Mann jtarf, ab; fie zogen nad) Hechingen; ein halbes Simpel blieb 
unterdeſſen noh da. Sie befamen Alle öfterreihiichen Sold, täglich 
20 kr.; auch werben fie von einem öfterreichtichen General commandirt 
werben. Sie haben Alle lange Hojen und kurze Kittelden. Schmaben 
allein jtellt aljo ohne Württemberg 12000 Mann, lauter Infanterie. 


März 1800. 


5. März. Jetzt haben wir bei Hofe alle Zimmer voll Offiziere; 
der Stab des Regiment? Clairfait ift daſelbſt einquartirt; meil dieß 
Regiment fait ganz aus Emigranten beiteht, jo haben mehrere aud) ihre 
Frauen und Kinder bei fi. Der Herr Obrift ift ein Nepot bed Generald 
Glairfait; der General ift in Perſon nicht ba. 

22. März. Morgens frühe brad) dad Regiment Clairfait wieder 
weiter vorwärtd dem Nhein zu auf; ihre Weiber und Kinder aber 
mußten zurüd nad Ulm ſich begeben. 

Auf den Mittag kamen ſchon wieder andere Truppen Infanterie, 
nämlich; bad Regiment Stein, wovon ein Bataillon ſich in die Salmans— 


74 


weilijche, ein anderes in die Meersburgiſche und das dritte in die Heiligen- 
bergiihe Herrſchaft wirklich einquartirt hat. Herr Obrift und General- 
abjutant fiegen bei und zu Hofe. 

Prinz Karl ijt wegen Gejundheitumjtänden von der Armee ab- 
berufen worben und reißt wirklih nah Böhmen; gejtern ging er burd) 
Stodah — eine traurige Nahriht für den Soldaten, al3 für jeden 
ehrlihen Schwaben. Den 18. Hatte er dad Commando dem General- 
Teldzeugmeifter Kray übergeben. 

Es kam heute die Nahriht von cinem neuermählten Papite an. 
Die Wahl der Cardinäle fiel auf Gregor Barnabas Chiaramonti; er 
ging mit zehn Jahren in ein Benebictinerflojter, wurde darin Profeſſor 
ber Philojophie und Theologie, darauf Prior, jodann Abt-Biſchof und 
Gardinal. Er ift 57 Jahre alt und bat den Namen Pius VII. an- 
genommen. Er murde geboren 1742 zu Lejena, welches auch der Geburtsort 
ſeines Borgängerd war. Nachdem er fein 16, Jahr im Kloſter erreicht 
batte, machte er Profeß. Er hatte bei der Wahl von 32 Cardinälen 
da3 Votum; an feinem Namenstag Gregor neigten jih die Stimmen 
für ihn und die Wahl wurde einige Tage hernach publicirt; fie ging 
vor jih auf der Anjel Georgio maggiore. 

Den 30. März wurde in den Gegenden von Lindau eine Kanonabe 
gehört; es Fam jogleich ein reitender Bote an und das Regiment Stein 
verließ eilends unjere Gegenden und zog fi dahin, jo daß wir jegt von 
allen Soldaten entledigt find. 

31. März. Heute in der Frühe um 1/7 Uhr fing wie gewöhnlich 
ganz munter unjer P. Aloyfius Seller jeine Heilige Mejje zu lejen an; 
er fam bis zur Wandlung; da er dad Brod conjecrirt hatte, jo ſank er 
auf einmal am Altare um und fiel zu Boden, ohne ein Zeichen des 
Lebens von fi zu geben. Dieß geſchah beim Altar Salvatoris. Der 
Miniftrant, ein Student, Tief glei) davon und machte Lärm; weil man 
einen Schrei von ihm im Chore gehört hatte und aud den Studenten 
und andere Leute herzueilen jah, jo ging auch P. Prior jammt einigen 
Patribus aus dem Chore; man Hub ihn auf, zog ihm die priejterliche 
Kleidung aus, jegte ihn in einen Seffel, brachte Wafjer und Eſſig her: 
bei, womit man ihm die Naje, Mund und Schläfe benetzte; er erhob 
die Augen wieder und athmete wieder leicht; barauf trug man ihn in 
den Gonventdgang hinein. Bei allem dieſem war aud) jein Vater zu: 
gegen, unjer Herr Hof-Kammerrath (Vater des jpäteren Biſchofs von 
Evara i.p.i., bekanntlich de erjten Biſchofs von Rottenburg). Darauf 
führte man ihn unter beiden Armen die Stiege hinauf in das Kranken: 
haus; er fonnte noch gehen, rebete aber Fein Wort; er befam einen 
zweiten Paroxysmus oder die Gidt. Man gab ihm bie letzte Delung; 


75 


bie nämlichen Anfälle wiederholten fi ganz genau alle Biertelftunden 
und ein jeder dauerte beiläufig zwei Minuten; bei jedem meinte man, 
ber Tod jei gewiß; er wurde nämlich auf's Heftigſte erjchüttert; Die 
Daumen zog er zwilchen die Singer; doch man hub ihm jelbe allzeit 
jammt den Armen. Damit er den Mund nicht zuſammenſchließen konnte, 
gab man ihm ein Holz zwijchen die Zähne; die Farbe wurde blau und 
jodann todtbleich, die Augen fürchterlich verdreht. Man konnte ihm gar 
feine Mebicin beibringen; man madte ihm auf das Haupt unb auf ben 
Magen Einjchmierungen und Ueberjchläge, auch jegte man auf die Waden 
Beficatord; doch Alles vergebens; Alles fuhr im nämlichen Anhalten bis 
auf feinen Tod glei fort. Er ftarb um 3 Uhr den nämlichen Tag 
noch; er befam 30mal die nämlichen Anfälle der Gicht; der legte Anfall 
hielt bei 3/, Stunden an und zu defien Ende gab er jeinen guten Geift 
auf. Das von ihm in der Frühe angefangene Opfer jegte ein anderer 
Briefter, der noch nüchtern war, fort und vollendete es. 

Da man den andern Tag vor feiner Begrabung ihm die Hirnjchale 
öffnete, fo fand man, daß die eine Hälfte des Hirnd vom Brande ganz 
ſchwarz war, die andere aber ganz ausgetrodnet. Er war 39 Jahre 
alt, war ſonſt dem Schwindel unterworfen, etwas niebergejchlagen und 
mürriſch zu Zeiten; er muß alfo jchon länger nicht gejund geweſen fein. 

Wir und die Studenten, bei denen er Profeſſor war, haben viel 
an ihm verloren; er hatte die befte Handichrift, konnte ſchön zeichnen. 
Er Hatte auch bie Globos im Armario physico, bie P. Eberhard ge- 
macht, allein gefchrieben, die ein wahres Meifterftüd find und von allen 
Kennern hochgepriejen werben. 


April 1800. 


20. April. Gejtern Abend um 1/,—/,7 Uhr wurden alle Glocken 
geläutet und heute (Dom. in albis) ein feierlihes Hochamt gehalten und 
nad demjelben das Te Deum laudamus mit Mufit abgejungen, um 
Gott für die glüdliche Erwählung Papit Pius’ VIL zu danken. 

21, April. Das Regiment Stein, das bei uns ſchon das zweite 
Mal, nämlich) den 5. d., einquartirt iſt, verließ heute unjere Gegend und 
zieht nach Weberlingen vorwärts; anftatt diejem aber z0g das k. k. Re— 
giment Bender fogleih in unſere Gegenden ein. 

26. April. Genua hat jhon verlangt, ſich den Dejterreichern zu 
ergeben, nachdem daſelbſt die Franzojen eine gänzliche Niederlage erlitten 
hatten. Sie ließen nad den Zeitungsberichten 9000 tobt auf dem 
Schlachtfelde und 7000 murben gefangen. Ahr franzöfiiher General 
Mafiena ſoll durch einen Flintenſchuß durd den Kopf jelbit tobt auf 


76 


dem Plate gefunden worden fein!. Dieſe Schlacht lieferte ber General 
Melad den 11. d. ald am Charfreitag. 

Heute Mittag brach dad Negiment Bender von und auf und weiter 
vorwärts dem Rheine zu. Die Ordre langte gejtern Abend um 10 Uhr 
bier an; denn die Franzoſen follen geftern Eonftanz verlaffen haben; fie 
jollen auch im Fortgehen an einigen Orten in ber Schweiz geplündert 
haben, von daher man gejtern das Stürmen, vielleicht ber la sie 
Schweizer um Hülfe, hörte. 


Mai 1800. 


2. Mai. Geftern Abend ließen die Stodader ihre Studenten von 
bier abholen mit ber Nachricht: die Franzofen rücden an und feien nur 
noch einige Stunden von Stockach. Der Lärm murbe erſt heute groß. 
Dod wir erhielten ein Schreiben, daß es wahr fei, die Franzoſen jeien 
bei Maria:Stein von der Schweiz herüber über den Rhein gebrochen 
und gegen Stodad vorgerüdt. Doch wären fie von ben öſterreichiſchen 
Dragonern wieder zurüdgejhlagen morben. 

Auch dieß ift officiell, daß die Franzoſen bei Breifah 2000 Mann 
ſtark den 25. April über den Rhein gegangen und benjelben Tag nod) 
in Freiburg eingerücdt feien. Dan jagt aber, fie jeien ſchon wieder aus 
Freiburg hinweg. 

3. Mai. Heute ift der Lärm wegen ben Franzojen wieder etwas 
größer als geitern; doc jehr verichieden find die Nachrichten. Man jagt: 
bie Franzoſen wären bei 25000 über ben Rhein bei Stein gegangen. — 
Doch Alles muß doch nicht ohne Grund fein; denn mie ich gewiß weiß, 
jo padt man die beiten Kirchenſchätze dahier in Kiſten. 

4. Mai. In dem Augenbli werben die Franzoſen das dritte Mal 
bier erwartet. — Denn fie find gejtern in Stockach eingezogen, ja big 
Nefjelmang, etwa fünf Stunden von hier, vorgerüdt. — Was gejtern 
Abend und die Nacht Hindurd für eine Unruhe und Lärm überall war, 
das läßt fich nicht bejchreiben. Auf der Straße ſah man flichende Leute, 
Weiber mit Kindern, Wägen, Vieh, das fortgetrieben wurde, Euriere 2c.; 
doch Feinen einzigen Oeſterreicher; denn fie Hatten ſich alle ordentlich 
nad Pfullendorf Hin gezogen. In dem Convente und bei Hofe hörte 
man nicht? ald Kiften vernageln, Wägen beladen — einen mit bem 
Arhive und den andern mit dem Kirchenſchatz, bie vor 11 Uhr noch 
abfuhren. — Unſer gnädiger Herr jammt feinem Secretär Caspar Oechsle, 
dem P. Arhivarius und einem Bruder flüchteten fih auch in der Mitte 


1 Jft irrig. 


77 


ber Naht nad Weißenau und bieß in zwei Gefährten, da er nämlich 
noch nicht allein gehen Tann, jo war im zweiten Wagen jein Bett. Der 
Prälat von Rheinau, der hier ſchon zwei Tage auf der Flut war und 
befjere Nachrichten erwartete, wurde auch in ber Nacht mit zwei Pferden, 
weil man die übrigen alle brauchte, gegen Weingarten fortgeführt. — 
Es waren jeit dem Herbfie wieder zwei Patred von Kaijeröheim, um zu 
ftudiren, bei und; auch biefe traten um 1/1 Uhr Nachts zu Fuß ihre 
Reiſe nah Haufe an. Dieß aber und noch Mehreres machte eine jehr 
unrubige Naht aus. Auch kamen der Tambour von unferm Contingent 
jammt noch ein und anderen Soldaten von den Unjerigen in der Nacht 
bergelaufen, bie ben Lärm und bie Furcht noch vermehrten. Sie erzählten 
unter Anderm, daß dad Regiment Fürjtenberg, morunter fie ftunden, 
zwar jehr tapfer gejtritten, aber doch jehr viele Leute verloren habe. 
Der Tambour jagte: er wäre von den Franzoſen jchon gefangen gemejen ; 
da die Franzoſen aber mit den Defterreihern gefochten, jo wäre er 
während dem Gefechte entronnen. Dad Magazin in Stockach murbe 
meiftentheild hinweggeführt; daß das Uebrige von den Defterreichern ans 
gezündet worden fein joll, ift ohne Grund; doch jagt man ed. Auch 
ſoll die öfterreichiiche Armee noch bei Engen ftehen und die ganze Be— 
megung der öjterreichifchen und eineätheild ſchwäbiſchen Truppen bürfte 
nad) Einiger Meinung nur eine verjtellte Flucht gemejen jein, um bie 
Franzoſen weiter vom Rheine megzuloden, um fie jodann abjchneiden zu 
fönnen, — Auch einige Studenten gehen nah Haus. 

Bor 3 Uhr fam der P. Auguftin von Birnau und jagte: bie Fran— 
zojen wären ſchon in Ueberlingen und hätten Piquette vor Birnau, eine 
Stunde von bier, draußen. Man fang vor der Vesper dreimal das 
„Sub tuum etc.“ und fiehe, um 4 Uhr kamen ſchon die eriten Frans 
zojen, nämlich verjchiedene zerjtreute Reiter. Adieu — ich verſchiebe jet 
dieſe Schrift! | 

5. Mai. Heute gleich nad der Mette Holte ich dieſe Schrift aus 
dem finftern Roche, in welches ich fie geitern jammt noch mehreren Saden 
verjtectte, wieder hervor. Es kamen beiläufig nur 50 Mann Hufaren 
von ben Franzoſen in’® Kloſter herein; unter ihnen war ein General: 
adjutant; er fragte gleich bei jeiner Ankunft nad verſchiedenen Saden, 
3. B. Pferden, Wein, Mehl, Vieh ꝛc., und wie viel wir von jedem in 
der Quantität hätten. Er nahm den P. Prior auf die Seite und for- 
derte eine Brandihagung von 1000 Louisd’or, cine Kutſche und vier 
Pferde. Nach einer Stunde beiläufig verbreitete ſich ein Gerücht, bie 
Defterreiher rüdten von Bregenz heran — und wirklich waren aud 
ſchon drei Hujaren bis nad Stefansfeld vorgerücdt, die auf ben fran= 
zöſiſchen Vorpoſten feuerten. Die Franzojen verlangten von P. Prior 


78 


al’ fein Gelb; er brachte es ihnen und ſie nahmen's — an 800 fl. — 
und gingen zurüd. 

Wir hatten aber das britte Mal feit vier Jahren Franzoſen bier 
gehabt; dieß letzte Mal aber nicht länger als drei Stunden; denn um 
7 Uhr ließ ſich feiner mehr im Klofter ſehen. Man gab ihnen eine 
Kutihe jammt zwei Pferden mit; denn fie verlangten die Kutiche für 
den General; man gab ihnen auch, wie fie forderten, zwei Wägen, jeden 
mit drei Pferden beſpannt; neben biefem ftahlen fie noch ein und anderes 
Pferd und nahmen es mit, jo dat ung jest 13 Pferde abgehen. — 

Die Naht war bei und ganz ruhig; wir hatten feinen einzigen 
Soldaten bei und, weder Franzos, weder Dejterreiher. In der Frühe 
titten jchon einige Dejterreidher, beiläufig 12 Mann, durch unjern Hof 
den Franzojen nad). 

Geſtern Abend floh der P. Pfleger von Birnau auch zu und; er 
hatte den Franzoſen aud 10 Louißd’or geben müfjen; und fo war fein 
Geiftliher allda mehr. 

Der Prälat von Kübel, Benebict, der P. Morand und Br. Lorenz, 
aud beide von Lützel, blieben bei und. Die vier Fratres von St. Gallen 
jammt ihrem Profefjor wollten gejtern meiterd fliehen; allein fie hielten 
fih zu lange auf und mußten auch bei ung bleiben; denn fie fürdteten 
fi wegen den Schweizern, die vielleicht mitfommen möchten und mit ben 
Sranzojen Partei gemadt hatten, 

Da gejtern einige Patred, auch ich und der P. Zacharias, unter 
der Klofterpforte ftunden, jo hielten zwei franzöſiſche Hufaren unter der 
Stiege bei der Kirche til und winkten einem von und, binzuzugehen; 
der Bruder ging voreilig hinzu; fie begehrten Wein und Geld von ihm; 
da er aber fagte, er habe feines von beiden, jo hielten fie ihm ihre 
Karabiner vor die Bruft; er wieß fie zum Weinkeller hin; fie hatten 
aber feine Zeit, lang zu warten, ließen ihre Karabiner fallen und ritten 
ben andern nad). 

Dießmal hatte man mit Recht vor den Franzoſen größere Furcht 
al3 die zwei erjten Male; denn jett könnten fie ung mit Recht als ihre 
Feinde anfehen, weil mir Leute gegen fie im Felde ftehen haben. — 
Wenn fie nur nicht mehr fommen, jo find wir ungeachtet unſeres Scha— 
ben? wohl zufrieden und müſſen Gott für eine jo glüdliche Befreiung 
unendlich danken. 

Der General diefer Hufaren heißt Vandamme, der eine Divijion 
des rechten Flügel commanbirt. 

Es ift jet gleich 11 Uhr; man weiß jegt wenig Gewiſſes von ben 
Franzoſen. Die öfterreichiihen Dragoner, von denen ſchon zwei und 
nachgehends vier vom Necognogeiren zurückkamen, jagten: fie wären in 


79 


Ueberlingen, die vier legten aber: fie wären in Bermatingen. Doch bie 
ift gewiß, welches mir jocben P. Prior jagte, daß bie Franzojen hierher 
geichrieben haben: fie wollten heute auf ben Mittag hier jein; man jollte 
beimwegen Anitalten wegen Proviant auf fie hin machen. — Nun iſt es 
Abend und Gott jei Dank: ed kamen feine Franzofen zurüd; aud 
rüdten feine Defterreicher an, die man doch jo jehr wünſchte. Heute 
hörte man öfters fanoniren; man glaubte, e8 wäre eine Schladjt vor- 
gefallen. Unterbefjen fürchtet man ſich noch immer vor den Franzoſen; 
denn wie leicht Fönnte mwieber eine der gejtrigen ähnliche Räuberhorde 
anlangen. 

Der Kutſcher und bie Knete, jo geftern mit den ſchönſten Pferben 
mit ben Franzoſen abfuhren und bis nad Bobmann am Unterjce kamen, 
fehrten wieder nad; Salem heute zurüd, allein ohne Pferde und Wägen, 
jo daß und aljo der geftrige franzöfiiche Beſuch 13 Pferde Foftete fammt 
einer Ehaije und zwei Wägen. Dieß ift ein Kleiner Beweis von der Rede 
des gejtrigen Adjutanten: „Er habe Befehl, die Pfaffen feinblich zu be— 
bandeln und fie nicht zu jchonen; wohl aber den gemeinen Mann zu 
verſchonen.“ 

Die Franzoſen bekamen nebſt den Pferden bei uns dritthalbhundert 
Louisd'or, welches ich zuverläſſig weiß. 

6. Mai. Es kam ein Schreiben von unſerm P. Karl, der wieder 
den 4. in aller Frühe nach Oſterach begehrt wurde, bei uns an; er 
berichtete uns, daß die Franken in Pfullendorf eine Brandſchatzung von 
12000 fl. gefordert hätten. 

Dieſen Nachmittag gingen ſo viele Nachrichten herum, die ſo ver— 
wirrt waren, daß man gar nichts glauben kann. Nur das iſt wahr, 
daß wir in einer traurigen Lage ſind. 

Auf den Abend kam der Obervogt von den Münchhöfen, Waldſchütz, 
zu und; er ſagte: die Franzoſen wären bei Meßklirch, wo man auch 
gejtern und heute fanoniren hörte, von den k. k. Generalen Kray und 
Klinau zwar gejchlagen worden; man hätte auch jchon viele bleſſirte 
Franzoſen nad Stockach gebracht; unterbefien zoͤgen ſich doch die Oefter: 
reiher Ulm zu. 

7. Mai. Traurige Naht! — denn in diefer Nacht rückte wieder 
eine Horde Franzojen um 3/,11 Uhr und zwar erſtens Reiter bei ung 
an. Ihr Oberjt forderte gleich 100 Louisd'or; allein er ließ ſich nad) 
verjhiedenen Vorjtellungen mit 60 begnügen, Auch mußte man ihm 
verjprehen, beim anbrechenden Tage Wein, Brod, Fleiſch in's Lager zu 
führen, welches fie die Nacht hindurch auf dem Heiligenberg hatten. — 
Nachdem dieſe fort waren, fam eine zweite und endlich eine dritte Horbe 
Fußvolk an. Zehn Franzoſen hatten fi etwas länger als die anderen 


80 


aufgehalten und jhmausten um 1/,8 Uhr frühe noch im Offizierszimmer, 
und fiehe, plötzlich kamen beiläufig 10 Defterreicher ſpornſtreichs geritten 
in den Garten zwiſchen dem Hofgebäube; einer ritt die Stiege hinauf 
in den Gang hinein; zwei andere aber ſaßen ab und gingen mit bloßen 
Säbeln in der rechten und einer Piftole in ber linken Hand bem Offiziers⸗ 
zimmer zu; fie trieben bie Franken im Augenblicte in den Garten hinaus, 
wo fie von den übrigen Reitern entwafinet wurden; weil einer aber in 
dem Offizierdzimmer etwas ftätig fich zeigte und nicht bie Befehle be 
folgen wollte, jo gab ihm ein Defterreicher eine Kugel, jo daß er töbtlich 
verwundet liegen blieb. Die anderen Franken wurben alle zum Thore 
binauögetrieben und mußten mit den öfterreichiichen Neitern fortipringen, 
nämlid Markdorf zu. Einer von den Franken hatte gar nicht? als ein 
Hemd, Hojen, einen Strumpf ganz und ben andern halben an, Denn 
fie wurden, wie fie waren, gezwungen, bad Zimmer zu verlajien. Den 
Verwundeten trug man in’8 Krankenhaus des Hoigefindes. 

Dieß war ein freches Stück von Seiten der Oeſterreicher; denn 
faum waren fie zu Neufrach, eine halbe Stunde weit fort, jo famen 
ſchon beiläufig 40 Dann Reiter der Franken von Mimmenhaujen gegen 
den Heiligenberg Hingezogen daher; fie hatten ein Gefährt jammt zwei 
Handpferden bei fi; fie jollen den Meersburgern dieſe Nacht auch einen 
Beſuch abgeftattet Haben. — 

In der Frühe lagen noch immer einige Defterreiher im nädjiten 
Walde Hart verborgen; allein um 10 Uhr rüdten beiläufig 300 Franken 
Fußvolk vor denjelben, die von Heiligenberg herabfamen. Dieje blieben 
einige Zeit da ſtehen. Einige, bejonder8 Offiziere, kamen in's Klojter 
herein, die gräulid fulminirten; die anderen zogen fi aber Neufrach 
und Berinatingen zu. 

Die Franken bei Hofe unterjuchten den Vorgang mit ben Oeſter— 
reihern in ber Frühe und bejuchten den Verwundeten. Allein nad 
diejem, ungefähr um 12 Uhr, ſchrieben fie alles auf, wa3 und wieviel 
wir an Früdten, Wein, Ochſen, Schweinen, Kühen, Pferden haben; 
Alles mußte man ihnen jpecificiren; fie jehen ſich als Befiger von allem 
Dem an, mas wir haben — ober gehabt hatten. — Unjere Pferde— 
jtälle find nun alle geleert; es wird auch dem Fruchtkaften bald jo gehen. 
Es ift traurig! — Den Fruchtkaſten haben fie jchon verjiegelt und auch 
find ſchon einige Wägen von Stockach angefommen, die von und Früdte 
dahin abführten. — Diefen Nachmittag fam ein General N., vom General 
Vandamme geſchickt, über den Heiligenberg zu und. Er hatte Befehl, und 
alle zu deportiren wegen der DBerrätherei, die wir heute Morgen zu 
Gunften der Defterreiher an ben zehn leten Franzoſen follten verübt 
haben. Allein wunderlich leitet Gott die Herzen! Wir glaubten, das 


81 


größte Unglüd wäre für und, wenn ber verwundete Franzoſe noch lebe, 
und fiehe, es fam gerade das Gegentheil heraus; ed war unjer Glüd 
und ihm nad Gott haben wir es zu verdanken, daß ber ſcharfe Befehl 
nicht vollzogen wurde. Er bat für die Geiftlihen, entſchuldigte fie und 
fagte, daß fein einziger Geiftlicher zugegen geweſen wäre (er ſagte wahr), 
daß die PBatrouille zu ſchnell wäre überfallen worden, woher aud ihr 
Unglüf gelommen wäre. Auch bat der Commiſſarius vom General für 
und und ſiehe, er ließ ſich befänftigen und ging um 5 Uhr wieder über 
den Heiligenberg zurüd. 

Um 1/,7 Uhr rüdten bei 1000 Mann Infanterie über den Heiligen- 
berg zu ung; fie liegen jegt im Wäldchen Schürbud in unjerm Angeficht; 
auch hörte man Abend3 gen Meeräburg kanoniren. — Eine jchredlicde 
Naht befürdtet man — eine Augraubung. 

8. Mai. Die Naht ging, Gott fei Dank, glücklich vorbei, allein 
der Tag war hart für und. Bon 9 bis 11 Uhr famen immer Franken, 
meiftend Infanterie, über den Heiligenberg herab; fie zogen ſich jodann 
alle, aud die im Schürbud lagen, und zwar wie bie eriten Bermatingen 
und Bregenz zu. Der General, der geftern bei ung war und jo empört 
über die Klöfter ſich zeigte, kam aud heute wieder auf einige Zeit und 
nahm eine Chaife mit fih. Er jagte gejtern unter Anderm auch: er wüßte, 
bat Salmansweiler das berühmteite Klojter wäre; fie wollten c8 aber 
zum niebrigiten berabjegen. Kurz! die Franken juchen Salem zu ruiniren 
und haben aud ihren Endzweck bald vollends erreiht. Sie verlangten 
auf heute 300 Wägen; allein man brachte beiläufig nur 70 zufammen ; 
dieje wurden alle mit Wein und Früchten beladen und ber Armee nach— 
geführt. Nun ift unjer Fruchtkaſten bald von allen Früchten bis auf 
die legten Kernen von ihnen geleert. Mehl haben wir aud nicht 
mehr. Aus Gnade ließen fie und Brod auf zwei Tage in's Con— 
vent tragen; was Uebriges da war, wurde fortgeführt. Kein einziges 
Pferd, jo da war, blieb und nod. Den übrigen Wein und ba3 
übrige Vieh haben fie auch aufgejchrieben; vielleicht holen fie auch 
dieſes nod). 

Unter dem Hochamt pochten vier an ber Kirchenthüre; man mußte 
ihnen aufmachen; ſie jahen jodann die Kirche an, jchrieben die Anzahl 
ber Altäre, Neligiojen, Handwerksleute ꝛc. auf, welches fie alle von 
dem Eujtorei-Bruder Zacharias zu wiſſen verlangten. 

Bon 12 Uhr bis 3 Uhr waren wir von allen Franken frei; um 
3 Uhr aber fam ein Depot von 29 Mann mit Berwunbeten und 41 
Pferden wiederum an, die bei und bleiben. 

Die Armee oder der rechte Flügel, ben Lecourbe commanbirte, jo 


heute bei ung vorbei Ravensburg zuzog, mag nod — ſtark fein, 
Freib. Dide⸗Archtv. XVII. 


82 


Ob fie geichlagen worden find, das weiß man noch nit. — Die Of: 
fiziere werfen alle Urjache diejed Krieges auf die Klöfter und ermuntern 
au den gemeinen Mann, biefelben nicht zu verichonen; jo fagte Heute 
unſer blejjirter Franke; dieſen konnten fie nicht mit ſich fort ober weiters 
transportiren; denn er ijt tödtlich verwundet; bie Kugel ging durd cin 
Bein und durchlöcherte jo jeine Blaje. Unterdefjen iſt er mit feiner Ber: 
pflegung und mit und wohl zufrieden und recht dankbar. 

Auch heute den ganzen Tag wieder hörte man Feine Glocken; benn 
die Franken haben unter Verluſt des Kopfes verboten zu läuten. 

9. Mai. Die Nahridt von völliger Räumung unfered Frudt: 
fajtend war gejtern übereilt; fie füllten nur 60 Säcke Haber, die jie 
mitnahmen; es blieben und jchon noch die anderen Früchte übrig. — 

In Oſterach, wohin unjer P. Karl mwieber verlangt wurde, haben 
fie auf ihn geihofjen; zum Glüde aber verfehlte ihn die Kugel. Die 
Franken ziehen ji von dort aus nah Buchau und Biberach. 

10. Mai. Wir hatten biäher noch die zwei Pferde des Hof: 
drüchlers (?); allein auch diefe mußten heute ber, um einen Offizier fort: 
zuführen. Der Offizier, jo bei dem Depot ift, befennt ſich zur katholiſchen 
Religion und ijt ein braver Mann. 

Die vergangene Naht ftarb der verwundete Neufranfe mit Namen 
Martialis, nachdem er vorher gebeichtet und communicirt hatte (er wurbe 
den 11. zu Stephansfeld nah dem Gebraude der Fatholiichen Kirche 
beerdigt. P. 8.). 

Der Wein, jo in diejen Tagen fortgeführt und ſonſt hier von den 
Franken verzehrt wurbe, beläuft fih auf 13 Fuder, einige Eimer mehr 
ober weniger. Auch murben 3000 Laib Brod & 3 Pfund und nod 
2000 & 2 Pfund abgeführt und verzehrt. 

Dem Commiſſär Bommier mußten 70 Xouisd’or präfentirt werben, 
um die Jrüdte und Wein zu löjen. | 

General Bandamme, der eine Divifion dieſes rechten Flügels com 
mandirt, war ben 8. d. M. jelbit bier. Er beliebte nur ganz kurz ab: 
zuiteigen und ſich eine Chaije auszulejen; er gab ſodann diejenige, jo er 
ſchon von und befommen hatte, jeinem Abjutanten; biefer wollte fie ſo— 
gleih uns wieder verkaufen; allein Herr Seyfried antwortete ihm: da 
man feine Pferde mehr hätte, jo brauche man auch Feine Ehaije. 

In der Frühe wurde eine ſchöne Chaije des Prälaten von Weißenau 
und Pferde von Weingarten durch unjern Hof nad Stockach zugeführt. 

In der Naht kamen wieder einige Reiter bei und an. 

Den Franken in Schürbud mußten wir zwei Legeln Wein & 16 
bi3 18 Eimer, wie auch zwei Ochſen zuführen. Auch fojteten und dieje 
Gäſte 16 Eimer ſammt no einigen Maßen Branntwein. 


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Es beliebten auch zwei Offiziere aus unferer Bibliothek zwei Land: 
farten von Deutichland mit ſich zu nehmen. 

Der Franke, den man heute Morgen mit den zwei und noch übrigen 
Pferden fortführte, fam mit dem Befehle an, daß erftend unjer Herr 
Dberamtmann nad Altshauſen abreijen follte; weil er aber ein kränk— 
liher Mann ift und ung ſehr nothmendig, jo ging jtatt feiner unſeres 
Herrn Kanzler Sohn Seyfried, ber den Titel „Oberamtsrath“ führt, 
bahin ab; zweitens jollen wir 60 zwei: und breilpännige Wägen nad 
Pfullendorf ausfertigen laflen; dieß mußte auch geichehen. 

Es ging und bei diejem britten Weberfall der Neufranfen während 
biejem Kriege noch am härtejten; doch hätte es auch noch ſchlimmer gehen 
fönnen. Das Beite ift, daß dießmal unjere Unterthanen von ihnen faft 
gar nicht beſchädigt wurden; fie thaten jehr gut, daß fie zu Haufe blieben; 
denn an jenen Orten, 4. B. in den Münchhöfen und anderen Orten 
bei Stockach, wo Leute fortliefen und die Häufer leer jtchen ließen, ge— 
Ihahen große Ercefje, auch gänzliche Ausplünderungen. 

12. Mai. Geſtern verließen die Franzojen Conſtanz gänzlich, das 
ihon ſeit dem Feſt des hl. Michael 1799 von ihnen bejegt war. Die 
Stadt hat vieled gelitten und ſchon bereit? 400000 fl. Schulden; ein 
Pfund Brod galt daſelbſt während der Belegung 14 kr.; ein Pfund 
Fleiſch ebenſoviel. Dieß hörte ih auß dem Munde eine rechtſchaffenen 
Bürgers von Conſtanz jelbft, der gejtern mit den letzten 120 Franzoſen, 
die nach der Armee ziehen, über den See fuhr. Gonitanz ift nun wieder 
offen; die Nheinbrüde aber laſſen die Franken noch nicht beritellen. 

Heute kam an und eine Requifition, die alljogleih an das Lazareth 
nah Meßkirch jolle außgefertigt werben: nämlih 3 Ochſen, 80 Bett: 
jtätten, 130 Leintüder, 200 Bejen, 800 Maß Wein, Branntwein, 
400 Ellen Leinwand, Del, Reit, 100 Pfund Zuder, 30 Map Honig, 
Lichter, 6 Lichtſtöcke, Zwetſchgen, Strohſäcke, 300 Hemder,. Löffel, 
6 Fußkübel ꝛc. 

Die franzöſiſchen Vorpoſten, ſagten geſtern die Franzoſen, ſo bei 
uns ſind, ſtünden noch fünf Stunden von Ulm. Moreau wird alſo 
bald nach Ulm gelangen. 

General Kray lieferte den Franzoſen ſchon drei Schlachten: die erſte 
bei Stockach, die zweite bei Meßkirch und die dritte bei Blaubeuren un— 
fern Ulm. Die Franzoſen hatten ſchon viel gelitten; ja ſie ſagten ſelbſt: 
ſie hätten ſchon in dieſem Monat bei 20000 Mann verloren und den— 
noch ziehen die Dejterreiher zurüd, Ein Räthjel, dad man nidt er: 
klären kann! — 

Auf dem Frauenberg bei Bodmann wurden unſere zwei Mitbrüber 
Amadeus und Paulus gänzlih ausgeraubt; alles wurde ihnen ge 

6” 


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nommen, was ben Franzoſen anftänbig war, und nebftbem alle Thüren 
und Käften zerfchlagen. 

13. Mai. Es fam die Nahridt an, day nun die Franzoſen auch 
Bregenz in Befig genommen; bie Defterreiher ſollen fi ſchon vorher 
entfernt haben und auch dieß Magazin, wie jenes zu Biberah, fam in 
die Hände der Franzojen. 

16. Mai. Einige Tage her war es bei und ziemlich ruhig. Gejtern 
ſchickte man die verlangte Requifition nad Meßkirch ab; doch Feinen 
Artikel an Zahl ganz, weil man fie nicht aufbringen konnte. Allein auf 
den Abend fam noch eine ungeheuer größere an; wir jollen nämlich inner 
drei Tagen 200000 Livres und in ſechs Tagen 100 angeſchirrte Zug— 
und 100 Gavallerie- Pferde und noch 100 Ochſen zu 400 und 500 Pfund 
liefern. Weil dieß unmöglich tft, fo ſchickte man nad) einer Conferenz 
ben Oberamtdrath Eugen Seyfrieb zum General Lecourbe jelbit ab, der 
dieje Nequifition als Divifiondgeneral ausjchrieb. 

. Den 20. Mai um 1/12 Uhr Mittagd kam Herr von Seyfried 
vom franzöfiihen Lager oder vielmehr vom General des rechten Flügels, 
ber die vorftehende Nequifition ausgejchrieben, wieder zurüd, Was 
er zumegen gebracht, kann ich noch nit jagen; nur das weiß id, 
daß er bis nad Kempten kam und bajelbit anlangte, nachdem bort 
foeben von den Franzoſen zwei Stunden lang war geplündert worden. — 
Zu Klofter Weingarten joll e8 das Klofter 60000 fl. nebjt allen Pferden 
bis auf eines gefoftet Haben. — Am Kloſter Ochjenhaufen ftehe es jehr 
übel; es ift dort ein Lazareth. — Zu Schemerberg und anderen bort- 
liegenden Orten wurde geplündert. 

Auf diefen Abend kamen bei und wieder 10 Chaſſeurs an, die jo ſchon 
länger bei dem Depot bei und waren, führten ſich recht gut auf; fie find 
zufrieden mit bem, was man ihnen gibt, und dabei luſtig und mohlauf. 

General Moreau Hat wirklich fein Lager in Dietenheim und Les 
courbe zu Babenhaujen. Vor einigen Tagen kam wieder eine Nequifition 
von 2000 Paar Schuhen und 200 Gentner Heu, dad nad Stockach ge— 
liefert werben muß, wo ein franzöflihe® Magazin ijt. 

21. Mai. Wiederum eine neue Requifition in das Lazareth nad 
Stodah, unter Anderem aud 5 Pfund Opium, 1000 Ellen Leinwand, 
150 Maß Honig, 600 Flaſchen Wein, 150 Maß Ejjig Man ſchickte 
etwas ab, aber nicht Allee. Nur was man aus der Apotheke nahm, 
beträgt über 400 fl. Man durfte nad dem Erlaß des Lecourbe nicht? 
mehr dahin ſchicken. Allein, weil e8 die Menjchheit betraf, jo ſchickten 
wir dennoh vom Meijten etwas. 

Herr Eugen Seyfried erhielt vom General Lecourbe einen Nachlaß: 
nämlih die 200 Pferde und 100 Ochſen gänzlich; anjtatt aber 200000 


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Livres oder 91666 fl. 40 Fr. muß jeht Salmansweil 628333 fl. ober 
136000 Livres bezahlen. Daß ber franzöfiihe linke Flügel bei Blau: 
beuren unweit Ulm gänzlih ben 17. d. M. geſchlagen mworben fei, wurde 
heute von einem Herrn von St. Gallen, der von Marchthal in welt: 
lien Kleidern jammt einem Boten bier anfam und in bie Schweiz 
reißte, ziemlich officiell berichtet. Es jollen 10000 Mann nad) der Aus- 
fage ber Franken jelbjt geblieben fein. — 

Zu Mariahof, einem Frauenklojter bei Neidingen im Fürftenbergi- 
ſchen, find ſchon wirklid die Dejterreicher wieder. Dieß jagte der von 
dort Hieher geſchickte Bote. Iſt fait unglaublich. 

Im Klojter Heiligkreuzthal wurde biäher nicht. geplündert; doch 
müjjen fie noch immer 30 Gentner Diehl zur Armee liefern täglich. Sie 
baben aud 12 Pferbe verloren und wir —? 25. 

Wir haben ſchon einige Tage bei 70 Mann Franzoſen ſammt vielen 
Pferden — jo jehr nahmen fie immer zu — und in unjerm Stall nur 
noch zehn Majtohjen und dennoch muß man ihnen täglid Morgens, 
Mittags und Abends Fleiih und Wein geben. — Kein Wunder, warum 
fie jo gern bier find! 

23. Mai. Heute ging Herr Seyfried mit dem Gelbe, nämlich 
3800 Louisd'or, um es dem General Lecourbe zu bringen, ab. Nachdem 
Herr von Seyfried dem General Lecourbe ein Präjent von 400 Louisd'or 
gemacht, jo geitattete er auch nebit obigem Erlaß, daß man an dieſem 
gegenwärtigen Geld alles abziehen dürfe, was wir bisher auf Stodad 
ſchon geliefert Haben, item das ihm ſchon gemadte Präfent; auch wurde 
die Schuhrequifition eingeftellt. 

Der Prälat von Weingarten ftarb auf der Flucht vor den Fran— 
zojen zu Salzburg. Bon Meßkirch aus kam eine ſchöne höflihe Dank— 
Ihrift Hier an für dasjenige nämlih, was man dort in's Lazareth hin 
geihicdt Hatte, obwohl wir nicht alles gaben, was requirirt wurde. 

24. Mai. Nah Mitternaht fam ein Schreiben von jenem Wadt- 
meifter hier an, der gejtern mit dem Geld abging, daß nämlich die Fran— 
zoſen ſtark gejchlagen worden wären und ſtark retirirten. In ber Frühe 
entitand in allen Gemüthern, wie man fich leicht vorjtellen kann, eine 
große Unruhe und Bejorgnig. Auch die Franzofen, jo bier waren, 
machten ſich zur Reife bereit und zogen um 1/,10 Uhr ſammt ihren zwei 
braven Offizieren ab von und gen Bermatingen. Es waren beiläufig 
40 Mann ſchwere Reiterei, ſchöne Leute und ſchöne Pferde, — 

Wir haben jet jchon ben Franzoſen gegen 12000 fl. an Victualien 
geben müflen. Gejtern gingen an General Recourbe 3800 Louisd'or oder 
41800 fl. ab; noch 14000 fl. bleiben zu bezahlen übrig und 6200 fl. 
hatte man wegen den Requifitionen nad Stockach abgezogen. Lecourbe 


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hatte auch ſchon ein Schreiben ergehen laffen: mwofern man ihm das 
Geld nit ſchicke, jo ftehe er für dad Klofter nicht mehr gut. — Diefer 
Tag ging glüdliher vorüber, ald man früher glaubte. Nur noch etliche 
Franzoſen find bier. 

25. Mai. Den Tag hindurd geſchah nichts, Auf den Abend aber 
famen 60 oder 70 Reiter mit ber Bagage bed Divifiondgenerald DBan- 
damme an; fie find nicht beſonders höflih; morgen wollen fie weiter 
nah Bodmann zurüd. Sie jagten jogar: Vandamme werde jelbft heute 
noch fommen. Sie gaben aud noch ein unbeftimmtes Fußvolk an, das 
fommen ſollte. — Nichts fam aber — lauter Zeichen, daß fie ſich 
fürdten! 

26. Mai. Die Gejtrigen gingen um 7 Uhr frühe wieder meiters, 
Sie hatten nebjt jechd oder acht Wägen aud einige ſchöne Chaifen und 
Ihöne Handpferbe, bie fie erbeutet haben. 

Vandamme jelbit joll wegen ben verübten Ausplünderungen in 
Schwaben nah Paris citirt worden jein und er ift jchon über Meerd: 
burg nad Conſtanz abgereißt, welches authentiſch ift. 

Auf den Abend kamen wieder einige Huſaren ſammt einem Xheil 
des Depotd, melches ſchon vorher bei und gewejen war, zurüd. Dieß 
bleibt wieder bei ung; denn daß die Franzofen retiriven, iſt falſch; ber 
Mahn entitand daher: In Saulgau waren bei 150 Mann Franzofen; 
gehling kamen 16 Mann Oefterreicher ſpornſtreichs geritten in die Stabt; 
fie nahmen zwei Franzoſen geſchwind gefangen und einen zerhieben fie 
und ritten zurüd, Die Franzojen, in den Häufern zertheilt, glaubten, 
die Defterreicher rücten in Menge an und zogen fich alle eilends in 
unjere Gegenden und nad Meeröburg zurüd und auf dieß 309 aud) 
unfer Depot weiter. — Diejen Leuten muß man täglid dreimal Fleiſch 
und Wein geben, jo wiederum bei uns blieben. 

27. Mai. Um 1/3 Uhr Nachmittags kamen Eljäher Bauern mit 
50 Wägen bier an; fie find ſchon drei Wochen bei der franzöfiichen 
Armee. Moreau Hat ihnen nun einen Paß gegeben, daß fie wieder nad 
Haus fönnen; fie bleiben bis morgen bier; man gab ihren Pferden 
Futter und ihnen zu eſſen. Sie haben eine Beberfung von mehreren 
Soldaten bei fih, die jagt, daß dieſe Wägen in Stodah Munition ab: 
holen; die Bauern aber jagen, daß fie nad) Hauje fahren. Welche Partei 
Recht Hat, wird der Erfolg lehren. — Diefe Elfäher Bauern haben in 
ber Kleidung etwas Bejondered; denn fie haben alle Schürze, die ihnen 
bis auf die Kniee reihen, an, ein übereinander gejchlagenes rothes Leibel 
und allgemein lange Kittel von ſchwarzer Farbe. Sie fommen von 
Memmingen ber. — Ale Naht Gäfte! — Bei 50 Mann Franzojen 
zogen heute wieber durch unfern Hof ber Armee des Lecourbe zu. 


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28. Mai. Da bei Blaubeuren der linke Flügel ber fränkiichen 
Armee viel gelitten, fo ftreifen die Defterreiher hart an der Donau bi 
Meßkirch herauf. Auf unferer Strafe gibt es deßhalb immer etwas zu 
bejorgen; benn fie ift jet für die Franzofen noch die ficherfte. 

Zu Mimmenhaufen waren die vergangene Nacht hindurch zehn 
Wägen Bleſſirte einquartiert, die von Biberach herfamen und heute bei 
Meersburg über den See geführt wurden. | 

Nebit den 50 Wägen, bie wir hatten, waren bie legte Nacht zu 
Weildorf noch andere 24 ebenfalls leere Wägen einquartiert. Diefe 
Eljäher Bauern waren nicht die Beiten. Da fie Alled ausgeſucht, fo 
fanden fie auch unfere Kanonen in der Wagnerei. Sie wollten fie mit- 
nehmen, Allein da man ihnen fagte, daß fie Feine Lafetten hätten, an— 
nebit aber vom General Fröhlid und Tarreau für unnüß erflärt worden 
wären, jo ſtunden fie von ihrem Vorhaben ab. Damit man in Zukunft 
vor bdergleihen Anfällen fiher jein möchte und da bie Franzoſen bie 
Kanonen täglich wieder hervorfuchten und felbige Öfter& bis in den Hof 
herausmälzten, jo ließ man fie verfchlagen und von unjerm Gloden- 
gießer Felir Koch am 31. d. einfchmelzen, um mwenigitend dad Metall zu 
retten. 

Auf den Abend und auch in der Naht geihahen von den Franzoſen, 
jo bei den 50 Wägen waren, im Schürbud und anderswo öftere Schüfje, 
ja ed mwurben jogar einige Kugeln in unjern Eonventgarten bineingejagt. 

Auf die Naht Hatten wir wieder viele Chaſſeurs, Hufaren zc., bie 
zur Armee abziehen, wie fie jagten; aber wahrſcheinlich find fie nur 
verjprengt mworben; benn viele haben nicht einmal Waffen bei ſich, be: 
ſonders jene, jo man täglich durchziehen fieht. Unter ihnen gibt es aud) 
Schweizer. Doch haben die Franzofen aus der Schweiz feine andere 
Truppen als Bolontairs; fie wollten zmar ſchon länger Truppen daſelbſt 
ausheben, allein daſiges Directorium widerjegte ji; nur wer Luft hatte, 
bem widerſagten e8 die Schweizer nicht, ſich unter die fränfiihen Truppen 
engagiren zu laffen. 

Ueber den Mittag hatten wir den General Moreau; er ift ſchon 
ein alter Mann und reist zur Armee. 

In unjer Krankenhäufel wurde ein Franzos gebradt, der etwa 
zwei Stunden von Baindt nebjt zwei anderen am Arm mit mehreren 
Pojten und einer. halben Kugel bfeffirt wurde, indem er mit einigen 
Kameraden durch einen Wald ritt. Die jo nicht getroffen wurden, ritten 
vorwärts, die anderen zwei Verwundeten nad Meersburg, er aber hieher, 
weil er jhon einmal hier war und jhon befannt ift. Er und fein Pferd 
waren, da fie ankamen, ganz mit Blut überronnen; denn aud das Pferd 
war verwundet worben. 


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Bon dergleihen Affaire erzählt man bie und ba. Die Franzoſen 
thun alfo jehr gut, wenn fie nicht einzeln veilen. Doch muß man nicht 
Alles auf Rechnung der Schwaben ſchreiben; denn man weiß zuverläffig, 
dag man jhon mehrere Faijerliche Soldaten, die entweder dejertirt oder 
Ihon gefangen wieder entkommen find, ja auch Schweizer in den Wäldern 
angetroffen, deren Metier ijt, mo fie Fönnen, Franzoſen zu töbten. 

Nach allgemeinen Zeitungsberichten und aud nad) eigener Ausfage 
der Franzoſen jelbit find fie 14 Divifionen jtark über den Rhein in 
Schwaben eingefallen, aljo in Allem 140000 Mann, wenn man jebe 
Divifion ald complet zu 10000 Mann, wie fie es nehmen, rechnet. 
Man kann alfo fiher glauben, daß ber f. k. General Kray mehr aus 
Schwäche ald aus Lijt immer weiter zurückziehe. Unterdeſſen iſt er doch 
noch nirgends geſchlagen morben. 

30. Mai. Herr Oberamtsrath von Seyfried, der und gewiß recht 
gute Dienfte leitet, kam gejtern von der frangöfiichen Armee wieder 
zurüd, Er wurde von Lecourbe, der zu Mindelheim ben 24. und 25. 
und Moreau zu Babenhaufen das Lager hatte, jehr freundlich aufge: 
nommen. Auch erhielt er an der Lieferung des zweiten Termind wieder 
einen neuen Erlaß, daß wir aljo nur noch circiter 8000 fl. ihm abzahlen 
müflen. Doch müfjen wir, wie alle umliegenden Herridaften, 3. B. 
Heiligenberg, Ueberlingen, Meersburg, Baindt ꝛc., 12 angeſchirrte Pferde 
zur Armee jtellen. 

Moreau zieht mit dem Kern ber Armee Augsburg und Lecourbe 
mit dem rechten Flügel Landsberg zu. Don ben Defterreichern Fonnte 
Herr von Seyfried nicht? erfahren; er konnte bad Elend, jo überall 
herricht, nicht genug bejchreiben: überall ausgeraubte Klöfter, Schlöfjer 
und Dörfer; viele Felder ganz von den Armeen zufammengetreten und 
verwüftet; alle Kornböden geleert und die Keller jauber gereinigt. Unſer 
Kaften zu Schemerberg wurde von den Franzoſen und jener zu Ehingen 
von den Defterreihern geleert. Unfer Pflegamt Schemerberg murde hart 
bergenommen, ber P. Pfleger Protafius und jein Socius P. Michael, 
Heiligenpfleger, haben nebjt Anderem allen Wein und alle Pferde ver: 
loren. — Sie waren auch Augenzeugen einer Schlaht auf dem nahen 
Riede und eined Scharmügel3 in dem Scloßhofe jelbit. — Weil die 
Franzoſen unjern Mattickhof bei Münchhofen verlajien antrafen, jo 
nahmen fie nebſt Schweinen und anderen Saden 26 Stüd Rindvieh; 
denn der Bauer Schleht, den wir hatten, verlich auch dießmal wieder 
den Hof, ſchickte die Schafe auf Stetten, die da gerettet murben, 28 
Ochſen aber auf Schemerberg, wovon 10 den Franzojen ſchon mußten 
gegeben werben; mit den Pferden aber führte er fein Eigenthum fort: 
vermuthlih nah Wernbdingen, wo er zu Haufe if. Seine Frau mußte 


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er in Meßkirch ald MWöchnerin lafjen; er jelbft aber fam geſtern hieher. 
Es wird vermuthlid jtatt feiner ein anderer Bauer aufgejtellt werben, 
weil man aud vorher ſchon einige Urjache gehabt, mit ihm nicht am 
beiten zufrieden zu fein. — Der Bauer auf bem Grünbelbucd hielt ſich 
rehtihaffen. Obwohl da Alles auögeraubt wurde, jo rettete er doch 
alle Vieh und Schafe, indem er Alles in den Wald getrichen. 

Der untreue Commiſſär Bommier, noch nicht 26 Jahre alt, dem 
wir um 70 Louisd'or unjere Früchte und Wein wieder ablaufen mußten, 
it nun tobt. Er hat zu Pariß eine Frau und Kinder, wie auch bei 
der Armee viele Freunde, deßwegen glaubte er, parbonnirt zu werben; 
allein er mußte fterben. — Dieß und jenes des Vandamme's iſt ein Bei— 
jpiel der Gerechtigkeit der Franzoſen. 

Zu Kirchberg landete ein Schiff mit Schweizern. Da niemand 
wirklich als die Hofmeifterin und eine Magd zu Hauje war, jo nahmen 
fie nebjt einigen Saden die filbernen Mefjerbefiede und gingen mieber 
weiter. 

Wir hatten neulich zehn Wägen beftellt, um Heu nad Stockach ab- 
zuführen; die Meeröburger aber waren jo nadbarlih und nahmen ung 
einen hinweg, baß wir alfo nur noch neun hatten. Auch wurbe auf 
ihre Anmeifung zu Kirchberg Heu geladen und nad Stodad geführt. — 

Es kamen wieder heute um Mittag 11 Offiziere an. Ueberhaupt 
ziehen immer auf der Straße zerjtreute Truppen, Chaſſeurs, Hujaren, 
„Bündelsbuben” ohne Waffen — jo heißt der gemeine Mann bei ung 
die kleinen jungen franzöfiihen Soldaten, die außer ihrer Muskete und 
dem Tornifter auf dem Nücden weiter nichts mit fi tragen — bald 
binauf, bald hinab Stockach zu, die ſich öfters ſelbſt einquartieren. Dieje 
zeriprengten Soldaten, wozu noch theils franzöfiiche, theild Hfterreichiiche 
Dejerteure fommen, machen das Reijen jehr gefährlih; man fieht aber 
auch auf der Straße jelten einen andern Menſchen ald Soldaten. 

In Ofterad) ift bisher Hauptjählih auf die guten Anftalten unſeres 
P. Karl wenig an Ercefjen verübt worden. Da man bebenft, wie ge: 
fährlich der Poſten ift, den er verfieht; da ſchon einmal ein Chaſſeur 
eine Piftgle auf ihn abgeſchoſſen und jet einmal die Umstände jo find: 
jo wird man c3 ihm nicht verargen, daß er nun ftatt des Habits melt- 
fihe Kleider und eine Perücke trägt. 

Auh die anderen Weltgeijtlichen gehen nicht mehr in ihren eigenen 
priefterlihen, ſondern in weltlichen Kleidern verftellt herum, beſonders 
in ben Gegenden von Oſterach, wo fie wegen den ſchwarzen Röden ſchon 
viel gelitten haben und immer von ben ranzojen umgeben find. 

31. Mai. Den 28.d. wurde bei Uhldingen am See auf einen franzöft- 
ſchen Marketender, der ein Wägelhen und vier Eimer Branntwein jammt 


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einem Pferde führte, im Eingange ded Waldes geihofjen. Die Mörber, 
beren es brei waren, glaubten, er wäre todt; fie veriharrten ihn und 
deckten Reiſig über ihn ber; er fam aber wieber zu ſich, kroch hervor 
und ging nad) Uhldingen hinein, woſelbſt er jetzt gefährlich blejfirt Liegt 
und feine Hoffnung des Auffommen® mehr hat; denn die Kugel ging 
ihm durch ben untern Leib und dur die Gebärme. Seine Mörder 
jeien in Bauerdfleider verhüllt geweſen; wer fie aber find, konnte man 
nit erfahren, obmohl auf Befehl unjeres Herrn Oberamtmannd der 
Wald jogleih von 24 Männern durchſucht wurde Auch erfuhr man 
nicht vom Pferde und von dem Wagen. Es Fönnen auch Schweizer 
oder Dejterreicher gemejen fein; denn in allen Wäldern findet man fait 
dergleichen Leute. 

An Mimmenhaufen lagen in ber vergangenen Nacht wieder viele 
Chafjeurs, die von Weingarten herabfamen; aud hatten fie zu Birnau 
und Maurach einige; am legten Orte waren über bie Nacht vom 28. 
bi3 29. 70 Mann. Bündelbuben laufen immer bin und ber. 

Auch zogen heute durch unfern Hof einige Stüde und Pulverwägen 
ber franzöſiſchen Armee nad). 

Daß die Dejterreicher Bregenz wieder inne haben, ijt jo ziemlich 
authentiſch. 


Junius — Brachmonat 1800. 


3. Brachmonat. Die Franzoſen, ſo bei uns ſind, fangen an, ſich 
nicht mehr gut anzulaſſen. Den 1. d. warfen fie, da man ihnen noch 
fein gefotten Fleiich geben konnte und anftatt deſſen in ber Frühe eine 
Suppe und Knoͤdel aufitellte, jelbe jammt den Trink: und anderen Ge 
Ihirren auf den Boden hinunter. 

Der franzöfiihe General Moreau hat fein Hauptquartier in Mem: 
mingen, von da aus er ein Schreiben an alle Reihsjtände ergehen ließ, 
daß ihre Gefandten jih jämmtlih da einfinden und ihre Beichwerben 
anbringen jollten, um jenen Ständen, bie ſchon viel gelitten haben, von 
denen, bie bisher noch nicht viel zu leiden gehabt, eine Linderung zu 
verihaffen. Unfer Herr Kanzler Seyfried mit feinem Sohn Eugen wird 
aljo nächſtens dahin abreifen. | 

Unterbefjen z0g ben 28. v. M. eine Divifion bed rechten Flügels 
unter Commando bed Generald Lecourbe zu Augsburg, mie daſige 
Zeitung jelbit bezeugt, ein, und die zweite Divifion ebendiejes ‘Flügels, 
die ſonſt Bandamme commandirte und in unjeren Gegenden war, ijt 
nad) Landsberg vorgerücdt. 

Bei Laupheim ftehen 15000 Defterreiher und ihre Vorpoſten 
rüden bis nah Schemerberg vor. Die Nachrichten dieſes Tages find 


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alle officiell; was aber aud biejem allem folgen wird, wird die Jufunft 
lehren. | 

4. Brachmonat. Die Franzoſen gingen dießmal nad) den Be— 
richten der Zeitungen mit 14 Divifionen über den Rhein; eine Divifion 
beiteht au8 10000 Mann, aljo 140000 Mann jtarf — mie ſchon oben 
gejagt worden. 

Der Commandant in Hohentwiel ergab feine Feſtung auf bloße 
Aufforderung des Generald Lecourbe (rihtig: Vandamme), mojelbit 
80 metallene Kanonen, 124000 Pfund Bulver ſammt allen den Koſt⸗ 
barkeiten, bie dad Volk dorthin als einen fihern Ort geflehnet (ge= 
flüchtet) Hatte, in die Hände der Franzoſen fielen. 

In Ulm liegen 15 Bataillon Truppen, mworunter 7000 mwürttens 
bergiiche find. Auch waren jhon zwei Stürme von den Tranzojen 
darauf gemadt, aber ohne Erfolg, obwohl jedem Mann der Franzoſen, 
der den Wall erjteigen würde, ein Louisd'or verjproden war. Unjer 
Herr Major Gilm, der dieß jchrieb, liegt auch darin. 

Wir ſechs Fratres würden heute, da wir wirklich ben Mittwoch der 
Duatember nad Pfingiten haben, jonjten nad; Conſtanz, um das Dia- 
conat zu empfangen, abgereist jein. Allein da unjer Fürftbiihof Dal: 
berg jammt dem Domprobjt und auch die mehrften geiftlihen Räthe vor 
der Ankunft ber Franzoſen anderswohin fi in Sicherheit begeben, jo 
müjlen wir, bejonder8 Eugen, Edmund und id, die wir beinahe jchon 
acht Jahre im Klojter find, auch dießmal noch Gebuld Haben. Dominus 
providebit. — 

6. Brachmonat. Wegen unjeren Kanonen jchrieb der Offizier, 
der fie ſelbſt einzufchmelzen erlaubte und unjere Sauvegarbe fein follte, 
an den General Moreau; dieſer ſchickte fogleich zwölf Dragoner, bie 
heute die noch nicht eingejchmelzten und das Metall von den eingejchmelzten 
Kanonen — in Allem 80 Eentner Metall, wovon der Centner für 
80 fl. 20 Fr. bezahlt wird — von und weg über den Sce Eonftanz zu 
führten, aljo ein Schaben von 6400 fl. — Auch bie noch vorhandenen. 
Zafetten der Kanonen nahınen fie mit fih fort. Sie boten es zwar 
an, daß man fie mit Geld losfaufen fönnte; allein fie würden fie doch 
am Ende und nicht gelafjen Haben; deßwegen ließ man fie lieber meg- 
führen. Wir hatten noch fünf ganze Kanonen und ein Stüd von einer 
‚alten Kanone, das 36 Gentner wog; dieß alles wurde weggenommen. 

7. Brachmonat. Was nod fajt über den Berluft der Kanonen 
gebt, it, bad die Franzojen zwar die 20 Pferde und 5 Wägen, worauf fie 
jelbe fammt den Lafetten fortführten, nur bis auf Meersburg verlangten; 
baher auch unſere Bauern ihre netten Pferde Hergaben; nun aber jelbe 
über den See geführt und mit ſich fortnahmen. 


92 


Heute Nahmittag fuhren wieder viele Pulvermägen, beiläufig 30, 
dur unjern Hof der Armee nad. — Auch kam ein Commiſſär an, der 
wieber Forderungen that, nämlich 150 Ochſen, Haber, Gerite, Spelt, 
75000 Franken Geld. Allein, weil Moreau und von aller Requiſition, 
bie nicht vom General en chef oder Divifiondgeneral ausgeſchrieben iſt, 
zu geben losgeſprochen und auch ſelbſt die Bond (Scheine) hier find 
gebrucdt worden; biefer Commiſſär aber feine jolden Eigenſchaften hatte, 
jo wies man ihn leer ab, jandte aber zugleich einen von unſeren Reitern 
in’3 Hauptquartier zu Moreau, mojelbjt unjer Herr Kanzler Seyfried 
jammt jeinem Sohne Eugen wirklich ſich befindet und für und negociren. 

Heute den 8. reiäte da3 zweite Depot von 38 Chafjeurd, das ji 
bier jchon länger nebjt dem jchon gegenwärtigen (das ber jüngere Boyes, 
der ehemald nebit jeinem älteren Bruder bier jtubirte, gleich Anfangs 
und ſchickte) einquartiert hatte, weiter vorwärts ab. 

9. Bradmonat. Ein Schreiben von unjerm Hauptmann Gilm, 
ber in Ulm liegt, meldet, die Franzoſen wären in Dietenheim, wie auch 
in Bayern geſchlagen worden; jie zögen fich daher wieder über den Led 
zurüd, Zu Augsburg jollen fie eine halbe Million Brandſchatzung ge 
forbert haben. Auch will man jagen, Moreau jolle geftorben jein, welches 
für Schwaben nit. gut wäre; denn er war jehr billig und geredt. 
(P. 8. Eine Sage, bie nicht bejtätigt wurbel) 

10. Brahmonat. Moreau hat ſich von Pfaffenhaujen wieder 
nah Memmingen zurücdgezogen, in melden Gegenden cine allgemeine 
Noth und großes Elend herriht. Zu Memmingen iſt fein Pfund Heu 
zu haben; daher müjjen alle Pferde vom Grünen, worunter die Sommer: 
früchte zu rechnen, ernährt werden. Die Defterreiher jollen die Winter: 
früchte abmähen, damit ſich die Franzoſen nicht darein verfteden und aus 
jelben auf fie jchießen möchten. 

Unjere Straße wird gegenwärtig nicht viel gebraudt; denn fie liegt 
den Franzoſen jehr unbequem, da fie alle Blejjirten über ben See ent- 
weder bei Meeröburg oder weiter hinauf transportiren. Zu Meeröburg 
ift ein Lazareth im seminario; daher fait alle Seminarijten entlafjen 
wurden; und ein zweited im Gemeindehaus. Doch wird eines von dieſen 
mit nächſtem auf Rangenargen verlegt werden. — Auch gingen geitern 
die ſechs Poſtpferde bier ab, die immer bereit waren und gebraudt 
wurden, um die Befehle und Schreiben jchleunigft zu transportiren. 

Die Straße von Uecberlingen nad) Meeröburg wird jtärfer gebraudit ; 
daher find zu Maurad immer einige Franzoſen, woſelbſt es und nebit 
Anderem täglich jehr viel Wein koſtet, 3. B. 9, 15—20 Eimer. 

11. Brachmonat. Auch das jchöne Zeughaus und der Schat 
von Weberlingen wurde von den Franzoſen geleert — ein Schaden immer 


93 


von 80000 fl.; denn nebſt vielen Flinten, Kugeln 2c. hatten fie 34 Ka— 
nonen, worunter jchöne und jehr große waren. Auch wurde eine For 
derung auf ihre große Glode und das Kirchenfilber gemadt. Die 
Räumung bed Zeughaufes geſchah den 9. d. M. 

12. Brahmonat. Heute feierten wir dad Frohnleichnamsfeſt mit 
einer jolennen Proceffion durch den Hofgarten. Auch einige Franzojen 
von unſerm Depot fanden fich dabei ein und erzeigten fich ordentlich. 

Schon einige Tage befamen wir immer einige monitoria, ja öfters 
im Tage drei biß vier, daß wir nämlich unter Androhung der jchärfiten 
Erecution aljogleih liefern follten, was den 7. db. verlangt worden. 
Man berief fih immer auf unfern Herrn Kanzler, der beim General 
Moreau für und negocire, und jo gingen die Offiziere wieder weiter. — 
Heute aber fam ein Schreiben von unferm Herrn Kanzler an, dab wir 
nämlich liefern jollten, wa8 man könnte; denn Moreau habe es jelbit 
befohlen; die Armee habe ed aud wirklich nöthig, welches alle Leicht zu 
glauben; denn man jolle fich eine Armee, die noch 80000 Mann ſtark 
fein mag, in einen jo Heinen Bezirk eingefchränkt denken! — Zubem ift 
diejer Befehl an alle Stände, die fie erobert, auf gleiche Art ergangen. 
An jenen Orten hingegen, wo bie Franzoſen Anforderungen gemacht, 
ihnen aber nicht? gegeben werben konnte, hätten jie Alles ausgeraubt 
und zerſchlagen; man könne überhaupt das Elend in jelbiger Gegend 
nicht beſchreiben; man müſſe e8 ſelbſt jehen. 

Wir müſſen alſo (die ganze ſalmansweileriſche Herrſchaft überhaupt), 
jolange die Franzofen in Schwaben fein werden, alle Monate 76 Odjen, 
2700 GEentner Heu, 100 Säde Haber u. |. w. liefern. Siche unten 
ben 14. hujus. — Die Franzofen jtehen mit ihrer ganzen Macht auf einem 
Klumpen bei Memmingen; ihre Armee iſt nicht mehr in Flügel getheilt. 

Auch Ichrieb unfer Herr Kanzler, daß der brave f. f. Obrift Freitag 
vom Regiment Gemmingen, ber im Sänner bei und im Winterquartier 
lag, nebſt 800 Mann gefangen worden fei. Ebendieß jei dem General 
Sporg und noch einem andern wiberfahren. Sporg und Freitag wurden 
auf ihr Ehrenmwort entlaſſen. Dieje Truppen waren wirklich auf dem 
Piquette und etwas weiter bis gegen Burheim vorgerüdt; allein da fie 
über ein Wafjer waren, jo ſchoſſen ihnen bie Franken die Brücke zum 
Rückweg weg und ließen beineben vier Weiher auslaufen. Durch die 
lief der Bad fo an, daß biefe Truppen nicht mehr über jelben zurück 
fonnten, und aljo mußten fie fi; mit ihrem Anführer Sporg gefangen 
geben. 

14. Bradmonat. Wir haben jeit dem 8., an welchem das zweite 
Depot von 36 Chaſſeurs abzog, nur noch beiläufig 12 Franzoſen jammt 
einem Offizier. Allein was jet noch über Alles ijt, jo Fam Heute ein 


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anderes Schreiben von unferm Herrn Kanzler aus dem Hauptquartier 
und wir müſſen nun wiber alle VBorftellungen alle Monate Nachſtehendes 
in drei AInftantien ober Decaben- liefern: Heu 2000 Eentner, ja nod 
darüber; Haber 100 Malter; Korn 769 Centner; Roggen 200 Eentner; 
Fleiſch 301 Eentner, wovon die Füße, das Cingeweide, der Kopf, bie 
Haut nicht gerechnet werden darf. Die Früdte müffen wir auf Lin: 
dau, das Fleiſch aber in's Hauptquartier liefern. Das Fleiſch beträgt 
28 Ochſen für jede Decade, in Allem 76. Einen Dritttheil von dieſer 
Requifition, die ſowohl für’ Kloſter ala für's Land ausgeſchrieben iſt, 
liefert bad Klofter, die anderen zwei Dritttheile aber die Landichaft oder 
Unterthanſchaft. Dieß Kiefern wird fi von jelbiten aufheben; man | 
wird mit Noth für die erjte Decade Genugthuung leiften Fönnen. Weberall 
herriht oder wird noch herrſchen Elend; es ijt noch lange bis auf bie 
Ernte; wir haben bis dahin nur für und auf bem Kaſten nicht mehr 
binlänglihe Früchte, und die äußeren Käjten jind alle leer, den zu 
Dfterad ausgenommen; allein man kann, jo lange bie Franzojen da find, 
feine Früchte herbringen. 

Man gibt in unjerer Piſtorei jetzt Niemanden, auch nicht ben Be 
amten, ein Brod zu verkaufen; die Handwerker, Taglöhner und Kranke 
allein befommen noch Brod. 

Geftern um 12 Uhr Fam ein Regiments-Apotheker, der Mebicamina 
. requirirte; man gab ihm etwas von einem Werth circiter drei Louisd'or 
und er war nad vorgegangenen Vorjtellungen, daß wir ſchon in's Laza= 
reth geliefert und unfjere Apotheke nur für's Klofter wäre, zufrieden. 
Er jelbjt war ein braver Mann, der auch über bie ſchlechte Einrichtung 
ihrer Armee nicht gut jprad). 

Die Armee ift von Memmingen wieder nad; Babenhaujen vorgerüdt. 

16. Bradmonat. Die vergangene Nacht lagen wieder einige 
Chaſſeurs vom 9. und 11. Regiment in unferen nächſten Dörfern, melde 
ſich nit am höflichſten aufführten; einigen war Fleiſch und Knödel zu 
ſchlecht, die ſie auf den Boden hinwarfen. Heute früh gingen ſie nach 
Stockach zurück oder vielleicht nach Ueberlingen. 

Auch erfuhren wir dieſer Tage etwas von unſerem Reverendiſſimo 
Prälat Robert und ſeinen anderen Mitbrüdern durch einen Brief, den 
ein beſonders deßwegen abgeſchickter Bote, der vom Tyrol herkam, brachte. 
Er iſt wirklich in Baden, fünf Stunden von Wien, wo er das Bad 
wegen ſeinen ſchlechten Geſundheitsumſtänden gebraucht. Auch hat man 
ſchon wieder Gegenſchreiben an ihn abgefertigt. 

Es wurde heute eine Requiſition an uns und unſere Unterthanen 
mit Drohung der ſchärfſten militäriſchen Erekution und einer Hausunter⸗ 
ſuchung, wenn man nicht ſogleich alles Pulver, Blei und Schießgewehre 


95 


ihnen außliefern würbe, gethan. Man gab aber zur Antwort, daf 
man von allem dem bier nichts hätte, Sie jagten au: fie wühten 
doh, daß man hier einen Pulvertfurm hätte; man bot ihnen ſogleich 
die Schlüffel zu demjelben an, wo fie nicht3 fanden, weil niemals etwas 
Bebeutendes darin gemejen iſt. Auch vebeten fie von Kugeln — hal — 

17. Bradmonat. Zum Troſte aller Bebrängten lauft heute die 

Nachricht ein, day Erzherzog Karl den 12. hujus am Frohnleihnams: 
fefte in Augsburg angelangt ſei. Dieß jchrieb unjer P. Protafiug, 
Pfleger von Schemerberg, der bieje Nachricht aus einem Schreiben vom 
Herrn Prälaten von Ochjenhaujen befam, der fih zu Augsburg aufhält 
und dieß jeinem Gonvente von da aus berichtete. 
18. Brachmonat. Die Grafihaft Heiligenberg lieferte vor eini« 
gen Tagen 24 Wägen mit Hafer, in allem 144 Säcke, wovon jeber 
Wagen jeh3 führte, Jammt 52 ſchönen Ochſen, wovon der geringjte 
96 fl. gefojtet haben ſoll, zu ber franzöfiihen Armee nah Memmingen 
ab. Man war jhon bis in Wurzach angelangt; fiehe aber: da famen 
30 ungariihe Hujaren, nahmen diefe ganze Ochjen: und Haferlieferung 
mit fi) weg und der öjterreihiihen Armee zu. 

Salmandmweil hat die Ochjen für die erjte Decade veraccordirt und 
zahlt für einen Ochſen von 41/, Centner 90 fl. Daß es zu Memmingen 
jolhe Lieferanten gäbe, hat Herr Kanzler und benachrichtigt. Auch 
Meeröburg hat einen Accord eingegangen. Man darf ji barüber auch 
nicht aufhalten; denn woher joll man in unjeren Gegenden jo viele 
Ochſen bekommen, da die Schweiz für Schwaben wie gejperrt iſt, weil 
wirflih darin die Viehſeuche herricht. Unterbefien haben wir wirklich 
für die zweite Decabe einige Ochjen auf dem Wege, die zur Armee ab» 
geführt werben. Auch ijt unſer Heine Schiff (denn da große murde 
requirirt) mit Früchten beladen vor einigen Tagen in dad Magazin 
nad Lindau abgefahren. Unſer Sauvegarde- Offizier Meuſſe gab den 
Schiffern einen Paß, dahin ſicher zu gelangen. 

Noch muß ich jagen, daß die Wägen und Pferde, mit denen unjere 
Kanonen den 6. fortgeführt wurden, wieder über den See zurüd nad 
Haufe gekommen find. 

Wir müflen wieber nebjt anderen Sachen 100 Leintüher in das 
Lazareth nah Markdorf abgeben. Doc fie werden ſich wohl mit weit 
menigern begnügen müſſen; wer mollte jo viele Leinwand aufbringen, 
da man ſchon für die erjte Requiſition in's Spital nah Meßkirch im 
ganzen Convente Hemden, Bettzühen und Leintücher einſammelte. 

20. Bradmonat. Die Ochjen, die bie Landſchaft der unteren 
Herrihaft an der Zahl 6 der Armee zuführen wollte, famen wieder 
jammt jenen, bie Meberlingen für eine Decade liefern wollte, zurüd. 


96 


Denn fie konnten nicht mehr weiter wegen ben Defterreichern fortfahren 
und zubem find die Franzoſen wieder in Augsburg und Landsberg. 

Auf Weingarten kamen einige Defterreiher in ber Naht vom 18. 
und huben die Franzoſen, jo bort waren, auf. Bei uns iſt unterbeffen 
noch immer die alte Sauvegarde, nämlich zwölf Mann jammt einem 
Dffigier Namend Mouife. 

In Stodah jelbit find wirklich Feine Franzoſen mehr. Wir find 
feine Stunde mehr ſicher, wann Dejterreiher ankommen werden. In 
Stodah wurde der Commandant jammt jeinen Leuten, über 100 Mann, 
von den Defterreihern gefangen; nur drei Chaſſeurs entfamen nod). 
Dieß geſchah auch einem Courier, der wichtige Briefe hätte an General 
Moreau überbringen jollen. An allem dieſem foll ein Jäger Schuld 
haben, der ben Dejterreihern nachgelaufen und ihnen die Etärke der Be: 
jagung angezeigt haben joll. 

21. Brachmonat. Geftern auf ben Abend rüdten bie Dejter- 
reicher fammt dem ſchwarzwäldiſchen Landſturm biß gen Ueberlingen vor. 
Man ſchloß daſelbſt die Thore, und die Beſatzung, etwa 160 Mann 
Sranzojen, z0g fich mit ihrer Bagage über den See Conſtanz zu. 

Heute in der Frühe um halb 8 Uhr zog ſich unjere Sauvegarde 
zurüc gegen Bermatingen zu, woſelbſt die vergangene Naht 100 Mann 
Franzoſen lagen, die aber heute wieder weiter gingen. 

Daß Erzherzog Feldmarihall Karl bei der djterreichiichen Armee 
angelangt jei, wurde bisher noch nicht bejtätigt. 

22. Brachmonat. Wir find nun von allen Soldaten entblößt. 
Man erwartete geftern die Defterreiher; allein es kam auch heute Fein 
Mann. Sie jollen jogar Stodad wieder verlafjen haben; denn es 
waren nur recognoscirende Dragoner, die die Beſatzung in Stodad 
aufhoben; von dem Landiturm weiß man nichts. Weil aber in ben 
Gegenden von Ravensburg und Weingarten Defterreiher liegen, jo 
fönnen wir unterdeſſen vor der Rückkehr der Franzoſen, jo lange jie 
dort find, ficher fein. 

Diefem allem ungeadtet it die Beſatzung von Meeröburg noch 
600 Mann jtark, bie den Pak über ben See vertheidigt. Auch können 
bie Dejterreicher zu Ravensburg und Weingarten nur Borpoften jein und 
aljo gleich wieder zurückweichen müfjen oder fie jind ſchon gar zurüd. 

Den 27. Brachmonat zogen durch Uhlbingen wieber bei 200 Fran— 
zofen auf Ueberlingen. Auch zu und fam ein Commifjär jammt noch 
drei anderen, die auf Zürich reijen. Der Commifjär bradte wiederum 
ein-Monitorium an und, daß wir im Liefern jo jaumfelig und nod jo 
weit zurüc wären und wurde und mie gewöhnlich mit einer Erecution 
gedroht. 


97 


Das Hauptquartier des General? en chef Moreau ift wirklich zu 
Höchſtädt. Die Defterreicher ftehen bei Donaumört, Ulm und Walbfee. 
Auch fteht General Molitor mit beiläufig 10,000 Franken in den Ge 
genden von Kempten gegen den ka k. General Reid, ber an ben Grenzen 
von Tyrol ftehen mag. 

In unferen Gegenden und aud zu Stodah weiß man jekt von 
feinem Defterreicher mehr, wohl aber von Franzoſen; denn zu Stodad) 
ift eine neue Beſatzung, ſowie zu Meberlingen. 


Iulins — Heumonat 1800. 


5. Heumonat. Wir erhielten gejtern ein Schreiben von unferem 
Herrn Kanzler, ber eine Schrift hierher ſchickte, die auf Befehl des Ge: 
nerals Moreau bier muß gedrudt und an alle Reichsſtände ausgetheilt 
werben; morinnen nämlid alle Punkte jpecificirt find, an melden fie 
durch die Franzoſen entweder bejchädigt fein möchten oder was fie ihnen 
jonft auf was immer eine Art abgegeben Hätten: Alles muß von 
ben Reichsſtänden unterzeichnet und dem General en chef Moreau zu: 
geſchickt werden. — Herr Kanzler jhrieb auch, daß Morcau den 1. dieß 
in München angelommen wäre, wohin vorher den 28. Juni bie Armee 
ſchon gekommen ift. 

Unfer Herr Kanzler von Seyfried jammt jenem von Ochſenhauſen 
befinden fi noch immer in Augsburg und haben noch feine Hoffnung, 
bald mieder nah Haufe zu kommen. Dieje zwei Kanzler find im Namen 
des ganzen prälatifchen Reichscollegiums geſchickt und ihr Geſchäft ift, 
die Eontributionen nad dem Reichsfuß gleich auszutheilen. Bei ihnen 
befinden ſich aud die Gejandten der Reichsſtädte und es werben bei 
ihnen ſich auch bald einfinden die öfterreichiichen Geſandten, nämlich jener 
Drte, die ſchon erobert worden find. 

Damit dieſe Gejandten ihren Aufwand beftreiten möchten, jo zahlte 
gleih-anfangs jedes Klofter 10 Römermonate: Salem 76 fl. für einen 
Römermonat, alfo 760 fl. 

Diejen Tag kamen zehn franzöfiiche Chafjeurd von Hagnau bierher, 
bie Fourage forberten. 

Das Liefern geht immer fort, befonderd an Früchten nad Lindau; 
auch haben wir ſchon in neun verſchiedene Lazarethe geliefert. 

Auch werden hie und da die Unterthanen auf unjeren Dörfern mit 
Requifitionen beunruhigt. So kamen neulich zwei Chafjeurd von Meer3- 
burg nad) Bermatingen; fie verlangten fogleich zwölf Paar Schuhe beim 
Amann; allein er entjchuldigte fich, jo gut er Fonnte, daß dieß wirklich 


nicht fein fönne, weil fie jhon zur Herrſchaft geliefert en ja, daß 
Freib. DidcsUrdiv. XVIII. 


98 


er dieß bei feiner Herrihaft zu melden habe. Es Half nichts; fie nahmen 
den Amann nad Meeröburg, jperrten ihn jo lang ein, bis eim guter 
Freund jtatt der Schuhe für ihn 21 fl. bezahlte. Sie ließen ihn jo: 
dann gehen und verlangten Feine Schuhe mehr. 

Es iſt nod nicht? Gewiffed wegen ber Schuhlieferung beitimmt; 
unterdeflen hat man doch ſchon 500 Paar Schuhe bier beiſammen. Die 
Franzoſen ſind Heifel und haben ſchon bei einigen Herrihaften, 3. B. 
Altshaufen, anftatt 1000 Paar Schuhe nur 500 beſcheinigt, indem ſie 
jagten, es wäre ſchlechte Waare. Es jollte ein franzöfiicher Lieferant 
für und die Schuhe liefern, allein da8 Paar um 2 fl. 24 fr. inter: 
defjen muß man jagen, wenn er fie jo liefert, wie er bad Muſter zeigte, 
jo ijt ein Paar dieſes Geld werth; es war daran ein bejonderd gutes 
Leber und ſchöne Arbeit. 

12. Heumonat. Heute wurde von zwei Hufaren, die von Hagnau 
anfamen, eine Requifition von jeder Gattung von Fourage gefordert. 

Nah den Berichten der Augäburgiihen Zeitung joll Prinz Karl zu 
Ingolſtadt mit einer unumjchränkten Macht, entweder Friedensvorſchläge 
zu machen, ober den Krieg nad jeinen Einfihten fortzuführen, nebit 
30000 Mann angelommen fein. 

Weil zu Stodad Feine franzöfiihe Beſatzung iſt, jo getraut fich 
unjere vorige Sauvegarbe nicht wieder nad Salem zurüdzufehren — 
großer Schaden! — — — 

15. Heumonat. Unjer Herr Kanzler, ber noch immer zu Augs- 
burg ift, jchrieb und, daß wir 900 Paar Schuhe liefern müfjen; wir 
jollen jelbe unterbefjen nur hier behalten, indem fie nirgends außer in's 
Hauptquartier des Moreau müßten abgegeben werben. Und dennoch 
verlangt man von Lindau und Conftanz au Schuhe unter Drohung 
einer jcharfen Erecution. 

Zu Stodah find wirflid 1100 Mann Franzoſen angelommen: fie 
liegen vor der Stadt draußen und haben in den Gärten Baraden auf: 
geſchlagen. | 

18. Heumonat. Der Schaden, den unfer Klojter Salem allein 
dieſes Jahr von den Franzojen erlitten, ift ſehr groß und ohne jenen 
unjerer Unterthanen beträgt er: einhundertzwanzig bis breißigtaufend 
Gulden. Die Specification fammt der Summe, die allein an Moreau 
geſchickt wird, wurde unjerem Kanzler überbradt. 

Weil wir nun 900 Paar Schuhe abgeben müſſen, jo wurde e3 
dem Herrn Kanzler überlafjen, daß er nämlich einen Accord wegen befjen 
treffen jolle. 

Die Franzoſen haben nun auch Feldkirch einbefommen, in dem bie 
Dejterreicher nach vielem Widerſtand abzogen. 


99 


Prinz Karl ift micht bei der Armee und wirb auch nicht jobald zu 
ihr kommen, 

22. Heumonat. Es ging in Italien den 14. v. M. zwiſchen 
den Defterreihern und Franzofen, die felbit Bonaparte anführte, eine 
mörberiihe Schlaht vor. Die Defterreiher zogen den Kürzeren und 
mußten mit den Franzoſen Waffenjtillftand eingehen, vermöge deſſen fie 
den Franzoſen nebjt Genua noch andere elf Feitungen räumen und ſich 
bi8 auf Mantua zurücziehen mußten. 

Nun ift auch ein Waffenſtillſtand bei uns in Deutſchland auf un- 
beftimmte Zeit getroffen worden. Ein Artikel desfelben iſt, daß bie 
Feſtung Philippsburg und Ulm von Franzofen und Defterreihern zus 
gleich ſollten bejeßt werben. . Denn unterbefien hatten fie die Deiter: 
reicher allein inne. Doch dieß muß noch beitätigt werben. 

Dieje Nachricht brachte Herr Oberamtörath Seyfried von Augsburg, 
ber heute nach Ravensburg abging, woſelbſt eine Conferenz ber Reichs—⸗ 
ſtände gehalten wird. Denn Moreau hat dem jämmtlihen Schwaben 
eine Summe von ſechs Millionen Franken zu bezahlen auferlegt. Eine 
Eintheilung ift für jeden Stand zu Augsburg ſchon gemacht worden 
und wird nun einem jeden Stand daſelbſt die Summe zu bezahlen vor- 
gelegt werden. Die ganze Summe muß in brei Terminen. von zehn zu 
zehn Tagen inner 30 Tagen unter Drohung der ſchärfſten militäriichen 
Erecution bezahlt werben !. 

Weil wir nun ſchon über 44000 fl. den General Lecourbe ab» 
gegeben, von ihm aber nur für 30000 fl. ein Recepiſſe befommen 
haben, indem er das übrige Geld nur als ein Präjent für ſich anjah, 
jo werben aljo 30000 fl. von diefer zu gebenden Summe abgezogen 
und c3 bleibt und nur noch wenig — nämlih 853 fl. 22 fr. zu bes 
zahlen übrig. 


1 Hier folgen einige Stände und bie Summe an Franken, fo fie bezablen 
müflen. (Ein Franken macht nad unferem Gelbe 27%, fr.) 

Stäbte: Ulm fammt feinem Gebiete 321 000; Augsburg 173000; Roth: 
weil 138 000; Weberlingen 60000; Gemünb 99000; Biberah 56000; Wangen 
34 000; Pfullendorf 24000; Buchhorn 12000; Buchau 3000; Gonflanz 4000; 
Bregenz; 3000. 

Klöfter, Stifter, Herrfhaften: Salmansweiler 66590; Weingarten 
95 000; Ochſenhauſen 86 000; SKaifersheim 52 000; Roggenburg 42 000; Weißenau 
6000; Marchthal 28 000; Zwiefalten 17000; Bainbt 3000; Gebbach 14000; Stift 
Buchau 17000; Etift Kempten 112 000; Fürftbifchof von Conſtanz 65 000; Fürfts 
bifhof von Augsburg 285 000; Graf von Zeil 18 000; Graf von Aulendorf 33 000; 
ſämmtliche Öfterreihifche Stände an ber Donau 310 000; Ottobeuren 53 000; Burs 
beim 9000 ;. St. Gallen wegen Neu:Ravensturg 3000; Fürft Taris 76 000. 

Diefe Austheilung gefhah nah den Nummern ber Reihsmatrifel. 


7* 


100 


Es wurde von Lecourbe und vielleiht au von Moreau nicht nur 
von un, jonbern von noch etlihen Ständen gleid Anfangd Gelb re- 
quirirt, weil man ed nöthig hatte; dieſes aber ſchon bezahlte und bes 
jcheinte dürfen jolhe Stände an gegenwärtiger Bezahlung abziehen. — 
Es iſt gut für und, daß Salem nad bem ordinari Fuß, nämlich nad) 
ber Niro. 76 angejegt wurde, unb nit nad dem extraordinari Fuß, 
wie ed die Deiterreiher jhon einige Male gethan, nad welchem Salem 
Kempten gleich gehalten wurbe. 

In der vorhergehenden Angabe, was nämlih benannten Ständen 
zu bezahlen auferlegt wurde, find von mir die noch rüdjtehenden Franken 
im Hundert und Zehner nicht aufgezeichnet worden. 

Herr Graf von Babenhaufen, Baron von Gammertingen unb unfer 
Oberamtsrath Eugen Seyfried begaben fih von Augsburg au nad 
Münden nah erhaltener Requijition von 6 Millionen Franken, um von 
Morean eine Herabjtimmung diefer benannten Summe zu erhalten; allein 
vergeben?! Er wies jie mit Unmillen ab. 

Dieſem ungeachtet wird Moreau doch als ein freundlicher und Ge⸗ 
rechtigkeit liebender General allgemein angeprieſen; hingegen Lecourbe 
als ein Räuber verſchrieen, von dem Moreau ſelbſt ſagte: „er hätte 
um eine Million ſeinen Namen nicht ſo beſchimpfen ſollen“. Nur etwas 
Weniges von ihm, welches unſer Oberamtsrath Eugen von Augsburg 
mitbrachte. In dieſer Stadt nahm er einem Herrn N. ſein ganzes 
Naturaliencabinet; einem Anderen illuminirte Kupfer von einem Werthe 
von dritthalb Tauſend Gulden; einem Juwelier ſeinen Ring mit guten 
Steinen vom Finger hinweg. Zu Ravensburg eröffnete er dad Zudt- 
haus, 309 eine Mörberin von zwei Kindern zu jeiner Tafel und nad) ver- 
traulihem Umgang von drei Tagen jhickte er fie nad) Zürich mit dem 
Befehle, ihr daſelbſt monatlich eine Penſion von 30 Louisd’or zu geben ꝛc. 

24. Heumonat. Nun famen bie Artikel des Fürzlid) eingegangenen 
Waffenftillftandes an. Die Feitungen Philippsburg, Ulm und Ingol- 
ftabt bleiben von den Oeſterreichern bejeßt; ja es wird ihnen jogar er— 
laubt, den täglichen Unterhalt von 10 zu 10 Tagen vom Lande ein- 
zunehmen. Keine Sranzofen dürfen in dieſe Feſtungen einziehen, wie 
man Anfangs jagte. 

Die Defterreicher ziehen über den Inn und die Franzofen (ein und 
andere Regiment audgenommen) über den Leh nad) Schwaben und 
auch Württemberg zurüd. 

Der Friede fol zu Augsburg, und dieß bis auf Michaelis, mie 
man hofft, ausgemacht werben. 

Geftern auf den Abend bekamen wir eine, und zwar bie erfte fran- 
zöſiſche Erecution von 6 Mann Hufaren. Man muß ihnen täglich 


101 


6 Kronenthaler und auch ſchon für geftern nebit gutem Eſſen und 
Trinken geben. Der Wein ift nad) ihrer Außfage zu fauer, und bef- 
wegen mußte man ihnen ſchon brei Zuckerhüte, ihn zu verfühen, in's 
Wirthshaus hinausgeben, wo fie logiren. Sie verlangen 20 Ochſen, 
und diefe werden ihnen morgen abgeführt werben. Dieje Erecution kam 
von Lindau ber. 

26. Heumonat. Geftern gingen 20 Ochſen nad; Lindau ab und 
mit ihnen die 6 Mann, die wegen deſſen auf Erecution bier waren. 
Auch waren, ſchon ehe fie ankamen, 5 Ochſen nad) Lindau auf dem 
Mege, die auf dem Wafler hinaufgeführt wurden; alfo für dießmal 
wieder 20 Ochſen. 

Man verlangte au 10 Wägen auf 10 ober 12 Tage nad) Lindau, 
und wegen biefer Ausfertigung kam mit ber Forderung eine Erecution 
von 2 Mann hier an. Die 10 Wägen fuhren heute dahin ab und die 
Erecution ging aud) mit ihnen. 

Diefe Erecution von 6 Mann fojtete uns diefe 3 Tage 130 fl., 
86 Maaß Wein, 13 Pfund Zuder nebſt der Koit. 

Man hat diefen Vorfall nah Augsburg fogleich berichtet. 

28. Heumonat. Geftern auf den Mittag mwurben in unfere 
Gegenden franzöfiihe Truppen verlegt; jo hat 3. B. Mimmenhaufen 
60 Mann Infanterie. In dem Klofter find 30 Gemeine, 3 Difiziere 
und ein Medieus einquartiert. Der Commanbant, wie auch die anderen 
Dffiztere, jo bei Hof liegen, fcheint ein braver Mann zu fein. Doc bie 
Zukunft wird noch beſſer zeigen, was er ift. Er heit Coſteu (Cofte?); 
er läßt jich ſehr ſüß und fein an. 


Auguftmonat 1800. 


Schon jeit dem 28. Heumonat haben wir immer 3 Mann von 
Lindau aus zur Erecution, denen, wie den Erjteren, alle Tage für den 
Mann ein großer Thaler muß gegeben werben. Gie verlangen 200 
Paar Schuhe. 

Auch wurden vom Kommandanten in Lindau 200 Hemden in das 
Lazaretö nad Weingarten unter Bebrohung einer ſcharfen Erecution 
requirirt. 

Man ſchrieb von hier an einen Kaufmann in Ravensburg: er 
möchte die Leinwand für uns dahin abfertigen. Dieſer ſchrieb wieder 
zurück, daß wirklich in Weingarten kein Lazareth wäre; es ſei ſchon vor 
10 Tagen aufgehoben worden. 

Es find wirklich alle franzöſiſchen Truppen in unſerem Schwaben 
bie und da in Dörfern und Städten verlegt, und dennoch muß man 


102 


zugleich die Truppen erhalten und babei noch liefern, als wenn nod bie 
ganze Armee beilammen jtünde. Man machte bieferwegen ſchon einige 
Boritellungen an unfern Commandanten. Allein er fagte: „die Com: 
mifjäre wären vom General en chef aufgejtellt und er könne da nichts 
maden“. 

Der DObergeneral Moreau Hat jein Hauptquartier in. Dillingen, 
Lauingen und Gundelfingen, unterdeſſen hält er fi gemeiniglich zu 
Augsburg auf. Auch find viele franzöfiiche Truppen in das Württem- 
bergiſche gezogen. 

2. Auguſt. Geftern wurde unjere zweite Erecution auf ein Schrei— 
ben von Augsburg aus und nad einem Präjent von 20 Louisd'or an 
ben Commifjarius in Lindau wieder abgerufen. Man mußte den Sol: 
daten annoch das Erecutiondgeld bezahlen. Allein eben der Reiter, der 
die Erecution abrief, bradte von ebendemjelben Commiſſarius eine neue 
Requifition mit 500 Pfund Zucker, 500 Pfund Zwetſchgen, 500 Pfund 
Reis, 2000 Ellen Leinwand ꝛc. Auch Fam gejtern eine Requifition vom 
Commandanten in Langenargen an, der Schmiede, Wagner fammt allem 
dazu gehörigen Werkzeug, Eifen, Holz, Kohlen ꝛc. zur Reparirung von 
Kanonen verlangte. Alſo zwei Pladerein — —. 

Man ſchickte Heute den Obervogt von ben Mündhöfen, Wald: 
Ihüß, wegen dejjen dahin ab. Was folgen wird, müfjen wir erwarten. 

Der Obriſt von ben Truppen, bie in unjerer Herrſchaft liegen, 
war vorgejtern auch hier. Man mußte ihm ein Douceur von 60 Louisd'or 
maden und fo jtund er von dem Vorhaben ab, zwei Compagnien in’3 
Klofter felbit zu legen; auch ließ er nur vier ftatt neun Compagnien 
in unjere Unterbergiihe Herrſchaft einquartieren und nahm von und 
noch 10 gemeine Mann hinweg. Unjer Commandant befam von ben 
60 Louisd’or auch 20, die er annahın, und der Abjutant 10. Bravo! 
— So wird man bald reih! — 

Dem franzöfiihen Soldaten in dem Quartiere muß täglich gereicht 
werden: Morgens nur eine Suppe, übrigens 1/, Pfund Fleiſch, ?/, Maak 
Wein oder eine Maaß Bier, 1'/, Pfund Brod und zum Fleiſch Zus 
gemüfe. | 

Man hat hier die Anjtalt getroffen, da im Klofter ein Metzger 
für die Landſchaft aufgeitellt wurde, wo man aljo das Fleiſch für jeben 
Mann auf das Land austheilt, dad Pfund zu 6 fr., ba ed foniten 
14 fr. gilt. Man miegt e8 im ſchweren Gewicht aus, da es ſodann 
dem Franzoſen in leichtem zugetheilt wird. 

Die Franzojen haben bei Feldkirch jehr viele Leute verloren; 
3000 follen den Abgang bei dem Corps des Generald Molitor nicht 
ergänzen. 


108 


In den Quartieren zeigen fich die Soldaten nicht am beiten; haben 
gar keine Moralität und Weibsbilder dürfen fih vor ihnen kaum öffent: 
lich jehen laſſen. Bon Subordination willen fie gar nichts, welches 
nod dad Schlimmite if. Kömmt man mit Klagen vor ihre Offiziere, 
jo geben fie ben Troſt: fie wiſſen leider die Ausgelajjenheit ihrer 
Truppen; allein fie dürften niht8 jagen und Könnten es nit anders 
maden; ja einige fürchten fich jelbjt vor ihren eigenen Truppen. 

Mimmenhaufen hat wirflid 48 Mann, Omingen 60, Tiffingen 11 
und jo in allen Orten. Die Franzoſen forderten in allen Orten, mo 
fie einguartiert find, von ben Leuten die Gewehre ab. Jeder Bürger 
mußte feinen Namen zu dem Gewehre legen; jie werden nun von ihnen 
aufbewahrt, damit nämlich die Leute Feinen Aufftand wider fie machen 
mödten. In Mimmenhaujen bekamen fie 60 Flinten und Piſtolen; wo 
fie auch nad) der Einjammlung die Häufer noch vifitirten und wo jie 
eined noch antreffen würden, ber jollte zwei Louisd'or zur Strafe zahlen. 

7. August. Here Obervogt Waldihüg kam gejtern wieder von 
Lindau zurüd; er richtete bei dem Commifjär wenig aus; er erhielt die 
Antwort, dag Salmandweil, die große Abtei, neben dem Rüdftändigen 
jo lange liefern müfje, jo lange ed etwas haben würde; Alles gehöre 
nun den Franzojen. Das in Früchten noch Rüdftehende beträgt 6000 fl., 
wenn man es secundum valorem tarirt. 

Wegen der letztern Requifition ſchloß Herr Obervogt einen Ae— 
corb: das Pfund Zuder muß bezahlt werben um 56 fr., ber Eentner 
Zwetſchgen A 20 fl., der Gentner Reid & 19 fl. In dem Kaufmanns: 
laden wird dad Pfund Zuder & 1 fl. 12 Er. bezahlt; und jo wird bie 
den 2. Auguſt ausgeſchriebene Requifition abgetragen. 

11. Auguſt. Den 8, die gingen von hier Wagnerholz zu 24 Rä- 
bern, 4 Centner Eijen, 600 Nägel ꝛc. nad) Langenargen ab. 

Wegen den Lieferungen nad Lindau wurde auch in Rückſicht der 
Früchte und Mehl ein Accord gemacht, wohin man bad Geld ſchon 
abgeſchickt Hat. 

14. Auguſt. Nach Lindau gingen den 10. hujus 24 Wägen mit 
Heu ab; allein der Commiſſär nahm nur zwei an und ſchickte die übrigen 
unter dem Vorwand, es wäre Mooshen, wieder zurück. Heißt dieß nicht 
die Leute plagen? 

Geſtern kam wieder eine neue Requiſition nach Lindau an, nämlich 
einige Hundert Säcke Haber und viele Centner Heu. 

Unſer Commandant verließ uns geſtern ſammt ſeinen Leuten, die 
in den Dörfern lagen, und zog nach Ueberlingen. Es kamen aber noch 
den nämlichen Tag andere Truppen an, die in den Dörfern einquartiert 
wurden. 


104 


Man theilet den Leuten die Gewehre, die die Franzoſen, fo geftern 
fortgezogen, eingefammelt und ind Klojter zufammen gebracht hatten, wieder 
aus. Doch find ſchon mande vorher von den Franzoſen felbft, die fie 
bewachten, verkauft worben. — Kein Wunder! benn der gemeine Dann 
bat überhaupt ſchon 9 Monate lang feinen Sold mehr befommen und 
doch braudt er aud etwas Geld; er jucht alfo auf alle Art folches zu 
erhalten. Ä 
16. Auguſt. Wir Haben nun nad) Lindau alles geliefert, was 
und dahin zu liefern gleich Anfangs war befohlen worden, Weil man 
dort aber glaubt, Salmandweil, welches fie zu unferem größten Nach— 
theil „die große Abtei” nennen, wäre unerf&höpflich, und weil man nichts 
als Gelb will, jo erhielten wir öfters für das Gelieferte kein Recepijie 
ober Schein. 

Es war den 15. dieß der Herr Prälat von Petershauſen, Joſeph, 
ber von Innsbruck zurückkam, bier angefommen, der gejtern Morgen 
wieder nad) Peteröhaufen zurücdkehrte. Er hatte zwar einen franzöfiichen 
Pa, allein er jagte, daß er ihn nicht würde von Nöthen gehabt haben, 
indem ihm von Innsbruck bis hierher Niemand auf ber Reife etwas in 
den Weg gelegt hätte. 

Geitern, ald an dem Feſte der Himmelfahrt Mariä, hielt hier der 
Prälat von Lützel, der noch immer bei ung ift, ohne jemald etwas Wider: 
wärtiged von ben Franzoſen gelitten zu haben, obmohl er ſelbſt ein 
Franzoſe ift, ein feierliches Hochamt. 

Es iſt uns auch der Antrag gemacht worden, daß wir alle Fran— 
zoſen, ſo in unſerer Herrſchaft liegen, kleiden ſollten. Dieß verlangte 
der Commandant zu Ueberlingen von uns, der noch vor einigen Tagen 
Commandant von Salmansweil war —. Freuet euch, Schneider! 

18. Auguſt. Den 16. dieß war Profeſſor Philipp Fridel zu Ueber: 
lingen; er zeigte dem Commandanten ein Schreiben von Moreau, daß 
er nämlih die Macht nicht hätte, ſolche Requifitionen auszufchreiben ; 
allein e8 wurde doch nichts ausgerichtet. Der Kommandant verlangte, 
daß wir unter Drohung einer ftarten Erecution die drei Compagnien, 
jo in unjerer Gegend lägen, Heiden jollten. 

Diefe Drohung wurde geitern realifirt, indem der Commanbant 
ung 89 Mann Erecution ſchickte, die nun alle im Klofter liegen, indem 
fie vorher in ben Dörfern gelegen waren. Man muß dem Mann täg- 
lich 3 Livred, 3 halbe Maag Wein, Morgen? Suppe und Brod, Mit- 
tag3 aber und Abends leid geben; dad Gelb aber muß auf drei Tage 
ſchon voraus bezahlt werben. — Vorſichtig! | 

Geltern Abend kam ein Schreiben von Lecourbe bier an, welches 
meldete, da Salmandmweiler in Rückſicht der großen Opfer, die es ſchon 


105 


gemadt, nun von allen Lieferungen frei fein ſoll. Schönes Schreiben, 
nur ſchade, daß es bie Franzoſen ſelbſt nicht befolgen! — 

Auf den Abend vom 14. hujus kam ein Schreiben von unſerem 
Herrn Kanzler von Augsburg, daß nun ein Friede geſchloſſen ſei. Dieſe 
Nachricht beſtätigt ſich immer mehr und bleibt unſer einziger Troſt, daß 
wir noch vom Untergang könnten gerettet werden. 

20. Auguſt. Den 17. Abends kam Execution von 89 Mann 
an; man mußte dad Executionsgeld auf drei Tage gleich Anfangs vor: 
bin bezahlen und aljo ſchickte man ſchon den 18. dem Commanbanten 
von Ueberlingen, Cofts, 45 Loniöd’or zu. Den 19. wurden bie Truppen 
ſehr impertinent; man mußte ihnen täglich viermal Wein geben; auf- 
den Abend mwollten fie alle im Kloſter jchlafen; man räumte ihnen ſchon 
im Hofgebäube den unteren und mittleren Gang ein. Unterdefjen wurde 
P. Profeſſor Philipp aus Ueberlingen jammt noch zweien Herrn Beamten 
geſchickt. Sie braten e8 beim Commandanten zumege, daß auf ben 
Abend noch die Erecution bi8 auf 25 Mann aufgehoben wurbe. 

Unterdefjen mußte man dem Commanbanten Coſté 2000 fl. ver: 
ſprechen, die man heute dahin jchichte, und aljo wurden wir von bem 
Anſuchen, die Truppen zu Kleiden, und von ber ſchreckbaren Erecution 
mieber befreit. — Geld! 

Der Herr Obervogt Waldſchütz kam geftern von Lindau, woſelbſt 
er die Lieferung beſorgte, wieder an und hatte nun Recepiſſe, daß der 
Stand Salmansweiler alles, was ihm zu liefern aufgelegt war, wirklich 
geliefert Hätte. 

Nun Fönnen wir vielleicht mwieber einige Tage von neuen Bladereien 
befreit bleiben. 10 Mann bleiben nod hier; die übrigen 15 Mann, 
die no jammt ihrem gewiß braven Capitän, welches etwas unter — 
Seltenes ift, hier find, wird der Commandant, wenn er Wort hält, nad 
einigen Tagen aud aufheben. Die Erecutiondtruppen find gejtern Abend 
wieber in ihre vorigen Quartiere in die Dörfer zurückgezogen. 

Die Fürſtenbergiſche Grafſchaft Heiligenberg, durch unfere Erecution 
erjchredkt, hat, ohne eine abzuwarten, die Kleidung feiner Truppen aud 
mit Geld ausgelöst. So wiſſen die Franzojen das Geld heraugzuprejien. 
— Auch haben die Franzofen um 24 Louisd’or einige Truppen aus 
bem Heiligenberg’jchen herausgezogen und jelbige in einige Drte, wor: 
aus unjere Erecution gezogen ward, unterbefjen verlegt, jo lange wir 
erequirt mwurben. 

Zum Dedimantel unferer Erecution braudte der Commandant Eojte 
bie Betreibung der vom General en chef ausgejchriebenen Requilition 
nad Lindau, um doch für allen Fall responsable zu jein; er ſelbſt aber 
wurde vom Brigadegeneral Molitor inftruirt (?). 


106 


Er jagte anno, wenn wir auch mürben. ausgeliefert haben, jo 
mwollte er die Execution al3 Cantonirungdtruppen bier lafjen, wenn mir 
zur Kleidung der Truppen das Geld nit erlegen wollten. Man mußte 
aljo bezahlen, was er verlangte. 

24. Auguft. Am Rachmittage, den 20. d. M., am Fefttage des 
hl. Bernhard, war unſer Capitän, der noch hier und en braver Mann 
ift, zu Ueberlingen. Sein :Bebienter, der vorher mit feinem Herrn zu 
Uhldingen lag, wollte dahin jpazieren. Er fam am Ende des Weihers 
hinter dem Schürbud an; und fiehe, er wurde angegriffen und graujam 
tobtgeichlagen; die Thäter weiß man noch nit. Der Leichnam wurde 

denſelben Nachmittag noch gefunden und jodann ben andern Tag Abends 

5 Uhr zu Stephandfelb begraben. O Bosheit und Gemifjenlofigfeit ber 
Menſchen! Diejer- Bediente hatte nicht über 2 fl. Geld bei ſich. — 
Dem Capitän fiel diefer Vorfall jehr Hart; aud und ging er tief zu 
Herzen; doch der Gapitän hieß die Herrn Offiziales und Andere ‚guten 
Muthes fein, indem er wifle, daß fie daran keine Schuld hätten. 

Auch find im Klofter nicht mehr über 10 Mann einquartiert. Herr 
Gojte hielt doch Wort. 


Herbiimonat — September 1800. 


1. September. Bir erhielten ein Schreiben von Herrn Eugen 
von Augsburg aus, morin gemeldet wird, daß General Moreau den 
28. Auguft in Augsburg von Straßburg her angelangt jei. Er habe 
ſogleich an alle Divifionsgeneräle Couriere abgeihiet und dem k. k. 
General Kray erflärt, “daß nun der Waffenftillftand ein Ende habe, 
und wenn innerhalb 12 Tagen der Friede nicht gejchloflen jei, der Krieg 
wieder jeinen Anfang nehmen jolle. 

Gejtern erhielten alle Truppen, die in unjeren Gegenden lagen, 
Ordre, ih zum Aufbruch bereit zu halten, und fiehe, heute in der Frühe 
zogen alle Franzojen jammt ihren Offizieren ab; bie, jo bei uns lagen, 
gingen nad Lindau. 

Auch wurden wieder einige Nothwendigkeiten in das Lazareth nach 
Lindau gefordert und abgeſchickt, z. B. Del, Nachtgeſchirre x. 

An der Naht vom 3. und 4. hatte man 200 Hujaren im Klofter 
und in den Dörfern zu logiren. 

6. September. Es ift nun für ganz Schwaben die zweite all- 
gemeine Requifition vom General en chef Moreau ausgeſchrieben wor⸗ 
den. Sie ift nit jo groß wie bie erjte, ſondern um zwei Drittheil 
Heiner. Wir haben mit einem Manne von Dorrenbürren einen Accord 
wegen unferem zu liefernden Theil getroffen; dieß geſchah aud von 


107 


unfern beiden Aemtern zu Ofterah und Schemerberg. Die Summe aller 
biejer Accorde beträgt nicht über 8000 ft. 

Der Waffenftiliitand ift wieder auf zehn Tage, nämlich bis auf 
den 19. verlängert worden. 

Den 22. September wurde an vielen Orten, 3. B. Eonitanz, 
‚ein Schießen gehört; benn bie Franzoſen celebrirten biefen Tag befon- 
ders, weil fie an jelbem ihr neues Jahr anfangen. 

Es wurde wiederum dem ſchwäbiſchen Kreis eine Eontribution von 
2000 Pferden, Röden, Säden u. ſ. w. auferlegt. Bon den Pferden 
muß Salmanöweiler 24, aljo bad Klojter den dritten Theil — acht 
Pferde ftellen. 

E3 it eine Verlängerung des Waffenſtillſtandes auf's Neue auf 
46 Tage gemadt worden, und unter ber Bedingung, daß der Kaijer 
von Dejterreih das linke Rheinufer abtrete, Ulm und Ingolſtadt in die 
Hände ber Franzoſen übergeben joe u. ſ. w., jollen die Friedenspräli— 
minarien zwiſchen Dejterreih, Franfreih, Rußland, Neapel, Preußen, 
Schweden, Dänemark, England ꝛc. angefangen werden. 

Unterbejien bleiben die franzöfiihen Truppen, inner biejer Zeit 
jtehen, wo jie wirklich find. 

Bei ber k. k. Armee ift in Rüdfiht ber Generäle und Stabs— 
- Offiziere eine große Veränderung geichehen. Sehr viele, und unter Anz 
deren auch Kray mit jeinem Sohne, zogen nad Haufe. Der Kailer 
ſammt jeinem Bruder Karl ſoll ſich bei ber Armee befinden. 


Weinmonat — October 1800. 


3. Detober. Einige Tage ded ausgehenden Monats waren uns 
und den Unterthanen wieber jehr hart und noch hat es Fein Ende, Es 
war überall voll Franzoſen, die nur begehrten, was ihnen einfiel, und 
die Leute plagten nach ihrem Belieben. 

Die Schließung ded Waffenjtillftandes auf längere Zeit ift richtig, 
wie aud, daß ber Kaifer Franz die bejagten drei Zeitungen Philipps: 
burg, Ulm und Ingolſtadt nah Abführung der Truppen und bed Ge 
Ihüges ben Franzoſen übergeben habe. 

Den 8. October rüdten bei und und auf der Landichaft fran- 
zöfiiche Hujaren ein, da wir biöher nur Infanterie Hatten. 

Den 5. October laſen unfer fünfe bie erfte heilige Mefie; denn 
unfer Biſchof, der noch immer auf der Flucht ift, ſchickte einen franzö⸗ 
ſiſchen Biſchof, der ſchon länger emigrirt ift und fich biäher immer zu 
Weingarten aufbielt, der zu Meersburg ftatt feiner orbinirte, und wir 
empfingen nebſt dein Diaconat auch das Presbyterat. 


108 


14. October. Geftern auf ben Abenb fam unfer Reverendissimus 
D. D. Robertuß Abbas, ſammt feinem Secretarius Caspar, D. Berd; 
toldo und Conv. Teflelino, wie auch ben Bebienten, den Leibkuticher 
ausgenommen, den er krank in Bayern ließ, wieder bei und an. Heute 
machte ihm das ganze löbl. Convent feine Aufwartung. Er ift eben 
noch jo Frank, wie er fortging, ja auf den Füßen und im Kopfe no 
etwas ſchwächer. 

Den 27. October auf den Mittag kam der franzöſiſche General 
N. an, der dazu Ordre hatte, bei allen Ständen herumzureiſen und ihre 
Beſchwerden anzuhören. Er verlangte ein eigenes Zimmer und befragte 
fi gleih, ob wir feine Beſchwerden wiber Offiziere ꝛc. hätten. Da. 
e3 mit „ja” beantwortet wurde, jo verlangte er fie jchriftlih. Der 
Oberfte Eofts, der vor dem Gegenmwärtigen da war und jodann ſich 
nach Weberlingen begab, wird Feine gute Note befommen. Der General 
ſcheint ein Geredtigfeit liebender Mann zu fein; er machte nicht viel, 
rebete auch mit unjerem Oberften, außer beim Mittagefien, nicht? Bes 
ſonderes; er ging mit dem Abende noch weiters, 

Unfer Oberfter macht und große Koften; denn er hält eigenen 
Koh und eigene Tafel in feinem Zimmer der Winterabtei auf unjere 
Koften; er labet zu ihr öfters einige ber Offizialen und V. P Priorem 
ein, mo man prädtig aufträgt. Er iſt jehr höflich; er legt ben Unfrigen, 
wenn jie mit ihm jpeifen, vor feinen Offizieren vor. Auch hat er eine 
Frau und ein angenommened Kind bei fi; er ſpricht deutſch, jo wie 
bie meijten feiner Hufaren, die vom 7. Regiment find. 

In den Wiefen gegen Mimmenhaufen zu wirb täglich erereirt. Die 
Mimmenhaufer find jehr mit Truppen überladen; fie haben fich deßwegen 
auch perfönlid beim General darüber beffagt. Auch fpeilen im grünen 
Zimmer täglich zwölf Mann bei Tafel und im Offizierszimmer ift alles 
voll, jo jehr find wir mit Truppen überhäuft. 

Auch ift Fein einziged Zimmer bei Hof leer, wo man noch einen 
anfommenben Gaft legen könnte. Man weiß kaum Eſſen aufzutreiben; 
Alles ift theuer; um 8 Er. befommt man fünf Eier, und zwölf Meiken 
foften 14 fr. 

Die 3. Requifition von Moreau wurde und angefagt; allein man 
entſchuldigte fi mit der Unmöglichkeit, indem man nur mit Noth bie 
jo vielen einguartierten Truppen erhalten fönne und aljo nebſt dieſem 
Aufwand nicht zu liefern im Stande wäre. Dod all diefem ungeachtet 
mußten wir liefern. Die Lieferung wurde veraccorbirt. 





109 


Wintermonat — Ylovember 1800. 


Den 8. November verließen bie Truppen in einigen Dörfern 
die Winterquartiere, und nachdem fie fih in unjerem Hofe gefammelt 
hatten, jo zogen fie in das Meberlingiiche, wo fie Quartier nahmen. 
Unterdeſſen bleiben unjere Dörfer nicht ohne Truppen; es werben mit 
nächſten Tagen ba andere einziehen. 

15. November. Alles hoffte Friede ; Alles aber — Der 
Waffenſtillſtand iſt auf- und der Krieg angekündigt worden und er 
wird nach einigen Tagen jeinen Anfang nehmen. Dieß ſagte nebſt An: 
deren jelbjt unſer Obrijter und ermahnte und, wenn wir etwas verjorgen 
wollten, jo follten wir eö tun. Was? und wohin? — — 

Heute reiste ber Prälat von Lüßel, Benebilt, da er beinahe ſchon 
drei ganze Jahre bei und wohnte, nach jeinem Klojter Lützel wieder 
zurüd, jo wie e3 die meijten Emigranten wieder thun. Denn der Groß: 
Eonjul Bonaparte ijt ihnen gar nicht abhold. Er, der Prälat, nahm 
nur feinen Bedienten mit fich; findet er aber es für gut, jo wird er 
aud den P. Morand und Dr. Lorenz, die aus feinem Kloſter jind, 
wieder zurüdtufen, bie unterbefjen noch hier bleiben. Der Prälat it 
ein frommer, jtiller, guter. Alte;.er ging alle Tage in ben Chor und 
das Hochamt, aud an Teittagen in die Vesper; er wohnte in dem 
Subpriprate, 

19. November. Gejtern marjhirten nun endlich die Hujaren 
vom 7. Regiment wiederum ab. Es ift in den Dörfern, aber nicht 
ganz bei Hofe Alles von Franzojen leer. Der Obrijt ließ und einen 
Gapitän bier, welchen wir verlangten. Die Wahl fiel auf ben Gapitän 
Roge, der biöher zu Weberlingen lag und ſchon etwas älter ift; doch 
bat er Courage. Auch liegen einige Dffiziere ihre rauen bier, und 
der Obriftlieutenant führte geftern die feinige, ehe er abreißte, noch in 
das R. R. Patrum recreatorium, wo er und andere Dffiziere Billard 
Ipielten — etwas Unerhörtes, von dem man in dieſem Kriege zu 
Salem fein Beijpiel aufzumeijen Hat; die Clauſur wurde immer genau 
beobachtet. 

Den 21. November legten drei Novizen (zwei fratres und ein 
Bruder) ihre Ordensgelübde in der Kirche solemniter ab. Doch ſind 
ſie mit einer Condition verbunden, daß, wenn wir ſollten vertrieben 
werden, ſie wieder ganz frei ſein, gehen und thun können, was ſie 
wollen; ſie haben ſodann auch auf keine Penſion, wenn wir auch eine 
bekommen ſollten, eine Forderung zu machen. Bei den Fratribus hört 
die Condition auf, wenn fie einmal dad Subdiaconat haben; bei dem 
Bruder aber bleibt fie allezeit. 


110 


Chriſtmonat — December 1800. 


23. December. Schon lange nicht? ald Siege auf Seite ber 
Franzoſen über die Defterreiher. Bei Hohenlinden verloren die Dejter- 
reicher unter Anführung des Prinzen Johann den 3. d. M. eine Schlacht. 
Ihr Verluft betrug 10 bis 12 Taujend in Allem jammt 80 Kanonen, 
wie man berichtet. 

Auch in Stalien find die Frangofen Sieger, und nad ihren Nach— 
richten follen fie jhon 170 Kanonen erhalten haben. 

Die Moreau'ſche Armee ging den 13. über ben Inn und foll wirk— 
(ih ſchon in Linz angekommen jein. Salzburg mußte brei Millionen 
Livres ald Brandihagung erlegen. Prinz Karl fteht in Böhmen vor 
dem Angefichte einer dritten franzöſiſchen Armee. 

Durch Oſterach werden täglich 1000, 1400 2c. öfterreichifche Gefangene 
transportirt. 

31. December. Bei Salzburg fiel ein zweites ſehr blutiges 
Treffen vor, in welchem die Oeſterreicher den Kürzeren zogen. 

Prinz Karl ift wieder bei der Armee. Vielleicht wird er als Freund 
von Schwaben e3 noch retten koͤnnen. 

Bon Moreau wurde Schwaben wieder eine neue Requifition von 
4 Millionen Franken auferlegt. Man machte ihm durch eine Depus 
tation, bei welcher auch unjer Eugen gebraudt wurde, wegen Unmöglicd- 
keit Vorftellungen und Moreau ftimmte die Summe auf.500 000 Franken 
herab. 

Sagen unb einige Schreiben verfihern, daß die Friebensprälimis 
narien unterſchrieben fein jollen. Gott gebe und das folgende Jahr 
einen Frieden, nad dem Alles ſeufzt. 


Finis saeculi 18=!, 


Jänner 1801. 


25. Jänner Ein Waffenftillftand wurbe den 24. December nah - 
der bei Salzburg für bie Defterreiher unglüdlihen zweiten Schlacht 
zwifchen den Franzoſen und, Deiterreihern auf 30 Tage eingegangen; 
geftern nahm er aber das Ende und nad 15 verflofjenen Tagen wird 
der Krieg wieder jeinen traurigen Anfang nehmen, wofern nicht auf’ 
Neue jollte tractirt werben. 

Den 6. Jänner hatte Erzherzog Karl mit Moreau zu Sarzburg 
eine Unterredung. 


111 


Bermöge des eingegangenen Waffenſtillſtandes wurde bie End zur 
Grenzſcheide gejet und den Franzoſen bie Feſtung Braunau jammt ber 
Eitadelle von Salzburg übergeben. Das Tyrol, das bisher noch keinen 
Franzojen gejehen, wurde von den öſterreichiſchen Truppen faft gänzlich 
geräumt. Indeſſen darf doc die franzöfiiche Armee nicht einziehen, nur 
wurden an bie Päfje wenige Truppen geitellt und im bie feſten Orte 
Sauvegarbed von beiden Seiten eine gleiche Anzahl eingelegt. So waren 
3.8. zu Innsbruck 150 Franzoſen und 150 Oefterreiher. Aud durften 
die Franzojen während dem Waffenftillftand an der nod alten Regie— 
rungsform in Schwaben feine Veränderung vornchmen. 

Prinz Karl, Generalfelbmarihall, wurde von jeinem Bruber Kaijer 
Franz II. felbit als Präfident vom Kriegsrath ausgerufen. — O hätte 
man dieß eher gethan und biefen Helden unter dem faljhen Vorwande 
einer ſchwachen Gejundheit niemald von der Armee binmeggethan, jo 
würden die Franzojen, wie Moreau zu Wieblingen ſelbſt jagte, nicht 
einmal über den Rhein gegangen jein! — 

General Clinan, der in Franken wider eine zmeite franzöfiiche 
Armee, die unter dem Commando Augereau’8 durch bad Wiürttembergiiche 
herkam, jehr tapfer focht, hat die Tapferkeit der ſchwäbiſchen, bayerifchen 
und mwürttembergijhen Truppen, die vorher in Ulm lagen, aber nad 
ber Aufhebung ber Bejagung unter ihn zu ftehen famen, durch ein öffent: 
lihe8 Schreiben jehr gerühmt und fih nur einige Negimenter nod 
weiter gewünjcht, jo würde er bie Franzoſen allein zurüdichlagen. Denn 
aus Schwaben hatte er nur das Regiment Wolfegg und Fürſtenberg, 
beiläufig 4= oder 5000 Mann Fußvolk. 

Wirklich find die Früchte in unferem Schwaben wohlfeil; das Malter 
Korn kann man um 12 fl. haben. 


Sebrnar 1801. 


1. Februar. Bor zehn Tagen kam eine Requifition von Früch— 
ten ıc. an, heute eine Geldeontribution von 54 000 Franken, nad unjerem 
Geld beiläufig 24000 fl, nur für die Herrihaft Salmansweiler allein. 

Auch müſſen wir nad Lindau 42 zmweilpännige Wägen ſchicken, um 
von dort aus das Laboratorium jammt Munition nah Breiſach zu 
führen. Die fann man ald Zeichen eines erfolgenden Friedens anjehen. 

12. Februar. Zwiſchen Dejterreih und ben Franzoſen ift num 
wiederum ein neuer Waffenjtillftand auf 30 Tage getroffen mworben, ber 
feinen Anfang ben 3. d. M. nahm. Aus allen Zeitungen läßt ſich auf 
einen bald erfolgenden Frieden jchließen. Das Condeiſche Corp und 
andere zwei Schmeizerregimenter, die biöher im engliihen Sold ftanden, 


112 


haben fih von den öfterreiiichen Truppen getrennt und find auf dem 
Marſche nad England begriffen. 

20. Februar. Friede! Friede! jo lautet bie Augsburgiſche Zei— 
tung. Er it ſchon zu Wien ben 14. und auch zu Luneville, allmo bie 
beiberjeitigen Gejandten bisher tractirten, unter dem Donner der Ka- 
nonen publicirt worben. Friebe aljo zwijchen Defterreih und Frankreich 
und ber Reichsfriede werde bald nadjfolgen. 

Es war den 9. dieß, ba ber Friede zu Luneville von bem diter- 
reichiſchen Bevollmädtigten Herrn Kobenzl und von Seite der franzöfi- 
ſchen Republif von Joſeph Bonaparte um 1/,5 Uhr Abends unterjchrieben 
wurde. In Stalien wird die Etſch die Grenzſcheidung jein. 


März 1801. 


Den 1. März auf den Abend befamen wir wieder eine Erecution 
von jieben Mann, die jomohl die Geld» ald Naturalienrequifitionen be— 
treiben ſollte. Jedem Mann muß täglich nebjt guter Kojt 1 fl. 23 fr. 
gegeben werben. Einige Mann, jo biöher bei unjerem Commandanten 
waren, wurben auf Meeröburg, und bie, jo in Meeräburg waren, nad 
Tettnang u. |. w. auf Erecution beordert, jo daß aljo fait an allen 
Orten in Schwaben Erecution eintreten wird. 

7. März. Die vergangene Naht kamen wieder 70 Mann Hus 
jaren an, die jehr audgelafjen waren und uns erequiren. Warum doch 
Erecution über Erecution, ba wir doch alles bezahlt haben, was man 
von und forderte, weldes ein Schreiben von Augsburg aus, das heute 
Vormittag von unferem Kanzler, der kürzlich dahin abreißte, zujagte? 
— Die Urjade liegt am Tage. Alle Hauptgeneräle find von der fran= 
zöftjchen Armee abgereißt und ber gemeine Mann mit feinen Mithelfern 
will doch nicht mit leeren Händen nah Haufe ziehen, da ber fyriebe ge: 
ihlojjen ift; daher unternimmt er eine Pladerei nad der anderen, um 
den Schwaben noch ben letzten Blutötropfen auszuprefien. 

Auf den Mittag kamen zu ben Hufaren noch andere 30 Mann an. 
Auch lösten andere 7 Mann bie den 1. angefommene Erecution ab. 

10. März. Die geitrige Naht brachen bei 40 Mann nad) Ueber: 
lingen auf und requirirten dort. Diet geihah auch auf bem Heiligen: 
berg. In unferen Dörfern liegen auch Truppen und ed kommen inmer 
mehrere an, Auch mußten ihnen vorgeftern 50 Louißb’or gegeben werben. 

Die ganze Summe, was Schwaben. den Franzoſen an NRaturalien 
in’3 Lager geführt und an Geld abgefordert morben, beträgt wäh: 
rend acht Monaten auf 80 Millionen Gulden. Dieß wurde von 
Allen mit der Aeußerung, e8 mit einem Eide zu befräftigen, eingegeben 


118 


und vom Comité zufammenabbirt. Was Häusliche Quartiere koſteten, 
ift nit dazu gezogen. 

Die vergangene Naht Fam bier ein Obriſt an und auf den Mittag 
ein zweiter Offizier; aber nicht zu unjerem Vortheil. Geichmiert wollen 
alle Offiziere und Generäle fein. Nur gut, daß wir nod etwas Geld 
bisher gehabt; jonjt würde es ſchon Hart hergegangen fein. Zu Ochjen- 
baujen wurde ber alte Prälat vier Tage in Arreſt gejett, weil er ben 
Erprefjern nit gab oder geben konnte, was fie verlangten. 

12. März. Gejtern um 4 Uhr verließen auf ein erhaltenes 
Schreiben von Augsburg die in biefem Monat zum Erequiren angekom⸗— 
menen Truppen unjere Gegend; denn wir haben Alles, ja noch darüber 
bezahlt, wie ſelbſt Moreau, der zu Augsburg auf jeiner Rückreiſe mit 
unjerem Kanzler ſprach, bezeugte. Dieß Erequiren und Requiriren nur 
bieje zehn Tage hindurch koſtete und 5000 fi. 

14. März. Herr Eugen begab fi nach erhaltenen Beichwerben, 
die und bieje vergangenen Tage von einem Obriſten ohne allen Titel 
durch Gelderprefjungen angethan wurden, zum General Molitor nad 
Memmingen und wirkte da jo viel aus, daß der Obrift dad von ung 
erpreßte Geld von Meberlingen, wo er ilt, zurückgab. Gejtern wurde 
e3 auf eined Difizierd Geheiß, der bei uns iſt, abgeholt. Der Obrift 
fragte, ob er bie 50 Louisd’or, die man ihm zum Präfent gegeben, aud) 
beraußgeben müfle Man fagte: „nein“ und er behielt. Das Gelb 
mußte man nad; Kempten führen, um es daſelbſt bejcheinen zu laſſen, 
bag wir eö „wiederum erhalten haben. Es wurde durch unjeren Hof 
dahin abgeführt und von dem jüngiten Sohn unjered Kanzlers, Willi 
bald Seyfrieb, begleitet. — Aber was für einen Bejcheid erhielt er ba? 
— Er mie die Beicheide vom General Molitor vor, bie die Heraus: 
gebung der Summe begehrten. Allein der General dajelbit jagte: „Mo— 
litor babe ihm nichts zu befehlen.” Er ließ den Vorweiſer dieſes Be- 
fehls in Priſon jeßen, bi8 er ihm bad Geld gebe. Was wollte er 
madhen? Gewalt ift über Recht; er gab ihm das Geld hin und fam 
leer zurüd, — 

Ueber diejen Vorfall wurde noch einige Meldung von Eugen Sey: 
fried zu Memmingen an gehöriger Behörde gemadt; man mußte dem 
Dbrift zugejet haben; er kam mieber hieher und verlangte gelafjen einen 
Schein, daß er da3 Geld wiederum zurüdgeitellt habe; allein man jagte 
ihm, daß e3 wider alle Billigfeit wäre, eine Lüge zu bejcheinigen. Nach 
diejem verlangte er ein Zeugniß, daß man mit ihm friedlich abgefommen 
wäre und dieß gab man ihm. 

25. März. Nun find wir von aller Erecution frei; allein einige 
Tage ber immer mit Offizieren und anderen Soldaten Iebt beläftigt. 

Freib. Didc-Ardio. XVII. 


114 


Der Obrift, der längere Zeit bier war, einen eigenen Koh und Tafel 
hielt, Fam gejtern auch wiederum an und verlangte Alles gleid; Anfangs 
wiederum jo, wie er es das erite Mal Hatte. Heute war ein ganzer 
Schwarm Offiziere im Armario; fie führten jogar ein Frauenzimmer 
bei fi; obwohl es noch niemals erhört worben, daß ein Weibsbild in 
die Klaufur Hineinfam, jo geihah es doch jchon das zweite Mal bei 
diejem legten Einfall ber Franzoſen bei und; allein wer darf was 
jagen ? 


April 1801. 


7. April. Geftern zogen bei Hofe und in ben Dörfern bie ran: 
zolen ab, die jchon über 14 Tage da einquartiert lagen. Allein noch 
eben dieſen Tag kamen wieder 300 andere und bejegten der geftrigen 
ihren Platz. 

Den 16. März wurde nebjt den von dem öſterreichiſchen Kaijer 
mit den Franzoſen abgeſchloſſenen Neichsfriede zu Regensburg von ben 
Reichsgliedern ratificirt. 

Die Franzojen erhalten vermöge de Luneviller Friedens das ganze 
linke Rheinufer und in Stalien wird die Etſch die Grenzſcheide. Das 
Entihäbigungd- und Säculariſationsgeſchäft wird noch nicht jo bald 
ausgemacht werden. 

Im Sahre 1715 war Frankreichs Bevölkerung 20 Millionen 
93000 Seelen. Im Jahre 1789 beitand fie aus 24 Millionen 
677880 Seelen und gegenwärtig aus 30 Millionen (Augsb. Zeitg.). 

11. April. Heute zogen die Truppen wieder ab, bie den 7. in 
unferer Gegend einquartiert wurden. Sie waren vom 9. Regiment Ka— 
vallerie. 

Dieß Jahr wurde in unjerer Münſterkirche am Palmtage und 
Charfreitage wiederum mie vor zwei Jahren Feine Predigt gehalten, weil 
e3 nämlich von ben Franzojen verhindert wurde, jo daß bie Leute vom 
Lande herein nicht würden haben erjcheinen Fönnen, weil es bei ihnen jo 
wie bei ung überall voll Franzoſen war. 

19. April. Den 16. db. M. verließ uns — Commandant 
ſammt ſeiner Frau; man machte ihm bier ein Douceur und er zog 
jeinem Regimente nad. Er joll ein öfterreichiicher Dejerteur fein. 
Heute zogen wiederum bie Truppen ab, die jeit dem 11. in unjeren Ge: 
genden und bei uns lagen. 

Die Franzofen koſten jehr viel. Gie efjen zwar wenig, aber nieb- 
lich; das Fleiih muß alled gebraten werben und zum Frühſtück muß 
man ihnen wenigitend bier einen falten Braten und Eſſig und Baumöl 
geben. 


115 


Unfere Unterthanen haben feit dem 4. Mai 1800 bis auf dieſen 
Tag nur für Franzojen ſchon 42 Steuern bezahlt; dazu kommen nod 
die Herrſchaftsſteuern. Unterdeſſen herrſcht doch nirgend3 in unjerem 
Schwaben Mangel; Niemanden ging noch das liebe Brod ab; überall 
findet man noch Früchte im Ueberfluß; ja die Franzoſen felbjt bewun- 
bern die Fruchtbarkeit und die Güte unjered Landed. Das Malter Korn 
koſtet in Ueberlingen mwirklih nur 12 bis 13 fl. Das Geld allein ift 
rar, meil nämlich jo große Summen aus unjerem Baterlande erpreßt 
und gezogen wurden. 

Zu Uhldingen wurde ein Franzos todtgeſchlagen. Dieß ward den 
Franzoſen Fund und es koſtete bie Uhldinger 30 Louisd'or und und 
anbei noch mehrere Bücher aus der Bibliothef, die der Unterjucher der 
Sade mitnahm. 

Auf den Mittag Fam der Divifiondgeneral Molitor jammt dem 
Generaljtab bei und an. Auf den Abend machte man große Tafelmufik, 
Molitor jheint ein braver Dann zu fein; fein Ausſehen ift menjchen- 
freundlich; er ift herablafjend, jtarf und gewiß nicht ganz 40 Jahre alt. 
Auch war General Belijar bei ihm, ber und gemogen ift und vielleicht 
auch den Molitor für und gelinder made. 

21. April. Geftern um 9 Uhr Vormittags zog Molitor, ber 
eine Divifion des Flügels von Lecourbe commandirte, „mit jeiner Be: 
defung, die aud 800 Mann und einigen Neitern mag bejtanden haben, 
weiterd. Man führte ihn mit unferen jeh3 ſchönen Pferden bis nad) 
Stodad. 

Auf den Mittag kamen wieder 30 Offiziere jammt dem General 
Rouſſel, die auch die Nacht über bei und blieben. In den Dörfern 
war es jo voller Truppen, daß dfter3 in einem Hauje 5, 6, 8 Mann 
lagen. Doc zogen fie fajt alle diefen Morgen wieder ab. 

26. April. Den 24. auf den Mittag fam hier ein General 
jammt einigen Offizieren an. Sie blieben über die Naht. Auch lagen 
mehrere Gemeine bei und und in den Dörfern. Beiläufig 18 Stüde 
waren über die Naht auf den Wiejen draußen. Gejtern aber z0g alles 
wiederum ab, und wie man jagt und glaubt, jo jollen dieß die legten 
Franzoſen fein, die bier durchziehen follten. D wie froh würde Jeder— 
mann fein, wenn dieß wahr wärel — — 

28. April. Glücklich! Freudig! Fröhlich! Das größte Uebel ijt 
vorbei. Es ift Friede. Alle Franzojen, die jo koſtſpielig waren, find 
von unferen Gegenden abgereißt. Den 25. jahen wir bie lebten. O wie 
gut ſchmeckt jeßt Jedermann der Friedel Obmohl noch) viele Uebel drüden, 
jo ſcheint man doch fie nicht zu fühlen, indem das größte berjelben vom 
Halſe it. — 


8* 


116 


Die k. k. Werboffiziere find ſchon wieder in ben SHauptorten 
unferer Gegend eingerüdt. Den 27. d. M. jah ich ben erften Defter- 
reicher wieder, und unjere Truppen, die fi in diefem Kriege tapfer 
. hielten und Schwaben Ehre machten, werben bald mwieber hier ankommen. 

Schon im neunten Jahre hielten mir alle reitage bald Kriegs-, 
bald Friedens-, bald Necejjitätämefje und jhon über zehn Jahre wurde 
nad dem Gratias ein Responsorium ſammt dem langen Gebete pro 
monasterio et ordine gebetet. Nun aber hat dieß alles jet aufgehört 
und Gott find wir großen Dank jchuldig, der auch dem Entihädigungs- 
und Säcularijationsgejhäft einen guten Ausgang nad dem allgemeinen 
Beten geben wird. 


Aai 1801. 


3. Mai. Geltern um 1 Uhr Nachmittags kamen unfere biebdern, 
braven Gontingentsjoldaten wiederum ſammt ihren Offizieren, Herrn 
Rittmeifter Gilm und Oberlieutenant Herz nad 15 Monaten nad Haus. 
Sie haben ſich in diefem legten Feldzuge tapfer gehalten und Schwaben 
Ehre gemadt. Ihr General Klinau hatte ſie beſonders lieb, fie den 
Defterreihern zum Mujter der Tapferkeit öfters vorgeitellt und ihnen 
öffentliche Lob ertheilt. Erzherzog Karl war mit ihnen jo zufrieden, 
daß er ihnen nad ihrer Mujterung zum Heimreifen nod 28000 fl. 
außtheilen ließ. Ihren Sold befamen fie immer pünktlich. 

Es waren in 50 Mann, die anfamen; 15 find noch zurüd, wovon 
einige no in dem Lazarethe haften. Die Uebrigen blieben entmweber 
auf dem Schlachtfelde, oder ftarben im Lazarcth. Man gab jedem Mann 
im Klofter 11/, Pfund Fleiih und eine gute Maaß Wein, welches man 
heute auf den Mittag wiederholte. 

Ueber die Einwohner von Ulm find fie ſehr erbittert. Denn ber 
Oberlieutenant Herz verficherte, dak, wenn durch dad Bombarbiren von 
Ulm nur ein einzige Haus würde in Brand gefommen jein, jo hätten 
die Einwohner alle Faijerlihen und Reichſtruppen ermorbet und bie 
Stadt den Franzojen übergeben. Ahnen gaben fie nicht3; ben Fran: 
zojen aber bei der Abtretung hätten fie im Ueberfluß beigebradit. 


Iuli 1801. 


2. Zuli 1801. Unſer Kirchenſchatz und bie beiten Schriften aus 
dem Arhiv, die bisher in Wien lagen, kamen heute vom Schemerberg 
wiederum bier an, wohin fie von Wien aus auf der Achje auf einem 
großen Wagen geführt wurden. Bis auf Innsbruck mußte vom Eentner 
9 fl. bezahlt werden, woſelbſt wiederum mit dem nämlichen Fuhrwerk 


— [0 


117 


bis nah Schemerberg ein neuer Accord abgeſchloſſen wurde. Von 
allem dem, jo hier angefommen, ijt nicht verborben worden. Ein Theil 
liegt noch zu Schemerberg. 

Seit dem Jahre 1798 hatte die untere Herrjhaft 115000 Mann 
einquartiert gehabt und verpflegt, und dad Dorf Bermatingen allein 
25000 Mann Dejterreicher, Rufjen und Franzoſen. 


October 1801. 


20. October. Unſer gnädiger Herr gebraudte das Bad zu 
Imnau, wohin er den 19. Mai abging; er fam aber den 29, Juli ohne 
alle Befjerung wieder nad) Haus und wird gewiß nicht mehr hergeftellt. 
Traurig für's Ganze! — 

Den 1. d. M. wurde zwiſchen England und Frankreich nad einem 
Kriege von 7 Jahr 8 Monat der Friede unterzeichnet. — England 
gibt den Franzoſen Alles zurüd und behält nur die ſpaniſche Inſel 
Trinita3 und bie holländiiche Ceylon. Auch zwifchen Bonaparte und 
dem Papſte Pius VII. ijt ein Concordat geſchloſſen worden, das für 
das Beſte der Fatholiichen Kirche lautet. In Frankreich blüht die 
katholiſche Kirche wieder jehr ſchön auf; man Hält wieder jonntäglichen 
Gottesdienit. — Wiederum wurbe zwiſchen Portugal und Spanien ber 
Friede geſchloſſen — Frankreich hielt e8 mit Spanien. 

Aljo ift Friede zu Mafjer und zu Land, und Ruhe der Gemüther 
in Rüdfiht der Religion, melde gewiß man vor einem Jahre noch 
nicht gehofft hätte. 


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Beiträge 


zur 
Geihichte des Ortes und der Pfarrei Hedlingen. 


Bon 


Auguſt Arieg, 


Pfarrer bafelbft. 


Quellen und Hilfsmittel. 


Acten in dem erzbiſchöflichen Archive. 

Urkunden in bem Pfarrarchive und in ber Gemeinberegiftratur, 

Das Diöceſan-Archiv. 

2. Shmid, Geſchichte ber Pfalzgrafen von Tübingen. 

Schreiber, Geſchichte ber Stabt Freiburg. 

Urkunden in bem Archive ber Grundherrſchaft (Grafen von Hennin). 
Zeitihrift für Geichichte bes Oberrheines. 

Bierordt, Geſchichte der evangelifchen Kirche im Großberzogthum Baben. 


L 
Ort und Gemeinde Hedlingen. 


Wer vom Freiburger Schloßberge jeine Blide nordwärts wendet, 
fieht das ſchöne Panorama des Breisgaued durch den Michelöberg in 
Riegel, welcher der alten Burg Lichtened die Hand reiht, abgejchlofjen, 
indem die Linie diejed nordöſtlichen Vorlandes vom Kaijerftuhl mit der 
Hügellinie von Lichteneck zujammenfließt. Der legte Ort, den man von 
dort aus an ber Nordgrenze des Breidgaued im norböftlihen Winkel 
dieſes Abſchluſſes noch erblickt, iſt das idylliſch ſchön gelegene Pfarrborf 
Hecklingen. An der norbmeitlihen, öjtlichen und jüdöftlichen Seite 
dur janjte, mit Neben gefrönte Hügelreihen gegen rauhe Winde ge: 
ſchützt, iſt das Dorf von der Landitraße rechtwinkelig durchſchnitten und 
in ſüdweſtlicher und weſtlicher Richtung vom herrlichſten Wiejenplan 
abwechſelnd mit Aderland und Waldparzellen umgrenzt, bis dad Auge 
am reizenden Gebirgätheater des Kaiſerſtuhles und an der benjelben 
als pradtvoller Hintergrund noch überragenden Vogejenkette angenehm 
ausruht. 

Im Süden thürmen ſich (von Lichteneck aus betrachtet) die Rieſen 
des Schwarzwaldes auf, bis der Horizont durch die Linie des letzten 
derſelben, des Blauen, im Zuſammenfluß mit den Linien des Jura und 
der Südvogeſen ebenfalls abgeſchloſſen wird. 

Langſam ſchleicht die träge Elz durch die Hecklinger Gemarkung, 
erhöht aber dennoch die Reize dieſer ſchönen Landſchaft. Die Häuſer 
des Pfarrdorfes ſind mit freundlichen Baumgruppen maleriſch umgeben, 
in den Winkel zweier Hügelreihen eingebaut. Nach ſeiner ſonnigen, 
glücklichen Lage dürfte der Platz, wie ſo manch anderer im Breisgau, 
ſchon vor Ausbreitung des Chriſtenthums Anſiedlungen gehabt haben, 
und zwar um ſo mehr, als in der Nähe die römiſche Niederlaſſung 
Rigola am Fuße des Michelsberges geſchichtlich nachweisbar iſt, welch 
letzteres Moment den Gedanken nahe legt, daß die Burg Lichteneck 


122 


jelbjt einem römischen Caſtell nachfolgte, rejpective auf deſſen Ueberreſte 
fimdamentirt jei, welches dann bie Heeritraßet, die fih am Fuße ber 
Hügelreihen dabinzog (mie heute noch), beherrſchte und deckte, wie jenes 
auf dem Michelöberge die Heerſtraße von Riegel über Bahlingen nad) 
Breilah. Ein Gemanntheil der jegigen Rebgemarkung auf dem Rüden 
des öſtlichen Hügels heißt auch noch der „Spiegler”, was von specula 
'»feicht abgeleitet werben Fann, und dann mit Spähort ober Wartthurm 
zu überjegen wäre. Ebenjo führt ein Rebhügel nördlich; von der Ruine 
ben Namen Burgle, Feines Gajtell oder Thurm. 

Der Rotulus Sanpetr. ? führt (27. December 1112) erjtmal® auf 
einen Berthold de Hakkelingen, cui dati sunt XIII solidi pro agro 
ad Maltertingen. Nach der Chronik der Propftei St. Ulrich wird der 
Drt Hedlingen zum zweiten Male 1147 unter Prior Gebhard, der hier 
Güter beſaß, genannt. In einer Bulle des Papſtes Alerander III. 
vom Jahre 1178 iſt zwar Hedlingen unter den zum Stifte Walbfird 
als zehntpflichtig aufgeführten Pfarreien noch nit genannt. Auch im 
Stinerar des hl. Bernhard von Clairvaux geſchieht des Ortes feine Er- 
wähnung, wa3 dafür zu fprechen jcheint, daß eine Kirche zu diefer Zeit . 
(1147) in Hedlingen nod nicht erbaut war, weil er feinem Gebrauche 
gemäß bei derjelben gewiß eine Station gemadt hätte. 

Die genannte Ehronit von St. Ulrich berichtet ferner, daß dad 
Priorat anno 1264 unter dem Prior Heinrich der Gemeinde Hedlingen 
einen nicht weit von diefem Orte gelegenen Wald, genannt Rumeshart 
(eine Stelle an der Elz oberhalb Wonnenthal führt jett noch den Namen 
„Rumelesfurt“), um einen jährlichen Zins auf Martini überlafjen bat, 
mit der Bedingung, daß dem Priorate jo viel Holz vorbehalten jei, als 
es zur Erbauung und Erhaltung jeiner — und Häuſer in Heck— 
lingen bedürfe. 

Erſt der Liber Decimationis? vom Jahre 1275 nennt einen Ple— 
banus in Häggelingen: „juravit de eadem ecelesia XX lib. Briscaug. 
Soluit XXXII sol. Constanc.* 

Im Jahre 1273 wurde durch den Grafen Hermann von Sulz ein 
Hof zu Hedlingen an den Prior Werner zu Nifolauszell in Rippolgome 
(zum Klofter St. Georgen gehörig) verfauft. Die betreffenden Grund: 
jtücfe heißen heute noch Rippoldsauer Zehnte. 


ı Mone, in der Zeitſchr. f. Gefch. bes Oberrh. 17, 326, theilt eine Urkunde 
vom Jahre 1384 — 24. Febr. — mit, in welcher ein Herweg (Heerweg) genannt 
wird. Der Name ift bis heute geblieben. 

2 Diöc.⸗Arch. 15, 146. 

s Didc.«Arc. 1, 202. 


123 


Im Jahre 1384 hat nad) der ſchon citirten Chronik von St. Ulrich) 
unter bem Prior Johannes Beyer der Pialzgraf von Tübingen, Konrad J., 
den Lehenhof „Oberhof oder Dinkelhof* zu Hedlingen ſammt allem 
Nugen, Zinfen und Redten u. |. w. dem Klojter wieder zurüdgegeben ?. 

Bon den Grafen von Freiburg fam durch Heirath die Herridait 
Lihtened an die Pfalzgrafen von Tübingen: Gottfried III. 
(GB), Pialzgraf von Tübingen, beirathete zu Anfang bes 14. Jahr: 
hunderts Clara?, Gräfin von Freiburg, einzige Tochter und Kind bed 
Grafen Friedrih von Freiburg und der Anna von Hocberg, und brachte 
ihrem Gemahle die Herrihaft Lichteneck als Mitgift zu. 

Im Jahre 1342, den 5. December, verkauften bie Brüder Götz 
und Wilhelm, Pfalzgrafen von Tübingen, ihre „Veſtin Tuwingen Burg 
und Statt, Luth und Guth am Beld, öm Wald 2.” in Folge großer 
Ueberijuldung an Württemberg. Nur das Recht der „Hundelege zu 
Bebenhaufen und das Gejayd in Schainbuch“ behielten fie ſich vor ?. 

Schmid bemerft*, daß der Aufwand ber Pfalzgrafen (namentlich 
Hugo’3 II. und Rudolfs I. und IL), die es liebten, mit großem Gefolge 
auf ben Reichdtagen der Kaifer zu erjcheinen, ohne Zweifel zu bedeutend 
war, um ihre Finanzen nicht zu ruiniren, Dazu komme nod ihr Hoi: 
und Regierungsweſen, das, auf hohem Fuße eingerichtet, große Summen 


1 Siehe bie Urfunbe in ben Beilagen. 

2 Durch Vergleih mit Graf Egon von fFreiburg trat Clara die Stadt Freiburg 
an Egon ab um 3800 Marf Silver. Mit 450 Mark bes obigen Kaufſchillings wurbe 
Elara auf die Burg Lichteneck nebft Zugehör angewiefen, fo daß fie biefelbe fo lange 
im Befig haben jollte, bis fie um die genannte Summe gelöft würde (Schreiber, 
1, 475. Urkunde vom 23. Juni 1358). Im Jahre 1368 verzichtete aber Graf Egon 
gegen Clara auf feine Aniprüde auf Burg und Herrſchaft Lichteneck, bie damals 
außer dem Scloffe die beiden Dörfer Hedlingen und Vorchheim, in erflerem Dorfe 
einen Hof, Mühle unter Lichtenef und den Freihof zu Vorchheim, nebft etlichen 
Leuten zu Malterbingen inne hatte. (Vgl. Schmid, Geih. ber Grafen von Tür 
bingen. ©. 561.) 

2 Uhland befingt in einer Ballade, wie fie leiten Sinnes die Stamm 
burg der Ahnen bingaben und zufrieden waren, wenn fie — durften. Die 
Ballade lautet: 

„Zwei Rechte nur verkauf ich nicht, 
Zwei Rechte gut unb alt, 
Am Klofter eine, mit Shmud und Thurm, 
Und eins im grünen Wald. 
Im Schönbud, um bas Klofter ber, 
Da hab ich das Gejaib; 
Behalt ich das, fo ift mir nicht 
Um all mein anberes leid.“ 
+ Die Pfalzgrafen von Tübingen. S. 606, Nro. 9 u, 10. 


124 


verjhlang. Endlich der Privatcharakter einiger Pfalzgrafen, der zur 
Ausſchweifung Hinneigte und bie finanzielle Zerrüttung (gewiß mehr ala 
die vielen Schenkungen an Klöfter) herbeiführte. 

Die Grafen Eberhard und Ulrih von Württemberg ftellten zwar 
am 17. November 1344 ihrem „lieben Ohm und ihrer lieben Mume 
Clara“ Böblingen, ihre Burg und Stadt ıc. nebſt den zwei Dörfern 
Dageröheim und Darmöheim in der Art wieder zu, daß Göß und Clara 
diefe Befigungen ald Vogt, Amtmann und Pflegerin und zur Nubß- 
nießung batten!. Graf Göß ftarb mwahricheinlih um 1369 und mwurbe 
in ber Dominicanerfirhe zu Freiburg beftattet. 

Bon Gottfried III. ging Lihtenecd? auf Konrad L, feinen Sohn 
über unb blieb bei dieſem Gejchlechte, bis dasjelbe von dem letzten ächten 
Zweiglein, rejpective von Eliabetha Bernhardina, Gemahlin ded Grafen 
Karl von Salm:Neuenburg, den 24. November 1660 um bie Summe 
von 75000 fl. an den Freiheren Johann Heinrih von Garnier ver: 
fauft wurde, 

Im Chor der Pfarrkirche? Liegen einige der Pfalzgrafen begraben, 
unter ihnen Konrad V., der als mwürttembergiicher Obervogt zu Herren: 
berg im Auftrage feines Herrn, des Herzogd Friedrih von Württem: 
berg, in Gejellihaft eines kurländiſchen Edelmannes „Fire“ und eines 
Dr. Enzlein Gejhäfte halber nah Hagenau reijte, jodann auf dem 
Rückwege in betrunfenem Zujtande mit gedachtem Kurländer Streit 
anfing und von ihm erjtohen murbe, anno 1600, den 17. ober 
18. Juni ®, 


ı Shmiba.a. D. ©, 273. 376 u. 377. 

3 Die Burg war fehr feft; fie Hatte einen ausgemauerten Wallgraben, über ben 
auf ber nördlichen Seite eine Zugbrüde führte, von welcher heute noch ber mittlere 
Pfeiler tbeilweife erhalten if. In dem Graben auf ber hinteren Seite gegen ben 
Berg, zwiſchen ber Treppe und ber Wafjerrinne, war ein tiefer ausgemauerter Zuge 
brunnen, welcher erft zu Anfang biefes Jahrhunderts zugeworfen wurde. Im Erbe 
geſchoß ber Burg befindet fih ein noch gut erhaltenes Kellergewölbe mit ebenfalls 
ausgefüllten Zugbrunnen. Eine fteinerne Treppe führt zum erften Stode, allwo 
nah den nod erkennbaren Kaminreften mahrjcheinlih die Küche fi befand. Auf 
ber Seite gegen Freiburg war ein freier Play mit Bogengang auf Säulen; weiter 
nad Innen find die runden Theile eines Rundthurmes mit Wenbeltreppe, die in bie 
Wohnungen führte, fidhtbar. 

3 Auf einer Seite ber füböftlichen Außenfeite des Chores foll bie Zahl 1622 
eingebauen fein. Der Stein ftedt zur Zeit unter der Erbe. Einer Trabition nad 
fol die Pfarrkirche im frühefter Zeit auf einer Anhöhe, „Kobler” genannt, geitanden 
baben. Die jegige Pfarrkirche dürfte mindeftens zu Ende bes 14. Jahrhunderts er: 
baut fein. 
Schmid a. a. D. ©. 589. 


125 


Die Gemeinde Hedlingen hat im Gemeindefiegel das Wappenſchild 
der Pfalzgrafen von Tübingen: eine Kirchenfahne (Oriflamme), in 
deren Mitte ein Kreuz. 

Die hohe Stellung des Pfalzgrafen von Tübingen, bemerkt Perg‘, 
ergibt ji aus bejjen Rang im Staatäfalender zu Anfang des 13. Jahr: 
bundert3. Nach den Herzogen, deren Reihe mit Schwaben anfängt, 
folgt der rheinijche Pfalzgraf und auf diefen ber Balatinus de Tumingen, 
nach diejem die Mark- und Landgrafen und zulegt die Grafen ?, 

Im Jahre 1720 ging mit ber Herrichaft Lichteneck wiederum eine 
Befigveränderung vor fi. Leopold Heinrih von Garnier tejtirte näm— 
ih diejelbe jeiner Gemahlin Katharina Lucia Bertholdi8 von Sachſen⸗ 
gang, welch legtere 1721 den Grafen Marimilian von Shauenburg? 
zum Erben eingefegt haben joll. 

Im Sabre 1750, den 6. Auguſt, verkaufte Marimilian von 
Schauenburg, Herr zu Lichteneck und Riegel, k. k. Geheimrath und 
Kämmerer, die Herrihaft Lichteneck ſammt Zwing und Bann, aller 
Hoch- und Niedergerichtöbarfeit jure patronatus, allen Unterthanen, 
derſelben Fuhr-⸗, Hande und Jagdfrohnden, Pflihten, Gaben, Salz-Aceis, 
Umgelt, Zinjen und dem jogen. Krebszehnten *, herrſchaftlichen Gebäuden, 
Aeckern, Matten, Neben und Gärten, Wafjer, Waid, Allmend, Filcherei, 
Wildbann und Jagden, Mühlen ꝛc. an ben hochebelgeborenen Freiherrn 
Johann Georg von Grechtler, Herr zu Friedau und Rabenſtein, 
Ihrer k. k. Majeftät Proviant-Obercommiljarium ?. 

Freiherr von Grechtler veräußerte die Herrihaft Lichteneck (Heck— 
lingen) den 16. Auguſt 1773 an Eliſabetha Augusta Franzisfa, Mark: 
gräfin von Baden-Baden und Hocberg® ꝛc. 

Den 31. Mai 1774 ceffionirte fie jedoch Lichtened Schon wieder ar 
Karl Anton Franz von Paula, Grafen von Hennin, Herrn ber Herr— 
Ihaft Frojchweiler und Metringen, des HI. Michael3 Ordens-Groß-Kreuz, 
wirft. Geheimer Rath de Markgrafen Auguft Georg von Baden-Baden, 





1 Archiv für Ältere Geſchichtskunde. 7, 628. 

22, Schmid gibt in bem angeführten Werfe eine Stammtafel bes Haufes ber 
Grafen von Tübingen und Herren von Lichtened. 

3 Nah Aufzeihnungen im Beſitze der jebigen Grundherren. 

+ Der Krebszehnte beftand nad einem Bifitationsprotofoll vom Jahre 1666 in 
100 Mut Frucht, ſechs Saum Wein und in censu annuali 34 fl. 

5 Diefe Kaufurktunde, auf Pergament in ſchöner Kanzleilchrift geichrieben, mit 
anhängenbem zerbrohenen Siegel, ift ebenfalls im Befige der jegigen Grundherrſchaft. 

6 Die Prinzeffin, geb. 16. März 1725, war die Tochter bes im Jahre 1761 
verftorbenen Markgrafen Ludwig Georg von Baden-Baden und jeiner erjien Ge: 
mablin Maria Anna, geborne Prinzeffin von Schwarzenberg. Diejelbe refidirte zur 
Zeit des Kaufes in Riegel und ſtarb zu Freiburg, 


126 


des vorberöfterreihiihen und des elſäſſiſchen Ritterſtandes Mitglied t, 
Seine Descendenten find nunmehr über 100 Jahre im Belize ber Herr: 
Ihaft jammt Patronatsreht der Pfarrei; zur Zeit bie Herren Grafen 
Rudolf von Hennin, Großherzogl. Kammerherr, Geheimerath und 
penfionirter Stabtbirector, und Albert von Hennin, Großherzogl. 
Kammerherr und penfionirter Kreißgeridtärath. 

Die Großeltern beider Grundherren fanden ihre lette Ruheſtätte 
im Chor der Pfarrfirhe, allwo aud links über der Thurmthüre deren 
zwei Epitaphien in ſchwarzem Marmor angebradt find. Gelegentlich 
der Beilegung des Grafen Karl von Hennin, Großvaters der jeßigen 
Grundherren, bat bei Eröffnung der Gruft vor dem Hodaltar der da— 
malige Pfarrer Joh. Bapt. Heinr. Troll zu Ende des Sterbebuches 
folgende Notiz hinterlaſſen: 


„Bemerkungen über ben allhiefigen Herrihaftlihen Begräbnißort. 

Durch Gegenwärtiges mache allen benen, jo baran gelegen ift ober baran ge 
legen fein fann, zu wiſſen, daß von einer Herrihaftlihen Begräbniſſe, oder berjelben 
Ort weber in ben ordentlichen Pfarrtodtenbüchern, nod anderen Pfarraften, bis auf 
ben heutigen Tag auch nicht die mindeſte Epur anzutreffen war; daß es aber ber 
Chor dahiefiger Pfarrkirche von jeher geweſen feye, beweilen nebft allgemeiner Mey: 
nung fehs mit Herrichaftlihen Wappen und Inichriften lauter dahier nad und nad 
gewejener guäbiger Herrfchaften vornehme Grabjteine: als fünf vom 16. Jahrhundert, 
tbeild aus dem Hochgräflid von Tübingen’ihen, theils von Königsegg’ichen; einer 
aber von bem 18. Jahrhundert aus dem Hodgräflid von Schauenburg’ihen Haus, 
welche bis auf den heutigen Tag noch in dem Kirchenchore gelegen find, und bort 
ftatt Platten bienten, bie aber heut bei Gelegenheit des Trauerfollen Tobfalles Seiner 
Excellenz bes Herm Herrn Karl Anton Graf von Hennin, allbiefiger wirklicher gnä⸗ 
digen Herrihaft — vide supra fol. 80 — erhoben worben find, und ba ermelbete 
diefe ſechs Grabfteine durch Länge ber Zeit zu viel beihädigt waren, als daß fie zu 
weiterer Belegung des Ghors hätten können beibehalten werben, jo find diefelben von 
heut an zurüdgelegt?. Das Chor aber an derer flatt von allhiefiger gnädiger Herr: 
Ihaft mit neuen fleinernen Platten ganz verjehen und belegt worden. 

Zu einem ferneren Beweis bes herrſchaftlichen Begräbniß Recht im biefigen 
Chor diene, bie, bei Eröffnung ermeldeter Gruft darin vorgefundenen jechs erkenn⸗ 
baren Zeichen dahin vergraben gewejener Herrichaftl. VPerfonen, als ba feyn: 8 eiferne 
Ring, deren ſechs an ber einen, an ber anderen Sarg aber nur noch ziwey vorhanden 
waren; desgleichen ein Degen, befjen Griff ganz von Eifen gewefen, ferneres bas 
Leberwerf von Stiefel und Sporen. Alles dieſes wurbe, neben bem noch in Orbnung 
darin gelegenen Gebeine aus benen drey vorderen Grabftätten in meiner Gegenwart 
ausgegraben und von mir, wie aud von mehreren Perfonen, bie bie Neugierde hierher 
gezogen bat, noch ganz beutlich erkannt, 

Das ganze biefige Chor, worunter bie berrihaftl. Gruft angebracht ift, enthaltet 
in allem fehs Grabftätten, beren brei bavon ben vorderen halben, bie brei übrigen 


4 Nach Privatacten ber jegigen Grundherrſchaft. 
2 Zur Zeit ficht man unter ben Srauenftühlen des Schiffes den Obertheil eines 
alten Grabfleines, als Dedplatte benügt, hervorſchauen. 


127 


aber ben hinteren Theil bes Chores einnchmen. Bon allen biefen ſechs wurden bied- 
mal nur die brei vorderen gedfinet, gereinigt und im braudbaren Stand geſetzt. Alle 
diefe drei nehmen hart am ber unterften Treppe bes Hodaltars ihren Anfang. Jede 
derfelben ift 7 Schub lang, 31/, Schub breit und ftarf, 6 Schub tief. In der mitt: 
leren bderjelben — welche auch zwiſchen beiden Chorſtühlen pünftlih in ber Mitte 
gelegen it — wurde ber Leihnam bes hochſel. Herrn Herrn Karl Anton Graf von 
Hennin ꝛc. ben 17. März Abends 5 Uhr Katholiſchem Gebrauche nad beygefegt und 
gleih darauf drei Schuh tief unter ber Erbe, mit einem Gewölb wieber verſchloſſen; 
beyde andern Grabitätte hart neben biejer, die eine auf der Evangelium, bie anbere 
auf ber Epiltel Seite find zur Begräbniß fertig und folgleih auch zum Gewölben 
ganz vorbereitet; allein bermalen bis dorthin nur mit eichenen Dreylinge:Dillen zu: 
gebedt, find fofort, wie bie mittlere Begräbniß, bie jet Schon gewölbt iſt, mit fteinernen 
Platten belegt worben, 

Diejes habe zur Notiz und Wiflenichaft eines jeweiligen babiefigen Pfarrers 
und Geelforgers, auch zur Abwendung aller beöwegen zu entjtehen fönnenden Zweifel 
oder Zwiftigfeiten bier eingetragen und von eben bdiefem Aft mit ber Anmerkung, 
baß berjelbe in bem ordentlichen Pfarrtobtenbuch, welches ben 10. May 1784 ange: 
fangen und am deſſen vorlegten Blatte enthalten jene, eine mit meinem Inſiegel 
und Unterfhrift verfehene Abſchrift allhieſiger gnädiger Herrfchaft übergeben. 

Beihehen, Hedlingen den Siebenzehbnden Tag bed Monats März, nad ber 
hriftlihen Zeitrehnung, in dem Gintaufend Siebenhundert und neunzigften Jahr. 


ob. Bapt. Heiner Troll, Pfarrer.“ 


Auf der zmeitlegten Seite des Sterbebuches ſteht folgende Notiz: 


„Die in dem Herrn ſelig entſchlafene Gräfin Clara Bibiana von Hennin (geb. 
Freyin von Schauenburg) wurbe zur Epiftel Seite gerade vor ber Treppe bes Hoch— 
altars, neben ihrem hochſeligen Gemahl Karl Anton Graf von Hennin zur Erde bes 
ftattet. Welches zur Notiz und Wiſſenſchaft eines jeweiligen Pfarrers babier ein: 
getragen wirb, 


Hedlingen den 30. April 1807. 
Mutſchler Dominik, Pfarrer.” 


Il. 
Pfarrei, Frühmepbeneficium, Patronat und Kirche, 


Ueber die Zeit ber Gründung der Pfarrei find Feine Urkunden 
vorhanden; ficher ift nur, daß die Pfalzgrafen von Tübingen das Pa- 
tronatöreht der Pfarrei und des Frühmeßbeneficiums hatten. Bon 
leterem it im Pfarrarhive nod eine Erneuerung des Urbard vom 
Sahre 1571 erhalten, aus welder unten das Wichtigſte mitgetheilt 
werben ſoll. Angaben über dad Pfarrpatronat finden fich einige in den 
Pfarrvilitationd= Protofollen (jiehe Series paroch.); ebenjo kann aus 


128 


denjelben erjehen werden, daß bie Einführung der Reformation von 
den Pialzgrafen geplant war; wer biejelbe verhinderte, ift nit an: 
gebeutet. 

Mit dem Jahre 1441 beginnt die Reihe der befannten Pfarrherren 
von Heklingen. In Betreff der Pfarrkirche wird auf das bei der 
Ortsgeſchichte Mitgetheilte verwieſen. 

Das Stift Waldkirch hatte um die Mitte des 15. Jahrhunderts 
ſchon den Drittelszehnten der Pfarrei und proceſſirte mit den Pfalz 
grafen wegen des Pfarrſatzes, rejpective Patronates. 

Nah den Notizen aus dem erzbiihöflihen Archive Fam es zu fol: 
gendem Vergleiche zwilchen den Stifts- und Grundherren: 

Bertrag zwiſchen dem Stifte zu Waldkirch und dem Grafen Konrad III. 
von Tübingen vom 26. November 1462, der weiſet, wie das Stift die 
Pjarre zu Hedlingen zu leihen gehabt und füro verleihen wolle, was 
aber Graf Konrad widerſprach und verneinte, daß, da jeine Vordern 
dieje Kirche gehabt Hätten und zum Theil allda ruhen, bie Gefäll und 
Nutznießung billiger an dortigen Gottesdienit denn an andern Orten 
verwendet würden. — Dieje Spän habe Jakob, Herr von Staufen, 
vertragen, wie nachiteht: 

1. Soll das Stift „wegen der Incorporation hinfür möglich alle 
Jahre den dritten Theil des Großenzehnten haben. 2. Dagegen ſoll 
Graf Konrad und jeine Erben hinfür zu ewigen Zeiten die Pfarrkirche 
von Hedlingen, jo oft fie vacant ift, zu verleihen und einen Kirchherrn 
zu präjentiren haben. 3. Derjelbe Kirchherr joll die übrigen zwei Theile 
des großen Zehntend mit anderen Nutungen einnehmen. 4. Graf Konrad 
und feine Erben dürfen den Kirchheren und das Gtift des Zehntes 
wegen nimmermehr und in feiner Weije irren, fondern jchügen. 5. Da— 
gegen joll das Stift jelbjt eine Jahreszeit begehen für die Grafen von 
Tübingen. 

Diefer Vertrag wurde durch Biſchof Heinrih IV. von Conſtanz 
confirmirt, der jhon am 4. November 1456 die Pfarreien Hedlingen 
und Elzach dem Stifte Waldkirch! incorporirt haben joll 2. 

1 Aus dem Urbar des Stiftes Walbfirh ©. 184. 

2 Nah Schreiber, Urkundenbuch 2, 548, batte 1475 Graf Konrab III. von 
Tübingen in Hedlingen 44 „Herbflätt”. Im Sabre 1401 hat eine NAnaftafia von 
Herrenberg, ſonſt Pfalzgräfin von Tübingen genannt, als Abtiffin des Margarethen: 
ftiftes zu Waldkirch (erwäblt 1397), mit dem Spitalmeifter zu Freiburg einen Ber: 
gleich getroffen. (Werfmann, Diöc.-Arh. 3, 138.) Diefelbe dürfte, höchſt wahr: 
Iheinfih eine Tochter Konrads II., genannt ber Scheerer, ber Tübingersherrenberger 


Linie entfprofien fein. Dr. Schmid bat auf der Stammtafel II. zwar ihren Namen 
nicht, fonbern eine Anna, Nonne in Reuthin, und Ute, Abtiffin in Oberftenfelb. 


129 


Ueber dad Frühmeßbeneficium möge Hier bie Mittheilung bes 
Eingangs vom Urbar folgen, jammt einigen Notizen über die ver- 
ſchiedenen Grundſtücke und Gefälle diefer Pfründe 1. 

Erneuerung über die Frühmeß Hedlingen, anno 1571. 

„Als man zalt nad Ehriftisgeburt, Ein Taufend fünf hundert 
Sybenzig ein Jar, uff Donnerfiag den adten Monatstag Novembrig, 
feindt uff Bewelch der mohlgeborenen Frauen Katharina Grävin zur 
. Zübingen, mwitib, Geborene Erbtruchſäßin und Freyin zu Waldtburg ıc, 
Und Herr Gedrgen Graven zu Erbah, Herr zu Prumberg, als con= 
firmirter Vormunder weiland des aud wohlgeborenen Herrn Herrn 
Gedrgen Gravens zur Tübingen, Herrn zur Lichteneck, feiner gottjeligen 
Gedechtnuß, Hinderlaßenen unmündigen fünff Junger Söhnen, ber: 
harden, Conraden, Allwigen, Hermann und Geörgen Gebrüder, Graven 
zur Tübingen ꝛc. Als Collatored der Frühmeß zu Hedlingen, alle und 
Jede derjelben Einfommen und Gefelle, Beitändiged und Unbejtändiges, 
verbrieft und unverbrieftes. 

Deßgleichen eigene liegende Güter, im Beiſein Baltin Knebels biejer 
Zeit3 Vogts, Georg Hüglin und Hans Dietichen, beider Frühmeßpfleger, 
Hana Alena und Ruman Ladis, baid ded Gerichte zu Hedlingen, uff 
ihr Anzaig und orbentlid) Angeben, durch mid Baltajor Klogmann, 
Ambtſchreiber zu Lichteneck renovirt, erneuert beichriebene, Nachgehends 
offentlihen Allen Zinslüthen verlefen, und die Erneuerung von einem 
zum Anderen mit dem Wortte Ya befrefftigt worden, wie volgt: 

Der Frühmeß aigene Guetter: 

Eritlihen Ein Behauſung ligt zu Hedlingen Binder der Kirche an 
der Gaſſe, jo man gehn Malterdingen geht. 

Item Ein Jüch Matten, im WRiegeler Bann, genannt Brunns 
matt ꝛc. 

Item Ein Jüh Matten im gemelten Bann, genannt Graventin. 

Laut Brief3, Anfangend: Jh Gangolf Liebmann von Offenburg 
1464 ꝛc. 

Item Ein halb Jüch Matten im Hedlinger Bann, genannt Runs- 
matte ꝛc. 

Gelt:Zind Hedlingen (Bodenzinje) und Kapitalzinje (auf 25 Seiten, 
mit 2—3 Einträgen). 

Yienburger Geltzins (Riegel) (auf 6 Seiten mit ebenfall3 2—3 Ein- 
trägen per Seite). | j 


1 Das Urbar wurde den 8. November 1571 erneuert, ift auf fogen. Bajelftab- 
bandpapier im ſchöner Kanzleifchrift gefshrieben und in Schweinsleber gebunden 
ohne Siegel. 

Freib. DiöcsArdiv. XVIII. 9 


130 


Dienburger Geltzind Nortweil 1 (auf 3 Seiten mit 2—8 Einträgen). 
Dienburger Geltzins Malterdingen (auf 2 Seiten mit 5 Einträgen). 
Dienburger Rodenzind in Riegel (mit 2 Einträgen [1504]). 
Weinzind in Hedlingen (auf 6 Seiten mit je einem Eintrag).“ 


Auf der erjten Seite des Urbars befindet fi von anderer Hand 
folgender Eintrag: 

„Zu willen, daß Ihr Hocgräfl. BI. Frau Anaftafia, Grävin zu 
Tübingen und Frau zu Lichteneck und bei genommener Poſeſſion den 
14. September 1650 dieſes Frühmeßurbar Einem Pfarrherrn zu Hed: 
lingen in Anſehung felbige Pfarr verarmt aus gl.(?) für eine Addition 
eingehandigt Teftiert Ambtichreiberei Lichteneck.“ 


Demnach wären der Pfarrei die damals noch dem Frühmeßbeneficium 
angehörigen Güter und Gefälle durch die Herrſchaft gejchenkt, rejpective 
zugewieſen mworben. 

Mer Pfarrherr zu diefer Zeit geweſen, kann nicht ermittelt werben, 
da die Kirchenbücher mahrjcheinlid im 3Ojährigen Kriege ſchon verloren 
gingen ?, 

Im Sahre 1615 war Johann Suter, der erſt 1617 inveftirt wurde, 
Plarrer. Im Jahre 1653 wird als folder Johann Glocdher genannt, 
der durch diefe Anaftafla, comitissa in Tübingen, nata de Leiningen, 
präjentirt murbe, 

Zur Zeit beſitzt die Pfarrei die im Frühmeßurbar von 1571 aufs 

geführten ſechs Mannshauet Neben in der fogen. Richardshalde; ebenjo 
eine Wiefe, welche barin verzeichnet if. Somit dürfte eine Reftitution 
von gewiſſen Grundſtücken, melde die Herrihaft olim ungerechter Weile 
an ſich gebradt hatte, vermuthet werben. 


ı Nah Schmid, Die Pfalzgrafen von Tübingen. S. 577, hat am 30. April 
1530 Herzog Ulrih von Württemberg mit Graf Konrad III. von Tübingen ein Leber 
einfommen treffen wollen, baß wegen befien Anfprühen an bie von MWöblingen 
bas Dorf Norbweil bem Grafen mit allen Rechten, wie es ber Abt von Alpirsbach 
inne batte, zu einem Mannslehen und Dienftlehen überlafjen werden follte. Die Voll: 
ziebung bes Vertrages fam aber nicht zu Stande in Betreff Norbweils, da ber Abt 
und bie Norbweiler bagegen proteftirten, zwei abgewichene Mönche fih an bie Faifer 
lihe Majeftät gewandt hatten, aud ber Markgraf von Hocberg, zu befien Herrſchaft 
Norbweil gehörig, nicht Willens war, bas Dorf alfo hingehen zu Iafien. 

2 Während des ZOjährigen Krieges hatten bie Faiferlihen Truppen Lichtened, 
ben Wohnfig der Gräfin-Wittwe (Nnaftafia, des F Grafen Konrad Wilhelm), fünfmal 
verwüftet, ihren ganzen Borrath an Frucht und Weizen genommen, fo baß fie fi 
bem bitterften Elende preisgegeben ſah und nah Straßburg flüchten mußte, allwo fie 
ihren Hof, genannt Tübinger Hof, bewohnte. (Schmid, Geſchichte ber Grafen von 
Tübingen. S. 600.) 


131 


Nah einer im Gemeindearhiv fich befindenden Urkunde: 
„Hädlingen, Ernewerung de anno 1717” 
hatte das Ciſterzienſer-Frauenkloſter Wonnenthal bei Kenzingen zu Hed- 
lingen folgende Zehntrechte (die Erneuerung geſchah unter der Nebtiffin 
Maria Beatrir t): 

1. Pfennigzins von 15 Grundftüden, 4 Häufern ſammt Hof und 
Garten; 2. Kornzind; 3. Nußzind; 4. Haberzins; 5. Weinzins, 

Diefe Erneuerung wurde durch ben Amtſchreiber der Herrihaft 
Lichteneck (Freiherrn von Garnier), Johann Georg Andre, ben 14. Mo: 
natstag Martii 1717 gefertigt und gefiegelt. Weitere Erneuerungen 
find im Gemeindeardhiv noch vorhanden vom Jahre 1735: Eolligend 
über die Hedlingiihe Erneuerung 1717. Dem löbl. Gottshuß Wonnen: 
thal Eigenthumblich jährlih fallendten Gefällen: Außgeferdigt unter 
Glorreiher Regierung Ihro Hohmürden, und Gnaben Frawen Maria 
Caecilia, Aebtilfin Hocermelten lobl. Gottshuß Wohnenthal ꝛe. Durch 
dero Treü devoten Diener ftattg. (?) Franciſcus Schäffer. — Nach einer 
Notiz diefer Erneuerung joll anno 1582 ebenfall3 eine Erneuerung ftatt: 
gefunden haben, worüber jedoch im Gemeindeardhiv Feine Urkunde auf: 
zufinden ilt. 

Bon den Jahren 1769 und 1820 find im Gemeindeardiv ebenfalls 
ſolche Erneuerungen vorhanden. 

Ueber den Stand des Pfarreinfommend in der Zeit der zweiten 
Hälfte des 17. Jahrhunderts gibt eine Notiz in der Pfarr-Regiftratur 
folgenden Aufſchluß: „Die Pfarr zu Hecklingen beſteht allein in Frucht: 
und MWeinzehnten. Davon zwei Theil dem Pfarrherr und das Drittel 
dem Stift Waldkirch gehörig; hat vor eingefallenen Kriegsweſen ber 
Pfarrherr zwei Theil bei ungefehr hundert Saum Wein, mehr ober 
weniger, nachdem die Jahr fruchtbar geweien, wie auch hundert Muth 
Früchte ertragen mögen. Anjego aber burd bad langwierige Kriegs: 
weien die Güter in Ruin khommen, als mag ber ganze Zehndte ohne 
Wein bei ungefähr acht Saum mehr ober meniger und bis in die 40 
ober 50 Muth Früchte ertragen, dahero wenn nicht der ganze Zehnbte 
einem Pfarrherren überlafjen würde, ſich nit erhalten könnte. Den Kleinen 
Zehndten betreffend, jo in Hanf, Heu, Kraut, Ruben und Obſt bejteht, 
gehört dem Pfarrherrn einzig und allein. Hingegen aber ijt ein Pfarr: 
ber obligiret, einen Wucherftier zu halten und einen Zuchteber für bie 


1 Anno 1449 ftifteten Anna von Qupfen und ihr Eohn Konrad III. für ben 
Gemahl und Bater, für fih und ihre Erben dem Klofter Wonnentbal für ein Seel⸗ 
gereitt 10 Mut Korn und 4 Saum Wein jährlih ab dem Zehnten zu Endingen. In 
Hedlingen führt ein Gewanntheil heute no den Namen „Nonnenhalbe”, größten: 
theils mit Reben bepflanzt. (Schmid a. a. D. ©. 564 u. 565.) 

9* 


132 


Gemeinde; auch jährlich auf den Schurtag (— Aſchermittwoch)! der Ges 
meinde einen Trunfh und den Kindern dad Kücchlin nach Belieben zu geben.” 

Ferner berichtet dasjelbe Schriftftüd: „Die Pfarrkürch belangend 
bat dieſelbe etwas Geringes ahn Gelt, Wein und Früdten, und jähr- 
lihen Zinsfällen; diemeilen aber im Kriegsweſen das Kirchenurbar, fo 
wenig Zeit vor dem Krieg erneuert worden, verloren, al® muß man 
gedenfhen, wie der Kürh aus noch vorhandenen altem Kürchenurbar 
de anno 1567 möchte geholfen werden, geftalten man bereit mit ber 
Erneuerung jomweit fhommen, daß nunmehr wiederumb von 13—14 Gulden 
jährlich einzubringen. 

Bon Fundationen ift nichts von Tübingen, außer daß vor mehr, 
al3 200 Jahren ein Frühmeß von den Herrn Grafen felig von Tü— 
bingen geftift geweſen, nachdem fie aber die Religion geändert, haben fie 
ſolche gefäll wiederumb an fi gezogen —. Weilen nit mehr al un- 
gefeher bei 20 Burger, da es doch vor biejem bei 70 gehabt, mag bie 
Stol gleihjamb nichts ertragen. — Den Pfarrhof betreffend ift der 
jelbige jo weit in esse, daß er Khan bewohnt werben. — 

Was für Erftanzen der Kürche ausftändig iſt, weil das Kirchen: 
urbar wie alle Kirhenrehnungen durchs Kriegsweſen verloren, in dem 
viel Schriften, ald das Schloß Lichtened eingenommen worden, ihm füer 
uffgangen, nit zu willen. — Sonften ift die Kür mit Glockhen und 
Fenftern wohl verjehen wie aud) das Tachwerk wohl eingebedht.“ % 

Ein Scriftftüd in dem Pfarrarhiv ohne Datum und Unterfchrift, 
das jedoch dem Stile nad ebenfalld zu Ende des 17. Jahrhunderts 
verfaßt jein dürfte, berichtet über die Gompetenz des Pfarrers mie folgt: 

„Eritlihen die Stohl. Item dermahlen 6 Jahrzeiten, von jeber 
jährlih 6 Baben, bringt 2 fl. 6 Btz. Item ein Jaudert Matten. Item 
ein ſtückhel Gärtlein. Item Reben 6 Manndhauet. Item Adhern 
11/, Mannshauet. Item meitere 1'/, Mannshauet Reben und glent 
in der Halden. Item von Riegel jährlich zu empfangen in geldt 12 Baten. 
Item Roggen gehören der Kürh zu 2 Muth. Item an dem großen 
Frucht: und Weinzehnde, zwei Theil, welcher Weinzehnd in Trüblen geben 
wird. Item Hat der Pfarrer den Hanf und Maftel? völlig allein. 


t Man nannte die Feier desfelben ſchuren und fie beftanb barin, daß mehrere 
Familien zufammengingen und Etribblen und Filhe in einem gemeinjhaftlichen 
Mable verzehrten. Sept bat man biefe Volfsfitte mit ben Gebräuden am Faſtnachts⸗ 
bienftag vereinigt. Die Stribblen, Meuchlen und Faſtnachtslüchlein find daher wahre 
ſcheinlich diefelbe Meblipeife unter verfchiebenen Namen, (Oberrb. Zeitſchr. 20, 76.) 

? Bericht auf die articulos inquisitoriales, jo Herr Dekan capituli rural. 
Friburg. in gehaltener Bifitation 1656, den 27. Auguft, zu wiffen begehrt. 

® Mascel = Masculinum, Samenbanf. 


183 


Item den Kleinen Zehnden, ala Erbien, Linfen, Bohnen, Krauth, Rüeben, 
Obſt, Nufjen, auch allein. Wenn ber Pfarrherr räubelt (d. h. Hanf 
reiben läßt), gibt er der Herrichaft das Räubgeldt, ebenjo wenn er rößet 
(d. h. den Hanf in die Rätze legt), ein Rötzhuen.“ 

Der Schurtag Wein wird hier Schauertagwein genannt. 

Der dem Stifte Waldkirch pflichtige Dritteldgehnte ber Pfarrei 
gab ſchon frühe Anlaß zu Streitigkeiten zwiſchen Stift und Pfarrer. 
Aus einer „Sententia definitiva in causa decimarum Waldkirch 
eontra Hecklingen* (in ber Pfarr-Regiftratur) mag Folgendes mit: 
getbeilt werben: 

Officialis episcopalis curiae Constantiensis ete. Omnibus prae- 
sentium inspectoribus subsceriptorum notitiam in Domino cum sa- 
lute. Noveritis noverintque universi.et singuli, quos nosse fuerit 
opportunum, quod in causa decimarum coram nobis motä inter 
D. praepositum et capitulum collegiatae ecclesiae ad S. Marga- 
retham in Waldkirch exponentem et respective exponens ex una 
eontra et adversus modernum D. parochum in Hecklingen oppo- 
nentem ex altera parte: 20. Juni 1703 in sequentem definitive 
sententiando pronunciavimus modum. Facta submissione in cau- 
sam etc. Christi nomine invocato, solum deum et justitiam prae 
oculis habentes ex actis judieialibus diecimus, sententiamus et pro- 
nunciamus: tertiam partem majorum decimarum vini et frumenti 
in Hecklingen i. e. omnes species, quae in spicis crescunt nempe 
frumentum, hordeum et avenam et de his speciebus stramen juxta 
declarationem de anno 1493 jure proprietatis spectare ad ecclesiam 
collegiatam sanctae Margarethae in Waldkirch, quas decimas eidem 
hoe nostro deereto rursum adjudicamus, reliquas vero duas tertias 
una cum aliis speciebus frumentorum et decimas minores quas- 
cunque spectare ad parochum dieti loci Hecklingen. Quod si 
tamen ex his duabus 3'% ac reliquis decimis majoribus et mino- 
ribus suam honestam congruam non habeat, teneatur venerabile 
eollegium Wealdkirchense defectum ex sua 3'® parte supplere, 
cuius taxationem in hunc posteriorem easum nobis rursus reser- 
vamus, ubi pro re nata ulterius statuemus, quod justum fuerit, 
sic pronunciamus sentienti aliter et definitive im his scriptis, litis 
expensis hine inde compensatis, ab hac sententia lata et publicata 
procurator D. rei ad judicem superiorem quemcunque compe- 
tentem appellavit, petendo apostolos (P) reverentiales sibi gratiose 
decerni, procurator vero partis actricis hanc appellationem ceu 
frivolam rejici et apostolos refutatorios sibi gratiose decerni petüt. 
Quamvis acta sint satis clara, pro parte actorum, nihilominus in 


134 


respectum D. judieis superioris deferimus appellationi, quam pars 
appellans intra bimestre introducere et de introducta legitime do- 
cere teneatur. 

In quorum fidem praesentes per notarium nostrum collateralem 
fieri subseribi et officii officialatus nostri sigillo communiri jussimus 
ac fecimus. Dat. et decret. Constantiae die, mense et anno, quibus 
supra. D. S. Mathias Rettich Dr. collat., Notarius. 

Der Streit erneuerte fich zwilchen Stift und Pfarrer. Anno 1724, 
ben 18. December, gab das bijhöfliche Orbinariat zu Conſtanz wieder 
eine Sententia definitiva, in welcher fie dad Benehmen ded Pfarrers 
zu Hedlingen verurtheilt, der nicht, wie in der Sententia vom 20. Juni 
1703 durch das biſchöfliche Gericht ausdrücklich befohlen mwurbe, bie 
Sache wegen unzureichender Congrua an die geiftlich richterliche Behörde 
zu Conjtanz zur Entſcheidung vorlegte, jondern „propria auctoritate* 
defectum congruae de tertia parte speetante ad ecclesiam Wald- 
kirch apprehendere conabatur. 

Nachdem im Sabre 1838 in der badiſchen Kammer durch Gejek 
für die Pfarreien der Diöceſe die Zehntablöjung geregelt und feſtgeſetzt 
wurde, fam aud für die Pfarrei Hedlingen das überaus ſchwierige 
Geſchäft des Zehntablöfungdvertraged zwilchen ihr, ber Gemeinde und 
dem Großherzoglich Badiſchen Domänenärar zur Behandlung und wurde 
erft am 24. December 1850 zum Abſchluß gebradt. Das Zehntablöjungs- 
Kapital ift in jeinem Neinertrag zu 21538 fl. berechnet, wozu a) die 
zehntpflichtige Gemeinde */, mit 17230 fl. 24 fr., b) bie Staatskaſſe 
1/, mit 4307 fl. 36 fr. beizutragen hatte. Hierauf jedoch ruhten Xaften, 
rejpective Abgaben: 

a) An die Grundherrihaft für Frucht und Nüffe 495 fl. 10 kr.; 
b) für jährliche Abgaben an die Gemeinde (Stroh) 180 fl.; c) für Er— 
bebung und Unterhaltung de Pfarrhauſes 1608 fl. 11 Er. 

An leßterer Lajt hatten jedoh: 1. dad Großherzogl. Domänenärar 
3/, mit 1206 fl. 8%, fr.; 2. die Grundherrihaft 1/, mit 201 fl. 1/46 kr.; 
3. die Pfarrei Hedlingen ?/,, mit 100 fl. 30'/,, Er.; 4. der Pfarr» 
firhenfond mit 100 fl. 3041/,, kr.; zulammen 1608 fl. 11 kr. 

Diejed Kapital wurde durch Entſchließung bed katholiſchen Obers 
firhenrathes vom 14. Mai 1850, Nro. 13 032, dem katholiſchen Kirchen: 
fond Hedlingen zur befonderen Verrechnung zugewieſen und von ben 
Betreffenden durch Abtretung eines entiprechenden Theiled an dem Zehnts 
ablöjungskapital an legteren Fond abgetragen. Dem Zchntablöfungs- 
gejege gemäß wurde das Ende des Zehntbezuged zu Gunften bed Do— 
mänenärars, rejpective ber Pfarrei Hedlingen, für den 1. Januar 1838 
feſtgeſetzt. 


135 


Im Jahre 1708 beſtand das Einfommen des Kirhenfonb3 nad 
dem in diejem Jahre erneuerten Kirchenurbar: 1. in Gütererträgniß 
(zwei Jauchert Wiefen im Riegeler Bann); 2. in Zins und Gefäll 
(Bodenzind, Nüffe, Wachs), circa 6 fl; 3. fünf Mut (zwei Sefter) 
Früdten; 4. 45 Viertel 9 Map Wein; 5. Kapitalzind 29 fl. 1Btz. 5 Pf. ? 

Nach der Ältejten noch vorhandenen Kirdenfondsrehnung von 1770 
hatte der Fond an Kapitalien 2483 fl. Nah der legten Rechnungs: 
ablage (1874 und 1875) bat der Fond jetzt zindtragende Kapitalien: 
1. 19 720 Mark 87 Pf; 2. Erträgnig von Grundſtücken jährlich circa 
270 Mar. 

Die ältefte Anniverjarftiftung wurde gemadt 1689 durd) den 
damaligen Pfarrer Adam Vollherbſt. In einer auf Pergament ge— 
jchriebenen Urkunde mit gut erhaltenem grundherrlidem Siegel wurde 
dem Kirhenfond anno 1719 die zmeite Anniverjarftiftung mit 360 fl. 
durch den Freiheren Leopold Heinrich von Garnier zugemielen. 

Nah dem durch den gegenwärtigen Pfarrer aufgejtellten Haupt- 
ausweis über geftiftete Anniverfarien und Heilige Meffen beträgt die 
Zahl derjelben biß zum Jahre 1878: 119. 

Die Kirhenbücher beginnen: 1. Dad Taufbud mit dem Jahre 
1656, wobei aud das Verzeichniß der Gefirmten vom 30. Mai 1681 
durch Weihbiſchof Franz Johann Anton von Conſtanz; das zweite Fir 
mungsverzeihniß ift von 1699; das britte von 1716; da3 vierte von 
1725; da3 fiinfte von 1738; das ſechſte von 1775 dur Weihbiſchof 
Baron v. Hornitein von Conitanz; das fiebente von 1782 dur Weih- 
biſchof Joſeph Leopold Baron v. Baden; das achte durch bdenjelben von 
1791; da3 neunte von 1805, den 7. Auguft, dur Weihbiſchof Ernſt 
Yerdinand Graf von Bilfingen-Rippenburg. 

2. Das Sterbebud mit dem Jahre 1680. 

3. Das Ehebuch mit dem Jahre 1680. 

Die Einträge find theild tabellarisch, theils protofollarifeh gefertigt. 

Anno 1475 waren zu Hedlingen 44 Herbitätten (Familien); 1666 
200 Einwohner; 1681 115 Eommunicanten; 1699 177 Parochiani; 
1842 668, 1875 518 und 1880 537 Seelen. 





% Anno 1608 Einkommen bes Kirchenfonds; vgl. Nro. 14 ber Ser. paroch. 
Pfarrer Immweg. 


136 


II. 
Series parochorum. 


Nah den aus dem erzbiihöflihen Archive entnommenen Notizen 
fann die Reihe der mit Namen bekannten Pfarrer von Hedlingen mit 
1441 begonnen werden. 

1. Den 6. September 1441 mird als Rector eccelesiae zu Heck— 
lingen genannt Johannes Bürkli, qui concordavit nomine ejus- 
dem ecclesiae pro 35 fl. Ob biejer rector ecelesiae nur der Nießer 
ber Pfründe oder wirklicher Seelſorger geweſen, it nicht genau zu er- 
mitteln. | 

2. 1462, ben 23. April Conradus Zehender, decanus in 
Waltkürch, concordavit pro primis eceles. in Hecklingen pro 35 fl. 

3. 1491, den 6. Februar Johannes Furer, concordavit pro 
20 fl. et mitius secum actum est ad maximas preces; anno 1519, 
2. May data est commissio decano Friburg., ut recipiat resigna- 
tionem ecclesiae parochialis Hecklingen a Johanne ipsius plebano. 

4. 1519, den 2. November data est proclamatio Johanni 
Kress? ad eccles. parochial. Hecklingen vacantem, per liberam 
resignationem Johannis Furer; praesentatus per Rudolphum 
de Blümeneck tutoriae nomine Conradi IV. et Georgii Il. comitum 
de Tübingen in Lichteneck. 

5. 1526, den 26. May data proclamatio et institutio Ulrioo 
Schwobtaler, presbytero,ad eccles. par. Hecklingen, vacantem 
-. per mortem Johannis Kress!) praesentatus per Conradum IV. co- 
mit. de Tübingen, domin. in Lichteneck. 

6. 1532 Martinus Knobloch (resignavit 1532), data pro- 
elamatio non est expedita. 

7. 1532 ultima Febr. data est Andreae Niblinger de 
Denzlingen; praes. per Conradum comit. de Tüb. et Lichteneck 
(non est expedita). 


TA Bgl. Vierorbt, Gel. ber evangel. Kirche. 1, 174. „in marfgräflicer 
Pfaffe Hans von Hedlingen fol durch feine Vorfpiegelung eine Anzahl von Bürgern 
zu Kenzingen (deren Haupt der GStabtfhreiber war) zum Abfall vom katholiſchen 
Glauben verführt haben. Der Stadtſchreiber mit ſieben anderen Kenzingern wurden 
nad Enſisheim ins Gefängniß gebracht, allwo erſterer in Gegenwart feiner Frau und 
Kinder am 7. Juli 1524 durch ben Scharfrichter enthauptet wurde, indem er auf 
dem Aſchenhaufen der verbrannten Evangelien und Luther-Schriften, die in feiner 
Wohnung gefunden wurben, nieberfnicen mußte und den Streich fo erwartete. Dieler 
Pfaffe Hans war Johann Kreß.“ 


137 


8. 1566 Georg Schöneyler (Acta visitationis: „ex legi- 
timo toro; non investitus neque commissionem habens“ [sc. ab 
episcopo]); praefuit per biennium (concubinarius); collator der (zu 
diejer Zeit) proteft. Graf v. Tübingen. 

9. 1583 Nicolaus Suter investitus; collatores: comitesa Tüb.; 
bat jährling von eingegangenen Zehnten auf 250 fl. Acta visit. 1585: 
Andreas Niblinger, Borfahrer des Nicolaus Suter, hat dem alten Herrn 
Grafen ein Theil des Zehnten gejchenft, der genannt wird Krebszehnt, 
melden Nicolaus Suter gerne wieder zu feiner Pfarrei wollt bringen, 
wo immer müglihd. Dad Mandat von ber Reformation des ehelichen 
Standes will er jerlih ein oder zweimal von der Kanzel verkünden 
und alles thun, was er ſeines priejterlihen Amtes Halber zu thun 
ſchuldig. 

10. 1590 Johannes Freitag. Acta visitat. May 1500: 
„Ohne Commilfion und Titul“, nit abmittirt, concubinarius. Colla- 
tores: Grafen v. Tüb. Johannes ‘Freitag verfieht dieſe Pfarr jezunder 
noch, der ein Jar lang hatt feine Commiſſion; hat bey im bes vorge: 
weſenen Pfarrers Magd. Sein Collatored find bie graffen v. Tüb., jo 
durchaus mit der Lutherey verſtrickt. Und iſt injonberheit nothwendig, 
daß der Pfarrer fein Amt allda genugthue, wie dann auch ſolches eine 
löbl. Regierung allmeg begehrt hat. 

11. 1591, 21. October bis 1598 Johannes Zwürner, prae- 
sentatus per Eberhardum, Conradum et Allwig, comit. de Tüb. i, 
comites haeretici sepulturam suam in templo habent. Bericht bed 
Pfarrers Zwürner an die visitatores v. J. 1597, pag. 7, Beilage: 
„Item die Pfarrei Hedlingen hat jerlich Inkommens die verſchienen 
96 Jahr an Früchten bekommen 112 Muth, davon hat das Stiit Wald: 
fir den 3. Theil; mehr die Grafen von Lichtened nehmen aud davon 
für Schirmhaber 8 Mut; mehr der Sigrift 3 Mut; Item der Pfarrer 
bat verliehen an Geld Zins 10 Schilling; mehr vom Bogt zu Riegel 
zu empfangen 10 Schilling, an Roggen 1 Muth, mehr Roggenzind 
1 Muth 3 Sefter; item dies verichienen Jahr 96 aus dem Hanfzehnten 
erlößt 24 fl. Item die Pfarr hat 6 Haufen eben. Item mas ber 
Krebszehnte und die Frühmeßpfründ für ein Einfommen hat ift mir nit 
zu miffen, denn die Grafen von Lichteneck habens unter ihren Händen, 
Item die Kir bat jerlih an Geld Zins 20 fl.; mehr hat bie Kirch 
Meßgewand 19 und alle Zubehör; Ein Chormantel, 5 Missalia, 4 Kelch. 
— Weinzind jerlid 2 Saum; Zehntwein im 96 Jahr 9 Saum. Die 


1 Diünft mich rathſam, ba er pro cura animarum gerenda Constantiae 
eraminirt wurde. 


138 


Grafen v. Lichtene find Collatores. Das Stift Waldfirh ? hat den 
dritten Theil Zehntmwein zu empfangen.“ 

12. 1598, den 25. Sept. Johannes Gessler, praesent. per 
comites Eberhardum ? et Conradum de Tüb. 

Nah Schreiber 3 verehelichte ſich Gottfried IIT., Graf v. Tübingen, 
um 1330 mit Clara, Tochter ded Grafen Friedrich v. Freiburg, und 
verfaufte den 5. December 1342 mit feinem Bruder Wilhelm Burg unb 
Stadt Tübingen an den Grafen v. Württemberg. Ihr Sohn Konrad 
iſt Stammvater der Grafen v. Tübingen und Lichteneck“. 

13. 1599, 10. Februar Gregorius Gregsfeld, presb. Ar- 
gentor. dioec., praesent. ut supra, wahrjcheinli Pfarrer bis Juni 1608. 

14. Michael Immweg von Heiſterloch. Visitatio generalis 
facta per M. Joh. Bley, decanum cap. rur. 22. Yuguft 1608: Ob- 
tinuit hie parochiam ante medium annum (1608), confitetur sin- 
gulis mensibus, in audienda confessione, horis canonieis recitandis 
et reliquis in ecclesia administrandis satis versatus. Cum adhue 
recens sit in huius modi parochia, optime fuit ab testibus com- 
mendatus, Theobaldo Haigele, primario huius loci et Joh. Ilf et 
Martino Walbach ® procuratoribus fabricae. Et non solum in vita 
et honestate commendatus fuit, sed in iis, quae pertinent ad in- 
structionem et aedificationem communitatis et in docenda doctrina 
christiana. Quod laicos attinet, nulla esset querela, nisi princeps ® 
subditos dominicis et festivitatibus seduceret et sie fiunt suspecti 
aliqui in non audiendo sacro, in haeresi. Quod vero ecclesiam 
vel structuram concernit, vel altaria, nullus quidem erat defectus; 
modo parochus non reprehendendus fuisset in iis, quae ad mun- 
ditiem sacrarii, fontis bapt. et ornamentorum pertinent; in reliquis 
vero nulla querela, quae ad missalia, ritualia, vel reliquos libros 
attinent. Parochus ratione salarii, quia nondum per annum in 


1 Außer dem Stift Walbfird hatte bas Priorat Nilolauszell in Rippoltsowe 
(zum SKlofter St. Georgen gehörig) ben Zehnten von einem Hofe mit Reben, Gärten, 
Dielen und Aedern in Hedlingen, den Hermann Graf von Sulz dem Priorate 
anno 1273, den 24. April, verfauft bat. (Neugart, Cod. dipl.) Im Lagerbuche 
haben bie betreffenden Grunbftüde ben Namen Rippoldsauer Zehnten. 

2 Nach Vierorbt 1, 174. Anm. 3, foll 1608 Graf Eberhard von Tübingen 
in ber Pfarrkirche beerbigt worben fein, und babei ber proteſtantiſche Pfarrer von 
Malterbingen auf dem Schloſſe Pichtened die Leichenrede gehalten haben. 

Geſchichte ber Stadt Freiburg 2, 172. 

+ Zur Herrichaft Fichtened gehörten außer dem Orte Hedlingen noch Forchheim, 
Riegel und Schelingen, 

5 Diefe brei Geſchlechter eriftiren in Hedlingen nicht mehr. 

6 Comes, sc. dominus de Lichteneck. 


139 


sua parochia, est incertus, licet congruam percipiat portionem et 
integram. Patronus ecclesiae ibidem S. Andreas apost. Fabrica 
in promptu pecunis 16 fi., frumenti 4 Muth, vino 2 Saum. Aedes 
habet sufficientes pro habitatione. 

Nah den Bifitationdacten vom 8. Februar 1609 berichtet Immweg 
Folgendes: „Am Jahre 1542 hat Andrea Nübling von Denzlingen, 
Pfarrer zu Hedlingen, ben Krebszehnten, jo der Pfarr einverleibt, ohne 
Vorwiſſen feiner Obrigkeit ald Eigenthum den Grafen v. Tybingen uff 
folgende Condition geſchenkt, warn nämli die Herrihaft, jo er ber 
Prarrei künftig nicht mehr vorftehen und fie verfehen möchte, feine Uff- 
enthaltung und Narung ihm geben und ad dies vitae erhalten würde. 
Welches die Herrjhaft zufrieden und aläbald ſolchen Eontract von ihm 
angenommen. 

Weiter hat die Herrihaft von den Gütern, jo fie die Zeit her be— 
nußt, Fein Zehnten niemals geben; bie Güter aber, jo von ber Herr: 
Ihaft den Unterthanen verliehen worden, auch andere Güter, jo fie von 
den Unterthanen erfaufen (bie niemald Zehntfähig geweſen) gleicherweik 
fregen und ſolche wie andere ihnen eigenthümlich zueignen.” 

15. 1615 — 22. Februar — data proclam. Joh. Suter, ad 
paroch. praesentat. a tutoribus pupillorum et viduse comitum de 
Tüb., 12, October 1617 data investitura.. Wann berjelbe geitorben 
ober bie Pfarrei verlaſſen bat, ift nicht befannt. Im Taufbuche findet 
fih (von Pfarrer Joh. Füplin) die Notiz, daß 1651—1653 in Hed- 
lingen fein Pfarrer war und die Kinder in Heimbach getauft wurden. 

Bon 1632—1648 und noch 20 Jahre jpäter hatte die Gegend um 
Freiburg die ſchwerſten Kriegäleiden zu bejtehen. Oefters mußten bie 
Einwohner jammt Pfarrer fliehen!. Noch Ende der 40er Jahre dieſes 
Jahrhunderts joll auf dem alten Gottesader zu Balingen ein Grabjtein 
mit folgender Inſchrift geftanden Haben: „Rings um den Kaiſerſtuhl, 
auch jenjeit8 über dem Rhein, im 3Ojährigen Krieg, ich Pfarrer war allein.” 

16. 1653, 10. December, data proclam. Joh. Glockner ad 
paroch. Hecklingen, praes. per Anastasiam comitissam de Tübingen, 
dominam in Lichteneck, natam comit. de Leiningen, debet pro 
primis fructibus 20 fl. 54 fr. 

17. 1654— 1657. Ludovicus Grandirana (?), dioec. Lausan- 
nensis, inde demissus ad parochiam Hecklingen, praes. per comi- 
tissam de Tübingen. 

18. 1657—1679. Joh. Richard Fuesslin (von Neuen= 
burg a. Rh.) ad parochiam Hecklingen, praes. per eandem. Unter 


1 Bol. Konrad Burgers Reifebüchlein, Diöc⸗Arch. 5 u. 6. 


140 


biefem Pfarrer ift über Hedlingen, reipective feine Kirche, große Noth 
gefommen. Er jelbit wurde ſchwer heimgeſucht. Nah Burgers Reife: 
büchlein“ ift anno 1675? zufolge bed zwiſchen Dentjhland und Frank: 
reih ausgebrochenen Krieged „vil Volk zu Roß und Fuß gen Freyburg 
‚gelegt worben, deßgleichen auch gem Lichteneck und ift Kenzingen auch 
mit Fußvolk bejegt worben. Den 15. April 1675 ift der franzöſiſche 
General Bauban mit ungefehr 600 Mann, und etlichen Heinen Studen 
gen Kenzingen kommen, Morgens früh unverſehens, und ift für Lichteneck 
gezogen. Hats um 8 Uhr Vormittag angefangen zu beſchießen und ge: 
wehrt bis den anderen Tag in die Nacht. Hat viel 1000 Schüß barin 
gethban, die weil die darin gelegene Kaiferl. Bejakung (42 Mann) an 
Munition fait ausfommen, und fein Entjagung zu hoffen war, haben 
fie fich ergeben und find gefänglicd gen Breiſach geführt worden, und 
it Tag darnach dad Schloß mit Stroh angefüllt worden und ange 
zunden, mit jammt viel Früchten und Wein verbrannt mworben.” 

Weiter berichtet ber Pater über Hedlingen: „Das Dorf Hedlingen 
baben fie rain audgeplündert, in der Kirchen undpriftlih gehandelt, das 
sacrarium aufgebroden, zwen conjecrirte Partikul auf den Boden ge: 
worfen, das Ciborium hinweggenommen, das mirakuloſe Frauenbild (ift 
zur Zeit in der angebauten Kapelle, Chörle genannt, noch auf dem 
Altare) aller Kleider beraubt; desgleichen die Altäre und Cuſtorey, die 
Ihönen Meßgewänder binmweggenommen, die alten zerriffen, beögleichen 
auch mit den Fahnen gefchehen; der Herr Pfarrer zweimal bis aufs 
Hemd audgezogen und all fein Geld befommen. Am 6. Juny haben 
die Breiſacher den Hedlingern dad Vieh genommen,” 

Ein Bilitationsprotofoll von 1666 unter obigem Pfarrer Füßlin 
bejagt: In pago Hecklingen licet olim fuerunt duo beneficia, cu- 
ratum unum, simplex alterum, remanet curatum solum. Habuit 
hoc beneficium simplex singulares decimas frumenti, vocabatur 
Krebözehnt, quae consistebant in frumento 100 quandoque Mut, in 
vino 6 Saum, in censu annuali 34 fl. Dietas decimas, de quibus 
Canonici in Waldkirch tertiam partem participabant, Comites de 
Tübingen in Luteranismo sibi appropriarunt, et aliqui conjecturare 


1 Didc.:Arch. 6, 135. 

2 Nah dem ſchon mitgetheilten articul. inquisitor. vom 27. Auguft 1657 ift 
bas Schloß Lichteneck vor biefer Zeit ebenfalls verbrannt worben unb wäre jomit zwei⸗ 
mal in diefen Kriegszeiten, von 1630-1675, von Feinden eingenommen gewefen. 
Auch foll das Dorf bis auf drei Häufer, bie bie Tradition heute noch nennt, ein» 
geäjchert worben fein, Dabei fei auch bie Kirche faft ganz zerftört worden, und ber 
Gottesdienft im herrſchaftlichen Kornfpeiher, auf bem Kornbofe, wie ber Platz beute 
noch beißt, abgehalten worden. 


141 


volunt, nulla alia de causa, quod olim parochus quidam (Andreas 
Niblinger), qui peccaverat oarnaliter, ne beneficium amitteret, ad 
dies vitae comitibus has decimas cesserit. 

Ex reliquis censibus, qui adhuc supererant, quantum fieri 
potuit, cum consensu tamen totius capituli, vivente tunc decano 
Villinger, domus parochialis etsi non integrata, tamen ad habitan- 
dum sufficienter exstructa est. — Collatores et patroni fuerunt 
comites a Tübingen, pro nuno comitissa, vidua a Garnier; quon- 
dam vero tempore fuerunt canonici in Waldkirch, sed collaturam 
istam per quemdam contractum, hac tamen conditione, ut annatim 
ipsis tertia pars vini et frumenti exsolvatur, comitibus tradiderunt. 
Beneficium curatum nullum fixum habet, sed decimas tam vini, 
quam frumenti majores quam minores, quam tertiam partem par- 
ticipant Canonici de Waldkirch, sed usque huc eoquod vix illis 
parochus, etiam manente tertia parte, se congrue sustentare po- 
tuerit, hanc suam 'portionem nunquam perceperunt, oblata non 
excedunt 5 vel 6 fl. 

Quantitas specierum ! ab anno 1657—1665 collatarum est haec: 


annus frumenti vini annus frumenti vini 
1657 45 Mut 12 Saum. 1661 64 Mut 8 Saum. 
1658 50 „ 2 1662 68 „ 6, 
1659 55 „ 2 „ 1668 64 „ — 
1660 60 „ 20, 1664 88, 6. 


De cannabe, quae (plurium) parochorum querelas excitavit, 
tantum mediam partem decimant, parte altera in agris relieta, 
donec simul et semina maturescunt? et sic defraudatur parochus 
in altera media parte decimarum tam cannabis quam seminis. 
Juxta nonnullorum huius loci incolarum dieta collatores 40 jugera 
imo et plus agrorum, quae proprie incolis fuere ad se traxerunt, 
de quibus decimas dare nolunt. Proprias decimas etiam avehit 
ex hoc loco quilibet prior de Ripoltzau ex certis quibusdam agris 
et vineis, sed quo jure ipsi priori et non parocho debeant, in 
nullis invenitur documentis. Antecessores habuerunt saepius 100, 
plures etiam somas vini, totidem frumenti muttas ex decimis®. 


11 Saum — 80 babifhe Maß. 4 Becher = 1 Quartale oder Quart = 1 Maß 
und 20 Maß — 1 Saum. Pol. Mone, Zeitihr. 10, 22. 83 u. 114. 

% Die Erntezeit des Hanfes ift circa festum Laurentii, den Samenbanf bringt 
man erft an Michaeli nah Haufe. 

® Zur Zeit als der Zehnte abgelöft wurde, aljo circa 200 Jahre fpäter, follen 
oft 8000 Bis 9000 Garben Zehntfrucht gefallen fein; fo fehr hat ber Aderbau ber 
Gemarkung innerhalb 200 Jahren zugenommen. 


142 


Onera et gravamina parochi sunt haec: 

1) Quod ex communi consuetudine male introducta singulis 
annis in diebus cinerum debeat dare toti communitati ad potan- 
dum 3 vel 6 amphoras vini, prout multum parumve vini ex de- 
eimis collegit. 

2) Toti ipsorum juventuti in diebus Bachanalium (Faſtnacht) 
placentas (Küdlein). 

3) Pro obtinendis decimis foeni et rapparum (P) jubetur alere 
taurum et porcum verinum (Wucherſtier und Zuchteber). 

4) Aedituo dare debet singulis annis frumenti 3 Mutt. 

5) Priori in Ripolzau avenae 12 Mutt et nuces 1 Mutt. 

Ecelesiae redditus annales sunt sequentes: Pecunia 15 fl.; 
vini 1'/, Saum; frumenti 4 Wutt; nuces 3'/, Mutt; cera 41/, Pfund. 

Rationes eccles. dantur singulis annis superioribus loci assi- 
dente parocho, dantur autem a duobus quantum fieri potest, lit- 
teratis ad id destinatis personis, quibus certa et condigna merces 
facta, sed sumptus et taxae pecuniariae scribarum magnae nimis 
et fere ultra ecclesiae posse. 

Querela contra parochianos habentur istae: quod sint contu- 
maces, negligentes in frequentando sacrificio missae et concionum 
et catechismi; quod filios nimium barbare educent absque ulla 
devotione, disciplina, modestia, honestate et reverentia; item quod 
fraudulenter agant in decimis dandis minoribus: pomis, foeno et 
similibus; quod non solum non dent decimam partem, sed ali- 
quando ne vigesimam partem et loco rubri vini tantum album 
decimant. 

Ein früheres Bifitationsprotofoll vom Jahre 1661 jagt: Parochus 
habet vineam 6 Mannöhauet, quam incepit colere; habet etiam 
21/, jugerum prata in Riegel et 1 jugerum in Hecklingen. Contra 
parochum nulla querela. Domus parochi prorsus ruinosa. 

19. Jo. Tho. Lieb, mie aus einer Notiz des Taufbuches erhellt: 
Ex charitate proximi et pro salute infantium tam huic libro baptis- 
mali, qui tempore belli perditus fuerat, quam novo nomina bapti- 
zatorum inserere volui ab anno 1679. Jo. Tho. Xieb, par. 

20. 1689 (reſpective 1679 oder 1680) Adam Bollherbft von 
Pfaffenweiler, parochus per 2 annos. Acta visitat. 1681: Patronus! 


ı Diefer Patron bat für die Kirche viel gethan: Altäre renovirt unb Kelch 
und Monftranz geftiftet, beide von Silber, bie noch vorhanden find. Das jekige 
Pfarrhaus zu Niegel war feine Reſidenz. Anno 1718 hat derſelbe auch bie Altäre 
tenoviren laſſen. 


143 


baro Heinrich de Garnier. Confitetur singulis saltem mensibus 
P. Franciscanis. — Altaria 4, quorum 3 violata. — Calices 3, duo 
argentea et unum stanneum; in paramentis non admodum bene 
provisa. — Lumen habet perpetuum; sacrarium, baptisterium, 
coemeterium, ossorium clausum, 2 campanas. Ecclesia habet in 
capitali 150 fl., 11/; Saum vini. Klagen wegen Entfremdung des 
Krebszehnten; parochus in fixo 13 B&. 4 Pf., alias in fixo aut 
in anniversariis nihil. De cannabe, recusant decimas de semine 
et cannabe circa festum Michaelis archangeli, sed undique in 
vicina obligatur dare; imo pastori acatholico (Malterdingen); pa- 
rochiani communicantes 115, nullus in loco ludimagister, liberi 
mittuntur ad scholas in Kenzingen. — Aedes parochi pervias 
ventis inveni. 

21. 1699—1703 Joh. Ed von freiburg; collator Heinrich de 
Garnier. Omnes fenestrae ecclesiae a militibus confractae, repa- 
ratio ex defectu mediorum fabricae modo impossibilis; a 10 annis 
non sunt redditae rationes fabricae, parochiani 177. 

22. 1703 Marimilian Egermayer. Nah dem Urbar ber 
Kirhenfabrit vom 24. Mai 1703 wird als Schulmeifter und Sacriftan 
zu Hedlingen genannt Friedrich Zobel. 

In dieſem Urbar find noch einige alte Kapitalbriefe aufgeführt, 
aus denen für die Kirchenfabrif gezinst wurde. 

23. 1714. Joh. Michael Baumann von Endingen hat nad 
einer Taufbuchsnotiz auf Weihnachten 1714 erjtmald in Hedlingen ge: 
predigt. Die Acta visitat. general. vom Mai 1716 jagen: „Confitetur 
bis in mense; communicantes 254, schola hiemali tempore habetur 
semper ac visitatur, nullus mittitur ad scholas haereticorum. — 
Collator Leopold Heinrich de Garnier. Domus parochi ita rui- 
nosa ut nihil in ea asservare queam. Concio singulis Dominic. et 
festis, et etiam catechesis. Patronus eccles. 8. Andreas Apost. 
Conpatroni SS. Apost. Petrus et Paulus, Joh. Evang., St. Seba- 
stianus. Dedicatio proxima Dominica post fest. Joh. Bapt. — 
Lampas non semper ardet ob paupertatem ecclesiae! — In ecclesia 
fuerunt 4 altaria, unum tantum consecratum; cetera per incendium 
combusta et confracta, nunc autem iterum reaedificata et consecrata. 
Casulae 5, sed nulla albi coloris. Ecclesia ante annum fuit reno- 
vata et reaedificata, nunc iterum reconciliata, sacellum exstat 
B. V. Mariae, sed ecclesiae annexum et quidem jam ab antiquis 


1 BVollperbft felbft hat für fi und feine Schwefter eine Jahresmeſſe geftiitet ; 
nad ihm bat ber Baron bie zweite Stiftung mit fehs Meſſen gemacht. 


144 


temporibus!. Fungor officio supremi procuratoris una cum brachio 
saeculari. Singulis annis redditur ratio, tales et tantos habeo red- 
ditus, ut pauperrime me debeam sustentare. 

24. 1725—1745 oh. Müller? Nah ben Kirchenbüchern pa— 
forirten jeit October 1741 in Hedlingen folgende Conventualen des 
Franziskanerkloſters in Kenzingen: P. Basilius, P. Urban, P. Hilarion 
Leininger, P. Pirmin, P. Fridolin (1743 tempore belli). 

25. 1745—1773, 24. October, Franz Joſeph Lang. Derſelbe 
liegt in der Pfarrlirhe begraben, vor dem Altare des HL Euſtachius. 

26. 1774—1807 oh. Bapt. Heinrih Troll, rejignirte Ende 
März 1807. 

27. 1807—1815 Dominiens Mutſchler, nachher in Rickenbach. 

28. 1815—1821 Joſeph Fidel Wolf, legte einen Seelen: 
beichrieb, reipective Familienbuch an, nebjt einem Verzeichniß der Anni: 
verjarien ®. Als Pfarrverweſer paftorirte nad) ihm bis Juni 1821 der 
zu Endingen verjtorbene jpätere Decan Teufel*. 

29. 1821—1842 Franz Joſeph Dijhinger. Bon ihn wurde 
den 3. December 1823 der neue Gottedader eingeweiht? Als Pfarr: 
verweſer folgte Alois Löfjc®. 

30. 1842—1861 (Auguft) Joſeph Waldmann, zur Zeit Pfarrer 
und Decan in Orfingen, Capitel Engen. Durd ihn mwurbe in hieſiger 
Pfarrei die Erzbruderſchaft zum heiligſten Herzen Mariä eingeführt. Als 
Pfarrverwefer fungirte nad ihm bi8 März 1862 Joh. Fackler, emer. 
Pfarrer von Wittnau, zur Zeit ald Penfionär in Munzingen. 

31. 1862—1870 Albert Kamm, nachher Pfarrer in Durbadh, 
zur Zeit penjionirt in Gengenbad). 





1 Im Orte beftebt noch bie Tradition, daß ein Soldat (tempore belli) das 
Gnabenbild verbrennen wollte und bemfelben einen brennenden Strohwiſch vor das 
Geſicht Hielt, jedoch durch ein befonberes Begebniß baran verhindert worben jei. Das 
Geficht der HI. Jungfrau fei aber ganz gefhwärzt worden. Epäter fol ein Pfarrer 
basjelbe haben neu faſſen laſſen. 
3 Rechts von der Communionbank befindet fich fein Grab mit ber Infchrift: 
CRAS. TU. . MECUM. 
ET. FILII. TUI. ERITIS. 
HOC SUB SAXO 
PRAEDIC — — — A. P. ET 
D. D. 1. O. C. MUELLER. 
1745. 
8 Siehe über Mutſchler Necrolog. Friburg. ad annum 1827; über Wolf 
ad annum 1843. 
+ Siehe Necrolog. Friburg. ad annum 1873. 
5 Siehe Necrolog. Friburg. ad annum 1842. 
6 Siehe Necrolog. Friburg. ad annum 1867. 


145 


32. August Krieg, der Berfaffer dieſes Aufjages, vom Juli 
1870 bis Auguft 1871 Pfarrverweſer, ald Pfarrer invejtirt den 10, Au- 
guſt 1871. 


Am 10. Mai 1874 und 1. Mai 1880 empfingen zu Kenzingen 
die hieſigen Firmlinge durch den hochw. meiland Herrn Erzbisthums: 
verweier Lothar v. Kübel das heilige Saframent der Firmung. Am 
29. April 1880 wurde durch bdenjelben hier Kirchenvifitation abge: 
halten, 


Beilagen. 


Urkunden in ber Gemeinde-Regiſtratur: 


1. 1571. 27. Febr. Wür bei durchlauchtigſten Fürſten unb Herren Herren 
Ferdinandten, Ertzherzogen zu Defterreih, Herkogen zu Bürgunden ꝛ⁊c., Graffen zu 
Habspurg und Thürol, Unſeres gnädigen Herrn Stattehalter Regenden und Räthe 
im oberen Elfaß, befhennen und urfhunden hiermit, als uns nad tödtlichem abgang, 
Meylandt des Wohlgebobrenen Herrn Eonraben 1, Groffen zu Tübingen und Hr. zur 
Lichtened, bie Heymburger, gericht und ganker Gemeinben ber treyen Dörffern Hed: 
Iingen, Forchheim und Saßbach, derſelben Herrſchaft ahngehörig, Suplications-Weiß 
Etliche Vihl gemein und beſondere Beſchwerden in ſchrifften verſaßt übergeben und 
tringlich gebetten ahnſtatt Ihrer Fürſtl. Durchl. als der hohen obrigkeith ſolch ihr 
ahnliegen und Läſtigung zu Bedenkh, bie geklagte beſchwerde abzuſchaffen ꝛc. und als 
folgendes, die wohlgebohrenen Herr Geörg groffen zur Erbach, Herren zue Schrey— 
berg x. und Frau Katharina gräuin zur Tübing Hrn. gnade groff Conrad ſel. 
wittib 2, geborne Erbtruchſäßin Freyin walbburg, Weilandt aud bei wohlgebohrenen 
Hrn. geörig groffen zur Tübing und Hm. zur Lichtenegg, Ihres (Ehgemölden) 
ſohns binterlaffenen unb minderjährigen Kindern zu tuttoren und Vormündern vör— 
ordnet und im Nammen Hochgebachter Fürftl. Durleicht burh uns mit richterlichem 
Decret Eonfirmirt und beftätigt benfelbig berürten Beſchwerd articul zu beftelt barüber 
fie Ihre Erflärung gethan, woraus Gegenberiht nad Antwort und Beſchluß Erfolgt, 
baß leiſtung und güthliches Verhör der Tübingiſch vormundſchafft, gefanden, uünd 
den undthanen ..... gehalten, und Handlung zwiſchen ihnen gepflogen und Ent: 
lichs die jahen auch bey Hochermelbeten Fürſtl. Durchl. auf Ihrer Fürſtl. Durchl. 
gb, befehl Über angeregte gemein und ſonder Bejchwerb uns was gichrifftlichs und 
mündlich vor und darüber einfhumen und gehandelt durch Erkhandnus, Beſcheid er: 
theylt haben, wie ordentlich und verfchieblich hernach folgt zur Vorderſt über die ges 
meine Beſchwerd. 

Erſtlichs, als fi Ehegemelben breyen Dörffer Heimburger Gericht und gemeinden 
ſammtlich Beſchwerd das ſich gebachter groff Eonrad von Tübingen felliger vernehmen 


i Konrad IV. 
2 Konrad IV., Graf von Tübingen, befien zweite Gemahlin obengenannte 
Katharina if, 1526—1569, 
Freib. Dibe⸗Archlv. XVIIL. 10 


146 


Iafien, als ob feye die unbtbanen und Ihre vorfahr feinem Vorberen unb felbs mit 
laibaigenſchafft zugethan, derohalben ob Ihrer einer aus feiner Herrſchaft hinweg⸗ 
ziehen, berfelbe ſchuldig fein follt, die Taibeigenfchafft zur bechhennen, auch jährlich etwas 
zur vergingen; Entgegen die Vormundtſchaft nit geftänbig und widſprach, das fie bie 
untertbanen frey und nit laibaig ſey: dan jolche gerechtigkeit bie laibaigen lüth uf 
grofi Conrads Ihren Herrn gemahls und ſchwageren jellig und besfelben Boreltern 
erblich gefallen, auch bis anhero alfo in üblihem Gebraud und gefäß erhalten wurde, 
derowegen fie auch Etliche Kauf-Brieff, Verträge, Robel, Tauſch- und Wechſelbrieff in 
originalen fürgelegt ꝛc. — Darüber geben wir dieſen Beſchaid: fo vihl benantlic und 
Welcher Und-thanen in berürter dreyen Dörffern gefeßen laibaigſchaft durch gebachter 
Bormundichafit für brachte glaub Würbige Documenta. und Urfhunben bargethan 
babey, und das diefelbigen auch laibaigen, laßt man es alfo bleiben und aber gegen 
ben andern underthanen fambt und fond ift bemeldeter Vormundſchafft, welche fie für 
laibaigen anſpricht — ber orbentlich weg rechtens barumben bevor Geſtellt ac. 

Diefe Urkunde enthält nun noch 11 Artikel gemeiner Beſchwerde in Betreff 
ber Kirchen⸗, Dorf- oder Gemeinde-Büchfen, welche von ber Herrichaft zur Verwahrung 
ber Gemeinde überlaffen wurden, unter ber Bebingung, daß ber berrfchaftlihe Vogt 
und Amtmann aud einen befondberen Schlüſſel dazu erhalte. Ferner über verfchiebene 
Frondienſte und Leiftungen, Jagd, Hanfregen, Waſchen, Heuen und Oehmden, revel- 
firafen x. Die Entſcheidung des Gerichtes gab das Oberreichsgeriht zu Enfisheim 
im Obereljaß, ben 27. Februar 1571. Unterfchrieben find als „Secretes“ Reinach, 
Lantzler, Ampringen, Schütz und Lays. 

2. 1676, 13. April, Die „Haimburger Richter und Gantze Gemaindt zu Häck— 
lingen, Freyherlicher Garniörifcher YJurisdiction“ bezeugen, daß gedachter Grundherr 
bebufs ber Unterftügung Verunglüdter eine Gapitalftiftung von 203 Gulden für bie 
Gemeinde gemacht bat. 

3. 1454. Freitag vor Pfingften. Vertrag zwifchen Hedlingen und Riegel, 
Zwing- und Bannitreitigfeiten betreffend. Die auf Pergament geſchriebene Driginals 
urfunde wurde, weil biefelbe ſammt Infiegel „ganz verzehrt” gewefen, collationando 
et auscultando durchaus gleichflimmend copiert, unter Aufdrud des Kanzlei-Inſiegels 
und eigener Hanbfubfceription. 7. Februar 1698. Das Protofol umfaßt 16 Seiten 
und ift auf Handpapier (Kanzleiformat) gejchrieben. Eingang und Schluß dieler 
Urkunde Tauten wie folgt: 

„Zu wüßen ber Span undt Irrung halb, So ſich bisher gehalden hand, zwifchen 
ben Würbdigen, Edlen, Strengen und Vöſſten Gemeinen Theilheren bei Dorffes Riegel 

1 Aus dem richterlichen Beicheibe gegenüber den allgemeinen Befchwerben ber 
Gemeine läßt fich erfennen, daß bie Leibeigenfchaft der Tübingifch-Tichtened’fchen Unter: 
thanen zu Hedlingen eine recht brüdende gewejen jein muß, und bie damalige Herr: 
Schaft unbillige und barte Neuerungen einzuführen verfuchte, So z. B. wollte fie bie 
feibeigenen Untertbanen zum Anfaufe von Rofjen auf beren eigene Rechnung nöthigen, 
welche die Herrihaft dann ebenfalls zu Fronfuhren verwenden laſſen wollte, ba bed 
bisher nur Handfronen von berfelben verlangt wurben. Ebenſo follten bie Unter— 
thanen oft meilenweite Botengänge ohne Verföftigungsentfhädigung leiften; Strafen 
für Ausbleiben über Naht aus dem Dorfe, Vorwegnahme des Weines von der Trotte, 
bis ber Strafbetrag gededt war, bas Halten von Hunden und Rüben zum Jagen. 
Aus der Verkaufsurkunde des Grafen Marimilian von Schauenburg ift zu ent 
nehmen, daß die Leibeigenihaft anno 1750 in Hedlingen noch beftund. 


147 


auch Vogt Richter Und der ganzen Gemeinde bafelbs Eins, Und dem Woblgeborenen 
Herrn Gonraben (III.) graffen Von Tübingen Herren zu Lichtenegfh auch Vogt Richter 
Und ganzer Gemeinde zu Hädlingen Sinen Armer Füten, Anderen Theils, ihre beiden 
Dörfier Zwing und Bann Berürende. Welchen Span fie Beiberjeibt mit einander 
Bereinbart haben uff Seht Mann zu fomben, deren zwee Vom Rathe zu Freiburg, 
zwee ufßer der Herrichuft Hochberg und zwee vom Rathe zu Kengingen fin, denen 
Sy Ir Span und Jrrung fürlegen, die fie auch Nahmabls deren Rechtlich, wo bie 
Guetlichkeit nit erfunden werden möcht, Beſcheiden follten, bemnad, So fint Wür 
Nahbenannten: Jörg Dorffel, Steffan Vottenftein alß Statsbotten ber Statt Frey— 
burg !, Peter Mebger, Vogt von Malterdingen, Alf von einem Amptmann zu Hoch— 
berg, So dem Heinrih Klingenmayger Bürgermeifter, Und Heinrih Scherer Alte 
burgermeifter zu Kenzingen, von Einen Rath daſelbs uff Beider Parthyen Ernitliche 
Bitte zu ber Sad Verordnet, bie In obengemelter Form zu Verhören, Undt nochmals 
darumb unferen entfcheidt zu geben; Uff daß wür Beide Parthyen Vertagt haben uff 
ben Augenihein 3:8 Epanns ben Engentlichen uff Ir Beiderteil Anzeige Befichtiget, 
da auch Jeder Theil von ben Einen Dry Verordnet bat Ihrer pfliht, Und Eyden 
damit Ey Inen Verwandt fint, uf daß Mahl in der Sad ledig gelalien, die auch 
ufgebebt Eyde Liblich zu Gott, und den Heylingen geihworen haben, zugende ba Ir 
Seder Theil Vermeint fin Zwing und Bann Seye; So wür un daß zweimahl ge: 
feben, Undt Iren Marklichen Epann Vernohmen, So haben wür fi Beiderfeit aber: 
mabls für Und Bertagt mit den Fürworten, daß Jeder Theil waß er fi Bermeint 
zu feiner Gerechtigfeit zu behelffen, Syen Lüth Brieff, Regiſter, Möbel ober anders 
für Unß zu legen, Und werm daß Verhört Und dazu geredt wird, Sovil Und Roth 
ift, Wollent wür alfdann in den Sachen, wie fi gebührt, handeln. Also find Beide 
Parthyen uff Zinftag nad unfer lieben Frauen Liechtmehtag (1454) Vor uns zu 
Kengingen in ber Ratbftuben erjchienen ſich nah Formbrechten Verfürſprechet Undt 
in baf recht verbinget, Und haben gemein Theilheren buch Iren Rebner melden 
laßen: zum erften die Meinung, uff bie obgemeldeten Eyde Undt gelübde, So haben 
die Dry von Riegel Iren Gang von einem Stein Im Mattlie oberhalb dem Wäldly 
gegen Lichtenegfh getban über daß waßer Underhalb dem Brückly an ein Ende da ein 
Stein gejtanden, Ind vom felben hinuff zu einem Liegenden Stein, undt von einem 
zu dem amberen gegangen, alß wär daß ein Augenſchein Aygentlih gejeben, Und 
vermerft, daß Anzeig gebe daß Ir ganz Ehrbarlihen Undt recht geweien, dagegen 
aber bie von Hädlingen Veſt herinden dur Ar Dry zu etwannigem Stein gangen, 
Und haben Inen zu letſt ein Stein Ußerwelt, Und von dem binufigangen Biß an 
ein Orth da follen Ein Stein geftanden finn, ber in daß Waſſer gefallen ſeye. Und 
von felbem Enbe gangen zu einem Stein bei einem Graben, ben auch fir eine Bann— 
ſtein angezeiget; Undt darnad Kein Wüſſen mergebept fürter Zugondb, fo werbe aud) 
ein Wyger (Weiher) angezeiget, Nemblich Bernharts Wyger, fo Unferem Herrn Graff 
Conradt von gemeinen Herrn zu Riegel by Menſchen gebachtnuß Vergönnt ſeye 
worden, Sovern ber in Hädlingen Bann lege, alß daß gemelt wird, were ohne Noth 
gefinn gemein Herrn darumb zu bitten, Ueber daß wär alß Sefßlüth Verftanden, 
daß die Dry von Niegef ein Erbar gang geiban haben, So begehrten Sie ihnen 
zwo und zwanzig Perfonen In Kundſchaft wyße zu Berhören, bie auch Ihre Evde 
bamit ihr etliche And ber mehrtheil gemeinen Herin Verwandt In der Sage Und 
fach ledig gezelt fint, Und haben auch alle aufgehebt Ende gethan, Und nochmals ges 


1 Zu Freiburg war ein Oberhof(gericht), dem 32 Ortſchaften unterftellt waren. 
10” 


148 


fagt, wer in ihr Jegliches Sage vergriffen Stäth, zu der gemelten Kundſchäfter Ver: 
börer, So haben gemein Theil Herrn Ingeleit ein Inftrument, barin bie Frauen 
von Ginterſtahl Kundihaft geben Etliher Gütter halb, jo in gemeltem Spann ligenb 
darin angezeigt wird, daß die im Riegeler Zwing Undt Bann liegend; fo wardt 
fürther von ihnen gezogen uff ein Berfiegeltem Brieff, jo unjer gnädiger Herr Graff 
Conradt binder ihm hatte, Wie finen graben Bernhartswyger von gemeinen Herrn 
zu Riegel Vergönnt ware zu niejlen, Und zu letſt Zügen fie fich uffentliche Nobel fo 
Unfer Herr Graf Conradt auch binder ihm hatte, Und über den Dinghoff zu Riegel 
feiten darin bie Matt genandt die Wallerie Vorgriffen ftunden fo in gemelter Spann 
Und in Riegler Zwing und Bann lege ꝛc.“ 

Wie num aus ber noch mitzutheifenden Schlußentſcheidung zu erfehen ift, hat 
bie Gemeinde Hedlingen ihr Recht befommen. 

Der Schluß lautet: 

„Und nachdem wür uff beiderſeidt Herrihaft Begehr Und Bitte den Augenſchein 
hrs Spanne Und bie Stein Eygentlich Befichtigt, Und dan zu Beibertheil Vor: 
berung Wort wider Wort geftellte Kundſchaft auch Ingelegte Brief, Regiſter Rodel 
Und waß ſich Sedertheil gegen bem andern vor uns bebolfen Vernohmen, fo haben 
wir nad Rath auch unfer felbft beflem Verſtändniß allem Handel nah zu Recht 
erfannt Und geſprochen, daß Unfer Herr Graff Conradt Bon Tübingen Und die Von 
Hädlingen By Ihr langen Befigung Und berbradhtem Gewerr, Und by Ir Dryen 
von Hädlingen gang, jo uff dem Augenfchein Beheben ift, Bliben folent, Gemein 
Theilherrn Und die Von Riegel Entjegen ben Unjern Herrn Graff Conradt Und bie 
von Hädlingen; das Widter dan recht ift aller Ding Ungeverlihen, daß wür beyder 
Parthyen Sprüh geben haben; So mit Unſer Jörg Dörffeld Und Steffen Boten- 
eins alß Rathsboten von Freyburg Infiegel auch mein Heinrih Scherers Altburger- 
meifters zu Kengingen Infiegel für mich felbs auh Bon Bitte Heinrich Klingen: 
maygers Bürgermeifiers zu Kengingen bo ung Unjere Erben Und Nachkommen 
ohne jeden ſchaden verfiegelt worden fint. Und wann wir Peter Mepger Vogt zu 
Malterdingen, Und Hanf Beſſenhardt Vogt zu Balbingen ? Eigener Siegel nit be 
bandt, So haben Wür beide mit Ernft erbetten den Edlen Jungherrn Eafpar Bon 
Elingenberg Amptmann zu Hochberg, unfer gnäbdigen Junkherrn, daß er fin Eygen 
Snfiegel für Uns doch ihm feinen Erben und Nachkommen ohne Schaben offentlich 
bat lajien banken, an dieſem Brieff, ber gegeben ift uff Freytag Vor dem heyligen 
Pfingfidage, alg man nah Chriſti, geburt zalt: Vierzehnhundert Vünfzig Undt 
Bier Jahre.“ 


Die Ortsgeſchichte betreffend möge noch folgende Urkunde angefchlofien 
werden: 


4. 1384. 24. Februar, Wir Graf Conrat? von Tübingen tunt funt allen 
denen, bie dieſen Brief fehent oder hörent leſen. Als wir von den erbarn geiftlichen 
Herrn, dem prior und dem conuente bes goczhufes Sanct Ulrich in dem Swarzczwald, 
bes Ordens von Gluniacs, gelegen in Coſtenczer Biſchtum, iren hof zu Hegflingen, 
genant der Oberhof ober ber Dingfelbof, mit allen nuczen Zinfen, rechten, vällen, zu= 
gehörben, ader, matten, bolcz, velde und gemeinlid mit allem bem, fo bar zu gehöret 
von rechte oder von gewohnheit, und mit den gütern und gelten, als fie noch ge— 


1 Bahlingen ? 
2 Konrad I. von Lichtened (anno 1369—1414), 


149 


ichrieben flat, uns und unferen erben unb nachkommen ze rechtem erbe empfangen 
battent umb etliche jerlich Zinfe, die wir inen und irem nachkommen ba von geben 
joltent, da veriehent wir, bas wir mit wolbedadytem mut und Zitlicher vorbetradhtung, 
wifientlich, williglih und gern, und zu ben ziten, ba wir ed wohl getun modten, 
benfelben Hof mit aller feiner zugebörbe, als vor und nah bifem Briefe gefchriben 
fat, den obengenannten Herrn von Sanct Alrich wider umb ufgeben famt lidig und 
lere ufjer unfern und unſerr erben unb nadfommen handen und gewalte benfelben 
Herren von Sanct Ulrih und iren nahfomen in ir hande und gewalte, und ent- 
ziebent und begebent uns für uns und für alle unfer erben und nadfommen bed: 
felben hofes und erbes mit aller zugehörde binnanthin ewiglich ane alle geuerbe. Und 
fint bis bie güter und gelte, nucze und zinfe, bie in demſelben Hof und barzu ges 
. börent. Des erften zwo juchert bolczes und velbes, Tiegent ennant dem Waſſer, 
ftoffent an das Armleber und an das Waſſer; jo denne drie jucherten, ben man 
fprichet das Armfeber, und ein halb juchert, die da ftojlet uf ben wiger, bem man 
fprichet der Horet, und dem man fprichet Wenflinsgrien, was da fit, ane bie viſcheucze. 
jo denne drie jucherten hinder dem bolcz, die da floffet uf Bernharczwiger 4, fo benne 
zwo manfmatten, die ba ftoffent am Golmansgrien und zu ber anderen fiten an bes 
Wafflers matten. fo denne ſechs manfmatten, ben man fprichet bas Steinhus 2, ſtoſſent 
uff das waſſer. fo denne ein juchert in der fchatmatten, ftofjet uf der Sanct Johanſer 
gut ® und ziehet uf bie landſtraſſe. fo denne ein juchert, Fit unter ber muli, ftoflet 
uf die Tantftrajje und bie velwen, bie da liegent bi der Anbdrefin ader, gehörent auch 
bar zu, jo denne zwo juchert aders beiffent der Brügel, flojient an das Waſſer. jo 
benne fünf jucherten aders, Tigent hinder Hartmanns bus in dem tal, lit unter bem 
Zeigweg +. fo denne zwo jucherten Reben ligent in dem Flangzer®, flofjent an ben 
Geiler, jo denne ein juchert aders, lit under dem Steinhuſer. fo denne ein juchert 
aders, lit unter dem narren ftugfe. fo benne zwo jucherten, ligent under Numellen 
eben, ben man fpricht Zigel. fo denne ein juchert reben, Fit an ber Northalden ob 
des Seilers gut. fo denne fünf jucherten, liegent am Schönenberg. jo denne fünf 
jucherten, Tigent ze Mön$ gebreiten. jo denne anderhalb juchert aders, Tigent im 
Defental, flofient uf Owenbach graben und ein juchert hie indenan baß, flofiet uf 
Conrat Roten ze beiben fiten. fo denne brie juchert reben und ader, Tigent ze Schillings— 
apffalter uf Rübi bugglers ader von Malterdingen. fo denne fünf jucherten aders, 
Rofient an des Marggrafen gebreiten. fo denne brittehalb jucherten, Tiegent unber 
dem Stein, flofjent an den Owenbach graben. fo denne anberhalb juchert, ligent en: 
nant bem Omwenbachgraben bi dem brugglin, floffent auf des Marggrafen gebreiten. 
jo denne anderhalb jucherten aders, Tigent am Gung Hunger, ftojient an bes Marg- 
grafen gebreiten. fo denne eim juchert aders an den Kleben, lit an des Ruben ader. 
jo denne ein juchert aders, Tit nebent des rigen ader und flojjet an ben Herweg, 


1 Armleber, Horet und Wenklisgrien nebft Bernharbswiger find heute noch 
Flurnamen von Wiefen in ber Nähe ber Elz. 

2 Steinhus beißt heute Gewann Steinhäufer, durch welchen Gewanntbeil wahr: 
heinlih ber Herweg — Heerweg, Militärftraße der Römer führte. Die römifchen 
Straßen wurden, weil meiftens mit Steinen gepflaflert, ſpäter Steinwege genannt. 
Sollte unter Steinhus nicht ein römiſches Wachthaus, aus Stein gebaut, zu ver: 
fteben fein? 

s Johanniter Gut. + Fußweg (Leitweg). 

5 Pflanzer, jebt noch ein Gewanntheil, 6 Mönd, 


150 


jo denne ein zweiteil aders, it nebent Uli Henninger, ze fünf feiern, lit neben 
Eiffermannesader. jo denne anberhalb juchert, ligent bi dem bad, ziebent uf des 
Marggrafen gut. fo denne ſechs jucherten, Tigent bi dem Stein, ligent neben dem 
alten Weg. jo denne ein juchert, lit in ber Schelmengaffen nebent Rumellen ader. 
fo denne ein juchert aders, Iit neben dem beiligen brunnen, ftoffet uf des Heiden 
ader. fo benne vier jucherten ader und reben, ben man fpricht ber Spiegler, Tigent 
ob ber hub Kinkgen. fo denne drie jucherten aders, Tigent zem zeichen in bem velbe 
nebent Guni Weibeld ader und anwanbet uf Golmans gut. jo benne ein juchert 
aders, Lit zem zeichen in bem velde und anwandet uf der Zeringerlande, lit beident: 
halb uf des Golmans gut. jo denne ein juchert aders, lit zu ben rietmatten, ftofiet 
uf Hug Hungers gut. jo denne vierdehalb juchert zu ben rietmatten, floffent an 
Sujfelins matten und an Colmans gut. jo benne ein manfnatte, Tit ob der Bigarten, | 
ftofjet an Seilers matten, ber man fpricht Kerczlinsmatte, und am das Heiben ftuben, 

und ein zeitweil aders, lit an ber Hö, floffent nebent ben Herweg uff und ab, So 
find bis die Zinfe, bie in den vorgenannten Hof gebörent, bes erften bes Gefjelers 
erben gent ſechs viertel weins von ſechs mannehowat, heiſſent Schillingsapfolter. jo 
denne fünf fchilling von Lubetiches vatter gut. fo gebent Henni Meftermannes erben 
von Malterdingen drie ſchilling pfenning von einem ader vor bem heiligen brunnen. 
jo gebent bes Empfingerd von Kenczingen erben einen ſchöffel haber von einem reb: 
ſtugk in der Nortbhalden. fo gibt Jekli Schopfinguter vierzehn vierteil wind ab bem 
Flanczer. fo gibt Bertſchi Bodemer Wiſſe fnaben erben einen halben ſöm wins von 
dem Spiegler. fo gebent aber bez Gefielers erben, ber Werli, die Herman, ber Frieſe, 
ber Süterimen erben und Rüdi Wahl einen halben füm wind von bem Spiegler, 
fo gibt Michel Conrat Peigere fun driffig Schilling pfennig von dem gefejje bes vor 
genannten obern Hofes. Und find biefe vorgenannten güter, darab dieſe Zinje gant, 
als vorgefchrieben flat, uffer bed vorgemerften oberhofes gütern genomen und gebörent 
auch wieder darin. bi allen dieſen vorgefchriebenen gütern, gelten, Zinfen und rechten 
füllent auch die vorgenannten Herrn von Sanct Ulrih und ale ir nahfommen und 
das vorgenannt irgoczhus ewiglich bliben ane unfer und unferr erben und nachkommen 
wiberrebe und irrunge. Her über zu einer offen, waren urfunde aller dirre vorges 
fchriebenn Dinge, fo bant wir, graf Gonrat von Zumingen vorgenannt, unfer eigen 
ingfigel gebenfet an biefen brief. Auch hant wir gebetten ben edeln unfern liben 
vetter, graf Egon von Friburg, Tantgraf in Briſgaw, das er fin infigel zu einem 
urfunde gebenfet hat an bifen brif. Und wir, graf Egon von Friburg, lantgraf in 
Briſgow vorgenant, hant durch bette bes vorgemerkten graf Gonrates von Tüwingen 
unfer eigen imfigel gehenfet ar dieſen brief zu einem urkunde dirre vorgejchribenn 
Dinge. Dis befhah und wart dire brief gegeben an fanct Mathys abende, dez zwelf— 
botten, bez jares, ba man zalt von gottes geburt tufend drihundert achczig und vier jare. 


Aus der Zeit bes Bauernfrieges berichtet Vierorbt (Geichichte ber evange— 
liſchen Kirche im Großherzogtbum Baden 1, 211 u. 212): 


„Kiechlingsbergen gab den 5. März 1525 das erſte Zeihen. Das Kloſter 
Tennenbach hatte bafelbft einen Klofterhof mit Schaffnei. Dem Herfommen gemäß 
wurden vom Schaffner (Mönd aus Tennenbach, ald Pater expositus) an ber jogen. 
Pfaffenfaftnaht (Ähnlih dem Schauertag in Hedlingen) einige Bauern bewirtbet. 
Dabei brach einer der übermüthigen Gäfte in die Worte aus: „Trag auf Pfafl, was 
du haft; denn bald werben wir e8 ung jelbft nehmen.“ Einige Wochen fpäter hatten 
die verſchworenen Kaiferflühler-:Bauern mehrere Abgeordnete ins Elſaß geſchickt, nad: 
dem vorher in Weisweil eine geheime Zufammenfunft flattgefunden hatte, wobei den 


151 


zwölf Bauernartifeln eiblih Gehorfam gelobt warb, Von Schlettjtabt aus kehrten 
fie num mit einer Fahne zurüd und fingen an, ben Klofterhof von Tennenbach zu 
Kiechlinsbergen zu plündern. Giner ber Bauern, Jeckli Kurzmann, rief aus: „Gott 
wills alfo, ber heilige Geift wirft im Volk, es muß fein!“ Und nicht lange nachher 
redete bderfelbe ben Grafen Georg II. von TübingensLichtened (gef. 1536) mit ben 
Worten an: „Bruder Georg, dein Leib ift mein Leib, bein Gut ift mein Gut, wir 
find alle gleiche Brüder in Chriſto!“ Der Aufruhr hatte fih unter bem NRäbelsführer 
Hans Ziler aus Amoltern und Matthias Schuhmacher aus Riegel auch am Kaifer- 
ftubl in den benachbarten Orten fo raſch und allgemein verbreitet, daß ber genannte 
Graf Georg, wie bie vorberöfterreihifchen Städte Endingen, Kenzingen und Walbfirdy, 
ih in ber Unmöglichfeit jahen, ben Bauern Wiberftand zu leiften. Ob dabei bie 
Burg Lichtened nicht auch zerftört wurde, ift bisher urkundlich nicht erwieſen.“ 

Im Befite der jebigen Grundherrſchaft find: 

a) Zwei Lehenbriefe, welche im Jahre 1572, ben 25. Mai, von ber Mitiwe 
Gräfin Katharina zu Tübingen und rau zu Lichtened, fowie dem Vormunde ihrer 
fünf unmünbdigen Söhne Eberhard, Konrad, Alwig, Hermann und Georg, Georg 
Graf von Erbad 2c., ben Hedlinger Bürgern Andreas Hegelin und Hans Maier aus: 
geftellt find. Die gut erhaltenen Urkunden find auf Pergament geichrieben, ſechs 
Blätter Groß-Folio, ftark mit gelbsrother Schnur gebeftet. Die Infiegel fehlen. Die 
Lehengüter beftehen in Aedern, Matten, Reben. 


b) Eine Erklärung von „RiepofauerGefällen, Zinfen und Einkünften, wegen 
Beränderung ber Guthinhabern und deren Anſtößern auf länge ber Zeit im Unrich— 
tigfeit zu gerathen beginnen, aljo daß bejagt löbl. Gotteshaus durch deſſen Schaffner 
Sofep Lienenmann von Herbolzheim umb eine Emeuerung gebührend angehalten, 
dag mit gnädigem Gonjens St. Hodgräfl. Erzellenz des Hocgebohrenen Herrn Herrn 
Ehriftoph Anton des Faif. rön. Reichs Grafen von Schauenburg, Herrn ber Herr: 
ſchaft Lichtenek und Riegel x. Datum 16. Juny 1749, durch den Rath und Amt: 
‚mann zu Lichtened Erhard Fridolin Senger“. Nach biefer Erneuerung hatte ber 
Pfarrer zu Hedlingen an das Klofter einen jährlichen Zins von 4 Sefter Niüfien, 
6 Sefter Haber, item 4 Sefter Nüffe zum leiften. Diefes Urbar gibt 60 Nunmern 
von Zinsobjecten, ift mit grün, weiß und gelber Schnur geheftet, an ber das Siegel, 
in eine Holzkapfel gegofjen, nicht mehr erfennbar ift. 


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⸗ X 


— — — 


Beiträge zur Ghronik 
der 
Borderöfterreihiihen Kapnziner-Provinz. 
(Schluß zu Bd. XVII, 245.) 


dur Ehronik der ſchwäbiſchen Provinz. 
Bon 1781 Bis zu ifrer Auflöfung. 
Von 


P. Zohannes Baptifta Baur, 


Archivar ber nordtirolifhen Kapuziner:Orbens:Probinz. 


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— 0 . —— — — — 


1781. 


Zur vorderöfterreichifchen Provinz gehörten unter Andern auch fünf 
Klöjter im Fürftenthume Fürjtenberg, welde Dynaſtie fih um die 
Gründung und Unterjtügung derjelben große Verdienite gefammelt hat. 
Aber aud die Kapuziner bemühten fih, durch geiltlihe Dienfte ihre 
Schuld an den Unterthanen abzuzahlen. Bei gefjteigerter Arbeit wurde 
die Anzahl der Conventualen vermehrt, weßwegen dieje3 Jahr der zu 
Donaueſchingen rejidirende Fürſt Joſeph in einem Decrete an feine 
Kanzlei zu Engen es tabelte, daß die Anzahl der Conventualen die 
ftiftungsgemäße Zahl überfteige, die ärariſchen Almojen daher gemäß 
der letzteren einzujchränfen befahl, obwohl er die wirkliche Zahl der 
Kapuziner nicht reducirte, und zwar mit der ausdrücklichen Motivirung: 
unter Berüdfihtigung des höchſt lobenswerthen Seeleneifers, den der 
Kapuzinerorden bisher in feinem Gebiete bewieſen habe. 

Am 4. April erließ -der nad) dem Tode feiner Mutter allein re: 
gierende Kaijer Joſeph das Decret, daß von nun an alle Ber: 
bindung ber öſterreichiſchen Klöfter mit den ausländiſchen 
aufzuhören habe. Hätte dasjelbe nicht den Sinn gehabt, fie auch 
von Rom zu trennen, jo wäre ed für bie vorberditerreichijche Provinz 
fein jo großes Unglüc gemejen. Denn, mie der Wangener Chroniit ? 
ſchreibt, die Abſchwächung des 1772 ſchon einmal erlaſſenen Geſetzes be: 
züglich der Trennung von den außeröſterreichiſchen Klöſtern, welche als 
unpraktikabel fallen gelaſſen wurde, mit einem andern, das wenigſtens 
in öſterreichiſchen Klöſtern geborne Oeſterreicher als Obere verlangte, 
hatte wirklich noch ſchlimmere Folgen. Es weckte dieß den National— 
geiſt, es bildeten ſich Parteien, und dieſe Unruhen wären zu einer un— 
gemeinen Intenſivität gelangt, wenn ſie nicht durch dieß Geſetz beſeitigt 
worden wären. Freilich ſchnitt ſelbes mit dem Geſchwüre auch den 
Kopf weg. Daher klagt der Chroniſt weiter: „Täglich kommen mehrere 
apoitolifche Decrete (d. h. von der apoftoliihen Majejtät erlafjene; der 
Chroniſt bezeichnet oft mit diefem Epitheton die Anomalie diejer Des 


i Monim. arch. Engensis ad ann. 
2 Monim. arch. Wangensis ad ann. 


156 


crete) zur Unterbrüdung der apoftoliiden Männer, welche den Illu—⸗ 
minaten unferer Zeit ala höchſt Ihädlich gelten. Denn predigen, beicht- 
hören, Chorgebet, Betrachtung 2c. find müßige Beihäftigungen.“ Da 
die aufßeröfterreihiihen Klöfter durch dieß Decret von Rom nicht ges 
trennt werden Fonnten, jo erzählt er ruhiger den weitern Verlauf. Doc 
dem Provinzial Zacharias von Munderkingen ſcheint die Angelegenheit 
das Herz gebrochen zu haben. Er jtarb bald nad der Mittheilung des 
Decretes, am 30. Mai, zu Freiburg, wiederholt vom Schlage gerührt; 
die Provinz trauerte um ihn mie um einen Bater. 

Der erjte Definitor, R. P. Reinhard von Waldshut, berief ala 
Provinzvicar die Definitoren auf den 27. Juli nah Conſtanz, um die 
anbefohlene Trennung vorzunehmen. Da der General R. P. Erhardus 
ſogleich von dem Decrete benachrichtigt worden war, jo jorgte er fo gut 
er Eonnte für die außeröſterreichiſchen Klöſter, über welche ihm die 
Jurisdiction durd dad Decret nicht ftreitig gemacht wurde, und hatte 
deßhalb den P. Gorgonius von Kiejelegg zum Generalcommijlär und 
die PP. Erijpinian von Dietihofen, Definitor und Guardian zu Ueber: 
lingen, und Medard von Marchthal als Reichsangehörige zu Aifiitenten 
desjelben in Sachen dieſer Trennung ernannt, welche drei dann auch 
nad der Trennung die proviforijche Borjtehung der auferöfterreichiichen 
Klöfter bilden follten. 

Es famen alfo bei diefer Congregation zujammen von Geite der 
Deiterreiher die PP. Reinhard, Anaftafius, Ignatius; von Seite der 
Ausländer obige drei. Hiermit ſchließt P. Medardus in der angeführten 
Quelle ? diefen Bericht, den jein Nachfolger P. Raphael von Rottweil 
dann fortjegte. Die Eongregation fand ſchon am 22. Juli jtatt und 
ging in brüderliher Liebe und Eintracht vor ſich. Die öſterreichiſchen 
Klöfter behielten den Namen der vorderöjterreichiichen Provinz, und es 
ordnete die Gejchäjte derjelben der Provinzvicar nebjt den zwei nächſten 
Definitoren, die der ausländiſchen obige Generalcommiljion, melde 
ſchnell die Verfegungen ordnete; nah Wangen kamen 15 Patres (ab- 
jolvirte) ımd 6 Studiosi theol., welche auch ſchon ordinirt waren, und 
6 Laienbrüber. 

Dem djterreihiichen Theile, nun allein vorderöſterreichiſche Provinz 
genannt, wurde die Trennung mit folgendem Eirculare des Provinz 
vicars angefünbet 2: 

Fr. Reinhard von Waldshut, Provinzuicar und Cuſtos der vorber: 
oͤſterreichiſchen Kapuzinerprovinz, obwohl unwürbiger: Dem vielehrwürdigen 


4 Monim. arch. Wangensis ad ann. et Monim. arch. Bezaviensis et Feldkirch. 
2 Arch. conv. Brigant. fasc. VIII. n. 6. 


157° 


P. (R.) Guardian, den ehrmürdigen und vielgeliebten Brüdern der 
Ehrw. Familie zu (N.) Heil im Herrn, mit der Nachricht und dem Auf- 
trage (observantia) über Folgendes. Es hat Gott dem Allerhödjiten, 
in dejjen Hand das Herz ded Königs it, dad er wohin er will leitet, 
in feinem unergründlihen Urtheile der Vorſehung gefallen, es jo zu 
fügen (disponere), daß das Herz des erhabenjten römijchen Kaijers 
Joſeph II., unferes gütigiten Königs und Fürften, ſich bewogen fühlte, 
das befannte Geſetz zu erlafien, Eraft deſſen alle Ordenshäujer, und was 
immer für religidje Genofjenihaften in den ihm untermorfenen deutichen, 
feiner Herrjhaft untergebenen Staaten, von allen jolden Ordenshäuſern 
und Genoſſenſchaften außerhalb der öſterreichiſchen Staaten getrennt 
werden jollten, mit Aufhebung aller Verbindung (nexu passivo), mit 
Ausnahme was die Gebete und Suffragien (die Mefjen und Officien 
für Verftorbene, Mitbrüber und Eltern) betrifft, und daß fie nur unters 
einander oder mit anderen Häujern und Genofjenichajten besjelben Dr: 
dens innerhalb der öfterreihiichen Staaten vereinigt werden jollten. — 
Sndem wir ung biejer göttlichen ‚Fügung demüthig unterwerfen, und 
dem Allerhöchſten Decrete Gehorjam leijten wollten, haben wir die von 
demjelben geforderte Erflärung und eine unterwürfigite Bitte an ben 
Allergnädigiten Kaifer abgejendet, worauf wir durch ein Allerhöchites 
Rejeript, d. d. Wien 15. Juni und präjentirt 27. d. M., die gnäbigjte 
Erlaubniß des gütigiten Monarden erhielten, nad) vollzogener Trennung 
aus den 17 Drdendfamilien in ben unbejtritten (absque omni contra- 
dietione) oͤſterreichiſchen Ortſchaften eine eigene Provinz in Vorder: 
Öjterreih zu bilden; und da aud der hochwürdigſte Ordensgeneral 
P. Erhard von Radferöburg, mit Einverjtändnig des hochwürdigſten 
Generaldefinitoriums, ſchon früher d. d. Rom 3. Mai, und bann 
d. d. Rom 9. Mai in einem Schreiben an P. Zacharias von Munder— 
fingen, damaligen Provinzial, erklärt hatte, dab dieje Convente als Die 
vorzüglichern und rejpective ältern den Namen der vorberöjterreichiichen 
Provinz beizubehalten hätten, und daß ihr, da das Geſetz Feine Tren- 
nung vom Orben vorjchreibe, alle Indulte und Privilegien, welche, jei 
ed dem ganzen Orden, oder den Provinzen, oder den einzelnen Klöftern 
gewährt wurden, erhalten bleiben; und da er zugleich dem erwähnten 
P. Zadariad als Provinzial, um die Gewiſſen der Brüder bezüglich 
des Regelgebotes vom Gehorjam gegen den General zu jalviren und zu 
beruhigen, und damit nicht irgend ein Akt ungültig jei, feine ganze Ge: 
malt jubdelegirte, jo daß er Alles thun könne, was er felbjt, wenn er 
gegenwärtig wäre, thun Fönnte und jollte, und dieſe Gewalt aud) jeinem 
Bicar oder auch dem Nachfolger, jo lange fein Amt und die gegen: 
wärtigen Umjtände fortdauern, und ber Apoftoliihe Stuhl nichts da— 


158. 


gegen enticheidet, gewährt haben wollte; da er ferner angezeigt, daß er 
für die von diejer Provinz abzutrennenden Eonvente ben R. P. Gor: 
goniug von Kiejelegg, Er-Provinzial und Eujtos, zum Generalcommifjär 
ernannt, und ihm zwei Ajfiitenten in der Perſon der PP. Erijpinianus 
von Dietlhofen, Definitor und Guardian, und Medardus von Mard- 
thal, Er:Definitor und Guardian, beigegeben habe, welche im Namen 
ber abzutrennenden Klöjter mit und zufammenfommen, das Trennungs- 
geihäft im Frieden vornehmen, und die getrennten Convente, biß ander: 
meitig für jie gejorgt jein wird, in feinem Namen und mit jeiner Auc— 
torität regieren jollten; da aljo auf dieſe Weile jomohl für die öjter- 
reihijchen Klöfter als auch für die abzutrennenden bezüglich der Fort: 
dauer der Drdensregierung genugjam gejorgt ift: jo beſchloſſen wir, um 
das Geſetz zu erfüllen, ernitli zur Trennung zu jchreiten, und nachdem 
heute in der zu diefem Zwecke angejagten Congregation die RR. PP. 
beilammen waren, und erwähnter R. P. Gorgonius jeine Ernennung 
zum Commiſſär gejegmäkig vorgemwiefen und mitgetheilt hatte, jo haben 
wir jogleih durch eine förmliche Urkunde (solenne instrumentum) die 
außer Oeſterreich gelegenen und bisher mit unjerer Provinz vereinigten 
und unjerer Ordensjurisdiction unterworfenen Klöfter und Hofpize ihm 
übergeben, von unjerer Jurisdiction entlafjen erklärt, und er jelbit 
wiederum durch eine Urkunde die Trennung derjelben von und und die 
Uebernahme u. ſ. w. in feine YJurisdiction ausgeſprochen. Auch kamen 
wir nad geſchehener Trennung gleichzeitig überein und verſprachen in 
einer förmlichen Urkunde, daß die brüderliche Liebe unter ung auch nad 
der Trennung ald wahr und aufrihtig immer fortdauern, und im Werke, 
joweit e8 erlaubt und nothwendig jein wird, erhalten bleiben, und daher 
die gewöhnliche Objervanz für die verftorbenen Mitbrüber und ihre 
Eltern, ſoweit es jolche betrifft, welche vor der Trennung Profeß ab: 
gelegt, ſowie bezüglich der Wohlthäter, denen es vorher verjprocden 
worden ilt, gegenleitig von Allen beobachtet werben ſolle. 

Bezüglih der Aushilfen in der Seeljorge und der Sammlungen in 
den Diftricten, die jedem Orte angewieſen find, foll es beim Alten 
bleiben, und bei jchwerer Strafe folle Niemand daran rütteln; aud Toll 
man, ſoweit e8 bisher der Braud war, einander mit Wein, Getreide, 
Butter u. ſ. m. auöhelfen, jo lange die Landesfürſten e3 erlauben, und 
von beiden Seiten gegenjeitig die Rechte der Gaftfreundichaft beobachten. 
— Wir empfehlen aljo angelegentlihjt und gebieten, daß Alle, die es 
angeht, dieß forgfältig beobachten, und jo die unter uns aufgerichtete 
brüderliche Liebe weder im Worte noch in der That verleßt oder aufs 
gehoben werde; und gleichwie wir jene, welche ſonſt vermöge der Geburt 
oder aus cinem andern Titel zum abgetrennten Theile gehören, gleich 


159 


den Unfern behalten Haben, jo wollen wir, dat auch die wirklich von 
und Getrennten nicht für fremde, jondern al3 unjere wahren Brüder 
angejehen werden, mit Ausnahme der und in dem Allerhöchſten Decrete 
verbotenen Verbindung. Daher befehlen mir allen Xocalobern, dieß 
Alles gewifienhaft zu beobadten und aud auf Beobachtung jeitens ihrer 
Untergebenen ernitlid zu dringen, und jene, welche diefem in Worten 
oder Werfen entgegen zu handeln wagen, gehörig zu züchtigen, wie dieß 
auch und gegenüber von der andern Seite, dem Verſprechen in der Gon- 
vention gemäß, durch ein Eirculare eingefhärft werden wird. 

Ferner machen wir Allen befannt, daß wir, nicht nur gemäß un— 
jerer gejegmäßigen Gewalt, fondern auch wegen jehr michtiger, wohl— 
ermogener Gründe, und mit dem Rathe und der Bewilligung derjenigen, 
die e3 anzugehen ſchien, einmüthig und entichieden und entſchloſſen haben, 
ohne für die Zukunft ein Präjudiz jchaffen zu wollen, mit Ausnahme 
der dur bie Trennung der Provinz nothwendig gewordenen Map: 
nahmen, alle Uebrige im alten Stande zu belafien bis zum nächſten 
Kapitel, welches, jobald e3 die Umftände erlauben, abgehalten werden 
wird, und auch die Dauer ded Amtsjahres der Obern bis dahin aus— 
zudehnen. 

Und das iſt ed, was wir ſowohl zur allgemeinen Kenntniß, al? 
vorzüglich unverbrüdlich in Ausübung gebracht wijjen wollen; was wir 
mit eigenhändiger Unterfhrift gegeben in unjerer am 27. Jui zu Con⸗ 
ſtanz abgehaltenen Congregation 1781. 

(L. 8. Fr. — wie oben. 

Zur Entſchuldigung des Regierungsdecretes, welches dieſe Trennung 
nothwendig machte, mag hier noch angeführt werden die Geſpanntheit 
der damaligen politiſchen und ſocialen Verhältniſſe, ſowie deren theil— 
weiſe Zerriſſenheit in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. 

Für Erſatz in der oberſten Leitung der Orden hatte Kaiſer Joſeph 
um dieſelbe Zeit ſchon geſorgt durch Unterwerfung der Klöſter unter 
die Jurisdiction der Biſchöfe. Provinzial- und Generalvorſtehung wußte 
unter den vorhandenen Umſtänden nichts Beſſeres zu thun, als Gehorſam 
gegen die kaiſerlichen und biſchöflichen Decrete einzuſchärfen, ſoweit es 
ohne Sünde möglich jeit, da Damme den Strom ſicher nur angeſchwellt 
hätten, welcher dann mit erhöhter Wucht diejelben ſammt den zu ſchützen— 
den Orbenshäujern meggerifjen hätte. Waren ja fchon durch das einen 
Tag nad dem Tode Maria Therejiend erlafjene Decret 7354 Ordens: 
perjonen auf die Straße gejegt ?. 


1 Chronica prov. Tirol. ad ann. 1781 et 1782. 


2 Siehe Verjuh einer Kirchengefch. des 18. Jahrhunderts von Huth, Augs- 
burg 1809, II. 126. 


160 


Die weitere Geſchichte der abgetrennten ſchwäbiſchen Klöfter 
werden wir bejonderd bringen. 

Um die vorderhand noch bleibenden Klöfter möglihft vom Auslande 
abzujliegen und um dad Geld im Lande zu behalten, wurde vom 
Kaiſer ſchon am 21. März d. J. ein Decret erlafien, mweldes das 
Senden von Mepjtipendien ind Ausland bei Strafe der Aufhebung eines 
Klojterd, weldes dieß wagen würde, verbot. Auch der Bezug von Bre: 
vieren und Meßbüchern aus dem Auslande war verboten ꝛc.“ 

Zum Schluſſe diejed Jahres führen wir nun namentlich die Klöfter 
auf, welde nad) der Trennung noch zu der vorderöſterreichiſchen Provinz 
gehörten. E3 waren deren 16: zu Conſtanz, Rottenburg, Zell 
(Radolfzell), Riedlingen, Villingen, Argen (Langenargen), Frei: 
burg, Rheinfelden, Lauffenburg, Waldshut, Staufen, 
Feldlich, Bregenz, Bludenz, Bezau und Stodad; in letz— 
term Orte war jedoch nur ein Hojpiz, d. 5. ein Convent ohne Chor und 
ohne die canonijche Zahl der Kloftermitglieder, deren zwölf erforderlich find. 


17832. 


Schon am 25. Jänner verbot der Kaifer, alle Ordensregeln und 
Eonftitutionen, ſoweit fie gegen die Regierungsdecrete waren, in ben 
Klöftern zu Iejen, die betreffenden Sagungen mußten verklebt oder neu 
geichrieben werben. Statt ihrer waren bei Tiſche die Decreta in publico- 
ecelesiasticis vorzulejen, und deren Öftere Lejung durch Unterjchrift des 
Dbern und zwei anderer Patred zu conjtatiren. In der Bibliothek der 
Kapuziner zu Bregenz find noch ſolche Eremplare ſammt der Eonftatirung 
der Leſung zu jehen. Predigten in Ordenskirchen, die nicht Pfarrkirchen 
waren, zu halten, wurde ebenfalld verboten?. Da ein Decret alle un: 
befugten Sammlungen unterjagte, fragte mander Vogt bei der Provinz 
regierung an, ob dieß Decret auch auf die Kapuziner auszubehnen ſei. 
So z. B. holte der Vogt von Bludenz in Innsbruck eine ſolche Ent— 
ſcheidung ein, welche auch (d. d. 12. November) dahin lautete, daß jie 
nicht unter dem Decrete begrifien jeien, da durch Aufnahme ihres ne 
ftitute8 in die Faijerlihen Staaten aud ihre Statuten, melde fie auf 
das Almojenfammeln verweilen, approbirt worden jeien?. Allein bieje 
Entiheidung war zu logiih und tolerant, und bie Vögte mußten ver: 
möge Hofdecreted (d. d. 27. December) bezüglich jedes unjerer Klöſter 
berichten, ob es eine Sammlungßlicenz in specie erhalten habe, und ob 
fie ohne Sammlung nicht leben könnten?“ Erjt bann wurde die Er: 


1 Monim. arch. Bezaviensis ad ann. 2 Huth a. a. O. ©, 122. 
9 Arch. conv. Feldkirch. IX. 9. *L.c.n 11—14. 


161 


laubniß erneuert, rejpective ertheilt, da man nur bie bißherige tolerirte 
consuetudo anführen Eonnte. 

Um 14. April erließ der Fürftbiihof von Conſtanz, Marimilian 
Ehriftopht, ſonſt ein nicht weniger ald der Aufklärung huldigender 
Biſchof, troßdem daß ber vorberöfterreihiihe Provinzuorfteher Schon mit 
der Plenipotenz vom General ausgerüftet worden war, — und zwar mit 
Erlaubniß des Kaijerd, — an die Klöjter ein Decret, worin er ſich ala 
ihren General präjentirte. Das Decret war von Meeröburg datirt und 
gebrudt, und jein Anhalt folgender: Nach einer eindringlichen Ermah- 
nung, daß man den höheren Gemalten, nad) dem Apoftel, zu gehorchen 
babe, fährt er fort: „Bisher waren nad Verjchiedenheit der Orden ver- 
ſchiedene hierarchiſche Abſtufungen in dieſem Unterthänigkeitsverhältniffe. 
Da aber durch die Allerhöchſte Anordnung der kaiſerl. königl. Apofto- 
liſchen Majeftät aller paſſive nexus mit den ausmärtigen Provinzen, 
Klöftern und ihren Obern aufgehoben ift, jo mußte man dieſe Ab: 
itufungen de Unterthanenverhältnifjes ändern: daher ift der biäher auf 
außmärtigen Obern liegende Theil ber Sorge für die Regularen mwieber 
(denuo) auf Uns, denen die Seeljorge für die ganze Conftanzer Diöceje 
übertragen it, übertragen worden.” Es folgt dann die Ermahnung an 
die Obern, fie jollen miderjpänftige Untergebene, und an leßtere, jie 
jollen gemaltthätige (graviter illis injuriosos superiores) Obere ber 
biigöfliden Curie denunciven; der Schluß des Decretes ijt eine Er: 
mahnung zur Bolllommenbeit. 

Am 24. Auguft theilte jein Generalvicar, Graf Ernſt Maria Fer: 
dinand v. Bilfingen, mehrere Eaiferlihe Decrete von Conſtanz aus mit, 
nämlich (d. d. 14. April 1781) die Aufhebung der Bulle: In coena 
Domini, woraus derjelbe ohne Weiteres folgerte, daß damit auch bie 
darin enthaltenen Casus reservati papales nicht mehr bindend feien; 
das Faijerlihe Verbot (d.d. 11. Wai 1781), pro oder contra Bullam 
Unigenitus zu bißputiren; endlich die kaiſerliche Erlaubniß für Alle 
(d. d. 30. Auguft 1781), die Bibel zu leſen (natürlich auch in der 
Mutterſprache). Troß der Eingangs dieſer Mittheilung gegebenen ftrengen 
Ermahnung zum Gehorjam gegen diefe Decrete fügte er doch zu dem 
legten, jomwie einem weitern, dem Verbot, von ber kaiſerlichen Cenſur nicht 
beanjtandete Schriften Jemandem mwegzunehmen, — eine Beſchränkung 
aus Eigenem hinzu, welche dem Faiferlichen Decrete ſchnurgerade ent: 
gegen war. Unter ben die Regularen insbejondere angehenden Mit- 
theilungen war das Verbot des Kaiſers, daß ausländijche Negularen in 
Defterreih nicht jammeln dürften (morunter daher auch die eben abge: 


1 Arch. conv. Bezaviensis VI. 2. 
Freib. Didc»Mrdhiv. XVIII. 11 


162 


trennten Kapuzinerflöjter zu verſtehen waren); dieſes Verbot verjchärfte 
der Bilhof oder Generalvicar dahin, daß er ſogar befahl, die Unter: 
thanen zu belehren, daß in dieſem Falle ein Almojen Sünde wäre wegen 
des Ungehorjams gegen das Faijerliche Decret, und die Sammler zu be 
'nunciren feien. Darauf theilte er ein fiebentes Decret des Kaijerd mit 
(d. d. 15. Juni 1781), welches fürzlich erneuert worden war, weil e3 
bejonder3 in den Klöjtern, wie der Bilchof hinzuſetzt, unbeachtet ge: 
blieben, nämlich die Stelle im Breviere bei dem seite ded Papites 
Gregor VII: Contra Henrici imperatoris ete., dann bie in ben 
Franziskaner- und Kapuzinerregeln und Conjtitutionen den Gchorjam 
gegen den General betreffenden Stellen zu tilgen, welche troß ber kaiſer— 
lihen Deerete noch immer eriftirten und geleſen würden. Der Biſchof 
trägt den Landdecanen auf, entweder jelbjt, oder durch die Deputaten 
oder Juraten der Gapitel, innerhalb eined Monat3 beim Welt: und 
Regularclerus auf ſolche Breviere und Regeln zu fahnden, und die Un: 
gehorjamen der Eurie zu denunciren, um fo mehr, mweil nad dem kaiſer— 
lichen Deerete bei einer in Ausficht geftellten politischen Unterſuchung 
die Obern für jeded nicht caftigirte Eremplar 50 fl. Strafe zahlen 
müßten. Darauf mird die ebenfall3 manchmal unterlafjene Einſchaltung 
de3 Memento und der Nennung des Kaijerd. im Canon der heiligen 
Meſſe und die Eollecte für denjelben bei den feierlichen Functionen ein- 
geihärft, und mit Strafandrohung für die Uebertreter dieſer Decrete 
geichlofien !. 

Doc erhielten die Provinziale, Guardiane und zwei ober brei an- 
dere nach deren Belichen in jedem Klofter zu beftimmenden Confessarüi 
vom Ordinariate noch verjchiedene Vollmachten, jobald die neugemwäbhlten 
Provinziale, wie es herkömmlich iſt, um jelbe anhielten. So z. B. von 
den biſchöflichen Rejervaten loszuſprechen, pro foro interno et exceptis 
majori excommunicatione judiciali, et crimine sortilegii alilarumque 
superstitionum, notanter vero sic dicta oratione 8, Christophori 
(Chriſtophelgebet); Häretifer und Schismatiker in die Kirche aufzunehmen, 
welche von afatholiihen Gegenden herfommen, wenn fie nicht Rückfällige 
oder judicialiter delati wären. Der Provinzial befam dann für fich 
allein nod einige Vollmadıten, die vom jus commune ohnedieß großen= 
theild3 jedem Negularen zugeiproden find; der Schluß bed Injtrumentes 
(autete dann: Has tantum facultates et non alias, in hac dioecesi 
nostra exercere tibi concessum sit, non obstantibus quibuscungque 
missionum aut mendicantium, vel cujusvis alterius tituli privilegiis 
ac indultis, quas insimul quotannis tempore visitationis cuilibet 


1 Arch. conv. Bezaviensis XI. 3 et alibi passim. 


163 


conventui praelegi ac promulgari volumus!. In Folge einer joldhen 
Proclamation jchrieb ein gewiſſer P. Konrad, Lector in unferm Klojter 
zu Conftanz, an dad Generalvicariat, und bat Namens der übrigen 
Confessarii um Nufllärung über einige, die casus reservati im Gon- 
ftanzer Rituale betreffenden Punkte, woraus hervorgeht, daß ber Febro— 
nianismus auch ſchon in unfern Klöftern theilweije eingedrungen war. 
Er erklärt e8 darin als jelbitverftändlih, daß in Folge der Faijerlichen 
Decrete die Bulle In coena Domini, die Privilegien der Mendikanten ꝛc. 
hinfällig feien, daß feine päpitliche Bulle Geltung habe, wenn fie nicht 
vom Biſchofe promulgirt worden, und er hat jogar Skrupel wegen der 
im Conftanzer Rituale enthaltenen päpftlichen Nejervate, meil feine förm— 
liche bifchöflihe Publikation derjelben vorhergegangen jei. Generalvicar 
Spengler antwortete ihm (d. d. 4. October d. J.) im Namen des geift- 
lihen Raths, der beim Vortage darüber entſchieden babe, daß jchon die 
Einjhaltung der päpitlichen Reſervate in das Rituale ala Publikation 
anzujehen ſei. 

Es darf und aber diefe Berührung der Klöfter durch den Zeitgeift 
nad all dem Vorausgegangenen und Nachfolgenden nicht wundern. Noch 
in dieſem Jahre erhielten die VBifchöfe den Auftrag von der Negierung, 
die Fähigkeit der Regularpriefter durch ein Eramen zu erproben unb bie 
erhaltenen Rejultate in Form von Zeugniflen innerhalb drei Monaten 
einzufenden. Es erſchienen daher in jedem Klofter die biihöflichen Com— 
mifjäre (gewöhnlich der Decan mit benahbarten Pfarrern), verfammelten 
die Conventualen im Refectorium, und übergaben jedem, vom Guardian 
angefangen bi8 zum legten Excurrens, jchriftlihe Fragen, Stellen aus 
der Heiligen Schrift, Casus aus der Moral, aus dem Jus canonicum ic. 
und ein Predigtthema zu einer Skizze, melde ohne Hilfsmittel noch in 
ihrer Gegenwart ausgearbeitet und dann ihnen übergeben werben mußten 2. 
Die Prüfungen fielen im Allgemeinen zur volliten Zufriedenheit der Bi— 
Ihöfe aus, und die Feinde der Meligiojen, welche jih ſchon auf bie 
große Blamage derjelben gefreut hatten, ſenkten die Köpfe ®. 

Darauf wurden von der Regierung die Exemtions- und Privilegien- 
bullen den Klöjtern im Original abgefordert und mit der Aufjchrift 
„ungültig“ zurückgeſendet. Der Kaifer erließ darüber noch ein eigenes 
Decret, worin e8 heißt, die Orden feien nur zum Behufe der Seeljorge 
in Defterreich aufgenommen worden; biejer Zweck könne aber ohne Unter: 
werfung unter die Biſchöfe nicht erreicht werden, denen Gott alle Schafe 


! L. c. VII. 6, 10, 11, 12 et alibi. 


? Chronica prov. Tirol. ad ann. et Monim. arch. Bezaviensis ad ann, 
ısLc 


11* 


164 


ohne Ausnahme zu regieren und volle Gewalt bezüglich des Priefter 
thums übergeben habe. Es wäre aljo feine Pflicht, die jtaatögefähr- 
lihen Mißbräuche in dieſer Beziehung abzujchaffen. Aus eigenem An- 
triebe und kraft der Fuülle feiner Gewalt erfläre er daher jede Eremtion 
von der Yurisdiction des Biſchofs für nufl und nichtig, fei fie dann im 
forma Bulla oder Brevis gegeben; den Bilchöfen ftehe es frei, bie 
Klöfter zu vifitiren, die Klofterzucht zu beflern und die Religiojen nad 
Belieben zur Seeljorge zu verwenden; das Faijerliche Anjehen werde 
fie hierin ftet3 unterjtüßen, und die Klöfter, welche ſich defien weigern, 
aufheben. 

Am 9. März kam von der Regierung ein Decret, daß jene, welde 
der Ordensgelübde entbunden werden wollen, von ihren Bijchöfen Dispens 
einholen fünnen 1. 

Dann kamen kaiſerliche Decrete, welche bie Aufnahme in den Drben 
und den Empfang der höheren Weihen feitend der Religiojen fiftirten, 
bi3 ausgerechnet und von der Regierung fund gemacht fei, wie viel man 
Religiojen zur Seeljorge (dem einzigen vorgeblichen Zwecke des Ordens⸗ 
ſtandes) benöthige. | 

Hätten die Klöjter, da der Weinberg nad Außen ohnedieß durch 
jo zahlreihe Kräfte bebaut wurde, fi) mehr im Innern zu conjolidiren 
geſucht, hätten fie die Gelegenheit benügt, um den Hauptzmwed ber 
Klöfter, die eigene Heiligung und dad Gebet für die Welt, deſto 
ernjtlicher zu verwirklichen, vielleicht würde der Lauf der Zeit eine andere 
Richtung genommen und fie den Züchtigungen Gottes Einhalt gethan 
haben. Es rächt fich eben immer, jogar zur Zeit, wo die äußere jeel- 
ſorgliche Wirkſamkeit noch jo großen und willlommenen Spielraum findet, 
wenn biefe auf Koften de erjteren gepflegt wird. Klöfter find nun 
‘ einmal erjt in zweiter Linie für die Seeljorge da. 

Unterbefjen wurde zu Rom das Generalcapitel gehalten, das megen 
ber Abmejenheit jo vieler Gapitulare einen recht traurigen Anblic bot. 
Leider waren auch Provinzen in nichtsöfterreihiichen Ländern unvertreten, 
aus ähnlichen Gründen. Die abgetrennten jhmwäbifchen Klöfter ſchickten 
aber ungehindert ihre custodes. Wieder wurde, mit päpftlicher Dispens 
vom Orbdensitatut, welches die Wiederwahl eined Dbern verbietet, P. Er⸗ 
hardus von Radkersburg zum General ermählt, aljo ein geborner Defters 
reicher, wa3 aber das Mihtrauen des Kaijerd nicht minderte, dem jogar 
die Antwort des Generald auf die Anzeige des Provinziald, daß die 
Verbindung mit ihm der Provinz verboten jei, in originali vorgelegt 
werden mußte. Aus Gnade erlaubte der Kaifer, daß nad einem Provinz- 


i Monim. arch. Bezaviensis ad ann. 


165 


capitel bem General der Name der neuen Provinzvorjtehung befannt- 
gegeben werden durfte. 

Es war das beinahe das Einzige, was der perfönlih in Wien ver: 
weilende Bapit bezüglich der Religiojen durchſetzte. Die betreffende An: 
zeige mußte aber dem Gubernium und von dieſem ber Faijerlichen Hof: 
kanzlei zugejendet werben, welche diejelbe, wenn fie in einem Xonc ab» 
gefaßt war, welcher an den nexus provinciae cum Generali erinnerte, 
an bie Provinz zurückſchickte, wie ed ber Tiroler Provinz in diefem Jahre 
pajfirte, andernfall® aber diejelbe nad Rom ſandte. Auch die Antwort 
bed Generald durfte nicht unmittelbar dem Provinzial zugeftellt werben, 
jondern wanderte durch diejelben Faiferlihen Kanzleien t, 

Die Brovinzcapitel durften nur mit Erlaubnig der Gubernien und 
im Beijein eines bijchöflihen Commiſſärs abgehalten, und die Acten 
mußten dem Gubernium vorgelegt werden. Mit Erlaubniß der Re: 
gierung in Freiburg hielt die vorberöfterreidhiiche Provinz am 30. April d. J. 
das Gapitel zu Conjtanz, welchen der geijtlihe Rath und Ganonicus 
ad St. Joannem, Conſtantin Pfyffer, als biihöfliher Commiſſär prä— 
fidirte. Die bisher während der Dauer eines Capitels übliche Ausjeßung 
bed Allerheiligiten dur 40 Stunden wurde von nun an unterlafjen ?, 
In diefem Gapitel wurden mehrere Mitglieder diefer Provinz ‘aus dem 
Hegau (confratres Hegovienses) in die abgetrennten ſchwäbiſchen Klöfter 
entlafjen, ınußten aber jpäter auf Befehl ber Freiburger Negierung 
wieder zurückgenommen werden. Darunter war ein P. Luceſius von 
Steißlingen ?. 


1783. 


Am 1. Mai erjhien ein Negierungsdecret, wonad bie Ordens— 
provinzen nach der politiihen Gintheilung abzugrenzen befohlen murde. 
Da Vorarlberg zum Gubernium von Innsbruck Fam, jo mußte bie 
Provinz die vier Vorarlbergersstlöfter zu Bregenz, Feldkirch, Bezau und 
Bludenz an die Tiroler Provinz, dieſe Hingegen, da die Markgrafſchaft 
Burgau zum Gubernium in Freiburg gehörte, ihre ſchwäbiſchen Klöfter, 
nämlich das Hoſpiz in Burgau und die Klöfter in Günzburg und Weißen— 
born, an jene abtreten. Die zwei Provinziale verjtändigten ſich darüber 
brieflih, und im September reiste der, nad) Abjegung des erit am 
30. Auguft gewählten, auf Befehl des Kaiferd vom Guardian zum Pro: 
vinzial avancirte Tiroler Provinzial P. Primus von Bozen mit dem De: 
finitor Archangelus nad ‘Bregenz, wo beide Vorſtehungen ji darüber 


t Chronica prov. Tirol. ? Monim. arch. Bezaviensis ad ann. 
? Monim. arch. Feldkirch. ad ann, 


166 


verjtändigten, daß fie die Klöfter, wie fie jetzt find, mit Bibliotheken ıc., 
aber fchuldenfrei, ſich auswechſeln wollen; beide Provinzen jollten dieß 
Jahr noch das Tuch zur nöthigen Bekleidung ihrer bisherigen Mitglieder 
beijtellen; von diejen follten, welche immer mollten, bei der vorberöjter: 
reichiſchen oder tiroliihen Provinz bleiben, da nach dem kaiſerlichen De- 
crete nur die Klöjter, nicht die Perjonen von der Abtrennung betroffen 
‚wurden; außerdem aber follte die vorberöjterreihiihe Provinz, melde 
Ihon Mangel an Arbeitskräften fühlte, von Zirol Zujhuß bekommen. 
Bon den 49 in Vorderöſterreich gebornen Mitgliedern der Provinz 
traten 22 Patres und 5 Laienbrüder der Tiroler Provinz bei; von ber 
Tiroler Provinz ſchloſſen ſich 20 Patred, 2 Kleriker und 2 Laienbrüder 
der vorberöfterreihiichen an. Das Gubernium bejtätigte dieſe Ueber— 
einfunft, welche in aller Ruhe getroffen ward, obwohl Fein Theil zu— 
frieden war, da die vorberöfterreihiihe Provinz vier ber jchöniten ! 
Klöſter verlor, während die tirolifche gerne auf Klöjter einer fremden 
Provinz und Nationalität verzichtet hätte?. Unter den zur Xiroler 
Provinz Webergetretenen war aud der Lector P. Pelagius, der zur 
Austria sacra über die Vorarlberger Klöfter viele Beiträge lieferte, aber 
dann bald als Seeljorger nah Scharnig verjegt wurde, wo er aud, 
nachdem die erponirten Neligiojen fi wieder in bie Ktöfter zurückziehen 
durften, zur Freude der dortigen Gemeinde bis zum Tode verblieb?. 
Aud an der Schweizer-Grenze joll die Provinz zwei Klöfter, Laufenburg 
und Rheinfelden, welche zur Basler Didceje gehörten, verloren haben (?) *. 
Seit einem Jahre wurden ferner von der Regierung die Ablaßbriefe 
abgefordert zur Ertheilung des Placetum regium, und durfte feine 
Ablaßanzeige mehr an den Thüren der Kirchen angeheftet werden, ohne 
daß das Placetum darauf ſtand. Es ijt nicht befannt, ob das Frei— 
burger Gubernium aud einen jo frommen Genjor hatte, wie dad in 
Annsbrudd, welcher alle approbirte. ine jchlimmere Maßregel ber 
Regierung war e8, daß in dieſem Jahre allen Religiojen, ohne die 
Ordensvorftehungen zu fragen, auf alle Weltpriefterpfründen zu con= 
curriren gejtattet wurde, was fih auch P. Yelicianus, Guardian in 
Bludenz, zu Nuten machte, indem er zugleich dort ein Beneficium fiber» 
nahm; auf den Recurs des Provinziald aber von der Regierung zur 
Refignation der einen oder andern Stelle gezwungen wurde, worauf er 
das Klojter verließ (1785). 





! Monim. arch. Moesskirch. ad ann. 

? Chronica prov. Tirol. et Monim. arch. proarul. 

3 Chronica prov. Tirol. 

+ Großb. bad. General-Landesardiv in Karlsruhe, Acta Capuc. fasc. VI. 
> Thabbäus v. eis, 








167 


Die empfindlihfte Maßregel war bie Abſchaffung aller Kloſter— 
jtudien und die Einrichtung der Generaljeminarien. Behufs Vollendung 
der theologijhen Studien mußten alle Kleriker in biejelben eintreten, 
fonnten jedoch, wenn ein Kloiter ihre Ordens am Site ded Seminars 
war, im Klojter bleiben. Allein bald genügte das nicht mehr; bie 
Klerifer mußten den Ordenshabit ablegen, den Bart jcheeren, nad Art 
ber Weltpriefter jich Eleiden und auch im Seminare jelbjt wohnen. Daß 
dieß eine große Prüfung für die Standhaftigfeit derjelben war, ijt mit 
NRücfiht auf die Tendenzen der damaligen Schulen Mar, und ebenjo, 
" daß nit alle dieje Prüfung beitanden. Von nun an durften zwar 
Sandidaten in einen Orden aufgenommen werben, allein fie mußten im 
Generaljeminar vom betrefjenden Orden unterhalten, und durften erſt nad) 
Bollendung der Studien eingefleidvet werden 1. Sowohl die Abforderung 
des Verſprechens und Gelöbnijje8 der Standhaftigkeit, als eine Rück— 
Forderung der Auslagen ded Kloſters von unbejtändigen Candidaten, 
ward vom Kaiſer in eigenen Decreten ſtrengſtens verpönt. 


1784 


In diefem Jahre war der Regierung jogar der Name des Portiun: 
cula-Ablajjed zumider (vom toties quoties, oder daß man ihn öfter am 
nämlihen Tage gewinnen könne, wollten damald auch Biſchöfe nichts 
wiſſen, 3. ®. der von Chur, bis die Beweiſe dafür erbracht wurden 2). 
Auch der Name des Feſtes der Wundmale des Hl. Franziskus mußte 
wie jener Ablaß einige Jahre verjchmwinden I. Dod war dieje Ber: 
orduung nicht jo mißlich, als das in diefem Jahre erlafjene Decret, daß 
die unmittelbaren Localobern (Guardiane) von den Gonventualen des 
Kloſters jelbjt erwählt werden Fönnten, während der Provinzial nur das 
Recht hatte, fie zu bejtätigen oder zurüdzumeilen. Das Decret erichien 
gegen Ende des Jahres, und mußten die Wahlen die legten drei Tage 
beöjelben vorgenommen werden. Wählbar war jeder Drdenspriejter der 
ganzen Provinz; die Laienbrüber und Klerifer waren auch vom activen 
Wahlrechte ausgeſchloſſen. Die Definitoren ſowie die Discreten jchaffte 
die Regierung ab. Die Guardiane, melde nun mandmal Decennien 
und länger Hindurd die gleihen waren, hatten den Provinzial auf dem 
ſechsjährigen Capitel zu mählen; meitere Yunctionen hatte weder das 
Gapitel noch der Provinzial, jogar Bilitation und Berfegung war dem 
Provinzial verboten *. 


» Chronica prov. Tirol. ad ann. 
2 Hirtendrief des Biſchofs Dionys (in pluribus nostris arch.). _ 
3 Piyfterien ber Aufklärung ©. 350. * Chronica prov. Tirol, ad ann. 


168 


Die Aufhebung fo vieler gegen unfere Klöfter wohlthätiger Abteien 
und Klöfter anderer Orden war ebenfalld3 ein harter Schlag für bie 
Kapuzinert. Die noch immer fortgejete Quälerei mit ben Faſſionen 
brachte die immerfort zum Bewußtſein, und mander Guardian fchreibt 
um dieſe Zeit ſchon vom Hungerleiden ®. Diefe Sorgen und Wengften 
famen aber großentheild mieder vom Rechnungsführen her; denn, wie 
mir mehr al3 ein Guardian jagte, jobald man ald Oberer eined Men— 
difantenklojterd zu rechnen beginnt, wird man verzagt; bie beſte Red: 
nung fei immer, feit auf die Vorſehung Gottes bauen; bie fei nie fehler- 
baft. — Etwas beſonders Gehäjlige® in der Brovinzgefchichte find bie 
nun manchmal vorfommenden Denunciationen und Klagen der Unter: 
gebenen gegen ihre Obern bei der weltlichen Behörde. Auch dazu hatte 
die Regierung den Ton angegeben; denn als Borfteher der Trinitarier 
im öjterreihiihen Polen (Ordo SS. Trinitatis de redemtione capti- 
vorum) in ihren Faffionen manche Vermögenstheile verjchwiegen und 
etliche Untergebene dieß der Regierung denuncirten, jo wurben die De: 
nuncianten veichlich belohnt, die Obern aber in den Kerker geworfen 
und dann verbannt, und dieſe Klöjter alle aufgehoben. Diejed Ber: 
fahren wurde dann theild zur Aufmunterung zu Denunciationen, theils 
zur Warnung in einem eigenen Regierungsdecrete allen anderen öjter- 
reihiihen Klöftern mitgetheilt, jo auch den Kapuzinerklöftern, und der 
Wink wurde verftanden, aber faljch. Verheimlichtes Vermögen war keines 
zu benunciven; dafür verflagte z. B. ein Pater, welcher Prediger bei 
St. Stephan zu Conſtanz war, aber von dort nah Radolfzell verjegt 
wurde, den Provinzial P. Ignaz bei der Regierung wegen diejer „Zurüd- 
ſetzung“. Der Provinzial fam in Unterfuhung und wurde zwar frei- 
geiproden, allein die Disciplin mußte dennod auf ſolche Weije leiden. 
Der Prediger wurde von der Regierung beſchwichtigt, mit der Ermah— 
nung, es fei ja gleichgültig, wo er predige, wenn er nur gut predige, 
und getröjtet mit der Ausſicht auf jpätere Zeiten *. 

Da den’ jtudirenden DOrdensklerifern durd ein Hofdecret (d. d. 
1. April 1784) verſchiedene Freiheiten zugedacht wurden ®, jo verklagten 
ſechs in Freiburg ftubdirende Kleriker ihre Obern, weil fie zur Ferienzeit 
gemeine Handarbeiten verrichten müßten, und zum nächtlichen Chorgebet 
angehalten würden. Der Guardian murbe in Unterfudung gezogen, bie 
Klerifer von ſolchen Arbeiten losgeiprocdhen, aber zum Chore bei Tag 


t Monim. arch. Moesskirch. ad ann. et passim. 

?2 Monim. arch. Biudent. ad. ann. 

3 Chronica prov. Tirol. ad ann. 1783 et plura archiva. 

Großh. bad. General-fandesarhiv in Karlsruhe, Acta Capuc. fasc. VI. 
5 Hutba.a. O. ©. 122. 


169 


und Nacht verpflichtet. Wiederum nahm ein P. Nif. Bouiffon, ber 
beö Drbendlebend überdrüjlig war, feine Zuflucht zur Regierung und 
ſuchte die Befreiung aus dem Drbendftande nah, indem er behauptete, 
jeine Profeß jei ungültig, da er während derſelben ganz zerftreut und 
unaufmerfjam geweſen. Die Verhandlungen zogen fi in die Länge. 
Endlih erhielt er die Säkularijation, und zugleich die Stadt Freiburg 
durch ein Faijerliches Decret ben Auftrag, den Tiſchtitel für denſelben 
zu beſchaffen %. 

Unter ſolchen Umitänden erklärt e8 fih, daß die Faſſionen ber 
Klöfter immer mehr abnahmen. Das Klofter zu Freiburg hatte diejes 
Sahr 5800 fl. 20 Fr. Ausgaben und nur 4023 fl. 11 fr. Einnahmen 
an Almojen zu verzeichnen; das Fehlende mußte man „famem patiendo* 
zu erjegen wiſſen. Auch der Convent in Breiſach hatte in diejem näm- 
lihen Jahre 440 fl. mehr Ausgaben al8 Einnahmen, melde ebenfalls 
eine Beſchränkung biß zu Noth und Mangel, wie die Faſſion an die 
Regierung bezeugt, nothwendig machte ?. 

Merkmwürdig ift um diefe Zeit au ein Steckbrief, der gegen einen 
P. Romuald von Freiburg erlafjen wurde. Diejer Pater lehrte nämlich 
auf der Kanzel und im Beichtjtuhle, und menn es gejtattet worden 
wäre, hätte er es auch druden lafjen, den Communismus, ähnlid mie 
er bei den erjten Chrijten geübt wurde. Zu diefem Zwecke wollte er 
einen jogenannten Brübderbund gründen, und mer fidh jeiner Lehre wider: 
jete, wurde von ihm als glaubensverdädtig und dem Papſte zu denun— 
ciren bingeftellt, und der Anſchluß an diefe „Semeinichaft der Heiligen”, 
wie er feine Bruderjhaft auch nannte, wurde von ihm al3 zur Selig: 
- keit nothwendig erflärt. Die Freiburger Regierung erließ mehrere Ber: 
fügungen, durch welche diefe Anfichten verdammt wurden; fogar der 
Kaifer ließ ihn vor fi fommen und trug Sorge, daß dag Orbdinariat 
Gonftanz ihn ſuspendirte. Er wurde aber immer Feder, zog nad) Genua 
und Venedig und fehrte über Trient heim, ohne mehr etwas von fi 
hören zu lajjen. Ein Stedbrief des Ordensgenerals blieb ohne Erfolg, 
man erfrug ihm nicht mehr. 


1785. 


In diefem Jahre wurden in Borderdjterreih vom Kaiſer wieder 
zwölf Klöfter zur Aufhebung verurtheilt, darunter jieben Kapuziner- 
Höfter, nämlich die zu Radolfzell, Freiburg, Breiſach, Villingen, Rotten- 


t Sroßb. bab, Generalsfanbesarhiv in Karlsruhe, Acta Capuc. fasc. IV. 
2 L. c. fasc. I. II. IV. 


170 


burg, Bregenz und Bludenz. In Allem waren e3 jet in Vorberöfter: 
reih 49 aufgehobene Klöfter, und auch bie übrigen wanften!. Der 
Umftand, daß dieje Erecutionen jhon aus Rüdfiht auf das Volk erft 
nad) und nad) ſich zu vollziehen hatten, rettete manche Klöfter, auch von 
jenen, melde jhon zur Aufhebung decretirt waren. Doch waren aud 
diefe papierenen Erecutionen nicht ohne Nahmirfungen. (So erinnerte 
fich z. B. die öfterreichiihe Negierung noch im Jahre 1879 zur Ueber: 
raſchung Aller, daß das Klofter in Bregenz als aufgehobened Religions- 
fondsgut jei, und ließ es abjhägen ?.) Welche Einflüjje ſonſt nod bie 
Aufhebung oben bezeichneter Klöjter oder mancher bderjelben auf einige 
Zeit aufhielten, ift mir leider nicht befannt; als einfacher Kapuziner ge: 
lange ich eben nur jpärli zu Quellen. Wir werden ſoweit möglich im 
Verlaufe jehen, melde Klöfter noch weiter zur Aufhebung verurtheilt 
wurden und wie die jpätern Berurtheilungen rajcher die Erecution nach 
fich gezogen haben, und welde Klöfter einftweilen noch ftehen blieben. 
Letzteres it vielleicht den betreffenden Bijhöfen zu danken; denn jo jehr 
und jo ungejchict fie mandmal in ihrer ungewohnten Rolle ala Pro- 
vinziale und Generale der Orden an dev klöſterlichen Disciplin herum: 
pfuſchten, jo brachte doch vielleicht eben dieſe Rolle fie den Orden nahe, 
und jo jehr mancher Generalvicar fein Müthchen an den armen Mönd- 
lein fühlte, jo wollten jie es doc nicht bi3 zur Aufhebung kommen 
lafien. Der verzeihlichfte Fehlgriff des Eonjtanzer Ordinariats in dieſem 
Jahre war mohl der, daß es die auf Seeljorgerftationen erponirten 
Kapuziner den Pfarrern zuliebe von dem jtreng verpflichtendben Ordens— 
faften im Advente dispenfirte?, was es natürlich nicht einmal ald Pro— 
vinzial, jondern nur als Ordensgeneral thun konnte. Die Gründe aber 
waren jebenfall3 Hinreihend. Ebenſo wohlwollend zeigte ſich das Ge— 
neralvicariat, al3 die Frage auftaudhte, ob KapuzinersBeichtväter, welche 
in der Conjtanzer Diöceſe ad tempus existentiae approbirt, aber dann 
in eine andere Diöcefe verjegt, jpäter wieder zurüdverjegt wurden, 
nun einer neuen Approbation benöthigten. Daß Generalvicariat ent: 
Ihied (d. d. 19. December d. J.), daß dem an und für fich aljo jei; 
allein ex speciali gratia wolle man bezüglich der von den Obern zurüds 
verjegten Kapuziner eine Ausnahme machen *. — In diefem Jahre (wenig: 
jtend in Innsbruck geihah es 23. December d. %.°) wurden die Ordens— 
flerifer angehalten, in Weltpriejterfleidung im Generaljeminare zu wohnen. 


! Austria sacra p. 4, tom. IX, appendix p. 365. 

2 Arch. conv. Brigant. VIII. 37. L. e. V. 2. 
* Arch. conv. Bezaviensis VII. 9. 

® Chronica prov. Tirol. ad ann, 


171 


Wenn das in Innsbruck der Gejundheit nachtheilig war‘, fo hatte das 
Freiburgiſche eine ziemlich militäriſche Disciplin, wie Augenzeugen des 
Weiteren berichten ?, 


1786. 


Im vorigen und in diefem Jahre begann die Regierung die „Aller: 
höchſte Andachtsordnung“ in Oberditerreih (nach damaliger Topographie 
Vorderöſterreich und Tirol) einzuführen, woraus mir nur das die Klöjter 
Betreffende berühren, in denen (menn fie nicht zugleich Seelforgsfirchen 
waren, was damals unjere Kirchen durchgängig nicht waren) von nun 
an feine Predigt mehr, an Sonn: und Felttagen die Veſper nur bei 
geſchloſſenen Thüren ftattfinden durfte u. j. w. Diele Andachtsordnung 
brachte trotzdem auch den Säcularklerus in eine ſehr unandädtige Stim- 
mung, und noch mehr das Volk, und viele Pfarrer refignirten ihre 
Stellen, die fie zwildhen der Scylla und Charybdis des Zornes be 
Kaiſers, wenn fie nicht folgten, und der des Volkes, wenn fie folgten, 
inne hatten, 

An die Stelle des immer mehr zujammenjchmwindenden Säcular: 
klerus mußten die Religiojen der verjhonten Klöfter treten. Sie wurden, 
ohne die Dbern zu fragen, aus ben Klöjtern geriffen und in die Pfarr: 
höfe geitectt, wo ſie vorderhand zu bleiben hatten, fo lange fie dienſt— 
fähig waren. Doh muß man dem Kaiſer nebſt dem vielen anderen 
Guten, da3 er hatte, auch dad nahrühmen, daß, wenn ein Neligioje 
mitunter, nebjt einer unübermindlihen Scheu vor dem ihm aufgedrängten 
neuen Berufe, auch noch jo viel Keckheit hatte, ein Majeſtätsgeſuch ein- 
zureihen, um in dem jelbitgewählten Berufe verbleiben zu dürfen, er 
dann mitunter fein Ziel erreichte. Doch waren dieß vereinzelte Fälle *. 
Andererjeit3 fam e3 mitunter vor, daß Ordensleute von zwei und meh— 
reren verſchiedenen Orden im gleihen Pfarrhofe zujammenfamen, bie 
zum Weltpriejteritande gezwungen wurden, welcher weit jchmwieriger ift, 
als der des Möndes, da jener die Pflichten von diefem, aber aud die 
Gefahren der Weltleute zu beſtehen hat, wie die Paſtoral jagt. 

Das Volk Hatte übrigens eine überrajchende discretio spirituum, 
und liebte und achtete gerade jene Religiojen am höchſten, die fih am 
meilten ins Klojter zurücdjehnten. Die Obedienzen oder Decrete erhielten 
fie vom Gubernium, von den Bilhöfen erhielten fie alle möglichen 

IL. c. 

? Siehe Chronik von Luftenau_ bei Bregenz. Manuſcript des Pfarrers Roſen- — 
lächer mit feiner Autobiographie. 

3 Chroniea prov. Tirol. ad ann. L. c. 


172 


Dispenjen von der Drbensregel bezüglich des Gehorſams gegen ihre 
Dbern, vom Gelübde der heiligen Armuth, bezüglich der Kleidung, 
Faſten u. |. w., wie dieſe biihöflichen Inſtrumente ausdrücklich bejagten. 
Mande der Erponirten erwarben ſich heimlich eine legitime Dispens 
von Rom. Leider übertrafen mande Biſchöfe und jelbft Fürftbiichöfe 
mit reichSunmittelbaren Territorien manden Gouverneur an Promptheit 
der Ausführung der Faiferlichen Decrete in publico-ecclesiasticis. So 
wurde der Gouverneur in Innsbruck, Graf Heifter, wegen verzögerter 
Ausführung jener Decrete dich Jahr abgejegt?. Doc privatim befam 
ber Kaiſer aud von jonjt übereifrigen Biihöfen Mahnungsichreiben, 
wie dieß 3. B. bezüglich der Fürftbilhöfe von Briren und Trient con= 
ftatirt ift?. Auch übereifrigen Pfarrern gegenüber ſchützten fie manch— 
mal die Klöjter. So kam ed vor, daß ein Pater ded Conventes in 
Bezau ohne Vorwiſſen des dortigen Pfarrers die Beichte eines gefährlich 
kranken Menjchen aufnahm. Der Pfarrer, welcher ſelbſt öffentlich die 
ohne jein Vorwiſſen von und aufgenommenen Beichten der Kranfen immer 
für ungültig erflärte, weigerte fih, dem Kranfen die übrigen Sterb- 
jacramente zu Ipenden, bevor er nicht auf ein Neue mit. feiner aus— 
drüclihen Erlaubniß beichte. Der Fall wurde nun dem P. Elias, 
Cuſtos des Klofterd von Conſtanz, zur Verhandlung mit ber Curie 
übergeben, melde vollfommen der Bulle Clemens’ X. (d. d. 21. Juni 
1670) gemäß entſchied, daß bie Beichten, welche den in der Geeljorge 
arbeitenden Religiofen in der Pfarrei, mo das Klofter jteht, abgelegt 
werden, jtet3 erlaubt, und jelbjt gegen den Willen bed Pfarrers aufs 
genommen gültig feien, „et denominetur parochus qui contrarium 
docere praesumat“ +. — Hingegen wurde der Guardian des Klojterd 
in Conftanz von zwei Laienbrüdern desjelben bei der Regierung ver: 
Hagt, ala hätte er zu Tettnang irgendwo 1000 fl. hinterlegt, für den 
Tal, daß etwa das Klojter aufgehoben würde. Allein der bortige 
Stadthauptmann wies die Klage ab, weil fie grundlos jei?. Die Ge 
fahr der Aufhebung jelbft war allerdings vorhanden, denn in Diejem 
Jahre beftimmte die Regierung das Klofter zu einer Kaſerne. ALS bie 
Kapuziner dieß erfuhren, reichten fie eine Bitte ein, daß man fie im 
Klofter fterben laſſen, oder wenigſtens jo viel Friſt geben jolle, big fie 
auf andere Weije abgehen. Sie erhielten vorderhand einen Aufichub ®. 





t L.c. ? L. c. 

® Arch. conv. Brixinensis fasc. XIII. 

* Arch. conv. Bezaviensis VII. 8, 9. 

5 Großh. bad. Generalsfandesardiv in Karlerube, Acta Capuc. fasc. VL 
6 L. c. fasc. VII. 


173 


1781. 


Die Noth an Prieftern war jo weit gefommen, daß mander Guar: 
dian durch mehrere Monate eine Pfarrei verſah und nur alle Wochen 
einmal ind Klofter fam, nachzufehen wie e8 jtehe, und ob e3 ja nod) 
beftehe 1. Der Kaifer hat nämlid in dieſem Jahre (d. d. 21. Juni) 
verboten, in Gebetbüchern, Katehiämen, Kalendern u. ſ. w. von Seelen: 
abläffen Erwähnung zu thun, da den armen Seelen die Abläffe nichts 
nüßten. Deßhalb jollten aud die Bilchöfe bei den Bifitationen auf Ent: 
fernung der Altaraufichriften: „Altare privilegiatum* dringen. 

Am 8. Februar war ferner ein Decret vom Orbinariate in Con: 
ftanz ergangen, daß in unjern Klöftern der Nachtchor nah dem Willen 
des Kaiſers aufzuhören habe, und die Matutin in aller Frühe zu beten 
jei. Die Veranlafjung zu dieſer Maßregel hatte der Biſchof von Trient 
gegeben, wie aus dem Decrete des Biſchofs von Chiemjee an das in 
feiner Diöcefe liegende Kapuzinerflofter hervorgeht, wonach das Guber- 
nium im December ein Schreiben folgenden Inhalts erlajjen habe: „Aus 
den nämlichen Gründen, welde Se. Majeftät das laute Chorgejang ab: 
zuftellen bewogen haben, hat auch ber Fürſtbiſchof zu Trient den Antrag 
auf Abjtellung der nächtlichen Abbetung der Metten bei Ordensgeiſtlichen 
geſtellt. Diejer Antrag iſt vom Allerhöchſten Orte mit allem Beifalle 
angejehen, und vermöge k. E. Hofdecreted vom 6. I. M. gedachtem Hochw. 
Fürſtbiſchof zu erkennen zu geben verordnet worden, daß diejer Antrag 
feiner oberhirtlihen Sorgfalt allerbing3 zur Ehre gereihe, und daher 
auch die Ausführung besjelben, ala eine bloße Disciplinarjache, jeiner 
oberhirtlihen Einficht überlafjen werde. Em. Hodfürjtl. Gnaden haben 
wir daher ſolches mit der Erinnerung geziemend zu eröffnen und ver: 
anlaßt gejehen, daß der Allerhöchſten Abjiht ganz entjprochen würde, 
wenn auch biejelben in dem unterhabenden Sprengel gleiche Einleitung 
zu treffen befinden jollten, und jomit dieſe nächtliche, dem Gejundheits- 
ſtande ebenfo nachtheilige Wbetung der Metten allgemein abgejtellt würde. 
Innsbruck, den 19. December 1786. Sr. k. k. Ap. Maj. Gouverneur, 
auch Räthe de Gubernii.“ | 

Merkwürdiger Weiſe berief ſich der Fürftbifhof von Trient in der 
Mittheilung diejer Verordnung auf ein Hofdecret vom 18. November ?. 

In dieſem Jahre begannen die Unruhen in Belgien brohend zu 
werden. 


1 Monim. arch. conv. Feldkirchensis ad ann. 
3 Chronica prov. Tirol. ad ann. 


174 


1788. 


Am 21. Jänner wurde dem Klofter in Conftanz von der Regierung 
angezeigt, daß fie die Localitäten des Kapuzinerkloſters Genfer Uhren: 
fabrifanten übergebe, weßwegen das Kloſter alsbald geleert, geſchätzt, 
die Conventualen in andere Klöfter verjegt und bie Kirche augenblicklich 
geſchloſſen werden folle ‘. 

Auf geihehene Einſprache wurde zwar die Erecution durd ein 
Gubernialdecret, d. d. 4. Februar, filtirt, bis ein neuer Hofbeſcheid 
fomme, um ben fi die Kapuziner ſammt Biſchof und Domcapitel be- 
warben. Am 24. Jänner Hatte fi nämlih ſchon der Provinzial zu 
Laufenburg an das Domcapitel gewendet, daß fie nun -ihr Eigenthum 
wahren jollen, da jie bisher immer ihr Recht auf das Kloſter behauptet 
hätten?. Was damit gemeint ei, geht aus der Eingabe (14. Febr.) an 
die Negierung hervor, die in Folge deſſen das Domcapitel machte, worin 
es anführt, daß Biſchof Fugger, der Stifter des Klofterd, das Dom- 
capitel zum Erben ernannt habe, daß ja ohnedieß die Kapuziner fein 
Eigenthum hätten, und daher Grund und Boden older Stiftungen 
nad ihrem Erlöihen an die Stifter und ihre Rechtsnachfolger zurüd: 
fallen *. Eine ſolche Einjprade ließ freilih zu Gunjten der Kapuziner 
nicht viel erwarten. Uneigennüßiger jcheinen ſich die übrige Geiftlichfeit 
und die Bürgerſchaft für das Klojter verwendet zu haben, wie aus 
einem Schreiben des Guardian? an den Biſchof hervorgeht, worin er 
die Haltung der Geiftlichfeit und Bürger belobt und dafür danft*, und 
auch die Veranlaſſung zu dieſem plößlien Ungemitter meldet, daß 
nämlich jene Genfer Ubrenfabrifanten vor Kurzem heimlich durch einen 
Abgelandten in Wien fih um das Klojter bewarben®. Nad einer an: 
dern Quelle ſoll fie der Kaifer ſelbſt in das fabriffoje Conftanz bes 
rufen haben, da ihm 1777 bei feiner Reife durch Conjtanz der Mangel 
an Einwohnern und Fabriken mißfiel. 

Bol Trauer Hagt der Guardian, daß die Kapuziner für treue 
Dienfte jet weichen und den Glaubensgegnern (die Fabrikanten waren 
Galviner) ihr Heiligtum einräumen jollen. 

Alle Bemühungen waren fruchtlos. Die Regierung jcheint nur auf 
die Verwendung des Domcapitel3 Rüdfiht genommen zu haben; denn 
am 3. April erhielten die Franziskaner von ber Regierung den Befehl, 
ins Kapuzinerklofter überzufiedeln, wahrſcheinlich um dasjelbe wenigjtens 


1 Großb. bad. General:fandesarhiv in Karlerube, Acta Capuc. fasc. VL 
2 L. c. fasc. VII. 3 L. e. fasc. VI. 
* L. c. fasc. VII. sL.c. 


175 


ald Klojter zu bewahren, und dafür das ihrige den Fabrikanten abzu= 
treten. Es nüßte nichts, daß aud die Franziskaner ſich dagegen mehr: 
ten!, Am 4. April wurde bezügli ber Leerung des Kapuzinerklofters 
Ernſt gemacht, den Patern andere vorderöjterreihiihe Klöfter ange— 
wiejen, Anventarifirung und Berfieglung angeordnet. Im Protokolle 
beißt es unter Anderm: „Das Kloſterarchiv bejteht auß wenig Stüden 
in einer Heinen Schublade, melde einsweilen obfignirt wird.” Später 
überließ man es dem Provinzial, der ſicher den wichtigern Theil, ſowie 
da3 in Conſtanz früher befindlihe Provinzardiv, ſchon lange beijeite ges 
ihafft Hatte. Zellen waren im Kloſter „17 bewohnt, in denen ein 
Strobjad und eine Dede ald ein gewöhnlicher Hausrath ſich befindet“. 
PVerfonalitand zur Zeit ber Aufhebung 14 Patres und 3 fratres laici. 
Im October (2.) wurden dann die Augujtiner bedroht ?, endlich Die 
Dominikaner, deren ſchönes Klofter dann den Ubrenfabrifanten anheim- 
gefallen ijt (jetzt das Inſel-Hötel). 

Ueber den Perſonalſtand der ganzen Provinz aus dieſen letzten 
Jahren des Jahrhunderts findet ſich ebenfalls im Karlsruher General— 
Landesarchide? eine Aufzeichnung. 

Am 10. April ſchickte der Provinzial eine Bittihrift an die Re: 
gierung, und zwar von Laufenburg aus, damit die Deden, Paramente, 
Wein und Früchte vom aufgehobenen Conftanzer Klofter ihm belafjen 
würden „bei diefer harten und flemmen Zeit, in welcher bie Almojen 
immer in Heinerem Maße den armen Klöjtern zufließen, die Bedürfnifie 
wegen alter Fränfliher und bdienjtunfähiger Ordensmänner täglid zu— 
nehmen“. So fei es auch in Wien und Steiermark gejtattet worden, 
die noch beitehenden Klöſter auf diefe Weile mit den Naturalien ber 
aufgehobenen zu verjorgen. „An Wahrheit! wenn eine Ordensprovinz 
in allen Ef. öjterreihiichen Staaten arm und bedürftig ift, jo kömmt 
gewiß die vorberdjterreihiiche in den eriten Rang der allerärmiten und 
bedürftigiten, welcher auch die Mittel zur Anſchaffung der nothwendigen 
Kleidung für die Ordendmitglieder zu gebrechen und zu mangeln an— 
fangen.“ So ſchrieb er an die Regierung in Freiburg. An der Wahr: 
heit war nicht zu zweifeln, denn jeit dem 1. Februar war den Men 
difanten das Almojenfammeln verboten, da es, wie der Kaijer fagte, 
für Prieſter unwürdig und fürs Volk läjtig jei; dafür ward ihnen aus 
dem Religiondfonde, in welchem die Kirchenſchätze und Kloftergüter auf: 
gehäuft werben follten, wie wir hören werden, eine geringe Penjion 
ausgemorfen *, | 


1 L. ce. ® L. ec. fasc. VI. 3 L. ec. fasc. V. 
* Chronica prov. Tirol. ad ann. 


176 


Für die Würde des Ordensprieſterthums hätte übrigend ber Kaifer, 
ber ji jelbit um einen unverfänglichen Brief eine Kapuzinerd ins 
Ausland (nicht bloß nad Rom) jehr befümmerte, auf andere Weife zu 
forgen Gelegenheit gehabt, als mit dem Hungertuche des Religionsfonds, 
auf dem ſchon um dieſe Zeit Fein bejonderer Segen zu ruhen ſchien, 
wie jelbjt erz⸗joſephiniſche Biihöfe mitunter bemerftent. Gerade damals 
mwurben die Kapuziner der Gegenjtand des Spotted vorzüglich wegen 
eined gewiſſen P. Gottfried aus der belgijchen Kapuzinerprovinz, welcher 
bei der Injurrection in Belgien auf dem Schladtfelde, und zwar als 
Teldfaplan der Faiferlihen Truppen umfam, und nad bem Zeugniſſe 
ber dortigen Geijtlichfeit und de Militärs alles Lob verdiente. Aber 
einige Feinde der Mönche gaben ihn für einen Feldkaplan der Injurs 
genten aus, und verbreiteten zahlreiche Abbildungen desjelben, auf welchen 
er mit undnftändig aufgejhürztem Habite, ein Kreuz in ber einen, ein 
Schwert in der andern Hand, dargeftellt wurde 2, 


1790. 


Der Kailer war aus dem mißlungenen Türkenkriege und dem 
moraltigen und fiebrigen Ungarnlande frank zurüdgefehrt, und jo trat 
eine Pauſe ein im Werke der Aufklärung. 

Die Regierung forderte immerfort noch Fajfionen von den Klöjtern; 
die legte Zeit namentlich forderte fie von den Mendilanten erjter Klaſſe 
(Franziskaner und Kapuziner) eine genau jpecificirte Faſſion, wie viel 
Almofen freiwillig von Wohlthätern zur Pforte gebracht werde, wie viel 
man beim Xerminiren ſammle, und wie viel die Unfojten betragen, bie 
man beim Sammeln habe (durch die Geſchenke von Roſenkränzen u. ſ. w., 
durch Fuhren u. dgl). Nah diefen Nahforihungen verbot die Re— 
gierung das Sammeln, wie man jhon lange befürchtete, und heuer em— 
pfingen fie dafür das erjte Mal den Beitrag aus dem Religiongfond, ber 
aber, da die Guardiane fih von der Regierung nicht jede Brodfrume 
in den Mund zählen lafjen wollten oder konnten, jehr verſchieden aus: 
fiel, jo daß in Folge der abverlangten Falfionen in den einen Klöjtern 
88 fl., in andern nur 10 fl. jährlich für den Kopf vom Religiondfonde 
ausbezahlt wurden. Dazu wurden bieje Beiträge jehr unregelmäßig ge 
leiftet; jo mwurbe in ber Tiroler Provinz beim zweiten Termine nur nod) 
die Hälfte bezahlt, und diefe zwei Monate zu jpät; und doc betrugen 
diefe Beiträge für die ganze Provinz jährlih über 10000 fl., eine 


1 Arch. conv, Brixinensis |. c. 
? Chronica prov. Tirol. 


177 


Summe, bie man wohl im Intereſſe des Volkswohles ‚hätte lieber er: 
ſparen jollen !. 

Kaifer Joſeph ftarb am 20. Februar. — Sein aus Stalien nach 
Wien eilender Bruder Leopold munterte ſchon unterwegs bie Klofter- 
obern auf, ihm mündlich und jchriftlic ihre Beſchwerden mitzutheilen. 
Allein der Erfolg war ein jehr geringer, ober vielmehr gleih Null. Die 
Generaljeminarien wurden zwar gejchloffen und theologiihe Klojter: 
itubien geftattet, jebocdh nur unter ber Bedingung, daß bie Lectoren von 
den Univerfitäten geprüft jeien und aud bie Schüler die jährlichen Prü- 
fungen dort ablegten?. Uebrigens ſchrieb z. B. der Tiroler Chroniſt noch 
anno 1796: „Da uns bie Aufnahme von Gandibaten noch immer ver: 
jagt ift, jo brauden wir weder Schulen noch Lectoren.“ — Um bieje Zeit 
waren im Kapuzinerflofter zu Breilah 8 Patred und 3 Laienbrüber ?, 
in Freiburg 12 Patres und 4 fratres laici ®. 


1791. 


In diefem Jahre arbeiteten die Stände in ben Provinzen mitunter 
auch an der Herjtellung der Klöfter, von denen (außer Ungarn und 
Belgien) 413 jhon aufgehoben, 129 zur Aufhebung noch verurtheilt 
waren, und zwar thaten bad die Stände faſt mit mehr Eifer als bie 
Drden ſelbſt. Die ausdrüdlihe Erklärung, melde die Fatjerliche Hof- 
commilfion dieß Jahr in einem eigenen Decrete von fih gab, daß von 
den Regularen Feine Bittfchriften mehr, beſonders bezüglich der Rück— 
jtellung der Klöfter, angenommen würden, fümmerte die Orden jehr 
wenig, da die Zahl ihrer Mitglieder von nun an raſch zulammenjchmolz, 
fo daß fie felbft bie bisher noch innegehabten Klöfter nicht mehr mit 
ihren, großentheil® alten und gebrechlichen Mitgliedern ordentlich bejegen 
fonnten, während die jungen, kräftigern alle auf Seeljorgspoiten aus— 
gejett waren und eben Feine Candidaten aufgenommen werben durften. 
Man wünſchte auch keine Candidaten, jo lange man fie nah einem 
ſolchen Syiteme erziehen mußte. Ja der Tiroler Provinzial verbat fich 
fogar eine dießbezügliche Fürbitte beim Kaijer jeitend des neuen Fürjts 
biihof3 von Briren. Die Orden konnten ed auch nit wagen, fid 
felbft zu helfen, wie dad Volk e8 that, welches auf Feine Zurücdnahme 
der verhaßteiten Maßregeln wartete, jondern vi facti verſchloſſene Kirchen 
wieber öffnete, bie alten — wieder einführte u. ſ. w. Auch von 


ı L. c. ad ann. ı]L,c. } 
s Großh. bab. Generalsfandesardiv in Karlsruhe, Acta Capuc. fasc, 1. 
* L. ce. fasc. II. 

Freib. Didc.-Archiv. XVII. 12 


178 


ber ungeheuern Zahl franzoͤſiſcher Priefter und Orbenäleute, welche durch 
biefe Provinzen ald Flüchtlinge zogen, burfte man noch Feine aufnehmen, 
weßwegen fie nad Stalien wanderten !, 


1792. 


In diefem Jahre wurde den Menbilanten bie Erlaubniß zu ſam— 
meln wenigjtend in einigen Provinzen wieder ertheilt, und wurden aud) 
bie ärariſchen Kopfbeiträge aus dem Religionsfonde wieder abgeftellt, 
da mit ihnen weder ben Drden noch dem Volke gedient war. Diefe 
Conceſſion war, nad der Ausſage eine Failerlihen Rathes, nur auf 
die Klagen der Oberamtmänner (praefeeti regii) gemacht, und mit 
dem Verbote gewürzt, Feine Amulete und gemeihte Kräuter auf der 
———— zu vertheilen, bei Strafe ber Zurücknahme der Sammlungs— 
licenz 2. 

1793. 


Nahdem Kaijer Yeopold gejtorben war, machte man neue An- 
ftrengungen, der. Jojephinijchen Verordnungen durch den neuen Kaijer 
ledig zu werden. In Tirol nahm fich zuerjt der Bauernitanb ber 
Ordensleute an und jandte eine eigene Geſandtſchaft an den Kaiſer, 
dann that es auch der Landtag mit den Biſchöfen, weldhe bie wachſende 
Priejternoth zwang. Allein diefe Bitten fanden zwar ein geneigte Gehör 
beim frommen Monarchen, aber auch ihren Untergang im Papierforbe 
des Hofrathes, und die Orden Hatten fogar manchmal Urſache, Gott zu 
bitten, jie vor ihren Freunden zu beſchützen, da fich biejelben durch ihre 
Sympathien ‚berechtigt glaubten, ji ihnen mit Reformationsvorſchlägen, 
3. B. bezüglich der Ordenstracht der Kapuziner, aufzudrängen; ftatt in 
der Ordenstracht jollten. dieje ſich wie Weltprieiter kleiden?). Es ift 
daher über dieſe Jahre nicht? zu berichten, als die Schilderung eines 
Chroniſten: „Traurig mar der Anblick ber leeren Zellen und Site in 
den Klöjtern, die Inwohner meijtend Greije und gebrochen; abgelcbte 
Mönde mußten die Ausgänge und Arbeiten jtatt der jungen verrichten ;-der 
Chor jtarb ab, in den verjchiedenen Klöftern derſelben Provinz bildeten 
ſich verjhiedene Sitten und Gebräude; der Provinzial mar ohne Auc- 
torität, die Guardiane jich jelbjt überlafjen, ungeorbneter Wandel ohne 
Furcht vor Einhalt.“ Unter ſolchen Umftänden wagte es mander Pro: 
vinzial, gegen das kaiſerliche Verbot — die Gonvente zu viſitiren“. 


i Chronica_prov. Tirol. ad ann. 

2 L. c. ad annum et Arch. conv. Brigant. VIII. 10 (laut Hofbecret, d. d. 
6. October 1789, abgeſchafft, d. d. 23. December 1791 wieder erlaubt). 

IL.c. L. c. 


179 


1794. 


Erſt 1794 jtellte die Regierung bie fernere Klofteraufhebung ein, 
indem ber Kaiſer in ber Mitte dieſes Jahres durch ein Decret verbot, 
weiter bamit vorzugehen, anbererjeit8 aber wieder die Verkündigung der 
Bulle „Auctorem fidei“ verbot. . 

1795. | 

So feierte man traurig in unfern Klöftern im Jahre 1795 bie - 

Seligſprechung des Kapuzinersfaienbruderd Bernardus ab Offida !, bie 
Priejterjubiläen, während nie Gelegenheit zu einer Primiz war. Nach— 
dem jo bie weltlichen Fürften lange genug die Kirche regiert, ald wären 
fie Gott, fam langlam das Strafgeriht Gottes über fie, das der Pro— 
phet erflehte: „Setze einen Gejeßgeber über fie, auf daß die Völker zum 
Bewußtſein kommen, daß fie Menſchen feien” (Pjalm 9, 21). Die 
Franzoſen kamen, welche um jo leichter Siege erringen fonnten, als bie 
Freimaurer ſchon ein ſolches Uebergewicht hatten, daß fie die Regierung 
mißbrauden konnten, ihre gefährlichiten Gegner auf bie Seite zu ſchaffen. 


1798. 


So mar der mädtige Kapuzinerprediger und homiletiſche Schriftfteller, 
ber Berfafjer des „Freiheitsbaumes“ u, |. w., P. Albert Komploier zu 
Bozen, ein befannter Hammer ber Freimaurer, ald Störer bed öffent: 
lihen Friedens angeklagt, und auf dem Punkte, außer Landes geihafft 
zu werben. Die war dem Kaijer, als er e3 erfuhr, denn doch zu viel, . 
und er änderte bie Sentenz de8 Guberniums ab. Es war 1798. 


1800. 


Erjt mitten in den Kriegen, 1800, ließ der Joſephiniſche Einfluß 
in etwas nad; jo jeßten die Landftände Tirol3 in diefem Jahre wenig— 
ſtens die Kloſterſtudien dur, obmohl unter unbilligen Bedingungen, 
die man aber zu urgiren Feine Zeit hatte?. Diefe Notizen müſſen ung 
jpeciellere über die vorderöſterreichiſche Provinz erjeßen. 


1801. 


| In diefem Jahre war es nad 18 Jahren endlich wieder erlaubt, 
Novizen aufzunehmen? Nach der Berfonentabelle, welde P. Primus 


I Defien Gedächtnißtag ift zufällig der Einkleidungs-, Profeß⸗ und Primiz-Tag 
bes Verſaſſers dieſer Skizze. 
ıL.c. 1:6 
12° 


180 


von Kirhhofen, Guardian zu Waldshut, in biefem Jahre ber Regierung 
einichicen mußte, waren dort noch 7 Patres und 2 Laienbrüber, in 
Staufen 6 Conventualen?, zu Freiburg 11 Patres?. 


1802 


durften fi die Klöfter wieder nad, Regel und onftitution richten; 
mit Rom durfte aber Feine Verbindung bergejtellt werben. Statt bed 
Generals blieb noch immer die erſte Injtanz der Biſchof, die zweite, an 
die man vom Biſchofe weg noch appelliren konnte, war das Gubernium ?, 
Allein jelbft diefe wenigen Erleichterungen famen der vorderöfterreihijchen 
Provinz nicht mehr zu gute. Es begann. feit dem Lüneviller Frieden 
von 1801 ein wahres Fauſtrecht. Mande Gegenden wußten eine Zeit 
lang. nicht, zu welder Regierung fie gehörten; zwei bis drei deutjche 
Regierungen bemädtigten jih mander Territorien der alten vorber: 
oͤſterreichiſchen Kapuzinerprovinz *, bezüglih deren wir nur mehr eine 
Geſchichte der Nuinen jchreiben, 


1803 


mwurbe das Klofter in Rottenburg aufgehoben (P. Gams a. a. O.); 
dad in Wangen jhon 1802 (?). 

Wie fih die Bijchöfe, mit wenigen rühmlichen Ausnahmen, um bie 
Hebung de3 niebergetretenen Ordensſtandes wenig und flau, nur jo im 
Allgemeinen annahmen, jo war es aud in Conftanz der Fall. 


1804. 


Hier erihien (d. d. 16. Auguft 18045) aud ein Schema von 
Tragen, welche bei ben Paſtoralconferenzen der Geiftlichfeit zu discutiren 
waren. Darunter lautet die 175fte Frage: „Welches war urfprünglic 
der Zweck der Ordenskirchen? Entſprechen fie heute noch diefem Zwecke? 
Welches find die Gründe, daß das Volk fie jo fleißig befucht, mit Hint⸗ 
anſetzung der Pfarrkirchen?“ (Wir glauben, daß die Pfarrkirchen heutigen- 
tag3 in Ländern, wo die Ordenskirchen unterbrüdt find, deßwegen gerabe 
nicht fleißiger bejucht werben.) Die 265jte Frage: „Unter welchem 
Gefihtspuntte it der Mönch vom Pfarrer zu betrachten, und wie hat 


1 Großh. bad. Generalsfandesardiv in Karlsruhe, Acta Capuc. fasc. XV. 

2 L. c. fasc. II. 

8 L. c. et Arch. conv. Brigant. VIII. 13 (Hofdecret d. d. 25. Min). 

% Der legte Abt von St. Peter (Freiburg 1870, ©. 187—206). 

5 Siehe Sammlung von Hirtenbriefen und Verordnungen bes Primas bes 
cheinifchen Bundes und Biſchofs von Eonftanz (Th. Dalberg, Conſtanz 1808). 


181 


er ihn als Hilfspriefter und ala Mönd zu behandeln?” Frage 266: 
„Wie joll der Pfarrer den Mönchen beijtehen beim Almojenjammeln, 
auf daß fomohl die Würde bed Ordensmannes und ‘Priejterg beim Ter- 
miniren gewahrt bleibe, und doch das Wort bed Herrn erfüllt werbe: 
Der Arbeiter iſt feined Lohnes werth?“ Auf diefe mohlmollende Frage 
kommt die 269jte: „ft die Klage durchaus begründet, baß bie religiöſen 
Inftitute im Allgemeinen von ihrem Zwecke und Geijte abgewichen jeien, 
und wenn dieß mitunter wahr ift, wie kann man mirkjam dieſem Uebels 
ftande begegnen ?“ 

Auf dieſe Fragen gab aber. der Generalvicar Freiherr v. Weijen- 
berg ſchon d. d. 16. Juli d. 3. jelbit Antwort, um die Weltgeiftliche 
feit bei bem jchwierigen Werfe ber Ordensreformation zu unterftüßen, 
und zwar mitteljt eines Erlafjed, worin es heißt, daß ber uriprüngliche 
Zwed der Ordenskirchen nur die Privatandadht der Mönche gemejen jet, 
Am Schluſſe ift gejagt, daß mit Erlaubnig des apoftoliihen Stuhles 
das Portiunculaseit und das der Orbenspatrone jollte auf den nächſten 
Sonntag verlegt und der Portiuncula-Ablaß in allen Pfarrkirchen ge 
wonnen werben fönnen. Die übrigen Ordensfeſte in ben Ordenskirchen 
jeien erjt nach vollendetem nadmittägigen Pfarrgottesbienjte zu halten; 
namentlich jolle das Kirchweihfeſt der Ordenskirchen nur als ihre Privat- 
andacht betrachtet werben. Weberhaupt folle ber Pfarrer in der Pfarr: 
firche fein Ordensfeſt verkünden, noch viel weniger ſelbſt demjelben bei— 
wohnen. Die Decane, die Deputaten und die Pfarrer follen die Klöfter 
bezüglich der Ausführung dieſer Anordnung überwachen. 


1805. 


Im Jahre 1805 befahl ber Generalvicar (d. d. 22. Mai) den 
Vilitatoren in ihrer Injtruction 1, den Geiltlihen und Gemeindevorjtehern 
gewifje Fragen vorzulegen, von denen bie 101te lautete: melde Mens 
bifanten dad Jahr Hindurch zum Almojenfammeln fämen? wie oft? ob 
fie auf erlaubte und anftändige Weije die Sammlung anftellen? Frage 
102: ob fie den Pfarrer beim Gotteödienfte unterftügen? ob auch durch 
Predigten und Katechejen? mit welcher Geſchicklichkeit und welchem Eifer ? 
Frage 103: ob fie nichts bezüglich ihrer Sitten und ihres Beiſpiels zu 
erinnern hätten? Frage 104: ob fie etwas zu ahnden hätten an ihnen 
bezüglich ihrer theologiichen Grundjäge und Prariß? ob fie Aberglauben 
hegen und pflegen? Trage 105: ob fie beim Volke großen Einfluß 
hätten? worauf ſich derjelbe gründe? u. |. m. 


1 A. a. D. ©. 229. 


182 


An Folge des Preßburger Friedens (25. December) fam bie Mehr: 
zahl der vorberdfterreichiichen Klöfter an Baden (Stodad und Rabolf: 
zell kam unter württembergiiche Herrihaft bis 18091). Zuben hatte 
Baden im October 1802 einen Theil des Fürſtbisthums Speier in 
Bei genommen, moburd bie ber rheiniſchen Kapuzinerprovinz ange- 
börigen Klöfter in Baden-Baden, Bretten, Brudfal, Michaeläberg bei 
Brudjal, Philippsburg, Waghäufel, Mannheim, nebſt Weil und Karls— 
ruhe mit- den vorberdjterreihijchen, und, wie wir anderswo jehen ıperben, 
großentheil3 mit denen der 1782 gegründeten ſchwäbiſchen Provinz zu 
Baden kamen ?, für welche, mie überhaupt für alle Männerklöfter, am 
14. Febr. 1803 ein Gejeß herauskam, welches ihnen Aufnahme von 
Novizen und’ die Verwaltung ihrer Güter unterfagte, und fie aljo zum‘ 
Aussterben verurtheilte. Aber die nämlihe Quelle veranlaft und zu 
glauben, daß vielleicht die meisten Klöfter der ehemaligen rheinifchen 
Kapuzinerprovinz ſchon leer ftanden, ba ber Auctor? nur von ben 
Klöftern in Mannheim, Brudlal und Waghäufel erzählt, daß fie aus: 
geitorben jeien, b. 5. dab die Mönche bis zum Ausſterben dort belafjen 
murben. 


1806. 


Die rheiniſche Provinz war jhon durch die Franzojen großentheils 
zeritört*, Das nämlide Schickſal drohte nun unfern Klöftern in Rabolf- 
zel und Stockach jeitend ber mwürttembergijchen Regierung, welche die— 
jelben alsbald geleert wiſſen wollte Der Generalvicar, ahnte e8 und 
‚gab daher dem Guardian des Klofterd zu Radolfzell den Auftrag, aufs 
Genauejte und Schnellfte ihm zu berichten, was über fein Klofter be- 
Ihloffen würde. Am 5. Auguft berichtete diefer, P. J. Rudolph, daß 
am nämlichen oder am Vortage ein Negierungscommifjär im Klojter 
erihienen jei, Keldhe und Monjtranzen abgeforbert, und nur auf jeine 
bringendjten Bitten einen Kelch und das Ciborium noch zurücgelafien 
und dann da3 Klojter für aufgehoben erklärt habe, bo jo, daß bie 
Snmwohner vorderhand bort bleiben Fönnten, bis er eine weitere Dißpo- 
fition treffe, was bald der Fall jein werde Während ber Guardian 
diejen Beriht ſchrieb, verjammelten ji der Stadtmagiftrat und bie 
Bürger, um durch Bitten und Vorftellungen die Entfernung der Patres 
zu verhindern, ohne. daß der Guardian noch erfahren konnte, welchen 


1 Didc,Arc. 9, 354, 

2 P. Gams O. S. B., Geſchichte bes 19. Zahrhunderi 1, 439. 

2A. a. O. S. 434. 

Pfarrer Schauder zu Langenargen in einem Manuſcript; Dr. Sauter 
a. a. O. S. 43. 


183 


Erfolg fie hatten. Der Guardian bat am Ende des Briefed noch um 
die Verwendung des Generalvicard, bamit er mwenigftend einen Aufichub 
erlange, in ber Hoffnung, daß Gottes Vorjehung fi des Klofterd er: 
barmen werbe!. 

Am 6. Auguſt beftätigte der Decan und Cuſtos ber Kirche zu 
Radolfzell, Fr. K. Rorſchach, brieflich an den Generalvicar den Bericht 
des Guardiand, und ergänzte ihn dahin, daß der Commiffär außer ber 
Monſtranz drei Kelche mitgenommen, vom Getreide, Wein und anderen 
Mobilien ded Klofter8 ein Inventar aufgenommen, Alles verfiegelt und 
dem Rathömitglied Burkart.den Auftrag gegeben habe, nur das Noth— 
wendigſte davon den Patres feiner Zeit mitzutheilen. Die Bürger hatten 
zwar dringend die königlichen Commiſſäre durch eine Deputation gebeten, 
den Kapuzinern das Abgenommene zurücdzugeben, und da fie biejelben 
jeit alter Zeit bei fich hätten und an fie gemohnt wären, fie im Orte 
zu belafjen; allein die Commiſſäre beriefen fi auf das Gebot des 
Königs, an den fie daher ihre Bitten zu richten hätten?, Nach einer 

andern Quelle? kam ein Commiffär am 4. Auguft ins Kloſter und 
nahm augenbliclih nur einen Kelh mit der Monjtranz mit. Vom 
7. Auguft aber liegt ein Bericht vor, daß Alles fortgenommen und vers 
fteigert worden, unter Anderm 16 Fuder 27 Eimer Wein jammt den 
Fäflern. Da e8 hieß, Nellenburg und das Zell'ſche werde badiſch wer: 
den, zeigte e8 der Guardian augenbliklih dem kurfürſtlichen Hofrath zu 
Meersburg an. Bon bort fam bloß die Anfrage, ob aud) in ber Pfarr- 
fire etmad genommen worden fei (6. Auguft); wenn das nicht, jo ſei 
man nit in der Lage, fi der Sache anzunehmen. Das General: 
vicariat empfahl, ſich unterbefjen ruhig zu verhalten, nahm fich aber ber 
Sade Fräftig an, um jo mehr, ba es am 12. Augujt ähnliche Nach— 
richten über dad Kapuzinerhofpiz zu Stodah vom P. Superior Ammian 
befam. Diejer berichtete, daß der Zeitgeift auch feinem SKlofter, wie 
vorauszuſehen gemwejen, das Lebenslicht ausgeblajen habe *. Am 8. Auguft, 
„nad der vollendeten Verwüſtung zu Nabolfzell”, jei „der. Todesengel”, 
der oberjte württembergiſche Commiſſär Denzinger mit dem Secretäre 
angefommen und babe ihm im Garten das königliche Decret kundgethan, 
daß er. das Klofter aufheben, von Allem ein Inventar aufnehmen, die 
tauglideren Mönche ald Pfarrer anftellen, die Greije und Untauglichen 
in einem Gentralffofter verjammeln jolle. Abends, nachdem das In— 
ventar aufgejeßt worden war, habe er ihm ben Auftrag ‚gegeben, um 


1 Diöc.⸗Arch. 2, dd. 2A. a. O. 
2 Großh. bad. General-Landesarchiv in Karlsruhe, Acta Capuc. fase. XIII. 
Diöc.⸗Arch. 2, 453. 


184 


9 Uhr Naht Keld und Monftrang heimlich in feine Wohnung zu 
ſchicken, nebjt vier indifferenten juribifchen Büchern, welche vielleiht nur 
den Zwed hatten, den Raub zu verbeden. Da weber die Bitten ber 
Kapuziner noch der Bürger mit dem Magiftrate an der Spike bie Com⸗ 
mijjäre ermeichen konnten, jo jendete der Magiitrat jogleich ein Schreiben 
an den König, worin er bewies, däß jene für bie Seeljorge daſelbſt 
nothwendig feien, daß ihre Kirche bisher als Filialkirche neben ber zu 
Kleinen Pfarrkirche gedient habe, worin Sonn: und Felttage dad Wort 
Gottes verkündet wurde; wenn bie katholiſche Religionsübung wirklich 
geduldet werde, jei die Kloſterkirche auch fernerhin nothwendig. 

Das Inventar jhäßte die Mobilien der Kirche und bes Kloſters 
auf 400 fl. Es waren noch 30 Eimer Wein, 40 Pfund Schmalz, 
12 Malter Getreibe da, wovon, 6 Kapuziner und 2 Klofterbiener, nebft 
den Schaaren ber Armen lebten, bie fih an der breifahen Straße, an 
der das Klofter lag, tagtäglich anhäuften. 

Mit Recht bemerkt der Superior zum Sclufje: Wer wird eine 
weniger Fojtjpielige Gejellihaft von Priejtern finden? und bat den Ges 
neralvicar, Alles zu thun, um fie zu retten, 


Und wahrlich, diejer that Alles, was in feinen Seräften ſtand. Noch 


am 6. Auguſt ſchrieb er an den Commiſſär zu Radolfzell, daß die 
Exiſtenz des Kloſters, wenigſtens bis auf andere Weiſe vorgeſorgt ſei, 
zur Hilfe für die Seelſorge wahrhaft nothwendig ſei, und er beeile ſich 
deſto mehr, ihn zu bitten, daß er den Verkauf der Kloſter- und Kirchen⸗ 
ſachen aufſchiebe, weil das biſchöfliche Ordinariat ſicher mit der könig— 
lichen Regierung bezüglich aller Mendikantenklöſter unterhandeln werde, 
welche Unterhandlungen ohne. Zweifel für die Seelſorge erſprießlich fein 
werden. 

Am gleichen Tage wandte ſich v. Weſſenberg im nämlichen 
Sinne an den katholiſchen Kirchenrath in Stuttgart für Erhaltung der 
Franziskaner- und Kapuzinerklöſter in den neu erworbenen Gebieten, 
und verſprach zu geeigneten Reformen derſelben mitzuwirken, wenn etwa 
dem Könige ihre innere Einrichtung nicht gefallen ſollte. 

Gleichzeitig richtete der Generalvicar an das kurfürſtlich badiſche 
Hofrathscollegium in Meersburg eine Eingabe, da der Beſitz von Ra— 
dolfzell zwiſchen Baden und Württemberg noch unentſchieden war, und 
führte darin als neues Motiv auf, daß die Kapuziner im kurbadiſchen 
Bezirke ſammeln und darum da auch in der Seelſorge aushelfen ſollen. 

Am 14. Auguft ſchrieb er nochmals an den Kirchenrath zu Stutt- 
gart zu Gunften der Karmeliten, Franziöfaner und Kapuziner, wobei er 
erinnert, daß die Stiftungen biefer Klöfter und die Legate an biejelben 
zu Gunften der Seelforge gemacht wurden; er halte es daher für jeine 


. 


185 


Pflicht, an die Großherzigkeit und Gerechtigkeit zu appelliren, damit jene 
Klöjter erhalten bleiben, ober wenn ihr Untergang unmiberruflich ſei, 
bat ber Erlös aus dem Berfaufe ihrer Befigungen zur Gründung eines 
Fondes für Hilfäpriejter verwendet werde !. 

Auch für unjer Hoſpiz zu Stockach griff er am 21. Auguft node 
mald zur Feber und ſchrieb an den Kirchenrath. Seine Bemühungen 
waren auch vorderhband von Erfolg gekrönt, benn dieje beiden Klöſter 
Radolfzell und Stockach exiſtirten noch 1808, was aus einem Verbot 
ber badijchen Regierung hervorgeht, welches ihnen die Sammlung und 
bie jeeljorgliche Aushilfe in Baben unterjagte?, wenn fie auch vielleicht 
auf den Ausſterbeetat geſetzt waren. - 

In diefem nämlihen Jahre famen Rheinfelden und Laufenburg an 
bie Schweiz, an welchen Orten befanntlih Kapuzinerflöfter ber vorber- 
Öfterreihiihen Provinz waren. 

Das Klofter in Rottenburg, aus ben Ruinen bed Schlofjed Weiler: 
. burg 1620 gebaut, wurde aufgehoben ?, jened in Niedlingen bereit3 im 
Jahre 1803. 

Nach und nach mußten die Klöſter in den langen Kriegen, bei der 
Abnahme der Religioſität im Volke überhaupt, in Folge der herrſchenden 
antireligiöſen Zeitſtrömungen zc. und deren Einflüſſen auf die Mönche 
und die Möfterliche Disciplin, bei den geheimen Madinationen des fatho- 
(ifenfeindlihen Rußland, deſſen Stipulationen mit Frankreich beim Lüne— 
viller Frieden offenbar wurden — endlich doch zu Grunde gehen ®. 


180%. 


In biefem Jahre wurde unſerm Klofter in Waldshut das Verbot, 
neue Mitglieder (auch ſolche aus aufgehobenen Klöftern) aufzunehmen, 
intimirt. So leſen wir in einem lugblatte? (d. d. 22. April 1862), 
welches im Mebrigen die Verbienjte des Klojterd um bie Seeljorge, das 
‚allgemeine und vollftändige Vertrauen, da3 es genoß, und bie Liebe 
rühmt, mit der es Arme und Reijende an ber Pforte ſpeiste, und ſich 
auf die vielen noch lebenden Zeugen beruft. — Obige8 Verbot wurde 
fiher allen badiſchen Klöftern mitgetheilt. 


1Diöc.⸗Arch. 2, 453 fl. 

2 Fürſtlich Fürftenbergifhes Hauptarchiv zu Donaueſchingen (Vol. I. fasc. 4 ber 
Kapuzineracten). _ 

s Pfarrer Shaubera.a. O. 

P. Sams a a. D. 1, 410. 

5 Beihreibung der Einweihung ber Epitalfirhe (Waldshut 1862). 


186 


1809. 


Um bieje Zeit waren nur noch jieben Klöſter dieſer Provinz übrig. 

Am 12. November ftarb zu Waldshut P. Werner von Rottenburg, 
wahrſcheinlich ber fette Provinzial der vorberöfterreihiichen Provinz; 
deſſen Nachfolger (ob durch Wahl oder Ernennung?) wurde P. Primus 
von Kirchhofen, welcher proviſoriſch bis zu einer eventuellen Wahl den 
P. Azariad als feinen Nachfolger im Guarbianate zu Walb3hut bejtellte, 
welches Provijorium Regierung und Orbdinariat beftätigten. Letzteres 
erflärte hierbei: „Eine unmwiberrufliche Anſtellung eines Guardians finden 
wir weder raihſem noch nöthig.“ ? 


1813. 


Ein Erlaß des badiſchen Minifterd des Innern (d. d. 16. October 
1813, 3. 13881) erinnert die Kreißdirectionen an die bejtehenden Ber: 
ordnnungen, daß in ben vorhandenen Franzisfaner: und Kapuzinerflöftern 
ohne Kenntniß und Erlaubniß der Regierung nicht nur fein Novize aufs 
genommen, fondern aud) feiner zur Profeßablegung zugelaffen, und aud 
fein Fremder ind Klojter aufgenommen werben dürfe. Die Klöfter feien 
hierüber neuerding3 wieder zu verjtändigen und verantwortlich zu machen, 
und zur Vorlage ihres Perjonalftandes zu veranlaffen und barüber Ta: 
bellen vorzulegen. 

In der bezuͤglichen Faſſion des Kloſters zu Waldshut waren vier 
Patres und zwei Laienbrüder angemeldet; auch dieſe vier Patres waren 
ſchon Greiſe und arbeitsunfähig. Dieſen Umſtand, ſowie den weiteren, 
daß die Stifte und Klöſter St. Blaſien, Riedern, Bernau, Säckingen 
u. j. w., von woher die Mendikanten viele Unterſtützung erhalten hatten, 
aufgehoben jeien und das Terminiren bei fteigender Verarmung des 
Schwarzwaldes beinahe nicht mehr abwerfe, Hatte die Direction des 
Wieſenthals- und Dreiſamkreiſes angeführt, um der Regierung eine Unter: 
ſtützung der Patres, aber auch die Unterfuhung, ob fie nicht entbehrlich 
jeien, zu empfehlen. Gegenwärtig jeien in Waldshut ſechs Weltgeiftliche, 
aber auch dieje ſchon in vorgerücterem Alter, Man möge bort aljo 
jüngere anftellen, dann könne man der Kapuziner entbehren?, So der 
Beridt. Sie müfjen daher noch immer gearbeitet haben, wenn auch 
nicht wie jugendliche Kräfte. Betreffs der Erſetzung durch Hilfäpriefter 


1 Siehe Gefchichte der Shwäbiihen Provinz vom Jahre 1808, welche auch über 
mebreres Andere näbern Aufſchluß gibt, 
2 Großh. bad. Generalsfandesarhiv in Karlsruhe, — Capue. fasc. XVI. 
® L. c. fasc. XVII. 


187 


trat dann da3 Minifterium (d. d. 27. Juli 1813, 3. 6493) mit dem 
biſchöflichen DOrbinariate in Verhandlung‘. Die Hilföpriefter bildeten 
überhaupt eine ſtehende Rubrik in den Verhandlungen ber Regierung 
und des lebteren. 


1814. 


In dieſem Jahre herrſchte in Waldshut das Nervenfieber, welchem 
123 Einwohner fammt dem ganzen Weltclerus erlagen. Im Kloſter 
Iheint ein Laienbruber demfelben zum Opfer gefallen zu fein, da nur 
noch ein Frater, A. Sidonius, dort war. Die vier Patred Azarias, 
Reinhard, Alerander und Sabinu8 wurden nun im Pfarrhofe unter: 
gebracht, und ſie verjahen bie Pfarrei vom Fefte der Hi. drei Könige 
an bis nad Pfingjten ?, 


1816. 


Auch in diefem Jahre mußte das Klojter in Waldshut zum Theil 
geräumt werben. Als nämlich. die deutichen Heere nad Frankreich und 
zurüd zogen, mußte die Kloſterkirche als Magazin für Hafer, Heu und 
Brod für bie Truppen, das Klofter jelbit größtentheild als Militär— 
jpital dienen. Die Kapuziner durften für ihre geijtlihen Uebungen nur 
das Oratorium benüßen 3. 


181% 


In biefem Jahre jtarb zu Freiburg i. B. P. Paulinus Nörder von 
Kirhhofen. Wenige-Tage vor feinem Tode wurde," mie es ſcheint, nad) 
langem vergeblichen Wiberftreben feiten® der Kapuziner bortjelbft, ihnen 
von der Regierung angekündet, daß fie binnen 14 Tagen nad Staufen 
in das Gentralklojter zu überjiedeln hätten. Dorthin wurden auch bie 
Kapuziner von Waldshut, Oberfirh, wahrſcheinlich auch jene von Breiſach 
oder Laufenburg geſchickt. Allein die wirkliche Auflöjung des Kloſters 
in Freiburg ſcheint erſt 1819—1820 erfolgt zu fein, da erjt dann zmei 
Patred und zwei Laienbrüber in Staufen anlangten. Bon Waldshut 
ſoll ebenfalls erft 1821 ein Pater und zwei Laienbrüber, von einem britten 
Klojter nur zwei Laienbrüder dorthin gekommen fein. Dieſe Nachricht 
ſtammt aus dem Haufe, worin der legte Pater des Eentralklojters ftarb. 
Nah einer andern Duelle waren 1819 in Waldshut nur mehr der 
.P. Azarias, der bald ftarb, und P. Sabinus und der Fr. Sibonius *. 


il.c 3 Veſchreibung der Einweihung der Spitalkirche dortſelbſt. 
2 A. a. O. A. a. O. 


188 


1820 


Aus einem Schreiben ber Kreißregierung (Freiburg 25. Juli 1820) 
erhellt, daß der Guardian zu Waldshut (fiher obiger P. Azarias) ge 
jtorben und nur mehr ein Pater und ein Bruder dort waren, in Staufen 
zwei, in Freiburg vier Patred und ein Laienbruder, und ed wird vor» 
geihlagen, die Webriggebliebenen dieſer drei Klöfter in ein Gentralflofter, 
jei e8 zu Staufen ober zu Treiburg, zu ſammeln. 


1821. 


Ein Schreiben vom 1. September 1821 des Mintfteriumd bed In— 
nern erkundigt fi, wer Provinzial und Guarbian von Freiburg jei, ba 
ber bisherige am 17. Auguft gejtorben fei, und welche Klöfter zur Pro: 
vinz Freiburg gehören!. Erwünſchter wäre, die Antwort auf dieſe An- 
frage zu kennen, da ja in biefem Jahre (fiehe die ſchwäbiſche Provinz- 
geihichte ad h. a.) von den ehemals vorderöſterreichiſchen Klöftern nur 
mehr außer dem zu Freiburg oder Staufen dad von Rabolizell übrig 
war. Diefe Antwort konnte aber nicht ermittelt werden. 

. Am 7. November wurde das Klofter zu Waldshut wirklich auf 
gehoben. Das legte Mal erflang dad Glödklein ber Kirche und rief bie 
Einwohner zum lebten heiligen Meßopfer, welches der Kaplan Bed 
feierte, worauf er den Keld umgekehrt aufitellte, die Altäre erecrirte 
und ber Niederreißung preisgab. P. Sabinus war allein noch übrig, 
der, mie gejagt, nad Staufen überjegt wurde, wo er im Alter von 
68 Jahren ſtarb?. Der Laienbruder Fr. Sidonius blieb in Waldshut 
zurück, wo er 1861 86 Sabre alt geftorben ift?. 


1822. 


Im April 1822 öffnete Kaplan Bed die Gruft, und die Gebeine 
der Kapıziner wurden unter gemöhnlidem Ritus auf dem gemeinfamen 
Gottesader beigelegt; die kirchlichen Paramente und andern Mobilien 
waren von ber Regierung verkauft, zum Theil verpachtet worden. Das 
äußerft ſchön gelegene Klofter außerhalb der Stadt, mit pradtuoller 
Ausfiht auf den Rhein, wurde nebjt dem Garten 1824 zu einer Bitriol- 
fabrit, 1836 in ein Hötel, die Kirche in einen Stall verwandelt; Iehtere, 

1 Großh. bad. General-Landesarchiv in Karlsruhe, Acta Capuc. fasc. XVI. 

2 Der Conſtanzer Schematismus von 1821 führt ben P. „Sabian Mayer* 
noch in Walbshut wohnend auf. Die Redaction, 

s Beſchreibung der Einweihung u. ſ. w. 








189 


wieder gereinigt, murbe am 19. Juli 1861 unter Freubenthränen zu 
Ehren des hi. Bincenz von Paula als Gotteshaus gemeiht, und bient 
nun als ſolches dem 1858 in ein Spital umgebauten frühern Klofter !. 


1823. 


Noch beftand das Klofter in Radolfzell, für das ſich Freiherr 
v. Wejjenberg jo tapfer gewehrt; denn in dieſem Sabre ift noch in den 
Acten die Rebe von einer Holzverabreichung an jelbes ®, 


1834. 


Im Eentralklojter zu Staufen war nod ein einziger Pater am 
Leben, P. Athanafius, welcher in diefem Jahre aus demſelben in eine 
Privatwohnung ziehen mußte. Am 1. October wurbe das Klofter ala 
aufgehoben erklärt; der legte Pater wohnte jeitbem im Hauje des Stadt⸗ 
ſchreibers, der ihm aud) am Altare biente, zuerjt in der Pfarrkirche, dann 
zu Haufe, wo er 1838 jtarb. Das Klojtergebäube wurde von ber Stabt 
um 5000 fl. übernommen und zu einem Schulhaus umgebaut. Zwei 
Zaienbrüber waren ebenfalls noch ba. Einer mar mittlerweile nad 
Rom. gepilgert und hatte ein golbened Kreuzlein nah Haus gebradt, 
welches der andere Laienbruder nad deſſen Tode mit fich in feine Heis 
math ind Eljaß nahm. 

So endete die Geſchichte der vorderöſterreichiſchen 
Provinz mit dem Klojter in Staufen. Dieſes wurde jeit 1810 
nur mehr von Superioren, nicht von Guardianen geleitet, war alfo nur 
noh ein Hoſpiz. Hier war auch bis zur gänzlihen Aufhebung bie 
Tuhmanufactur für die Ordenskleidung, wobei die Laienbrüber beſchäftigt 
waren. | 

Uebrigens ift biefe Mittheilung über dad Ende der vorderöjier- 
reichiſchen Provinz noch ſehr unvolftändig; vielleiht daß Andere glück— 
lihere Rejultate quoad quantitatem et qualitatem erreichen in ihren 
Forſchungen. | 


1 A. a. O. 

2 Nach dem Conſtanzer Schematismus von 1821 befanden fi in dieſem Jahre 
noch folgende Angehörige des Ordens in Rabolfzell: Die Patres Rudolph Shump 
von Billingen, Guardian; Quirin Tampa von Meersburg und Athanaſius 
Schneiderlein von Regisheim. Die zwei Fratres: Gottfried Lämmle von Biberach und 
Zacharias Merz von Neuftabt. Schneiberlein flarb 1838 in Staufen. 

Die Rebaction. 

Großh. bad. Generalsfanbesardiv in Karlsruhe, Acta Capuc. fasc. XIV. 


190 


Ueber die frühere Geſchichte des Kapuzinerflofterd in Staufen vgl. 
einen Aufiab im Staufener Wochenblatt vom 26. Juni 1884, auß 
welchem bier no Einiged mitgetheilt wird. 

Durch die vielen Kriegöbebrängnifje, welden die Stadt Neuen: 
burga. Rh. außgejegt war, jahen fich bie bafigen Kapuziner genöthigt, 
ihr Klofter an einen andern Ort, nah Staufen, zu verlegen. Die 
eriten Kapuziner kamen 1657 dahin und wohnten im Rathhauſe, 1666 
gab ihnen der Graf von Sulz die Erlaubniß, fi dort anzubauen, 1683 
überließ die Stabt einen geeigneten Bauplatz und am 17. October d. J. 
mwurbe durch den Abt Roman von St. Trubpert in feierliher Weife ber 
Grundftein zum Klofterbau gelegt; 1685 war berjelbe vollendet und 
fonnte bezogen werben; auch die Kirche wurbe für den Gottesdienft ge: 
Öffnet. Am Juli 1758 war das ganze Klofter mit ber Arge, in hoͤchſter 
Gefahr, durch das Hochwaſſer vernichtet zu werben. 

- Zur Zeit der Aufhebung mar nad obiger Mittheilung der Ber: 
fonalftanb diefer: 

1. P. Athanaſius Schneiderlein von Rumersheim (Regisheim?) 
wohnte nad der Aufhebung des Klofterd im Hauje des Phyſikus Butſcha; 
wegen hohen Alters las er die Mefje big zu feinem Todedtage 17. Jan. 
1838 an einem Hausaltare (fiehe Necrol. Friburg. zu 1838). 

2. Die Fratre® Zahariad von Neuftadt, Adam von Malberg, 
Eajetan von Markdorf, Mafariuß von Walldürn, Seraphim von Etten- 
heim, welche alle vor dem genannten P. Athanafius ftarben. 

Das Kapuzinerflofter in Neuenburg war am 9. April 1675 durch 
ben franzöſiſchen Commandanten Bauban von Breiſach zerftört worden; 
Neuenburg ſelbſt blieb bis 1679 ganz verlafien, die Einwohner hatten 
fih in die umliegenden Dörfer zerftreut. Bol. Haury-Huggle, 
Gedichte von Neuenburg, S. 295, 


Beiträge zur Chronik der ſchwäbiſchen Provinz.. 


1781 


Die Entjtehung der ſchwäbiſchen Provinz haben wir oben 
©. 156 ad annum 1781 erzählt. Die neue Provinz blieb vorder- 
band unter. der Leitung des Generalcommifjärs, des P. Gorgonius von 
Kiejelegg, der zuvor dreimal Provinzial ber vorderöſterreichiſchen Provinz 
geivejen, welcher zugleich auf dem letzten Gapitel der noch vereinigten 
Provinz zum Custos Romanus ermwählt worden mar und baher dad 
Stimmreht für dad Generalcapitel in die neue Provinz ſchon mit ſich 
bradte. Seine Definitoren waren PP. Crijpinian von Dietlhofen und 
Medardus von Marchthal, eriterer feit dem letzten Provinzcapitel actueller 
Definitor und Guardian zu Ueberlingen, legterer Erbdefinitor, Cuſtos 
und Guardian zu Wangen. 

Die Klöfter, welche zu ber neu zu bildenden Provinz gehörten, 
waren: fünf im Fürftenbergiihen zungen, Stühlingen, Haslach, 
Mößkirch und Neuftadt; fieben in dem freien Reichsſtädten zu 
Wangen, Ravendburg, Rottweil, Weilerftadbt, Ueber: 
lingen, Biberad, Dffenburg; ferner in ber fürſtbiſchöflich Con— 
jtanziiden Stadt Markdorf, in dem fürjtbifhöflih Straßburgiichen 
Gebiete zu Oberkirch und Oppenau, in ber Marfgrafihaft Baden: 
Baden zu Baben und Malberg, in der Grafihaft Köniddegg- 
Rothenfels zu Immenſtaad; zu Wurmlingen im Gebiete der Dom: 
propftei zu Conjtanz, aber gewiß nicht da3 zu Langenargen im Mont: 
fortifchen, welches 1780 mit der Herrichaft eben zu Oeſterreich kam big 
1805, dann zu Baiern bis 18101, — aljo im Ganzen neunzehn mit 
ben Hojpizien, und manche gut bejeßt. So waren zu Wangen 15 ab» 
jolvirte Patres, 6 noch ſtudirende und 6 Laienbrüder?, Nachdem aljo 
bie proviforiihe Provinzvorftehung in der Congregation die Kloſter— 


1 Ghronif von Gattnau v. Hafen. (Lindau 1854. ©. 79.) 


2 Monim. arch. Wangensis ad ann. 


192 


familien geordnet, vifitirte der Generalcommifjär alle Klöſter!. Er rich— 
tete au im Namen ber 19 Klöfter, jomie in dem bed P. Generals 
ein Bittgefuh an ben Fürften Wenzeslaus von Füritenberg ?, damit er 
erlaube, daß bie durch das Faijerlihe Decret d. d. 24. März 1781 von 
ber vorberöfterreihiichen Provinz getrennten fürſtenbergiſchen Klöfter in 
Engen, Hadlah im Kinzigthale, Mößkirch, Neuſtadt im Schwarzwalde 
und Stühlingen, mit den übrigen in eine Provinz, bie ſchwäbiſche, ver- 
einigt würben, weil fie fonft ifre Regel und Disciplin nicht aufrecht zu 
erhalten müßten; ferner daß unter jeiner Protection die Eonvente mit 
canonifh ermwählten Obern verjehen werben könnten, Die weitere Bitte 
war, daß der Fürjt fein Decret, nad welchem die Zahl der Religiojen 
in den fürftenbergijchen Klöftern nicht vermehrt werben dürfte, aufhebe, 
bamit die große Zahl ber im Neiche geborenen Brüder ordentlich unter: 
gebraht werben könnte. Durch Erhörung diefer Bitten würde der 
Fürft ald Stifter und Gönner der neuen Provinz ſich deren Gebete ſehr 
empfehlen. Die fürftlihe Reſolution (d. d. 29. Mat d. J.) geftattete 
wohl die Vereinigung mit der neuen Provinz, aber nicht die Vermehrung 
der Anzahl der Bewohner der fürftenbergiichen Klöfter, da dieje ohne 
dieß Schon voll feien und ihre Zahl um ein Drittel bie bei ber Gründung 
feſtgeſetzte überfteige ?. 

Schon am 29. December des vorigen Jahres hatte ber Fürft bie 
Anfrage (an dad Amt in Neuſtadt, ohne Zweifel aud an die betreffenden 
übrigen) gejtellt, wie viele Religiojen im dortigen Kapuzinerklofter wären? 
welches die beftimmte Zahl jei. (numerus fixus) oder wie viel wenigjtend 
zur Zeit der Gründung’ waren? Auf das bezüglihe Neferat erjchien 
dann die Rejolution de Fürften; er wolle zwar, mit Rüdfiht auf ben 
fobenswürdigen Orden und befjen im Fürſtenthume bisher bemiejenen 
Eifer, die Zahl der Mönche nicht auf die urjprüngliche reduciren, jedoch 
behalte er jich vor, das Almofen für jelbe aus dem Aerare auf ba3 
urjprüngliche Maß zu beichränfen, und er ertheile auch hiemit dem Amte 
den Befehl, darüber ernftlih zu wachen, daß die gegenwärtige Anzahl 
nicht vermehrt werde“. 


1782. 


Am 4. Februar nahm der Generalcommiffär von feinen Klöjtern 
Abjchied ° (mas gewöhnlich dur ein Rundſchreiben geſchah, welches auch 








1 Monim. arch. Moesskirchensis et Wangensis ad ann. 

? Hauptarchiv zu Donaueſchingen (+ Vol. VIII. fasc. 1). ‚%.«unXn. 
* So bie Refol. d. d. 9. Febr. 1781 1. e. Vol. V. fasc. 6. 

® Monim. arch. Wangensis ad ann. 


- 193 


den einftweiligen Provinzuicar während des Generalcapitel3 ernannte und 
empfahl), und reiste gegen Ende februar von Immenſtaad aus nad 
Rom zum Generalcapitel, welches auf den 17. Mai angejagt 
war. Sein Stimmrecht beruhte darauf, daß er beim legten gemeinfamen 
Provinzcapitel zum Custos Romanus ermählt war. Noch einigemale 
war bie ſchwäbiſche Provinz bei Generalcapiteln vertreten, bis jpäter 
Rom (die Congreg. Regular. et Epp.) die Generaldefinitoren theils 
jelbjt wählte, theils jchriftlich von den Provinzen wählen ließ (bis 1847), 
da ber Verkehr mit Rom faſt überall in biejer Beziehung gehemmt war. 

Auf diefem Capitel wurde (da8 einzige Beilpiel in der Ordens— 
geihichte) der eben abgetretene General P. Erhardus v. Radkers— 
burg, Mitglied der fteiriihen Kapuzinerprovinz, auf ein Neue mit 
päpftlicher Dispens gemählt, obwohl ſonſt keine einzige öſterreichiſche 
Provinz durch Cuſtoden vertreten war! 

Bom Generalcapitel kehrte der Generalcommifjlär zurüd mit der 
Vollmacht jeitend des Generalbefinitoriumd, der Congregatio Regular. 
et Epp., und vermdge eined Breve Pius’ VI. (d. d. 16. Juli), eine 
neue Provinz unter dem Namen Suevo-Imperialis mit allen Rechten 
und Privilegien der alten zu errichten ?. 

Am 13. September war dann das erjte conjtitutive Capitel zu 
Dffenburg. Unter den 19 Conventen waren 4 Holpize. Die Provinz 
murbe in drei Euftodien abgetheilt, in die badenſiſche, fürjten- 
bergiſche und die von Wangen? (Die Euftoden der Provinz [zu 
unterſcheiden von ben Cust. Rom. oder Gapitularen des General: 
capitel®] haben in dringenden Fällen größere Vollmadten für ihren 
Bezirk.) Zum Provinzial wurde der Generalcommifjär R.P. Gor: 
gonius gemählt *, 

Am 24. Auguſt erließ Conſtanz durch den Generalvicar ein 
Communicatorium, daß allen ausländiihen Mendicanten auf’3 jtrengjte 
die Sammlung in Oeſterreich unterjagt jei. Die ſchwäbiſche Provinz 
behalf fich aber jo gut als möglih®. Der Guardian zu Wangen hatte 
obiges Verbot zu jammeln jhon am 4. Auguft vom Amte zu Bregenz 
und Wajjerburg erhalten‘, Die neue Provinz tröftete fih, daß in 
ihrem Bezirke mwenigjtend noch geordnetere firchliche Verhältniffe waren. 
Mebrigend wurde dieſer Trojt der neuen Provinz über ihre Religiong- 
freiheit bald etwas jtiller, da die Fleineren deutſchen Fürjten, jei e8 um dem 


— — 





i Monim. areh. Wangensis et Chron. Prov. Tirol. ad ann. 
2 Monim. arch. Moesskirchensis, Engensis etc. 
$ Monim. arch. Wangensis, Engensis et Bezaviensis ad ann. 
* Monim. arch. Engensis. b A. a. O. 
6 Monim. arch. Wangensis ad ann. 
Freib. Dibc⸗Archiv. XVIII. 13 


194 


Kaifer, jei ed um dem Zeitgeiſte zu huldigen, das Beijpiel des eritern 
allmäplid nahahmten !; jo wird auch erzählt, daß namentlich Fürſtenberg 
ih fleigig über Ausgaben und Einnahmen Rechnung vorlegen lieh. 


1783. 


Bon diefem Jahre iſt wenig befannt, al3 daß zu Neuitadt eine 
Provinzcongregation am 8. August abgehalten wurde ?2, was zu— 
gleich anzeigt, daß dieſe Provinz noh Definitoren wählen Fonnte. 


1784 und 1785. 


1784 war dieſelbe am 23. Juli zu Wurmlingen; 1785 war 
am 22. Juli Provinzeapitel zu Engen, wo R. P. Medardus 
v. Marchthal Provinzial wurde ?. 

Faſt Icheint es, ald ob Fürftenberg aud darin bem Kaiſer 
nachgeahmt habe, daß es bie Verbindung‘ mit den übrigen ausländiſchen 
Klöjtern der Provinz nicht mehr gern buldete, oder es babe Baden 
feinen Theil abgeriffen. Kurz, e8 wird nur noch eine Custodia 
Offenburgensis und eine Custodia Wangensis genannt‘, 
während doch die fürjtenbergijhe Cuſtodie um diefe Zeit noch 
eriftirte, der Cuſtos zu Mößkirch refidirte?, bald aber in den Acten 
immer als fürſtenbergiſcher Provinzial vorkommt. Das Wahr: 
ſcheinlichſte iſt jedoch, daß der Mößkirchiſchen Quelle dieſe Euftodie jelbit- 
verständlich ſchien und daher ſie dieſelbe nicht nannte, 


1786. 


Im Fahre 1786 war am 14. Juli Congregation in Stük 
lingen. Ich konnte nicht finden, warum im Klojter Engen jährlid 
mwenigftens fünf Conventualen verjegt wurden. Vielleicht nahm man ben 
Ueberihuß immer von den fürſtenbergiſchen Klöjtern zur Beſetzung der 
übrigen ®. 


1787 bis 1791. 


Am 13. Juli war Congregation zu Ueberlingen; leider ift 
jonjt nichts zu erfragen, ebenjo vom Jahre 1788, als daß Provinz 





1 Ehronif von Lujan bei Briren (IV. MS.) und Geidichte des Klofters Valduna 
(Cod. dipl. der Kloſtergeſch. Borarlbergs). 

? Monim. arch. Engensis. SL.c. 

* Monim. arch. Moesskirchensis ad ann. 

> Hauptarhiv zu Donauefchingen (+ 8, Vol. III. fasc. VII). 

% Monim. arch. Engensis ad ann, 





195 


capitel zu Engen gehalten wurde, wobei R. P. Erijpinianus 
v. Dietlhofen Provinzial, R. P. Gorgonius III. Definitor 
wurde. Die ganze Provinz zählte noch 316 Mitglieber: 235 Prediger, 
18 Beichtpäter, die nicht Prediger waren, 3 sacerdotes simplices, 9 Elerifer, 
50 Laienbrüder!. 1789 war am 11. Sept. Congregation zu Stüh— 
fingen; 1790, 23. Juli, zu Biberad; 1791 Eapitel zu Engen, wo: 
bei R.P. Gorgonius v. Kiejelegg das fünfte Mal Provinzial wurde ?, 
Daß man nit unthätig war, bezeugt, daß nad) den Aufzeichnungen bed 
Gapitel3 von 1788 jeit dem letzten Capitel die Kapuzinerfirchen biejer 
Provinz 1108799 Pönitenten oder Communicanten, 22 Converjionen 
hatten; Krankenbeiſtände 1028, 10515 Predigten, 2244 Katechefen. 
Das Klofter zu Engen allein hatte 60 000 Communicanten, 104 Krante, 
1 Eonverfion, 980 Predigten, 262 Katechejen zu beiorgen. Im letzt: 
genannten Jahre verlangte der Ordendgeneral Rmw P. Erharduß 
auf Anfuden de8 Generald der Schweizertruppen zu Neapel, 
v. Tſchudi, einen Feldpater, wozu P. Nilus von Uttenwil, Sonntags: 
prediger zu Engen, erwählt wurde, der am 14. Juni 1788 abreißte 3, 


1792. 


In diejem Jahre begehrte merkwürdiger Weile der Guardian de 
Klojterd in Haslad, P. Antonius, von dem Provinzial und 
von dem Fürjten, daß die Zahl jeiner 17 Mönche reducirt werden 
jollte, weil jelbe durch die zu häufigen Ausgänge in feeljorglichen An: 
gelegenheiten in der Ordensdisciplin erichlaffen (was noch ein vernünf: 
tiger Gebdanfe ift), die Pfarrer träger werden, bejonders aber, weil die 
Wallfahrten in Mariazell (Zella. 9.) und Hörnleberg durch feine 
Patres befördert würden. Der Brovinzial war hierüber fo erbost, 
daß er ihn vom Guardianate abjegen wollte, was aber die Regierung 
nicht zuließ, obwohl aud) dieje Feine Reduction forderte *, 


1793. 


Das nächte Jahr aber brachte für Haslach der Krieg die Redue— 
tion, da die Mönde vermöge Regierungsbecret d. d. 14. December d. J. 
das Klojter verlajien mußten, welches in ein Militärjpital verwandelt 
wurde. Nur ein Pater blieb dabei; der Guardian ſchlug mit einigen 
andern jeine Wohnung im Leprofenhaufe auf, die übrigen gingen in 
andere Klöfter oder zu ihren Verwandten. 





ı L. c. ? L. c. ad ann. ®L.c. ad ann. 
+ Bol. Didcefan: Archiv 4, 145. 
are 43° 


196 


1795. 


Aber aud jene, die im Leprojorium, das ihnen die Stabt zur 
Wohnung angemwiejen, fich niebergelajien, hatten dort feine Ruhe, fondern 
wurden von den Franzoſen, welche am 24. Juni 1795 den Rhein über: 
jegten und bie Dejterreicher befiegten, ausgeraubt und in bie Flucht 
gejagt. Nur drei blieben in Bürgerhäufern zurüd: zwei Greije, melde 
nicht zu fliehen vermochten, und einer, der des flüchtigen Pfarrers Stelle 
vertrat. Im Uebrigen theilten ſich Franzoſen und Einwohner von Haslach 
in bie Arbeit der Beraubung und Verwüſtung des Klofterd, Als am 
14. Auguft der Guardian (nit mehr P. Antonius, jondern P. Lothar) 
von ber Flucht zurückkehrte, wurde vom Amtmanne ihm der Eintritt 
in’8 Klojter verweigert, weil der Fürſt nur nod vier Patres bort 
dulde. Niebergeichlagen begab fi) der Guardian nun zum Fürjten und 
erweichte ihn mit Bitten, daß ihm nebit acht Mönchen das Klofter wieder 
eingeräumt wurde. Er erhielt durch jeine Bitten auch die gewöhnlichen 
ärarifchen Almojen, mit Ausnahme der Geldjubvention, wieder; nicht aber, 
troß der Unterjtügung jeitend der Thalgemeinden, erlangte er, daß bie 
Zahl der Mönche vermehrt werden dürfe. Der Guardian jtellte ſogleich 
das Kloſter wieder her, ftarb aber am 17. Auguft 1796 im Wahnfinne 1. 


1796. 


Am 31. Juni bejegten die Sranzojen Engen, und 300 quar- 
tierten jich über Nacht in unferm Klojter ein. Der Chronijt jagt, daß 
fie wohl da3 fünfte, aber weniger das fiebente Gebot beobaditet und 
man überbieg mit einer ungeheuern Quantität Wein bei der Hand jein 
mußte. Der Gottesdienſt wurde eingejtellt, man feierte bei gejchlofjenen 
Thüren jtill die Heiligen Meſſen. Größer war noch die Verwüſtung, 
die fie bei der Rückkehr anrichteten, fie raubten und jengten in der 
Nahbarihaft. Eine kranke Nonne (ohne Zweifel aus einem in der 
Nähe unferer Objorge unterliegenden Klofter), Namend® Barbara 
Schürth von Ueberlingen, mwurbe unter fürdterlihem Donner ber 
Kanonen in unſer Klojter getragen, das, außer der Stabt auf einem 
Hügel liegend, bei einem eventuellen Brande der Stadt Sicherheit bot. 
Sie ftarb jhon nad einer Stunde, mit den heiligen Sacramenten ver: 
jehen, und wurde ftill in unjerer Gruft begraben. Um dieſe Zeit ſchloſſen 
fich die Mitbrüber der elſäßiſchen Provinz, zur Flucht gezwungen, theils 
der vorderöſterreichiſchen, theil3 der ſchwäbiſchen Provinz an ?. 


4.00. 
2 L. e. im Hauptarchive zu Donauefchingen (+ 8. Vol. III. A. 93. 4) ad ann. 


197 


179%. 


Am 25. Auguft war Provinzcapitel zu Biberach, mweldes für 
nothwendig fand, mit aller Strenge die einreigende Gleihgültigkeit gegen 
da8 Gelübde der heiligen Armuth gemäß ber Franziskusregel 
zu befämpfen. Es erlich ein Decret gegen jene, welche entweder eigen- 
mächtig Geld betielten, oder wenigſtens bei ſich behielten oder ſolches 
ausgaben. Wer eines ſolchen Gebahrens überwieſen würbe, jolle ohne 
Gnade in die vom Orden gegen die Eigenthümer verhängten Strafen 
verfallen, welche jehr jtrenge find, und im alle, daß ein Bruder im 
Tode ald Eigenthümer. entdeckt würde, die Verſagung der kirchlichen 
Begräbniß ftatuiren. Leider ift die neugewählte Provinzvorjtehung nicht 
gemeldet. 


1798. 


Zum Schreden der Einwohner kamen wieder bie Franzoſen nach 
Engen, und jelbit um Oftern mußte der Gottesdienſt bei verſchloſſenen 
Thüren gefeiert werden. Die Laſt war nicht geringer, als fie von den 
faijerlihen Truppen verfolgt wurden und dieſe durch drei Wochen in 
Engen ihr Standquartier hatten und das Klofter mit Menjchen aller 
Gattung, die bei einem Heere ſich finden, von den Offizieren bis zu ben 
Marketenderinnen, die die Wäjche beforgten, anfüllten, jo baf die Mönche 
im Keller fpeifen mußten. Ebenſo ſchwierig war es, den Unterhalt für 
jo viele Leute aufzubringen ?. 


1800. 


In biejem Jahre jollte das Provinzcapitel abgehalten werben. 
Allein wegen der jtürmijchen Zeiten verſchob man es auf’3 nächſte Jahr ?. 


1801. 


Der in dieſem Jahre geſchloſſene Lüneviller Friede traf unjere 
Klöfter diejer Provinz außerorbentlic hart. Jenſeits des Rheins hatten 
bie Franzoſen bald alle Klöſter aufgehoben, diefjeit3 mußten fie, wie auch 
die drei geiftlihen Kurfürftenthümer, 14 Fürftbistgümer und viele Ab- 
teien und freie Reichsſtädte, ald Entihäbigungsobject dienen? Nicht nur 
der Reih3beputationd-Hauptichluß (28. Febr. 1803, $ 35), jondern aud 





1 Monim. arch. Engensis ad ann. 

? L. c. ad ann. a 8 

+ Menzel, Gefchichte der Deutfchen (1855, V. 326). Vgl. bas Urtheil barüber 
bei Gervinus, Gefhichte des XIX. Jahrhunderts, I. Bch. 


198 


ber von ben beutjchen Fürjten als Siegern 1815 gejchlofiene Friede 
war milder gegen die franzöfiihen Freibeuter, als gerecht gegen bie 
Kirhe. Kurz, bie Klöfter der fürftenbergiichen Euftodie famen an 
dieß Fürſtenthum ald magere Leute, ebenjo die in Wangen und 
Ravensburg an Baiern, 1810 von dort an Württemberg, meldes 
dafür die Bezirte Radolfzell, Stodadh ımd Rottweil an Baden 
abtreten mußte, mo ebenfall3 Kapuzinerflöiter waren. Auch der Preß— 
burger Friede half eine Anzahl freier Reichsſtädte einverleiben, von 
denen mehrere ebenfalls Kapuzinerflöjter hatten. Zum Glüde waren 
die Perfonen, unter deren Herrihaft die Klöfter kamen, häufig beſſer 
als die Syſteme!. 


1802. 


Zu dieſem Jahre bemerkt ein Chroniſt?: „Es wäre vieles aufzu— 
notiren der Mühe werth, aber da zu fürchten iſt, daß’ unſer und alle 
übrigen Klöjter in Fürſtenberg aufgehoben und vertilgt werben, jo 
hielt ih e8 fir unnüß.“ Dennoch berichtet er etmad Weniged. Die 
Jahr ſei unglüdlih für Shmwaben ausgefallen. Während des jchlimmen 
Krieged und durch's ganze Jahr hindurch waren öſterreichiſche Truppen 
in der Nähe von Engen, und Nequifitionen aller Arten fanden jtatt. 
Am 1. März braden die Franzofen aus der Schweiz hervor; nad 
einer mörberiihen Schlaht bei Engen am 3. März wurden die 
Defterreiher in die Flucht gejchlagen; die Franzoſen bejeßten die ganze 
Gegend. Somohl das Klojter al3 die Bürger erlitten großen Schaden; 
die Franzoſen machten jehr große Beute, Die Keller im Klofter wurden 
rein auggeplündert; 4 Kelche, das Eiborium, 23 Deden, alle Bictualien 
und fonjtige nothwendige Dinge wurden weggenommen?. Um dieſe Zeit 
hatte, nach den von der fürjtenbergiichen Regierung (d. d. 24. October 
1802) abverlangten Perjonaltabellen, das Kloſter in Mößkirch nod 
11 Patres und 3 Laienbrüder, Engen 8 Patres, 2 Laienbrüder“. Wie 
der jpäter noch zu erwähnende P. Leopold in feiner Bittſchrift um 
eine Penfion als leßter Kapuziner in Haslach) (1843) erzählt, wurben 
bie fürjtenbergijhen Kapuzinerklöfter in diefem Jahre 1802 als Domänes 
gut erklärt, doc ließ man die Mönche als Nutznießer nad ihren Sta— 
tuten dort leben. Wegen der noch anjehnlihen Zahl, wegen des Ans 
jehend, das fie noh im Volke genojjien, und wegen der Macht ber 


! Bahl, Geihichte von Würtemberg, V. 121, 

2 Monim. arch. Engensis ad ann. SL.c. 

* Hauptarhiv zu Donaueſchingen (} 8. Vol. I. fasc. V). 
5L.c. Vol. VIII. fasc. VIII. 


199 


Gewohnheit fehlte der Unterhalt und dad Almojen nicht. Als aber bie 
gute Aufführung ſchwand (P. Leopold war leider felbft der größte Stein 
des Aergerniſſes, wie wir jehen werben, aber beinahe der einzige), ala 
die Zahl der Mitbrüder und ihre Thätigkeit abnahın, änderte fich unjer 
2008. Die Almojen, unjer Hauptunterhalt, nahmen von Jahr zu Jahr 
ab und find jet beinahe auf Null.” So P. Xeopold, ober wie id 
vermuthe, der Bericht eined mwohlmollenden Beamten in jeinem Namen, 
Die Einziehung der Klöjter jeitend der fürjtenbergiichen Regierung, 
oder die Säcularijirung bderjelben, wie ſich P. Leopold ausdrüdt, 
geihah Anfangs ded Winters d. %. So murbe dieſe Formalität am 
24, December durch die Beamten in Stühlingen vorgenommen, nnd 
die Kapuziner mußten alle das darüber verfaßte Protokoll unterzeichnen 1. 
Beier ging es ihnen doc al3 jenen in Württemberg und anderdwo. 
Sp wurde z. B., al3 die freie Reichsſtadt Nottmweil in diefem Jahre 
factifch dem Kurfürjten übergeben wurbe, unjer dortiges Kloſter jogleic auf: 
gelöst; die Patres gingen auseinander. Einer wurde Pfarrer in Zimmern 
bei Rottweil, fein Name .war Elbs; ein anderer zog nah Oberkirch 
und ſchloß ſich vielleiht den dortigen Kapuzinern an, wenn ed ihm 
erlaubt wurde, Die einen zogen dahin, die andern dorthin. Die Ge: 
bäulichfeiten jtanden jahrelang leer; im Jahre 1810 wurden fie verkauft, 
und ber Befiger verwandelte das Klofter in eine Brauerei und Wirth3- 
haus, die Kirche in ein Getreidemagazin, mie fie e8 noch find 2. 

Auh das Klofter in Wangen ging in biefem Jahre ebenjo zu 
Grunde ?. Dasjelbe wurde jpäter Kirche und Wohnung des proteltantis 
ſchen Paſtors, welcher aber jich bereit erklärte, zu weichen, als in den fünf: 
ziger Jahren Anftrengungen gemacht wurden, wieder ein Kapuzinerklojter 
für bie Tiroler Provinz daraus zu machen. Dieje Anjtrengungen waren . 
ebenjo vergeblich, wie diejenigen zu Ende desſelben Decenniums und in der 
Mitte des folgenden jeiten® des Frhrn. v. Stoßingen zur Wiedererwedung 
eine Kapuzinerflofterd zu Steiflingen im Amtsbezirk Stodad. Später 
wurde aus dem Wangener Klofter ein Armen-, endlich ein Wirthshaus“. 


18093. 


Die Furcht vor der Aufhebung bewirkte, daß man auch in biejem 
Jahre weder eine RN hielt, noch ſonſt eine VBerjegung traf. Es 





ı L. e. Vol. V. fasc. VI. 

? Mittheilung des Defans Dr. Durid. 

3 Sams, Gefhichte des KIX. Jahrhunderts (I. 4, 10). 

+ Relation ber betreffenden Provinziale von Norbdtirol und Weftfalen, eigene 
Wahrnehmung ic. 


200 


mag dieje Spannung, jomwie bie Ueberanftrengung ber immer jeltener 
werdenden arbeitäfräftigen Religiojen, Miturſache gemefen jein an ben 
häufigen Tobesfällen in Folge Schlagfluffes, und zwar ziemlich oft an 
Feſttagen. Beſonders im Klofter zu Engen kamen mehrere Fälle vor. 
Als in diefem Jahre einer von der feitgejegten Zahl der Patres (6) jtarb, 
erklärte der Guardian, daß er deſſen Stelle nicht mehr erjegen könne, aus 
Abgang an Subjecten?, Hingegen in Malberg fiel das Kloſter jelbit; 
e8 mwurbe am 7. November in Beichlag genommen, alle Conventualen 
auögemwiejen, obwohl fie Vicare und Prediger des Pfarrerd bortjelbft 
waren, und nah Ettenheimmünſter überjeßt, dejjen Abt 1682, nad 
der Verbrennung jened Kapuzinerflojterd, zu ben vorzüglichjten Reitaura- 
toren gehört hatte. Vielleicht nahm fie auch der gegenmärtige Abt frei 
willig in jein Klojter auf. Nach dem Didc.-Arhive (Jahrgang 1882) 
war zwar dieß Benedictinerflojter jelbit um dieſe Zeit aufgehoben und 
gingen die Mönche 1803 auseinander 3, allein bezüglich aller jcheint es 
nicht der Fall gemejen zu jein. 1804 begannen die Benebictiner jelbit, 
die Bicare des Pfarrer zu machen. 1805 murde wieder Leander, ein 
Kapuziner, berufen, er half aber nur excurrendo aus“. Nach einer 
Duelle wurde aud dad FKapuzinerflojter in Nottmweil mit dem in 
Wurmlingen, Wangen und Weil (Ellwangen und Gmünb von 
einer andern Provinz) im Jahre 1803 aufgehoben? Daß man nicht alle 
Klöfter ruhig ausfterben ließ, ſcheinen die Hegereien verurſacht zu haben, 
wie einer jolden Malberg jeinen plößlichen Untergang zu verdanken 
ſchien. Am 5. Februar d. 3. hatte nämlich ein Beamter, wie e8 fcheint, 
der Richter von Malberg, an die badijhe Regierung gejchrieben, bie 
Kapıziner jeien „die jhädlihjte Gattung von Menſchen, die man jobald 
al3 möglich entfernen jolle, da ihr einziges Beſtreben ift, das Volk in 
Dummheit und Aberglauben gefangen zu halten, und weil fie überbiek 
einen unläugbaren Einfluß auf die Akatholifen üben. Werden jie nicht 
entfernt, jo wird ihr Einfluß beim Volke wachſen, das fie zu überreden 
wiſſen, daß fie nüßlih und abjolut nothwendig ſeien“. (So wörtlid 
der Beamte, obmohl ich die Notizen aus der für die Generaldronif in 
Rom angefertigten lateinischen Arbeit in's Deutſche zurück überjegen muß; 
welde Bemerkung ich bier ein- für allemal made.) Jener Beamte 





1 Monim. arch. Engensis ad ann. 

2 +8. Vol. VI. fasc. VIII. 

2Bd. XV. ©. 224. 

+ Acten ber Aufhebung des Kapuzinerflofters zu Malberg (1879). General 
archiv in Karlörube, Acta Capuc. fasc. X. 

5 Berzeihniß der Klöfter in Württemberg von Dr. Sauter (Stuttgart 1879) 
S. 15 u. 45, 58, und Pfarrer Schaubder ex variis auctoribus. (Ms.) 


201 


bebauerte ferner, daß die Kapuziner auch bie Knabenſchule verjahen, und 
beſonders, daß fie immer vor ihm jchon die deereta der Regierung in 
publico-ecclesiasticis erfahren und kennen. „Dieſer Umftand ift es, der 
mir ınein Amt verleidet.“? Dem Manne wurde geholfen. 

Leider berührte der Strubel, wie wir jchon bemerft haben, mit den 
Klöftern aud die kleinern meltlihen FürjtenthHümer; bier 3. B. mengte 
ſich die badijche Megierung in die fürjtenbergifche Gefchichte ein. Solche 
Aurisdictionsitörungen und Streitigkeiten in Folge folder Störungen 
werden wir noch öfter bemerken. Die fürjtenbergijche Regierung 
hätte Malberg ſicher ausſterben lafjen; denn eben bei Gelegenheit eines 
jolden Jurisdictiongftreites war es, daß ſich die fürjtenbergiiche Regierung 
jpäter über ihr Verhältniß zu den Klöftern äußerte, wie folgt ?: „Kraft 
bed Reichsdeputations-Hauptſchluſſes von 1803, $ 35, werden alle mediati- 
firten Klöjter, und deßhalb auch die der Kapuziner in dem Fürſten— 
bergiſchen, diefem fürftlihen Haufe als Eigenthum übergeben, zugleich 
mit den darauf haftenden Laſten. Sie hätten können vertrieben werben; 
allein da die Kapuziner vom Almojen leben (auch von Unterftügungen 
aus dem Aerar, welche fortan nad der Kopfzahl ausgezahlt wurden), 
und weil fie in der Geeljorge von Nuten find, werben fie geduldet. 
Der Provinzverband murde aber aufgehoben, aus den fünf füriten- 
bergiichen Klöftern dafür eine Fleine Provinz neu gebildet, aber ohne 
Erlaubniß, ihre gegenwärtige Zahl, wenn einer ftirbt, zu ergänzen, noch 
viel weniger fie zu vermehren, jondern nur mit der Erlaubniß, die noth- 
wendigen Veränderungen innerhalb diejer fünf Klöfter zu treffen. Diefer 
Stand der Dinge wurde am 12. Juli 1806 vom deutſchen Bunde und vom 
badiſchen Juſtizminiſterium anerfannt, und die Befißungen der Klöfter im 
Fürſtenbergiſchen als fürſtenbergiſche Domäne erklärt, während die geilt- 
lihen und dißciplinären Angelegenheiten der u) eriftirenden Klöjter dem 
Biſchofe überlajien wurden.“ 

So äußerte fi die fürjtenbergijche Negierungslanzlei, als das groß- 
herzogliche Minifterium bei ihr anfragte, warum fie einen Laienbruder, 
ben der bijhöfliche Commifjär aus einem badiſchen in ein fürftenbergijches 
Klofter verjegt, zurüdgeichieft, mit der Drohung, daß, falls dieſer an— 
genommen würde, bie fürjtenbergifchen Staatsjubventionen alle gänzlich 
eingejtellt würden ®, 

Durch ein Decret der Regnicolar-Deputation dieſes Jahres waren 
alle mebiaten Klöfter der Diöcejen Conſtanz und Augsburg in Schwaben, 


1 Generalstandesardhiv in Karlsrube, Acta Capuc. fasc. X, 
? Hauptarchiv zu Donaueſchingen (F 8. Vol. VI. fasc. vIm.) 
IUUD. 


202 


über welche nichtö Anderes ausdrücklich beichloffen wurde, und mit Außs 
nahme jener im Breidgau, dem deutſchen Orden als Kriegsentſchädi— 
gung übergeben. Allein der Großmeilter nahm nur jene in Beſitz, melde 
in Gebieten lagen, die jelbft unter die deutſchen Fürſten vertheilt wurden!. 
So murde bad Kapuzinerkloiter in Ravensburg z. B. wieder aus 
ber Gewalt des deutjchen Ordens entlaffen; da aber Ravensburg jelbit 
noch in diefem Jahre an Baiern kam, fo gerieth das a aus ber 
Charybdis in die Scylla. 


1804. 


Zu dieſer Zeit wurde der Cuſtos der fürftenbergijchen Klöjter, welcher 
zu Mößkirch refidirte, wie ſchon aus dem vorjährigen Verhältniſſe 
hervorgeht, als Provinzial von der Regierungsfanzlei betrachtet und 
auch fo genannt ?. Sit ein ſolches fürftenbergiiches Provinzcapitel gemeint, 
dem die fürftenbergijche Negierungsfanzlei in dieſem Jahre verbot, ohne 
vorherige Anfrage eine VBerjeßung vorzunehmen? Als zwei Patred zu 
Haslach gejtorben waren, jo verhieß die Regierungsfanzlei zuerft, ohne 
fih um eine Dispofition de3 ‘Provinzial zu fümmern, jelbjt zwei andere 
aus andern fürftenbergiihen Klöftern dorthin zu jenden, damit der 
Provinzial nit von auswärtigen Klöftern ſolche jende?. Dann gab fie 
dem Guardian von Engen den Auftrag, einen nah Haslach zu ent: 
laſſen. Ein zweiter wurde nicht gejenbet, troß der großen Nothmendig- 
feit dajelbit. Als in diefem Jahre ferner zwei Patres zu Rottweil 
und ein Laienbruder im Klojter zu Baden, alle von guter Aufführung, 
die Regierungsfanzlei um gelegentlihe Aufnahme in ein fürjtenbergijches 
Klofter baten, meil fie in jenem Gebiete geboren, nad der Aufhebung 
leichter fortzufommen hofften, jo wurde mwenigjtens der Laienbruder zurüd: 
gewiejen*. Deſto bereitwilliger war die Regierung, jenen, welche in andere 
Provinzen auswandern wollten, bejonders jüngern, die Erlaubniß dazu 
zu ertheilen. Der Definitor und Cuſtos P. Vitalian, dem ed immer 
oblag, dem Fürften Vorſchläge zu machen und ihn zu bitten, wenn er 
in den fürjtenbergiichen Klöftern einen an eine andern Gtelle nad: 
ſchieben wollte, mußte um dieſe Zeit fich nicht mehr zu belfen®, weil 
mander ausriß und nur noch Kleine Auswahl war. Daß unter folchen 
Umjtänden aber auch die NAuctorität der Xocalobern und die Disciplin 
leiden mußte, ift ſelbſtverſtändlich. Deſſenungeachtet fanden- wir merf- 
— — von dieſem Jahre eine Provinztafel, d. h. eine Tabelle 


1 Befepreibung bes D.:A. Ravensburg. Stuttgart u. Tübingen (1836, ©. 111). 
2 Hauptarchiv zu Donauefhingen (} 8. Vol. III. fasc. VIII). 
® L. c. Vol. VI. fasc. VIII. * L.c. sL.c 








203 


ber Berjegungen, bie in dieſem Jahre auf einem Eapitel zu Engen 
gemacht wurde, unterjchrieben vom Provinzial und vier Definitoren, 
von denen drei Euftoden waren, und einem Erprovinzial als ſechsten. 
Die Namen lauten: Fr. Georgius Dilinganus, Minister provincialis ; 
Fr. Electus Ueberlinganus, Definitor, Exprovine.; Fr. Raimun- 
dus, Defin. et Custos; Fr. Vitalianus, Defin. et Custos; 
Fr. Maximilianus Wangensis, Defin. et Custos; Fr. Salomon 
Biberacensis, Exprovine. (Wahrſcheinlich aljo erkannte Fürſtenbergs 
Regierung R. P. Vitalian als Definitor der badifchen Provinz, aber 
mit Ausjhluß Fürftenbergs, an.) Dieje Provinztafel wurde an bie 
fürftenbergifche Regierung zur Genehmigung abgefendet, welche auch mit 
Unterſchrift von acht Hofräthen ertheilt und mit der Tabelle dem 
R. P. Cuſtos nah Mößkirch“ geiendet wurde?. Die Provinz war 
alfo noch quasi organijirt, und ihr gegenüber die fürjtenbergijchen Klöfter 
nur eine Cuſtodie derjelben, obwohl in feinem Gebiete ber Provinz eine 
Berjeßung aus einem andern mehr angenommen wurde ?. 


1805. 


Am 30. Januar fam von der fürjtenbergiichen Regierung ein Decret 
an den P. Cuſtos Vitalian zu Mößkirch, daß jene Kapuziner, die 
in dem Fürſtenthume nicht gerne bleiben wollten, entlafjen werden 
jollten. Diefen Umjtand benügte P. Raimund, Euftos der badiſchen 
Eujtodie, um bie Zahl der Seinigen zu vermehren, und lud alle gebornen 
Badenjer, auf die er Vertrauen hatte, auch die im Fürftenbergijchen, ein, 
in jeine Euftodie zu fommen; ja er wollte den katholiſchen Kirchenrath 
bed Kurfürjten von Baden jogar überreden, fie dazu zu zwingen, was 
aber diejer vermeigerte*. Die Urſache diejer Vertrauensſeligkeit des 
badiſchen Cuſtos war ein Decret des dem Minifterium des Innern bei— 
gegebenen Kirchenraths (d. d. Bruchſal den 23. Dec. 1805), worin den 
Kapuzinerflöftern in feinem Gebiete die Permanenz zugefichert wurbe 5. 


1806. 


Während aljo in Baden ein günjtiger Wind auf einige Zeit mehte, 
jo jtand die Sache im Fürftenbergiihen jo jhleht, daß nicht nur der 


! L. e. Vol. I. fasc. II. 

2 Ih babe leider aus ben betreffenden Acten nur ausgezogen, was für bie 
Generalchronik des Ordens von Belang war. Es wäre der Mühe wertb, bie 
Acten behufs diefer Specialgefchichte noch näher anzufehen; allein zu große Ausbeute 
bürfte man fich nicht veriprecden. 

>L. c. Vol. IV, fasc. VI. 

* L. c. Vol. VI. fasc. VIII. SL.c. 


204 


Orden, fondern aud die Seeljorge ernitlich darunter zu leiben begann. 
Dieß geht hervor aus einem Schreiben des bijchöflichen Commiſſärs und 
Plarrerd von Hagladh! (d. d. 12. Auguft 1806) an bie fürjten- 
bergifche Regierung, welches jagt, daß man bie Kapıziner allein als 
höchſt nothwendige und, wie aud bie Eivilbehörden öfters zugaben, als 
beite Aushilfe für die Seeljorge im Badiſchen und Fürftenbergiichen 
belafien habe; da aber nun die Religioſen ded Ordens jo zuſammen⸗ 
geihmolzen, jo bitte er im Namen ded ganzen Weltcleruß bed Kinzig- 
thales, der ihn darum erjudt, und ald Commiſſär des Biſchofs und 
Kurfürften Dalberg, daß es erlaubt würde, ben Frater laicus Felir 
im Kapuzinerflofter zu Haslach, der jhon etwas Latein verjtehe und 
in die Anfangsgründe der Theologie eingeweiht, auch von guter Aufführung 
fei, zu den höhern Weihen zuzulafien, da ſonſt nirgendäher eine Hilfe zu 
erwarten jei?. Bon Erfüllung diefer Bitte weiß ich nicht? zu berichten. 

In Haslach mußten die Kapuziner in dieſem Jahre ihr Klofter 
wieder dem öjterreichiihen Militär abtreten, während fie jelbjt unterdeſſen 
im Pfarrhofe wohnten 3, 

An diefem nämlichen Jahre wurde unſer Klofter zu Ravensburg, 
welches bis 1810 zu Baiern kam, aufgehoben. Es waren dort noch 
10 Patres und 16 Laienbrüder. Die Gebäude wurden jpäter gänzlich 
niebergerifjen*. Auch das Klojter in Weilerjtadt, ald es württem— 
bergiſch wurde, wurde 1806 aufgehoben ®. 


180%. 


Zu diefer Zeit war die Cuftodie und der Cuſtos von Fürſtenberg 
wieder in übler Lage wegen der Jurisdictionsſtreitigkeiten zwiſchen ber 
badiſchen Dberhoheit feit 18066 und der fürſtenbergiſchen Suzerainität, 
welche beide verleitet zu haben jcheint,. an den ftreitigen Punkten recht 
viel zu verordnen, um ihre Auctorität geltend zu machen. Bald ver: 
langte die badiſche, bald die fürjtenbergijche Regierung Faſſionen ꝛc. von 
den Klöftern und wollte den andern Theil audgeichlofjen haben”. 

Die fürſtenbergiſche Negierungsfanzlei titulirte jet den P. Cuſtos 
al3 „Provinzial und Definitor“®, und er war aljo fein eigener 
Rath, allein er wußte ſich nicht zu rathen und zu helfen. 


ı Lc. 2 L.c. 

s Didcefan-Arhiv 4, 145 u. fi. 

+ Beichreibung bes Kreifes Ravensburg (Stuttgart u. Tübingen 1836. S. 113). 
s P. Sams, Kirchengeſchichte des XIX. Jahrhunderts, I. 410. 

6 Menzel, Geſchichte der Deutſchen (Stuttgart 1855. V. 338). 

" Hauptarhiv zu Donaueihingen. L. c. Vol. IV. fasc. III. ’ L.c. 


205 


Eujtod der babijhen Euftobie, oder von Altbaden, wie ihn 
R.P. Bitalian nennt, war no R. P. Raimund. Er hatte feinen 
Sig zu Brudjal. 


Im Februar bed Jahres 1808 erhielten unjere Patred zu Offen: 
burg von ber babijchen Negierung ein Decret, wonach ihr Klofter zu 
einem andern Zwecke beitimmt fei, weßwegen fie verjeßt würden. ALS 
man dieß im Fürjtenbergiichen erfuhr, erinnerte ein höherer Beamter 
die Regierungdfanzlei zu Donauejhingen, daß zur Zeit der Uebernahme 
der Klöfter in ben Eivilbefig am 20. December 1802 feftgefeßt worden 
fei, daß zu Haslach nur ſechs Patred mehr gebuldet würden. Der 
Beamte fürdhtete, dat die Conventualen von Offenburg in fein Revier 
verjeßt werden fönnten 1. 

Ich weiß nit, ob dieg Miturfahe war, daß das Klojter in 
Dffenburg fortbeitehen blieb, jo daß noch 1819 dort ein Guardian 
und Definitor erijtirte. 

Ferner erließ das badiſche Staatäminijterium (d, d. 6. Februar) 
an den „Brovinzialund Definitor” zu Mößkirch, P. Vitalian, 
ein Decret?, Taut welchem, biß über das Loos der Menbdicanten entjchieben 
jei, ohne Rrgierungserlaubnig feine Profegablegung mehr gejftattet jet, 
mit Ausnahme jeitend der Kapuziner, beren Provinztale jedoch jede 
ſolche Profeß vorläufig der Regierung anzuzeigen haben. Zugleich habe 
ber Cuſtos eine Perſonalfaſſion einzugeben, worin bezüglich aller ihm 
untergeordneten Religiojen anzugeben ſei: 1) Tauf- und Schreibname; 
2) Alter; 3) Geburtsort; 4) Wohnort; 5) fpecielle Qualificationen; 
6) Sefundheit3: und andere Umftände der Einzelnen; 7) Aemter in ber 
Seeljorge oder im Lehrfache u. dgf., die jeder befleidet. 

Ferner berichtete der obige Cuſtos R. P. Vitalian der fürften- 
bergijchen Regierungdfanzlei, daß die Regierung in Karlsruhe ernitlic 
daran denke, aus den zwölf Klöjtern, nämlid aus ben fünf fürjten- 
bergijchen und aus jenen, welche früher in Gebieten von Defterreih und 
dem deutſchen Orben waren und nun badiſch jind, eine eigene Provinz 
zu bilden, was er jelbjt wünſchte, weil man auf jolde Weije durch die 
Familie des zur Aufhebung verurtheilten Klojter3 zu Offenburg den 
fürftenbergiichen Klöſtern aufhelfen könnte, welche faſt nur nod ab: 
gelebte Greije bewohnten und melde durch Todfälle jo jehr geſchwächt 
wurden. Ferner fragt berjelbe P. Eufto® an, was mit den Klöftern in 








i L. c. Vol. VI. fasc. VIII. 
2 L. e. Vol. IV. fasc. III. 


206 


Mößkirch und Engen anzufangen jei, welche bisher au im Württem- 
bergiſchen in der Seeljorge aushalfen und terminirten, denen aber, wie 
man jage, die Sammlung von Seite Württemberg unterjagt jei, weß— 
wegen bie badijhen Beamten den württembergijhen Kapuzinern, melde 
bier jammelten, mit Reprefjalien drohten!. Leider fand ich die Erledigung 
diefer Berichte nicht. 

Am 11. Februar wurde dem Provinzial (wegen der Willfür ber 
fürjtliden Behörden bezüglich der Titulaturen konnte ich aus den wenigen 
Bruchſtücken der Archive nicht Flug werden, wer mit dieſen Titeln gemeint 
jei; wahrjcheinlich wieder nur Euftoden) durch die Behörden mitgetheilt, 
daß das Departement der geheimen Polizei befohlen habe, dad Mädchen: 
Erzichungshaus in Ottersweier in's Kapuzinerklojter zu Offenburg 
zu überjegen. Deßhalb jolle der Provinzial von jenem Klojter die Ber: 
jonaltabelle einfordern, mit Angabe des Alter und der Brauchbarkeit der 
Einzelnen, und mit dem Provinzial der Markgrafihaft unterhandeln 
bezüglich der Unterbringung derjelben in breisgauifchen Klöftern, jo daß 
die ältern Patres in den nähern Klöftern, in Haslach, Oberfird, 
Staufen und Freiburg untergebradht würden, denen auch der be: 
treffende Antheil an den Mobilien des Kloiter8 in Offenburg, an 
Wein und Lebensmitteln mitzutheilen wäre. Bon der Bibliothek jolle ein 
Katalog gefertigt und darüber eine eigene Rejolution abgewartet werben ?. 

Aus diefer Zeit rühren auch nod vorhandene Berichte der fürjten- 
bergiſchen Aemter ber? (jedoh war die Methode ficher zu allen Zeiten 
dieje8 Jahrhunderts jeit dem Frieden die gleiche), welde, jo oft ein 
Kapuziner in einem Klojter jtarb, den Todesjall der Regierungskanzlei 
meldeten, und zugleich berichteten, ob jie e8 für nothwendig hielten, daß 
ein anderer an des Verjtorbenen Stelle gejendet werden jolle oder nicht. 
Auf dem nämlihen Wege wurden aud die Geſuche der Localobern um 
Erjeßung dieſer Stellen an diejelbe Kanzlei geleitet, welche aber in der 
Regel nur eine Aushilfe aus einem andern fürſtenbergiſchen Kloiter 
erlaubte, zum großen Verdruſſe des Cuſtos R. P. Bitalian, der alle 
Klöjter des Fürſtenthums mit Arbeit überhäufte und bezüglich der Zahl 
der Gonventualen auf die Hälfte herabgejegt jah*. Auch das General: 
picariat brachte den P. Bitalian in Verlegenheit. Freiherr v. Weſſen— 
berg jandte nämlich, vielleicht auf Betreiben des eben nad Conſtanz 
berufenen Provinziald, einen jungen Pater von Freiburg nad Neu- 
ſtadt. Der Cuſtos vertheidigte ſich der fürjtenbergiichen Regierungs— 

ıL. c. 


? Hauptarhiv zu Donauefhingen (} 8. Vol. I. fasc. III eccl.). 
®L. ce. Vol. V. fase. VI. L. c. 


207 


kanzlei gegenüber, daß er von der Verſetzung früher feine Kenntniß hatte 
und aljo daran unſchuldig jei. Die Regierung hingegen erinnerte daran, 
daß die Kapıziner jeit 1802 nur noch geduldet und nicht nothmwendiger 
Weije erhalten und unterhalten worden ſeien“ Wejjenberg hingegen 
erwieberte, daß ein badiſches Hofdecret die vorläufige Erhaltung der Kapu- 
zinerflöfter in dem ganzen Bisthumsiprengel zugejagt habe, weßwegen es 
feined Amtes fei, der Intention dieſes Beſchluſſes zu entipredhen und für 
bie hilfsbebürftigen Klöfter zu forgen?. So wußte man nidht mehr, wer 
Koh und wer Kellner fei, und erſt via facti jcheint ein feſtes Ver— 
bältni fi ausgebildet zu haben. Man kann diefen Procek an den 
Aufichriften der Acten, die wir citirten, jo gering ihre Anzahl ift, ver- 
folgen. Mande tragen in den erjten Zeiten noch die Ueberjchrift: „vom 
fürftenbergijchen Juſtizamte“, jpäter vom „badiſchen und fürjtenbergiichen“, 
enbli nur nod vom „badiſchen“. 


1810. 


Um diefe Zeit hatte nad den der Regierung eingelieferten Perjonal: 
tabellen das Klojter in Engen (d. d. 23. Januar 1810) acht Patres 
und zwei Zaienbrüder, und jährlih in Allen 160 fl. Nerarialbeitrag; 
das Hoipiz in Stühlingen 3 Patres, 1 Laienbruder; Neujtadt 
4 Patres, 2 Laienbrüder. Guardian war dort P. Fabian Pfeifer. 
Stühlingen hatte feinen ärariihen Beitrag, Neuſtadt 125 fl. 
Haslach hatte noh 5° Patres, 1 Laienbruder und einen ärarijchen 
Beitrag in Naturalien?. Wenn man bedenkt, wie viele von ihnen ſchon 
arbeitsunfähig waren, jo fann man ſich nicht wundern, daß Freiherr 
v. Wejjenberg, der, mie die ſchwediſchen Generäle des ZOjährigen 
Krieges, durch die Kapuzinerprovinz-Chroniken zu bejjerm Rufe fommt, 
neuerdings, wie im Vorjahre, mit der fürjtenbergiichen Regierungsfanzlei 
deßwegen jid in Gonflicte verwidelte. 

Unterdefjen ging in diefem Jahre unjer Klojter in Biberad 
unter, bie Kirche wurde darauf niedergerijjen im nämlidhen Jahre, das 
Klofter verkauft und in eine Fabrik verwandelt. Zum Klojter gehörte 
außer dem Garten noch ein Landhaus oder Hof und andere Güter. 
Biberad war im Kahre 1806 an Württemberg gelommen, vermöge 
der Stipulationen des Rheinbundes *. 





IL. ce. Vol. IV. fasc. VI 2 L. cc. 

’ Hauptarhiv in Donauelchingen 1. c. Vol. I. fase. V. 

Berzeichniß ber württembergifchen Klöfter von Dr. Sauter ©. 8. P. Pius 
Gams, Kloſtergeſchichte des XIX. Jahrhunderts, I. 410, Beſchreibung des Kreifes 
Biberach (1837, S, 86). 


208 


1811. 


In diejem Jahre ftarb der Guardian des Klofterd zu Engen; 
ftatt der frühern 20 Inwohner bed Klofterd waren ed nod 4 Patres 
und zwei Laienbrüber. Es verfteht ji von jelbit, daß man nichts 
erfährt über Vermehrung der Conventualen, wohl aber wurde nad einem 
Todfalle ber ärariiche Beitrag des Kloſters gejhmälert . Auch ſah ſich 
der Cuſtos bemükigt, das Klofter in Neujtadt als Hojpiz zu erklären 
(mad dad Aufhören des Chorgebets u. dgl. zur Folge hat). Der lebte 
Guardian war in dieſem Jahre dort geitorben; und wie die Beamten 
ihon einen Bicar eingejegt hatten, jo beriethen fie fich jet mit ber Re: 
gierung über die Einjegung eined neuen Guardian ?, Dieß Vorgehen 
ſcheint dem Euftos doch zu bunt gemejen zu jein, und er machte deßhald 
aus dem Klofter ein Hojpiz mit einem einfachen Superior an ber Spitze. 
Die vier politischen Gemeinden der Pfarrei fürditeten zwar, daß das 
Klofter ganz aufgehoben würde megen der geringen Zahl der Bewohner; 
die Vorfteher derjelben wendeten ſich daher, da der Erbprinz nod) minder: 
jährig war, an bie Fürſtin und baten injtändig um Erhaltung desfelben. 
Selbjt dad Amt empfahl die Bitte, und die Kapuziner als höchſt noth- 
wendig. R. P. Bitalian flagte bei diejer Gelegenheit wieder ber 
Regierung, daß, während die Zahl der Patres abnehme, die geiftlichen 
Arbeiten mehr und mehr ji häufen, jo daß ſie beinahe eine unerträg: 
liche Laft jeien. Auch die bejagten Vorſtände beftätigten dieß in ihrer 
Bittjhrift mit den Worten: „Leider ſchwindet ihre Zahl zujammen, aber 
unjer Vertrauen zu ihnen wächſt.“ Nah dem Wunjche des R. P. Cuſtos 
jeßte nun die Regierung als Superior den P. Karl ein, der fid 
ihon in dieſem Kloſter befand, und belehrte die Gemeinden über dad 
Grundloſe ihrer Furdt?. 

Am 6. Juli d. J. wurde vom württembergifchen Könige Friedrich 
aud das Klojter in Rangenargen aufgehoben, welche zwar zur Zeit 
der Gründung der Provinz eben unter öſterreichiſche Herrihaft fam und 
daher eigentlich zur vorderöſterreichiſchen Provinz, aber jeit 1805 zu 
Baiern, feit 1810 zu Württemberg gehörte und daher auch das Loos der 
mwürttembergiichen Klöfter der ſchwäbiſchen Provinz theilte. Jeder Pater 
befam eine jährliche Penſion von 125 fl. Sie wurden alle, jech® an ber 
Zahl, mit ihrem Guardian P. Bernard an der Spike, in das Kapu— 
zinerflofter zu Wangen überjeßt, wo fie außjterben durften“. ine 


ı Hauptarhiv zu Donauefhingen (F 8. Vol. III. fasc. VIII). 

2 L. c. Vol. IV. fasc. VI. Le 

* Chronik von Gattnau von Hafen S. 91 und Geſchichte von Langenargen 
von Schilling (Urdborf 1870, ©. 127). 


209 


Duelle jagt: Die Greije erinnern ſich mit Schmerz an jenen jehr trauri: 
gen Tag, an welchem die Kapuziner auf Leiterwagen gejegt und von 
Langenargen abgeführt wurden. Menjchen jeden Alter3, beſonders aber 
die Armen begleiteten die Wagen bis zur Grenze bed Ortes; denn bad 
Klojter war eine Zuflucht in jeder Noth, bejonders für die Armen, melde 
überdich täglich mit Brod und Anderm genährt wurden. Dasſelbe gilt 
bezüglich .der Kranken t. Die Gebäude des Kloſters wurden jammt dem 
Garten verfteigert und niedergerifien, mit Ausnahme eines Flügels, in 
dem nun eine Bierbrauerei iſt. 

So ging bieje Stiftung der Montfort wenige Jahre nach dem 
Ausſterben derjelben (1787) zu Grunde, zu einer Zeit, mo die afatholi- 
ſchen Ehriftjteller Zimmermann und Schlettwein die Nechte einer 
Seele, die fi der Einſamkeit meiht, vertheidigten. Noch jetzt heißen in 
einigen Pfarrhöfen die Stuben, mo die Unjrigen aus den aufgehobenen 
stlöftern zur feeljorgliden Aushilfe Hinfamen und wohnten, die „Pater: 
oder Kapuzinerzimmer”; es erzählte mir der alte Meßner eines Ortes 
von ihnen, daß fie jpeciell von Langenargen aus durch Schnee und 
Eis ſtundenweit, und zwar in bloßen Sandalen, ohne. Schuhe ober 
Strümpfe, hinfamen. 

Selbft von Baiern aus kamen alle Sonntage Biele zu ihren 
Beihtftühlen nah RLangenargen? Al Wangen ſchon Württemberg 
einverleibt und deßhalb in Baiern den Kapuzinern von Wangen die 
Sammlungen und Aushilfen unterfagt wurden, hatten die von Langen: 
argen Beides übernommen, bis jie jelbjt württembergifch murben 3, 

Auffallend ift, dat das Kloiter in Wangen noch gleichſam als 
Eentralklojter gilt, während ed nad) andern Quellen ſchon als aufgehoben 
bargeftellt wird. Es jcheint, daß mande Auctoren die weltliche Befig: 
ergreifung mit ber Leerung der Klöjter häufig verwechſelten, woraus fich 
die Ungleichheit der dießbezüglichen Angaben erklärt, obwohl es im gegen- 
mwärtigen Falle auch möglich wäre, daß die Langenargener Slapuziner 
in das vielleicht noch leer jtehende Klojter in Wangen verjetit wurden. 
Das Klojter in Langenargen wurde aber, wie gejagt, größtentheilß 
niebdergerifjen und aus den Materialien theilmeile da8 Löwenwirthshaus 
gebaut, zu dem auch der Ichöne Kloftergarten fam*. Wohin die Stiftung 
der 20 Jahrmeſſen für den Stifter gefommen, wofür fie jährlich 60 fl., 
1 Fuder Wein, 1 Zentner Fiſche, 24 Klafter Holz und eine größere 


ı Schilling. c. 
2 Arch. conv. Brigant. XIII. 3, 
3 Arch. conv. Brigant. Fasc. XIII. Nr. 3. 
* Beichreibung des O.⸗A. Tettnang 1838. S. 198. 
Freib. Dide⸗Archiv. XVIIL 14 


210 


Quantität Getreide befamen?, weiß ich nicht. Die legtcitirte Quelle 
gibt die Größe der jährlichen Penfion für den einzelnen Kapuziner nur 
auf 25 fl. an. Anfangs waren e8 zwölf Patred und drei Laienbrüber 1 
(12 Conventualen find das vom jus canon. geforderte Minimum zu 
einem Kloiter). 


1812. 


Unjere oben audgeiprochene Anficht über die verjchiedenen Daten 
der Aufhebung (melde übrigend auch auf meinen Schreibfehlern beruhen 
können) wird beftätigt durch eine Nachricht, welche auch unſer Klojter 
in Riedlingen wieder aufleben läßt, welches in diejem Jahre jammt 
der Kirche in den Beſitz der Stadt Fam, ohne daß unjere Mitbrüder 
ausgewieſen mwurden?. Nah andern Quellen wäre es ſchon 18053, 
wieder nad) andern 1806 * aufgehoben morben. 

Sn dieſem Jahre jtarb ein zu hohen Ehren gelangte8 Mitglied bes 
Ordens, welches jeiner Geburt nach der ſchwäbiſchen Provinz angehörte: 
P. Nilus Münit, Biſchof von Minden i. p. i. Er war geboren zu 
Untermeil in Schwaben, in der Didceje Conjtanz, von chriamen, frommen 
Eltern im Jahre 1745. Er abjolvirte die philojophiihen Studien im 
Prämonitratenjerflojter Marchthal und trat am 23. Juli 1765 in ben 
Orden ber Kapuziner, mo er nad) vollendetem Noviziate auch die feierliche 
Profeß ablegte. Wegen jeined Talente und feiner Kenntniffe wurde er 
al3 junger Pater zum Predigtamte verwendet. Bejonders bei Miffionen 
und im Beichtituhle zeigte er ſich unermüblid. Der Orbensgeneral, 
P. Erhard von Radkersburg, der jeine audnchmenden Geijteds und 
Herzensanlagen kennen gelernt, bejtimmte ihn zum Militärkaplan der 
jchmeizeriichen Leibgarde am neapolitaniichen Hofe. Für die Schweizer: 
truppen in ganz Stalien wurden gewöhnlich Kapuziner, bejonderd aus 
Tirol, ala Feldfapläne requirirt. Das Provinzardiv in Innsbruck be 
wahrt noch Zeugnifie der Gommandanten. Seine Frömmigkeit und Klug: 
heit erwarb ihm bald die allgemeine Achtung und Liebe. Ihre Majeftät 
die Königin Maria Carolina, eine öſterreichiſche Prinzeffin, mählte ihn 
zu ihrem Beichtvater. Das Generaldefinitorium de3 Ordens verlieh ihm 
den Titel und die Privilegien eine Generaldefinitord. Bald wurde er 
zum Theologen ber Föniglihen Univerfität zu Neapel ernannt. Am 
14. Juni 1801 ernannte ihn Pius VII. in Anbetracht feiner Verdienite 





1 Compilation des Herrn Pfarrer Schauder. 

2 Beichreibung bes D.A. Riedlingen, auf Befehl der Negierung herausgegeben 
(Stuttgart u. Tübingen. 1827. ©. 97). 

3 Pfarrer Shauder und Dr. Sauter. ©. 43. 

P. Sams I 410. 


211 


und Wiſſenſchaft zum Biſchofe von Minden i. p. i. Am 5. September 
des nächſten Jahres wurde er in der Hofkapelle confecrirt. Bei Anz 
näherung der franzöfiihen Heere mußte die königliche Familie nad) 
Sicilien fliehen. P. Nilus folgte ihr; hier ftarb er 1812 am 29. No- 
vember. Er wurde in unjerer Kirche au Palermo begraben. Der Grab: 
jtein hat folgende Inſchrift: 
D. 0. M. 
Memoriae et Quieti 
Illustrissimi et Reverendissimi 
Fr. Nili Austriaci, 
Ordinis Capucinorum, 
Episcopi Mindensis, 
Mariae Carolinae utriusque 
Siciliae Reginae 
A Consiliis ac sacris Confessionibus, 
Viri pientissimi, 
Qui sancte obiit in pace. 
Die 29. Novembris 
1812. 


1819 


Zu Haslach war in dem Jahre 1819 nur mehr ber Guardian, 
ein anderer Pater und ein Laienbruber bei Leben. Wenn um dieje Zeit 
Berjegungen vorfamen, jo geihah es durch die biihöflihen Commiſſäre, 
unter beftigem Widerſpruch der fürſtenbergiſchen Negierungsfanzlei. Die 
Drdendobern trauten fih nicht einmal zu widerſprechen. Dafür mijchte 
fich im dieſe Angelegenheiten noch immer das Minijterium de Innern zu 
Karlsruhe. Gelegenheit und Anlaß dazu gaben Rubeftörungen, welche 
in ben fürjtenbergiichen Klöftern, wie ed jcheint, aus Schuld des früher 
erwähnten P. Leopold vorfamen, wovon weiter unten. 


1820. 


Das fürjtenbergiihe Haus wurde jeiner Eroberungen nie recht 
froh. Einmal, weil es jehr wenig war, dann weil das badiſche Mini: 
jterium wiederholt (jo z. B. wieder am 23. October 1820) verlangte, 
daß es, meil es die Kapuzinerflöjter eingezogen habe, nad) deren Ber: 
Ihwinden, laut $ 9 des Kirchenconftitutiondedicte® und des $ 35 des 
Reichsdeputationshauptſchluſſes (d. d. 25. Februar 1803), auf ander: 


ı Hauptardiv zu Donaueſchingen 1. e. Vol. VI. fasc. 8. 
14* 


212 


weitige Weiſe für Seeljorge und Krankenhilfe jorgen müſſe, dur Auf: 
ftellung und Befoldung von fog. Capiteld-Bicarien . Diefe Frage war nun 
lange Zeit eine offene Wunde, die die Staaten beläjtigte (wenigſtens bie 
mebiatifirten), als die Klöfter allgemad in Privathäujer, Wirthshäufer, 
Spitäler oder Armenhäufer verwandelt wurden. (Auch das Klofter in 
Engen wurde nun um 825 fl. verfauft. Der legte Pater Sebajtian 
alldort war nah St. Wolfgang gezogen, wie wir vernehmen werben.) 
In einem Schreiben (d. d. 14. December 1820) wies das Minifterium 
die fürftenbergiihe Stanbesherrichaft auf fein eigenes Beijpiel hin, indem 
es das Vermögen der erlofchenen Kapuzinerflöfter zu Markdorf, 
Ueberlingen, Conftanz, Villingen (und auch des bald erlöjchen: 
den Klojter3 zu Nadolfzell) und aller übrigen ehemals öſterreichiſchen 
Klöjter dem Meligiondfond zufallen ließ. Dasjelbe müſſe Fürſten— 
berg bezüglich jeiner Kapuzinerklöfter au thun!. Das Minifterium 
ftellte bier die Yorderung aljo im Allgemeinen, wie fie e8 am 23. Oc: 
tober d. J. jpeciell bezügli bed dem Untergange nahen Haslad 
und Engen that. Allein die fürftenbergiiche Standesherrichaft lehnte 
die Zumuthung ab unter dem correcten Vorgeben, daß die Kapuziner 
fein Vermögen hätten und zur Geeljorge nicht verpflichtet wären ?. 


1821. 


Zu Mößkirch waren nur noch zwei Batres und ein Laienbruder 3, 
Bis auf Engen beitanden noch alle fürftenbergiihen Kapuzinerflöjter ®. 


1822, 

Die Aerarialbeiträge jür die Klöjter im Fürftgnbergiichen beliefen 
ſich um dieſe Zeit, abgejehen von der Baulaſt und den Steuern, jährlich 
auf 943 fl. 12 fr., die da3 fürftenbergiiche Aerar aufbradte. In diejem 
Sahre verlangte das badijche Minifterium mit der Kirchenbehörde den 
Verkauf aller noch nicht erloſchenen Kapuzinerklöſter, in welchen faft nur 
alte gebrechliche Kapuziner mehr waren, deren hohes Alter und Alt: 
werden wiederholt in den fürjtenbergiihen Acten mit etwas Verdruß 
vermerkt wurde. Mit dem Erlöfe aus diejen Klöjtern follte die fürften: 
bergiſche Standesherrſchaft Capiteldvicarien bejolden. Die fürjtenbergifche 
Domänenkanzlei rieth dem Fürften, darauf einzugehen unter dem Vor: 
behalt, daß die ärariſchen Suftentationsbeiträge dann aufhören, ba aus 
allen Kldftern höchſtens 7500 fl. Gewinn herausſchaue, welche aljo, bis 
bie alt mwerbenden Kapuziner fterben, von ber Suftentation aufgezehrt 


ı L. e. Vol. I. fasc. 6. ı L.c. 
3 L.c. Vol, IT. fasc. 5, * L.c. Vol. II. fasc. 6. 


213 


werden. Doch die badiſche Kirchenfection forderte auch die Suftentation, 
und jo jcheiterten die Verhandlungen wieder. _ 

Um dieſe Zeit war das Kloiter zu Stühblingen wie bad zu 
Mößkirch ſchon zu einem Hoſpitium degrabirt. Zu Haslach war 
noch ein Guardianat, aber ein unglückliches. 


1823. 


Um die noch übrig gebliebenen Klöjter Fümmerten ſich drei ver- 
ſchiedene Behörden jehr, und zwar, da jie fajt nichts mehr leijten konnten, 
in nicht gerade wohlmollender Weile. Während aber die canonilchen 
Dbern jajt machtlo8 waren, rijjen mitunter Spaltungen, Mißvergnügen 
und Zermwürfnifje ein. So war es in Haslach, wo P. Leopold eine 
Unterfudung Seitend des Drdinariated provocirte, Der Generalvicar 
v. Weſſenberg fendete den Geijtlihen Rath Burg, der mit Ausnahme 
des P. Leopold alle verfchte, andere andermwoher berief und P. Mar: 
cellu3 zum Guardian Über fie ſetzte. Als aber in diefem Sahre neue 
Zmwijtigkeiten zwijchen der neuen Familie und .P. Leopold ausbraden, 
wurbe das Kloſter gänzlich geräumt, dod) jo, dal man den Guardian, 
P. Leopold und einen Laienbruder bis zum Tode dort wohnen lich ?. 


1824. 


An diefem Jahre unterhandelten die Bürger von Neuftadt mit 
der Regierung von Fürſtenberg, damit fie ihnen das dortige Kapuziner— 
Flojter zu Faufen gebe zu cinem Armenhauje, während nod Kapuziner 
darin wohnten. Der Fürjt antwortete aber, e8 wäre unbarmhberzig, den 
Kapuzinern (obwohl nur mehr der P. Superior und ein Laienbruber 
übrig waren) die Armen aufzudrängen; deſto mehr, weil ein Theil des 
Kloſters Ihon einem Arzte übergeben war, um ihn zu einer Wohnung 
für fih und einem Stalle für feine Pferde umszugeftalten. Die Bürger 
ſollten aljo warten, bis die Kapuziner gejtorben ſeien?. Dank dem edlen 
Fürften! Um dieje Zeit war zu Stühlingen ein einziger Kapuziner 
noch übrig. Das Klojter hatte dort 118 fl. jährlichen Suſtentations— 
beitrag, und weitere 450 fl., weil die Patres zugleich auch Hofcapläne 
waren, biöher vom Aerar erhalten. Letztern Beitrag wollte der Amtmann 
dem einzigen noch übrigen Pater abgeiprochen willen. Allein die fürjten- 
bergifhe Domänenkanzlei beließ ihm beide Beiträge ®. 


ı L. c. und Nr. 1533, die Mendicantenflöfler im Fürſtenbergiſchen betreffend 
1822/23. Vol. I. ohne Fascifelnummer. 

2 Didcefan:Ardiv IV. 145 fi. 

° Hauptarhiv zu Donaueſchingen F 8. Vol. XXII. fasc. 4. 

* I. c. Vol. V. fasec. 6. 


214 


Zu Haslad machte immer noch P. Leopold Marxner Moleiten, 
jo daß der Guardian P. Marcellian durchaus fortziehfen wollte. Der 
biihöfliche Commiſſär Burg zu Kappel am Rhein trug deßhalb bei 
ber katholiſchen Section des badiſchen Minifteriumd des Innern (d. d. 
1. October 1824) auf Auflöjung des Kloſters an, da P. Leopold zur 
jeelforglihen Aushilfe körperlih und geiftig unfähig jei, und auch ber 
Guardian, ald der einzige tauglihe Priefter im Orte neben dem alten 
jehr kranken Decane, nicht genügen würde, weßhalb nad dem Willen ber 
Eurie und des Minifteriumd an bie Stelle der Kapuziner weltliche Hilfs— 
prieiter treten jollten ®. 


1826. 


Doc blich es vorberhand beim Alten, und noch im Jahre 1826 
finden wir, troß der wiederholten Bitte um Verjegung, den Guardian 
P. Marcellian neben dem tauben und zornmüthigen P. Leopold und 
einem 71 Jahre alten mürrifchen Laienbruder, der in diejem Jahre am 
27. December ? dort jtarb. Zu Mößkirch ftarb in dieſem Jahre 1826 
am 9. Auguft der letzte Kapuzinerpater, der jehr fromme P. Alvarus, 
dort Superior. Man überredete daher den P. Superior Karl zu 
Neuftadt, daß er ben lebten Kapuziner zu Mößkirch, einen Laien: 
bruder, in fein Hoſpiz aufnehme, ber ſich auch herbeilieh, jedoch bat, daß 
ihm auch ein Antheil der jährlichen Sujtentation für ihn gegeben würde. 
Sie beitand in 45 fl., und aud einige Mobilien wurden ihm vom Möß— 
firher Hojpiz mitgegeben, Die Bibliothek dafelbit enthielt circa 3361 
Bände und fiel, wie Alles, dem Füritenhauje zu. Deſſen Regierungs: 
oder vielmehr Domänenfanzlei verlangte dann vom dortigen Decane, 
dag er die Kloſterkirche erecrire, und verkaufte Kloiter und Kirche auf 
den Abbruh um 810 f[.? 

Sogleih wendete fih der Generalvicar v. Wejjenberg (d. d. 
16. Dember 1826) an v. Fürſtenberg, um die bißherigen Suſtentations— 
beiträge des erlojchenen Klojterd zu Mößkirch zum Unterhalte eines 
unumgänglih nothmwendig gewordenen Gapitelßvicars * zu erbitten. 


1827. 


Zu Riedlingen, bag jeit 1805 zu Württemberg gehörte, waren 
noch immer vier Patres, freilich Greije, welche aber, wie es jcheint, in 
ber Pfarrkirche celebrirten. Außerdem waren dort noch 2 Laienbrüders. 


ı L.c, Vol. VI. fase. I. ſ. ® L. c. fasc. 8. 


2 L. c. VoL IL EV. * L. c. Vol. I. fase. 6. 
5 Beichreibung des O.⸗A. Riedlingen (Stuttgart u. Tübingen, 1827. ©. 97). 


— 


215 


Am 13. März d. 3. jtarb der legte Kapuziner von Engen, P. Se 
baftian Hodegger (j. Necrol. Frib. zu d. &.), bei den Klofter- 
frauen zu St. Wolfgang als Kaplan oder Beichtvater. Die Nonnen 
reichten beim Fürſten von Fürjtenberg eine Bitte ein, daß er die 100 fl., 
welche ihnen in bed Paterd Krankheit aufgegangen, zahlen möchte, indem 
fie die fefte Zuverfiht ausſprachen, daß ber Fürſt ſich dieſer letzten 
Ausgabe für die Kapuziner zu Engen nicht entjchlagen werde, nachdem 
er das Klofter und die Kircdhenparamente an ich gezogen. Es wäre 
ihnen wegen ihrer Armuth unmöglich, zu zahlen, aber es jchiene ihnen 
auch eine Impietät, den geringen Nachlaß des Paters, der ihnen, jo 
lange er ed im Stande war, mit joldhem Eifer geijtlihe Dienjte geleiitet, 
zu verfteigern. So die Nonnen; aber auch der Amtmann jchrieb dem 
Fürſten in diefem Sinne, meld leßterer wirklich jeinem Aerar die Be: 
zahlung anbejahl !. 


1828. 


Am 26. Mai 1828 ftarb der legte Kapuzinerpater zu Neuſtadt, 
P. Superior Carolus Müller (j. Necrol. Frib.), worauf die Be: 
amten, wie e8 nad dem Tode oder Wegziehen des legten Paters eines 
Kloſters immer geſchah, obwohl noch zwei Laienbrüder da waren, bie 
Mobilien des Kloſters und ber Kirche verfiegelten, um fie dann zu 
verjteigern. Die Kirche wurde ohne die Altäre, welche einzeln verjteigert 
wurden, auf 900 fl., daß Klojter auf 1000 fl., der Garten auf 500 fl. 
geihägt. Die zwei Laienbrüder nahm der Guardian des Kloſters in 
Haslach mit größter freude zu fih. Die heiligen Gefäße der Kirche 
waren nah dem Willen des Fürſten für arme Kirchen zu hinterlegen. 
Aus diejer Kirche wurden Wohnungen gemadt. Die drei Altäre wurden 
um 138 fl. ausgerufen. Allein man befam nur 16 fl. dafür, nachdem 
man die Ornamentik derjelben zuvor jeparat verkauft hatte ?, 

Die Regierung hatte zwar auf die Nachricht vom Tode des letzten 
dortigen Paters erklärt, dab auf dieje Weile „nah den Statuten des 
Kapuzinerordend das Klojter von jelbit erloſchen jei”; eine überflüſſig 
motivirte Erklärung, daß ein Klojter erlöjche, wenn man die Inwohner 
todt herausträgt oder davonjagt und Feine meuen aufnehmen läßt (ab: 
gejehen von dem Rechte, nicht des Ordens, der nad feinen Statuten ® 
auf gar fein Klofter ein Recht bat, aber der römiſch-katholiſchen Kirche, 
in specie de3 päpftlihen Stuhls, der durch Nicolaus III.* das Eigen: 

! Hauptariv zu Donauefhingen (F 8. Vol. III. fasc. 8). 

? L. c. Vol. XXI. fasc. 4. 

3 Regel des hl. Baters Franziskus. Gap. VI. 

* Constitutio Exiit, Art. III. 2 et 3. 





216 


thumsrecht der Kloſterkirchen und Oratorien der Franzisfusorden, und 
falls die Stifter jih dad Eigenthumsrecht nicht vorbehalten haben, auch 
bad der mit apoftoliiher Erlaubniß angenommenen, ſowie aller mit 
Almojen erfauften oder erbauten Klöfter auf fi) genommen hat). Noch 
hörten die Rechtsſtreitigkeiten der Standesherrihaft mit der bifchöflichen 
Gurie über die Folgen des Erlöjhend der Klöfter nit auf. Der 
Einwand der fürjtenbergiihen Domänenkanzlei, daß die betreffenden 88 
der Friedenstractate auf dieje Klöfter nicht anwendbar jeien, da bie 
Kapuziner weder Vermögen noch (abgejehen von bejonderen Stipulationen) 
eine Rechtspflicht zur Seeljorge hatten, war, was die Motivirung allein 
betrifft, jedenfall3 gegründet. Allein der Gencralvicar, jegt Dr. v. Bicari, 
verweigerte (d. d. 22. Juli 1828) die Execration der Kirche, rejpective 
verbot fie und proteftirte gegen die Verſteigerung berjelben, biß bie 
Unterhandlungen zwiſchen dem badiſchen Minijterium „und ber fürften- 
bergiſchen Domänenfanzlei über die vom Fürften von Fürſtenberg jtatt 
der erlojchenen Klöjter zu botirenden Hilfspriefter erledigt wären. Da 
man aber von Seite Fürſtenbergs beim badiſchen Minifterium neuer: 
ding3 darauf drang, erlaubte das erzbiſchöfliche Generalvicariat (d. d. 
5. Auguft 1828) die Erecration, die, wie oben erzählt wurde, auch vor 
ih ging !. 
18530. 


Am 29. October gab die fürftenbergiihe Kanzlei ihren Beamten 
wieder den Auftrag, fo oft der lebte Pater eine Conventes jterbe, bie 
Mobilien desjelben ala Herrichaftseigenthum zu configniven?. Das iſt 
überflüjjig geweſen; der betrefjende Gang mar immer eingehalten worden. 
Die Laienbrüder, die noch vorhanden waren, wurden verfeßt, ein In— 
ventar über die Mobilien aufgenommen, die Kirche erecrirt, bie Bibliothet 
unterfucht und die jelteneren Werke in die Hofbibliothef übertragen, und 
dann das Ganze verfteigert oder verkauft. Der eine oder andere dieſer 
Conventualen hatte ein Teſtament hinterlaſſen, welches aber von der 
Domänenkanzlei, und zwar mit Recht, vom Standpunkte der heiligen 
Armuth und des betreffenden Ordensgelübdes aus beſtritten mwurbe ?, 


1831. 


Am 10. April ſtarb der letzte Pater zu Stühlingen, Marcus 
Rehm, und das Kloſter in Haslach war alſo das einzige noch beſtehende 
Kloſter in Fürſtenberg“‘. Der Tod des P. Marcus Jacobus, des letzten 


1Hauptarchiv 1. c. Vol. IV. fase. 6. 2 I. c. Vol. V. fase. 6. 
 L.c. L. c. 





217 


zu Stühlingen, gab Anlaß zu einer gewaltigen Eontroverje zwiſchen den 
babijchen und fürjtenbergiichen Beamten. P. Marcus Jacobus hatte ein 
Tejtament zu Gunjten feiner Verwandten Hinterlajien, wozu den ſchon 
vor Alter etwas ſchwachſinnigen Dann (er war 77 Jahre alt), wie es 
icheint, ein badifcher Beamter mit Mühe beredet oder faſt genöthigt hatte. 
Die Domänenkanzlei des Fürſten erklärte dad Teſtament für ungültig 
aus dem oben bezeichneten Grunde, und ſprach das Klofter jammt Allen, 
was barin war, als Eigentum de3 Fürſten an, nicht jo fait, wie jie 
jagte, wegen ber hinterlafjenen Baarſchaft und des geringfügigen Mo— 
biliard, als vielmehr um die Nechte des Fürjten zu wahren. Die badijchen 
Beamten hingegen juchten das Tejtament zu erequiren, indem fie, gemäß 
einem frühern Decrete des badijchen Miniſteriums, auch im mebdiatifirten 
Fürſtenberg die Gerichtöbarkeit für Baden in Anfprud nahmen und 
Teſtamente zu erequiren offenbar Sade ber Gerichte jei. Da das Teſtament 
jhon vor dem Tode des betreffenden Paters befannt wurde, troßdem 
man es. vor den füritenbergiijhen Beamten geheim zu halten juchte, jo 
begann obiger Prozeß ſchon einige Wochen vor dejjen Tode mit großer 
Heftigkeit und dauerte bi8 zum Februar 1832, wo Fürjt Karl Egon dem— 
jelben ein Ende machte, indem er den Nachlaß den Erben überlieh 1. 


1832, 1840, 1843. 


In erſterem Jahre ſtarb P. Marcellian, Guardian zu Haslach, 
1840 folgte ihm im nämlichen Kloſter der Laienbruder Georgius, 1843 
der Laienbruder Daniel Neihart?. E3 war alſo nur noch P. Leopold 
übrig, der in der ſchon früher angezogenen Bitte an den Fürjten ſelbſt 
von fich jagt, daß er gar Fein Almoſen mehr zu hoffen habe, da er ein 
Greis und taub jei und daher das Almojen nicht mehr jammeln Fönne, 
und gegen Ende des vorigen Herbites der Frater Daniel fnieend vor dem 
Bette todt gefunden wurde. So ſchrieb er oder ein Gönner in feinem 
Namen, indem er um eine höhere Benfion anſuchte, unter Beilegung 
eines ärztlichen Zeugniſſes, welches beftätigte, daß er öfters ſchwere 
Krankheiten durchgemacht habe?, Ebenſo beſchrieb ihn ein Amtmann als 
„taub und ſtammelnd, den man deßhalb zum Prediger nicht brauchen 
könne, und als geiſtesſchwach und unzurechnungsfähig“. So referirte 
ein anderer Beamte über P. Leopold, als er im Kloſter Neuſtadt in 
trunkenem Zuſtande einen Kloſterknecht, von dem er gereizt worden war, 
verwundet hatte, und es nur der eifrigen wiederholten Verwendung des 
P. italian zu danfen war, daß die vom Fürſten ausgeſprochene Ver: 
mweifung zuerſt aus dem Lande, und fpäter wenigſtens aus dem Klojter, 





ı L. e. 2 L. c. Vol. VI. fasc. 8. sL.c. 


218 

wieder von demjelben zurücdgenommen wurde. Wir erwähnten dieß, um 
jo auch jenen Fascikel! im fürſtenbergiſchen Hauptardhive, ber bie Aufs 
Ihrift trägt: „Scandale der Kapuziner“, ganz zu erihöpfen. Er enthält 
nur Vorkommniſſe, melde dieſen geiſtesſchwachen P. Leopold betreffen. 
Diefer hatte in der letzten Zeit 328 fl. Penfion. Da er aber das 
Ordenskleid ablegen und eine Wohnung miethen mußte, meil das Kloiter 


verkauft werben jollte, jo genügte bad nicht mehr; im Jahre 1844 
wurden ihm 450 fl. von dem Fürſten bewilligt. 


1844. 


In dieſem Jahre verkaufte die fürjtlihe Domänenkanzlei das Klojter 
in Stadt Haslach um 3500 fl., worauf P. Leopold in die Stabt 309. 
Er jtarb am 10. Februar 1851 2. 

Wir glauben trog oder vielmehr wegen dieſes tragilchen Unter: 
ganges der Shmwäbilchen Provinz, day auch von ihr gilt?, daß das Volk 
die Aufhebung der Klöjter bedauert. Man jagt zwar oft, daß die 
Orbensleute früherer Zeiten in ber theologiihen Wiſſenſchaft die jpätern 
Generationen übertreffen, wobei aber zu bemerken, daß bieje darin nicht 
übertroffen wurden vom Clerus ihrer Zeit. — Daß viele Ermönde, 
außer dem Klojter der Noth des Lebens preißgegeben, verborbene Sitten 
annahmen, ift im Allgemeinen zuzugeben, aber von den Klöftern der 
vorberdjterreihiichen und ſchwäbiſchen Provinz kann Soldes mit Recht 
nicht gejagt werden; es ijt ein jehr dankenswerthes Verdienſt ber 
betreffenden weltlihen Territorialherren, daß fie, obwohl größten: 
theils nicht katholiſchen Belenntnijjes, den aufgehobenen Ordensleuten die 
nothwendigen Subfijtenzmittel gewährten, fie nicht, wie anderwärts in 
fatholiihen Ländern geſchehen ift, jozufagen hilflos auf die Straße ſetzten. 
Die Centralflöjter des Ausſterbe-Etats, noch mehr die ein halbes Säculum 
andauernde völlige Auflöjung der canonijchen Bedingungen bed Ordens— 
lebens, mußten die Ordensdisciplin lahm legen und nad) und nad) aujlöien. 

Möge unjern längjt aus dem Leben abgerufenen Mitbrüdern menig- 
ſtens die Gerechtigkeit zu Theil werden, daß man fie weder ala böje 
Geiſter verjchreie, no an jie Anforderungen wie an Engel jtelle! 

Schließlich ſei dieje Arbeit, bei welcher Wahrheit und Treue das 
Ziel des Verfaſſers war, einer gerechten Würdigung und freundlichen 
Aufnahme des Leſers empfohlen. 


ı L. c. Vol. IV. fasc. 6. 2 L.c. ©, Necrol. Frib. z. d. J. 
3 Bol. Gams, Kirchengeſchichte des XIX. Jahrhunderts. I. 410. 


Beiträge 
zur 
Geſchichte der Orden 
in ber 


Diöcefe Rottenburg. 


Aus dem handſchriftlichen Nadhlaffe 
von 


Dr. Joh. Nepomuf Banotti, 


weiland Domcapitular in Rottenburg. 


6. Klöfer (Fortſetzung). 


O. Klöfter ', 


— 


Mannstlöfter. 
I. Canonici regulares, nad der Ordenstegel des Hl. Auguflinus. 


An die weltlichen Ganonicatsftifte ſchließen fi die Ganonifer an, 
die man die regulirten nennt, welche im klöſterlichen Vereine unter ber 
Regel des hl. Auguftin lebten und die gewöhnlichen drei Ordensgelübde 
ablegten. Bon diejen war daß Klofter zum hl. Michael beiden Wengen 
(ad insulas Wengenses) in Ulm da8 einzige in ber jeßigen Diöceje 
Rottenburg 2. 

Wengen. 


Das Klofter Wengen murde von Witegau von Albegg (Wite- 
gowe de Albecge), den Einige einen Grafen nennen, jedoch mit Unredt, 
da er und feine Nachkommen ſich nie Grafen jchrieben, ſondern nur: 
nobiles, wie die Stiftung3urfunde ? beweist, und beffen Gemahlin Bertha, 
angeblich eine geborne Gräfin v. Helfenjtein, — im Jahr 1183 zu Ulm 
in Gegenwart Kaijer Friedrich I. geitiftet. Die Stiftung geſchah mit 
Zuftimmung des Abt3 Diethelm von Reihenau und jeined Convents, 
welhem Ulm und die Umgegend damals gehörten. Zeugen berjelben 
waren: Herzog Leopold von Defterreih, Rudolf, Pfalzgraf von Tübingen, 
Mangold, Graf von Veringen, und fein Sohn Eberhard, Burkard, Graf 
von Hohenberg, Konrad von Schuijenried, Diemo von Gundelfingen, 
Ernjt von Steußlingen u. am. Nach diefem Stiftungsbrief ſchenkt 
Witegau den St. Michaelöberg mit dem Haus und Gütern, wie er dieſe 
zu einer Stiftung von dem Klojter Reihenau erkauft habe, dem regus 


— — — 





i Quellen. Bruschius, Monasteriorum Germ. praecip. etc. Franc, 
Petri Snevia saera. J. 9. Haib, Ulm mit feinem Gebieth. 1786. Beſchreibung bes 
DM. Ulm. 1836. 

» Im vormaligen Bisthyum Conſtanz waren außer Wengen noch Klöfter 
biefes Orbens zu Beuron, Kreuzlingen, Deningen, St. Märgen. (D.R.) 


® In berichtigter Geftalt wieber abgebrudt im Württemberg. Urkundenbuch 
IL 233. (D. R.) 


222 


lirten Chorherren des Hl. Auguftinuß mit der Auflage, daſelbſt Reiſende 
und fremde Kranke aufzunehmen und zu verpflegen, und mit bem Recht, 
einen Propjt zu wählen, ben ber Abt zu Reichenau zu beftätigen babe, 
jomie Stiftungen und Gaben von feinen Leuten anzunehmen, mobei er 
fih und feinen Nachkommen die Schirmoogtei vorbehält. 

Der erjte Abt wurde mit fieben Brüdern aus dem Klofter Mur: 
bad berufen. Wenn ſchon dieſe urfprüngliche Stiftung minder bedeutend 
war, jo vermehrte fich der Befig durch Schenkungen und einen meiftens 
georbneten Haushalt. Nach dem Aussterben der adeligen Familie von Al- 
begg kam die Schirmuogtei an die Grafen von Werbenberg, und ald Graf 
Konrad feine Herrihaften an die Stadt Ulm verkauft Hatte, an letztere, 
welche dann aud bie Rechte des Klofterd Reichenau an die neue Stiftung 
an ſich brachte; doch war das Klojter unmittelbar dem päpftlihen Stuhle 1 
unterworfen. Die erjten und vorzüglidhiten Gutthäter des Kloſters neben 
dem Stifter waren bejjen beide Brüder Beringer, welche die St-Andreas— 
Kirche in Stoßingen mit Zugehörben, und Sibotho, welder die St.-Mar- 
tins-Kirche zu Hervelfingen mit Zehnten, Gütern und einem Theile des 
Orts im Jahre 1219 ſchenkte; die Stadt Ulm überlick die St.-Barbara- 
Kirhe in Holzkirhen als eine Entihädigung im Jahre 1398 an das 
Kloiter. Außer diejen waren es die Grafen von Werdenberg:Afbegg, 
mehrere vom Abel: die von Klingenftein, Holzkirchen, Stoßingen u. |. w. 

Die Stiftung des Klofterd bejtätigten die Kaijer Friedrich J., 
Karl IV. im Jahre 1357, und von geiftlicher Seite Biſchof Heinrich 
von Conſtanz im Jahre 1357, die Päpite Gregor XI. und Innocenz VL 
Dem Klofter ſtand zuerjt ein Propjt vor; Propft Michael IL. wurde 
(1679) zu einem infulirten Abte erhoben. 

Das Klojter blieb nur etwa 32 Jahre auf dem Michaeläberge, es 
wurde jhon im Jahre 1215, wohl der milden Lage wegen, in das Blauen: 
thal bei der Stadt Ulm auf eine Inſel verjegt, welche das Flüßchen 
Dlau bildet: daher der Name ad insulas Wengenses. Die Erlaubnif 
dazu ertheilte Biihof Diethelm von Conitanz (1190—1206) bereit3 um 
das Jahr 1190. Das Sigill der betr. Urkunde ift aber jenes des 
Biihof3 Konrad 1209—1233?,. Auf dem Michaelöberg blieb eine 
Kapelle mit einem Meßnerhaus bi 1538 jtehen und der Thurm big 
1654, wo die Gebäude abgetragen wurden. Die neue Kirche auf der 
Anfel. wurde im Jahre 1250 durch die Biſchöfe Sibotho von — 
und Eberhard von Conſtanz eingeweiht. 


1 5, ben Schutzbrief des Papſtes Innocenz III. vom 8. Mai 1199 im Württem- 
berg. Urfundenbuch II. 331. (D. R.) 
2 Bol. Württeinberg. Urkundenbud II. 267. (D. R.) 


223 


Allein auch Hier war dem Klojter jein Verbleiben nicht; denn ala 
die Stadt mit Graf Eberhard von Württemberg, welchen Kaifer Karl IV. 
unterjtüßte, Krieg führte und die Stabt mit einer Belagerung bedroht 
war, zu welcher e3 im Sabre 1377 auch fam, hatten die Ulmer das 
Klofter im Jahre 1376 abgebrocden, damit der Feind in demjelben nicht 
Schuß fände. Die Mönche zogen in die Stadt und erhielten innerhalb 
der Stabtmauern einen Platz zum Neubau von Kirhe und Kloſter, 
wobei fie von den Bürgern reihlih unterjtügt wurden. Der neue Bau 
begann 1399 auf dem Plage, wo das Kloſter bis zu defien Aufhebung 
ſtand, wurbe aber erjt unter dem nachfolgenden Propite Berthold (1405) 
vollendet, und aud bejjen Nachfolger Ulrih und Konrad fügten noch 
mehrere Gebäude Hinzu. | 

Das Kloiter hatte das Glüd, durd eine Reihe von Jahren tüchtige 
Männer zu Vorftehern zu haben, melde ebenjo jehr auf den zeitlichen 
Wohlſtand wie auf die Förderung der geiftigen Intereſſen bedacht waren, 
jo insbeſondere auch auf die Heritellung einer für jene Zeit anſehnlichen, 
an Manufcripten reichen Bibliothek. 

Gegen Ende ded 15. Jahrhunderts trat aber aud) im Klojter Wengen 
der Verfall der Elöjterlihen Zucht ein. Der damalige Propſt Matthäus 
gab fich jedoch alle Mühe, eine bejjere Ordnung herzuftellen, was ihm 
auch mit Hilfe des päpitlihen Zegaten Raimund und des Propites Ulrich 
von Unter3dorf in Dejterreich als Vilitator, ungeachtet des Widerjtrebend 
eines großen Theild der Mönche (1489), gelang. 

Doch bald famen andere Stürme über das Ktlojter, durch die 
Neuerungen der Reformation, welcher der Magijtrat und fajt alle Bürger 
Ulms huldigten, herbeigeführt. Die Stadt hob mit den übrigen Klöjtern 
auch das der regulirten Chorherren, ald in ihrer Stadt unter ihrer 
Zandeshoheit und Schirm gelegen, im Jahre 1530 auf. Die Mönde 
wurden vertrieben und die SKlojtergebäude erhielten eine andere Ber: 
wendung; die Güter, jo weit fie im Gebiete der Stadt Ulm lagen, 
wurden eingezogen. Der damalige Abt Ambrofius Khaut proteftirte, 
allein jeine Bemühungen waren ohne Erfolg; er floh mit den Haupt: 
urfunden und einigen Pretiofen nad) Ueberlingen am Bobenjee, wohin 
auch der Biſchof Hugo von Conjtanz mit feinem Domcapitel und zahlreiche 
andere Geiftliche fich geflüchtet hatten. Bon da aus führte Abt Ambros 
Klage bei dem kaiſerlichen Hoffammergeriht in Speier gegen die Stadt 
Ulm, jebod durch 16 Jahre vergebend. Wahrſcheinlich würden alle dieje 
Klagen nichts gefruchtet haben, wenn nicht der für die Protejtanten 
unglüdlihe Ausgang des ſchmalkaldiſchen Krieged die Stadt Ulm ge: 
zwungen hätte, fih dem Kaiſer Karl V. zu unterwerfen, welcher die 
Heritellung des Klojterd Wengen wünſchte, oder vielmehr forderte. Der 


224 


Magiſtrat rief baher den im Meberlingen lebenden Abt Ambros im 
Sabre 1549 nah Ulm zurüd. Der Abt ſtellte daS beinahe zerjtörte 
Klofter wieder ber, auch die eingezogenen Güter wurben größtentheils 
zurücdgegeben. 

Im 3Ojährigen Kriege ſchützte zwar die Stadt das Klofter nad 
Kräften, konnte aber doch nicht verhindern, daß dasſelbe derart ver: 
armte, daß nach dem Tode bed Abts Georg (1634) nur noch ein Ordens: 
geiftlicher, der nachmalige Propit Jakob, da war, welcher von der Unter: 
ftügung benachbarter Klöfter lebte. Der Zerfall und die Drangjale bes 
Klojter8 dauerten fort bis zum mejtphäliichen Frieden, wo durd bie 
Executions-Commiſſion zu Nürnberg auch die Angelegenheiten des Klojterd 
Wengen bleibend geordnet wurden. Die folgenden Prälaten und Aebte 
jtellten die Gebäude wieder her, wozu Johann Menter, ein Ulmer Chor: 
herr des Neujtijtes Münjter in Würzburg, 10000 fl. jchenkte. Auguſtin 
Erath, Abt von 1693 biß 1736, verjchönerte die Kirche, ebenſo Abt 
Michael; Abt Gregor ließ die große Orgel durh J. N. Holzhay von 
Ditobeuren aufjtellen. Als die Stadt Ulm (1802) an Baiern gekommen 
war, wurde das Klojter aufgehoben, die acht Ordensgeiſtlichen penftonirt, 
die Kirche zur Pfarrkirche für die Katholiken bejtimmt, die Wohnung 
des Beamten zum Pfarrhauje für den Fatholifchen Stadtpfarrer, das 
Kloſter jelbjt aber in eine Kajerne verwandelt; wobei ed verblieb, nach— 
dem im Jahre 1810 dur den Staatsvertrag Ulm von Baiern an 
Württemberg gelangt war. 


Berzeihniß der Pröpſte und Aebte. 


Die Namen der erjten zwei Pröpfte, von 1183 bi 1200, find 
nit befannt, der dritte war Seyfrieb 1200-1227; Diepold 
bi3 1236; Cutho biß 1249; Heinrich bi8 1250; Dtto aus der 
Ulmer Familie Arlabus bis 1270; Martin bi8 1288; Konrad I. 
bi3 1313; Johann J. Strauß biß 1328; Berthold aus Augsburg bis 
1338; Trubelin bis 1342; Berthold II. biß 1367; Konrad II. 
bis 1384; Peter Neger biß 1405, unter dem das Klojter innerhalb 
der Stabtmauern Ulms neu erbaut wurde; Berthold III. bis 1425; 
Ulrich I. von Langenau bis 1445; Konrad III, Sohn des Johann 
von Blintheim und der Anna von Lichtenftein, bis 1464; Sigmund 
von Ehinger aus Ulm bis 1468, über bejjen üble Haushaltung und 
Verſchwendung geflagt wurde; Ulrich IL. von Kraft, ein Ulmer Pa— 
tricier, bi8 1479, get. 1480; Matthäus Zimmermann, von 1480, 
geit. 1505, welcher daß Klofter veformirte; Veit Deſel aus Defterreih 
nah der Nejignation feines Vorfahrerd im Jahre 1489, bis 1497; 
Johann Mann aus Ulm, refignirte 1509 und ſtarb 1514; Michael 


225 


Dtterlin, aud Dertlin, von Wollmadingen, baute die Pfarrkirche zu 
Erbach, ftarb 1521; Ambrojius Khaut, al. Knaut, von Ulm bis 
1552; Wolfgang von Bejjerer biß 1560; Sebaftian Salz 
mann von liberlingen bis 1585; Mathias Uibelader von da 
bi8 1600; Johann IIL von Um biß 1610; Georg Boner von 
Waldjee bis 1634; Jacob Mid von Neuburg an der Kamlach bis 
1653; Michael II. Bed von Adjtetten bis 1682, erhielt von Papft 
Innocenz XI. die Inful und abteilihe Würde; Johann IV. Dürr aus 
Augsburg bis 1693; Auguftin Erath von Erathsberg aus Dießen 
in Baiern bis 1736; Joſeph Braumüller aus Weiffenhorn bis 1754; 
Michael III Kuen von da bis 1765; Georg Trautwein von 
ah, .1765—1785; Nicolaus Buder von Deggingen, als Abt er: 
wählt 24. Nov. 1785, geft. in Waldfee 8. März 1827. 


II. Rorbertiner oder Prämonfiratenfer. 


An die regulirten Chorherren des Hl. Auguftinus jchließen ſich bie 
Norbertiner, oder wie fie fich auch nannten, die Prämonſtratenſer an, 
theil3 weil die Regel des hl. Auguftinus, mie bei den regulären Chor: 
herren, gleihfall3 die Grundlage ihrer Ordensregel bildete, theils weil 
fie oft, wenigſtens jpäter, ſich jelbjt Chorherren nannten. So viel iſt 
richtig, daß die Norbertiner zwar ein jtreng klöſterliches Leben führten, 
vermöge ihrer Regel aber mehr ald die übrigen Mönde der Geeljorge 
jih mwidmeten, und wie den Mönden, jo aud gemiflermaßen dem 
Guratcleruß angehörten. 

Der Stifter diejed Ordens war Norbertug, welcher im Jahre 
1082 zu Xanten im SHerzogthum Gleve in der Diöceje Köln geboren 
wurde. Jung widmete er fich. dem geiftlihen Stand und wurde Chor: 
herr in Xanten. Allein fein Leben und Treiben war mehr ein welt: 
liches als geiftlihes; da geichah es, daß ein Blik das Pferb tödtete, 
auf dem er eine Reije nad) Vreden machte. Nun gab er, tief durch 
diejen Fall erjchüttert, feine vornehme geijtlihe Stellung auf, führte ein 
ſtrenges, gottgemeihtes Leben und wurde Priefter. Mit 13 Gefährten, 
bie feine Anjichten und Begeijterung theilten, zog er in eine Einöde, 
Prämonftrat genannt, Pré montré (Praemonstratum), im Walde von 
Eoucy im Bisthum Laon. Hier ftiftete er ein Klofter (1120), deſſen 
Abt ftetd der erite Vorfteher, General ded ganzen Ordens blieb, woher 
auch Iegterer den Namen der Prämonftratenjer erhielt. Der Orden ver— 
breitete fich jchnell im fränkischen Neiche und weiterhin noch bei Lebzeiten 
des heiligen Stifterd. Die Brüder lebten nad der jogen. Auguftiner: 


Regel, trugen ein weißes Gewand, daher fie auch die weißen Brüder 
Freib. Didc-Arciv. XVIIL 45 


226 


genannt wurden, im Gegenjage zu den Benebictinern, die fih ſchwarz 
oder dunkelgrau Elcideten. Der Hl. Norbert wurde jpäter Erzbiſchof zu 
Magdeburg, ohne jeinen Orden zu verlaffen, ftarb im Jahre 1134 am 
6. Juni. Nach der Zerjtörung diejer Stadt im 30jährigen Kriege wurde 
jein Leihnam nad Prag in das Stift Strahof überjeßt. 

Die Klöjter diefes Ordens waren in bejondere Bezirke abgetheilt, Die 
man Gircarien nannte. Jede berjelben Hatte ihren Ordens-Viſitator, 
welchen der Ordensgeneral ernannte, der zugleich Abt zu Prämonftrat 
war; da wurden bie großen Ordenscapitel, gebildet aus den Bifitatoren, 
den einberufenen Aebten oder Pröpften der verjchiedenen Klöjter, gehalten. 
Jedes Kloiter hatte feinen eigenen Hausvater (Pater domus), welcher die 
unmittelbare Aufjiht über dasjelbe führte; in der Regel war es der Abt 
des Kloſters, aus dem die erjten Mitglieder entnommen waren. In ber 
höchſten Blüthe ded Ordens zählte derjelbe 34 Circarien, die 21. war 
die ſchwäbiſche mit 8 Klöftern; von diejen waren in dem jegigen Bis— 
thum Rottenburg vier, nämlih: Obermardthal, Roth, Schuſſen— 
ried und Weifjenau, alle vier in Oberſchwaben. 


1. Obermardpthal '. 


Das Kloſter Marchthal liegt auf einem Felſen, deſſen Fuß die 
Donau beipült, an der Straße von Riedlingen nah Ehingen, zu defien 
Oberamtsbezirk es jegt gehört. Stattlich, eine Zierde der ganzen Gegend, 
zeigen fich die anjchnlihen Kloftergebäude und die große ſchöne Kirche 
mit ihren zwei Thürmen und prächtigen Gebäuden. Dur eine tiefe 
Schlucht getrennt, doch ganz nahe, ſtand auf einer teilen Anhöhe das 
Schloß Altenburg, einft der Wohnfig mehreter Herzoge Alemannieng, 
wohl aud früher der alten Gaugrafen. Bon lekteren ftiftete ſchon im 
8. Sahrhundert Halaholf mit feiner Gattin Hitta auf dem Plate des 
Kloſters Marchthal ein Benedictinerflofter, eines’ der älteiten in Schwaben, 
zu einer Zeit, weldhe nahe an die Einführung des Chriſtenthums in diefen 
Gegenden grenzt. Graf Agilolf, Halaholf3 Sohn und die Enfel des letz— 
teren überließen im Jahre 776 diefe Stiftung dem Klofter St. Gallen ?. 
Wie lange dieje in dem Beſitze blieb, ift unbefannt. Wahrſcheinlich 
löste fie jih auf, al8 die Hunnen in ber erjten Hälfte des 10. Jahr: 


i Quellen. Bruschius, Monast. Germ. etc. — Franc, Petrus, Suevia 
sacra. Kurze Gefchichte bes Klofters Marchthal, von einem ehemaligen Orbensgeiftlichen 
(dem letzten Abt Friedr. Walter daſelbſt). Ehingen 1835. Annales eoclesiae 
Marchtallensis, abgebrudt (1869) im Didc.-Arhiv IV. 147—209. (DO. R.) Beichreis 
bung des D.-U. Ehingen 1826. 

2 Do P. F. Stälin, Geſchichte Württembergs (1882). J. 162. (D. R.) 
Neugart, Cod. Alem. Nr. 66. 


227 


hunderts fie wiederholt verheerten. Im Jahre 992 beitand das alte Kloſter 
nicht mehr. . Um dieje Zeit lebte Herzog Hermann II. mit jeiner Gattin 
Gerberga, einer Tochter ded Königs Konrad von Burgund, auf der 
ganz nahen Altenburg. Der Tod ihres erjtgebornen Söhnchens veran- 
laßte fie, die alte Kapelle zu St. Johann dem Täufer, ald Begräbnip- 
ſtätte des Kindes, Herzuftellen und eine neue Kirde zur Hl. Maria 
(nachmalige Pfarrkirche) zu erbauen, welche Gebhard, Biſchof zu Conſtanz, 
998 einmweihte. Bei dieſer Kirche errichtete nun Herzog Hermann (nad 
jpäterer Ueberlieferung Hermann ILL, der zweite Sohn von Hermann II.) 
ein Chorherrenftift mit 7 Pfründen. Allein auch dieje Stiftung löste ſich 
wieder auf, wohl in Folge bes Anveititurfrieges, und die Pfründen riffen 
die benahbarten Abeligen an ji; jo beſaß in Mitte des 12. Jahr: 
hundert3 3. B. Pialzgraf Hugo von Tübingen als Erbtheil feiner Groß- 
mutter Bertha drei, eine ein Ritter, Ranzo genannt, ebenjo König 
Konrad eine x. ꝛc. 

Pfalzgraf Hugo von Tübingen, mwelder in Folge jeiner Fehde 
mit den Welfen nad) dem Ausſpruche König Friedrichs I. auf dem Reichs— 
tage zu Ulm fi auf Gnade und Ungnade den Welfen ergeben mußte, 
und obmwohl er dreimal einen Fußfall vor Herzog Welf VI. that, doch 
in den Schloß Neuburg in Nhätien gefangen gehalten wurde, gelobte, 
wenn er wieder frei würde, ein Klojter zu ftijten. Nach feiner Be— 
freiung, bei dem Tode Herzog Welfs des jüngern (1168), führte 
er jein Vorhaben aus, bejonders auch auf Betrieb feiner Gattin Eliſa— 
beth, einer Tochter de8 Grafen Rudolf von Bregenz und der Wulfhild, 
Tochter des Herzogs Welf, und jtiftete zu Ehren der heiligen Jungfrau 
und des hl. Petrus an der Stelle des in Zerfall gerathenen Chorherren— 
jtift8 zu Marchthal ein Klojter, welches er, dba damals der neue 
Drden des Hl. Norbert durd feine Disciplin in hohem Anjehen Itand, 
diefem Drden übergab. Der Stiftungsbrief ift d. d. Tübingen vom 
1. Mai 1171. Noch weitere vier Urkunden ftellte der Stifter zu 
Gunjten des Kloſters aus zu Luſtnau den 9. Juli 1171, zu Rothenader 
den 29. Mai 1173, zu Tübingen den 21. Juli 1173 und in dem Feld— 
lager am Rhein den 9. Juli 1174, in welchem er den erjten Stiftungs- 
brief erläuterte und bejtätigte, auch noch einige weitere Schenkungen 
beifügte. Die urjprünglichen Stiftungsgüter waren: bie alte Collegiat: 
firhe zu Marchthal mit den vier Pfründen an derjelben, die Pfarrkirche 
dajelbjt mit allen zu derjelben gehörigen Bauern: und Söldgütern mit 
den Leibeigenen, Zehnten, allen ans und nicht angebauten Gütern zc., bie 
Kirchen zu Kirhbierlingen, Wadhingen und Ammern bei Tübingen mit 


1 Württemberg. Urkundenbuch II. 164, dazu ©. 174. 176. 177. 202, 208. (D. R.) 
a 45* . 


228 


ihren Widdumshöfen und andern Gütern, der Weiler Bettighofen bei 
Munderlingen mit 4 Heinen Gütlein, ein Hof zu Stetten bei Ehingen. 
Die Gattin de Stifters ſchenkte mehrere koſtbare Kirchenparamente. Hiezu 
famen durch Schenkung und Kauf glei in den eriten Jahren von ben 
benachbarten Edelleuten noch einige weitere Güter und Redte. Der Stifter 
entjagte aller Oberherrlichkeit und fonftigen Rechten an dieſe Güter und 
wollte nicht einmal den Namen eined Schirm: oder Schußvogt3 führen. 

Die erften Mönde erbat er ſich aus dem Klofter Roth, mojelbit 
Ottino oder Dito, aus der Familie der Truchjefjen von Waldburg, einer 
zahlreihen, von dem Hl. Norbert jelbit geftifteten Gemeinde vorjtand. 
Otto ſchickte ſeinen Vetter Eberhard mit 12 Prieftern und einigen 
Laienbrüdern nad Marchthal, wurde eben dadurch der Pater domus dieſes 
neuen Klojter3, ſowie Eberhard der erſte Vorfteher oder Propft. 
Mit diefem Mannsklofter war aud eine Stiftung für Nonnen ver: 
bunden, melde ihr eigenes Klofter und Kirche? und ein Krankenhaus 
hatten, jonft aber unter der geiftlichen Leitung des Propſtes ftanden; 
dasjelbe wurde aber unter dem Propjt Konrad ſchon im Jahre 1273 
dadurch aufgehoben, daß man bie Aufnahme neuer Gandidatinnen auf 
80 Jahre verbot. Streitigkeiten über die Einkommenstheile beider Klöfter 
(Manns: und Frauenklofter) und die geſchmälerten Einfünfte beider jcheinen 
die Urjache diefer Aufhebung gemwejen zu fein. 

Waren aud die urſprünglichen Stiftungsgüter des Kloſters nicht 
unbebeutend, jo waren fie dod von feinem jolchen Ertrage, daß dasjelbe zu 
den reicheren Klöftern gezählt werden konnte. Allein ungeachtet der großen 
Unglüdsjälle und ungünjtiger Zeitereignifje, welche jelbjt die Fortdauer 
des Klojter8 bedrohten, vermehrte ſich doc jein Wohlſtand durch bie 
ben meijten Klojtervereinen eigene Sparjamfeit und Fuge Benütung 
ber Berhältnifje, bejonderd der Verarmung des benachbarten Adel3 im 
15. Jahrhundert, herbeigeführt durch den gejteigerten Aufwand und Lurus 
und die vielen Fehden?. Bei Aufhebung des Kloſters betrug der Beſitz 
21/, Meilen mit 6000—6500 Einmohnern und einer Einnahme an: 
geblih von 80000 fl., in der That aber von 100000 ft. 3 


I Die Kirche zur hl. Katharina wurde 1212 und das Klofter 1243 neu gebaut. 

2 Europ. Annalen. Jahrg. 1802. IT. Heft. 

® Das Klofter befaß bei feiner Aufhebung 10 Pfarrbörfer: Bremelau, Dieters- 
firh, Haufen bei Munberfingen, Kirchbierlingen, Ober-Marchthal, Reutlingenborf, 
Sauggart, Seekirch, Unterwadhingen und Uitenweiler ; 15 kleinere Dörfer und Weiler: 
Algershofen !/,, Alesbaufen, Bijbmannshaufen, Braffenberg, Dietbaufen, Dietere: 
haufen, Gütel- und Lupenhofen, Minderreuti, Ober-Wachingen, Debenalen, Sontheim, 
Schupfenberg, Dobel und Weifel, 5 Höfe und 2 Mühlen. Die Güter Girsperg und Hochſtraß 
in der Schweiz. Der Perfonalbeftand war: 34 Priefter, 3 fratres und 2 Raienbrüder. 


229 


Die Ermerbungen begannen zu Ende ded 14. Jahrhunderts und 
dauerten bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts fort. Schloß und Zugehörbe 
in Dattbaujen (1377) von Berthold v. Stein, von demſelben (1380) 
die Leibeigenen in Mittenhaufen und 1396 4 Höfe in Reutlingen, von 
Salome Banzer und ihrem Sohne Bofjo in. Mengen (1381) die Kirchen- 
jäge mit Höfen und Zehnten in Kirchen und Munderkingen um 1050 fl.; 
im Jahre 1382 das Dorf Sauggart mit Schloß und den Patronat3» 
rehten um 1260 fl. von dem Klofter Blaubeuren; von Wolfgang 
v. Stein (1395) der Kirchenſatz zu Seefirh mit dem Widdumhof und 
Zehnten; von Heinrich v. Pflummern das zerjtörte Schloß in Seekirch mit 
den Gütern und NRedten; (1406) dad Dorf Reutlingen von Heinrich 
v. Stein um 2190 fl. und (1463) ald Geſchenk der Widdumhof daſelbſt 
von Sigismund v. Stein; dur Kauf vom Klojter St. Blajien (1474) 
um 6500 fl. die Orte Alleshaujen, Brafjenberg und Biſchmannshauſen. 
In Folge der Ereignifje de 16. und 17. Nahrhundert3 (Reformation, 
Bauernaufitand, ſchmalkaldiſchen und 3Ojährigen Krieges) trat ein Still 
Stand ein; zu Ende des 17. Jahrhundert3 aber wurden weiter erworben: 
Notkersberg bei St. Gallen circa 1670; dad Schloß Weitenburg mit 
Sulzau und Zugehörden am Nedar (1690) um 40000 fl., von Duirin 
v. Gönjtadt, brandenburgifcher General; vom Grafen v. Döring um 
40000 fl. (1673) Bremelau mit dem Heuhof; von Freiheren v. Ulm 
zu Erbach die Herrihaft Uttenweiler mit Dietersfich, Haufen, Dobel, 
Minderreute ꝛc. (1702) um 180000 fl. und um meitere 10000 fl. das . 
adelige Gut Hochſtraß in der Schweiz von Freiheren Joh. Mich. v. Landjee 
(1758) um 34000 fl. ald Pfandſchaft, und da es nicht ausgelöst wurde, 
(1790) als Eigenthum; außerdem wurden noch mehrere einzelne Höfe, 
Güter und Waldungen erworben; dagegen die Herrihaft Weitenburg 
im Jahre 1720 an J. Joſ. Rupert Freiherrn v. Rafler zu Gamerſchwang 
um 43.000 fl. verkauft, jowie Kirchen im Jahre 1570 an Freiherrn 
Bern. v. Stein um 5000 fl., jowie einzelne, Höfe. 

Die Pfarreien, melde auf diefe Weile an das Klojter kamen, 
wurden größtentheild bemjelben einverleibt und durch Ordensgeiſtliche 
zum Theil, wie Haujen und Neutlingendorf, vom Klofter aus verjehen. 
Dieſe Incorporationen erfolgten theil3 durch den Biſchof in Conſtanz, 
theil3 durch. die Päpfte. Aber auch bejondere Freiheiten und Nechte erhielt 
das Klojter von den Bilhöfen der Diöceje und dem päpitlihen Stuhl !, 
wie von den deutſchen Katjern. Um das Jahr 1200 nahmen Bildhof 
Diethelm und Papſt Annocenz III. das Klojter in ihren befondern Schuß. 


t Vapft Eöfeftin beftätigte 1192 und Kaifer Heinrich VI. 1193 bie Klofteritiftung 
des Pfalzgrafen Hugo. Württemberg. Urfundenbuch II. 281. (D. R.) 





230 


Biſchof Heinrich (von 1234—1248) ſchoß 200 Mark Silber vor, um die 
Schirmvogtei von den Pfalzgrafen von Tübingen zu kaufen, die er an 
fih nahm, aber jpäter dem Klofter überließ; Papſt Gregor XIL beftätigte 


(1407) dem Klojter feine Freiheiten, Immunitäten, ebenſo die Päpite Ur— 
ban VI., Bonifaz IX., Martin V, u. a., ſowie Biſchof Zriebrih Graf von — 


— Zollern, fo daß dasjelbe unabhängig und unmittelbar wurde. Ebenfo erhielt 
das Klofter aud von den Kaijern bejondern Schuß und anjehnliche Frei- 
beiten. Kaiſer Philipp beitätigte um das Jahr 1204 demielben alle Freiheiten 
und räumte ihm das Recht ein, fi) aus den Faiferlihen und berzoglichen 
Forſten zu beholzen, besgleichen 1434 Kaijer Sigmund, Kaijer Mar I., 
Kaifer Mar II. und Rudolf II., melde die Klofteruntertbanen von 
fremden Gerichten befreiten 2c. So wurde Marchthal ein reichſsunmittel— 
bares Klofter, daS (1488) dem ſchwäbiſchen Bunde beitrat und, von 
Kaifer Mar I. begünftigt, im Jahre 1500 Sig und Stimme auf der 
Ihmwäbijchen Prälatenbank erhielt. 


Aber auch Marchthal hatte viele und ſchwere Kämpfe zu beſtehen. 


Schon die Söhne und Enkel des Stifters benahmen ſich feindſelig 
gegen dasſelbe, entzogen ihm mehrere Güter und beſchädigten es auch 
ſonſt; ſpäter, in dem Kampfe der Ghibellinen und Welfen, war es großen 
Gefahren ausgeſetzt, da gerade in der Umgegend die beiden Parteien ſich 
bekämpften. Dieſes war auch der Fall während des Zwiſchenreichs, wo 
das Fauſtrecht galt, die Fehden unter dem benachbarten Adel nie endeten 
und die wehrloſen Klöſter das Opfer wurden. Die Grafen von Berg und 
Veringen belagerten und zerſtörten die Feſte Altenburg (16. Aug. 1269), 
dabei plünderten ſie Marchthal, verbrannten das Krankenhaus und meh— 
rere Gebäude; Albrecht von Steußlingen, der Schedel genannt, trieb die 
Heerden des Kloſters und der. Unterthanen von der Weide weg; die 
Saaten und Wälder wurden muthwillig vermüjtet, die Zehnten und 
Gefälle in mehreren Drten gewaltjam mweggenommen, jo daß das Kloiter 
allein feinen erlittenen Schaben auf bie damals große Summe von 
1200 Mark Silber berechnete. Aehnliched wiederholte ſich im 14. Jahr: 
hundert in der Fehde Graf Eberhards von Württemberg mit dem Herzog 
von Defterreih und dem Grafen Konrad von Berg, da erfterer Ehingen 
(1344) belagerte, dabei in Mardthal plündern und den Propſt Eber: 
hard Gryff gefangen fortführen ließ, ohne daß man je erfuhr, wohin er 
gefommen. Ebenjo ald Graf Ulrih von Württemberg (1449) mit den 
Reichsſtädten Krieg führte, Überfiel deflen Bundesgenofje, ein Graf 
von Leiningen, ungeachtet fi das Klofter mit Graf Ulrich abgefunden, 
Marchthal, plünderte 2c., verbrannte Neutlingendorf; dev Schaden wurde 
auf 5000 fl. geihäßt. Graf Eberhard von Württemberg ließ, weil das 
Klojter ſich nicht in feinen Schuß begeben wollte, den Abt Jodok durd) 


231 


Milhand von Weiterftetten und Theobald Bintlin von Reutlingen aus 
dem Bette mit bewafineter Hand (1470) abholen und gefangen mit 
«mehreren Kojtbarkeiten nah Württemberg abführen. Das Klofter mußte 
jeinen Abt mit 1000 fl. auslöjen. Am Jahre 1520 vermweigerten bie 
Unterthanen in Alleshaujen und am Federſee den Gehorjam. Diejer 
Streit wurde durh Schiedsmänner beigelegt und die Klofterunterthanen 
nahmen an dem Bauernaufitand (1525) feinen Theil, ungeachtet eine 
Schaar der Aufrührer bis Munderkingen vorgedrungen war. Am Schmal- 
faldener Kriege wurde (1546) dad Klojter von den jchmalfaldijchen 
Bundestruppen bejegt und die Reformation einzuführen verjucht; zum 
zweitenmal geſchah dieß unter dem Kurfürften Morig von Sachſen im 
Sahre 1552, wobei geplündert und geraubt wurde. 

Der 3Ojährige Krieg mit feinen Bebrängnifien laftete beſonders ſchwer 
auf Marchthal und der ganzen Umgegend. Bon 1620-1627 mußte das— 
jelbe an die fatholijche Liga 18313 fl. bezahlen. Im Jahre 1632 famen 
die Schweden in die Gegend. Abt Johann floh mit dem Convente und 
ließ für die Seeljorge einen Geiftlihen, Georg Knör, zurüd, welder 
auf das Graujamjte mighandelt wurde. Das Kloſter mit feinen Herr- 
ſchaften wurde dem Grafen von Hohenlohe, der ſchwediſcher General war, 
geſchenkt. Nach der Nördlinger Schlaht (1634) verließen zwar bie 
Schweden Marchthal, kehrten aber im Jahre 1646 zurüd, und die Ber: 
beerungen von Freund und Feind begannen auf’3 Neue; die Kaijerlichen 
und Schweden lieferten ſich mehrere Gefechte in der Gegend; die Felder 
blieben größtentheild unbebaut, die Einwohner flohen oder unterlagen 
dem Elende und den pejtartigen Krankheiten. Im Jahre 1632 Huldigten 
dem Klojter 243 Familienväter; im Jahre 1648 waren e8 nur 56; 8 Weiler 
und größere Höfe des Kloſters waren verpfändet, es jelbjt verſchuldet 
und jo verarmt, daß es zur Bezahlung der jogen. Sujtentations: Gelder 
(1650) die Kirchengloden verkaufen mußte. Wehnliches wiederholte ſich 
in den Jahren 1702, 1703. und 1744 durd die Einfälle der Fran: 
zojen, welche (1703) den Flecken Marchthal niederbrannten. 

Ungeadtet diejer großen Unfälle erholte ſich das Klofter unter ben 
nachfolgenden Aebten, welche in der Negel gute und umjichtige Haus— 
hälter waren, bald wieder jo, daß es nicht nur bedeutende Herrſchaften 
anfaufen fonnte (jiehe oben), jondern daß die Kirche und das Klojter 
in den Sahren 1686—1702 neu und pradtvoll mit einem Aufmwande 
von mehr denn 100000 fl. erbaut und den Unterthanen zur Tilgung 
ihrer alten Kriegsſchulden an dem, was das Klofter ihnen vorgeſchoſſen, 
an die 70000 fl. von 1712—1768 geſchenkt, und die Kriegsichulden, 
welche jih im Jahre 1711 auf 220000 ft. beliefen, abbezahlt, ebenjo bie 
verpfändeten Güter wieder eingelöst werben Fonnten. Bei Aufhebung 


232 


bes Kloſters fanden jih 30000 fl. Schulden, dagegen 80 000 fl. Activ— 
fapitalien vor. | | 

Dem Klojter ftanden ſeit jeiner Stiftung von 1171 bis 1441 
36 Pröpite vor; in letzterm Jahre erhielt der damalige Propſt Heinrich 
Mörjtetter die Abtswürde, dad Recht der Inful aber erſt Abt Jakob 
Heß im Jahre 1609. Sonſt ftand das Klojter unter dem Abt zu Roth 
ald Hausvater, unter dem Orben3:Bifitator der Eircarie und endlich 
dem Orbdensgeneral, dem jeweiligen Abt zu Prämonitrat, 


Berzeihnifje der Pröpſte und Aebte. 


1. Eberhard 1171—1179. 2. Adalrich (geit. 26. Febr. 1187). 
3. Gerlad 1187, dankte nach zehn Wochen Frankheitähalber ab, ftarb 
erit den 10. Juni 1201. 4. 1187 wurde Rudolf zum Propjt gewählt, 
nahm aber wegen Armuth de3 Klojterd die Würde nicht an, die Stelle 
eined Propft blieb drei Jahre unbejegt; 1191 wurde Mangold Propit 
bis 1204, welcher den Haushalt wieder ordnete. 5. Meinrad, dem 
Kloſter durch den Schirmvogt Pfalzgrafen Rudolf von Tübingen octroyirt, 
mußte auf die Klagen des Capitels, durch den päpftlichen Legaten hiezu 
gezwungen, abdanten. 6. Heinrich (1208) gab nad einem ‘Jahre bie 
Propſtei freiwillig auf, ging nad Paläſtina, wojelbjt er farb. 7. Wal: 
ther I. von 1209—1214. 8. Rudiger wurde von dem General» 
capitel in Brämonjtrat wegen übler Haushaltung abgejegt 1217. 9. Sein 
Nachfolger Rudolf von 1217—1229. dankte wegen Kränklichleit ab. 
10. Walther IL. biß 1243. 11. Theodorich biß 1251. 12. Frie— 
dberic dankte nad cinem Jahre (1252) wegen der vielen Schulden, die 
er vorfand, ab und ging nad Lauriſta in der Pfalz. 13. Heinrid 
von 1252—1266. 14. Konrad bis 1275. 15. Wernher II. bi 
1281. 16. Engelber refignirte wegen Kränflichfeit nad einem Sabre, 
wurde jedoch 100 Jahre alt. 17. Berthold, aus dem Klofter Roth 
poftulirt, bi8 1292. 18. Heinrich bis 1299. 19. Buxrkard J. bi 
1304. 20. Sigfried bi8 1308. 21. Walther II. bis 1310. 
22. Konrad II. bis 1312. 23. Burfard IL bis 1322. 24. Kon- 
rad III. bis 1329. 25. Hermann Huotter biß 1333. 26. Hein- 
rih IV. Walt bis 1340. 27. Eberhard Gryff bis 1444. 
28. Konrad IV. Goger bis 1348. 29. Konrad V. von Roth 
bis 1367. 30. Berthold II. bis 1377. 31. Ludwig, geit. 4. Det. 
1399. 32. Stephan Woderer von Ehingen biß 1401. 33. Jakob 
Kupferfhmid von Biberad. 34. Jakob IL. Klingler von Ried: 
lingen bis 1424. 35. Albert Pfluoger von Tübingen bi3 1436. 

36. Heinrich Mörjtetter von Ehingen, Propft bis 1441, von 
ba erjter Abt biß 1461. 2. Jodok Blank von Ehingen bis 1482. 


233 


3. Simon Götz, geit. 22. Juli 1514. 4. Johann Haberfalt von 
Ueberlingen bis 1518, gab viel Geld für unnöthige Bauten aus. 
5. Heinrich Stölzle von Haslach bei Roth bis 1538, fuchte den 
Klojterjtudien aufzubelfen. 6. Johann II. Gudin bis 1550. 7. Chri- 
ſtoph Boner bis 1559. 8. Chriſtoph Schenz von Munderfingen, 
refignirte im Jahre 1571. 9. Konrad V. Frey von Munderkingen- 
10. Johann Rintgajjier von Geelirh, geit. 28. Dec. 1599. 
11. Jakob Heß von Gütelhofen, geit. 14. Mai 1614, führte eine 
ftrengere Hausordnung ein. 12. Johann Engler von Steinhaufen 
bis 1637, ftarb in dieſem Jahre den 27. Aug. zu Ammern bei Tübingen, 
wohin er wegen ber Kriegsunruhen fich zurückgezogen hatte, 18. Kon 
rad Knör, gejt. 10. Aug. 1660. 14. Abt Gottfried Dorner von 
Untermardthal, feit 14. April 1661. 15. Nicolaus Wirieth, geit. 
3. Sept. 1691. Er baute die neue Kloſterkirche zu Ehren der heiligen 
Apojtel Petrus und Paulus. 16. Adalbert Riegger von Munder: 
fingen, refignirte 6. Det. 1705, verwandte viel auf die Kirche, ließ z. 2. 
eine Monftranz um 7000 fl. fertigen, Statuen, Gemälde, eine große 
Orgel von J. N. Holzhay und Anderes. 18. Edmund Dilger von 
Lindau, gejt. 18. Apr. 1719. 19. Ulrih Blank von Uttenmeiler, 
rejignirte 24. Mai 1746. 20. Edmund Sator von Munderfingen, 
geit. 1768. 21. Ignaz Stein von Rottenburg a. NR. Im Jahre 1769 
vermeilte die Prinzeſſin Maria Antoinette, Tochter des Kailerd 
Franz I. und der Maria Therefia, ald Braut bed nadhmaligen Königs 
Ludwig XVI auf ihrer Reife nad Franfreih 2 Nähte und 1 Tag 
in Mardtbal. 22. Baul Schmid von Munderfingen, geit. 20. Juli 
1796. 23. Bernard Kempter von Anhauſen, geſt. 29. April 1802. 

24. Der legte Abt war Friedrih Walter von Ängitetten bei 
Roggenburg, ermählt den 8, Mai 1802. In demjelben Jahre wurde 
dad Klofter den 4. Det, durch eine fürjtl. Taxis'ſche Commiſſion provis 
forifch, den 7. Dec. d. 3. als definitiv aufgehoben in Befig genommen; 
die Mönche, welche keine Anftellung in der Seelſorge erhielten, wurden 
penfionirt und für die Gemeinde Obermardthal eine Pfarr: und eine 
Kaplaneiftelle fundirt; die feitherige Klofterfirhe wurde als Pfarrkirche 
für die Gemeinde bejtimmt, die bisherige Pfarrkirche lieg man eingehen; 
der Abt Friedrich erhielt eine Penfion und übernahm die Klofterpfarrei 
Kirchbierlingen, wo er den 28. März 1841 jtarb. Für die daſigen 
Ortsarmen und Schulen machte er bedeutende Stiftungen. 


2. Roth. 


Das ehemalige NorbertinersKlofter Roth, auch Mönchsroth ge: 
nannt, liegt an der nördlichen Spitze des Landrückens zwiſchen dem Flüßchen 


234 


—* 


Roth und Haslach und in dem durch die Vereinigung derſelben erwei— 
terten Thale im Oberamte Leutkirch. Dieſes Klojter, defien Kirche der— 
malen Pfarrkirche und zu Ehren der hl. Verena geweiht, ift das ältejfte 
Klofter des Norbertiner- oder Prämonftratenjer- Ordens in Schwaben 
und Baiern; es wurde noch bei Lebzeiten des heiligen Drbengitifters 
und von ihm felbit gegründet. Norbert reiste gegen Ende ded Winters 
1126 durch Oberſchwaben und Graubünden nad) Como zu Papſt Hono- 
rius II. welcher fich dajelbjt aufhielt. Der Ruf der Heiligkeit, welcher dem 
hi. Norbert voranging, dad Anjehen des von ihm gejtifteten Kloſters in 
Prämonitrat zogen die Augen jeiner Zeitgenofien auf fi und gewannen 
ihm die Herzen aller, die fich ihm näherten. Unter diefen war auch eine 
reihe, jromme Frau, Hemma, bie Wittwe eined angejehenen Ritters 
Heinrih von Wildenberg! und Mutter mehrerer Söhne, melde als 
väterlihe Erbichaft in der Gegend von Roth mehrere Allodial-Güter beſaß; 
legtere übergab fie dem hl. Norbert mit der Bitte, zu Roth ein Klofter 
jeine8 Ordens, der weißen Brüder, zu gründen. Norbert entſprach diefer 
Bitte und ſchickte den Möndh Burfard mit mehreren Brüdern aus dem 
Klofter Prämonjtrat nah Roth, mojelbit fie das erjte Klojter dieſes 
Drdend in Schwaben erbauten, zugleih aber, nad damaliger Sitte, 
aud) ein Frauenkloſter in der Nähe der Kirche, welches jeine eigene 
Oberin hatte, von melden Mechtild und Diemuth namentlich auf: 
geführt find. 

Das Möndsklofter ftand unter jeinen eriten Vorjtehern in jo großem 
Anjehen, daß man von Roth fih Brüder erbat, um ſchon bejtehende 
Klofterftiftungen zu reformiren ober neue zu begründen, welche ſämmtlich die 
Hegel und Statuten des Hl. Norbert annahmen und den Abt von Roth 
als ihren Hausvater anerfannten. So wurden Colonien geſchickt 1137 
nah Wilten in Tirol (BisthHum Briren), 1145 nad) Weifjenau bei Raven3- 
burg, 1147 nad Steingaben in Baiern, 1152 nad Kaijerälautern am 











1 Die Familie von Wildenberg fammte aus Ehurrhätien und fchrieb fih von 
ihrer Stammburg daſelbſt von Wildenburg. Schon frühe fam biefe Familie in den 
Befiß der Schlöffer Freudenberg, Wartau und Nitberg mit den dazu gebörigen Gütern, 
im Sarganfiichen gelegen. Hier lebten die Nachkommen des Heinrih von Mildenberg 
und ber Stifterin Hemma als freie, angejehene Ritter; doch 'nennt fi Heinrich 
von Wildenberg in einer Urkunde von 1261 felbft minder reich und mädtig im Ber: 
gleich mit feinen Nahbarır, den Grafen von Montfort und Werbenberg, ben Freiherren 
von Sar und Anderen. In biefem Jahre erwählte ihn das bamals hochangeſehene 
Klofter Pfeffers zu feinem Schirm: und Kaftenvogt, welches Amt er bis zu feinem 
im Sabre 1302 erfolgten Tode verſah. Er binterlich eine einzige Tochter, Anna, 
welche, mit dem Grafen Hugo von Werdenberg:Sargans vermählt, obige Schirmvogtei 
mit allen Gütern ihres Baters den Grafen von Werbenberg-Sargans zu Vaduz zu— 
brachte, bis biefe jpäter an Defterreih und an bie Schweiz famen. 


235 


Rhein, 1171 nad Marchthal an der Donau, ein Beweis des Anjehens 
des Kloſters Roth, welches unter dem zweiten Abte Dttino 200 Mönde 
und 40 Klofterfrauen zählte Die Stiftungsurfunde der Hemma ging 
zwar verloren, doc führt die Beitätigungsurfunde des Papſtes Eugen III. 
von 1152 die erjten Befitungen des Klojter namentlich auf, die wohl 
größtentheil3 von der eriten Stifterin herrüßrten. Diele waren: 1. Der 
Drt Roth mit der Kirche. 2. Berkheim, die Kirche mit Zugehörbe. 
3. Schopfloh ?. 4. Natten oder Nattburg. 5. Tennisheim (Thannheim), 
Felditetten, Grabenftetten (Grabanojtetin). 6. Steinbach. 7. Mehrere 
einzelne Höfe. 8. Die Kaplaneikirche (Eecles. capellata) mit dem Allod 
zu Reuthin bei Markdorf. 9. In Rhätien ein Gut (praedium) zu 
Emb3 und zu Wildberg. 10. Die Kaplaneifiche in Morviler mit Zus 
gehörde. 11. Die Weiler Welemansmweiler, Juffenmeiler und Wernbrechts. 
12. Die Allodialgüter zu Haslach, Murrwang, Habegg, Cunratsmweiler, 
Ehunen, Wilands, Spindelmaag, Bonlanden, Bachen, Penenroth, Eell, 
und weitere 24 Höfe in verichiedenen Orten (in ben dermaligen O.A. 
Laupheim, Wangen und Leutkirch gelegen). Dieſe urſpruünglichen Stiftungs— 
güter waren, im Verhältniß zu andern Kloſterſtiftungen, ſo bedeutend, 
daß das Kioſter Roth zu den reichſten ſich hätte emporſchwingen können. 
Allein die äußeren Verhältniſſe, der nicht immer geordnete Haushalt, 
Unglücksfälle ließen einen großen Theil dieſer Güter in fremde Hände 
übergehen, jo daß Roth zwar immer ein anjehnliches Stift blieb, auch 
jpäter bedeutende Ermwerbungen machte, doc von mehreren benahbarten 
Klöftern, 3. B. Weingarten, Ochſenhauſen zc., an Reichthum meit über: 
troffen wurde, ungeadtet das Klojter Roth von den Päpiten Inno— 
. cenz II., Eugen III. (1152), Lucius III. (1183), Bonifaz IX., ſowie 
von dem deutichen Kailer Friedrich I. (1179), Herzog Friedrich von 
Schwaben (1191), Kaifer Otto IV. (1209), Friedrih II. (1215), Hein- 
rich VI. (1223), Albert I. (1304), Ludwig IV. (1338), Karl IV. (1353) 
und anderen in ihren bejondern Schuß genommen und ihn alle jeine frühern 
Freiheiten beftätigt wurden, wie denn Kaiſer Karl IV. (1353) dasjelbe 
von allen weltlichen Gerichten befreite. Der erjte Klojtervorjteher, Burkard, 
welcher von Prämonftrat gefommen war, nannte ji, wie es bei den 
Norbertinern in der Regel immer ber Fall war, Propſt (Praepositus), 
aber fein Nachfolger Dttino führte jchon den Namen eines Abts, ben 
Gebrauch der Bontificalien und der Inful erhielt aber erjt Abt Martin 
(1587) von dem Papfte Sixtus V. 


1 Württemberg. Urkundenbuch II, 69, 342, (D. R.) 

2 Nach ber O.A. Beichreibung von Leutfirh, S. 175, war es das damals no 
beitehende proteftantifche Pfarrdorf Schopfloch bei Kirhheim. Eo auch das Mürttem- 
berg. Urfundenbud a. a. D. ©. 72, 


236 


Ein reihgunmittelbares Klofter ohne Schirmuogt war dad Kloiter 
Roth ſchon frühe, daher, ald die SKreißverfafjung unter dem Kaijer 
Mar I. fi ausbildete, der jeweilige Abt von Roth als Mitglied bes 
ſchwäbiſchen Bundes und fpäter der ſchwäbiſchen Prälatenbanf auf Reichs— 
tagen jeinen Sig zwiſchen Urjperg und Roggenburg, auf Sreißtagen 
zwilchen Roggenburg und Weifjenau einnahm. Doc behauptete die Land- 
vogtei Oberkhmwaben die hohe und Criminal-Gerichtsbarkeit über bie 
Rothiſchen Unterthanen, bis das Klofter diefe von Erzherzog Leopold 
von Defterreih (1619) um 8000 fl. auf Wieberlöjung an ſich Faufte und 
im Sabre 1744 alö ein feudum francum um weitere 8000 fl. für immer 
erhielt. So beſaßen aud die v. Waldburg die forfiliche Jurisdiction 
als Lehen, und das Klojter erhielt diejelbe zuerjt im Jahre 1535 von 
den VBormündern der Kinder des Truchſeſſen Georg IIL. als Afterlehen, 
jodann jpäter 1720 von dem Grafen von Waldburg Wurzach mit dem 
Jagdrecht in dem Weiler Emishalden, Juſſenweiler bei Hauarz, Boſchen, 
Bud, Konnenberg, Pfenders bis Bachen — über eine Meile, ald Eigens 
thum um bie Summe von 45000 fl, und gegen Abtretung einzelner 
Kloftergüter an die Grafen von Waldburg. 
| Die vielen Fehden und Kriege, die zwiſchen den Reichsſtädten und 

ben Fürften und dem Adel, ſowie zwiſchen Dejterreich und den Schweizern 
zu Ende des 14. und im 15. Jahrhundert, die Streitigkeiten zwiſchen dem 
Kaijer Ludwig und den Päpſten, das kirchliche Schisma ſelbſt, wo Päpite 
gegen Päpite jtanden, wirkten höchſt nachtheilig auf die Klofterzucht mie 
auf ihren Wohlftand. Auh dag Klojter Roth verlor einen großen Theil 
feiner älteren Befigungen und ſah fic feinem gänzlichen Untergange nahe 
gebracht. Schon im Jahre 1377 fing man an, Schulden zu maden, im 
Jahre 1381 löste ſich das Frauenkloſter auf, die Zahl der Mönche ſank 
um bieje Zeit auf 24, jpäter auf 3 herab; Abt Joh. Barner (1385) 
verpfändete Schopfloh; die Schuldenlaft war im Jahre 1388 auf 
24000 fl. geftiegen, man mußte zu Veräußerungen ſchreiten. Zwar er: 
theilte Papſt Bonifaz IX. (1395) Allen Ablaß, die dem Klofter eine 
Beifteuer leilten würden, allein dieje Beiträge wurden unter dem Abt 
Peter (1397— 1401) verſchwendet; fein Nachfolger Lucius mußte fid 
wegen dem Ungeltüm der Gläubiger zurücziehen und jtarb in der Ver— 
bannung im Jahre 1403. Gerung, Abt zu Weifjenau, wollte mit Bei- 
hilfe des benachbarten Adeld die Angelegenheiten des Kloſters ordnen, 
allein weder er noch die nachfolgenden Aebte in Roth, Peter II. Stäbelin 
von Weiffenau, Friedrih von Schufjenried, Johann II. Gelderih (1407 
bi8 1413), vermochten dem Verderben zu jteuern, Abt Jodok (1413), 
von Urjperg poftulirt, mußte wegen ärgerliden Lebens nad) einem Jahre 
abgejet werden. Bon den vielen Gütern waren fajt alle verpfändet 


237 


und verkauft, der Ertrag ber noch unverjehten Güter war ganz un: 
bedeutend. Da übernahn Leonard, ein Weltgeiftlicher, uneheliher Sohn 
bes Truchſeß Johann von Waldburg und Faijerlihen Landvogts in Ober: 
jhmwaben, die Verwaltung, führte fie vier Jahre, ohne dem Klofter aufs 
zubelfen. Im Jahre 1418 murbe wieder ein Abt nah Roth gejekt, 
Heinrih IV. Merk von Munderfingen, welcher aber ſchon nad zwei 
Jahren ſtarb. 

Nun wurde Martin He jer aus Marchthal gewählt, welcher von 
1420 bis 19. April 1457 dem Klofter Roth ala Abt voritand. Er war eg, 
welcher die abgegangenen Kloftergebäubde wieder berjtellte, einen großen Theil 
der verpfändeten und auf Wieberlöfung verfauften Güter einlöste, die Zahl 
der Mönche vermehrte, Zucht und Ordnung beritellte, jo daß man mit 
Recht ihn den zweiten Stifter des Kloſters nannte. Um alles dieſes zu 
bewirken, war er für fich jehr jparjam; mit fajt allen Nachbarn, welche 
im Bei von Roth'ſchen Klojtergütern waren, namentlih auch dem 
Klofter Ochſenhauſen, hatte er Prozeſſe zu führen, die er meiſtens durch 
Vergleiche zum Vortheile feines Kloſters beendigte. Die Einkünfte des— 
jelben zog er mit Strenge ein, was einen Aufjtand der Klojterunter: 
thanen herbeiführte, der (1449) durch die Dazwiſchenkunft des abeligen 
Vereins zum bl. Georg beigelegt wurbe. ine weitere Hilfe für das 
Beſte des Klojterd war, daß der Abt von Papſt Nikolaus V. eine Bulle 
auswirkte (1452), nad welcher nicht nur die Einverleibungen und das 
Patronat mehrerer Piarreien aus früheren Zeiten bejtätigt wurden, 
ſondern das Klofter auch die Erlaubni erhielt, dieſe Pfarreien durch 
die eigenen Geiftlichen pajtoriren zu laſſen. 

Die Nachfolger des Abts Martin traten größtentheild in deſſen 
Fußſtapfen. Nur Abt Dominit (1556—1560) machte eine Ausnahme, 
indem er die Klofterzucht vernachläſſigte und anfing, neue Schulden zu 
machen, weßhalb er auch genöthigt wurde (1560), feine Abtswürde nieder: 
zulegen. Allein ungeachtet in Roth Ordnung und eine geregelte Haus: 
haltung fortan beitanden, jo blieben doch für basjelbe mehrere, beſonders 
entferntere Güter für immer verloren, und auch der Bauernaufitand im 
Sabre 1525 traf das Klofter um fo empfindlicher, als deſſen eigene 
Unterthanen (ber ſogen. Rothe Haufen) gegen dasſelbe aufjtanden, es 
plünderten und die angebrohte Brandlegung nur durch eine Loskaufs— 
jumme abgemwendet werden fonnte. Im Herbite 1525 lagerten die von 
dem Truchſeſſen Georg von Waldburg zurüdgeihlagenen Bauern an ber 
ler, mobei Berkheim von den ſchwäbiſchen Bundestruppen ausgeplündert 
und niedergebrannt wurde. 

Noch ſchwerer laſteten die — des 830jährigen Krieges auf 
dem Kloſter Roth. Gezwungen, der katholiſchen Liga (1611) beizutreten, 


238 


mußte es an dieſe bedeutende Beiträge leiften. Am Jahre 1629 kamen 
gegen 3000. Mann ligiftiiche Truppen in das Roth'ſche Gebiet, im Jahre 
1632 die Schmeben, welche dad von jeinen Bewohnern verlafiene 
Klofter jehr beichädigten, den 6. Juni 1633 gänzlich ausplünderten und 
im Jahre 1634 an den jchwediichen Obrift:Wachtmeifter Konrad Zorn 
von Bulach verjchenkten. Kaum waren dieſe Wunden vernarbt, ala 1681 
(vom 1. April bis 6. Mai) zuerft die Kirche mit dem Thurm, dann 
ſämmtliche Kloftergebäube, mit Ausnahme des Kranken und Bräuhaujeg, 
der Bibliothek und des Archivs, verbrannten. Im ſpaniſchen Erbfolgefrieg 
(1702—1704) madten die Baiern und Franzoſen die Umgegend Roths 
zum Kriegsihauplage, was dem Klojter großen Schaden und Kojten 
verurjachte. Aehnliches geihah 1796 und 1800 in dem franzöfiichen 
Kriege. 

Das jährlihe Einfommen des Klofterd wurde im Entihäbigungs- 
receß rein auf 38850 fl. und roh auf 55018 fl. geihäßt. Seine Be 
figungen lagen größtentheild in der Nähe des Klojterd, im dermaligen 
Dberamte Leutlirh, aber aud in den Dberämtern Waldjee, Laupheim 
und Biberach beſaß ed mehrere Zehnten, Höfe und Güter, ſowie auf dem 
rechten Ufer der Aller Steinbach, Engelharz theilmeije und Kardorf. Außer 
den uriprünglichen Stiftungsgütern und den obenangeführten, theuer er— 
fauften forjteilihen und Hoheitörechten erwarb das Klofter in den erſten 
Zeiten, meiftend durch Vergabung, jpäter durh Kauf, größere und Kleinere 
Befigungen. Die bebeutenditen Ermwerbungen waren durch Kauf 1362 
von Hermann und Ulrich v. Winterftetten um 4500 Pfund Haiſtenkirch mit 
den zugehörenden Orten Seehof, Haidgau, Gmigg und Molprechtshauſen; 
1356 von Ulrich v. Schellenberg und defjen Gemahlin Anna v. Ellerbad) 
um 1500 Pfund das halbe Dorf Kirchberg, die andere Hälfte wurde im 
Sabre 1692 um 16500 fl. von einigen Ulmer Bürgern erfauft; 1601 
von mehreren Bürgern zu Memmingen um 4600 fl. den Kirchenjag zu 
Kardorf mit dem Widdum u. |. w.; 1604 von Friedrich v. Werdenſtein 
und Reinhard v. Bernhaufen um 19 000 fl. das Dorf Kirchdorf, und 
da e3 mwürttembergiiches Lehen war, an den Herzog von Württemberg 
6000 fl. für die Lehensablöjung mit noch mehreren weiteren Zehnten, 
einzelnen Gütern. Hierzu famen nocd bedeutende Summen, welde auf 
die Klofterfirhe, Gebäude, jomwie auf auswärtige Kirchen, welche dem 
Klojter einverleibt waren, verwendet wurden. So ward in den Jahren 
1682— 1688 die niedergebrannte Kirche mit dem Klofter von Abt Martin 
Ertle wieder hergeitellt, und von 1783—1786 die ſchöne große Pfarrkirche 
zur hl. Verena mit zierlihen Thürmen neu vom Abte Wilibold erbaut, 
darin ſchöne Malereien von Weil aus Münden und Januar Zi von 
Koblenz, und eine prächtige Orgel von J. Holzhay. 


239 


Dur den Reichsdeputations-Hauptſchluß von 1803 murde das 
Klofter Roth mit allen feinen Herrichaften dem Grafen Ludwig von 
Wartenberg ala Entihädigung mit dem Namen einer Reihsgrafichaft 
zugewiejen, welcher fie feinem Neffen und Aboptivjohne Karl Friedrich 
Ludwig von Erbach überwied, der nun ji Graf von Erbach-Wartenberg— 
Roth ſchrieb. Zufolge der rheinischen Bundesacte fam die Grafichaft 
Roth 1806 unter die Hoheit von Württemberg, mit Ausnahme der auf 
dem rechten Ufer ber Jler gelegenen Güter, welche bei Baiern verblieben. 


Verzeichniß ber Aebte des Klofters Roth. 


Burfard, aus Prämonſtrat von dem hl. Norbert ſelbſt als erjter 
Propſt nad Roth gejendet, 1126—1140; jein Nachfolger war Ottino 
aus der Familie der Truchjejlen von Waldburg, welcher ala erfter Abt 
dem Klojter vorjtand, von 1140—1182; auf ihn folgten bis 1217 drei 
Aebte, Berthold, Bolmar und Albert, ohne Angabe des Jahres, 
in welchem jie die abteilihe Würde übernahmen; im Sabre 1217 war 
Heinrih, 1222 Wernher, und nad diefem Reinhard und Ber: 
thold II. Abt, leterer biß 1273; auf ihn folgte Heinrich IL., geit. 1307; 
dann Konrad I. von Ow bis ca. 1352; Egelolf von Lutrad), geit. 
1368; Heinrich III. von Krauchenwies, unter dem der Verfall des 
Kloſters begann, geit. 1380; Konrad II. Jrumenbi3, geit. 1391; 
Sobannl. Barner, geit. 1397; Petrus I. (Abbas recutitus), ein ges 
taufter Jude; nad) der Sage entfloh er mit den zufammengerafften Geldern 
nad Stabdelhofen; Lucius verließ Roth und jtarb in der Fremde 1403; 
Gerung, Abt zu Weifjenau, übernahm die Verwaltung des Kloſters, 
zog ſich aber zurücd und jegte 1406 einen feiner Gonventualen, Hein: 
ri U. Städelin, ala Abt nach Roth, rief ihn aber im folgenden Jahre 
wieder nah Haufe; nun wurde Friedrich I. aus dem Klofter Schufjen- 
tried als Abt nad Roth (1407) poitulirt, gejt. 1412; Johann II. 
Gelderih und Jodok von Urjperg behaupteten die abteilihe Würde 
nur furze Zeit, letterer entfloh nad einem Jahre, und Leonard (fiehe 
oben) verwaltete die Kloftergüter von 1414 bis 1418, wo Heinrich IIL, 
Merk von Munderfingen, zum Abt gewählt wurde, aber ſchon 1420 
jtarb; nun folgten Martin Hejjer, der Wieberherjteller des Kloſters, 
geit. 19. Apr. 1457; Georgius Aggenau, geſt. 1470, 19. Oct.; 
Johann Mosheim von Memmingen, geit. 16. Dec. 1475; Heinrid 
Hünlin von Lindau, geit. 17. März 1501; Konrad Ermann von 
Zell, geit. 30. Jan. 1543; Konrad Spleik von Bauftetten, geit. 
1549; Vitus Tertor von Wangen, gejt. 1556; Dominik Jrey- 
berger von Biberady wurde 1560 abgejegt und jtarb 1561; Martin 
Ermann von Zel'von 1560, geſt. 17. Nov. 1589; Martin Shleid 


240 


von Hüttenweiler 1590, geft. 20. Oct. 1591; Balthafar Held von 
Haifterfirch, refignirte wegen Kränflichkeit im Jahre 1611 und ftarb 1614; 
Joachim Gieteler von Waldjee, refignirte den 4. Nov. 1630; Ludwig 
von 1631 bis 1668; Martin Ertle, vefign. 1711, ftarb 1712; Her— 
mann®Bogler, treffliher Delonom, biß ca. 1788; MauritusMoriz, 
geit. 1782, ließ die alte Klofterfirche abtragen und entwarf den Plan zu 
einer neuen, welde Wilibold Held, geit. 1789, baute und prächtig 
ausſtattete. Diejer Abt Wilibold verfaßte mehrere geſchätzte canoniftifche 
Bücher. Sein Nahfolger Nicolaus Betſcher war der legte Abt; nad 
der Säcularijation (1803) penjtonirt, ftarb er zu Roth 12. Nov. 1811. 

Bei der Auflöjung ded Kloſters zählte der Convent mit dem Abte 
32 Priejter, 3 Novizen und 1 Laienbruber, welche theil3 penjionirt, 
theil3 auf die. Klojterpfarreien angejtellt wurben !. 


3. Schuffenried (Sorethum) ?, 


An dem Fluſſe Schufien, eine Stunde von Aulendorf, in dem Ober- 
amtsbezirke Waldjee, liegt das ehemalige Norbertinerklofter Schuſſen— 
ried (lat. Sorethum). Diejed Klofter wurde im Jahre 1183 geitiftet. 
Die Stifter waren zwei Brüder: Berengar und Konrad, Milites, 
auch Nobiles genannt, welde auf dem Schlofje, dad auf der Stelle des 
dermaligen Klojters jtand, mohnten, und denen ber größere Theil des 
Dorfes Schufjenried mit noch weiteren Orten der Umgegend, jomie das 
entfernte Nidenbad im Thurgau mit Zugehörden und Neufra (Niffra) 
bei Heiligenberg angehörten. Beide Brüder hatten feine Kinder; fie be— 
Ihlofien daher, ihr Vermögen in frommem Sinne der Kirche zu weihen, 
und übergaben jofort alles, was fie bejaken, dem Ulrich von der Tanne, 
welcher damals Propſt des benachbarten Kloſters Weijjenau war. Diejer 
nahm die Stiftung an und ſchickte den Conventualen Friedrich feines 
Kloſters mit noch einigen Brüdern nad Schufienried, welche eine Kirche 
und ein Klojter von Holz zum Theil in das Echloß einbauten. Kaijer 
Friedrich I. beitätigte im Jahre 1183 zu Conftanz dieſe Stiftung und 


t Die Gefhichte feines Klofters hat bearbeitet P. Benedict Stabelhofer: 
Historia imper. et exemti collegii Rothensis in Suevia. 2 Bde. Augsb. 1787. 
Die Darftellung geht bis 1630. Der 3. Bd. bis 1786 noch ungebrudt in Stuttgart. 
Pol. Beihreibung des O.A. Leutfirh S. 173. (Ann. d. R.) 

2 Quellen. Die Schufienrieber Hauschronik, Manuſcript in Folio, von einem 
Kloftergeiftfichen im Jahre 1760 nad den vorhandenen Urkunden gerieben, wobei 
er ſich einiger ältern Chroniken des Klofters von ben Jahren 1442, 1532 und 1705 
bebiente. Bruschius, Monast. etc. pag. 587. Bucelini et Fr. Petri Suevia 
sacra; Beichreibung des DA. Waldfee 1834. — P. Bed, Zum 700jährigen Jubis 
läum bes Prämonſtratenſer Reichsſtifts Schufienried. Stuttgart 1883. (D. R.) 


241 


nahm da3 Klofter in feinen und bes Reihe Schutz. Die beiden Stifter 
Berengar und Konrad traten jelbjt in dasſelbe ein; Berengar ftarb im 
Sabre 1188 und Konrad im Jahre 1191, Beide als Ordensbrüder. 
Rah dem Tode Konrad erhoben defjen Schwager, Konrad von 
Wartenberg, und fpäter deſſen Söhne Heinrih und Konrad Ein- 
ſprache gegen biefe Stiftung und bie dadurch gejchehene Beräußerung 
der Güter ihrer reip. Schwäger und Oheime, auf welde fie, al3 bie 
nächſten Erben, rechtliche Anjprüce zu haben glaubten. Anfänglich jcheint 
man biejen Streit vor den geijtlichen Gerichten geführt zu haben, indem 
da3 Klofter zur Beftreitung der Prozeßkoſten ein bedeutendes Anlehen von 
84 Mark Silber machte. Der Verlauf des Handels ſcheint für die Erben 
nit günftig geweſen zu fein: ſie verbanden fi daher mit dem Herzog 
Konrad von Schwaben, dem Sohne Kaijerd Friedrich I., und verſprachen, 
ihm in feiner Fehde mit Herzog Berthold von Zähringen beizuftehen, 
wenn erjterer fie in ihren Anſprüchen auf Schufjenried unterftügen 
würde. Hierauf gejtügt, nahmen bie von Wartenberg mit bemwaffneter 
Hand Beſitz von Schufjenried, jagten die Mönde fort, die fich mit ihrem 
Propfte Mangold (nad) Andern ging er nah Roth) nah Weiffenau 
flüchteten, verbrannten einen Theil des Klojterd und übergaben bie 
Pfarrkirche einem MWeltgeiftlihen, Heinrid von Embs. Propſt Konrad 
von Weifjenau nahm fich der vertriebenen Brüder von Schuflenrieb an, 
ermirkte in Rom bei Papſt Clemens III. den Bann und das Inter— 
diet gegen bie von Wartenberg, bejete auch wieder Schuijenrieb mit 
Mönden. Erſtere überfielen aber zum zweiten Male Schuffenried und 
verheerten die Güter des Klofterd Weifjenau. Mehrere Jahre dauerte 
diefer Streit, bis endlich Biſchof Diethelm, ein Freiherr von Krenkingen, 
Biſchof zu Conſtanz, auf einer Synode dajelbft im Jahre 1205 einen Vergleich 
zu Stande brachte, nad) welchem die von Wartenberg auf ihre Anjprüde 
an die Güter in und um Schufjenried verziteten, dagegen Rickenbach 
mit Zugehörden und noch andere Drte in der Schweiz (Cant. Zürich und 
Thurgau) für fich behielten, und den Stiftern des Kloſters beigezählt 
werben jollten. Diejer Vertrag wurde im Jahre 1220 wieder mit der 
Beitimmung erneuert, daß der Fluß Oſtrach Fünftig die Grenze zwilchen den 
Befigungen des Klofter8 und der Herren von Wartenberg bilden jollte '. 
Bon nun an blieben die Norbertiner im Beſitze Schufjenried3 und 
die Berhältnifje mit denen von Wartenberg gejtalteten fich immer freund- 
(icher, jo daß Konrad von Wartenberg dem Klojter ein ihm in Schuffenried 
heimgefallenes Lehen um 40 Bund überließ und auf die Lehenäherrlichfeit 


ı Siebe bie Documente über diefen Vergleih im Württemberg. Urkundenbuch IT, 
349, III, 106. Dazu Baumann, Didc-Arhiv XI, 150 fi. Anm. d. Red. 
Freib. Didc.»Arhiv. XVIII. 16 


242 


bes ſpäter daſelbſt weiter vom Klofter erfauften Eleinern Schloſſes mit 
Zugehörden verzichtete. Doch waren die erjten Stiftungsgüter nicht von 
befonderm Belange; fie umfahten im Jahre 1227 (It. Urfımde vom 
18. März d. J. nad) welcher Kaifer Heinrih VL, Kaijer Friedrichs II. 
Sohn, dem Klojter alle jeine Freiheiten u. |. w. bejtätigte, und ihm das 
Recht, fih aus dem Altdorfer Reichsforſte zu beholzen, einräumte) — 
nur: Schufjenrieb mit allen Zugehörden, ben Hof und die Kapelle zu 


Laubach, den Hof Olgreute, Enzisweiler, Kirnbach und Hopfenbach. 


Allein bald vermehrten fich diefe Güter, bejonderd nahdem Propit Konrad 
(1229) das alte Schloß abbreden und auf dejjen Stelle und aus 
deſſen Material ein für die damalige Zeit anjehnliches Klofter mit 
ber zu Ehren des Hl. Magnus gemeihten Kirche hatte bauen lafjen. Der 
Adel der Umgegend, größtentheil3 hohenſtaufiſche Vaſallen, war, wie 
ihre Herren, dem Klofter hold, beſchützte und bereicherte dasſelbe mit 
Schenkung von Höfen und Gütern; bejonder8 thaten dieſes die Truch— 
jefle von Waldburg, melde aud jpäter, wohl ald Landvögte in Ober: 
ihmwaben, und bi8 1610 Schirmvögte waren. Früher waren es bie 
von Wartenberg als Mitftifter, dann im 15. Jahrhundert die benad- 
barten Reichsſtädte, namentlih Biberach, Ulm, der Verein der Seejtäbte, 
hierauf der Bund des St.Georgenſchilds, ſowie ber große ſchwäbiſche 
Bund, melde gegen ein bejtimmte® Schußgeld das Klofter beſchirmten. 
Aber auch der auf der Achalm bei Reutlingen mwohnende Konrad von 
Stoffeln ſchenkte (1233) an Schufjenried einen Hof und Feld zu Wein- 
gärten in Mebingen, weil er als Pilger im Heiligen Lande von ben 
Klofterbrüdern freunblid aufgenommen und verpflegt worden war. Doch 
dieſe Schenkung wurde von den Söhnen Konrad3 angefochten und ihre 
endlihe Zuftimmung mußte mit 24 Mark Silber erfauft werben. 

Die meitere Geſchichte dieſes Klofterd zeigt von feiner Stiftung 
an eine fajt ununterbrocdene Reihe von Ermwerbungen, da faſt jeber 
Propft oder Abt durh Kauf und Schenkung dem Klofter neue Ber 
figungen, bald größere, bald Eleinere, errang. Die äußern und innern 
Berhältnijje waren hierbei günftig. In der Umgegend wohnten meiftend 
adelige Familien al3 Befiger kleinerer Herrichaften, die zum Theil im 
13. und 14. Jahrhundert verarmten, theild ausftarben, jo die von Winter: 
jtetten, DtterSwang, Efiendorf, Stuben, Michelwinnenden ꝛc.; dadurch 
famen ihre Befigungen zum Verkauf: Käufer war das Kloſter, welches 
bei einer geordneten Haushaltung, unter der Leitung meiſtens tüchtiger 
Aebte, immer Geld und Credit Hatte, und jede Gelegenheit ergriff, 
den Beſitz des Kloſters zu vergrößern und zu arrondiren. Zwar fehlte 
es auch bier nit an minder tücdhtigen Vorftehern, aber bieje wurden 
dann von ihrem Amte entfernt. Hierzu Fam nod, daß das Klojter teils 


243 


mit diefen Gütern, theils auch jonft die Patronatrechte über Pfarreien, 
oft mit dem Zehnten und dem Kirchenſatz, erwarb, welche bann von ben 
dem Orben günftig gefinnten Päpften und den Bilhöfen von Conftanz 
dem Klojter einverleibt und größtentheil3 durch die eigenen Geiftlichen 
verjehen wurden. In diefer Geftalt famen an das Klofter die Pfarreien: 
1361 Reichenbad, 1363 Steinhaufen, 1365 Muttensmweiler, durch den 
Biſchof Heinrih von Conftanz, 1391 Untereggatöweiler, 1406 Michel: 
winnenden; 1407 bejtätigte Papſt Gregor XII. dieje Incorporationen, 
ſowie jene der Pfarreien Oggelöhaufen, Oggenſchweiler, Winterjtettendorf 
und Attenweiler, 1424 Papſt Martin V. Otterswang, 1427 Atten- 
weiler, 1456 Biſchof Heinrich von Conftanz und 1457 Papſt Galirt t I. 
Eberhardszell; 1393 Allmanndweiler, 1371 Molpertshauſen zc., 1349 
Eggmannsried, 1397 Winterftettendorf. 

Bon ben vielen Käufen und Schenkungen follen hier mur noch einige 
ber bebeutenberen aufgeführt werden: 21. Dec. 1339 von Ulrih Schenk 
von Dtterdwang der Kirchenſatz, Güter, Zehnten in Reichenbach, einzelne 
Höfe in Sattenbeuren, Schlegwieden, Egeljee ıc. um 556 Pfund Heller; 
1349 von Hand von Molpertöhaufen die Kirche zu Eggmannsried; 1363 
der Kirhenjag zu Steinhaufen und Muttendmweiler von Dietrih von 
Ramingen, um 250 Pfund; 1365 von Hermann Schenk zu Winterftetten 
da3 Dorf Steinhaujen; ber Kirchenfat zu Oggelöhaujen von Heinrid von 
Stöffeln zu Auftingen, deigleihen 1371 von Hand von Molpertöhaujen 
7 Höfe mit der Vogtei Zwing und Bännen; ebenjo dad Widdum und 
7 Höfe in Attenweiler von Hermann dem Wielin zu Michelminnenden; 
1381 die Burg, dad Dorf:Widdum ꝛc. mit noch andern Gütern, von 
Sohann von Stüben, um 1225 Pfund; 1479 Michelminnenden, das 
Dorf ꝛc., von Georg Truchſeß von Waldburg, um 9500 fl. in Gold; 
1610—1616 von den Grätern zu Biberach dad Dorf Stafflangen mit 
der Vogtei über mehrere Höfe um 40000 fl.; 1695 das Schloß zu 
Aichen, der Streitberg ıc., aus der Hornitein’ihen Gantmafie, gegen 
Erlafjung einer Schuld von 18082 fl. und einer Baarzahlung von 
5600 fl.; 1709 Winterftettendorf mit dem Kirchenſatz 2c. von der Stabt 
Waldſee, um 41873 fl.; bie hohe und niedere Gerichtäbarfeit daſelbſt 
1747, von Oeſterreich; 1738 Allmannsweiler, von ben Grafen von Walb: 
burg zu Durmentingen ꝛc. 

Diefe ſämmtlichen Ermerbungen bildeten jo ziemlich ein geſchloſſenes 
Ganzes, meijtend an dem Fluſſe Schuffen gelegen, doch hatte das Klojter 
auch Weingärten am Bodenjee, Haus und Güter in und bei Bi- 
berach x. Zur Zeit der Säcularijation (1803) beftand in den Dörfern 
Schuſſenried, Michelwinnenden, Otterswang, Reichenbach, Stafflangen, 
Winterſtettendorf, Allmannsweiler, Attenweiler ꝛc. mit mehreren Weilern 

16* 


244 


und vereinzelten Höfen bie Benölferung aus 3200 Seelen, und ba3 
jährliche Retto-Einfommen betrug circa 40—50000 fl. Bei der Ermer: 
bung obiger Orte fam in der Regel auch die niedere Gerichtäbarkeit, 
Vogteirechte, Zwing und Bann an das Klojter; die hohe Gerichtäbarkeit, 
den Blutbann übte in den meilten Orten die kaiſerliche, jpäter öſter— 
reichiſche Landvogtei in Oberſchwaben. Im Jahre 1512 überließ Kaiſer 
Mar I. auch diefe dem Klojter, ausgenommen, wenn es fih um Raub: 
mord handelte, doch jelbit diefe Ausnahme hob Kaijer Rudolf II. auf; 
die hohe Gerichtäbarfeit war aber nur Lehen, jedoch ſeit 1744 gegen 
Bezahlung von 8000 fl. an Oeſterreich Eigentfum des Klojterö, was 
die über Stafflangen jchon im Jahre 1624 geworden war. Schufjenrieb, 
. Jeßt ein reichsunmittelbares Klojter, hatte, nad) ber Einteilung in Kreife, 
Sit und Stimme auf der ſchwäbiſchen Prälatenbanf, und collectirte, mit 
Ausnahme von Allmannsmweiler, welches ritterſchaftlich mar, unmittelbar 
zum ſchwäbiſchen Kreis und Reihe. Um fich diefe Rechte und Befitungen 
zu fichern, ließ das Kloſter jich diefelben von ben deutſchen Kaijern und 
Königen beftätigen. Derartige Beftätigungs-Urkunden liegen fajt von 
allen Kaifern von Friedrich I. (1168) bis anf Karl VI. vor; ebenio 
murben die Päpfte angegangen, das Klofter unter den Schuß der 
Kirche zu ftellen, was auch Innocenz III. (1215), jowie mehrere nad: 
folgende Päpfte, 3. B. Gregor XII, Martin V., Ealirt III. ıc., thaten. 

Mit dem Reichthum bed Klofterd ftieg bejjen Einfluß und An- 
iehen. Nah alter Obfjervanz Hatten bie Norbertiner Pröpſte zu 
Borftehern. Auch in Schufjenried waren Pröpite, bis Papft Eugen ben 
Propft Konrad Rauber im Jahre 1440 zum Abte ernannte, und Papit 
Clemens VIII. im Sabre 1596 dem Abte Ludwig Mangold die Rechte 
eines infulirten Abt3, und damit dad Net, Inful und Ring zu tragen, 
verlieh. — Das Klofter und die Kirche wurde im Jahre 1229 von Propft 
Konrad gebaut, im Jahre 1487 das jetige Archiv und die Bibliothef von 
Abt Deftreicher, von 1625— 1629 aber das Refectorium und dad Dormi: 
torium von Matth. Rohrer, fait das ganze Klojter mit der Kirche in den 
Jahren 1650-1663, nachdem die Schweden basjelbe 1647 verbrannt 
hatten, neu bergejtellt. Abt Magnus Kleber (1750—1756) beſchloß 
den Neubau des ganzen Kloſters. Einige Bauten wurben auch wirklich 
ausgeführt; das Ganze blieb aber unvollendet. — Um bie Kojten ber 
vielen frühern Güterkäufe bejtreiten zu können, jcheinen die Abgaben 
von ben Unterthanen genau und jtrenge eingezogen worden zu jein, was 
zu Beichwerden, jelbjt Aufitänden führte. So beſonders in den Jahren 
1448 und 1483 wegen ber Leibfälle und Anderem. Bei dem allge 
meinen Bauernaufftand plünderten die Unterthanen ven 29. März 1525 
das Klojter, zeritörten die Lagerbücer und führten die Fruchtvorräthe 


245 


(1000 Scheffel Roggen, 11.000 Sceffel Dinkel und 600 Scheffel Haber) 
weg. Mit Noth vermochte der Abt Johann Wittmaier, ber mit dem 
Tode bedroht war, zu entflichen. 

Später kamen die Wehen des 3Ojährigen Krieges. Bis 1630 mußte 
das Kloſter 44283 fl. an die katholiſche Liga bezahlen. Im Juli 1628 
begannen die drücdenden Einquartierungen der dfterreichifchen und Ligifti- 
Ihen Truppen. Im April 1632 flüchtete der Abt Matthäus Rohrer 
mit jeinen Priejtern vor den anrüdenden Schweden in die Schweiz. 
Letztere bejegten im Mai d. J. das Klofter, plünderten basjelbe und 
die Umgegend, jo daß aus Mangel an Bewohnern (1635) viele Häujer 
leer ftanden. Den 13. Januar z0g wieder ein ſchwediſches Corps durch 
Schufjenried, plünderte und verbrannte den größten Theil bed Klojters 
und die Kirche bis an den Chor. (©. die Heinen Mitteilungen.) 

Die Gejammteinfünfte des Klofterd betrugen im Jahre 1656 nur 
2543 fl., aber in wenigen Jahren ftiegen fie auf das Doppelte, und wie 
wir oben gehört, in leßter Zeit auf 50000 fl. Der ſpaniſche Succeſſions⸗ 
frieg, in welchem die Baiern mit ben verbündeten Franzoſen, ſowie der 
franzöfiihe Revolutionskrieg, in welchem bie öſterreichiſchen Truppen in 
den Jahren 1792—1804 in ber Umgegend von Schufjenrieb ſich herum: 
tummelten, verurjachten dem Klofter gleihfalld große Kojten. So fam 
das Sahr 1803, in welchem dur ben Reichsdeputations-Hauptſchluß 
vom 25. Tebruar die Säücularijation ausgeſprochen und das Klojter 
den Grafen von Sternberg: Manderfcheid als Entihäbigung für bie 
verlorenen Befigungen auf dem linken Rheinufer zugleich mit der Abtei 
Weiſſenau zugetheilt wurde. Am Sabre 1806 kamen dieſe Befigungen 
unter bie Landeshoheit von Württemberg. Nachdem ber Graf Franz 
als Ießter männlicher Erbe den 8. April 1830 gejtorben war, ver: 
fauften die weiblihen Erben Schufjenried und m (1834) an 
den Staat. 


Verzeihnif ber Pröpfte und Aebte. 


Der erjte Propit in Schufjenried war Friedrich, von Weifjenau 
dahin gefommen 1183, er ftarb 1188; jein Nachfolger war Mangold 
aus dem Klofter Roth, wurde (1191) von den von Wartenberg vertrieben 
und legte jein Amt nieder; Propit Konrad von Weifjenau, ald Haus: 
vater Schuſſenrieds, vertrat die Angelegenheiten besjelben. Nach Bei: 
legung des Wartenberg’ihen Streite8 wurde Manfried (1205) von 
Noggenburg als Propft berufen, ging aber im Jahre 1208 wieder in 
ſein Klofter zurück; auf ihn folgte Ruither, welcher nad einem Jahre 
abdankte; dann Fam Burkhard von Biberah, von 1200—1215; 
hierauf Konrad von Befjerer, ein Ulmer, bis 1218; dann wieder 


246 


Manfried von Roggenburg biß 1221; nad dieſem Rudolf, ein Mönd 
von Weiſſenau, welcher aber nad einem Jahre abdanfen mußte; dann 
Konrad, aus dem Klojter Mardthal, von 1223 bis Ende des Jahres 
1247; Berthold I. 1248—1279 (von da bi 1371 eine Lüde im 
Manufeript); Ortolf I. 1279—1282; Heinrid von Ehingen 
1282—1291; Albert 1291—1303; Konrab III. 1303—1326; 
Ortolf I. 1326—1357, aus dem Geſchlechte der Schorpen; Ber: 
thold II. 1357— 1363; Propft Johannes I Veeſer ober Fetzer, bis 
1371; Hildeprand Wielin 1371—1404; Konrad IV. 1405 bis 
1420; Johann I. Rothbmund, von 1420—1438; Konrad V. 
Rauber, feit 1440 erjter Abt, geit. 1466; Peter Fuchs von 
Markdorf, refign. 1480; Heinrich Deftreidher, war Doctor bed cano— 
niſchen Rechts, ftiftete eine Bibliothek und verſchönerte die Kloftergebäube, 
geit. 1505; Johann Wittmaier, refignirte 1544; fein Nachfolger, 
Gallus Müller von Ehingen, jtarb nad einem Jahre; Jakob 
Renger von 1545, geit. 1552; Benedict Wahl von Pfullendorf, 
get. 1575; Oswald Eſcher von Engen im Hegau, geit. 1582; 
Ludwig Mangold, geit. 1604; Chriſtoph Müller, geit. 1606; 
Martin Dietrich von Ehingen, refignirte 1621; Matthäus Rohrer, 
hatte bie Leiden des 3Ojährigen Krieges durchzumachen, ein um fein 
Klofter und die ganze Gegend hochverdienter Mann, rejignirte 1653, 
geit. 1654; Matthias Binder, würdiger Nachfolger ded vorigen, 
get. 17. San. 1656; Auguſt Arzet, geit. 1666; Bernard 
Henle, geit. 1673; Vincenz Schwab, mußte 1683 rejigniren, geit. 
1704; defgleihen Tiber Mangold im Jahre 1710; Innocenz 
Schmid, Abt von 1710 bi8 1719; Didacus Ströbele, mwurbe im 
Sabre 1733 abgejegt und nad Wadegas, einem Klofter in Lothringen, 
verſetzt, woſelbſt er 1748 ftarb; Abt Siard Frick, von 1733 bis 1768; 
Magnus Kleber (1750—1756), begann den neuen Klojterbau, Abt 
Nicolaus Cloos (biß8 1775) ſetzte ihn fort; es folgte. Joſeph 
Krapf, geit. 1792; der 24. und legte Abt war Siard II. Berch— 
thold im Jahre 1792; unter ihm wurde dad Kloſter (1803) auf: 
gehoben, der Abt und die Mönche wurden penfionirt, ſoweit letztere 
nit auf den ehemaligen, von dem Grafen von Sternberg neu und 
gut dotirten Pfarreien Anjtelung fanden. Abt Siard lebte einige 
Zeit zu Stafflangen, kehrte jpäter nah Schufjenried zurüd, wo er 
1816 ftarb. (Fehlt in dem Nekrolog bei Gams.) 

In den legten Decennien feine Beftandes, beſonders unter dem vor: 
legten Abt, hatte Schufjenried ein gut geleiteteß, viel bejuchtes Gymnafium; 
auch wurden, wie anderwärtd, der Muſik große Sorgfalt und Seiten 
zugemwenbet; ein Zögling diefer Schule war unter andern der bekanne 


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Componiftt Konradin Kreuzer, welcher vorher ſchon drei Jahre im 
Klofter Zwiefalten zugebradt hatte. 


4. Weiffenan. 


Drei Bierteljtunden jüblih von der Stabt Ravensburg, an einem 
Arm, oder eigentlich an einem Kanal des Fluſſes Schufien, liegt in einer 
fruchtbaren und freundlichen Gegend das ehemalige Norbertiner:Klojter, 
welches anfänglich einfach die Au zum hl. Peter (dem Patron der Klojters 
firhe), dann, zum Unterjchied von dem Klojter Reichenau und dem Klofter 
Mehrerau (Augia major) bei Bregenz, die Minderau (Augia minor) 
hieß; jpäter aber, von dem weißen Gemwande der Kloſtergeiſtlichen dajelbit, 
allgemein die Weiſſenau genannt wurde. 

Hier und weit umher herrihten die Welfen, in Mitte ded 12. Jahr: 
bundert3 Heinrich, Herzog von Baiern und Sadjen, einer der mädtigjten 
Fürften Deutſchlands. Um diefen ſchaarten ſich feine Bajallen und Minis 
iterialen, welche einen großen Theil der Güter mit den fie bebauenden 
Leibeigenen als Dienſt- und Sold-Lehen ihrer Herren beſaßen. Zu den 
angejehenjten diejer welfiſchen Miniiterialen gehörte damals Gebizo von 
Bijenburg?! (Beyenburg), einziger Sohn eined Hermann, den man den 
Reichen nannte. Er bejaß viele Güter in der Gegend und befleidete das 
Amt eines Kämmerer und fürftlichen Ammanns in der Stadt Ravensburg. 
Er hatte feine Kinder, aber eine Echweiter, Leufard, die mit Heinrich 
von Aſenhauſen (d. 3. Eſſenhauſen) vermählt war. Diejer Gebizo beſchloß, 
im Einverjtändnijje mit feinen Verwandten und der Zuftimmung jeined 
Lehensherrn, einen Theil feiner Befigungen zur Stiftung eines Klojters ? 
zu verwenden. Er mählte die untere Au bei Ravensburg al3 den 
Drt, mojelbit dieſes Klojter gebaut werden jollte, und berief die erjten 
Bewohner desjelben aus dem Klojter Roth, NorbertinersOrdend. Als 
Stiftungsjahr wird 1145 angegeben. Der Stifter Gebizo begleitete 
jeinen Herrn, ben Herzog Heinrih, im Jahre 1152 nah Merjeburg zu 
dem da ſich aufhaltenden Kaifer Friebrih I. Hier übergab Gebizo am 
Pfingfttage, in Gegenwart Kaijer Friedrichs I., des Herzogs Welf, der 
Markgrafen Konrad und Adalbert, des Pfalzgrafen Friedrich u. a. m. 
bie Stiftungsgüter dem Herzog Heinrih, der die Stiftung jofort be- 
jtätigte. Dieje Stiftungsgüter waren die Au, auf welcher das Klojter 


ı Das Schloß Biſenburg, auch Biggenburg und Binburg, lag 1/,; Stunde von 
dem Dorfe Blitenreute, gegen das Schuſſenthal Hin. 

2 Nah Brufhius fol am diefem Drte ſchon im 10. Jahrhundert eine Zelle 
für Eremiten, im 11. aber ein Fleines Klöfterlein beftanden haben; body kommt hiervon 
in ben Klofterurfunden nichts vor. 


248 


jtand, Herwigisreute, derzeit Rahlen genannt, Rumeröberg und Hunolds: 
berg im Schufjengau. Dieſe urjprüngliden Stiftungdgüter waren un: 
bedeutend, do begann man noch in demjelben Jahre den Bau der Kirche 
zum bl. Peter ſowie den Bau bed Klofterd, welches für die Ordens 
brüder, jowie für die Klojterfrauen, wie dieſes auch bei andern Norber: 
tinersKlöftern gewöhnlich war, eingerichtet wurde. Am folgenden Jahre 
(1153) wurde der Stifter Gebizo, da er einen auf dem Markte zu 
Ravensburg entitandenen Auflauf jtillen wollte, von einem Bauern erftochen. 

Nun nahm fich Leufard, Wittwe des Heinrih von Effenhaufen, 
die Schmeiter und Erbin bed Gebizo, mit ihren Söhnen Ortolf und 
Heinrich des Klojterd an, und dieſe halfen nicht nur den Bau begjelben 
vollenden, jondern jchenkten ihre Güter zu Oberhofen, Erbiöweilen, Felben, 
Algwang an dasſelbe. Ein Ortolf von Bijenburg, ein Verwandter bed 
Stifters, überließ (1154) dem Klojter das nahe gelegene Mefjen:, aud 
Maijenthal (ſpäter Marienthal), wohin das TFrauenklofter mit einer 
Kirche verlegt wurde. Beide Kirchen weihte Biſchof Otto von Eonftanz 
in den Jahren 1166 und 1172, wobei er felbft, jomwie mehrere benad: 
barte Ebdelleute einzelne Güter, Höfe und Zehnten ac. denjelben jchenkten. 
Beſonders aber waren es bie Welfen und ihre Nachfolger in dem Befite 
ber ſchwäbiſchen Güter, die Hohenftaufen, welche dem Kloſter mehrere 
Güter, Freiheiten und Rechte einräumten; jo gab Herzog Welf demjelben 
ben Ort Fidanzhofen (1180), Herzog Philipp, der Sohn Kaifer Fried— 
richs I., mit feiner Gemahlin Irene den Kirchenſatz, die Pfarrei mit 
mehreren Gütern zu St. Chriftina bei der Veitöburg ob Ravensburg 
im Jahre 1197. Beſtätigungs-Urkunde fomohl der Befitungen al3 ber 
Freiheiten erhielt das Klofter im Jahre 1152 von Kaiſer Friebrih L 
und 1164 von Herzog Heinrich von Baiern. Erfterer nahm dasſelbe in 
jeinen und des Reiches Schuß; letzterer verlieh ihm die Befreiung von 
den Zöllen und andern Abgaben in Navendburg, Ueberlingen, ſowie 
Herzog Welf das Beholzungdreht aus dem Altdorfer Forte gegen eine 
Heine Summe mit Fibanzhofen und mehreren Zehnten, Höfen ꝛc. Kaiſer 
Heinrih, ein Sohn Kaiſer Friedrichs J., beftätigte diefe Rechte (1187), 
ebenjo Kaijer Friedrich II., melder dem Kloſter einen Bezirk des Alt 
borjer Waldes, Unried genannt, abtrat. 

Kaijer Mar I. verlieh dem SKlofter die niedere Gerichtsbarkeit über 
alle feine, auch in der Landvogtei geſeſſenen Leute, ebenjo Friedrich ILL., 
jo daß Niemand berjelben vor ein anderes Gericht ala das der Klojter: 
leute gezogen werben dürfe. Ungeachtet nun das Klofter von feiner Stif: 
tung an unter dem unmittelbaren Schutze der Kaifer jtand, demnach ein 
logen. Reichskloſter war, jo behauptete doch die Faijerlihe Landvogtei in 
Oberſchwaben, jpäter Oeſterreich, die hohe ober Malefiz-Gerichtsbarkeit 


249 


über jänmtlihe Beſitzungen desjelben, jelbit innerhalb der Kloftermauern. 
Erft im Jahre 1760 trat Defterreich gegen die Bezahlung von 30 000 fl. 
bie hohe und niedere Gerichtäbarkeit innerhalb der Ningmauern des 
Klofterd, ebenjo zu Oberhofen, Thaldorf, Reute und Maifenthal, ala 
ein Zehen auf 40 Jahre ab. 

Neben dem Schuß des Kaiſers erbat ſich das Kloſter auch den geiſt— 
lichen Schuß der Bilhöfe von Eonftanz, vorzüglich aber jenen des päpit- 
lien Stuhl3. Die Päpſte Innocenz III. (1209), Honorius III. (1219), 
Gregor IX. (1240) u. a. beitätigten dem Klofter jeine Nechte und Güter, 
welche Papſt Honoriuß III. namentlih aufführt, und nahmen dasſelbe 
in ihren bejondern Schuß, jo daß nad) der Bulle bes Papſtes Gregor IX. 
ein jeder, welcher das Klofter oder deſſen Güter wie immer beichädigen 
würde, ift er Laie, ercommunicirt, ijt er ein Geiftlicher, ſuspendirt fein 
follte. Bon den Biihöfen von Conſtanz waren es beſonders Otto (1166 
und 1171), Hermann IL. (1183—1188), Diethelm (1191), Konrad II. 
(1232) u. a., welde dem Klofter allen Schuß und Hilfe angebeihen 
ließen, um deſſen Befigungen zu vermehren. Wegen bed guten Rufes, 
in welchem die Klojtergeiftlichen jtanden, beeiferte fih aud der benach— 
barte Adel, theild als Stiftung, theild durch Kauf, denſelben mehrere 
Güter zuzumenden. 

Nicht nur der herrſchende Geift, jondern auch die Ereignijje der damali- 
gen Zeit in Oberſchwaben begünftigten das Emporkommen, indem die hohen- 
ſtaufiſchen Bafallen und Minifterialen ihre Herren mieberholt nad Italien 
und jelbjt nad Paläftina begleiteten. Die Ausrüftung zu einem ſolchen 
Zuge nöthigte fle, Schulden zu machen. Manche ftarben im Auslande; 
ihre Hinterlafienen ftifteten Sahrzeiten und machten Schenkungen an bie 
benadhbarten Klöfter. Auf jolhe Weile Fam Manzell, die Mühle unter 
MWolfegg u. U. an das Klofter Weiljenau. Es kann baher auch nicht 
auffallen, daß fich in den erſten 70—80 Jahren nad der Stiftung bie 
Güter bes Kloſters jehr vermehrten und jelbit ſchon nad) der Bulle Bapit 
Honorius’ III. (1219) um die Hälfte mehr betrugen, ald die Stiftung3- 
urfunde von 1152 bejagt. Unter dieſen Gütern kömmt auch eine Prä— 
bende in Bregenz vor, welde Kaijer Heinrich VI. dem Klojter verliehen, 
ſowie die Güter bei und in Bernloc auf der ſchwäbiſchen Alb, 30 Stunden 
von Weifjenau, ein Geſchenk des Grafen Adalbert von Adalın vom 
Sabre 1161. Lebtere waren eine nicht unbedeutende Befigung, melde 
durch die Vermittlung des Biſchofs Diethelm von Conſtanz, durch den 
Zuwachs an Einkünften in den benadhbarten Orten, endlich durch die 
Eultivirung der rauhen und wilden Umgebung ſich jehr vergrößerte und 
dem Klojter bis zur Reformation verblieb; da wurde fie von den Her: 
zogen von Württemberg, als den Schirmpögten diefer Güter — maß bieje 


250 


al3 Herren ber Grafihaft Urah waren — gleich ben Gütern der übrigen 
fatholiihen Klöfter Württemberg! nad) 1534 eingezogen. 

So jchnell, begünstigt Durch die Zeitverhältniffe, das Klojter Weiſſenau 
aufblühte, jo trugen diefe aud) den Keim des Verderbens in ſich, welches 
das Klofter im 13. und 14, Jahrhundert bedrohte. Kaiſer Friedrich IL, 
einit der Schübling des päpftlihen Stuhles, war mit demjelben zerfallen. 
Aller Orten griff man zu den Waffen; hier Welf — bier Ghibelline — 
hieß es im milden Parteifampfe; bejonberd in Oberſchwaben müthete 
diejer Kampf: auf der einen Seite die reihen und angejehenen geiftlichen 
Stifter und Klöjter, treue Anhänger ihres kirchlichen Oberhauptes, bed 
Papites, auf der andern Seite der Friegäfreudige hohenſtaufiſche Adel, 
welcher die Sache ſeines Lehensherrn und Fürften verfoht. So kam es, 
das auch das Klofter Weillenau von allen Seiten angefallen, bejien 
Güter geplündert und verheert wurden, jo daß e8 in den größten Berfall 
gerieth und ſeinem Untergange nahe war. Zwar ſuchte Papſt Gregor IX. 
(circa 1240) dem Klofter zu helfen, indem er durch eine eigene Bulle 
alle Kaien und Geiftlichen, die fih an deſſen Gütern vergreifen würden, 
ercommunicirte und ihrer geiftlihen Würde entſetzt erklärte, aber hierauf 
murde von ben Feinden des päpftlichen Stuhles wenig Rüdficht genommen. 
Unter den Feinden des Klojterd thaten fich beſonders hervor ein Herr 
von Arbon, ein Konrad von Winterftetten, der Jüngere, Heinrich von 
Biggenburg u. A. 

Die Zeit des Anterregnums, in weldem dad Fauſtrecht herrichte, 
war für bie Klöfter, welche des äußern Schußes entbehrten, auch nicht 
günjtig. Da trat der Kaifer Rudolf I, der edle Habsburger, ein freund 
des Rechts und des Friedens, auf, ein Beihüger und Wohlthäter der 
gemwaltjam niebergedrüdten Klöjter. Auch des Kloſters Weifjenau nahm 
er fich thätig an; er jorgte dafür, daß jo mandes, was demjelben mit 
Unrecht gewaltſam entzogen war, dieſem wieber zurüdgegeben werben 
mußte. Immerhin mar das Klofter verarmt und mehrere Befigungen 
theil3 förmlich verfauft, theils verpfänbet, da jchenfte der Kaijer mit jeiner 
Gemahlin Anna dem Klofter die bedeutende Summe von 400 Mark Silber, 
bejtätigte deſſen Freiheiten, bejhüßte dasjelbe, jo daß die Mönche den 
Kaijer Rudolf dankbar ihren zweiten Stifter nannten; beſonders mohl- 
thätig bewies ſich die Kaijerin Anna gegen das in Maijenthal befindliche 
Frauenkloſter. Auch der Stellvertreter und Landvogt des Kaijerd Rudolf 
in Oberjhmwaben, Graf Hugo von Werbenberg, ahmte das Beijpiel jeines 
Herrn nah und ſchenkte dem Klofter (1286) fünf anjehnlihe Höfe. 

Kurz war aber dieje dem Klojter vergönnte Ruhe. Die Stürme, 
welche die Zerwürfniffe zwiſchen den Päpften und dem Kaijer Ludwig 
dem Baier erregten, ergriffen auch Weifjenau, welches fi ftanbhaft für 


251 


die Nechte des Papſtes erklärte. Es wurde von den Anhängern Lud— 
wigs befehdet, die Güter mit Raub und Brand verheert, die Mönche 
aus dem Kloſter vertrieben, und der Untergang desſelben ſchien un- 
vermeiblih. Da erbarmte fih Graf Wilhelm von Montfort zu Tett- 
nang, obgleich ein eifriger Anhänger des Kaiſers, der Vertriebenen und 
Berfolgten, und räumte ihnen, mit wohl jeltener Großmuth, jein Klöjter: 
lein (cellam in Argenhard), das er im Argenharder Forſt beſaß, zur 
Wohnung ein, und bejhüßte und unterjtügte fie, bis nad gelegtem 
Sturme die Klojtergeiftlichen wieder in ihr verödetes Klojter zu Weifjenau 
zurückkehren fonnten. Aber diejed® war verarmt und jo verſchuldet, daß 
es mehrere Güter verkaufen mußte, jo z. B. um das Jahr 1344 mit An— 
gabe der Urjache (ob direptionem sub Ludovico Bavaro factam) Amts- 
zell, Reute, die Mühle bei Wolfegg, Erdprait, Marpach, Ettisweiler und 
Bruggenfeld; und jpäter noch (1394) an das Klojter Weingarten die Orte: 
Remisberg, Frümmenweiler, Oberhofen, Reute bei Fleiſchwangen, Steinen» 
haus, Haſenhaus und Wechjetweiler mit allen dazu gehörigen Leuten und 
obrigkeitlichen Rechten. In diejen Eriegeriichen Zeiten, in welchen ſelbſt die 
Mönde das Klojter verlaffen mußten, wurden wohl auch die weiblichen Be— 
mwohner des benahbarten Maiſen- oder Marienthals vertrieben, wenigſtens 
geſchieht dieſes Kloſters Feiner Erwähnung mehr, und die Abtei Weifjenau 
befindet ſich im Befige von deſſen Gütern. Dagegen erwarb dieje auch wieder 
andere Güter, jo von Johann, Truchſeß von Waldburg, (1313) um 193 Darf 
Silber die Hälfte von Oberzell mit mehreren Höfen, den Kirchenſatz 
und das Vogtrecht bajelbit, 1343 von den Truchjefien Eberhard und Dtto 
von Waldburg die andere Hälfte. Der Propft Johann, von 1308 bis 
1350, ſuchte, bejonder3 in den leßten Jahren, den ökonomiſchen Ver: 
hältnifjen des Kloſters aufzubelfen, was jpäter durch die Erwerbung und 
Einverleibung mehrerer Pfarreien mit ihren Zehnten, Kirchenjag ꝛc. 
(jo Ummendorf mit jeinen Kapellen durch Papit Gregor XL), wodurch 
die Einkünfte des Klofterd bebeutend vermehrt wurden, — injomweit gelang, 
dag Weifjenau, wenn auch nicht zu den reichjten, doc immerhin zu den 
wohldotirten Reichsprälaturen Oberſchwabens gehörte, deren Wohlftand 
die Kriege und Ereignijje jpäterer Jahrhunderte zwar erjhüttern, aber 
nicht zerftören Fonnten. Außer der jhon im Jahre 1322 dur den. 
Papit Johann XX. geſchehenen Einverleibung der Pfarreien Eſchach, 
Gornhofen (Gailnhofen) war es bejonders die durch Bilchof Hermann von 
Gonitanz im Jahre 1473 erfolgte Einverleibung der Pfarritellen zu Bod— 
negg, Thaldorf, Wilhelmskirch und Alberskirch, wozu jpäter noch Unter: 
raitnau kam. 

Die Unglüdsfälle, welche jeit dem 16. Jahrhundert über die ober: 
ſchwäbiſchen Klöfter hereinbrachen, trafen auch das Kloſter Weiffenau in 


252 


vollem Mafe. Im Bauernaufftand (1525) plünberten und verheerten bie 
Bauern, die Klofjterunterthanen an der Spige, dasjelbe. Die Anhänger ber 
Reformation, welche in der benachbarten Reichsſtadt Ravensburg ziemlich) 
ſpät Eingang gefunden hatte (1544), ſchloſſen ji im Sabre 1546 bem 
ſchmalkaldiſchen Bunde an, belegten bei dem erfolgten Ausbruche des 
Krieges nit nur das Klofter und deſſen Einkommen mit Beichlag, 
fondern wollten aud in dem Klofter jelbit die Neuerung einführen, unter: 
ftellten demnad die Klojtergeiftlichen, bie ſich nicht geflüchtet Hatten, der 
Aufjiht und Unterweiſung der proteftantiihen Stadtgeiftlichkeit. Allein 
alle diefe Verjuche beendigte der unglüdliche Ausgang des ſchmalkaldiſchen 
Krieged und die Unterwerfung Ravensburgs unter die fiegreihen Waffen 
Kailer Karla V. 

Die Verheerungen des IOjährigen Kriege ergofjen ſich auch über 
Weijlenau und deſſen Befitungen; bejonders im Jahre 1646, in welchem 
ber.jchwebiihe General Wrangel durch 11 Wochen mit 32 NRegimentern 
alle Unthaten und Graujamkeiten verübte. Auch die Streifzüge der Be: 
ſatzung zu Hohentwiel unter ihrem Oberſt Widerhold erſtreckten ſich 
bi in dieſe Gegenden, wobei mehrere Drte geplündert, zum Theil aud) 
niebergebrannt wurden. Die jpätern Reichskriege mit Frankreich zu Ende 
des 17. und zu Anfang des 18. Sahrhunderts verurſachten, beſonders 
letere, dem Klofter gleihfalld große Koften und Auslagen; das Gleiche 
war in den jpätern jranzöfifhen Kriegen, namentlich in den Jahren 1796 
und 1800, der Fall. 

Deſſenungeachtet erhielt fi der Wohlſtand des Klofterd, jo daß 
es im Stande war, nicht nur bie Kirche, jondern aud ſämmtliche Klojter- 
gebäude 1708—1724 neu zu erbauen und die Kirche, melde im Jahre 
1744 eingeweiht wurde, mit koſtbaren Gemälden augzujhmüden. Zudem 
erwarb das Klofter noch mehrere Güter, jo daß im Jahre 1802 das: 
jelbe im Befite von 137 Dörfern, Weilern und einzelnen Höfen ſich 
befand, welche größtentheil3 in ben bermaligen württembergifhen Ober: 
ämtern Ravensburg und Tettnang lagen, und bie reinen Einkünfte des— 
jelben fih nad dem Reichsdeputations-Hauptreceſſe, wohl zu nieder be— 
rechnet, auf 30000 fl. jährlich beliefen. Durch eben dieſen Receß vom 
25. Kebruar 1803 wurden das Klofter Weifjenau mit feinen Befigungen, 
jowie dad Klojter Schuffenried an den Grafen von Sternberg-Mander: 
iheid überlafien. Die Klofterfiche wurde zur Pfarrfirhe bejtimmt 
und eine eigene Pfarritelle dajelbft mit einem Einkommen von 600 fl. 
fundirt. Das öfterreihiihe Kaiſerhaus z0g aber einen großen Xheil 
der Kloftergüter, welche in der ehemaligen Landvogtei und ber Graf: 
haft Tettnang lagen, nad dem ſogen. Epavenreht an fi; doch 
wurden fünf Sechstel diejer eingezogenen Güter von der Krone Württem- 


253 


berg, an welche bieje in ben Jahren 1806 und 1810 gefommen maren, 
mittelft Vertrags vom 30. Auguft 1814 an die Grafen von Sternberg 
zurücfgegeben. Rad) dem Tode bed Grafen Franz von Sternberg (8. April 
1834) verkauften bejjen Erben dieſe Befigungen (30. Mai 1835) mit 
Schuffenried an den Staat Württemberg um eine Million Gulden. 

Das Klojter Weiffenau jtand anfänglich, wie alle Norbertiner:Klöjter, 
unter einem Propfte (Praepositus). Heinrich, der neunte Propſt, erwählt 
im Jahre 1257, wurbe der erjte Abt, und Abt Ehrijtian Hablüßel erhielt 
1596 das Recht, die Inful und den Stab zu tragen. Bonaventura 
Brem, von Kaufbeuren gebürtig, ſchloß die Reihe der Prälaten, deren 
dieſes Klojter, einſchließlich der Pröpfte, im Ganzen 46 zählte. 


Verzeihniß der Pröpite und Aebte bes Kloſters Weiljenau 
(von 1145 bis 18021). 


Hermann, erjter Propjt nad der Stiftung bed Klojterd, von 
1145—11702, Drtolf von Bijenburg, ein Verwandter ded Stifter 
Gebizo, welcher dad Maijenthal dem Kloſter geſchenkt hatte; er danfte 
nad 5 Sahren ab (1180); begleichen Albert nah 3 Jahren (1182). 
Ulrid von Thann, ermwählt im Sabre 1183; unter ihm wurde das 
Kloſter Schuffenried gejtiftet und von Weiſſenau aus mit Kloftergeiftlichen 
verjehen; auch diejer dankte im Jahre 1191 ab, und ber frühere Propit 
Drtolf von Bijenburg wurde wieder berufen, das Klojterregiment zu 
übernehmen, welches er auch bis zu jeinem Xode (1203) führte. Konrad, 
von 1203—1227. Ulrich, von 1227—1237, in welchem Sabre er 
die propjteilihe Würde nieberlegte?. Hermann, von 1237—1257. 
Heinridh, von 1257—1266, war der legte Propit, indem Papit 
Clemens IV. ihn die Abtswürde verlieh, ſowohl für ſich als jeine 
Nachfolger. Er dankte ab. Walther, der zweite Abt, von 1266 
bis 1270. Heinrid bis 1279. Heinrih von Ankenreute, legte 
fein Amt nad 5 Jahren nieder. Heinrid, von 1284—1294. Rudolf 
bi8 1297. Johann bi 1303. Wernher bis 1308. Johann, 
von 1308—1350, zeichnete jih als vorzüglicher Haushalter aus, wels 
her das Einkommen des Kloiterd ordnete und vermehrte. Burfard 
Holbein bis 1359. Heinrich biß 1367. Wernher Ruth von Eon: 
jtanz bi8 1391. Rudolf Kupferberg, refignirte 1396. Gerung 


1 8 finden fi in dieſem PVerzeichnijje einzelne Rüden, welche jih aus ben 
vorbandenen Akten nicht ergänzen ließen. 

2 Brufhius hat diefen Hermann nicht, dagegen erfcheint er in ben Urfunden 
von 1171 und 1172 (sub Hermanno, Praeposito in Owe). 

: Nach einer Urkunde ftarb er im Jahre 1237, 


254 


von Churwalden, wohnte dem Concil von Conjtanz bei, rejignirte 1423, 
Johann Fuchs von Markdorf bis 1470. Nikolaus Hugelin von 
Buchhorn, von 1470—1474. Johann Sagittariug (Shüg) bis 
1483. Johann Gesler von Ravensburg, legte jein Amt nieder 1495. 
Johann Villicus (Bauer), get. 1523. Jakob Murarius (Maurer) 
von Conſtanz, geit. 1533. Udalricus Epbippiarius (Sattler) 
von Ravensburg, legte jein Amt 1549 nieder, lebte zu Buchhorn von 
einer Heinen Benfion. Andreas Rietmann von Ulm. (Rüden) Ehri- 
ſtian Hablügel, erhielt im Jahre 1596 von Papſt Clemens VIII. 
das Recht, fi ber Inful und des Stabs zu bedienen. Jakob von 
1603—1641. Chriſtoph (Rüde). Bartholomäus Eberlin bis 
1654. Johann Chriſtoph Hertele biß 1684. Norbert. (Rüde) 
Michael (war 1699 Abt). Leopold Mauch, der Erbauer des 
Klofterd, 1708. Die Kirche vollendete fein Nachfolger Michael Helm: 
ling von Ravensburg, erwählt den 22. Januar 1722. (Xüde) Karl, 
erwählt den 15. Januar 1784. Bonaventura Brem, ber letzte Abt 
des Klofters, erwählt 1794, geit. in Weiſſenau 4. Aug. 1818. — Der 
Convent zählte bei der Aufhebung mit dem Abte 24 Mitglieder. 


III. Der Orden des Hl. Renedict. 


Diefer Orden machte nie darauf Anfprud, den Canonikern beigezählt 
zu werben, obmohl derjelbe, namentlich mit feinen Zweigen, den Eifter: 
cienfern, Camaldulenjern 2c., der angefehenfte und beſonders in Deutſch— 
land der zahlreihite war. Die Klöfter dieſes Ordens, welche unter 
einem Abte ftanden, maren in der Regel reich botirt und bejaßen ans 
ichnliche, zum Theil reihgunmittelbare Güter. 

Der Stifter dieſes Ordend war ber bl. Benedict, welcher im 
Jahre 480 in Nurfia, jegt Norcia, in Umbrien. ald Kind einer an- 
gejehenen Familie geboren murde. In reiferen Jahren nad Rom ge 
hit, um die Schulen zu beſuchen, floh er in die Einjamfeit bei 
Subiaco, um unter der Leitung eined frommen Einfiedler3, Romanus, 
dem Gebete und der Betradtung zu leben. Nachdem (497) jein Aufent: 
halt bekannt geworden, zog das heiligmäßige Leben Benebictd bald 
viele Menjhen von nah und fern in feine Nähe; die Mönde von 
Vicovaro, einem Dorfe zwiſchen Subiaco und Tivoli, erwählten ihn zu 
ihrem Abte, allein er blieb nur kurze Zeit in der Mitte diefer feiner 
unwürdigen Menſchen, kehrte nah Subiaco zurüd, gründete in der Pro: 
vinz Valeria 12 Klöfter, zog fi dann 529 nad Monte-Cafino zurüd 
und baute da an der Stelle eines Apollotempel ein Klofter. Hier 
ſchrieb er au die Negel feine Ordens, welche fi durch Milde, tiefe 


255 


Menſchenkenntniß und Klarheit auszeichnet. Die Haupttendenz derjelben 
geht dahin, daß Männer, welche ſich Hierzu von Gott berufen fühlen, in 
geiſtlichem Vereine, unter der Leitung eines von ihnen zu mwählenden Vaters 
oder Abt3, dem Gebete und ber Arbeit abwechſelnd obliegen und ji 
hierzu durch feierliche Gelübde verbinden. Ein jede Mitglied ſoll nad 
jeiner Befähigung, nad der Anordnung des Vorſtehers beſchäftigt fein: 
die älteren und geijtesfräftigen mit gelehrten Studien, zum Geelenheil 
ihrer Mitbrüber und Beiten der Kirche; die minder Befähigten mit 
Hanbarbeit. 

Noch bei Lebzeiten des hl. Benebict — er jtarb den 21. März 543 
— verbreitete ji der Drben durch befien Schüler, ben Hl. Maurus, 
nad Frankreich, und den Hl. Placidus nad) Sicilien. Der heilige Papſt 
Gregor ber Große (590-604) gehörte auch diejem Orden an. Er 
ihiete den hl. Auguftin mit mehreren Ordensbrüdern nah England, 
mofelbjt fie das Chriſtenthum verbreiteten und ebenfalls viele Klöfter, 
bejonder8 in Irland (Scotia inferior) und Schottland gründeten, aus 
melden die Apojtel Deutſchlands hervorgingen. 

Sahrhunderte hindurch war im Abendland der Orden des hl. Benebict 
fajt ber hauptjädhlihfte Träger des Chriſtenthums, der Wiflenjchaften 
und ber Humanität, und bewies ſich al3 ein auögezeichneted Werkzeug 
ber göttlihen Gnade und ala Wohlthäter ber Menſchheit, beſonders auch 
für unſer engere und meitered Vaterland, in welchem die Heiligen 
Lucius, Fridolin, Columban, Gallus, Pirmin, Kilian, vor allen der 
Apojtel der Deutihen, Bonifacius, und a. m. im Weinberge des 
Herrn fi als eifrige Arbeiter bewiejen. St. Gallen, Reichenau, Sädingen, 
St. Trudpert, St. Blafien, Ellwangen und Hirihau waren die be: 
deutenditen Klöjter in Alemannien und Schwaben. Mehrere diejer alten 
frommen Stiftungen erlagen ben Unbilden der Zeit. Mehrere blübten 
bis auf unfer Jahrhundert fort, auch im Gebiet des jebigen Bisthums 
Rottenburg befanden ji noch 6 reich botirte Benedictiner-Klöfter, big 
aud dieſe 1803 und 1805 ein Opfer der Säcularijation wurden. 

Diele 6 Benedictiner:Klöfter oder Abteien waren: any, Neres- 
beim, Ochſenhauſen, Weingarten, Wiblingen und Zwiefalten. Mit Aus: 
nahme von Neresheim, welches zum Bisthum Augsburg gehörte, lagen 
die übrigen im ehemaligen Sprengel bed Bistums Conftanz; alle, 
mit Ausnahme von Wiblingen, welches eine Mebiat-Abtei war, waren 
reihgunmittelbar, mit Sit und Stimme auf der ſchwäbiſchen Prä— 
latenbanf. 

Die folgende kurze Geſchichte dieſer 6 Abteien möge dazu dienen, 
das Andenken an diefe altehrwürbigen kirchlichen Inftitute einigermaßen 
für die Zufunft zu erhalten. 


256 


l. Das Klofter Isny !. 


An der Südgrenze Württembergd gegen Baiern, an der Straße 
von Wangen nad Kempten, 5 Stunden von erjterer Stadt, liegt an 
einem Waldbach, die Aah, auch Iſenach genannt, die ehemalige Reiche: 
jtabt Isny (Isinun, Isene). Innerhalb der Ringmauern berielben befand 
jih das BenebdictinersKlojter zum hl. Jakob, dem ältern, und dem heiligen 
Martyrer Georg, älter. ald die Stabt, deren Bewohner fi um das Kloiter 
anfiedelten und jpäter die Stadtgemeinde bildeten. Das Gebiet ber 
Stadt und des Klojterd gehörte zur Graf oder Herrihaft Trauchburg 
und bildete einen Theil ber äfteften Befigungen, welche die an der 
obern Donau (in Beringen, Stadt und Dorf) wohnenden alten Grafen 
-von Veringen im Allgäu hatten, daher fie jih aud Grafen von 
Beringen und Iſinun ſchrieben. 

In der erjten Hälfte des 11. Jahrhunderts lebte Graf Wolfrad 
(aud Wolf und Wolfhard genannt) von Veringen und jeine Gemahlin 
Hiltrude. Diele beichloffen, auf dem ihnen eigenthümlichen Gute (villa) 
an dem Jenbach eine Kirche zu erbauen. Diejed geihah im Jahre 1040. 
Biihof Eberhard von Conſtanz meihte diefe Kirche den 15. Januar 
1042 zu Ehren der hl. Jakob und Georg. Zur Bejorgung ded Gottes- 
dienſtes jollte ein BenedictinersKlofter gejtiftet werden. Allein Graf 
MWolfrad der ältere, jomwie jein gleihnamiger Sohn und die Gemahlin 
des erjtern, Hiltrube, jtarben, erjtere beide in dem Jahr 1065, letztere 
ihon 1052, ehe die Stiftung des Klofterd zu Stande gekommen war. 
Die Erben der Herrichaften in diefer Gegend waren: Graf Mangold 
von Beringen und Nellenburg, de3 jüngern Grafen Wolfrad Bruder, 
mit jeiner Schmweiter Irmengard, einer Wittwe. Dieſe beſchloſſen, bie 
Stiftung des Klojterd auszuführen; die Stiftung erfolgte (circa 1096), 
dad Klofter wurde begabt mit 12 Hofgütern und andern Jugehörungen 
an Wäldern u. j. m. Dieje Güter beitanden aus ben zur erjten Kirche 





1 Quellen. Die Hauptquelle ift eine gut geichriebene Chronica mon. Isnensis, 
welche bis auf das Jahr 1777 gebt, und aus welder bie ältere Gefchichte bis 1259 
Het in feinen Monumentis Guelph. II. p. 275 aufgenommen bat. Nach biefer 
Ghronif hat auch Pauly, der Verfaffer der Befchreibung des DA. Wangen, 1841 bie 
Geſchichte des Klofters und der Stabt Jsny bearbeitet. Dielelbe it Manufeript und in 
dem Gräflih v. Quadt'ſchen Archive. Außer diefer Chronik wurden Aften in ber 
biſchöflichen Regiſtratur zu Rottenburg benützt. Drudicriften über Jeny find: We- 
gelin, Thesaurus rerum Suevic. IV. 493. Dissertatio de natalibus civit. imp. Isnae 
in Algovia. Specht, Jsny'ſches Denkmal, gebr. 1750 u. ſ. w. Auch Notizen in 
Fr. Petri, Suevia ecclesiastica p. 452. Bucelini Germ. Sacra P. II. p. 49 
und Bruschius, monasteriorum Germ. ete. p. 76a. In Lünigs Reihsardiv: 
Spicileg. eccles. P. III. und 18. ®b. S. 826— "336. 


257 


geftifteten Gütern in Isny (dimidium villae), dann aus ben Orten 
Mechenſee, Zell, und Gütern im Herigzurgau (wahrſcheinlich Eritgau), 
zu Tüffin, in Walte, Waldii! und Stinowe. Die Stifter nannten id) 
Graf Mangold mit feiner Gattin Liutphild und ihren Söhnen Walther 
und Wolfrad, des erfteren Schweiter Irmengard und ihr Sohn Mangold. 

Die eriten Mönde kamen aus dem damals hochberühmten Klofter 
Hirſchau; erfter Abt war Mangold, mwahrjdeinli der eben genannte 
Sohn der Jrmengard. Im Jahre 1100 murde Abt Mangold von einem 
feiner Mönche ermordet. Sein Nachfolger war Landolt; unter biejem 
unb den beiden folgenden Aebten Werner I. und Marquard fam das 
Kloſter immer mehr in Aufnahme und ftand wegen feiner ftrengen und 
geordnieten Disciplin in großem Anjehen. Diejes, jomwie der Umjtand, 
daß der Adel der Umgegend größtentheild aus Lehensleuten und Vaſallen 
ber Grafen von Beringen bejtand, diefe auch großen und thätigen Antheil 
an den Fehden nahmen, melde in Folge der Zermwürfnifje zwiſchen ben 
Päpiten und Kaijern Deutichland verheerten, trug Viele bei, daß auch 
diefer Adel reihlihe Schenkungen, zum Theil für jeine im Kriege er: 
Ihlagenen Verwandten, an das Klojter machte. Beſonders maren e3 
die Herren von NRohrdorf, die Edlen von Trauhburg und Hohenegg, 
die Herren von Dieken, von Tankelshofen u. a., welche im 12. Jahr— 
hundert unter dem Abte Marquard ba3jelbe bereicherten, jo daß nicht 
nur jeine Güter, jondern aud die Zahl der Klofterbemohner und 
ber Anfiedler um dasſelbe zunahmen. Daher eine Uebereinkunft zwiſchen 
dem Grafen Wolfrad von Veringen und dem SKlofter in bem Sahre 
1171, nad welcher letzteres gegen volle Entihäbigung erjterem ein 
ihm angehöriged Gebiet abtrat, auf welchem die Anfiedler ihren Wohn: 
fig aufijhlugen und jo die Stadt Isny gründeten, melde von 
dem Grafen ummauert unb mit bebeutenden ſtädtiſchen Privilegien 
begabt wurde. 

Mit dem Mannskloſter wurde nad damaliger Sitte aud ein 
Trauenklofter gejtiftet, deſſen erite Vorfteherin Adelheid, wahrſcheinlich 
die Wittwe bed Ritters Schmigger von Rohrdorf war. Da aber 
biefer Drt mit dejjen alten Pfarrei, in melde bie Stadt Yany mit 
den dem Klofter eigenen Leuten als Filialiften gehörte, durch Schenkung 
Eigenthum des Kloſters geworden war, incorporirte Kaijer Friedrich 1. 
laut Urkunde, gegeben zu Werd (Donauwörth) 1189, dieſe Pfarritelle 
demfelben mit dem, daß das Frauenkloſter dahin verlegt werbe, woſelbſt 
ed auch bi zu deſſen Erlöfchen in Mitte des 14. Jahrhunderts verblieb. 


1 Die Orte Dießen, Wald und Walbhaufen befinden fi in dem ehemaligen 
Ert: oder Erit:Gau, in der Umgegend von Saulgau, 
Freib. Didc-Ardhiv. XVII. 47 


258 


Gleich nad der Stiftung des Kloſters beauftragte Graf Mangold 
einen feiner Vajallen, den Ottofar von Tantilishofen, der auch bie 
Stiftung entgegengenommen hatte, die Betätigung derjelben in Rom 
nachzuſuchen, welche im Jahre 1106 durch den Papſt Paſchal II. erfolgte. 
Wie jchnell die Macht und der Wohlitand des Klojterd, bejonders unter 
dem Abt Marquard, geftiegen ift, bewies dieſer Abt, als er mit dem 
angejehenen Stifte Kempten wegen bed Eigenthumsrechtes einiger Wälder 
an dem Flüßchen Eſchach in Streit gerieth, zu den Waffen griff und Kempten 
bejegte, bis endlich nach dejjen Tode (11. Dec. 1239) zu Leutkirch (in 
Burgo Liutkirche) dieje Streitjache ausgeglichen wurde. — Das ſchnelle 
Emporblühen war nit von langem und dauerndem Beitande, mehrere 
Male kam das Klofter feinem gänzlihen Verderben nahe, und nur mit 
Mühe, und diejes erjt jehr jpät, trat e3 in die Reihe der ſchwäbiſchen 
Reihs-Prälaturen ein. Die Urſachen diejed gebrüdten Zuftandes lagen 
theild in den örtlichen, theil3 in den politiichen Verhältniſſen und in 
außergewöhnlichen Unglüdsfällen, welche dasfelbe betrafen. Das Klojter 
befand ſich innerhalb der Mauern einer jchnell emporblühenden und eben 
deßhalb auf ihre wahren und vermeintlihen Nechte gleich eiferfüchtigen 
Stadtgemeinde, welche jede Gelegenheit gierig ergriff, ihr Eigenthum und 
Beſitzungen ſelbſt auf Koften des Kloſters zu vermehren; dann aber lag 
das Klojter in dem geſchloſſenen Gebiete der Herrſchaft Trauchburg, deren 
Beier zugleich Kaſten- und Schirmvögte des Kloſters waren, welde 
zwar dasſelbe vielfeitig unterjtügten, aber bei eigenen beſchränkten Mitteln 
es nicht zu jehr bereichern oder gar unabhängig maden wollten, 

Neben ſelbſtverſchuldeten Unglüdzfällen, melde aus dem Verfall der 
Kloſterzucht, Ausartung der Mönche, durch übelhaujende Vorſteher u. |. w. 
entitanden, famen auch große und unvorhergejehene, welche abzuwenden 
niht in der Macht der Klojterbewohner jtand. Im Jahre 1219 er: 
hoben ſich Streitigkeiten zwilchen der Stadt und dem Kloſter, die jedoch 
friedlich ausgegliden wurden. Das Klojter baute für die Stadtbewohner 
eine hölzerne Kirche oder Kapelle zum HL. Nikolaus und ließ in der— 
jelben Gottesdienst halten, damit der Gottesdienft in der Klofterfirche 
weniger gejtört werde, Allein eine Feuersbrunſt verzehrte im Jahre 1284 
die Kapelle, die Kloſterkirche, das Klofter ſelbſt wie fajt die ganze Stadt. 
Schon damal3 war in Folge der Fehden der Hohenjtaufen mit ben 
Päpften und während des Zwiſchenreichs das Klofter ganz verarmt, Die 
entjernteren Befitungen an der obern Donau waren verloren; um bie 
Kirhen und das Klojter wieder aufzubauen, mußte man zu einer fid 
über ganz Oberſchwaben erjtredenden Sammlung feine Zufludt nehmen. 
Dieje fiel auch fo reihlih aus, daß die St.Nikolaus-Stadtkirche big 
1286 größer als vorher und mit Mauern erbaut werden Fonnte; auch 


259 


die Klofterkicche und das Klofter waren bis 1288 ganz vollendet. Bei 
diejem Anlafje wurde ber Pfarrverband zwiſchen Isny und Rohrdorf 
aufgehoben, die Nikolauskirche wurde die Pfarrkirche für die Stadt und 
die Klofterangehörigen, jedod vom Klojter aus pajtorirt. 

Um diefe Zeit kamen, mit der Herrſchaft Trauchburg, die Kaftenvogtei 
und das Schirmreht über das Klojter von den Grafen von Veringen, 
welche, faſt in alle Fehden der damaligen Zeit vermicelt, immer mehr ver: 
armt waren, an die Truchſeſſen von Waldburg, vorerjt als Pfandſchaft. 
Am Jahre 1306 aber brachte Truchſeß Johann von Walbburg die Stadt 
Isny und das Klofter ganz an ſich. Die Truchjefjen waren gegen das 
Klojter ſehr gut gefinnt und gehören zu deſſen bejonderen Wohlthätern, 
vor Allem Truchſeß Otto. In der Stabt und Umgegend herrſchte in 
den Jahren 1349 und 1350 eine pejtartige Krankheit, der ſchwarze Tod 
genannt, an welcher gegen 5000 Menſchen gejtorben fein ſollen. Auch 
die. Kloftergemeinde wurde von biejer Krankheit ergriffen, und der Abt 
Konrad III mit allen Geijtlihen ftarben an diejer Kranfheit (1350), 
jo daß das Klojter völlig verödet war!. Trudjeß Otto, ftatt dieſe 
Gelegenheit zu benugen, die Klojtergüter an jich zu ziehen, bewog den 
damaligen Stadtpfarrer zum Hl. Nikolaus, Johann Minjtri, in den 
Benedictiner-Orden zu treten und bie abteilihe Würde zu übernehmen, 
So wurde das Klofter erhalten, obſchon dasfelbe, mit der Stadt von 
nun an in viele Streitigkeiten verwidelt, Schweres zu erdulden hatte. 
Die Stadt blühte durch den Leinwand: und Tranſit-Handel? nah Stalien 
auf und bereicherte fich jehr. 

Als der Truchſeß Otto ſich in Geldverlegenheit befand, da Fauften 
ih die Bürger Isny's mit 9000 Pfund Heller von ihrer Herridaft los, 
welche jich wohl noch mehrere Rechte, jowie die Kajtenvogtei über das 
Kloiter vorbehielt. Diejen Kauf bejtätigte Kaijer Karl IV. im Jahre 
1365, und Isny wurde nun eine Neihsjtadt, und durch weitere Vor— 
jhüjje an den Truchſeß Otto, welder in der Schladht bei Sempad) (1386) 
jeinen Tod fand, Fam fie auch in den Befit der meilten früher vor: 
behaltenen landesherrlichen Nechte. Diefe, jowie die der Stadt und dem 
Klojter ertheilten Privilegien führten zu Zerwürfnifien, melde um jo 
größer wurden, al3 ber Uebermuth dev Städter das Klofter jeine Ueber— 
legenheit an Macht und Reichthum ſchwer fühlen ließ. So erlaubten 
ih die Bürger (im Jahre 1379), 90 dem Klojter gehörige Gebäude um 
die Stadt niederzubrennen, unter dem Vorwande, daß diejelben der Stadt 








1 Nach der Volfsfage fol durch bie Nacläffigkeit bes Kloſterkochs eine giftige 
Kröte in den Fleiſchtopf gekommen und dadurch bie Kloftergemeinde vergiftet worben fein. 
2 Um dieſe Zeit fol ber Leinwanbhanbel ber Stabt jo bebeutend gewejen fein, 
daß in einem Jahre zu Isny für 150000 fl. Leinwand verkauft wurde. 
* 


— 


260 


bei der Annäherung eined Feindes gefährlich werben könnten. (Die 
Reichsſtädte waren nämlich mit den Fürften, an deren Spite die Grafen 
von Württemberg, und dem Adel in jchwere Händel und Fehben ver- 
widelt.) Alles, was dad Klofter mit feinen Klagen erwirkte, war, ba 
die Stadt einen Plab, die Viehmweide genannt, dem Klofter abtrat, auf 
welchem fich deffen Leute anbauen Fonnten, was dermalen bie jogen. katho— 
liſche Vorſtadt bilde. Daß unter folden Berhältnifien der Wohlſtand 
des Kloſters jehr gefährdet war, it ganz natürlich. Um demjelben menig- 
jtend einigermaßen aufzubelfen, wurde dem Klojter dad Einkommen 
mehrerer Pfarrſtellen einverleibt und dieſe durch Kloftergeiftliche verjehen. 
So wurden durch den Papſt Bonifaz IX. im Jahre 1398 die Pfarreien 
Isny und Friejenhofen, im Jahre 1404 die Pfarrei Unterraitnau, welchen 
Drt Isny von dem Klofter Marchthal im Jahre 1400 gekauft hatte, 
durh den Papft Gregor XIL im Jahre 1464 Engeratöhofen unb 
Menalzhofen einverleibt. 

Alles dieſes Fonnte den Verfall bed Kloſters micht aufhalten, bie 
Kloſterzucht und damit die Achtung gegen das Stift zerfiel immer mehr, auch 
behnten die Schirm: und Kajten-Bögte, die Truchjeffen von Waldburg, ihre 
Rechte immer weiter aus und übten fie oft zum Nachtheile des Klojter8 aus, 
So wurde Abt Werner II. gezwungen, einen Revers für fi und feine 
Nachfolger außzuftellen (1424), daß nur ein den Truchjeflen genehmer, 
von ihnen zu bezeichnender Geijtliher zum Abt gewählt werden bürfe ꝛc. 
Als Abt Philipp (1502) die Klofterzudt durh Einführung der Burs— 
felder Verbeſſerungen, unterftügt von den übrigen oberſchwäbiſchen Prä—⸗ 
laten des Benedictiner-Ordens, wieder heben wollte, da mwiberjegten ſich 
die Mönde, jo daß der Abt genöthigt war, den ganzen Convent auf: 
zulöjen, die Widerſpänſtigen in andern Klöſtern unterzubringen und einen 
neuen Convent zu bilden, wozu er 4 Geiftlihe aus Blaubeuren berief. 
Dieſer Abt war ed aud, welcher von dem Papſt Leo X. das Recht, die 
Inful und die Pontificalsftleidung zu tragen, erhielt. 

Doch auch dad eifrige Streben dieſes angejehenen und geachteten Prä- 
laten fcheiterte größtentheild an der Ungunft der Zeitverhältniffee Der 
allgemeine Bauernaufjtand (1525) bradte da3 Klofter in großen Schaden, 
indem die waldburgifchen Unterthanen, mit den Klofterleuten vereint, alles 
audraubten und verheerten, was dasjelbe außerhalb der Mauern Isny's 
beſaß. Aber auch das Kloſter ſelbſt hätten fie gerne geplündert, wenn 
nicht die Stadt kräftig eingefchritten wäre und die Bauern mit bewaffe 
neter Hand abgehalten hätte; doch blich die Kirhe 16 Wochen geſchloſſen, 
und der Abt und die Mönche waren wie Gefangene. 

Unter den Unruhen, welche dem Bauernaufftand vorangingen, fand 
auch die Reformation Eingang in der Stadtgemeinde. Wilhelm Steub- 


261 


fin, Pfarrvicar an der Nifolausfirhe, feine beiden Kapläne unb mit 
ihnen der größere Theil der Stadtgemeinde traten der neuen Lehre bet. 
Zwar jah fi der Magijtrat veranlaft, den Steublin wegen Unfittlid- 
feit und wohl auch Theilnahme an dem Bauernaufitand gefänglich einzu= 
ziehen. Deſſen ungeachtet wurde, als biejer (1525) im Gefängnifje jtarb, 
der vom Abte dem Magijtrat vorgejchlagene katholiſche Pfarrer zurück— 
gewiejen und ein protejtantifcher Prediger, Konrad Fricker, angeitellt, neben 
welchem der Gelehrte Paul Fagius ald Lehrer wirkte. (Any hatte 
ihon Anfangs de3 13. Jahrhundert3 eine eigene Schule, wie denn in 
einer Urkunde von 1240 ein Rudolf als Rector puerorum in Isinun 
vorkommt.) Nun nahm die ganze Gemeinde die neue Lehre an und trat 
(1529) dem proteftantijchen Fürſten- und Städte-Verein bei. Damit 
nicht zufrieden, wollte man auch bie Klojtergeiftlichen und deren Unter: 
tbanen mit Gewalt zwingen, gleihjall3 die Neuerung anzunehmen. Die 
Bürger überfielen das Klojter, plünderten die Kirche, zerftörten die Bilder, 
Altäre und jeden Kirhenichmud (1534) und ſchloſſen die Kirche. Der 
Abt Ambros wollte mit feinem Convente das Kloſter nicht verlafjen, er 
lehnte die Ueberjiedelung nah Mengen ab, mojelbit ihnen ihr treuer 
Schugvogt Truchſeß Wilhelm eine Zufluchtsſtätte angeboten hatte; der 
Gottesdienſt mußte in aller Stille abgehalten werden; Truchjeß Wilhelm 
vermochte nicht? Weiteres, ald gegen dieſe Gewaltſchritte fich zu ver: 
wahren, was er auch bei dem Reichskammergerichte that. 

Nachdem die Bürger dem fchmalkaldiihen Bunde (1546) beigetreten 
waren, überfielen fie wiederholt das Klofter, nahmen bdemfelben das 
Silber und andere Geräthe, erprekten Gontributionen und wollten das 
Kloſter ganz- auflöfen. Allein die fiegreihen Waffen Kaijer Karls V. 
zwangen 1547 die Stadt zur Unterwerfung, das Geraubte mußte dem 
Klojter zurückgegeben und demſelben außerdem 2000 fl., dem Truchjeljen 
Wilhelm 650 fl. Schabenerjaß bezahlt werben. Durch das Interim 
werlor die Stadt auch die Nikolauskirche, doch nad) dem Religions 
frieden von 1552 wurde ihr dieſelbe wieder eingeränmt. 

Der Berarmung, welcher bie Stadt verfiel, theild in Folge biejer 
Ereigniſſe, theils wegen des veränderten Handelszugs, wie in Folge der 
verheerenden Seuchen in den Jahren 1551, 1574 und 1598, welche bie 
‚Zahl der Bürger auf die Hälfte verminderten, machten den Bebrängnifjen 
des Klofterd zwar ein Ende, bejonder8 da durd den Vertrag von 1583 
die gegenjeitigen Beziehungen und Rechte, wenn gleich mit neuen Opfern 
won Seite ded Klofters, feitgejegt wurden. Unglüdsfälle hatten auch 
die Kloftergemeinde betroffen; von der Seuche im Jahre 1593 murde 
micht nur der Abt Sebajtian mit einem großen Theile des Convents, 
fondern auch deſſen Nachfolger Johann im nämlichen Jahre dabingerafft, 


262 


jo daß das Klofter in einem Jahre drei ſich nachfolgende Aebte zählte. 
Dazu kamen bald die Leiden des IOjährigen Kriege, außerdem nod 
neue große Zerwürfniffe mit den Truchſeſſen von Waldburg, als ben 
Schirmvögten und Herren zu Traudburg. Am 15. Sept. 1631, als 
eine Faijerlihe Compagnie ihre Quartiere in der Stabt verlaffen hatte, 
brad ein Brand au, welcher circa 359—380 Gebäude in der Stadt, 
ſodann das Klofter mit der Kirche und den Thürmen in Ajche Tegte. 
Im folgenden Jahre (1632) famen die Schweden nad Isny, welche den 
Adgebrannten, namentlich dem Klofter, den Reſt ihrer Habſeligkeiten 
raubten; von den Kaiferlichen wurden fie nad der Nördlinger Schlacht 
vertrieben; der General Oſſa erprefte von Stadt und Klofter die über: 
‚große Summe von 45 000 fl. Die Hungersnot Hatte eine pejtartige 
Seude zur Folge, an welcher zwei Drittel der Bewohner jtarben. 

Dieje Unglücksfälle drüdten um jo ſchwerer auf das Klofter, ala 
basjelbe dur die üble Haushaltung feiner Vorjteher in der Zeit von 
1593 bis 1617 tief verjhuldet war, jo daß Abt Jakob I. wegen jchlechter 
Wirthſchaft förmlich abgejegt wurbe (1602), ebenjo jein zweiter Nach— 
folger Jakob II. im Jahre 1617. Dieſe üblen ökonomiſchen Berbält- 
nifje, jomwie der zmeite ſchwediſche Einfall im Jahre 1646 hatten das 
Vermögen der Kloftergemeinde derart zerrüttet, daß die im Jahre 1631 
durch den Brand zerftörte Kirche und die Gebäude erjt im Jahre 1666 
volljtändig wieder Hergeftellt werden Fonnten und man an dem ort: 
beftand des Kloſters zweifelte. Im Jahre 1607 belief ſich der Schulden- 
ftand auf 50000 fl. und die Zahl der Eonventualen betrug im Sabre 
1650 nur nod 4. 

Die Hilfe und Unterftüßung jedoch, welche das Klofter von den 
andern reichen Klöjtern des Benedictiner-Orbend in Oberſchwaben erhielt, 
eine Reihe waderer und ökonomiſcher Prälaten ficherten nicht nur den 
Fortbejtand, jondern brachten dasſelbe nad und nad) wieder zu einem 
gewiſſen Wohlftande, jo daß man darauf denken Eonnte, fich der immer— 
bin drückenden Fefleln der Schirmvogtei von Seiten der Truchfejlen von 
Waldburg zu entledigen und jo alle die Streitigkeiten zu befeitigen, 
welche jeit vielen Jahren obmwalteten. 

Den Hauptpunft des Streited bildete die Prälatenwahl und bie 
Unmittelbarkeit des Kloſters, welches fih, nad dem Vorbilde Anderer, 
zu einer Reichsprälatur erheben mollte Abt Werner Hatte mit dem 
Convente im Jahre 1424, am Donnerdtag nad) Aegidius, einen Revers 
ausgeſtellt, nach welchem Fein Abt, ohne Zuftimmung des Schirmvogts, 
der Truchſeſſe von Waldburg, erwählt werben ſollte; letztere behaup— 
teten auch, daß das Kloſter ein ihrer Herrſchaft, der Grafſchaft Trauch⸗ 
burg angehöriges, mittelbares Kloſter ſei. Als daher im Jahre 1520 


263 


Isny in die Reichömatrifel gezogen wurde, verwahrte ſich der Truchſeß 
Wilhelm dagegen, ebenfo das Klojter jelbft; der erftere machte deßhalb 
einen Prozeß bei dem Reichsfiskal anhängig (1544), infolge defjen (1591) 
da3 Klofter wieder aus der Neihe ber zum Reiche fteuerbaren Klöfter 
geftrichen wurde. Allein ber durch den Mugen Haushalt mehrerer Prä- 
Iaten (Dominik, Theodorih, Alphons) gefteigerte Wohlftand, der jelbjt 
ben der frühern Zeit übertraf, erweckte wieder den Wunſch, reichsunmittel— 
bar zu werben und volle Freiheit bei der Wahl der Aebte zu erlangen. 
Dem widerſetzten ſich die Truchjeffen, unter Berufung auf den Never 
und die bißherigen Rechtsverhältniſſe. Als daher nad) der Refignation 
des Abt3 Dominit (1661) das Kapitel gegen den Willen des Grafen 
Joh. Erneft von Waldburg, Herrn zu Trauchburg, den Theodorich Kocher, 
einen Conventualen von Ochjenhaufen, zum Abte poftulirte, und diejer 
von der Abtei Befig nahm, protejtirte der Graf nicht nur ſchriftlich, 
fondern bejette mit gewaffneter Hand den 24. Febr. 1662 das Kloiter, 
und zwang den Convent, ihm einen neuen Never über das Recht aus: 
zuftellen, daß nur mit feiner Zuftimmung der Abt gewählt werben dürfe, 
Abt und Convent Magten bei dem Biſchof in Eonftanz über gemaltjame 
Verletzung ihrer geiftlihen Freiheiten. Der Biſchof nahm ſich der Sache 
an, Graf Joh. Erneft mit allen feinen Helfern wurde ercommunicirt, 
und diefe Sentenz erft im Jahre 1663, auf Verwendung der Freunde 
de3 Grafen und unter Zurücgabe des Reverjed, aufgehoben. Als fpäter 
dieje Linie der Grafen von Waldburg ſich öfter in Geldverlegenheit 
befand, wußte das Klofter dieß Hug zu benugen und durch Geldvorſchüſſe 
ba3 Ziel, die Reihunmittelbarkeit, zu erringen. Nad langem Streiten 
fam endlich 1693 zwifchen dem Grafen Chriftian Franz und dem Abt 
Michael ein Vergleih zu Stande, nad mwelhem der Abt gegen Aus: 
wärtige fi Reichsprälat nennen durfte und ihm bie niedere Gerichts— 
barfeit und da3 Beſteuerungsrecht über die alten Stiftungsgüter und das 
Dinggeriht über die Leibeigenen gegen eine jährliche Abgabe von 100 fl. 
eingeräumt wurde, dagegen follte das Kloſter mediat, von dem Grafen 
vertreten, bleiben und ihm 3300 fl. bezahlen. Dieſer Vergleich murbe 
1720 und 1728 zu Gunften des Kloſters dahin ermeitert, daß biejes 
gegen Bezahlung von 22300 fl. die hohe Gerichtsbarkeit innerhalb ber 
Kloftermauern, die Vogteirechte und die niedere Gerichtsbarkeit in meh- 
reren dem Klofter gehörigen Gütern, und das Recht, Glashütten zu 
errichten, erhich. Allein auch dieſer Vergleich beendigte die Streitigkeiten 
nod nit, vielmehr kam es 1740 zu einem neuen Prozeß, der endlich 
1750 dahin verglichen wurde, daß das Klofter dem damaligen Grafen 
Eujeb Karl, Fürftbiihof von Chiemfee, als Herrn von Trauchburg eine 
Schuld von 58000 fl. nachließ und ein Darleihen von 100000 fl. auf 


264 


die Herrihaft Trauhburg gab, dagegen die hohe Gerichtsbarkeit mit 
dem Recht, Stod und Galgen zu Haben, über ſämmtliche Klofter- 
befigungen, nämlich die katholiſche Vorſtadt Iſsny, Herrenberg, Abelegg, 
Eifenbah und Blockwieſen, erhalten und reich3unmittelbar fein jollte. 
Kaijer Joſeph II. beftätigte 1762 dieſen Vertrag; doch gab ed noch 
einige Anjtände, die im Jahre 1781 durch einen neuen Vertrag zwilchen 
dem Grafen von Waldburg: Zeil, an melden Trauchburg gelommen war, 
und dem Klojter gehoben wurden. Erjterer erhielt 50 000 fl. und mehrere 
im Trauchburgiſchen gelegene Klojtergüter, wogegen er auf alle Redte 
und Anſprüche an das Stift verzichtete und fi und feiner Familie nur 
die forjtlihe Gerichtsbarkeit und das Jus sepulturae und suffragii in 
Isny vorbebielt. 

Nachdem auch diejer Vertrag die Faiferliche Beftätigung erhalten hatte, 
erhielt der Abt ald Reichsprälat Sik und Stimme auf der ſchwäbi— 
Ihen Prälatenbank. Im Reichsmatrikular-Anſchlag zahlte das Kloſter 
5 fl. und ſtellte zwei Mann zu Fuß zum Reichscontingent. Das ſtiftiſche 
Gebiet war in zwei Hauptmannſchaften eingetheilt: die erſte bildete bie 
fatholiihe Vorjtadt mit den dazu gehörigen Mühlen 2c., die zweite ber 
von ber erjten getrennte Complex obbenannter Parzellen auf dem Gebirge. 

Sp hatte nad) mehr ald 100jährigem Kampfe und einem Aufwande 
von mehr als 1'/, Tonnen Gelded das Klojter das heiß erjchnte Ziel 
ber Reihsunmittelbarfeit erreicht, um dieſelbe nad einigen zwanzig Jahren 
für immer zugleich mit feiner Eriftenz zu verlieren. Durch den Reichs— 
deputationd-Hauptrecei vom Febr. 1803 murde dad Reichskloſter Isny 
mit noch anderen zur Entihäbigung mehrerer ehemaligen Reichsgrafen 
für ihre auf dem linken Rheinufer verlorenen Güter bejtimmt unb 
nad weiteren, in Ochſenhauſen gepflogenen Verhandlungen, Klofter und 
Stadt Jany dem Grafen von Quadt-Wickerad zugemwielen, welder 
noh im Jahre 1803 Befig ergriff und feine Refidenz in dag Kloſter 
verlegte, nachdem er fich mit dem legten Abte des Kloiterd, Rupert 
Ehrmann, über feine und der Conventualen, deren damals 11 waren, 
PBenfionen verglichen hatte. 


Berzeihnii der Nebte von Isny. 
(Na den Annalen dieſes Klofters.) 


1. Manegold, Comes de Veringen 1096, wurde ermordet von 
einem feiner Mönche 1100. 2. Landolt 1100—1123. 3. Werinherl, 
1123—1166. 4. Marquard 1166—1194. 5. Burkard 1194 
bis 1215. 6. Adalbert I. 1215—1228. 7. Berthold I. 1229 bis 
1240. 8. Berthold II. 1240—1250. 9. Konrad L 1250—1261, 


265 


10. Rudolf I bis 1265, abgejeßt. 11. Heinrich I. bis 1267, reſi— 
gnirte. 12. Hermann 1267—1269. 13. Berthold III Bederer, 
von 1269—1291, rejign., ftarb 1295. 14. Heinrid HI. ab Burg 
bis 1321. 15. Konrad I. Mennel 1321—1336. 16. Konrad III. 
Kyfferer 1336—1350. 17. Johann L Minjtri bis 1363. 18. Ber— 
thold IV., refign. 1380. 19. Nikolaus Stammegger 1380—1382., 
20. Johann II. 1388. 21. Johann III. A3nang bis 1406. 
22. Werinher JI. von Stein, rejign. 1425 und ftarb in demjelben 
Sabre. 23. Rudolf II. Lindauer bis 1430. 24. Johann IV. 
Mangold 1430—1459. 25. Georg IL Weber, rejign. 1475 und 
ftarb 1476. 26. Georg II. Steublin bis 1501. 27. Philipp 
von Stein 1501—1532, erjter infulirter Abt. 28. Ambro8 Horn 
bi8 1538. 29. Elia3 Frey 1538—1548. 30. Ulridh Droldt 
1548—1557. 31. Balthajar Zacharus bis 1573. 32. Sebajtian 
Maier, jtarb 1593 an der Peſt, ebenjo 33. Johann V. Raud 
1593, vor jeiner Bejtätigung. 34. Jakob I. Gull, erw. im Dec. 1593, 
mußte wegen übler Haushaltung abdanken 1602. 35. Cajpar Mayer, 
von 1602—1605. 36. Jakob Näff bis 1617, refign., jtarb 1634. 
37. Wolfgang Schmidt, von 1617—1637. 38. Johann VI. 
Eijele, von 1638—1650. 39. Dominik Arzet 1650, refign. 1661, 
jtarb 1669. 40. Theodorich Locher, von 1661—1676. 41. Al: 
phons Rehm 1676—1689. 42, Michael Graff, rejign. 1701, 
ftarb 1716. 43. Alpbons IL. Torelli, von 1701—1731. 44. Leo 
Bejtle bis 1746. 45. Wunnibald Rothach, von 1746, rejign. 1757 
und jtarb 1785. 46. Bajil Sinner, von 1757 biß 1777, unter ihm 
wurde das Klofter und die Kirche erneuert. 47. Alphons III. 
Pfaundler, von 1777—1784. 48. Rupert Ehrmann, ermählt den 
5. März 1784, der legte Abt, gejt. 23. Januar 1811 in Kaufbeuren, 


II. Das Kloſter Neresheim!. 


An der dÖftlihen Grenze Württembergd gegen Baiern, im jogen. 
Härdtsfeld, an der Straße von Göppingen nad der baieriſchen Stabt 





ı Quellen. Bruschius, Monast. Germ. etc. p. 98. Nad, das Reihe: 
flift Neresheim. 1792. Anf. Lang, das Reihsftift Neresheim. Nördlingen 1839. 
Khamm, Hierarchia Augusti Part. III. pag. 3808. Stengel, eine Drudirift 
an das Reihs:Kammergericht in Wezlar im Jahre 1755, in welder bie Rechte ber 
Fürſten von Dettingen:Wallerftein auf das Klofter Neresheim nachzuweiſen gejucht 
werden. Dagegen die vom Kloſter 1759 mit 202 Beilagen herausgegebene Widerlegung 
obiger Schrift, mit dem Titel: Abgemüßigte Widerlegung und Beantwortung x. 
* Annales Neresheimenses in Pertz, Mon. 12, 20—34. (D. R.) 


266 


Nördlingen, liegt auf einer Anhöhe das ehemalige reihgunmittelbare 
Klofter Neresheim. Dieſes Klofter, eined ber reicheren ber Benedic- 
tiner:Abteien Schwabend, zeichnete fich durch mehrere gelehrte und ver» 
diente Männer vortheilhaft aus, ebenſo durch eine prachtvolle, im Stile 
der Zeit erbaute Kirche. Eine Zierde ber Umgegend, fteht dieſe ſchöne 
Kirche auf der Anhöhe, umgeben von den anſehnlſchen Kloftergebäuben. 
Am Fuße des Berges liegt dad Stäbthen Nereöheim. 

Das Klofter Neresheim joll von dem mächtigen Herzog Thaffilo II. 
von Baiern mit noch andern Klöftern um dad Jahr 777 geitiftet worden 
fein. Allein über dieje Stiftung fehlen urfundlihe Nachrichten. Einige 
Wahrſcheinlichkeit erhält dic Eage dadurch, daß auf demjelben Berge, 
auf welchem jpäter das Klofter ftand, eine Kirche war, welche ala die 
Grabjtätte der alten Grafen von Dillingen diente, wohin im Jahre 908 
der bei Frankfurt erichlagene Graf Hupald, der Vater des Heiligen 
Biſchofs Ulrich, beigejegt wurde. Eben dieſer Heilige Biſchof Ulrich 
hielt fich Öfter in der Umgegend auf, und die Bergfirche erhielt ſpäter 
den Namen der St.Ulrichs-Kirche; er und die heilige Afra waren 
aud die Schukpatronen des nahmaligen Klofterd. Bei den Einfällen 
der Hunnen in Schwaben joll auch dieſes erſte Klofter, Thaſſilo's 
Stiftung, zerjtört und bei der Kirche nur einige Cleriker, Canoniker, 
geblieben fein. 

Neresheim mit dem größten Theile der Umgegend war Eigenthum 
der Grafen von Dillingen, beren Befitungen fih bi8 an die Donau 
bei Ulm erſtreckten, und bie durch die Erwerbung der Grafihaft Kyburg 
in der Schweiz, mitteljt Heirath, den mächtigeren Fürften Deutſchlands 
mit Necht beigezählt wurden. Dabei zeigten fie fi al8 treue Anhänger 
des Papſtes und deßhalb als Feinde der fränkiſchen und ſchwäbiſchen 
Kaijer. Hartmann, Graf zu Dillingent, ein Sohn Hupalds IIL, 
beichloß, die von jeinen Voreltern begünftigte Stiftung an der St.Alrichs— 
Kirhe auf dem Berge bei Neredheim zu erweitern und in ein Benebic- 
tiner-Kloſter zu verwandeln. Er führte diejes fein Vorhaben um das 
Jahr 10952 aus und berief aus dem damals aufblühenden Kloſter 
Zwiefalten 6 Priefter und 6 Laienbrüber. An der Spite derjelben 
ſtand Ernejt oder Orneft, des Stifterd Vateröbruder, ein Graf zu 
Dillingen, welcher ber erjte Abt zu Neresheim wurde. Diejer begleitete 
im folgenden Jahre feinen Neffen, den Stifter Graf Hartmann, auf 
einem Kreuzzuge nah Paläftina, wurde von den Sarazenen gefangen 


1Bruſchius im feiner Centuria I. monaster. Germaniae gibt S. 94 einen 
Stammbaum der Grafen von Dillingen. * Stälin, W. Geſchichte I. ©. 561. (D. R.) 

2 Beftätigung durch Papſt Urban IL, 1095—1099, im Württemberg. Urkundens 
buch I, 304. Nr. 246. (D. R.) 


267 


und ftarb als Märtyrer des Glaubens (1096). Graf Hartmann kehrte 
jpäter zurück und vollendete die Stiftung des Klofterd, welches einft- 
weilen durch 2 Pröpfte, Walter und Ulrich, verwaltet mwurbe. 

Die erjten Stiftungsgüter waren: Nörnisheim (praedium sui juris), 
die Orte Stettheim, Alchingen (Elchingen im Härdtsfeld), Nietheim (Nat: 
beim) und Gebenftetten. Diejen fügte die Gemahlin des Gtifters, 
Adelheid, eine geborne Gräfin von Kyburg, noch Kelzen (?) bei. Schirm: 
vogt und Schußherr war der Stifter, welcher jpäter Mönd im Klojter 
wurde und ben 6. April 1121 ftarb. Sein Sohn Ulrich und die 
nachfolgenden Grafen von Dillingen traten in bie Stelle der Schirm: 
vögte und verjahen dieſelbe mit bejonderer Vorliebe zum Frommen 
des Klojterd. Faſt Feiner aus ihrer Mitte unterließ es, neue Schen: 
fungen an Gütern, Dörfern 2c. zu machen. Hartmann, bed Stifters 
Sohn, ſchenkte dem Kloſter Harthaufen bei Ulm mit der Pfarrkirche 
dajelbit; Graf Albert, des Stifters Urenkel, da3 Dorf Kuden; Graf 
Albert II. ſchenkte zu Ummenheim und Wißingen zwei Höfe; Ludwig 
der Jüngere Steinbach; Hartmann IV., was er in Ballmertähofen 
beſaß mit der Pfarrkirche bajelbjt!. Hierzu kamen noch einige Schen- 
tungen von benachbarten Adeligen, ſowie Erwerbungen durch Kauf. 
Auch die Biſchöſe zu Augsburg begünftigten diefe Stiftung, noch mehr 
aber die Familie des Stifterd, melde fih immer als treue Anhänger 
des päpftlichen Stuhles bewies. Papſt Honorius II. hatte daher 11252 
auch die Stiftung, ſowie den Grafen Hartmann II., des Stifter8 Sohn, 
als Schirmvogt bejtätigt, ebenſo (1152) Papft Eugen IIL, der das 
Klofter dem unmittelbaren Schub des päpftlihen Stuhls gegen die 
jährliche Abreihung eines Goldgulben (Denarii aurei) unterjtellte, dem: 
jelben die freie Abtswahl und andere Freiheiten einräumte. Eben diejes 
that fpäter Papſt Bonifaz VIII, welcher in den Jahren 1296, 1297 
und 1298 drei Bullen zu Gunjten des Klofter3 ausſtellte. Auch Papft 
Gregor XI. (1370), Urban VI. (1386). In der Bulle von 1298 find 
bie Befigungen besjelben namentlich aufgeführt: Neresheim, das Städtchen 
(oppidum), Ebnat, Ummenheim, Groß: und Klein-Kuchen, Auernheim, 
DBallmertshofen und Ziertheim mit allen Rechten und Zugehörden; bie 
Rechte zu Harthaujen (Herrſchaft- und Burgredt); die Pätronate zu 
den Pfarrſtellen: Ummenheim, Groß: und Klein-Kuchen, Auernheim, 
Balmertöhofen und Ziertheim. Dann werden 75 Orte benannt, in 
melden das Klofter Güter hatte und Gefälle bezog. 


1 Mürttemberg. Urkundenbuch III, 370, (D. R.) 
2 Miürttemberg. Urfundenbud I, 367. Nr. 287. (Abjchrijt aus dem 17. Jahr: 
hundert.) Das Original III, 465, (D. R.) 


268 


Nah damaliger Sitte wurde, gleich zur Zeit der erſten Stiftung, 
aud ein Frauenklofter errichtet, defien eine Urkunde von 1152 erwähnt 
und als erjte Abtiffin Mathilde, wohl eine Tochter des Stifters, Grafen 
Hartmann, aufführt. Wie lange dieſes Frauenkloſter beitand, fann nicht 
angegeben werben. Wahrſcheinlich löste fich dasjelbe in der Mitte des 
13. Jahrhunderts in Folge der Stürme diejer Zeit auf, da Graf Ludwig 
auf dem St. Andreasberge, woſelbſt das Frauenklofter geitanden haben 
jo, um 1250 eine Befeftigung zum Schutze des Kloſters anlegen lieh. 

Der im Jahre 1095 begonnene Bau des Klofterd wurde im Jahre 
1101 vollendet und der Bau der Kirche begonnen, welche im Jahre 1119 
von dem Legaten bed Papſtes Ealirt II., dem Biſchofe Azzo, auf die 
Bitte des Biſchofs Ulrid von Conſtanz, eined Sohnes des GStifters, zu 
Ehren des heiligen Kreuzes, der Jungfrau Maria und ber beiden Haupt- 
patrone Ulrih und Afra eingeweiht wurde. Im Sabre 1126 zeritörte 
ein Brand das Klofter, ähnliches Unglück betraf dasjelbe in den Jahren 
1170 und 1249. Allein die Stiftung erlag biejen Unfällen nicht; bie 
grogmüthige Hilfe der Grafen von Dillingen, die geordnete Haushaltung 
und die Achtung der Umgegend jegten fie in ben Stand, nicht nur den 
erlittenen Schaden zu erjegen, jondern aud noch weitere Erwerbungen 
zu maden. So mwurbe um das Jahr 1232 von Ulri von Treudlingen 
der (ſchon erwähnte) Ort Ziertheim (baier. Landgericht Lauingen) mit allen 
Rechten und andern Parzellen erworben, Den Kauf von Ziertheim be= 
ftätigte Kaifer Heinrih VII. im obigen Jahre !. 

Schmerer wurde da3 Klofter in Mitte ded 13. Jahrhundert3 dur 
die politiichen Ereigniffe betroffen, durch die Kämpfe Kaijer Friedrichs II. 
und der Hohenjtaufen mit dem päpftlihen Stuhle Zu den Anhängern 
de3 Papſtes gehörten von jeher die Grafen von Dillingen; daher traf 
fie und ihre Schugempfohlenen aud die Rache der Hohenjtaufen. Im 
Jahre 1246 kam König Konrad, Friedrih II. Sohn, nad Reresheim 
und verheerte mit Raub und Brand den Ort und die den Grafen von 
Dillingen gehörigen Befigungen. Das Nämlihe geihah im Jahre 1247, 
al3 er dajelbft fein Lager aufihlug. Im Jahre 1249 rüdte Markgraf 
Heinrih von Burgau, ein Anhänger und Verbündeter der Hohenſtaufen, 
nad Neresheim und verbrannte dad Kloſter. Graf Albert, der Schirm: 
vogt, jah ſich dadurch veranlaßt, im folgenden Jahre (1250) das Klojter 
zu bejeftigen und auf dem benachbarten Andreaäberge ein feſtes Schloß 
zu erbauen. 

So ſchwer diefe Zeiten auf dem Klofter Lafteten, jo war das Aus: 
fterben der Familie der Grafen von Dillingen (1257, mit dem Grafen 


t Württemberg. Urfundenbud II, 312. (D. R.) 


269 


Albert VL) für dasjelbe noch viel nachtheiliger. Nun war Niemand, 
der während des Interregnums mit Nachdruck der Mechte desſelben fich 
annahm, es herrſchte die Gewalt, und jeder riß an fih, was ihm 
gelegen und er behaupten zu können glaubte, Schirmvogteien über reichere 
Klöfter waren aber als eine ergiebige Einnahmsquelle ſehr geſucht. 
Kaum war daher Graf Albert, als der legte der Dillinger Linie 1, 
welche jeit ber Stiftung des Kloſters die Schirmvogtei beſeſſen hatte, 
geitorben, jo bejeßte Graf Ludwig der Neltere von Dettingen-Waller: 
ftein mit bewaffneter Hand das Klofter und ſprach die Nechte eines 
Schirmvogt3 im volliten Maße an: wie es jcheint, weil das Kloſter 
und deſſen Befigungen innerhalb der alten Grafſchaft Dettingen gelegen 
jeien. Zwar berief ſich das Klofter auf feine alten Freiheiten und 
päpftlihen Privilegien, allein was vermag dad Recht gegen die Gewalt! 
Graf Ludwig von Dettingen behielt die mit Gewalt an ſich genommene 
Schirmoogtei, beraubte im Jahre 1261 das Klofter und beichädigte das— 
jelbe mit Brand. Im Jahre 1282 ließ er ſich 430 Pfund Heller zahlen 
gegen dag Verſprechen, von ferneren Beihädigungen der Beſitzungen des 
Kloſters abzujtehen. Allein feine Nachfolger behaupteten ſich im Beſitze 
der Schirmvogtei auf eine oft harte, dem Klofter nadhtheilige und läſtige 
Weile. Dazwiſchen bemiejen fie fih auch wirklich ald Beſchützer des— 
jelben, wie e8 eben der perjönliche Charakter bes jeweiligen Schirmvogt3, 
wie auch dad Benehmen des gleichzeitigen Abtes mit fi bradte So 
wurde ber Streit über die Reichsunmittelbarkeit durch fünf Jahrhunderte 
(1258—1764) fortgeführt, bald mit den Waffen, bald mit der Feder 
vor den weltlichen und geijtlichen Gerichten. Abt Walter wurbe (1353) 
von dem Grafen Albert von Dettingen gefangen nah Wallerjtein ge: 
bracht; als Graf Albert gejtorben, fetten ſich unter der Regierung feiner 
Nachfolger die Teindfeligkeiten im Jahre 1857 fort, wobei das Kloſter be— 
raubt und die Conventualen vertrieben mwurben 2, 

Die feindjeligen Gefinnungen der Grafen von Dettingen gaben ſich 
bejonder8 fund, als Graf Ludwig der Reformation beigetreten, ein 


1 Die Familie ber alten Grafen von Dillingen hatte fi in zwei Linien getbeilt, 
in bie Dillingenfche und in bie Kyburg'ſche in der Schweiz. Erftere farb, wie bemerft, 
im Sabre 1257, legtere im Jahre 1264 aus, 

2 Das Klofter fuchte Hilfe bei Kaifer und Papft, erhielt auch (1294) von Kaifer 
Abolf einen Schugbrief, nah welchem fein Gut demſelben entjogen werben bürfe. 
Papſt Bonifaz VIII. erließ 3 Bullen in den Jahren 1296, 1297 unb 1298 zu 
Gunſten bes Klofters, fowie Papſt Greger IX. und anbere. Kaifer Karl IV. 
(1367) nahm die Kaftenvogtei zu feinen Handen und gab fie im folgenden Jahre 
an bas Klofter zurüd. Allein im Jahre 1371 wurbe fie den Grafen von Dettingen 
wieder als eine Reichsvogtei überlaffen und fo fingen bie alten Nedereien von 
Neuem an, 


270 


eifriged und thätiged Mitglied des jchmalfaldiichen Bundes geworben war 
und, von deſſen Mitgliedern unterjtüßt, feinen katholiſchen Bruder, Graf 
Martin, vertrieben hatte. Als daher der ſchmalkaldiſche Krieg ausbrach 
und der Kurfürft von Sachſen und der Landgraf von Hefien mit ihrem 
Heere in die Umgegend von Nereöheim famen, mußte dad Klofter nicht 
nur Natural, jondern auch Gelbbeiträge liefern, wurde von den heſſiſchen 
Truppen bejegt und feindlih behandelt. Graf Ludwig von Dettingen 
fam im October 1546 jelbjt nad Neredheim, zmang dad Städtchen, 
ihm als jeinem Herrn zu buldigen, und wollte, jedoch vergebend, auch 
die Kloftergeiftlichden nöthigen, zum Protejtantismus überzutreten. Dieſen 
Gewaltthätigkeiten machte zwar das fiegreiche Vorrücken der Heere Kaifer 
Karla V., welcher jelbjt nad Nereöheim kam, bald ein Ende, allein fie 
erneuerten ſich, als Kurfürft Mori von Sachſen im Jahre 1552 gegen 
den Kaijer zu Felde zog; da fam im Gefolge des heſſiſchen Heered Graf 
Ludwig mit bewaffneter Hand in dag Städtchen Nereöheim und zwang 
dasjelbe abermals, ihm als jeinem Herrn zu huldigen, führte den damaligen 
Abt Johann wiederholt ald Gefangenen nad Wallerftein, und nöthigte 
denfelben, ihn als jeinen Herrn anzuerkennen und ihm alle vorräthige 
Baarſchaft, goldene und filberne Gefäße, die Urkunden und Privilegien 
einzuhändigen. Im Jahre 1583 Fam unter Vermittlung des Herzogs 
von Baiern ein Vergleich zu Stande zwilchen dem Grafen Wilhelm von 
Dettingen und dem Abt Georg; allein da er die Hauptfrage der Unmittel- 
barkeit und Freiheit des Kloſters unentjhieden ließ, jo dauerten Die 
Zermwürfnifie fort, da das Klojter feine Neichdunmittelbarfeit, Dettingen 
dagegen behauptete, ihm gehöre die Schirmvogtei und die Oberherrlich— 
keit, Wie früher mit den Waffen, jo wurde jpäter mit der Feder ge 
ftritten. Um das Jahr 1738 wurde diefer Nechtäftreit bei dem Reichs— 
fammer-Geriht in Wetlar neuerdings anhängig gemacht; «3 erſcheinen 
weitſchichtige Druckſchriften, welche das Für und Gegen außeinanderjegten, 
bis endlich beide Theile (unter dem Abt Benedict Maria und dem Grafen 
Philipp Karl von Oettingen-Wallerftein), der Eoftjpieligen Prozefje müde, 
fih im Jahre 1764 verglichen. Durch diefen Vergleich wurde das Klofter 
mit einem Theil feiner Befigungen reichsunmittelbar und die gräflid 
Dettingen-Wallerftein’jhe Familie verzichtete auf alle weiteren Anjprüde 
und Nechte an dasjelbe. Dagegen erhielt fie das Städtchen Neresheim, 
und namhafte Güter und Gefälle, welche das Klojter im Wallerſtein'ſchen 
beſaß, al3 Eigenthum x. Bon jest an war ber Abt zu Nereöheim 
Reichsprälat und erhielt ohne Anjtand Sig und Stimme auf ber 
ſchwäbiſchen Prälatenbant und ſelbſt auf dem Reichätage. 

Wie ſchon berührt, ermiefen fich einzelne Glieder der gräflid 
Wallerſtein'ſchen Familie auch als Wohlthäter und Freunde ded Kloſters, 


271 


was im Intereſſe der gejchichtlihen Wahrheit nicht verſchwiegen werben 
darf. So erhielt dad Klofter durh Kauf (1311) von ben Grafen 
Friedrih und Ludwig von Dettingen „alle Leuth und Güter jambt dem 
Kirhenjag zu Eldingen”, melde fie dajelbjt bejaken. Im Jahre 1332 
ſchenkte Graf Ludwig der Aeltere, zum Theil als Erſatz des Schadens, 
den er und jeine Voreltern dem Klofter zugefügt, das Patronat der 
Pfarrei zu Niffingen. Als im Jahre 1375 ein Andreas Schenk von 
Witeslingen das Klojter bejehdete, den Abt gefangen nahm und jchimpf- 
fih mißhanbelte, die Kloſter-Ortſchaften Kleinbuden und Stetten ver: 
brannte, befriegten die Grafen von Dettingen denſelben und ließen ihn 
enthaupten. 1525, da die Bauern, unter und durch die Anreizung 
eine Kaplans, Joh. Anhäufer in Auernheim, gegen dad Klojter auf: 
ftanden, räumten die Grafen von Dettingen dem Abt Johann eine 
Zuflutsftätte in Wallerftein ein und ſchützten dad Kloſter. Graf 
Martin jchenkte gegen eine Kleine Summe (1539) den Ort Fluerthauſen 
u. |. w. Dagegen ermwied dad Klojter den Grafen auch mande Dienfte 
durch Darleihen und Geldvorſchüſſe; ja Abt Eberhard, ein Edler von 
Emertöhofen, ergriff in der Fehde de3 Grafen Ludwig von Dettingen 
mit dem Herzog Georg von Baiern (1488) zu Gunften des erjtern jelbjt 
zu den Waffen, z30g an der Spige der Geinigen aus und jchlug jich 
nur mit Mühe bei einem Ueberfalle einer baieriſchen Streifpartie durch 
feine perjönliche Tapferkeit durch. 

Bei diefem teten Wechjel von günjtigen und ungünftigen Zmwilchen: 
fällen hatte da3 Klofter Manches zu leiden, aud die Kloſterzucht und 
Ordnung zerfiel, beſonders in ber zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts; 
doch wollte dad Glück, daß die meilten Aebte tüchtige, für ihre Zeit 
gebildete Männer waren, welche fih alle Mühe gaben, dem Klojter in 
jeder Beziehung wieder aufzubelfen. Nah den Klofterjahrbüchern wurde 
dagjelbe in den Jahren 1126, 1246, 1249, 1372, 1665, 1666 von 
Feuersbrunſt ſchwer beſchädigt. 

Der 30jährige Krieg wüthete beſonders furchtbar in der Umgegend 
von Neresheim, wo mehrmals des Krieges Schauplatz war und die Truppen 
aller kriegführenden Mächte hin und her zogen, Brand und Verheerung 
anrichteten, in deren Gefolge Hungersnoth und peſtartige Seuchen ſich 
einſtellten. Im Fruͤhjahr 1632 kamen die Schweden in das Kloſter, 
welches im Jahre 1633 von DOxenſtierna dem ſchwediſchen General 
Hofkirch geſchenkt wurde, der die Kloſtergeiſtlichen hart behandelte und 
größtentheils in die Verbannung trieb. Zwar mußte Hofkirch nach der 
Schlacht bei Nördlingen dieſen Beſitz wieder aufgeben, allein die fran— 
zoͤſiſch-ſchwediſche Armee beſetzte 1646 Neresheim von Neuem; der damalige 
Abt Benedict, der unter den größten Drangſalen im Kloſter geblieben 


272 


war, mußte fliehen und ftarb zu Admont in Steyermark im Jahre 1647. 
Sein Nachfolger Meinrad wurde in Augsburg gewählt und fand bei 
jeiner Ankunft in Neresheim nicht3 mehr vor, jo daß er, um dem 
Hungertobe zu entgehen, wieder auswandern mußte. Als er im Jahre 
1648 zurüdtehrte, wurde dad Kloſter wiederholt ausgeplündert und 
ruinirt; er ſelbſt, jchwer verwundet, mußte vom Almojen leben. Nod 
im Jahre 1649 war Niemand in ben Dörfern, Niemand auf ben ein- 
zelnen Höfen, Niemand in den Pfarrgemeinden, nichts auf den Aeckern, 
Alles verlaffen, da3 ganze Härdtsfeld war eine Eindde. Noch im Jahre 
1654 lag das ganze Dorf Eldingen in Schutt und Aſche, Fein Haus, 
fein Menſch mar vorhanden. Größere Höfe ꝛc. wurden um 2—5 ffl., 
öfter umſonſt an Fremde Hingegeben, welche den Anbau berjelben 
übernahmen. | 

Und doc, troß dieſen jo ſchweren und wiederholten Unglüdsfällen, 
erhielt ſich das Klofter. Die Urſachen waren: bie reiche urjprüng- 
lihe Stiftung und bie vielen Gaben, die das Klofter von der Familie 
bed Stifterd und andern Wohlthätern in den erjten Zeiten erhielt; das 
Anſehen, welches die Mönche genofjen, und die Hilfe, welche ihnen Päpite, 
Biſchöfe ꝛc. angebeihen ließen; die geordnete Lebensweiſe und Klofter- 
zucht, welche fajt immer in den Mauern von Nereöheim herrſchten. Durch 
päpftlihe und bijhöflihe Begünftigung wurden dem Kloſter mehrere 
Piarreien mit ihren Gefällen einverleibt. Schon im Jahre 1223 über: 
ließ Biihof Sigfried von Augsburg, aus der Familie von Nechberg, dem 
Klofter die Pfarrei Neredheim, Biihof Wolfrad (1300) die Pfarreien 
Ummenheim, Auernheim und Ziertheim u. a., jo daß zur Zeit der Auf: 
hebung außer obigen 4 Pfarreien noch weiter Ballmert3hofen, Diſchingen, 
Ebnat, Eglingen, Eldingen, Großkuchen, Trugenhofen ꝛc. dem Klojter 
incorporirt waren, welches diejelben durch feine Geiſtlichen pajtoriren 
ließ und dafür die urjprünglihen Pfarrzehnten und Gefälle bezog. 

Wie andere ſchwäbiſche Klöfter, trat auch Neresheim der 1448 er: 
richteten Bursfelder Congregation bei, welche jedoch erft jeit 1497 unter 
den Aebten Johannes I. und Johannes II. zur Ausführung gelangte. 
Der leßtere wurde im Jahre 1511 Delegat, 1514 Convifitator und 
1518 Vorſteher und Präje8 der Congregation für die ſchwäbiſchen 
Benedictiner-Klöſter. Als jolher führte er in feinem Kloſter eine Orb: 
nung und Zucht ein, durch welche fich dasſelbe bis zu jeiner Auflöfung 
rühmlich auszeichnete. | 


Reihenfolge der Aebte von Neresheim. 


1. Erneft, Graf von Dillingen, Oheim des Stifter, 1095 ber 
erjte Abt; geſt. 1096 ald Märtyrer in Paläftina. 2. Sein Nachfolger, 


273 


aber erit 1101, war Hugo, geſt. in demjelben Jahre. 3. Dietri I. 
von Srofelfingen, 1001 aus dem Klofter Zmwiefalten ala Abt poftulirt, 
geft. 1118. 4. Heinrich I. von Berrieden, früher Prior in Zwie— 
falten, Abt in Nereöheim bis 1127. 5. Sein Sohn (aus früherer Ehe 
erzeugt) und Nachfolger war Pylgerin, gleihfall® Mönd zu Zwie— 
falten, Abt bis 1137, wo er fi in Folge von Unruhen nad) Zwiefalten 
zurüczog. Auf Bitten der Brüder übernahm er aber die abteiliche Würbe 
in Neresheim nochmals; get. 1137. 6. Ihm folgte Drtlieb, der Ver: 
faſſer der älteften Chronik von Zwiefalten, mojelbjt er vorher Mönd 
war. Er jtarb ald Abt zu Nereöheim 1164. 7. Heinrid II. von 
Ramſtein, bis 1199, der erjte Abt, der in Nereöheim Profek gethan 
hatte. 8. Degenhard, von 1199 bis 1219. 9. Gottbald von 
Ehingen, wurde im Jahre 1246 zum Abt in Ellwangen ermählt, jcheint 
aber die Abtei Neresheim beibehalten zu haben, gejt. 1249. 9, Ruggerus, 
von 1249 bis 1257. 10. Ulrich I., wurde von feinem Nachfolger 
Walter I. auf gemaltjame Weile 1259 von der Abtei verdrängt, follte 
biefelbe nad) dem Tode jeined Gegners Walter im Jahre 1262 mieber 
übernehmen, ſchlug e8 aber aus, gejt. um das Jahr 1277. 12. Wal: 
ter I., von 1259—1262. 13. Nad Walter Tod war bie Abtswahl 
ftreitig; bieje8 zu heben wurde Dietrich II. aus einem fremden Klofter 
ala Abt poftulirt, was er dann fait 25 Jahre war; 1287 Iegte er bie 
Würde nieder. 14. Friedrich, ein Edler von Ziplingen, murbe 
von Ellwangen, nad der Abdanfung des Abt3 Dietrich, als Abt nad 
Neresheim berufen, gejt. 1308. 15. Heinrid III. von Merkingen, von 
1308—1329. 16. Eolomann, ermwählt 1329, geit. im Sept. d. J. 
17. Ulrid I. von Höchſtetten, ließ die Kloftergebäude herjtellen und 
ftarb 1349, wahrſcheinlich an der damals herrichenden Belt. 18. Wal- 
ter II. von Bopfingen, wurde von dem Grafen von Wallerftein 
1353 ald Gefangener abgeführt, geft. 1368. Sein Nachfolger war 
19. Konrad, rejignirte nad 4 Jahren, jtarb 1372. Nah ihm murbe 
20. Wolfhbard von Steinheim ermäßlt, gejt. 1380. Unter ihm (1372) 
brannte dad Dormitorium bed Kloſters ab. Nach Wolfhard war Niko: 
lau3, Edler von Eldingen, canoniſch als Abt gewählt worden, 
allein 21. Wilhelm von Almansmus bemädtigte ſich der Abtswürde, 
unterftügt durch den Abel, und behauptete diejelbe zum großen Schaden 
des Kloſters, ungeachtet Papſt Urban VI. die Wahl des Nikolaus 
1386 beftätigt und den gegneriichen Abt Wilhelm und deſſen Anhänger 
mit dem Kirchenbann belegt hatte. Der Iettere wurde durch einen 
Sprud Kaijer Wenzeld im Jahre 1392 vertrieben und ftarb nad zwei— 
jährigem meitern Kampfe 1394. Unter diefem Wilhelm brannte (1389) 


das ganze Klofter bis auf wenige Gebäude ab. 22. Im — 1392 
Freib. Dide⸗Archid. XVII. 


274 


war Nikolaus in den Befig der abteilihen Würde gelangt, er ftarb 
1405. An diefem Jahre wurde faſt das ganze Städtchen Nereäheim ein 
Raub der Flammen, wobei 30 Perſonen umfamen. 23. Ulrid II. 
von Noben, von 1405 bis 1423. 24. Heinrich IV. von Stein, geit. 
1446. 25. Rudolf, beigenannt Jäger, bis 1465. Seine Regierung 
fiel in die Zeit der blutigen Fehden zwiſchen dem Adel und den Reichs— 
ſtädten. Welchen Einfluß dieſes auf das Klofter hatte, bemeist ein 
von ihm erhaltener Ausſpruch: „Da bin ich mines Kloſters auf die 
Zyt nit gewaltig geweien, ba habe ich Feinen Gewalt gehabt, dann jo 
viel über meine Mönde, und über mein Chor.“ Unter ihm trat das 
Klofter der Bursfelder Eongregation und Reſorm bei. 26. Georg L 
von Nenningen, geit. 1476. 27. Eberhard von Cmertöhofen, ein 
thätiger tüchtiger Abt, aber mehr Weltmann als Mönch, welcher jelbit 
in der Fehde des Herzogd Georg von Baiern mit den Grafen von 
Dettingen (1488) jür den legten in's Feld zog und perjönlich mit: 
fämpfte, gejt. 1494. 28. Johann I. von Waiblingen, ſuchte die ver: 
fallene Klofterzucht wieder herzuitellen; jtarb im Jahre 1507. 29. Si— 
mon von Bernjtabt, jtarb 1510. 30. Sohann IL Pinfternau, 
früher Prior zu Eldingen, zeichnete ſich durch feine Kenntniffe, Eifer 
und Orbnungdliebe aus, war ein großer Wohlthäter feines unb anberer 
ſchwäbiſchen Klöjter, geit. 1529. 31. Matthias Gutermann, erhielt 
1543 von Rom das Nedt, jih der Pontifical-Infignien bedienen zu 
dürfen; jtarb im Jahre 1545. 32. Johann II. Schweidhofer, 
hatte Vieles zu erdulden während des ſchmalkaldiſchen Krieges, wurde 
vom Grafen Ludwig von Dettingen gefangen genommen und mußte alles, 
was das Klojter beſaß, abgeben; dennoch that er Vieles, namentlich aud 
für die Bibliothef; er refignirte 1566 und ſtarb 1570. 33. Sein 
Nachfolger, Georg IL. Guſtenmayer von Teifjenhofen, jah fi ge 
nöthigt, 1584 abzudanten; gejt. 1587. 34. Melchior Hänlin, brachte 
das Klofter in jeder Beziehung zur Blüthe, jo daß von andern Klöftern 
Mönde von Neresheim ald Lehrer und Vorſteher pojtulirt wurden; geft. 
12. Zuli 1616. 35. Benedict Rohrer, hielt diefe Blüthe aufrecht, 
bis die Verheerungen des 3Ojährigen Krieges, befonders in den Jahren 
1631— 1634 und 1646, auch Neresheim betrafen und allen Wohlitand ꝛc. 
vernichteten; geit. 19. Juni 1647. 36. Meinrad Dennig, ſuchte nad 
bergejtelltem Frieden die Wunden des Krieges möglichſt zu heilen. Den 
2. Aug. 1664 legte er die Abtswürde nieder und ging nad) Oeſterreich, 
woſelbſt er fich während des Krieges als Flüchtling aufgehalten Hatte; 
er ftarb zu Welz den 20. Det. 1670. 37. Benedict Liebhart, wurde 
von 5 allein noch jtimmfähigen Mönchen (1664) zum Abte erwählt; er 
ftarb jung im Jahre 1669. 38. Aus dem Klojter zum HI. Ulrich in 


275 


Augsburg wurde Chriftoph Weiler als Abt nad Neresheim berufen. 
Beim beiten Willen vermochte er den Erwartungen nicht zu entipreden 
und legte daher fein Amt nieder 1682;. ftarb 1684. 39. Simpert 
Niggl, einer der audgezeichnetiten Aebte des Kloſters; 1692 wurde er 
von Kaijer Joſeph I. ald Hofkaplan nad Augsburg berufen, im Jahre 
1699 begleitete er den Grajen Wolfgang von Dettingen auf feiner Reije 
‚nad Konftantinopel. Vom Kaifer Leopold I. erhielt er für fih und 
jeine Nachfolger den Titel eines faijerlichen Naths und Erbkaplans. Um 
dieje Zeit begann Abt Simpert den Neubau ber dermaligen Kloſter— 
gebäude, welcher jedoch durch den ſpaniſchen Succeſſionskrieg unterbrocden 
wurde; jpäter (1706) legte er wegen Kränflichkeit die Würde nieber; den 
3. März 1711 ftarb er. 40. Magnus Hel, geſt. 1. Juni 1711. 
41. Amand Fiſcher, ermählt ald Abt den 11. Juni 1711, ſetzte den 
Bau des Klojter fort, welder den 15. Sept. 1714 vollendet war. Im 
Sabre 1728 rejignirte er wegen Krankheit; jtarb den 27. Mai 1730, 
Unter ihm wurden auch die anjehnlihen Pfarrfirhen zu Ummenheim, 
Köſſingen und Eldingen erbaut. 42. Edmund Heijjer, erwählt den 
21. April 1729. Er that Vieles für die Bibliothek; geit. 13. Febr. 1739. 
43. Aurelius Braiſch von Ehingen a. D., entwarf den Plan zur 
Erbauung der neuen Kloſterkirche, refignirte 1755, geft. 9. Dec. 1757. 
44, Benedict Maria Angern aus Hagenihwyl in der Schweiz, ben 
3. Juni 1755 ermählt, einer der vorzügliditen Aebte in Neresheim; 
führte ben von feinen Vorgänger entworfenen Plan bed. Kirchenbaues 
aus, und jo eritand eine der jhönjten und großartigiten Kloſterkirchen 
ihrer Zeit. Außerdem beförderte er den Landbau, legte zwei Weiler, 
Nivjelz und Steinweiler, an, ordnete das Gemeindeweſen und die Rechts— 
pflege, nachdem er ji mit Dettingen-Wallerjtein (1764) gänzlich ver: 
glichen und als eriter veihsunmittelbarer Abt Sit und Stimme auf 
der ſchwäbiſchen Prälatenbanf und dem Reichstage erhalten hatte. Eben 
lo jorgte er als Bater in den theuren Jahren 1770 und 1771 für die 
Unterthanen des Stifte. Nicht minder jorgte er für die Ortsjchulen 
und die wiſſenſchaftliche Bildung jeiner Elerifer, unter melden fih u. a. 
B. M. Werfmeijter, beide Pracher u. j. m. befanden. Er jtarb ben 24. Juli 
1787. 45. Michael Dobler, ermählt den 21. Aug. 1787, vollendete 
den Kirchenbau und veranjtaltete die feierliche Einweihung des Tempels 
den 9. Sept. 1792 dur Joh. Nep. Aug. Freiherrn von Ungelter, 
Generalvicar und Suffragan des Bisthumd Augsburg, tit. Biſchof zu 
Pelle. Aud jonjt wandelte Abt Michael in den Fußſtapfen ſeines Vor: 
fahrerd. Der franzöfiihe Krieg forderte große Opfer. Die Umgegend 
war wiederholt der Kampfplatz der Defterreiher und Franzoſen. Das 
Aergite brachte der Friede zu Luneville und defien Vollzug; nad dem 
18* 


276 


Reihädeputationd-Hauptihluß vom 25. Febr. 1803 wurde dem Fürften 
von Thurn und Taxis zur Schablodhaltung für die Einkünfte ber 
Reichspoſten in den an Frankreich abgetretenen Provinzen nebjt andern 
anjehnlihen Gütern und Befigungen auch die Reichsabtei Nereöheim 
zuerfannt, von welder er no im Jahre 1803 (22. Dec.) durch Eom: 
mifjarien (Grafen von Weſterhold) Befig ergreifen ließ. 

Das Klofter zählte damals 26 Priefter und 5 Laien. Das Kloſter— 
gebäude wurde zum Theil in ein fürſtliches Schloß verwandelt, theils 
für die Beamten und die Delonomie verwendet. Seit dem Jahre 1819 
dient ein Theil als Amtsſitz des Taxis'ſchen Amtögerihtd und Ober: 
amts x. Der Prälat wurde penfionirt und zog fich zuerjt in das 
Schlößchen Ziertheim zurüd, von da nad Dillingen, wo er den 15. Aug. 
1815 jtarb; die Geijtlien, welche nicht ald Pfarrer angejtellt wurden, 
ebenfall3 penfionirt. Bet der Aufhebung des Klofterd Hatte dasſelbe ein 
Gebiet von 11/, Quabdratmeilen mit 3500 Bewohnern. Das reine jähr: 
lide Einfommen war, offenbar viel zu nieder, zu 50000 fl. angejchlagen. 

Obſchon auf dieje Weile dad Klofter als ſolches aufgelöst war, 
jo blieb doch noch eine Art Elöjterliher Gemeinde in Nereheim. Der 
bochherzige Fürft Anjelm von Taxis beſchloß nämlich, mit Rüdficht auf 
bie Zeitbebürfniffe und bie Tüchtigkeit und den Eifer, welchen die Mit: 
glieder des Kloſters Neresheim im Lehrfache bisher bemiejen hatten, eine 
Lehranjtalt in Neresheim zu errichten, bei welcher in drei Abtheilungen 
a) ſolche, die fi zu höheren Studien vorbereiten wollten, b) die zu 
bürgerliden Gemwerben bejtimmt waren, und c) die Schullehramt3:Canbi- 
daten, theild gemeinſchaftlich, theil3 nad) den Abtheilungen in beſondern 
Klaffen, unterrichtet werden jollten. Zu Lehrern, mit einem Rector ımb 
einem Präfecten an der Spite, wurden 13 Capitularen bed Klojters 
beitimmt und ihnen die literariihen Apparate ac. besjelben zugewieſen; 
auch für Unterhalt und die übrigen Bedürfnifje ber Lehrer dieſer Anjtalt 
jorgte der Fürjt mit großmüthiger Freigebigfeit. Dieje Lehranftalt führte 
ben Namen Lyceum Carolinum, und ba3 Errichtungs-Inſtrument, 
welches auch die weitern Bejtimmungen ıc. besjelben enthielt, murbe vom 
Fürften Karl Anfelm den 25. Juni 1803 außgefertigt. Schön und 
jugenblich blühte diefe Anftalt auf, die Schüler vermehrten ſich jo ehr, 
daß die großen Gebäude fie nicht alle aufnehmen konnten. Leider beſtand 
die vielverjprechende Anjtalt nur kurze Zeit. Fürſt Anjelm hatte es fi 
vorbehalten, dieſe Stiftung abändern und felbft aufheben zu dürfen. Er 
ftarb den 15. Nov. 1805 zu Regendburg. Die fürftlih Taxis'ſchen Ber 
figungen wurden 1806 mebiatifirt, damit verlor das fürftlihe Haus 
einen Theil feiner Einkünfte u. |. w. Diele ganz veränderten Berhält- 
niffe beftimmten den Fürften Karl Alerander, den Sohn und Nachfolger 


277 


des Stifters, mie er jelbft jchrieb, mit jchwerem Herzen und gerechter 
Wehmuth, den 13. Sept. 1806 „dieſes Snftitut aufzuheben, deſſen erfte 
Blüthen Ihon jo Vieles verſprachen“. Die Lehrer, unter welchen Karl 
Nack, Peter Sonntag ıc. waren, gingen theils an andere Lehranftalten, 
theils wurben fie in der Seeljorge verwendet. 

Bau ber Kirhe und bes Klofterd. Zu den jhönften Ge- 
bäuden bed Stile des vorigen Jahrhunderts gehört ohne Zweifel bie 
Kirhe und das Klojtergebäube zu Neresheim. Auf einer Anhöhe, 
dem St. Ulrihäberge gelegen, bietet der Bau nad allen Seiten hin eine 
ſchöne Anfiht, ift eine wahre Zierde der Gegend. Der Bau des Kloſters, 
wie ed bermalen noch jteht, war von dem Abte Simpert um das Jahr 
1700 begonnen und von feinem zweiten Nachfolger, Abt Amand, im 
Sabre 1714 vollendet. Neben diefem ftattlihen Bau nahm ſich die alte 
fleine Kirche ärmlih aus. Da fahte Abt Aurel den Entihluß, aud 
eine zum Ganzen pafjende Kirche neu zu erbauen. Balthajar Neumann 1, 
Dberjt der Artillerie, in Dienjten des Fürſtbiſchofs zu Würzburg, ent 
warf den Plan, jtarb aber, ehe der Bau vollendet war. Den 4. Juli 
1750 legte Abt Aurel den Grundftein. Als berjelbe feine Würde 1755 
niederlegte, jo übernahm fein Nachfolger, Abt Benebict Maria, die 
Fortſetzung dieſes Baues; er ſcheute Feine Koften und Mühe, 1770 war 
dad Mauerwerk vollendet und der Abt berief ben berühmten Fresco— 
Maler Martin Knoller? und den Bildhauer und Stuccator Thomas 
Sheithauf, melden die innere Ausihmüdung übertragen wurde. 
Knoller war, mit großen Unterbredungen, 5 Jahre beihäftigt. Den 
‘5. October 1777 ſegnete Abt Benedict vorläufig diefe Kirche ein; er 
ftarb 1787 und fein Nachfolger Michael fand noch Manches zu vollenden, 
unter ihm wurden die Kanzel, ber Taufbrunnen, die Beichtftühle, die 
Erhöhung de Thurms um 20’ und einer Laternenfuppel von 36’ 
eritellt. Erjt im Jahre 1796 ftand das Ganze in feiner Vollendung 
da und wurde die Kirche den 9. Sept. d. J. dur den Weihbiſchof 
Auguft von Ungelter von Augsburg eingeweiht. 

Die Kirche ift in Kreuzform gebaut; der Eingang ift gegen Weiten; 
bie Fagade von gehauenen Steinen hat 10 in doppelter Reihe über: 
einander ſtehende Fenſter, über welchen 2 auf Forinthiihen Säulen 
rubende Gefimje. Neben dem Portale ftehen 2 korinthiſche Säulen, auf 
benjelben die von Michael Fiſcher von Dillingen gefertigten Statuen ber 
Heiligen Ulrih und Afra, über dem Portal ein Altan mit der Inſchrift: 


4 Derjelbe Neumann entwarf aud) ben Riß und die Baupläne zu dem fürftlichen 
Reſidenzſchloſſe in Würzburg. 

2 Martin Knoller aus Steinach in Tirol erhielt feine Bildung auf ber Malers 
afadbemie in Rom. 


- 


278 


Haec est domus Dei. 2 Paralip. 22, 1. und über dem Frontiſpiz das 
Zifferblatt, und in einer Nifche die Statue des Weltheilands von Sceithauf. 

Die Kirche jelbit ift 300’ lang, in der Mitte, im Kreuz, 175’ breit, 
unter der mittlern Hauptfuppel 105’, im übrigen 70’ hoch. Der Plafond 
hat 7 Kuppeln, von melden 5 bie Länge, 2 die Breite oder die beiden 
Nebenarme des Kreuzed einnehmen; die mittlere, große Kuppel ruht auf 
4 Paar freiftehenden korinthiſchen Säulen, die übrigen auf 12 zu beiden 
Seiten angebradten Wanbdpfeilern. Gegen Oſten, 41’ von der öftlidhen 
Wand entfernt, jteht der Hochaltar, von mweißgrauem und röthlichſchwarzem 
Marmor, hinter demjelben, an der Wand, ein Erucifir von Gipsalabaſter. 
Der Raum zwilhen Hochaltar und Oſtwand war zum Chor bejtimmt. 
In den beiden Seitenbauten der Vierung befinden fich je 3 Altäre. An 
den 2 Wandpfeilern befinden fi auf der Epiitelfeite die Kanzel, der— 
jelben gegenüber der Taufbrunnen, beide von Marmor, mit Statuen. 
Die Wandpfeiler find dur eine fortlaufende Gallerie mit einander ver: 
bunden. An ber Weſtſeite bei dem Eingange ift der große Orgelchor, 
darauf die von Joh. Nep. Holzhay von Dttobeuren in den Jahren 1792 bis 
1796 gefertigte Orgel mit 3 Klavieren und 55 Regiſtern. Sämmtliche 
7 Kuppeln find mit Fresko-Gemälden von dem genannten M. Knoller ge: 
ſchmückt, biblische Scenen barjtellend; das vorzüglichite iſt wohl die an der 
Kuppel vor dem Hochaltare angebrachte Auferjtehung Jeſu; dag größte, 
das letzte Gericht, ilt in der Hauptfuppel. Unter dem Orgelchore be- 
finden fich die äftern Denkmäler, melde aus der abgebrodhenen Klofter: 
fire dahin überjet wurden. Der Fußboden bejteht aus großen Sand: 
jteinplatten, jene de3 Chores find geſchliffen. — Dieſe Kirche wurbe biäher 
auf das Beſte unterhalten; in den Jahren 1827 und 1828 ließ der Fürft 
eine Reparatur vornehmen, deren Kojten ſich auf 12000 fl. beliefen. 

So baute eine nicht große Kloftergemeinde aus ihren Mitteln eine 
Kirche, welder, die alten, ehrwürdigen mittelalterlihen Münjter abge: 
rechnet, nur wenige von derjelben Stilart an die Seite geitellt werden 
fönnen; ein Denkmal und ein Beweis ihres frommen, religiöjen Sinnes, 
ſowie ihres (für ihre Zeit) gebildeten Geſchmacks und jhöner Würdigung 
der Kunjt im Dienjte des Höchiten, der Religion. 


3. Ochfenhanfen 1. 


Das ehemalige Klofter Ochſenhauſen liegt auf einer Anhöhe, 
das anjehnliche Pfarrdorf am Fuße berjelben, in dem Thale an den 


ı Quellen. Mehrere Chronifen und Diarien, welche von einzelnen Aebten 
und Mönchen verfaßt und im Manufcripte bis zur Zeit der Aufbhebung- im Kloſter⸗ 
archive aufbewahrt wurden. Unter diefen nehmen ben erften Rang ein: Vitae ab- 


279 


beiden Rottum, bie ſich im Orte vereinigen. Beide nchmen ſich jehr gut 
aus; beſonders anjehnlih find die Klojtergebäube, melde den Ort und 
da3 ganze Thal beherrihen. Die Entfernung der Oberamtsftadt Biberach 
beträgt 31/, Stunden. Das Klojter war eine Reihsabtei, Schutzpatron der 
hl. Georg. Das Wappen ein aus einer Kirche herausichreitender Ochſe. 

Stiftung. Nad alter Bolkzjage ſoll Schon zu Anfang des 10. Jahr: 
hundert3 an diefem Orte ein von den Grafen zu Grünfurt gegründetes 
Frauenkloſter beitanden haben. Als die Hunnen oder. bie Ungarn auf 
ihren Raubzügen wiederholt bis nah Schwaben und Alemannien vor: 
drangen, jollen die Klojterfrauen um 955 das Klofter verlafien haben, 
nah Salzburg gezogen jein; in der Hoffnung auf baldige Rückkehr aber 
hätten fie die Heiligthüumer und Koftbarkeiten in einer Truhe auf dem 
Felde begraben. Die fortgejegten Einfälle der Hunnen hätten aber bie 
Rückkehr der Nonnen verhindert, und gegen 150 Jahre hätten dieſe 
Schäte unbeadtet in der Erde geruht, biß zu Ende des 11. Jahrhundert 
ein Landmann beim Pflügen, bei dem Auftreten der Ochſen durd den 
dumpfen Wiederhall aufmerkſam gemacht, die Truhe aufgefunden habe. — 
Herr dieſer Gegend war ein Ritter (miles) Hatto, der jid) von Wolfarts— 
ſchwendi (Wolvoldiswendi) nannte und mit feinen drei Söhnen Hawin, 
Adalbert und Konrad dajelbjt den Wohnſitz Hatte. Benadhrichtigt von 
dieſer Entdeckung, angeeifert durch den Erzbiihof Thiemo von Salz— 
burg, der, ald Anhänger des Papftes in dem Inveſtiturkriege von den 
Freunden des Kaijerd Heinrich IV. vertrieben, unter dem Schuße ber 
Welfen jih in diefer Gegend aufbielt, beichlofien die Ritter, auf dem 
Orte, wo der Fund gemacht wurde, mit Zujtimmung des Biſchofs 
Heinrih von Konjtanz, ein Klojter zu ftiften. Nach einer Urkunde vom 
31. Des. 1109 vergabten die drei Brüder Hamwin, Konrad und Adalbert 
zu dieſem Zweck den Ort, den man Ochſenhauſen nennt, mit der 
Kirche Goldbah (die frühere Pfarrkirche unten im Thale), bie mit 
4 Huben (mansus) dotirt war, die Kapelle in Laubach, ihren Antheil 
an der Kirche zu Reinftetten, die Sarfgenmühle an der Rottum, 6 Huben 
und einen Wald. Diejem fügten die Brüder Hamwin und Konrad nod) 
weitere Huben in Berkheim und in der Nachbarſchaft bei. Die Uebergabe 
diefer Güter erfolgte am genannten Tage in Gegenwart des Erzbiſchofs 


batum, von Bern. Klaus, 1676, fortgefegt von Hermann Hörmann 1762. Chronicon 
Bened. Ochsenhusanum, 2. tom. fol.‘ Diarium Barthol. Ehinger Abb. u. f. w. 
Archivum mon. Ochsenhusani, jussu Urbani abb. ab Hieronymo Marchthaler 
priore coeptum et ab Alberto Kalhart absolutum. 1608. 2 tom. in fol. Gebrudte 
Hilfsmittel find: H. Hörmann, Trifolium nobile felix et adauctum, 1750. 
P. Georg Mar Geifenhof, Kurze Gefhichte des vormaligen Reichsſtifts Ochſen⸗ 
haufen x. Ottobeuren 1829, Bruschius, Mon. Germ. praecip. etc. 


280 


Thiemo, mehrerer Grafen, unter melden Hermann von Gerhujen, Mans 
gold mit feinem Sohne Wolfrad von Isny und Altshauſen, bed Hart- 
mann und feine Bruberd Otto von Kirchberg, ſowie mehrerer Edelleute 
der Umgegend ?. Der päpftliche Legat übernahm und bejtätigte im Namen 
der Kirche dieje Stiftung, welche dem Benedictiner-:Orben und ingbejonbere 
dem Klofter St. Blafien auf dem Schwarzwalde übergeben wurbe. 
Dieſe Höjterlihe Stiftung follte unter einem Propſte, welcher die Ber: 
waltung berjelben, ſowie unter einem Prior, welcher die klöſterliche Zucht, 
den Chor und Gottesbienft zu beauffichtigen hätte, beide aber von dem 
jeweiligen Abt zu St. Blafien aufgejtellt wurden, jtehen. Abt Uto 
von St. Blafien, aus der Familie der Grafen von Kyburg, fam jelbit 
nah Ochſenhauſen und übernahm, nachdem er Alles eingejehen, die Stif- 
tung, und jchiekte gleich einige feiner Mönde unter dem Propſte Burkard 
dahin, welche den Bau eines Klöfterleind mit einer Fleinen Kirche be= 
gannen, wobei fie jelbit Hand anlegten und, von ben Bewohnern der 
Umgegend vielfach unterftügt, den Bau bald vollendeten und bezogen ?. 

Einfah und arm war der erjten Brüder Lebensmeije?, jomwie ihre 
Wohnung, welches ihnen aber viele Freunde und Gönner erwarb, be 
ſonders da fie ſich eifrig im Gottesdienfte, dem Chorgebete ꝛc. bewiejen, 
Eine Folge hievon war, daß fih bie Schenkungen und Bergabungen an 
das Kloiter häuften. Die Welfen (Herzog Welf und fein Bruder Herzog 
Heinrih von Baiern), Herzog Friedrich von Schwaben, der Hohenſtaufe, 
die Grafen von Kirchberg, namentlid) aber Graf Rudolf von Bregenz, 
ſowie mehrere Adelihe und Minifterialen obiger Herren überließen theil3 
größere, theil3 Kleinere Güter dem Kloſter. Leßterer (Graf Rubolf 
von Bregenz) übernahm den Schuß des Klojterd und jeiner Befitungen. 
Aber auch die Päpite nahmen fi dieſer Stiftung an: diefe wurde 
von ben Päpſten Innocenz IL (1137, 29. Nov.), Adrian IV. (1157, 
8. Juni), Alerander III. (1174, 6. März *), Gregor IX. (1232, 29. Oct.) 











1 Die Urkunde ift abgedrudt bei M. Gerbert, Hist. Silv. nigrae. III. 38. 
Nr. 27. Hiernad bei Memminger, O.A. Biberah S. 147 und im Württemberg. 
Urfundenbuch I, 321. Nr. 256. (D. R.) 

2 Diefe Zugehörigkeit zu St. Blaſien wurde in ber Folge oft durch bie Kaifer, 
die Päpfte, die Biſchöfe von Conſtanz beftätigt; jo dur den König Lothar 2. Jar. 
1126, Kaifer Konrad III. 12. Jan. 1152 (im Freiburg), Papſt Calirt 1173, Bifchof 
Hermann von Gonftanz 8. Juli 1157 u. ſ. w. Bgl. Württemberg. Urfundenbud I, 
369. 11, 57, 114, 173, 265. (Anm. d. R.) - 

3 Das ganze Klofter nahm nur den Raum bes fpätern Kreuzgärtleins ein. Für 
die Brüder waren nur zwei beizbare Gelafje vorhanden: eines für die Geſunden 
währenb bes Tages (Refectorium) und eines für bie Kranken (Infirmarium). 

+ Diefe päpftlichen Bullen abgedbrudt bei M. Gerbert, Hist. Silv. nigrae III 
p- 70. Nr. 47, p. 82. Nr. 55, p. 102. Nr. 66, p. 139. Nr. 96. 


281 


beftätigt und dem mächtigen Schuß des Heiligen Stuhl3 unterftellt. Die 
Bulle Bapit Adriana IV. von 1157 zeigt das jchnelle Aufblühen des 
Klofter, da in derielben die Pfarrkirchen Reinftetten, Miltbuocd (wahr: 
ſcheinlich Buoch), Bergheim, Thanheim, Arlen und Wolpen, als zur Zelle 
Ochſenhauſen gehörig, ſchon namentlich aufgeführt find. Herzog Friedrich 
von Schwaben beftätigte zu Salem im Jahre 1185 die Klofteritiftung 
mit deſſen Befißungen. Al anmejend und Zeugen werben in biejer 
Urkunde namentlid aufgeführt: Herzog Welf, die Grafen Dtto Hartmann 
und Rudolf von Kirchberg, Otto, Pfalzgraf von Witteldbah, Graf 
Ludwig von Sigmaringen, Markgraf Heinrich von Rumesperg (Burgau), 
die Grafen Heinrid) von Wartjtein, Manegold und Heinrid von Veringen, 
Gebhard und Wolfrad, Brüder, Söhne des Grafen Manegold, Albert 
und Ulrich von Kyburg, Gottfried und Manegold von Rordorf bei Jany, 
Burkard von Hohenberg, Berthold und Friedrich von Zollern, Egeno 
von Urach, Berthold von Berg, Konrad von Heiligenberg und mehrere 
Edelleute. 
Statt des Grafen Rudolf von Bregenz übernahmen die Hohen— 
ftaufen den Schuß des Kloſters, und ala dieſes Geflecht ausſtarb, 
wählte der Eonvent feine Schirmudgte aus dem benachbarten Adel, welcher, 
minder mädtig, die Nechte des Kloſters nicht wohl beeinträchtigen und 
fi eine Gewalt anmaßen konnte, die für andere Klöjter oft jo ver: 
derblih war, zumal die Aebte von St. Blafien, angejehen und in mehr: 
facher Verbindung mit mächtigen Fürſten, 3.8. den Habsburgern jtehend, 
Ochſenhauſen als ihnen zuftehend anjahen und demjelben daher alle Hilfe 
leifteten. Dieſe Schirm und Kaftenvögte waren die Treiherren von Erolz= 
beim, ca. 1300, dann die von Schellenberg, welche die Vogteirechte an 
die von Griefingen und die von Stadion um 1000 Pfd. verpfänbeten. 
Bon letzteren waren Ludwig, tal und Walter von Stadion Kajtenvögte 
von 1335—1362. Das Klojter war damit, bejonders mit den Scellen- 
berg, unzufrieden, begab ſich unter den Schub bed Kaiſers Ludwig 
des DBaierd, im jahre 1343, welcher der Stabt Ulm auftrug, das 
Klofter zu jhügen. Um aber allen Anfeindungen und Anjprüden der 
von Schellenberg los zu werden, bezahlte dasjelbe dem Georg von 
Scellenberg (1367) 1250 Pfd. nad) Geifenhof fogar 4250 Pfd., überlich 
aber im Jahre 1376 dem Burkard von Ellerbah um 800 Pfd. und im 
Sabre 1392 dem Heinrich von Ellerbah um bie gleiche Summe die 
nußbringenden Schirmvogteirehte. Im Jahre 1449 löste das Kloſter 
Dieje Rechte mit 1200 fl. wieder an fi und übertrug die Ausübung 
und Wahrung einem bejoldeten, eigenen Oberamtmann, jpäter Kanzler 
genannt. Der erjte, der als ſolcher vorkommt, ift im Jahre 1460 
Peter von Rubfel. Ulm, ſowie der ſchwäbiſche Bund, deſſen Mitglied 


282 


das Klofter war, ließen dieſem ihren Schuß angebeihen, biß leßterer ſich 
auflöste und die Stadt Ulm zur neuen Lehre übertrat und, geftügt auf 
den jchmalfaldiihen Bund, die Klojterbewohner ber Neuerung auch bei 
zutreten im Jahre 1547 mit Gemalt zwingen wollte. Auf den Befehl 
Kaifer Karla V. kündete das Kloiter der Stadt Ulm das von ihr geübte 
Schirmrecht auf und begab ji unter den Schuß Oeſterreichs, welches 
diefe Pflicht gegen einen jährlihen Canon von 50 fl. übernahm. 

Durch dieje Vorgänge erhielt das Klofter die volle Gerichtäbarfeit, 
felbft die hohe, über alle feine Klojterunterthanen, wozu nod jene in 
drei ſpäter erfauften Herrſchaften fam, deren frühere Beier biejelbe 
Ihon ausgeübt hatten. In einzelnen Fällen bezahlte das Kloſter oft 
nicht unbedeutende Summen, um jich dieſe Rechte zu fihern. So bildete 
da3 Klojtergebiet ein dem Reiche unmittelbar unterworfened. Kaiſer 
Friedrich III. nannte daher im Jahre 1494 und 1495 den damaligen 
Abt Simon einen Reichsprälaten, ſowie auch Kaiſer Mar I, und ohne 
allen Anſtand erhielten die Aebte von Ochjenhaufen Sit und Stimme 
auf den Reichsſstagen und der ſchwäbiſchen PBrälatenbanf. 

Was das innere Leben der Klojtergemeinde betrifft, jo pflanzte ſich 
der uriprüngliche Geijt in derjelben auch bei dem zunehmenden Reich: 
thume und Anjehen fort. Sie lebte einfach, in ftrenger Zucht nach der 
Ordensregel, mit Vermeidung aller äußerlihen Pradt, jo weit diejelbe 
fich nicht auf die Feier des Gotteödienjtes bezog. Vieles hat dazu ohne 
Zweifel die Abhängigkeit von St. Blajien beigetragen, ba von da 
aus in der Regel erprobte und auögezeichnete Ordensmänner (Propjt und 
Prior) geſchickt wurden, die ihr Anjehen wohl zu behaupten mußten und e3 
al3 Fremde auch vermochten. Mit der innern Ordnung mehrte fich ber 
äußere Wohlſtand durch viele Schenkungen, deren Ertrag mit Sorgjalt ver: 
waltet und gejammelt wurde. Da mit Ende des 14. Jahrhunderts bei der 
Verarmung eines großen Theild des Landadels die Schenkungen aufhörten, 
begann das Klojter feine Befisungen durch meiftend vortheilhafte Käufe 
zu vermehren. Hier ein Verzeichniß aller dieſer Käufe aufzuzählen, erjcheint 
überflüjfig, und ed wird genügen, nur die größern Erwerbungen anzu= 
führen. Im Jahre 1365 erwarb das Klofter von Ulrich von Efjendorf 
da3 Dorf Mittelbuh mit Füramos um 1754 Pfd.; 1392 von den von 
Mungoldingen da3 Schloß und den Drt Oberitetten mit der Pfarrkirche 
Alahujen, d. 3. die Gemeinde Steinhauien; 1565 von Matthias Mannlich, 
einem PBatricier zu Augsburg, dag Schloß und Dorf Ummendorf, bie 
Zehnten zu Dietenwengen mit ber hohen Gerichtäbarfeit um 70000 fl.; 
1595 von Ludwig von Ratzenried um 25000 fl. dad Dorf Bellamont; 
1613 von ben Erben de3 Ehriftian von Hinwiel um 29500 fl. das 
Dorf Humeratdried; 1621 das Schloß Heriperg am Bobenfee mit ben 


283 


dazu gehörigen Weinbergen um 32000 fl. von Friedrich von Heriperg; 
1699 von ben von Ulm zu Erbach Oberjulmetingen um 90000 fl.; 
1735 von den Grafen von Fugger zu Kirchberg das Schloß und Dorf 
Unterjulmetingen um 170000 fl.; im Jahre 1748 von den von Staufen 
berg Hornfiſchbach um 126000 fl. und 3000 fl. für die hohe Gerichts: 
barkeit. Verkäufe fommen nur zwei bebeutendere vor: im Jahre 1565 
Altusried und Rumeldhaujen um 13000 fl. an das Kloſter Ottobeuren, 
und im Jahre 1570 Wain (früher Weiterwain und Wöjterhaimb genannt) 
an Eujtah von Landfried, welcher dasjelbe aber der Stadt Ulm überlieh. 

Bon der erjten Stiftung an war, wie oben bemerkt, Ochjenhaujen 
eine dem Klojter St. Blajien untergebene Propftei, melde zwar eine 
eigene Klojtergemeinde bildete, deren Vorjteher aber der jemeilige Abt 
zu St. Blaſien bejtellte, ohne dejjen Einwilligung Feine wichtigeren Ver— 
änderungen vorgenommen werden durften, ſowie auch die Haupturfunden 
in St. Blajien aufbewahrt wurden, mojelbjt fie, zum Schaden für bie 
Geſchichte, im Jahre 1330 mit dem Klofter verbrannten. Bei dem ſtei— 
genden Reichthume diefer Propſtei und der großen Entfernung berjelben 
von St. Blafien wurde den Mönchen in Ochſenhauſen diefe Abhängigkeit 
im Laufe der Zeit läftig; auch der Umjtand, daß fremde Mönde ihnen 
als Vorjteher geſetzt wurden, mochte dazu beitragen, daß fie dieſes Band 
aufgelöst wünjchten. Die kirchlichen VBerhältniffe, wie fie ji gegen Ende 
des 14. Jahrhunderts geftalteten, halfen den Ochjenhaufern, ihren Wunſch 
in Erfüllung zu bringen. Nahdem nämlid die Päpite jeit Clemens V. 
(1305— 1377) ihren Sit in Avignon gehabt Hatten, Fehrte Papit Gre— 
gor XI. im Jahre 1377 nad Rom zurüd. Nach deſſen Tode wurde 
den 8. April 1378 Urban VI, ein Neapolitaner, zum Papſte ermählt. 
Ein Theil der Cardinäle, mit diefer Wahl unzufrieden, jchritt zu Fondi 
den 20. Sept. 1378 zu einer neuen Wahl. Robert, ein Graf von Eler- 
mont, Bijchof zu Genf, wurde unter dem Namen Clemens VII. zum 
Papſte gemählt, welcher feine Refidenz wieder nad Avignon verlegte. 
Nun hatte die ChHrijtenheit zwei Päpſte, beide hielten und gaben ji für 
die allein rechtmäßig gewählten aus. Die hriftlihen Völker Europa's 
ipalteten fi), indem die einen Bapit Urban VI., die andern Clemens VII. 
anhingen. Auch die deutjchen Fürjten und Großen, Geiſtliche und Laien, 
ftet3 unter ji uneins, erklärten ji die einen für diefen, bie andern 
für jenen. Kaijer Wenzedlaus mit weit dem größern Theile der deutjchen 
Nation erkannten Urban für den rechtmäßigen Papit, andere aber 
Clemens. Zu den lebteren gehörte das Klofter St. Blajien mit dem 
damaligen Abte Heinrih von Eſchenz. Wie St. Blafien jih für ben 
Papit Clemens zu Avignon erklärte, jo erfannte Ochjenhaujen den Papſt 
Urban VI. für das einzig rechtmäßige Oberhaupt der Kirche. Die beiden 


284 


Borfteher in Ochſenhauſen verjuchten, ald Angehörige St. Blafiend, auf 
alle mögliche Weile, jelbjt mit Gewalt, ihre Untergebenen für ihre Anficht 
zu gewinnen; letztere bagegen wendeten fi an ben Bilhof zu Eonftanz, 
und durch ihn an den Papſt Urban jelbft, um Schutz. Dieſer, um 
ihre treue Anhänglichkeit zu belohnen, jprad fie von allem Gehorjam 
gegen ihre ſchismatiſchen Dberen unb das Kloſter St. Blafien los, und 
gejtattete ihnen, aus ihrer Mitte einen eigenen Vorſteher (Propit), der 
zugleich die Stelle des Priord verfehen follte, zu wählen. Die St.-Bla- 
ſianiſchen Conventualen wurden nun ausgewieſen, und alle Bemühungen 
des Abt3 Heinrich, der ſelbſt nach Ochſenhauſen geeilt war, um die alten 
Berhältniffe Herzuftellen, waren um jo weniger von Erfolg, da der Ulmer 
Magiftrat, als Schiedsrichter, Ochſenhauſen jo lange von dem Gehorjam 
de3 Abt3 in St. Blafien freiſprach, ald er fi nit dem Papſt Urban 
unterworfen haben würde (1388). Nun wählte ber Gonvent in Ochſen— 
hauſe aus jeiner Mitte einen Propft in der Perfon des Nikolaus 
Faber (Schmid), von Biberach gebürtig. Nach dem Tode Papſt Ur: 
bana VI. erneuerte Abt Heinrih von St. Blafien den Verſuch, den 
alten Verband wieder herzuftellen, allein der Nachfolger Papſt Urbans VI., 
Papit Bonifaz IX., trennte, mittelit Breve’3 vom 14. Febr. 1391, 
Ochſenhauſen für immer von St. Blafien und jo wurde dieſe Propitei 
in eine eigene, jelbjtändige Abtei verwandelt 1; in Folge deſſen bie 
damaligen 17 Capitulare den. 19. April 1392 ihren Propſt Nikolaus 
aber zum Abt ermwählten, welchem der Biſchof Burkard von Conſtanz 
bie kirchliche Einweihung und Betätigung jogleich ertheilte. St. Blaſien 
beharrte auf feinen Anfprüden bi8 zum Sabre 1404, wo ed auf Ber: 
wendung des Biſchofs von Conſtanz biefelben aufgab. 

Die Ermerbungen an Gütern, melde unter den Nebten gemadt 
wurden, find oben angegeben. Hier jollen nur jene Vorgänge noch 
berührt werben, welche ein allgemeines hiſtoriſches Intereſſe darbieten. 
Die große Adtung, welche die Päpite, Biſchöfe, ſowie der benachbarte 
Adel gegen das Kloſter Ochſenhauſen hegten, insbejondere in Folge des 
guten Rufes und der Befähigung feiner Mönche zur Geelforge, verichafite 
demjelben fo viele Kirchenftellen, wie fie fein anderes Klojter bejaß ?. 


i Unritig ift, was Brufhius, Feyerabend und andere hierüber ſchreiben, 
ba Papſt Martin V. im Jahre 1422 Ochſenhauſen von St. Blafien getrennt und 
zu einer eigenen Abtei erhoben habe. Papſt Martin V. beftätigte bloß, und zwar im 
Sabre 1417, dem Klofter Ochſenhauſen feine Rechte und Freiheiten. Das Breve 
Papft Bonifacius’ IX. findet fih in M. Gerbert, Hist. Silv. nigrae III, p. 817. 
Nr. 203, p. 819. Nr. 344, und p. 822. Nr. 845. 

2 Darüber ift ein Verzeichnif erhalten im Archiv. Ochsenhus. I. p. 730, wo es 
heißt: Catalogus incorporatarım parochiarum et ecclesiarum. Parochise propriae 


285 


Ochſenhauſen war wohl dad einzige Klojter, welches von feiner 
Stiftung an bis zu feiner Aufhebung nie durch Brand verheert wurde. 
So kam es, daß die alten urjprünglichen Kloftergebäude mit der Kirche 
bi 1489 jtanden. Erft von 1489—1495, da die Kirche die Pfarr: 
angehörigen nicht mehr faßte, erbaute Abt Simon Langenbayer die jett 
noch ftehende im gothiſchen Stile, für melde ber befannte G. Syrlin 
von Ulm von 1496—1499 einen Hochaltar herftellte, welcher zu ben 
Meiſterſtücken dieſes berühmten Künftler gehörte, den aber Abt Al- 
phons im Jahre 1664 bedauerlicher Weiſe bejeitigen Lie. 

Der Bau der Kirche veranlaßte Unzufriedenheit bei den Unter: 
thanen, welche zu Frohnen verpflichtet und bei den fonftigen Laſten ber 
Leibeigenihaft und des Lehenſyſtems über ihre Kräfte in Anſpruch ge- 
nommen murben. Es kam zu einem förmlihen Aufitande im Jahre 
1501. Die Bauern von 38 Klojterorten, 555 an der Zahl, zogen vor 
das Kloſter, Fündigten den Gehorfam auf, wenn ihren Klagen nicht ab— 
geholfen würde. Abt Hieronymus, Simon? Nachfolger, unterhandelte 
mit ihnen, und es kam eine Webereinkunft zu Stande, durch melche ihren 
Forderungen größtentheil3 entjprochen wurde. Aber ſchon im folgenden 
Sabre (1502) wiederholte fi die Auflehnung, die bewaffneten Bauern 
mußten mit Gewalt dur den ſchwäbiſchen Bund zur Ruhe gebracht 
werden (der erite Bauernaufftand und Vorläufer des großen Bauern 
frieged im Sabre 1525). Der ſchmalkaldiſche Krieg (1546—1548) be: 
rührte das Klofter injomeit, als die protejtantijchen Schirmherren, bie 
Ulmer, das Klojter im Jahre 1546 mit Soldaten bejetten, in der Perjon 
Gregy3, eine Ulmer Patricierd, einen Verwalter anjtellten und bie 
Reformation mit Gewalt einführen wollten. Allein das fräftige Ein» 
treten bed Weingartner Abte8 Gerwig Blarer — jeit 1547 zugleid; Abt 
in Ochſenhauſen —, fomwie die Niederlage der ſchmalkaldiſchen Bundes» 
fürften ließ diefe Gefahr ſchnell und ſpurlos vorbeigehen. 

Da das bisherige Kloſtergebäude für deſſen zahlreiche Bewohner zu 
Hein geworben, jo ließ Abt Johann Lang von 1615—1618 ein neue 
Gonventgebäude, jedoch mit möͤglichſter Sparſamkeit, aufführen, welches 
im Wejentlichen bis 1803 unverändert blieb, nur daß der legte Abt, 
Romuald Weltin, von 1783—1789 die Bibliothek und den Conventjaal, 
mit einem Kojtenaufmand von 30000 fl. neu und koſtbar herjtellen ließ; 
ſchon früher hatte Abt Cöleftin Frener (1728—1730) eine große Drgel 


et non incorporatae: Baltingen, Bellamont, Orsenhausen, Oberopfingen. 
Parochiae incorporatae: Füramos, Kirchdorf, Laupheim, Mittebuch, Ochsen- 
hausen, Reinstetten, Ringschnaidt, Schafhausen, Schönenbürg, Steinhausen, 
Thanheim, Ummendorf ..... Capellanise: Laupheim et Fischbach. Primis- 
sariatus: Achstetten, Fischbach. 


286 


dur Joſ. Gabler von Ochſenhauſen, welcher auch die Orgel zu Wein- 
garten baute, erjtellen lafjen. 

Der breifigjährige Krieg laſtete, wie überall, ſchwer auf dem Kloſter 
und deſſen Unterthanen. Schon die Durchzüge und Einquartierungen der 
Faiferlihen und ligiftiihen Truppen im Beginn desjelben, die Beiträge zur 
Fatholiichen Liga, die von 1620—1630 von Seite des Kloſters 34190 fi. 
betrugen, jomwie die Auslagen, um, im Verein mit ben übrigen ſchwäbi— 
ſchen Abteien, die Klöjter in Altwürttemberg, welde nad dem befannten 
Reftitutiond-Edict des Kaiſers Ferdinand II. wieder hergeftellt werben 
jollten, um die früheren geiftlichen Orben zu erhalten, — all das erheijchte 
große Auslagen 1, die bi8 1630 auf 112363 fl. 20 fr. für Odjien- 
haufen allein berecinet wurden. Auch für. die Unterthanen waren dieje 
Zeiten ſchwer drüdend, jo dab im Jahre 1622 allein gegen 2000 aus 
der Umgegend nad) Ungarn und Oeſterreich ausmwanderten; im Jahre 
1628 brach eine bösartige Epidemie aus. Noch jchlimmer wurde es, als 
bie Schweden, nad) Eroberung Ulms, im Frühjahre und Sommer 1632 
nad Ochſenhauſen vorbrangen, dad Kloſter bejegten, plünderten und 
brandſchatzten; der Abt (Bartholomä) mit dem größern Theil der Eon: 
ventualen waren geflohen, die Zurücigebliebenen wurden mißhandelt, Die 
Felder Fonnten nicht mehr angebaut werben, eine große Hungersnoth 
entftand, in Folge derjelben eine peltartige Krankheit, die in den Jahren 
1634 und 1635 jo überhand nahm, daß einzelne Drte, 5.8. Bellamont, 
all ihre Bewohner verloren. Das Klofter jelbit mit deſſen Befigungen 
ſchenkte der Kanzler Orenjtjerna 1633 dem ſchwediſchen General Graf 
von Hohenlohe; doc) blieb diefe Schenkung ohne weitere Folgen, da 1634, 
nah der Schlaht von Nördlingen, bie Schweden Oberſchwaben ver: 
ließen, wohin fie erſt im Jahre 1646 zurückehrten, um den alten Raub: 
und Vertilgungskrieg mit feinen Schauerfcenen zu erneuern. Den 6. Dec. 
1646 wurden die Elöfterlichen Defonomiegebäude angezündet und ver: 
brannt, das SKlojtergebäude faum gerettet. Ebenſo waren aud die 
jpäteren Kriege mit Franfreich in den Jahren 1675, 17011704, die 


1 Nadı dem Tagebuch bes Abts Bartholomäus Ebinger ließ auf bem 
Prälatentag zu Waldfee den 8. Jan. 1630 ber faiferlide Commiſſär Dr. Hilbens 
prandt durch einen Dritten den Antrag ftellen: fie, bie Prälaten bes Meiche, 
möchten ben Reichshofräthen 100000 Reichsthafer anbieten, bamit fie auf ihrer Seite 
feien. Der Agent ber ſchwäbiſchen Prälaten in Wien, Dr. Shönbeinz, forderte 
fie den 8. März 1630 auf, biefen Gegenftand in Rom bei ber Congregatio Regu- 
larium zu betreiben und bie „Spejen* nicht zu fcheuen. Die ſchwäbiſchen Klöfter 
reüffirten auch, und das Klofter Ochſenhauſen erhielt insbefondere das württembergifche 
Klofter Alpirsbach zugetheilt. Allein bie jpätern Kriegsereignijie, noch mehr ber weile 
phäliſche Frieden, vernichteten alle diefe Zugeftändnifje und Erwerbungen. 


287 


neueren von 1796—1801 für das Klofter mit großem Schaben ver: 
bunden. Doch der jo bedeutend angewachſene Grundſtock, die große 
Sparjamfeit und der georbnete Haushalt ließen diefe Ausfälle leicht decken, 
und Ochſenhauſen gehörte nicht nur zu ben reicheren Abteien Schwabeng, 
jondern hatte fajt immer bedeutende Geldvorräthe. So fand man nad) 
dem Tode des Abts Beda Werner im Jahre 1725 in ber Hauptkaſſe 
allein 100000 fl. baared Geld. So groß aber aud die Sparjamkeit 
war, jo wurden doch feine Koften geſcheut, wenn ed jih um Verwirk— 
lihung höherer, edler Zwecke handelte. Seit dem Jahre 1613 Hatte das 
Klojter ein unter dem Abt Johannes Lang gegründetes Gymnajium, 
welches bis zur Aufhebung bejtand; die fähigern jüngern Conventualen 
wurden auf Univerfitäten, namentlid nah Salzburg, Dillingen ꝛc. ge 
ſchickt, um ſich in der Theologie, in den claſſiſchen Sprachen und Mathe 
matik auszubilden. Und jo hatte dieſes Klojter, wenn aud nit viele 
gerade ausgezeichnete Gelchrte, jo doc immer eine gute Zahl brauchbarer 
und tüchtiger Seeljorger, gute Gymnafiallehrer und einige tüchtige Mathe: 
matifer, wie denn im Kloſter jelbit eine eigene, mit guten Inſtrumenten 
verjehene Sternwarte war. Auch auf die Bibliothef wurde viel ver: 
wendet, namentlid erfaufte der Ichte Abt, Romuald, mit Zujtimmung 
des Capiteld, um 5000 fl. die aus 9000 Bänden bejtehende Bibliothek 
des le&ten Grafen von Waldburg-Trauchburg, Franz Karl, Biſchofs von 
Chiemſee, im Jahre 1788. Noch größere Ausgaben wurden gemadt zur 
Anihaffung reicher Kirchenparamente, und zur Unterhaltung und Her— 
ftellung ber vielen Pfarr: und Filial-Kirchen, der Pfründgebäude, durch 
welches Alles ſich Ochſenhauſen vortheilhaft auszeichnete. 

Es fam da3 verhängnigvolle Jahr 1802, in welchem auch Ochſen— 
haufen der Säcularifation anheimfiel. Seine Befigungen murben zer: 
trümmert, meit den größten Theil erhielt der Fürſt von Metternich— 
Minenburg, das Amt Thanheim der Graf von Schaedberg, das über 
dem rechten Allerufer gelegene Winterrieden der Graf von Sinzendorf. 
Die Befigungen des Klojterd waren: 1. Das Amt Ochſenhauſen, be- 
jtehend aus dem Klofter, 10 Dörfern und 15 Höfen; 2. Thanheim, 
mit 1 Schloß, 31/, Dörfern, 9 Weilern und 6 einzelnen Höfen; 3. Ummen— 
dorf, mit 2 Schlöſſern, 2 Dörfern, 3 Weilern und 6 Höfen; endlich 
4. Sulmetingen, mit 2 Schlöfiern, 2 Dörfern und 3 Höfen, im Ganzen 
21 Dörfer, 27 Weiler und 23 Höfe und einzelne Häujer. Außerdem 
beſaß das Kloſter noch das Schloggut Herihberg am Bodenfee und den 
Ort Humeratöried mit Zugehörde im D.:N. Waldſee. Die Bevölkerung 
wurde auf 11000 Seelen, die Einkünfte auf 100000 fl., nad dem 
Reihsdeputationd-Hauptihluß auf 87000 fl. geichätt. Da mehrere ober: 
ſchwäbiſche Abteien verjchiedenen Herren und Grafen zur Entſchädigung zu: 


288 


gemiejen wurden !, jo geſchah die Vertheilung an bie einzelnen durch eine 
baierijhe und württembergiſche Commiffion, melde ben 2. Nov. 1802 
zu Ochſenhauſen zujammentrat und jofort die Beitimmungen feſtſetzte, 
welche ber Reichsdeputations-Hauptſchluß vom 25. Febr. 1803 enthält. 
Nah der Beſitznahme dur den gräflih von Metternich’ichen Commifjär 
wurde Abt Romuald mit 7500 fl. penfionirt und bezog den 1. März 
1803 das Schloß zu Sulmetingen, mwojelbit er den 19. Januar 1805 
itarb. Zur Zeit der Klofter- Aufhebung waren in Ochſenhauſen 46 Prieſter 
ohne ben Prälaten und 4 Laienbrüder. Ein großer Theil der erjtern 
blieb im Klofter und bejorgte bie lateiniſchen Schulen, bis durd die 
theiniihe Bundedacte am 12. Sept. 1806 Ochſenhauſen unter Die 
mwürttembergifche Landeshoheit fam und die Mönche im Jahre 1807 das 
Klofter räumen mußten. Der Graf von Metternich (jeit 1805 Yürft) 
verfaufte den 12. Febr. 1805 an den Fürften von Tarid Karl Anjelm 
Oberjulmetingen mit Mittenmeiler um 260000 fl. und 10 000 fl. Schlüſſel⸗ 
geld, Unterjulmetingen für 150000 fl.; im Jahre 1825 aber alle feine 
Befigungen in und um Ochfenhaufen (14 Dörfer, 15 Weiler und 
14 Höfe) um 1200000 fl. an die Krone Württemberg, mit Ausnahme 
von Herichberg, welches im Jahre 1830 als ein Rittergut an den reis 
herrn Kremp von Freudenſtein gelangte. 


Pröpite, Prioren und Aebte des Kloſters Ochſenhauſen 
(von 1100 bis 1803). 


Wie oben erwähnt, Hatte Ochjenhaufen anfänglich zwei Vorjteher, 
einen Propſt, welcher bie Defonomie verwaltete, und einen Prior, welcher 
die Klofterzucht und den Gotteödienft ꝛc. überwachte. Beide wurden bis 
1388 von dem jeweiligen Abt de Klojter3 St. Blaſien ernannt. 

Nach den vorhandenen Urkunden und — iſt die Reihe der 
Pröpſte und Prioren folgende: 

I. Pröpſte. 1. Burkard 1100—1160, welcher mit ben erſten 
Mönchen von St. Blaſien nach Ochſenhauſen —* 2. Berthold 1160 
bis 1178. 3. Rudolf bis 1185. 4. Trutto bis 1234, (Hier jcheint 
eine Lücke zu jein; mahrjcheinlich verjah der Prior Konrad, da er aud 
Propft genannt ift, bis 1194 das Amt.) 5. Heinrich bis 1276. 6. Al: 
bert biß 1288. 7. Ridard bi8 1300. 8. Luitram bis 1330. 
9. Walcho, von Ejjendorf, bis 1330. 10. Joanne bis 1378. 
11. Heinrich Laurin bis 1388, in welchem Sabre, mit Ausſchluß 
der St. Blaſianer, der Convent aus feiner Mitte den Nikolaus Yaber 
zum Propft und zum Prior erwählte. 


4 Bol. das Nähere bei Memminger, Beichreibung bes DA. Biberach S. 153, 


289 


II. Prioren von 1100 bis 1388. 1. Burkard, zugleich Propft, 
von 1100 bis 1160. 2. Konrad biß 1194. 3. Hermann bis 1222. 
4, Arnold bi8 1238. 5. Heinrich, der Heilige, bis 1262. 6. Rei— 
ner bis 1304. 7. Ulrich bis 1332. 8. Peter bis 1370. 9. Hein 
rich bis 1383. 10. Heinrich von Hödorf bis 1388, der legte von 
St. Blafien gejete Prior. 11. Nifolaus Faber, 1388 vom Con— 
vente gewählt, zugleih Propſt. 

II. Aebte von 1392 bis 1803. 1. Nikolaus Faber, biäher 
Propit und Prior, ala Abt gewählt 1392, refign. im Jahre 1422, 
2. Heinrich Faber, jeit 1422, geft. 1434. 3. Michael Ruſhel, 
rejign. 1468, geit. 1469. 4. Johann Knus 1468, geft. 1476. 5. Jo— 
docus Bruder 1476, refign. 1482, geft. 1529. 6. Simon Lengen- 
berger 1482, get. 1498, erhielt von Papft Alerander VI. und feinen 
Nachfolgern 1495 das Net, die Inful zu tragen. 7. Hieronymus 
Buchelberger 1498, geit. 1508. 8. Andreas Küntſcher 1508, 
geit. 1541. 9. Georg Müller 1541, rejign. 1547, geft. 1556. 
10. Germwig Blarer, zugleich Abt des Klofterd Weingarten, geft. 1567. 
11. Andreas Sonntag, Eoadjutor des Abts Germig ſeit 1562, zum 
Abt erwählt 1567, refign. 1585, get. 1587. 12. Johann Ernft 
1587, refign. 1593, gejt. 1594. 13, Chriſtoph Spieß 1593, rejign. 
1605. 14. Urban Mayer 1605, geit. 1613. 15. Johann Lang 
1613, geit. 1618. 16. Bartholomäus Ehinger 1618, geft. 1632. 
17. Wunibald Waibel 1632, geit. 1658. 18. Alphons Klein- 
bans 1658, geit. 1671. 19. Balthajar Buolamer 1671, geit. 
14. Mai 1681. 20. Placidus Kobolt 1681, wurde geiſtesſchwach und 
deßhalb abgejeht 1689. 21. Franz Klejin 1689, geft. 8. Juni 1708. 
22. Hieronymus Lindau 1708, get. 8. Dec. 1719. 23. Beda 
Werner 1719, geit. 9. Mai 1725. 24. Edleftin Frener 1725, 
geit. 8. Sept. 1737. 25. Benedict Denzel 1737, geit. 1767. 
26. Romuald Weltin aus Oberzell in der Reichenau, geb. 29. San, 
1723, ermwählt 1767, der letzte Abt, gejt. 19. Jan. 1805 zu Ober: 
julmetingen, begraben in Niederkirch. 


4. Weingarten ?, 


Stiftung. In dem freundlichen Schufienthal, drei viertel Stunden 
von der Stadt Ravensburg, auf einem Borjprung des Martinäberges, 


1 Libri abbatiales mon. imp. Weingart. 2 Bde. Fol. Manufcript. Nach bems 
felben verfahte Gerard Heß feinen Prodromus monumentorum Guelficorum, seu 
Catalogus abbatum imp. monast. Weingartensis etc, Augsburg 1781. Bon dem— 
felben Verfafler: Monumenta Guelfica. Pars bistorica. Campid. 1784. Bucelini 

Freib. Didc-Ariv. XVIIL 19 


290 


gegen ben Fluß Schuffen, liegt das ehemalige Klofter Weingarten, Bene: 
dictiner-Ordens; am Fuße der Anhöhe breitet fih aus der uralte Flecken 
Altdorf, um das Kloftergebäube jelbit die Wohnungen der Beamten und 
die Defonomiegebäubde des ehemaligen Reichsſtiftes. So ſchön der Anblid 
des Klofterd für den Reiſenden ijt, der von Waldjee auf der Haupt: 
Itraße nad Ravensburg und dem Bodenfee wandert, jo prachtvoll fi 
die Kirche zeigt: ebenfo ſchön, ja vielleicht noch Tiebliher und freund: 
lider ift die Ausfiht von dem großen Portal der Kirche auf das 
Schuſſenthal und, über dasſelbe hinweg, auf einen Theil Oberſchwabens, 
der Donau zu, ſowie andererjeit3 auf die Schweizer Alpen und den 
Bodenjee. Auf diejer Stätte, melde zugleih al Warte des Schuffen- 
thales und zur Burg des alten Fleckens Altdorf diente, hausten bie 
alten Grafen von Altdorf, die unmittelbaren Vorfahren der jo berühmten 
nahmaligen Welfen, deren Nachkommen noch in England und (bis vor 
Kurzem) au in Hannover und Braunjchweig herrſchten. Die Macht und 
die Bejigungen diefer Grafen, die fih von Altdorf nannten, waren ur: 
Iprüngli in Oberſchwaben ſchon bedeutend und erſtreckten fich jelbft nad 
Baiern, woſelbſt fie im Ammergau bedeutende Befigungen hatten 1, 

Im Geijte der damaligen Zeit war dieſe mächtige und reihe Familie 
auf die Stiftung von Klöftern und anderen mohlthätigen Anstalten 
bedacht, was um jo weniger auffallen Fann, ala die Welfen, ſchon aus 
politiihen Rüdficgten, Gegner der fränfifchen Kaifer, ſtreng kirchlich, fi 
an den römijhen Stuhl in feinem Kampfe mit den deutſchen Kaifern 
früher anſchloſſen und in Deutfchland die VBorfämpfer und Hauptjtühe 
ber päpſtlichen Partei waren, was fie jedoch nicht abhielt, die Anhänger 
der Kaijer, auch wenn fie dem geiftlihen. Stande angehörten, zu be 
kriegen und auf eine ſchauderhafte Weife ihre Befigungen zu verheeren, 
wie e8 bejonder3 in Augsburg ꝛc. gefhah. Dieje8 mag aud ein weiterer 


Historia sacra et prof. Const. Ferner eine zahlreihe Sammlung von Urkunden, 
Tagebüchern. Leptere allein nehmen 27 Folio-Bände ein. 

Die bier folgende Geſchichte Weingartens ift etwas ausführlicher als bie ber 
anderen Klöfter, weil das vorhandene Quellen-Material reichlicher und weil Weingarten 
bie berühmtefte Abtei ber dermaligen Didcefe NRottenburg war. 

* Zu ben gebrudten Quellen insbejondere nod) bie im Anhang zum IV. Bb. bet 
Württemberg. Urkundenbuchs publicirten Zwei Weingartener Codices aus ber 
zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Der erfte und größere enthält ben Trabitiond 
cober, das Verzeichniß der Aebte, ber Gefälle und Gerechtigkeiten. Der zweite, codex 
minor traditionum Weingartensium, ift fehr mannigfahen Inhalte. (D. R.) 

1 Die weitere Gefchichte ber Welfen, ihre Erhebung zur berzoglichen Würde, 
die Erwerbung ber fo bebeutenben Herzogthlimer. Baiern, Sachſen unb ber gräflid 
Calwiſchen Güter in Schwaben und bes Herzogthbums Spoleto in Stalien, glauben 
wir hier übergehen zu follen. 


291 


Grund geweſen fein, daß fie einen Theil der Kriegsbeute zu frommen, 
geiftlihen Stiftungen verwendeten, um ihr Gemifjen zu beruhigen. So 
ftifteten die Welfen nah und nad die Klöfter Altomünfter, Steingaden, 
das Krankenhaus bei Memmingen, begabten die Klöfter Weiffenau, 
Wiblingen und Ochſenhauſen, und traten an die Bisthümer Augsburg 
und Freifing mehrere Güter ab, ald Erſatz des benjelben zugefügten 
Schabend. Dod von allen diejen ihren Stiftungen nahm Weingarten 
den eriten Platz ein. Dieſes Klofter lag in ber Nähe ihrer alten ſchwäbi— 
ſchen Stammburgen, war die Nuheftätte mehrerer ihrer verftorbenen 
Familienglieder und wurde von diefen am reichlichſten bedacht, ſowohl 
bei der urſprünglichen Stiftung ſelbſt, als durch ſpätere Abtretung an— 
ſehnlicher Güter, Die älteſte welfiſche klöſterliche Stiftung war im Schar— 
nizer Wald (Scerinza), wohin ſich Ethiko, der Vater Graf Heinrichs 
von Altdorf, mit 12 Gefährten zurückzog, weil er mit ſeinem Sohne 
unzufrieden war, welcher ſich dem Kaiſer als Lehensmann und Vaſall 
unterworfen hatte. Hier führte Ethiko, durch eine faſt unzugängliche 
Wildniß von der Welt abgeſchloſſen, ein klöſterliches Leben und ſtarb um 
das Jahr 907 -910. Nach deſſen Tode verſetzte ſein Sohn Heinrich 
die noch lebenden Brüder (c. 915—920) nad Altomünſter an ber Alm 
(zwifhen Augsburg und Freifing), mo nach einigen ſchon um da3 Jahr 
750 eine von einem Schüler des HI. Bonifaciu3, Alto, gegründete Klojter- 
ftiftung beftanden haben ſoll, vereinigte die beiden Gemeinden und ftiftete 
und begabte dieſes Klofter ziemlich reichlich. Aber auch zu Altdorf, neben 
ber nachmaligen Pfarrfirde, am Fuße der Martindburg, die er bewohnte, - 
wollte Graf Heinrih ein Frauenklojter ftiften. Doc übereilte ihn der 
Tod, und feine hinterlaſſene Wittwe Beata (Ata), eine Gräfin von Hohen: 
wart, mit ihrem Sohne, dem Hl. Konrad, u in Conſtanz, voll: 
zogen bie Stiftung (920—925). 

Nah etwa 100 Jahren fahte Graf Welf IL. (c. 1020) mit feiner 
Gattin Irmengard, einer Tochter Graf Friebrih8 von Luxemburg, den 
Entihluß, die Benedictinermönde von Altomünfter nad Altdorf, die 
dafigen Klofterfrauen dagegen nah Altomünfter zu überfiedeln. Allein 
die Kriege, in welche Welf, ald Genofje des Herzogs Ernſt von Schwaben, 
mit dem Kaifer Konrad verwidelt wurde, vielleiht auch noch andere 
Hindernifie, traten der Ausführung dieſes Vorhabens entgegen, und erft 
unter deſſen Sohne Welf III, Herzog von Kärnthen, kam dieje Meber- 
fiedelung im Jahre 1047 zu Stande, wozu deſſen Mutter, Gräfin 
Irmengard, Vieles beitrug!. Mit diefem Jahre beginnt der Aufenthalt 
ber Benebictinermönde in Altdorf, melde das von den Klofterfrauen 

1 Bol. hierüber P. F. Stälin, Gedichte Württembergs I, 239, Note. (Heeren 


und Ukert, 44. Lie.) (D. R.) 
19° 


292 


verlafiene Klofter bezogen und deren in und um Altdorf gelegenen älteren 
Stiftungdgüter in Befig nahmen. Der legte Abt, ber zu Altomüniter 
wohnte und von dba nach Altdorf 309g, war Heinrich, welcher daher 
auch erjter Abt des Kloſters Altborf-Weingarten war; doch wird er 
von mehreren al3 dritter Abt aufgeführt, indem die beiden Aebte Beringer 
und Adelhelm, melde nad der Wiederherjtellung und Nebotation des 
verfallenen und in Abgang gelommenen Klofterd Altomünjter von 1000 
bis 1040 dafelbit die abteiliche Würde bejaßen und die unmittelbaren 
Borfahrer des Abts Heinrich waren, auch gezählt wurden. Nur eime - 
furze Zeit vermweilte die neue Kloftergemeinde in dem alten Frauenklofter. 
Dasjelbe verbrannte im Jahre 1053 bis auf den Grund; nun trat der 
alte Stifter, Herzog Welf IIL., wieder in dad Mittel und überlich ber 
obdachloſen Kloftergemeinde fein alte8 Stammſchloß und Burg auf dem 
Martinsberg bei Altdorf zur Wohnung, melde fie, nachdem die Um: 
mwandlung in ein Klojter vollendet war, im Jahre 1055 noch unter bem 
obigen Abt Heinrich bezog. Dieſes nunmehrige Klojter wurde genannt 
nad dem Namen feines Patrons, des hl. Martin, gemeiniglih aber von 
den Weingärten, welche den Hügel ſchmückten, das Klofter in den Wein: 
gärten bei Altdorf (ad vineas, Winigartin). 

Für die Gejhichte der Gegend war dieſe Verlegung von Folgen, 
indem die Welfen, jeither die Grafen von Altdorf genannt, nun ben 
Flecken Altdorf verliegen und in die alte Veitöburg bei Ravensburg 
zogen, welchem Umftand die Stadt Ravensburg ihren Urjprung, Ber: 
- größerung und nachmalige Bedeutung verdankte, während Altdorf ein 
Tleden blieb und jelbjt feinen Namen mit dem von Weingarten vers 
ſchmolz. Wie ſehr aber Welf III. an feiner Stiftung in Weingarten 
bing, beweist die Thatjache, daß er feinem Tode nahe (gejt. 13. Nov. 
1055 zu Bodman am Bobenfee) alle feine Herrihaften und Güter bem 
Klofter Weingarten vermadte, und jeine beiden Bafallen, die Brüber 
Reginhard und Dietrih von Urfin, eidlich verpflichtete, dieſen feinen 
legten Willen zu vollziehen. Allein die eigene, noch lebende Mutter des 
Herzogs Welf widerſetzte fih dem Vollzug des Teſtaments. Sie hatte 
no eine Tochter, Kunigunde, melde mit dem Markgrafen Azo II. 
von Ejte vermählt war. Den Sohn desjelben, Welf IV., berief bie 
Großmutter aus Jtalien und übergab ihm die deutjchen Befigungen feines 
Dheimd, mit Ausnahme von 30 Bauerngütern (mansus), von melden 
fie 22 an das Klofter Weingarten, die übrigen 8 an andere Stiftungen 
vergabte. Die erfteren gehörten zu den Weilern und Dörfern Lankrein, 
Lauterbrunnen, Gulenmweiler, Friedenweiler, Azzenmeiler, Heiligenbud, 
Krotenbach und Hettenhofen. Nod) reichlicher bedachte Herzog Welf IV. 
nach dem Tode feiner Frau, Juditha, einer Tochter des Grafen Balduin 


293 


von Flandern (geit. 1090), das Klofter, indem er bemjelben an bie 
100 Huben (mansus) zuwies, aud die Hauskapelle jeiner Gemahlin, die 
auf 1000 Mark Silber geſchätzt wurde, mit dem heiligen Blute ſchenkte. 

Bis zu dieſem Jahre Hatte das Klofter Weingarten weder eine 
päpftliche noch kaiſerliche Bejtätigung erhalten. Die gewaltige Familie 
ber Welfen, der Herren ber ganzen Umgegend, bie Stifter und Beſchützer 
dieſes ihre Kloſters, hielten fich für mächtig genug und waren es aud, 
ba3 Beſte des Kloſters zu wahren, ohne einer weitern Hilfe von kirchlicher 
oder weltlicher Seite zu bebürfen. Allein die großen Zerwürfnifje zwiſchen 
Kirche und Neich, zwiſchen dem römiſchen Stuhle und den deutichen Kaijern, 
dad in Deutſchland in Folge des Anveftiturftreites fteigende Anjehen ber 
Päpfte mögen den dem Kloſter Weingarten jo wohl gefinnten Herzog 
Welf IV. beftimmt haben, zur größern Sicherheit dad Klofter unter den 
Schuß des päpſtlichen Stuhles zu ftellen. So kam e8, daß, ungeachtet 
das Klofter Weingarten jhon jeit 1047 in Altdorj-Weingarten beftand, 
erit Papſt Urban II. den 30. April 1098 dasſelbe in feinen Schub 
nahm und ald unmittelbar dem päpftlichen Stuhle unterworfen erflärte, 
was Papſt Pascal II. den 5. April 1106 gleichfall3 that. Nun war, 
nah den Anjichten der damaligen Zeit, die Stiftung des Klofterd erſt 
gefichert und gewiſſermaßen vollendet. 

So erſcheint das Klofter Weingarten mit wahrhaft fürjtlicher Freis 
gebigfeit jchon bei feiner erjten Stiftung begabt. Aber bei diejen eriten 
und urfprünglichen Vergabungen blieb es nicht, von allen Seiten erhielt 
Weingarten Mehrungen an größern und Heinern Stiftungen und Gütern. 
Dazu gehörten die anjchnlihen Güter und Gefälle, welde im Jahre 
1082 ein Berthold, Graf von Brunfperd und Lunen, dem Klofter in 
Tirol und Graubünden ſchenkte!; dann die Güter, welche Herzog Welf V. 
noch vor feinem Tode (11. Juni 1190) an dasjelbe überließ. Nach 
dieſer Urkunde, welche einen großen Theil der ältern Stiftungsgüter auf: 
zählt, überläßt er dem Klofter noch die Dörfer Hoßkirch (Hussikilch), 
Bergatreute und Weiler, die Auffiht und die Verwaltung über dag 
Frauenklofter Hofen mit der Pfarrkirche in Buchhorn (cellam S. Pan- 
taleonis cum ecel. par. in Buchorn) ? das Recht, in dem Altdorfer 


1 In der Beftätigungsbulle Papft Innocenz' II. vom 9. April 1143 find biefe 
Güter aufgeführt: Praedium Unuste, pratum Campis et Senaus, praed. ad Las, 
ad Coreis, ad Sirna, ad Valrin, ad Blaers, ad Quarten, ad Magis, ad Lünun 
cum suis Capellis S. Oswaldi et Georgii, Capella super Brunesperch et super 
Buwigel. Praedium ad Ultun super Baugigili; Eccles. S. Pancratii in Ultun, 
praed. super Chisivis, vineam ad Nallas. 

2 Bertha, bie Gemahlin oder Mutter bes legten Grafen Dtto von Buchhorn 
(get. 1089), hatte ein Meines Frauenklöfterlein in dem nabe bei Buchhorn gelegenen 


294 


Wald Baus, Brenn: und Nußholz, jo viel das Klofter brauche, zu 
Ihlagen, ſowie nad) Belieben fih einen Schirmvogt (advocatum) zu 
wählen. Das Beijpiel der Welfen ahmten ihre Vaſallen, Lehensleute und 
Minifterialen nad, die, jet e8, um ihren Lehenäherren zu gefallen, oder 
im Geilte der damaligen Zeiten, mit einander metteiferten, gleichfalls 
Stiftungen an das Klofter der Welfen zu machen. 3 ift vielleicht feine 
Tamilie des Adel3 der Umgegend, die nicht einzelne Höfe, Huben ober 
andere nutzbringende Rechte an das Kloſter vergabt hätte Die alten 
Abteibücher und zahlreihen Urkundenſammlungen bemeijen diejes, noch 
mehr aber bie beiden Urkunden von 1143 und 1153, 23, Sept. Nach 
erjterer beftätigt Papſt Innocenz II. dem Kloſter feine Privilegien und 
Befigungen, welche namentlich aufgeführt find. Das Nämliche thut Kaijer 
Friedrich J. d. d. Ueberlingen 23. Sept. 1153. In leßterer fommt eine 
große Reihe neuer Befigungen vor, ungeachtet zwiſchen dieſen beiden 
Urkunden nur ein Zwijhenraum von 10 Jahren Liegt, 

Mit dem Tode Herzog Weljd V. im Jahre 1190 kamen jämmtliche 
ſchwäbiſche Befitungen an den Kaijer Friedrih I., den Schmweiterjohn 
des Herzogs Welf, welcher ſchon früher diejelben durch geleitete Geld- 
vorshüffe für fi und feine Familie erworben hatte. Mit denjelben kam 
auch die Schirmvogtei über das Klofter Weingarten ‘an das hohen— 
ftaufiihe Haus: ob im Namen des Reichs oder al3 Appertinenz ber 
neuerworbenen welfiihen Güter, hierüber wurde viel geftritten; immer: 
hin ift es gewiß, daß nad) obiger Urkunde von 1153 Kaijer Friedrich, 
ehe er in den Befiß der welfiſchen Güter fam, folglich als Kaijer, das 
Klofter in feinen und des Reiches Schuß nahm. Die Hohenftaufen ließen 
fich ebenfall3 das Wohl des Klofterd jehr angelegen jein, begünjtigten 
daher aud die vielen Vergabungen, welche ihre Diener und Ritter an 
dasjelbe machten; unter diefen waren die Ritter von Rabdirai, die von 
Limburg und Lömenthal, die von Königsegg ꝛc. die vorzügliditen Gut: 
thäter. Dur die italienishen Kriege und ben fajt ununterbrochenen 
Kampf der’ Hohenjtaufen mit den Päpiten, die vielen Fehden, melche 
eritere auch in Deutichland zu beftehen hatten, erſchöpften die Hohen» 
Staufen ihre Mittel, jo daß Abt Konrad von Urſperg ſchon jhrieb: Kaifer 
Philipp, Friedrichs I. Sohn, habe faſt alle feine ſchwäbiſchen Beſitzungen 
theils verfauft, theils feinen Lehensleuten und Dienern als Belohnung für 
geleiftete oder zu Leitende Dienfte bingegeben, jo daß er, mit Ausnahme 


Schloſſe geftiftet. Nach) dem Tode bes legten Grafen Otto von Buchhorn zogen deſſen 
Beligungen die Welfen an fich, als die nächſten Verwandten ; doch wollen Andere, Graf 
Ulrich von Bregenz fei näher verwandt gewefen, babe aud die Erbſchaft angeiprochen, 
fei aber von ben MWelfen mit Gewalt verdrängt worden, was zu einer Fehde Anlaß 
gegeben babe. 


295 


einiger Städte und Schlöſſer, nur noch ‚dem Namen nad Herr biejer 
Gegenden gemejen fei. 

Wenn jhon dadurch einzelne adelige Familien ihre Beſitzungen ver— 
größerten, ſo verarmte doch, durch die vielen Fehden, durch die Kriegs— 
züge, die er im Gefolge der Hohenſtaufen, oft in entfernte Gegenden, 
mitmachte, noch mehr aber durch den Luxus, welcher von den durch den 
Handel reichen Städten in die Schlöſſer des Adels eindrang, der Adel 
jo ſehr, daß nicht nur gegen die Mitte des 13. Jahrhunderts die reichen 
Schenkungen an die Klöſter größtentheils aufhörten, jondern ber Abel 
ih gezwungen jah, um feine Schulden tilgen zu können, nad und nad) 
jeine Güter zu veräußern. Dieje günftige Gelegenheit benußte dad Klojter, 
welchem bei feinen reihlihen Einkünften und geordneten Haudhaltung, 
bei der einfachen und mäßigen Lebensweiſe der Mönde die Mittel zu 
Gebot ftanden, Güter, Rechte und ſelbſt ganze Herrſchaften zu erfaufen. 
So wie die früheren Klofterbüher zahlreihe Schenkungen enthalten, 
jo berichten dieſe jpäteren von gemadten Ermwerbungen und SKäufen. 
Unter diejen find die von den Wildenmann zu Wildenegg, welche nad) und 
nad alle ihre Güter dem Klofter verkauften; die von Königsegg in Fron— 
bofen. Graf Hugo von Werbenberg in Heiligenberg veräußerte (1294) 
um 109 Mark Silber die Burg zu Reuti mit allen dazu gehörigen 
Gütern. Der bedeutendite Kauf war ber von Eberhard, Truchſeß von 
MWaldburg, welder im Jahre 1357 auf einmal 60 Höfe um 1062 Pfund 
Heller an das Klofter abgab; ferner im Jahre 1380 um 70 Mark 
Silber feine Güter und Rechte in und um Altdorf. Im Jahre 1404 
verkaufte Ulrich von Hörningen. dad Schloß Beienburg mit der dazu ge» 
hörigen Herrſchaft, welche er von feiner Frau Urfula, Schenkin von Itten— 
borf, erhalten Hatte, an Weingarten, welches noch weitere Güter von den 
Klöftern Weiffenau und Waldfee, von der Commende Mainau erwarb, 
jowie im Jahre 1433 die Gerichtöbarkeit über Hofen und Hagnau bei 
Meeröburg. So vermehrten fich die Befißungen der Abtei Weingarten, 
wozu noch in jpäteren Zeiten die Johanniter-Commende in Feldkirch 
fam, melde Weingarten den 3. Dec. 1610 von dem Orden um 62 000 fl. 
erwarb und daſelbſt ein Priorat errichtete; Gabriel Bucelin, der be 
kannte Hiftoriograph, jtarb hier 1666 als Prior. Später verkaufte (19. Mai 
1695) das Klofter diefen Bejig an die Stadt Feldkirch, und legtere ihn 
an das Klojter Ditobeuren 1. Bedeutender war die Erwerbung der reichs— 


i Der Erlös wurde auf bie Erbauung bes Schlofies ober bes Klofters und ber 
Kirche zu Hofen verwendet, wohin bas Priorat verlegt wurde, und wofelbft von num 
an 8—10 Kloftergeifilihe von Weingarten unter einem Prior wohnten und zugleich 
bie Pfarrei Buchhorn verfahen, 


296 


unmittelbaren Herrſchaft Blumenegg in Vorarlberg, welche (3. Dec. 1613) 
von Graf Rudolf von Sulz um 150000 ft. erfauft wurde. 

Auch mehrere reihe Pfarreien mit dem Kirchenſatz wurden dem 
Klofter einverleibt; doch ließ Weingarten die meiften derſelben durd 
Weltgeiftlihe gegen ein in der Regel reichliches Einkommen verjehen, 
weil dieſer Modus, für die geordnete jirengere Klofterdisciplin, vortheil- 
bafter war. 

Daß troß alledem der Wohlitand und Reichthum nicht derart 
fi mehrte, wie man erwarten follte, namentlich im Vergleich mit meh- 
teren benachbarten, urjprünglich gering botirten Klöftern, z. B. Ochſen— 
haufen ꝛc., davon liegen die Urſachen bejonders in den Unglüdsfällen, 
welhe Weingarten betrafen. Faſt fein Klojter wurde jo oft mit Brand 
heimgefuht, wie Weingarten. Solches geſchah in den Jahren 1053, 
1215, 1247, 1375, 1476 und 1578. Eine weitere Haupturjade zur 
Minderung des Wohlftanded lag in den politiichen Zeitverhältnifjen, wie 
jich dieje bei dem Berfall des hohenftaufifchen Haufes gegen das Ende 
des 12. Jahrhunderts bejonder in Oberjchwaben geftalteten; nicht nur 
die Fürften, jondern aud der niedere Adel (Ritter und Minifterialen) 
benüßten bie Schwäche ber Kaijer und der Lehensherren, um einerjeit3 
fi immer mehr unabhängig zu machen, anderſeits ihre Güter auf jede 
Weiſe, aud mit Gewalt und Unrecht, zu vergrößern; nur das Recht des 
Stärfern, bejonderd in der Mitte des 13. Jahrhunderts, galt, die Waffen 
entſchieden. Die Drdnung und die Gejege waren gelähmt, die frühere 
Pietät gegen die Klojter erloſchen. Als die Kämpfe zwiſchen den Hohen- 
ftaufen und den Päpſten den Charakter von Religionskriegen annahmen, 
jteigerte fich einerjeit3 der Haß gegen die Klöfter auf einen oft hoben 
Grad, anderjeit3 waren diefe in der mißlichen Lage, in Folge ihrer kirch— 
lihen Stellung zum päpftlihen Stuhle, wohl oft gegen ihre Ueber: 
zeugung, fi gegen ihre weltlichen Bejhüger und Wohlthäter aus: 
zufprechen, wobei fie, jelbjt wehrlos, mit ihren Reichthümern eine Leichte 
unb ergiebige Beute für die Gemaltthätigen barboten. Beſonders war 
dieſes der Fal mit Weingarten, deſſen Befigungen über ganz Ober: 
ſchwaben, vom Bodenſee und Vorarlberg bis an die Donau zerjtreut 
lagen und früher von den mächtigen Welfen und Hohenftaufen treu und 


1 Blumenegg, Schloß und Herrſchaft, war eine alte gräflid von Montfortijdye 
Befigung, welche nach dem Tode des Grafen Hugo an bie Linie Montfort-Werdenberg, 
und bei weiterer Vertheilung der gräflich Werbenbergifhen Güter an die Linie von 
Werdenberg⸗Sargans in Babuz Fam. Bifchof Hartmann von Ehur, ber Teßte Graf 
diefer Linie, überließ Blumenegg den Freiberren Wolfbart und Ulrih von Branbis 
(16. Juni 1398), die er feine Brüder nennt. Bon ber Familie Brandis fam bie 
Herrſchaft durch Heirath an bie Grafen von Sulz. 


297 


fräftig gejhütt waren. Jetzt aber, bei den veränderten Zeiten, mußte 
man ih nad) neuen Schirmvögten und Beihüßern umfehen, welde 
ih zwar zahlreih an allen Orten fanden, aber mehr auf ihren als 
des Kloſters Nutzen bedacht waren, die vogteilichen Nechte bis in’3 Un: 
gebührlihe ausdehnten, und am Ende die Güter, zu deren Schuße ſie 
berufen woren, als Eigenthum an ſich riſſen. Beſonders fteigerten fich 
dieſe Gemaltthätigfeiten während der Dauer des Interregnums, jo daß 
Weingarten fait jeined ganzen Einfommend beraubt wurde und faum 
nod im Stande war, feine Mönche zu ernähren. Selbſt der damalige - 
Biihof Heinrich von Conſtanz, der natürliche Beihüger des Kloſters, 
durchzog mit Friegeriichenn Gefolge die Klojterbefigungen (um 1242 bis 
1247), wahrſcheinlich als Verbündeter und Helfer jeiner Verwandten, 
der Trucjejien von Thann und Waldburg, in den Fehden mit ben 
von Winterjtetten und beren Helfer. Sogar die Verheerung und der 
Brand des Klojterd im Jahre 1246/1247 wird dem Bilhof zugejchrieben. 

Mit der Wahl des Grafen Rudolf von Habsburg zum beutjchen 
Kaijer (1273) ging aud für Weingarten ein neuer günjtiger Stern 
auf. Kaijer Rudolf erkannte feine Zeit; nur dadurd Fonnten in dem 
deutjchen Reiche, namentli in Schwaben, wojelbjt die Unordnung, gemalt: 
jame Fehden, Unterdrüdung der Schwädern die höchſte Stufe erreicht 
hatten, Ruhe und Ordnung wieder hergeftellt werben, wenn dad Recht 
wieder gehandhabt wurde. Entichlofjen, feit und Fräftig trat Kaiſer 
Nudolf auf, wie diejed in .jeinem Charakter lag. Nach feiner Krönung 
gegen Ende des Jahres 1273 Fam er jelbft nad Weingarten und hörte 
da die Klagen der Mönche, fand fie gegründet und beichloß, Abhilfe zu 
Ihaffen. Seinen alten, vielgeprüften Freund, ben Grafen Hugo von 
Werdenberg, ernannte er zu feinem Stellvertreter und kaiſerlichen Land: 
vogt in Oberjchwaben und gab ihm (1274) d. d. Rottweil den Auftrag, 
das, was mit Unrecht dem Reiche entzogen worden war, namentlich die 
ehemaligen hohenſtaufiſchen Güter, wieder an das Reich zu bringen, den 
Frieden berzuftellen; insbejonbere aber auch die ſchirmvogteilichen Nechte 
über die Güter des Klofterd Weingarten, welche der benachbarte Abel 
an fich gerifjen Hatte, zu unterſuchen und überhaupt basjelbe gegen 
jedermanır in feinem und des Reiches Namen zu jhügen. Er befahl 
ihm daher, namentlich die Schenken von Winterftetten, die von Liebenau 
und bie Truchjefjen von Waldburg, ſowie alle, welche ald Schirmvögte 
Anſprüche auf einzelne Klojtergüter machten, vor das Faijerliche Land» 
gericht (curiae se sistant) zu berufen. Zu ſchwach, fi) der Macht de 
Kaijerd zu wiberjegen, unterwarfen fie ji dem Spruce desfelben. Nach 
einer Urkunde von 1275 überließ Truchſeß Eberhard von Waldburg 
dem Klojter für den ihm zugefügten Schaden 2 Mühlen und 2 Höfe in 


298 


Baienfurtä, 2 Mühlen und 1 Hof in Kerenberg, befgleichen einen Hof 
in Chrijtenöberg und Schafhofen, ſowie mehrere Güter in Unter: unb 
Ober-Ankenreute; Berthold, der Truchſeß, feine Güter in Ankenreute 
und Gijelhart; Ulrich von Königsegg (1289) den Hof (curiam) Mauren 
bei Ebenweiler; jein Bruder Berthold von Fronhofen den Hof in Beyen- 
bach u. |. w. Unter dem Schutze bed Kaiſers Rubolf ruhte und gedieh 
nun wieder das Klojter. Außerdem nahm der Kaijer alle die Privi- 
legien, Rechte und Güter in feinen und des Reiches befondern Schub; 
bie früheren Gnabenbriefe des Kaijers Friedrich I. von 1153, des Kaiſers 
Heinrih VI von 1198 und Kaifer Philipp von 1197 beftätigte er, 
was aud von den ſpäteren Kaijern bis auf Kaifer Mar I. geſchah. 

Bald wieder wurde die Ruhe diefer Gegend durch bie zwicjpältige 
Kaijerwahl Friedrichs von Defterreih und Ludwigs bed Baiern geftört. 
Zwar jtand der ſchwäbiſche Adel: und die Klöjter Anfangs auf Seite 
Friedrihd von Defterreih, doh fand aud Ludwig ber Baier An: 
bänger, und nad dem für Friedrich jo unglücklichen Treffen bei Mühl— 
dorf mehrte fi ihre Zahl derart, daß fie bie Oberhand zwar erhielten, 
aber doch nicht verhindern Fonnten, daß die Freunde Dejterreih nicht 
jede Gelegenheit ergriffen, die Anhänger Ludwigs zu ſchädigen, und wo 
e3 an materieller Macht fehlte, zu den kirchlichen Waffen, Cenſuren und 
Interdict ihre Zuflucht nahmen. So verfiel auch das Klojter, weil es 
mit feinem damaligen Abte Konrad von Ibach auf Ludwigs Seite jtand, 
mehrere Jahre der Ercommunication und dem Interdict, und nur das 
fräftige Einjchreiten des Faijerlihen Landvogts, des Grafen Heinrich 
von Werdenberg, konnte dasjelbe vor größerem Schaden bewahren. Selbit 
nad dem Tode des obigen Abts Konrad verblieb das Klofter im inter: 
diet bis zum Tode des Kaiferd Ludwig. Bon meiteren feindlichen An- 
fällen blieb das Klofter verſchont, da ber minder mächtige Adel die Reichs— 
gerichte, jowie die bewaffnete Macht der vereinigten Reichsſtädte fürdten 
mußte, zubem die faiferlihen Landvögte immer wedhjelten. 

Kaijer Wenzel verjeßte im Jahre 1879 dem Herzog Leopold von 
Defterreih die Faiferliche Landvogtei in Schwaben, und als diefer (1386) 
bei Sempad) gefallen war, Kaifer Sigmund im Jahre 1415 dem 
Truchſeſſen Johann von Waldburg. In dieſem Berjaßbriefe nennt 
Kaifer Sigmund den Abt des Kloſters Weingarten einen Fürften des 
Reid (prineipem 9. R. Imperii) und jagt, daß dad Schirmvogteis 
vet über das Klofter dem Kaifer und dem Reich unmittelbar zujtehe. 
Demnach wäre das Klojter wie alle übrigen Reichsklöſter Niemanden 
ala dem Reiche unterworfen gemwejen und hätte die hohe Gerichtöbarkeit 
über feine Unterthanen beſeſſen; allein Kaijer Friedrich III. geitattete 
dem Herzog Sigmund von Dejterreih-Tirol (1464), die kaiſerliche Land» 


299 


vogtel in Oberſchwaben von dem Haufe der Truchjeffen von Walbburg 
einzulöjen, was aud im Jahre 1486 wirklich geihah, und jo Fam die 
jelbe an das Haus Dejterreih, dem fie bis 1806 verblieb. Die öfter: 
reihiihen Beamten der Landbvogtei juchten nun zum Vortheile ihrer 
Herrſchaft die Landvogteirechte immer mehr zu erweitern; bejonderd Tam 
hierbei das Klofter Weingarten in das Gebränge, indem die Schirmuogtei- 
rechte aud auf die Landeshoheit über faft alle Klofterbefigungen, melde 
in ber Landvogtei lagen, auögebehnt wurden. Nur Liebenau und Brochen- 
zell, zum Rittercanton Hegau gehörig, und die |päter erworbene Herr: 
ſchaft Blumenegg, als reihsunmittelbar, waren ausgenommen. Gelbft 
die niebere Gerichtöbarkeit wurde dem Kloſter zum Theil ftreitig gemacht, 
wie dieſes bejonder8 im Jahre 1499 der Fall war, in welchem Deiter: 
reih von 565 Gütern des Klofterd die Gerihtäbarkeit und das Ber 
fteuerungsregt mit Gewalt an fi zog, und erjt im Jahre 1675 diefe, 
durch Vergleih mit dem Kaijer Xeopold I., über 180 Güter, gegen 
Berzichtleiftung auf die Übrigen 385, wieder zurückgab. Durch dieje ſich 
öfter8 wieberholenden Rechtsſtreite wurde das Klojter in langwierige 
und koſtſpielige Prozeſſe verwickelt, was neue Erwerbungen in der Nach— 
barihaft verhinderte. Nur auf dem Klofterberge beſaß und übte das 
Klofter die hohe Gerihtäbarfeit al3 ein Lehen aus; auch den Blutbann 
erhielt e8 durch Vertrag von 1740 mit Defterreich in jenen Orten, wo 
e3 bie niedere Gerichtäbarfeit bejaß. 

Seine Reich3unmittelbarfeit behauptete das Kloſter Weingarten auf 
dem Reichstage, hatte Sit und Stimme auf der ſchwäbiſchen Prälaten- 
bank und beim ſchwäbiſchen Kreistage zwiſchen Salem und Ochjenhaujen 
und ftellte fein Contingent zu den ſchwäbiſchen Kreistruppen. Ein Theil 
ber Kloftergüter, die Vogteigüter genannt, ftand unter der Schirmuogtei 
ber Truchjeffen von Waldburg, ein anderer unter der Stabt Ravensburg. 
Ueber erjtere Liegen Berträge und Reversbriefe deren von Waldburg 
aus den Jahren 1305, 1310, 1359, 1362 und 1475 vor; ein weiterer 
Vertrag von 1522 zwiſchen dem Truchſeſſen Johann und der Stadt 
Ravensburg einer: und dem Klojter Weingarten andererjeit3 regelt bie 
Nechte des legtern an den Altdorfer Wald. Auch die Grafen von Mont: 
fort ald Herren von Tettnang übten die Schirmuogt: und Hoheitsrechte 
in jenen Orten aus, welde in ber jogen. Grafſchaft Tettnang lagen 
und mit genannter Grafihaft durd Kauf gleihfall3 an Defterreich kamen. 

Das bisher über die Geſchichte Weingartend Mitgetheilte bezieht fich 
auf die Stiftung, die Zunahme an Gütern, ſowie die Urjachen mehrfacher 
Verluſte. Es jollen nun noch andere Vorgänge, melde dad Schickſal 
des Kloſters und zum Theil auch der Umgegend nahe berührten, in 
gebrängter Kürze hier ihren Plaß finden. — Wie in allen Klöjtern, war 


300 


im 11. und 12, Jahrhundert die Kloſterzucht ziemlich ftrenge, von der 
Außenwelt abgeſchloſſen braten die Mönde ihre Zeit in der Kirche 
mit dem canoniſchen Officium, mit Gebet und Betradtung zu. Wenn 
fie im Allgemeinen fih auch nicht mehr mit Urbarwahung von Wild 
niffen, wie früher, bejchäftigten, jo machte Weingarten in jomweit eine 
Ausnahme, daß durch jeine Mönde und unter ihrer Leitung größere 
Streden des Altdorfer Waldes ausgerodet wurden, und mehrere Weiler 
und Höfe daſelbſt entjtanden. 

Andere waren mit Abjchreiben von Büchern beſchäftigt; Weingarten, 
ungeachtet der vielen Brandunglücksfälle und der öfteren, namentlich die 
Kloſterbibliothek ſchädigenden Plünderungen, beſaß zur Zeit der Auf: 
hebung eine bedeutende Zahl von werthvollen Manufcripten, meiſtens 
im 11. bis 14. Jahrhundert im Klofter ſelbſt gefchrieben. 

Sn 16. und noch zu Anfang des 17. Jahrhunderts fcheint Die 
Höfterlihe Zucht in Verfall geweſen zu fein; doch wurde aud bieje 
bald wieder hergeftellt, bejonder8 durch den Abt Georg Wegelin, von 
dem man fih Mönde erbat, um durch fie Klöfter in Defterreih, Elſaß ꝛc. 
zu reformiren. Abt Gerwig Blarer ftiftete eine eigene Congregation 
der ſchwäbiſchen Benedictiner:Abteien, deren Aufgabe war, fich gegenjeitig 
zu unterjtügen und für die Erhaltung der Flöfterlichen Disciplin und 
Ordnung zu wachen; der Stifter war aud der erſte Director dieſes 
Vereins. 

Gegen Ende des 15. Jahrhunderts wurde der Fortbeſtand des 
Kloſters Weingarten in ſeiner bisherigen Geſtalt in eigener Weiſe bedroht; 
Papſt Sixtus IV. erließ den 12. Juli 1477 eine Bulle, welche dasſelbe 
mit allen feinen Befigungen dem Cardinal Peter, Biſchof zu Thyrajon (?), 
ala eine Commende zumied, mit der Auflage, die Mönche zu unterhalten, 
jedoch von dem Grundftod und ben Pretiojen nicht zu veräußern. Das 
Klofter nahm feine Zuflucht zu dem Kaifer Friedrich III.; dieſer befahl 
den 5. Nov. 1478, dem Herzog Sigmund von Defterreih:Tirol „die 
Abtey Weingarten, die on Mittel under und, und das Hailig Reich 
gehört”, zu ſchützen, und nicht zu geftatten, daß ber Garbinal von dieſer 
Bulle Gebraud zu machen fih unterftehe, indem „daß und und dem 
hailigen Reiche, mo das geftatet werben folt, zu merklichen Abprud und 
Schaden reichen würde“. So blieb die Bulle auf ſich beruhen, von Rom 
aus wurde die Sache nicht weiter ‚verfolgt. 

Wenige Jahre jpäter erhob ſich für Weingarten von einer andern 
Eeite eine ähnlihe Gefahr. Bilhof Hermann von Hohenlandenberg zu 
Conſtanz war gejtorben (1473). Der größere Theil bed Domcapiteld 
wählte (1474) ala feinen Nachfolger den Grafen Dtto von Sonnenberg; 
nur wenige Stimmen waren für Ludwig von Freyberg zu Neuen 


301 


fteußlingen, welcher von Papſt Sirtus IV. durch eigene Bulle zum 
Biihof in Eonjtanz ernannt worden war. Die Fürften, der Kaijer 
Friedrich I. der Abel, die Klöfter und die Städte nahmen Wartet, 
die einen für diefen, die einen für den andern; e3 trat ein fünf- 
jährige Schiäma ein und die beiden Parteien befämpften ſich mit geift- 
liden und weltlihen Wafjen. Die päpftlihe Partei unterlag. Alles, 
wa3 fie bewirkte, war ein Vergleich, welcher dem Ludwig von Freyberg 
eine Entihädigung in Ausſicht ftellte. Zu diefem Zwecke ſchlug Propſt 
Stör den Eidgenofjen auf dem Tag zu Baden im Namen ded Ludwig 
von Freyberg vor, daß Dtto, dem, mit Ausnahme von Bern, ſämmtliche 
Eantone der Schweiz anhingen, das Bisthum Conſtanz behalten, dagegen 
Ludwig von Freyberg das Klojter Weingarten erhalten ſolle. Da bie 
päpftlichen Legaten dieſen Vorſchlag unterjtügten, die Schweizer, fowie 
beide Parteien des langen Schismas überdrüffig waren und Propft Stör 
ſich bemühte, glauben zu maden, das Klofter habe weder ſelbſt die 
Macht, noch auf Zeiten zu hoffen, um Widerſtand zu leiten, jo jchien 
die Bermeltlihung des Klofterd unvermeidlih; zumal da Herzog Sigmund 
von Dejterreih, ber damalige Schirmvogt, den Mönchen geradezu jede 
Hilfe verfagte. In diefer Nothlage wendeten fi; der Abt und das 
Convent an den damald mächtigen und ihnen gut gefinnten Canton 
Züri und mußten e8 zu bewirken, dab dieſer die Schirmuogtei des 
Kloſters übernahm und demjelben das Bürgerrecht ertheilte. Nun wollte 
Niemand gegen das Klofter vorgehen, das unter einem jo mädtigen und 
gefürchteten Schuße ftand; ein Krieg mit Zürich hätte auch einen Krieg 
mit den Eidgenofjen zur Folge gehabt. Damit war die Hoffnung Ludwigs 
von Freyberg vereitelt; hochbetagt ging er nah Rom, mofelbft er 
1479 ſtarb. 

Einem dritten ähnlichen, doch weniger gefährlichen Anfturm war 
Weingarten um da3 Jahr 1560 ausgelegt. Ein gemiffer Pfinfing von 
Gänſeſtett, Notarius und Schreiber im nieberländiichen Gabinette Kaijer 
Karls V., mollte dad Verſprechen erhalten haben, für feine geleijteten 
Dienfte mit einer geiftlihen Commende belohnt zu werben. Er wendete 
ſich deßhalb 1560 an den päpftlichen und kaiſerlichen Hof (Ferdinand 1.) 
mit der Bitte, ihn zum Coadjutor der beiden Abteien Weingarten und 
Ochſenhauſen — in beiden war Germwig Blarer Abt — zu ernennen, 
und dieſe ihm nad dem Tode des letztern einzuräumen. Auch den Abt 
Gerwig juchte er für ſich zu gewinnen, ihm vorftellend, bei den damaligen 
Zeiten würde e3 für beide Klöfter von großem Nutzen fein, wenn ein ans 
gejehener, erfahrener Geihäftsmann deren Vortheil wahren würde. Abt 
Gerwig wies (1561) dieſes Anfinnen mit Unmillen zurüd, und bemirfte 
dur feine alten Freunde bei Hof und in Rom, daß der Bitte des 


302 


Pfinking Feine Folge gegeben wurde. Um aber ähnlichen Verſuchen zu 
begegnen, ernannte Gerwig für beide Klöfter aus ber Mitte der Eon- 
ventualen je einen Coabjutor, welchen er die Beſorgung ber Temporalien 
übertrug. Für Weingarten war ed Johann Hablüßel, der auch jein 
Nachfolger wurbe. 

Später gerieth die mit den Jeſuiten 
in Streit. Anlaß gab das Reſtitutions-Ediect Kaiſer Ferdinands IL 
vom 6. März 1629, vermöge defjen die in Württemberg durch die Her: 
zoge Ulrich und Chriftoph aufgehobenen Klöjter wieder hergejtellt werden 
jollten. Die Benebictiner-Congregation ſprach dieſe Klöfter an, injoweit 
fie früher ihrem Orden angehörten, um fie wieder mit ihren Mönchen 
zu bejegen. Sie wendete fi defhalb an den Kaijer, welcher fih auf 
geneigt zeigte, dieſer Bitte zu entjprechen. Dagegen glaubten die Sefuiten, 
es jollen die betreffenden Klöfter, Stiftungen zc. den Didcefan-Bijhöfen 
überlajjen werden, damit die Befißungen berfelben zur Herftellung von 
Sejuiten-Collegien und Seminarien verwendet würden, durch welde allein 
gegen bie eingerifjene Härefie der Fräftigfte Widerſtand könnte geleiftet 
werden, mozu die veralteten Klöfter weniger geeignet wären. Dieſe 
Vorſchläge fanden bei den Biſchöfen, namentlih zu Conftanz und Aug: 
burg, ein williges Gehör, und fie unterftüßten, in Verbindung mit den 
päpitlichen Nuntien, dem P. Lamormain, Beichtvater des Kaiſers, und 
den übrigen zahlveihen Anhängern der Societät, dieſe Beitrebungen. 
Die Sejuiten Laymann, Lavanda u. a. gaben Drudjchriften Heraus 
mit jtarfen Ausfällen gegen die alten Orden. Sie fanden in Hay, 
Seioppiug u. a. ftrenge Gegner, obihon der Biſchof von Conftanz und 
der päpftliche Nuntiuß bei Strafe der Sufpenfion und Ercommunication 
den Drud der Schriften unterjagt hatten. Doch die Faijerlihen Hofräthe, 
bejonder Quejtenberg, Dr. Hildebrand ꝛc. verwendeten ſich mit Erfolg 
bei dem Kaifer, welder die Benebictiner und Norbertiner in feinen Schuß 
nahm. Nachdem dieſer Streit aud in Rom verhandelt worden war, 
wurden die Sejuiten aller angewendeten Mittel ungeachtet zurückgewieſen. 
Aber aud für die Benedictiner-Abteien war diejer Handel mit großen 
Kojten verbunden; für den Aufwand der Zufammenfünfte, die Sen: 
dungen nad Rom, Wien zc., für Gefchenfe an die kaiſerlichen Räthe und 
Dffiziale jollen die aufgewendeten Summen mehr ald 100 000 fl. betragen 
haben. Das Klofter Weingarten erhielt dad Priorat Reichenbach und 
das Klojter Blaubeuren, wohin Raym. Nembolt, Conventual von Wein- 
garten, ben 28. Nov. 1631 ald Abt gejegt wurde. Der Gang bed 
Krieges, noch mehr aber der weſtphäliſche Friede, vereitelten alle dieje 
- Bemühungen und Erfolge, und die in Württemberg gelegenen Klöfter, 
Stiftungen zc. waren und blieben für die Katholiken verloren. 


303 


Andere Vorfälle traten ein, welche das Klofter Weingarten nahe 
berührten und zugleih einen, wohl nicht unerwünjchten Beitrag zur 
Geſchichte Oberſchwabens liefern. 

So ſind nicht zu übergehen die Streitigkeiten des Kloſters mit den 
eigenen Angehörigen (Kloſterleuten), beſonders aber mit den Bewohnern 
von Altdorf. Letztere beſtanden aus reichsfreien Leuten, welche ihren 
eigenen. Reihdammann hatten und eine bejtimmte Steuer an dad Reich 
bezahlten, und aus leibeigenen Anfiedlern, die unter verjchiedenen ade— 
ligen Xeibherren ftanden, von melden fie dann, theild durd; Schenkungen, 
theild durch Kauf, an das Klojter famen; aud) da3 Ammannenamt erwarb 
das Klofter, als Pfandinhabung vom Reich, von dem Grafen Ulrich 
von Helfenftein im Jahre 1370, mit Zuftimmung Kaifer Karla IV. 
Dieje ganz verſchiedene bürgerliche und politiiche Stellung der Bewohner 
des gleihen Ortes mußte zu Zerwürfnifjen führen, da ſowohl das 
Klofter wie die freien Bürger ihre Anjprüde immer weiter ausdehnten 
und bie Klofterleute den Bürgern gleichgehalten werden wollten. Mehrere 
fatjerlihe Commiffionen, kaiſerliche Entjheidungen (1403, 1408, 1409, 
1415 und 1432) bemwirkten zwar Vergleiche, theil3 über die Belegung 
und die Rechte ded Ammannenamtes, theils über die Verleihung, Vererbung 
der Fall-Lehen und deren Abgaben bei Sterb= und Veränderungsfällen; 
allein ber Keim des Mißtrauens und Mißvergnügens blieb und drohte 
auf eine für das Klofter gefährliche Art auszubrechen, ungeachtet das— 
jelbe jämmtlichen Klojterleuten, auch außer Altdorf, im Jahre 1495, noch 
mehr aber im Jahre 1523, nicht unbebeutende Zugejtändnifje machte. 
Allein der durch Tange Zeit genährte Geiſt der Unzufriedenheit ließ fich 
durch ſolche einzelne Palliativ-Mittel nicht beſchwören. Da und dort 
auf dem linken Rheinufer, im Klettgau, Schwarzwald (1523 und 1524) 
zuckte die Flamme des Aufruhrs auf, bis der allgemeine Bauernaufftand 
im Jahre 1525 ausbrach und ſich jofort gleich einem verheerenden Gewitter 
faft über ganz Deutjchland verbreitete. Auch die Bauern im Allgäu, am 
Bodenfee, die waldburgiſchen Unterthanen bildeten zahlreiche bewaffnete 
Haufen, die mit Raub, Brand und Plünderung ihren Weg bis Wein: 
garten nahmen, den Abt und den Gonvent aufforderten, dem Bunde 
beizutreten und die Bundesartifel zu unterſchreiben, widrigenfalls fie 
drohten, da3 Klofter zu zeritören. Der Abt floh, im Klojter wurde 
arg gemwirthichaftet und die Gefahr ftieg auf das Höchſte. Da rücte 
Georg, Trüchſeß von Waldburg, mit dem Heere des ſchwäbiſchen Bundes, 
nahdem er die Bauern an der obern Donau (Leipheim und bei Zwie— 
falten) geworfen, gegen die um Weingarten verjammelten. Aufrührer 
heran, verjprengte den Vortrab bei Effendorf und traf die Vorbereitungen 
zu einer Schlacht. Dazu kam ed aber nicht, indem Graf Hugo von 


304 


Montfort, Wolfgang Gremlich von Aungingen und Zußdorf, die Raths— 
boten von Ravensburg, als Vermittler dazwiſchen traten, vorerft einen 
Waffenjtillftand, dann einen Frieden zu Stande braditen, nach welchem 
die Bauernhaufen fi auflößten und Truchſeß Georg nad Württemberg 
und Franken abzog. So wurde dad Klofter Weingarten gerettet. 

Die Reformation, namentlih von den Zürichern unterſtützt, brei- 
tete fih in Oberihwaben jchnell aus, beſonders in den Reichsſtädten 
Conſtanz, Ravensburg, Isny, Leutkirch, Biberach und Lindau; nicht jo auf 
dem Lande. Defterreih, die Grafen von Montfort und Fürftenberg, die 
Truchſeſſen von Waldburg, die vielen und reihbegüterten Klöfter mit 
dem übrigen Adel bildeten eine fefte und ftarfe Schugmauer der katho— 
lichen Kirche, ſei es aus innerer Meberzeugung, oder zugleich aus äußeren 
Gründen, da jelbftverjtändlich der Fortbeſtand der Klöfter und ſelbſt eines 
Theild des Adeld von dem Tortbeitand der Fatholiihen Kirche, be 
ziehungsweiſe der Fatholijchen Stifte abhing. 

Trotzdem wurden insbejondere die Klöfter von allerlei und vielen 
Bebrängniffen betroffen. Der ſchmalkaldiſche Bund und die Liga fanden 
fi bewaffnet gegenüber. War auch die Fatholiiche Partei in Oberſchwaben 
bie mächtigere, Jo herrſchte doch unter den proteftantifchen Bundesgenoflen 
mehr Einigkeit; Dejterreih mar anderwärt3 in Anſpruch genommen, 
die Klöfter und der Fatholifche Abel ftanden unvorbereitet da. All dieſes 
gab den protejtantijchen Städten, welche dem jchmalfaldiihen Bunde bei: 
getreten waren, jo jehr das Webergewicht, daß fie ſich ald die Herren 
der Klöfter ꝛc. anſahen. Da nun ber Abt Gerwig Blarer von Wein: 
garten am Faiferlihen Hofe in hoher Geltung ftand und die Intereſſen 
der Katholiken in Fräftiger Weife wahrte, jo erließen die ſchmalkaldiſchen 
Fürften im Jahre 1546 an den Convent von Weingarten den Befehl, 
den Abt Germig nicht mehr als ihren Abt anzuerkennen, ihm feine 
Mittel zufommen zu laffen, fich vielmehr an den proteftantijchen Magiitrat 
zu Ravensburg als ihre Obrigkeit zu halten; auch) jollten fie ihre jüngeren 
Mönche zu dem proteftantifchen Superintendenten nad) Ravendburg jchiden, 
damit diefelben „in der evangelifchen Lehre untermiejen würden”. Die 
Ravensburger vollzogen willig diefe Aufträge. Aber der Siegestaumel 
war von kurzer Dauer. Der Ausgang des ſchmalkaldiſchen Krieges 
zwang die ſchwäbiſchen Neichsftädte zur Unterwerfung unter die Macht 
der Faiferlihen Waffen. Zwar erhob der ſchmalkaldiſche Bund, unter 
dem Kurfürften Morik von Sachſen, nochmals fein Haupt (1552). Der 
Kriegsihauplag näherte fich wieder der Gegend, und die in Obermard- 
thal befindlichen Bundesfürften forderten mit Drohung 20000 fl. ald 
Kriegäbeitrag von dem Kloſter Weingarten; dasjelbe zahlte auch wirklich 
an die Kriegsfafje in Augsburg 12000 fl. Der bald darauf gejchloffene 


305 


Friede machte jedoch dem weiteren Bejorgniffen und Gefahren ein Ende. 
Es trat nun eine mehrere Jahre andauernde Äußere Ruhe ein, ohne daß 
deßhalb der Kampf zwilchen Proteftanten und Katholifen aufhörte, nur 
murde er mehr auf dem Wege der Diplomatie und der ntriguen geführt. 
E3 war die Ruhe vor dem Ausbruche eined verheerenden Sturmes. 

Der Tod des Kaijerd Matthias, die Abneigung der Protejtanten 
gegen jeinen Nachfolger, Kaijer Ferdinand II., der als cin eifriger 
Katholif und Zögling der Jeſuiten befannt war, unterbradhen bieje 
Scheinruhe und braten den jchredlichen Krieg zum Ausbruch, welcher 
dur 30 Jahre Deutjhland von einem Ende zum andern in der ſchauder— 
haftejten Weife verheerte und demjelben bie tiefiten Wunden ſchlug. Zuerſt 
braden die Unruhen in Böhmen aus (1618). Der reformirte Kurfürft 
Friedrich von ber Pfalz wurbe zum Könige erwählt. Kaifer Ferdinand, 
unterjtügt von dem Herzog Mar von Baiern, welcher an der Spite der 
fatholiihen Liga jtand, machte fein Erbredt auf die böhmiſche Krone 
mit den Waffen geltend. Bon Böhmen aus verbreitete fich der Krieg 
vorerjt im Norden Deutjchlands und in der Rheinpfalz. Oberſchwaben 
war zwar nicht Kriegsijhauplag, aber der Sammelplat für die öjter- 
reihijcheligiftiichen Truppen und die Heeresftraße von und nad Stalien, 
und hatte von den zügellojen beuteluftigen Soldaten jehr Vieles zu er— 
bulden. Dieſes Kriegsvolk machte große Anforderungen, erlaubte jich bie 
graufenhafteiten Erprefjungen und Mißhandlungen gegen die Bewohner, 
binderte den Anbau der Felder u. ſ. w. Hieraus entitand Theurung, 
die in Hungersnoth überging und peitartige Krankheiten im Gefolge 
hatte. So ftarben im Jahre 1628. allein in der Pfarrei Altborf 
173 Erwadjene in wenigen Monaten, in der Umgegend verhältnigmäßig 
nod mehr. 

Im Frühjahre 1632, im April, näherten fi die Schweden von Ulm 
ber dem Klofter Weingarten und bejegten Ravendburg, von mo aus 
fie den Verſuch machten, Weingarten und Altdorf zu überfallen, Allein 
die Bewohner bewaffneten jich und ſchlugen die Feinde wiederholt zurüd, 
die bieranf diefe Gegend verließen. Doch ben 6. Juli d. J. Eehrten fie 
unter den Herzogen Ernſt und Bernhard von Sadjen-Weimar über 
Saulgau in größerer Anzahl zurüd; brennende Dörfer und Weiler be— 
zeichneten ihren Zug; die Landleute, melde Schanzen und Verhaue im 
Altdorfer Walde, von Waldjee bis an den Schredenjee angelegt hatten, 
wurden zurückgeworfen, zeriprengt und bis Weingarten verfolgt; was 
auf dem Felde angetroffen wurde, ward getöbtet ober ſchwer miß- 
handelt, das Kloſter außgeplündert, die Vorräthe und Hausgeräthichaften 
weggelührt ober zertrümmert, die Mönde flüchteten fih in die Schweiz 


und nad Vorarlberg; ein einziger fonnte — fliehen, 
Frelb. Diöc⸗Archibv. XVIII. 


306 


biejer wurde graujam ermordet. Anfangs Januar 1634 kehrte ein Theil 
der Kloſtergeiſtlichen zurüd, fie wurden aber durch den ſchwediſchen General 
Guſtav Horn gegen Ende bieje8 Monat überfallen und retteten fi 
durh Flucht über die Gartenmauer. Später, nah der Schlacht bei 
Nördlingen (6. Sept. 1634), kam ein Theil der kaiſerlich-ligiſtiſchen Sol: 
daten nad) Weingarten; auch fie verübten die größten Graujamfeiten und 
zerftörten Alles mit wahrhaft Fannibalijher Wuth!. Im Jahre 1635 
brad) die Peſt aus; die Bewohner, welche fi noch retten fonnten, flohen 
in die Schweiz und nad) Borarlberg, die Felder blieben ungebaut. Faſt 
3 Jahre verflojien, bis aud nur einigermaßen wieder Ordnung und 
Sicherheit Hergeftellt war (1634—1637), und auch diefe wurde wieder 
in Bälde unterbrochen. Der mwürttembergijhe Oberſt Widerhold, Com: 
mandant der Feitung Hohentwiel im Hegau, im Dienjte des Herzogs 
von Württemberg, von Frankreich und den protejtantichen Fürften unter: 
ſtützt, hatte dajelbjt einen Heerhaufen tapferer und verwegener Söldner 
‚gelammelt, welchen es nur um Raub und Beute zu thun war; wo fid 
eine Gelegenheit darbot und auf Beute zu hoffen war, machten bieje 
Hohentwieler von ihrer geficherten Bergfefte aus Ueberfälle und Fehrten 
meift mit reicher Beute zurüd; jo aud nah Weingarten. Der Abt 
Dominik, welder nad Ravensburg geflohen war, lieferte jich den 
3. Sept..1645 ihnen aus, um bie angedrohte Verheerung der Umgegend 
abzuwenden. Er wurde nah Hohentwiel gejchleppt und mußte nad) 8 Mo: 
naten mit 8000 fl. außgelöät werden. Das nächſte Jahr (Sept. 1646) 
fam Widerhold abermald, und da die Stadt Ravensburg fi) weigerte, 
die verlangte Brandihagung zu erlegen, verbrannte er über 20 Höfe 
und Weiler der Umgegend. Gegen Ende des Jahres (10. Dec. 1646) 
jammelten fi mehrere ſchwediſche Haufen, quartierten fi im Klofter 
ein, jperrten bie vorhandenen Mönde in ein Gewölb, plünderten das 
Klofter, und nahmen bei ihrem Abzuge Geijeln mit, welche mit 20 000 fl. 
ausgelöst werden follten. Gegen Ende dieſes Monat3 nahte das ſchwe— 
diſche Hauptcorps unter den Generalen Wrangel und Douglas. leid) bei 
ihrer Ankunft wurden 63 Höfe und Weiler, die größtentheil3 dem Kloſter 
gehörten, verbrannt. Am’ Bodenjee bemächtigten fie fich der feſten Plätze 
Langenargen, Buhhorn und Mainau, einige Zeit auch der Stadt 'und 
des Paſſes Bregenz; die Baiern übergaben ihnen Memmingen und Ueber: 
lingen; Conjtanz und Lindau blieben von den Kaijerlichen bejegt. Nun 
begann für den Lanbbewohner ein wahrer Raubkrieg; die kaiſerlichen 


1 Statt mehreren nur ein Beifpiel aus den Weingartener Tagebüchern dieſer 
Zeit: Die italienischen XZruppen bes Herzogs von Modena, im fpanifhen Solde, 
nahmen zwei Geifllihe auf ihrem Heimzuge gefangen; ben einen zerjägten fie, den 
andern jpidten fie mit Zündſtrickchen, zündeten diefe an und verbrannten ihn. 


307 


wie die ſchwediſchen Soldaten waren durch die lange Kriegäzeit ganz ver— 
wilbert; ohne geordnete Verpflegung, häufig ohne Sold, fahen fie ſich auf 
Plünderung angemwiejen; gleich Raubthieren machten fie aus ihren Feſtungen 
Ausfälle und nahmen den verarmten Landleuten dad Wenige weg, was 
fie wieder gepflanzt hatten. Von 1647 bis 1649, ja bis 1651 dauerte 
diefe traurige Lage. Mit dem Friedensſchluß 1648 hörten zwar die Feind» 
feligfeiten auf, allein die Einquartierung und mit berjelben die Plün- 
derung und Mißhandlung der Bewohner dauerte fort, bis enblich bie 
Truppen in den Jahren 1649 und 1651 da3 Land räumten und damit 
Ruhe und Sicherheit des Eigenthums nad) und nach wieder möglich wurben. 
Abt Dominik, ſowie die in's Ausland geflohenen Mönche Tehrten gleiche 
falls zurüd, Kirche und Kloftergebäude wurden zur Noth hergeftellt und 
die ökonomiſchen Verhältniſſe jomeit möglich geordnet. Bei der ftrengen 
Sparjamteit erholte ſich das Kloſter in kurzer Zeit, jo daß in den Jahren 
1688 und 1689 Neubauten von mehreren Kirchen, 3. B. in Ravensburg, 
Buchhorn ꝛc., der Ankauf der Herrichaft Sttendorf, im Jahre 1695, von dem 
Klofter Einfiedeln 2c. ausgeführt werden konnten. Die Gebäube des Priorats 
in Feldkirch wurben an bieje Stadt (1695) verkauft, da3 Priorat aber nad) 
Hofen verlegt und Hier die Kirche mit den zwei Thürmen (1695—1698) 
ganz neu erbaut, ebenjo, nad Vollendung der Kirche, das neue Priorats— 
gebäude, wie es dermalen noch bejteht!. Den 24. Nov. 1702 wurden 
12 Priejter mit 3 Laienbrübern von Weingarten nad) Hofen abgejenbet. 

Der franzöfiic:pfälzische Krieg (1688) berührte Weingarten nicht 
unmittelbar, dagegeh der ſpaniſche Succeſſions-Krieg, da nad der durd) 
die Baiern erfolgten Bejegung Ulms (9. Sept. 1702) Oberſchwaben bis 
nad der Schlacht von Höchſtädt (13. Aug. 1704) zeitweije der Kriegs: 
ſchauplatz war, mas Lieferungen, Einquartierungen und Kriegäbeiträge ꝛc. 
im Gefolge hatte. Trotzdem war der Wohlitand des Kloſters wieder 
derart gefichert, daß ber Abt Schaftian Hiller (von 1697—1730) ben 
Entihluß faffen konnte, eine neue Kirche und ein neue Klofter, ent- 
ſprechend der äußern Stellung als der erjten Benebictiner-Abtei Schmwabeng, 
zu erbauen. So entjtand die jeßige Klofterfirhe Weingarten, melde 
durch ihre Größe, Feſtigkeit und harmoniſche Vollendung ein in ihrer 
Art impofanter Bau ift. In demjelben Stile ſchloſſen ſich die Kloſter— 
gebäude an, blieben aber unvollendet. Den Riß und die Pläne fertigte 
30. Frijoni, herzoglich württembergiiher Hofbaumeifter. Im Jahre 1715 
wurde die alte baufällige Klofterficche, welche noch von Herzog Heinrich 
dem Schwarzen (1124) herrührte, niedergelegt, und den 22. Aug. war 
die Grundjteinlegung zum Neubau, und nachdem biefer in ber Hauptſache 


1 Das Priorat Hofen iſt jeßt das königliche Schloß Friedrichshafen. 
20* 


308 


vollendet war, wurde bie Kirche den 10. Sept. 1724 burd den Eon- 
ftanzer Generalvicar und Weihbiihof J. Marquard von Sirgenftein 
feierlich eingeweiht. Die Kirche ift erbaut auf einer Anhöhe, Frontiſpiz 
und Haupteingang in der Richtung gegen dad Schufjenthal. Die Fagabe 
ift 140’ hoch, zu beiden Seiten erheben fi die 205’ hohen, aus Sand» 
ftein erbauten Thürme. Die Kirche, in Kreuzesform angelegt, ift mit 
dem Chor 353’ lang, im Langhaus und Ehor 100’ breit, und im Kreuze 
150. Zwiſchen dem Chor und dem Schiff erhebt ſich die prächtig con- 
ftruirte Kuppel bis zu einer Höhe von 283’, fie erhält ihr Licht durch 
8 Nebenfenfter. Durch das ganze Langhaus läuft eine Gallerie auf den 
Mufithor. Im Chor fteht der Hochaltar von rothem Marmor, 4 große 
Säulen mit goldenen Gapitälen tragen einen mit vielen Figuren ges 
zierten Aufjaß, gefertigt von Ant. Corbellini; die Statuen und Ver— 
zierungen von Diego Carloni, bie Nebenaltäre, mit Marmor bekleidet, von 
Schmutzer. Die Gemälde und Altarbilder find von Julius Penſo, einem 
Genuejer, von Carloni, dem Bruder des obigen, und von Spiegele. Die 
Tresco-Malereien find von dem kurfürſtlich baieriichen Hofmaler Cosm. 
Dam. Alam. Eine Hauptzierde dieſes Tempels ift die Orgel, bie 
größte Deutſchlands. Sie zählt 6666 Pfeifen, 12 Blasbälge ꝛc. Mit 
der Orgel jtand ein Glodenjpiel in Verbindung, welches über den Galerien 
binlief. Joſeph Gabler aus Ravensburg, der erſte Orgelbauer jeiner 
Zeit, verfertigte biejelbe. Unter Abt Alphons Jobſt wurde der Bau 
derjelben begonnen (1736), allein vollendet erit im Jahre 1750. Diejer 
Kirchenbau hatte den Kloſterſchatz ſchon ftark angegriffen, und Alphons’ 
Nachfolger, Abt Placidus Renz (refignirte 1745), erſchöpfte ben» 
jelben gänzlich durch verſchiedene Nebenbauten, nod mehr durdh jeine 
Foftipieligen alchemiſtiſchen Verſuche. Abt Dominik Schnizer, Nachfolger 
des Placidus, vollendete den Orgelbau, und ſowie die Finanzen mieber 
geordnet waren, begann er den Bau ber Kloftergebäube, welchen jein 
Nachfolger Anſelm Rittler fortjegte, WVollendet wurden die Abteimohnung 
und der Flügel für die Fremden x. Aber da brad die franzöfiiche 
Revolution aus, man konnte oder wollte nicht mehr fortbauen und ver: 
ſchob die Vollendung ded Ganzen auf frieblichere, bejjere Zeiten. Die 


4 Weber dem Haupteingange wurbe nachſtehende Infchrift angebradt: Triuni 
Deo, pretiosissimo e Christi latere profluo Sanguini thaumaturgo, patriae asylo, 
immaculate conceptae Benedictini ordinis protectriei virgini Deiparenti Mariae, 
tutelaribus patronis Martino et Oswaldo: potentissimorum Guelphorum prin- 
cipum insigni pietate et liberalitate fundata Vinea sub revmi D, D, Se- 
bastiani abbatis Weingartensis XXXVI ter felici regimine, praesentem basilicam 
aedificavit, septennio consummavit, dedicavit, consecravit die X. Sept. anno 
MDCCXXIV. 


309 


Clauſur, die Bibliothek u. ſ. w. blieben unvollendet, da auch dieſes alte, 
reiche Klofter der Säcularifation im Jahre 1802 anheimfiel, und als 
Entihädigung dem Erbitatthalter von Holland, Wilhelm V., zugemwielen 
wurde, welcher dieſe Befitung feinem Sohne, dem Prinzen von Naſſau— 
Oranien, dem jpätern Könige von Holland, überließ, der auch alabald 
durch eine Commiſſion Beſitz ergreifen ließ. Bei der Aufhebung des 
Klofterd befanden fich in demjelben 42 Patres, 7 Fratred und 10 Laien- 
brüder. Der legte Abt war Anjelm Rittler; er und der größere 
Theil der Eonventualen wurden penfionirt, ein anberer für die Seel— 
Jorge angeitellt. 

Weingarten hatte ein Gebiet von 6 Duadratmeilen mit 11000 Ein- 
mwohnern und 100000 fl. Einkünften; es galt neben Salem ald das 
reichſte Klofter in Schwaben. Das Gebiet bed Klofterd war in jol- 
gende Ammann-Aemter eingetheilt: Aichach, Bergatreute, Bligenreute, 
Blonried, Bodnegg, Brodenzell, Eſenhauſen, Fronhofen, Hajenmeiler, 
Karſee, Schlier, Waldhaujen, bad Zehntamt diesfeit und das Zchntamt 
jenjeit3 ber Schufjen, das Vogteiamt Hagnau, dag Priorat und Amt 
Hofen und dad Geriht Audnang; hierzu kam die reichsunmittelbare Herr- 
ſchaft Blumenegg mit St. Gerold und Bendern in Vorarlberg. Deiter- 
reih, als Befiger ber ſchwäbiſchen Landvogtei, legte auf alle diejenigen 
Güter Beihlag, über welche ihm die Landeshoheit zuftand. Am 12. Juni 
1804 wurde zwiſchen Dejterreid und Dranien ein Vertrag abgeſchloſſen, 
welder den Befig und das Eigenthum beider Theile feſtſetzte. Durch 
ben Preßburger Frieden 1805 Fam die öſterreichiſch-ſchwäbiſche Landvogtei 
und 1806 durch die rheinische Bundesacte die Landeshoheit über Wein- 
garten mit Ausnahme von Hagnau und einigen Gütern an den Staat 
Württemberg, den 25. Nov. 1806 legte Württemberg Beſchlag auf bie 
oraniſchen Befigungen, den 14. Nov. 1808 wurden diefe Württemberg 
ganz einverleibt. Die Kloſterkirche wurde für Altdorf und die dahin 
eingepfarrten Filialen Pfarrkirche, bie Altdorfer Pfarrfirhe und das 
Pfarrhaus verkauft, die Klojtergebäube wurden zu einem Waifenhaus und 
einer Anjtalt für vermahrloste Kinder bejtimmt. 


Verzeichniß ber Aebte bes Kloſters Weingarten‘. 


1. Eriter Abt, nah Wiederherftellung des Klofterd Altomüniter, 
war daſelbſt Rudolf, circa 1000—1025. 2. Eberhard, von 1025 
bis circa 1040, gleichfalls noch in Altomünfter. 38. Heinrich, der lebte 








4 Dem Abt:Berzeihniß liegt das von Gerard Heß nad den Abteibüchern ges 
fertigte zu Grunde. Bol. hierzu Württemberg. Urkunbenbud IV, pag. XVI. 


310 


in Altomünfter; unter ihm wurden (1047) die Mönde von Altomünjter 
nad Altdorf, im Jahre 1055 aber auf den Martinäberg in dag Schloß 
ber Melfen überfiedelt; Abt Heinrich ftarb den 15. Jan. 1070. 4. Be 
ringer, geſt. 13. Mai 1080. 5. Adilhelm, geft. 25. Aug. 1088, 
6. Walicho, geft. 27. Dec. 1108; unter ihm jchenfte Zudith, bie 
Gemahlin des Herzogs Welf, dem Klofter das heilige Blut! (1090). 
7. Kuno, aus der Familie der Truchſeß von Waldburg, ermählt 1109, 
geft. 14. Aug. 1132. 8. Arnold, gejt. 18. Oct. 1140. 9. Gebhard, 
1141 bi3 30. San. 1149. 10. Burkard, gejt. 4. Febr. 1160. 11. Diet: 
mar, geit. 14. Oct. 1180. 12. Marquard 1180, mar, wie es ſcheint, 
gewählt, aber nahm entweder die Wahl nicht an, ober legte die Würde 
bald nieder, denn 1181 biß den 25. Mai 1188 ift 13. Werner Abt 
zu Weingarten, welcher bie Geſchichte Weingartens (Chronicon Wein- 
gartense) gejchrieben haben ſoll. 14. Meingoz, von 1188 biß 22, April 
1200. Die Todestage diefer Aebte find aus den alten Nefrologien ges 
nommen, doch ſetzten dieje nie das Sterbejahr bei, welches daher nur 
annähernd angegeben werben kann. Erft vom Fahre 1200 wirb neben 
dem Todedtage auch das Sterbejahr bejtimmt angegeben. 15. Berch— 
told, von 1200 bis 19. Sept. 1232. 16. Hugo, von 1232 bis 
28, Nov. 1242. 17. Konrad von Wagenbad, 1242 biß ben 31. Dec. 
1265. 18. Hermann von Biehtenmweiler, 1266 bis 28. Der. 


1 Die Legende berichtet: Longinus, ber römifche Eenturio, welder bei ber 
Kreuzigung Chriſti befehligte, habe, als er die Wunder bei dem Tode bes Herrn fah 
und fi) befehrte, das Blut gefammelt, weldhes aus ber Seitenwunbde floß. Er nahm 
es mit fh nah Mantua, wofelbft er farb. Als Kaifer Karl der Große und 
Papſt Leo III. (795) in biefer Stabt waren, fol bas heilige Blut auf eine wunbers 
bare Weife entdedt und mit ber größten Feierlichfeit in ber Andreaskirche beigefept 
worden fein. Der koſtbare Schatz fam aber in Vergeſſenheit bis gegen bie Mitte des 
11. Jahrhunderts, wo er durch eine wunderbare Erſcheinung wieber entdeckt wurbe 
und bas heilige Blut, nad) einigen von dem Biſchof zu Mantua (1047), in Gegen- 
wart Kaiſer Heinrichs III., nad) anderen von Papft Leo IX. (1049) erhoben und bem 
Kaifer ein Theil desſelben überlaflen worben jei. Kaifer Heinrich III. ſchenkte vor 
feinem Tode das Heiligthum als Belohnung treu geleifleter Dienfle bem Grafen 
Balduin von Flandern, biefer gab es feiner Tochter Judith, welde zum zweiten 
Male mit Herzog Welf IV. vermählt wurbe und das heilige Blut nach Altdorf brachte. 
Bon ihr erhielt basjelbe das Klofter Weingarten (im 3. 1090), wofelbft e8 ber Gegenftand 
ber größten Verehrung bis auf dem heutigen Tag geblieben ift. Bejonders am Feſttage 
bes heiligen Bluts firömen Taufende zu Fuß und zu Pferd nah Weingarten, um 
ber zu allen Zeiten mit’ großer fyeierlichfeit begangenen Progeffion (Blutritt) beizu⸗ 
wohnen. Gegen Ende des 17. und im 18. Jahrhundert flieg die Zahl ber Reiter 
auf 1300 bis 2000, im Ganzen oft auf 10000 Wallfahrer. S. G. Hess, Monum. 
Guelfica p. 111. De 8. S. Sanguine. M. Gerbert, Iter Allemannicum. 1765. 
p- 225. Ein Büdlein von 1781 gibt eine ausführliche Beichreibung ber eier in 
früherer Zeit, 


311 


1299. Die Beitöfirhe in Ravensburg, bisher Filiale von Altdorf, 
wurde 1299 zu einer eigenen Pfarrei erhoben. Unter dem Abt Hermann 
wurde die Pfarrkirche Altdorf mit ihrem Einfommen im Jahre 1278 durch 
den Papſt Gregor IX. dem Abteitiiche einverleibt und für Altdorf ein 
Weltgeiftliher ald Pfarrer aufgejtellt. 19. Friedrich Heller, 1300 
bi3 23. April 1315. 20. Konrad von Ibach, geit. 16. März 1336, 
war ein treuer Anhänger Kaiſer Ludwigs des Baiern, al3 jolcher vom 
Papſte ercommunicirt, blieb jebocd Abt, geihügt von Graf Heinrich von 
Werdenberg, Faijerlihem Landvogt. 21. Konrad von Ueberlingen, 
1336 bis 7. April 1346. 22. Heinrih von Ibach, geit. 24. Sept. 
1363. 23. Ludwig von Ibach, geit. 19. Febr. 1393. 24. Jo— 
bann von Eſſendorf, geft. 28. Sept. 1418. Kaiſer Eigmund 
nennt ihn in einer Urkunde von. 1414 des Heiligen römischen Reich 
Für. 25. Rohanned Blarer oder Blaurer von Wartens 
fee, geit. 17. April 1437. Die Streitigkeiten mit den Kloſterfrauen 
in Hofen murben 1420 durd den Bilhof von Conftanz dahin bei— 
gelegt, daß Weingarten die noch lebenden Nonnen bis zu ihrem Tode 
in Hofen unterhalten, dieje aber feine Novizen mehr aufnehmen jollten. 
26. Erhard, auch Eberhard von Freybang, refignirte 7. Juni 
1455, geit. 8. Juni 1462. 27. Jodok Bentelin, von 1455 big 
17. Mai 1477. 28. Caſpar Schiegg, refignirte 1491, geit. 
6. Sept. d. 3. 29. Hartmann Wigelin von Burgau, geit. 
25. Febr. 1520. 30. Germig Blarer von Wartenjee, gelt. 
31. Aug. 1567, der berühmteite Abt von Weingarten, welcher auch in der 
Geſchichte Deutſchlands, namentlih Schwabens, eine bedeutende Rolle 
jpielte. Er war ein Verwandter des befannten Reformator8 Ambros 
Blarer. So wie dieſer das Haupt der Protejtanten in den Seejtädten, 
namentlih für Conſtanz wurde, jo war der Abt Germig das Haupt und 
der unermübliche Führer der Latholiihen Partei. Er mar geboren zu 
Conſtanz den 25. Mai 1495, machte feine Studien in Wien, Freiburg 
und Ferrara, woſelbſt er fich beſonders juribiichen Studien widmete; 
ben 29. Febr. 1520 wurde er zum Abte in Weingarten, den 5. März 
1547 aud zum Abte in Ochfenhaujen ermählt, melden beiden Abteien 
er bis an feinen Tod vorjtand. Kaifer Karl V. ernannte ihn 1530 zu 
feinem Kaplan und Rath, ebenjo Kaifer Ferdinand I. im Jahre 1531. 
Von beiden Fürjten wurde er zu den größten und wichtigſten Reichs: 
geihäften, beſonders für die kirchlichen Streitigkeiten dieſer Zeit, ver- 
‘wendet. Als erfter Director der von ihm in das Leben gerufenen Congre— 
gation der ſchwäbiſchen Prälaten, ſowie von den Kaifern Karl V. und 
Ferdinand I. beauftragt, wohnte er faft allen Reichs- und Fürftentagen 
bei, jo in Worms, Ehlingen, Nürnberg, Augsburg, Speier, Regensburg ꝛc. 


312 


Ebenjo wurbe er an den Faiferlihen Hof nad) Prag, Wien, Innsbruck ꝛtc, 
im Jahre 1536 jelbft nad Neapel berufen. Außer diefen Staatsgeſchäften 
bejorgte er bie Angelegenheiten des Klofters, führte einen außgebreiteten 
Briefwechſel“, trat jelbft ala Miffionär auf, um die proteftantifche Lehre 
zu befämpfen. Als ber ſchmalkaldiſche Krieg ausbrah und die ſchmal— 
kaldiſchen Bundesfürſten ben Abt Gerwig gleihfam in die Acht erklärten und 
aus Weingarten vertrieben, hielt er fi im Lager Kaiſer Karla auf, welder 
ihn zum General-Proviantmeifter und erſten Verpflegungs-Commiſſär 
für das ganze Heer (1546) ernennen wollte; er lehnte aber dieſe Stelle 
ab. Nah dem für den ſchmalkaldiſchen Bund unglüdlihen Ausgange 
de3 Kriege wendeten jich die Städte am See und von andermwärts an 
Abt Gerwig und baten ihn um feine Fürſprache und Vermittlung bei 
dem Kaiſer. Nachdem dieſer, freilih unter harten Bedingungen, die Städte 
wieder zu Gnaben aufgenommen hatte, wurbe Abt Germwig abgeorbnet 
(1547), im Namen des Kaiſers die Huldigung berfelben entgegenzu: 
nehmen ?. Ebenfo murbe er beauftragt (1551), die neue Städteordnung 
einzuführen, nach mwelder das demokratiſche Princip der Zünfte bei dem 
Stadtregiment beſchränkt und die Gewalt wieber mehr in die Hände ber 
Patricier gegeben wurde. Im Jahre 1556 wurde er mit der Bifitation 
bed Reich3fammergericht3 vom Kaifer beauftragt. So lebte Abt Gerwig 
fait ganz den Reichsgeſchäften. Abt Georg Wegelin, jein dritter Nad: 


1 Der Briefwechjel bes Abts Gerwig nimmt faft einen ganzen Folio-Band 
(Tom. IX. der Abteibücher) ein. Darin find Briefe von Kaifer Karl V., Ferdinand I, 
Papſt Paul IIL, von mehreren Garbinälen, von Herzog Albredt von Baiern, ben 
Markgrafen von Baben, den Grafen von Montfort, Helfenflein, ſowie vieler von dem 
angejebenften Abel zc., von Bijhöfen und Aebten, welche ben Adrejjaten wegen feines 
Eifers und feiner treuen Dienfte für die katholiſche Kirche beloben, um feinen Rath 
und Verwendung bitten ıc. 

2 Mit feiner Baterftabt Conftanz kam er in heikle Berührung. Diefe war, 
wie befannt, in bes Kaifers Ungnade gefallen, in die Reichsacht erflärt und hart be 
drängt. Bon ihren Freunden und alten Bunbesgenofjen verlaffen, blieb ihr nichts 
übrig, als fi dem Kaifer Ferdinand zu unterwerfen, auf bie Reichsunmittelbarfeit 
zu verzichten und eine öſterreichiſche Municipalftabt zu werden, wobei ihr bie für fie 
härtefte Bedingung gemacht wurbe, wieder Fatholifch zu werden; außerdem mußte fie 
den Biſchof und das Domkapitel wieder aufnehmen, eine Öfterreihifhe Befagung er 
balten und als Strafe und Entihädigung ſchwere Gelbopfer bringen, Da bat ber 
Magiftrat den Abt Gerwig um feine Verwendung, bie er auch infoweit leiftete, dah 
bie Geldbußen bebeutend gemildert wurden; auf das aber, was bie Stadt vorzüglid 
wünſchte, eine wenigitens theilweife Ausübung und Beibehaltung bes proteſtantiſchen 
Gottesdienftes, darauf fonnte und wollte Abt Gerwig nad feinen befannten Grund 
fügen nicht eingehen, vielmehr wirfte er aus allen Kräften dahin, daß ber Proter 
ftantismus aus feiner Vaterftadt ganz entfernt unb nur ber katholiſche Euftus ge 
ftattet wurbe. 


313 


folger, ſchreibt deßhalb wohl mit Recht von ihm, nachdem er deſſen Ver: 
bienjte anerkannt und hervorgehoben, daß durch jeine Perjönlichkeit das 
Anjehen des Klofterd Weingarten Hoch geitiegen und deſſen Freiheiten 
und Privilegien auf alle Weile gewahrt wurden, es jedoch für das Klofter 
jelbft vortheilhafter gewejen wäre, wenn er weniger den Staatögefchäften 
und mehr für erſteres gelebt hätte, daß feine, wenn noch fo ehrenvollen, 
Abordnungen und Commiſſionen dem Kloſter bedeutende Koften ver: 
urſachten, welche demjelben nie ganz erjeßt wurden. In der That mußten 
unter dem Abt Germwig mehrere Klojtergüter veräußert werden, und fein 
Nachfolger fand eine leere Kaſſe vor und hatte Schulden zu bezahlen. 
Abt Gerwig konnte fi das nicht verhehlen; ala Kaijer Karl die Re: 
gierung (1558) niedergelegt und Kaifer Ferdinand (1564) geftorben war, 
zog er fich von ben Geſchäften zurüd und beftellte zur Bejorgung ber 
öfonomifchen Angelegenheiten, in der Perjon bed Joh. Hablüzel, für 
Weingarten (1564) einen Coadjutor; das Gleiche gejhah auch für das 
Klofter Ochſenhauſen. Abt Gerwig Blarer jtarb den 31. Aug. 1567. 
Sein Nachfolger war 31. der genannte Joh. Hablüzel 1567, geit. 
14. Nov. 1575. 32. Chriſtoph NRaitner, refignirte 1586, geit. 
27. Dec. 1590. 33, Georg Wegelin, von 1586, gejt. 10. Det. 1627, 
nachdem er den 1. Aug. d. J. die Würde niedergelegt hatte. Diejer Abt 
that für fein Klojter jo Vieles, daß er der Wiederherſteller des— 
jelben genannt wurde. Bor Allem war er darauf bedacht, bie Klofter- 
disciplin nad der Megel des HL. Benebict und den Provinzialftatuten 
berzuftellen, mobei er aber große Milde walten ließ. Das Archiv und 
die Regiftratur wurden neu geordnet: ein großer Folio-Band, von feiner 
eigenen Hand gejchrieben, gibt Zeugniß darüber. Deßgleichen war er 
ein guter Haußhalter, über 200000 fl. vermochte er auf neue Erwer— 
bungen von Liegenfhaften zu verwenden und dennoch feinem Nachfolger 
einen Vorrath an Geld und Koftbarkeiten zurüdzulafien. 34. Franz 
Dietrid, von 1627, geit. 1. Dct. 1637. 35. Dominif laymann, 
mehrere Monate gefangen auf Hohentwiel, gejt. 15. Sept. 1673. 36. Al- 
phons Stadelmayer, gejt. 19. Juli 1683. 37. Willibald Kobel 
(Kobold ?), geft. 17. Juli 1697. 38. Sebajtian Hiller, geft. 10. Mai 
1730. 39. Alphons Jobſt, geit. 13. Nov. 1738. 40. Placidus 
Renz, refignirte im Jahre 1745 und zog ſich nad Hofen zurüc, woſelbſt 
er ben 28. Juli 1748 ſtarb. Sein Nahfolger war 41. Dominik 
Schnizer von Wangen, geft. 1784, und auf dieſen folgte 42. ber 
legte Abt des Klofterd Weingarten, Anfelm Rittler, wurde ermählt 
21. Dec. 1784, bis dahin Profefjor der Theologie in Salzburg. Geboren 
zu Aichach 20. Febr. 1737, Hatte er 1754 in Weingarten Profeß ab- 
gelegt; geſt. 19. Jan. 1804. 


314 


Mitglieder, welche durch Literarifche Werke fich auszeichneten, hatte das 
Kloſter nicht gerabe viele. Gabriel Bucelin aus Diefienhofen (geb. 1599), 
welcher im Jahre 1666 als Prior in Feldkirch ftarb, verfaßte mehrere Bis 
ftorijche Werke, welche (wie bie Germania topo-chrono-stemmatographica, 
4 FolBde.) mandes Werthvolle enthalten, befonders zur Gedichte Ober: 
ſchwabens und ber vielen adeligen Familien bafelbit, aber es mangelt 
diefen Schriften die nölhige Kriti, Gerarb Heß, geit. 1802, ber 
ben Prodromus monumentorum Guelfic. (Aug3b. 1782) jchrieb und 
einen Auszug aus ben Abteibüchern unter dem Titel: Prodromus monu= 
mentorum Guelfic. seu Catalogus abbatum imp. monast. Weing. 
Bon den älteren waren die Aebte Werner und G. Wegelin literariſch 
thätig. Auch zur Zeit der Aufhebung waren mehrere als theologijche, 
philoſophiſche und Homiletijche Schriftfteller befannt. * ©. bie Nefrologien 
von Gams. 


Kleinere Mittheilungen. 


Protololle über die Inventaraufnahme der dem deutſchen Orden 
als Eutſchädigung überwiefenen Klöfter, 
Nahtrag zu ber Mittbeilung im Dibe.-Archiv Bb, 16, ©. 136. 
Bon P. Benvenut Stengele in Würzburg. 


Der Einfender ift nun in der Lage, über dad Schidjal und ben 
Inhalt des ganzen Protofollbanded, mie ihn der deutſchorden'ſche Rath 
- und Amtmann Wilhelm Moſthaff zu Gelchsheim ald bevollmädtigter 
Givilbefigcommiffär (mohl aus jeinen Concepten) gefammelt und Hinter: 
laſſen Hat, genauere Auskunft geben zu können (vgl. Diöc.-Arch. Bd. 16, 
©. 136 Anm.). Das Manuſcript befand fih als Familienſtück zunächft 
in den Händen der Kinder W. Mofthaffs, welcher als baieriicher Ober: 
aufſchlagsbeamter in den vierziger Jahren zu Würzburg geltorben ift, und 
fam nad) dem Tode des Sohnes in den Beli feines Enkels, des königlich 
baierijhen Oberamtsrichters O. Hundriſſer in Heidenheim, mo es ſich 
noch befindet. Mit größter Bereitwilligkeit theilte mir dieſer Herr das 
Verzeichniß der Klöſter mit, über deren Verhältniſſe ſein Großvater im 
Jahre 1803 Particular-Relationen niedergelegt hat. 

Es waren dieß: | 

a) im damaligen churbadiſchen Gebiete: Das Franziskaner— 
Mannsflofter Meberlingen; die Kapuziner-Manndflöfter Leber: 
Lingen, Markdorf, Würmlingen und Biberad; die Domini» 
kaner-Frauenklöſter Meersburg und Pfullendorf; dad Augu— 
ſtiner-Frauenkloſter Adelheiden; die Franziskaner-Frauenklöſter 
Ueberlingen, Grünenberg, Neubaujen und Biberad; bie 
KapuzinersFrauenlöfter Pfullendorf und Markdorf. 

b) im damaligen Hurbaierifhen Gebiete: Das Carmeliter: 
Mannsklofter Ravensburg; das Kapuziner-Manngflojter Memmingen; 
die Franziskaner-Mannsklöſter Heiligkreuz, Lenzfried, Füllen und Led: 
feld; die Kapuziner-Mannsflöfter Ravensburg, Wangen und Dillingen; 


316 


das Benedictinersfrauenklofter Wald; das Dominikaner-Frauenkloſter 
Dillingen; die Franziskaner-Frauenklöſter Leutkirch, Lenzfried, Kauf— 
beuren, Memmingen, Beuren und Dillingen. 

Den Inventurprotokollen dieſer Klöſter ſchloß ſich an die Relation 
über die Verhältniſſe jener Klöſter, welche dem deutſchen Ritterorden 
von Seiten Churbayerns vorenthalten wurden, und zwar waren dieß: 

Das Ciſterecienſer-Frauenkloſter Oberſchönfeld, das Benedictiner— 
Mannskloſter Fuldenbach und das Kreuzherren-Kloſter Memmingen; 

ce) im damaligen churbrandenburgiſchen Gebiete: Das Carme— 
liter: und das Kapuziner-Klojter Dinkelsbühl; endlich 

d) im württembergiſchen Gebiete: das Franziskaner-Hoſpitium 
Deffingen. 


— — — — 


Die Protokolle Moſthaffs über die Inventaraufnahme der Klöfter- 
lein Grünenberg und Adelheiden, beide im jebigen Amtsbezirk 
Eonjtanz gelegen, berichten wie folgt: 


Stanziskaner-Frauenklofter zu Grünenberg *. 


Es liegt im Gerichtäbezirt des vormals conftanzishen, nun dur 
badiſch gewordenen Obervogteiamted Bohlingen, ganz iſolirt und jo 
jehr unzugänglih, daß es nicht einmal von ben Franzoſen gefunden 
wurde, mitten im Walde, eine halbe Stunde vom jogen. Unter: ober 
Zellerfee, 6 Stunden von Schaffhaufen und zu Waſſer 4 Stunden 
von Conſtanz. 

Schon zu Ende des 13, Jahrhundert3 Iebten da Eremiten; denn 
e3 findet fich eine Urkunde von 1282 in lateiniſcher Sprade vor, ver 
möge welcher ber Ritter Berthold aus der Höri diefen Clausnern 
feine Hofttatt, zum Grünenberg genannt, mit Recht und Gerechtigkeit 
um 2 Pfund Eonjtanzer Währung verkauft hat. Bald naher find die 
Zaienbrüber vertrieben, oder, wie bie Urkunden ſich ausdrücken, aus 
gereutet worden, und ed haben Büßende? weiblichen Gefhleht3 anno 
1344 dieſe Clauſe bezogen und bie Pegel des HI. Franciscus ange 
nommen. Elijabetha (Elja), Gräfin von Haböburg, war bie 


Bol. hiezu die gefhichtlichen Mittheilungen über Grünenberg im Dib 
ceſan-Archiv 10, 351 und in ber (ältern) Babenia 2, 248. (Anm, db, R.) 

? Bon eigentlihen Büßerinnen (poenitentes) oder Magbalenerinnen kann hier 
nicht bie Mebe fein, fondern vielmehr, wie aud im Folgenden angebeutet if, von 
Tertiarerinnen, in löfterlier Gemeinjchaft lebenden Mitgliebern des dritten Ordens 
bes hl. Francicsus, genannt „von ber Buße“. 


317 


erfte Vorfteherin davon, fie jtarb anno 1400 im Rufe ber Heiligkeit, und 
ihre Gebeine liegen bier begraben, zu welchen heute noch andächtige 
Seelen wallfahrten. 

Der wirklichen Conventualinnen, welche zur Zeit der provijorifchen 
Beſitznahme fih da befanden, waren mit Einjchluß der Mutter Angela 
Lang (al. Lambin) fünf, von denen die jüngfte-45 Jahre zählte, die 
älteite 80 Sabre. 

Beihtvater war P. Ambros Fuſſenegger, Pauliner-Ordens 
vom Klojter Bonndorf. 

Die Kloftergebäude einjhlieglih der davon untrennbaren Gärten 
find angeichlagen zu 3000 fl., die vom Gebäude trennbaren Gärten zu 
- 300 fl., die Aeder zu 3122 fl., die Wiejen zu 1367 fl., die Weinberge 
zu 1313 fl. Einzelne Höfe feine. Die dem Klofter eigenthümlihe Mühle 
in Weiler wurde 1786 in Erblehen abgegeben. Die Waldungen find 
angeſchlagen zu 904 fl. 30 fr. Das Klofter erhebt an Gülten: 1. von 
der Mühle in Weiler an Getreide 66 fl., 2. zu Bohlingen von 4 Hub» 
gütern an Getreide 5 Malter Kernen = 60 fl., 3. zu Weiler von zwei 
halben Hubgütern an Getreide und fonftigen Naturalien 31 fl. 12 Er, 
Das Klofter hat den Zehnten von 7 Krautländern zu Moos, welcher 
im Durchſchnitt jährlich ventirt 6 fl. Die ctivfapitalien betragen 
1590 fl. 28 fr. Die jämmtlichen Fahrnijje 1835 fl. 46 fr. Die Kirchen: 
geräthichaften 440 fl. 30 fr. — Summa bed jämmtlichen Activvermögend 
mit Einihluß der Gülten 17903 fl. 14 fr. 

Die Kloftergebäude, melde anno 1732 ganz von Stein neu auf: 
geführt wurden, haben einen Umfang von 5 Jauchert 3 Viertel und be: 
ftehen: a. in einer geräumigen Wohnung für 20 Klofterfrauen und einer 
daran angebauten Kirche, b. in einem eigenen, gegenwärtig aber ftarf 
ruinirten Beihtvaterhaufe, c. in einem abgefondert ftehenden Defonomie- 
gebäude, morin Wohnungen für Dienftboten oder einen Pächter, dann 
Stallungen für 4 Pferde und 50 Stüd Rindvieh nebſt Scheuer und 
Futterfammer befindlih find, d. in einem für die Lage des Kloſters 
ziemlih gut unterhaltenen, mit einer Mauer umgebenen Küchen: und 
Baumgarten. 

Die Laften, die auf den Gütern haften, berechnen fich zu 72 fl. 
T/, kr. Die Klofterfrauen find vermöge Stiftungen ſchuldig, jährlich 
207 Meſſen lejen zu lafjen, die aber bisher der Beichtvater unentgelt: 
li bejorgte, 

Die Eurrentihulden betragen nad dem jpecificirten Verzeichniß 
1292 fl. 2 fr. Verzinsliche Paſſivkapitalien 100 fl. 

Die Gärten können einen Ertrag abmwerfen von 50 fl. Die Acder 
werben durch drei in Koft und Lohn ftehende Knechte bebaut, zu deren 


318 


Beitellung 4 Ochſen unterhalten werben. Der Ertrag vom letzten Jahre 
beitand in 40 Malter Dinkel — 480 fl, 19 Malter Gerfte = 152 ft., 
10 Malter Erbjen = 80 fl. Die Weinberge haben nad einem jecdh3- 
jährigen Durchſchnitt jährlid ertragen 3 Fuder Moft (1 Fuder = 30 Eimer, 
1 Eimer = 32 Maf). Das Fuder nad) einem 10jährigen Durchſchnitt 
zu 130 fl. angejchlagen, macht 390 fl. Aus den Walbungen, melde 
meiſtens aus Nadelholz beftehen, durch fchlechte Unterhaltung und durch 
Einquartierung noch mehr ruinirt worben find, find zwar bisher gegen 
50 Klafter Holz jährlich behauen worden. Da aber, wenn fie nad- 
baltig benügt werden jollen, nur 25 jährlich behauen werden dürfen, jo 
wird der Ertrag auch nur dahin berechnet, und betragen bieje 3 fl. 
per Klafter — 75 fl. NAusgejäet werden 6 Malter Dinkel = 72 fL.,. 
3 Malter Gerfte — 24 fl., 1 Malter Erbſen — 8 fl. Der Gefinde 
lohn beträgt für 3 Knete und 4 Mägde, einſchließlich 11/, Fuder Wein, 
welcher für biejelben bejtimmt ift, & 100 fl. für die Perjon mit Koft 
und Lohn, 700 fl.; die Weinbergkoften, excluſive defien, was durch bie 
Dienftboten bejorgt wurde, haben jährlich betragen 120 fi. 

Bon den jährlihen Einnahmen zu 1569 fl. 42 fr. gehen ab an 
Laften, Dienft: und Arbeitslöhnen ꝛc. jährlid 1084 fl. 43 fr., jo daß 
den Klofterfrauen zur Sujtentation nur übrig bleiben 484 fl. 59 fr. 

Das Frauenflofter war nie mohlhabend. Dasjelbe jegte immer 
feine Zuverficht auf das zufällige Einbringen neuer Canbidatinnen, auf 
Stiftungen und milde Beiträge, welch Ießtere die Klojterfrauen unter 
dem Panier ihrer erjten Stifterin, der Gräfin Elifabetha von Habsburg, 
befonder3 in den öfterreihifhen Staaten ſuchten und da zu finden 
glücklich genug waren, indem die höchſtſelige Kaiſerin Maria Therefia, 
unvergehlihen Andenkens, ihnen, jo lange fie lebte, jährlid 20 Malter 
Früdte in der Grafihaft Nellenburg zu erheben anwies. 

Da nur 5 Klofterfrauen eriftiren, fo jollte man billig auf die Auf: 
loͤſung bb Kloſters den Antrag machen, zu deren Sujtentation, & 300 fl., 
1500 fl. erforderlich find. Der Deutſche Orden hätte aber in diejem 
Fall 891 fl. zuzulegen. Nachdem die Klofterfrauen ben Vorſchlag des 
Commiſſärs ‚unter fich berathen hatten, gaben fie zur Penjionirung * 
Zuſtimmung. 

Grünenberg, 14. Oct. 1803. 

Wilhelm Moſthaff. 


Auguftiner-Franenklofter zu Adelheiden. 


Eine Heine Viertelftunde von der Landſtraße, welche dicht am Bodenſee 
von der öſterreichiſchen Municipalftadt Radolfzell durch das con- 


319 


ftanzifche und churbadiſche Dorf und Kameralgut Hegen (Hegne) nad) 
Gonftanz führt, der ſchönen Inſel Reichenau gerade gegenüber, nörblich 
dur den Wald in einem angenehmen, mit einem lebendigen Hage ums 
gebenen Wiejenthale Tiegt das Frauenklofter Adelheiden, genügjam 
gebaut und nothhürftig unterhalten, im Gerichtäbezirfe der Obervogtei 
Reichenau. 

Im Jahre 1370 wohnten hier 5 Clausner, welche nach der Regel 
des heiligen Benediet lebten und dem Abte und Convente zu Reichenau 
unterworfen waren. Im Jahre 1442 nahmen Frauen ihren Platz ein; 
es findet ſich aber nicht, auf welche Art und Weiſe die geiſtlichen Brüder 
von den geiſtlichen Schweſtern verdrängt worden ſeien; aus einer Urkunde 
von demſelben Jahre iſt nur ſo viel erſichtlich, daß Abt Friedrich von 
Wartenberg dieſe Frauen in beſondere Obhut genommen und „Si 
aligui excessus enormes per sorores committerentur“, die Bejtrafung 
ſich jelbjt vorbehalten habe. 

Wie die Klojterfrauen zur Negel des heiligen Auguftinus gefommen 
jeien, findet man ebenfo wenig. Im Jahre 1667 nahm der Auguftiner: 
Provinzial die Vifitation in spiritualibus zwar vor: als er aber darauf 
beitand, jelbige auch in temporalibus eintreten zu laſſen, legte ſich das 
Bicariat von Conſtanz ald Nachfolger der Aebte von Reichenau das 
zwilchen, und von nun an haben ſich die Klofterfrauen, abgejondert von 
ihren Ordensbrüdern, lebiglih an bie biſchöfliche Curie gehalten, welche 
in einer eigenen Urkunde die Verſicherung ertheilt, fie gegen alle jernern 
Zudringlichkeiten. ihrer geiftlichen Brüder in Schuß und Schirm zu nehmen. 
Das nächſte deutſchorden'ſche Amt ift zu Mainau, 11/, Stunden davon 
entlegen. 

Perjonaljtand: Zwölf Klofterfrauen und eine Novizin. Joſepha 
Schneider von Ueberlingen ift Priorin, 43 Jahre alt und 18 Jahre 
Profeß, die ältejte Klofterfrau 81 und die jüngfte 27 Jahre. Frau 
Priorin ſorgte für eine gute Klofterdisciplin. Der Beichtoucer wird 
jedesmal vom Ordinariat in Conftanz ernannt. Der gegenwärtige ift 
aus der Prälatur Peterähaujen, hat freie Koft und Logis, dann 7O fl. 
Gehalt, wofür er aber 200 Meſſen jährlih umjonft lefen muß. 

Nach Ausweis eines volljtändigen, der Relation anliegenden Inven— 
tariums befteht da8 Vermögen ded Klojterd in Folgendem: Die Klofter: 
gebäude einfchlüffig der davon untrennbaren Gärten find angeſchlagen 
um 5000 fi. Weder befigt das Klofter nur 11/, Jauchert, welche ange— 
Ihlagen find um 150 fl. Die Wieſen find angefchlagen um 2170 fl., 
bie Weinberge um 3330 fl. Ein Lehenhof zu Dingel3borf, deutſch— 
ordiicher Herrihaft Amt Mainau, angejchlagen um 5300 fl. Die Wal- 
dungen find angefchlagen um 1000 ft. 


320 


Das Klofter hat an ftändigen Weingülten jährlich zu erheben, 
worüber die Specification dem Inventario beigelegt ift, 28 Eimer Wein; 
wird der Eimer zu 2 fl. 40 kr. im Durdfchnitt angerechnet, jo werfen 
bieje einen jährlihen Ertrag von 74 fl. 40 fr. ab, und betragen aljo 
im Kapitalanihlag zu 4 PBrocent 1867 fl. Bei dem Kloſter befindet 
ih ein Wald, Dettinger Wald genannt, von weldem bie eine Hälfte 
dem Amte Mainau, die andere dem Amte Reichenau zugebhört. In 
dieſem Wald, der einen Pla von 14'/, Jauchert einnimmt, wie auch in 
der Conjtanzer Stabtwaldung und in der Waldung des größeren Spitals 
zu Conjtanz, hat das Klojter dag Recht, 17 Stüd Kühe, Kälber oder 
Schmeine auf die Weide zu treiben. Dieſer Weidgang rentirt jährlich, 
indem das Stüd auf einen Thaler angeſchiagen wird, 25 fl. 30 Er., 
welde im Kapitalanjhlag zu 4 Procent #37. fl. betragen. Die Activ: 
fapitalien betragen 25172 fl. 50 fr. Die Fahrnifje betragen 4299 fl. 
8 fr. Die Kirchengeräthe betragen 800 fl. 50 fr. Die Kloftergebäude 
befinden fich in gutem Zuftande. Das Klofter hat jährlich 42 fl. 6 Fr. 
Steuern und Grundzinjen zu entridten. Die Currentſchulden betragen 
350 fl. Das Grundvermögen beträgt 49800 fl. 48 fr. Die Laften 
im Kapitalanſchlag exelufive der Suftentation betragen 2117 fl. Dem 
nach bleibt an Grundvermögen 47683 fl. 48 fr. Die Gärten rentiren 
jährlich 40 fl. Der eine Ader, 1%/, Jauchert, ventirt jährlih 12 fl. 
Die Weinberge ertragen jährlid 7 Zuber 11 Eimer Wein; das Fuder 
im Durchſchnitt 120 fl. angefchlagen, jo macht der Ertrag 884 fl. Der 
Lehenhof zu Dingel3borf rentirt jährlih im Geldanſchlag 68 fl. In den 
Waldungen können jährlih 6 SKlafter Holz gejchlagen werben, das 
Klafter angeihlagen zu 5 fl. = 30 fl. Die Xctivfapitalien rentiren 
jährlich 1088 fl. 12 fr. Der Nuten und Erlös aus dem Viehſtand 
trägt jährlih 170 fl. Die jährliche Einnahme hat biöher 2417 fl. 25 fr. 
betragen und die jährliche Ausgabe 713 fl. 36 Er. Demnach bleiben den 
Klofterfrauen zur Suftentation jährlih übrig 1703 fl. 49 fr. Die 
Klofterfrauen haben jett eine zwar ganz bürgerliche, jedoch nothdürftig 
eingerichtete Wohnung und ihr mäßiges Auskommen. Das allerwenigite 
Vermögen rührt von Stiftungen her, fondern ed iſt dad Rejultat 
einer vernünftigen Benutzung deſſen, was von Zeit zu Zeit in dad 
Klofter eingebracht wurde; wobei man nicht unbemerkt lafjen fann, daß 
die Klofterfrauen fajt den größten Theil der häuslichen ſowohl als Feld: 
arbeiten ſelbſt verrichten, Holz brocken (wahrſcheinlich dürr Holz jammeln), 
Laub rechen, und Eichel leſen mit eingejchloffen, und nebenbei ſich mit 
einer ſehr geringen Koft, dann mit 3 Schoppen Wein, welche aber hier 
zu Lande jehr Mein find, bes Tages begnügen, woburd ed allein erflär: 
bar ijt, daß ſich jo viele Menſchen mit fo wenig Vermögen nähren, und 





321 


nebenbei noch einen Beichtvater, der aus einer Prälatur genommen ift, 
unterhalten können. Indeſſen erbietet fich dennoch, Priorin und Convent, 
freiwillig jährlich 100 fl. zur allgemeinen Sujtentationäfafje abzugeben. 
Da aus den bisherigen Rechnungen hervorgeht, daß die Klojterfrauen 
dur Penfionirung weit härter zu unterhalten jeien, jo trägt Referent 
auf Folgendes an: Es jollen bie Klojterfrauenf bei ihrer biöherigen Ver: 
fafjung bis zu ihrem Abjterben verbleiben. 
Adelheiden, ben 23. October 1803. 


Wilhelm Moſthaff. 


Notariats-Juftrument über die Eröffunng der Lade, im welder die 

Gebeine des heiligen Märtyrer Alerander aufbewahrt waren, und 

Beglaubigung der dazu gehörigen Anthentil, vom 19. December 1650 '. 
Mitgetheilt von Ardivar Ar. Bell. 


In nomine sanctissimae Trinitatis Patris et Filii et Spiritus 
Sancti. Amen. 

Praesenti hoc publico instrumento notum sit omnibus atque 
pateat evidenter, quod anno a nativitate Dei ac Salvatoris nostri 
Jesu Christi millesimo sexcentesimo quinquagesimo, indietione 
tertia, sanctissimi domini ac patris nostri domini Innocentii divina 
providentia papae X. anno eius 6. et caesareae maiestatis Ferdi- 
nandi III. anno eius 14., die lunae 19. Decembris infra 2. et 3. 
pomeridianam, Friburgi Brisgoiae in conventu fratrum minorum 
8. Franeisci capucinorum, ibidemque in refectorio coram me infra 
scripto notario publico iurato testibusque ad haec omnia et singula 
vocatis, habitis specialiterque rogatis, reverendus et religiosus domi- 
nus pater Raphael Friburgo-Brisgoius ordinis minorum s. Fran- 
eisci capucinorum concionator et guardianus eiusdem conventus, 
attulit cistulam quandam ligneam clausam, funiculis alligatam 
et ex utfaque parte sigillo eminentissimi cardinalis Ginetti, sanc- 


— — — 


1 Die nähere Veranlaſſung zu der im Obigen berichteten Acquiſition war dieſe: 
Im Jahre 1650 hielt der Kapuziner-Orben ein General:Gapitel in Ron, weldem 
P. Raphael Shädtelin, gebürtig aus Freiburg und in biejer Zeit Guardian 
und eiertagsprebiger daſelbſt, beimohnte; er benüßte feinen Aufenthalt, um für feine 
Baterftabt Reliquien zu erhalten. — Die Uebertragung ber Gebeine des hl. Alerander 
aus bem KapuzinersKlofter in bas Münfter fand am 21. Sept. 1651 unter großer 
Feierlichkeit ſtatt. Diefe ift befchrieben bei Kolb, hifi.ftat.stopogr. Lerifon I, 299. 
Ueber bie Frage, ob früher, bis 1650, der HI. Georg Stabtpatron von Freiburg ges 
wejen fei, vgl. Diöc.Arch. 7, 126. Auf dem Stadtplan von 1589 ift fein Bilb mit 
ben Stadtwappen gegenüber bem bes bi. Lambertus angebracht. (Anm, d. Red.) 

Freib. Didc-Ardiv. XVII. 21 


322 


tissimi domini nostri papae vicarii generalis, cera Hispanica muni- 
tam et sigillatam et nulla in parte laesam aut fractam: quae qui- 
dem cistula in mei testiumque infra seriptorum praesentia aperta 
fuit, et in eadem reperta ossa corporis 8. Alexandri martyris in 
omnibus et singulis conformiter instrumento supra haec Romae 
formato nobisque exhibito. Quod quidem instrumentum integrum 
et emi®! cardinalis Ginetti sigillo munitum et nulla ex parte laesum 
ad litteram tale est. 

In nomine Domini Amen. Praesenti publico instrumento cunc- 
tis ubique pateat evidenter et sit notum, quod anno a nativitate 
Domini nostri Iesu Christi millesimo sexcentesimo quinquagesimo 
indictione tertia die vero 17. Iunii, pontificatus autem sanct=! in 
Christo patris ao domini nostri domini Innocentii divina provi- 
dentia papae X. anno eius sexto, in mei notarii publici testiumque 
infra scriptorum ad haec omnia et singula vocatorum habitorum- 
que specialiter atque rogatorum praesentium (]. praesentia), praesens 
et praesenter existens emi®W et revmus dominus Martinus tituli 
8. Petri ad vincula sanctae Romanae ecclesiae presbyter cardinalis 
Ginettus nuncupatus, sanct"! domini nostri papae vicarius generalis, 
specialiter et alias omni meliori modo ad maiorem omnipotentis Dei 
ac sanctorum suorum gloriam fideliumque devotionis augmentum 
donavit et largitus fuit admodum reverendo patri F. Raphaeli 
de Friburgo Brisgaviae ordinis minorum s. Francisei capueinorum 
concionatori praesenti corpus seu ossa corporis 8. Alexandri 
martyris, ex coemiteriis urbis de mandato sanct”! d.n. papae ex- 
tractum eique r. p. Raphaeli, ut dietum sacrum corpus possit et 
valeat penes se retinere aliisque donare, extra urbem transmittere 
seu transportare et in quavis ecelesia, sacello et loco pio publice 
fidelium venerationi exponere et collocare, licentiam in Domino 
concessit et facultatem largitus fuit. Quodque sacrum corpus 
dictus r. p. Raphael ea qua decet reverentia et devotione ad se 
recepit, idemque repositum atque reconditum intus quandam ca- 
psulam ligneam clausam funiculis alligatam et per me sigillo dieti 
emi@! et rev"! domini cardinalis Ginetti cera Hispanica munitam 
et sigillatam secum asportavit, quam plurimas gratias dieto emi’® 
domino cardinali reddendo non solum modo et forma premissis, 
verum etiam et alias omni meliori modo. Quibus omnibus et sin- 
gulis praemissis petitum fuit a me notario publico infra scripto, 
ut unum seu plura, publicum seu publica conficerem atque tra- 
derem instrumentum seu instrumenta, prout opus fuerit et requi- 
situs ero. Actum Romae, solitae residentiae dieti emi”' domini 


823 


cardinalis, praesentibus perillustri domino Iulio Caesare Porro Medio- 
lanensi et illustri domino Hieronymo Contrevio Tiburtino, dietis 
testibus ad praemissa omnia et singula vocatis, habitis specialiter- 
que rogatis. Ego Leonardus de Leonardis, civis Romanus, curiae 
cardinalitise emi®! et rd’ mi almae urbis cardinalis sanct"”! domini 
nostri papae viearii generalis notarius publicus de praemissis ro- 
gatus, praesens instrumentum subscripsi, publicavi, requisitus in 
fidem. (L. 8.) 

Nos Martinus miseratione divina tit. 8. Petri ad vincula 
s. R. e. presbyter cardinalis Ginettus s”! domini nostri papae 
vicarius generalis Romanae curiae eiusque distrietus judiciorum 
universis et singulis fidem facimus et attestamur, supra dietum d, 
Leonardum de Leonardis esse talem, qualem se facit, eiusque scrip- 
turis in judicio et extra semper adhibitum fuisse et de praesenti 
adhiberi fidem, in quorum etc. Datum Romae in aedibus nostris 
hac die 22. Iunii 1650. (L. 8.) Pro domino Bernardino de Sanetis 
notario Dominicus Egidius in fidem. 

His igitur omnibus et singulis, prout praefertur, in mei testium- 
que praesentia visis, repertis atque peractis requisitus atque ro- 
gatus per praefatum r. p. Raphaelem guardianum hoc publicum 
manu propria signatum et sigillo notariatus mei munitum et sigil- 
latum confeci et tradidi instrumentum, praesentibus multum re- 
verendo nobili doctissimoque domino Sebastiano Villinger sacrae 
theologiae doctore et parocho Friburgensi, r@° domino Joanne 
Theobaldo Bleyen presbytero et fabrieae procuratore, domino Joanne 
Henrico Schmidlein u. i. doctore et archigrammateo Friburgi, 
testibus ad haec omnia et singula vocatis, habitis, specialiterque 
rogatis. Actum anno, mense, die et loco, hora, indictione, regi- 
mine ut supra. 

Notariatszeichen. Ego David Scheffer, almae universitatis 
Friburgensis syndicus etc. notarius publicus de praemissis rogatus 
praesens instrumentum subscripsi, publicavi, requisitus in fidem mpr. 

Sebastianus Villinger ss. theol. doctor, parochus et vice- 
decanus Friburgensis mpr. 

Jo, Henricus Schmidlin u. i. d., archiducalis consiliarius, 
matrimonialium causarum commissarius et archigrammateus Fri- 
burgensis mpr. 

Joannes Theobaldus Bley, praesentiarius et procurator fabri- 
cae Friburgensis mpr. 


21° 


324 


Auf ber Rüdfeite bes Tegten Blattes flieht: Petit dominus parochus licentiam 
ab ordinario singulis annis festum translationis harum reliquiarum solemniter 
in choro celebrandi eoque die horas canonicas de hoc sancto dicendi vel 
cantandi. — Driginal im erzbifhöflihen Archiv zu Freiburg. 


Eine Dotationsurkunde aus der Zeit des 30jährigen Kriegs. 
Mitgetheilt von Inſpector Alb. Schilling in Stuttgart. 


Auf dem Siegeszug Guftav Adolfs von Schweden 1632 nad 
Sübdeutjchland vertheilte er eroberte Ländereien in freigebigiter Weife, 
doch ſtets unter Vorbehalt der landesherrlichen Hoheit, unter feine Bundes- 
genofien, Gefährten und Günitlinge. Dasjelbe geihah nad jeinem Tode 
duch jeinen Kanzler Oxenſtierna Namens der minderjährigen Königin 
Ehrijtine von Schweden, wobei Drenjtierna nicht ermangelte, für jeinen 
Antheil dad Kurfürjtentfum Mainz fi auszuerſehen. Namentlich 
waren e3 bie geijtlihen Stifte, bie den ſchwediſchen Offizieren zur Beute 
wurden. So erhielten: General Horn die Deutijhcommende Mergent- 
beim, Kraft von Hohenlohe Stift Ellwangen und Klofter Schön: 
thal, Bhilipp Heinrid von Hohenlohe Kloſter Ochſenhauſen, 
Ludwig Eberhard von Hohenlohe Kloitr Marchthal, Oberſt 
Wurmbrand Klofter Ditenbeuren, General Hofkirch die Abtei 
Neresheim, General Wizlaff Klofter Wiblingen u. ſ. f. 

Selbſt deutihe Fürjten erbaten ji von Schweden deutjche Länder 
zu Zehen. Herzog Julius Friedrid von Württemberg, der den Schweden 
auf jede Weile ſich gefällig erzeigte, in Hoffnung, ein eigenes Fürſten— 
thum zu erhalten, fand ſich nicht getäufcht, denn es wurden ihm bie Herr- 
Ihaften Hohenberg, Sigmaringen und Baar zu Theil, Auf Andringen 
Herzog Bernhards von Weimar mußte Orenftierna erjterem einen Ber: 
gabungsbrief auf da3 aus den Bisſsthümern Bamberg und Würzburg 
neugebildete Herzogtbum Franken ausftellen, wobei Oxenſtierna 
folgendermaßen fich geäußert haben joll: „Mag es zu ewigem Andenken 
in unjerm Ardive verbleiben, daß ein beutjcher Fürit jo etwas von 
einem ſchwediſchen Edelmanne begehrt, und daß ein ſchwediſcher Edel: 
mann in Deutichland ſolches einem deutſchen Fürften bemilligt, was id 
ebenjo ungereimt für den einen zu begehren, als jür ben andern zu 
geben halte.” Auch kaiſerliche und ritterfhaftlihe Güter, deren Eigen: 
thümer in den Faijerlichen Lagern die unterliegende Sache zu vertheidigen 
fortführen, erlitten den gleihen Wechſel. Die Herridgajt Stetten 
a. k. M. erhielt Oberſt Kröll, Michael von Freiberg die öſterreichiſche 
Stadt Ehingen, Joh. Lehaufen, Secretär des Grafen 2. E. von Hohen: 
lohe, den Neichöfleden Dietenheim u. ſ. f. 





325 


Unter andern hatte auch Freiherr Chriſtian Martin von Degen 
feld, nachdem er vorher unter Wallenftein, Tilly und Spinola gedient, 
bei Guſtav Adolf Dienfte genommen und mwar-von leßterm zum Oberft 
über ein Neiterregiment ernannt worden. Bon Herzog Bernhard von 
Weimar dem Herzog Julius Friedrih von Württemberg zu Hilfe ges 
ſchickt, that er fi namentlich 1633 bei der Belagerung von Villingen 
hervor. Für feine an Schweden geleifteten Dienjte erhielt er, wie Kapff 
in der Lebensgeſchichte dieſes jpäter in venetianifchen Dieniten zu großer 
Berühmtheit gelangten Freiherrn (pag. 16) erzählt, von ber Königin 
Ehriftine von Schweden die Herrihaften Kapfenburgt, Straßberg, 
Lautlingen, die geiftlihen Güter zu Gmünd und bad Prämon- 
ftratenjerftift Schujjenried zum Geſchenk, und ließ durch feine Amt- 
leute Bejig hiervon nehmen. Diefe Herrlichkeit dauerte, mie bie der 
übrigen Beſchenkten, bekanntlich nicht lange. Die erworbenen Befitungen 
gingen ſchon folgenden Jahrs durd die Nörblinger Schlacht (27. Aug. 
1634) wieder verloren. 

Kapff hat jeine vorhin erwähnten Angaben wohl aus dem Degen: 
feld'ſchen Familienarchiv geihöpft. Sie werben jedoch berichtigt durch 
dic betreffende Dotationsurkunde felbjt, von welcher ich eine gleichzeitige 
Copie befige. Ihr interefjanter Inhalt lautet folgendermaßen: 

Der Durdleüdtigiten Grosmächtigen Fürftin und Freulein Freulein 
Chrijtina, der Schweden, Gothen und Wenden Königen, Grosfürftin 
in Finlandt, Herzogen zue Fleiten und Carlen, Freulein über Ingerman— 
landt ꝛc. und bero Reichs Rath, Canzler, Bevollmäcdtigter Legatus in 
Teutſchlandt und bei den Armeen, auch Director des Evangeliſchen Bundts 
daſelbſten Arel Ochſenſtirna, Freyherr zue Kinitho, Herr zue Fy— 
bolmen ꝛc. Ritter ꝛxc. 

Derunah der möhlgeborne Herr Chriftoff Martin Freyherr von 
Degenfeldt, der Königl. Mt. ꝛc. und Eron Schweden bejtölter Obrijter 
über ein Regiment zue Roß ꝛc. und gebührendt zuerfhenen gegeben, 
welchergeſtalt mit dem hochwohlgebornen Herrn Chriftoff Carle Graffen 
zue Brandenjtein, Freyheren zue Oppurg und Knau 2c. Königl. Mt. zue 
Schweden gehaimer Rath, Grosihazmaijter in Teütfchlandt und Obrijter 
zue Roß und Fueß 2c. wegen feiner gelaijten Kriegs diente, und dannen— 
hero Reftierenden Solde8 und anforderung auf gebachtes jein Regiment 
zue Roß, biß auf unjere ratification Er fid) ein vor allemahl über haupt 
dahin verglichen und verainbaret, das Ihme annjtatt Parer bezahlung 
die Glöfter und Gaiſtliche Güetter zue S. Gemündt, mit allen perti- 
nentien eingeraumbt unb übergeben worden, bahingegen Er biß auf den 


— 


ı Eine Commende bes beutfchen Ordens. S. Dibe⸗Archiv Bd. 16, ©. 247, 


326 


Erſten Augufti nechſthin diſes obnahenden Yard, der gebühr nad, und 
pro rata ber accordirten Summa, ohne ber Königl, Mt. und Eron 
Schweden zu thun, Seine Dfficierd und Soldathen zu contentieren und 
zu befridigen und bderenthalb ferner nicht zu juechen ſchuldig und ver: 
bunden fein jolle, deromegen gepetten, das wür nicht allein jolde hand- 
fung im namen höchſtyr Königl. Mt. ꝛc. und Eron Schweden ratificieren 
und bejtettigen, jondern auch mweilen er uns auf begehren und gebühren- 
den respect das mit höchjternant ber Königl. Mt. zue Schweden Waffen 
eroberte und ein guete Zeit Inngehabte Haus Kapfenburg miber ab- 
getretten und Herrn Graff Georg Fridrigen dem Jüngern von Hoben: 
lohe ꝛc. zue handen geftöllt, dad mwür dagegen Ihme den Überſchuß jo 
etwann die Gaiftliche güetter zue Schwäbiſchen Gemündt ſich Höher als 
jeine prätension erſtreckhen möchte, wie nicht wenig die beede appre- 
hendierte Xbeliche Güetter, Benantlihen Straßberg und Zautlingen, 
auf deren einem er eine ftarfhe Schuldt und auf dem andern eine gerechte 
Erbforderung hette, dergejtalten confirmiren wolte, das Er forberiit 
jeinen Geſchwiſtrigten Ihren part, was Straßberg belangt, herauägeben, 
deren von Bernhaujen wie auch der Übtifin zue Bunhau als offentlichen 
Feinden prätension aber, Ihme aber als Cadne neben dem Fleckhen und 
Haus Lauttlingen, jo Ihme umb ein jtardde Summa gelt3 verhypotheciert 
ainig und allein verbleiben jolte. Wann wür dann jold jein Herrn 
Chriſtoff Martin Freyherrn von Degenfelt juechen der Büllichkhait nicht 
ohngemäß befunden, auch jonjt wegen jeiner zue mehrhöchſtged. ıc. der 
Königl. Mt. und Eron Schweden und dem gemainen Evangeliihen Wejen 
tragende unberthönige guete affection und gelaijter getreuen nüzlichen 
bienjte willen, die Er auch fürter8 zu continuieren willig und erpietig 
ist, Ihme alle nüzliche Willfährigkhait zuerweiſen genaigt fein, alſo thun 
wür die oberwente Handlung und respective cohcession, uff was und 
weile wie vorftehet, in der beiten bejtändigjten Form biemit ratificieren 
und confirmirn, aljo und bergeftalt dad Er Herr Obrijt von Degen: 
feldt ꝛe. und feine Erben bejagte Elöfter und gaiftliche güetter zue Schwäbi- 
ſchen Gemündt mit all Ihren Einfhommen, obſchon jelbige ji etwas 
weitter al3 feine anforderung erſtreckhen möchten, neben den beeden appre- 
hendierten adelichen Güettern Strasberg und Lauttlingen mit allen perti- 
nentien, gefällen, Nechten und Gerechtigkeiten (Jedoch das jus superiori- 
tatis inn allweeg vorbehalten) allermaſſen es die vorige possessores 
Innengehabt, bejefien und genofien, die Cron Schweden aber jure belli 
ann ſich gebracht, Erb: und aigenthumlihen haben und genüeſſen und 
der Königl. Mt. ıc. und Cron Schweden barvon Jederzeit getreu, holdt 
und gemertig ſein jolle. Geftalten Wür Ihne aud in bie würckhliche 
possession berjelben hiemit immittirn und einjegen, und hierauf allen 


327 
und jeden höchſternant der Königl, Mt. und Cron Schweden und der 
Herrn Conföderirten Stände Hoden und Nideren Officirn und ge 
mainen Soldatesca zue Roß und Fues befehlen, das fie obmohlernannten 
Freyherrn von Degenfeldt ann apprehendier- und genüefjung bejagter 
Cloſter und Gaijtlihen Güetter zue Schwäbiſchen Gemündt wie aud) ben 
beeden Ndelihen Güetter Strasberg und Lauttlingen, dero intraden, ge 
fällen, Rechten und geredhtigfhaiten in fainerlai weiß noch weeg ver: 
hindern oder beeinträchtigen, jondern vihlmchr dabei manutenieren helfen 
wollen. Zue urkhundt haben wür diſes aigenhändig underjchriben und 
unjer Secret Inſigel fürtrudhen lafjen. Datum Franckfurth am Mayn 
ben Neünzehenden Oktobris des Gintaufendt Sehöhundert drei und 
dreißigiten Jars. 

Arel Odjenftirn ıc. 


Kirdlie Urkunden aus der Mortenan, 
Mitgetheilt von Profejlor Auppert. 


I. 1447. Inli 2. Trennung der Pfarrei Kappel von der Mutterfirde St. Stephan 
zu Öberadern. 


Rupertus Dei gratia episcopus Argentinensis Alsatiaeque landgravius etc. 
universis et singulis presentes litteras inspecturis salutem in Deo, qui est 
omnium vera salus. Pastoralis officii cura nobis super cunctos nostrae dioe- 
cesis subditos injuncta nos invigilare remediis subjectorum, eorum periculis 
obviare et scandala removere competit, sane dilecti nobis in Christo incolae, 
habitatores et universitas villae Capell prope Rodecke et infra districtum villae 
ejusdem degentes et morantes infra limites parochialis ecclesiae sancti Stephani 
villae Acheren superioris nostrae dioecesis nobis exposuerunt, quod licet ecclesia 
villae ejusdem in Capell fontem baptismalem, coemiterium benedictum et alia 
jura parochialia habeat, ipsa tamen ecclesia in Capell sub. matrice ecclesia 
sancti Stephani constituta sit, et ipsae ambae ecclesiae per unicum curatum 
regantur et curentur, quodque curatus ecclesiarum earundem apud ipsam ma- 
tricem ecclesiam habitet et moretur, atque ipsa villa Capell et illi adjacientia 
loca a parochiali matrice ecclesia praedicta tantum distare perhibeantur, ut 
hiemali et aestivali temporibus, maxime cum pluviae et nives inundant, curatus 
dictae matricis ecclesiae non valet congruis temporibus infirmos et alios in 
villa Capell habitantes perministrandis illis ecclesiastica sacramenta adire et 
animabus eorundem consulere, propter quae nonnullos ex illis sine ecclesiasticis 
sacramentis decedere contingit, et id ipsum futuris temporibus contingere et 
evenire formidatur non sine magno animarum suarum dispendio. Cum autem 
dicta ecclesia in Acheren, ut subjungebant, ita redditibus et proventibus abun- 
dare dicatur, quod praeter villae in Capell proventus minister illius, si quem 
et ejus habitatoribus deputari contingeret ex illis convenienter valeret susten- 
tationem habere. Petiverunt praeterea exponentes supradicti suo et dietae suae 
universitatis nomine, quatenus ipsis et incommoditatibus animarum ipsorum in 


328 


praemissis et circa ea salubriter providere ecclesiamque in Capell filiam dictae 
matricis ecclesiae in Acheren ab ipsa ecclesia matrice separare et dimembrare 
atque ipsam ecclesiam in Capell in parochialem ecclosiam cum suis fonte bap- 
tismali, cemiterio, campanili, campanis et aliis juribus parochialem ecclesiam 
designantem erigere deputare, necnon perpetuum vicarium, qui animas in ipsa 
villa Capell habitantes curet, regat et gubernet, ipsi ecclesiae et habitantibus 
dare et concedere nostra autoritate ordinaria dignaremur. 

Nos igitur Rupertus episcopus praefatus attendentes petitionem hujusmodi 
fore justam et salubrem et quod nos in nostra dioecesi nedum spiritualium sed 
et temporalium ad ecclesias singulas sub nostra jurisdictione consistentes et ad 
illas spectantes sanctorum patrum oraculis testificantibus ordinatos (sic?) sumus 
in cunctis pensamus pericula animabus habitantium in villa Capell praedicta 
imminere, nisi paternae provisionis remedio consulatur eisdem, et propterea 
spiritualia temporalibus et animas hominum predictorum nobis creditas pre- 
tiosas rebus temporalibus praeponere cupientes, prout debemus juxta sacrorum 
Apostolorum canonem et legum sanctarum exempla, probamus ideirco autori- 
tate nostra ordinaria periculis animarum predictarum, ne homines et habitantes 
in villa Capell propter distantiam locorum praedietorum sine confessione aut 
aliis ecclesiasticis sacramentis decedere contingat et animam curati in Acheren 
a periculo hujusmodi eripere volentes de consensu et voluntate dilecti nobis in 
Christo Joannis Bergzaberen, perpetui vicarii in Acheren, supradictas ecclesias 
in Acheren et in Capell ab invicem separavimus, dividimus et dimembramus, 
eandem ecclesiam in Capell in parochialem ecclesiam erigentes et facientes cum 
fonte baptismali et aliis juribus parochialibus parochialem ecelesiam consti- 
tuentes et nihilominus dilecto nobis in Christo Wenceslaum Fabri de Liechtem- 
berg, presbyterum Moguntinensis dioecesis apud nos de vitae et morum honestate 
commendatum, in perpetuum vicarium ejusdem ecclesiae in Capell instituentes 
et ipsum praeficientes curam et regimen in spiritualibus et temporalibus sibi 
plenarie committendo ita, quod ipse Wenceslaus et alii in ipsa ecclesia in Capell 
perpetui vicarii pro tempore apud eandem ecclesiam personalem facere resi- 
dentiam nec non omnia et singula papalia, episcopalia, imperialia et regalia jura 
onera impositiones, collectas et charitativa subsidia qualitercunque vocentur 
praefatae ecclesiae in Capell pro tempore incumbentia sine nostra et vicarii in 
Acheren conturbatione et subsidio sustinere et supportare teneantur et ut honor 
competens matrici ecclesise in Acheren in ecclesia in Capell restituatur, do- 


minus Joannes perpetuus vicarius ecclesiae in Acheren praedictae et ejus in 


ipsa ecclesia successores, quotiens ecclesiam in Oapell prediectam abbinc vacare 
contingit, presbyterum habilem et idoneum ad ecclesiam eandem instituendum 
nobis tanquam vero ipsius ecclesiae patrono praesentabit; et nihilominus omnes 
et singuli utriusque sexus homines praefatae ecclesiae in Capell subditi aetatem 
legitimam communicationis et perceptionis sacramenti Eucharistise habentes de 
singulis laribus seu domibus incolarum et habitantium praedictorum de quali- 
bet domo seu lare unus dumtaxat singulis annis in festo gloriosae ascensionis 
Domini nostri Jesu Christi matricem ecclesiam sancti Stephani predietam cum 
reliquiis processionabiliter visitare et in signum recognitionis singuli unum 
denarium Arg. offerre debebunt et tenebuntur atque ad hoc faciendum obligati 
sint et astricti; et insuper cum os bovis triturantis alligari non debeat et altari 
serviens de altari vivere debeat cum ad onus assumptus non debeat a mercede 
repelli, volumus, statuimus et ordinamus voluntate et consensu, quibus suprs, 


329 


ut vicarius perpetuus ecclesise in Capell praediotae omnes et singulas infra 
limites et metas villae ejusdem in Capell vini et alias decimas ceterasque 
ecclesiasticas obventiones, proventus et emolumenta provenientia, decimis ma- 
joribus praedialibus, quae ad nos et ecclesiam nostram et illius praesulem pro 
tempore pertinent, dumtaxat exceptis percipere, levare et consequi debeat; in- 
super vicarius in Acheren legata, quae socio in divinis in Acheren facta sunt 
per Christi fideles in libro animarum in Capell descripta de vetere .percipere 
et divinis ibidem propter hoc interesse; legata vero, quae perpetuo vicario 
eccelesiae in Acheren superiori facta et donata sunt, perpetuus vicarius in Capell 
pro tempore similiter levare, percipere et consequi possit et valeat; et ut 
curatus ecclesiae in Capell jam dietae pro tempore existens commodius et con- 
venientius vitae necessaria habere possit et valeat, incolae et habitatores atque 
universitas villae Capell predicti pro se et suis successoribus atque heredibus 
universis se ipsos atque heredes et successores predictos pro supra et infra 
scripta tenenda et adimplenda curato et vicario in Capell pro tempore vice ejus 
stipulandum et recipiendum obligarunt et adstrinxerunt et nihilominus prata se, 
possessiones pratorum in distrietu Capell sitorum, de quibus curatus seu vi- 
carius praedictus duas aut tres vaccas annuatim enutrire et sustinere valeat, 
necnon decimas in Breymoltzwalde infra limites ecclesise in Capell sito, ac 
redditus duarum librarum denariorum Arg. curato seu vicario praedicto in 
Capell per scultetum villae in Capell pro tempore nomine universitatis villae 
ejusdem de universis proventibus et obventionibus ejusdem universitatis per- 
petuis temporibus singulis annis in festo s. Martini episcopi dandos et tra- 
dendos, persolvendos et praesentandos donarunt, dediderunt et tradiderunt. Et si 
vicarius perpetuus ecclesiae predicetae annue ex fructibus, redditibus, proventibus, 
juribus et obventionibus ecclesiae ejusdem per eum percipiendam et levandam 
summam quinquaginta florenorum rhen. percipere et levare non possit, nec ipsi 
fructus, redditus, proventus, jura, obventiones et emolumenta summam hujus- 
modi inferre possint, ex tunc Joannes Hund scultetus, Nicolaus Vorterueft (Vor- 
wurst ?), Henricus Asynenelich, Jacobus dictus ber jung $acob, Heinze dictus Bihel- 
heinze, Matbias dietus Rothen Mathis, Joannes dietus Ruoßhans et Nicolaus dictus 
Erber incolae et habitatores dietae villae Capell suis et universitatis incolarum 
et habitatorum villae ejusdem pro se et eisdem universitatis incolis et habi- 
tantibus, successoribusque et heredibus suis universis de suis privatis et pro- 
priis atque universitatum incolarum et habitantium singularumque personarum 
praediis, bonis, possessionibus et redditibus portionem et competentiam congruam 
curato, vicario praedicto pro tempore ad nostram seu succeasorum nostrorum 
et vicariorum nostrorum in spiritualibus pro tempore dictamen et rationem dare 
et assignare per fidem loco juramenti ab ipsis corporaliter praestitam pro- 
miserunt, ex quibus vicarius et curatus praedictus pro tempore vitae necessaria 
consequi et habere possit, valeat et debeat. 

Quae omnia et singula praemissa dominus Joannes perpetuus vicarius in 
Acheren, necnon Joannes Hund scultetus et incolae villae in Capell praenomi- 
nati suo et incolarum, habitantium et universitatis villae ejusdem nominibus ac 
pro eisdem et eorum heredibus ac successoribus universis attendere, adimplere, 
servare, tenere sub poena dupli stipulatione solemni interveniendum, quae 
totiens committatur et exigi possit, in singulis capitulis quotiens contra factum 
seu contraventum fuerit, quae poena soluta vel non certa et firma maneant 
omnia et singula supra et infra scripta insuper reflcere et restituere curato 


330 


seu vicario praedicto pro tempore omnia et singula damna, expensas et in- 
teresse, quae et quas fecit, in judicio vel extra vel alio quovis modo et de 
his credere suo simpliei verbo sine juramento vel approbatione aut aliquavis 
causae cogitatione. 

Pro quibus omnibus et singulis firmiter observandis et adimplendis supra- 
‚dieti Joannes Hund scultetus et incolae villae Capell nomine universitatis et homi- 
num ac singularium personarum ejusdem villae atque pro eisdem et ipsorum he- 
redibus et successoribus universis pracfato Wenceslao vicario et curato et ejus 
successoribus omnia ipsorum bona eidem vicario obligarunt et hypothecarunt 
et ea precario jure de ipsius vicarii et curati nomine et pro eo possidere con- 
stituerunt atque ad complementum et satisfactionem omnium praemissorum. 
Ita quod si praemissa non adimplerentur et curato seu vicario praedicto, ut 
praemissum est non satis fieret, liceat ex pacto curato seu vicario praedicto 
pro tempore propria autoritate et sine curiae eujuscunque pro damnatione 
vel aliqua denuntiatione praedietorum bonorum et quorum ex eis volvitur, in- 
gredi possessionem et accipere, ea vendere, alienare, aliis obligare et apud se 
pro justo pretio retinere et se indempnere servare tam de poenis, damnis et 
expensis, quam de sorte sine omnium exceptione legum juris et usus. Renun- 
tiaverunt autem dominus Joannes vicarius, Joannes scultetus necnon incolae 
villae Capellae superius nominati suo et quibus supra nominibus pro se et suis 
successoribus atque heredibus in universitate et villa praedicta universa ex- 
ceptionem bonorum hypothecatorum non designatorum ac doli mali, vis metus, 
fraudis infra avon .. indebit... et sine causa vel ex justa causa et ob turpem 
causam non sic negotii gesti aliter fuisse dietum scriptum vel actum et e 
converso omnem appellationem et reclamationem remedio restituendi in integrum 
juribus, privilegiis, statutis, gratiis, litteris, indulgentiis tam papalibus quam 
imperialibus, tam jure quam ab homine etiam motu proprio concessis et con- 
cedendis, omnique juris canonici et civilis auxilio, aliisque quibuscunque ex- 
ceptione et defensione, quibus uti et se juvare ac contra praemissa vel eorum 
aliquod facere dicere vel venire possent vel in aliquo se tueri, et specialiter 
Juri dicenti generalem renuntisationem non valere nisi praeceperit specialis. 
Quae omnia ac singula nos Rupertus episcopus praefatus ex certa scientia 
autoritate nostra ordinaria constituimus, confirmamus, laudamus et approbamus 
ac ab omnibus quorum interest vel intererit quosque hujusmodi tangit aut 
tangere poterit, negotium inviolabiliter volumus et praecipimus observari, ut 
autoritate praemissa omnia et singula ad supradictorum incolarum et habi- 
tantium instantiam in modum praetactum indulta per nos et juxta eorum ordi- 
nationem statuta et ordinata robur obtineant firmitatis ne ulla super eis dubita 
quaestio valeat suboriri. Nos memoratus Rupertus episcopus presentes litteras 
nostri pontificalis ac curiae nostrae Argentinensis et Joannis vicarii perpetui 
sancti Stephani sigillorum appensione dedimus communitas. Nos quoque judex 
curiae Argent. quia omnia et singula quemadmodum praescribuntur per Joannem 
Hund scultetum et incoias villae Capell praenominatos coram nobis judice in 
figura rite et legitime sunt peracta, idceirco sigillum curiae Argent. sigillo 
pontificali et reverendissimi domini nostri domini Ruperti episcopi Argent. 
Alsatiaeque landgravii praedieti necnon sigillo domini Joannis perpetui vicarii 
praedicti in majus robur et testimonium praemissorum fecimus coappendi. Nos 
quoque Joannes perpetuus vicarius necnon incolae, habitatores et universitas 
villae Capell praedicti recognoscimus et presentibus proftemur omnium et singu- 


331 


lorum praemissorum ordinationem, constitutionem et statuta cum inde secutis 
de nostris consensibus et bonis voluntatibus processisse. Ideirco eadem, quan- 
tum in nobis est, laudamus et approbamus ad praemissorum omnium invio- 
labilem observantiam rati habitionem et eorundem evidens testimonium ego 
Joannes perpetuus vicarius sigillum meum praesentibus adpendi. Nos vero 
Joannes Hund seultetus, Nicolaus Vorwurst, Henricus Asynenelich, Jacobus 
dietus ber jung, Jacobus Heintze dietus Biehl Heinge, Mathias dietus Rothen 
Mathis, Joannes dietus Ruß Hans et Nicolaus dietus Erber incolae et habi- 
tatores supradicti sigillis propriis carentes sub appensione sigilli praefatae 
euriae Argent. omnes consensisse et ad eadem quatenus nos concernere dino- 
scuntur, per omnia ac si propriis sigillis ea firmassemus, nos obligasse et obli- 
gatos esse et debere praesentibus attestamur. | 

Datum et actum VI. nonas Julii anno a nativitate domini nostri Jesu 
Christi millesimo quadringentesimo septimo. 

Karlaruhe, General:fandesarhiv. Straßburger Gopialb. 769. 


II. 3686. Mai 3. Wilhelm Egon von Sürftenberg, Bifhof zu Straßburg, erwirbt 
von feinem Domcapitel das Patronat der Piarrtirhe zu Offenburg Behufs 
Errichtung einer praebenda theologalis. 


In nomine Domini amen. Praesenti hoc publico cessionis, declarationis, 
transactionis et conventionis instrumento cunctis et singulis palam notescat, 
quod anno salutis a nativitate Domini nostri Jesu Christi millesimo sexcentesimo 
octogesimo sexto indictione nona sub pontificatu summi Christi in terris vicarii 
et universalis ecclesiae pastoris Innocentii undecimi anno suae sanctitatis X. 
sub gloriosissimo regimine christianissimi Galliae et Navarrae regis Ludovici 
magni hujus nominis XIV. anno suae majestatis XLIII®, Argentinae in curia 
Nesvillariensi nuncupata horis ante meridianis inter undecimam et duodeei- 
mam die vero tertio mensis Maji in mei notarii apostolici et regii testiumque 
infra nominatorum et rogatorum praesentia Constitutus personaliter illustris 
et strenuus dominus Philippus de Joosten episcopatus Argent. cancellarius et 
eoncilii aulici praeses pluribus vivae vocis oraculo exposuerit, quatenus reveren- 
dissimus et celsissimus princeps ac dominus dominus Guillielmus Egon episcopus 
Argent. 5. R. imperii princeps, landgravius Alsatiae et de Furstenberg, comes 
de Heiligenberg, Werdenberg et Loigne etc. plus quam paterna sollieitudine eo 
clementissime intueatur, ut pro bono publico in sua ecclesia cathedrali theolo- 
galem ! fundare possit, considerando hanc fundationem faciliorem non posse 
sortiri effectum, quam per unionem et incorporationem rectoratus ecclesiae 
parochialis civitatis Offenburgensis siti in episcopatu Argent. trans Rhenum, 
eujus liberam cessionem summum capitulum obtulit sub conditionibus, quas per 
syndicum dominum Hermannum Halveren dictae suae celsitudini exhiberi et 
exponi fecerit. Quando quidem memorata sua celsitudo hasce conditiones gratas 
et acceptas habuerit easque vigore suae declarationis datae et Parisiis idiomate 
Gallico sexta Aprilis anno currente 1686 propria manu subscriptae gratas ha- 
beat et acceptet; itaque plenipotentialiter et specialiter mandaverit ipsi domino 
suo cancellario Philippo de Joosten cum alte fato capitulo tractandi et con- 


i Theologalem seil. praebendam. (Siebe bie Beftimmungen bes Goncils von 
Trient sess. V. de ref. c. 1 über ben canonicus theologus. (Anm. d. R.) 


332 


veniendi eaque intuitu hujus contractus observandi, quae necessaria et oppor- 
tuna judicaverit super conditionibus propositis eo modo quo sequitur, scilicet 
quod summum capitulum cessurum et translaturum sit jus collaturae et patro- 
natus rectoratus Offenburgensis reverendissimo et celsissimo domino episcopo 
et ejus successoribus in episcopatu Argent. Pro effectu hujus et mediante hac 
cessione sus celsitudo et ejus successores summum capitulum non solum a 
censu et summa capitali quatuor mille florenorum seu octo millia librarum Galli- 
carum proveniente de capitali duodecim mille florenorum, de quibus sua celsi- 
tudo jam oeto mille florenorum in se suscepit pro supplemento fundationis 
collegii J. J. Molshemiensis, sed etiam a solutione census trecentorum florenorum 
Germanicorum annuatim contribuendorum pro decimario Argent. exonerabit et 
liberabit, prout vigore hujus instrumenti exonerat et liberat, conditione tamen 
hac apposita, quod saepe fatae celsitudini collatio duorum locorum, quae loca 
in dicto seminario summum capitulum conferenda habet, competitura sit, et de 
cetero potiatur jure successionis in hereditates ab intestato non solum vica- 
riorum, capellanorum et ceterorum praebendariorum majoris ecclesiae, sed etiam 
parochorum et capellanorum, qui dependent a nominatione dicti summi capituli 
reservato et manente tamen decano et capitulo in vicarios, sacellanos et chori- 
socios omnimodo jurisdictione. Hisce mature deliberatis et communicatis hine 
inde consiliis praesente nomine et vice alte fati summi capituli reverendissimo 
et celsissimo prineipe ac domino domino Philippo Eberhardo Josepho principe 
Murbacensi, comite de Loewenstein-Wertheim, Rochefort, Montaigu etc. metro- 
politanae et cathedralis ecclesiarum Coloniensis et Argentinensis canonico capitu- 
lare et respective custode etc. et adstantibus domino Hermanno Halveren syn- 
dico, domino Luca Weinemann et domino Andrea Jaeger consiliariis et secretario 
super prae insertis punctis, clausulis, articulis et conditionibus utrimque trans- 
actum, contractum et conventum eaque omnia et singula, uti praefertur et 
scripta sunt, grata rata et accepta ab utraque parte habita sunt, mediante datis 
manibus et singulis praemissis tam bene memoratus dominus mandatarius 
Philippus de Joosten nomine reverendissimi et celsissimi episcopi et principis 
Argent. quam alte supra fatus reverendissimus et celsissimus princeps Murba- 
censis pro parte reverendissimi capituli sibi a me unum vel plura publicum 
seu publica confici et tradi petierunt instrumentum vel instrumenta. 

Acta sunt haec anno, indictione, pontificatu, regimine, mense, die, horis et 
locis quibus supra, praesentibus, audientibus et intelligentibus nobilibus et 
doctissimis domino Joanne Christoforo Becker, notario apostolico et domino 
Jacobo Boum, juris utriusque studioso tanguam testibus ad praemissa pro testi- 
monio specialiter vocatis, habitis et requisitis hic Argentinae commorantibus. 

Et quia Ego Joannes Wolfgangus Contz sacris apostolica et Christia- 
nissimi regis gratiis et auctoritatibus notarius publicus praeinserto cessionis, 
promissionis, assecurationis, confirmationis, recognitionis, acceptationis et 
stipulationis actui cum supra nominatis testibus continuo personaliter praesens 
interfui eaque omnia et singula, ut notata sunt, fieri vidi et audivi, hine praesens 
hoc publicum instrumentum desuper erexi, propria manu scripsi, subscripsi et 
appendente consueto meo notariatus sigilio roboravi, requisitus in fidem. 


Joannes Wolfgangus Contz, notarius apostolicus 
et regius. 


Karlsruhe, GeneralsLandesarhiv. Straßburger Gopialb. 769, 


333 


Notizen aus den Hagnaner Sterbregiftern von den Jahren 
1632 — 1636. 


Mitgetheilt von Pfarrverweier Dr. A. v. Hüppfin. 


Die Pfarrbüder von Hagnau gehen zurüd biß zum Jahre 1571. 
Bon 1632 an wurde der Drt erjt durch Einfälle der Franzojen und 
Schweden, dann durch die Peſt ſchwer heimgejucht und halb entvölfert. 
Zu Beginn des breigigjährigen Kriege ſcheint die Einwohnerzahl nad) 
Mafgabe der Geburten und Sterbfälle circa 600 betragen zu haben. 
Pfarrer in Hagnau war von 1629 biß 1636 Sigismund Molitor, 
Doctor der Theologie, von deſſen Hand die nachſtehenden Angaben jtammen. 

Die erften Einträge, welche auf die hereinbrechende Kriegsnoth Hin= 
deuten, finden fid im Jahrgang 

1632. Bon dieſem Jahre find 30 Sterbfälle verzeichnet, worunter 
folgende zwei: 

Julius. 1. Die mihi incognito, cum Suedico tumultu in vicinia grassante 
una cum aliis sacerdotibus et parochianis fuga salutem quaesierim, contigit, 
Conradum Mesmer, unum ex judicibus nostri pagi, equo insidentem, tyrannis 
illis Suedicis militibus prope Immenstad obviasse, ovemgue inter lupos trepi- 
dasse, et tandem ab iisdem, nescio quo infortunio, causam enim dedisse haud 
existimo, cum sibi loquendo temperare sciverit et utique in hoc periculo di- 
dicerit, sed frustra, mactatum, globis petitum, gladioque interemptum interiisse, 
sine S. Sacramentis quidem mortuum, sed homo multae pietatis, diligentiae in 
frequentanda Ecclesia, multique laboris pro communi bono, quis seit, si forte 
consecutus sit misericordiam, veniamque peccatorum dolens ultimo in agone, 
sepultusque in Immenstad acquiescit. 

2. Non absimili crudeli morte interemptus interiit, eadem in furia Sue- 
diea, M. Hanns Berth, faber ferrarius, unus ex 24 nostri pagi directoribus, 
nolens fugam arripere, sed aetate provecta impeditus, lethalique globo in via 
trajectus, sine sacramentis quidem, utpote nullo sacerdote praesente, sed a suis 
admonitus, pie, uti speramus, utpote pius et in frequentandis divinis assiduus, 
moritur et apud nos sepelitur, requiescat in pace, Amen. 


Bom Jahre 1633 find 37 Todesfälle verzeichnet, darunter einzelne 
in Folge von „phrenesis vel febris Ungarica*, welche Krankheit als 
von Soldaten eingejchleppt bezeichnet wird: 


Die 4. (Aprilis) moritur Jacobus Salomon, denuo provisus omnibus sacra- 
mentis, cum primum in septimans s. ea frequentasset, bonus senex, in divinis 
assiduus, specie febris Ungaricae aut phrenesis; reliquiae hae sunt mili- 
tum aegrotorum hic inter sanos degentium, — et 5. die sepelitur. 


Bon Jahre 1634 find bis zum September 89 Todesfälle verzeichnet, 
mit Ausnahme bes erjten ohne nähere Angabe de Datums, wie aud) 
ohne Anmerkung über Empfang ber heiligen Sacramente. Später werden 
nachträglich abgehaltene Erequien für die während diefer Monate Ber: 


334 


ftorbenen notirt. Es hat ſich während biejer Zeit ber Pfarrer, mohl 
mit dem größten Theil ber Einwohnerſchaft, wiederum auf der Flucht 
befunden. Als durch ſchwediſche Soldaten getödtet find u. a. folgende 
aufgezeichnet: 

Reverendus dominus Thomas Zürkhius, nostrae ecclesiae primis- 
sarius, a Sueco gladio interfectus, prope silvam Kürchenbergensem, huc por- 
tatur ad sepulturam, 

Michael Storkh, ludimagister et aedituus noster prope Kippenhausen 
a Suecis globo trajectus ibidem sepelitur. 

Joannes Kayser, Ueberlingae lethaliter a Suecis vulneratus cum in- 
fante moritur etc. 


Am Ende der 89 Sterbfälle findet fih die Bemerkung: 

Hi omnes et forte plures, grassante furia Suedica, partim in fuga salutem 
Ueberlingae, Constantiae, Münsterlingae et hinc inde dispersim in Turgoja asy- 
lum quaesiere, aut domi lectis affıxi remansere, verberibus a Suecis excepti, 
gravissimis, fame, inedia, febri Ungarica, medicis destituti, ad pauperiem redacti 
interiere. Requiescant in pace. 

Vom September ab folgen wieder genaue Aufzeichnungen der Sterb- 
daten (September: 3, Detober: 4, November: 2, December: 3, — ohne 
Erwähnung eine gewaltjamen Todes). 

Bon den verzeichneten Erequien mag noch folgende Notiz bier Plak 

finden: 
s Die ima (Octobris), quae fuit Dominica 17. post Pent., exequiae habitae 
M. Jacobi ®jeller, judieis et quidem primi, ut vocant, post Amannum, qui 
specie febris Ungaricae Ueberlingae mortuus, huc vectus et sepultus est, et 
Joannis Röſch, judieis et ecclesiae procuratoris, qui in obsidione Ueberlingana 
lapide, globo tormentario soluto, et cadente ictus, mox spiritum Deo reddidit, 
ibique sepeliebatur. 

63 folgt nun dad Peſtjahr 1635 mit im Ganzen (bis zum 
25. October, mit welchem die Aufzeihnungen ſchließen) 270 Sterbfällen, 
melde fih auf die einzelnen Monate folgendermaßen verteilen: im 
Sanuar, Februar, April, Mai je 1 Fall, im März 2, Juni 5, Juli 10, 
Auguft 118, September 79, October 51. 

Bon Kinzelheiten jeien angeführt: 

Die 23. (Junii) moritur Barbara Böllin sine sacerdote, sine sacramentis, 
nemine quidquam sciente, fame, ut probabile, interempta, mane 4ta hora 
adhuc loquens suo fratri Laurentio, petensque panem famelica, sed ob pauper- 
tatem non accipiens, redit ad lectum, ibidemque quasi post duas horas demor- 
tua invenitur; respondeant, qui neglexerunt, nec quenguam sacerdotem avisarunt, 
tam serio monui rogavique pro concione omnes domesticos, ut suis aegrotis 
tempestive confessarios accerserent, sed surdis, ut video, clamavi. 

Der erfte auf die ausbrechende Peſt zurüczuführende Todesfall ift, 
wie e3 jcheint, folgender: 

Die 29. (Julii) moritur Lucia Leübin puella, provisa poenitentiae et 
unctionis Sacramentis, morbo sat suspecto, inde noctu clam sine 





335 


solitis caeremoniis sepelitur, grassante alias morbo conta- 
gioso. Unmittelbar hierauf: 

Eodem jtarb Hanns Sorgen ain Chünd, et sepelitur sine pulsu. 

Die 30. moritur Catharina Schöppin puella, morbo sat suspecto, provisa 
omnibus sacramentis, et noctu sine pompa funebri sepelitur. 

Die 31. moritur Maria ®iolin, soluta, provisa sacramentis poenitentiae 
et Eucharistiae, ob suspicionem et timorem populi sat mane sepelitur. 


Bon hier häufen fih, wie aus obiger Zujammenftellung erfichtlich, 
die Sterbfälle in rapider Weile und erreichen vom 1. Auguſt bis zum 
16. die Höhe von 46, vom 16. bis Ende Auguft die Zahl 72. Die 
höchſte Mortalität bezeichnet der 13. Auguft mit 11 Todesfällen. Die 
Todten werden num vielfach noctu, sine pulsu und zu dritt oder viert 
in eodem tumulo beerdigt, Bemerkenswerth aber ift, daß bei falt 
allen Todesjällen Erwachſener mit ganz wenig Ausnahmen die Notiz: 
provisus omnibus sacramentis fich findet. 


Im Einzelnen find zu erwähnen: 

Die 20. (Augusti) moritur optime provisus omnibus sacramentis reverendus 
dominus Jacobus Petrejus, beneficii S. Cyrilli apud nos Capellanus multorum 
annorum, strenue et indefesse laborans in vinea Domini pro salute animarum, 
omnium luctu publice cum pulsu sepelitur in proprio tumulo. 

Item (die 26.) honoratus vir Menradus Ainſer, postquam tempore pacifico 
et bellicoso multis perfunctus esset officiis, pagi enim ludimagistrum, scribam, 
amannum et denuo ludimagistrum et ecclesiae aedituum egit, moritur omni- 
bus provisus sacramentis et merito cum pulsu in proprio tumulatur tumulo. 
Ecclesise nostrae pro cera et oleo 20 fl. legavit. 

Die 23. (Septembris) moritur Casparus Luib, studiosus, praeterita die 
huc Constantia veniens, noctu vitam cum morte commutat et cum aliis sepelitur. 

Die 25. moritur rev. D. Joannes Steffelin, B. Virginis Mariae capellanus, 
pridie adhuc dixit sacrum, sedens sine extrema unctione extinguitur, multis 
effectibus pravis concurrentibus, sacerdotaliter vestitus in proprio tumulatur 
tumulo cum pulsu. 

Eodem noctu (29. Sept.) circa 10. moritur in Christo sanctissime rev. D. 
Joannes Jacobus Etraßburger, nostri pagi ad 3 menses primissarius, qui hoc 
tempore luctuoso et pestilenti dies noctesque in vinea Domini strenue et inde- 
fesse laborans pro salute animarum, vocatus omnibus, ut notum, non solum in 
spiritualibus, sed et in corporalibus inserviens, saepius etiam monitus, ut sibi 
caveret, non solum uni sed multis aliis viveret, et non ita diu apud unum- 
quemque moraretur cum propinquo periculo vitae, non destitit tamen, nimio 
animarum zelo correptus, inde pestem hauriens, duobus diebus decubuit, et 
provisus omnibus sacramentis, maximis in doloribus vitam placidissime, semper 
Jesum et Mariam iovocans finiit, sequenti die, magno totius pagi luctu, et meo 
singularissino cum dolore sepelitur in proprio tumulo, ubi olim rev. D. Schuo— 
mader parochus requievit, cum pulsu. 

Item (die 10. Oct.) Jerg Pfaw von Walbburg moritur sine sacramentis, 
parocho nibil sciente, cui tamen ducatos novem legavit, ut quotannis pro eo 
unum diceret sacrum. 


336 


Mit dem 30. October hören die Aufzeichnungen be Pfarrers 
Molitor auf, und fcheint biefer um biefe Zeit feinen drei Mitbrübern 
Petrejus, Steffelin und Straßburger im Tode nachgefolgt zu fein!. Die 
Einträge in den Pfarrbücern beginnen erſt wicher mit März; 1636, 
unter M. Joannes Schwartz, Vicarius. 


1485. Sebr. 25. Erenteut, Gräfin von Werdenberg, geb. Gräfin von 
Staufen, fiftet einen Jahrtag in der St. Martinsfirde zu Staufen, 
abzubalten durch den Decan und das Kapitel Breilad. 


Mitgetheilt von Piarrer Staudenmaier zu Sulz. 


Ih Erendrut, Gräfin von Werdbemberg, geporn von Etouffen, Bekenn 
mid) offennlih vnd tün funt aller menglic mit dem briefe, das Jh mit dem Mol- 
gepornen Graf Jörger grauen zu Tüwingen, herren zu Liechtnegk, minem lieben Vetter 
vnd wiſſentlichem gefegtem vogt; deßglich ouch mit Rat, Wiffen und Willen der Wols 
gepornen Hern Trutperts und Martins gebrübere, fryherren zu Stouffen ouch miner 
lieben Bettern, mit güter zittlicher vorbetradtung, gefundt libs vnd ſynnen, zü bem 
ziten, ba id) das wol getan mocht, nit mit liſten, worten noch geuerben hinberfomen, 
funder vß eignem gütem willen, vorab Gott dem Almechtigen, Einer Hochwirdigen 
Müter der Jungfrowen Marien, vnd bem Heiligen Himelfürften Sannt Martin zü 
Lob vnd Eren, Duch des Molgepornen Herrn Graf Wilhalms, grauen von Werbem: 
berg vnd Sanagaza (Sargans), mins lieben Herren und Gemahels miner vnd unnier 
beider Vatter, Mütter, Brüder, Sweſter, vorbern vnd nachkomen feligen felen zü troft, 
beil und feliger güter gebechtnuß, recht vnd redlich, einer vffrechten, fteten, ewigen, 
onmwiberrufflihen gabe vff vnd übergeben hab, vnnd gib wiffentli in crafft bis briefs 
ben Erbern Bläfin Haffner vnnd Hannſen Egkenpurger, beiden bifer zit wiſſentlichen 
gelegten pflegen an flat ond in Nammen Sannt Martins filden zu Stouffen zwen 
guldin geltes mit zinß vnd hvuptgüt von vnd vß minen zwengig guldin Jerlicher 
gült, fo ich hab vif Sannt Martinstag vfj dem Ampt z& Landſere?; alſo dz die bes 
nanten pflegere und alle Ire nachkomen pflegere an der egemelten kilchen flatt foliche 
zwen guldin gelts vß der bemelten miner gült zü Landſere yeg vff Sannt Martins: 
tag nechſtkünfftig vnd dannent hin ale Zar vff Sant Martinstag Innemen an ber 
filhen buw, nug vnd notburfft bruchen vnd bewenben jollent. Alles mit ſolicher 
ordnung, beding und underfheid, das die benanten Eannt Martins pflegere und alle 
Sr nahfomen binfür alle Jare vff Sannt Annentag oder Innerthalb acht tagen Dauor 
oder darnach vngeuerlih, So benn die Erfamen Herren Dechan und Gemein Gap: 
pittel von Brifad mins lieben Herren und gemahels, min, vnd vnnſer vordern 
jeligen Zarzit zü Stouffen halten und begon follent, Darvmb Ih Inen fünff guldin 
Serlicher gült, ouch vff minen zwengig guldin gets ab dem Ampt Landjere zügeorbnet 


ı 68 bejtunden damals in Hagnau neben ber Pfarrei vier Caplaneipfründen: 
1. Unfrer lieben Frauen Pfründe, gefliftet von der Gemeinde Hagnau 1463. 2, Frübmeh- 
pfründe S. Sixti et Sebastiani, wahrſcheinlich 1400 geftiftet. 3. Pfründe S. Oyrilli, 
1464 errichtet von Joharmes Steller. 4. Heilig-Ktreuz-Pfründe, 1515 von der Ge: 
meinde errichtet. 

2? Landfer, Drt im Sundgau (Anm, d. R.) 


337 


ond verfehriben had nach Iut des briejs Darüber begriffen, — ernſtlich barob fin vff— 
jehen vnd beftellen follent, das folih Jarzit alle Jar erlih vnd loblich gehalten, 
volzogen vnd dem nit abgeproden werde, wie denn das Innhalt des gemelten briefs 
angeſehen, befchriben vnd geordnet iſt. Es follent ouch die obgenanten Fildyenpflegere 
ond Ir nahlommen Serlichen zü bem bemelten Jarzit dargeben ein tuch vff bas grab 
ze ſpreyten, ouch fergen das grab zu belüdhten (? unleſerlich, wahrfcheinlih Weih) 
Rauch vnd anders, was fih zü eim folihen Jarzit zü gebrauden zimlich gepürt. 
Duch jollent bie pflegere zu dem bemelten Jarzit Zerlic einem Schulmeifter zü Stouffen 
geben einen fchilling Rappen, das er am Abend Seluesper vnd morn das vigilie vnd 
brü fingende Aempter, Namli das erſt vom Heiligen geift, das annber für bie Selen 
vnd das britt von vnnſer lieben frowen mit ben Schülern orbenlich helff befingen. 
Defiglih ouch einem Eigriften einen Edilling Rappen geben, bag Er bas grab mit 
tuchfpreiten, belüchtung ber Fergen vnnd berouchung vff ber kilchen koſten verfebe, 
ouch die gloden zü veder zit lüte oder ze lütende beftelle unnb alles bas tüge, bas Im 
fins Sigriften Ampts halb ze tünd gepürt, Alles trumlich, erberlih und ungeuorlichen 
Bund haruff fo gereb vnnd verſprich Ich obgenante Erentrut, gröfin von Werbens 
berg zc. x. mit bem egenanten minem gejegten Vogt für mid, alle min erben und 
nachkomen, Diefe vergabung, Selgeredt vnnd alle vorgefhhriben Ding under vnd 
fampt war, veft, ſtet vnnd onnerbrodenlich ze halten vnnd ze haben, trüwlich zü vol: 
füren vnd dawider nyemer ze reben, ze fomen, ze tün, ze fin, noch ze jchaffen, weder mit 
noch om gericht geiftlichem noch weltlihem genglib in feinen wege. Alle argelift, 
fünde, vßüge und geuerde bierinn zü vermiben vnd vßgefloſſen. Des alles zu warem, 
offnem, ftötem vrkund hab id Erentrut, Gräfin von Werbemberg, geporen von Stouffen 
obgenant min Inſigel mit wiffen tün benden an bijen brieff; vnd zü noch merer 
fiherheit mit ernft erbetten den vorgenanten graue Jörgen von Tüwingen, herren zü 
Liechtnegk, minen lieben vetter vnd gefepten vogt, das er fin infigel zü dem minen 
ouch heran bat Taffen benden, mith alle min erben vnnd nachfomen. Damit dirre 
ding ze überfagenbe (?), das ouch wir Jörg, Graue zit Tüwingen herr, zü Lichtnegf 
von ber vorgenanten fraw Erentruten vnnfer minnen ernftlicher bett vnd oud in 
vogts wife bekennen getan,haben, doch vnns vnd vnnſern erben in alle wege vn— 
ſchädlich vnd vnnergrerffen. Vnd ift dirre brieff geben vff freytag nochſt nach Sannt 
Mathias des Heiligen Zwölfiboten tag. Des Jares, als man von Criſti vnnſers lieben 
Herren geburt zalt vierghenhundert achtzig vnd fünff Jare. 

Die Siegel fehlen. Die Urfunde, im Privatbefig zu Lahr, ift ſchlecht gejchrieben 
auf Pergament, hat außen Archivzeichen. 

Das Eap. Breiſach begeht dieſen Zahrtag noch, Jo viel dem Einfender befannt ift. 


Freib. Diöc.»Arhiv. XVIIL 22 


338 


Zwei Auniverfarftiftungen von Joh. Nik. Weislinger ‘. 


Aus dem Pfarrbudh zu Kappel unter Robed. Mitgetheilt von F Dombdecan Schmidt. 


1) Die 29 hujug (m. Aug.) 1755, circa quintam matutinam 
obdormivit in domino plrü. rds. clarissimus D. Joannes Nicolaus 
Weislinger, definitor ac parochus resignatus, per quinque annos 
mutus et totus inhabilis, per apoplexiam sexies tactus; peritissimus, 
ut ex ipsius variis operibus polemicis typis datis patet, theologiae 
polemicae cultor; parochiae Waldulmensi quatuor annis, parochiae 
vero Capellensi viginti annis praefuerat.‘ Ecelesiae nostrae legavit 
60 fl. sive sexaginta florenos ut anniversarium pro ipsiüs anima 
celebretur, cum duobus sacris missis (P) cantetur. Fundatum anno 1755. 


2) Die qua (P) hujus (m. Febr.) celebrandum est anniversarium 
cum duobus sacris pro Balthasaro Weislinger, cive Suttlingae in 
Lotharingia Germanica, et Elisabetha Frautsch& uxore ejus p. m.; 
quod pl. rds. clarissimus D. Joannes Nicolaus Weislinger, pa- 
rochus olim hie et definitor, fundavit anno 1751, et legavit 50 fl. 
seu quinquaginta florenos. 


1 Ueber J. N. Weislinger vgl. den Auflag von Alzog im Diöc.-Archib— 
8b. I, S. 405. a